Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Verwaltungsergänzung (Anlage zur Z 7/D 72/2012)

Daten

Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
7,9 MB
Datum
09.10.2013
Erstellt
11.06.13, 12:01
Aktualisiert
11.06.13, 12:01

Inhalt der Datei

Bezirksregierung Köln Bezirksregierung Köln, 50606 Köln Datum: 17.05.2013 GEGEN Seite 1 von 2 EMPFANGSBEKENNTNIS~_ _ _ _ _ _~ Kreis Euskirchen Der Landrat Jülicher Ring 32 Kreis Euskirchen 53879 Euskirchen Aktenzeichen: 35.4.14-46.29 23. MAI 2013 " .,. ," . ... -'\ Auskunft erteilt: Frau Buggert sophie.buggert@bezreg­ koeln.nrw.de Verfahren zur Eintragung von Denkmälern in die Denkmalliste hier: Bodendenkmal "Ordensburg Vogelsang" Gemarkung Dreiborn Flur 66, Flurstücke 4,5,6,7,8,9, 10, 11 (teilw.), 12, 13, 14 (teilw.), 15, 16, 17, 18, 19,20,21,22,24 (teilw.), 25 (teilw.), 28 (teilw.) Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.) Stadt Schleiden Zimmer: H 405 Telefon: (0221) 147 - 2764 Fax: (0221) 147 -2615 Zeughausstraße 2-10, 50667 Köln OB bis Köln Hbf, U-Bahn 3,4,5,16,18 bis Appellhofplatz Besuchereingang (Hauptpforte): Anlagen: 1 Gutachten mit Lageplänen Sehr geehrte Damen und Herren, Zeughausstr. 8 Telefonische Sprechzeiten: mo. - do.: 8:30 - 15:00 Uhr Besuchertag: es ist beabsichtigt, das o. a. Denkmal in die Denkmalliste der Stadt donnerstags: 8:30 -15:00 Uhr Schieiden einzutragen. Dazu wurde bereits eine erste Anhörung mit (weitere Termine nach Verein­ barung) Datum vom 11.09.2012 durchgeführt. Dabei war jedoch das beigefügte Landeskasse DOsseidorf: Bodendenkmalblatt fehlerhaft (Nummerierung des Textes stimmte nicht Helaba BLZ 300 500 00, mit der des Lageplans überein), weshalb nun eine erneute Anhörung mit dem korrigierten Bodendenkmalblatt durchgeführt wird. Kontonummer 965 60 IBAN: DE34300500000000096560 Ble: WELADEDD Den Umfang und die Begründung der Denkmaleigenschaft entnehmen Sie bitte dem beigefügten Gutachten und den Lageplänen. Hauptsitz: Zeughausstr. 2-10.50667 Köln Ich teile Ihnen die Absicht mit und weise darauf hin, dass dieses Schrei­ ben zugleich der Anhörung gemäß § 28 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG NW) dient. Telefon: (0221) 147 - 0 Fax: (0221) 147 -3185 poststelle@brk.nrw.de www.bezreg-koeln.nrw.de lt Landschaftsverband Rheinland LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland BodendenkmalblaU: EU 294 Gemeinde: Schleiden Kreis: Euskirchen Kennziffer: 366036 Reg.Bez.: Köln Lage, r/h 25.31 387 - 25.32 111 56.04804 - 56.06 154 Bodendenkmal NS-Ordensburg Zeitstellung 1934 - 1944 Ortsarch iv-N r. 0248007 Bearbeiter W. Wegener DGKS: Ortsteil: DGK 5: (siehe unten) TK 25: 5404 Datum: 28 .10.2009 25.30/56.04; 25 .30/56.06; 25.32/56.04 Kataster: (Gemarkung; Flur; Flurstück) Dreiborn; 7·, 1191 * , 1192* . Dreiborn; 8·, 1364 * . Sachstand der Flurkarte Oktober 2008, die Flurstücke * sind in Teilbereichen betroffen, Karte 2 . Eigentümer / Pächter: Die Eigentümer der genannten Flurstücke wurden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland nicht erm ittelt. Ist der Bund oder das Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümer oder Nutzungsberechtigter betroffen, entscheidet über das Eintragungsverfahren anstelle der Unteren Denkmalbehörde die Bezirksregierung (§ 21 Abs . 4 DSchG NW i .V.m. § 4 DLV). Dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland ist darüber Meldung zu machen. Denkmalbeschreibung : Südlich der Rurtalsperre und 2,6 km nördlich des Ortsteils Morsbach liegt auf einem Gelände­ sporn der Dreiborner Hochfläche die ehemalige nationalsozialistische Ordensburg Vogelsang . In dieser Anlage, an der seit 1934 bis 1940 gebaut wurde, sollte zur "weltanschaulichen Schulung" (SE, S. 11) der Führungsnachwuchs der NSDAP erzogen werden. Vogelsang steht in einer Reihe mit den anderen bei den Ordensburgen Crössinsee (Pommern, heute Polen) und Sonthofen (Bayern), die aber aufgrund des Zweiten Weltkrieges nie fertiggestellt werden konn­ ten. Nach dem Krieg wurde die Anlage Teil eines Truppenübungsplatzes, zunächst für die eng­ 2 lischen Streitkräfte und später für das belgische Militär. Mit dem Abzug der belgischen Streit­ kräfte am 31.12.2005 gelangte Vogelsang in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland und das Landes Nordrhein-Westfalen und liegt heute innerhalb des Nationalparks Eifel. Abb, 1 Model der Ordensburg von C. Klotz, November 1937, Blick von Süden Baugeschichte : Mit der Planung der Ordensburgen in Crössinsee und Vogelsang wurde der Kölner Architekt Clemens Klotz beauftragt. Die Ordensburgen stehen als Architekturkulisse "für die Inszenie­ rung des von Ley propagierten Gedankens der ,Partei als Orden' .. " die Clemens Klotz in Vogel­ sang gebaut und geplant und Willy Meiler mit seiner Bauplastik bestückt hat" (SE, S. 9). Von Beginn der ersten Planungen 1933 an und deren erster Umsetzung 1934 bis zum endgültigen Baustopp 1941 gab es immer wieder Veränderungen in der Planung, die sich nachhaltig auch auf die Baustruktur auswirkte, wie R. Schmitz-Ehmke in ihrer Inventarisationsarbeit zur Denk­ malaufnahme nachgewiesen hat. Zwischen 1934 und 1941 lassen sich mindestens drei Bauphasen fassen (Karte 3.2.): 1. Bauphase von der Grundsteinlegung am 15.03.1934 bis zur Einweihung am 02.05.1936, 2. Bauphase vom Sommer 1936 bis Sommer 1937 3. Bauphase vom Herbst 1937 bis zur Einstellung der Arbeiten im April 1941. In der 1. Bauphase erfolgte der Bau der Anlagen um das Gemeinschaftshaus (Karte 3.1, A), dem späteren Adlerhof mit den zehn Kameradschaftshäusern (Karte 3 .1, B), der Thingstätte (Karte 3.1, ·C) und dem Sportplatz (Karte 3.1, D). Im 2. Bauabschnitt wurde der Südwestflügel (Karte 3.1, E) mit der Burgschänke fertiggestellt (September 1936), bis Mai 1937 vier weitere Kameradschaftshäuser (Hundertschaftshäuser) an der Westseite (Karte 3.1, F), die Turn- und Schwimmhalle mit Vorplatz (Karte 3.1, G), Wachgebäude am Eingangskomplex (Karte 3.1, H) an der Südseite mit Postamt und Kraftfahr­ zeughof (Karte 3.1, I) sowie das Haus für weibliche Angestellte (Karte 3.1, J) an der Ostseite. Weiter geplant waren zu diesem Zeitpunkt das Haus des Wissens (Karte 3 .1, K), der Südost­ flügel am Adlerhof (Karte 3.1, L), ein Dorf mit 60 Wohneinheiten (Karte 3.1, M) für Lehrer und 3 Angestellte und deren Familien an der Ostseite. Am Eingangskomplex sollten ein Westflügel mit Exerzierhalle sowie der Sonnenwendplatz (Karte 3.1,0) nordöstlich des Adlerhofes entste­ hen. J,. Abb. 2 Standorte zerstörter Ka meradschaftshäuser Ansicht Kameradschaftshäuser von Osten Der 3. Bauabschnitt konzentrierte sich auf verschiedene Änderungen im Bereich Adlerhof, der Errichtung von festen Tribünen an der Thingstätte, den Bau einer Rampe mit Podest und Trep­ pe (Karte 3.1, R) zwischen den Hundertschaftshäusern und vor allem dem Ausbau auf dem Plateau mit dem Haus des Wissens und dem Haus des Sports an der Westseite. Des Weiteren umfasste der 3. Bauabschnitt die Errichtung eines Eingangshofes mit zwei Rechtecktürmen im Eingangsereich. Hinzu kamen der Ausbau eines Flughafens beim Walberhof und der Bau des Dorfes Vogelsang westlich der Ordensburg und unterhalb des Dorfes Wollseifen (BD EU 272) hinzu. Weiter geplant war ein KdF-Hotel mit 2000 Betten (Abb. 1). Im April 1938 waren die Veränderungen im Adlerhof und der Turn- und Schwimmhalle fertig­ gesteIlt sowie der Sonnenwendplatz. Bis 1939 waren die monumentalen Vorbauten am Ein­ gangshof mit den Reliefs von Meiler (Karte 3.1, N) fertig gestellt sowie zwei Luftschutzkeller (Karte 3.1, Q) im Nord- und Westhang. Begonnen hatten die Arbeiten beim Haus des Wissens und beim Haus des Sports (Karte 3.1, S), teilweise waren die Fundamente gesetzt und die Wände des Nordtrakts aufgemauert. Dazu gehörten umfangreiche Erdarbeiten an der Westsei­ te für die geplanten Sportstätten (Karte 3.1, P) und auch an der Ostseite für weitere Bauten. Während der einzelnen Bauphasen kam es zur Errichtung einzelner kleiner Gebäude oder Baracken, z.B. östlich und südlich des Hauses für die weiblichen Angestellten und weitere Plätze wie die Seebühne und technische Anlagen (Traffostation, Heinzanlage und Wasserhoch­ behälter auf dem Herlingsberg), die bisher weniger dokumentiert sind. 4 Durch die belgischen Streitkräfte wurden einzelne Gebäude hinzugefügt wie die Kaserne Van Dooren, das Kino oder die Tankstelle. Auch an der Ostseite entstanden einzelne Bauten bzw. wurden Bereiche umgestaltet. Abb. 3 Blick von der Turn- und Schwimmhalle auf die Thingstätte, Terrasse und Adlerhof Archäologische Situation und Befunderwartung: Bei einer intensiven Geländeaufnahme im Oktober 2009 konnten zahlreiche bodendenkmal­ pflegerisch relevante Flächen und Befunde dokumentiert werden, die sich auf das gesamte Areal der Ordensburg Vogelsang beziehen. Diese Flächen und Befunde stehen im direkten Zu­ sammenhang mit der Bauausführung und den geänderten Planungen des Architekten Clemens Klotz. Direkt südlich des Urftstausees, am nördlichen Punkt der Ordensburg liegen unterhalb der Schwimm- und Turnhalle in einem Waldbereich die Reste der Seeterrassen (Karte 3.1, 1). Er­ halten hat sich ein Plateau mit Resten von Natursteinmauern (Abb. 11). An der Ostseite existiert ein alter Kanalschacht und an der Westseite weitere Mauerreste, die bis zum Sport­ platz reichen sowie Geländeveränderungen durch die damaligen Baumaßnahmen. Im Bereich der Thingstätte und den südlich anschließenden Terrassen (Karte 3.1,2) hat es mehrere Umplanungen und Druchführungen gegeben mit immer stärkerer Befestigung der einzelnen Terrassen (Abb. 3). Hier haben sich im Erdreich mit an Sicherheit grenzender Wahr­ scheinlichkeit Reste der älteren Strukturen in Form von Bodenverfärbungen und Stein­ setzungen erhalten. Vergleichbares gilt für den Bereich des Sonnenwendplatzes (Karte 3.1, 3), der ehemals auch befestigt und mit Treppen und Zuwegungen angelegt war, die heute überer­ det und mit Gras bewachsen sind (Abb. 5). Im Bereich der Kameradschaftshäuser sind durch Luftangriffe 1944/45 zwei Gebäude zerstört worden (Karte 3.1, 4), die nicht wieder aufgebaut wurden. Hier sind die Fundamente und Teile 5 der Versorgungsleitungen im Erdreich erhalten (Abb. 2). Ebenfalls durch Kriegseinwirkungen zerstört und nicht wieder aufgebaut ist der Ostflügel (Karte 3.1, 5) des Gemeinschaftshauses (Adlerhof). Bei Baumaßahmen im Juli/August 2012 konnten hier Fundament- und Quermauern erfasst werden sowie Teile der Versorgungseinrichtungen . Zu den besonderen Funden gehörte der Steinkörper der zweiten Adlerplastik vom Innenhof. Weitere Mauerreste, Treppenansätze und alte Wegestrukturen finden sich an der Westseite bei den Hundertschaftshäusern (Karte 3.1,6). Südlich davon soll es einen Stollen geben, in dem 1941 Geräte und Material aus der Ordensburg vergraben wurden (Karte 3.1, 7). Abb. 4 Alliierte Luftbi/daufnahme der Ordensburg Vage/sang, Juni 1944 Westlich der van Dooren Kaserne und nördlich des Lichtspieltheaters stand auf einer leichten Anhöhe eine Trafostation, von der heute noch einzelne Bautrümmer im Gelände (Abb. 8) ver­ streut herum liegen (Karte 3.1, 8) sowie einzelne Baracken. Neben den Trümmerteilen ist ein Graben erhalten, der vielleicht im Zusammenhang mit dem südlich gelegenen großen KanaI­ graben entstanden ist (Karte 3.1,9). 6 Entlang der Westseite haben bis 1941 umfangreiche Erdarbeiten für die Sportanlagen stattge­ funden, die aber nicht zu Fertigstellung gelangten. Dabei handelt es sich um die Baugrube des geplanten Stadions (Karte 3.1, 10). An der Westseite befindet sich aufgeschüttetes Material aus dem Ostteil. Von der Mitte der Baugrube nach Süden ist die Trasse für den Abtransport von Gestein noch erhalten (Abb. 6) . An der Ostseite, dem tiefsten Teil der Stadiongrube, sammelte sich zunächst Grundwasser. Diese Seen nutzten die belgischen Streitkräften als Schlemmteiche beim Säubern ihrer Panzerfahrzeuge. Abb. 5 Sonnenwendplatz mit Fackelträger und verschütteter Treppe An der Ostseite entstanden neben dem "Haus für weibliche Mitarbeiter" noch weitere Gebäude, die auf der alliierten Luftbildkarte von 1944 gut zu erkennen sind (Abb. 4). Es handelt sich zu­ nächst um drei Gebäude oder Baracken die sich halbkreisförmig an der Ostseite gruppierten (Karte 3.1, 11). Weitere Gebäude (Karte 3.1,12), Keller und "Kasematten" entstanden zwi­ schen dem Haus für weibliche Angestellte und dem Kraftfahrzeughof (Karte 3.1,13). Gerade die Keller wurden später von belgischen Streitkräften überbaut und mit Lagerhallen versehen (Abb. 7). 7 Südöstlich des Eingangshofes und dem Turm mit dem Reiterrelief "Gerüsteter Krieger" von W. Meiler standen mehrere Gebäude und Baracken der ausführenden Baufirmen (Karte 3.1, 14). In einem Waldstück sind bis heute Reste dieser Bauten erhalten. Es finden sich Grundrisse, Mauerreste und betonierte Teile (Abb. 10). Südwestlich des westlichen Rechteckturms findet sich weitgehend mit Erdreichreich bedeckt und von Gras überwuchert im Hang der Treppenaufgang zum ersten Sportplatz (Karte 3.1, 14 ). Abb. 6 Baugrube Stadion heute von Nordwesten Neben diesen benannten Relikten gibt es noch weitere Bereiche, in denen Erdeingriffe und Fundamentierungen standgefunden haben. Hier sind der heutige Bereich des Lichtspieltheaters und die südlich an die Van Dooren Kaserne anschließende Fläche (Abb. 4), als Teil des monu­ mentalen Haus des Wissens zu nennen (Karte 3.1, 15). Weiterhin sind bis zur Stilllegung der Baustelle Anfang 1941 noch umfangreiche Terrassierungen, Treppenanlagen und Bastionen angelegt worden. Gerade diese Bereiche sind während der Zeit als belgischer Standort planiert, überbaut und auch mit neuen Gebäuden oder Hallen versehen worden. Neben den fassbaren Wüstungsbereichen wie den Seeterrassen, zwei Kameradschaftshäusern und dem Ostflügel des Adlerhofes sind es vor allem Bereiche an der West-und Ostseite und südlich des Plateaus der Van Dooren Kaserne, wo archäologische Hinterlassenschaften nach­ gewiesen oder nach dem derzeitigen Kenntnisstand mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­ lichkeit materielle Hinterlassenschaften wie Mauern, Ausbruchgruben, Anlagen der Infrastruk­ tur, Bauelemente, Bodenverfärbungen und Einzelfunde zu erwarten sind. 8 Historische Grundlagen l"1it dem ersten Spatenstich am 15.03.1934 begannen die Bauarbeiten an der Ordensburg Vo­ gelsang, die mit Unterbrechungen ab Kriegsbeginn im September 1939 bis April 1941 andauer­ ten. