Daten
Kommune
Leopoldshöhe
Größe
345 kB
Datum
14.12.2017
Erstellt
24.11.17, 12:13
Aktualisiert
24.11.17, 12:13
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Gemeinde Leopoldshöhe
Vorbericht
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ÜBERÖRTLICHE
PRÜFUNG
Vorbericht der Gemeinde
Leopoldshöhe im Jahr 2017
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Gemeinde Leopoldshöhe
Vorbericht
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INHALTSVERZEICHNIS
Ergebnisse der überörtlichen Prüfung der Gemeinde Leopoldshöhe
3
Managementübersicht
3
Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit (KIWI)
7
Ausgangslage der Gemeinde Leopoldshöhe
9
Strukturelle Situation
9
Strukturmerkmale und demografische Entwicklung
9
Überörtliche Prüfung
13
Grundlagen
13
Prüfbericht
13
Prüfungsmethodik
15
Kennzahlenvergleich
15
Strukturen
15
Benchmarking
16
Konsolidierungsmöglichkeiten
16
gpa-Kennzahlenset
16
Prüfungsablauf
17
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Vorbericht
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Ergebnisse der überörtlichen Prüfung der Gemeinde Leopoldshöhe
Managementübersicht
In keinem der betrachteten Jahre 2010 bis 2015 erreicht die Gemeinde Leopoldshöhe ein positives Jahresergebnis. Allein in diesem Zeitraum hat sich das Eigenkapital um 12 Mio. Euro verringert und damit fast halbiert. Die Ausgleichsrücklage ist bereits seit 2010 verbraucht. Die
Haushaltsführung ist genehmigungspflichtig.
Auch die Haushaltsplanungen bis 2020 sehen in allen Jahren weitere Defizite vor. Zwar sind
diese geringer als in den Vorjahren, dennoch ist die Entwicklung insgesamt sehr kritisch.
Mit dem so genannten strukturellen Ergebnis hat die gpaNRW eine langfristige Betrachtung
vorgenommen und berechnet, in welcher Höhe eine nachhaltig zu schließende Konsolidierungslücke besteht. Danach fehlen der Gemeinde Leopoldshöhe bei unveränderten Bedingungen durchschnittlich jährlich etwa 2,1 Mio. Euro für den Haushaltsausgleich. Das entspricht
immerhin sieben Prozent des Haushaltsvolumens. Weitaus dramatischer als diese Größenordnung ist die Perspektive, dass die Gemeinde Leopoldshöhe, wenn diese Defizite tatsächlich
eintreten, bereits in sechs Jahren bilanziell überschuldet ist.
Eine solche Entwicklung ist keineswegs unrealistisch. Zwar sind die Planungen der Gemeinde
nachvollziehbar und die jährlichen Defizite sollen geringer werden. Andererseits bestehen Risiken, die die geplanten Jahresergebnisse gefährden können. Zusätzliche Risiken sieht die
gpaNRW auf der Ertragsseite bei der Grundsteuer B und der Gewerbesteuer sowie auf der
Aufwandsseite bei den Personalaufwendungen, der Kreis- und Jugendamtsumlage. Zudem
kann der hohe Bestand an Liquiditätskrediten in den kommenden Jahren zu einer erheblichen
Belastung für den Haushalt der Gemeinde Leopoldshöhe werden.
Eine Haushaltssicherung zur Erhaltung der eigenen Handlungsfähigkeit ist aktueller denn je.
Die Gemeinde hat folgerichtig zum Zeitpunkt der überörtlichen Prüfung ein Grundkonzept für
eine Finanzkonsolidierung ab 2017 erarbeitet. Auf Grundlage dieses Konzeptes sollte der Weg
der freiwilligen Haushaltskonsolidierung in Leopoldshöhe unbedingt fortgesetzt werden.
Die jährlichen Defizite können dazu führen, dass die kommunale Bilanz zunehmend in Schieflage gerät. Der Eigenkapitalbestand ist um fast 12 Mio. Euro gesunken. Es droht eine Überschuldung. Die Bilanzsumme hat sich hingegen lediglich um rund 1,3 Mio. Euro verringert.
Ursache ist eine steigende Verschuldung der Gemeinde, auch durch einen deutlich angestiegenen Bestand an Liquiditätskrediten. Der Bestand an Liquiditätskrediten ist um rund 8,4 Mio.
Euro angestiegen und macht zwei Drittel des Eigenkapitalverbrauchs aus. Der Bestand an Investitionskrediten im Kernhaushalt hat sich um rund 0,4 Mio. Euro verringert. Der Großteil der
Investitionskredite ist jedoch in die Sondervermögen ausgegliedert. In der Gesamtbilanz werden
2014 um rund 3,4 Mio. Euro höhere Investitionskredite als in 2010 ausgewiesen (Erhöhung um
ca. 10 Prozent). Dennoch hat sich der Wert des Gebäudevermögens seit 2010 verringert.
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Neben einer höheren Verschuldung ist also auch ein Werteverzehr des Anlagevermögens die
Folge des Eigenkapitalverbrauches.
Inwieweit es vielleicht sogar zum Substanzverlust gekommen ist und welche Risiken sich daraus für den Haushalt ergeben können, hat die gpaNRW für die Verkehrsflächen besonders
untersucht. Die Verkehrsflächenquote (Wert der Verkehrsflächen an der Bilanz) ist für die Gemeinde Leopoldshöhe ebenso wie der Bilanzwert je m² Verkehrsfläche überdurchschnittlich.
