Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
27 kB
Datum
10.03.2016
Erstellt
08.03.16, 14:47
Aktualisiert
08.03.16, 14:47
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage zur Beschlussvorlage GB V 202/2016
Zwischenbericht plusKITA und Sprachfördereinrichtung
1,5 Jahre plusKitas im Kreis Euskirchen
Zwischenbericht
Eine plusKiTa ist eine Kindertageseinrichtung mit einem hohen Anteil von Kindern mit
besonderem Unterstützungsbedarf des Bildungsprozesses.
Aufgaben einer plusKiTa sind nach § 16a(2) in Verbindung mit §21a KiBiz:
1. bei der individuelle Förderung der Kinder deren Potenziale zu stärken, die
alltagskulturelle Perspektive zu berücksichtigen und sich an den
lebensweltlichen Motiv- und Problemlagen der Familien zu orientieren,
2. zur Stärkung der Bildungschancen auf die Lebenswelt und das Wohnumfeld
der Kinder abgestimmte pädagogische Konzepte und Handlungsformen zu
entwickeln,
3. zur Stärkung der Bildungschancen und zur Steigerung der Nachhaltigkeit, die
Eltern durch adressatengerechte Elternarbeit und -stärkung regelmäßig in die
Bildungsförderung einzubeziehen,
4. sich über die Pflichte nach §14 hinaus in die lokalen Netzwerkstrukturen durch
jeweils eine feste Ansprechperson aus der Kindertageseinrichtung
einzubringen,
5. sich zur Weiterentwicklung der individuellen zusätzlichen Sprachförderung,
über die Pflichten nach §13c hinaus, zum Beispiel durch die regelmäßige
Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu qualifizieren und die
Bildungs- und Erziehungsarbeit den speziellen Anforderungen anzupassen,
6. die Ressourcen ihres pädagogischen Personals durch konkrete Maßnahmen
beispielsweise regelmäßige Supervision, Schulung und Beratung, Fort- und
Weiterbildung oder größere Multiprofessionalität im Team zu stärken.
Einsatz der plusKita- Personalressourcen in den Kindertageseinrichtungen:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die zur Verfügung stehenden
Personalressourcen in den Kindertageseinrichtungen einzusetzen.
Varianten:
1. zusätzliche Fachkraft oder eine bereits vorhandene Fachkraft stockt ihre
Stunden auf, diese entlastet die KollegInnen, alle haben mehr Zeit zur
Umsetzung der Aufgaben, gewählte Form in 8 plusKITAs. Es gibt auch
Mischformen, hier übernimmt eine Kraft einzelne zusätzliche Aufgaben, jedoch
sind weitere Teammitglieder involviert
2. die zusätzliche Fachkraft übernimmt selbst die zusätzlichen Aufgaben. Diese
Variante wurde in 3 Einrichtungen umgesetzt.
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Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Werden die zusätzlichen
Personalstunden aufstockend eingesetzt, ist die Umsetzung der Ziele auf das
gesamte Team verteilt. So können die einzelnen Teammitglieder ihre bisherige
Elternzusammenarbeit intensivieren (Vorteilhaft, wenn nach dem
Bezugserziehersystem gearbeitet wird) sowie die zusätzliche Zeit für ihre
Bezugskinder nutzen. Ein weiterer Vorteil kann sein, dass sich das Team dadurch
(schneller) mit den Zielen einer plusKiTa auseinander setzt und identifiziert. Ein
Nachteil kann sein, dass die zusätzlichen Stunden im Alltag „verschluckt“ werden
(Personalmangel durch Krankheit o.ä.). Hier erscheint eine genau „Kontrolle“ der
plusKita-Stunden sinnvoll und notwendig.
Übernimmt eine einzelne plusKita-Kraft die plusKiTa- Aufgaben, kann sie
beobachtend (Blick von außen) auf das Gruppengeschehen und einzelne Kinder
(Bildungsbereiche und –aufgaben) schauen und steht als Ansprechperson für alle
Eltern (und KollegInnen) der Einrichtung zur Verfügung. Hier können feste und
verlässliche Zeiten für Sprechstunden, Beobachtungsphasen, Elterntreffs etc.
einfacher eingerichtet werde.
Verlauf:
In den ersten Monaten waren die Einrichtungen damit beschäftigt, geeignetes
Personal zu finden(Neueinstellung oder Aufstockung).
Zeitgleich musste eine Situationsanalyse der Einrichtungen durchgeführt werden.