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes und der Einweihung am 02.05.1936 zogen 500 Junker zum ersten Lehrgang ein. Im Sommer 1938 waren auf der Ordensburg auch Arbei­ ter des Reichsarbeitsdienstes untergebracht, die an den Westbefestigungen arbeiteten. Mit Kriegsbeginn am ersten September gingen die Junker zurück in ihre Heimatorte und Einheiten der Wehrmacht zogen ein. Während des Angriffs auf Frankreich und Belgien im Mai 1940 war in der Ordensburg ein Divisionsgefechtsstand untergebracht. Während des Krieges blieben der Burgkommandant Dietel und seine Mitarbeiter in Vogelsang. In den Kameradschaftshäusern waren ab 1941 Schüler der Adolf-Hitler-Schulen aus den Gauen Franken, Koblenz - Trier und Saar - Pfalz untergebracht bis zur Evakuierung Anfang Oktober 1944. Auch das Haus für weib­ liche Angestellte, seit Dezember 1938 als Krankenhaus umgebaut, bekam 1943 eine neue Nut­ zung, in dem hier schwangere Frauen aus dem bombardierten Köln unterkamen und ihre Kin­ der zur Welt brachten. Weiterhin dienten die Räumlichkeiten der Ordensburg 1943/44 als Laza­ rett. . •< .' Abb. 7 Außenwand Kasematten mit Stein verblendung an der Ostseite Im August 1944 waren wieder Bautrupps in Vogelsang untergebracht, die den Westwall erneut verteidigungsfähig machen sollten. Mit dem Angriff amerikanischer Truppen im Januar 1945 auf die Rurtalsperren erfolgte dann die Räumung der Ortschaft Wollseifen und der Ordensburg. Am 04.02.1945 fanden letzte Kämpfe deutscher Truppen in Wollseifen statt, danach mar­ schierte das 47. Infanterie Regiment der 9. US-Division kampflos in die Ordensburg ein. Nach Ende des Krieges standen die Gebäude leer, so dass sich die zurückkehrende Bevölkerung alles brauchbare Material aus der Ordensburg holte. Seit 1946 nutzten zunächst englische Truppen 9 das Gelände als Truppenübungsplatz und ab dem 01.04.1950 die belgischen Streitkräfte, die den Standort zum 31.12.2005 verließen. Denkmalrechtliche Begründung: Die ehemalige nationalsozialistische Ordensburg Vogelsang ist zunächst ein Baudenkmal natio­ nalsozialistischer Architektur und eng verbunden mit den politischen Idealen einer menschen­ verachtenden Ideologie. Ausdruck findet diese Ideologie nicht nur in politischen und militärischen Exzessen, sondern auch in einer an Größenwahn erinnernden Monumentalität ihrer Bauten. Neben bekannten Parteibauten in Nürnberg und Berlin waren es die Ordensbur­ gen zur Ausbildung des Parteinachwuchses, die, wie in Vogelsang sichtbar, während ihrer Bau­ zeit immer wieder umgeplant und in ihren Dimensionen immer größer wurden. Als AlleinsteI­ lungsmerkmal steht Vogelsang für den Bau nationalsozialistischer Parteischulen in dieser Form. Reste heute nicht mehr vorhandener Bauten oder die Fundamente einzelner Bauabschnitte, die nicht mehr zur Ausführung kamen sowie Standorte einfacher Baracken sind Teil des Boden­ denkmals "NS-Ordensburg Vogelsang". Wie archäologische Untersuchungen im Bereich des Adlerhofes und der Redoute gezeigt haben, ist das vorhandene Bodenarchiv gut erhalten und ist im Zusammenhang mit der baulichen und schriftlichen Überlieferung ein wichtige Quelle und Zeugnis zur Baugeschichte von Vogelsang. Abb. 8 Baureste der Trafostation 10 Die "NS-Ordensburg Vogelsang" gehört zu den Denkmälern aus unserer unmittelbaren Ver­ gangenheit. Sie ist bedeutend für die Geschichte Nordrhein-Westfalens, denn sie dokumentiert das Leben vieler Menschen in einer Epoche der Zeitgeschichte, die von ihrer besonderen politi­ schen Entwicklung geprägt war. Sie ist Teil eines Abschnittes der Sozial- und Wirtschaftsge­ schichte der Eifelregion und war eingebunden in den Bau des Westwalles, während der Kriegs ­ zeit als Unterkunft für Schulen, schwangere Frauen, als Lazarett und Standort für militärische Einheiten. Am Schutz und Erhalt der Ordensburg besteht aus wissenschaftlichen, im Besonde­ ren aus baugeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Schutzbereich Der Schutzbereich umfasst von l\Jorden nach Süden die ehemaligen Seeterrassen, Kamerad­ schaftshäuser, den "Adlerhof" bis hin zur Wache und den Eingangshof, von Westen nach Osten die terrassierten Flächen vom Haldenfuß an und die Baugrube des Stadions. Literatur/Quellen: R. Schmitz-Ehmke, Die Ordensburg Vogelsang. Architektur - Bauplastik - Ausstattung. Ar­ beitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, Köln, 2003 2 (zitiert, SE) . Abb. 9 Freigelegte Mauerreste auf dem Ostflügel des Adlerhofes, August 2012 (Foto: G. Schmitz) 11 Abb. 10 Abb. 11 Mauerreste der Baufirmenunterkünfte Fundamentreste der Seeterrasse Bodendenkmal EU 294 IJ. t ,0 ('0 Q. Q Q <;I .., Q ~ I I • I " j. Q , ,I I ~ 0. 10 Q. ,lA " I I I I ". , I Cl 0. 0. . 'B.l. ~~ Q. ~.. 1)' Q. "- ? n 1)" I) 0. H)O 2fJO Meter Karte 1 Auszug aus der Deutschen Grundkarte Maßstab 1 : 7000 Stand: 08/201 2 Diese Kalie ist urheberrechtlich geschützt Vervielfältigung nur mit Erlaubni s des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Als Vervielfältigung gelten z.B. Nachdruck, Photokopie, Mikroverfilmung, Digitalisieren, Scannen sowie Speicherung auf Datenträgern [t:i:l:Ii] Schutzbereich LVR . Qualität für Mensc hen LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinlamd Abteilung 3000/Archiv Tel. : 0228/9834- ~' 82 bodendenkmalpflege@lvr.de - "'-- - _. ­ .. ",,- . . / • • / .' - r I ! I \ 'w. - \ ' . ,~---~ , .., '----- ') I / I , I I I ,, I / I ,, ( ,, I ( EU 294 Karte 2 \ F1v/l! Bodendenkmal EU 294 '2.. 0: . 0.. ry. (~ . <:'. Li 0 '2.. 0.. Q- Q. Q. Q" '.'.. 0. n '.~ Q. -l0 .' ',I.. r 0.. Ae verheld "" / " I} .. Q. c:"•• ~•. (I . n .~ i " 1 ,/ ... j /- ', . , / 1- /,; '>I r;·l;/' ./// /I j;,' ,7.:/ . .I !;;" :.. ~~~'tt.. Bau p hase n ~ l1li l1li Karte 3.2 Schutzbereich 15.03.1934 - S ommer 1936 Novem ber 1936 - 01 .05.1937 Juni 1937 - Juli 1939 Diese Karte ist urheberrechtlicll geschützt Vervielfilltigung nur mit Erlaubnis des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Als Vervielf3ltigung gelten ;:.8. Nachdruck, PhotokopIe, Mikroverfilmung, Digitalisieren, ~cannen sowie Speicherung auf Datenlragem LVR-Arnt fOr Bodendenkmalpflege Im Ril einiarnd Abteilung 30001i,rchiv TeL. 0228J9834-182 t;lodendenkmalpfle e@lvr.de '!. n Qn ". ,. ~, " Q. Q. ~.0. Q, t ,, L L Q.. 1, .\ I" , ~ '," , :~ ~. " Q, I hlwhOl.rntl ~" . Q, t 'A I I Q Q. Q, '.~. .:- Q" ~.. , Q.. ~ Q, t , " ~, , (~L Q, Q.. l. 1., ,," ~ ," :'I .,.~., 9, .- ~ n " " .. -= I " 1/" '/ " :\00.1 ' ,./ /, . '.~ .,:/ '·i;;"' !) / , ., "I.', '.,l, J o VeMelfalligung nur mit Erlaubnis des L~fOr Bodendenkmalpflege im RtIeWIIand Als VeMelfaltigung gelten ;:,8 . Nachdruck PhotOkopie, Mikroverfilmung, Digitalisiere~ , Scannen sowie Speicherung auf Datenträgern [:;"':'lJ Schutzbereich Auszug aus der Deutschen Gn,ndkarte Maßstab 1 : 4500 Stand: 08/201 2 A 1 zoo ~~;;;;;;.w.-=~ Meter '. Diese Karte ist urheberrechtlich geschützt -"~L"' -J _' , " Baubereiche Archäologis ch relevante Zonen LVR-Amt Karte 3.1 r'-'r Bod ndenkmaipfleCl6 Im Rhemlamd 3000/Archiv T~~ , n"2 ,/9834-182 , 1"lId nl" lofleas(a\11Ir • UJ)IP ,hIJ1Q Jp Bezirksregierung Köln .' Wenn Sie sich im Rahmen der Anhörung äußern möchten, so bitte ich dies bis zum 31.07.2013 zu tun. Falls Sie sich bis zu diesem Termin nicht geäußert haben, werde ich die Eintragung in die Denkmalliste veranlassen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Bundesforst, die Stand­ ortenwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH, vogelsang ip, das Deut­ sche Rote Kreuz, der Schwimm- und Sprtverein Vogelsang e.V., das Nationalparkforstamt Eifel sowie die Stadt Schleiden werden ebenfalls beteiligt. Die Untere Denkmalbehörde der Stadt Schleiden, das LVR-Amt für Denkmalpflege und Bodendenkmalpflege im Rheinland sowie das Minis­ terium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW erhalten eine Durchschrift des Schreibens. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag (3;u1~ (BuZid Datum: 17.05.2013 Seite 2 von 2 Gutachten zum Denkmalwert der ehemaligen Ordensburg Vogelsang und des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Camp Vogelsang“ gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Vogelsang Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, F1ur66, Flurstücke 3,4,5,6,7,8,9, 10, 11, 12, 13, 14,15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 25, 28(teilw.) Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, Flur 16, Flurstück 686 (teilw.) Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.) Inhalt Umfang und Bestandteile des Flächendenkmals 4 Ehemalige Ordensburg Vogelsang 4 Geschichte 4 Baugeschichte 7 Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals 10 Umfang des Denkmals: Inhaltliche Bestimmung 10 Umfang des Denkmals: Räumliche Ausdehnung 11 Bauten und Anlagen des Dritten Reiches 12 1. Zufahrt 13 2. Eingangsbereich/seit 1950: ~Malakoff 14 3. Kraftfahrzeughof 15 4. Kasematten 16 5. Haus des Wissens (Festsaal): Sockelgeschoss und Außenwände 17 6. Gemeinschaftshaus 17 a) Adleitiof 18 b) Westflügel 19 c) Ostflügel 20 d) Burgschänke 22 7. Appellplatz 24 8. Kameradschaftshäuser 24 9. Hundertschaftshäuser 25 10. „Thingplatz“ 26 — die Feierstätte 11.Sportanlagen 27 a) Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief 27 b) Schwimmbad und Turnhalle 28 12. Aussichtsbastion zum See 28 13. Sonnenwendplatz 29 14. Haus für weibliche Angestellte 1 seit 1950: „Redoute“ 29 15. Offiziersunterkunft 30 16. Baugrube des Stadions 30 17. Schießstand 30 Außenanlagen 30 Pumpenstation und Pumpenwärterhaus im Sauerbachtal 31 Nachkriegsbauten 31 1. Tankstelle 31 2 2. Kino 32 3. Kaseme „Van Dooren“ 33 4. Offiziersunterkunft 34 5. Panzerwaschanlage und dazugehörige Abwasserreinigungsaniage 34 6. Barackeniager ‚De Scheide“ 34 7. Munitionslager 34 8. Schießstand 35 9. Wachhäuschen am Beginn der Zufahrt 35 Wüstung WoHseifen 35 Geschichte 35 Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals 37 Vorkriegsbauten 38 1. Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus 39 2. Wegekapeile 40 3. Schule 40 4. Transformatorenhaus 40 Nachkriegsbauten 41 1. Phase 1 (vor 1970): Übungshäuser und Hausattrappen 41 2. Phase 2 (nach 1970): Übungshäuser 41 3. Phase 3(1981-1990): Übungshäuser 42 Begründung der Denkmaleigenschaft 43 Bedeutung für die Geschichte des Menschen 43 Wissenschaftliche Gründe 44 Politik- und militärgeschichtliche Gründe 44 Regionalgeschichtliche Gründe 48 Architekturgeschichtliche Gründe 51 Verwendete Literatur 57 Verwendete Eintragungstexte und Gutachten 57 Anhang: Lagepläne 59 Gesamtumfang des Flächendenkmals 59 Teilbereich „Ehemalige Ordensburg Vogelsang“ 60 Teilbereich „Wüstung WoNseifen“ 63 Umfang und Bestandteile des Flächendenkmals Das Flächendenkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübur~s platz Camp Vogelsang“ umfasst die sich überlagernden Anlagen der ehemaligen nationalso zialistischen Ordensburg Vogelsang aus den 1930er Jahren auf einem Höhenzug oberhalb des Urftstausees sowie des 1946 gegründeten ehemaligen Truppenübungsplatzes Camp Vogelsang auf der Dreiborner Hochfläche. Das Denkmal besteht aus zwei räumlich getrenn ten, inhaltlich jedoch eng zusammenhängenden Teilbereichen: • Die ehemalige Ordensburg Vogelsang mit dem Gebäudebestand und den Außenanlagen aus den 1930er Jahren sowie den baulichen Erweiterungen aus der Nachkriegszeit, als der Gebäudekomplex das logistische Zentrum des Truppenübur9splatzes wurde. • Das ehemalige Dorf Wollseifen, das mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes 1946 geräumt, in den kommenden Jahren nahezu vollkommen zerstört und mit Übungshäu sern für das Training der NATO-Streitkräfte überbaut wurde. Im Folgenden werden beide Teilgebiete genauer beschrieben. Lage und Umfang des Flä chendenkmals sind den im Anhang beigefügten Karten zu entnehmen. Ehemalige Ordensburg Vogelsang Geschichte Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang gehört zu den drei nationalsozialistischen Schu Iungsstätten, die der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr. Robert Ley, der zugleich Reichschulungsleiter der Partei und Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF) war, 1934 zunächst ohne speziellen Bildungsauftrag für die DAF errichten ließ und für die er im Spät herbst 1935 die Zweckbestimmung als Ordensburgen, das heißt als Bildungsstätten des politischen Führernachwuchses der NSDAP, nachlieferte. Crössinsee, Vogelsang und Sont hofen wurden nun als Ordensburgen für je 1.000 Mann Belegschaft bestimmt. In einer insge samt dreijährigen Ausbildung sollten die Führungsanwärter, im Volksmund „Junker“ genannt jede von ihnen ein Jahr lang besuchen, wobei jede Ordensburg ein spezielles Schulungs programm und eine spezielle Sportausbildung anbieten sollte. Als Abschluss war ein sechs monatiger Lehrgang in Marienburg/Ostpreußen vorgesehen, der jedoch nie zustande kam, da die geplante Ordensburg dort nicht gebaut wurde. In Vogelsang sollte vor allem die ras sistische Philosophie des Nationalsozialismus gelehrt werden, während der sportliche Schwerpunkt auf dem Reitsport liegen sollte. In seiner Eigenschaft als Führer der DAF, aus deren Mitteln die Schulungsbauten finanziert wurden, vergab Ley den Bauauftrag für die Ordensburg Vogelsang an den Kölner Architek 4 ten Clemens Klotz (1886-1969). Klotz war wohl durch seine persönliche Bekanntschaft