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Info GB (Anlage 2 zur Info 48/2013 (Schuleingangsuntersuchung 2013/2014))

Daten

Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
74 kB
Datum
21.11.2013
Erstellt
07.11.13, 12:01
Aktualisiert
07.11.13, 12:01

Inhalt der Datei

Gesundheitsbericht Schuleingangsuntersuchung 2013/2014 Kinder- und Jugendgesundheit Gesundheit der Schulanfänger Einleitung Wie in den Vorjahren legen wir auch Auch Erkenntnisse zur Belastbarkeit für das Einschulungsjahr 2013/2014 des Kindes in der Schule werden ge- einen Bericht zur gesundheitlichen und wonnen. Die Ergebnisse der Einschu- sozialen Lage von Einschulungskin- lungsuntersuchungen sind somit eine dern in unserem Kreis vor. Der vorlie- Beratungsgrundlage und liefern För- gende Bericht stellt ausgewählte Er- derempfehlungen. gebnisse der Einschulungsuntersu- chungen vor. Die Einschulungsuntersuchungen setzen sich zusammen aus einer sozialen Das Ziel der Einschulungsuntersu- und medizinischen Anamnese, ggf. ei- chung ist das rechtzeitige Erkennen ner körperlichen Untersuchung - sofern von gesundheitlichen und psychoso- diese nicht durch den betreuenden zialen Beeinträchtigungen, die den Arzt des Kindes durchgeführt wurde - Schulerfolg der Kinder beeinflussen und der Einschätzung der motorischen, oder gar gefährden können, denn der kognitiven und sprachlichen Fähigkei- Übergang in die Schule stellt für Kinder ten des Kindes mit Hilfe standar- eine wichtige Entwicklungsstufe dar, disierter Testverfahren. In Nordrhein- die in verschiedenen Bereichen hohe Westfalen haben sich die Kinder- und Leistungsanforderungen Jugendärztlichen Dienste seit 2009 auf stellt und Kompetenzen erfordert. den Untersuchungsstandard SOPESS Festgestellt werden soll, ob das einzu- (sozialpädiatrisches schulende Kind der physiologischen screening für Schuleingangsuntersu- Belastung, den grob- und feinmotori- chungen) schen Anforderungen, den kommuni- Standard wurde gemeinsam von Mit- kativen Grundstrukturen in der Gesell- arbeiterinnen und Mitarbeitern der Ge- schaft sowie den visuellen und auditi- sundheitsämter ven Anforderungen falen, dem Landeszentrum Gesundheit zum Erlernen der Kulturtechniken wie Nordrhein-Westfalen und dem Zentrum Schreiben und Lesen voraussichtlich für klinische Psychologie und Reha- nachkommen kann. bilitation der Universität Bremen ent- rezeptorischen geeinigt. in Entwicklungs- Dieser gültige Nordrhein-West- 2 wickelt. Die nachfolgenden Punkte sind (Tab. 1) Inhalt der Einschulungsuntersuchung.        Erhebung der Anamnese (Krankheiten, Unfälle, Behinderung) und Übernahme der Daten aus dem Vorsorgeuntersuchungsheft U1 – U9 (soweit vorhanden) Erhebung sozialer Daten aus dem Elternfragebogen (freiwillige Angaben) Übertragung der Impfdaten aus dem Impfbuch ; Beratung bei fehlenden Impfungen und Vervollständigung des Impfstatus bei Bedarf Messung von Körpergröße und Gewicht Durchführung von Seh- und Hörprüfung mittels standardisierter apparativer Testmethoden, Überprüfung des räumlichen Sehvermögens und eventueller Farbsinnstörung (Rot-Grün-Sehschwäche) Ggf. eine körperliche Untersuchung des Kindes Entwicklungspädiatrische Untersuchung mittels des SOPESS mit der Motorik, der visuellen Wahrnehmung und Visuomotorik (Erfassung und Verarbeitung optischer Symbole und deren Reproduktion als Voraussetzung für Lesen und Schreiben) und