Das zeigt einerseits die besondere bilanzielle Bedeutung der Verkehrsflächen. Andererseits ist
die Haushaltsbelastung aufgrund der Gemeindestrukturen mit einer hohen Bevölkerungsdichte
geringer als in den Vergleichskommunen. Die Gemeinde Leopoldshöhe stellt etwa die Hälfte
Verkehrsfläche je Einwohner bereit als im landesweiten Durchschnitt.
Zwar ist der absolute Bilanzwert mit 17,5 Mio. Euro seit Aufstellung der Eröffnungsbilanz im
Jahr 2008 fast unverändert, dennoch ist dieses Infrastrukturvermögen mit einem Anlageabnutzungsgrad von etwa 70 Prozent deutlich überaltert. Der Bilanzwert der Verkehrsflächen ist allein
deshalb nicht signifikant gesunken, weil die Gemeinde auch regelmäßig in neue Flächen investiert. Die Investitionen in die vorhandenen Verkehrsflächen betragen im Durchschnitt der letzten
vier Jahre 31 Prozent. Damit wird weniger als ein Drittel des Wertverlustes wieder ausgeglichen. Allein für den Werterhalt fehlen jährlich knapp 700.000 Euro. Hier zeigt sich die prekäre
Situation. Die Gemeinde Leopoldshöhe befindet sich in einer angespannten Haushaltssituation.
Daher werden investive Maßnahmen an den bestehenden Verkehrsflächen nicht durchgeführt
oder verschoben. Für den Haushalt bedeutet das ein Risiko. Bei nicht durchgeführten Erneuerungsmaßnahmen ist im Einzelfall zu prüfen, ob dauerhafte Wertminderungen außerplanmäßig
abzuschreiben sind. Das bedeutet in der Konsequenz weitere Eigenkapitalreduzierung.
Grundlage für Maßnahmeplanungen sind neben dem Alter die Funktionsfähigkeit und der Zustand der Straßen und Wirtschaftswege. Wesentlichen Einfluss darauf haben die Unterhaltungsmaßnahmen. Die Unterhaltungsaufwendungen für die Verkehrsflächen sind in der Gemeinde Leopoldshöhe im interkommunalen Vergleich unterdurchschnittlich. Gemessen am
Richtwert der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) sollten die
Unterhaltungsaufwendungen rein rechnerisch um jährlich gut 900.000 Euro höher sein. Durch
nicht berücksichtigte örtliche Besonderheiten kann der Finanzbedarf für die Gemeinde Leopoldshöhe anders ausfallen. Die Entwicklung der Zustandsklassen wie auch die Zustandsverteilung zeigen nämlich, dass trotz geringer Unterhaltungsaufwendungen bisher kein zusätzlicher
Unterhaltungsbedarf besteht. Als kurzfristige Feststellung ist dies aus den vorliegenden Daten
erkennbar, langfristig ist jedoch eine ausreichende Unterhaltung notwendig um die Gesamtnutzungszeit des Vermögens zu erreichen. Das kurzfristige Risiko einer Zustandsverschlechterung
aus der geringen Unterhaltung ist in Leopoldshöhe allerdings niedriger als die Differenz zwischen Unterhaltungsaufwendungen und Richtwert zeigt.
Dabei fehlt schon jetzt in fast allen Jahren die notwendige Liquidität. Höhere Unterhaltungsaufwendungen für Straßen verschärfen dieses Problem. Erst ab 2017 sind Überschüsse aus laufender Verwaltungstätigkeit vorgesehen.
Die ordentlichen Erträge je Einwohner der Gemeinde Leopoldshöhe sind im interkommunalen
Vergleich unterdurchschnittlich. Die Gewerbesteuer stellt dennoch die bedeutendste Einnahmequelle der Gemeinde dar. Gewebesteuererträge sind von der konjunkturellen Entwicklung
abhängig und werden in Leopoldshöhe nur von vergleichsweise wenigen Betrieben bestimmt.
Die angenommene Steigerung in 2018 liegt über der im Orientierungsdatenerlass ausgewiese-
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nen Steigerungsrate und bedeutet ein zusätzliches Risiko. Ein weiteres Risiko sieht die
gpaNRW in der Entwicklung der Grundsteuererträge. Die Gemeinde hat in den vergangenen
Jahren mehrere Hebesatzerhöhungen, zuletzt 2017, zur Konsolidierung genutzt. Die angenommenen Steigerungsraten werden mit der Bebauung neuer Wohngebiete begründet. Auch
hier besteht ein Risiko.
Insgesamt ist also durchaus fraglich, ob die geplanten Überschüsse aus laufender Verwaltungstätigkeit überhaupt erzielt werden können. Allein zur Bedienung von Tilgungen, zur Anschaffung
von Anlagegütern oder auch zur Erhöhung bedarfsgerechter Unterhaltungsaufwendungen, sind
Kommunen auf diese Überschüsse angewiesen. Anderenfalls führt dies, wie bei der Gemeinde
Leopoldshöhe zu einem Bedarf an Liquiditätskrediten.
Zur Stützung der Liquiditätslage, aber auch wegen der in der Gemeindeordnung festgelegten
Rangfolge der Finanzmittelbeschaffung, sollte die Gemeinde Leopoldshöhe alle Möglichkeiten
bei den kommunalen Angaben nutzen. Beiträge sind ein wichtiger Bestandteil zur Finanzierung
von Straßenbaumaßnahmen. Die Gemeinde Leopoldshöhe arbeitet lediglich teilweise mit Vorfinanzierungsinstrumenten bei der Erhebung von Beiträgen im Straßenbau. Die Gemeinde sollte
grundsätzlich Vorfinanzierungsinstrumente nutzen, um frühzeitig liquide Mittel zu generieren.
