Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
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521 kB
Datum
14.11.2016
Erstellt
03.11.16, 16:00
Aktualisiert
03.11.16, 16:00
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Anlage 1
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept
Kreis Euskirchen
2025
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ………………………………………………………………………………………. 2
Zum Hintergrund des Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes
Kreis Euskirchen 2025 ……………………………………………………………………….. 3
Methodische Vorgehensweise ………………………………...…………………………..….. 4
Evaluation des Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes Kreis Euskirchen 2010 …………... 5
Aktuelle Trends …………………………………………………………………………..…. 10
Eine Vision für den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen 2025 …………………………... 14
Strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung im Kreis Euskirchen …………….…… 15
Übersicht der geplanten Schlüsselmaßnahmen und Projekte ……………….………………. 22
Quellenverzeichnis ………………………………………………………………………….. 26
1
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Vorwort
Haben Sie sich in Ihrer Rolle als Entscheidungsträger oder Bürger schon mal gefragt, was
führt zu wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand? Oder wie entsteht mehr Lebensqualität?
Als Wirtschaftsförderer stellen wir uns tagtäglich diesen Fragen.
Wissenschaftlichen Analysen zufolge liefern hauptsächlich das Bevölkerungswachstum und
die Innovationskraft einer Volkswirtschaft den Treibstoff für wirtschaftliche Entwicklung.
Insbesondere die Volkswirtschaften, die über wenig Rohstoffe verfügen oder demografische
Herausforderungen zu bewältigen haben, sind auf die Innovationskraft ihrer
Produktionsfaktoren angewiesen.
Was führt zu mehr Innovation? Wodurch wird die Innovationskraft einer Volkswirtschaft
erhalten? Das Humankapital eines wirtschaftlichen Raumes ist in erster Linie für dessen
Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit verantwortlich. Der Erfolg einer Region hängt von der
Innovationsfähigkeit und Kreativität ihrer Bürger entscheidend ab.
Zeit ein paar Fragen zu beantworten: Wie soll sich die Wirtschaftsförderung im Kreis
Euskirchen angesichts dieser Erkenntnis ausrichten? Was stellen wir zurzeit in
Zusammenarbeit mit unseren Kommunen und Partnern aus der Region in den Mittelpunkt
unserer Arbeit, und aus welchen Gründen?
Die Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftsförderung stellen komplexe Prozesse dar. Die
Fokussierung der Prioritäten und die Bündelung der Ressourcen auf regionaler Ebene stellen
in dieser Hinsicht zwei essenzielle Erfordernisse dar. In Zusammenwirken mit der
Verwaltungsleitung, der Politik, den Kommunen und relevanten Partner der Region wird eine
Aktualisierung und Überarbeitung unserer Arbeitsziele und strategischer Prioritäten für die
nächsten 5 bis 10 Jahre angestrebt.
Mit dem vorliegenden Entwurf legen wir dem Kreistag einen Vorschlag über die thematische
und strategische Ausrichtung der Arbeit der Stabstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung
des Kreises Euskirchen nach 2016 vor.
Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung
Kreis Euskirchen
November 2016
2
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Zum Hintergrund des Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes Kreis
Euskirchen 2025
Der vorliegende Entwurf entstand im Rahmen der Fortschreibung des ersten Wirtschaftlichen
Entwicklungskonzeptes für den Kreis Euskirchen aus dem Jahr 2010 (WEK 2010). Der
Fortschreibungsprozess begann Anfang des Jahres 2016 und umfasste mehrere Etappen:
(1) Fortschreibung der Standortinformationen aus dem WEK 2010;
(2) Evaluation des WEK 2010;
(3) Analyse aktueller wirtschaftspolitischer Trends auf Regional-, Landes- und
Bundesebene;
(4) Organisation und Durchführung einer öffentlichen Zukunftswerkstatt zu Fragen der
künftigen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Kreis Euskirchen;
(5) Herleitung der Herausforderungen und Visionen für den Standort Kreis Euskirchen
anhand der gewonnen Erkenntnisse im Laufe der Fortschreibung;
(6) Identifizierung von Schlüsselmaßnahmen und Planung konkreter Projekte für deren
Umsetzung.
Das Konzept gliedert sich wie folgt: Nach der Vorstellung der methodischen Vorgehensweise
wird im ersten Abschnitt das Wirtschaftliche Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2010 einer
Evaluation unterzogen, ausgewählte Ergebnisse seiner Fortschreibung werden kurz
dargestellt.
Als nächstes werden aktuelle wirtschaftspolitische Trends auf Bundes- und Landesebene
beschrieben. Dazu zählen die Digitalisierung, der demografische Wandel und die Förderung
der Umweltwirtschaft sowie des nachhaltigen Wirtschaftens.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Diskussionen und Redebeiträgen im Rahmen der
Zukunftswerkstatt werden in einem weiteren Abschnitt zusammengefasst und bei der
Entwicklung einer Vision für den Standort verwendet. Anschließend wird die strategische
Ausrichtung für die künftige Entwicklung des Standortes Kreis Euskirchen vorgestellt.
Die vorliegende Strategie wurde entlang von fünf Handlungsfeldern konzipiert, sie werden im
Konzept als nächstes dargestellt: (1) Unternehmensgründung „Neue Gründerzeit“; (2)
Humanpotenzial der Region; (3) Technologietransfer und Netzwerkarbeit; (4)
Strukturentwicklung und (5) Standortmarketing.
Zum Schluss wird der Entwurf eines Katalogs mit Schlüsselmaßnahmen und Projekten zur
Bearbeitung der Handlungsfelder vorgestellt.
3
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Methodische Vorgehensweise
Die Analysephase der Fortschreibung umfasst drei Säulen: (1) Analyse aktueller
wirtschaftspolitischer Trends auf Regional-, Landes- und Bundesebene; (2) Analyse der
sozio-ökonomischen Entwicklung im Kreis Euskirchen und (3) Auseinandersetzung mit den
Ergebnissen der Zukunftswerkstatt „Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen 2025“.
Im Rahmen der Analysephase wurden für jede Säule bzw. für jeden Themenbereich
Informationen gesammelt und ausgewertet. Zu den verwendeten Quellen gehören u.a.
Jahreswirtschaftsberichte der Bundesregierung, wirtschaftspolitische Strategien der
Landesregierung (Umweltwirtschaft/Digitale Wirtschaft NRW), Studien und Umfragen
wissenschaftlicher
Einrichtungen
und
Beratungsunternehmen,
das
Integrierte
Handlungskonzept für die Region Aachen, das Legislaturprogramm der Vollversammlung
IHK Aachen 2014 – 2018, der Statistikatlas NRW , volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
der Länder sowie Informationsangebote der AGIT, der Arbeitsagentur, der IHK Aachen, des
Landesamts für Statistik NRW und des Startercenter NRW in der GründerRegion Aachen.
Ausdrückliches Ziel der Analysephase war die Berücksichtigung aktuellster Daten über die
Entwicklung des Kreises, aus unterschiedlichen Gründen – wie zum Beispiel fehlende
Verfügbarkeit oder Vergleichbarkeit statistischer Daten – konnte dies nicht immer
gewährleistet werden.
Abbildung 1: Säulen der Analysephase
Analysephase
Wirtschaftspolitik
• Bundesebene
• Landesebene
• Regionalebene
Sozio-ökonomische
Entwicklung im Kreis
Euskirchen
Zukunftswerkstatt:
„Wirtschaftsstandort Kreis
Euskirchen 2025“
4
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Evaluation des Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes Kreis Euskirchen
2010
Im Rahmen der Erstellung des ersten Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes (2010) für den
Kreis Euskirchen hat das Beratungsunternehmen Prognos AG einen Katalog mit
Handlungsempfehlungen in drei Bereichen erarbeitet:
A.
Förderung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Voraussetzungen;
B.
Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Unternehmen des Kreises;
C.
Förderung der Vermarktung des Wirtschaftsstandortes Kreis Euskirchen.