der ausreichenden Sprach- und Sprechfähigkeit (Redefluss, richtiges Aussprechen) sowie das Zahlen- und Mengenvorwissen Tab. 1: Untersuchungsinhalte der Schuleingangsuntersuchung Der vorliegende Bericht wertet die Er- zialwesen und für die die gesundheitli- gebnisse Einschulungsuntersu- che und soziale Situation betreffenden chungen für das Schuljahr 2013/ 2014 Lebens- und Umweltbedingungen be- aus. Diese wurden im Zeitraum von deutsam sind. Sie dient als Planungs- November 2012 bis Juni 2013 durch grundlage für die Entwicklung und den Kinder- und Jugendgesundheits- Durchführung von konkreten Maßnah- dienst men und deren Evaluation. der des Gesundheitsamtes des Kreises Euskirchen durchgeführt. Neben den medizinischen Daten werBei der Gesundheits- und Sozialbe- den bei der Schuleingangsuntersu- richterstattung handelt es sich um eine chung auf freiwilliger Basis Sozialdaten verdichtete, zielorientierte und ziel- anamnestisch erhoben. Es wird ent- gruppenorientierte Darstellung von Da- sprechend dem Landeszentrum Ge- ten und Informationen, die für die Ge- sundheit NRW ein Score aus dem Bil- sundheit und die soziale Lage der Be- dungs- und Ausbildungsabschluss der völkerung, das Gesundheits- und So- Eltern gebildet, der den Sozialstatus 3 widerspiegelt. Landesweit wird dieser re Kinder vergleichsweise gesund sind, Score als Standard benutzt (Abb. 2). ist erfreulich. Damit dies so bleibt, sollen und wollen wir alle weiter daran ar- Das gesunde Aufwachsen von Kindern beiten. Dieser Bericht ist eine Grundla- liegt uns allen am Herzen. Dass unse- ge dafür. Kein Abschluss Berufsausbildung/Lehre Fachschule Fachhochschule Universtität Anderer Abschluss Berufsausbildung kein Ab- 8./9. schluss Klasse 1 3 2 3 10. bedingt 12./13. Klasse Abitur Klasse Schulabschluss 3 5 6 4 5 6 Anderer Abschluss - 4 - 5 7 6 7 6 7 4 7 - 3 8 4 8 5 8 7 8 3 1 3 Tab. 2: Zusammensetzung des Bildungsindex: Schulabschlüsse: 8/9. Klasse: Hauptschulabschluss/Volksschulabschluss 10. Klasse: Fachoberschulreife, Abschluss Polytechnische Oberschule Bedingt Abitur: Fachhochschulreife 12./13. Klasse: Abitur, Hochschulreife Quelle: Hoffmeyer-Zlotking Ergebnisse aus der Schuleingangsuntersuchung 2013/2014 In zum der Schuleingangsuntersuchung Eltern, die nächst größere Gruppe von Schuljahr 2013/2014 wurden 10% bei der alleinerziehenden Mutter 1655 Kinder untersucht, 856 Jungen (Tab. 3). und 799 Mädchen. 1446 auswertbare Um den Migrationshintergrund zu er- Sozialfragebögen wurden zurückgege- fassen, wurde nicht die Vorlage eines ben, also ca. 87% aller Fragebögen. Passes als ausreichend angesehen, Da jedoch nicht alle Fragebögen voll- sondern die gesprochene Sprache in ständig ausgefüllt wurden, wurden bei den ersten Lebensjahren, da diese dieser Ergebnispräsentation nur die über die Herkunft der Eltern eine be- vorgelegten Daten als Gesamt-n zu- sondere Berücksichtigung erfährt. Ähn- grunde gelegt. Der überwiegende An- lich wie in den Vorjahren hatten dies- teil der Einschulungskinder (fast 70%) mal 17,4% der Schüler und Schüler- im Kreis Euskirchen wohnen bei den innen, zugrunde gelegt durch das Item 4 Sprache, in den ersten Lebensjahren, Bildungsindex wie folgt dar: Ca. 22% einen Migrationshintergrund. Zu be- hatten einen hohen Bildungsindex, ca. rücksichtigen ist jedoch die deutliche 43% einen mittleren und ca. 35% zeig- Spannbreite hinsichtlich der