Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
256 kB
Datum
19.02.2015
Erstellt
03.02.15, 12:01
Aktualisiert
03.02.15, 12:01
Stichworte
Inhalt der Datei
EU.KITA
Gesundheitsfördernde Entwicklungsbegleitung
Bericht nach fünf Jahren Projektlaufzeit
August 2009 bis Juli 2014
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
Abteilung Gesundheit
Beschlusslage*
1. Zielsetzung*
2. Inhalte*
2.1 Entwicklungsscreening
2.2 Fortbildungen für pädagogisches Fachpersonal
2.3 Angebote für Familienzentren
2.4 Elternvorträge
3. Arbeitsbericht
3.1 Die EU.KITA-Teams
3.2 Kooperation und Vernetzung
3.3 Weiterentwicklung
3.4 Nachhaltige Entwicklungsbegleitung
3.5 EU.KITA-Fallbeispiele
4. Ergebnisse
4.1 Evaluation in den Kindertagesstätten
4.2 EU.KITA in der Schuleingangsstatistik
4.3 Akzeptanz durch die Eltern
4.5 "Beispielhaftes Projekt" der Landesinitiative
5. Diskussion
*Die Abschnitte 0, 1 und 2 sind mit geringfügigen Ergänzungen dem EU.KITA-Bericht 2013
entnommen, da sich Inhalte und Ziele nicht verändert haben.
Beschlusslage
Mit dem "Konzept zur Unterstützung der Familienzentren sowie zur
Weiterentwicklung des Kinderschutzes im Kreis Euskirchen" (V 469/2008) wurden
am 10.12.2008 neben dem Projekt "Familien-Unterstützungs-Netzwerk im Kreis
Euskirchen (EU-FUN)" Maßnahmen für einen verbesserten Gesundheitsschutz in
den Kindertagesstätten vom Kreistag beschlossen.
Um regelmäßig in allen Kindertagesstätten im Kreisgebiet altersgerechte
Untersuchungen für Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten anzubieten, Eltern und
pädagogisches Fachpersonal zu beraten und ihnen Vorträge sowie Fortbildungen zu
gesundheitlichen Themen anzubieten, wurden ab 01.01.2009 zusätzlich eine
Arztstelle und eine Assistenzkraftstelle in der Abteilung Gesundheit, zunächst
befristet für zwei Jahre, vorgehalten.
Nach Vorlage eines Zwischenberichts über das erste Jahr der Projektlaufzeit hat der
Kreistag 2010 die Fortführung des Projekts zunächst bis zum 31.12.2015
beschlossen.
1. Zielsetzung
EU.KITA ist ein vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst (KJGD) des Kreises
Euskirchen entwickeltes Projekt zur Förderung der Kindergesundheit in den
Kindertagesstätten. Es dient dazu, dem pädagogischen Fachpersonal in den
Kindertagesstätten und den Eltern gezielte und bedarfsgerechte Hinweise,
Anregungen und Empfehlungen zu den Förderbedürfnissen und einem eventuellen
Therapiebedarf ihrer Kinder zu geben. EU.KITA versteht sich als offenes Angebot,
die Teilnahme ist freiwillig.
Unsere Kinder sind unsere Zukunft - angesichts des demographischen Wandels ist
es besonders wichtig, allen Kindern die Chance auf eine kindgerechte und gesunde
Entwicklung zu bieten. Die Angebote im Rahmen des EU.KITA-Projekts können von
allen Kitas genutzt werden, um insbesondere die Familien, die ihre Kinder unter
erschwerten Bedingungen erziehen und vom System der medizinischen
Regelversorgung nur eingeschränkt profitieren, angemessen zu unterstützen.
EU.KITA stellt ein niedrigschwelliges Angebot im Setting Kindertagesstätte dar mit
dem Ziel, die Entwicklungschancen vor allem der Kinder, die in besonders
risikobelasteten Familien aufwachsen, zu verbessern.
2. Inhalte
Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst bietet in allen Kindertagesstätten und
Familienzentren Fortbildungen für die Erzieherinnen und Erzieher, Elternberatungen
und, im Einverständnis mit den Eltern, Untersuchungen der Kinder an, deren
Entwicklung zu Hause oder in der Kindertagesstätte Sorge bereitet.
Erzieherinnen und Erzieher haben kompetente Ansprechpartnerinnen zu allen
Fragen der gesunden kindlichen Entwicklung und können je nach Bedarf
Fortbildungsveranstaltungen zu konkreten alltagsrelevanten Themen vereinbaren.
In Offenen Sprechstunden und Elterncafés werden aktuelle Gesundheits- und
Entwicklungsthemen mit den Eltern besprochen.
2.1 Entwicklungsscreening
Werden bei einem Kind Entwicklungsprobleme vermutet, kann das pädagogische
Fachpersonal in den Kindertagesstätten den Eltern im Rahmen eines
Entwicklungsgespräches die ärztliche Untersuchung ihres Kindes in der
Kindertagesstätte anbieten.