zu Ley bereits 1933 zum ~Beauftragten Architekten der Reichsleitung für die Errichtung der Schulungsbauten der NSDAP und der DAF“ ernannt worden und avancierte 1938 zum „Ver trauensarchitekten der DAF“. In der Zeit von 1933 bis 1941 war er verantwortlich für drei Großprojekte der DAF: seit 1934 für die Ordensburgen Vogelsang in der Eifel und Crössin see in Pommern und ab 1936 für das Kraft-durch-Freude-Seebad Prora auf Rügen. Mit der Gestaltung der Bauplastik für die Ordensburg Vogelsang wurde im Wesentlichen der Bildhauer Willy Meller (1887-1 974) beauftragt, der bereits seit den 1920er Jahren häufig für Clemens Klotz gearbeitet hatte. Der breiteren Öffentlichkeit war er vor allem als Schöpfer der monumentalen Figur einer Siegesgöttin für das Reichssportfeld in Berlin bekannt geworden. Teile der künstlerischen Ausstattung wurden darüber hinaus von den Malern Ernst Zoberbier (1893-1965), Peter Hecker (1884-1971) und Werner Peiner (1887-1984) entworfen und ausgeführt. Die Standortsuche für die Ordensburg Vogelsang sowie erste Planungen fallen bereits in das Jahr 1933. Zwischen 1934 und 1941 legte der Architekt Klotz zahlreiche Planungsvarianten für die Ordensburg Vogelsang vor, die immer größer und monumentaler wurden. Ging die Planung 1934 noch von einem vergleichsweise bescheidenen „Schulungslager“ am Nordhang über dem Urftsee aus, das lediglich das Gemeinschaftshaus, die Kameradschaftshäu ser, die Feierstätte und einen Sportplatz in den dann auch ausgeführten Dimensionen bein haltete, so zeigt das Modell von 1941 eine gewaltige, den gesamten Bergrücken einschließ lich der seitlichen Hänge einnehmende Anlage. Kernstück sollte das sogenannte Haus des Wissens werden, ein von einem monumentalen Turm bekrönter Schulungs- und Festbau von riesigen Dimensionen, der den heute vorhandenen Turm des Gemeinschaftsbaus bei weitem überragt hätte. Am westlichen Hang sollte sich das Haus des Sports mit einem Stadion von olympischen Ausmaßen anschließen, auf der östlichen Bergseite war ein Kraft-durchFreude-Hotel für 2.000 Gäste geplant. Zudem waren Pferdeställe und Reithallen im Bereich des Eingangskomplexes vorgesehen. All diese Bauten wurden nicht realisiert, woraus sich ersehen lässt, dass die fertig gestellten und heute vorhandenen baulichen Anlagen der Or densburg nur ein kleiner Teil dessen sind, was dort ursprünglich geplant war. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen mit dem ersten Spatenstich am 15. März 1934, Grundsteinlegung war am 22. September 1934. Die Gebäude der Ordensburg entstanden im Wesentlichen in zwei Hauptbauphasen: Der Kern der heutigen Anlage mit dem Gemein schaftshaus und dem Adlerhof sowie die darunter am Hang liegenden Kameradschaftshäu ser, die Feierstätte und der Sportplatz wurden ab 1934 errichtet und bereits am 2. Mai 1936 eingeweiht. Ohne zeitliche Verzögerung schloss sich eine zweite Bauphase bis 1938 an, in der das Schwimmbad, die Turnhalle, der Sonnenwendplatz, die Hundertschaftshäuser, die Burgschänke, das Haus für weibliche Angestellte und der Eingangsbereich ausgeführt wur 5 den. Danach entstanden bis zur endgültigen Einstellung der Bauarbeiten im Sommer 1941 nur noch unvollendete Rohbauten wie die Sockelmauern und Fundamente von Teilen des Hauses des Wissens, der Flugplatz Walberhof an der Auffahrt zu Vogelsang oder das Dorf Vogelsang an einem Hang westlich der Ordensburg; für das geplante Stadion wurde lediglich die Baugrube ausgehoben. Wenngleich die geplanten Großbauten (Haus des Wissens, Haus des Sports, Stadion, KdF-Hotel) nicht mehr zur Ausführung kamen, so wurden doch bereits große Teile des Bergrückens und seiner Hänge terrassiert und für die Bauarbeiten vorberei tet. Diese Eingriffe sind im Bodenrelief in weiten Teilen des Geländes noch heute ablesbar. Die Bauarbeiten vor Ort leitete vom 15. Mai 1934 bis zum 31. Oktober 1937 der in Köln geborene und an der RWTH Aachen ausgebildete Architekt Karl Friedrich Liebermann. Nach seiner Berufung als Leiter der Großbaustelle des Deutschen Stadions auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände im Herbst 1937 trat zum 1. Januar 1938 der Bauleiter Fr. Hähnlein seine Nachfolge bis zur Einstellung der Bauarbeiten im Jahr 1941 an. Ausführende Firmen waren die Philipp Holzmann AG, die damals zu den größten deutschen Baufirmen zählte und hauptsächlich Erd- und Betonarbeiten ausführte, und die Aachener Baufirma Derichs u. Konertz. Die Zimmerarbeiten führte die Firma Heiderich aus Köln aus. Die Ordensburg wurde am 2. Mai 1936 für zunächst 500 Ordensjunker eröffnet. Aus diesem ersten Lehrgang wurde bis Juni 1937 das Stammpersonal für die drei Ordensburgen ausge wählt. Der erste reguläre Lehrgang begann auf Vogelsang erst am 1. Juni 1937, ein zweiter folgte 1938. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wurde der Lehrbe trieb eingestellt, die weiblichen Angestellten entlassen. In den beiden Jahrgängen 1937/38 und 1938/39 besuchten insgesamt ca. 800 Teilnehmer die Lehrgänge auf der Ordensburg, so dass die ursprünglich vorgesehene Anzahl von 500 bis 1.000 Junkern pro Lehrgang nicht ansatzweise erfüllt wurde. Bis zum Westfeldzug im Mai 1940 wurden die leerstehenden Gebäude mit Bautruppen be legt, die zum Ausbau des Westwalls und der „Luftverteidigungszone West“ herangezogen wurden. Die Wehrmacht selbst nutzte die Anlage als Truppenquartier im Rahmen des West feldzugs im Mai 1940. Von 1941 bis Oktober 1944 wurde die Ordensburg mit den Adolf-Hitler-Schulen der Gaue Franken, Koblenz-Trier und Saar-Pfalz belegt. Die Adolf-Hitler-Schulen waren 1937 als Vorschulen für die Ordensburgen gegründet und zunächst alle auf der Ordensburg Sontho fen untergebracht worden, mussten wegen der Raumnot dort ab 1941 jedoch auf verschie dene Standorte in den Gauen und die Ordensburgen Crössinsee und Vogelsang verteilt werden. Ab 1. Juni 1942 betrieb der Burgarzt im ehemaligen Haus für weibliche Angestellte zudem eine öffentliche Krankenanstalt mit 32 Bellen. Ab 1943 diente das Krankenhaus auch als Entbindungsstation, als schwangere Frauen aus Köln nach Vogelsang evakuiert wurden. Nach Hitlers Befehl vom 20.8.1944 zum Wiederaufbau des Westwalls rückten erneut Bau trupps in die Ordensburg ein. Ab Dezember 1944 wurden die Gebäude im Zuge der Arden nenoffensive wieder als Truppenquartier genutzt, im Januar 1945 diente Vogelsang darüber hinaus kurzzeitig als Feldlazarell. Am 4. Februar 1945 fiel Vogelsang kampflos an die amerikanischen Streitkräfte und wurde ab 1946 unter britische Verwaltung gestellt. Nach Kriegsende stand die Anlage zunächst fast ein Jahr leer und wurde von der notleidenden Bevölkerung der umliegenden Ortschaften geplündert. Noch Anfang des Jahres 1946 erwog die britische Militärregierung den Abbruch der Ordensburg, die als herausragendes Symbol des Nationalsozialismus gesehen wurde. Im September 1946 jedoch beschlagnahmten die Briten 42 Quadratkilometer Land rings um die ehemalige Ordensburg und bauten dieses zum Truppenübungsplatz aus. Die Bewohner der auf der Dreiborner Hochfläche gelegenen Dorfes Wollseifen wurden enteignet und muss ten ihr Dorf verlassen. Vogelsang selbst wurde von nun an als Kaseme des Truppenübungs platzes genutzt. Am 1. April 1950 übergaben die Briten die Verwaltung der „Training Area“ Vogelsang an die belgischen Streitkräfte. Seit 1956 stand das „Camp Vogelsang“ allen NORTHAG-Partnern zur Verfügung. Die NORTHAG (Heeresgruppe Nord) war ein Zusammenschluss von Heereskorps aus Großbri tannien, Belgien, den Niederlanden und Deutschland, die im Verteidigungsfall der NATO unterstellt werden sollten. Die militärische Nutzung endete am 31. Dezember 2005, die Lie genschaft wurde an die Bundesrepublik Deutschland ubergeben. Seit dem 1. Januar 2006 ist die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang für Besucher geöffnet. Baugeschichte 1934-1936 Am 1. März 1934 erfolgt der erste Spatenstich der Ordensburg Vogelsang, mit den eigentli chen Bauarbeiten wird im Juni desselben Jahres begonnen. Am 22. September 1934 wird die Grundsteinlegung gefeiert. Im ersten Bauabschnill werden bis zum Frühjahr 1936 die zentralen Teile der heute beste henden Anlage ausgeführt: das Gemeinschaftshaus mit Ost- und Westflügel sowie dem Adlerhof, die zehn Kameradschaftshäuser, die „Feierstätte“ und der Sportplatz. Auf Luftauf nahmen von 1936 ist auch der Schießstand zu erkennen. Am 2. Mai 1936 wird die Ordensburg eingeweiht. In einer zweiten Phase wird die Ordensburg bis 1938 für die Unterbringung von 1.000 Mann erweitert und repräsentativ ausgebaut: Als erstes Gebäude dieser Bauphase entsteht die Burgschänke, die bereits im September 1936 fertiggestellt wird. 1937 Bis Ende des Jahres werden das Tor- und Wachgebäude, der Kraftfahrzeughof, das Haus für weibliche Angestellte und vier Hundertschafishäuser errichtet. Im Mai wird der Adlerhof umgestaltet. 1938 Bis zum Sommer werden die Rampe mit Podest und Treppe am Westhang zwischen den Hundertschaftshäusern, der Sonnenwendplatz mit dem Feuermal sowie die Turn- und Schwimmhalle fertiggestellt. Im Frühjahr werden die Treppenanlage und die Tribünenwand des Sportplatzes umgestaltet, das Sportlerrelief von Willy Meller wird ausgeführt. Im Mai werden die Innenräume des Ost- und Südosfflügels des Adlerhofs zu repräsentativen Besprechungsräumen umgebaut. Ebenfalls ins Frühjahr fällt der Beginn der Geländearbeiten für den Flugplatz Walberhof, für das Stadion beim Haus des Sports und die monumentale Einfahrt vor dem Tor- und Wachgebäude sowie der Beginn der Fundamentierungsarbeiten für das Haus des Wissens und das Haus des Sports. Ende des Jahres wird das Erdgeschoss des Hauses für weibliche Angestellte zu einem Krankenrevier mit Bettenabteilung, Behandlungsräumen und Operationssaal im südlichen Seitenflügel umgebaut. 1939 Die Einfahrt vor dem Wachgebäude mit den beiden Seitenflügeln und den beiden durch Reiterreliefs geschmückten Flankentürmen wird fertiggestellt. Gleichzeitig werden in die Durchfahrt des Tor- und Wachgebäudes Säulen eingestellt. In Nord- und Westhang werden zwei Luftschutzkeller gebaut. 8 Der Flugplatz Walberhof wird am 15.7.1939 eingeweiht. Mit dem Bau der Siedlung Vogelsang, westlich der Ordensburg an einem Hang gelegen, wird begonnen. 1941 Im Frühjahr werden alle Bauarbeiten eingestellt. Anhand von Fotos des Fotografen Hugo Schmölz von 1941 und von Luftbildem der alliierten Streitkräfte aus dem Jahr 1945 lässt sich rekonstruieren, wie weit die Arbeiten bis zu diesem Zeitpunkt gediehen sind: So sind am Westhang die Terrassierungen für das Haus des Sports zu erkennen. Oberhalb des Adlerhofs sind die nördliche Hangmauer des Hauses des Wissens mit einer Höhe von etwa sechs Metern und mit dem mittleren Einschnitt für die geplante Monumentaltreppe zum Plateau sowie die inneren Fundamente zu erkennen, über denen nach dem Krieg die Kaseme „Van Dooren“ errichtet wurde. Ebenso sind die Grundmauem für den Hörsaal im Haus des Wis sens zu sehen, über denen 1950 das Kino gebaut wurde. Südwestlich des Eingangsbereichs sind in verschiedenen Höhen terrassenartige Aufschüttungen mit schmalen Treppenanlagen ausgeführt. Am Osthang ist nur die noch heute existierende Terrasse mit den darunter lie genden Kasematten zu erkennen. Das Dorf Vogelsang steht im Rohbau. 1944/45 im Zweiten Weltkrieg werden die Turnhalle, zwei Kameradschaftshäuser, zwei Trakte des Adlerhofs und der Ostflügel des Gemeinschaftshauses schwer beschädigt. 1946-1 950 Die beiden weitgehend zerstörten Kameradschaftshäuser sowie der beschädigte Süd- und Südostflügel des Adlerhofes werden abgebrochen, die Turnhalle instandgesetzt. Über dem Sockelgeschoss des Gemeinschaftshauses wird zunächst ein kleiner Kinosaal errichtet, nach 1950 wird an gleicher Stelle der Speisesaal rekonstruierend wieder aufgebaut. In der unmittelbaren Nachkriegszeit werden die ersten Bauten des Barackenlagers „De Scheide“ westlich der Zufahrt errichtet. 1950 Nach Übernahme der Anlage durch die belgischen Streitkräfte im April werden die Tankstelle und das Kino errichtet. 1951 Die Kaseme „Van Dooren“ wird über den Sockelmauem des Hauses des Wissens gebaut. 1950er Jahre Über bereits vorhandenen Grundmauern aus den 1930er Jahren wird die Offiziersunterkunft errichtet. Unterhalb des Barackenlagers „De Scheide“ wird ein Munitionslager errichtet. Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals Umfang des Denkmals: lnhalthche Bestimmung Die Ordensburg Voge sang ist eine flächenhafte, auf die topographischen Gegebenheiten bezogene Gesamtanlage. Die Anlage setzt sich zusammen aus Bauten, Wegen, Terrassie rungen, Freiflächen und aus den Bauten zugeordnetem Bewuchs. Die Bedeutung als Baudenkmal setzt sich aus zwei Zeitschichten zusammen: 1934 bis 1936 als nationalsozialistische Schulungsstätte errichtet, war die Anlage von 1955 bis 2005 Standort belgischer Truppen und zentraler Ort im NATO-Truppenübungsplatz Das Denkmal umschließt die baulichen Relikte der beiden Zeitschichten: Die Anlage der Ordensburg von 1934 bis 1945 besteht aus dem terrassierten Kopf des Bergrückens, der Erschließung und der Inszenierung der Gesamtanlage mit typischen An sichten und Blickverbindungen, konkret aus Bauten, Freiflächen, Wegesystem und Terras sierung des Berges und der Scheide. Sie war in der ursprünglichen Gestalt insgesamt eine in einem Guss errichtete ideologisch überhöhte Ausbildungsstätte, gleichzeitig aber auch Teil der Westwallbefestigung und der Luftverteidigungszone West (Flakzone), somit ein gebautes Dokument der nationalsozialistischen Zeit. Teil der Konzeption waren die Sicht von den benachbarten Hochflächen, Bergen und vom See auf die Burg und in umgekehrter Richtung der Panoramablick von der Ordensburg in den umgebenden Landschaftsraum. In der Zeit des Truppenübungsplatzes von 1946 bis 2005 wurde die Anlage weiter genutzt und durch bauliche Anlagen nach Süden bis zur Bundesstraße 8 266 erweitert. In dieser Zeit bildete das Camp Vogelsang das Kernstück des Truppenübungsplatzes am östlichen Rand. Die vorhandenen Bauten wurden erneut genutzt, bauhch instand gesetzt, geringfügig verän dert, wenige Bauten wurden neu errichtet und in die Gesamtanlage eingepasst. Die Scheide, die bereits in nationalsozialistischer Zeit terrassiert worden war, wurde nun mit Baracken bebaut. Umfang des Denkmals: Räumliche Ausdehnum Der Teil des Flächendenkmals, der im Bereich der Ordensburg Vogeisang liegt, umfasst im Wesentlichen den sich nach Nordosten zum Urfttal erstreckenden Bergsporn von der B 266 am Walberhof bis hin zum Wasserspiegel der Urfttalsperre. Der mit Erschheßungssystem, baulichen Anlagen, Abfangmauem und z. T. großräumigen Terrassierungen gestaltete Berg ist Teil der Gesamtanlage. Er ist von baulichen Maßnahmen der Burganlage durchwirkt, wird von der Burganlage bekrönt und mit weiter Fernwirkung in die Konzeption und Inszenierung der Ordensburg einbezogen. Die Festlegung des Denkmalumfangs erfolgte im Wesentlichen unter zwei Aspekten: 1 Das Denkmal umfasst die Teile des Höhenrückens, die in den beiden prägenden Phasen gestaltet und genutzt wurden. Bestandteil des Denkmals sind zum einen alle Bereiche des Bergsporns, in denen zur NS-Zeit nachweislich bauliche Aktivitäten und Eingriffe in die Topographie (z. B. Baugru be des Stadions, Terrassierungen der Scheide) im Zusammenhang mit der Errichtung der Ordensburg stattgefunden haben. Auch wenn nicht alle diese Flächen in den 1930er und 1940er Jahren bebaut wurden, so sind sie doch aussagekräftig für die monumenta len Dimensionen, welche die Ordensburg in ihren weiteren Ausbaustufen erhalten sollte, und die dahinter stehende nationalsozialistische Ideologie. Darüber hinaus umschließt das Denkmal die Erweiterungen aus belgischer Zeit, die sich über den Höhenrücken Richtung Walberhof ziehen und Teil der Infrastruktur des Trup penübungsplatzes waren. Die bereits in den 1930er Jahren terrassierte Scheide wurde in belgischer Zeit mit Baracken bebaut und war in die Organisation/Funktionstüchtigkeit von Camp Vogelsang einbezogen. Teil dieser Phase ist auch das westlich davon gelegene Munitionsdepot und ein Lagerplatz südlich der Scheide; die in belgischer Zeit trassierte und ausgebaute Panzerstraße führt am Zugang zu dem Gelände von der Erschließungs straße westlich um den Lagerplatz bis zur Scheide. Zum Denkmal gehören außerdem zwei räumlich getrennte Teilbereiche mit baulichen An lagen, die in ihren Ursprüngen auf die 1930er Jahre zurückgehen, nämlich der Schieß stand am Morsbach sowie das Pumpenwärterhaus im Sauerbachtal. 2. In das Denkmal einbezogen sind ferner alle Bereiche der Ordensburg, die von außen optisch erlebt werden. Ein wesentliches Charakteristikum der Ordensburg Vogelsang ist die Inszenierung der Gesamtanlage in der Landschaft, die auf große Fernwirkung hin an gelegt war. Noch heute ist der Bergsporn mit der bekrönenden Ordensburg eine „Land marke“, die von Westen, Norden und Osten aus weithin sichtbar ist. Während von den benachbarten Hochflächen im Westen und Osten vor allem der obere Teil des Berges mit seinem Geländeverlauf und der Silhouette der Gebäude wahrgenommen wird, wurde insbesondere der Nordhang zum Urftstausee über seine ganze Höhe in die gestalteri sche Konzeption der Ordensburg einbezogen. Das Zusammenspiel von Wasserfläche, unbebautem Hangfuß, Bebauung und gestalteten Außenanlagen im oberen Teil sowie bekrönendem Turm ist noch heute vom gegenüber liegenden Seeufer aus in ungestörter Form erlebbar, weshalb der gesamte Nordhang bis zur Wasserfläche Bestandteil des Denkmals ist. In diese Gesamtanlage sind bauliche Einzelelemente eingebettet, die sich den zwei prägen den Zeitschichten zuordnen lassen: Da sind zum einen die Bauwerke und Außenanlagen der ursprünglichen NS-Ordensburg, die im wesentlichen in der Zeit zwischen 1934 und 1939 entstanden sind und auf dem nach Norden hin abfallenden Gelände entlang einer Nord Südachse angeordnet sind. Der zweiten Bauphase zuzuordnen sind diejenigen baulichen Anlagen, die nach 1950 hauptsächlich durch die belgischen Streitkräfte errichtet wurden und Zeugniswert für die militärische Nutzung des ehemaligen NATO-Truppenübungsplatzes Vogelsang besitzen. Im Folgenden werden die denkmalwerten Einzelelemente deshalb nach diesen beiden Zeitschichten unterschieden. Denkmalwerte Einzelelemente: Bauten und Anlagen des Dritten Reiche& Alle Gebäude der 1930er Jahre sind über Betonfundamenten in zweischaligem Mauerwerk errichtet: Innenschale je nach Erfordernis aus Ziegel, Bimsstein oder Beton, Außenschale Bruchstein aus blauen und rötlich-gelben Grauwacken. Eine Ausnahme bildet das ehemalige Haus für weibliche Angestellte (heute Redoute), das aus verputztem Ziegelmauerwerk über Bruchsteinsockel errichtet ist. Bei den seit 1950 vom belgischen Militärbauamt durchgeführ ten Instandsetzungs- und Bauerhaltungsmaßnahmen hat man weitgehend am Bruchstein material festgehalten und auch an der handwerklichen Technik der gemauerten Tür- und Fensterstürze. Die Dächer sämtlicher Gebäude waren ursprünglich mit Moselschiefer in Die Beschreibung der Ordensburg Vogelsang wurde in großen Teilen folgenden Büchern entnommen: Ruth Schmitz-Ehmke Monika Herzog: Die ehemalige Ordensburg Vogelsang. Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Worms 2010. Monika Herzog: Architekturflihrer Vogelsang. Ein Rundgang durch die historische Anlage im Nationalpark Eifel, Köln 2007. 12 altdeutschem Verband gedeckt Nach 1950 haben nur die Dächer der Trakte am Adlerhof, des Ostflügels des Gemeinschaftshauses und der Burgschänke wieder eine altdeutsche Schieferdeckung erhalten, die Dächer der übrigen Gebäude sind mit Bitumenschindeln oder Ziegeln gedeckt worden. Die Befensterung mit dunkel gestrichenen Holzfenstern wurde weitgehend beibehalten, wenn auch nahezu alle Fenster nachträglich ausgetauscht wurden. Größtenteils wurden dabei statt Sprossenfenstern Ganzglasscheiben eingesetzt. Turn- und Schwimmhalle haften ursprünglich Eisenfenster, die später durch moderne Stahlfenster in dunkelgrauer Farbgebung ersetzt wurden. Das Erscheinungsbild der Ordensburg wurde einst in starkem Maße durch die offenen hölzernen Laubengänge und Vorhallen geprägt, die in der Nachkriegszeit weitgehend zugesetzt oder verglast wurden. Die Außenanlagen der 1930er Jahre gen — — Tribünen, Rampen, Treppen, Stützmauern, Brüstun sind durchweg in Bruchstein ausgeführt. Auch bei Reparaturarbeiten an diesen Bau werken hat das belgische Militärbauamt am Bruchsteinmaterial festgehalten. Abgängige Treppen und gelegentlich Brüstungen wurden teilweise in Beton ersetzt. Zahlreiche Fotografien nach Fertigstellung des ersten Bauabschnit~ belegen die gärtneri sche Gestaltung vieler Freiflächen, die Anklänge an die Landschaft der Märkischen Heide assozUeren sollte: Neben einzeln gepflanzten Wacholdern waren Wege und Treppen von Latschenkiefern gesäumt, größere Rasenareale wurden von niedrigen Felsformationen und Pflanzgruppen aus Birken und Kiefern aufgelockert. Zufahrt (Lageplan Pkt. 1) 1934 wurde von der Straße, die von Gemünd über Herhahn und Morsbach entlang des Walberhofs nach Wollseifen führte, eine mehrspurige Abzweigung angelegt, die noch heute als Zufahrtsstraße nach Vogelsang führt und deren auffällige Breite so wohl praktische als auch symbolhafte Gründe hatte. Der praktische Aspekt bestand in der Tatsache, dass für den Bau der Ordensburg, für den zeitweilig 1.500 Arbeiter tätig waren, neben der reinen Personenbeförderung der gesamte Baustellenverkehr mit riesigen Materialmengen zu bewältigen war. Daneben wurde die Zufahrtsstraße im Hinblick auf die spätere Nutzung der Ordensburg natür lich als Aufmarschstra ße angelegt. Nicht zuletzt bestand die Absicht, den Besucher schon hier in eine Erwartungshaltung zu versetzen, die bei Erreichen der Gebäude nicht nur erfüllt, sondern weit übertrof fen werden sollte. 2. Eingangsbereich / seit 1950: ~Malakoff“ (Lageplan Pkt. 2, eingetragenes Denkmal seit 1989) In einem ersten Bauabschnitt entstand 1936/37 zunächst der quer über die Straße verlaufende Mitteltrakt (Tor- und Wachgebäude), der 1938/39 um die beiden L förmigen Seitenflügel zum Eingangshof erweitert wurde. Das langgestreckte Tor- und Wachgebäude unter abgewalmtem Satteldach ist zwei geschossig und besitzt mittig eine rechteckige Tordurchfahrt mit zwei nachträglich (1938/39) eingestellten Säulenreihen. Die noch heute erhaltenen, mit Lorbeerkränzen verzierten Konsolen seitlich des inneren und äußeren Torbogens trugen ursprünglich Adlerplastiken von Willy Meller, deren Reste heute im Adlerhof stehen. An der Frontseite waren die Zimmer des Erdgeschosses ursprünglich über einen steinernen Arka dengang zugänglich, dessen Rechtecköffnungen heute zum Teil zu Fenstern zuge setzt sind. Über den Steinarkaden liegt ein offener hölzerner Laubengang vor den Zimmern des Obergeschosses. Der 1938/39 vor dem Tor- und Wachgebäude errichtete ehrenhofartige Eingangskomplex besteht aus zwei langgestreckten, eingeschossigen Seitenflügeln und zwei kurzen Stirnbauten, an deren Kopfende jeweils ein Rechteckturm aufragt. Die einge schossigen Flügelbauten, die heute Satteldächer tragen, waren bis 1989 flach ge deckt. An den Hofseiten der Seitenflügel liegen steinerne Arkadengänge, deren Rechtecköffnungen heute zum Teil mit Fensteröffnungen zugesetzt sind. Die völlig ungegliederten, flach gedeckten Türme tragen an der Stirnseite jeweils ein Reiterre lief aus Muschelkalk von Willy Meller: auf dem Pferd rechts ein gerüsteter Krieger mit erhobenem Schwert in der Rechten, links ein nackter Jüngling mit flatterndem Schul termäntelchen und Fackel. Im Gebäudeinneren des Mitteltraktes befanden sich ursprünglich Räume für die Wa che, im Ostflügel ein Gästehaus und im Westflügel Verwaltungsbüros. In der Nach kriegszeit wurden die Räume zu Unterrichtszwecken, für eine Sanitätseinrichtung, als Werkstätten sowie wiederum für die Verwaltung genutzt, wobei die alten Raumstruk turen in Teilen verändert wurden. Ein Teil des Mitteltraktes wird heute als Wache ge nutzt, der Rest des Gebäudekomplexes steht leer. Im Bereich des Ost- und Westflügels hat sich der Bodenbelag aus Natursteinplatten in den Arkadengängen erhalten, im Ostflügel ist darüber hinaus an geschützter Stelle noch ein Fenster des Originalbestandes sowie eine Innentreppe erhalten geblieben. Die Grundrissdisposition im Ostflügel mit einhüftiger Erschließung und den talseitig gerichteten Räumen ist noch weitgehend bauzeitlich, während der Grundriss des Westflügels in großen Teilen verändert wurde. 14 Eine wesentliche Veränderung der Nachkriegszeit bestand darin, dass für die Solda ten und Angestellten der belgischen Truppen 1956 die St. Walburgiskapelle im Kopf des Ostflügels des Eingangsgebäudes eingerichtet wurde. Die Kapelle wurde bis zum Abzug der belgischen Soldaten 2006 als Kirchenraum genutzt. Die wichtigsten Aus stattungsstücke sind noch erhalten. Von außen führt eine Treppe zu der Kapelle hin ab, die wegen der Hanglage nötig wurde. Seitlich des Treppenabganges ist an dem Gebäude ein schlichtes Holzkreuz angebracht. Unweit des Gebäudes wurde ein freistehender, hölzerner Glockenturm mit einer Glocke errichtet, der den Sakralraum au ßen gekennzeichnet Der Glockenturm ist ebenfalls denkmalwert. Die Kapelle ist als schlichter, längsrechteckiger Raum im Stil der Zeit eingerichtet worden. An der Rückseite gibt es eine Orgelempore. Eine dichte Folge von Querträ gern gliedert die Decke. Der Raum wird durch Fenster mit Buntverglasung beleuchtet. An der Rückwand gibt es im Bereich der Empore sowie darunter schlichte Rechteckfenster. Die Längswand rechts des Altares ist durch ein unterhalb der Decke entlanggeführtes Lichtband durchbrochen. Der Altarraum selbst wird durch ein großes Fens ter von der linken Seite belichtet. Alle Scheiben haben eine künstlerische Verglasung, die von Lükge (Aachen) entworfen worden ist; die Ausführung übernahm die Kunst glaserei J. Schüchter (Köln). Während die meisten Scheiben ornamental verglast sind, zeigt das Fenster neben dem Altar die Patronin, die hl. Walburga in einem Boot stehend mit einem Kirchenmodell auf einem Buch in den Händen. Der Altarbereich ist um drei Stufen erhöht und wird von einer Wand hinterfangen, die so viel Abstand zur Rückwand des Raumes läßt, daß hinter ihr ein Durchgang ent stand. Auf der Altarrückwand sind in Mosaik zwei Engel dargestellt, die ein schlichtes Metallkreuz anbeten. Seitlich des Altarbereiches sind in der Kapellenwand zwei Sei tenkapellen mit Altären angeordnet, die durch kleine Rundfenster mit Buntverglasung beleuchtet werden. Die originalen Beleuchtungskörper der Kapelle sind erhalten, ebenso ein hölzerner Beichtstuhl und das mobile Gestühl, wie es für belgische Kir chen üblich ist. Kraftfahrzeughof (Lageplan Pkt. 3, eingetragenes Denkmal seit 1989) Unmittelbar hinter dem Tor- und Wachgebäude schließt auf der Ostseite der Straße ein langgestreckter, eingeschossiger Trakt mit Saueldach an, in dessen südlichem Teil ursprünglich die Post untergebracht war. In seinem weiteren Verlauf bildet dieser Gebäuderiegel den westlichen Abschluss des rechtwinkligen Kraftfahrzeughofes, der rundum von eingeschossigen, mit Satteldach gedeckten Garagenbauten umgeben ist. Der Zugang erfolgt über zwei hohe, rechteckige Durchfahrten in dem straßenseiti 15 gen Trakt. Der Hof diente sowohl ursprünglich als auch in der Nachkriegszeit der Un terbringung und Reparatur des Fuhrparks. In der Mitte befanden sich ehemals Tanksäulen. Noch erhalten sind die originalen Schiebetore aus rautenförmig verbrettertem Ei chenholz an den beiden Durchfahrten des Hofes sowie Reste bauzeitlicher Lampen vor zwei Kellereingängen auf der Außenseite des nördlichen Gebäudetrakis. In den Innenräumen des ehemals als Post genutzten Gebäuderiegels sind noch eine origi nale Holztreppe sowie im Dachgeschoss zwei der ursprünglichen Holztüren zu fin den. Im Inneren der zum Kraftfahrzeughof gehörigen Gebäudetrakte sind noch drei bauzeitliche Steintreppen mit Geländern aus vertikal angeordneten Flachstäben so wie im Dachgeschoss noch vereinzelt originale Türen erhalten. Kasematten (von Erde überdeckte bombensichere Räume, Lageplan Pkt. 4) Zwischen dem Kraftfahrzeughof und dem von hier aus nicht einsehbaren wesentlich weiter nördlich gelegenen „Haus für weibliche Angestellte“ erstreckt sich ungefähr 20 Meter östlich der Tankstelle der 1950er Jahre eine ca. 150 m lange, das Vogelsang Plateau nach Osten hin terrassierende, massive Hangstützmauer aus Bruchstein mit ebenerdig zugänglichen, zweiraumtiefen Kasematten mit runden Belichtungsöffnun gen, teilweise in Backstein vermauerten Arkaden und einem dem Erdgeschoss aufge legten schmalen Gang aus Beton. Dieses von oben lediglich als Brüstungsmauer wahrzunehmende Bauwerk veran schaulicht die Größendimensionen, die die Ordensburg Vogelsang hier in einem Zwi schenstadium ihrer Planung einnehmen sollte. Erstmalig ist diese Mauer auf einem Modell von Vogelsang vom November 1937 zu erkennen, wobei der ausgeführte Bau in Breite, Höhe und Gestaltung der im Modell dargestellten Anlage entspricht. Auf diesen ersten Entwürfen diente die Mauer der östlichen Begrenzung eines Platzes, der sich von der Mittelachse des Torbaues aus gesehen ebenso weit auf die westli che Seite des Bergrückens erstreckt hätte und somit den gesamten Bereich zwischen dem Kraftfahrzeughof und der Hangkante auf der gegenüberliegenden Westseite ausgefüllt hätte. Auf den späteren Modellen für Vogelsang aus dem Jahr 1941 ist auf der Hangstützmauer ein eingeschossiger Gebäudetrakt wiedergegeben, der als offe ner Wandelgang den gesamten Platz umlaufen hätte. Dieses Bauvorhaben war Be standteil des geplanten baulichen Zentrums der Ordensburg, des so genannten „Hauses des Wissens“. 