Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
4,0 MB
Datum
20.11.2017
Erstellt
14.11.17, 15:03
Aktualisiert
14.11.17, 15:03
Stichworte
Inhalt der Datei
Wirtschaftsstudie Region Aachen
WIRTSCHAFTSSTUDIE
REGION AACHEN 2017
regionaachen.de
NRW
Deutschland
Region Aachen
Kreis
Heinsberg
Stadt
Aachen
Kreis Düren
StädteRegion
Aachen
Kreis
Euskirchen
46
1,3
Städte & Gemeinden
Millionen Menschen
WIRTSCHAFTSSTUDIE
REGION AACHEN
Region Aachen – Zweckverband in Zusammenarbeit
mit der Prognos AG
Düsseldorf und Aachen, 2017
INHALTSVERZEICHNIS
© as_seen / photocase.de
Wirtschaftsstudie Region Aachen
1. Leitmärkte kurzgefasst
Seite 7
1. LEITMÄRKTE
KURZGEFASST
BEWÄLTIGUNG VON
STRUKTURWANDELPROZESSEN DURCH
KONZENTRATION AUF
SPEZIFISCHE STÄRKEN
UND POTENZIALE.
SEITE 7 / REGION AACHEN
© rasslava / istockphoto.com
Wirtschaftsstudie Region Aachen
2. Wirtschaftliche Ausgangslage
der Region
Seite 11
2. WIRTSCHAFTLICHE
AUSGANGSLAGE
DER REGION
EINE HETEROGENE
REGION – AUF 3.525
QUADRATKILOMTERN
IST SIE HEIMAT VON
ÜBER 1,26 MILLIONEN
MENSCHEN IN
46 STÄDTEN UND
GEMEINDEN.
SEITE 11 / REGION AACHEN
© sajola / photocase.de
Wirtschaftsstudie Region Aachen
3. LEITMÄRKTE
DER REGION AACHEN
INFORMATIONS- + KOMMUNIKATIONSWIRTSCHAFT /
BILDUNG + FORSCHUNG /
PRODUKTIONSTECHNIK +
WERKSTOFFE / MOBILITÄT
+ LOGISTIK / ENERGIE-,
WASSER- + ABFALLWIRTSCHAFT / GESUNDHEITSWIRTSCHAF + LIFE SCIENCE
SEITE 23 / REGION AACHEN
REGION AACHEN / SEITE 4
3. Leitmärkte der Region Aachen
Seite 23
3.1 Informations- und Kommunikationswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.2 Bildung und Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.3 Produktionstechnik und Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.4 Mobilität und Logistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.5 Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.6 Gesundheitswirtschaft und Life Science. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Wirtschaftsstudie Region Aachen
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Wirtschaftsstudie Region Aachen
4. PERSPEKTIVEN UND
CROSS-INNOVATION
POTENZIALE
DURCH NUTZUNG VON
VERFÜGBAREN FORSCHUNGSERGEBNISSEN
ANDERER WIRTSCHAFTSZWEIGE KÖNNEN ZEIT
UND KOSTEN BEI DER
EIGENEN FORSCHUNG
EINGESPART WERDEN.
SEITE 63 / REGION AACHEN
4. Perspektiven und Cross-Innovation
Potenziale
Seite 63
4.1 Produktion der Zukunft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
4.2 Energie 4.0. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
4.3 Digitale Gesundheitswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4.4 Intelligente Mobilität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
© aeksorayoot / fotolia.com
5. Handlungsansätze für die
regionale Wirtschaftspolitik
Seite 74
5. HANDLUNGSANSÄTZE
FÜR DIE REGIONALE
WIRTSCHAFTSPOLITIK
WEIL ES GEMEINSAM
BESSER GEHT:
REGIONALE
VEREINBARUNGEN
ZUR UMSETZUNG.
REGION AACHEN / SEITE 74
Literaturverzeichnis. . . . . . Seite 83
Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 85
Abbildungsverzeichnis. . Seite 86
SEITE 5 / REGION AACHEN
© Thilo Vogel
Auf ein Wort
„Es denkt nicht für Dich“ – so lautete im vergangenen Jahr der Titel eines bekannten
Wirtschaftsmagazins zum Schwerpunkt Digitalisierung. Dieses Motiv gefällt uns und könnte
auch für die Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 wegweisend sein.
Wir wissen, dass Megatrends wie die Digitalisierung, die Energiewende, die älter werdende
Gesellschaft und wachsende Ansprüche an Mobilität und Logistik auch die Wirtschaftsentwicklung in der Region Aachen beeinflussen: Was diese globalen Entwicklungen für uns
bedeuten, welche Märkte der Zukunft wir mit Produkten und Dienstleistungen erfolgreich
bedienen können, wo wir hinwollen, was wir gestalten können, um die mit diesen Trends
verbundenen Chancen erfolgreich in Innovationen und Wertschöpfung für die Unternehmen
und die Menschen in unserer Region umzusetzen, dazu müssen wir uns eigene Gedanken
machen. Dabei sind die Lösungen für die Zukunft auf Basis der Ausgangssituation in der Region Aachen gemeinschaftlich für unsere Region zu entwickeln. Wir müssen unsere Stärken als „Forschungszentrum Deutschlands“
nutzen! Wenn man unsere Nachbarn in Belgien und den Niederlanden miteinbezieht – sind wir sicherlich auch
innerhalb Europas eine der innovativsten und lebenswertesten Regionen: hervorragendes technisches Potenzial,
gepaart mit einer gesunden mittelständisch geprägten Wirtschaft, einer lebendigen Start-Up-Szene und tollen
Ausbildungsmöglichkeiten in den Hochschulen und Betrieben, eingebettet in eine Grenzregion mit herausragendem Angebot für Kultur und Freizeit in den Städten und auf dem Land – unsere Ausgangslage ist hervorragend.
Den Ausgleich von Standortnachteilen, z. B. hervorgerufen durch den Strukturwandel in der Energiewirtschaft
dürfen wir dabei jedoch nicht aus dem Blick verlieren.
Im Rahmen des vom Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union
geförderten Projektes „Science Link – Business meets future“ haben wir das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos AG beauftragt, eine regionalwirtschaftliche Analyse für die Region Aachen mit der
Ausrichtung auf unsere Branchenkompetenzen und Innovationspotenziale zu erarbeiten: Erfolgreiche Regionen
konzentrieren sich auf ihre wachstumsstarken Branchen und ihre technologischen Kompetenzen und sie beziehen
nicht nur die Wissenschaft, sondern auch innovative Unternehmen in die regionale Entwicklung mit ein. Ihre
starken Branchen – die so genannten Leitmärkte – verbinden wirtschaftlich erfolgreiche Region mit den Märkten
der Zukunft, die durch die Megatrends geprägt sind.
Auf der Basis der systematischen Analyse der Ausgangsbedingungen der regionalen Wirtschaft wurden die
regionalen Leitmärkte, deren Perspektiven und Cross-Innovation-Potenziale herausgearbeitet: Informations- und
Kommunikationswirtschaft, Bildung und Forschung, Produktionstechnik und Werkstoffe, Mobilität und Logistik,
Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft sowie Gesundheitswirtschaft und Life Science – sind die sechs prägenden
Leitmärkte für die Region Aachen. Grundlage für die leitmarktübergreifenden Innovationspotenziale Produktion der
Zukunft, Energie 4.0, Digitale Gesundheitswirtschaft und Intelligente Mobilität ist die Digitalisierung. Es ist davon
auszugehen, dass Technologien der Informations- und Telekommunikationsbranche in den nächsten Jahren die
stärksten Wachstumsimpulse für die wirtschaftliche Wertschöpfung erzeugen und die Plattformökonomie ganze
Branchen verändern wird. Diese Entwicklungen gilt es für die Wirtschaft in der Region Aachen in Wert zu setzen
und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Aus den Ergebnissen der Studie wurden von der Prognos AG Handlungsansätze für die regionale Wirtschaftspolitik abgeleitet, die wir als gemeinsames Arbeitsprogramm für die nächsten
Jahre verstehen. Wir danken den Wirtschaftsförderungen, Kammern, Forschungseinrichtungen und Branchenclustern in der Region Aachen, die sich intensiv an der Identifizierung und Diskussion der Innovationspotenziale
beteiligt haben. Stärken identifizieren, Aktivitäten bündeln und Chancen nutzen. Dies sind die Leitmotive einer in die
Zukunft gerichteten Wirtschaftspolitik – die wir in der Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam
gestalten werden.
REGION AACHEN / SEITE 6
Prof. Dr. Christiane Vaeßen
Geschäftsführerin Region Aachen Zweckverband
© as_seen / photocase.de
Wirtschaftsstudie Region Aachen
1. LEITMÄRKTE
KURZGEFASST
BEWÄLTIGUNG VON
STRUKTURWANDELPROZESSEN DURCH
KONZENTRATION AUF
SPEZIFISCHE STÄRKEN
UND POTENZIALE.
SEITE 7 / REGION AACHEN
1. LEITMÄRKTE KURZGEFASST
Stärken identifizieren, Aktivitäten bündeln und Chancen nutzen: Dies sind die Leitmotive einer in die Zukunft gerichteten
Wirtschaftspolitik. Im Zuge derer richtet die Europäische Regionalpolitik ihre Prioritäten danach aus, dass sich Regionen
bei der Bewältigung von Strukturwandelprozessen auf ihre spezifischen Stärken und Potenziale konzentrieren. Dieser
strategische Ansatz der Europäischen Union wird als Smart Specialisation bezeichnet. Innovative Unternehmen werden
dabei verstärkt in die regionale Strukturpolitik einbezogen.
Der Status quo und die Dynamik der Region Aachen werden im Rahmen dieser Wirtschaftsstudie – der Regionalen
Innovationsstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen folgend1 – anhand eines Leitmarktansatzes analysiert. Durch eine
solche Ausrichtung auf Leitmärkte als Analysegröße ist es möglich, Schlüsseltechnologien als einen der wichtigsten
Faktoren bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Vordergrund zu stellen. Zudem unterbindet der Leitmarktansatz eine
einseitige Orientierung ausschließlich auf die Angebotsseite, auf wachstumsstarke Branchen und auf ausgewählte Technologiefelder. Vielmehr werden durch diesen Analyseansatz Angebot und Nachfrage gleichermaßen zur ganzheitlichen
Betrachtung des Marktes in den Blick genommen. Spezifische Fähigkeiten und Potenziale der Regionalwirtschaft lassen
sich hervorheben und darauf ausgerichtet können Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen, wissenschaftlichen
und soziokulturellen Institutionen initiiert und etabliert werden. Hinzu kommt, dass regionale Wirtschaftsförderungsinstitutionen, Kammern und weitere Stakeholder zukünftige Bedarfe aus den Ergebnissen der Leitmarktanalyse ableiten und diese
entscheidend in Planungsprozesse einer langfristigen regionalen Strukturpolitik einfließen lassen können.
Die Ausweisung der Leitmärkte für die Region Aachen erfolgte nach einer ersten intensiven Analyse der Regionalwirtschaft
auf Grundlage der Wirtschaftsklassifikation WZ 2008 seitens der Prognos AG in einem ergebnisorientierten Abstimmungsprozess zwischen Akteuren der regionalen Wirtschaftsförderungsinstitutionen und Kammern. Im Ergebnis bedeutet dies für
die Region Aachen: Sechs Leitmärkte werden in der vorliegenden Wirtschaftsstudie anhand ihrer Beschäftigten-2 und
Umsatzentwicklung sowie ihrer Unternehmensanzahl analysiert. Konkret sind dies die Leitmärkte: Informations- und
Kommunikationswirtschaft, Bildung und Forschung, Produktionstechnik und Werkstoffe, Mobilität und Logistik, Energie-,
Wasser- und Abfallwirtschaft sowie Gesundheitswirtschaft und Life Science (vgl. Abbildung 1).
Durch die Anwendung des Leitmarktansatzes können 55,0 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Region
Aachen (absolut: 218.596 von 397.367) in der Analyse abgebildet werden. Untersucht wird deren Entwicklung im Zeitraum
2008 bis 2015. Zudem deckt das Abgrenzungsmodell 64,5 % des in der Region Aachen erwirtschafteten Umsatzes und
20.545 bzw. 35,0 % der Unternehmen ab (vgl. Abbildung 2).
1
Vgl. MIWF (2014), S.3ff.
2
Die Beschäftigungsstatistik erfasst sowohl sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als auch nicht sozialversicherungspflichtige geringfügige Beschäftigungsverhältnisse. Im Gegensatz dazu werden in der Erwerbstätigenstatistik Arbeitnehmende (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Angestellte, Auszubildende,
geringfügig Beschäftigte, Wehr- und Zivildienstleistende sowie Selbstständige und mithelfende Familienangehörige) gezählt.
REGION AACHEN / SEITE 8
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LEITMÄRKTE
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KOMMUNIKATIONS-WIRTSCHAFT
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Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 1: Leit- und Teilmarktübersicht
Hardware
Telekommunikation
Software und IT
Quelle: Prognos AG 2016.
SEITE 9 / REGION AACHEN
Abbildung 2: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile aller Leitmärkte an der Gesamtwirtschaft
der Region Aachen
Umsatzanteil 64,5 %
Anteil der Unternehmen 35,0 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 55,0 %
0%
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW)
(2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
REGION AACHEN / SEITE 10
100 %
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Wirtschaftsstudie Region Aachen
2. WIRTSCHAFTLICHE
AUSGANGSLAGE
DER REGION
EINE HETEROGENE
REGION – AUF 3.525
QUADRATKILOMTERN
IST SIE HEIMAT VON
ÜBER 1,26 MILLIONEN
MENSCHEN IN
46 STÄDTEN UND
GEMEINDEN.
SEITE 11 / REGION AACHEN
2. WIRTSCHAFTLICHE
AUSGANGSLAGE
DER REGION
Geprägt ist die Wirtschaftsregion Aachen durch ihre
innerdeutsche Randlage sowie die direkte Nachbarschaft
zu den Niederlanden und Belgien als Teil der Euregio
Maas-Rhein. Auf einer Fläche von 3.525 qkm ist sie Heimat
von über 1,26 Mio. Menschen. Sie umfasst 46 Städte und
Gemeinden aus den Kreisen Düren, Euskirchen und
Heinsberg sowie der Städteregion Aachen. Nicht nur die
Lage innerhalb der Metropolregion Rheinland zwischen
den bevölkerungsreichsten deutschen Räumen entlang der
Rheinschiene mit den Städten Köln und Düsseldorf, dem
Ruhrgebiet im Osten sowie den Provinzen belgisch und
niederländisch Limburg im Westen ist vorteilhaft. Die
Region, deren Zentrum die Stadt Aachen bildet, weist
außerdem deutlich heterogene Strukturen auf, die ebenfalls
positiv wirken.
Sichtbar wird diese Heterogenität an vielen Stellen.
Einerseits an der soziogeografischen, intraregionalen
Bevölkerungsverteilung und an der abwechslungsreichen
Landschaft, die von der Nordeifel und dem Hohen Venn bis
zur Jülicher Börde reicht – eine Attraktivität, die ihresgleichen sucht. Andererseits zeichnet sich die Region Aachen
durch eine einzigartige Mischung aus Hochtechnologie
und Produktions-Know-how in hauptsächlich mittelständischen Unternehmen aus.
Bereits seit vielen Jahren ist diese heterogene Region mit
tiefgreifenden und anhaltenden wirtschaftsstrukturellen
Veränderungen konfrontiert. Bestimmte einst der Bedeutungsverlust der Textil-, Montan- und Stahlindustrie in all
seinen Ausprägungen die wirtschaftlichen Anpassungsprozesse, so stehen heute und in Zukunft andere unumgängliche Strukturveränderungen an: die erhebliche Ausweitung
des Dienstleistungssektors und das Ende des aufs Engste
mit der Region verbundenen Braunkohlentagebaus im
Rheinischen Braunkohlenrevier.
REGION AACHEN / SEITE 12
Mit einer weitsichtigen regionalen Wirtschaftspolitik schufen
Akteure vor Ort bereits in der Vergangenheit die Grundlagen für eine herausragende Wissenschafts- und Technologietransferstruktur. Die Exzellenz-Hochschulen RWTH
Aachen, die stark anwendungsorientierte FH Aachen und
der RWTH Aachen Campus sowie die international
anerkannten Forschungszentren setzen maßgeblich
sichtbare Akzente und zeigen neue Wege für eine prosperierende regionalwirtschaftliche Entwicklung auf.
Eine an diese Ansätze anknüpfende zukunftsorientierte
Entwicklung der Regionalwirtschaft erfordert eine Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Potenzialen und
Perspektiven. Im Rahmen der „Wirtschaftsstudie Region
Aachen“ werden deshalb Ausgangsbedingungen und
Entwicklungsperspektiven der regionalen Wirtschaft
systematisch erfasst und analysiert. Daraus werden
regionale Leitmärkte und deren Cross-Innovation Potenziale
abgeleitet bzw. herausgearbeitet. Mit ihrer Hilfe werden
abschließend strategische Ziele für die Strukturpolitik und
Wirtschaftsförderung sowie Handlungsbedarfe und
-empfehlungen definiert.
Produktivität der regionalen Wirtschaft
steigerungsfähig
Der sektorale Strukturwandel traf die Region Aachen in der
Vergangenheit vergleichsweise hart. Der zwei Jahrzehnte
andauernde Prozess, der mit der Schließung der Schachtanlage Sophia-Jacoba in Hückelhoven (Kreis Heinsberg)
als letzter fördernder Steinkohlenzeche im Aachener Revier
in die finale Phase eintrat, kostete der Montanindustrie und
dem nachgelagerten verarbeitenden Gewerbe zahlreiche
Arbeitsplätze. Die Einschnitte in die regionale Wirtschaft
sind bis heute zu erkennen.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 3: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Erwerbstätigen
70.000
69.402
68.227
65.000
62.233
60.084
59.060
58.640
60.000
56.208
55.000
50.000
45.000
40.000
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Region Aachen
Städteregion Aachen
Kreis Düren
Kreis Heinsberg
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Kreis Euskirchen
Quelle: Prognos AG 2017 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder (VGRdL) (2016).
In Abbildung 3 sind das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je
Erwerbstätigen (ET) – d. h. die Produktivität – der Teilregionen, der Region insgesamt sowie von Nordrhein-Westfalen
und Deutschland abgebildet. Die Produktivität der Region
Aachen ist intraregional weitestgehend gleich – nur der
Kreis Heinsberg weicht stärker ab – und bleibt hinter dem
Durchschnitt von NRW und Deutschland zurück. Das BIP je
ET der Region Aachen spielt damit für die deutsche
Gesamtwirtschaft sowie für die Nordrhein-Westfalens eine
eher nachrangige Rolle. Das Wachstum der Produktivität ist
im Zeitraum 2000 bis 2014 in Deutschland (+28,8 %) und
Nordrhein-Westfalen (+27,4 %) deutlich höher als in der
Region Aachen (+21,0 %). Intraregional haben der Kreis
Heinsberg (+27,0 %) und die Städteregion Aachen
(+21,2 %) die höchsten Steigerungsraten. Die Kreise Düren
(+16,6 %) und Euskirchen (+18,7 %) liegen bemerkenswert
weit hinter dem landes- und bundesweiten Schnitt zurück
(siehe Abbildung 3).3
3
Prognos AG 2016 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der
Länder (VGRdL) (2016).
Erwirtschaftet wird das BIP bzw. die Bruttowertschöpfung in
der Region Aachen vor allem von kleinen bzw. Kleinstunternehmen, die größtenteils (91,2 %) weniger als neun
Mitarbeiter haben (siehe Abbildung 4). Diese vergleichsweise unterdurchschnittliche Produktivität4 entspricht im
bundesweiten Vergleich dem Durchschnitt5.
4
Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016b).
5
Destatis (2017): Unternehmen und deren Beschäftigte nach Beschäftigungsgrößenklassen 2014 in Deutschland: 0 bis 9 Beschäftigte: 89,1 %,
10 bis 49 Beschäftigte 8,6 %, 50 bis 249 Beschäftigte: 2,0 % und mehr als
250 Beschäftigte: 0,3 %.
SEITE 13 / REGION AACHEN
Abbildung 4: Unternehmen und deren Beschäftigte nach Beschäftigungsgrößenklassen 2014
Region
Aachen
91,2 %
80 %
7,0 %
85 %
0 bis 9 Beschäftigte
90 %
10 bis 49 Beschäftigte
1,4 %
95 %
50 bis 249 Beschäftigte
100 %
250 und mehr Beschäftigte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016b).
Abbildung 5: Entwicklung der Erwerbstätigen (Indexjahr: 2000)
116,9
116
114
112
110
109,1
109,0
108
107,3
106
107,3
107,0
106,0
104
102
100
98
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Region Aachen
Städteregion Aachen
Kreis Düren
Kreis Heinsberg
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Quelle: Prognos AG 2017 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder (VGRdL) (2016).
REGION AACHEN / SEITE 14
Kreis Euskirchen
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 6: Arbeitslosenquoten (Jahresdurchschnitt) 2001 bis 2015
14
13
12
11
10
9
8,5
8
8,0
7,6
7,5
6,4
6,5
7
5,9
6
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Region Aachen
Städteregion Aachen
Kreis Düren
Kreis Heinsberg
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Kreis Euskirchen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016a).
Überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung
Die Entwicklung der regionalen Erwerbstätigenzahlen zeugt
von einem gelungenen Strukturwandel in der Region. Mit
einer Zunahme von 7,6 % weist die Region insgesamt ein
wesentlich besseres Wachstum auf als Nordrhein-Westfalen (+5,0 %) und Deutschland (+5,9 %). Die intraregionale
Entwicklung ist allerdings recht heterogen: die ländlich
geprägten Kreise Düren (+6,3 %), Euskirchen (+7,4 %) und
Heinsberg (+15,9 %) weisen im Vergleich zur Städteregion
Aachen (+5,5 %) mit der Stadt Aachen als regionalem Oberzentrum zum Teil deutlich höhere Wachstumsraten auf
(siehe Abbildung 5).6
Insbesondere der Dienstleistungssektor war in den
vergangenen Jahren – parallel zur bundes- und landesweiten Entwicklung – der Treiber schlechthin für das Beschäftigungswachstum. Die Zahl der Erwerbstätigen in diesem
Bereich stieg in der Region Aachen zwischen 2000 und
2014 um 16,8 Prozentpunkte; im verarbeitenden Gewerbe
sank sie um 13,7 Prozentpunkte. Der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor liegt im Jahr 2014 bei 75,9 %
(ggü. 73,9 % im bundesweiten und 76,0 % im landesweiten
Mittel), der Anteil im verarbeitenden Gewerbe bei 15,6 %
(ggü. 17,5 % und 16,5 %).7
6
Prognos AG 2016 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der
Länder (VGRdL) (2016).
7
Prognos AG 2016 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der
Länder (VGRdL) (2016).
Die Arbeitslosenzahlen in der Region sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Die Region Aachen liegt
zwar mit einer Arbeitslosenquote von 6,8 % fast einen
Prozentpunkt über dem Mittelwert für Deutschland (5,9 %),
jedoch unter dem Wert von Nordrhein-Westfalen (7,6 %).
Bei einer intraregionalen Betrachtung weist die Städteregion
Aachen die höchste Quote mit 7,7 % auf und entspricht
damit der landesweiten Arbeitslosenquote. Im Gegensatz
dazu liegen die Kreise Euskirchen (5,5 %) und Heinsberg
(5,7 %) sowohl unter dem Landes- als auch dem Bundesdurchschnitt – ein neuerliches Beispiel der regionalen
Heterogenität (siehe Abbildung 6).8
Deutliches Wachstum der Dienstleistungsbranchen bei weiterhin wichtiger Stellung
der Industrie
Die strukturbestimmenden Wirtschaftszweige der Region
Aachen sind das produzierende und das Dienstleistungsgewerbe, deren Dynamik sich anhand von drei Indikatoren
aufzeigen lässt, wie nachfolgende Abbildung verdeutlicht:
Die horizontale Achse erfasst die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Zeitraum von 2008 bis 2015 in Prozent.
Auf der vertikalen Achse ist der Spezialisierungsgrad
(Lokalisationsquotient, LQ) im Verhältnis zu Deutschland
abgetragen; Branchen mit einem Wert „größer 1“ sind in
der Region Aachen stärker als in Deutschland vertreten.
Die Kreisgröße bildet schließlich die absolute Beschäftigtenzahl im Jahr 2015 ab.
8
Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016a).
SEITE 15 / REGION AACHEN
Abbildung 7: Spezialisierungsgrad und Beschäftigungsentwicklung (in Prozent)
des Branchenportfolios in der Region Aachen (ausgewählte Branchen)
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland=1)
Herstellung von
Papier, Pappe und
Waren daraus;
7.476 SvB;
LQ 4,65
Forschung und Entwicklung*; 11.160 SvB
LQ 4,05
Herstellung von
Druckerzeugnissen, Vervielfältigungen von bespielten
Ton-, Bild- und Datenträgern;
2.969 SvB
1,9
Herstellung
von Textilien;
2.332 SvB;
LQ 2,52
1,7
Herstellung von Gummiund Kunststoffwaren;
7.208 SvB
1,5
Herstellung von Glas
und Glaswaren,
Keramik, Verarbeitung
von Stein und Erden;
2.902 SvB
1,3
Gesundheitswesen
35.956 SvB
Erziehung und
Unterricht;
19.167 SvB
Energieversorgung*;
3.728 SvB
Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie; 9.353 SvB
Groß und Einzelhandel
48.268 SvB
Architektur- und Ingenieurbüros; technische,
physikalische und chemische Untersuchung;
7.965 SvB
1,1
-20 -10 0 10 20 30 40 50
Lagerei sowie Erbringung
von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr;
8.200 SvB
0,9
Baugewerbe;
22.383 SvB
Erbringung von
Finanzdienstleistungen;
6.969 SvB
0,7
Maschinenbau;
10.833 SvB
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
produzierendes Gewerbe
Dienstleistungsgewerbe
Energie
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Dass die Region Aachen ein dynamischer Wirtschaftsraum
ist, zeigt sich vor allem an der positiven Beschäftigungsentwicklung der dargestellten Dienstleistungsbranchen.