Die Mehrheit der vorgeschlagenen Handlungserfordernisse und Schlüsselmaßnahmen wurden
in den vergangenen Jahren von der Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung Schritt
für Schritt umgesetzt. Ein Überblick über die abgeschlossenen Maßnahmen aus dem ersten
Wirtschaftlichen Entwicklungskonzept liefert die nächste Abbildung:
Abbildung 2: Abgeschlossene Maßnahmen WEK 2010
Schlüsselmaßnahmen (WEK 2010)
1. Prüfung neuer Mobilitätskonzepte
Projekte
Verantwortungsbereich des GB IV
2. Initiative zur Bindung der jungen
Altersklasse an den Kreis Euskirchen
Jährliche Informationsveranstaltungen zum dualen
Studium
Einrichtung eines regionalen Talentpools
Seminarreihe Personalmarketing
Imagefilm für den Kreis Euskirchen
Stab 80 Partner der Stadt Aachen im Rahmen der
Umsetzung des Projektes „Switch-Verkürzte
Berufsausbildung für Studienabbrecher“
3. Regionale Mobilisierungsveranstaltung
im Rahmen der Aktionsplattform
Familie@Beruf.NRW
Betrieblicher Pflegekoffer
Qualifizierungsmaßnahme für Familienlotsen
Unternehmensnetzwerk Familie und Beruf
4. Koordinierung und Bündelung der
zukünftigen Netzwerk- und
Kompetenzfeldarbeit
Regelmäßige Netzwerktreffen:
Unternehmerfrühstück/After-Work-Café
Koordinierung der Netzwerkaktivitäten durch die
Technik-Agentur Euskirchen (TAE) GmbH
5. Gewinnung vertiefender Informationen
zu den einzelnen Kompetenzfeldern
6. Unterstützung des Technologietransfers
durch einen Technologiescout
7. Lokale Wirtschaft und lokale
Ökonomie als Standbeine der Nutzung
endogener Potenziale
Arbeits- und Fachkräfteanalyse 2014/2015
Schaffung der Funktion eines Technologiescouts für
den Kreis Euskirchen
Sprechtage zur Unternehmensnachfolge in der
Hotellerie und Gastronomie
5
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
8. Profilierung und Verständigung auf
einen Markenbildungsprozess inkl.
Zielgruppenanalyse und Bestimmung
zentraler Alleinstellungsmerkmale
Zusammenarbeit mit Werbeagentur zur Erstellung des
Konzeptes zur Präsentation des Standortes (Neuer
Logo/Slogan „Immer ein Grund mehr“)
Analyse und Identifizierung der Kompetenzbranchen
des Kreises
9. Standortinformation zur Präsentation
der wirtschaftlichen Kompetenz des
Kreises Euskirchen
Überarbeitung der Flyer, der Präsentationsmappe und
der sonstigen Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit
(Neues Corporate Design)
Neuer Internetauftritt für den Wirtschaftsstandort
Kreis Euskirchen
Regelmäßiger Newsletter der Stabstelle 80
Redaktionelle Beiträge und Anzeigen im
überregionalen Standortmagazin „Wirtschaftsblatt“
Standortkampagne „Wussten Sie schon, dass…?“
10. Weiterentwicklung des ImmobilienPortals des Kreises Euskirchen zu
einem integrierten Portal der digitalen
Vermarktung von Immobilien und
Flächen
Gewerbeflächen- und Gewerbeimmobilienportal für
den Kreis Euskirchen
Eine Reihe der Handlungsempfehlungen aus dem ersten Entwicklungskonzept gehören zum
klassischen Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung und können nicht an Aktualität
verlieren. Konkrete Beispiele in dieser Hinsicht sind:
˗ Ausstattung des Kreises mit modernen Basisinfrastrukturen;
˗ Unterstützung der Nachhaltigkeit von Gründungen;
˗ Systematische Stärkung der lokalen Ökonomie;
˗ Befähigung der Wirtschaft zum Umgang mit den betrieblichen Herausforderungen
durch den demografischen Wandel;
˗ Erhöhung des verfügbaren Erwerbspotenzials;
˗ Intensivierung von Vernetzung und Kooperation;
˗ Erhöhung der Transparenz der technologischen Kompetenzen;
˗ Anbindung der Wirtschaft an die Forschungslandschaft.
Auch für die nächsten fünf bis zehn Jahren gilt es, bei der Entwicklung künftiger Maßnahmen
diese Empfehlungen zu berücksichtigen und mit den neuen thematischen Schwerpunkten zu
verknüpfen.
6
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Abbildung 3: Zusammenfassung der Handlungserfordernisse nach Prognos 2010
A.
Förderung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Voraussetzungen
Handlungserfordernisse:
•
•
Ausstattung des Kreises Euskirchen mit modernen Basisinfrastrukturen;
Bereitstellung und Positionierung von gewerblichen Flächen und Immobilien;
•
Handlungserfordernisse zur Unterstützung der weichen Standortfaktoren:
-
B.
Familienfreundliche Rahmenbedingungen;
Sicherung der wohnörtlichen Qualität;
Entwicklung von Kultur-, Freizeitangebote sowie Einkaufs- und
Vergnügungsmöglichkeiten.
Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Unternehmen des Kreises
Handlungserfordernisse:
•
•
•
Unterstützung der Nachhaltigkeit von Gründungen;
Systematische Stärkung der lokalen Ökonomie (Handwerk, Handel, Gastronomie);
Identifizierung von Anknüpfungspunkte für strukturfördernde Aktivitäten im Bereich
technologieorientierter Gründung.
•
Handlungserfordernisse Arbeitsmarkt/Fach- und Führungskräfte:
˗ Bindung der jungen Bevölkerung an den Kreis Euskirchen;
˗ Gewinnung von Fach- und Führungskräften für die Wirtschaft im Kreis;
˗ Befähigung der Wirtschaft zum Umgang mit den betrieblichen Herausforderungen durch den
demografischen Wandel;
˗ Effiziente Nutzung des vorhandenen Erwerbspotenzials;
˗ Erhöhung des verfügbaren Erwerbspotenzials.
•
Handlungserfordernisse Innovation und Technologietransfer:
˗ Intensivierung von Vernetzung und Kooperation;
˗ Transparenz der technologischen Kompetenzen;
˗ Anbindung der Wirtschaft an die Forschungslandschaft.
•
Handlungserfordernisse Netzwerke und Kompetenzfelder:
˗ Verstetigung und Intensivierung bestehender Netzwerkstrukturen;
˗ Übergeordnete Koordinierung der Netzwerke und gemeinsame Vermarktung als
Wirtschaftsstandort.
7
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
C.
Förderung der Vermarktung des Wirtschaftsstandortes Kreis Euskirchen
Handlungserfordernisse:
•
•
•
D.
Professionelle Analyse der Alleinstellungsmerkmale;
Professionelle Zielgruppenanalyse;
Transport der Marketingbotschaften/Instrumente des Marketings.
Aktivitäten und Schlüsselmaßnahmen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Prüfung neuer Mobilitätskonzepte;
Initiative zur Bindung der jungen Altersklasse an den Kreis Euskirchen;
Regionale Mobilisierungsveranstaltung im Rahmen der Aktionsplattform
Familie@Beruf.NRW;
Koordinierung und Bündelung der zukünftigen Netzwerk- und Kompetenzfeldarbeit;
Gewinnung vertiefender Informationen zu den einzelnen Kompetenzfeldern;
Unterstützung des Technologietransfers durch einen Technologiescout;
Lokale Wirtschaft und lokale Ökonomie als Standbeine der Nutzung endogener Potenziale;
Profilierung und Verständigung auf einen Markenbildungsprozess inkl. Zielgruppenanalyse
und Bestimmung zentraler Alleinstellungsmerkmale;
Standortinformation zur Präsentation der wirtschaftlichen Kompetenz des Kreises Euskirchen;
Weiterentwicklung des Immobilien-Portals des Kreises Euskirchen zu einem integrierten
Portal der digitalen Vermarktung von Immobilien und Flächen.
Für die strategische Zielsetzung der nächsten Jahre werden eine neue thematische
Orientierung und eine Fokussierung der Aufgaben der Wirtschaftsförderung auf prioritäre
Handlungsbereiche angestrebt.
Ausgewählte Ergebnisse der Fortschreibung des WEK 2010
Bei der Fortschreibung des Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes aus dem Jahr 2010
wurde eine Reihe von sozio-ökonomischen Indikatoren aktualisiert und die
Wirtschaftsstruktur des Kreises hinsichtlich der Entwicklung der Kompetenzfelder untersucht.