Die ärztliche Untersuchung der Kinder in der Kindertagesstätte ist freiwillig und wird
nur im Einverständnis mit den Eltern durchgeführt. Sie umfasst Hör- und Sehtest,
körperliche Untersuchung und ein Entwicklungsscreening. Dabei handelt es sich um
eine spielerisch durchgeführte, orientierende Untersuchung der wichtigen
Entwicklungsbereiche Wahrnehmung, Motorik und Sprache in Anlehnung an die
"Grenzsteine" der Entwicklung (Prof. Michaelis), den ET 6-6 (Prof. Petermann) und
BUEVA (G. Esser). Die jeweils an das Alter des Kindes angepasste Untersuchung
wird im Gegensatz zu ähnlichen Projekten anderer Kreise und Kommunen für Kinder
aller Altersgruppen von 0 bis 6 Jahren angeboten. Der Zeitbedarf für die
Untersuchung ist umso größer, je jünger das Kind ist. Für die Vorbereitung durch die
Medizinische Fachangestellte, für die ärztliche Untersuchung und für das
anschließende Beratungsgespräch werden jeweils 30 Minuten eingeplant.
Die Befunde werden anschließend mit den Eltern und bei deren Einverständnis auch
mit der Erzieherin oder dem Erzieher besprochen, die das Kind gut kennen. Im
gemeinsamen Beratungsgespräch findet die emotionale und soziale Entwicklung des
Kindes besondere Beachtung. Auf Wunsch findet eine teilnehmende Beobachtung in
der Gruppe statt, um das Sozialverhalten des Kindes zu beurteilen. Gemeinsam mit
Eltern,
Erzieherinnen und Erziehern wird über sinnvolle Förder- und
Unterstützungsmöglichkeiten für das Kind beraten. Untersuchung und Beratung
können im Einzelfall mehrmals im Entwicklungsverlauf angeboten werden.
2.2 Fortbildungen für das pädagogische Fachpersonal
Die Ärztinnen des KJGD bieten Fortbildungen für die Erzieherinnen und Erzieher an.
Die Inhalte ergeben sich aus aktuell relevanten Fragestellungen.
2.3 Angebote für Familienzentren
Offene Sprechstunden in den Familienzentren werden bei Bedarf angeboten.
2.4 Elternvorträge
Kurzvorträge im Elterncafé und an Elternabenden mit genügend Zeit, um im
Anschluss miteinander ins Gespräch zu kommen, fördern die Bereitschaft der Eltern,
bei Bedarf eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
3. Arbeitsbericht
3.1 Die EU.KITA-Teams
Der Kinder- und Jugendärztliche Dienst der Abteilung Gesundheit besteht aus fünf
Teams mit je einer Ärztin und einer Medizinischen Fachangestellten sowie dem
Teamkoordinator. Vier der fünf Teams setzen sich aus Teilzeitkräften zusammen.
Jede Ärztin hat eigene, zum großen Teil bereits erwachsene Kinder. Wir wissen aus
persönlicher Erfahrung, dass zum gesunden Aufwachsen von Kindern immer wieder
kleinere und größere Probleme dazugehören. Die damit verbundenen Sorgen der
Eltern können wir gut nachempfinden.
Jedes Team ist für alle EU.KITA-, Einschulungs-,
Eingliederungshilfe- und
Begutachtungsaufgaben in seinem örtlichen Zuständigkeitsbereich verantwortlich.
Alle EU.KITA-Teams haben im Zeitraum von 3/2010 bis 9/2011 an jeweils
zweitägigen Einführungs-, Aufbau- und Abschlusskursen zum Thema "Interkulturelle
Kommunikation im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst" in der Akademie für
öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf teilgenommen.
Darüber hinaus wurden Kinderärztliche Fortbildungen zu folgenden Themen besucht:
Sozialpädiatrie, Sprachentwicklung und ihre Störungen, Gesprächsführung und
Deeskalation, Fachtagungen zur seelischen Entwicklung und viele andere.
3.2 Kooperation und Vernetzung
Das EU.KITA-Projekt wurde in allen Kindertagesstätten und Familienzentren im
Kreis Euskirchen vorgestellt. Während der fünfjährigen Projektlaufzeit wurde eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und Erziehern aufgebaut und
vertieft. EU.KITA wurde bereits nach einem Jahr als wichtige Ergänzung in der
Entwicklungsbegleitung von Kindern und deren Familien angenommen und das
Interesse am Fortbestand des Projekts ist groß. Inzwischen besteht ein reger
Austausch mit dem pädagogischen Fachpersonal. Entwicklungsscreening und
Förderberatung sowie Fortbildungsangebote und Elternvorträge werden lebhaft
nachgefragt.
Die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Institutionen, die die frühkindliche
Entwicklung fördern und unterstützen, ist gewachsen. Es bestehen Kooperationen
mit dem EU-FUN-Arbeitskreis und dem Arbeitskreis Familienzentren der Abteilung
Jugend und Familie, dem Arbeitskreis Übergang Kita-Grundschule des
Schulamtes und den PSAG-Arbeitskreisen Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie
Kinder psychisch kranker Eltern. Auch mit dem Kommunalen Bildungs- und
Integrationszentrum des Kreises Euskirchen entwickelte sich eine produktive
Zusammenarbeit.