Insbesondere der Erbringung von Dienstleistungen der
Informationstechnologie kommt mit einem Wachstum von
44,8 % zwischen 2008 und 2015 (Deutschland: 36,8 %)
eine immense Bedeutung zu.
Ein Beleg für die nach wie vor hohe regionale Bedeutsamkeit des verarbeitenden Gewerbes sind die hohen Spezialisierungswerte, die deutlich über dem Bundesdurchschnitt
liegen, insbesondere bei der Herstellung von Papier und
Pappe (LQ: 4,65), von Textilien (LQ: 2,52), von Druckerzeugnissen (LQ: 1,55) sowie von Gummi- und Kunststoffwaren
(LQ: 1,44). Der hohe Spezialisierungswert in der Branche
Forschung und Entwicklung (LQ: 4,05) bestätigt die
außergewöhnlich große Forschungskompetenz in der
Region. Mehr als 11.000 Beschäftigten bietet die Region
Aachen im Jahr 2015 in diesem Wirtschaftszweig einen
Arbeitsplatz.
Des Weiteren haben die dynamischen Wirtschaftszweige
Gesundheitswesen und Handel mit 35.956 bzw. 49.268
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als die beiden
beschäftigungsintensivsten Wirtschaftsbereiche deutlich
zugelegt (siehe Abbildung 7).9
Die reine Betrachtung der Beschäftigungsintensivität lässt
jedoch keine Aussagen über das Qualifikationsniveau der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu. Die Bundesagentur für Arbeit hat vier Anforderungsniveaus bzw.
-profile definiert, die in Helfer, Fachkraft, Spezialist und
Experte unterteilt sind (siehe Anhang). Abbildung 8 differenziert die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten der Region Aachen entsprechend ihres
beruflichen Anforderungsniveaus.
9
REGION AACHEN / SEITE 16
Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach der Klassifizierung der Berufe (KldB 2010)
zum Stichtag 30. Juni 2015
Region Aachen
Städteregion
Aachen
56,3 %
13,5 %
13,4 %
17,3 %
11,7 %
59,0 %
19,1 %
Kreis Düren
10,5 %
58,6 %
16,4 %
9,6 %
11,2 %
Kreis Euskirchen
19,6 %
63,1 %
9,0 %
8,4 %
Kreis Heinsberg
19,2 %
61,6 %
8,8 %
8,2 %
NordrheinWestfalen
15,5 %
59,3 %
12,2 %
12,2 %
Deutschland
15,0 %
59,3 %
12,6 %
12,5 %
0 %
10 %
20 %
Helfer
30 %
40 %
Fachkraft
50 %
60 %
Spezialist
70 %
80 %
90 %
100 %
Experte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016b). Nichtzutreffende Definitionen der Anforderungsniveaus führen b
ei der Einordnung der ausgeübten Tätigkeiten zu Abweichungen; folglich: Summe der Anforderungsniveaus ≠ 100 %.
Hohes Qualifikationsniveau der Beschäftigten in der Städteregion Aachen
Vor allem Fachkräfte, die mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Region Aachen (58,6 %) ausmachen, werden
von der regionalen Wirtschaft nachgefragt. Der Wert
entspricht in etwa dem landes- und bundesweiten Durchschnitt (NRW: 59,3 %; Deutschland: 59,3 %). Im Gegensatz
dazu ist der Anteil der Experten in der Region Aachen
(13,4 %) etwas höher als in Nordrhein-Westfalen (12,2 %)
und Deutschland (12,5 %). Dieser Wert beinhaltet den
ausgesprochen hohen Expertenanteil in der Städteregion
Aachen, der u. a. aus der teilregional besonders großen
Bedeutung des Wirtschaftszweigs Forschung und Entwicklung resultiert.10
der Beschäftigten mit dem Beschäftigungsniveau Helfer
über dem bundes- und landesweiten Mittel.
Weniger zufriedenstellend ist, dass in der Region Aachen
überdurchschnittlich viele Beschäftigte ohne formalen
beruflichen Ausbildungsabschluss tätig sind, wenngleich
dadurch die Sozialsysteme nachhaltig entlastet werden.
Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
ohne beruflichen Ausbildungsabschluss weicht in der
Region Aachen mit 15,1 % stark vom landes- und noch
stärker vom bundesweiten Durchschnitt mit 13,7 % bzw.
11,7 % ab. Der Anteil der Akademiker liegt zwischen dem
Nordrhein-Westfalens und dem Deutschlands (Region
Aachen: 14,0 %; NRW: 13,4 %; Deutschland: 14,4 %) und
weist somit keine besondere Auffälligkeit für die Gesamtregion auf (vgl. Abbildung 9 auf der nächsten Seite).11
Gleichzeitig bietet der regionale Arbeitsmarkt gute Beschäftigungsmöglichkeiten auch für Geringqualifizierte. In den
Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg liegt der Anteil
10 Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016b).
11 Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016b).
SEITE 17 / REGION AACHEN
Abbildung 9: Qualifikationsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand: Juni 2015)
20 %
18,6 %
18 %
15,8 %
16 %
14 %
15,1%
14,0 %
15,9 %
14,8 %
14,3 %
14,4 %
11,7 %
11,5 %
12 %
13,7 % 13,4 %
10 %
8,1 %
7,8 %
8 %
6 %
4 %
2 %
0 %
Region Aachen
Städteregion
Aachen
Kreis Düren
Kreis Euskirchen
Beschäftigungsquoten gering Qualifizierter
Kreis Heinsberg
Beschäftigungsquoten Hochqualifizierter
© Pascalina Vretinari
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016b).
REGION AACHEN / SEITE 18
Deutschland
NordrheinWestfalen
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 10: Innovationskraft der regionalen Wirtschaft gemessen an der regionalen Patentintensität
und dem Anteil der FuE-Beschäftigten in der Wirtschaft
2
100
Patente je 100.000 Erwerbstätige
1,5
80
1
60
40
0,5
Anteil der FuE-Beschäftigten in der Wirtschaft in Prozent
120
20
0
0
Region Aachen
Städteregion
Aachen
Patentintensität 2014
Kreis Düren
Kreis Euskirchen
Kreis Heinsberg
Deutschland
NordrheinWestfalen
FuE-Besatz 2013
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis des DPMA (2015) und des Stifterverbands für die deutsche Wirtschaft (2015).
Große Innovationskraft der regionalen
Wirtschaft
Die Zukunft nahezu aller Wirtschaftsbranchen wird von
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie deren
Innovationen bestimmt. In der Region Aachen waren 2015
allein 11.160 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in
grundlegenden und angewandten Forschungs- und
experimentellen Entwicklungsabteilungen tätig (WZ 2008:
Abteilung 72).12 Diese Anzahl entspricht 2,8 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region Aachen.
Damit liegt der Prozentsatz deutlich über dem von Nordrhein-Westfalen und Deutschland mit jeweils 0,7 %.13
Auf einem überaus hohen Niveau bewegt sich in der
Region Aachen auch die Innovationskraft der regionalen
Wirtschaft gemessen an der regionalen Patentintensität und
der Dichte von Forschung und Entwicklung (FuE; Anteil der
12 Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
FuE-Beschäftigten). Eine intraregionale Betrachtung zeigt,
dass die Städteregion Aachen die stärkste Innovationskraft
besitzt: Sowohl bei der Patentintensität als auch beim
FuE-Besatz liegt sie deutlich über dem bundes- und
landesweiten Schnitt (siehe Abbildung 10).
Die große regionale Innovationskraft ist vor allem für den
bewährten Wissenstransfer zwischen Hochschulen,
außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der damit
eng verzahnten Wirtschaft von Bedeutung. Das Forschungszentrum Jülich, eines der größten Forschungszentren in
Europa, das Ericsson Eurolab, das Ford Forschungszentrum Aachen, das im Januar 2017 eröffnete Amazon
Forschungszentrum sowie die unterschiedlich spezialisierten Institute der großen Forschungsgesellschaften Fraunhofer, Helmholtz und Leibniz bereichern die außergewöhnlich
vielfältige Forschungslandschaft der Region Aachen. Deren
Forschungsaktivitäten zeigen sich insbesondere bei den
Patentanmeldungen, die ein Indikator für den Innovationsoutput sind. Gemessen an den gemeldeten Patenten je
10.000 Einwohner spiegelt sich erneut die Dominanz und
13 ibd.
SEITE 19 / REGION AACHEN
Abbildung 11: Aufteilung der Gründungen nach Branchen, Betrachtung nach Anteil der Gründungen in Prozent,
2011–2014
Verarbeitendes
Gewerbe
Region Aachen
6 %
Baugewerbe
Handel
13 %
23 %
Energie/Bergbau
Städteregion
Aachen
6 %
Kreis Euskirchen
22 %
Kreis Heinsberg
Deutschland
5 %
NordrheinWestfalen
5 %
0 %
5 %
20 %
14 %
23 %
27 %
20 %
10 %
23 %
20 %
30 %
22 %
4 % 3 %
25 %
22 %
3 % 3 %
29 %
20 %
27 %
24 %
4 % 3 %
40 %
27 %
3 %
4 % 2 %
25 %
11 %
10 %
Konsumbezogene
Dienstleister
29 %
23 %
14 %
6 %
4 % 3 %
4 % 3 %
15 %
6 %
Unternehmensnahe
Dienstleister
Verkehr/Postdienste
9 %
6 %
Kreis Düren
Kredit/
Versicherungen
31 %
21 %
50 %
32 %
60 %
70 %
80 %
90 %
100 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) (2015).
Zentralität der Städteregion Aachen wider: Ihr Wert von
126,1 Patentanmeldungen je 10.000 Einwohner liegt
absolut deutlich über dem landesweiten Schnitt von 67,1
und dem bundesweiten von 111,4. Insbesondere in den
zukunftsweisenden Bereichen Medizintechnik und Materialverarbeitung14 werden häufig Patente angemeldet.
Gründungen unter dem bundesweiten
Durchschnitt
Für das Innovationsgeschehen in einer Region sind, neben
Patentanmeldungen und der FuE-Dichte, Unternehmensgründungen von großer Bedeutung. Die Gründungsintensität lässt jedoch erkennen, dass in der Region Aachen von
2011 bis 2014 mit 24,0 Unternehmen je 10.000 Erwerbsfähige weniger Firmen als im bundes- und landesweiten
Durchschnitt mit 29,5 bzw. 27,9 gegründet wurden.15
14 Vgl. Munich Innovation Group (2013).
15 Prognos AG 2016, Zukunftsatlas 2016.
REGION AACHEN / SEITE 20
Eine branchenbezogene Zuordnung der Gründungen
verdeutlicht, dass diese in der Region Aachen größtenteils
in den Bereichen konsumbezogene Dienstleistungen
(27 %), unternehmensnahe Dienstleistungen (23 %) und
Handel (23 %) erfolgt sind. In keiner der Branchen weicht
die Region Aachen besonders stark vom landes- und
bundesweiten Mittel ab. Einzig für die Städteregion Aachen
lässt sich im Vergleich zu den weiteren Gebietskörperschaften der Region feststellen, dass Gründungen im
Baugewerbe mit 9 % deutlich weniger häufig und im
Bereich unternehmensnahe Dienstleistungen mit 29 %
zahlreicher sind.16
16 Prognos AG 2016 auf Basis des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) (2015).
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 12: Netzdiagramm zur Regionaldatenanalyse
Bruttoinlandsprodukt je
Erwerbstätigen 2014
Gründungsintensität
2011 – 2014
130
120
Bruttowertschöpfung je
Erwerbstätigen 2014
110
100
90
80
70
FuE-Besatz 2013
Entwicklung der
Erwerbstätigen
2000 – 2014
60
50
Patentintensität 2014
Arbeitslosenquote
30.09.2016
Beschäftigungsquote
SvB ohne beruflichen Ausbildungsabschluss (Juni 2015)
Deutschland
Region Aachen
Beschäftigungsquote –
SvB mit akademischem
Abschluss (Juni 2015)
Nordrhein-Westfalen
Referenzwert
Deutschland = 100
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder (VGRdL) (2016), von IT.NRW
(2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016a,b), des DPMA (2015) und des Stifterverbands für die deutsche Wirtschaft
(2015) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) (2015).
Synthese der regionalwirtschaftlichen
Ausgangslage
Zur Zusammenfassung und fortschreitenden Verknüpfung
der Regionalwirtschaftsanalyse soll Abbildung 12 dienen.
Dort werden die Indikatoren in einer indexierten Auswertung dargestellt. Mithilfe der folgenden Indikatorbeschreibungen17 soll deutlich gemacht werden, wie das Netzdiagramm (vgl. Abbildung 12) zu lesen ist und welche Veränderungen ablesbar sind.
An den Abständen der Linien, die die indexierten Indikatorwerte für Nordrhein-Westfalen und die Region Aachen
abbilden, kann man erkennen, wie sich diese im Vergleich
zu Deutschland als Basis- bzw. Referenzwert (=100)
verhalten bzw. verändert haben.
17 Definitionen der Indikatoren sind im vorangestellten Kapitel enthalten.
SEITE 21 / REGION AACHEN
¢
Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen weicht in
der Region Aachen im Jahr 2014 mit einem Indexwert
von 88,0 deutlich vom bundesweiten Durchschnitt ab
(NRW: 101,7).
¢
Die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen steht in
einem ähnlichen Verhältnis zum bundesweiten Referenzwert 100. Die Region Aachen erzielt einen Indexwert
von 88,1 (NRW: 101,6).
¢
Im Zeitraum 2000 bis 2014 zeigt die Entwicklung der
Erwerbstätigen für die Region Aachen eine positive
Dynamik an. Der Indexwert von 130,0 bedeutet, dass die
regionsweite Zahl der Erwerbstätigen um 30,0 % stärker
gestiegen ist als in Deutschland. Für NRW ergibt sich
ein Indexwert von 85,7.
¢
Der Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung (Arbeitslosenquote) liegt in der Region Aachen
zum 30.09.2016 mit einem Indexwert von 115,3 über
dem bundesweiten Durchschnitt. Gleichzeitig liegt sie
aber unter der des Landes NRW (128,8).
¢
Die Beschäftigungsquote von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit akademischen Abschluss
liegt mit 97,2 zwischen dem Bundesschnitt und dem
landesweiten Indexwert in Höhe von 93,1.
REGION AACHEN / SEITE 22
¢
Bei der Beschäftigungsquote von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss liegt die Region Aachen mit
einem Indexwert von 129,1 weit über dem bundesweiten Schnitt. Auch der Vergleich mit NRW (117,1) zeigt,
dass in der Region Aachen prozentual mehr Beschäftigte ohne beruflichen Ausbildungsabschluss tätig sind.
¢
Die Region Aachen liegt im Jahr 2014 bei der Patentintensität (84,6) und beim FuE-Besatz (88,0) deutlich
unter dem bundesweiten Durchschnitt. Bei beiden
Indikatoren schneidet die Region Aachen besser ab als
das Land NRW mit Werten von 60,2 und 68,8.
¢
Auch die Gründungsintensität liegt in der Zeit von
2011 bis 2014 in der Region Aachen (81,3) weit unter
dem Bundesschnitt (NRW: 97,7).
© sajola / photocase.de
Wirtschaftsstudie Region Aachen
3. LEITMÄRKTE
DER REGION AACHEN
INFORMATIONS- + KOMMUNIKATIONSWIRTSCHAFT /
BILDUNG + FORSCHUNG /
PRODUKTIONSTECHNIK +
WERKSTOFFE / MOBILITÄT
+ LOGISTIK / ENERGIE-,
WASSER- + ABFALLWIRTSCHAFT / GESUNDHEITSWIRTSCHAFT + LIFE SCIENCE
SEITE 23 / REGION AACHEN
© Ericsson Eurolab
Ericsson Eurolab
3. LEITMÄRKTE DER REGION AACHEN
3.1 Informations- und
Kommunikationswirtschaft
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind
heute nicht mehr nur im Arbeitsalltag, sondern in allen
Lebensbereichen zu finden. Die Unternehmen des Leitmarktes sind Schlüsselanwender und -entwickler digitaler
Technologien. Der Grad der Digitalisierung ist in den
IKT-Branchen höher als in jeder anderen Branche Deutschlands.18 Die Unternehmen erfüllen als Dienstleister eine
zentrale und wichtige Querschnittsfunktion innerhalb der
Wirtschaft der Region Aachen. Der dieser Studie zugrundeliegende Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft setzt sich aus den Teilmärkten Hardware, Telekommunikation, Software und IT sowie Handel und Reparatur
zusammen.
18 Vgl. BMWi (2016), S.9f.
REGION AACHEN / SEITE 24
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 13: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Informations- und
Kommunikationswirtschaft an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Anteil der Unternehmen 3,9 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 3,4 %
Umsatzanteil 3,8 %
0%
100 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
Positionierung des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft
In der Region Aachen sind im Jahr 2015 13.600 Beschäftigte im Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft tätig. Gegenüber 2008 hat sich der Leitmarkt mit
einem Beschäftigungswachstum von 17,1 % exzellent
entwickelt. Die beeindruckende Wachstumsrate liegt damit
über den landes- und bundesweiten Werten von 11,9 %
und 15,8 %.
Kennzeichnend für die Branche ist der Mix aus etablierten
Mittelständlern, Start-ups und zahlreichen Hidden Champions, die mit ihrem Portfolio in Teilmärkten der IKT
Weltmarktführer sind. Der von den 2.300 Unternehmen in
der Region Aachen erzielte Umsatz im Jahr 2014 lag bei
2,09 Mrd. Euro. Abbildung 13 stellt die Umsatz-, Unterneh-
mens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen gegenüber. Festgehalten werden
kann an dieser Stelle, dass die abgebildeten Anteile nahezu
kongruent sind.
In Bezug auf die räumliche Verteilung der Unternehmen
innerhalb der Region Aachen sticht die Ballung in der
Städteregion Aachen deutlich hervor (vgl. Abbildung 14).
Kleine und mittelständische Betriebe (KMU) prägen und
dominieren die Unternehmensstruktur. Mit 1.213 Unternehmen ist der Teilmarkt Software und IT Spitzenreiter vor dem
Teilmarkt Handel und Reparatur mit 939.
SEITE 25 / REGION AACHEN
Abbildung 14: Unternehmen des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
REGION AACHEN / SEITE 26
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 15: Teilmärkte im Leitmarkt Informationsund Kommunikationswirtschaft
INFORMATIONS- &
KOMMUNIKATIONSWIRTSCHAFT
Abbildung 16: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Informations- und Kommunikationswirtschaft
Handel und
Reparatur
12,7%
Hardware
12,7%
Telekommunikation
2,9%
Hardware
Telekommunikation
Software und IT
n = 13.633
Handel und Reparatur
Quelle: Prognos AG 2016.
Software
und IT
71,6%
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Software und IT Spitzenreiter
Mit rund 9.800 Personen sind in der Region Aachen fast
72 % der IKT-Beschäftigten im Teilmarkt Software und IT
tätig (vgl. Abbildung 16). Geprägt wird dieser Teilmarkt vor
allem von den Dienstleistungen der Informationstechnologie (WZ 62). Hierunter werden Programmierungstätigkeiten,
Softwareentwicklung, Dienstleistungen und Beratungsleistungen sowie der Betrieb von Datenverarbeitungseinrichtungen für Dritte subsumiert. Mit einem Lokalisationswert
von 1,52 weist der Teilmarkt Software und IT in der Region
Aachen eine überdurchschnittliche Spezialisierung auf (vgl.
Abbildung 17) und gewinnt weiter an Bedeutung: Allein
zwischen 2008 und 2015 wuchs die Zahl der Teilmarktbeschäftigten in der Region Aachen um 44,6 % und lag damit
leicht über dem bundesweiten Mittel von 40,3 % sowie
deutlich über dem landesweiten Mittel von 33,9 %.
Neben dem Teilmarkt Software und IT ist auch der Teilmarkt Handel und Reparatur enorm gewachsen (+65,3 %).
Etwa jeder achte Beschäftigte im Leitmarkt Informationsund Kommunikationswirtschaft ist in diesem Segment tätig
(vgl. Abbildung 16). Der Grad der Spezialisierung von 1,1
signalisiert einen leichten Bedeutungsüberschuss der
Region Aachen im bundesweiten Vergleich.
Die rückläufige Entwicklung in den Teilmärkten Hardware
(-46,5 %) und Telekommunikation (-33,4 %) deckt sich mit
den bundesweiten Entwicklungstendenzen (-11,3 % und
-40,4 %), ist im Fall der Hardware jedoch deutlich stärker.
SEITE 27 / REGION AACHEN
Abbildung 17: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft
in der Region Aachen, 2008 – 2015
1,6
Software und IT;
9.768 SvB
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
1,4
IKT/Digitale Wirtschaft;
13.633 SvB
1,2
Handel und Reparatur;
1.732 SvB
1,1,0
-5 5 15 25 35 45 55 65 75
Hardware;
1.732 SvB;
-46,46
0,8
Telekommunikation;
401 SvB;
-33,39
0,6
Leitmarkt
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Teilmärkte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Leitmarktportfolio und starke Netzwerke
Rechenleistung des zweitschnellsten Supercomputers in
Deutschland, der im Forschungszentrum Jülich steht.
Von herausragender Bedeutung für den Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft ist die universitäre
und außeruniversitäre Forschungslandschaft. An der RWTH
Aachen wird bspw. im Exzellenzcluster Ultra High-Speed
Mobile Information and Communication (UMIC) an der
Entwicklung von Technologien, Architekturen und Softwareansätzen für vernetzte, mobile und adaptive Systeme
geforscht; das Cluster Integrative Production Technology
for High-Wage Countries befasst sich mit dem Zukunftsthema Industrie 4.0.19 Des Weiteren werden im Rahmen der
Jülich Aachen Research Alliance (JARA) zur Realisierung
von gemeinsamen Forschungsvorhaben der RWTH
Aachen und des Forschungszentrums Jülich im Forschungsbereich JARA-FIT die physikalischen Grenzen der
aktuellen und zukünftigen Halbleitertechnologie erforscht.20
Zurückgegriffen wird bei diesen Forschungen auf die
Große Erfolge kann neben den hier nur exemplarisch
aufgezeigten universitären Forschungsfeldern auch die
außeruniversitäre Forschung in der Region Aachen
aufweisen. Im Ericsson Eurolab Aachen werden bspw. die
5G-Technik, die Zukunft von Maschine-zu-MaschineKommunikation (M2M) und Cloud-Technologien erforscht.21
Ein zentraler Akteur im Leitmarkt Informations- und
Kommunikationswirtschaft ist das Branchennetzwerk
REGINA e. V. (Regionaler Industrieclub Informatik Aachen),
das mehr als 100 Mitgliedern aus Wirtschaft, Bildung und
Forschung eine regionale Plattform für Dialog und Kooperation bietet. Darüber hinaus bündelt REGINA e. V. grenzüberschreitende und regionale Kompetenzen, die bei der
Vermittlung von Fachkräften abrufbar und für geförderte
Projektumsetzungen nutzbar sind.22
19 Vgl. Clustermanagement IKT.NRW (2013), S.5f.
21 Vgl. Ericsson GmbH (2015).
20 Vgl. JARA (o. J.).
22 Vgl. REGINA e. V. (o. J.).
REGION AACHEN / SEITE 28
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Die Forschungslandschaft und das den Leitmarkt umschließende Netzwerk sind hervorragende Standortfaktoren für
Unternehmensgründungen. Aus einem großen Pool an
regionalen Beispielen lassen sich die CSB-System AG, die
topsystem Systemhaus GmbH und die P3 telehealthcare
GmbH stellvertretend herausgreifen.
Die CSB-System AG ist der führende Branchenspezialist
und Software-Hersteller für die Prozessoptimierung in der
Nahrungsmittel-, Getränke-, Chemie-, Pharma- und Kosmetikindustrie sowie im Handel. Mit Software, Hardware,
Services und Business Consulting optimiert das Angebotsportfolio der CSB-System AG die Geschäftsprozesse ihrer
Kunden und sorgt für entscheidende Wettbewerbsvorteile.23 Neben dem operativen Geschäft verfolgt die CSBSystem AG auch eine spezielle Lehrtätigkeit. Der CSBCampus, der in Kooperation mit der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH) im Jahr 2015 installiert wurde, soll
dem Fachkräftemangel entgegenwirken.24
Als erstes deutsches Systemhaus brachte die topsystem
Systemhaus GmbH eine Softwareanwendung für sprachgesteuerte Kommissionierungssysteme auf den Markt. Die
dadurch erzielten Qualitäts- und Effizienzsteigerungen sowohl
bei logistischen als auch bei Lagereiprozessen führen zu
einem erheblichen Mehrwert in diesen Bereichen.25
Als drittes Beispiel sei die P3 telehealthcare GmbH mit Sitz
in Aachen genannt. Sie entwickelt und betreibt telemedizinische Lösungen für Rettungsdienste, Kliniken und den
Katastrophenschutz.26
23 Vgl. CSB-System AG (2017).
24 Vgl. CSB-System AG (2015).
Innovationszentrum Region Aachen
Die Technologieregion Aachen erreicht Spitzenwerte bei
der IKT-Forschung und -Entwicklung. Platz 1 im Deutschland-Ranking belegt die RWTH Aachen als beste Hochschule im Bereich Informatik (Softwareentwicklung, Kommunikationstechnologien und eingebettete Systeme) und den
angrenzenden Disziplinen Wirtschaftsingenieurwesen und
Elektrotechnik. Von diesem Know-how profitiert nicht nur
die IKT-Branche selbst, sondern auch die gesamte Regionalwirtschaft, in der die Unternehmen der Datenverarbeitungsbranche (WZ 2008: Abschnitte 62 und 63) die
viertgrößte Gruppe der Beschäftigten bilden. Die Stärke
dieses Expertenwissens zeigt sich auch bei bundesweiten
Vergleichen von Regionen. Dort belegt die Region Aachen
im Bereich Software- und IT-Standorte den 8. Rang.27 Im
Wesentlichen liegen die wirtschaftlichen Schwerpunkte des
Leitmarktes neben IT- und Cloud-Lösungen für optimierte
Geschäftsprozesse in den Bereichen der Automatisierung,
der Hardware, dem Internet und dem E-Commerce.28
Unternehmensgründungen im Leitmarkt Informations- und
Kommunikationswirtschaft machen in der Region Aachen
3,8 % des Gründungsgeschehens aus (Gründungen je
10.000 Erwerbsfähige). Damit liegt die Region knapp unter
den landes- und bundesweiten Werten von 4,15 % und
4,61 %.29 Bekannte IKT-Start-ups aus der Region Aachen
sind bspw. antibodies-online GmbH, bitStars GmbH,
cognesys GmbH, Embility GmbH, EVOCURA GmbH,
QuinLogic GmbH, navabi GmbH und tamyca GmbH.30 Das
Spinn-off bitStars gilt als erfolgreichstes deutsches Start-up
im Bereich Digitalisierung und Bauen, es ist inzwischen
über seine Plattform holobuilder einer der führenden
Anbieter von Augmented-Reality-Technologie für mobile
Endgeräte. Neben der Branche selbst und dem attraktiven
Anwendermarkt unterstützen auch die regionalen Standortfaktoren wie bspw. die universitäre und außeruniversitäre
Forschungsstärke die Gründungsaktivitäten. Darüber
hinaus bietet die Initiative GründerRegion Aachen ein
breites Beratungsangebot, um erfolgsversprechende
Gründungskonzepte zu entwickeln.