einzelnen ten einen niedrigen Bildungsindex. Städte und Gemeinden des Kreises. Demgegenüber wiesen die Familien, So hat die Gemeinde Hellenthal eine deren Kinder mit Deutsch als Mutter- Migrationsanteil von ca. 3%, die Stadt sprache aufgewachsen sind zu 30% Euskirchen hingegen einen von 31%. einen hohen, zu 54% einen mittleren Hinsichtlich der Familien mit einem und zu ca. 16% einen niedrigen Bil- Migrationshintergrund stellt sich der dungsindex auf (Tab. 4). Untersuchte Kinder und Familiensituation Häufigkeit Untersuchte Kinder 1655 Jungen 856 Mädchen 799 wohnt bei: beiden Eltern 1140 Mutter mit Partner 85 Vater mit Partner 3 alleinerziehende Mutter 168 alleinerziehender Vater 7 Großeltern o.Verwandten 10 Pflegeeltern / Adoptiveltern 25 in einem Heim 8 Prozent 100,0 51,7 48,3 78,9 5,9 0,2 11,6 0,5 0,7 1,7 0,5 Tab. 3: Anzahl der untersuchten Kinder und in welcher Familiensituation die Kinder wohnen in absoluten Zahlen und Prozent. Der Familiensituation liegen die 1446 beantworteten Frage bögen zugrunde. Einschulung 2013/2014. Niedriger Bildungsindex Mittlerer Bildungsindex Hoher Bildungsindex Muttersprache: deutsch Muttersprache: nicht deutsch 16,1 % 53,9 % 30,0 % 34,5 % 43,1 % 22,3 % Tab. 4: Gegenüberstellung des Bildungsindex im Kreis Euskirchen der Kinder mit deutsch als Muttersprache und den Kindern mit Migrationshintergrund (nicht deutsche Sprache in den ersten 4 Lebensjahren) in Prozent. (Zusammensetzung des Bildungsindex siehe Tab. 2). Einschulung 2013/2014. Sehen/Hören 5 Die Befunde zum Seh- und zum Hör- oder einem HNO-Arzt empfohlen wur- vermögen unterscheiden sich nicht von den. denen in den Vorjahren. So zeigen sich Sehstörungen bei etwa 32% der Früherkennungsuntersuchung U8 Kinder und Hörstörungen bei ca. 6%. Fast 96% aller Kinder hatten die U8- Bei fast 14% wurde eine Empfehlung Früherkennungs-Untersuchung in An- zum betreuenden Arzt oder Augenarzt spruch genommen. Die U8 wurde aus- gegeben, da sich im Sehtest im Ge- gewählt, sundheitsamt ein auffälliger Augenbe- Untersuchung vor der Einschulung ist, fund gezeigt hatte. 18% befanden sich die nach dem Alter des Kindes vor- bereits in augenärztlicher Betreuung. handen sein müsste. 2004 hatten nur Von den ca. 6% der Kinder mit einem ca. 85% die Früherkennungsuntersu- auffälligen Hörbefund wurde dieser chung U8 in Anspruch genommen, erstmalig durch das Gesundheitsamt 2011 waren dies bereits 89% (Abb. 1). da dies die letzte U- bei ca. 4% der Schüler und Schülerinnen festgestellt, die dann zur Vorstellung beim betreuenden Arzt U8 Prozent 100 95 90 85 80 75 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Abb. 1: Durchgeführte U8-Früherkennungsuntersuchungen in Prozent der Gesamteinschülerzahl in den Jahren 2004 bis 2013 . Impfstatus 6 Insgesamt konnte bei den Einschülern Berlin (STIKO) wird hier auf die Daten und Einschülerinnen eine hohe Durch- der Vorjahre verzichtet, da sich sonst impfungsrate festgestellt werden. Nur ein leicht verzerrtes Bild ergibt. Dar- geringfügig ist der Unterschied unter gestellt wird nur die Entwicklung der Berücksichtigung des Bildungsgrades. Masern-Impfungen, da hierbei inner- Weiter hat sich in diesem Jahr die halb der MMR (Masern-Mumps-Röteln) Durchimpfungsrate geringfügig, trotz - Impfungen keine Änderungen seitens des bereits hohen Durchimpfungsgra- der STIKO erfolgt sind (Tab. 5 und des, erhöht. Aufgrund von neuen