Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
57 kB
Datum
04.03.2008
Erstellt
29.03.08, 04:25
Aktualisiert
29.03.08, 04:25
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Inhalt der Datei
BESCHLUSS
über das Ergebnis der 15. Sitzung des Kreisausschusses am 04.03.2008 im Sitzungssaal I
des Kreishauses in Euskirchen, Jülicher Ring 32
TOP 9.2
Anregung des Herrn Adolf Schmitz aus Euskirchen-Stotzheim
vom 18.02.2008 gemäß § 21 KrO NW i. V. m. § 16 der
Hauptsatzung
hier: WestLB - Finanzielles Engagement der Kreissparkasse
Der Kreisausschuss beschließt einstimmig, die
Tagesordnungspunkte 9.1 und 9.2 zusammen zu behandeln.
Landrat Rosenke weist in seinen Ausführungen zuerst darauf
hin, dass die finanziellen Probleme bei der WestLB bereits
2002/2004 begannen. Mit Unterstützung der Sparkassen über
die Verbünde (RSGV, WLSGV) wurden seinerzeit die Defizite
aufgefangen. Zur Rating-Verbesserung der WestLB im Jahr
2004 wurde ein Reservefonds gegründet. Die Anteilseigner der
WestLB verpflichteten sich, 500 Mio. € in diesen Reservefonds
einzuzahlen, und zwar jeweils 250 Mio. € als Bareinlage und
250 Mio. € im Wege der Nachschusspflicht.
Die Anteilseigner der WestLB sind die Sparkassen- und
Giroverbände Rheinland und Westfalen mit je ca. 25 %, die
Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen mit je ca. 6 %
sowie das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der NRWBank mit ca. 38 %.
Seit dem Jahr 2004 sind in den Reservefonds ca. 100 Mio. €
eingezahlt worden, so dass wegen der momentanen
finanziellen Schieflage noch ca. 400 Mio. € so schnell wie
möglich zur Verfügung zu stellen sind.
In Beantwortung der Anregung 129/2008 weist Landrat
Rosenke darauf hin, dass über die weiteren finanziellen Schritte
nicht die einzelnen Kreissparkassen, sondern ein eigens
gegründeter sog. Reservefonds-Ausschuss entscheidet, der bis
zu einem Betrag von 500 Mio. € allein zuständiges Gremium ist.
Wie mittlerweile allgemein bekannt ist, ergibt sich ein vorläufiger
Jahresverlust 2007 der WestLB von ca. 1 Milliarde €. Weitere
Belastungen in Höhe von ca. 1 Milliarde € - aus nicht GuVwirksamen Bewertungsmaßnahmen - können sich ergeben.
Diese Verluste sind anteilig von den Eignern der WestLB zu
tragen. Darüber hinaus möglicherweise eintretende weitere
Verluste werden bis zur Höhe von 3 Milliarden € vom Land
NRW getragen. Somit stehen zur Risikoabschirmung des
WestLB Wertpapierportfolio von ca. 23 Milliarden € insgesamt 5
Milliarden € zur Verfügung.
Die Kreissparkasse Euskirchen, die am Rheinischen
Sparkassen- und Giroverband mit ca. 1,18 % beteiligt ist, hat
einen Anteil von 4,32 Mio. € zu tragen. Dieser anteilige Betrag
A 129/2008
der Kreissparkasse Euskirchen ist im Jahresabschluss 2007
bilanziert.
Ausgehend von dem Antrag 124/2008 der CDU-Fraktion und
der Anregung 129/2008 sollte hier nicht verschwiegen werden,
dass durch eine höhere Umlage des Landschaftsverbandes
Rheinland Nachteile für den Kreis Euskirchen entstehen
könnten. Für die Kommunen könnte es nachteilig sein, dass mit
einer geringeren Gewerbesteuereinnahme zu rechnen ist.
Nachteile sind für die Vereine aus den Erträgen der Stiftung und
für die Kunden, zum Beispiel durch Erhöhung der Kreditzinsen
bzw. eine Senkung der Einlagezinsen, nicht zu befürchten.
In der nun folgenden Aussprache bemerkt
Fraktionsvorsitzender B 90/Grüne Grutke unter Hinweis auf die
vorherigen Ausführungen des Landrates, dass es die
Globalisierung offensichtlich mittlerweile unmöglich mache,
ökonomische Prozesse auf Landesebene zu steuern. Der
Verlust von insgesamt ca. 5 Milliarden € falle im Endeffekt auf
den Steuerzahler zurück. Nach dem Bericht des Landrates
scheint die Kreissparkasse ohne größere Schäden aus der
jetzigen Krise herauszukommen. Was aber immer noch nicht
geklärt ist, ist die Zukunft der WestLB.
Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Reidt sieht für die WestLB
eine schwierige Zukunft voraus. Viele Landesbanken in der
Bundesrepublik haben schwerwiegende finanzielle Probleme
bekanntgegeben, wobei dies nicht nur bei den Landesbanken
zutrifft, sondern auch bei Privatbanken.
Für die Zukunft sei hier zu fragen, ob die Landesbanken über
die notwendige Professionalität verfügen. Sollten die
zukünftigen Überlegungen keine Lösungsansätze bieten,
müsse sogar überlegt werden, die Landesbanken zu schließen.
UWV-Fraktionsvorsitzender Troschke schließt sich den
Ausführungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden vom Grundsatz
her an. Zurzeit seien keine Lösungen erkennbar. Bei solide
wirtschaftenden Bankkaufleuten sei ein gewisser Frust
verständlich. "Glücksspiele" einzelner angeblicher
Bankfachleute gehen zu Lasten der Allgemeinheit, sprich des
Steuerzahlers. Ob der Zusammenschluss von Landesbanken,
der Verkauf einzelner Bereiche der Landesbanken oder
anderes für die Zukunft eine Lösung sei, müsse sich noch
zeigen.
Auf eine entsprechende Rückfrage des
Kreisausschussmitgliedes Häger (SPD) teilt der Landrat
ergänzend mit, dass für die finanzielle Schieflage der WestLB
neben den verantwortlichen Bankmanagern natürlich die
Aufsichtsräte verantwortlich zu machen seien. Eine
Entscheidung war es, den Vorstandsvorsitzenden zu entlassen.
Unstrittig sähen die Gremien weiteren Handlungsbedarf. Als
erste Konsequenz sei schon die Verringerung des Personals
angekündigt worden; des Weiteren sollen verschiedene
Handelsplätze der WestLB geschlossen werden.
Der Kreisaussschuss nimmt die vorstehenden Ausführungen
des Landrates zur Kenntnis.