Bisher sind keine Baumaßnahmen an Wirtschaftswegen beitragsrechtlich abgerechnet worden.
Die Gemeinde sollte bei Vorliegen der beitragsrechtlichen Voraussetzungen auch bei Wirtschaftswegen die Anlieger an den Aufwendungen der Baumaßnahme beteiligen.
Die Anteile der Beitragspflichtigen in der Straßenbaubeitragssatzung bewegen sich tendenziell
im mittleren Bereich des in der Mustersatzung vom Städte- und Gemeindebund NRW (StGB
NRW) ausgewiesenen Rahmens. Die Beitragsmöglichkeiten hat die Gemeinde Leopoldshöhe
daher bisher nicht vollumfassend genutzt. Die Gemeinde sollte die Anteile der Beitragspflichtigen nach pflichtgemäßem Ermessen erhöhen.
Die Gemeinde Leopoldshöhe legt bei der kostenrechnenden Einrichtung Abwasserbeseitigung
weiterhin keine kalkulatorische Verzinsung zugrunde. Bei einem kalkulatorischen Zinssatz von
sechs Prozent könnten nach Berechnungen der Kommune um ca. 500.000 Euro höhere Erträge
generiert werden. Durch den Verzicht auf den Ansatz einer kalkulatorischen Verzinsung in der
Gebührenkalkulation Abwasserbeseitigung schöpft die Gemeinde die Ertragsmöglichkeiten
nicht aus. Dies schwächt neben der Ergebnisrechnung auch die Liquidität der Gemeinde. Die
Gemeinde ermittelt die kalkulatorischen Abschreibungen in der Gebührenkalkulation Abwasserbeseitigung seit 2014 auf Basis von Wiederbeschaffungszeitwerten. Dadurch werden Preissteigerungen bei den Investitionsgütern berücksichtigt und eine optimale Refinanzierung der kostenrechnenden Einrichtung erreicht.
Die Finanzierung der erbrachten Leistungen bei Straßenreinigung und Winterdienst erfolgt bisher vollständig durch allgemeine Haushaltsmittel. Die Gemeinde sollte kostendeckende Gebühren für Straßenreinigung und Winterdienst einführen.
Auch die Erhebung von Elternbeiträgen für die offene Ganztagsbetreuung in den Grundschulen
(OGS) hat Auswirkungen auf die Liquiditätslage. Die Elternbeitragsquote ist überdurchschnittlich und auch der Elternbeitrag je OGS-Schüler liegt über dem Mittelwert. Der geltende Höchstbeitrag ist nicht ausgeschöpft und bietet im Bedarfsfall eine weitere Verbesserungsmöglichkeit.
Die Kennzahlen zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung können nicht vollständig dargestellt werden.
Tendenziell sind die Teilnehmerquote leicht überdurchschnittlich und der Fehlbetrag je OGS-
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Schüler niedrig. Im Ergebnis wird der günstige Fehlbetrag durch eine gute Finanzierung aus
Elternbeiträgen erreicht. Zur Berechnung der Aufwendungen konnten der Flächenverbrauch je
Schüler und die Gebäudeaufwendungen für die OGS nicht ermittelt werden. Der Aufwand je
OGS-Schüler liegt ohne Gebäudekosten bereits nur leicht unter dem Mittelwert und wird auch
durch einen freiwilligen Zuschuss an den Kooperationspartner ungünstig beeinflusst.
Die Personalaufwendungen für Schulsekretariate je Schüler liegen in Leopoldshöhe unter dem
interkommunalen Mittelwert. Einerseits wirken die Personalaufwendungen je Vollzeit-Stelle
begünstigend. Ferner erreicht die Gemeinde Leopoldshöhe bei der Kennzahl „Schüler je Vollzeit-Stelle Schulsekretariate“ gute Werte. Bei den weiterführenden Schulen wird sogar das Maximum erreicht. Grundlage für das gute Ergebnis ist auch ein geeignetes Stellenbemessungsverfahren.
Die Organisation der Schülerbeförderung der Gemeinde Leopoldshöhe ist weitgehend optimiert.
Die Schüler werden fast ausnahmslos mit dem Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) befördert. Die Ergebnisse werden von den Aufwendungen für die Gesamtschule maßgeblich beeinflusst. Dabei spielt die hohe Einpendlerquote eine entscheidende Rolle. Die Aufwendungen
je Schüler sind hier deutlich höher als bei den Grundschulen.
Bei den Schulsporthallen deckt der Bestand an Halleneinheiten den Bedarf. Die Prüfung zeigt,
dass die Hallen sehr sportorientiert mit wenig Nebenflächen gebaut sind und die Sportnutzfläche je Halle vergleichsweise groß ist. Neben den Schulsporthallen gibt es eine weitere kommunale Einfachsporthalle. Das einwohnerbezogene Angebot ist insgesamt angemessen. Die Vereinsnutzung der Sporthallen ist sehr intensiv. Freie Zeiten liegen kaum vor. Die Vereine sollten
sich über Nutzungsentgelte für Sporthallen an den Aufwendungen beteiligen.
Das Angebot an Sportflächen liegt im interkommunalen Vergleich unter dem Mittelwert, scheint
anhand der tatsächlichen Nutzung jedoch angemessen zu sein. Die Sportplätze zeigen größtenteils eine gute Auslastung besonders durch häufige Doppelbelegungen. Die Auslastung
Sportplatz Waldstraße könnte sich mit einer Flutlichtanlage verbessern. Unterhaltungsmaßnahmen der Sportplätze hat die Gemeinde Leopoldshöhe auf die nutzenden Vereine übertragen. Diese Leistungen wie auch die Auslastung der Sportplätze kontrolliert sie zweimal jährlich.