Im Bereich der demografischen Entwicklung konnte festgestellt werden, dass die
Bevölkerung im Kreis sich seit 2005 in einem latenten Schrumpfungsprozess befindet. In dem
Zeitraum zwischen 2007 und 2015 ist die Bevölkerung um 2,2 Prozent geschrumpft. Positiv
ist zu verzeichnen, dass seit 2008 jährlich ein Überschuss an Zugezogenen registriert wird.
Prognosen des Statistischen Landesamtes in Nordrhein-Westfalen zufolge wird im Kreis eine
erhebliche Verschiebung innerhalb der Altersklassen der Bevölkerung stattfinden. Der Anteil
der jungen Bevölkerung wird insbesondere in der Altersklasse der 18- bis 25-Jährigen stark
zurückgehen, der Anteil der Bevölkerung im Alter über 65 wird hingegen stark steigen.
Anfang des Jahres 2015 umfasste die Bevölkerung des Kreises unter 18 Jahren knapp 17
Prozent. Der Bevölkerungsanteil im Alter von über 60 Jahren betrug 27,5 Prozent.
8
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis hat im betrachteten Zeitraum mehrere positive
Ergebnisse verzeichnet. Zwischen 2012 und 2015 wurde ein Anstieg der Anzahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als 6,5 Prozent registriert. Die
Beschäftigungsquote1 im Kreis betrug zur Jahresmitte 2015 etwas mehr als 54 Prozent und ist
im Vergleich zu den statistischen Daten des ersten WEK deutlich gestiegen (WEK 2010:
48%). Der Kreis verzeichnete in den letzten Jahren ebenfalls einen überdurchschnittlichen
Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen insgesamt (2013: EUS 12%; NRW 9,5%).
Als nachteilig erwies sich der unterdurchschnittliche Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten mit akademischem Abschluss (2015: EUS 8,1%; NRW 13,4%) sowie die
unterdurchschnittliche Intensität von Forschung und Entwicklung2 (FuE) im Kreis. 2013
betrug der Anteil der internen FuE-Aufwendungen am BIP 0,18 Prozent. Derselbe Indikator
lag auf Landesebene (NRW) bei 1,1 Prozent und auf Bundesebene bei 2,0 Prozent.
Im Laufe der Analyse der Branchenstruktur wurden anhand mehrerer Untersuchungskriterien
die Kompetenzbereiche der Wirtschaft im Kreis identifiziert.3
Abbildung 4: Kompetenzfelder der Wirtschaft im Kreis Euskirchen
Maschinenbau
Baugewerbe
Gesundheitswesen
(Tourismus)
Herstellung von
Gummi- und
Kunststoffwaren
Metallerzeugung &
Metallbearbeitung
Kompetenzbereiche
Logistik
Papiergewerbe
(Holzwirtschaft)
Quelle: Darstellung Stab. 80
1
Die Beschäftigungsquote im Rahmen der Beschäftigungsstatistik gibt den Anteil Beschäftigten von 15 bis unter
65 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung an.
2
Die Intensität von Forschung und Entwicklung(FuE) eines Landes ist definiert als prozentualer Anteil der FuEAusgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
3
Untersuchungskriterien der Branchenstruktur im Kreis: 1. Branchen mit einer im Landesvergleich hohen
Lokalisation im Kreis (LQ≥1); 2. Branchen mit einer überdurchschnittlichen Bedeutung für den Kreis (SVBAnteil ≥ 4%, Stand 2013); 3. Branchen mit einer überdurchschnittlichen Dynamik (Wachstum der Beschäftigung
über 1% p.a. zwischen 2014-2015).
9
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Die Kompetenzfelder des ersten Wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes (2010) und die
Ergebnisse der Fortschreibung weisen eine hohe Ähnlichkeit auf. Zu den Kompetenzfeldern
des ersten WEK zählten die folgenden Branchen: Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft,
Papiergewerbe, Tourismus, Maschinenbau, Werkstoffe (Metall, Chemie, Kunststoff und
Keramik) sowie Holzwirtschaft.
Laut den Ergebnissen der Fortschreibung zählen aktuell zwei weitere Branchen zu den
Kompetenzfeldern der Wirtschaft des Kreises: Logistik und Baugewerbe. Die Branchen
Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft finden sich aufgrund der statistischen Ergebnisse
der Branchenuntersuchung nicht im aktuellen Kompetenzspektrum des Kreises wider.
Unabhängig von den statistischen Werten stellen die beiden Sektoren Wesensmerkmale des
Wirtschaftsstandortes dar, und werden von den Maßnahmen der Wirtschaftsförderung
weiterhin erfasst.
Aktuelle Trends
Digitaler Wandel als Megatrend
Stichworte wie Industrie und Arbeiten 4.0, intelligente Vernetzung oder 3D-Druck zeigen, die
deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einem strukturellen Wandel. Bereits der Titel des
Jahreswirtschaftsberichtes der Bundesregierung aus dem Jahr 2016 unterstreicht die
volkswirtschaftliche Bedeutung der Digitalisierung: „Zukunftsfähigkeit sichern – Die
Chancen des digitalen Wandels nutzen“.
Auch die Landesregierung NRW räumt dem digitalen Wandel eine prioritäre Stellung ein.
Wirtschaftspolitisch wird auf drei Handlungsfelder zur Gestaltung der Digitalisierung
gesetzt4:
1. Ausbau der Infrastruktur für flächendeckend schnelles Internet;
2. Strategie zur Förderung und Stärkung junger Unternehmen der digitalen Wirtschaft;
3. Unterstützung von Industrie und Mittelstand bei der Transformation zu Industrie 4.0.
Die Digitalisierung ermöglicht der Wirtschaft Innovationen von weitreichender Bedeutung:
effizientere und ressourcenschonende Herstellungsverfahren, neue Geschäftsmodelle,
Produkte und Dienstleistungen oder eine engere Kundenbindung durch gezieltere
Berücksichtigung von Kundenbedürfnissen. Die Unternehmensbereiche, die von der
Digitalisierung profitieren, werden vielfältiger: Planungs- und Steuerungsthemen, Anbindung
von Zulieferern, Echtzeitauswertung der Unternehmensdaten oder Verwaltungsprozesse.
Die Zukunft der Arbeit und der Erwerbstätigkeit hängt eng mit der Digitalisierung der
Wirtschaft zusammen. Unzählige Aufgaben werden bereits von Maschinen erledigt, zukünftig
werden immer mehr Berufsgruppen und Tätigkeiten von der Automatisierung erfasst. Neue
Berufe und neue Qualifikations- und Anforderungsprofile an Mitarbeiter werden entstehen.5
4
Siehe dazu die Strategie der Landesregierung: Digitale Wirtschaft NRW. Online abrufbar unter:
http://www.mweimh.nrw.de/wirtschaft/digitale_wirtschaft/index.php.
5
Vgl. Bertelsmann Stiftung: 2050. Die Zukunft der Arbeit. Ergebnisse einer internationalen Delphi-Studie des
Millenium Project. März 2016.
10
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Analysen von Prognos AG zufolge, war zwischen 1998 und 2012 die zunehmende
Digitalisierung annähernd für die Hälfte der jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate der
Bruttowertschöpfung in Deutschland verantwortlich. Trotz ihres enormen Potenzials waren
2014 laut einer Studie der DZ-Bank 70 Prozent der kleinen und mittelständischen
Unternehmen noch nicht von der Digitalisierung überzeugt und räumten ihr in ihren
Strategien noch keine Rolle ein.6
Die Ergebnisse einer Online-Umfrage der DIHK aus März 2016 zeigen, derzeit fühlt sich nur
ein Viertel der Unternehmen in Sachen Digitalisierung wirklich gut aufgestellt. Über alle
Branchen und Größenklassen hinweg merken 85 Prozent der befragten Unternehmen die
Notwendigkeit von mehr Weiterbildung, 72 Prozent fürchten wachsende Sicherheitsrisiken,
83 Prozent sehen eigenen Investitionsbedarf.7
Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung nimmt ihre Komplexität zu. Politik und
Wirtschaft sind gefragt, die richtigen Weichen für die digitale Transformation der Wirtschaft
zu stellen.
