Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
14 kB
Datum
10.12.2008
Erstellt
15.05.09, 09:42
Aktualisiert
15.05.09, 09:42
Stichworte
Inhalt der Datei
BESCHLUSS
über das Ergebnis der 20. Sitzung des Kreistages am 10.12.2008 im Sitzungssaal des
Kreishauses in Euskirchen, Jülicher Ring 32
TOP 27
Erwerb von forstfiskalischen Grundstücken
hier: Antrag der CDU-Fraktion
Vor Beginn der Aussprache zu dem vorliegenden Antrag
156/2008 der CDU-Fraktion weist Landrat Rosenke darauf hin,
dass er in dieser Angelegenheit bereits tätig geworden sei.
In einem Schreiben an den Ministerpräsidenten des Landes
wegen des geplanten Verkaufs von Staatswald habe er den
Erwerb durch den Kreis Euskirchen als eine mögliche
Lösungsalternative, den Wald in öffentliche Hand zu behalten,
vorgeschlagen. Die geplante Veräußerung des Waldes durch
das Land sei sowohl von den betroffenen Kommunen des
Kreises als auch von der Bevölkerung äußerst skeptisch
betrachtet und kommentiert worden. Aus seiner Sicht seien
außerdem negative Folgen für den Tourimus zu befürchten.
Aus diesen Gründen prüfe der Kreis Euskirchen zurzeit,
inwieweit er durch den Erwerb der Waldflächen in die jetzige
Position des Landes eintreten könne. Dies erfordere allerdings
einen Zeitablauf von mehreren Monaten, da wirtschaftliche und
rechtliche Betrachtungen anzustellen seien.
Die Vorsitzenden der im Kreistag vertretenen Fraktionen hätten
seinem Vorstoß zugestimmt. Allerdings sei ein offizieller Auftrag
des Kreistages erforderlich. Dieser Auftrag werde durch den
Antrag 156/2008 der CDU-Fraktion präzisiert.
Kreistagsmitglied Pick (CDU) nimmt in seiner Stellungnahme
Bezug auf die vorherigen Haushaltsreden der Fraktionen. Die
darin enthaltenen Passagen hinsichtlich des Verkaufs des
Landeswaldes seien aus seiner Sicht irreführend.
Auch in der Vergangenheit sei schon immer Grund und Boden
des Landes veräußert worden; dies gelte auch für die Zeiten, in
denen es eine Rot-Grüne Landesregierung gegeben habe.
Gegen den geplanten Verkauf von landeseigenen
Flächen/Wald - der im Übrigen seit langem bekannt und unter
anderem aus haushaltsrechtlichen Gründen
(Veränderungssperre) von der Landesregierung noch nicht
umgesetzt worden war - seien zum damaligen Zeitpunkt vor der
Veränderungssperre keine Einwände erhoben worden.
Der Beschluss des Landtages, die landeseigenen Flächen/den
Wald zu veräußern, liege vor. Wie aus den Medien bekannt ist,
sei ein Kaufinteressent vorhanden. Dass der Kreis Euskirchen
nunmehr als Erwerber auftrete, sei eine durchaus zulässige und
mögliche Option.
Herr Pick weist abschließend noch darauf hin, dass von ihm
kein Verkauf von landeseigenen Flächen bzw. von Staatswald
favorisiert worden sei. Er betrachte den Erwerb des
Landeswaldes weiterhin als eine Chance für die Region. Daher
A 156/2008
sollte dem Antrag der CDU-Fraktion zugestimmt und dem
Landrat ein entsprechender Auftrag zu den Verhandlungen
erteilt werden.
Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Schmitz weist darauf hin,
dass der Landrat bereits gehandelt habe, um die anstehenden
Verkaufsverhandlungen auszusetzen.
Unabhängig davon betrachte die SPD-Fraktion den Antrag
156/2008 der CDU-Fraktion als Wahlmanöver. Die SPD sei
grundsätzlich gegen den Verkauf von Staatswald eingestellt.
Allerdings könne der Antrag der CDU-Fraktion mit der Option
unterstützt werden, dass ein Verkauf der landeseigenen
Waldflächen in keinem Fall an Privatleute erfolgen dürfe. Der
Verkauf der Flächen z. B. an die Gemeinde Nettersheim stelle
eine andere Option dar, die durchaus unterstützenswert sei.
Die SPD-Fraktion halte es im Übrigen für erforderlich, den
Beschluss des Kreistages zu dem Antrag der CDU-Fraktion mit
einer Resolution zu verbinden. Darin sollte nochmals an das
Land NRW appelliert werden, die Waldflächen nicht an private
Nutzer zu verkaufen. Der Forst müsse unbedingt in öffentlicher
Hand bleiben. Soweit sich eine Veräußerung nicht vermeiden
ließe, sollte der Kreis Euskirchen sein Interesse am Kauf
dokumentieren.
Dieser Vorschlag der SPD-Fraktion hinsichtlich der Resolution
sei als Ergänzungsantrag zu betrachten.