Hier sieht die gpaNRW die Gemeinde auf einem richtigen Weg. Dennoch sind die Aufwendungen für die Spielfelder überdurchschnittlich hoch.
Einen besonders hohen Aufwand hat die Gemeinde Leopoldshöhe bei der Unterhaltung der
Spiel- und Bolzplätze. Das Flächenangebot ist durchschnittlich. Die Plätze sind mit vergleichsweise wenigen Spielgeräten ausgestattet. Es sind eher große Anlagen und nur wenige kleine.
Das bietet gute Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Unterhaltung, denn große zusammenhängende Flächen lassen sich in der Regel günstiger pflegen. Die bisherigen Planungen haben
bereits zu einer Reduzierung der Anlagen geführt.
Ursache für die hohen Aufwendungen sind die Abschreibungen, aber auch die Pflegeaufwendungen. Im interkommunalen Vergleich bilden diese bei der Grünflächenpflege sogar den Maximalwert. Handlungsmöglichkeiten bestehen sowohl bei den Flächenstandards, der Ausstattung und den Unterhaltungs- und Pflegestandards sowie der Gewinnung von Patenschaften.
Das kommunale Angebot und die Aufgabenerledigung zeigen für die Gemeinde Leopoldshöhe
in den geprüften Bereichen durchaus Möglichkeiten, den Aufwand vertretbar zu reduzieren. Hier
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sollte die Gemeinde im Wege freiwilliger Haushaltssicherung konsequent ansetzen. Trotz dieser
Möglichkeiten liegt der ordentliche Aufwand je Einwohner noch unter dem Mittelwert.
Weit deutlicher unter dem Mittelwert liegen die ordentlichen Erträge je Einwohner. Dabei sind
die allgemeinen Deckungsmittel (Realsteuern, Zuwendungen) sogar beinahe durchschnittlich
hoch. Das bestätigt die These, dass die Gemeinde Leopoldshöhe gerade in den Bereichen
Gebühren, Beiträge, Nutzungsentgelte usw. Handlungsmöglichkeiten hat. Ertragssteigerungen
und damit auch eine Verbesserung der Liquiditätslage sollten Bestandteil einer freiwilligen
Haushaltssicherung sein.
Die geplanten Jahresergebnisse der Gemeinde Leopoldshöhe setzen auf weiter positive konjunkturelle Entwicklung, auf Zuzug junger Familien und steigende Steuereinnahmen. Sie unterliegen haushaltswirtschaftlichen Risiken. Eine bilanzielle Überschuldung droht. Der kommunale
Steuerungstrend bestätigt das.
Das strukturelle Defizit 2015 beträgt rund 2,1 Mio. Euro. Das entspricht zusätzlichen 358 Hebesatzpunkten der Grundsteuer B. Der Hebesatz der Grundsteuer B beträgt für das Jahr 2015 490
Prozent. Mit einem Hebesatz von 848 v. H. wäre der Haushalt 2015 strukturell ausgeglichen
gewesen. Die Gemeinde Leopoldshöhe hat die Grundsteuer B ab 2017 auf 560 v.H. angehoben. Weitere Steuererhöhungen können in Einzelfällen angemessen sein und auch der Finanzierung von höheren Standards dienen, wenn diese trotz Konsolidierungsbedarf weiter aufrechterhalten werden sollen. Eine Anhebung des Hebesatzes der Grundsteuer B würde ebenfalls die Liquidität der Stadt verbessern. Vorrangig sind die erforderlichen Finanzmittel jedoch,
soweit vertretbar und geboten, aus speziellen Entgelten für die von der Gemeinde erbrachten
Leistungen (Gebühren und Beiträge) zu beschaffen.
Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit (KIWI)
Die gpaNRW ermittelt und analysiert für jedes Handlungsfeld verschiedene Kennzahlen. Diese
Kennzahlen sowie strukturelle Rahmenbedingungen und Steuerungsaspekte bewerten wir im
KIWI. Die KIWI-Bewertung zeigt, in welchen Bereichen die Kommune Verbesserungsmöglichkeiten hat. Diese beziehen sich auf Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung ebenso wie auf
Verbesserungen in der Steuerung.
Im Prüfgebiet Finanzen bewertet die gpaNRW allein die Haushaltssituation. Die KIWIBewertung spiegelt hier den Konsolidierungsbedarf wider. Sie zeigt damit auch, wie groß der
Handlungsbedarf ist, die von uns aufgezeigten Verbesserungsmöglichkeiten umzusetzen.
KIWI-Merkmale
Index
Haushaltssituation
Weitere
Handlungsfelder
1
2
3
4
5
Erheblicher
Handlungsbedarf
Handlungsbedarf
Kein Handlungsbedarf
Weitreichende
Handlungsmöglichkeiten
Handlungsmöglichkeiten
Geringe
Handlungsmöglichkeiten
Wie die Bewertung zustande kommt, beschreibt die gpaNRW in den Teilberichten.