27 Vgl. Clustermanagement IKT.NRW (2013), S.5f.
28 ibd.
25 Vgl. topsystem Systemhaus GmbH (o. J.).
29 Prognos AG 2016 auf Basis des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) (2015).
26 Vgl. P3 telehealthcare GmbH (o. J.).
30 Vgl. Clustermanagement IKT.NRW (2013), S.5f.
SEITE 29 / REGION AACHEN
Abbildung 18: Trends und Treiber für den Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft
Mobiles Internet
Internet der Dinge
Cloud Computing
Augmented Reality
Mensch-Maschine-Interaktion
Konvergenz von Märkten
Neue Schnittstellen
Mobile Anwendungen Digital Lifestyle Big
Data
Gamification Wachsender Bedarf an Kommunikationsstandards
Software as a Service (SaaS)
Intelligente Systeme
Wearables Green IT IT Sicherheit
Mobile Workspace
Sharing Economy
Quelle: Prognos AG 2016.
Ausgewählte Trends und Perspektiven für
den Leitmarkt
Der Megatrend der Digitalisierung setzt mit seinen kurzen
Innovationszyklen aktuell und zukünftig starke Impulse für
die wirtschaftliche Entwicklung der Region Aachen.
Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Märkte
werden durch technologische Trends wie Big Data,
Cloud-Computing, Internet of Things (IoT) und die zunehmende Automatisierung und Virtualisierung von Datenströmen und Prozessen radikal verändert (vgl. Abbildung 18).
Für die Unternehmen so gut wie aller Wirtschaftsbereiche
ergeben sich hieraus zahlreiche Chancen, aber auch
Risiken. Die wirtschaftliche Bedeutung der Entwicklungen im
IKT-Bereich unterstreicht der Bericht des McKinsey Global
Institut, der sich mit sogenannten disruptiven Technologien
befasst. Die Forschergruppe von McKinsey sieht die die
größte ökonomische Relevanz dabei im mobilen Internet.
Sie beziffern das jährliche Wirtschaftswachstum im Jahr
2025 auf 3,7 bis 10,8 Billionen US-Dollar.31
31 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.34.
REGION AACHEN / SEITE 30
Bereits heute durchdringen Technologien der Information
und Kommunikation als Key Enabling Technologies (KET)
nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche. Cloud-Speichertechnologien werden im Jahr 2025 die Grundlage von
nahezu allen Internetanwendungen sein. In der McKinseyStudie wird den Technologien im Bereich Cloud-Computing ein enorm hohes weltweites Wirtschaftspotenzial von
1,7 bis 6,2 Billionen US-Dollar für das Jahr 2025 eingeräumt.32
32 ibd., S.64.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
©RWTH Aachen / Peter Winandy
RWTH Aachen: ehemaliges Heizkraftwerk
und Super C
3.2 Bildung und Forschung
Positionierung des Leitmarktes Bildung
und Forschung
Wissen, Bildung und Forschung sind zentrale Triebfedern
für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit jeder Region.
Der Leitmarkt Bildung und Forschung erfüllt eine Querschnittsfunktion für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung
der Region Aachen. Unterteilt ist der Leitmarkt in die
Teilmärkte Hochschulen, Forschung und Entwicklung,
Wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie
Weiterbildung und Bildungsorganisationen.
Der Leitmarkt Bildung und Forschung bietet knapp 32.500
Beschäftigten in der Region Aachen einen Arbeitsplatz; das
sind 8,2 % der regionalen Gesamtbeschäftigung. Mit einer
Zunahme von 21,8 % wuchs die Leitmarktbeschäftigung in
der Region Aachen im Zeitraum 2008 bis 2015 deutlich
stärker als in Nordrhein-Westfalen (+16,6 %) und Deutschland (+11,2 %).
Die Generierung von Humankapital – zentraler Faktor für
wissensintensive Tätigkeiten – ist für die Region Aachen
besonders wichtig. Mit der Exzellenzuniversität RWTH
Aachen sowie der FH Aachen und diversen weiteren
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen befindet sie
sich dafür in einer hervorragenden Ausgangsposition.
Im Leitmarkt Bildung und Forschung erzielten 3.080
Unternehmen im Jahr 2014 einen Umsatz von 1,54 Mrd.
Euro. Abbildung 19 stellt die Umsatz-, Unternehmens- und
Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Bildung und Forschung an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
gegenüber.
Ein räumlicher Schwerpunkt des Leitmarktes Bildung und
Forschung ist aufgrund der Hochschulstandorte und der
damit verbundenen Vorteile die Stadt Aachen. Abbildung
20 visualisiert diese Zentralität anhand von Unternehmensverortungen. Insbesondere der Teilmarkt Wissenschaftliche
und technische Dienstleistungen, der insgesamt 2.591
Unternehmen umfasst, dominiert rund um das Oberzentrum Aachen.
SEITE 31 / REGION AACHEN
Abbildung 19: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes
Bildung und Forschung an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Anteil der Unternehmen 5,2 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 8,2 %
Umsatzanteil 2,8 %
0%
100 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
Starke Forschungs-, Entwicklungs-,
Ausbildungs- und Hochschullandschaft
Der Teilmarkt Forschung und Entwicklung ist mit einem
Beschäftigungsanteil von 34,5 % bzw. rund 11.200 Beschäftigten und seinem starken Wachstum von 19,4 %
zwischen 2008 und 2015 (Deutschland: +22,7 %) der
bedeutendste im Leitmarkt (vgl. Abbildung 22). Seine
Lokalisation belegt diese Stärke: Der herausragende Wert
von 5,25 zeigt, dass die Bedeutung von Forschung und
Entwicklung in der Region Aachen mehr als fünfmal so
hoch ist wie in Deutschland insgesamt. Bemerkenswert ist
an diesem Spitzenwert, dass aufgrund der statistisch
anderweitigen Erfassung die zahlreichen Hochschulbeschäftigten nicht zum Teilmarkt Forschung und Entwicklung
zählen.33
33 Hochschulbeschäftigte fallen unter die Abteilung „Tertiärer und post-sekundärer, nicht tertiärer Unterricht“ (Schlüssel 85.4 der WZ-2008) und nicht
unter „Forschung und Entwicklung“, die statistisch unter dem Gliederungsschlüssel 72 der WZ-2008 erfasst ist.
REGION AACHEN / SEITE 32
Sie sind im separat ausgewiesenen Teilmarkt Hochschulen
erfasst, der mit über 10.500 Beschäftigten bzw. 32,4 % den
zweitgrößten Teil des Leitmarktes ausmacht.34 Mit einem
Plus von 20,1 % stieg die Zahl der Beschäftigten des
Teilmarktes in der Zeit von 2008 bis 2015 erheblich.
Bundesweit lag der Zuwachs lediglich bei 3,9 %. Diese gute
Entwicklung spiegelt sich auch in der Lokalisation wider.
Mit einem Quotienten von 2,68 sind in der Region Aachen
mehr als zweieinhalbmal so viele Hochschulbeschäftigte
wie im deutschen Mittel tätig.
Noch dynamischer verlief die Entwicklung in den Teilmärkten Wissenschaftliche und technische Dienstleistung mit
einem Zuwachs von 27,3 % (Deutschland: +30,1 %) sowie
Weiterbildung und Bildungsorganisationen mit 22,9 %
(Deutschland: -13,2 %). Die Lokalisationsquotienten zeigen
auch hier Spezialisierungen an. Diese fallen allerdings mit
1,54 im Teilmarkt Wissenschaftliche und technische
34 Schulen werden im Leitmarkt Bildung und Forschung nicht als Teilmarkt
ausgewiesen, weil diese in der Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenstatistik nicht erfasst werden können.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 20: Unternehmen des Leitmarktes Bildung und Forschung in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
SEITE 33 / REGION AACHEN
Abbildung 21: Teilmärkte im Leitmarkt Bildung
und Forschung
Abbildung 22: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Bildung und Forschung
Weiterbildung und
Bildungsorganisationen
8,5 %
Bildung &
Forschung
Wissenschaftliche
und technische
Dienstleistungen
24,5 %
Hochschulen
32,4 %
Hochschulen
Forschung und Entwicklung
Wissenschaftliche und
technische Dienstleistungen
Weiterbildung und
Bildungsorganisationen
Quelle: Prognos AG 2016.
n=
32.458
Forschung und
Entwicklung
34,5 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Dienstleistung und mit 1,15 im Teilmarkt Weiterbildung
und Bildungsorganisationen nicht so deutlich aus wie in
den anderen beiden Teilmärkten (vgl. Abbildung 23).
Leitmarktportfolio und starke Netzwerke
Hochschulen bieten hochwertige Ausbildung und Forschung. Dadurch sind sie zentrale Impulsgeber für das
Innovations- und Gründungsgeschehen in einer Region.
Sie tragen entscheidend zur Sicherung von Fortschritt und
Wohlstand bei. Die Region Aachen verfügt neben der
Exzellenzuniversität RWTH Aachen und der Fachhochschule Aachen über Standorte der FOM Hochschule für
Ökonomie & Management gGmbH, der Katholischen
Hochschule NRW und der Europäischen Fachhochschule.
Ergänzt wird das Aus- und Weiterbildungsangebot durch
die private Fachhochschule ABS Aachen Business School
GmbH und zahlreiche weitere gemeinnützige Einrichtungen.
REGION AACHEN / SEITE 34
Bereichert wird die Forschungslandschaft der Region
Aachen neben den Hochschulen durch das international
bekannte Forschungszentrum Jülich, das Ericsson Eurolab,
das Ford Forschungszentrum Aachen, das Amazon
Forschungszentrum sowie durch die unterschiedlich
spezialisierten Institute der großen Forschungsgesellschaften Fraunhofer, Helmholtz und Leibniz.
Zur Stärkung und Steigerung der Sichtbarkeit der Region
Aachen als hervorragendem Forschungs- und Wissenschaftsstandort wurde in den vergangenen Jahren der
Grundstein für umfangreiche Investitionen gelegt. Mit dem
RWTH Aachen Campus Projekt als engerem Verbund aus
Wissenschaft und Wirtschaft befindet man sich derzeit
mitten in einer zukunftsorientierten Neuformatierung hin zu
einer der führenden technischen Universitäten weltweit.
Dort soll in interdisziplinären Teams aus Wissenschaft und
Wirtschaft gemeinsam an speziellen Zukunftsfragen mit
visionären Lösungsansätzen gearbeitet werden.
Das Hochschulwesen ist überwiegend durch große Einrichtungen geprägt, in denen ein Großteil der Beschäftigten
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 23: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Bildung und Forschung
in der Region Aachen, 2008 – 2015
5,5
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
Forschung und Entwicklung;
11.193 SvB
4,5
3,5
Bildung & Forschung;
32.458 SvB
Hochschulen;
10.528 SvB
1,2,5
Wissenschaftliche und
technische Dienstleistungen;
7.965 SvB
Weiterbildung und
Bildungsorganisationen;
2.772 SvB
1,5
0 5 10 15 20 25 30
Leitmarkt
0,5
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Teilmärkte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
des Leitmarktes Bildung und Forschung arbeitet. Weitere
wichtige Arbeitgeber neben den Hochschulen sind kleinere
Einrichtungen der wissenschaftlichen und technischen
Dienstleistungen (vgl. Abbildung 20 und Abbildung 23).
Sie umfassen ein heterogenes Unternehmensspektrum,
wodurch sie sehr individuelle und branchenspezifische
Leistungen anbieten können. Diese Einrichtungen tragen
erheblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Region Aachen bei.
Wissen, Bildung und Forschung als Nährboden für Unternehmensgründungen
In der modernen digitalen Gesellschaft avancieren Wissen,
Bildung und Forschung zu den entscheidenden Determinanten im Gründungsprozess. Deren Weiterentwicklung
und Weitergabe stehen im Leitmarkt Bildung und Forschung im Vordergrund. Unternehmensgründungen aus
dem Bereich Technologische Dienstleistungen, worunter
auch Beratungsleistungen fallen, machen an den technologieorientierten Unternehmensgründungen in der Region
Aachen einen Anteil von 27,9 % (2010-2014) aus.35
Dahingegen sind Unternehmensgründungen, die das Ziel
verfolgen, Wissensbestände lehrend zu vermitteln, vergleichsweise selten. Bedient ein Unternehmen dennoch
dieses Marktsegment, bietet es den Nachfragern meist
innovative Lösungen, die dem Leitmarkt Informations- und
Kommunikationswirtschaft entstammen. Ein Gründungsbeispiel aus der Region Aachen ist die E-Learning-Plattform
MathComm! von der NubiFactum GmbH, auf der Studierenden mathematiknaher Fächer Unterstützung in Form
von Aufgaben, Lösungen und Tipps bei Prüfungsvorbereitungen angeboten wird.36 Ein anderes Beispiel ist die
Plattform CocoCards des gleichnamigen Unternehmens.
Sie bestimmt mittels einer modernen Kollaborationsfunktion den optimalen Zeitpunkt zur Wiederholung von
Lehreinheiten.37
35 Vgl. IHK Aachen (2015), S.20.
36 Vgl. Transfer- & Gründerzentrum (2017b).
37 Vgl. Transfer- & Gründerzentrum (2017c).
SEITE 35 / REGION AACHEN
Abbildung 24: Trends und Treiber für den Leitmarkt Bildung und Forschung
Gamification
Open Innovation
Technologietransfer
Mobiles Lernen
Fachkräftemangel
Globalisierung der Hochschulausbildung
Wissensgesellschaft
Lebenslanges Lernen Mobile
Workspace
Spin-Offs
Digitaler Kompetenzdruck
Innovationsgesellschaft
Open Access
Virtualisierung der Hochschulausbildung
Demografischer Wandel
Wissenstransfer
Quelle: Prognos AG 2016.
Ausgewählte Trends und Perspektiven
des Leitmarktes
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich der
Leitmarkt Bildung und Forschung weiter wandeln. Seine
fundamentale Bedeutung als ein zentraler Impulsgeber für
die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Region Aachen
wird der Leitmarkt jedoch nicht verlieren.
Weil Deutschland sich weiterhin auf dem Weg zur Informations- und Wissensgesellschaft befindet, steigt die Zahl der
Studierenden an deutschen Hochschulen Jahr für Jahr;
im Wintersemester 2015/16 waren es knapp 2,8 Millionen.
Gleichzeitig ist Deutschland mit seinem erfolgreichen
dualen Ausbildungssystem internationales Vorbild.
Wichtiger Treiber für den Wandel zur Wissensgesellschaft
ist die zunehmende Digitalisierung von Informationen und
Prozessen. Informationen können bereits heute in großen
Datenmengen, überall und kurzfristig abgerufen und
genutzt werden.38 Mit der Auslagerung von Wissen und
der Integration von Digitaltechnologien in nahezu jeden
Lebensbereich geht ein steigender digitaler Kompetenzdruck einher. Jeder steht vor der Herausforderung, sich in
immer kürzer werdenden Zyklen zusätzliche Medien- und
Technikkompetenzen anzueignen.39 Im Jahr 2025 werden
80 bis 90 % der deutschen Bevölkerung im primären und
sekundären Bildungsbereich online bzw. hybride Lernangebote nutzen.40
Hierdurch verändern sich auch die Anforderungen an
Aus- und Weiterbildungsträger. Neben der Anpassung von
Ausbildungsformaten gilt es, den steigenden Anforderungen des lebenslangen Lernens als Grundbedingung für die
Informations- und Wissensgesellschaft gerecht zu werden.
38 Vgl. VDI Technologiezentrum (2015), S.38ff.
39 ibd.
40 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.34.
REGION AACHEN / SEITE 36
© Peter Trautwein WasserStiftung / Aqualonis GmbH 2017
Wirtschaftsstudie Region Aachen
3.3 Produktionstechnik und
Werkstoffe
Industrielle Produktionssysteme sind heute fest mit der
Informations- und Kommunikationstechnik verknüpft. Es
bestehen enge Wertschöpfungsbeziehungen im Markt zu
anderen Leitmärkten wie Mobilität und Logistik, Energieund Umweltwirtschaft oder Gesundheitswirtschaft und Life
Science. Diese Wertschöpfungsketten unterliegen durch
die zunehmende Digitalisierung und technologische Trends
wie Industrie 4.0 und 3D-Druck starken Veränderungen.
Gleichzeitig bieten sie Wachstumsmöglichkeiten durch
neuartige Geschäftsmodelle. Wenn es um innovative
Produktions- und Verfahrenstechniken geht, spielen neue
Werkstoffe und Materialien eine zentrale Rolle.
Für die Untersuchung wurde dieser Leitmarkt zum einen
nach den Werkstoffen und zum anderen in Produktionstechnik sowie Reparatur und Installation von Maschinen
und Ausrüstungen unterteilt. Die Werkstoffe gliedern sich
entsprechend der Schwerpunktbranchen und der Wirtschaftszweigklassifikation in Textilien, Papier und Pappe,
Chemie, Gummi und Kunststoff, Glas und Keramik sowie
Metall.
Nebelfänger „CloudFisher“ ist das Ergebnis
einer Kooperation von Essedea, dem ITV
Denkendorf und der WasserStiftung. Das Bild
zeigt einen Teil der weltweit größten und effektivsten Nebelfang-Anlage im marokkanischen
Antiatlas-Gebirge mit einer Ausbeute von bis
zu 35.000 Litern Wasser pro Tag.
Positionierung des Leitmarktes
Produktionstechnik und Werkstoffe
Die Region Aachen ist ein äußerst dynamischer Wirtschaftsraum. Der Leitmarkt Produktionstechnik und
Werkstoffe ist mit über 51.400 Beschäftigten einer der
beschäftigungsintensivsten Wirtschaftsbereiche der Region,
obwohl er zwischen 2008 und 2015 um rund 1,7 %
schrumpfte. In Nordrhein-Westfalen verlor der Leitmarkt
2,1 % seiner Beschäftigten. Nur auf Bundesebene konnte
eine geringe Steigerung um 0,1 % erreicht werden. Trotz
der negativen Entwicklung verzeichnet der Leitmarkt in der
Region Aachen eine Lokalisation von 1,38, die seine hohe
Spezialisierung im bundesweiten Vergleich veranschaulicht.
Ein besonderes Merkmal des Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe ist das Verhältnis zwischen Unternehmen und Umsatz: Im Leitmarkt sind lediglich 3,5 % (2.071)
aller Unternehmen der Region Aachen tätig. Dennoch
erzielte diese vergleichsweise geringe Anzahl von Unternehmen im Jahr 2014 22,2 % des regionalen Umsatzes
(ca. 12,1 Mrd. Euro). Abbildung 25 stellt das Verhältnis der
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des
Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe grafisch
gegenüber.
Im Zentrum der räumlichen Unternehmensverteilung liegt
erneut die Stadt Aachen in Verbindung mit den umliegenden Gemeinden der Städteregion Aachen. Unternehmen
des Teilmarktes Metall dominieren den Leitmarkt mit einem
Anteil von rund 30 % (vgl. Abbildung 26).
SEITE 37 / REGION AACHEN
Abbildung 25: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Produktionstechnik und
Werkstoffe an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Umsatzanteil 22,2 %
Anteil der Unternehmen 3,5 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 12,9 %
0%
100 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
Herausragend spezialisierter Traditionsstandort für Textilien, Papier und Pappe
Die Lokalisation als Maß für die Spezialisierung zeigt bei
den sieben Teilmärkten des Leitmarktes Produktionstechnik
und Werkstoffe sechs Werte über 1,0 (steht für den
bundesweiten Durchschnitt), und einen, der diesem
entspricht. Das signalisiert Stärke.
Besonders die Teilmärkte Textilien sowie Papier und Pappe
stechen mit einem LQ von 3,28 und 3,6 hervor. Allerdings
können die hohen Spezialisierungsgrade nur schwer über
die Beschäftigungsverluste im Zeitraum 2008 bis 2015
hinweghelfen. 16,2 % der Beschäftigten können im
Teilmarkt Textilien nicht mehr ihren sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten nachgehen (Deutschland: -14,0 %;
NRW: -12,4 %), 9,6 % sind es im Teilmarkt Papier und
Pappe (Deutschland: -13,2 %; NRW: -14,3 %).
Gemessen am gesamten Leitmarkt machen die Beschäftigtenzahlen der Teilmärkte Textilien sowie Papier und Pappe
zusammen nur rund 23 % aus. Bedeutender sind in dieser
Hinsicht die Teilmärkte Metall mit fast 11.000 Beschäftigten
(21,3 %) und Produktionstechnik mit über 15.300 Beschäftigten (29,8 %; vgl. Abbildung 28). Trotz der hohen Beschäftigtenanteile zeigen die Teilmärkte nur eine geringe
Spezialisierung. Der Teilmarkt Metall entspricht mit 1,0
exakt dem Bundesdurchschnitt, der Teilmarkt Produktionstechnik liegt mit 1,1 leicht darüber.
Ganz anders der Teilmarkt Reparatur und Installation von
REGION AACHEN / SEITE 38
Maschinen und Ausrüstung: Dieser ebenfalls mit einem
Lokalisationswert von 1,1 nur leicht spezialisierte Teilmarkt
fällt durch sein sehr deutliches Beschäftigungswachstum
auf. Mit einem Zuwachs von 66,6 % in der Zeit von 2008
bis 2015 ist dieser regionale Teilmarkt mehr als doppelt
so stark gewachsen wie auf Bundesebene (31,1 %; NRW:
48,9 %; vgl. Abbildung 29).
Forschung und Entwicklung als Motoren
der Region
Bauteile und Komponenten müssen leichter und Dämmstoffe immer robuster werden. Insgesamt steigen die
Anforderungen an einzelne Produkte. Die Weiterentwicklung oder die Substituierung der eingesetzten Materialien
bietet daher ein äußerst großes Forschungs- und Innovationspotenzial. Die Entwicklung neuer Werkstoffe ist eine
Querschnittsaufgabe, die viele Branchen betrifft. Die Einsatzmöglichkeiten sind genauso vielfältig wie die Auswahl
an spezifischen Materialien. Sowohl in der Wissenschaft als
auch in der Wirtschaft liegt hier die Stärke der Region
Aachen.
Besonders die Ballung von universitären Einrichtungen, die
dem Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe zugeordnet werden können, ist bemerkenswert. Ein Beispiel für
diese Expertise ist das Exzellenzcluster Integrative Produkti-
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 26: Unternehmen des Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
SEITE 39 / REGION AACHEN
Abbildung 27: Teilmärkte im Leitmarkt Produktionstechnik
und Werkstoffe
Abbildung 28: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Produktionstechnik und Werkstoffe
Reparatur und Installation von
Maschinen
und Ausrüstung 2,9 %
Produktionstechnik &
Werkstoffe
Textillien
Textillien
4,6 %
Papier und Pappe
18,5 %
Produktionstechnik
29,8 %
Papier und Pappe
Chemie, Gummi und Kunststoff
Glas und Keramik
Metall
n=
51.426
Produktionstechnik
Chemie, Gummi und
Kunststoff
17,4 %
Reparatur und Installation von
Maschinen und Ausrüstung
Quelle: Prognos AG 2016.
Metall 21,3 %
Glas und
Keramik 5,6 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
onstechnik für Hochlohnländer. Dort forschen 25 Professorinnen und Professoren verschiedenster Fachrichtungen an
Lösungen, die das produzierende Gewerbe in Hochlohnländern langfristig konkurrenzfähig erhalten.41
Die universitäre Forschung mit Fokus auf den Leitmarkt
Produktionstechnik und Werkstoffe hat noch mehr zu
bieten: Die Institute und Fachbereiche Maschinenbau,
Mechatronik und Elektrotechnik der RWTH und FH Aachen
erzielen Spitzenplatzierungen bei nationalen und internationalen Vergleichen. Beide Institutionen arbeiten eng mit dem
Forschungszentrum Jülich in zukunftsträchtigen Forschungsfeldern42 zusammen.
Auch die in der Region Aachen ansässigen Fraunhofer-Institute für Produktionstechnik IPT und Lasertechnik ILT sind
Beispiele der geballten regionalen Forschungskompetenz.
Das Institut für Produktionstechnik arbeitet an Systemlösungen für die vernetzte, adaptive Produktion. Turbomaschinen
41 Vgl. RWTH Aachen (2017)
42 JARA umfasst derzeit sechs Forschungsbereiche: Nachhaltige Energie
(JARA-ENERGY), Hirnforschung (JARA-BRAIN), Informationstechnologien der
Zukunft (JARA-FIT), Simulationswissenschaften mit Höchstleistungsrechnern
(JARA-HPC), Teilchenphysik und Antimaterie (JARA-FAME) und Soft Matter
Science (JARA-SOFT).
REGION AACHEN / SEITE 40
und Leichtbau-Produktionstechnik stehen genauso im
Portfolio wie Additive Manufacturing.43 Beim FraunhoferInstitut für Lasertechnik ILT wird die Anwendungsvielfalt von
Lasertechnik in der Materialbearbeitung, Medizintechnik
und Biophotonik sowie in der Messtechnik untersucht.44
Mit ihren wirtschaftsnahen Forschungen stellen die
Fraunhofer-Institute in der Region Aachen ein immenses
Wissen bereit.