Demografischer Wandel
Ungeachtet der Zuwanderungswelle der letzten 1,5 Jahre setzt sich der demografische Wandel
in Deutschland fort. Der demografische Effekt aus einer nicht bestandserhaltenden
Geburtenrate sowie einer steigenden Lebenserwartung wirkt sich auf die Altersstruktur der
Bevölkerung aus. Die Heterogenität der sozio-ökonomischen Merkmale der Gesellschaft, wie
Alter und Herkunft, Bildung und Qualifizierung oder Beschäftigungsverhältnis, nimmt weiter
zu. Wesentlicher im Hinblick auf den Arbeitsmarkt des Kreises Euskirchen ist die Erwartung,
dass die Besetzung der jungen und mittleren Altersklassen stark schrumpfen wird.
Bedingt durch den Strukturwandel ergibt sich ein zweiter Trend mit Auswirkungen auf den
Arbeitsmarkt des Kreises Euskirchen: Die Veränderung der Nachfrage nach Arbeitskräften.
Mit dem digitalen Wandel und der gleichzeitigen Erhöhung der Wissens- und
Technologieintensität bei der Leistungserstellung wird ein höherer Bedarf an gut
qualifizierten wissensintensiven Tätigkeiten, wie z.B. Forschen und Entwickeln, Erziehen und
Ausbilden sowie Beraten und Informieren, erwartet.
Zusätzlich zu diesen beiden Trends lässt sich eine weitere Tendenz erkennen, mit Folgen für
die Attraktivität ländlicher Gebiete: Die Reurbanisierung. Durch veränderte
Rahmenbedingungen (Energiekosten, geringerer Flächendruck, urbane Qualität,
familienbezogene Angebote, spezifische Arbeitsangebote) hat das Umland gegenüber der
Stadt an Attraktivität verloren. Verstärkte Wanderungen sind vor allem bei den jungen
Alterskohorten zu beobachten.
6
Vgl. Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (Hg): Digitalisierung als Rahmenbedingung für Wachstum –
Update, erstellt von der Prognos AG, Mai 2015.
7
Wirtschaft digital: Perspektiven erkannt, erste Schritte getan. Das IHK-Unternehmensbarometer zur
Digitalisierung. Online abrufbar unter:
https://www.aachen.ihk.de/blob/acihk24/innovation/downloads/3502236/afd5e246c0a93ce886a6939188c3e0e0/
unternehmensbarometer_digitalisierung_2016-data.pdf. Letzter Zugriff am 10. Oktober 2016.
11
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Die aktuellen demografischen Entwicklungen machen im Kreis Euskirchen eine aktivierende
qualifikations- und arbeitsmarktbezogene Strategie notwendig. Im Rahmen der DemografieInitiative wird es auch in den nächsten Jahren erforderlich sein, in Zusammenarbeit mit
unseren Partnern Maßnahmen zum Erhalt eines attraktiven Lebens- und gewerblichen
Umfeldes im Kreis fortzusetzten.
Umweltwirtschaft
Die Energiewende ist ein zentraler Baustein der aktuellen Wirtschaftspolitik der
Bundesregierung. Das Ziel ist eine umweltverträgliche und bezahlbare Energieversorgung,
unter Sicherstellung von Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Der Ausbau der
erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz stellen Schlüsselprojekte der
Energiewende dar.
Die Themen Energie und Ressourceneffizienz sowie Umwelt und Klimaschutz gehören laut
dem Beratungsunternehmen Prognos AG zu den Rahmenbedingungen, die einen Einfluss auf
die weltwirtschaftliche Entwicklung bis 2030 ausüben werden. Zudem stellen sie globale
Wachstumsbereiche dar, mit erheblichen Potenzial für die deutsche Wirtschaft, global eine
Führungsrolle einzunehmen.8
Die Verknüpfung von Umwelt- und Klimaschutz mit wirtschaftspolitischen Anliegen lässt
sich nicht nur bei der aktuellen Energiewende beobachten. Der Klimawandel führt zur
Entstehung neuer Branchen und Märkte. Die Umweltwirtschaft und der Markt für
Umweltschutzgüter sind die besten Beispiele dafür.
Als Querschnittsbranche umfasst die Umweltwirtschaft alle Unternehmen, die umweltschützende bzw. umweltfreundliche und ressourceneffiziente Produkte und Dienstleistungen
anbieten. Sowohl die Teilmärkte der Umweltwirtschaft als auch ihre Produkte und
Dienstleistungen weisen eine hohe Heterogenität auf. Alle Unternehmen der Umweltwirtschaft verfügen jedoch über ein gemeinsames Ziel: Die Verbindung des Umweltschutzes mit einem direkten wirtschaftlichen Nutzen.
Laut der Systematik der Prognos AG umfasst die Umweltwirtschaft acht Teilmärkte9:
- Umweltfreundliche Energiewandlung, -transport und –speicherung;
- Energieeffizienz und Energieeinsparung;
- Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft;
- Umweltfreundliche Mobilität;
- Wasserwirtschaft;
- Minderungs- und Schutztechnologien;
- Nachhaltige Holz- und Forstwirtschaft;
- Umweltfreundliche Landwirtschaft.
8
9
Vgl. Studie Prognos AG: Lage und Zukunft der deutschen Industrie. Perspektive 2030. München, Januar 2016.
Vgl. Umweltwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen 2015.
12
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
In der Region Aachen weisen laut dem Umweltwirtschaftsbericht NRW 2015 vor allem die
Teilmärkte Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft sowie Energieeffizienz
und Energieeinsparung eine hohe Spezialisierung auf. Die Region verfügt zudem über
exzellente Forschungs- und Innovationskompetenzen, die ein herausragendes Potenzial für
Unternehmensgründungen, umweltbezogene Innovationen sowie neue Produkte und
Dienstleistungen bergen. Im Jahr 2012 waren über 20.000 Erwerbstätige in der
Umweltwirtschaft der Region Aachen tätig. Die Branche erzielte 2012 einen Umsatz in Hohe
von 2.717 Mio. Euro.
Nordrhein-Westfalen ist bundesweit der größte Anbieter für Güter und Dienstleistungen der
Umweltwirtschaft. Die strategische Bedeutung dieser Querschnittsbranche wurde von der
Landesregierung NRW bereits erkannt: Bis 2020 sollen rund 800 Millionen Euro in Vorhaben
zu Klimaschutz und Umweltwirtschaft investiert werden. Die systematische Förderung der
Umweltwirtschaft in NRW gilt als Priorität der Landesregierung und wird ihren Ausdruck
Ende 2016 in einem Masterplan Umweltwirtschaft Nordrhein-Westfalen finden.
Im Rahmen der Wirtschaftsförderung im Kreis werden seit mehreren Jahren (2014)
Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes und der Energieeffizienz durchgeführt. Als
Handlungsrahmen für diese Maßnahmen gilt das Integrierte Klimaschutzkonzept Kreis
Euskirchen aus dem Jahr 2012/2013. Die im integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK)
gemachten Analysen und vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen sich im Wesentlichen auf
konsumentenbezogene Maßnahmen und die Einsparpotenziale nach Energieträgern und
Sektoren.
Mit 107,1 Tsd. Tonnen CO2 liegen laut IKSK die größten Einsparpotenziale im Kreis
Euskirchen (ohne Verkehr) beim Sektor der privaten Haushalte (49,5% der möglichen
Gesamteinsparung) und hier besonders im Bereich der Beheizung von Gebäuden.
Nachfolgend sind im primären und sekundären Wirtschaftssektor mit 79,5 Tsd. Tonnen CO2
rund 36,7% der möglichen Gesamteinsparungen zu erzielen. Hier liegt der Schwerpunkt bei
der Prozesswärme, gefolgt von den mechanischen Anwendungen. Weitere Einsparungen
können im tertiären Sektor mit 29,1 Tsd. Tonnen CO2 und einem Anteil von rund 13,5%.
erzielt werden. Bei Erreichung aller im IKSK bezifferten Einsparpotenziale kann der Kreis
Euskirchen das selbstgesteckte Ziel einer Gesamteinsparung von 25% CO2 im Vergleich zu
1990 erreichen. Dies entspricht den aktuellen Zielen der Landesregierung.
Angesichts der prioritären Stellung der Umweltwirtschaft als wirtschafts- und
umweltpolitisches Thema auf Landesebene sowie der vorhandenen Potenziale in der Region
gilt es, das Thema nachhaltiges Wirtschaften bei der Entwicklung künftiger Maßnahmen
intensiver zu berücksichtigen.