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KIWI
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Ausgangslage der Gemeinde Leopoldshöhe
Strukturelle Situation
Das folgende Balkendiagramm zeigt die strukturellen Rahmenbedingungen der Gemeinde Leopoldshöhe. Diese prägen die Ausgangslage der Kommune. Die Strukturmerkmale ermitteln wir
1
aus allgemein zugänglichen Datenquellen . Das Diagramm enthält als Y-Achse den Mittelwert
der Kommunen im jeweiligen Prüfsegment, hier der kleinen kreisangehörigen Kommunen. Eine
Ausnahme bildet das Merkmal Bevölkerungsentwicklung. Hier ist der Indexwert der heutige
Bevölkerungsstand der abgebildeten Kommune.
Ergänzend zur Erhebung statistischer Unterlagen hat die gpaNRW die dargestellten Strukturmerkmale und die örtlichen Besonderheiten in einem Interview am 11.04.2017 mit dem Bürgermeister der Gemeinde Leopoldshöhe erörtert.
Strukturmerkmale und demografische Entwicklung
Zusammenfassend werden die Strukturmerkmale als insgesamt eher entlastend bewertet. Die
subjektive Empfindung wird als „die Welt ist in Ordnung“ charakterisiert.
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IT.NRW, Bertelsmann-Stiftung, Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)
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Die zunehmende Bevölkerungszahl wird bestätigt. Die Prognosen der Bertelsmann-Stiftung und
auch von IT NRW seien sogar zu konservativ. Die Geburtenzahlen steigen deutlich von jährlich
100 Geburten auf zuletzt 188 Geburten im Jahr. Der Zuzug von jungen Familien verstärke den
positiven Trend. Hier profitiert die Gemeinde von Wanderungsbewegungen.
Die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung wird nicht als problematisch gesehen; auch wenn
die Kaufkraft als unterdurchschnittlich ausgewiesen wird. Innerhalb des Kreises Lippe sei die
Kaufkraft in Leopoldshöhe überdurchschnittlich und es gebe eine gute Kaufkraftbindung vor Ort
durch zwei Versorgungszentren. Innerörtlich wird ein gutes Angebot für die Wohnbevölkerung
und die Ortsteile bereitgestellt. Kostenloses Parken und die Ansiedlung von Discountern in unmittelbarer Innenstadtnähe lösen eine hohe Attraktivität auch für das Umfeld aus. Davon profitiere auch der gut funktionierende Einzelhandel.
Die niedrige SGB-II-Quote wird bestätigt und wirkt eher entlastend. Sie geht einher mit einer
sehr niedrigen Arbeitslosenquote und einer sehr geringen Kriminalitätsrate.
In der Hochphase der Zuwanderung waren in Leopoldshöhe bis zu 300 Flüchtlinge überwiegend in angemieteten privaten Wohnungen untergebracht. Heute leben noch 180 in der Gemeinde, viele von ihnen als Flüchtling anerkannt. Damit wechselt auch die Zuständigkeit zum
JobCenter. Vorteilhaft sei die Unterbringung außerhalb von Massenunterkünften gewesen.
Durch die Vergabe von Wohnungen habe es keine punktuellen Belastungen gegeben; das Zusammenleben mit der übrigen Bevölkerung sei weitgehend reibungslos. Integrationsmaßnahmen werden sehr stark durch ehrenamtliche Unterstützung getragen. Es gebe „Kümmerer“. Die
Situation wurde bewußt als Krise gehandhabt, d.h. als vorübergehende Ausnahmesituation, die
nicht gleich dauerhafte Lösungen nach sich ziehe. Diese Strategie sei sehr erfolgreich gewesen
und habe vor allem Folgekosten überschaubar gehalten.
Generell besteht gegenüber der Gemeinde eine Erwartungshaltung der Bevölkerung. Es werden durchaus hohe Standards erwartet. Wegen der perspektivischen gesamtgesellschaftlichen
Entwicklungen werde sich dieser Trend verstärken. Die ehrenamtliche Mitarbeit werde sich
reduzieren und weniger Aufgaben werden noch in Vereinsstrukturen erledigt werden. Das gelte
für alle Bereiche, besonders aber für KiTas, Schule und Bildung. Nach dem Grundsatz „Ich
zahle – also kriege ich!“ werde die Anspruchshaltung der Bevölkerung voraussichtlich weiter
zunehmen. Die Forderungen werden sehr häufig durch eine für die Gemeinde negative öffentliche Berichterstattung begleitet.
Auch im Bildungsbereich sind die Ansprüche hoch. Häufig treffen Eltern die Entscheidung, nicht
kommunale, sondern andere Bildungseinrichtungen (Schulen) zu nutzen. Im Ortsteil Asemissen
ist der Bevölkerungsanteil der Mennoniten hoch. In diesem Ortsteil ist ein gutes Schulkonzept
für die Jahrgangsstufen 1 und 2 entwickelt, aber offenbar nicht gut beworben worden. Bei den
konservativen und traditionell denkenden Eltern ist das offene Konzept auf Unverständnis gestoßen und wird nicht akzeptiert. Als Folge tritt das kommunale Bildungssystem in Konkurrenz
mit anderen und auch mit den Einrichtungen der Stadt Bielefeld. Die Gemeinde müsse daher
ebenfalls hochwertige, z.B. digitale Schulausstattung gewährleisten. Aktuell wird die Gesamtschule erweitert und im Altbestand saniert. Das Investitionsvolumen beträgt 6 Mio. Euro. Die
Ganztagsbetreuung wird zunehmend ausgebaut. An der Grundschule Nord ist der Anteil bereits
mehr als 50 Prozent. Die Anforderungen an Bereitstellung von Raumressourcen steigen. Als
Folge der besonderen Situation muss nicht nur der Betreuungsanteil erhöht werden, sondern
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insgesamt muss sich die gesamte Schulsituation auch inhaltlich weiter entwickeln. Die Gemeinde Leopoldshöhe lässt sich dazu extern beraten.