Auch die Cluster Produktionstechnik und Schwerlastantriebe auf dem RWTH Aachen Campus sind zwei neue
Forschungsstätten, die der Wissensgenerierung einen
weiteren Schub geben werden. Das Cluster Produktionstechnik soll eines der größten Forschungslabore zum
Thema Produktionstechnik und Industrie 4.0 werden. Der
Forschungsschwerpunkt ist die digitale integrierte Produktion. Das Cluster Schwerlastantriebe führt Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten im Bereich der antriebstechnischen
Systeme durch. Zielsetzung ist die Betrachtung ganzer
Systeme und des Einsatzverhaltens der einzelnen Komponenten im Gesamtverbund.
43 Vgl. Fraunhofer IPT (o. J.).
44 Vgl. Fraunhofer ILT (o. J.).
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 29: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe
in der Region Aachen, 2008 – 2015
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
Papier und Pappe;
9.498 SvB;
LQ: 3,60
Textillien;
2.346 SvB;
LQ: 3,28
Produktionstechnik
und Werkstoffe;
51.426 SvB
Glas und Keramik;
2.902 SvB
1,6
Chemie, Gummi
und Kunststoff;
8.928 SvB
1,4
Reparatur und
Installation von
Maschinen und
Ausrüstung;
1.488 SvB;
66,63
Produktionstechnik;
15.312 SvB
1,1,2
Metall;
10.952 SvB
1,0
-16 -12
-8 -4 0 4 8
0,8
Leitmarkt
Teilmärkte
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Um sowohl die Materialforschung als auch die dadurch
möglichen Entwicklungen neuer Produkte und Systeme in
der Region Aachen zu stärken, sind verschiedene Netzwerke aktiv. PROTECA – Production Technology Aachen
verfolgt bspw. die enge Zusammenarbeit von Industrie und
universitärer Forschung auf dem Gebiet der Produktionstechnik. Etwas spezifischer ausgerichtet sind hingegen
PhotoAix e. V., das Kompetenznetzwerk für Optische
Technologien und Systeme und die Interessensgemeinschaft innovative Aachener Unternehmen der Kunststoffbranche e. V..
Spezialisierte Hochtechnologie in
Nischenbereichen
Die Region Aachen ist weltweit eine Top-Adresse für
Produkte aus den Teilmärkten Textilien und Papier. Bei
Spezialtextilien besetzen gleich mehrere Unternehmen
aus der Region mit ihren Produkten Nischenbereiche.
Zum Weltmarktführer für dreidimensionale HightechTextilien wurde die Essedea GmbH & Co. KG dank ihrer
Innovationsführerschaft bei Abstandsgewirken.45 Ein
weiteres Beispiel aus dem Bereich Spezialtextilien ist die
ANKER Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG. Mit ihren
Spezialteppichböden genügen sie u. a. höchsten Ansprüchen der Bereiche Health Care und Aviation.46
Mit spezifischem Fachwissen ist die KANZAN Spezialpapier GmbH im Teilmarkt Papier und Pappe zum führenden
europäischen Anbieter eines umfassenden Produktprogramms von Thermo- und Inkjet-Papieren sowie weiteren
Spezialprodukten aus Papier gewachsen. Mit fortdauernder technologischer Innovationskraft versucht das
Unternehmen, die erreichte Qualitäts- und Kompetenzführerschaft zu sichern.47 Weitere hoch spezialisierte Unternehmen aus der Region Aachen sind bspw. die Metsä
Tissue GmbH, die in den Bereichen Hygieneprodukte
(Tissue-Papier), fettdichtes Kochpergament und Backpapier führend ist, und die MAY+Spies GmbH, u. a. Produzentin von hochwertigen Papierprodukten für die grafische Industrie. Besonders herausgestellt sei an dieser
Stelle nochmals die bemerkenswerte Dichte von hoch
45 Vgl. Essedea GmbH & Co. KG (o. J.).
46 Vgl. Anker Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG (o. J.).
47 Vgl. KANZAN Spezialpapiere GmbH (o. J.).
SEITE 41 / REGION AACHEN
Abbildung 30: Trends und Treiber für den Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe
Hybride Werkstoffe
Aftersales und Services
IT Sicherheit
Leichtbau
Energie- und Ressourceneffizienz Robotik
3D-Druck
Mensch-Maschine-Interaktion Industrie 4.0
Multimaterialsysteme Additive Fertigung System- und Integrationslösungen
Neue Materialien und Werkstoffe
Internationalisierung
Internet der Dinge
Automatisierung
Cyber Physische Produktionssysteme
Bedarf an Kommunikationsstandards
Quelle: Prognos AG 2016.
spezialisierten Unternehmen in den Teilmärkten Papier und
Pappe sowie Textilien.
Aufschluss über das aktuelle Gründungsgeschehen im
Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe gibt ansatzweise die Studie zu technologieorientierten Unternehmensgründungen der IHK Aachen. Neugründungen im Bereich
des Maschinen- und Anlagenbaus machen im Zeitraum
2010 bis 2014 22,7 % aller Gründungen in der Region
Aachen aus. Im Bereich Werkstofftechnik ist es ein Anteil
von 1,6 %. Für die einzelnen im Leitmarkt zusammengefassten Werkstoffe werden keine Angaben ausgewiesen.
Unternehmensbeispiele, die als innovatives Start-up den
Sprung ins operative Geschäft gewagt haben, sind die
Amphos GmbH48, die Zertrox GmbH & Co. KG und die
S-PACT GmbH – Solutions for Process Analytics & Control
Technology49. An dieser Stelle ist anzumerken, dass alle
Start-up-Unternehmen durch ihr Produktportfolio auch
Verbindungen zum Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft haben.
Ausgewählte Trends und Perspektiven
des Leitmarktes
Die Digitalisierung in der Produktion wird die Zukunft der
Industrieunternehmen bestimmen. Industrie 4.0 und
Wirtschaft 4.0 sind die Schlagworte dieser Transformation.
Die intelligente Vernetzung von Produktionssystemen und
Fertigungsprozessen in cyber-physischen Systemen
ermöglicht die selbstständige Abbildung und sich selbst
organisierende Abwicklung der gesamten Wertschöpfungskette – von der Auftragserteilung bis zur Auslieferung des
Endproduktes an den Kunden. Über das Internet der Dinge
und die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Daten können
Mensch und Maschine in Echtzeit miteinander kommunizieren. Ziel dieser vernetzten Produktion ist eine Effizienzsteigerung der Fertigungs- und Geschäftsprozesse, die eine
weitere Standardisierung der Herstellung ermöglichen soll.
Der IKT-Verband BITKOM erwartet, dass durch Industrie
4.0-Technologien alleine in den sechs Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik, Automobilbau,
chemische Industrie, Landwirtschaft und IKT ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 78 Millionen Euro bei
einem jährlichen Wachstum von 1,7 % bis zum Jahr 2025
realisiert werden kann.50 Grundlage des erwarteten
Wachstums werden neue Produkt- und Prozessinnovationen sein.
Neue Materialien und Werkstoffe, die in der Produktion zum
Einsatz kommen, bieten zukünftig enormes Potenzial für
innovative Technologien wie z. B. den 3D-Druck. Mit ihnen
verbunden ist nicht nur eine Kompetenzerweiterung in der
Kunststoff- und Keramikverarbeitung, sondern sie bergen
außerdem bzgl. der Kosten ein großes Einsparpotenzial.
Neuartige Materialien werden zukünftig in sämtlichen
Produktionsstufen zum Einsatz kommen und unter Umständen zu neuen innovativen Produktdesigns führen. Energie-,
Material- und Ressourceneffizienz werden die Treiber
dieser Entwicklung sein. Das McKinsey Global Institut
erwartet bis zum Jahr 2025, dass 30 bis 50 % aller
Produkte mit dem 3D-Druckverfahren hergestellt werden
können.51
48 Vgl. Zertrox GmbH & Co. KG (o. J.).
50 Vgl. BITKOM (2014), S.5.
49 Vgl. S-PACT GmbH (o. J.).
51 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.110.
REGION AACHEN / SEITE 42
Wirtschaftsstudie Region Aachen
© e.GO Mobile AG
e.GO Mobile AG: Erste Entwürfe
entstehen zunächst gescribbelt auf
einem weißen Blatt Papier und
werden umgehend in ein 3D-Modell
auskonstruiert.
3.4 Mobilität und Logistik
Positionierung des Leitmarktes Mobilität
und Logistik
Verkehrsinfrastrukturen sind die Grundlage nahezu aller
Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Die Unternehmen der
Automotive-, Mobilitäts- und Logistikbranche sind zentrale
Partner regionaler und überregionaler Wirtschaftsunternehmen. Sich verändernde Mobilitätsbedürfnisse im Individualverkehr, neue Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur
und technologische Trends geben die Richtung der
Entwicklung des Leitmarktes vor. Eine immer wichtigere
Rolle spielt das Leitbild einer nachhaltigen Mobilität, das
bedeutende Entwicklungen wie die der Elektromobilität und
die neuer Antriebstechnologien anregt.
Im Jahr 2015 konnten rund 42.150 Beschäftigte dem
Leitmarkt zugerechnet werden. Gemessen an der Gesamtbeschäftigung in der Region Aachen sind dies 10,6 % aller
Beschäftigten. Gegenüber 2008 ist der Leitmarkt damit um
4,1 % gewachsen (Deutschland: +6,5 %; NRW: +2,0 %). Der
sich ergebende Lokalisationsquotient von nur 0,94 ist
allerdings unterdurchschnittlich. Er resultiert u. a. daraus,
dass es bundesweit stärkere Regionen im Bereich der
Automobilherstellung gibt als die Region Aachen.
Um zukunftsweisende Entwicklungen und Trends abbilden
zu können, ist der Leitmarkt Mobilität und Logistik in die
Teilmärkte Automotive, Personenbeförderung und Dienstleistungen für den Personenverkehr, Logistik, Großhandel sowie
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz aufgeteilt.
Die 6.938 Unternehmen des Leitmarktes (11,8 % aller
Unternehmen der Region) erwirtschafteten 2014 einen
Umsatz von ca. 12 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anteil
am regionalen Gesamtumsatz im Jahr 2014 von 22,1 %. Mit
3.356 Unternehmen dominiert der Teilmarkt Großhandel
den Leitmarkt. Abbildung 31 stellt für den Leitmarkt Mobilität
und Logistik die Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen dar.
SEITE 43 / REGION AACHEN
Abbildung 31: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Mobilität und Logistik
an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Umsatzanteil 22,1 %
Anteil der Unternehmen 11,8 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 10,6 %
0%
100 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
Räumlich konzentrieren sich die Unternehmen des
Leitmarktes auf den Großraum der Stadt Aachen. Zugleich
verdeutlicht Abbildung 32 eine dichte sowie gleichmäßige
Unternehmensverteilung im Kreis Heinsberg. Die Kreise
Düren und Euskirchen weisen Konzentrationsschwerpunkte rund um die Kreisstädte auf.
Logistik und Großhandel: regionale
Schwergewichte der Beschäftigungsstruktur
Die Teilmärkte Logistik mit fast 13.800 und Großhandel
mit über 13.500 Personen stellen jeweils ein Drittel der
Beschäftigten im Leitmarkt Mobilität und Logistik. Das
restliche Drittel bilden die drei übrigen Teilmärkte Automotive, Personenbeförderung und Dienstleistungen für
den Personenverkehr sowie Handel, Instandhaltung und
Reparatur von Kfz (vgl. Abbildung 34).
REGION AACHEN / SEITE 44
Den größten Anteil am Leitmarktwachstum zwischen 2008
und 2015 hat der Teilmarkt Personenbeförderung und
Dienstleistungen für den Personenverkehr mit herausragenden 20,4 % (Deutschland: +11,1 %; NRW: +12,1 %).
Zum Wachstum beigetragen haben auch die Teilmärkte
Logistik (+8,1 %; Deutschland: +14,3 %; NRW: +13,1 %)
sowie Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz
(+4,6 %; Deutschland: 2,3 %; NRW: -1,2 %). Beschäftigungsverluste hinnehmen mussten dagegen Automotive (-1,3 %;
Deutschland: +9,7 %; NRW: -1,3 %) und Großhandel (-2,3 %;
Deutschland: -0,7 %; NRW: -4,2 %).
Ein heterogenes Bild ergibt auch die Betrachtung der
teilmarktbezogenen Lokalisationsquotienten. Sind Handel,
Instandhaltung und Reparatur von Kfz sowie Logistik mit
1,39 und 1,17 noch vergleichsweise spezialisiert, entspricht der Großhandel dem bundesweiten Durchschnitt.
Personenbeförderung und Dienstleistungen für den
Personenverkehr sowie insbesondere Automotive sind mit
Werten von 0,84 und 0,29 stark unterrepräsentiert (vgl.
Abbildung 35).
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 32: Unternehmen des Leitmarktes Mobilität und Logistik in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
SEITE 45 / REGION AACHEN
Abbildung 33: Teilmärkte im Leitmarkt Mobilität
und Logistik
Mobilität &
Logistik
Abbildung 34: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Mobilität und Logistik
Automotive
6,2 %
Handel, Instandhaltung
und Reparatur von Kfz
20,5 %
Personenbeförderung
und Dienstleistungen für
den Personenverkehr
8,5 %
Automotive
Personenbeförderung und
Dienstleistungen für den
Personenverkehr
Logistik
n = 42.147
Großhandel
Handel, Instandhaltung und
Reparatur von Kfz
Logistik
32,6 %
Quelle: Prognos AG 2016.
Großhandel
32,1 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Leitmarktportfolio und starke Netzwerke
4.0, Multimodaler Güterverkehr, Urbane Mobilität, Intelligente Transportsysteme.54
Die RWTH Aachen und die FH Aachen gelten als herausragende Ausbildungsstätten für Ingenieure der Automobilindustrie. Am Institut für Kraftfahrzeuge (IKA) der RWTH
Aachen wird bspw. zum Thema Autofahren der Zukunft
geforscht. Ein hochdynamischer Fahrsimulator bietet
interdisziplinären Forscherteams die Möglichkeit, die nächsten Weichen für autonome Fahr- und Fahrerassistenzsysteme sowie neue Steuerungs- und Kontrollkonzepte zu
stellen.52 Passend dazu wird am Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) der RWTH Aachen u. a. an der
Weiterentwicklung hybrider Antriebsstränge geforscht.53
Ergänzt werden das IKA und der VKA durch den Lehrstuhl
für Informationsmanagement im Maschinenbau der RWTH
Aachen. Forschungsschwerpunkt dort ist der Einsatz von
Methoden der Informatik in allen Anwendungsgebieten des
Maschinenbaus, darunter speziell in den Feldern Logistik
Die Elektromobilität, die mehr und mehr an Bedeutung
gewinnt, ist in der Region Aachen aber noch ein viel
größeres Forschungsfeld. Mit dem Elektromobilitätslabor
(eLab) als einem der fünf Center im Cluster Smart Logistik
bietet die RWTH Aachen eine offene Infrastruktur zur
Erforschung der Elektromobilität. Unternehmen können von
der Technologieentwicklung über das Testing bis hin zur
Prototypfertigung vom eLab profitieren. Diverse Projekte wie
bspw. eProduction, eine Produktionsforschung zu Hochvoltspeichersystemen für die Elektromobilität, belegen dies. Die
Themen Alternative Antriebssysteme, Umweltschutz und
Sicherheit stehen im Ford Forschungszentrum Aachen im
Vordergrund der Forschung.55
Mit dem Forschungscluster Smart Logistik auf dem RWTH
Aachen Campus ist in der Region Aachen eine Einrichtung
52 Vgl. IKA (2016).
54 Vgl. IMA (o. J.).
53 Vgl. VKA (2016).
55 Vgl. Ford-Werke GmbH (o. J.).
REGION AACHEN / SEITE 46
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 35: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Mobilität und Logistik
in der Region Aachen, 2008 – 2015
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
1,5
Handel, Instandhaltung
und Reparatur von Kfz;
8.646 SvB
1,4
1,3
1,1,2
Großhandel;
13.530 SvB
-4
1,1
Logistik;
13.761 SvB
Mobilität und
Logistik;
42.147 SvB
1,0
-2 0 2 4
6 8
Personenbeförderung
und Dienstleistungen für
den Personenverkehr;
3.586 SvB;
LQ: 0,84;
20,42
0,9
0,8
Automotive;
2.624 SvB;
LQ: 0,29
Leitmarkt
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Teilmärkte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
entstanden, die europaweit einzigartig ist. Am Logistikcluster haben Unternehmen die Möglichkeit, wirtschaftsnahe
Forschungen zu beauftragen und zu begleiten. Der
Forschungsschwerpunkt sind Lösungen des Informationsund Warenflusses in einer zukünftig cyberphysischen Welt.
Verschiedenen Center – Center Smart Services, Center
Enterprise Resource Planning, European 4.0 Transformation
Center, Demonstrationsfabrik und Elektromobilitätslabor
– arbeiten konzeptionell und experimentell mit Anbieter- und
Anwenderunternehmen an den Potenzialen und Herausforderungen für Produzenten, Logistikunternehmen und
IKT-Anbietern.
Auch an der FH Aachen wurde die Komplexität hinter dem
Leitmarkt Mobilität und Logistik erkannt. Dies führte zum
einen zum interdisziplinären Zusammenschluss der Kompetenzplattform Synergetic Automotive & Aerospace Engineering. Ressourcenschonung, Umweltverträglichkeit, Fahrzeugsicherheit, Verkehrstechnik und Wirtschaftlichkeit sind
dort die thematischen Berührungspunkte der unterschiedli-
chen Fachbereiche.56 Zum anderen entstand das interdisziplinäre Institut European Center for Sustainable
Mobility (ECSM). Das ESCM bündelt die Kompetenzen der
FH Aachen im Themenfeld Nachhaltige Mobilität in den
Bereichen Energieversorgung, Elektromobilität, Stadt- und
Verkehrsplanung, Fahrzeug und Antrieb sowie Informationstechnik.57
Das branchenübergreifende Netzwerk car e. V. lebt durch
seine Aktivitäten die Interdisziplinarität in der Region Aachen.
Seine Mitglieder leisten einen Beitrag zur Bewältigung der
zukünftigen Herausforderungen der Mobilität. Neben car e. V.
sind weitere Netzwerke in der Region Aachen aktiv, die den
Leitmarkt Mobilität und Logistik gestalten: AixTRA e. V. ist der
Aachener Verein zur Nutzungssteigerung im Verkehrs- und
Transportwesen und das ARIC Automotive & Rail Innovation
Center koordiniert bspw. den mehrjährigen Aufbau der
Galileo-Satellitennavigationstestgebiete automotiveGATE in
Aldenhoven und railGATE in Wegberg-Wildenrath.
56 Vgl. FH Aachen (o. J. b).
57 Vgl. FH Aachen (o. J. a).
SEITE 47 / REGION AACHEN
© StreetScooter GmbH 2016 A. KUEHLKEN
Deutsche Post AG setzt auf
Elektromobilität aus der Region Aachen
Ein aufsehenerregendes Unternehmen, dass aus der
Forschungslandschaft innerhalb der Region Aachen
hervorgegangen ist, ist die StreetScooter GmbH. Das dort
entwickelte Elektrofahrzeug ist so konzipiert worden, dass
es sich als Elektrotransporter bspw. für die Waren- und
Paketzustellung besonders gut eignet. Mit der Unternehmensübernahme durch die Deutsche Post AG im Jahr
2014 kann eine serienmäßige Produktion ab 2017
gewährleistet werden. Von da an sollen jährlich ca. 10.000
Elektrofahrzeuge hergestellt werden. Die Deutsche Post AG
erwägt, den Elektrotransporter nicht nur in der eigenen
Fahrzeugflotte einzusetzen, sondern auch an interessierte
Dritte zu vermarkten.
Neben der Produktion engagiert sich die StreetScooter
GmbH in der Weiterentwicklung von zukunftsweisenden
Technologien. Zu den Forschungsfeldern gehört bspw. die
umweltfreundliche und wirtschaftlich rentable Wiederverwendung von gebrauchten Fahrzeug-Traktionsbatterien im
Projekt 3connect.58
Die StreetScooter GmbH ist eines der anschaulichsten
Beispiele für interdisziplinäre Unternehmensneugründungen. In ihrem Elektrofahrzeug verbinden sich die Forschungskompetenzen aus Leichtbau und Elektrotechnik zu
einem innovativen, serienfähigen Produkt.59 Neben dem
StreetScooter wird auf dem RWTH Aachen Campus ein
weiteres Elektrofahrzeug entwickelt, das praktisch, sicher
und bezahlbar ist. Die e.GO Mobile AG zeigt, dass mit
Industrie 4.0 hochiterative Entwicklungsprozesse und eine
besonders kostengünstige Prototypen- und Kleinserienpro-
duktion möglich ist.60 Das von ihr entwickelte, elektronisch
angetriebene Stadtauto „e.Go Life“ soll ab 2018 serienmäßig auf dem alten Philips-Gelände gebaut werden. Weitere
Neugründungsbeispiele sind die ENGIRO GmbH61 mit
ihrem Spezialgebiet, Elektromotoren mit hoher Leistungsdichte auf engem Raum herzustellen, und die smartlab
Innovationsgesellschaft mbH. Im Fokus dieses Unternehmens steht die Vernetzung von Ladeinfrastrukturen für ein
flächendeckendes Ladestationennetz für Elektrofahrzeuge.
Dennoch stellt die IHK Aachen in der Studie zu technologieorientierten Unternehmensneugründungen62 einen kontinuierlichen Rückgang in diesem Bereich für Teile des
Leitmarktes Mobilität und Logistik fest. Machten Neugründungen im Leitmarkt zwischen 2005 und 2009 noch 7 %
des technologieorientierten Gründungsgeschehens aus,
waren es von 2010 bis 2014 lediglich noch 5,5 %.
Unternehmensgründungen, die die Leitmärkte Informationsund Kommunikationswirtschaft sowie Mobilität und Logistik
gemeinsam tangieren, sind in der Region Aachen bspw.
die fromAtoB GmbH als Online-Anlaufstelle zum Preis- und
Zeitvergleich von Verkehrsmitteln, die Tamyca GmbH als
größtes Onlineportal für privates Carsharing mit Vollkaskoversicherung und die bike-components.de OHG als
Versandhandel für Fahrradteile und -zubehör.
60 Vgl. e.Go Mobile AG (o. J.).
58 Vgl. smartlab Innovationsgesellschaft mbH (o. J. a).
61 Vgl. ENGIRO GmbH (o. J.).
59 Vgl. StreetScooter GmbH (2015).
62 Vgl. IHK Aachen (2015), S.20f.
REGION AACHEN / SEITE 48
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 36: Trends und Treiber für den Leitmarkt Mobilität und Logistik
Steigendes Umweltbewusstsein
Neue Logistikkonzepte
Urbanisierung
Hybridantriebe
Elektromobilität Autonomes Fahren
Vernetzung des Verkehrs
Flexibilisierung der Logistiksysteme
Intelligente Güterwagen
Ressourceneffizienz
Multimaterialsysteme
IT Sicherheit
Multimodalität
Mobilität als Dienstleistung
Brennstoffzelle
Drohnen Leichtbau
Alternative Antriebstechnologien
Intelligente Verkehrsleitsysteme
Quelle: Prognos AG 2016.
Ausgewählte Trends und Perspektiven des
Leitmarktes
Ein verändertes Mobilitätsverhalten der Gesellschaft führt
zu neuen Mobilitätsformen im Individualverkehr und lässt
neue Geschäftsmodelle wie das des Carsharings reifen.
Werden heute noch über 70 % der weltweit gefahrenen
Kilometer mit privaten Fahrzeugen zurückgelegt, werden in
den kommenden zehn Jahren Carsharing- und weitere
Mitfahrmodelle einen immer größeren Anteil am gesamten
Mobilitätsangebot haben. Gefahrene Kilometer in Privat-Pkw
werden bis 2030 auf einen Anteil von 45 % zurückgehen.63
Im Güterverkehr gewinnen zunehmend intermodale
Verkehrsnetze an Bedeutung, um nicht zuletzt dem
steigenden Güterverkehrsaufkommen zu begegnen. Die
Digitalisierung trägt dazu bei, dass Verkehrsleitsysteme
automatisch gesteuert werden und autonom fahrende
Fahrzeuge werden in Zukunft das Straßenbild bestimmen.
Schätzungen zufolge, besitzen bereits im Jahr 2025 5 – 20 %
aller Fahrzeuge die technischen Voraussetzungen zum
autonom Fahren.64 Außerdem sorgt ein gesteigertes
Umweltbewusstsein dafür, die Reduzierung des CO2-Ausstoßes weiter zu intensivieren; besonders der Umstieg auf
Fahrzeuge mit Elektromotor oder Hybridantrieb trägt dazu
bei. 2025 wird der Anteil der neu verkauften Elektro- und
Hybridfahrzeuge bei über 40 % liegen.65 Entscheidend
dafür ist wiederum die Weiterentwicklung und Nutzung von
neuartigen Speichertechnologien. Zudem wird dem Nutzen
von vernetzten Assistenzsystemen ein größerer Zuspruch
zukommen: In Deutschland werden im Jahr 2025 90 %
aller Fahrzeuge eingebaute Electronic Stability ControlSystem (ESP) und 40 % Notbrems- und Spurhalteassistenzsysteme haben. Dies führt zu einer Unfallreduzierung mit
Personenschaden von über 260.000 pro Jahr und zu
Einsparungen von über 4,3 Mio. Euro Sach- und Schadenskosten.66
64 Vgl. McKinsey Global Institute (2013). S.82.
65 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.98.
63 Vgl. Roland Berger GmbH (2016).
66 Vgl. Prognos AG (2017).
SEITE 49 / REGION AACHEN
©Stadtwerke Düren GmbH
Solarpark Inden – Luftaufnahme der
ehemaligen Hausmülldeponie auf der
eine 3,8 MW große PV Anlage installiert
ist, die jährlich rund 1.100 Haushalte mit
CO2-neutralem Strom versorgt
3.5 Energie-, Wasser- und
Abfallwirtschaft
Das Energiesystem ist derzeit disruptiven Veränderungen
ausgesetzt. Die Energie- und Umweltbranche muss
Antworten auf Megatrends wie Klimawandel und Ressourcenknappheit finden. Der Ausstieg aus der Kernenergie,
das Ende des Braunkohlentagebaus und der Ausbau der
erneuerbaren Energien stellen vor große technologische
Herausforderungen und erfordern ein gesellschaftliches
Umdenken. Eng verbunden mit der Energiewirtschaft sind
die Unternehmen der Umweltwirtschaft, die die gesamte
Wertschöpfungskette von der Energiegewinnung bis hin
zur Energiewandlung, -speicherung und -nutzung abbilden.