Die Einrichtungen waren aufgefordert zu überprüfen, welche Maßnahmen zu
Förderung besserer Bildungschancen sie bisher ergriffen hatten. Welche waren
erfolgreich und welche nicht, und warum?
Diese Analyse diente dazu, einen einrichtungsspezifischen Maßnahmenplan zur
Umsetzung der plusKita Ziele zu entwickeln.
Die Treffen fanden und finden nach Möglichkeit in den einzelnen Einrichtungen statt,
sodass auch ein Eindruck vor Ort gewonnen werden kann. Die Treffen wurden von
den beteiligten Einrichtungen intensiv genutzt, um sich über Inhalte, Ziele und vor
allem Möglichkeiten der Umsetzung auszutauschen. Die Einrichtungen tauschen
Erfahrungen aus, geben sich gegenseitig Tipps und entwickeln zusammen Ideen.
Diese Treffen werden von allen Beteiligten als sehr hilfreich erachtet.
Beispiele von umgesetzten Maßnahmen und Methoden:
Regelmäßige plus-KiTa- Teambesprechungen.
Aufgabenklärung der plusKiTa-Fachkraft. (Dies war ab einem gewissen Punkt
besonders wichtig, da die plusKita-Fachkraft anfangs auch durchaus für
Irritationen im Team sorgen konnte. Es traten mitunter Befürchtungen auf,
bisherige Aufgaben nicht gut genug ausgeführt zu haben oder entzogen zu
bekommen. Auch die plusKita-Kraft benötigte Orientierung im Umgang mit
dem Team und ihren Aufgaben. Einmal thematisiert, verbesserte sich die
Zusammenarbeit in der Einrichtung und die Identifikation des Teams mit der
„plusKiTa“ enorm.)
Teamfortbildungen sowie Fortbildungen einzelner Kolleginnen (z.B. plusKita,
Elternbegleiterin, Vielfalt: Chancen und Herausforderungen im Kita-Alltag,
Marte Meo).
Einrichtung eines Elterncafes oder Wiederaufleben desselben.
Kurs und Treffen für allein erziehende Mütter.
Hausbesuche bei den Familien. Dies ermöglicht ein Kennenlernen der
Lebenssituation von Kindern und Familien und Gespräche in einem für die
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Familien vertrauten Umfeld. In vielen Einrichtungen werden die Hausbesuche
vor der Eingewöhnung oder während der Eingewöhnung der Kinder
angeboten, aber auch während der Kindergartenzeit. Die Entscheidung, ob
ein Gespräch im Haus der Familie oder in der Einrichtung stattfindet, liegt bei
der Familie. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Familien durch den
Hausbesuch besonders wertgeschätzt fühlen. Die Hausbesuche werden von
durchschnittlich 85-95% der Familien angenommen, und sowohl von Eltern als
auch von Fachkräften als sehr positiv bewertet.
Viele plusKiTas haben eine Bücher- und Spiele- Ausleihe eingerichtet, so dass
auch finanzschwache Familien wechselnde Bildungs- und Spielmaterialien zu
Hause nutzen können:
Einrichtung von Tauschregalen (Spiele, Bücher, Kleidung,
Alltagsgegenstände).
Es finden vermehrt Familienangebote, wie Ausflüge in Museen, Bibliotheken,
den Wald oder auch Infoveranstaltungen für Eltern statt. Häufig wird auch
gemeinsam gebastelt, gekocht oder gebacken, was vor allem die
interkulturelle Begegnung fördert.
Einige Kitas bieten Marte Meo- Prozesse für Kinder und Eltern an, andere
fördern einzelne Kinder/Kindergruppen zu festen Zeiten verstärkt. (z.B.
Entspannungs- AG für Kinder die schwer zur Ruhe kommen, gezielte
Sprachförderangebote, Rucksack-Programm, gezieltere Förderung der
Vorschulkinder, Gesundheitsaktionen für Eltern und Kinder, Spielenachmittage
für die Familie an denen Eltern neue Spiele kennen lernen und ausprobieren
können, Musikangebote für Familien, Genderspezifische Angebote,
gemeinsames Einkaufen auf dem Markt, etc.).
Einige Einrichtungen nutzen die zusätzlichen Zeitressourcen um
Fallbesprechungen durchzuführen; die Kinder häufiger als bisher möglich zu
beobachten und diese Beobachtungen zu dokumentieren und entsprechende
Förderschwerpunkte festzulegen.
Aufnahmebögen und Gesprächsprotokolle wurden überarbeitet oder gar
übersetzt.
Tür- und Angelgespräche können intensiver genutzt werde.
Eine Einrichtung hat eine Rezeption eingerichtet, welche morgens von der
plusKiTa –Kraft besetzt ist. So können gezielter (und für alle Beteiligten
entspannter) wichtige Informationen zum Kind/zum Tag ausgetauscht werden.
Es wurde berichtet, dass dadurch auch ein besserer Zugang zu bisher schwer
erreichbaren Eltern geschaffen werden konnte, Beratungsgespräche besser
angenommen werden und öfter vereinbart werden. Dadurch, dass eine Kraft
im Haus Ruhe und Zeit für die Eltern am Morgen hat, fühlen diese sich
gesehen und in ihren Anliegen/Bedürfnissen wahrgenommen. (Um solch eine
Rezeption einrichten zu können, bedarf es räumlicher Möglichkeiten vor Ort.)
Gelegentlich können „Betreuungssamstage“ angeboten werden, so dass
Eltern Zeit für sich oder für Erledigungen haben.
Durch die intensivierte Elternzusammenarbeit und Vernetzung der
Einrichtungen im Umfeld konnten Kinder auch in Sportvereine vermittelt
werden.
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plusKiTa-Effekte:
1. Auf das Team:
Durch Fortbildungen, Konzeptionstage, Team- und Fallbesprechungen
werden die Teammitglieder für belastende und schwierige
Lebenssituationen und Biografien von Kindern und Familien deutlich
sensibilisiert. (Hierfür fehlten vorher meist die Zeitressourcen.)Die
Reflexion von Vorurteilen und eigener Haltung ist nun ein
kontinuierlicher Prozess in der KiTa- Arbeit, sowohl bei einzelnen
Fachkräften, als auch in der Teamdynamik.
Die Auseinandersetzung mit den Lebenswelten und
Bildungsvoraussetzungen der Kinder und Familien führt zu einer
verstärkten und individuelleren Auseinandersetzung der Fachkräfte mit
den Lernmöglichkeiten der Kinder(und Familien). Bedürfnisse (zur
Ruhe kommen und Entspannen, Bewegung, gesunde Ernährung,
Neugierde und Forschergeist, etc) der Kinder werden intensiver
wahrgenommen. Die gezielte Beobachtung der Kinder in Verbindung
mit der Entwicklung geeigneter Bildungszugänge und
Fördermöglichkeiten führt zur Weiterentwicklung von Angeboten, aber
auch Material- und Raumgestaltung.
Des Weiteren führt die Sensibilisierung der Fachkräfte für die jeweiligen
Lebenswelten von Kindern und Familien zu einem besseren
Verständnis für familiäre Muster und Verhaltensweisen. Fachkräften
gelingt es ressourcenorientierter und wertschätzender auf Kinder und
Familien zuzugehen, was zu einer deutlichen Verbesserung der
partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Eltern und KiTa führt.
2. Auf die Kinder:
Vorlieben, Interessen und Bedürfnisse, Fähigkeiten und deren Grenzen
werden besser wahrgenommen, was dazu führt, dass den kindlichen
Bedürfnissen zielgenauer entsprochen wird (Zuwendung, Material,
Raumgestaltung, Angebote).
Für einzelne Kindergruppen werden gezielt Angebote entwickelt und
durchgeführt. Die individuelle Förderung wird gestärkt.
Fallbesprechungen zu einzelnen Kindern können häufiger geführt
werden, die Arbeit entsprechend darauf ausgerichtet.
Durch ein spezielles Beobachtungs- und Dokumentationssystem einer
Einrichtung wurde deutlich, dass die Engagiertheit von in den Fokus
genommener Kinder sich erhöht hat.
Kinder werden vermehrt in Sportvereine vermittelt und haben mehr
Zugang zu Bildungsorten und- Materialien (Musik, Bibliothek, Bücherund Spielausleihe).
Marte Meo Prozesse werden mit Kindern und Eltern durchgeführt.
Kindern erkunden verstärkt ihren Sozialraumraum mit den
Einrichtungen (Besuch und Einkauf auf dem Wochenmarkt o.Ä.).
Intensivere und häufigere Elterngespräche und Familienaktionen wirken
sich positiv auf die Eltern-Kind-Beziehung aus.
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Fazit:
Nicht alle, aber einige der plusKita-Einrichtungen sind auch Familienzentren.
Hier haben die Familienzentren klar benannt, dass sie nun durch die zusätzlichen
personellen Ressourcen endlich Angebote dauerhaft umsetzen konnten, die vorher
so nicht möglich waren.
Alle Einrichtungen berichten, dass sich die Elternzusammenarbeit deutlich verbessert
hat.
Durch die zur Verfügung stehenden Zeitressourcen kann die jeweilige Familien- und
Lebenssituation intensiver reflektiert werden, auf die Bedürfnisse und Anliegen der
Eltern kann besser eingegangen werde. Sprechstunden, Beratungszeiten und
Vermittlung zu anderen Unterstützungsangeboten können kontinuierlich angeboten
werde.
Die Einrichtungen beschreiben ein vertrauensvolleres Verhältnis zu den Familien,
aber auch der Familien untereinander. Durch Familienaktionen und Angebote des
Zusammenkommens mischen sich Familien aus unterschiedlichen sozialen
Schichten und kulturellen Hintergründen verstärkt.
Die Arbeit mit Kindern aus belastenden Lebensverhältnissen kann zielgenauer
durchgeführt werden. Beobachtungs- und Besprechungszeiten stehen nun verstärkt
zur Verfügung, gezielte Angebote für bestimmte Kindergruppen können
kontinuierlicher entwickelt und durchgeführt werden.
Einige Einrichtungen können anhand systematischer Beobachtungsverfahren
deutliche Fortschritte bei einzelnen Kindern feststellen (beispielsweise bei der
Engagiertheit oder der sprachlichen Entwicklung).
Die Einrichtungen haben nun ein gutes Fundament für die plusKita Arbeit
geschaffen.
Die bisherige Wirksamkeit wurde anhand der im letzten Jahr erarbeiteten
Maßnahmenpläne überprüft, Ziele und Methoden überarbeitet.
1,5 Jahre Sprachfördereinrichtungen im Kreis Euskirchen
Zwischenbericht
Aufgabenbeschreibung:
Soweit die Kindertageseinrichtung en Mittel für zusätzlichen Sprachförderbedarf
erhalten, haben sie im Team eine sozialpädagogische Fachkraft, die in der Regel
über nachgewiesene besondere Erfahrungen und Kenntnisse in der Sprachförderung
verfügt, zu beschäftigen. Der träger der Einrichtung sorgt dafür, dass diese Fachkraft
durch die regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen die
speziellen Anforderungen dieser Tageseinrichtung sichert und weiterentwickelt.
Beispiele umgesetzter Maßnahmen und Methoden:
Die Sprachförderfachkraft ist in "Sprachmission" gruppenübergreifend im
Einsatz.
Die sprachliche Begleitung der täglichen Aktivitäten wird verstärkt.
Spezielle Angebote werden erarbeitet und durchgeführt.
Die Sprachbeobachtung und Dokumentation wird verstärkt.
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Das Team wird von der Sprachförderkraft geschult/begleitet, kollegialer
Austausch zum Thema wird intensiviert.
Teamfortbildung zur alltagsintegrierten Sprachförderung und Mehrsprachigkeit
wurden/werden durchgeführt.
Interne Qualitätsrunden wurden initiiert.
Wochenpläne werden erarbeitet.
Die Sprachförderung erfolgt im Gruppenalltag, gruppenübergreifend und in
Kleingruppen.
Einrichtungen führen Sprachförderprogramme wie beispielsweise das
Rucksackprogramm(Einbeziehung der Eltern) oder das Würzburger
Trainingsprogramm durch.
Aus den Berichten mancher Einrichtungen geht eine intensive Beteiligung der
Eltern in sprachfördernde Angebote hervor. Die Einbeziehung der Eltern kann
auch direkt im Gruppenalltag stattfinden (z.B. Beteiligung an Morgenkreisen).
Bei derartigen Beteiligungen geht sehr deutlich die gleichzeitige Stärkung und
Förderung von interkulturellen Komponenten und Integrationsprozessen
hervor.
Marte Meo- Prozesse werden für Eltern und Kinder angeboten.
Den Sprachfördereinrichtungen waren bisher keine trägerübergreifenden
Austauschtreffen angeboten worden. Auf mehrfachen Wunsch wird dies jedoch 2016
erfolgen.
Die Weiterführung der Maßnahme wird von allen Beteiligten als notwendig und
sinnvoll erachtet.
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