Defi- Abb. 2). nitionen durch die Ständige Impfkommisson am Robert Koch-Institut in Masern Mumps Röteln Hepatitis B Poliomyelitis Haemophilus influenza Typ b (Hib) Diphtherie Tetanus Keuchhusten Meningokokken-C Varizellen (Windpocken) 92,8% 92,7% 92,7% 86,9% 94,2% 90,6% 94,7% 94,9% 94,5% 86,9% 83,5% Tab. 5: Durchimpfungsraten bei vollständiger Durchimpfung nach den Vorgaben der STIKO zum Zeitpunkt der Einschulung für das Schuljahr 2013/2014. Masern Prozent 100 95 90 85 80 75 2006 2007 2010 2012 2013 Abb. 2: Entwicklung der Durchimpfungsrate von Masern in Prozent von 2006 – 2013 (Vollständige Durchimpfung, d.h. mindestens 2 Impfungen) Übergewicht /Adipositas 7 Wie in den letzten Jahren zuvor zeigen ca. 8%. Dies ist das Niveau, welches sich beim Übergewicht und beim star- durchschnittlich seit 2008 besteht. Es ken Übergewicht (Adipositas) kaum zeigt sich jedoch, dass mit steigendem Veränderungen. Fast 5% der Schüler Sozialstatus Adipositas und Überge- und Schülerinnen waren übergewich- wicht und abnehmen (Abb. 3). tig, ca. 3% adipös, also inge-gesamt Übergewicht u. Adipositas 12 10 10,8 8 7,6 6 6,4 4 2 0 nied.S oz. mit t l.S oz. hoher Soz. Abb. 3: Übergewicht und Adipositas in Prozent und nach dem Sozialstatus der Einschulungsuntersuchung zum Schuljahr 2013/2014 Sprache: Sprache ist ein zentraler Bestandteil ne hohe Rate an Sigmatismus oder unserer Kultur. Als Kulturtechnik ist sie Schetismus, also dem sog. Lispeln, zu für die soziale Interaktion wichtiger diesem Zeitpunkt auf den Zahnwechsel denn je. Daher werden im SOPESS zurückzuführen. den sprachlichen Fähigkeiten einen breiten Raum eingeräumt und diese in Die den standardisierten Untertests Plural- die anhand der Pseudowörter erhoben bildung, Pseudowörter, wurden, zeigten in ca. 10% auffällige also die auditiven Gedächtnisleistun- Befunde. Kinder mit einem niedrigem gen und die Artikulation, die korrekte Bildungsindex zeigten fast dreimal so Lautbildung, geprüft. häufig Auffälligkeiten in diesem Be- Ca. 52 % der Einschüler/Einschülerin- reich wie diejenigen aus Familien mit nen zeigten sich in der Artikulation einem hohen Bildungsindex. vollkommen unauffällig. Bei den ca. Die Pluralbildung war insgesamt bei 48% mit einer auffälligen Artikulation 5% ist jedoch zu berücksichtigen, dass ei- noch nicht sicher erworben. Präposition, auditiven der Gedächtnisleistungen, Einschüler/Einschülerinnen 8 Von den Kindern mit Deutsch als Mut- der aus Familien mit niedrigem, 3% der tersprache waren nur 2,5% auffällig, Kinder aus Familien mit mittlerem und von denjenigen mit anderer Erstspra- 1,3 % der Kinder aus Familien mit ho- che ca. 19%. Die Pluralbildung wurde hem Bildungsindex noch nicht be- von ca. 13% der Kinder aus Familien herrscht (Abb: 4). mit niedrigem, ca. 3% der Kinder aus Familien mit mittlerem und 1,3% der Präpositionen und Pluralbildung als Kinder aus einem Elternhaus mit ho- Indikatoren grammatischer Fertigkeiten hem Bildungsindex noch nicht be- wurden insbesondere von Kindern mit herrscht. einer Defizite bei den Präpositionen zeigten Deutsch in einem hohe Prozentsatz sich bei ca. 6% der Einschüler/Ein- noch nicht ausreichend beherrscht. schülerinnen. Von den Kindern mit Keine Deutsch als Muttersprache waren nur zeigen sich damit im Vergleich zu den ca. 2% auffällig, von denjenigen mit letzten Jahren. anderen Muttersprache wesentlichen als Veränderungen