Der Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft
besteht aus folgenden Teilmärkten: Energieerzeugung und
-versorgung, Wasserver- und -entsorgung sowie Abfallentsorgung und -recycling. Ihre Abgrenzung erfolgte nach der
Wirtschaftszweigklassifikation.
REGION AACHEN / SEITE 50
Positionierung des Leitmarktes Energie-,
Wasser- und Abfallwirtschaft
Die jüngsten Beschäftigungszahlen von 2015 belegen für
den Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft ein
Wachstum von 17,8 % seit 2008 (Deutschland: +2,5 %;
NRW: +3,3 %). Die knapp 6.300 Beschäftigten machen
1,6 % der regionsweiten Gesamtbeschäftigung aus. Damit
sind in der Region Aachen 1,36-mal so viele Beschäftigte
in diesem Leitmarkt tätig wie in Deutschland insgesamt
(Lokalisation).
Der Anteil der Unternehmen liegt bei 2,8 % an der regionalen Gesamtwirtschaft; dies entspricht 832 Unternehmen
absolut. Sie erwirtschafteten im Jahr 2014 einen Umsatz
in Höhe von ca. 4,5 Mrd. Euro. Abbildung 37 setzt die
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des
Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft, gemessen an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen, ins
Verhältnis zueinander.
Die Leitmarktunternehmen verteilen sich über die gesamte
Region Aachen, konzentrieren sich aber rund um die Stadt
Aachen deutlich. Mit einem Anteil von fast 75 % überwiegen die Unternehmen des Teilmarktes Energieerzeugung
und -versorgung.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 37: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Energie-, Wasser- und
Abfallwirtschaft an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Umsatzanteil 8,3 %
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 1,6 %
Anteil der Unternehmen 1,4 %
100 %
0%
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
Eine Region voller Energie
Leitmarktportfolio und starke Netzwerke
Von den knapp 6.300 Beschäftigten im regionalen Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft sind über
3.700 im Teilmarkt Energieerzeugung und -versorgung tätig
(vgl. Abbildung 40). Gegenüber 2008 ist für 2015 eine
teilmarktinterne Zunahme von 41,0 % zu verzeichnen. Dem
regionalen Leitmarktwachstum stehen Beschäftigungsverluste von 2,6 % auf bundesweiter und 5,1 % auf landesweiter Ebene gegenüber. Der Lokalisationswert von 1,64 liegt
deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt und zeigt,
dass die Region Aachen auch in Zukunft bei Themen wie
der Energiewende gut aufgestellt sein kann. Zur Sicherung
dieses Status-quo müssen jedoch zukunftssichere Grundsteine gelegt werden. Im thematischen Kontext der
Energiewende kann dies bedeuten, dass die Region
Aachen ihre jahrelangen Erfahrungen und Potenziale aus
der Gewinnung und Verarbeitung fossiler Energieträger auf
erneuerbare Energieträger übertragen muss. Mithilfe eines
solchen Wissenstransfers kann den Herausforderungen
einer intelligenten Vernetzung von Erzeugern und Verbrauchern bspw. durch den Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte aktiv begegnet werden.
Ein herausragendes Beispiel für die Forschungsaktivitäten
im Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft ist das
E.ON Energy Research Center (E.ON ERC) der RWTH
Aachen. Am Forschungszentrum, das eines der sechs
Startcluster des neuen RWTH Aachen Campus ist, werden
die entscheidenden Stränge der Energieforschung vereint:
Im Vordergrund steht ein interdisziplinäres Konzept zur
nachhaltigen Energieversorgung, das die Facetten der
Erzeugung, Umformung, Verteilung und Speicherung von
Energie umfasst.67 Energiesysteme und Energiemanagement sowie Umweltverfahrenstechnik sind die Themenschwerpunkte der Forschung und Entwicklung des
Instituts NOWUM-Energy am Campus Jülich der FH
Aachen. Daneben tritt das Institut als Dienstleister für
Unternehmen, Städte und Gemeinden auf, die ihre Energieerzeugung und -versorgung sowohl umweltschonender als
auch zukunftsfähiger gestalten und ihre Energieeffizienz
steigern möchten.68
Auch die Unternehmen des Teilmarktes Wasserver- und
-entsorgung konnten zwischen 2008 und 2015 Beschäftigungszuwächse erzielen. Sie lagen zwar nur im Bereich
von 7,1 %, aber auch hier sind die Entwicklungen in
Deutschland mit 4,4 % und in Nordrhein-Westfalen mit
4,7 % nicht so dynamisch wie in der Region Aachen.
Arbeitsplatzverluste musste der Teilmarkt Abfallentsorgung
und -recycling hinnehmen. Mit einer Beschäftigungsabnahme von 10,4 % kann die Region Aachen der bundes- und
landesweiten Dynamik nicht entsprechen. In Deutschland
ist ein Wachstum von 9,2 % und in Nordrhein-Westfalen
sogar von 16,6 % erzielt worden (vgl. Abbildung 41).
Aus dem Pool weiterer Forschungskooperationen kann
stellvertretend auch das Solarthermische Versuchskraftwerk Jülich angeführt werden, das vom Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) in Zusammenarbeit mit
dem Solar-Institut Jülich (SIJ) der FH Aachen betrieben wird.
Der dort errichtete Solarturm ist eine Pilotanlage und
zugleich eine Referenz für angestrebte Kraftwerkprojekte
in strahlungsintensiveren Räumen.
Zahlreiche weitere Institute der RWTH Aachen und FH
Aachen forschen in den an den Leitmarkt Energie-,
Wasser- und Abfallwirtschaft angrenzenden Bereichen.
Als Beispiele können der Forschungscampus Flexible
67 Vgl. E.ON (2017).
68 Vgl. FH Aachen (o. J. c).
SEITE 51 / REGION AACHEN
Abbildung 38: Unternehmen des Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
REGION AACHEN / SEITE 52
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 39: Teilmärkte im Leitmarkt Energie-,
Wasser- und Abfallwirtschaft
Energie-,
Wasser- &
Abfallwirtschaft
Abbildung 40: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft
Energieerzeugung
und -versorgung 59,3 %
Abfallentsorgung und
-recycling 26,2 %
Energieerzeugung und
-versorgung
Wasserver- und -entsorgung
n = 6.287
Abfallentsorgung und -recycling
Quelle: Prognos AG 2016.
Wasserver- und
-entsorgung
14,5 %
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
69
Elektrische Netze (FEN) – dort vereinen sich Partner aus
Hochschule und Industrie – oder das Center for Wind
Power Drives (CWD) an der RWTH Aachen70 genannt
werden. Am CWD werden komplette Antriebsstränge für
Windkraftanlagen in einem weltweit einzigartigen 4-MWSystemprüfstand realitätsnah geprüft.
Bemerkenswert ist auch die leitmarktbezogene außeruniversitäre Forschung in der Region Aachen. Genannt
werden können hier u. a. das Institut für Wasser- und
Abwasseranalytik GmbH, das seine Forschungskompetenzen in der hygienisch einwandfreien Wasserversorgung
hat71, die aqua_plan Ingenieurgesellschaft für Problemlösungen in Hydrologie und Umweltschutz mbH und das
Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der
RWTH Aachen (FiW) e. V. Das unabhängige An-Institut
forscht interdisziplinär an Problemlösungen in der Wasserund Abfallwirtschaft, um zukunftsweisende Strategien und
innovative Verfahren zu entwickeln, und plant die Einrichtung eines interdisziplinären europäischen Forschungszentrums für Wasser und Energie.72
Einen interdisziplinären Zusammenschluss von über 4.000
Beschäftigten aus der Forschung und Entwicklung sowie
zahlreichen Unternehmen aus den leitmarktdefinierenden
Sachgebieten Energie, Wasser und Abfall bildet das Cluster
Energy Hills e. V. Es verbindet die Kompetenzen von
Hochschulen mit dem privaten und öffentlichen Sektor.
69 Vgl. FEN GmbH (2016).
70 Vgl. CWD (o. J.).
71 Vgl. IWA (o. J.).
72 Vgl. FiW (o. J.).
SEITE 53 / REGION AACHEN
Abbildung 41: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft
in der Region Aachen, 2008 – 2015
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
1,8
1,7
Energieerzeugung
und -versorgung;
3.728 SvB
1,6
Energie-, Wasser- und
Abfallwirtschaft;
6.287 SvB
1,5
Wasserver- und -entsorgung;
909 SvB
1,4
1,1,3
1,2
Abfallentsorgung
und -recycling;
1.650 SvB
-15
1,1
1,0
-5 5
15
25
435 45
Leitmarkt
0,9
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Teilmärkte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Richtungsweisende progressive Projekte
Ein Beispiel der geballten regionalen Forschungskompetenz der Region Aachen im Leitmarkt Energie-, Wasserund Abfallwirtschaft ist die Entwicklung eines einzigartigen
hybriden Batteriespeichers: Der M5BAT bietet dank einer
zukunftsweisenden Speichertechnologie eine Kapazität für
5 Megawatt, die zum Ausgleich von kurzfristigen Erzeugungs- und Verbrauchsschwankungen von erneuerbaren
Energien genutzt werden kann. Gefördert wurde das
Projekt im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.73
Manchmal liegen Neu und Alt ganz nah beieinander: Die
Projektgesellschaft RURENERGIE GmbH betreibt in
unmittelbarer Nähe zum Braunkohlentagebau Inden einen
Solarpark auf einer ehemaligen Mülldeponie. Mit den mehr
als 16.000 Photovoltaikmodulen kann eine Gesamtleistung
von 3,8 Megawatt erzeugt werden. Dadurch ist die
Stromversorgung von 1.000 Haushalten mit lokal erzeugter regenerativer Energie möglich. Dies zeigt, dass es nicht
nur Start-ups sind, die wertschöpfende Ideen verfolgen,
sondern auch oft Projekte auf kommunaler Ebene.
Unternehmensgründungen sind im Bereich des Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft in der Region
Aachen rar. Lediglich rund 1,2 % der regionalen Gründungen entfallen auf diesen Sektor (Deutschland: 2,0 %).74 In
vielen Fällen ordnen sich die Unternehmen dem Leitmarkt
Informations- und Kommunikationswirtschaft zu, weil ihr
Leistungsportfolio bspw. Software-Applikationen für
Unternehmen aus dem Leitmarkt Energie-, Wasser- und
Abfallwirtschaft beinhaltet. Ein Beispiel für ein derartiges
Unternehmen ist das RWTH Aachen Spin-off Gridhound
AG. Es entwickelt innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Verteilnetzbetreiber. Angeboten werden
über die Gridhound-ADMS-Plattform Werkzeuge zur
Netzüberwachung, zur Vorhersage und Steuerung des
Netzbetriebs, zur Steigerung der Betriebseffizienz und zur
Beschleunigung der Umstrukturierung von heutigen Netzen
zu Smart Grids.75 Auch die gridX GmbH stellt Hard- und
Softwareelemente für eine intelligente Vernetzung von
hausinternen Batteriespeichern, die bspw. von Photovoltaikanlagen gespeist werden, und dem Stromnetz her.
74 Prognos AG 2016 auf Basis des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) (2015).
73 Vgl. E.ON SE (o. J.).
REGION AACHEN / SEITE 54
75 Vgl. Gridhound UG (o. J.).
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 42: Trends und Treiber für den Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft
Neue Materialien und Werkstoffe
Erneuerbare Energien
Smart
Materialeffizienz
Smart Meter
Home Sekundärrohstoffe
Energiewende Kreislaufwirtschaft
Flexible Stromnachfrage
Internet der Energie
Dezentralisierung
Energiespeicher
Neue Konsummuster
Steigendes Umweltbewusstsein
Smart Grid
Klimawandel
Umweltwirtschaft
Quelle: Prognos AG 2016.
Ausgewählte Trends und Perspektiven
des Leitmarktes
Die zunehmende Dezentralität und Diskontinuität der
Energieversorgung im Zuge der Energiewende erfordern
Innovationen im Bereich der Speichertechnologien. Eine
flexible Stromnachfrage erfordert neue, ebenso flexible
Speichermöglichkeiten, deren Grundlage neue Materialien
und Werkstoffe sind. Oft fungieren diese zusätzlich als
Wärmespeicher und werden als Sekundärrohstoffe
eingesetzt, um die Materialeffizienz zu erhöhen. Die
Umwälzung des gesamten Energiesystems wird auch
durch die Digitalisierung stark beeinflusst. Intelligente Netze
(Smart Grids) eröffnen neue Chancen wie die Vollautomatisierung von Gebäuden (Smart Home) zeigt.
Diese neuen Techniken ermöglichen die Senkung des
Energieverbrauchs. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) lassen sich „Energiekosten durch Investitionen in Energieeffizienz in jedem dritten Unternehmen um
20 % und mehr reduzieren, wodurch die Gesamtkosten um
3,6 % gesenkt werden könnten.“76 Voraussetzung ist die
Schaffung von Datentransparenz mithilfe der Implementierung eines Energiemanagementsystems, womit sich der
76 Vgl. PwC (2015), S.3.
Umfrage zur Folge rund 17 % der Energiekosten einsparen
ließen.77
Ressourceneffizienz durch Schonung der natürlichen
Rohstoffe und Rückgewinnung von recycelbaren Materialien bzw. die Verwendung von Sekundärrohstoffen hat sich
zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt und
entwickelt sich in den nächsten Jahren noch weiter.
Fortschrittliche Umweltstandards und innovative Umwelttechnologien führten in den letzten Jahren dazu, dass
Deutschland sich weltweit als eine der führenden Nationen
etablieren konnte. Für das Jahr 2030 rechnet die Germany
Trade & Invest mit einem Umsatz in Höhe von 1 Billionen
Euro. Klimaveränderungen, Umweltauflagen und die
Unabhängigkeit von Rohstoffimporten führen dazu, dass die
Umwelttechnologien fortlaufend intensiviert und weiterentwickelt werden.78
77 ibd., S.3ff.
78 Vgl. German Trade & Invest (2016).
SEITE 55 / REGION AACHEN
© P3 telehealthcare GmbH
Von der P3 telehealthcare GmbH entwickelt:
der Telenotarzt-Dienst. Hochqualifizierte
Telenotärzte unterstützen rund-um-die-Uhr
Einsatzkräfte im Rettungsdienst durch
Delegation von Therapiemaßnahmen oder
organisatorische Hilfestellungen.
3.6 Gesundheitswirtschaft
und Life Science
Aufgrund des demografischen Wandels und den damit
einhergehenden Veränderungen werden die Gesundheitswirtschaft und die Life-Science-Branche weiterwachsen.
Unter der Gesundheitswirtschaft werden neben den
Kernbereichen auch die Vorleistungs- und Zulieferbereiche
sowie Nachbarbranchen und Randbereiche verstanden.
Die Wertschöpfungskette der Gesundheitswirtschaft
beginnt bereits bei der medizinischen Grundlagenforschung
sowie der angewandten bzw. Versorgungsforschung.
Durch die Gesundheitswirtschaft wird ein Idealtyp der
zukunftsfähigen wissens- und wissenschaftsbasierten
Wirtschaft verkörpert.
Eine hohe gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische
Bedeutung hat der Querschnittsbereich Life Science.
Mit seinen großen Anwendungspotenzialen bietet er viele
Ansätze für und Antworten auf die eingangs bereits
angeführten drängen Menschheitsfragen unserer Zeit wie
die Gesunderhaltung unserer Gesellschaft, die Einflüsse
durch die Klimaanpassung oder die Ressourcenknappheit.
Innovative Health-Care-Produkte und -Dienstleistungen
werden Lösungen für kommende Probleme anbieten.
Die Region Aachen ist eine von sechs anerkannten
Gesundheitsregionen in Nordrhein-Westfalen.79 Wichtige
Akteure aus der Region übernehmen in diesem Zusammenschluss die Themenpatenschaft zum Schwerpunktthema Medizintechnik/Life Science. So werden die
79 Neben der Region Aachen sind die Regionen Köln/Bonn (Schwerpunktthema: Gesundheit für Generationen), Münsterland (Präventive Medizin),
Ostwestfalen-Lippe (Vernetzte Versorgung), Ruhr (Klinikwirtschaft) und
Südwestfalen (Werkstoffe und Technik für die Gesundheitswirtschaft) als
Gesundheitsregionen anerkannt.
REGION AACHEN / SEITE 56
vielfältigen regionalen Kompetenzen zusammengeführt,
Wissenstransfer und Innovationen gefördert sowie gemeinsame Projekte initiiert.
Darauf basierend und mit Blick in die Zukunft wurde der
Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science in die
Teilmärkte Stationäre und ambulante Versorgung, Versicherung und Verwaltung, Herstellung von pharmazeutischen
und medizin(techn)ischen Produkten sowie Handel
aufgeteilt.
Positionierung des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science
Mit einem außerordentlichen Beschäftigungszuwachs von
23,5 % im Zeitraum von 2008 bis 2015 lag die Wachstumsrate des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life
Science in der Region Aachen deutlich höher als in
Deutschland insgesamt mit 19,1 % und in Nordrhein-Westfalen mit 19,0 %. Der Leitmarkt ist in den letzten Jahren
mehr und mehr zum Wachstumsmarkt avanciert. Als
Resultat überschritt seine Beschäftigtenanzahl die Marke
von 72.600, was einem Beschäftigungsanteil von 18,3 %
entspricht und den Leitmarkt zum beschäftigungsintensivsten der Region Aachen macht. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt arbeiten dort anderthalbmal so viele Beschäftigte in den Teilen des Leitmarktes. Dieser hohe Lokalisationsquotient zeigt an, dass die Beschäftigung über die
Kernbereiche der medizinischen, pharmazeutischen und
pflegerischen Versorgung deutlich hinausreicht.
5.324 Unternehmen lassen sich in der Region Aachen dem
Leitmarkt zuordnen; das entspricht 9,1 % aller Unternehmen in der Region. Im Jahr 2014 erzielten sie einen
Umsatz von 2,9 Mrd. Euro. Abbildung 43 stellt das Verhält-
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 43: Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft
und Life Science an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen
Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten 18,3 %
Anteil der Unternehmen 9,1 %
Umsatzanteil 5,3 %
100 %
0%
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis von IT.NRW (2016a), der Bundesagentur für Arbeit (2016c) und der beDirect Datenbank (2016).
nis der Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile
des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science
grafisch gegenüber.
Räumlich konzentriert sich der Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science auf die Stadt Aachen und die
Kreisstädte Düren und Euskirchen. Unternehmen aus den
Teilmärkten Herstellung von pharmazeutischen und
medizin(techn)ischen Produkten sowie Handel sind dort
besonders dicht angesiedelt. Dahingegen verteilen sich die
Unternehmen aus dem Teilmarkt Stationäre und ambulante
Versorgung gleichmäßig in der Region.
Dominanz des Gesundheitswesens auf
ganzer Linie
Rund jeder sechste Beschäftigte in der Region Aachen ist
im Teilmarkt Stationäre und ambulante Versorgung tätig.
Absolut entspricht dies knapp 63.000 Beschäftigten. Dieser
Teilmarkt, zu dem das Gesundheitswesen (Abteilung 86 der
WZ 2008) mit Krankenhäusern und Arztpraxen zählt, ist in
der Zeit von 2008 bis 2015 um 27,3 % – und damit 5,9
Prozentpunkte stärker als der Markt auf bundesweiter
Ebene – gewachsen (Deutschland: +21,4 %; NRW: +22,7 %).
Neben dem Gesundheitswesen ist auch die Soziale
Betreuung älterer Menschen und Behinderter (Gruppe
88.1 der WZ 2008) für den Teilmarkt ein wichtiger Impulsgeber für das Beschäftigungswachstum.
Die Beschäftigtenanteile der Teilmärkte Versicherung und
Verwaltung, Herstellung von pharmazeutischen und
medizin(techn)ischen Produkten sowie Handel sind
geringer (vgl. Abbildung 46). Allerdings sticht aus dieser
Gruppe der Teilmarkt Herstellung von pharmazeutischen
und medizin(techn)ischen Produkten durch seinen Beschäftigungszuwachs von 15,5 % (2008 bis 2015) heraus,
obwohl er damit nicht so stark wachsen konnte wie im bundesweiten Durchschnitt (+23,8 %; NRW: +14,7 %). Unterrepräsentiert ist der Teilmarkt Versicherung und Verwaltung.
An seiner geringen Lokalisation von 0,73 wird deutlich,
dass die Region Aachen im bundesweiten Vergleich kein
bedeutender Standort für das Versicherungs- und Verwaltungswesen im Gesundheitsbereich ist (vgl. Abbildung 47).
Leitmarktportfolio und starke Netzwerke
Die außerordentliche Dichte an Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Region Aachen bietet auch
dem Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science
vielfältige Potenziale. An der RWTH Aachen wird bspw. im
Cluster Biomedizintechnik an der klinischen und experimentellen Bildgebung, der bildgeführten Therapie, intelli-
SEITE 57 / REGION AACHEN
Abbildung 44: Unternehmen des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science
in der Region Aachen
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der beDirect Datenbank (2016).
REGION AACHEN / SEITE 58
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Abbildung 45: Teilmärkte im Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science
Gesundheitswirtschaft &
Life Science
Abbildung 46: Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt
Gesundheitswirtschaft und Life Science
Herstellung von pharmazeutischen
und medizin(techn)ischen
Produkten 4,8 %
Handel
6,0 %
Stationäre und ambulante
Versorgung
86,7 %
Versicherung / Verwaltung
2,5 %
Stationäre und ambulante
Versorgung
Versicherung und Verwaltung
Herstellung von
pharmazeutischen,
medizin(techn)ischen Produkten
n = 72.646
Handel
Quelle: Prognos AG 2016.
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
genten Implantaten, der Personal Health Care, biohybriden
Systemen sowie der pharmazeutischen Produktentwicklung geforscht. Mit dem Cluster eng in Verbindung stehen
das Institut für Angewandte Medizintechnik der RWTH
Aachen, das Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik
und der dortige Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik (MedIT) der Philips GmbH.
Das Institut für Neurowissenschaften und Medizin am FZ
Jülich komplettiert die leitmarktbezogene Forschungslandschaft. Dort wird im Rahmen der Kooperation JARA-Brain
im Programm „Decoding the Human Brain“ die Organisation des menschlichen Gehirns erforscht.
In einem adaptiven Forschungsfeld arbeitet die Forschungsgruppe eHealth. Wissenschaftler aus verschiedenen
Fachrichtungen des Cybernetics Lab IMA/ZLW & IfU in
Aachen erforschen Lösungen im Rahmen des Informationsmanagements zur Unterstützung der medizinischen
Gesundheitsvorsorge und -versorgung.
Branchenstärke durch Vernetzung
Die Vernetzung zwischen Kliniken, medizinischen und
medizintechnischen Produzenten sowie den breit aufgestellten Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen
voranzutreiben, ist die Aufgaben des regionalen Branchenverbandes MedLife e. V. Angestrebt wird ein engerer
Austausch zwischen Forschungs- und Anwenderseite, der
die Entwicklung hochinnovativer Produkte ermöglicht.
Außerdem soll gezielt zur optimierten Gesundheitsversorgung beigetragen werden. Durch die Rahmengestaltung
kann das MedLife-Netzwerk effektive und effiziente Strukturen für die Branche aufbauen.
Neben dem MedLife e. V. kümmert sich die angegliederte
gleichnamige GmbH um die Bereiche Cluster- und
Förderprojektmanagement. Sie bietet u. a. mit Unternehmens- und Innovationsberatung Dienstleistungen für
Unternehmen in der Branche Life Science an.
SEITE 59 / REGION AACHEN
Spezialisierungsgrad Region Aachen (Deutschland = 1)
Abbildung 47: Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science in der Region Aachen, 2008 – 2015
Stationäre und ambulante
Versorgung;
62.976 SvB
1,7
Gesundheitswirtschaft
und Life Science;
72.645 SvB
1,5
1,3
Handel;
4.382 SvB
Herstellung von
pharmazeutischen und
medizin(techn)ischen Produkten;
3.471 SvB
1,1
-6 -2 2 6 10 14 18 22 26 30
0,9
Versicherung / Verwaltung;
1.816 SvB
Leitmarkt
0,7
Beschäftigungsentwicklung 2008 – 2015 in %
Teilmärkte
Quelle: Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2016c).
Innovations-HotSpot Gesundheitsregion
Aachen
Die hervorragenden Standortbedingungen der Region
Aachen für medizin(techn)ische Unternehmen sind u. a. auf
die Forschungsschwerpunkte und das Branchennetzwerk
zurückzuführen. Sie spiegeln sich bspw. auch in den
Ergebnissen der Leitmarktwettbewerbe Gesundheit.NRW
und LifeScience.NRW des Landes NRW wider.80 An sieben
der zehn landesweit geförderten Projekte aus der ersten
Runde im LifeScience.NRW-Wettbewerb sind Unternehmen
und Forschungseinrichtungen aus der Region Aachen
beteiligt. Das Innovationsspektrum reicht dabei von der
selbstbalancierenden mechatronischen Rettungshilfe für
80 In der laufenden Förderphase 2014-2020 ist die Region Aachen bei einer
leitmarktübergreifenden Auswertung die mit Abstand führende Region bei
Bewilligungen im Rahmen aller Leitmarktwettbewerbe des Landes NRW.
Während im landesweiten Durchschnitt 8,50 Euro pro Person an
EFRE-Mitteln bewilligt wurden, ist es in der Region Aachen mit 19 Euro
mehr als doppelt so viel (Stand: 30.09.2016). (Quelle: Begleitausschuss
EFRE 17.11.2016).