13
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Eine Vision für den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen 2025
Wie sieht ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen im Jahr 2025 aus? Mit
welchen Herausforderungen werden zurzeit wirtschaftliche Akteure im Kreis, Kommunen
sowie der Standort im Allgemeinen konfrontiert? Zu diesen Fragen haben im Rahmen einer
Zukunftswerkstatt wirtschaftliche Akteure sowie Vertreter der Kommunen und der Politik
Stellung genommen. Die wichtigsten Herausforderungen für die Wirtschaftsförderung am
Standort lauten laut Meinung der Teilnehmer wie folgt:
Erhöhung der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes für Fachkräfte und junge
Menschen;
Schaffung einer Willkommenskultur für Familien, Fachkräfte und junge Menschen;
Entwicklung eines erkennbaren Wirtschaftsprofils für den Standort;
Schaffung von Transparenz hinsichtlich der Stärken des Standortes;
Erhöhung der Wahrnehmbarkeit der Angebote und Dienstleistungen der
Wirtschaftsförderung;
Breitstellung moderner Infrastrukturen für wirtschaftliche Akteure;
Sensibilisierung der Wirtschaft hinsichtlich des digitalen Wandels;
Ausschöpfung der Potenziale der Digitalisierung für den Standort;
Begleitung des digitalen Wandels der Wirtschaft durch geeignete Bildungs- und
Weiterbildungsangebote für Beschäftigte;
Unterstützung der Unternehmen bei den Themen Technologietransfer sowie
Unternehmensnachfolge;
Ausbau der Netzwerkarbeit der Wirtschaftsförderung in thematischer und räumlicher
Hinsicht;
Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit sowie der Kooperation am Standort;
Kontinuierliche Förderung der beruflichen Bildung und Ausbildung;
Sensibilisierung und Beratung von Unternehmen und Konsumenten hinsichtlich der
Themen Energieeffizienz und nachhaltiges Wirtschaften.
Eine wichtige Erkenntnis aus der Zukunftswerkstatt war, die Wirtschaftsförderung im Kreis
soll eigene Akzente setzen, um den genuinen Stärken, Schwächen und Herausforderungen des
Standortes Rechnung zu tragen. Der Weg zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort lässt
sich somit durch (1) die Aktivierung endogener Potenziale; (2) Stellung erforderlicher
Weichen für die Zukunft; (3) intensive Zusammenarbeit und Kooperation am Standort sowie
durch (4) erfolgreiche Kommunikation nach innen und nach außen bestreiten. Kurzum, durch
einen originellen „Euskirchener Weg“ als Vision für den Wirtschaftsstandort Kreis
Euskirchen 2025.
14
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung im Kreis Euskirchen
Der Zukunftsatlas der Prognos AG aus dem Jahr 2016 bescheinigt dem Kreis Euskirchen
ausgeglichene Chancen und Risiken in Bezug auf die Zukunftschancen der Region. Zur
Einordnung dieser Aussage ist die Betrachtung weiterer Informationen erforderlich:
˗
Die Analyse des Branchenportfolios zeigt, der Kreis Euskirchen kann die Stärken
seiner wirtschaftlichen Kompetenzfelder ausbauen. Die Digitalisierung stellt in dieser
Hinsicht eine Chance dar.
˗
Aktuelle Untersuchungen der IW Consult zur regionalen Entwicklung belegen eine
zunehmende Bedeutung der „weichen Standortfaktoren“ für die Standortentscheidung
der Unternehmen. Dazu zählen beispielsweise die Qualität des Wohnens und des
Wohnumfeldes, das Kulturangebot, das Image der Region oder die Umweltqualität.
Laut Ergebnissen einer Analyse von IW Consult aus dem Jahr 2016 werden 49
Prozent des regionalen Erfolgs durch Faktoren der Lebensqualität bestimmt. Weitere
35 Prozent durch die Wirtschaftsstruktur und 16 Prozent durch Faktoren des
Arbeitsmarktes.10
˗
Neue Wachstumstheorien sehen in Kreativität und Wissen den wichtigsten Rohstoff
und Standortfaktor für Zukunftsfähigkeit und künftiges Wirtschaftswachstum.
Wirtschaftlich erfolgreich werden zukünftig die Regionen sein, die über ein
ausreichendes Potenzial an gut ausgebildeten, produktiven und kreativen Menschen
verfügen.11
˗
Gegenwärtige Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik auf Bundes- und Landesebene, wie
die Digitalisierung oder die Förderung der Umweltwirtschaft und des nachhaltigen
Wirtschaftens, stellen Themenfelder mit herausragendem Potenzial und Chancen für
zusätzliche Wertschöpfung im Kreis Euskirchen dar.
Zugleich lässt die Analyse der Standortentwicklung eine Reihe von Herausforderungen
erkennen:
˗
Der Weg zu einem deutlich erkennbaren wirtschaftsbezogenen Profil des Kreises
erfordert eine stärkere branchenorientierte Herangehensweise und eine entsprechende
Anpassung des Standortmarketings.
˗
Für die Zukunft gilt es, den Kreis unter Berücksichtigung demografischer
Entwicklungen zukunftsfähig zu gestalten. Die gezielte Qualifizierung und
Weiterbildung der vorhandenen Arbeitskräfte und die Aktivierung des
Erwerbspotenzials im Kreis stellen in dieser Hinsicht geeignete Schritte dar.
˗
Die hohe Bedeutung des Technologietransfers für die erfolgreiche Entwicklung eines
Standortes sowie die unterdurchschnittliche Intensität der Forschung und Entwicklung
im Kreis sind Argumente, die für die Unterstützung der Unternehmerschaft in diesen
Bereichen sprechen.
10
Vgl. Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hg): Große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit. Ergebnisse
des IW-Regionalrankings 2016, IW-Trends, 43. Jg. Nr. 1, Köln 2016.
11
Vgl. Internetauftritt der Ökonomin Dr. Birgit Buschmann auf der folgenden Internetseite:
http://www.wirtschaftsfoerderung20.de/?p=53. Letzter Zugriff am 10. Oktober 2016.
15
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
˗
Die Steigerung der Attraktivität des Standortes Kreis Euskirchen erfordert eine weitere
Verbesserung der Rahmenbedingungen für die unternehmerische Betätigung sowie für
andere Zielgruppen, wie junge Menschen und Familien.
˗
Das vorhandene Leistungsangebot der Wirtschaftsförderung sowie die Stärken des
Standortes sollen effizienter kommuniziert und „vermarktet“ werden, um eine höhere
Wahrnehmung und Wirkung entfalten zu können.
Das Vorhandensein ausgeglichener Chancen und Risiken in Bezug auf die Zukunftschancen
der Region bedeutet, die künftige Entwicklung des Kreises lässt sich durch „richtige“
Weichenstellungen positiv beeinflussen.
Die vorgeschlagene Strategie für die nächsten Jahre sieht – aufbauend auf die bereits
vorhandenen Produkte der Wirtschaftsförderung12 − eine Fokussierung der
wirtschaftsfördernden Aktivitäten auf fünf Aufgabenbereiche und drei Hauptthemen vor.
Abbildung 5: Strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung im Kreis Euskirchen
Gründungsorientierte
Dienstleistungen
„Neue Gründerzeit“
Beschäftigungsorientierte
Dienstleistungen
Humanpotenzial der Region
Unternehmensorientierte
Dienstleistungen
Tech. Transfer & Netzwerkarbeit
Themenschwerpunkte: Digitalisierung/ Demografischer Wandel/ Umweltwirtschaft
Strukturentwicklung
Standortmarketing
Die folgenden Handlungsfelder sollen es der Wirtschaftsförderung im Kreis Euskirchen
ermöglichen, über den kurzfristigen Horizont hinauszublicken und die entscheidenden
Herausforderungen der Gegenwart zu adressieren:
I.
II.
Handlungsfeld: Humanpotenzial der Region
III.
Handlungsfeld: Technologietransfer und Netzwerkarbeit
IV.
Handlungsfeld: Strukturentwicklung
V.
12
Handlungsfeld: Unternehmensgründungen „Neue Gründerzeit“
Handlungsfeld: Standortmarketing
Die klassischen Produkte der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen umfassen
beschäftigungsorientierte
Dienstleistungen;
(2)
unternehmensorientierte
Dienstleistungen;
gründungsorientierte Dienstleistungen und (4) Strukturentwicklung.
(1)
(3)
16
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Die Themenschwerpunkte der Strategie sind die Digitalisierung, der demografische Wandel
und die Umweltwirtschaft bzw. das nachhaltige Wirtschaften. Die Themen sollen im Verlauf
der Strategieumsetzung mit den Handlungsfeldern und ihren Maßnahmen verknüpft werden.
