Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
169 kB
Datum
01.12.2016
Erstellt
25.11.16, 10:01
Aktualisiert
25.11.16, 10:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Projekt für Schwangere „schWUNG“
Im Jobcenter bedeutet die Meldung einer
Schwangerschaft in der Regel, dass die
Kundinnen
sich
aus
weiteren
Bewerbungsbemühungen zurückziehen und die
herkömmlichen
Maßnahme-Angebote
kaum
gewinnbringend für sie sind. Die Schwangerschaft
ist jedoch eine bedeutsame und sensible Zeit für
die betroffenen Frauen und es lohnt sich für alle
Beteiligten,
diese
Zeit
zu
nutzen
um
Veränderungsprozesse anzustoßen und wichtige
Weichen für die (berufliche) Zukunft zu stellen.
Durch eine gute Vorbereitung der Frauen auf die
Mutterschaft werden die Startbedingungen des
Kindes deutlich verbessert. Gleichzeitig wird mit
den Frauen eine Perspektive nach der
Schwangerschaft und Elternzeit konkret in den
Blick genommen und somit die Voraussetzungen
dafür geschaffen, dass die Umsetzung erarbeiteter
Perspektiven nach der Geburt des Kindes mit dem
Kind gelingen kann. Erwerbslosenbiografien
werden auf diese Weise nachhaltig unterbrochen.
Sowohl die teilnehmenden Frauen als auch ihre
Kinder profitieren von diesem Projekt.
An dem insgesamt 24 Monate umfassenden Projekt konnten zwischenzeitlich bereits 49
schwangere Frauen im Haus der Familie die Chance der sensiblen Lebensphase
Schwangerschaft für wesentliche Veränderungsprozesse nutzen. Der Schwerpunkt liegt bei
schwangeren Frauen im SGB II-Bezug, das Projekt steht aber auch anderen schwangeren
Frauen offen.
An 4 Vormittagen in der Woche werden folgende Themen bearbeitet:
Aspekte der Geburtsvorbereitung
Vorbereitung auf den Alltag mit Kind
Gesunde Lebensführung
Stärkung persönlicher Ressourcen (Encouragement)
Selbst- und Zeitmanagement
Entwicklung beruflicher Perspektiven im Einklang mit Familie
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Themen werden von unterschiedlichen ReferentInnen betreut, darüber hinaus begleitet
eine Praktikantin das Projekt kontinuierlich. Verschiedene Institutionen bringen sich mit
ReferentInnen (Caritasverband, Jobcenter, Gesundheitsamt) in schWUNG ein.
Die individuelle Verweildauer der Teilnehmerinnen beträgt 12 Wochen (unterteilt in drei
Themenblöcke à 4 Wochen), die Gruppengröße kann 10-12 Teilnehmerinnen betragen, ein
Neu-Einstieg ist jeweils zu Beginn eines neuen Themenblocks möglich.
Die Teilnehmerinnen lernen andere Frauen kennen und vernetzen sich rasch. Sie unterstützen
sich gegenseitig im Alltag. Sie entdecken, was in ihnen steckt und entwickeln Ideen, wie es
nach der Schwangerschaft und Elternzeit für sie weitergehen kann im Beruf, mit einem oder
mehreren Kindern, alleinerziehend oder mit einem Partner. Wie lässt sich das alles unter einen
Hut bringen? Wie ist das zu schaffen ohne sich und die Bedürfnisse des Kindes/der Kinder
aus dem Blick zu verlieren? Diese Fragen klären sie für sich und werden bei ihren individuellen
Lösungsansätzen unterstützt.
Der Vormittag wird in der Regel mit einem gemeinsamen Frühstück begonnen und oft geraten
die Frauen dabei schon mit den jeweiligen Referentinnen oder Referenten ins Gespräch.
Andere Themen werden über Tage hinweg entwickelt, z.B. die Reflektion der eigenen
Biografie, der persönlichen Ressourcen und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im
beruflichen Kontext, der Einsatz von Zeit- und Selbstmanagement oder das Thema
Kommunikation in verschiedenen Kontexten.
Die Frauen erhalten in schWUNG ohne einen erhobenen Zeigefinger wichtige Hinweise zu
den Bedürfnissen eines Säuglings und den ersten Lebensjahres des Kindes.
Über diese eher theoretischen Themen haben die Frauen vor allem Freude am gemeinsamen
Tun. Das zeigt sich deutlich, wenn gemeinsam Mahlzeiten zubereitet werden.
Foto: Swen Weißer, Kreisverwaltung Euskirchen
Hier werden nicht nur beiläufig Erkenntnisse zur gesunder Lebensführung vermittelt, die
Frauen haben sogar die Möglichkeit sich die erworbenen Fähigkeiten beim Kochen und der
gesunden Lebensführung als Haushaltsführerschein durch das Netzwerk Haushalt
anerkennen zu lassen. Eine Möglichkeit von der die meisten Teilnehmerinnen sehr gerne
Gebrauch machen.
Gesunde Lebensführung heißt auch, sich mit
sanfter Bewegung auf die Geburt vorzubereiten.
Dazu
praktizieren
die
Teilnehmerinnen
regelmäßig
unter
Anleitung
Yoga
für
Schwangere.
Foto: Swen Weißer, Kreisverwaltung Euskirchen
Das Konzept deckt die verschiedenen Aspekte der Schwangerschaft ab, aber das alleine
macht nicht den Erfolg aus.
Die Frauen kommen in schWUNG, weil sie sich hier wohlfühlen. Sie erfahren ein
wertschätzendes und aufmerksam gestaltetes Umfeld im Haus der Familie und reagieren
darauf mit einer hohen Bereitschaft, sich all das auch wirklich gut tun zu lassen. Hier finden
intensive Begegnungen statt. Die Frauen helfen sich gegenseitig z.B. bei der Kinderbetreuung
oder der Organisation des Alltags. Sie sind in Verbindung und kümmern sich auch umeinander,
wenn sie z.B. erfahren, dass eine von ihnen eine Fehlgeburt erlitten hat oder nach der Geburt
des Kindes in eine postnatale Depression gerutscht ist.
Kölner Stadt-Anzeiger 03.12.2015
Zwischenzeitlich sind bereits Kinder geboren, deren Mütter das Projekt genutzt haben. Die
Mütter nehmen nun auch nachfolgende Angebote (Mutter-Kind-Angebote in der
Familienbildungsstätte) für sich und ihre Kinder wahr, die sie ohne die vorausgehende
Erfahrung in schWUNG sehr wahrscheinlich nicht genutzt hätten. So starten die Kinder mit gut
vorbereiteten Müttern und bewusster gestalteten Rahmenbedingungen ins Leben und die
Frauen mit klaren Vorstellungen bezüglich ihrer persönlichen und beruflichen Perspektiven.