5. Haus des Wissens (Festsaal): Sockelgeschoss und Außenwände (seit 1950 Kaserne „Van Dooren‘, Lageplan Pkt. 6, West- und Nordfassade sowie ein Teil der Ostfassade seit 1989 eingetragenes Denkmal) Die hohen, geböschten Bruchsteinfassaden der Kaseme „Van Dooren“ (Ost-, Nordund Westfassade) sowie das Sockelgeschoss des Gebäudes wurden bereits zur Zeit des Dritten Reichs errichtet und waren ursprünglich als Teile des Festsaals (,‚Palas“), der den Kern des Hauses des Wissens bilden sollte, geplant. Die hohen Bruchstein mauern hätten dann lediglich als Sockelmauem gedient. In den 1950er Jahren wurde unter Einbeziehung der oben genannten Gebäudeteile die Kaserne „Van Dooren“ errichtet. 6. Gemeinschaftshaus (eingetragenes Denkmal seit 1989), bestehend aus: 6.a Adlerhof und Wandelhalle (Lageplan Pkt. 7a) 6.b Westflügel (Lageplan Pkt. 7b) 6.c Ostflügel (Lageplan Pkt. 7c) 6.d Burgschänke (Lageplan Pkt. 7d) Das Gemeinschaftshaus, nördlich des Hauses des Wissens gelegen, ist der Seeseite mit einer 210 m langen Dreiflügelfront zugekehrt, die durch einen schlanken Seitenturm am Ostflügel akzentuiert ist. Den Mitteltrakt bildet der Adlerhof mit der offenen Wandelhalle zur Seeseite hin, stumpfwinklig schließen daran der West- und der Ostflügel an. Von der Seeseite aus nicht sichtbar, schließt im Südwesten ein weiterer Gebäudeflügel, ebenfalls mit Satteldach gedeckt, an, in dem die Burgschänke unter gebracht ist. Der Ostflugel uberragte ursprünglich mit seinem zweiten Obergeschoss (kriegszerstört) die übrigen Trakte des Gebäudekomplexes; heute sind alle Gebäude teile unter Satteldächern mit einheitlicher Firsthöhe zusammengefasst. Wäre das Haus des Wissens entsprechend den ursprünglichen Planungen realisiert worden, so wäre das Gemeinschaftshaus, das heute den baulichen Mittelpunkt der NS-Ordensburg bildet nur ein kleiner wenngleich wichtiger Bestandteil der Gesamt anlage gewesen. In nutzungstechnischer Hinsicht kommt den im oberen Drittel des Berghangs gelegenen Gebäuden eine überleitende Funktion von den weiter hangab wärts gelegenen Sport- und Unterkunftseinrichtungen zu den auf der Höhe liegenden Anlagen zu. In baulicher Hinsicht sollte das Gemeinschaftshaus mit dem achsial unter dem Hauptportal des Hauses des Wissens gelegenen Adlerhof eine Art Vor- und Eh renhof bilden. Auch inhaltlich hatte die Anlage mit ihrer symbolbeladenen Ausstattung eine wichtige Funktion im Rahmen der Ausbildung und Besucherlenkung. Die Ge 17 bäude dieses Bereichs dienten der gemeinschaftlichen Nutzung durch die Lehr gangsteilnehmer und das Personal, so dass sich in den einzelnen Trakten neben den reinen Versorgungseinrichtungen auch Schulungsräume, Studierzimmer und Aufent haltsräume befanden. Nach Kriegsende diente das Gemeinschaftshaus der Verwaltung und als Kantine des Truppenübungsplatzes. Seit 2006 wurden die Räumlichkeiten provisorisch als Besu cherinformation, für Ausstellungen, Seminare und zu Verwaltungszwecken genutzt. Derzeit wird der Gebäudekomplex für die langfristige Nutzung als „Forum Vogelsang“ grundlegend umgebaut. 6.a Adlerhof und Wandelhalle Ursprünglich war der ab 1934 entstandene zentrale Innenhof auf allen vier Seiten von eingeschossigen Gebäuden unter gaubenbesetzten Satteldächem umgeben; 1945 wurden der Ostflügel und der daran anstoßende Teil des Südflügels zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Abmessungen der verlorenen Gebäudettrakte lassen sich je doch anhand der erhaltenen halbhohen Brüstungsmauem und Pfeilerreste noch ab lesen. Der Besucher konnte entweder von der Bergseite durch eine große Eingangs halle im Südflügel oder vom Tal kommend durch die Wandelhalle den Innenhof betre ten, der eine Verteilerfunktion für die anstoßenden Räume und für die drei davon ab zweigenden Gebäudetrakte hatte. In der Mitte des Hofes war eine große Brunnenschale aus Naturstein aufgestellt. Flankiert wurde diese von zwei Adlern, die in Richtung Hang schauten. In der ersten Phase ab 1934 bestand das Pflaster aus polygonal verlegten Natursteinplatten, er gänzt durch Rasenflächen mit Sträuchern in den Hofecken; bei einer Umgestaltung 1937 wurde der Hof neu gepflastert und jeglicher Bewuchs entfernt. Die damals ver legten Platten wurde nach dem Krieg wieder verwendet. Die Brunnenschale und die Adler wurden im Krieg zerstört, Reste der Adler und der Brunnensockel sind noch im Hof aufgestellt. Die heute vorhandenen Leuchten stammen wohl aus belgischer Zeit. In den unmittelbar um den Adlerhof gruppierten niedrigen Gebäuden befanden sich ursprünglich Wohnungen für den Burgkommandanten und das Führungspersonal sowie Sanitätseinrichtungen, eine Post, ein Friseur und die Wache. In belgischer Zeit befand sich hier die Kommandantur. Seit 2006 wurde der Wesfflügel zu Verwaltungszwecken genutzt. Die Innenräume wurden jedoch nach Kriegsende stark verändert, so dass die ursprünglichen Grundrissstrukturen in den erhaltenen Gebäudetrakten (Westflügel, Teil des Südflügels) nur noch ansatzweise ablesbar sind. Lediglich im Dachgeschoss des Westflügels hat sich die historische Grundrissdisposition noch weitestgehend erhalten. Im Westflügel sind mit zwei Holztreppen und den Türen im Dachgeschoss auch noch Reste der bauzeitlichen Ausstattung vorhanden. Die zum See hin offene Wandelhalle, die den Adlerhof nach Norden begrenzt, ist konstruiert wie ein Dachstuhl über hohem Kniestock mit einem Pfettendach. Die häl zerne Tragkonstruktion des Daches mit den Balkenenden in Form von Tierkäpfen ist noch weitestgehend erhalten, wenngleich die Halle durch Kriegszerstärung an der Ostseite heute um zwei Binder verkürzt ist. Auch der Bodenbelag aus großformatigen Natursteinplatten stammt aus der Entstehungszeit. Eine gravierende Veränderung der Halle hat sich in belgischer Zeit dadurch ergeben, dass der westliche Teil der Wandelhalle durch eine Wand aus Bruchsteinmauerwerk abgetrennt, die Felder zwi schen den Holzstützen in dem dahinter liegenden Teil verglast wurden und der so enstandene Gebäudetrakt mit dem Westflügel verbunden wurde. Im Zusammenhang mit diesem Eingriff wurde auch die bis dahin geschlossene hofseitige westliche Wand der Halle mit Fenstern und einer Tür durchbrochen, durch die seitdem die Haupter schließung des Westflügels erfolgt. Nicht mehr vorhanden sind die großen zweiflüge ligen Glastüren, durch die die Wandelhalle ursprünglich vom Hof aus betreten wurde. 6.b Westflügel Der dreigeschossige Westflügel des Gemeinschaftshauses, wie der Adlerhof 1934 entstanden, kehrt der Seeseite eine wehrhaft wirkende, ursprünglich nur von wenigen Kreisfenstern durchbrochene Gebäudefront zu; die stärker durchfensterte Rückseite schließt auf der Westseite mit einem haibrunden Treppenturm unter Kegeldach ab. Das zweite Obergeschoss, das ursprünglich als offene, von runden Holzstützen ge gliederte Halle unter einem Satteldach mit offenem Dachstuhl ausgeführt war, bildete dabei die Fortsetzung der Wandelhalle des Adlerhofs. Im ersten Obergeschoss be fanden sich ein Leseraum sowie durch Glaswände davon abgetrennt die Bibliothek. Nach dem Krieg wurden zwischen die Stützen der offenen Halle im zweiten Oberge schoss verputzte Wandsegmente mit großen Fenstern gesetzt, so dass diese zu ei nem geschlossenen Raum umfunktioniert wurde. Die offene Holzkonstruktion des Daches ebenso wie der Bodenbelag aus unregelmäßigen Natursteinplatten sind je doch heute noch zu sehen. Im ersten Obergeschoss ist im ehemaligen Bibliotheks und Leseraum lediglich das Tragwerk aus Betonstützen erhalten geblieben; die Glas wände wurden nachträglich entfernt. 6.c Osfflügel Dem Westflügel in Höhe und Gliederungsreichtum deutlich übergeordnet war der gleichzeitig errichtete, genau gegenüberstehende Ostflügel mit dem markanten Turm. Ursprünglich war dieser als dreigeschossiger Bau unter abgewalmtem Satteldach, mit niedrigen Verbindungstrakten zu Adlerhof und Turm und rückwärtigen Treppenhäu sern errichtet worden. Bei Kriegsende standen von dem Gebäude nur noch das So ckelgeschoss und der Turm. Darüber wurde in der Nachkriegszeit das heute existie rende, vorkragende Obergeschoss errichtet, das sich an dem alten Vorbild orientierte. Insgesamt ist der Trakt heute ein Geschoss niedriger als vor dem Krieg. Auf der dem Berg zugewandten Seite ist der Osfflügel mit zwei weiteren zweige schossigen Gebäudeflügel unter Satteldächem hinterbaut, die einen schmalen In nenhof, den sogenannten Wirtschaftshof, bilden. Das Satteldach des dem Osfflügel gegenüberliegenden Wirtschaftstrakts ist zur Hofseite hin mit einem Gaubenband be setzt, zur Hangseite hin mit Einzelgauben. In den den Hof umgebenden Gebäude trakten waren die Wirtschaftsräume der NS-Ordensburg untergebracht: Wäscherei, Bügelraum, Küche für den großen Speisesaal im Ostflügel, Essraum für das Perso nal, im Obergeschoss Wohnräume für das Personal. Auch hier sind — bedingt durch die Kriegsfolgen die zwischen Ostflügel und Wirtschaftstrakt ursprünglich vorhande - nen Erschließungstrakte mit mehreren Treppenhäusem nicht mehr erhalten. Das Sockelgeschoss des Ostflügels mit seinen kleinen Rundfenstern nahm ebenso wie bei den anderen Gebäudeflügeln untergeordnete Funktionen wie Heizung und Haustechnik auf, die ebenfalls zum Denkmal gehören (am 13.6.2006 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden eingetragen). Den Kern der Heizungsanlage bilden zwei Wanderrost-Röhrenkessel der Fa. Dr. Ing. Weck, Großschlattengrün/Oberpfalz von 1937. Die Kessel haben eine Heizfläche von l2Oqm und arbeiteten mit einem Be triebsdruck von 0,5 atü (lt. Typenschilder). Die Kessel repräsentieren den modernsten Stand der Kesseltechnik in den 1930er Jahren. Die Kessel wurden mit Kohle befeu ert. Lagerung und Transport der Kohle sind weitgehend baulich und technisch noch nachvollziehbar. Die Kohle gelangte durch Bodenöffnungen in der Hoffläche südlich vor dem Ostflügel in zwei unter dem Bodenniveau des Hofes liegende Bunker aus Beton. Aus den Bunkern wurde die Kohle mit Schaufeln in einen ursprünglich vermut lich mit einem Becherwerk ausgestatteten Schacht mit einem Querschnitt von etwa 2,5x2,5m geschaufelt. Mit dem Becherwerk gelangte die Kohle auf eine in den Kes selraum hineinführende, mit Stahlblechen rundum geschlossene Bandförder- oder Redleranlage, über die die Wanderroste der Kessel mit Kohle versorgt werden konn ten. Zur Heizungsanlage gehören in einem Seitenraum zwei Rauchgebläse und zwei Kreiselpumpen aus jüngerer Zeit. Der zur Heizung gehörende Kamin ist nicht erhal 20 ten. Auf der Ebene des Sockelgeschosses unter dem ehemaligen Wirtschaftstrakt haben sich ebenfalls noch Reste der technischen Ausstattung sowie die bauzeitlichen Bodenfiiesen erhalten. Zudem sind einzelne Rundfenster aus der Entstehungszeit der Ordensburg sowie eine bauzeitliche Treppe vorhanden. Im Geschoss darüber befand sich der große, heute als Wiederaufbau zu erlebende Speisesaal, der sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckte und durch ein mar kantes, aus der Fassade hervortretendes Fensterband von Norden her belichtet wur de. Im Inneren standen vor den mit einer kleinteiligen Bleiverglasung versehenen Fenstern Rundstützen aus Beton, die mit einer Quadermalung verziert waren. Eine entsprechende Quaderung verlief auch im Sockelbereich der übrigen Speisesaal wände sowie um die heute nicht mehr vorhandenen seitlichen Türen zu den abgebro chenen Treppenhäus&n. Die Decke des Saales bestand aus massiven Betonunter zügen, zwischen denen in Art einer Holzdeckenimitation sogenannte Tochterbalken verliefen. Zu betreten war der Speisesaal ursprünglich von der Wandelhalle des Ad lerhofs aus über eine weitere Vorhalle sowie über die seitlichen Treppenhäuser. Nachdem der Speisesaal in Teilen kriegszerstört worden war, wurde er in belgischer Zeit nahezu identisch wieder aufgebaut. Dabei wurden die Fensterstürze etwas nied riger angeordnet als vorher, ferner