anderer Erstsprache ca. 26%. Die Präpositionen wurden von 12,4 % der Kin- Sprache: Pseudowörter, Pluralbildung, Präposition Prozent 25 20 15 nied.Soz. mittl.Soz. hoher Soz. 10 5 0 Pseudowörter Pluralbildung Präposition Abb. 4: Auffälligkeiten im Sprachvermögen bei Pseudowörtern, Pluralbildung und Präposition in Prozent (Einschulung zum Schuljahr 2013/2014). Deutlich wird der Unterschied zwischen dem niedrigen und dem mittleren/hohen Sozialstatus. Visuomotorik und visuelle Wahrnehmung 9 Von Bedeutung sind zudem die Kom- auffällige visuomotorische Befunde bei petenzen der Visuomotorik und der vi- insgesamt 10,4 % aller Kinder in der suellen Wahrnehmung. Einschulung im Kreis Euskirchen. Ein Visuomotorische Leistungen sind ein grenzwertiger Befund wurde zusätzlich wesentlicher Aspekt der kognitiven bei ca. 13% der Kinder sichtbar. Deut- Entwicklung und beschreibt die Gra- lich wird der Unterschied unter Berück- phomotorik Ab- sichtigung des Sozialstatus. Jedes 5. scannen, d.h. die sog. Auge-Hand- Kinder (20%) aus einem Elternhaus mit Koordination, also die Funktionen mit einem niedrigen Sozialstatus zeigten dem feinmotorischen Bewegungsappa- auffällige visuomoto-rische Befunde, rat Wahrneh- aber nur jedes 23. Kind (4,3%) aus mungskomponenten. Störungen in die- Familien mit einem hohen Sozialstatus. sem Bereich führen häufig zu Lernstö- Dies bedeutet einen Unterschied zwi- rungen. schen dem niedrigen und dem hohen i.V.m. und mit das visuelle visuellen Sozialstatus etwa um den Faktor 4,5. Die visuelle Wahrnehmung beschreibt Die Unterschiede bei den grenzwerti- die Aufnahme und Verarbeitung von gen Befunden zeigten sich nicht so visuellen Reizen mit Filtern von rele- deutlich wie bei den auffälligen Befun- vanten Information, Erkennen von Zu- den. Weniger groß sind auch die Un- sammenhängen und das Verstehen terschiede zwischen dem hohen und durch Abgleichen von Erinnerungen, dem mittleren Sozialstatus (Abb. 5). also Problemlöse- und Analysefähig- Ähnlich hohe Unterschiede haben sich keiten. Dies sind eminente Vorläufer- auch bei der letzten Schuleingangsun- fähigkeiten für die Schulleistungen. tersuchung mit einem Unterschied zwischen dem hohen und dem niedrigen In der Untersuchung zum Ein- schulungsjahr 2013/2014 zeigten sich Sozialstatus mit dem Faktor 3,7 gezeigt. 10 Visuomotorik Prozent 30 25 4,5-fach 20 15 10 5 0 nied. Soz. mittl. Soz. Auffällig hoher Soz. Grenzwertig Abb. 5: Anteil der Kinder im Einschulungsjahr 2013 mit auffälliger und grenzwertiger Visuomotorik nach Sozialstatus. Hinsichtlich der visuellen Wahrneh- gen Sozialstatus deutlich. 10% der mung zeigten sich insgesamt deutlich Schüler und Schülerinnen aus Familien weniger auffällige Befunde als bei der mit einem niedrigen Sozialstatus zeig- Visuomotorik, und zwar bei ca. 4% der ten Störungen in der visuellen Wahr- Einschüler/Einschülerinnen. 9% nehmung, bei Schüler und Schülerin- der Befunde waren grenzwertig. Eben- nen aus Familien mit einem hohen So- so wie bei den Befunden in der Visuo- zialstatus nur 1,6%. Auch hierbei ist motorik wurde die Diskrepanz bei den der Unterschied zwischen dem mittle- auffälligen Befunden zwischen den ren und dem hohen Sozialstatus ge- Kindern aus einem Elternhaus mit ei- ring, während der Unterschied zum nem hohen Sozialstatus und den Kin- niedrigen Sozialstatus ausgesprochen dern aus den Elternhäusern mit