Durch regelmäßige Teilnahme und inhaltliche Mitgestaltung der Herbsttreffen der
Kinderärzte im Kreis (11/2011: Kein Kind soll verlorengehen; 11/2012: Neue
Leitlinien zur Sprachdiagnostik) wurde die Kooperation mit den niedergelassenen
Kinderärzten verbessert. Mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum in Mechernich hat
sich ein reger, fruchtbarer Austausch entwickelt.
Im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz 2011 wurde das EU.KITAProjekt als ein Beitrag zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen im Kreis Euskirchen vorgestellt.
Es erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit den Teams der Beratungsstelle für
Eltern, Jugendliche und Kinder des Kreises Euskirchen, der Frühförder- und
Beratungsstelle der Lebenshilfe und der Schulberatungsstelle.
In Kooperation mit der Caritas Euskirchen wurden Fachvorträge für ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen zu den Themen "Gesundheitsfördernde Entwicklungsbegleitung für
Kinder von 0 bis 3 Jahren" und "Sprachentwicklung" präsentiert.
Mit Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes Bad Münstereifel fanden
gemeinsame Beratungen über eine Verbesserung der Versorgung von Kindern mit
Entwicklungsproblemen statt.
EU.KITA wurde im Rahmen verschiedener Fachtagungen (EU-FUN, Seelische
Gesundheit u.a.) und zum Jubiläum "40 Jahre Kreis Euskirchen" einer breiteren
Öffentlichkeit vorgestellt.
3.3 Weiterentwicklung
Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr wurde
umgesetzt und hat dazu geführt, dass neue Kindertagesstätten entstanden sind.
Mit den Leitungen dieser neuen Kindertagesstätten wurde ein persönlicher Kontakt
aufgebaut, Inhalte und Ziele von EU.KITA wurden erläutert und zum Teil wurde
bereits eine intensive Kooperation begonnen.
Das Entwicklungsscreening wurde überarbeitet. Es wurden Fragebögen zur
Entwicklung des Kindes für die Eltern sowie die Erzieherinnen und Erzieher
eingeführt. Der Untersuchungsabschnitt, der von den
Medizinischen
Fachangestellten durchgeführt wird, wurde erweitert.
Fortbildungen für das pädagogische Fachpersonal wurden zu folgenden
Themen durchgeführt:
- Kindliche Entwicklung von 0 - 3 Jahren
- Kindliche Entwicklung von 2 - 5 Jahren: wann sollte man genauer hinschauen?
- Sprachentwicklung und ihre Störungen
- Sprachentwicklung und Sprachförderung: HIT - Heidelberger Interaktionstraining
- Sauberkeitsentwicklung
- Gesunde Sexualentwicklung
- Allergieprävention
- ADHS
- Vernachlässigung und Gewalt an Kindern
Vorträge an Elternabenden und in Elterncafés hatten folgende Inhalte:
- Was braucht mein Kind im Alter von 0 bis 3 Jahren, um sich gut entwickeln zu
können?
- Die kindliche Entwicklung von 0 bis 5 Jahren
- Früherkennungsuntersuchungen
- Der kindliche Schlaf
- Ernährung von Säuglingen und Kindern
- Milchschnitte und Schokohörnchen - oder wie sieht ein gesundes Kinderfrühstück
aus?
- Impfen - warum?
- Fit für die Schule!
"Alltagskompetenzen stärken - die Gesamtentwicklung fördern" stellt ein
Konzept in Anlehnung an "FamilienErgo", das von dem Kinderarzt Rupert Dernick
entwickelt wurde, dar. Anhand einfacher, leicht nachvollziehbarer Beispiele wird den
Eltern vermittelt, wie bedeutsam die Einbeziehung ihrer Kinder in immer
wiederkehrende alltägliche Verrichtungen für die Förderung wichtiger
Entwicklungsbereiche ist. Bei Bedarf werden individuelle Beratungstermine für die
Eltern in der Kindertagesstätte vereinbart. Mit diesem Konzept wird die
Kommunikation zwischen Eltern und Kind verbessert und die Kinder werden
selbständiger. Die individuellen Beratungen behandeln oft sehr persönliche Themen
und
führen
dann
zur
Empfehlung
und
Vermittlung
weitergehender
Unterstützungsangebote.
Kompetenzzirkel finden halbjährlich mit allen Mitarbeiterinnen mehrerer Kitas zu
aktuellen Themen (ICD-10-Ziffern, Ernährung, Eingliederungshilfe u.a.) statt.