wurden sämtliche Oberflächen an Wänden und Böden erneuert, so dass hier keine Ausstattung aus den 1930er Jahren mehr zu fin den ist. Im kriegszerstörten zweiten Obergeschoss über dem Speisesaal lag ursprünglich der Ianggstreckte Schulungsraum mit offenem Dachstuhl, der zum Kuitraum im anschlie ßenden Ostturm hin ausgerichtet war. Der ungegliederte Flankenturm, der ursprünglich zugleich als Wasserturm gedacht war, ist 42 m hoch, schließt unter flachem Zeltdach mit hölzernem Auslug ab und be sitzt an der Rückseite einen vierseitigen Treppenturm. Dem vom Speiseraum aus zu gänglichen Zimmer im ersten Turmgeschoss war dreiseitig ein auf Steinkonsolen vorkragender Aussichtsbalkon vorgelagert, von dem heute nur noch die Konsolen er halten sind. Im Turmgeschoss darüber liegt der Kultraum, als Ehrenhalle für die „Ge fallenen der Bewegung“ das ideologische Herzstück des Gebäudekomplexes. Vor der fensterlosen Ostwand des Raumes war hier auf hölzernen Konsolen die überlebensgroße Holzfigur des „Deutschen Menschen“ aufgestellt, die der Bildhauer WilIy Meller 1937 eigens für diesen Raum geschaffen hatte. Auf beiden Seiten dieser Figur waren an den weiß verputzten Wänden in großen Bronzebuchstaben die Namen der am 9. November 1923 beim sogenannten Hitler-Putsch in München „Gefallenen der Bewe gung“ angebracht. Optisch gerahmt wurde die Figur von einer Rundbogenöffnung in der Stirnwand des Schulungsraumes. In den Bodenbelag aus Natursteinplatten ist ein 21 großes Hakenkreuz eingelassen. Beleuchtet wurde der Raum lediglich durch zwei sehr hohe Schlitzfenster mit asymmetrisch abgeschrägten Laibungen, durch die das einfallende Licht so gebündelt wurde, dass es exakt auf den „Deutschen Menschen“ und das im Bodenbelag eingefasste Hakenkreuz fiel. Zusätzlich war der Raum mit Hakenkreuzfahnen geschmmückt. Vom Schulungsraum aus gesehen, musste der Raumeindruck regelrecht sakral wirken — zumal der Kultraum drei Stufen höher lag als dieser Heute sind von der ursprünglichen Ausstattung noch der Bodenbelag mit dem eingelegten Hakenkreuz sowie die hölzernen Konsolen erhalten, auf denen der „Deutsche Mensch“ aufgestellt war. Die Figur selbst ist seit Kriegsende verschwun den. Die Rundbogenöffnung zum nicht mehr vorhandenen Schulungsraum ist heute vermauert, in ihrer Form jedoch noch ablesbar Am Kultraum vorbei gelangt man über eine Spindeltreppe bis hinauf auf die Aus sichtsplattform. Im oberen Drittel des Ostturmes ist ein stählerner Wasserbehälter erhalten, der als Wasserreservoir in unmittelbarem Zusammenhang mit der Speisewasserversorgung der Heizungskessel stand (am 13.6.2006 in die Denkmalliste de Stadt Schleiden ein getragen). Der Behälter ist direkt unterhalb der Aussichtsplattform in einem geschlos senen Raum untergebracht. Zwischen den massiven Außenwänden und dem Behäl ter gibt es ringsum einen Gang von etwa 1 m Breite. Die als FIachbodenbehäl~r aus gebildete Behälterkonstruktion wurde aus ca. 1 cm starken Stahiplatten gefertigt. Der Behälter hat insgesamt Abmessungen von 3,5 x 3,5 x 7,5 m. Die etwa 2,5 m hohen Stahlblechplatten sind miteinander vernietet. Direkt gegenüber der Eingangstür zum Behälterraum befindet sich der Wasserstandsanzeiger In der hinteren Raumecke di agonal gegenüber der Eingangstür sind die Rohre für Wasserzufuhr und Wasserent nahme angeordnet. 6.d Burgschänke Die im zweiten Bauabschnitt, aber noch 1936 errichtete Burgschänke ist in symmetri scher Entsprechung zum West- und Ostflügel im Südwesten des Adlerhofs bergseitig angeordnet und mit diesem durch einen kurzen Gelenkbau verbunden. Der zweige schossige langgestreckte Baukärper liegt unter abgewalmtem Satteldach und ist an der Talseite durch einen wuchtigen steinemen Bogengang vor der Kegelbahn und ei nen hölzernen Laubengang vor dem großen Kantinenraum im Erdgeschoss aufge löst. Am östlichen Kopfende liegt der Treppenaufgang, am westlichen springt halb kreisförmig ein Pavillon unter Kegeldach vor, dessen umlaufende Fensterbänder durch Steinpfosten gegliedert sind. 22 Das Gebäude gehört zu den wenigen Baulichkeiten auf Vogelsang, die auch im Inne ren sowohl hinsichtlich der Grundrissdisposition als auch der Ausstattung noch nahe zu vollständig original erhalten sind. Das Haupt- und Obergeschoss besteht fast voll ständig aus dem 33 m langen Kantinenraum, in den man über einen Vorraum mit Garderoben gelangte. Belichtet wird dieser Raum durch eine zum Laubengang hin geöffnete Fensterreihe. Eine Treppe führt von diesem Kantinenraum auf eine hölzer ne Galerie, die zur Seeseite hin ausgerichtet ist und die durch ein gaubenartiges Fensterband im Dach belichtet wird. Der Hauptzugang zur Schänke erfolgte ur sprünglich von Osten aus über die Stirnseite, der heutige Zugang von Süden aus ist erst nach Kriegsende durch Vergrößerung eines Fensters entstanden. Neben dem großen Kantinensaal ist im pavillonartigen Südwestteil der Schänke ein weiterer klei ner Gastraum mit Kamin vorhanden. Vor der gesamten Seeseite des Hauptgeschos ses verläuft eine über drei Meter breite Terrasse. Eine halbkreisförmig gebogene Treppe führt vom großen Kantinenraum in den Vorraum der Kegelbahn im darunter liegenden Geschoss. Das Innere des Kantinenraums wird vor allem durch die Materialien Holz, Putz und Klinker geprägt. Dem seeseitigen Fensterband, ursprünglich mit Bleiverglasung, heu te mit Sprossenteilung, liegt eine Reihe von Sitznischen mit fest eingebauten Holzbänken gegenüber, die durch klinkerverkleidete Mauersegmente voneinander ge trennt sind. Der obere Teil der Wände des zweigeschossigen Raumes ist gestaltet durch ein massiv wirkendes, vorgeblendetes Pseudofachwerk, darüber spannt sich eine Holzbalkendecke. Auf der Galerie haben sich die originalen Wandputze erhalten. Nicht ursprünglich sind Bodenbelag, Möblierung und Beleuchtung. Ebenfalls eine nachträgliche Zutat aus belgischer Zeit ist das Wandbild an der westlichen Stirnseite, das als Rahmen für Weihnachtsfeiern der hier stationierten Streitkräfte gestaltet wur de. Die Gestaltungsprinzipien des Kantinenraums setzen sich im daneben liegenden Gastzimmer fort. Erhalten geblieben sind hier Reste der mit Natursteinplatten verklei deten Sockelzone, die Holzbalkendecke sowie der offene Kamin auf der Bergseite des Raumes. Dieser ist geschmückt durch das 1937 von Willy Meller geschaffene. aus zehn Schieferplatten zusammengesetzte Flachrelief „Die Wilde Jagd‘. Dargestellt sind drei Reiter, die mit Jagdhorn und Lanzen bewaffnet zwischen Wolken und Blit zen dahinstürmen. Ebenfalls original sind das schmiedeeiserne Kamingitter und der Natursteinbelag des Bodens unmittelbar vor dem Kamin. Auch die im unteren Geschoss gelegene Kegelbahn besitzt noch bauzeitliche Aus stattung, war jedoch nach rein funktionalen Gesichtspunkten gestaltet. Hier haben sich die Kegelbahn mit Rücklauf, die Nische für den „Balljungen“ sowie die an Haken 23 befestigte Auffangmatte an der hinteren Wand der Kegelbahn erhalten. Die Form der Fensteröffnungen wurde nachträglich verändert. Appellplatz (Lageplan Pkt. 8, eingetragenes Denkmal seit 1989) Der Wandelhalle des Adlerhofs vorgelagert ist seeseitig der etwa 7 m tiefer gelegene Appellplatz, auf dem ab Mai 1936 die auszubildenden „Junker“ der Ordensburg zum Appell antraten. Er wird vom Adlerhof über eine zweiläufige Treppe erschlossen, de ren Podest im Dritten Reich als Ehrentribüne bei Aufmärschen diente. Die Stirnwand der Treppe ist mit einem Adlerrelief in Bruchstein geschmückt, das anstelle des ur sprünglich dort angebrachten Hakenkreuzsymbols heute ein Kreisfenster aufweist. 2006 wurde auf dem Appellplatz ein „Vogelsang-Fokus“ aufgestellt, der nicht Be standteil des Denkmal ist. Kameradschaftshäuser (Lageplan Pkt. 9, eingetragenes Denkmal seit 1989) Auf den drei hangabwärts liegenden Terrassen unterhalb des Appellplatzes wurden bis 1936 in strenger Achsensymmetrie zehn Unterkunftsgebäude, die sogenannten Kameradschaftshäuser, errichtet, von denen heute nach Kriegszerstörung noch acht erhalten sind. In der Zeit des Truppenübur~splatzes wurden die Gebäude zur tempo rären Unterbringung von Soldaten genutzt; heute stehen die meisten leer, lediglich in Gebäude 10 betreibt das Deutsche Rote Kreuz seit 2011 ein Museum. Die Gebäude waren sowohl im Außenbau als auch in Grundriss und Ausstattung als reine Zweckbauten und nicht zu Repräsentationszwecken konzipiert. Zu erreichen sind die langgestreckten zweigeschossigen Trakte unter abgewalmten Satteldächem über seitliche Natursteintreppen, die sich über den gesamten mittleren Hangbereich erstrecken und die die Kameradschafthäuser sowohl über brückenartige Zugänge im Obergeschoss als auch über ebenerdige Türen im Untergeschoss erschließen. Die Fassaden waren ohne jeglichen Schmuck als regelmäßige Lochfassaden ausgebil det. Die Grundrisse der einzelnen Unterkünfte variieren in Details, sind aber insge samt dem gleichen Nutzungsschema untergeordnet. So befanden sich im Unterge schoss Waschräume, Toiletten, größere Kameradschafts- und kleinere Aufenthaltsräume, im Obergeschoss waren neben den seitlichen Vorhallen und Vorräumen je weils zwei Schlafsäle mit je zwanzig Bellen eingerichtet. Die Einrichtung dieser Räu me war zweckmäßig und einfach: Die Spinde waren entlang eines Mittelgangs im Saal aufgestellt, dahinter waren an den Außenseiten des Raumes die Bellen ange ordnet. Die Häuser wurden bereits ursprünglich mit geringfügigen Unterschieden errichtet und zudem in der Nachkriegszeit in unterschiedlichem Maße verändert, so dass sie heute verschiedene Erhaltungszustände, Grundrisse und Ausstattungen aufweisen. Allen gemeinsam ist, dass die ehemals offenen, von Rundholzstützen getragenen Vorhallen nachträglich verglast wurden. Bauzeitliche Grundrissaufteilung und Aus stallung lassen sich am ehesten im Gebäude 5 ablesen: Die beiden Vorhallen sind mit einem Bodenbelag aus polygonalen Natursteinplatten, einem niedrigen umlaufen den Betonsockel, auf dem vermutlich ursprünglich Sitzbänke aufgestellt waren sowie einem offenen Dachtragwerk ausgestattet. Von dort betritt man die beiden Aufent haltsräume im Obergeschoss mit Bodenbelag und Sockelzone aus Klinkersteinen sowie einem kaminähnlichen Einbau an der Trennwand zu den Schlafräumen. Es fol gen die großen, durch eine mittig liegende Tür verbundenen Schlafräume mit hölzer nen, quer verlaufenden Unterzügen. Der Bodenbelag (ursprünglich Parkett) hat sich hier nicht erhalten. Aus den seitlichen Aufenthaltsräumen führen Treppen mit Betonstufen und Geländern aus vertikalen Flachstäben ins Untergeschoss. Dort werden über einen mittig liegenden Flur die Waschräume an den Kopfenden, die talseitig ge legenen Duschräume, die bergseitig angeordneten WC-Räume sowie der große Ka meradschaftsraum in der Mitte des Gebäudes erschlossen. Im Flur sind Boden und Wände mit Klinkersteinen verkleidet. In den Sanitärräumen haben sich die bauzeitli ehen Wand- und Bodenfliesen ebenso wie die originalen Waschtische in Teilen erhal ten, teilweise wurden sie nachträglich in gleicher Form erneuert. Hundertschaftshäuser (Lageplan Pkt. 10, eingetragenes Denkmal seit 1989) In Fortführung der Hausterrassen des ersten Bauabschnitts liegen auf zwei Terrassen des Westhangs die vier im zweiten Bauabschnitt 1936/37 errichteten Hundertschafts häuser. Zu je zweien flankieren sie eine mittlere Terrassenanlage mit zwei Treppenrampen, unter der die für die Belegschaft der Hundertschaftshäuser bestimmten Luft schutzkeller liegen. In jeder der beiden Rampenfronten öffnet sich eine große Fens teranlage zu einer dem Luftschutzkeller vorgelagerten Raumfolge, deren Räume ur sprünglich mit Glastüren geschlossen waren und zum Abstellen dienten. Die Mittelter rasse führt zu einer 1938 angelegten, von Treppen flankierten Rechteckbastion hin auf, die auf derselben Terrasse liegt wie der Appellplatz. Die Hundertschaftshäuser dienten ebenso wie die Kameradschafthäuser in der Zeit des Truppenübungsplatzes der Unterbringung von Soldaten, stehen jedoch seit 2006 leer. Die F-Iundertschaftshäuser ähneln in ihrer Struktur grundsätzlich den Kamerad schaftshäusem, verfügten jedoch als dreigeschossige Trakte über eine größere räumliche Kapazität. In den langgestreckten dreigeschossigen Gebäuden unter ab gewaimten Satteldächern waren in den beiden Obergeschossen je drei Schlafräume zu je zwanzig Betten (insgesamt 120 Betten) und im Erdgeschoss die Waschräume sowie ein durch bodentiefe Fenster belichteter Aufenthaltsraum untergebracht Das zweite Obergeschoss ist jeweils von der Rückseite her über brückenartige Rampen an den Kopfenden des Baus zugänglich, die in eine ehemals offene, nachträglich verglaste Eingangshalle führten. Vom Erdgeschoss her war der Zugang zu den bei den Treppenhäusern und — separat — zu dem mittig gelegenen Aufenthaltsraum mög lich. Die Grundrissaufteilung im Inneren ist noch weitgehend erhalten geblieben, während die Ausstattung weitestgehend erneuert wurde. Teile der bauzeitlichen Aussttattung haben sich lediglich in den Treppenhäusern (Fensterbänke aus Werkstein) und in den Sanitärräumen (Boden- und Wandfliesen, Waschtische, WC-Türen) erhalten. 