REGION AACHEN / SEITE 60
Notfallpatienten (SurgiTAIX AG) bis zur Entwicklung einer
Behandlungsplattform für Triple Negative Breast CancerPatienten (TNBC) (Syntab Therapeutics GmbH).81 Neben der
Fördermittelakquise auf Landesebene behaupten sich
FuE-Verbünde aus der Region Aachen auch bei bundesweiten Förderwettbewerben. Im Rahmen des Innovationsfonds
des Bundesgesundheitsministeriums zur Verbesserung der
Gesundheitsversorgung in Deutschland wird das Projekt
„Telemedizinisches, intersektorales Netzwerk als neue
digitale Struktur zur messbaren Verbesserung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung“ gefördert. In dessen
Rahmen soll ein sektorenübergreifendes telemedizinisches
Netzwerk als neue digitale Versorgungsform aufgebaut
werden.82 Ergänzt werden die regionalen Standortvorteile
durch die überregionale Industrie-In-Klinik Plattform „Medical
Care and Product Development in Aachen – Bonn – Köln
(MEC-ABC)“. Diese hat das Ziel, Entwicklungen von Medizinprodukten im Bereich der Rehabilitationstechnik bzw. der
81 Vgl. LeitmarktAgentur.NRW (o. J.).
82 Vgl. Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (2016),
S.17.
© Uniklinik RWTH Aachen
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Telemedizintechnikzentrum der Uniklinik RWTH Aachen
Hilfsmittelversorgung zu begleiten, um Markteintrittsbarrieren frühzeitig zu erkennen und abbauen zu können.83
Beispiele für Unternehmen, die die regionalen Angebote bei
ihrer Gründung und Expansion genutzt haben und noch
nutzen, sind z. B. die Abiomed Europe GmbH, die SurgiTAIX
AG, die IT4process GmbH, die Healthcare IT Solutions
GmbH und die bereits im Leitmarkt Informations- und
Kommunikationswirtschaft angeführte P3 telehealthcare
GmbH.
Die Abiomed Europe GmbH ist die Entwicklerin von weltweit
einzigartigen intrakorporalen Mikroblutpumpen, die zu einer
deutlichen Reduzierung der Invasivität und einer verbesserten Organprotektion führen. Aber nicht nur als Entwicklerin,
sondern auch als Produzentin und Vermarkterin tritt die
Abiomed GmbH am Markt auf.84
Als Spin-off-Unternehmen des Helmholtz-Institutes für
Biomedizinische Technik an der RWTH Aachen wurde die
SurgiTAIX AG im Jahr 2000 gegründet. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt ist die Systementwicklung von Software, Elektronik
und Mechanik für die chirurgische Therapie. Um hier
bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, arbeitet die SurgiTAIX
AG eng mit Ärzten, Kliniken und Forschungseinrichtungen in
der Region, Europa und den USA zusammen.85
Ein weiteres Beispiel für ein Spin-off der RWTH Aachen ist
die IT4process GmbH. Sie ist nicht nur Teil des Leitmarktes
Gesundheit und Life Science, sondern hat außerdem einen
starken Bezug zum Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft: Sie bietet sowohl Beratungsdienstleistungen als auch Softwarelösungen für Krankenhäuser an.
Die IT4process GmbH analysiert und optimiert komplexe
Ablaufprozesse in den Schwerpunktbereichen OP-Management, Bettenplanung und Sterilgutversorgung.86
Ein relativ junges Unternehmen ist die Healthcare IT
Solutions GmbH, die im März 2010 als 100-prozentiges
83 Vgl. MEC-ABC GmbH (o. J.)
85 Vgl. SurgiTAIX AG (o. J.).
84 Vgl. ABIOMED (o. J.).
86 Vgl. IT4process GmbH (o. J.).
SEITE 61 / REGION AACHEN
Abbildung 48: Trends und Treiber für den Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science
Kostendruck im Gesundheitswesen
Augmented Reality im OPTelemedizin
Operationsroboter
Konsolidierung im Krankenhaussektor
Kosten für Haftpfichtversicherung
Steigendes Gesundheitsbewusstsein
Biologisierung Demografischer Wandel
Genomik
Intelligente Implantate
Medizinische Produkte aus dem 3D-Drucker
Internationalisierung
Ambient Assisted Living
Personalisierung Miniaturisierung
der Medizintechnik
Quelle: Prognos AG 2016.
Tochterunternehmen des Universitätsklinikums Aachen
gegründet wurde. Ihre Haupttätigkeiten sind die Entwicklung, die Vermarktung und der Betrieb von IT-gestützten
Lösungen, mit denen sich stationäre, ambulante und
fachübergreifende Behandlungsprozesse möglichst
effizient gestalten lassen. Im Fokus stehen dabei besonders
Telematikanwendungen und Mehrwertdienste im Gesundheitswesen, speziell rund um die elektronische Fallakte.
Weitere Beispiele für erfolgreiche Gründungen sind
ergänzend zu den bereits genannten die antibodies-online
GmbH (vgl. Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft), die Adhesys Medical87 und die Vimecon
GmbH88. Technologieorientierte Unternehmensgründungen
machen dennoch laut der entsprechenden Studie der IHK
Aachen89 im Bereich Biotechnologie und Pharmazie gerade
einmal 3,9 % des regionalen Gründungsgeschehens im
Zeitraum 2010 bis 2014 aus. In den nächsten Jahren darf
aber durch die Fertigstellung des Clusters Biomedizintechnik auf dem RWTH Aachen Campus eine höhere Gründungsdynamik im gesamten Leitmarkt erwartet werden.
Ausgewählte Trends und Perspektiven
des Leitmarktes
Die Gesundheitsbranche lässt zukünftig weiterhin hohe
Wachstumszahlen erwarten. Dennoch führt eine immer
älter werdende Bevölkerung auch zu einem steigenden
Kostendruck im Gesundheitswesen. Neue, intelligente
Lösungen für die Versorgung insbesondere von älteren
Menschen sind die Herausforderungen, denen die Branche
begegnen muss. Personalisierte Medizin und Telemedizin
eröffnen mithilfe des Einsatzes von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien Chancen, eine
gute, flächendeckende Versorgung sicher zu stellen.
Medizinische Produkte aus dem 3D-Druckverfahren
werden ebenso wie intelligente Implantate und Operationsroboter keine Seltenheit mehr sein. Bereits im Jahr 2025
sollen 5 bis 15 % aller chirurgischen Eingriffe voll automatisiert ablaufen.90 Hingegen finden neue Materialien wie
bspw. keramische Implantate in der Zahnmedizin schon
jetzt häufig Anwendung wegen des geringen Verschleißes
und ihrer Robustheit. Auch die Entwicklung nanobasierter
Medikamente wird weiter voranschreiten; 2025 werden
dadurch bereits 5 bis 10 % aller Krebspatienten geheilt
werden können.91
Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung
räumt der Prävention, wodurch Kosten langfristig vermieden werden können, einen zunehmend höheren Stellenwert ein. Medical Wellness, Functional Food und Aging in
Place sind weitere Trends des Gesundheitsmarktes.
87 Vgl. Transfer- & Gründerzentrum (2017a)
88 Vgl. Transfer- & Gründerzentrum (2017d).
90 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.73.
89 Vgl. IHK Aachen (2015), S.33.
91 Vgl. McKinsey Global Institute (2013), S.122.
REGION AACHEN / SEITE 62
© sajola / photocase.de
Wirtschaftsstudie Region Aachen
4. PERSPEKTIVEN UND
CROSS-INNOVATION
POTENZIALE
DURCH NUTZUNG VON
VERFÜGBAREN FORSCHUNGSERGEBNISSEN
ANDERER WIRTSCHAFTSZWEIGE KÖNNEN ZEIT
UND KOSTEN BEI DER
EIGENEN FORSCHUNG
EINGESPART WERDEN.
SEITE 63 / REGION AACHEN
4. PERSPEKTIVEN UND
CROSS-INNOVATION POTENZIALE
Abbildung 49: Digitalisierung als Grundlage für Cross-Innovation Potenziale
Digitale
Gesundheitswirtschaft
Produktion
der Zukunft
DIGITALISIERUNG
Energie
4.0
…
Intelligente
Mobilität
Quelle: Prognos AG 2016.
Der Cross-Innovation Ansatz beschreibt eine Zusammenführung von meist branchenfremden Anwendungsfeldern,
die bislang keine oder nur sehr wenige Berührungspunkte
hatten. Durch die Nutzung von bereits verfügbaren
Forschungsergebnissen anderer Wirtschaftszweige können
Zeit und Kosten bei der eigenen Forschung eingespart
werden. Dies macht Cross-Innovationen besonders
interessant. Ihren Ursprung haben sie häufig an der Schnittstelle von Branchen und Märkten, wo ein Consumer-toProducer-Informationsfluss stattfindet. Effekte für diese
Innovationsart sind vor allem in den steigenden Anteilen
digitaler Geschäftsprozesse und -modelle auszumachen.
In den nächsten 15 Jahren werden Technologien der
Informations- und Telekommunikationsbranche die
stärksten Wachstumsimpulse für die Entwicklung der
gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung erzeugen.
Unter dem Schlagwort Digitalisierung ist jedoch mehr als
die bloße Nutzung bzw. Anwendung von Informations- und
Kommunikationstechnologien zu verstehen. Vielmehr setzt
sich der Wandel hin zu einem digitalen Zeitalter aus einer
Vielzahl von technologischen Trends und veränderten
wirtschaftlich-gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen.
Kaum ein ökonomischer Bereich blieb und bleibt von den
Einflüssen dieses Themenkomplexes unberührt. So spielte
die Digitalisierung bspw. eine sehr bedeutende Rolle für die
maßgeblichen Veränderungen von unterschiedlichsten
Produkten sowie für deren Produktionsprozesse (Optimierung und Automatisierung) in den vergangenen zwei
Jahrzehnten.
Innerhalb der Industrie gelten die Digitalisierungsprozesse
mittlerweile als Vierte industrielle Revolution und gehen weit
über die Integration von Computertechnologien in Produktionsprozesse hinaus. Der Übergang in die vierte Phase der
Industrialisierung macht enorme Innovationspotenziale für
die Wirtschaft zugänglich, durch die sie ihre Leistungs- und
Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern kann. Darüber
REGION AACHEN / SEITE 64
hinaus werden durch die Speicherung und Verarbeitung
digitaler Informationen neue Anwendungsmöglichkeiten in
nahezu allen Lebensbereichen geschaffen. Neben der
produzierenden Wirtschaft sind bspw. auch die Kommunikation, der Transport und die Mobilität, das Gesundheitswesen, der Energiesektor sowie die Formen und Wege des
Wissenserwerbs von den genannten Entwicklungen
betroffen.
Durch die Digitalisierung können Unternehmen oder sogar
ganze Branchen umgeformt werden. Neueste Entwicklungsstränge zeigen, dass spezialisierte Plattformen sogar
traditionelle Unternehmen bzw. Branchen umwälzen oder
gar ersetzen können. Ohne eigene Gerätschaften (Beispiel
bauvermietung.de), ohne eigene Fahrzeuge (Beispiel Uber)
oder ohne eigene Immobilien (Beispiel Airbnb) verändern
digitale Community-Marktplätze den traditionellen Markt.
Darüber hinaus werden individualisierte bzw. personalisierte Prozessketten durch die Digitalisierung ermöglicht. All
diese Entwicklungen müssen für die Sicherung einer
Regionalwirtschaft identifiziert und in Wert gesetzt werden.
© DIGITAL CHURCH - Foto/Grafik: rendertaxi/MATHES
Wirtschaftsstudie Region Aachen
digitalHUB Aachen – der zukunftsorientierte Impulsgeber
für die Region Aachen
Die erfolgreiche Bewerbung beim Projektaufruf DWNRW-Hubs führte 2016 zur Gründung des digitalHUB Aachen. Die
Region Aachen als international anerkannter Standort für Forschung und Innovation soll in Zukunft zu einem Zentrum für
Entwicklung und Realisierung digitaler Geschäftsmodelle ausgebaut werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll ein aktives
Matching von digitalen Start-ups, Wissenschaft und dem starken, aus der Region stammenden IT-Mittelstand mit digitalen
Anwendern aus Industrie und Wirtschaft stattfinden. Zudem wird den digitalen Start-ups eine Infra- und Finanzierungstruktur u. a. mit Arbeitsflächen und Gründertrainings angeboten. Der regionale und euregionale Mittelstand soll zur Schaffung
eines digitalen Ökosystems mit offener Innovation und digitaler Bildung motiviert und bei der Entwicklung von digitalen
Geschäftsmodellen sowie datengetriebenen Services unterstützt werden. Die Koalition aus regionaler Wirtschaft, Wissenschaft und Politik etabliert den digitalHUB Aachen als Zentrum, das digitale Anwender aus Industrie und Wirtschaft (User),
Start-ups und IT-Mittelstand (Enabler) sowie Region und Wissenschaft (Supporter) zusammenbringt.92,93
92 Vgl. digitalHUB Aachen e. V. (2016).
93 Vgl. IHK Aachen (o. J.).
SEITE 65 / REGION AACHEN
Produktion
der Zukunft
4.1 Produktion der Zukunft
In den kommenden 15 bis 20 Jahren werden sich industrielle Produktionssysteme weiter wandeln. Ihre enger
werdende Verflechtung mit modernen Informations- und
Kommunikationstechnologien wird traditionelle Produktionsverfahren ablösen und eine umfassende Transformation hin zu digitalisierten Verfahrensweisen und neuen
Wertschöpfungsketten bewirken.
Der Einzug von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien in die Produktion wird häufig mit den
Begriffen Wirtschaft 4.0 bzw. Industrie 4.0 gefasst. Sie
umschreiben die intelligente Vernetzung von Produktion,
Produkten und Prozessen in der Wertschöpfung. Durch
den zunehmenden Einsatz von cyber-physischen Produktionssystemen94 und die damit einhergehenden Sicherheitsanforderungen wird die Entwicklung des Marktes
zukünftig geprägt. Im Laufe dieser Entwicklung wachsen
die Produktion, die Automatisierungstechnik und die
Informations- und Kommunikationstechnik zu einem
ganzheitlichen Ansatz zusammen und ermöglichen völlig
neue Wachstumspotenziale. Gegenwärtig rechnen 70 %
aller Unternehmen damit, dass sie durch die Neuerungen
der Industrie 4.0 eine deutliche Umsatzsteigerung erzielen
können.
Die intelligente Vernetzung von industriellen Fertigungsprozessen in cyber-physischen Systemen wird in vielen
Studien mit weiteren Megatrends direkt in Verbindung
gebracht. Dazu zählen auszugsweise der 3D-Druck, der
Einsatz neuer Materialien und Werkstoffe sowie die
94 Cyber-physische Systeme sind Systeme, bei denen informations- und
softwaretechnische mit mechanischen bzw. elektronischen Komponenten
verbunden sind. Datentransfer und -austausch sowie Kontrolle bzw.
Steuerung erfolgen über eine Infrastruktur wie das Internet in Echtzeit.
REGION AACHEN / SEITE 66
Speicherung von und der Umgang mit großen Datenmengen (Big Data). Diese Megatrends tragen zusammen mit
den cyber-physischen Systemen zur Verwirklichung der
Vision volldigitalisierter Produktionsprozesse bei, in deren
Rahmen Aufträge selbstständig durch die komplette
Wertschöpfungskette geleitet werden. Eine derartige
Verknüpfung von virtueller mit realer Welt (Virtual and Real
Reality) findet über das Internet der Dinge statt. Unter
diesem Begriff wird der Austausch mobiler Geräte, die über
das Internet selbstständig miteinander kommunizieren und
Informationen austauschen, subsumiert.
Auch ermöglicht das Internet der Dinge die ständige
Verfügbarkeit und Erreichbarkeit relevanter Informationen
bspw. für einen hochspezifischen Produktionsschritt von
überall auf der Welt und in Echtzeit. Dynamische, echtzeitoptimierte, selbstorganisierte und miteinander vernetzte
Produktionsstätten entstehen. Dadurch erreicht auch die
Interaktion zwischen Mensch und Maschine neue Dimensionen. Beschäftigte müssen daher zukünftig für völlig neuen
Anforderungsprofile qualifiziert sein.
Die Umsetzung und Realisierung der skizzierten Entwicklungstrends werden mit Sicherheit noch einige Jahre
dauern. Allerdings ist die Region Aachen dank ihrer schon
jetzt vorhandenen Expertise außerordentlich gut aufgestellt,
sodass sie an diesen Entwicklungen nicht nur partizipieren,
sondern sie auch aktiv mitgestalten kann. Die regionalen
Leitmärkte verfügen über umfangreiche Kompetenzen und
Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen der
Produktion der Zukunft. Mit dem Thema Produktion der
Zukunft wurde ein Komplex für Cross-Innovation Potenziale
gewählt, der die regionsweiten Kompetenzen zu einem
spezifischen Forschungsfeld zusammenführt. Dadurch
kann die Region Aachen der Vorstellung einer individualisierten Produktion bei gleichzeitig effizienterer Fertigung
gerecht werden.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Mögliche Ansatzpunkte für das Cross-Innovation Thema Produktion der Zukunft
bieten die nachfolgenden Bereiche:
Mensch-Maschine-Interaktion:
Diese Form der vernetzten Produktionsstrukturen wird mehr und
mehr an Bedeutung gewinnen. Sie dynamisiert nicht nur
Arbeitsprozesse, sondern birgt auch die Möglichkeiten völlig
neuer Arbeits- und Produktionsweisen. Gerade die Integrierung
von Robotiksystemen in den Produktionsprozess verspricht
vielfältige Aufgaben und Chancen für Maschinen- und Anlagenbauer. In diesen Bereichen ist die Region Aachen bspw. durch
das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen und das
Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 auf wissenschaftlicher Ebene
hervorragend aufgestellt.
Effiziente Produktionstechnologien:
Leichtbau:
Durch neue, immer weiter verbesserte Produktionstechnologien kann Fehlerminimierung bei höchsten
Qualitätsstandards garantiert werden. Informations- und
Kommunikationstechnologien ermöglichen bereits jetzt
durch cyber-physische Systeme die benötigte
Kommunikation zwischen einzelnen Produktionsschritten. Durch die Zusammenführung mit weiteren
innovativen Ansätzen können höchst effiziente
Produktionstechnologien entstehen. Ein Beispiel dafür
ist die 3D-Druck-Technologie. In der Region Aachen
sind beeindruckende Forschungs- und Entwicklungskompetenzen zu diesem Themenfeld bereits zu finden.
Ein Beispiel ist das Aachener Zentrum für 3D-Druck,
ein Verbundprojekt zwischen dem Fraunhofer-Institut
für Lasertechnik ILT und
der FH Aachen.
Neben neuen Produktionsund Antriebstechnologien ist
der Leichtbau ein bedeutendes Thema im Zusammenhang mit der Entwicklung
neuer Technologien und
Werkstoffe. Sein Ziel ist die
weitgehendste Gewichtsreduzierung der Produkte.
Insbesondere im Karosseriebau bietet diese Bauweise
große Einsparpotenziale und
kann zur Ressourcenschonung beitragen. Verwendungsmöglichkeiten des Leichtbaus
bieten sich auch in der
Verbindung von verschiedenen Werkstoffen in Multimaterialsystemen. Funktion und
Einsatzort des jeweiligen
Bauteils bestimmen dabei die
Anforderungen an die
verwendeten Werkstoffe.
3D-Druck:
Eine zunehmend an Bedeutung gewinnende additive Form der Fertigung ist der 3D-Druck. Er
ermöglicht das dreidimensionale Ausdrucken von Gegenständen. Das zu produzierende Produkt
wird dabei schichtweise aus Werkstoffen wie bspw. Metallen, Kunststoffen, Keramiken, Kunstharzen
oder lebenden Zellen gebaut. Einzelanfertigungen, Prototypen, Unikate und Kleinstserien sind auf
diese Weise kostengünstig direkt vor Ort herzustellen und können ohne zeitliche Verzögerung von
der Planung in die Fertigung und zur Nutzung übergehen. Darüber hinaus können durch den
Einsatz des 3D-Drucks Materialüberschüsse gegenüber der traditionellen Fertigung stark reduziert
werden. Bezüglich der Leistungsfähigkeit und der eingesetzten Materialien wächst das Know-how
ständig, weitere Forschungen und Entwicklungen sind unerlässlich. Das Ausdrucken ermöglicht die
Produktion bisher nicht umsetzbarer Teile, Formen und Strukturen und eröffnet dadurch einen
enorm großen Anwendungsmarkt.
SEITE 67 / REGION AACHEN
Energie
4.0
4.2 Energie 4.0
Die in Deutschland eingeleitete Energiewende wird
Auswirkungen auf alle Wertschöpfungsstufen der Energiebranche haben. Das komplette Energiesystem, von der
Erzeugung über die Verteilung bis hin zum Verbraucher,
wird Veränderungen durchlaufen. Zukünftige Herausforderungen sind der Ausbau von erneuerbaren Energien in
Verbindung mit dem Kernenergieausstieg und der Reduktion fossiler Energieträger sowie geänderte Klimaschutzanforderungen und verbrauchsseitige Energieeffizienzsteigerungen.
Um diese Herausforderungen zukunftsorientiert angehen
zu können, sind einige technologische Anforderungen zu
erfüllen. Diese Aufgabe ist komplex, da die Energietechnologien eng mit anderen Techniken wie bspw. den Informations- und Kommunikationstechnologien oder neuen
Technologien aus der Produktionstechnik und den
Werkstoffbranchen zusammenhängen. Gegenwärtig sind
insbesondere die systematischen Aspekte der Entwicklung
von Energietechnologien wichtig: die Neugestaltung der
Netzinfrastruktur, die Energiespeicherung, die Entwicklung
eines zukunftsfähigen Marktdesigns und der Einsatz von
Smart-Technologien.
Mit zunehmendem Einfluss der Digitalisierung muss das
bisherige Energiesystem auf den Prüfstand gestellt werden.
Adaptive und disruptive Technologien, wie bspw. elektronische Mess- und Regulierungsinstrumente, ermöglichen
einen bedarfs- und zielgerechten Steuerungsprozess von
elektrischen Anlagen. Smart-Technologien kommunizieren
und agieren dabei eigenständig und tragen zu einer
steigenden Energieeffizienz bei.
REGION AACHEN / SEITE 68
In der Verknüpfung von Technologie und Lebensalltag liegt
die Zukunft. Eine Vision könnte wie folgt aussehen: Elektrisch betriebene Fahrzeuge laden nachts die in OffshoreWindanlagen produzierte Energie, kommunizieren tagsüber
mit den häuslichen Einrichtungsgegenständen und melden,
wenn die Bewohner sich auf dem Heimweg befinden. In
einem dann wohltemperierten Zuhause sorgt die Gebäudedämmung für ein angenehmes Raumklima. Die benötigte
Elektrizität wird nicht nur dezentral in Europa, sondern auch
mit lokal installierten Technologien (wie bspw. in Dachziegel
integrierte Photovoltaikanlagen) produziert.
Bis zur Realisierung dieser Vision müssen jedoch noch
einige Meilensteine erreicht werden: die flächendeckende
Systemintegration von Technologien der erneuerbaren
Energien, Abhilfe bei schwankenden Energieproduktionen
und deren Einspeisung, Verlustminimierung bei Stromübertragungen über große Distanzen und die Kostenregulierung für private und industrielle Verbraucher. Die Region
Aachen hat dank ihrer vorhandenen Expertise im Energiesektor bereits unter Beweis gestellt, dass sie im CrossInnovation Themenfeld Energie 4.0 zu den führenden
Forschungs- und Entwicklungsstandorten zählt. Mit den
Kompetenzen und Erfahrungen aus den Leitmärkten hat
die Region Aachen die Potenziale, zu einer Vorreiterregion
bei der Erreichung relevanter Meilensteine zu werden. Das
E.ON Energy Research Center in Verbindung mit dem
Forschungscampus Flexible Elektrische Netze FEN und
dem Institut NOWUM-Energy oder die gridX GmbH und
das Spin-off Gridhound AG, um nur einige Akteure zu
nennen, können dazu beitragen.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Hier liegen mögliche Ansatzpunkte für Cross-Innovation Potenziale im Themenkomplex Energie 4.0:
Speichertechnologien
Ein wichtiger Bestandteil des
Energiesystems, um die stark
schwankende Stromversorgung aus erneuerbaren
Energien zu regulieren, sind
moderne Energiespeichertechnologien. Lebensdauer,
Leistung und Preis sind
entscheidende Faktoren bei
der Entwicklung neuer
Speichertechnologien im
Bereich der Neuen Materialien.
Die Region Aachen hat bereits
u. a. mit der Realisierung von
M5BAT, einem hybriden
Batteriespeichersystem,
erfolgreich ihre innovativen
Kompetenzen auf dem Gebiet
der Energiespeicherung unter
Beweis gestellt. Ein weiteres
Beispiel ist die Forschung zur
Entwicklung und Inbetriebnahme von Energiespeicherlösungen, die sich durch eine
umweltfreundliche und
wirtschaftlich sinnvolle
Wiederverwendung bereits
genutzter Fahrzeug-Traktionsbatterien auszeichnet (Projekt
3connect).95
95 Vgl. smartlab Innovationsgesellschaft mbH (o. J. b).
Alternative Antriebstechnik:
Sie ist nicht nur für den Automotiv-Sektor sowie den Bahn- und
Lastkraftwagenbereich relevant, sondern auch für maschinelle
und industrielle Produktionen sowie die damit verbundene
Automatisierungstechnik. Insbesondere im Bereich der Elektromobilität kann die Region Aachen glänzen: Mit der von der
Deutschen Post AG übernommenen StreetScooter GmbH sitzt in
der Region ein entscheidender Impulsgeber für Entwicklungen
auf diesem Gebiet.
Energieeffiziente Infrastrukturen:
Hierunter werden die Übertragung über große Distanzen und das Management
von Energie genauso wie die Gebäudetechnik gefasst. Neue Materialien,
sogenannte Smart Materials, ermöglichen die Entwicklung innovativer Wärmeund Dämmtechniken, die den Gesamtenergieverbrauch in Gebäuden verringern
können. Durch digitale Vernetzung (Smart Home) kann die Energie- und Wärmeversorgung von Gebäuden mobil gesteuert werden. Ein grundlegendes Kriterium
für die digitale Gesamtvernetzung ist die stabile und sichere Nutzung von
Stromnetzen, deren transportierte Energie aus regenerativer Produktion stammt.