Offene Sprechstunden wurden in Familienzentren und im Rahmen
Gesundheitstagen angeboten, aber nur sporadisch in Anspruch genommen.
von
3.4 Nachhaltige Entwicklungsbegleitung
Wesentlicher Bestandteil des EU.KITA-Projektes ist, dass die Kinder in ihrer
alltäglichen Umgebung der Kindertagesstätte untersucht werden, um anschließend
gemeinsam mit den Eltern und meistens - von den Eltern gewünscht - mit den
Erzieherinnen und Erziehern die Situation des Kindes in den verschiedenen
Kontexten zu erörtern. Aus dem so gewonnenen, möglichst umfassenden Bild des
Kindes in seiner Familie und in der Kindertagesstätte werden Ressourcen erkennbar,
die wegweisend für die Problembewältigung sein können. Gemeinsam werden Ideen
gesammelt, die für die zukünftige Entwicklung des Kindes förderlich sein können. Je
nach individueller Situation beinhaltet die sozialpädiatrische Beratung Anregungen
zur bindungsfördernden Beziehungsgestaltung zwischen Eltern und Kind, zur
Sprachförderung im Familienalltag, zu gesunder Ernährung, Bewegungsförderung
und zum Medienkonsum.
In vielen Fällen ist das EU.KITA-Engagement nicht mit einer einmaligen
Untersuchung und Beratung beendet, sondern es finden bei Bedarf weitere
Verlaufsuntersuchungen und Beratungstermine statt.
3.5 EU.KITA-Fallbeispiele
(Die Namen wurden für die anonymisierte Berichterstattung geändert.)
Ben wurde drei Monate nach Aufnahme in die Kindertagesstätte wegen
Auffälligkeiten in der Sprache und im Sozialverhalten zur EU.KITA-Untersuchung
vorgestellt. Die im Beratungsgespräch empfohlene Entwicklungsdiagnostik im
Sozialpädiatrischen Zentrum Mechernich wurde nicht durchgeführt. Die
alleinerziehende Mutter war sozial belastet. Erst nach wiederholten
Beratungsgesprächen war die Mutter einverstanden, ihr Kind in der Frühförderstelle
der Lebenshilfe vorzustellen. Durch den behandelnden Kinderarzt wurde eine
logopädische Therapie eingeleitet. Ben ist ruhiger geworden und es gelang ihm, sein
Verhalten in der Gruppe besser zu steuern.
Bekir wurde im Alter von drei Jahren und drei Monaten in die Kindertagesstätte
aufgenommen. Nach zwei Monaten erfolgte eine erste EU.KITA-Untersuchung
wegen allgemeiner Entwicklungsverzögerung. In der sozial belasteten Familie wurde
albanisch gesprochen. Die Untersuchung des Kindes und die Befragung der Eltern
ergab, dass Bekir auch in der albanischen Sprache Schwierigkeiten hatte. Es fanden
sich Hinweise auf eine Sprachentwicklungsstörung. Im Beratungsgespräch wurde die
Einleitung einer logopädischen Behandlung und darüber hinaus eine umfassende
Entwicklungsdiagnostik im Sozialpädiatrischen Zentrum Mechernich empfohlen. Ab
dem zweiten Kindergartenjahr wurde Bekir auf einem integrativen Platz gefördert. Die
Wiedervorstellung im Sozialpädiatrischen Zentrum im Vorschulalter ergab eine
altersgemäße
kognitive
Entwicklung
sowie
gute
Fortschritte
in
der
Sprachentwicklung.
Ali wurde erst im Alter von fünf Jahren wegen einer Entwicklungsverzögerung vor
allem im sprachlichen Bereich zur Untersuchung vorgestellt. Die Untersuchung ergab
eine globale Entwicklungsverzögerung in allen Bereichen. Die Eltern zeigten sich erst
nach mehreren Gesprächen aufgeschlossen für die Probleme ihres Kindes, lehnten
aber die empfohlene Entwicklungsdiagnostik im Sozialpädiatrischen Zentrum ab. Die
Familie hatte damals aufgrund wiederholter Unzuverlässigkeiten keinen Kinderarzt.
Der Kontakt zum Kinderarzt wurde vermittelt, die Empfehlung zur Frühförderung der
Lebenshilfe zunächst angenommen, dann aber rasch wieder abgebrochen. Aus
Sorge um die Entwicklung des Kindes bei unzuverlässiger elterlicher Fürsorge wurde
der zuständige Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Abteilung Jugend
und Familie gebeten, die Familie über Unterstützungsmöglichkeiten zu beraten.
Alina, vier Jahre alt, hat sich in der Kita gut eingelebt und Freundinnen und Freunde
gefunden. Seit einigen Wochen wollte sie sich morgens in der Kita gar nicht mehr
von ihrer Mutter trennen. In der Gruppe zog sie sich zurück; sie nässte tagsüber und
nachts wieder ein, obwohl sie eigentlich schon seit acht Monaten trocken war. Alina
war in allen Bereichen altersgerecht entwickelt. Im Beratungsgespräch wurde die
konfliktreiche Trennung der Eltern thematisiert, die Alina sehr verunsichert hat.
EU.KITA vermittelte Beratungsangebote für die Eltern und psychologische
Unterstützung für Alina.