Bisher werden neun Kindertageseinrichtungen vorgehalten, eine zehnte besteht als Provisorium. Die Gemeinde ist nicht Träger der Jugendhilfe, stellt aber die Flächen zur Verfügung. Eine
neue KiTa mit vier Gruppen wird am Standort Asemissen im neuen Integrationszentrum eingerichtet. Zur Bedarfsdeckung werden auch an anderen Standorten weitere Gruppen eingerichtet.
Die KiTa Betreuung werde ganz offensiv (Anspruchshaltung) mit der Forderung nach Ausbau
diskutiert. Nach Auffassung der Gemeinde werden innerhalb des Kreises Lippe hier die weitreichendsten Forderungen gestellt.
Die kleine Gemeindefläche ist eher entlastend, insbesondere bei der Vorhaltung von Infrastruktur. Auch die Unterhaltungsaufwendungen seien bei einer kleinen Fläche niedriger. Beispielhaft
genannt wird der Brandschutz. Das kleine Gemeindegebiet begünstigt die Vorhaltung der Feuerwehreinrichtungen. Allerdings werden die Schutzziele nach Brandschutzbedarfsplan nicht
erreicht, weil kein Personal bei den freiwilligen Feuerwehren verfügbar sei. Die vorhandenen
Infrastruktureinrichtungen seien ausreichend dimensioniert. Die Festhalle Asemissen wird abgerissen. Die Sporthalle selbst wird zu einem Integrationszentrum umgebaut. Die Bibliothek wird
dort ebenfalls untergebracht und damit die Miete am bisherigen Standort eingespart.
Nachteilig sei das kleine Gemeindegebiet hinsichtlich der Entwicklung von Gewerbeflächen.
Grundsätzlich gibt es Nachfragen und damit Potenzial bei der gewerblichen Entwicklung. Wegen des kleinen Gemeindegebietes stehen dafür jedoch keine Flächen zur Verfügung. Nachfrage gibt es wegen des Zuzuges auch nach Wohnbaugrundstücken. Diese Nachfrage kann derzeit aber befriedigt werden.
Als sehr gut wird die Verkehrsanbindung durch die Autobahnen A 2 und A 33, aber auch durch
die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr bewertet. Die Zentren Bielefeld
und Paderborn sind unmittelbar erreichbar. In der Gemeinde selbst gibt es nur wenige Industrieund Handwerksbetriebe. Bedingt durch die zentrale Lage gibt es eine hohe Pendlerzahl. Wegen
der guten Verkehrsanbindungen und der örtlichen Nähe zum Oberzentrum Bielefeld zieht man
nicht gleich um. Insgesamt sei Leopoldshöhe durchaus ein dynamischer und vitaler Standort.
Eine sehr wichtige kommunale Aufgabe sei es, Identität zu stiften. Es gibt keine touristischen
oder kulturellen Besonderheiten oder eine historische Altstadt. Diese Aufgabe sei für die Gemeinde Leopoldshöhe deshalb eine besondere Herausforderung.
Bei interkommunaler Zusammenarbeit wird kein Wert auf Effekthascherei gelegt. Man arbeite
eng mit der Stadt Oerlinghausen, einer Kommune mit gleicher Größe und gleicher Struktur, in
vielen Bereichen zusammen. Es besteht ein gemeinsamer Ausschuss der Gemeinden zum
regelmäßigen Austausch über mögliche Zusammenarbeit. Weiteres Beispiel interkommunaler
Zusammenarbeit ist ein gemeinsamer Leader-Prozess mit den Städten Lage und Lemgo.
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Umgang mit Handlungsempfehlungen aus vergangenen Prüfungen
Kompakte Berichte zu den Ergebnissen der überörtlichen Prüfung werden der Kommunalpolitik
zur Verfügung gestellt. Aufträge werden an die Fachbereiche erteilt, die dort beraten und diskutiert werden. Konkret wurde in den Gebührenhaushalten auf eine Kalkulation nach Wiederbeschaffungszeitwerten umgestellt. Die Hebesätze der Realsteuern wurden 2015 und 2017 angepasst. Die Festhalle Asemissen wird aufgegeben. In der Personalwirtschaft wurden Anpassungen vorgenommen, eine zentrale Vergabestelle eingerichtet und Ausschreibungen werden in
Vergabeportalen veröffentlicht. Die Reinigung ist inzwischen fast vollständig fremdvergeben.
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Überörtliche Prüfung
Grundlagen
Zu den Aufgaben der gpaNRW gehört es zu prüfen, ob die Kommunen des Landes NRW
rechtmäßig, sachgerecht und wirtschaftlich handeln. Die finanzwirtschaftliche Analyse steht
dabei im Vordergrund. Grund dafür ist die äußerst schwierige Finanzlage der Kommunen und
der gesetzliche Anspruch, den kommunalen Haushalt stets auszugleichen. Schwerpunkt der
Prüfung sind Vergleiche von Kennzahlen. Die Prüfung stützt sich auf § 105 der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen (GO NRW).
Bei der Auswahl der Prüfungsschwerpunkte lässt sich die gpaNRW von ihren Zielen leiten, einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu leisten, die strategische und operative Steuerung
zu unterstützen und auf Risiken hinzuweisen. Dabei sind wir bestrebt, einerseits die ganze
Bandbreite der kommunalen Aufgaben und andererseits deren finanzielle Bedeutung zu berücksichtigen. Die Auswahl stimmt die gpaNRW vor der Prüfung mit kommunalen Praktikern ab.