Auf den Gebieten der nachhaltigen Energieversorgung und Nutzung von
zukunftsgerechten Stromnetzen ist die Forschung in der Region Aachen mit dem
E.ON Energy Research Center und dem Forschungscampus Flexible Elektrische
Netze FEN optimal aufgestellt.
Innovatives Bauen:
Innovative Gebäudetypen, die Wärme produzieren, deren
Grundrisse flexibel gestaltbar sind oder die sich komplett
recyceln lassen, werden zukünftig keine Seltenheit mehr sein. Mit
der Verwendung von intelligenten, flexiblen oder besonders
nachhaltigen Baustoffen (Smart Materials) wird eine völlig neue
Art des Bauens ermöglicht. Durch den Einsatz spezieller
Glaselemente kann bspw. die Sonneneinstrahlung solarthermisch
so genutzt werden, dass Gebäude zum Energieproduzenten
werden und nicht länger -verbraucher sind. Die Region Aachen
kann durch ihre hervorragende Forschung und Entwicklung im
Bereich Werkstoffkunde und Energie in diesem noch jungen
Forschungsgebiet zu einem Vorreiter für Innovatives Bauen
werden. Erste Projekte sind seitens der Innovationsregion
Rheinisches Revier GmbH bereits zu den Themen „Kreislaufwirtschaft Bauen“ und „Faktor X“ angelaufen. Dabei werden ein
nachhaltiger und hochwertiger Recyclingprozess von Baustoffen
sowie ein ressourceneffizientes Pilot-Bauvorhaben angestrebt.
SEITE 69 / REGION AACHEN
Digitale
Gesundheitswirtschaft
4.3 Digitale
Gesundheitswirtschaft
In den nächsten Jahren werden die Auswirkungen der
demografischen Entwicklung zunehmend stärker zu spüren
sein und die Gesundheitswirtschaft sowie die Life-ScienceBereiche weiter verändern. In den Jahren 2010 bis 2015
wuchs die deutsche Gesundheitswirtschaft gemessen an
der Bruttowertschöpfung jährlich zwischen 3,1 und 6,5 %.96
Gute Wachstumsperspektiven für diesen Markt eröffnen
neben dem demografischen Wandel die zunehmende
Weltbevölkerung, die Standardisierung von medizinischen
Versorgungsprozessen und die Entwicklung neuer
Therapie- und Heilverfahren.
Insbesondere die sich dynamisch entwickelnde Digitalisierung lässt hoffen, dass durch sie zukünftig weitere positive
Effekte bei der Gestaltung der Gesundheitsversorgung
erzielt werden können. Die Healthcare IT wird das Gesundheitssystem vollends durchdringen und nachhaltig verändern. Diese Informations- und Kommunikationstechnologien
für den Einsatz in (administrativen) medizinischen Bereichen ermöglichen verschiedensten Akteuren des Gesundheitswesens, zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung in ihren
Gebieten beizutragen.
Zukünftig wird auch die Krankheitsprävention zunehmend
wichtiger werden. Mobile Applikationen bieten zu diesem
Zweck bereits heute die Möglichkeit, bspw. Vitalwerte
aufzuzeichnen und individuell zu analysieren. Mit Erreichung der nächsten Entwicklungsstufe wird die Gesundheitsvorsorge in Form von sportlichen Aktivitäten nicht
mehr nur in Sportstätten stattfinden, sondern auch in
96 Vgl. Statista GmbH (2016).
REGION AACHEN / SEITE 70
virtuellen Welten. Funktionskleidung und voll vernetzte,
sensorbasierte Assistenzsysteme sorgen dafür, dass das
Herzkreislaufsystem und der Bewegungsapparat individuell
und optimal trainiert werden.
Im Fokus des Cross-Innovation Themas Digitale Gesundheitswirtschaft sollte nicht nur die in der Region Aachen
hervorragend aufgestellte Medizintechnik stehen. Vielmehr
ergeben sich durch die unterschiedlichen Spezialisierungen in den einzelnen Leitmärkten exzellente Perspektiven
und Cross-Innovation Potenziale. Weitere Querschnittsbereiche wie bspw. die hoch spezialisierte Papier- und
Textilbranche müssen in die Entwicklungen einbezogen
und ausgebaut werden. Ein erfolgreiches Beispiel für
dieses Vorgehen ist die FEG Textiltechnik mbH, weltweit
führender Hersteller von textilen Humanimplantaten
(DynaMesh). Ein Schlüssel für die Zukunft einer Branche
liegt somit in der interdisziplinären Übertragung von
Kompetenzen und erfolgreichen Anwendungsbeispielen. In
das Gesundheitswesen sind bspw. Automatisierungs- und
Ablaufkonzepte aus der Produktion zur Zeit- und Kostenersparnis zu übertragen.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Die folgenden Bereiche bieten sich beim Cross-Innovation Thema Digitale Gesundheitswirtschaft
für die Region Aachen an:
Telemedizin/Telemonitoring:
Aufgrund der demografischen Entwicklungen
werden telemedizinische Lösungen für eine
flächendeckende, funktionierende medizinische
Grund- und Intensivversorgung immer notwendiger. Intelligente Sensor- und sprachgesteuerte
Techniken sowie Robotiksysteme ermöglichen in
Zukunft medizinische Eingriffe über größere
Distanzen. Um diese Arten der Versorgung
umzusetzen und zu gewährleisten, ist eine
leistungsstarke Infrastruktur der Informations- und
Kommunikationstechnik unabdingbar. Die Region
Aachen ist durch das Universitätsklinikum der
RWTH Aachen in Verbindung mit dem Institut für
Medizinische Informatik im Bereich Telemedizin/
Telemonitoring hervorragend aufgestellt. Ein
Exzellenzbeispiel ist das Telenotarzt-System der P3
telehealthcare GmbH.
Bildgebende Diagnostik:
Die bildgebende Diagnostik ist in der Region Aachen ein sehr intensiv verfolgtes Thema.
In den Bereichen Diagnostik und Therapie ist sowohl für die Behandlung von Volkskrankheiten als auch von eher selteneren Erkrankungen die Nachfrage nach bildgebenden
Verfahren, Produkten und Dienstleistungen der Industrie kontinuierlich gestiegen.
Insbesondere die Informations- und Kommunikationsbranche mit ihren kurzen Innovationszyklen ist Taktgeber bei der Entwicklung und Verbesserung neuer bildgebender
Technologien. Neue Simulationsmöglichkeiten und die Herstellung verbesserter, hochauflösender Bilder müssen laufend weiterentwickelt und vorhandene Kompetenzen in der
Region Aachen stetig ausgebaut werden. Als regionales Beispiel in der Sparte der
bildgebenden Systeme ist vor allem die Philips Technologie GmbH am Zentrum für
Biomedizintechnik (ZBMT) zu nennen.
Intelligente Implantate
und Orthesen:
Die Anforderungen an
Implantate und Orthesen
wachsen stetig. Bioelektronische Sensoren erfassen
medizinische und physische
Parameter, die neue Formen
der Patientenuntersuchung
und Behandlung ermöglichen.
Die gegenwärtig bereits
umfangreichen Kompetenzen
in der Region Aachen im
Bereich implantierbarer
Kunstherzen und intrakorporaler Mikroblutpumpen müssen
genutzt und weiter ausgebaut
werden. Die Verbindung zum
Cross-Innovation Thema
Produktion der Zukunft – bzw.
speziell zum dort angesprochenen 3D-Druckverfahren
– bietet perspektivisch auch
im Bereich Implantate und
Orthesen Anwendungsmöglichkeiten: Nachhaltigere und
kostengünstigere Produktionsverfahren können entwickelt
werden.
Personalisierung der
Medizin:
Immer günstigere Analysemethoden sowie die Verfügbarkeit und Bearbeitung von
komplexen Datenvolumina
werden zukünftig zu mehr
personalisierten, individualmedizinischen Behandlungen
führen. Traditionelle Patiententherapien werden durch
maßgeblich ergänzt. Ziel ist
eine Effizienzsteigerung
innerhalb des gesamten
Gesundheitswesens, die durch
die Forschungs- und
Entwicklungskompetenzen der
Region Aachen schneller
erreicht und entscheidend
geprägt werden kann.
Ambient-Assisted-LivingTechnologien:
Mikrosystemtechnologien, die beim Ambient-Assisted-Living
eingesetzt werden, sind eine Schnittstelle bzw. ein spezielles
Anwendungsgebiet des Intelligenten Wohnens. Die Erfordernisse des
demografischen Wandels beschleunigen eine Übertragung dieser
Technologien in das Gesundheitswesen. So wächst bspw. der Markt
für Pflege- und Betreuungsangebote für ältere Menschen stetig. Hier
bieten Ambient-Assisted-Living-Technologien u. a. moderne Unterstützungssysteme für alternative Betreuungsmodelle oder übertragen
Vitalwerte telematisch an den behandelnden Arzt. Bisher werden
diese Technologien selten eingesetzt, da sie mit einigen Problemen
behaftet sind: Eine fehlende Standardisierung, eine ungesicherte
Finanzierung durch das Gesundheitssystem, eine fehlende Nutzerakzeptanz, Unsicherheiten beim Datenschutz und eine Interoperabilität
von Geräten sind einige Herausforderungen. Die Region Aachen
kann jedoch mit ihren Kompetenzen in diesem Bereich zum
Vorreiterstandort und Problemlöserin werden.
SEITE 71 / REGION AACHEN
Intelligente
Mobilität
4.4 Intelligente Mobilität
Die Mobilität von morgen muss effizient, emissionsarm und
ressourcenschonend zugleich sein. Menschen und Güter
sollen auch in Zukunft schnell, sicher und komfortabel
befördert werden. Diese Aufgaben werden im Cross-Innovation Themenfeld Intelligente Mobilität angegangen.
Verkehrsinfrastrukturen sind die Lebensadern einer
modernen Gesellschaft und ihrer Wirtschaft. Das systemische Verständnis von Mobilität gewinnt daher zunehmend
an Bedeutung und moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sind aus dem Themenfeld Intelligente
Mobilität nicht mehr wegzudenken. Sie werden zukünftig
bspw. den Verkehr steuern und für Sicherheit sorgen.
Die Entwicklung neuer Fahrzeugtechnologien wird geprägt
werden durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs oder
die digitale Vernetzung von Fahrzeugen untereinander bzw.
mit der Infrastruktur. Automatisierte Fahrassistenzsysteme
oder Carsharing-Modelle wie bspw. das der tamyca GmbH
sind zukunftsfähige Mobilitätsformen. Ihre Entwicklung steht
jedoch erst am Anfang und muss noch weiter in ein modernes Mobilitätsverständnis eingebunden werden.
Die Effekte dieser neuen Technologien werden das
Mobilitätsverhalten der Wirtschaft und von Personen
sowohl auf internationaler als auch auf regionaler bzw. lokaler Ebene prägen. Besonders die intermodale Zusammenführung der verschiedenen Verkehrsnetze und -träger wird
von Bedeutung sein. Hierzu wird die Digitalisierung einen
entscheidenden Beitrag leisten. Vernetzte, sensorgesteuerte
Verkehrsleitsysteme werden den Straßen-, Schienen- und
Luftverkehr automatisch steuern. Antriebssysteme werden
CO2-neutral und optimierte Intermodalität wird zum
Selbstverständnis.
REGION AACHEN / SEITE 72
Damit das skizzierte Bild Wirklichkeit wird, müssen die
Stärken der Region Aachen auf dem Gebiet der Intelligenten Mobilität besser miteinander verknüpft und Synergien
gefördert werden. Die allgemein diskutierten Megatrends
wie bspw. Autonomes Fahren oder Elektromobilität werden
die Mobilität der Zukunft nachhaltig beeinflussen und
Branchengrenzen mehr und mehr auflösen. Um aus diesen
Entwicklungen Positives bzw. Wirtschaftswachstum und
Wertschöpfung zu generieren, ist eine leitmarktübergreifende Forschungs- und Wirtschaftsverflechtung anzustreben.
Dadurch ließen sich auch Cross-Innovation Prozesse
beschleunigen.
Wissenschaft und Wirtschaft der Region Aachen haben in
den vergangenen Jahren rund um das Cross-Innovation
Themenfeld Intelligente Mobilität bereits Kompetenzen
aufgebaut und Vernetzungsarbeit geleistet. Dadurch
konnten Mobilitätstrends frühzeitig erkannt und definiert
werden. Konzentriert haben sich die Akteure aus der
Region Aachen dabei nicht nur auf den Straßenverkehr,
sondern auch auf den der Schiene. Mit dem railGATE, dem
automotiveGATE sowie der vollständigen Entwicklung und
Herstellung eines Elektrofahrzeuges konnte sich die Region
bereits Alleinstellungsmerkmale erarbeiten.
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Mögliche Ansätze im Cross-Innovation Themenfeld Intelligente Mobilität sind:
Elektrische Antriebssysteme:
Fahrzeuge mit elektrischen Antriebssystemen entlasten die
Umwelt von Lärm und Kohlendioxidausstoß. Von entscheidender
Bedeutung für den Erfolg dieser Systeme ist eine langlebige und
effiziente Batterietechnologie. An deren Weiterentwicklung,
Nutzung und Wiederverwendbarkeit wird in der Region Aachen
bereits intensiv geforscht. Weitere neue Techniken für Elektrofahrzeuge müssen mithilfe modernster Informations- und
Kommunikationstechnologie mit intelligenten Energiesystemen
und Verkehrsinfrastrukturen kombiniert werden.
Autonome Fahrsysteme:
Automatisierte Systeme, die das führerlose Bewegen von Fahrzeugen ermöglichen,
werden den Personen- und Güterverkehr revolutionieren. Entscheidender Treiber
dieser Entwicklung ist die digitale Vernetzung von Fahrzeugen mit der Infrastruktur.
Die bereits bestehenden Ansätze in Form einzelner Fahrzeugkontroll- und Steuerungssysteme verschmelzen zunehmend zu einem automatisierten System. Dieses
trifft eigenständige Entscheidungen und baut die Anforderungen der Fahrzeugführer Stück für Stück ab. Für die Weiterentwicklung und Erprobung diese Fahrzeugtechnik der nächsten Generation steht mit dem Aldenhoven Testing Center (ATC)
eine leistungsstarke Testanlage zur Verfügung.
Sprachsteuerung:
Umweltschonende
Logistik:
Der Einsatz von Elektrofahrzeugen in Verbindung mit
innovativen Leichtbaukonzepten wird auch in der Logistikbranche zunehmend in den
Fokus rücken. Informationsund Kommunikationstechnologien werden zusätzlich neue
Wege zur optimierten
Vernetzung der einzelnen
Verkehrsträger anbieten und
Just-in-time-Lieferketten
perfektionieren.
Technische Infrastrukturen in Mobilitätssystemen müssen immer
mehr an sich ändernde Bedürfnisse angepasst werden. Digitale
Anwendungen sollten bspw. leicht und intuitiv zu bedienen sein,
auch die Sprachsteuerung „in beide Richtungen“ wird zunehmend wichtiger: Die Übermittlung von Befehlen an technische
Geräte kann per Stimme erfolgen und technische Geräte sind in
der Lage, dem Menschen Sprachanweisungen zu geben.
Sprachsteuerungen können und werden Mobilitätsprozesse
weiter optimieren und vereinfachen. Forschungs- und Entwicklungspotenziale liegen zukünftig in hochspezialisieren Anwendungen dieser Art. Ein aktuelles Beispiel ist die Lydia-Voice von der
topsystem Systemhaus GmbH zur sprachgesteuerten Kommissionierung innerhalb einer Logistikkette.
Innovative Verkehrskonzepte:
Die Informations- und Kommunikationstechnologien, besonders in Form
mobiler Softwareapplikationen, sind die Grundlage der neuen und innovativen Verkehrskonzepte. Die Verfügbarkeit smarter Anwendungen steigert die
Angebotsvielfalt. Beispiele dafür sind der fortschreitende Ausbau von
Carsharing-Angeboten, Mietrad- und Fahrradabstellstationen, Park-and-ridePlätze sowie die digitalisierte Parkraumbewirtschaftung. Neben dieser
systematischen Weiterentwicklung muss aber auch die Effizienz gesteigert
werden, indem Schnittstellen zwischen den einzelnen Verkehrsträgern
optimiert werden. Die Erprobung eines flächendeckenden interoperablen
Verkehrskonzeptes kann für die Region Aachen ein Zukunftsthema sein. Da
sie sowohl städtische als auch ländliche Räume in sich vereint, ist sie für
Tests dieser Art prädestiniert.
SEITE 73 / REGION AACHEN
© aeksorayoot / fotolia.com
5. HANDLUNGSANSÄTZE
FÜR DIE REGIONALE
WIRTSCHAFTSPOLITIK
WEIL ES GEMEINSAM
BESSER GEHT:
REGIONALE
VEREINBARUNGEN
ZUR UMSETZUNG.
REGION AACHEN / SEITE 74
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Digitalisierung als Chance nutzen
Modernisierung der Transferstrategie
Fachkräftesicherung
Gesundheitswirtschaft Positionsstärkung des Logistikstandortes
und Life Science
und Förderung der Mobilität der Zukunft
Aktive Gestaltung des Strukturwandels im Energiesektor
Steigerung der Standortattraktivität
durch Profil- und Imageschärfung
Stärkere Inwertsetzung der Grenzlage
5. HANDLUNGSANSÄTZE FÜR DIE
REGIONALE WIRTSCHAFTSPOLITIK
Im Folgenden werden aus den Ergebnissen dieser Studie wirtschaftspolitische Handlungsansätze abgeleitet. Ausgehend
von der Digitalisierung als zukünftig bedeutendstem Einflussparameter der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung wird eine von den Leitmärken losgelöste, übergreifende Betrachtungsperspektive gewählt. Dadurch ist gewährleistet,
dass die Handlungsansätze als Querschnittsempfehlungen dargestellt und verstanden werden können.
Digitalisierung als Chance nutzen
Die Digitalisierung wird bestehende Wertschöpfungsprozesse grundlegend verändern und kann einen entscheidenden
Beitrag zur Stärkung der Wirtschaftsstruktur leisten. Dennoch ist die Bedeutung dieses Megatrends noch lange nicht in
jeder Unternehmensstrategie wieder zu finden. Für eine nachhaltige Bestandssicherung des Unternehmertums in der
gesamten Region Aachen ist die Ausarbeitung einer regionsweit getragenen, übergeordneten Digitalisierungsstrategie von
hoher Priorität.
Das Ziel einer solchen Digitalisierungsstrategie sollte insbesondere die Unterstützung von kleinen und mittelständischen
Unternehmen bei der Umsetzung der Digitalisierung sein. Ein vielversprechender, wenn auch komplexer Ansatz zur Umsetzung: eine regionsweite abgestimmte Koordination und Zusammenarbeit aller wirtschaftsfördernder Akteure und Kammern
– bspw. auch, um die Ausrichtung inhaltlich- und formatgleicher Veranstaltungen zu vermeiden. So ließen sich finanzielle
und personelle Ressourcen schonen.
Mit dem Start des digitalHUB Aachen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung getan, so dass mit dessen Unterstützung
Best-practice-Beispiele – digitale Geschäftsmodelle sowie digitale Produkte – erarbeitet werden können. Eine daran
orientierte Digitalisierungsstrategie kann die Region Aachen zur Vorreiterregion im Bereich Digitalisierung werden lassen.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, den digitalHUB Aachen bereits in seinem frühen Stadium weiterzudenken und nachhaltig
in der Region zu verankern – auch nach Beendigung der Förderung im Jahr 2019. Zur weiteren Etablierung digitaler
Prozesse ist es unabdingbar, nachhaltige Strukturen und Finanzierungsperspektiven für die Zeit nach der DWNRWFörderung aufzusetzen. Darüber hinaus sind regionale Cluster und Netzwerke hinsichtlich ihrer Beiträge und Leistungsfähigkeiten zum Thema Digitalisierung zu überprüfen.
SEITE 75 / REGION AACHEN
Modernisierung
der Transferstrategie
Entscheidend für ein regionales Innovationssystem sind die kontinuierliche Generierung und Übertragung von neuem
Wissen bspw. in Form von Ausgründungen, FuE-Kooperationen mit Unternehmen und Patentsicherungen.
Dabei zeigt sich, dass noch immer - oder gerade - Netzwerke ein wichtiger Bestandteil des Transfergeschehens sind. Um
sie stärker in den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer einzubinden, ist ihre gezielte Weiterentwicklung notwendig, die
nicht zuletzt zu einer win-win-Situation für alle Beteiligten führt. Branchen- oder Leitmarktorientierungen könnten dabei von
thematischen, weiter gefassten Zusammenschlüssen abgelöst werden, sodass thematische Netzwerke wie bspw. „Mobilität
statt Automobil“ entstehen.
Grundsätzlich ist in der Region Aachen der Ideen-, Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft
und Gesellschaft zu modernisieren und langfristig zu verstetigen. Um dies zu erreichen, muss das Campus-Projekt der
RWTH Aachen deutlich stärker mit der gesamtregionalen Wirtschaft – auch in den Kreisen Düren, Euskirchen und
Heinsberg – zusammengeführt werden. Dadurch können Kooperationen zwischen global agierenden Unternehmen und
KMU aus der Region entstehen. Spezielle Instrumente und Programme sorgen dafür, dass insbesondere der Ideen-,
Wissens- und Technologietransfer in Unternehmen aus den eher ländlich geprägten Teilräumen der Region Aachen
nachhaltig gefördert oder dieser Raum für Start-ups und Spin-offs interessanter gemacht werden kann.97 Zur Etablierung
einer regionalen Innovationsstrategie ist es zudem notwendig, Standardprodukte der Wirtschaftsförderung weiter zu
entwickeln und die Technologietransferaktivitäten sowie die Innovationsberatungskompetenzen der regionalen Akteure zu
stärken. Darüber hinaus hat eine modernisierte Innovationsstrategie die Chance, den euregionalen Raum mit seinen
Akteuren einzubeziehen.
Neben der Übertragung von Wissen in die regionale Wirtschaft ist auch ein intensives Gründungsgeschehen von Start-ups
und Spin-offs, die einen hohen Innovationsgrad aufweisen, für die Region Aachen wichtig. Zur langfristigen Standortsicherung dieser neu gegründeten Unternehmen sollte eine abgestimmte Strategie ausgearbeitet werden, die an die Erfahrungen und Erfolge der Gründerregion Aachen98 anknüpft.
Der Blick dabei ist verstärkt auf andere Gründerregionen zu richten:
¢ Berlin-Partner matcht bspw. auf Grundlage von strategischen Partnerschaften mit Städten wie Hongkong, New York und
Paris heimische Gründer mit ausländischen Unternehmen über Pitching-Events und generiert damit zum einen Gründungskapital, aber erhöht gleichzeitig auch deutlich seine Sichtbarkeit.
¢ An der TU München wiederum existiert das „UnternehmerTUM“99 als Center für Innovation und Geschäftsgründung,
das nicht nur Unterstützung und Beratung durch erfahrene Unternehmer und Wissenschaftler in der Gründungsphase,
sondern ein großes Dienstleistungsspektrum an unterschiedlichen Programmen inklusive Venture-Capital für Unternehmen in der Wachstumsphase bietet. Das vielfältige Angebot reicht bspw. von Boot Camps bis zu MakerSpace für
Kreative, um Ideen und Innovationen anhand von Prototypen zu erproben.
¢ In England wurde insbesondere für wachsende Unternehmen das sogenannte Scale-Up Institute aus der Universität
Cambridge heraus gegründet, das auch für Universitäten ein Anreizsystem bietet, ihre Start-Ups und Spinn-Offs in der
schwierigen Wachstumsphase zu unterstützen.100
¢ Große Aufmerksamkeit zieht schließlich besonders Israels Hauptstadt Tel Aviv als der High-Tech Gründungshotspot
schlechthin auf sich. Ausreichendes Venture-Capital, auch von ausländischen Firmen, und von staatlicher Seite angestoßen, zahlreiche Inkubatoren, unterstützt vom Wirtschaftsministerium, um neue Unternehmen zu fördern sowie geringere
bürokratische Restriktionen sind maßgeblich an diesem Erfolgskonzept beteiligt. Die Nähe zwischen Hochschulen und
Wirtschaft wird mit einer hochschuleigenen Unternehmensgründung unterstützt, um geistiges Eigentum zu verwerten.
Diese Unternehmen sind wiederum für fast drei Viertel der jährlichen Patentanmeldungen in Israel verantwortlich.
97 2017 ist im Rahmen der Landesinitiative Innovationspartner ein Projekt gestartet, das die regionalen Innovationsstrukturen im ländlichen Raum vor allem durch
eine gesteigerte Qualität der Innovationsberatungen stärken soll. Diese Innovationspartnerschaft wird von der Aachener Gesellschaft für Innovation und
Technologietransfer und den Wirtschaftsförderungen der Kreise getragen.
98 Unterstützung bietet die Region Aachen durch ein abgestimmtes Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebot, spezialisierte Beratung für Technologiegründungen, dreizehn Technologie- und Gründerzentren, Coworking-Spaces, ein umfangreiches Mentorennetzwerk sowie einen eigenen Gründungswettbewerb.
99 Vgl. Unternehmertum (2017).
100 Vgl. Scale-Up Institute (2017).
REGION AACHEN / SEITE 76
Wirtschaftsstudie Region Aachen
©Region Aachen
Fachkräftesicherung
Die Fachkräftesicherung gehört neben der Digitalisierung
zu den größten Herausforderungen der nächsten Jahre.
Dabei kommt erfolgreichen und individuell zugeschnittenen
Bildungswegen eine enorme Bedeutung zu: Sie sichern
und entwickeln das Fachkräftepotenzial weiter und fordern
und fördern die Nutzung aller Talente.
Die Fachkräftesicherung in der Region Aachen ist zu
unterstützen, indem die Personalentwicklung auch im
Hinblick auf die Förderung der Frauenerwerbstätigkeit
weiter ausgeschöpft wird. Als gelungenes Beispiel kann
schon jetzt der Zertifizierungsprozess im Rahmen des
Qualitätssiegelprojektes „Familienfreundlicher Arbeitgeber“
in der gesamten Region gelten. Zur Sicherung von
Fachkräften für das Handwerk sind bessere Informationen
über Aufstiegsmöglichkeiten nach der Ausbildung ratsam.