Justus wurde im Alter von 3 Jahren und 9 Monaten zur EU.KITA-Untersuchung
vorgestellt. Er hatte die Kita seit über einem Jahr besucht und war dem
pädagogischen Fachpersonal wegen Problemen in der Sprachentwicklung und im
Sozialverhalten aufgefallen. Der Kinderarzt hatte bereits im Rahmen der U7a eine
Diagnostik im Sozialpädiatrischen Zentrum Mechernich veranlasst. In einem
gemeinsamen Hilfeplangespräch in der Kita mit der Inklusionsbeauftragten, der
EU.KITA-Ärztin, der Kita-Leitung und den Eltern wurde deutlich, dass Justus
intensiver heilpädagogischer Unterstützung im Kita-Alltag bedarf. Die Eltern haben
Eingliederungshilfe beantragt, Justus konnte im Januar 2015 auf einen
heilpädagogischen Platz in einer anderen Kindertagesstätte wechseln. Inzwischen
liegt der SPZ-Bericht mit der Diagnose eines frühkindlichen Autismus vor.
4. Ergebnisse
4.1 Evaluation in den Kindertagesstätten
Nach einem Jahr wurde die Beurteilung des Projekts durch die Leiterinnen und Leiter
der Kindertagesstätten und Familienzentren mittels anonymisierter Fragebögen
erhoben. Von den insgesamt 126 Einrichtungen, die angeschrieben wurden,
erfolgten kurzfristig 80 Rückmeldungen (entsprechend 63,5%). 97,5% der
Rückmeldungen sahen im EU.KITA-Projekt eine wichtige Ergänzung in der
Entwicklungsbegleitung von Kindern und deren Familien, 95% bekundeten ihr
Interesse am Fortbestand des Projekts.
Die Angebote des EU.KITA-Projektes sind allen Leiterinnen und Leitern von
Kindertagesstätten und Familienzentren bekannt. Seit 2009 ist die gute und
vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätten-Leitung und regional
zuständigem EU.KITA-Team gewachsen. In dieser von Vertrauen und gegenseitiger
Wertschätzung geprägten Zusammenarbeit mit dem pädagogischen Fachpersonal
gelingt es meist auch, den Eltern wichtige Impulse für eine gute Unterstützung der
Entwicklung ihrer Kinder zu geben.
4.2 EU.KITA in der Schuleingangsstatistik
Jede Ärztin sieht ihre EU.KITA-Kinder spätestens zur gesetzlich vorgeschriebenen
Einschulungsuntersuchung wieder. Diese Reihenuntersuchung aller Einschüler und
Einschülerinnen bietet die Chance, in anonymisierter Form statistische
Vergleichsuntersuchungen vorzunehmen. So können in der statistischen Auswertung
der anonymisierten Daten die schulrelevanten Fähigkeiten sowie die Sozialdaten der
EU.KITA-Kinder denen der anderen, nicht im Vorfeld durch EU.KITA betreuten
Einschüler, gegenübergestellt werden. Diese Vergleichsuntersuchungen wurden für
die Einschulungsjahrgänge 2013 und 2014 durchgeführt. Zusätzlich wurde erfasst,
ob die im Rahmen von EU.KITA besprochenen Empfehlungen zu Modifikationen im
Familienalltag, zur Beratung durch die Abteilung Jugend und Familie oder zu
weitergehender medizinischer Diagnostik oder Therapie durchgeführt worden sind.
Im Anschluss an die Schuleingangsuntersuchung wurden die Eltern gefragt, ob
unsere EU.KITA-Beratung hilfreich für sie und ihr Kind gewesen ist oder eher nicht.
Von allen Kindern, die 2013 eingeschult wurden, sind vorab 11,5% (n = 190 Kinder)
im EU.KITA-Projekt vorgestellt worden, 2014 waren es 12,4% (n = 220 Kinder). Die
Förderquoten im Rahmen der Eingliederungshilfe oder des Sonderpädagogischen
Förderbedarfs sind deutlich kleiner. EU.KITA wird also nicht erst dann involviert,
wenn es um drohende Behinderungen geht, sondern bereits bei weniger
gravierenden Entwicklungsproblemen. Die meisten Kinder sind vier bis fünf Jahre alt,
wenn eine EU.KITA-Untersuchung erfolgt.
Soziodemographische Daten
Geschlecht
Jungen sind generell häufiger von Entwicklungsauffälligkeiten betroffen als Mädchen
und wurden auch durch EU.KITA häufiger erfasst (2013: 13,0% der Jungen, 10,8%
der Mädchen; 2014: 14,5% der Jungen, 10,0% der Mädchen, statistisch signifikant).
Muttersprache
Im Kreis Euskirchen wachsen viele Kinder mit einer anderen Muttersprache als
deutsch auf (2013: 17,5%; 2014: 19,5%). In der EU.KITA-Gruppe ist der Anteil der
muttersprachlich nicht deutschen Kinder etwas höher als der der Kinder mit deutsch
als Muttersprache (2013: 15,6% gegenüber 11,8%; 2014: 14,9% gegenüber 11,8%,
statistisch nicht signifikant).