In der aktuellen überörtlichen Prüfung vergleicht die gpaNRW die kleinen kreisangehörigen
Kommunen miteinander
Der Prüfbericht richtet sich an die für die Gesamtsteuerung Verantwortlichen der Kommunen in
Rat und Verwaltung. Er zielt darauf ab, diesen Personenkreis insbesondere in Haushaltskonsolidierungsprozessen zu unterstützen und so einen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit
der Kommune zu leisten.
Prüfbericht
Der Prüfbericht besteht aus dem Vorbericht und den Teilberichten:
• Der Vorbericht informiert über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung. Zudem enthält
er Informationen über die strukturellen Rahmenbedingungen der Kommune, die Hand2
lungsfelder des KIWI , zum Prüfungsablauf sowie zur Prüfungsmethodik.
• Die Teilberichte beinhalten die ausführlichen Ergebnisse der einzelnen Prüfgebiete.
Das gpa-Kennzahlenset für die Gemeinde Leopoldshöhe stellen wir im Anhang zur Verfügung.
Die Berichte der überörtlichen Prüfungen sind auf der Internetseite der gpaNRW veröffentlicht.
Grundsätzlich verwendet die gpaNRW im Prüfbericht geschlechtsneutrale Begriffe. Gerade in
der Kennzahlendefinition ist dies jedoch nicht immer möglich. Werden Personenbezeichnungen
aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.
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Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit
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Ergebnisse von Analysen bezeichnet die gpaNRW im Prüfbericht als Feststellung. Damit kann
sowohl eine positive als auch eine negative Wertung verbunden sein. Feststellungen, die eine
Korrektur oder eine weitergehende Überprüfung oder Begründung durch die Kommune erforderlich machen, sind Beanstandungen im Sinne des § 105 Abs. 6 GO NRW. Hierzu muss die
Kommune eine gesonderte Stellungnahme abgeben. Dies wird im Prüfbericht mit einem Zusatz
gekennzeichnet. In der Gemeinde Leopoldshöhe hat die gpaNRW keine Feststellung getroffen,
die eine Stellungnahme erforderlich macht.
Bei der Prüfung erkannte Verbesserungspotenziale weist die gpaNRW im Prüfbericht als Empfehlung aus.
Die in dem Bericht genannten Rechtsgrundlagen haben wir in der Fassung angewendet, die
zum Zeitpunkt des geprüften Sachverhaltes galten.
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Prüfungsmethodik
Kennzahlenvergleich
Der Kennzahlenvergleich ist die prägende Prüfungsmethodik der gpaNRW. Dazu errechnen wir
Kennzahlen in den Kommunen und vergleichen diese landesweit. Für den Vergleich ist eine
einheitliche Ausgangsbasis erforderlich. Es gibt jedoch keine landeseinheitliche Festlegung
unterhalb der Produktbereichsebene, so dass die Produktgruppen häufig unterschiedliche Produkte und die Produkte unterschiedliche Leistungen enthalten. Daher ist der Vergleich nicht
unmittelbar aus den Daten der Jahresrechnungen heraus möglich. Wir haben deshalb Aufgabenblöcke mit den dazu gehörenden Grunddaten einheitlich definiert und erheben diese vor Ort.
Die Kommune soll ihren Kennzahlenwert gut einordnen können. Deshalb stellen wir im gpaKennzahlenset folgende Werte dar:
• die Extremwerte, also das Minimum und Maximum,
• den Mittelwert, also das arithmetische Mittel und
• drei Quartile.
Quartile werden auch Viertelwerte genannt. Sie teilen eine nach Größe geordnete statistische
Reihe in vier Viertel. Das erste Quartil teilt die vorgefundenen Werte so, dass 25 Prozent darunter und 75 Prozent darüber liegen. Das zweite Quartil entspricht dem Median und liegt in der
Mitte der statistischen Reihe, d.h. 50 Prozent der Werte liegen unterhalb und 50 Prozent oberhalb dieses Wertes. Das dritte Quartil teilt die vorgefundenen Werte so, dass 75 Prozent darunter und 25 Prozent darüber liegen.
Ebenfalls nennen wir die Anzahl der Werte, die in den Vergleich eingeflossen sind. In den interkommunalen Vergleich hat die gpaNRW die Werte der kleinen kreisangehörigen Kommunen
einbezogen. Die Anzahl der Vergleichskommunen wird im Verlauf der Prüfung dieses Segments mit der Zahl der geprüften Städte und Gemeinden wachsen.
Im Prüfgebiet Finanzen erfassen und analysieren wir die wichtigsten materiellen und formellen
Rahmenbedingungen der Haushaltswirtschaft. Wir machen den haushaltsbezogenen Handlungsbedarf transparent. Die Prüfung setzt dabei auf den Ergebnissen der örtlichen Prüfung auf.
Strukturen
Die Haushaltswirtschaft in den Kommunen hängt von verschiedenen externen und internen
Einflussfaktoren ab. Diese können zum Teil unmittelbar gesteuert werden. Es gibt jedoch auch
Einflüsse, die struktureller Natur und somit nicht oder nur langfristig beeinflussbar sind. Unter
Strukturmerkmalen versteht die gpaNRW verschiedene, von außen auf die Kommune einwirkende, Einflussfaktoren. Faktoren, die Ergebnisse kommunalpolitischer Beschlüsse sind,
zählen nicht dazu, da diese ausdrücklich der Willensbildung unterliegen. Dennoch beeinflussen
sie das Gesamtbild einer Kommune. Wir gehen darauf - soweit möglich und erforderlich – in
den Teilberichten sowie unter „Ausgangslage der Kommune“ ein.