niedri- groß ist (Abb. 6). Ca. 11 Visuelle Wahrnehmung Prozent 20 6,2-fach 16 12 8 4 0 nied. Soz. mittl. Soz. Auffällig hoher Soz. Grenzwertig Abb. 6: Anteil der Kinder im Einschulungsjahr 2013 mit auffälliger und grenzwertiger visueller Wahrnehmung nach Sozialstatus Zahnmedizinische Untersuchung im Einschulungsjahr 2013 Nachfolgend werden einige wichtige Erfreulicherweise wiesen fast ¾ der Endpunkte der zahnmedizinischen Un- Schüler und Schülerinnen ein naturge- tersuchungen dargestellt. Da diese Un- sundes Gebiss auf. Bei den Kindern tersuchungen nicht zum Umfang der aus Elternhäusern mit einem niedrigen Schuleingangsuntersuchungen gehö- Sozialstatus noch über 54%, bei Kin- ren, wurden die Einschulungskinder dern aus Familien mit einem hohen selektiert, Einschulungsjahr Sozialstatus über 80%. Differenziert durch den Kinder- und Jugendzahn- nach der Erstsprache zeigte sich, das ärztlichen Dienst des Gesundheitsam- Kinder tes untersucht wurden. Erhoben wurde grund zu ca. 56% ein primär gesundes der Zahnstatus unter Berücksichtigung Gebiss aufwiesen, Kinder mit der Mut- des Bildungsindex von 1137 Kindern. tersprache deutsch allerdings zu ca. Beschrieben werden das Kariesrisiko 75%. nach den Kriterien des DAJ, das pri- Das Kariesrisiko steigt mit abnehmen- mär gesunde Gebiss und die behand- dem Sozialstatus. Während Kinder aus lungsbedürftigen Zähne. einem Elternhaus mit niedrigem Sozi- die im mit einem Migrationshinter- alstatus noch ein Kariesrisiko von fast 17% aufwiesen, zeigten Kinder aus 12 Familien mit einem hohen Sozialstatus status war dies nur ca. jedes 9. Kind. ein Kariesrisiko von nur 2,6%. Kinder Ähnlich wie beim Kariesrisiko und dem aus Familien mit Migrationshintergrund primär gesunden Gebiss lag bei Kin- wiesen ein Kariesrisiko auf dem Ni- dern mit Migrationshintergrund der An- veau der Kinder aus Familien mit ei- teil an behandlungsbedürftigen Zähnen nem auf dem Niveau von den Kindern aus niedrigen Sozialstatus aus (16,8%). Familien mit einem niedrigen Sozial- Behandlungsbedürftige Zähne zeigten status (30,6%). sich insgesamt bei knapp einem Fünftel der Schüler und Schülerinnen. Bei Seit Jahren zeigt sich beim Zahnstatus mehr als jedem 3. Kind aus Familien ein stabiles Bild. Das Gefälle vom ho- mit hen zum niedrigen Sozialstatus ist einem niedrigem Sozialstatus konnten behandlungsbedürftige Zähne weitgehend konstant (Abb. 7-9). beobachtet werden, bei Kindern aus Elternhäusern mit einem hohen Sozial- Behandlungsbedürftige Zähne Prozent 50 40 30 20 10 0 2013 2012 nied.Soz. mittl.Soz. 2011 hoher Soz. Abb. 7: Anteil der Kinder mit behandlungsbedürftigen Zähnen nach Sozialstatus 2011-2013. 13 Kariesrisiko nach DAJ Prozent 30 25 20 15 10 5 0 2013 2012 nied.Soz. mittl.Soz. 2011 hoher Soz. Abb. 8: Anteil der Kinder mit Kariesrisiko nach DAJ nach Sozialstatus 2011-2013 Primär gesundes Gebiss Prozent 100 80 60 40 20 0 2013 2012 nied.Soz. mittl.Soz. 2011 hoher Soz. Abb. 9: Anteil der Kinder mit einem primär gesunden Gebiss nach Sozialstatus 2011-2013 14 EU.KITA in der Einschulungsstatistik Erstmals wurde im Zusammenhang mit Unter Berücksichtigung der Einschüler der zum und Einschülerinnen und unter Zu- Schuljahr 2013/2014 die bereits zuvor grundelegung der Schüler und Schüle- im Rahmen des EU.KITA - Projektes rinnen mit einem Migrationshintergrund untersuchten und betreuten Kinder be- zeigt obachtet. Zielfrage