Soziodemografische
Daten
Muttersprache
Geschlecht*
nicht Deutsch
Deutsch
männlich
weiblich
2014
EU.KITA
Betreuungsquote
14,9%
11,8%
14,5%
10%
*statistisch signifikant
Lebensform
Kinder, die nicht bei beiden Elternteilen wohnen, werden signifikant häufiger in
EU.KITA betreut als Kinder, die bei ihren beiden Eltern wohnen. EU.KITA-Kinder
wohnen zu 31% nicht bei beiden Elternteilen, während es bei Nicht-EU.KITA-Kindern
nur 22% sind (signifikant).
Sozialstatus
Die EU.KITA-Untersuchung und -Beratung wird genutzt von Familien mit
unterschiedlichem Sozial- und Bildungsstatus. Der "Bildungsindex" wird vom
Landeszentrum für Gesundheit LZG aus den Antworten auf die Fragen zur
beruflichen und schulischen Bildung (Sozialanamnese) der Eltern berechnet.
Grundlage für die Berechnung des Indexes bilden die Empfehlungen der
Arbeitsgruppe "Epidemiologische Methoden". Der Bildungsindex wird zunächst
getrennt für jedes Elternteil ermittelt. Der jeweils höhere Index-Score wird dann dem
Haushalt zugeordnet, in dem das Kind lebt.
EU.KITA-Kinder stammen überdurchschnittlich häufig aus Familien mit niedrigem
Sozialstatus: 16,5% aller Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind in EU.KITA, 13,6%
der Kinder mit mittlerem und nur 6,8% der Kinder mit hohem Sozialstatus
(signifikant).
Die Kinder, die an EU.KITA teilnehmen, stammen zu 27,3% aus Familien mit
niedrigem Sozialstatus, zu 47,9% aus Familien mit mittlerem Sozialstatus und zu
24,8% aus Familien mit hohem Sozialstatus. In der Gesamtheit der Einschüler und
Einschülerinnen verteilt sich der Sozialstatus deutlich anders: 18,7% Familien mit
niedrigem, 39,8% Familien mit mittlerem und
41,6% Familien mit hohem
Sozialstatus.
Sozialstatus
2014
EU.KITA Kinder*
hoch
mittel
niedrig
24,8%
47,9%
27,3%
Gesamtheit der
Einschüler/innen
41,6%
39,8%
18,7%
Kinder, die früh in das EU.KITA-Projekt aufgenommen werden (mit unter vier
Jahren), stammen überdurchschnittlich häufig aus Familien mit niedrigem
Sozialstatus im Vergleich zu EU.KITA-Kindern, die erst mit vier oder fünf Jahren
untersucht werden (signifikant).
Untersuchungsbefunde
Die Schuleingangsuntersuchung wird bei allen Kindern im Laufe des Jahres vor der
Einschulung durchgeführt und umfasst Messen und Wiegen, Hör- und Sehtest sowie
das Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen SOPESS.
Die Teilnahme an EU.KITA erhöht den Anteil an Familien, die das Vorsorgeheft
(fehlend nur 0,9% vs. 4,5%, signifikant) und das Impfbuch (fehlend 5,0% vs. 7,3%,
nicht signifikant) zur Einschulungsuntersuchung mitbringen. Die Inanspruchnahme
der Vorsorgeuntersuchungen unterscheidet sich für die U7, U7a, U8, U9 nicht
erheblich.
10,7% der EU.KITA-Kinder im Vergleich zu 7,5% der Nicht-EU.KITA Kinder sind
übergewichtig (statistisch nicht signifikant).
Mit SOPESS werden die Merkmalsbereiche Aufmerksamkeit, Zahlen- und
Mengenvorwissen, Visuomotorik, Visuelles Wahrnehmen und Schlussfolgern,
Sprache sowie Körperkoordination erfasst. In allen diesen Merkmalsbereichen
schneiden die EU.KITA-Kinder schlechter ab als die anderen, nicht durch EU.KITA
betreuten Kinder. Die Unterschiede sind besonders deutlich in den Bereichen
Körperkoordination (2013: 23,7% der EU.KITA-Kinder auffällig gegenüber 7,9% der
anderen; 2014: 25,1% gegenüber 6,8%) und Aufmerksamkeit (2013: 13,2% der
EU.KITA-Kinder auffällig gegenüber 4,4% der anderen; 2014: 11,1% der EU.KITAKinder gegenüber 3,5% der anderen).
SOPESS-Befunde (Anteil auffälliger Befunde in %)
2013
2014
EU.KITA Kinder Nicht-EU.KITA EU.KITA Kinder Nicht-EU.KITA
Kinder
Kinder
Aufmerksamkeit*1
Körperkoordination*
Pluralbildung*
Pseudowörter*
Mengenvorwissen*
Zahlenvorwissen*
Visumotorik*
Visuelle
Wahrnehmung*
Arztüberweisung
wg. Sprache
In Behandlung wg.
Sprache*
13,2%
23,7%
11,1%
14,7%
8,9%
7,3%
16,8%
16,3%
4,4%
7,9%
5,0%
8,5%
5,5%
3,4%
9,2%
4,6%
11,1%
25,1%
9,3%
21,2%
8,6%
11,9%
29,9%
15,3%
3,5%
6,8%
4,4%
7,5%
4,6%
5,7%
12,5%
4,8%
13,2%
11,9%
11,9%
10,2%
35,8%
13,9%
42,7%
15,4%
Logopädische Behandlung
Zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung wurden wesentlich mehr EU.KITAKinder logopädisch behandelt als in der anderen, nicht durch EU.KITA betreuten
Gruppe von Kindern (2013: 35,8% vs. 13,9%; 2014: 42,7% vs. 15,4%).