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Benchmarking
Die gpaNRW nutzt als Prüfungsinstrument das Benchmarking. Benchmarking ist eine vergleichende Analyse von Ergebnissen und Prozessen mit einem Bezugswert (Benchmark). Der
Benchmark ist ein Wert, der von einer bestimmten Anzahl von Kommunen mindestens erreicht
wird. Diese Kommunen erfüllen ihre Aufgaben vollständig und rechtmäßig. Der Benchmark ist
grundsätzlich das Ergebnis gezielter Steuerung. Dies schließt die Prüfung mit ein, inwieweit die
Kommune selbst Einfluss auf die Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen nimmt. Soweit die
gpaNRW weitere Kriterien zugrunde legt, stellt sie diese in den Teilberichten dar.
Konsolidierungsmöglichkeiten
Die gpaNRW macht den unterschiedlichen Ressourceneinsatz durch den Vergleich der Kommunen transparent und zeigt Ansätze für Veränderungen auf.
Der in den Kommunen festgestellte Ressourceneinsatz weicht teilweise erheblich von den
Benchmarks ab. Die gpaNRW errechnet aus der Differenz des Kennzahlenwerts der Kommune
zum Benchmark jeweils einen Betrag, der die monetäre Bedeutung aufzeigt (Potenzial).
Dadurch können die einzelnen Handlungsfelder im Hinblick auf einen möglichen Beitrag zur
Haushaltskonsolidierung eingeordnet werden.
Nicht jeden so ermittelten Betrag kann die Kommune durch die konkreten Handlungsempfehlungen kurzfristig vollständig verwirklichen: Personalkapazitäten sollen sozialverträglich abgebaut werden, die Reduzierung kommunaler Gebäudeflächen erfordert ggf. Vermarktungschancen und energetische Einsparungen setzen vielfach Investitionen voraus. Die im Prüfbericht
ausgewiesenen Potenziale sind deshalb als Orientierungsgrößen zu verstehen. Die gpaNRW
weist Handlungsoptionen zur Konsolidierung im Prüfbericht auf der Grundlage der individuellen
Situation der Kommunen aus.
Der Prüfung liegt keine vollständige Betrachtung von Kernverwaltung, Sondervermögen und
Beteiligungen zugrunde. Es ist daher möglich, dass in anderen Bereichen weitere Verbesserungsmöglichkeiten bestehen, die über in diesem Prüfbericht beschriebene Handlungsempfehlungen und ggfls. dargestellte monetäre Potenziale hinausgehen.
gpa-Kennzahlenset
Steuerungsrelevante Kennzahlen der von der gpaNRW betrachteten kommunalen Handlungsfelder stellen wir im gpa-Kennzahlenset dar. Die Übersicht enthält Kennzahlen aus Handlungsfeldern, die in vorangegangenen Prüfungen betrachtet wurden.
Die Fortschreibung der örtlichen Kennzahlen sowie der interkommunalen Vergleichswerte ermöglicht den Kommunen eine aktuelle Standortbestimmung. Zusammen mit den aus früheren
Prüfungen bekannten Analysen, Handlungsempfehlungen sowie Hinweisen auf mögliche Konsolidierungsmöglichkeiten können die Kommunen sie für ihre interne Steuerung nutzen.
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Gemeinde Leopoldshöhe
Vorbericht
12821
Prüfungsablauf
Die Prüfung in der Gemeinde Leopoldshöhe hat die gpaNRW von Februar bis September 2017
durchgeführt.
Zunächst hat die gpaNRW die erforderlichen Daten und Informationen zusammengestellt und
mit der Gemeinde Leopoldshöhe hinsichtlich ihrer Vollständigkeit und Richtigkeit abgestimmt.
Auf dieser Basis haben wir die Daten analysiert.
Für den interkommunalen Vergleich verwenden wir in der Gemeinde Leopoldshöhe überwiegend das Vergleichsjahr 2015. Basis in der Finanzprüfung sind die Jahresabschlüsse 2010 bis
2015 und die Gesamtabschlüsse bis einschließlich 2014.
Neben den Daten früherer Jahre haben wir ebenfalls Aktuelles berücksichtigt, um Aussagen für
die Zukunft machen zu können.
Geprüft haben:
Leitung der Prüfung
Johannes Thielmann
Finanzen
Sascha Wolf
Schulen
Frank Döring
Sport und Spielplätze
Sabine Ewald
Verkehrsflächen
Sabine Ewald
Das Prüfungsergebnis haben die Prüfer mit den beteiligten Beschäftigten in den betroffenen
Organisationseinheiten erörtert. Am 24.10.2017 fand ein Abschlussgespräch mit dem Bürgermeister, dem Kämmerer und dem Leiter des Fachbereiches Bürgerservice/Ordnung/Soziales
statt.
Nach Abschluss des Stellungnahmeverfahrens ist die Vorstellung der Prüfungsergebnisse
durch die gpaNRW und die kommunalpolitische Beratung in einer Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses am 30.11.2017 vorgesehen.
Herne, den 22.11.2017
gez.
gez.
Doris Krüger
Johannes Thielmann
Abteilungsleitung
Projektleitung
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Gemeinde Leopoldshöhe
Vorbericht
12821
Kontakt
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen
Heinrichstraße 1, 44623 Herne
Postfach 10 18 79, 44608 Herne
t 0 23 23/14 80-0
f 0 23 23/14 80-333
e info@gpa.nrw.de
i www.gpa.nrw.de
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