In den nachfolgenden Ausführungen werden die Handlungsfelder näher beschrieben.
Handlungsfeld: Unternehmensgründungen „Neue Gründerzeit“
Das Thema Unternehmensgründungen steht weit oben auf der Agenda der
Wirtschaftsförderung: Der Kreis Euskirchen wies in den letzten Jahren einen
überdurchschnittlichen Anteil von Selbständigen und eine hohe Gründungsintensität im
regionalen Vergleich auf. Das Ziel für die nächsten Jahre soll sein, durch eine neue
Gründungsoffensive die vorhandenen Potenziale in diesem Bereich noch gezielter zu
fördern.
Konkret sieht sich die Wirtschaftsförderung den folgenden Herausforderungen gegenüber: (1)
Stärkung der Nachhaltigkeit von Gründungen; (2) Erschließung neuer Zielgruppen für
Unternehmensgründungen; (3) Unterstützung von Gründungen in technologieintensiven
Wirtschaftszweigen; (4) Förderung der Vernetzung und Kooperation der Gründer am Standort
sowie (5) Unterstützung der Unternehmensnachfolge im Kreis.
Als Antwort auf diese Herausforderungen sollen in Zusammenarbeit mit Kommunen und
regionalen Partnern geeignete Maßnahmen entwickelt und Fördermöglichkeiten in Anspruch
genommen werden. Im Rahmen der Themenschwerpunkte der Strategie soll auf die
Potenziale der Digitalisierung und der Umweltwirtschaft bzw. des nachhaltigen Wirtschaftens
für Unternehmensgründung sensibilisiert werden.
Ausgewählte Handlungsempfehlungen:
Entwicklung einer nachhaltigen Gründungskultur im Kreis durch Identifizierung,
beratende Unterstützung und Bekanntmachung grüner Gründer/Unternehmen und
Schaffung von Vorbildern;
Vermittlung der Potenziale und der wirtschaftlichen Bedeutung der Digitalisierung
sowie der Umweltwirtschaft für Unternehmensgründungen und neue
Geschäftsmodelle;
Sensibilisierung der Betriebe im Kreis für das Thema Unternehmensnachfolge zum
Zweck der Bestandserhaltung;
Entwicklung geeigneter Instrumente für die Nachfolgeberatung im Kreis;
Erschließung der Potenziale von jungen Menschen, Frauen und Personen mit
Migrationshintergrund für Unternehmensgründungen;
Förderung der Vernetzung und Kooperation der Gründer im Kreis.
17
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Handlungsfeld: Humanpotenzial der Region
Die Bildung und das Humankapital – definiert als das Leistungspotenzial der Arbeitskräfte,
das auf Aus- und Weiterbildung sowie Erziehung basiert – werden die wichtigsten
Ressourcen des 21. Jahrhunderts sein. Sehr gut qualifizierte Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer liefern eine geeignete Antwort auf die Herausforderungen des demografischen
Wandels als auch den Treibstoff für die künftige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.
Angesichts des aktuellen Strukturwandels der Wirtschaft kommt dem Thema Humankapital
eine essenzielle Bedeutung zu. Der Qualifikationsbedarf der Arbeitnehmer verändert sich.
Aus- und Weiterbildungsangebote werden als Folge der Digitalisierung stärker benötigt und
nachgefragt. Ziel der Wirtschaft und Politik sollte es sein, sich abzeichnende Arbeitskräfteund Qualifizierungsbedarfe durch geeignete Maßnahmen zu mildern.
Das Ziel der Wirtschaftsförderung für die nächsten Jahre soll sein, durch eine
arbeitsweltbezogene Qualifizierungsoffensive aus der Region einen attraktiven Standort für
Gründer, Unternehmen und Fachkräfte zu machen. Merkmale einer solchen Offensive werden
eine branchenorientierte Herangehensweise und die aktive Verknüpfung der Maßnahmen mit
dem Thema Digitalisierung sein. Im Fokus der Qualifizierungsoffensive soll die Vermittlung
von Zukunftskompetenzen stehen.
Ausgewählte Handlungsempfehlungen:
Sensibilisierung der Unternehmen und der Beschäftigten hinsichtlich des digitalen
Wandels und der damit verbundenen Konsequenzen für Arbeit und Beschäftigung;
Gewinnung von Informationen über die aktuellen Bedarfe der Unternehmen im
Bereich der Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter;
Bereitstellung von Qualifizierung- und Weiterbildungsangebote zur Vermittlung von
Zukunftskompetenzen in Zusammenarbeit mit regionalen Wissenseinrichtungen;
Schaffung von Transparenz hinsichtlich
Ausbildungsmöglichkeiten im Kreis;
der
beruflichen
Bildungs-
und
Förderung der Berufsfelderkundung im Kreis und ggf. weiterer ähnlicher Initiativen;
Stärkung der Familienfreundlichkeit des Standortes sowie der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf sowie Pflege und Beruf;
Erhöhung der Attraktivität des Standortes für junge Menschen.
18
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Handlungsfeld: Technologietransfer und Netzwerkarbeit
Die Wirtschaftsförderung ist wie keine andere Institution in der Lage, die Interaktion
zwischen Unternehmen, Verbände, Wissenseinrichtungen und der Politik sicherzustellen und
zur Förderung des Technologietransfers beizutragen.
Die Ergebnisse einer internen Arbeits- und Fachkräfteanalyse aus dem Jahr 2014/201513
zeigen, die Unternehmen im Kreis Euskirchen haben Interesse an Netzwerkangeboten,
insbesondere Branchennetzwerken. Im Rahmen der Zukunftswerkstatt machten Teilnehmer
ebenfalls auf den Bedarf an Gründungsnetzwerken sowie Kooperationsangeboten mit
Wissenseinrichtungen, Ausbildungsstellen und Start-ups aufmerksam. Auch beim Thema
Technologietransfer sehen wirtschaftliche Akteure im Kreis erheblichen Unterstützungsbedarf
seitens der Wirtschaftsförderung.
Zur nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Region Aachen sowie zur Förderung
und Befähigung der Digitalisierung der Wirtschaft wurde im Juli 2016 von einer Koalition aus
regionaler Wirtschaft, Wissenschaft und Politik der digitalHUB Aachen gegründet. Der HUB
wird konkrete Hilfe bei der Digitalisierung sowie bei der Ergänzung und Entwicklung
digitaler Geschäftsmodelle leisten.
Mit Blick auf die geografische Lage des Kreises (Nähe zu der Region Köln-Bonn und der
Region Aachen) und der vorhandenen Wirtschaftskompetenzen stellen sich die folgenden
Fragen: Wie lässt sich zum Zweck des Technologietransfers von der hervorragenden
Forschungslandschaft und den regionalen Initiativen profitieren? Wie können die
Netzwerkangebote und das Management der bestehenden Netzwerke besser werden? Und
drittens, in welchem Format soll ein Dialog zum regelmäßigen Austausch zwischen der
Wirtschaftsförderung des Kreises und den Unternehmen und Beschäftigten etabliert werden?
Zur Beantwortung dieser Fragen sind regionale Zusammenarbeit, die Bündelung vorhandener
Ressourcen sowie die Gewinnung externer Fördermittel unabdingbare Voraussetzungen.
Ausgewählte Handlungsempfehlungen:
Erarbeitung eines Masterplans für Innovation in Zusammenarbeit mit regionalen
Partnern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Kreis;
Sicherstellung der Transparenz der Angebote
Wirtschaftsförderung im Bereich der Netzwerkarbeit;
und
Maßnahmen
der
Stärkung der Kooperation der Unternehmerschaft mit der Forschungslandschaft der
Region zum Zweck des Technologietransfers;
Entwicklung eines klaren Netzwerkprofils der Region nach innen und nach außen;
13
Von Oktober bis Dezember 2014 hatte die Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung eine
Unternehmensbefragung zur Fachkräftegewinnung und –bindung im Kreis Euskirchen durchgeführt. Die
Ergebnisse wurden bis Mitte 2015 ausgewertet und zur Weiterentwicklung der bestehenden Projekte und
Gestaltung neuer Projekte und Beratungsangebote herangezogen.
