Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
109 kB
Datum
10.12.2014
Erstellt
31.03.14, 14:46
Aktualisiert
06.10.14, 12:04
Stichworte
Inhalt der Datei
Fraktion im Kreistag Euskirchen
Datum:
R 4/2014
27.03.2014
Az.:
X Öffentliche Sitzung
Nichtöffentliche Sitzung
Beratungsfolge:
Kreistag
09.04.2014
Ausschuss für Wirtsch.Förd.,Tourismus u.Konvers.Vogels.
01.09.2014
Kreisausschuss
23.09.2014
Kreisausschuss
26.11.2014
Kreistag
10.12.2014
Resolution:
Das Freihandelsabkommen TTIP stoppen - Kommunale Daseinsvorsorge schützen
Sehr geehrter Herr Landrat,
unter Bezugnahme auf die Geschäftsordnung bitten wir, die nachfolgende Resolution auf die
Tagesordnung der nächsten Kreistagsitzung zu nehmen und dort zur Abstimmung zu stellen.
Der Kreistag des Kreises Euskirchen fürchtet durch das derzeit von der EU-Kommission hinter
verschlossenen Türen verhandelte Transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP)
sowie das Abkommen mit Kanada (CETA) negative Konsequenzen zum Beispiel für die öffentliche
Auftragsvergabe, die Energieversorgung, den Umweltschutz wie auch für Tarife und
Arbeitsbedingungen des Kreises Euskirchen und der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sowie
deren kommunalen Gesellschaften und Eigenbetriebe.
Der Kreistag des Kreis Euskirchen lehnt eine weitere Liberalisierung des internationalen
Dienstleistungshandels ab, welche Dienstleistungen der Daseinsvorsorge, wie beispielsweise im
Bereich der Bildung, der Kulturförderung, der Gesundheit, der sozialen Dienstleistungen, der
Abwasser- und Müllentsorgung, dem öffentlichen Nahverkehr oder der Wasserversorgung beinhaltet.
Der Kreistag fordert den Landkreistag auf, sich gegen das geplante Abkommen zu positionieren und
entsprechend bei der Bundesregierung und der EU-Kommission zu intervenieren.
Begründung:
-2-
Zur Zeit laufen hinter verschlossenen Türen die Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen der EU und der USA. Offiziell ist das Verhandlungsmandat der EU für TTIP
zwar nicht bekannt, tatsächlich aber kursiert das Dokument, in dem Art und Umfang dieses
umfassenden Handels- und Investitionsabkommens festgelegt ist, im Internet.
(http://netzfrauen.org/2014/03/07/gruene-leaken-geheimnis-ttip-mandat/)
Das Verhandlungsmandat scheint, wie u.a. der bayrische Städtetag betont, auch kommunalrelevante Handlungsbereiche, etwa das öffentliche Auftragswesen, Energiepolitik und Umweltschutz,
und sogar die Trinkwasserversorgung zu umfassen. Der Vorsitzende des Bayrischen Städtetags,
Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (SPD) führt in einer Pressemitteilung zu TTIP aus: „Die
EU-Kommission könnte in Zukunft mit Hinweis auf internationale Abkommen eine Liberalisierung
öffentlicher Dienstleistungen in Europa durchsetzen.“
(http://www.bay-staedtetag.de/index.php?id=9511%2C133)
Maly weiter: „Es ist fraglich, ob dies tatsächlich die Interessen der kommunalen Selbstverwaltung in
Deutschland ausreichend schützen kann. Die Verhandlungen laufen hinter verschlossenen Türen, die
Kommunen stehen ebenso draußen vor der Tür, wie die europäische Bürgerschaft.“
Die globalisierungskritische Organisation Attac befürchtet: „Das öffentliche Beschaffungswesen soll
auf allen Ebenen geöffnet werden. Soziale und ökologische Aspekte könnten dann nur noch sehr
eingeschränkt bei der Auftragsvergabe berücksichtigt werden. Dies könnte auch als Einfallstor
dienen, um die Wasserversorgung (selbst in den USA noch überwiegend in kommunaler Hand) zu
privatisieren. Die Folge einer solchen Privatisierungswelle wären steigende Preise und sinkende
Qualität.“
Die Befürworter/innen des Abkommens hoffen auf einen weiteren Schub des Welthandels, auf neue
Jobs und Einkommenszuwächse für die Bewohner/innen. Attac fasst mögliche Auswirkungen wie
folgt zusammen:“Bezahlen müssen es die Bürgerinnen und Bürger in der EU und USA mit einem
beispiellosen Abbau von Produktionsstandards, Verbraucherschutz- und ArbeitnehmerInnenrechten,
Lohnniveaus, Umwelt- und Sozialaufgaben, ja sogar unserer demokratischen Rechtstaatlichkeit.“
Ein weiterer Kritikpunkt ist der sog. Investorenschutz, ein Sonder-Klagerecht für Unternehmen.
Demnach soll für ausländische Konzerne die Möglichkeit geschaffen werden, vor Schiedsstellen
gegen Staaten klagen zu können, wenn Gesetzesänderungen ihre Investitionstätigkeiten oder
Gewinnerwartungen einschränken. Dadurch wird ein zweites völlig intransparentes Rechtssystem
geschaffen und die gängigen Rechtswege werden ausgehebelt. In der Konsequenz steht zu
befürchten, dass Staaten künftig lieber auf Verbesserungen im Verbraucherschutz, bei
Sozialstandards oder im Umweltbereich verzichten, als sich mit transnationalen Großkonzernen
anzulegen. Attac nennt die Klage des schwedischen Vattenfall-Konzerns- nach dem Atomausstieg
klagt der Energiekonzern vor einer internationalen Schiedsstelle auf 3,7 Mrd. Euro Schadensersatz –
als Beispiel für eine solche undemokratische Praxis.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Bell
F.d.R.
gez. Strick
Thomas Bell
Jutta Strick
(Fraktionsvorsitzender)