Die Quote der Arztüberweisungen wegen Sprachauffälligkeiten unterscheidet sich
kaum voneinander (2013: 13,2% EU.KITA gegenüber 11,9% andere, 2014: 11,9%
vs. 10,2%).
Schulärztliche Empfehlungen
EU.KITA-Kinder erhalten wesentlich häufiger (12,8% zu 3,8%) eine Empfehlung zur
Zurückstellung vom Schulbesuch aus erheblichen medizinischen Gründen
(signifikant). Auch eine Empfehlung zur Überprüfung des sonderpädagogischen
Förderbedarfs erhalten sie öfter (26,1% vs. 7,7%).
Schulärztliche Empfehlungen
Rückstellungsempfehlung*
Sonderpädagogischer Förderbedarf*
2014
EU.KITA Kinder
12,8% (n=28)
26,1% (n=57)
Nicht-EU.KITA Kinder
3,8% (n=58)
7,7% (n=119)
*statistisch signifikant
1
In 2014 auf statistische Signifikanz getestet; * zeigen eine statistische Signifikanz der Unterschiede von
EU.KITA Kindern zu Nicht-EU.KITA Kindern im Jahr 2014.
4.3 Akzeptanz durch die Eltern
An das EU.KITA-Entwicklungsscreening schließt sich eine ausführliche Beratung der
Eltern und der pädagogischen Fachkräfte an. Dabei geht es zunächst darum, was
die Familie selber im häuslichen Umfeld verändern kann, damit das Kind sich gut
weiterentwickelt (zum Beispiel "Alltagskompetenzen fördern"). Es wird ebenfalls
beraten, was sich in der Kindertagesstätte für das Kind ändern sollte.
Zusätzlich zu den statistischen Auswertungen der Einschulungsuntersuchung wurde
nun erfasst, ob die Eltern inzwischen die im Rahmen der EU.KITA-Beratungen
ausgesprochenen Empfehlungen auch umgesetzt haben.
Bei 15,1% der EU.KITA Kinder wurde keine weitere Maßnahme empfohlen, bei
knapp einem Drittel (31,2%) ein Bereich von Maßnahmen, bei einem guten Viertel
(26,6%) zwei Bereiche von Maßnahmen, bei knapp einem Viertel (23,9%) immerhin
drei Bereiche von Maßnahmen und bei einer Minderheit von 3,2% Maßnahmen in
allen vier Bereichen (s. untenstehende Tabelle).
Empfehlungen zur weiterführenden Diagnostik oder Therapie wurden in rund 50%
der EU.KITA-Beratungen ausgesprochen, davon wurden 2013 69,9% und 2014
76,4% umgesetzt.
Ebenso wurden empfohlene Maßnahmen durch die Abteilung Jugend und Familie in
den meisten Fällen auch angenommen (2013 in 16 % der Beratungen empfohlen,
davon in 77,8% angenommen; 2014 in 22,0% empfohlen, davon in 72,3% der Fälle
angenommen).
Empfehlungen durch EU.KITA
Diagnostische Maßnahmen
Therapeutische Maßnahmen
Maßnahmen Abt. Jugend und Familie
Sonstige Maßnahmen
2014
Empfehlung ausgesprochen
57,1%
51,6%
21,6%
40,2%
Anteil umgesetzter
Empfehlung
76,9%
72,5%
74,1%
58,0%
Nach Abschluss der Einschulungsuntersuchung wurde die Einschätzung der
betroffenen Eltern zu den EU.KITA-Untersuchungen und -Beratungen erfragt. Die
Beratung durch EU.KITA wird insgesamt als sehr hilfreich von den Eltern bewertet.
2013 haben 89%, 2014 90,7% der Eltern die EU.KITA-Beratung als hilfreich erlebt.
Insbesondere die Eltern aus niedrigeren sozialen Schichten empfanden die Beratung
als hilfreich (95,3%).
Der hohe Anteil umgesetzter Empfehlungen bezüglich weiterführender Maßnahmen
unterstreicht die hohe Akzeptanz der Empfehlungen und der Ärztinnen des EU.KITA
Projekts.
4.4 "Beispielhaftes Projekt" der Landesinitiative
"EU.KITA - Gesundheitsfördernde Entwicklungsbegleitung" wurde 2010 in die
Landesinitiative "Gesundes Land Nordrhein-Westfalen" aufgenommen. Es wurde als
beispielhaftes Projekt und als eine Bereicherung für das Gesundheitswesen des
Landes bewertet.
5. Diskussion
Ein verbesserter Gesundheitsschutz in den Kindertagesstätten, wie vom Kreistag
angestrebt, fokussiert neben den klassischen Infektionskrankheiten, Impfungen,
Hygienemaßnahmen sowie der gesunden körperlichen Entwicklung der Kinder
insbesondere auf die Prävention der sogenannten "neuen Morbiditäten", der
soziogenen Entwicklungsstörungen.