19
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Erarbeitung gemeinsamer Ziele und konkreter Netzwerkaufträge innerhalb der
vorhandenen Branchenetzwerke;
Transparente Darstellung der technologischen Stärken des Standortes;
Förderung der Zusammenarbeit am Standort beim Thema gesellschaftliche
Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsability);
Entwicklung eines Feedback-Mechanismus für die Arbeit der Wirtschaftsförderung in
Zusammenarbeit mit Akteuren im Kreis.
Handlungsfeld: Strukturentwicklung
Bis 2025 werden sich in Deutschland die Disparitäten zwischen den urbanen
Agglomerationsräumen auf der einen Seite und den ländlich-peripheren Regionen auf der
anderen Seite weiter vertiefen. Für die Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen gilt es,
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kreis laufend zu verbessern, um als Standort
nicht an Attraktivität zu verlieren. Insbesondere die Förderung der weichen Standortfaktoren
soll in den nächsten Jahren eine große Beachtung finden.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang regionale und überregionale Zusammenarbeit sowie
Aktivitäten mit unseren Partnern: Zweckverband Region Aachen, Innovationsregion
Rheinisches Revier, Zukunftsinitiative Eifel, Metropolregion Rheinland e.V., AGIT sowie
Euregio Maas-Rhein.
Die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft und der Wandel der Arbeitsformen lassen
bereits erkennen, die künftige unternehmerische Betätigung wird von hervorragenden
Infrastrukturen und Serviceangebote für Unternehmer abhängen. Benötigt werden offene,
digital vernetzte und kollaborative Arbeitsorte, die flexibel sind und als Plattform für
Netzwerke und Innovation dienen können.
In diesem Kontext wäre die Errichtung von „Co-working-spaces“ oder eines Smart-WorkCenter als integriertes Dienstleistungskonzept für Unternehmensgründer, Selbstständige und
Start-ups im Kreis eine interessante Idee zur Erhöhung der Attraktivität des Standortes. Ein
solches Dienstleistungszentrum würde wirtschaftlicher Akteure im Kreis Räumlichkeiten für
Arbeit, Austausch und Vernetzung bereitstellen. Das Angebot an Räumlichkeiten könnte
durch ein Dienstleistungsangebot ergänzt werden, wie Kinderbetreuung, Kopier- und
Druckdienstleistungen oder Gastronomie.
Ausgewählte Handlungsempfehlungen:
Bereitstellung von modernen Infrastrukturen für wirtschaftliche Akteure im Kreis;
Ausschöpfung der Potenziale der Digitalisierung im Zusammenhang mit den Themen
Wohnen, Arbeiten und Wirtschaften im Kreis;
20
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Ausschöpfung der Potenziale des regionalen und überregionalen Umfeldes für
Kooperation und Vernetzung;
Förderung der Digitalisierung der Innenstädte im Kreis.
Handlungsfeld: Standortmarketing
Im digitalen Zeitalter erfolgt die Vergleichbarkeit der Standorte zunehmend über das Internet.
Für jede Wirtschaftsförderungseinrichtung ist es unabdingbar, ein erkennbares Standortprofil
zu entwickeln und es im Internet zu präsentieren. Eine hohe Wahrnehmbarkeit der
angebotenen Dienstleistungen und Produkte ist von ausschlaggebender Bedeutung für deren
Wirkung. Auch für die Unternehmenslandschaft sowie für die Beschäftigten vor Ort soll das
Profil des Standortes deutlich erkennbar sein und identitätsstiftend wirken.
Einzelne Teilnehmer der Zukunftswerkstatt machten darauf aufmerksam, dass der
Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen aktuell über kein eindeutiges Wirtschaftsprofil verfügt.
Was sind unsere Stärken? Wofür steht die Eifel wirtschaftlich? Was macht unseren Standort
aus? Auf diese Fragen konnte keine unmittelbare Antwort erfolgen. Angesichts dieses
Befundes lässt sich beim Standortmarketing des Kreises Handlungsbedarf erkennen.
Der Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen befindet sich seit mehreren Jahren in einem Prozess
der Markenbildung. Das Corporate Design, der aktuelle Internetauftritt, die Facebook-Seite
sowie der Newsletter sind hinzugewonnene Kommunikations- und Marketinginstrumente, die
im Laufe der nächsten Jahre noch intensiver eingesetzt werden. Gleichzeitig gilt es, in
Zusammenarbeit mit Akteuren im Kreis eine Schärfung des Wirtschaftsprofils des Kreises
anzustreben.
Ausgewählte Handlungsempfehlungen:
Konkretisierung der Strategie für das Standortmarketing des Kreises hinsichtlich der
Vorgehensweise, Zielgruppen, Maßnahmen und Mittel;
Ausschöpfung der Potenziale und Möglichkeiten
Kommunikations- und Marketinginstrumente;
bereits
vorhandener
Einbeziehung weiterer Akteure aus unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen
Lebens bei der Vermarktung des Standortes Kreis Euskirchen.
21
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Übersicht der geplanten Schlüsselmaßnahmen und Projekte
Stichtag: 14. November 2016
Nr.
Schlüsselmaßnahme
Projekt
Projektbeschreibung
Handlungsfeld: Unternehmensgründungen „Neue Gründerzeit“
Erstellung eines
Steuerungskonzeptes für die
Unternehmensnachfolge im Kreis
S1
Initiative zur Förderung
der Unternehmensnachfolge
Errichtung der Funktion eines
Nachfolgemoderators
Modellprojekt zur
Unternehmensnachfolge in
„Hotellerie und Gastronomie“
Gründungswettbewerb „Grüne
Unternehmen“
„Ideenmarkt“ für grüne
Geschäftsmodelle
S2
Entwicklung
zielgruppenspezifischer
Gründerinitiativen
Werbekampagne mit Gründern
mit Migrationshintergrund
Gründerwerkstatt für junge
Menschen im Kreis
Das Steuerungskonzept soll als Leitfaden bei
der Beratung von Betrieben beim Thema
Unternehmensnachfolge dienen.
Der Nachfolgemoderator steht in allen Phasen
sowie zu allen Fragen der Betriebsübergabe als
neutraler Ansprechpartner den Unternehmen zur
Verfügung.
Sensibilisierung und Unterstützung für
Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie
zur Regelung ihrer Betriebsnachfolge durch
Beratungsangebote, Information und Leitfäden.
Mit Hilfe des Wettbewerbs soll die Gründung
von grünen Unternehmen im Kreis motiviert
werden. Die Laufzeit des Projektes sollte
mindestens 1,5 Jahre betragen und
entsprechende Anreize für die Teilnahme
bereitstellen.
Im Rahmen dieser Veranstaltung sollen grüne
Unternehmen die Möglichkeit bekommen, sich
mit ihren Geschäftsmodellen und Produkten
dem Publikum vorzustellen. Zusätzlich wird
dabei durch Vorträge (und sonstigen Mitteln)
auf das Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“
aufmerksam gemacht.
Zur Gewinnung neuer Gründer mit
Migrationshintergrund werden erfolgreiche
Gründer im Kreis für eine Werbekampagne
gewonnen.
Kernidee: Sensibilisierung junger Menschen im
Kreis für das Thema Unternehmensgründung.
Im Rahmen des Projektes sollen junge
Menschen an ihren Ideen arbeiten und sich
austauschen können. Zusätzlich werden
Informations- und Beratungsangebote rund um
das Thema Gründung zur Verfügung gestellt.
Denkbar sind Werkstätten für unterschiedliche
Berufsgruppen bzw. Branchen oder Themen
(IT/Maschinenbau/Gastronomie/Holzwirtschaft/
Metallindustrie etc.).
22
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Handlungsfeld: Humanpotenzial der Region
„Runder Tisch Qualifizierung“
S3
Offensive zur Stärkung des
Human- und
Erwerbspotenzials des
Kreises
Sonderveranstaltung Arbeiten 4.0
Förderung von
Zukunftskompetenzen der
Arbeitnehmer durch eine
Fortbildungsreihe
S4
Stärkung der
Willkommenskultur und
Förderung der
Familienfreundlichkeit der
Unternehmen im Kreis
New Comer-Friday
Regelmäßige Treffen zwischen Unternehmen,
Verbänden und Weiterbildungseinrichtungen
aus dem Kreis sollen helfen, frühzeitig
Qualifizierungsbedarfe und sonstige
Herausforderungen beim Thema Arbeiten 4.0 zu
erkennen und zu thematisieren. Darüber hinaus
können gemeinsame Maßnahmen entwickelt
werden. Angestrebt wird eine enge Kooperation
mit dem BZE sowie mit der VHS.