10. Thingplatz — die Feierstätte (Lageplan Pkt. 11, eingetragenes Denkmal seit 1989) Die Terrassenanlage zwischen den Kameradschaftshäusern findet ihre Fortsetzung in dem amphitheatralisch ansteigenden Zuschauerraum der Feierstätte und ihren Ab schluss in der halbrunden Bühnenfläche, die über einem bastionsartigen Unterbau er richtet ist. Die Feierstätte schafft so den Übergang von den Unterkunftshäusem zu den am unteren Teil des Hanges gelegenen Sportstätten. In den Jahrzehnten nach Kriegsende wurde die Feierstätte nur notdürftig instandgehalten und verwahrloste daher immer stärker. Die oberen Sitzstufen wurden abge baut und das Steinmaterial wohl für Reparaturarbeiten auf dem Gelände verwendet. Die restlichen Sitzreihen wurden gegenüber dem Ursprungszustand (s. u.) verändert, die gesamte Anlage nach und nach von Vegetation überwachsen. Erst 2009/2010 wurde sie im Rahmen der 1-langsanierung instandgesetzt und die ursprüngliche An ordnung der Sitzreihen punktuell rekonstruiert. Von den Kameradschaftshäusem aus erreicht man die Feierstätte über Naturstein treppen, die beiderseits des Zuschauerraums zur Bühne hinabführen; vom tiefer ge legenen Sportplatz aus leiten ebenfalls Natursteintreppen nach oben, die seitlich um die Halbrundbühne herumführen. Der Zuschauerraum ist heute größtenteils nur als ansteigende Rasenfläche ablesbar lediglich der Unterbau der Sitzreihen hat sich in Teilen darunter erhalten. Die vorderen sechs Sitzreihen sind heute in der Form zu sehen, wie sie in belgischer Zeit ausgeführt wurden: als gerade durchlaufende Natur26 steinstufen. Oberhalb dieser Reihen wurde als „Historisches Fenster der Urspungs zustand rekonstruiert, wie er sich anhand von historischen Fotos und des noch vor handenen Unterbaus erschließt: der Steinstufe ist eine einfache Bank aus Holzbohlen vorgesetzt, die auf kleinen Mauerzungen aufliegt. Die halbkreisförmige, mit Natur steinplatten belegte Spielebene selbst liegt um drei Stufen erhöht und ist von einer geschlossenen Brüstung mit Eckklätzen und umlaufendem Podest eingefasst. 11. Sportanlagen (eingetragenes Denkmal seit 1989), bestehend aus: 11 .a Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief (Lageplan Pkt. 1 2a) 11 .b Schwimm- und Turnhalle (Lageplan Pkt. 12b, 12c) 11 .a Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief Unmittelbar unterhalb der Feierstätte liegt chen — — über seitliche Natursteintreppen zu errei der Sportplatz. Hangaufwärts wird er begrenzt von der etwa 120 m langen, dreiteiligen Tribünenanlage, in deren Mitte die heute noch mit Sitzreihen aus Naturstein ausgestattete Ehrentribüne angeordnet ist, mit der 1938 eine zweiläufige Trep penanlage von 1936 überbaut wurde. Die Stufen der beiden seitlich davon angeleg ten Tribünen sind nicht mehr vorhanden, lassen sich jedoch noch anhand des anstei genden Geländeniveaus ablesen. Auch diese Anlagen waren in den vergangenen Jahrzehnten von Sträuchern überwachsen und wurden 2009/20 10 als Rasenflächen hergestellt. An der Stirnwand der mittleren Tribüne ist das zum Sportplatz hin ausgerichtete, leicht überlebensgroße Relief von sieben Sportlern erhalten, das Willy Meller zwi schen 1937 und 1938 aus roter Lava geschaffen hat. Die auf einem konsolengetra genen Podest stehende Figurengruppe ist symmetrisch unter einem Hoheitsadler an geordnet, der in seinen Fängen ein lorbeerbekränztes Hakenkreuz hielt. Nach der Er oberung Vogelsangs durch amerikanische Streitkräfte wurden die Figuren in Teilen zerstört, dennoch sind aufgereiht noch Kugelstoßer, Speerwerfer, Diskuswerfer links, Staffelläufer, Boxer, Hammerwerfer rechts und mittig ein knieender Fußballspieler zu erkennen. Vor der Tribüne erstreckt sich die eigentliche Wettkampfarena mit dem für die ver schiedensten Sportarten erforderlichen Ausstattungsprogramm wie beispielsweise die ovale Laufbahn. 11 .b Schwimmbad und Turnhalle Am Fuße des Sportplatzes sind zu beiden Seiten einer die Mittelachse des Burgkom plexes aufnehmenden Treppe Turnhalle (kriegsbeschädigt) und Schwimmhalle in den Hang hineingebaut. Die 1936/37 errichteten Flachdachbauten werden von gerunde ten Ecktürmen flankiert; ihre seeseitigen Fassaden öffnen sich zu großen Fensterfronten. Die leicht geneigten Dächer sind als mit Natursteinpflaster belegte und von einer Brüstungsmauer eingefasste Flächen ausgeführt, zu denen vom Sportplatz aus vier Stufen hinaufführen. Auf diese Weise ließen sich diese Flächen im Bedarfsfall als Tribünen nutzen. Die Schwimmhalle ist eines der wenigen Gebäude auf Vogelsang, bei dem auch im Inneren große Teile der bauzeitlichen Ausstattung erhalten geblieben sind. Die Halle wurde 2009 durch den Schwimm- und Sportverein Vogelsang e. V. instandgesetzt und wird seitdem wieder genutzt. Sie ist als Konstruktion aus Eisenbetonrahmenbin dem mit Flachdecke ausgeführt und verfügt über ein 25-m-Becken. Vor einer Stirnwand befindet sich eine kleine Empore, davor sind ein bauzeitlicher Sprungturm so wie zwei 1-m-Bretter angeordnet. Die andere Stirnwand wird von einem überlebens großen Mosaik von Ernst Zoberbier eingenommen, das drei in die Meeresbrandung schreitende Athleten zeigt. An Wänden, Boden und im Schwimmbecken haben sich die ursprünglichen Fliesen noch in großen Teilen erhalten. Die bauzeitlichen Fenster hingegen, die in der unteren Hälfte als Schiebefenster ausgebildet waren, wurden nachträglich gegen moderne Stahlfenster ausgetauscht Im Keller des Gebäudes befinden sich die Umkleiden, die in Teilen noch aus der Bau zeit stammen und die Schwimmbadtechnik. Zur erhaltenswerten technischen Austat tung gehört eine Kiesfilteranlage mit zwei aufrecht stehenden Stahlbelchzylindem. Zwei Gegenstromaggregate dienten zur Beckenwasservorwärmung und zur Schwimmhallenheizung. Die Hauptdampfverteilung erfolgte über eine Reihe gussei serner Drehräder. Die Turnhalle wurde in gleicher Bauweise wie die Schwimmhalle errichtet auch die Fenster wurden in gleicher Weise erneuert. Historische Ausstattung im Innenraum hat sich hier jedoch nicht erhalten. 12. Aussichtsbastion zum See (Lageplan Pkt. 13) Heute stellt der von einer niedrigen Brüstungsmauer begrenzte Freiraum vor den Sporthallen den geländemäßig niedrigsten Punkt der Ordensburg dar. Wie auf Foto grafien von 1941 zu sehen, setzte sich die Anlage früher jedoch weiter hangabwärts 28 fort. Der Platz war zum See hin geöffnet; eine breite Treppenanlage (deren Abbruchspuren noch vor der heutigen Brüstungswand zu erkennen sind) führte auf eine querrechteckige Fläche und von dieser eine weitere, schmalere Treppe mit mehreren Ab sätzen auf eine rechteckig aus dem Hang herausgebaute, vergleichsweise kleine und von einer niedrigen Bruchsteinmauer eingefasste Bastion. Umfangreiche, wegen der starken Hanglage aber nur schwer zugängliche Reste die ser Anlage einschließlich eines Fahnenmasthalters sind noch im stark bewachsenen Gelände erhalten. 13. Sonnenwendplatz (Lageplan Pkt. 14, eingetragenes Denkmal seit 1989) Der auf einem aufgeschütteten Plateau östlich der Kameradschaftshäuser 1938 an gelegte Sonnen~endplatz war ehemals gepflastert und von Bewuchs freigehalten. Die Gesamtanlage war in zwei Ebenen unterteilt, zwischen denen eine breite Treppe vermittelte. Dieses Umfeld ist heute in den Geländeversprüngen ablesbar; Reste der Treppe wurden bei Bauarbeiten im Jahr 2010 entdeckt danach jedoch wieder mit Er de überdeckt. Erhalten geblieben ist jedoch das 1938 nach Modell von Willy Meller errichtete „Feu ermal“ seitlich der früheren Treppe, ein gemauerter Ziegelhohlblock, der zur Treppe hin mit Muschelkalkplatten bekleidet und mit dem etwa 6 Meter hohen, nahezu vollplastischen Muschelkalkrelief eines heute leicht beschädigten nackten Fackelträgers geschmückt ist. Der bis auf ein über die Schulter geworfenes Mäntelchen nackte Ath let steht frontal, die Linke zur Faust geballt, in der Rechten eine brennende Fackel haltend. Die (heute reduzierte) Inschrift in Großbuchstaben neben dem Fackeiträger lautet: IHR SEID DIE / FACKELTRÄGER / DER NATION / IHR TRAGT DAS / LICHT DES GEISTES / VORAN IM KAMPFE / FÜR ADOLF HITLER. Durch die amerikani schen Besatzungstruppen wurden Teile der Inschrift sowie das darunter eingravierte Hakenkreuz entfernt. Wie auf historischen Fotos zu erkennen, war auf dem Block ei ne große Feuerschale montiert, die heute jedoch verschwunden ist. 14. Haus für weibliche Angestellte 1 seit 1950: ~Redoute“ (Lageplan Pkt. 15, eingetrage nes Denkmal seit 1989) Das Gemeinschaftshaus für das weibliche Personal wurde im zweiten Bauabschnitt 1936/37 als unterkellerter Dreiflügelbau mit zweigeschossigem Mitteltrakt und einge schossigen Seitenflügeln in den Osthang hineingesetzt. Ende 1938 wurde im ebener dig liegenden Geschoss eine Krankenstation mit Operationssaal eingerichtet. 29 Der Mitteltrakt ist achsialsymmetrisch gegliedert mit rundbogigem Hauptzugang und rückwärtigem, zentralen Treppenhaus über ovalem Grundriss, das über die Traufe als Dachaufsatz hochgeführt ist. Die Seitentrakte waren ursprünglich beide zur talgerich teten Rückseite als offene Vorhallen mit hölzerner Tragkonstruktion ausgebildet, die jeweils von außen durch Treppen erschlossen wurden. Heute weist nur noch die nördliche der beiden Vorhallen die ursprüngliche Form auf, die südliche wurde nach träglich verglast. Die Seitenflügel und das Untergeschoss des Mitteltraktes sind mit Bruchsteinmauerwerk verkleidet, die Obergeschosse des Mittelbaus verputzt. Die Aufteilung der Innenräume war einfach und funktional — vom mittleren Treppen haus aus gelangten die Nutzer über je einen Mittelflur nach rechts oder links in die Zimmer. Originale Ausstattung ist kaum erhalten geblieben, lediglich die Hauptein gangstür, die zentrale Treppe, der Bodenbelag aus Klinkern in den Aufenthaltsräu men an den Kopfenden des Mittelbaus sowie der Natursteinbelag der beiden Vorhal len sind noch heute vorhanden. 15. Offiziersunterkunft (Lageplan Pkt. 17) Auf Vorkriegsaufnahmen sind die Grundmauem des Gebäudes bereits zu erkennen. 16. Baugrube des Stadions (Lageplan Pkt. 18) Auf dem Hochplateau des Berges waren Sportstätten von gewaltigen Dimensionen geplant. Am Westrand des Plateaus, etwa zwischen heutigem Kino und dem Torbau ist die Baugrube der Hauptattraktion des vorgesehenen „Hauses des Sports“, eines Stadions, das das Berliner Olympiastadion hinsichtlich seiner Ausmaße bei Weitem übertroffen hätte, erhalten. 17. Schießstand (Lageplan Pkt. 21) Östlich der Abzweigung B 266 — Zufahrt Vogelsang liegt am Morsbach ein bereits auf Luftaufnahmen von 1936 zu erkennender, zweiseitig wallarmierter Schießstand für Handfeuerwaffen. Außenanlagen Außer den o. a. baulichen Anlagen sind auch die in den 1930er Jahren gestalteten Außenan lagen mit den großflächigen Terrassierungen, Plätzen, Wegeführungen, Abfangmauern, Bodenbelägen, Treppen, Rampen, offenen Entwässerungskanälen (Nordhang) und den Resten der ursprünglichen gärtnerischen Gestaltung Bestandteil des Denkmals. Besonders 30 gut sichtbar ist die Gestaltung der 1930er Jahre noch heute am Nordhang, wo Bauten und Außenraumgestaltung bis 1938 fertig gestellt waren. Ebenfalls zum Denkmal gehörig sind die Terrassierungen, die in den Jahren 1938/1939 als Vorbereitung für die nicht mehr zur Ausführung gekommenen Großbauten vorgenommen wurden. Diese sind in Teilen des Geländes noch heute am Bodenrelief abzulesen, so bei spielsweise großflächig im Bereich, der sich auf der westlichen Seite der Zufahrtsstraße südlich an den Eingangsbereich anschließt oder am Westhang oberhalb der Baugrube des Stadions. Pumpenstation und Pumpenwärterhaus Nicht auf dem Gelände der Ordensburg, sondern südwestlich davon im Sauerbachtal wurde im Sommer 1936 eine automatische Pumpenanlage errichtet, um die Wasserversorgung der Ordensburg sicherzustellen. Über der Pumpenstation wurde 1937 das von Klotz entworfene Haus für den Pumpenwärter erbaut. Das eingeschossige Gebäude mit hohem Satteldach wurde in Bruchsteinmauerwerk errich tet. Nachkriegsbauten 1 Tankstelle (Lageplan Pkt. 16, eingetragenes Denkmal seit 2006) Die Tankstelle wurde 1950 nach der Übernahme Vogelsangs durch die belgischen Streitkräfte an der Hauptzufahrt zwischen Torgebäude und Gemeinschaftshaus er richtet. Die Anlage ist auf einem langgestreckten, ovalen und aufgrund seiner Prellfunktion etwa 30 cm hohen Betonsockel angordnet. Die Enden dieser Tankinsel werden durch zwei eingeschossige, verputzte Pavillons über halbrunden Grundrissen und mit leicht vorkragenden Flachdächern gebildet. Diese sind miteinander verbunden durch eine flache Beton-Überdachung über die ganze Länge der Tankinsel, die von vier schma len Betonstützen mit rechteckigem Querschnitt getragen wird. Die Anlage wurde in klaren Formen mit horizontaler Betonung gebaut. Diese wird besonders durch das durchlaufende Gesims auf Sohlbankhöhe und das vorkragende Flachdach definiert. Von den ursprünglichen Zapfanlagen sind lediglich zwei Fundamentreste erhalten, in den vergangenen Jahren wurden dort neue Zapfsäulen errichtet. Die Tankstelle wird zur Zufahrt hin von einem gleich langen, jedoch schmaleren, gärtnerisch gestalteten Rabatt flankiert, das ebenfalls von einem hohen Prellrand ein gefasst wird. 2. Kino (Lageplan Pkt. 5, eingetragenes Denkmal seit 2004) Das Kino wurde im Jahr 1950 über den Grundmauem eines geplanten Hörsaales im Haus des Wissens errichtet. Dieser Hörsaal findet sich bereits 1938 auf den überlie ferien Grundrissen und Modellen zur Ordensburg. Auf Luftbildem aus dem Jahr 1946 sind die Fundamente und Mauerzüge eines zentralen und nach Westen gerichteten Auditoriums eindeutig erkennbar, das mit den Umfassungsmauern des heutigen Ki nosaals identisch ist. Das Kino wurde während der gesamten Zeit des Truppenübungsplatzes als solches genutzt, während die Räumlichkeiten im Obergeschoss als Büros dienten. Seit dem Truppenabzug 2006 wurde der Kinosaal nur noch vereinzelt für größere Veranstal tungen geöffnet, die übrigen Teile des Gebäudes standen leer. In den Jahren 2011/2012 wurde das Gebäude instandgesetzt und zur temporären Nutzung als „Fo rum Vogelsang“ umgebaut, bis die Bauarbeiten am „Adlerhof‘ abgeschlossen sind. Im Foyer und im ehemaligen Innenhof ist nun die Gastronomie, im Erdgeschoss des nördlichen Seitentraktes die Information, in den übrigen Räumen Seminar- und Büro räume untergebracht. Der Kinosaal wurde unter geringfügigen Eingriffen in die denk malwerte Substanz den heutigen Brandschutzvorschriften angepasst und dient wei terhin als Veranstaltungssaal. Der zentrale zweigeschossige Saalbau über längsrechteckigem Grundriss schließt mit einem Satteldach mit gewellter Eternitdeckung