"Gerade für besonders benachteiligte, bildungsferne und sozial belastete Familien
bietet der KJGD die Chance, auch mit aufsuchenden Angeboten Kinder und
Jugendliche mit besonderem Bedarf in Krippen, Kindergärten und Schulen zu
erreichen." (Fricke/Hollmann, Kinderärztliche Praxis 84,2013, Nr.5)
Im Rhein-Kreis Neuss wird mit "prokita" seit 2003 ein "Programm zur Förderung von
Gesundheit und Bildung für Kinder in Kindertagesstätten" erfolgreich durchgeführt.
Im Landkreis Hildesheim wurde 2007
mit
"PIAF - soziale Prävention im
Vorschulalter" ein sehr umfangreiches Präventionsprojekt in Kooperation mit dem
Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamtes eingeführt (Kinderärztliche Praxis 85,
41d-51, 2014, Nr. 1).
Mit "EU.KITA - Gesundheitsfördernde Entwicklungsbegleitung" wurde seit 2009 im
Kreis Euskirchen ein Präventionsprojekt im Setting Kindertagesstätte etabliert, das
sowohl von den pädagogischen Fachkräften als auch von den Eltern der Kinder mit
Entwicklungsauffälligkeiten in hohem Maße akzeptiert und erwünscht ist.
Die Daten zur sozialen und familiären Herkunft der EU.KITA-Kinder zeigen deutlich,
dass es mit dem Projekt EU.KITA gelungen ist, insbesondere diejenigen Familien zu
erreichen, die ihre Kinder unter erschwerten Bedingungen erziehen und vom System
der medizinischen Regelversorgung nur eingeschränkt profitieren. Das ist nur
möglich in enger, vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und
Erziehern in den Kindertagesstätten.
Die überwiegende Mehrzahl der Eltern hat die Untersuchung und Beratung durch
das EU.KITA-Team als hilfreich erlebt. Die Tatsache, dass insbesondere auch
Familien mit niedrigem Sozialstatus die Beratung als hilfreich empfanden, bestätigt
die Bedeutung des Angebots gerade auch für Familien, die ansonsten weniger guten
Zugang zu Ressourcen haben.
Für die Erzieherinnen und Erzieher stellt die Beratung durch die jeweilige Ärztin im
EU.KITA-Projekt eine Bestätigung ihrer Arbeit und oftmals eine hilfreiche
Unterstützung dar.
Neue Entwicklungen wie die Umsetzung des Inklusionsgedankens in der
frühkindlichen Erziehung erfordern eine hohe Fachlichkeit in der Beurteilung der
individuellen Bedürfnisse entwicklungsauffälliger Kinder, damit Entwicklungschancen
genutzt werden können.
Im EU-FUN-Arbeitskreis werden Frühe Hilfen im Kreis Euskirchen vernetzt. Die
Kooperation mit den Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Abteilung
Jugend und Familie ist gut und verlässlich, wenn eine Familie offensichtlich
Unterstützungsbedarf hat. Im Rahmen von EU.KITA beraten wir auch Familien, die
aufgrund ihrer sozialen Situation die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht mehr
angemessen wahrnehmen, ohne dass bereits Anhaltspunkte für eine
Kindeswohlgefährdung vorliegen. Hier ist eine intensivere Zusammenarbeit mit dem
ASD anzustreben (siehe auch das vorgenannte PIAF-Projekt).
EU.KITA ist ein wichtiges Projekt im Handlungsfeld Kinder-, Jugend- und
Familienfreundlichkeit - Demographischer Wandel im Kreis Euskirchen.
EU.KITA ist gut etabliert und kann weiter ausgebaut werden, damit alle Angebote
auch den neu aufgebauten Kindertagesstätten zur Verfügung stehen, damit
Nachuntersuchungen entwicklungsauffälliger Kinder zuverlässig gewährleistet sind,
damit die Kooperation mit der Inklusionsbeauftragten, dem ASD, den
niedergelassenen Kinderärzten und anderen weiteren Akteuren intensiviert werden
und damit regelmäßige fachliche Weiterbildungen möglich werden.
Im Rahmen des EU.KITA-Projektes können nicht alle Entwicklungsprobleme bis zur
Einschulung gelöst werden, aber auch in Zukunft sollten die Familien in schwierigen
Lebenssituationen gemeinsam mit dem pädagogischen Fachpersonal in den
Kindertagesstätten sensibel und wertschätzend begleitet werden, um konstruktive
Möglichkeiten für die weitere Entwicklung ihrer Kinder zu erarbeiten.
Darauf aufbauend ist es sehr sinnvoll, einige dieser Kinder mit ihren Familien auch
während ihrer schulischen Laufbahn weiterhin zu begleiten und daran mitzuwirken,
dass sie im schulischen Kontext die individuelle Förderung erhalten, die sie für die
Entfaltung ihrer Fähigkeiten brauchen.