Fraktionsvorsitzender B 90/Grüne Grutke nimmt Bezug auf die
vorherigen Ausführungen des Landrates und spricht sich im
Namen seiner Fraktion dafür aus, den Landrat entsprechend
tätig werden zu lassen. Dies sei aus seiner Sicht in der letzten
Sitzung der Fraktionsvorsitzenden auch so zum Ausdruck
gekommen. Insofern halte er den weitergehenden Antrag
156/2008 der CDU-Fraktion zum jetzigen Zeitpunkt für nicht
notwendig.
Grundsätzlich spreche sich die Kreistagsfraktion B 90/Grüne
wie auch die Landtagfraktion gegen den Verkauf des
Landeswaldes unter Berücksichtigung der bisher bekannten
Prämissen der Landesregierung aus. Der Antrag der SPDFraktion hinsichtlich der Resolution werde unterstützt.
Herr Grutke weist abschließend noch auf die aus seiner Sicht
bestehenden rechtlichen Bedenken (siehe Neufassung des
§ 107 ff. GO) hinsichtlich des Kaufs der Landeswaldflächen
durch den Kreis hin. Aus seiner Sicht sei ein Kauf durch den
Kreis so ohne weiteres nicht möglich. Die Landesregierung
sollte in jedem Fall von dem beabsichtigten Verkauf abgebracht
werden.
Landrat Rosenke verweist nochmals auf seine vorherigen
Ausführungen, wonach er mit seinem Schreiben an den
Ministerpräsidenten des Landes gebeten habe, das Verfahren
hinsichtlich des beabsichtigten Verkaufs der landeseigenen
Verkaufsflächen zu stoppen. Aus seiner Sicht habe er damit
einen entsprechenden Auftrag der Fraktionsvorsitzenden
ausgeführt. Unabhängig davon erachte er sehr wohl den
offiziellen Auftrag im Sinne des Antrages 156/2008 der CDUFraktion für erforderlich.
In Ergänzung seiner vorherigen Ausführungen teilt
Kreistagsmitglied Pick (CDU) mit, dass auf Antrag der
Landtagsfraktion der Grünen die geplante Anhörung im
Umweltausschuss des Landtages um ca. 4 bis 6 Wochen
aufgeschoben worden sei. Eine Resolution des Kreistages zum
jetzigen Zeitpunkt halte er nicht für sinnvoll.
In der Folge diskutiert der Kreistag kontrovers darüber, ob eine
zusätzliche Resolution zum vorliegenden CDU-Antrag 156/2008
sinnvoll sei oder nicht.
Während SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Schmitz den Antrag
seiner Fraktion aufrecht erhält, beantragt CDUFraktionsvorsitzender Reidt, keine zusätzliche Resolution zu
verabschieden und über den Antrag 156/2008 nunmehr
abzustimmen.
Des Weiteren wird darüber beraten, ob der Verkauf des Waldes
generell unterbunden werden sollte, ob ein Verkauf an
Privatleute nicht erfolgen sollte, wohl aber an die öffentliche
Hand, ob keine Resolution, wohl aber ein einvernehmlicher
Beschluss des Kreistages erforderlich sei. Die
Beschlussempfehlung der CDU-Fraktion aus dem Antrag
156/2008 sollte auf jeden Fall modifiziert werden.
Als Ergebnis dieser Diskussion ist festzuhalten, das das Land
Nordrhein-Westfalen die in seinem Eigentum befindlichen
Waldflächen verkaufen will. Eine Resolution des Kreistages des
Kreises Euskirchen sei daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr
Erfolg versprechend. Der Landrat sollte daher im Sinne des
Antrages 156/2008 beauftragt werden, tätig zu werden und in
einem Begleitschreiben an den Ministerpräsidenten darauf
hinzuweisen, dass die Waldflächen nicht an Private verkauft
werden sollten.
Daraufhin stellt Kreistagsmitglied Jülich (CDU) den
Geschäftsordnungsantrag, über den CDU-Antrag und die
weiteren Vorschläge getrennt abzustimmen.
Abstimmungsergebnis:
Mit Mehrheit dagegen
Daraufhin macht CDU-Fraktionsvorsitzender Reidt folgenden
Formulierungsvorschlag, über den nach einer kurzen
Sitzungsunterbrechung - in Abänderung des
Beschlussvorschlages aus dem Antrag 156/2008 - abgestimmt
wird:
Der Kreistag des Kreises Euskirchen spricht sich dafür aus,
dass die forstfiskalischen Waldflächen im Eigentum der
öffentlichen Hand bleiben.
Des Weiteren bekundet der Kreistag des Kreises Euskirchen
sein grundsätzliches Interesse am Erwerb der forstfiskalischen
Grundstücke mit der Bezeichnung „Eifelflächen“.
Er beauftragt den Landrat, mit dem Land Nordrhein-Westfalen
in entsprechende Verhandlungen einzutreten sowie die
notwendigen Vorklärungen mit der Kommunalaufsicht bei der
Bezirksregierung Köln einzuleiten.
Gleichzeitig erwartet der Kreistag Auskunft über die
Auswirkungen eines derartigen Erwerbs auf die Kreisfinanzen.
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig