Daten
Kommune
Leopoldshöhe
Größe
156 kB
Datum
07.12.2017
Erstellt
24.11.17, 12:13
Aktualisiert
24.11.17, 12:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Gemeinde Leopoldshöhe
Der Bürgermeister
Mitteilungsvorlage
- öffentlich Drucksache
82/2017
zur Sitzung
des Haupt- und Finanzausschusses
Fachbereich:
BM Bürgermeister
der Gemeinde Leopoldshöhe
Auskunft erteilt:
Herr Schemmel
Telefon:
05208/991-400
Datum:
24. November 2017
Ostwestfälisch-Lippische Regiopolregion ("Regiopolregion Bielefeld")
hier: Information zum Sachstand
Beratungsfolge
Haupt- und Finanzausschuss
Termin
07.12.2017
Bemerkungen
Sachdarstellung:
Grundgedanke der Regiopolregion Bielefeld
Mit der Erklärung zur Einrichtung einer Ostwestfälisch-Lippischen Regiopolregion („Regiopolregion Bielefeld“)
am 18.02.2016 haben die 11 beteiligten Kommunen dokumentiert, dass sie ihren Verflechtungsraum als
Wachstumskern in Ostwestfalen-Lippe stärken wollen. Sie streben eine lebenswerte Stadt-Umland-Region an
und wollen damit auf Dauer eine verbesserte Wettbewerbssituation gegenüber anderen Verdichtungsräumen
erreichen. Bei raumplanerischen Struktur- und Förderentscheidungen dürfen Metropolregionen und ländliche
Gebiete nicht bevorzugt werden. Die beteiligten Kommunen sehen die Notwendigkeit, dass sich mittlere
Großstädte mit ihren Umlandstädten und -gemeinden zusammenschließen und in Prozessen der
Raumplanung und Raumordnung wie auch gegenüber Förderkulissen auf EU-, Bundes- und Landesebene
gemeinsam agieren. Nur so können Stadt-Umland-Raum-Potenziale im Interesse der in der Region lebenden
Menschen und für die regionale Entwicklung nutzbar gemacht werden. Gemeinsame Projekte und Vorhaben
sollen an der Lebenswirklichkeit ausgerichtet und über administrative Grenzen hinweg im Rahmen
interkommunaler Zusammenarbeit umgesetzt werden.
Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)
Wie bereits berichtet, wurde in der Steuerungskreissitzung am 18.02.2016 von den Vertreterinnen und
Vertretern der 11 Städte und Gemeinden auch die Mitwirkung an einem Modellvorhaben der Raumordnung
(MORO) im Programm „Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe“ begrüßt. Seit
Juli 2016 wird die Regiopolregion nun im Rahmen des MORO gefördert und die Entstehung und Entwicklung
der Regiopolregion fachlich begleitet. Das MORO-Projekt dient dazu, eine strategiegestützte Zusammenarbeit
anzubahnen und einzuüben. Diese Grundausrichtung wird in der Region intensiv verfolgt.
Im Verlauf des ersten Quartals 2017 führte die Geschäftsstelle der Regiopolregion Bielefeld das
Auswahlverfahren für die regionale Fachbegleitung durch. Zum 01.04.2017 erhielt das Dortmunder
Beratungsbüro Heinze und Partner den Zuschlag und unterstützt seitdem die Regiopolregion konzeptionell
und in der Moderation des Gesamtprozesses.
Einer der ersten Maßnahmen war die gemeinsame Strukturierung des weiteren Vorgehens, um die MOROLaufzeit effektiv für den Aufbau der Regiopolregion nutzen zu können. Die einzelnen Schritte, über die der
Aufbau der Regiopolregion vorangetrieben werden soll, wurden am 28.04.2017 in der AG Regiopolregion, dem
Gremium der lokalen Regiopolbeauftragten, gemeinsam festgelegt.
-2-
Situationsanalyse
Das zweite Quartal 2017 wurde schwerpunktmäßig zur Erhebung und vertieften Analyse der Ist-Situation der
Regiopolregion genutzt, vorrangig durch insgesamt 33 Einzel- und Gruppentermine mit leitfadengestützten
Interviews aller Verwaltungsvorstände der beteiligten Partnerkommunen.
Inhaltlich wurden im Rahmen der Befragung einerseits lokale Herausforderungen und andererseits mögliche
interkommunale Lösungsansätze diskutiert. Neben der inhaltlichen Arbeit sollte dabei auch der Wissensstand
zur Regiopolregion der beteiligten Verwaltungen auf ein einheitliches Niveau gebracht werden und das
Verständnis für den noch jungen Zusammenschluss vertieft werden. Zur Vorbereitung auf die Interviews und
ihrer Vertiefung im Nachgang wurden seitens des Begleitbüros Heinze und Partner auch lokale bzw.
teilregionale Konzepte mit strategischem Gehalt herangezogen und gesichtet. Schließlich sind im Zuge der
Analyse Schlüsselkennzahlen zur Entwicklung der Partnerkommunen und damit der Regiopolregion
herangezogen worden. Entsprechend der inhaltlich noch sehr offenen Grundanlage der Arbeit erfolgte auch
hier eine Konzentration auf Eckwerte insbesondere in den Feldern demografische Entwicklung und Finanzen.
Als zentrales Instrument zur Auswertung und Zusammenführung der Aussagen wurde ein Strategie-Tableau
entwickelt:
o In diesem Analyseraster wurden die erhobenen lokalen Inhalte zu 14 vordefinierten Themenfeldern
systematisch erfasst und gemeindeübergreifend ausgewertet. Im Quervergleich der Partnerkommunen
konnten so zunächst Themenstränge identifiziert werden, die eine Herausforderung für alle bzw. mehrere
Kommunen darstellen. In einem weiteren Analyseschritt wurden über alle Felder hinweg über 200
Arbeitsansätze ermittelt, die potenziell in der Regiopolregion behandelt werden könnten.
o Neben den möglichen Inhalten der Zusammenarbeit in der Regiopolregion konnten über die Gespräche in
den Partnerkommunen auch Einschätzungen zu Wegen und Formen der Zusammenarbeit
zusammengetragen und in das Strategie-Tableau aufgenommen werden.
o Schließlich zeichneten sich über die Betrachtung der Schlüsselkennzahlen sowie der lokalen Aussagen zur
jeweiligen Haushaltssituation und dem Umgang damit Spielräume und Pfade für das zukünftige Vorgehen
in der Regiopolregion ab.
Planspiel Finanzen und Regionsbericht
Eine erste Auseinandersetzung mit der Finanzsituation und den Finanzperspektiven der Regiopolregion
erfolgte am 29.06.2017 im Rahmen des MORO-Planspiels. Ausgangspunkt war ein finanzwissenschaftlicher
Bericht der Universität Leipzig (Regionsbericht), der unter Rückgriff auf eine bereits im November 2016
durchgeführte Abfrage zu den Haushaltsdaten der Regiopolkommunen erstellt wurde und allen
Regiopolpartnern vorliegt.
Kern des Planspiels waren Diskussionen in parallelen Arbeitsgruppen zu möglichen Projekten, die aus dem
Strategie-Tableau hergeleitet worden waren. Gemischte Gruppen aus Finanzverantwortlichen und den
Vertretern der AG Regiopolregion betrachteten hierbei Lösungsansätze für vier Kostenarten (Planungs- und
Entwicklungskosten, Investitionskosten, laufende Kosten und Aktionskosten).
Als Ergebnis wurde festgehalten, dass auch im Bereich der freiwilligen Ausgaben durchaus größere
gemeinsame Projekte ins Auge gefasst werden können, sofern lokale Kooperationsmehrwerte entstehen und
die Projekte politisch mitgetragen werden. Deutlich wurde zudem, dass gerade zum Start ein Rückgriff auf
Fördermittel ein wesentlicher Motor für die interkommunale Zusammenarbeit sein sollte.
Schwerpunktsetzungen für die Regiopol-Kooperation
Um sich den gemeinsam zu verfolgenden Zielen sowie möglichen Arbeitsschwerpunkten und
Handlungsansätzen für die Regiopolregion zu nähern, wurde das Portfolio der möglichen Maßnahmen
eingehend diskutiert. Die einzelnen Ansätze wurden dabei nach ihrem jeweiligen Beitrag zur Entwicklung der
Regiopolregion sowie ihrer Machbarkeit eingeordnet:
o Im Vordergrund der Bewertung der Zielbeiträge standen dabei die Bedeutung für eine höhere
Wettbewerbsfähigkeit sowie die Wirkung auf eine gesteigerte Lebensqualität der Bewohner der Region.
Daneben wurden die Maßnahmenbeiträge zu einer verbesserten Binnen- und Außenwahrnehmung sowie
einer gestärkten Leistungsfähigkeit der beteiligten Verwaltungen als Bewertungskriterien herangezogen.
o Die Bewertung der Machbarkeit orientierte sich am geschätzten Finanz- und Personalaufwand, der
rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Steuerbarkeit des jeweiligen Sachverhalts.
Im Ergebnis dieses Arbeitsschritts fächerte sich der Möglichkeitsraum der interkommunalen Zusammenarbeit
in Maßnahmen mit höherer bzw. geringerer Aufwand-Nutzen-Relation auf.
Im Anschluss an die Strukturierung wurden seitens der AG Regiopolregion und abschließend durch den
Steuerungskreis der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie des Bielefelder Oberbürgermeisters
Prioritäten gesetzt. Auf diesem Wege wurde zum einen Schlüsselthemen und -ansätze identifiziert, die
sinnvollerweise gemeinsam in den Fokus zu nehmen sind – dazu gehört beispielsweise die Radmobilität.
-3-
Daneben wurden weitere Regiopolprojekte mit einer kurzfristigen Umsetzungsperspektive in 2017/18 ins Auge
gefasst.
Inhaltlich konzentrieren sich die Ansätze im Kern auf die Handlungsfelder Mobilität sowie Freizeit und Kultur.
Zu diesen Schwerpunkten sollen nach Möglichkeit Anträge für die REGIONALE 2022 auf den Weg gebracht
werden.
In diesem Zusammenhang wurde auch der Kontakt zur OWL GmbH sowie zur Regionalplanung intensiviert,
um die Einbettung in die gesamtregionale Strategie anzubahnen. In ersten Gesprächen wurde ein Austausch
auf der Arbeitsebene vereinbart.
Maßnahmenumsetzung
Parallel zur Strategie- und Aufbauarbeit für die Regiopolregion wurden im Berichtszeitraum praktische
Projektansätze verfolgt. Hier fand eine Reihe von Informationsgesprächen und Arbeitsgruppensitzungen auf
Ebene der Fachzuständigen der einzelnen Partnerkommunen statt:
o Bauhöfe
Die Gruppe hat in einem ersten Termin über mögliche Kooperationen wie Einkaufsgenossenschaften oder
Pooling von Werk- und Fahrzeugen beraten, um Synergieeffekte in der Kostenstruktur zu heben.
o Geoinformationssystem
Das Amt für Geoinformation und Kataster der Stadt Bielefeld hat sich als Dienstleister für die Erstellung
von digitalem Kartenmaterial für die Regiopolregion angeboten. Als erstes Thema – und zum Einüben der
Kooperation – wird gegenwärtig die interkommunale Darstellung von Kulturinformationen erprobt. Zu
diesem Zweck läuft eine Abfrage bei den Fachämtern in der Regiopolregion hinsichtlich der relevanten
Informationen.
o Gewerbeflächeninformation
In diesem Feld trafen sich Vertreter der Kommunen mit dem Anbieter einer digitalen Lösung für ein
gemeinsames Gewerbeflächeninformationssystem, das in der Region aufgesetzt werden kann. Aktuell ist
der Prozess ausgesetzt, da einige Kommunen das Kosten-Nutzen-Verhältnis hinterfragen.
o Hochwasserschutz
Im Rahmen der Umweltschutzdiskussionen fanden sich Vertreter aller Kommunen, ergänzt um – die bisher
nicht zur Regiopolregion gehörende – Stadt Verl zu einem Erfahrungsaustausch zusammen. Im Zentrum
der Überlegungen standen ein Leitfaden Hochwasserschutz und eine Gefährdungskarte für
Starkregenereignisse.
o Kulturinformation
Die Gruppe hat eine Verlinkung der lokalen Veranstaltungskalender angestoßen, die bereits umgesetzt
wurde. Zudem sprach sie sich für die Entwicklung einer Kultur-App für die Regiopolregion aus. Dieser
technische Ansatz wurde inzwischen weiterentwickelt und soll in ein OWL-weites Kulturportal münden.
o Schulentwicklung
Anlass für das Treffen von Vertretern der regiopolen Partnerkommunen sowie der Bezirksregierung
Detmold waren Leitlinien des NRW-Schulministeriums und der kommunalen Spitzenverbände zur
interkommunalen Schulentwicklungsplanung. Seitens der Regiopolvertreter wurde ein fachlicher
Erfahrungsaustausch im Rahmen eines regelmäßigen Regionstreffens präferiert.
o Mobilität
Die Vertreter der Partnerkommunen haben aus einer Sammlung möglicher Maßnahmen heraus einen
Schwerpunkt auf die Bereiche Radmobilität sowie ÖPNV gelegt. In Sachen Radverkehr besteht die Absicht,
in der Regiopolregion ein Radwegesystem für den Alltagsverkehr zu entwickeln. Die Städte Bielefeld,
Gütersloh und Herford haben in diesem Zusammenhang bereits die Vereinbarung geschlossen, einen
gemeinsamen Trassenfindungsprozess anzugehen, um die Radschnellwegachse OWL zu stärken. Aus
diesem Rückgrat heraus – so die Idee – können Querverbindungen und Zubringer zu den acht weiteren
Partnerkommunen führen. Es wurde in der Arbeitsgruppe verabredet, als ersten Schritt eine
Potenzialanalyse anzugehen. Beim Thema ÖPNV wurden Gespräche zur Umsetzung eines RegiopolTickets geführt. Hier ist die weitere Entwicklung offen.
Organisation der Zusammenarbeit
Eng verbunden mit der inhaltlichen Ausrichtung der Zusammenarbeit ist die Formulierung von Eckpunkten für
deren finanzielle und organisatorische Basis. Hierzu wurden im Rahmen des Steuerungskreises der
Regiopolregion am 31.08.2017 Verfahrensweisen festgelegt:
Um für die weiteren Arbeits- und Umsetzungsschritte eine sachangemessene Flexibilität zu sichern, erhält die
AG Regiopolregion das Mandat, kleinere, kurzfristiger umsetzbare Kooperationsprojekte zu steuern und
voranzutreiben. Größere, mittel- bis langfristig angelegte Vorhaben liegen weiterhin in der Verantwortung des
Steuerungskreises in Verbindung mit den politischen Gremien der beteiligten Partnerkommunen.
-4o Die beteiligten Kommunen sichern zu, für die kleineren Kooperationsmaßnahmen Mittel aus dem laufenden
Haushaltsvollzug bereitzustellen. Dies soll der Beschleunigung von praktischen Umsetzungsschritten
dienen. Die Kostenumlage erfolgt maßnahmenbezogen und orientiert am jeweiligen Nutzen für die
Gemeinden, die sich an der betreffenden Aktivität beteiligen wollen. Bei größeren (Förder-)Projekten, z.B.
im Rahmen der REGIONALE 2022, werden Ansätze für die Eigenanteile der Partnerkommunen in die
Haushaltsberatungen eingebracht und zur Entscheidung gestellt.
o Sofern aus der Sache heraus erforderlich, werden für die Maßnahmenumsetzung Kooperationsverträge
erstellt. Die Federführung übernimmt die Stadt Bielefeld.
Schemmel