Unternehmen sollen auf das Thema Zukunft der
Arbeitswelt aufmerksam gemacht werden. Im
Rahmen der Veranstaltung sollen die
Qualifizierungsbedarfe der Erwerbstätigen im
Kreis thematisiert werden. Dabei werden
ebenfalls Best-Practices vorgestellt.
Im Rahmen der Qualifizierungsoffensive soll
eine Fortbildungsreihe für Beschäftigte im Kreis
zur Vermittlung von Zukunftskompetenzen
angeboten werden.
Die Veranstaltung richtet sich an neue
Berufstätige im Kreis. Ziel des Projektes ist es,
die Zielgruppe beim Vernetzen und
Kennenlernen der Region zu unterstützen sowie
zur Stärkung der Willkommenskultur im Kreis
beizutragen.
Handlungsfeld: Technologietransfer und Netzwerkarbeit
S5
S6
Sensibilisierung der
Wirtschaft für den digitalen
Wandel
Förderung der
Innovationsfähigkeit der
Unternehmen im Kreis
Veranstaltungsreihe „Mittelstand
geht digital“
„Partnerschaften für Innovation“
zwischen Start-ups und KMUs
Masterplan für Innovation
Start-ups und Unternehmen im Kreis sollen
zusammenkommen, um die Chancen der
Digitalisierung zu thematisieren und Ideen für
digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Beispiele für Themen der Veranstaltungsreihe:
˗ Produktionsprozesse der Zukunft;
˗ Mobilität;
˗ Logistik von Daten;
˗ Digitale „Identität“ der Unternehmen;
˗ Industrie 4.0;
˗ IT-Sicherheit für Unternehmen.
Zum Zweck der Stärkung der Innovationskraft
der kreisansässigen KMUs sollen gezielt
Partnerschaften zwischen mittelständischen
Unternehmen und innovativen Start-ups aus der
Region gefördert werden.
Der Masterplan für Innovation soll in
Zusammenarbeit mit regionalen Partnern,
Forschungseinrichtungen und Unternehmen
im Kreis erarbeitet werden. Ziel des
23
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Projektes ist die Festlegung konkreter Ziele
und gemeinsamer Aktivitäten zur Förderung
der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft im
Kreis.
Börse für innovative Ideen für
den Mittelstand
S7
Stärkung der Vernetzung
und Kooperation am
Standort
Regionale Vernetzungstreffen
zwischen Unternehmen und
Forschungseinrichtungen aus der
Region
Das Projekt soll dem Mittelstand Zugang
schaffen zu neuen Ideen und innovativen
Anregungen aus der Forschung. Das Projekt
kann die Form einer Veranstaltung mit einem
konkreten Schwerpunkt annehmen. Alternativ
kann ein Informationsangebot auf der Webseite
der Wirtschaftsförderung bereitgestellt werden.
Für eine stärkere Anbindung der Wirtschaft an
die Forschungslandschaft der Region sollen die
Kontakte zwischen KMUs und
Forschungseinrichtungen intensiviert werden.
Dafür sollen in regelmäßigen Abständen
regionale Treffen organisiert werden.
CSR-Projekt
(wie zum Beispiel „Aktionstag der
Wirtschaft“)
Handlungsfeld: Strukturentwicklung
S8
S9
Ausstattung des Kreises
mit modernen
Basisinfrastrukturen
Errichtung von Co-working
Spaces für Start-ups, Gründer
und Selbständige im Kreis
Kernidee: Bereitstellung von flexiblen
Arbeitsplätzen/Büros für Selbstständige und
Unternehmer im Kreis.
Integriertes
Dienstleistungszentrum für die
Wirtschaft „Smart-WorkCenter“
Ein integriertes Dienstleistungszentrum stellt
interessierten Unternehmern und Selbstständigen
Räumlichkeiten für Arbeit, Austausch und
Vernetzung bereit. Das Angebot an
Räumlichkeiten wird durch ein
Dienstleistungsangebot ergänzt (wie
Kinderbetreuung, Internetdienste, Kopier- und
Druckdienstleistungen oder Gastronomie).
Förderung der nachhaltigen
Azubi-Projekt „Energie-Scouts
Entwicklung des Standortes
für Betriebe“
und des nachhaltigen
Wirtschaftens
Ziel des Projektes ist die Motivation und
Sensibilisierung von Auszubildenden für das
Themenfeld „Energie- und
Ressourceneffizienz“. Im Rahmen des Projektes
wird den teilnehmenden Auszubildenden in
einem Workshop praxisorientiertes Basiswissen
vermittelt. Sie sollen dadurch die energetischen
Grundlagen sowie Einsparmöglichkeiten und
Schwachstellen typischer Anwendungen in
Unternehmen kennenlernen. Mit diesem Wissen
werden die Auszubildenden konkrete
Einsparmöglichkeiten im Ausbildungsbetrieb
aufzeigen und dadurch die Energieeffizienz im
Betrieb steigern.
24
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Handlungsfeld: Standortmarketing
Standortmarketingoffensive
S10
Botschafter für den
Wirtschaftsstandort Kreis
Euskirchen
Schaffung eines „FeedbackMechanismus“ für die Arbeit der
Wirtschaftsförderung
Erstellung eines
Standortmarketingkonzeptes für
den Kreis Euskirchen
Kernidee: Vertreter aus unterschiedlichen
Bereichen der Gesellschaft für das
Standortmarketing des Kreises einsetzen. Die
Botschafter sollen den Werbekampagnen der
Wirtschaftsförderung ein Gesicht verleihen und
den Standort bekannter machen.
Unternehmen im Kreis sollen die Möglichkeit
haben, regelmäßig die Entwicklung des
Standortes zu beurteilen und mit der
Wirtschaftsförderung in Kontakt zu kommen.
Zu diesem Zweck muss ein geeignetes
Instrument gefunden bzw. entwickelt werden.
Erstellung eines Standortmarketingkonzeptes
für den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen
mit Zielen, Zielgruppen, Botschaften und
Maßnahmen zur konkreten Umsetzung.
25
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Quellenverzeichnis
Bertelsmann Stiftung: 2050. Die Zukunft der Arbeit. Ergebnisse einer internationalen DelphiStudie des Millenium Project. März 2016.
Bundesregierung (Hg.): Jahreswirtschaftsbericht 2016. Zukunftsfähigkeit sichern – Die
Chancen des digitalen Wandels nutzen. Berlin, 2016.
Das Zukunftspanel Mittelstand. Herausforderungen aus Unternehmersicht. IfM-Materialien,
Bonn, Juni 2015.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hg.): Große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit.
Ergebnisse des IW-Regionalrankings 2016, IW-Trends, 43. Jg. Nr. 1, Köln 2016.
Internetauftritt der Ökonomin Dr. Birgit Buschmann auf der folgenden Internetseite:
http://www.wirtschaftsfoerderung20.de/?p=53.
Integriertes Klimaschutzkonzept für den Kreis Euskirchen. 2012/2013.
Strategie der Landesregierung NRW: Digitale Wirtschaft NRW. Online abrufbar unter:
http://www.mweimh.nrw.de/wirtschaft/digitale_wirtschaft/index.php.
Studie Prognos AG: Lage und Zukunft der deutschen Industrie. Perspektive 2030. München,
Januar 2016.
Umweltwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen 2015.
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (Hg.): Digitalisierung als Rahmenbedingung für
Wachstum – Update, erstellt von der Prognos AG, Mai 2015.
Wirtschaft digital: Perspektiven erkannt, erste Schritte getan. Das IHKUnternehmensbarometer zur Digitalisierung. Online abrufbar unter:
https://www.aachen.ihk.de/blob/acihk24/innovation/downloads/3502236/afd5e246c0a93ce88
6a6939188c3e0e0/unternehmensbarometer_digitalisierung_2016-data.pdf.
Zukunftsatlas der Prognos AG aus dem Jahr 2016.
26
Wirtschaftliches Entwicklungskonzept Kreis Euskirchen 2025
Impressum:
Kreis Euskirchen
Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung
Frauenberger Straße 152
53879 Euskirchen
Web: wirtschaft-kreis-euskirchen.de
Euskirchen, November 2016
27