Mit Blick auf die Gewinnung von Hochschulabsolventen
und -absolventinnen für die Unternehmen in der Region
sind frühzeitige Bindungsprogramme für Studierende von
hoher Bedeutung. Werden Hochschulen und Unternehmen
aus dem gesamten euregionalen Gebiet einbezogen, kann
es gelingen, eine attraktive internationale Perspektive für die
jungen Fachkräfte zu vermitteln.
Zukünftig sollte zur Sicherung von Fachkräftepotenzialen in den regionalen Leitmärkten auch die Anpassung von Ausbildungsinhalten erfolgen. Die fachübergreifende Vermittlung zusätzlicher Schlüsselqualifikationen – wie in den Bereichen der
Digitalisierung – ist stärker zu fördern. Sie sollte in Absprache mit Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie Verbänden in hybride Ausbildungsgänge eingebunden werden. Erste Ansätze sind dabei bereits in den Lehrplänen der Schulen
und Berufsschulen zu verankern. Dabei ist eine gesamtregionale Strategie zur Digitalisierung im Schulsystem wünschenswert. Denn eins ist sicher: die zukünftigen Berufsbilder lösen sich immer mehr von den herkömmlichen Branchen.
Individuelle Fähigkeiten und allgemeine Kompetenzen rücken stärker in den Vordergrund – Stichwort „T-shaped skills“101.
Als Beispiel sei das Prozessmanagement angeführt, das zu den zentralen Fähigkeiten eines Unternehmers gehört. Erst
sein Verständnis ermöglicht die Umsetzung der Digitalisierung in den Unternehmen. Damit noch mehr Menschen ihre
Potenziale nutzen können, ist ebenso das regionale Portfolio an Weiterbildungsangeboten auf die Stärken und zukünftigen
Bedarfe der Leitmärkte auszurichten. Bedarfe müssen gesamtregional prognostiziert, nach außen kommuniziert und bspw.
durch Ausbildungsbotschafter an zukünftige Fachkräfte herangetragen werden. Dadurch lässt sich die Region Aachen zu
einem Standort mit exzellentem Weiterbildungscharakter – Stichwort Lebenslanges Lernen – entwickeln.
101 Vgl. internationale Diskussionen zu tiefen Kern- und Fachkompetenzen (vertikal) und übergreifenden Fähigkeiten wie Teamarbeit,
Projektmanagement etc. (horizontal).
SEITE 77 / REGION AACHEN
Positionsstärkung des
Logistikstandortes und Förderung
der Mobilität der Zukunft
Logistikstandorte in der Region Aachen müssen in den kommenden Jahren im Fokus der regionalen wirtschaftsfördernden Akteure stehen. Nur mit der Ausarbeitung einer spezifischen Profilbildung können die regionalen Standorte gegenüber
den großen HUBs bestehen. Thematisch sollten die Profile zukunftsorientiert in Richtung eLogistik, GreenLogistik, emissionsarmer CityLogistik etc. weiterentwickelt werden. Ein Gewinn für die Region Aachen wird nach der Schließung des
Kraftwerkstandortes die mögliche Entwicklung des Industriedrehkreuzes Weisweiler zu einem überregionalen, zeitgemäßen und bedarfsgerechten Logistikstandort sein. Zusammen mit dem voranzutreibenden flächendeckenden Ausbau einer
Ladeinfrastruktur – nicht nur für Lkw – kann dies der Region Aachen eine Vorreiterposition in einem modernen spezifischen Logistikthemenfeld verschaffen und zu einer Steigerung der Wertschöpfung in einem wachsenden Markt führen. In
diesem Handlungsfeld ist die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen insgesamt von hoher Bedeutung. Die Umsetzung
der Maßnahmenbündel für den Infrastrukturausbaubedarf für den Schienenverkehr auf den Strecken Herzogenrath –
Aachen – Köln ist Voraussetzung für die Bewältigung der prognostizierten Zuwächse im Personen- und Güterverkehr.
© ATC – Aldenhoven Testing Center of RWTH Aachen University GmbH
Es ist unbedingt erforderlich, den die Region passierenden Güterverkehr für Wertschöpfung innerhalb der Region zu
nutzen. Hier könnten innovative Forschungsansätze mit den Hochschulen und An-Instituten wie bspw. mit dem Forschungsinstitut für Rationalisierung oder dem Werkzeugmaschinenlabor gesucht werden. Ein wichtiger Aspekt wird in
Zukunft sein zu evaluieren, ob mit einer intensiven Fokussierung auf die Logistikbranche die regionalen Ansprüche bzgl.
der Schaffung von Arbeitsplätzen erfüllt werden. Denn durch die zunehmenden Möglichkeiten der Digitalisierung könnte
die Branche annähernd voll automatisiert und somit beschäftigungsextensiv sein. Unabhängig von dieser Entwicklung
sollten sich die wirtschaftsfördernden Akteure der Region Aachen weiter auf die Förderung der FuE-Strukturen fokussieren. So könnte für den Bereich „automatisiertes Fahren“ der Campus Aldenhoven mit dem Aldenhoven Testing Center
(ATC) gestärkt und zu einem themenspezifischen Fachzentrum ausgebaut werden. Sicher ist, dass die Digitalisierung die
Mobilität zunehmend prägen wird. Diesbezügliche Stärken der Region Aachen sind bereits in der Leitmarktanalyse
vorgestellt worden. Durch die Entwicklung einer regionsweiten Mobilitätsstrategie mit ausnahmsloser Mobilitätsgarantie der
ländlichen Bevölkerung könnten diese Stärken weiter gebündelt und aufeinander abgestimmt werden. Dadurch könnte die
Region Aachen bspw. in den Bereichen eTicketing, das aktuell stark durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) gefördert wird, oder Intelligente Infrastruktur zur Vorreiterregion werden.
REGION AACHEN / SEITE 78
Wirtschaftsstudie Region Aachen
© Forschungszentrum Jülich
Aktive Gestaltung des
Strukturwandels im Energiesektor
Energie als Treibstoff der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens durchläuft mit der Zeit Veränderungsprozesse. Seit dem 19. Jahrhundert waren und sind thermische
Kraftwerke auf der Basis von Erdöl, Gas, Braun- und
Steinkohle die wichtigsten Energieerzeuger. Mit einem
Anteil von 40 %102 kommt der Kohle (Braunkohle: 23 %;
Steinkohle: 17 %) im Jahr 2016 immer noch die größte
Bedeutung zu.
Durch die steigende Verknappung dieser nicht erneuerbaren Ressourcen und der immer akuteren Klimaproblematik
steht die Energiewirtschaft vor großen Herausforderungen.
Auch die Region Aachen ist und wird davon betroffen sein,
ein Großteil des Rheinischen Braunkohlenreviers liegt auf
ihrem Gebiet. Mit der Beendigung der Braunkohleförderung
wird, wie bereits näher erläutert wurde, ein erneuter, aber
absehbarer Strukturwandel eintreten.
Institutionen wie die Innovationsregion Rheinisches Revier
(IRR) befassen sich bereits aktiv mit den Herausforderungen und Chancen dieses Strukturwandels. Das übergeordnete Ziel ist die Definition einer neuen strategischen
Ausrichtung des Energiesektors. Da es keine zweite Region
in Deutschland mit einer vergleichbaren Dichte an Beschäftigten in der FuE im Energiesektor gibt, sollte diese Neuausrichtung von hoher Priorität sein. Bereits jetzt ist die Region
Aachen in den Bereichen Speichertechnologie und Neue Netze führend. Die Baubranche, als eine der größten regionalen
Branchen, gilt es bspw. in Bereichen wie Energieeinsparung, Ressourcenverbrauch, Baustoffrecycling (Kreislaufwirtschaft)
weiter zu unterstützen.
In Zukunft gilt es, diese Potenziale in die facettenreichen Breiten der erneuerbaren Energien, in Unternehmensgründungen
und -ansiedlungen – insbesondere in „Grüne Gründungen“ – zu übertragen. Als erfolgsversprechendes Zukunftsprojekt in
der Region kann die Errichtung des Zentrums für Neue Energien im interkommunalen Gewerbegebiet Campus Merscher
Höhe in Jülich, Titz und Niederzier gelten. Hier ist insbesondere durch den DLR-Standort mit dem Solarturm-Kraftwerk, dem
Forschungszentrum Jülich und der FH Aachen viel Wissen und Erfahrung im Bereich „regenerative Energien“ verortet.
Durch weitere gezielte Projektinitiierungen kann es gelingen, eine dann neu strukturierte Energieregion regionsweit als
solche zu vermarkten – auch nach dem Wegfall der Braunkohlenförderung. So kann die Region dem Wandel von der
„Energie-Export-Region“ zur „Energie-Import-Region“ entgegenwirken.
102 Statista GmbH (2017).
SEITE 79 / REGION AACHEN
© Uniklinik RWTH Aachen
Gesundheitswirtschaft
und Life Science
Gesundheitswirtschaft und Life Science leisten einen
entscheidenden Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels. Sie wirken Schwierigkeiten entgegen, die
sich aus dem stark wachsenden Bevölkerungsanteil älterer
Menschen und der Sicherstellung einer Gesundheitsvorsorge in Räumen mit abnehmender Bevölkerungsdichte
ergeben. Dazu müssen Innovationen nicht nur in Diagnostik, Therapie, Medizin-, Informations- und Kommunikationstechnik, sondern auch in der Gestaltung von Strukturen
und Prozessen der medizinischen und pflegerischen
Versorgung entwickelt werden. Das Cross-Innovation
Thema „Digitale Gesundheitswirtschaft“ sollte konsequent
verfolgt und realisiert werden, um die Region Aachen als
einen führenden Standort für telemedizinische Anwendungen zu etablieren.
Wie in weiteren Leitmärkten gilt auch hier, Unternehmensgründungen stärker zu unterstützen, Kapital – auch Venture
Capital – für die Life Science zu erschließen und Fördermittel zu akquirieren.
Um in den kommenden Jahren die Entwicklung der
Gesundheitswirtschaft und Life Science zielgerichtet zu
fördern, sollten sich die regionalen Akteure auf folgende
strategische Handlungsansätze fokussieren: Die Potenziale des Megatrends „Digitalisierung“ müssen in der Gesundheitswirtschaft und Life Science kommuniziert und erlebbar gemacht werden. Dabei ist entscheidend, dass sowohl Aus- und
Weiterbildungsstrukturen auf den vermehrten Einsatz digitaler Geräte ausgerichtet als auch Innovationen aus der Region
Aachen öffentlich bekannt gemacht werden. Außerdem sollten die regionalen Akteure eine weitere Vernetzung forcieren
und durch diese Vernetzungstätigkeit eine Gesamtstrategie für die Region Aachen entwickeln, in der auch die Grundstrukturen der Gesundheitsregion Aachen wiederbelebt werden könnten. Mit einem überarbeiteten, die gesamte Region
präsentierenden Auftritt könnten Akteure aus Medizin, Wissenschaft, Technik und der Versorger bzw. Kostenträger
intensiver zusammengeführt und Transparenz über Projekte und Innovationen aus der Region Aachen hergestellt werden.
Im Zuge dessen sollte das Branchencluster MedLife e. V. in eine entscheidende Position gebracht werden. Durch eine
weitere Stärkung dieses Clusters und den Gewinn weiterer Clusterakteure ließen sich auch klinische Anwender integrieren. So könnten sie frühzeitig in den Innovationsprozess eingebunden werden. Gleichzeitig könnten die Kapazitäten zur
Verstärkung der Unternehmensberatung für KMU in der Medizintechnik und Life Science ausgebaut werden. Der Weg von
einer innovativen Idee zu einem in der Versorgung zugelassenen Medizinprodukt würde so erfolgreich geebnet. In einem
nächsten Schritt könnte das Branchennetzwerk gemeinsam mit den Akteuren der Gesundheitsregion und der Regionalentwicklung Unterstützung bei der Überführung von Pilotprojekten, die bereits eine Marktreife erreicht haben, in die Regelversorgung leisten. Dazu ist eine intensive Kooperation mit Politik und Kostenträgern nötig. Zusammen mit einem neuen
Internetauftritt der Gesundheitsregion Aachen könnten so zum einen Projekte und Innovationen aus der Region bekanntgemacht und zum anderen ihre gezielte Vermarktung unterstützt werden.
Die Fachkräftesicherung stellt in der Gesundheitswirtschaft und Life Science eine große Herausforderung dar, die aktiv
gestaltet werden muss. Dazu müssen die bereits etablierten und anerkannten Veranstaltungsformate wie die euregionale
Biomedica und die jeweils in den Gebietskörperschaften der Region Aachen stattfindende Gesundheitsberufemesse
ausgebaut und weiterentwickelt sowie ihre Attraktivität gesteigert werden. Weitere Ansätze zur Gewinnung, Qualifizierung
und Bindung von Nachwuchs- und Fachkräften für die Gesundheitswirtschaft, die regional zu steuern sind, sollten im
Netzwerk der Gesundheitsregion Aachen, in die auch die relevanten Arbeitsmarktakteure zwingend einzubinden sind,
realisiert werden.
REGION AACHEN / SEITE 80
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Stärkere Inwertsetzung
der Grenzlage
Der Weg in Richtung eines gemeinsamen Europas bietet besonders den Grenzregionen seit Anfang der 1990er-Jahre
Chancen. Bis dato waren Handel, kommunale Zusammenarbeit und das Pendeln zwischen Orten durch Staatsgrenzen
stark eingeschränkt; sie behinderten die regionale Entwicklung erheblich. Heute können Institutionen, Verbände und
Vereine, private Initiativen, aber auch Einzelpersonen grenzüberschreitende Kooperationen eingehen und so das weitere
„Zusammenwachsen“ und die grenzüberschreitende Wirtschaftsentwicklung fördern.
© Pascalina Vretinari
Speziell für die Region Aachen gilt es, die Hemmnisse ihrer peripheren Lage (bezogen auf Deutschland) kontinuierlich und
nachhaltig weiter abzubauen, damit aus vermeintlichen Nachteilen zukünftige Potenziale gewonnen werden können. Durch
die Markterweiterung (Internationalisierung) und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Traditionen kann
die allgemeine Bedeutung der Region Aachen für den internationalen Wettbewerb gesteigert werden. Darüber hinaus
müssen wirtschaftsfördernde Akteure und Kammern aus der Region die Zusammenführung von Gesellschaft und Wirtschaft über die Staatsgrenze hinweg weiter intensiv verfolgen. Entwicklungspotenziale für die Region Aachen sollten nicht
auf Grundlage einer nationalen Betrachtung erschlossen werden, sondern immer im Kontext eines trinationalen Standortes. Exzellente Praxisbeispiele aus den Niederlanden und Belgien müssen analysiert und auf die Region Aachen übertragen werden. Ein Beispiel dafür ist die Parkstad Limburg, die ihr Vorhaben, sich zu einer energieautarken Region zu
entwickeln, strategisch sehr gut umsetzt. Dieses und weitere Best-practice-Beispiele aus den Nachbarländern müssen
aufgrund der räumlichen Nähe zu ihnen im Detail verfolgt und auf die spezifischen Anforderungen der Region Aachen
übertragen werden.
SEITE 81 / REGION AACHEN
© Patricia Heck
Steigerung der Standortattraktivität
durch Profil- und Imageschärfung
Der eingangs bereits angeführte Querschnittscharakter ist nicht nur für die Handlungsansätze, sondern auch für ein erfolgreiches Regionalmarketing maßgeblich. Es hebt sich
dadurch von einem rein wirtschaftlich orientierten Standortmarketing ab, das lediglich
sektorale Zielsetzungen verfolgt. Die Ziele eines Regionalmarketings sind hingegen die
Positionierung der Region im internationalen Wettbewerb der Regionen, die Steigerung
und Stärkung des Identitätsbewusstseins von Bevölkerung und Wirtschaft mit dem
regionalen Lebens- und Wirtschaftsraum, die Stärkung des regionalen Erscheinungsbildes
durch Hervorheben der regionalen Vorzüge, die aktive Inwertsetzung und Pflege endogener gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Potenziale sowie das Hinwirken auf Standortentscheidungen von Wirtschaft, Bevölkerung, Verwaltung und Institutionen durch gezielte
Ansprache von Investoren und qualifizierten Arbeitskräften.
Auch in der Region Aachen sollte über den Aufbau eines Regionalmarketings diskutiert
werden. Unter der Prämisse eines nicht unerheblichen Einsatzes monetärer Mittel, die auch
durch alternative Finanzierungswege wie zum Beispiel durch Unternehmensbeteiligungen
akquiriert werden können, sollte das Marketingportfolio zu einem entscheidenden Faktor
für die regionsweite Attraktivitätssteigerung, Dynamisierung und Diversifizierung des innovativen Wissens- und Wirtschaftsstandortes erwachsen. Bereits vorhandene Marketingansätze wie die Technologieregion Aachen sollten dabei nicht verworfen, sondern als Basis in
eine Dachmarkenstrategie103 aufgenommen bzw. integriert werden. Des Weiteren muss das
Regionalmarketing für eine regionsweite Akzeptanz die Bedarfe und Ansprüche aller
entscheidenden Akteure der Region abdecken. Experten aus der Region sind in die
Entwicklungsprozesse einzubinden. Ein Blick auf die aktuelle Einordnung der Region
Aachen in die Metropolregion Rheinland verleiht dem Thema Regionalmarketing, aber
ebenso den anderen Aspekten der Studie, zusätzliche Relevanz: Durch eine intelligente
Positionierung und Sichtbarkeit innerhalb der Metropolregion könnte die Region Aachen ihre eigenen Stärken wie ihre
einzigartige Forschungs- und Bildungslandschaft sowie ihre Grenzlage zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden deutlicher herausstellen. Die zu erwartenden Effekte würden sich in regionalwirtschaftlichen Indikatoren wie bspw. in
den Entwicklungen der Beschäftigungsstatistiken und der Bruttowertschöpfung widerspiegeln. So sollte im Bereich
Verkehr eine abgestimmte Verkehrsentwicklung und -planung aus den ZARA-Häfen zu den vordinglichsten Ausgaben
zählen. Im Personennahverkehr wäre eine verbundübergreifende Anpassung der Tarifstrukturen wünschenswert. Regionalplanungsprozesse sind mit Blick auf die Flächenentwicklung und Infrastruktur intensiver regional abzustimmen.
„Wie geht es weiter?“
Zur Koordinierung der Umsetzung der formulierten
Handlungsansätze sind gesamtregionale Vereinbarungen erforderlich. Hierdurch werden die konkreten
Handlungsfelder und die zugehörigen Maßnahmen mit
ihren einzelnen Arbeitsschritten und Verantwortlichkeiten benannt, gesteuert und ihre konkrete Umsetzung
vorangetrieben.
103 Unter einer Dachmarke als übergeordnetem Marketingelement mit hohem Wiedererkennungswert werden Einzelmarken subsumiert. Innerhalb der Region
Aachen können so die regionalwirtschaftlichen Stärken als Einzelmarken auftreten und etabliert werden.
REGION AACHEN / SEITE 82
Wirtschaftsstudie Region Aachen
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REGION AACHEN / SEITE 84
Wirtschaftsstudie Region Aachen
Anhang
Anhang 1: Definition der Anforderungsprofile nach der Bundesagentur für Arbeit
(2016):
104
¢ Helfer: Ihre Tätigkeiten (Anforderungsniveau 1) umfassen typischerweise einfache, wenig komplexe (Routine-)Arbeiten. Für die Ausübung dieser
Tätigkeiten sind i. d. R. keine oder nur geringe spezifische Fachkenntnisse erforderlich. Aufgrund der geringen Komplexität der Tätigkeiten wird i. d. R.
kein formaler beruflicher Bildungsabschluss bzw. lediglich eine einjährige (geregelte) Berufsausbildung vorausgesetzt.
¢ Fachkräfte: Ihre Tätigkeiten (Anforderungsniveau 2) sind gegenüber den Helfer- und Anlerntätigkeiten deutlich komplexer bzw. stärker fachlich
ausgerichtet. Das bedeutet, für die sachgerechte Ausübung dieser Tätigkeiten werden fundierte Fachkenntnisse und Fertigkeiten vorausgesetzt. Das
Anforderungsniveau 2 wird üblicherweise mit dem Abschluss einer zwei- bis dreijährigen Berufsausbildung erreicht. Eine entsprechende Berufserfahrung und/oder informelle berufliche Ausbildung werden als gleichwertig angesehen.
¢ Experten: Ihre Tätigkeiten (Anforderungsniveau 3) sind gegenüber den Berufen, die dem Anforderungsniveau 2 zugeordnet werden, deutlich komplexer
und mit Spezialkenntnissen und -fertigkeiten verbunden. Die Anforderungen an das fachliche Wissen sind somit höher. Zudem erfordern die hier
verorteten Berufe die Befähigung zur Bewältigung gehobener Fach- und Führungsaufgaben. Charakteristisch für die Berufe des Anforderungsniveaus 3
sind neben den jeweiligen spezialisierten Tätigkeiten Planungs- und Kontrolltätigkeiten, wie z. B. Arbeitsvorbereitung, Betriebsmitteleinsatzplanung sowie
Qualitätsprüfung und -sicherung. Häufig werden die hierfür notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten im Rahmen einer beruflichen Fort- oder
Weiterbildung vermittelt. Dem Anforderungsniveau 3 werden daher die Berufe zugeordnet, denen eine Meister- oder Technikerausbildung bzw. ein
gleichwertiger Fachschul- oder Hochschulabschluss vorausgegangen ist.
¢ Spezialisten: Sie üben die Berufe (Anforderungsniveau 4) aus, deren Tätigkeitsbündel einen sehr hohen Komplexitätsgrad aufweisen bzw. ein
entsprechend hohes Kenntnis- und Fertigkeitsniveau erfordern. Kennzeichnend für die Berufe des Anforderungsniveaus 4 sind hoch komplexe Tätigkeiten. Dazu zählen z. B. Entwicklungs-, Forschungs- und Diagnosetätigkeiten, Wissensvermittlung sowie Leitungs- und Führungsaufgaben innerhalb eines
(großen) Unternehmens. In der Regel setzt die Ausübung dieser Berufe eine mindestens vierjährige Hochschulausbildung und/oder eine entsprechende Berufserfahrung voraus. Der typischerweise erforderliche berufliche Bildungsabschluss ist ein Hochschulabschluss (Masterabschluss, Diplom,
Staatsexamen o. Ä.). Bei einigen Berufen bzw. Tätigkeiten kann auch die Anforderung einer Promotion bzw. Habilitation bestehen.
104 Prognos AG 2016 auf Basis der Bundesagentur für Arbeit (2013).
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Abbildungsverzeichnis
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Leit- und Teilmarktübersicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile aller Leitmärkte an der Gesamtwirtschaft
der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Erwerbstätigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Unternehmen und deren Beschäftigte nach Beschäftigungsgrößenklassen 2014. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Entwicklung der Erwerbstätigen (Indexjahr: 2000). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Arbeitslosenquoten (Jahresdurchschnitt) 2001 bis 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Spezialisierungsgrad und Beschäftigungsentwicklung (in Prozent) des Branchenportfolios
in der Region Aachen (ausgewählte Branchen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach der Klassifizierung der Berufe (KldB 2010)
zum Stichtag 30. Juni 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Qualifikationsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand: Juni 2015) . . . . . . . . . . . . . . 10
Innovationskraft der regionalen Wirtschaft gemessen an der regionalen Patentintensität und dem
Anteil der FuE-Beschäftigten in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Aufteilung der Gründungen nach Branchen, Betrachtung nach Anteil der Gründungen in Prozent,
2011 – 2014. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Netzdiagramm zur Regionaldatenanalyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Informations- und
Kommunikationswirtschaft an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Unternehmen des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft in der Region Aachen. . . 16
Teilmärkte im Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Informations- und Kommunikationswirtschaft
in der Region Aachen, 2008 – 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Trends und Treiber für den Leitmarkt Informations- und Kommunikationswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Bildung und Forschung an
der Gesamtwirtschaft der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Unternehmen des Leitmarktes Bildung und Forschung in der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Teilmärkte im Leitmarkt Bildung und Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Bildung und Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Bildung und Forschung in der Region Aachen,
2008 – 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Trends und Treiber für den Leitmarkt Bildung und Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Produktionstechnik und
Werkstoffe an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Unternehmen des Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe in der Region Aachen. . . . . . . . . . . . 30
Teilmärkte im Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Produktionstechnik und Werkstoffe in der
Region Aachen, 2008 – 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Trends und Treiber für den Leitmarkt Produktionstechnik und Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Mobilität und Logistik an
der Gesamtwirtschaft der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Unternehmen des Leitmarktes Mobilität und Logistik in der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Teilmärkte im Leitmarkt Mobilität und Logistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Mobilität und Logistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Mobilität und Logistik in der Region Aachen,
2008 – 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Trends und Treiber für den Leitmarkt Mobilität und Logistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Energie-, Wasser- und
Abfallwirtschaft an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Unternehmen des Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft in der Region Aachen. . . . . . . . . 44
Teilmärkte im Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft in der
Region Aachen, 2008 – 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Trends und Treiber für den Leitmarkt Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Umsatz-, Unternehmens- und Beschäftigtenanteile des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und
Life Science an der Gesamtwirtschaft der Region Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Unternehmen des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science in der Region Aachen. . . . . . . 52
Teilmärkte im Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Beschäftigtenverteilung im Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Entwicklung und Lokalisation des Leitmarktes Gesundheitswirtschaft und Life Science in der
Region Aachen, 2008-2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Trends und Treiber für den Leitmarkt Gesundheitswirtschaft und Life Science. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Digitalisierung als Grundlage für Cross-Innovation Potenziale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
REGION AACHEN / SEITE 86
büro G 29
Impressum
Auftraggeber und Herausgeber:
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Dennewartstraße 25 – 27, 52068 Aachen
Telefon +49 (0)241 963-1940
E-Mail: info@regionaachen.de
Redaktion: Elke Breidenbach
v.i.S.d.P.: Prof. Dr. Christiane Vaeßen
Auftragnehmer:
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Ansprechpartner: Dr. Olaf Arndt
Mitarbeitende: Dr. Jutta Peters, Maria Hertleif, Michael Eßer
Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union.
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