Daten
Kommune
Leopoldshöhe
Größe
102 kB
Datum
15.03.2012
Erstellt
02.03.12, 10:24
Aktualisiert
02.03.12, 10:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Antrag an den Ausschuss für Umwelt und
Klimaschutz
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Gemeinde hat in Evenhausen im Bereich Nebelsmark Ackerland in der Größe von ca. 1,2 ha erworben. Es handelt sich dabei um das Flurstück 71, Flur 3, zur Gemarkung Greste gehörend.
Derzeit wird die Fläche, wie auch vorher schon, ackerbaulich genutzt. Die klimatisch begünstigte Lage
des Geländes mit seiner geographischen Hauptausrichtung nach Süden und den vorhandenen Umgebungsstrukturen mit angrenzenden Grünlandbereichen, Laubwäldern und Waldrandlagen macht sie
hinsichtlich des Biotop- und Naturschutzes interessant.
Im Kernbereich der Nebelsmark hatte der NABU in der Vergangenheit bereits die Mergel Hangwiesen über einen Zeitraum von 10 Jahren gepachtet, mit dem Ziel, ihren Erhalt zu sichern. Sie
sollen demnächst über das Kulturlandschaftsprogramm wieder eine regelmäßige Pflege erhalten.
Im Dezember letzten Jahres konnte mit finanzieller Unterstützung der Unteren Landschaftsbehörde
des Kreises Lippe das dort vorhandene, bereits völlig verlandete Gewässer entschlammt und dazu
Teile des Bachlaufes wieder naturnah umgestaltet werden.
Der NABU Leopoldshöhe wurde unlängst von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit der Bitte
konfrontiert, sich an einem Wettbewerb zur „UN –Dekade Biologische Vielfalt von 2011 – 2020“ zu
beteiligen. Dabei geht es u. a. auch um die Sicherung der Vielfalt von Ökosystemen, ihren Schutz und
ihre Weiterentwicklung.
Dazu einen,
wenn auch kleinen Beitrag zu leisten sieht sich der NABU Leopoldshöhe verpflichtet.
Für den Naturschutzbund geht es nun darum, die genannte Gemeindefläche aus der intensiven
Bewirtschaftung heraus zu nehmen und dort dann eine Entwicklung zuzulassen, die Raum
schafft und Platz gibt für eine langfristig erwünschte ökologische Bereicherung des Gebietes.
Als Erfahrungsbeispiel kann gelten, dass sich das erwähnte Ackergrundstück über eine Zeitspanne von
15 Jahren in der Stilllegung befand und sich währenddessen dort sowohl eine höchst interessante, artenreiche Vegetation als auch eine vielfältige Fauna etabliert hatte. Durch das noch im Boden ruhende
Samenpotential kann dadurch für die Reetablierung seltener Ackerwildkräuter gesorgt werden. Es gibt
(oder gab) mehr als 350 verschiedene Ackerwildkräuter, welche zum größten Teil mit dem Ackerbau
vor 1500 in Mitteleuropa einwanderten. Der allergrößte Teil davon erlitt gravierende Bestandseinbußen, vor allem bedingt durch die Intensivierung der Landwirtschaft, z.B. verbesserte Saatgutreinigung
oder Intensivierung der Düngungen. Viele der früher in der Feldflur massenhaft auftretenden Arten,
wie z. B. Kornblume (Centaurea cyanus) oder Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas), um nur einige zu
nennen, kommen auf dergleichen Arealen wieder zur Entwicklung. Dies trifft auch für viele andere,
teilweise hochgradig bestandsgefährdete oder schon verschollene Pflanzen, darunter Feld-Rittersporn
(Consolida regalis), Tännelkraut (Kickxia spuria) oder Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis),
zu. Nicht zuletzt durch diese Funktion als botanische „Naturschutz-Sofortmaßnahme“ bekommt eine
derartige Biotopgestaltung eine „kulturhistorische“ Bedeutung (→ oben).
Nicht minder wichtig ist der Einfluss auf die Fauna der näheren und weiteren Umgebung. Nicht nur
viele sogenannte „niedere Tiere“, wie Insekten, Spinnen, Asseln, Würmer und Einzeller profitieren
nachhaltig von einem derartigen Flächenangebot. So können von hier aus immer wieder die angrenzenden Intensiv-Äcker besiedelt werden, bzw. können Besiedlungsversuche initiiert werden. Doch
auch für die Wirbeltierfauna ergeben sich höchst interessante Aspekte. So ist beispielsweise für die
Jungenaufzucht von Feldbrütern (u. a. Rebhuhn, Wachtel) das Vorhandensein eines reichhaltigen
(Wild-)Samenspektrums von existentieller Bedeutung.
Pflegevorschlag: Grünlandbereiche dieser gewünschten Güte müssen, um eine ungewollte Sukzession
(z.B. Hochstauden oder Gehölze) zu verhindern, mindestens einmal jährlich zurück genommen werden. Da sich vor Ort eine Beweidung nur schwerlich realisieren lässt, und auch eigentlich nicht gewünscht ist, kommt nur eine Mahd in Frage. Das hierbei anfallende Mahdgut, das unbedingt aus der
Fläche entfernt werden muss, könnte zur Energieerzeugung in einer örtlichen Biogasanlage eine nutzbringende Verwendung finden. Um das Substrat hinsichtlich einer solchen, sicherlich wünschenswerten Nutzungsform zu optimieren, könnte ein Teil des Areals beispielsweise mit dem sog. „Landsberger
Gemenge“ eingesät werden. Bestandteile dieser als Zwischenfruchteinsaat oder Energiepflanze bekannten Saatmischung sind u. a. Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum), Zottel-Wicke (Vicia villosa) und Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum). Besonders auch die beiden Leguminosenarten (Wicke, Klee) haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung als Trachtpflanze für die verschiedensten
Insektenarten und nicht zuletzt die Honigbiene. Zusätzlich könnten zur Erweiterung des Blütenangebotes und der biologischen Vielfalt neben anderen auch Luzernen (Medicago sativa) angesät werden.
Im Verlauf der das Gelände nach Süden und Osten teilweise begrenzenden Ackerabbruchkante bietet
es sich an, partiell Vogelschutzgehölze (z.B. Wildrosen) einzuplanen.
Der Naturschutzbund bittet die Ausschussmitglieder, dieser sowohl dem praktischen Natur-und Artenschutz als auch der umweltfreundlichen Energiegewinnung dienenden Ausrichtung der Gemeindefläche ihre Zustimmung zu geben.
Mit freundlichen Grüßen
NABU Leopoldshöhe, den 20.02.2012
Ewald Thies
Hans Dudler