war, ob die im Kin- EU.KITA - Projekt betreut wurden, bei dergarten untersuchten und ihm Rah- den muttersprachlich deutschen Kin- men des EU.KITA - Projektes betreu- dern ca. 11%. Nur 7% der Kinder mit ten Kinder auch diejenigen sind, die einer unauffälligen Sprachentwicklung, erreicht werden sollten. Dies sind ins- jedoch 25% der Kinder, die stark auf- besondere die Kinder und Familien, die fällig bzw. bereits in logopädischer Be- vom System der Regelversorgung nur handlung waren sind im Vorfeld durch eingeschränkt profitieren. EU.KITA ist EU.KITA begleitet worden. Ähnliche als niedrigschwelliges Angebot mit Ergebnisse zeigen sich auch bei ande- dem Ziel konzipiert, die Entwicklungs- ren schulrelevanten Entwicklungsbe- chancen, vor allem der Kinder zu ver- reichen wie der visuellen Wahrneh- bessern, die in risikobelasteten Fami- mung mit knapp 27% auffälligen Be- lien aufwachsen. funden vs. 10% unauffällige Befunde Einschulungsuntersuchung sich, dass knapp 16% im oder der Visuo-motorik mit fast 20% Von den 1655 Einschüler und Einschü- auffälligen Befunden vs. 10% unauffäl- lerinnen zum Schuljahr 2013/2014 wa- ligen Befunden. ren 190 Kinder (ca. 12%) bereits im Rahmen des EU.KITA - Projektes be- Fast jedes 2. Kind (42%) der Kinder, treut worden. Insgesamt deutlich mehr die im Rahmen des EU.KITA – Projek- Jungen (112) als Mädchen (78), d.h. tes betreut wurden, kamen aus bil- Jungen knapp 60% und Mädchen ca. dungsfernen Elternhäusern, jedes 4. 40%. Zum Zeitpunkt der Erstvorstel- Kind (26%) aus Familien mit einem lung waren die meisten Kinder vier hohen Bildungsindex. Familie mit ei- Jahre alt. Von den 190 Kindern waren nem hohen Sozialstatus. Noch deutli- 24% Kinder mit einem Migrationshin- cher zeigt sich der Unterschied unter tergrund und 76% Kinder mit Deutsch Zugrundelegung des Sozialstatus aller als Muttersprache. Einschüler und Einschülerinnen. 24% der Kinder aus Elternhäusern mit ei15 nem niedrigen Bildungsindex sind von Schichten und mit auffälligen Befund- EU.KITA betreut worden, jedoch ledig- konstellationen, diejenigen sind, die lich 7% aus Familien mit einem hohen eine Betreuung benötigten und auch Bildungsindex. im Rahmens des EU.KITA – Projektes detektiert und begleitet wurden. Interessant ist, dass insgesamt zwar ¾ Kinder, die bei der Einschulung auffäl- der Kinder im EU.KITA – Projekt bei lige Befunde in schulrelevanten Ent- beiden Elternteilen aufwachsen bzw. wicklungsbereichen zeigten, wurden der Mutter mit ihrem Partner und ca. mehr als doppelt so häufig im Rahmen 20% bei einem alleinerziehenden El- von EU.KITA begleitet, wie Kinder mit ternteil, der Rest bei Großeltern, Adop- Normalbefunden. Zudem wurden über tiveltern oder im Heim. Bezogen auf 70% der im Rahmen des EU.KITA – die Familiensituation aller Einschüler Projektes empfohlenen Maßnahmen und Einschülerinnen zeigt sich aber, umgesetzt. dass Kinder, die bei beiden Elternteilen Schlussfolgern lässt sich, dass die im bzw. der Mutter mit ihrem Partner auf- EU.KITA-Projekt wachsen zu 10% von EU.KITA betreut genau die Kinder sind, die nach den wurden, Kinder, die bei alleinerziehen- Zielvorstellung auch erreicht werden den Elternteilen aufwachsen zu 18% sollten. begleiteten Kinder und die in Fremd-betreuung aufwachsen zu ca. 21%. Zusammenfassend lässt sich aus den Ergebnissen folgern, dass der hohe Anteil der Kinder aus bildungsfernen 16