ab. Er wird U förmig von einem ebenfalls zweigeschossigen, etwas niedrigerem Vorbau mit flach geneigtem Pultdach umstellt, der Nebenräume enthält. Das gesamte Gebäude ist glatt verputzt, zur nach Westen ausgerichteten Schmalseite bildete der Vorbau ursprünglich einen kleinen In nenhof, der bei den jüngsten Baumaßnahmen durch ein flachgeneigtes gläsernes Pultdach überdeckt wurde. Die Fassadengliederung erfolgt im Erdgeschoss durch Wandvorlagen und einfache rechteckige Fensteröffnungen, die im Obergeschoss paarweise angeordnet sind. Die Fenster sind überwiegend zwei- bzw. mehrflügelig mit Sprossen. Die architektonisch nicht weiter hervorgehobenen Eingänge befinden sich jeweils auf den beiden Längs seiten des Gebäudes und führen sowohl direkt in den Saal als auch über zwei in den Gebäudeecken angeordneten Treppenhäuser in die Flure des Obergeschosses. Das Gebäudeinnere wird durch den großen, für 1.100 Zuschauer konzipierten Kinosaal dominiert. Über rechteckigem Grundriss zeigt er die klassische Kino Innenraumdisposition mit Projektionswand, Bühne und Zuschauerraum mit anstei genden, leicht geschwungenen Sitzreihen. Der Mittelgang und die seitlichen Aufgän ge sind durch einen Quergang nochmals verbunden. Dieser Gang unterteilt mittels einer holzverkleideten und leicht geschwungenen Brüstung die Zuschauerblöcke in zwei Ränge und führt zugleich zu zwei Seiteneingängen. Die originale Bestuhlung besteht aus miteinander verbundenen hölzernen Klappsitzen mit Armstützen. Den Stuhlreihen gegenüber liegt an der Stirnwand des Saales die große Bühne mit seitlichem Zugang, Orchestergraben und mehreren Vorhängen, die von einem brei ten, korbbogenförmig geschwungenen Bühnenportal aus Holz gefasst wird. Sie ist der eigentlichen Projektionsfläche vorgelagert. Den Saal umläuft eine ca. 1,80 m hohe Holzvertäfelung, die um die Eingangstüren verkröpft ist. Die Hauptzugänge liegen paarig angeordnet in unmittelbarer Nähe der Bühne. Oberhalb der Vertäfelung sind die Wände mit einer gepolsterten Kunstlederbespannung versehen, die ihren oberen Abschluss in einem umlaufenden Gesims findet. Aus akustischen Gründen ist die Decke mit Kassetten verkleidet, die den Schall ohne Nachhal reflektieren. Die zurückhaltende Farbgebung des Saales wurde vor allem aus technischen Gründen gewählt. Ebenfalls original erhalten haben sich eine Reihe eloxierter Metalltrichterlampen an den Wänden oberhalb der Täfelung und den Stuhlwangen zum Mittelgang. Südlich der Bühne sind im Erdgeschoss die originalen Künstlergarderoben mit Um kleiden und Schminktischen erhalten. Kaseme „Van Dooren“ (Lageplan Pkt. 6) Auf dem Sockelgeschoss und unter Einbeziehung der nördlichen und östlichen Au ßenwände des „Festsaales“ (= “Palas“), des Kernbaus des geplanten „Haus des Wis sens“, wurde 1951 mit dem an der aufgegebenen Baustelle bereitgestellten Bruch steinmaterial auf rechtwinkligem Grundriss die zum Bergplateau hin verputzte, zwei geschossige und an den hangabwärts gerichteten Bruchsteinfassaden dreigeschos sige, monumental wirkende Kaseme „Van Dooren“ errichtet. Wohl erst in dieser Zeit entstanden auch die Fenster- und Türöffnungen in den vorher geschlossenen Bruch steinwänden. 4. Offiziersunterkunft (Lageplan Pkt. 17); Das westlich der Kaseme ‚Van Dooren“ gelegene, über einem Bruchsteinsockel zweigeschossige, mit zwei Bruchstein-Eingangsrisaliten 1 7-achsige, verputzte und mit Ausnahme der Nordseite eternitplattenverkleidete Walmdach-Gebäude wurde wohl in den 1950er Jahren auf den Grundmauern eines bereits in den 1930er Jahren begonnenen Gebäudes errichtet und diente mit seinen Ein- und Zweimannstuben als Unterkunftsgebäude für Offiziers- und Unteroffiziersdienstgrade. Zugehörig ist der im Nordhang vorgelagerte Bunker. 5. Panzerwaschanlage und dazugehörige Abwasserreinigungsanlage (Lageplan Pkt. 18) Am westlichen Rand des Bergplateaus gegenüber der Tankstelle errichteten die bel gischen Streitkräfte nach 1950 eine Panzerwaschanlage, von der noch heute die Panzerrampen aus Beton erhalten sind. Unterhalb, am Rande der Baugrube des Sta dions aus den 1930er Jahren, wurde eine aus mehreren Klärteichen bestehende Ab wasserreinigungsanlage angelegt. 6. Barackenlager „De Scheide“ (Lageplan Pkt. 19) Das Barackenlager „De Scheide“ wurde in seinen Anfängen bereits von den engli schen Besatzungstruppen zwischen Juni 1946 und April 1950 in der Nachfolge der beiden am Flugplatz Walberhof gelegenen großen Feldlager „Lys“ und „ljser, west lich der Zufahrt nach Vogelsang, auf einem bereits in den dreißiger Jahren aufwändig terrassierten und befestigten Gelände als Unterkunft für die übenden Truppen errich tet. Nach zahlreichen Ausbesserungen und Erweiterungen konnten in den heute dreißig um einen neuen Küchen- und Kantinenkomplex angeordneten, eingeschossigen, ein fachen Holzbaracken mehr als 2.500 Soldaten, bei jährlich etwa 40.000 übenden NATO-Soldaten, untergebracht werden. Zugehörig ist der an der Nordkante des Lagergeländes im Hang gelegene Kellerraum. 7. Munitionslager (Lageplan Pkt. 20) Westlich unterhalb des Barackenlagers „De Scheide“ wurde entlang einer eigenen Zuwegung wohl bereits zu Beginn der Nutzung des Geländes als Truppenübungs platz ein Munitionslager für die übenden Truppenteile angelegt. 34 Voneinander durch Erdwälle getrennt und von hohen Blitzableitermasten gesichert sind hier zehn kleine, eingeschossige Depothäuser zur vorübergehenden Lagerung der unterschiedlichsten Munitionsarten erhalten. Schießstand (Lageplan Pkt 21) Eingeschossiges Funktionsgebäude mit Flachdach. 9. Wachhäuschen am Beginn der Zufahrt Kleiner, mit Satteldach gedeckter Putzbau, in dem die Ein- und Ausfahrtkontrollen für das Sperrgebiet erfolgten. Wüstung Wollseifen Geschichte2 Das Gebiet um Wollseifen gehörte im Hochmittelalter zum Walberhof, einem alten Königsgut, und wurde vom Königshof in Konzen verwaltet. Teile des südlichen Wildbanns erhielt 1096 Erzbischof Anno von Köln von König Heinrich IV. verliehen. 1145 wurde der Walberhof von König Konrad III. der Abtei Steinfeld geschenkt. In der Folge gelangten die Grafen von Jülich in den Besitz und verpfändeten den Hof 1631 mit dem Amt Wollseifen an Reinhard von Schönforst. 1487 gelangte das Amt an die Grafen von Schleiden und blieb mit einer Unterbrechung von 1670 bis 1712 in deren Besitz. Nach Eroberung durch französische Revolutionstruppen gehörte Wollseifen seit dem 1. Oktober 1795 zum Kanton Schleiden im Departement de l‘Ourthe. 1816 unter preußischer Verwaltung zunächst selbständig, erfolgte im April 1819 der Zusammenschluss mit der Gemeinde Dreibom. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es zahlreiche urkundliche Nennungen der Siedlung Wollseifen. Eine wichtige Verkehrsverbindung führte von Gemünd und Olef auf die Höhe von Herhahn und von Wollseifen nach Einruhr weiter über Simmerath nach Aachen. Kirchenrechtlich gehörte Wollseifen im ausgehenden Mittelalter zur Olef. Eine erste Kapelle wurde im Dorf im 15. Jahrhundert erbaut, in der nach kurzer Zeit die Gottesdienste abgehalten wurden, die bis dahin in der Kapelle am Walberhof stattgefunden hatten. Zur Zeit der Gegenreformation ließ Graf Ernst von der Marck-Schleiden 1633 bis 1635 die Kirche St. Rochus in Wollseifen er richten, die 1660 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Mit der Einbindung Wollseifens in die Ge Der geschichtliche Abriss wurde in großen Teilen dem Gutachten zum Bodendenkmal „Wüstung Wollseifen“ des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland vom 08.09.2008 entnommen 35 meinde Dreibom begann der Niedergang der Siedlung. Die in den 1830er Jahren diskutierte und 1849-1852 gebaute Provinzialstraße von Schleiden nach Aachen führte am Walberhof vorbei direkt nach Einruhr. Zum Ende des 19. Jahrhunderts bestand der Ort zum größten Teil aus mit Stroh gedeckten Fachwerkhäusem. Bis zum Aufkommen des Kunstdüngers gegen Ende des 19. Jahrhun derts lebte die Dorfbevölkerung vorrangig von Ackerbau, Schafzucht, Holzfällerei und Köhle rei. Mit dem Bau der Urfttalsperre 1900 bis 1905 durch den Aachener Wasserbauingenieur Otto Intze verloren die Wollseifener zwar einen großen Teil ihrer Talweiden, jedoch brachte der Talsperrenbau zahlreiche neue Arbeitsplätze und sorgte mit dem einsetzenden Tourismus und dem Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten für einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung Wollseifens vor dem Ersten Weltkrieg. Auch beim Bau der Ordensburg Vogelsang in den l93oerJahren fanden viele Wollseifener Arbeit. In der Zeit der Weimarer Republik erhielt Wollseifen mit dem Bau des Transformatorenhau ses 1923 als erster Ort auf der Dreibomer Höhe elektrischen Strom sowie 1930 eine eigene Wasserleitung. Ende 1944 bis Anfang 1945, als die amerikanischen Truppen im Raum Hürtgenwald und in der Ardennenoffensive mit deutschen Truppen in schwere Kämpfe verwickelt waren, kam es zu ersten Luftangriffen auf Wollseifen mit zahlreichen Toten und Verwundeten. Anfang 1945 wurde der Artilleriebschuss so stark, dass das Dorf am 22. Januar geräumt wurde. Die eva kuierte Bevölkerung kehrte im April / Mai 1945 in das nunmehr unter britischer Verwaltung stehende Dorf zurück und begann mit den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten. Im Juni 1946 traf die britische Militärverwaltung die Entscheidung, auf der Dreibomer Hoch fläche unter Einbeziehung der ehemaligen Ordensburg Vogelsang und des Feldflugplatzes Walberhof einen Truppenübungsplatz anzulegen. Am 13. August wurden die etwa 120 Fami lien (500 Einwohner) des Dorfes aufgefordert, das Dorf bis zum 1. September 1946 zu räu men und in den umliegenden Dörfern unterzukommen. Ab September 1946 wurde Wollsei fen zum Sperrgebiet erklärt und durfte fortan nicht mehr betreten werden. Durch Schießübungen und Brände wurden in der Folgezeit die verlassenen Gebäude nach und nach zerstört und später mit Ausnahme des unzerstört gebliebenen Transformatorenhauses, der Kirchenruine, des ehemaligen Schulgebäudes und der am südlichen Dorfrand gelegenen Kapelle abgetragen. Die ehemaligen Dorfbewohner durften einmal im Jahr zu Allerheiligen den alten Friedhof des Dorfes besuchen, um der Toten zu gedenken. Da jedoch auch der Friedhof des Dorfes durch die Schießübungen immer stärker zerstört wurde, erfolgte 1955 die Umbettung der Toten auf die Friedhöfe der benachbarten Ortschaften. 36 Mit dem Ausbau des NATO-Truppenübur~spIatzes wurden auf dem Gebiet des zerstörten Dorfes in drei aufeinanderfolgenden Phasen bis in die 1990er Jahre Übungshäuser zum Training des Häuserkampfes errichtet. Wurden diese in den ersten beiden Phasen bis 1980 noch entlang der alten Dorfstraßen an der Stelle der zerstörten alten Bebauung erbaut, so wurde in den 1980er Jahren in der Nachbarschaft der Kirche eine Straße mit Bebauung vollständig neu angelegt. Ein Teil der Übungshäuser wurde Ende 2012 aus Verkehrssiche rungsgründen abgebrochen. Die Wüstung Wollseifen liegt heute im Zentrum des am 1. Januar 2004 gegründeten Natio nalparks Eifel und ist erst seit dem Ende der militärischen Nutzung des Truppenübungsplat zes (1. Januar 2006) für die Zivilbevölkerung wieder frei zugänglich. Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals Das auf einer leichten Anhöhe gelegene Baudenkmal „Wüstung Wollseifen“ umfasst im Wesentlichen die Fläche in der Mitte des alten Dorfes, auf der sich die noch vorhandenen Gebäude und Ruinen aus Vor- und Nachkriegszeit konzentrieren. Nach Westen wird dieser Bereich durch einen Wall begrenzt, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, als die Über reste der zerstörten Häuser des Dorfes zertrümmert und der Bauschutt hier zusammenge schoben wurde. Südlich des zentralen Bereichs sind vier einzelne Übungshäuser sowie die historische Wegekapelle vorhanden, die ebenfalls Bestandteile des Denkmals sind. Die mit Erschließungssystem, baulichen Anlagen und Resten von altem Bewuchs der ehemaligen Hausgärten gestaltete Anhöhe mit weiter Fernwirkung ist integraler, in die Nachkriegskon zeption der Gesamtanlage einbezogener Bestandteil des Flächendenkmals „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang“. Die auf diesem Gebiet verteilten denkmalwerten Einzelelemente lassen sich in zwei Zeitschichten unterteilen: Zum einen die Reste der Gebäude, die noch vor dem Zweiten Welt krieg errichtet wurden und Zeugniswert für die jahrhundertealte Geschichte des zerstörten Dorfes besitzen, zum anderen die in der Nachkriegszeit entstandenen Kampfhäuser, die unterschiedliche Phasen in der Nutzung des Geländes als Truppenübur~splatz bis zum Jahr 2005 dokumentieren. Im Folgenden werden die baulichen Einzelelemente deshalb nach diesen beiden Zeitschichten unterschieden. Die in den Beschreibungen und im Lageplan verwendeten Objektnummern entsprechen der an den einzelnen Bauwerken angebrachten Nummerierung aus der Zeit des Truppen übungsplatzes. Vorkriegsbauten Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus (Lageplan, eingetragenes Denkmal seit 2002) Graf Ernst von der Marck ließ in den Jahren 1633 bis 1635 die Kirche St. Rochus in Wollseifen errichten, die am 22.10.1635 geweiht und nach der Loslösung der Ge meinde von Olef 1660 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Die Kirche wurde als einschiffiger Bau aus Bruchstein mit vorgestelltem, dreige schossigen Westturm auf nahezu quadratischem Grundriss mit eingezogenem Chor und halbrunder Apsis errichtet. Die Abmessungen des Kirchenschiffs liegen bei 15,50 m lichter Länge und 9,70 m lichter Breite. Der Chor umfasst 9,00 m Länge und 8,50 m Breite, der Turm misst 6,00-7,20 m auf 5,50 m. Der Turm schließt heute mit einem Zeltdach ab, 1665 besaß er einen oktogonalen Turmhelm. 1848 erhielt die Kirche ein neues Westportal im Turmsockel, dabei wurde der ur sprüngliche Eingang an der Südseite zu einem Fenster umgestaltet. Im gleichen Jahr wurde ein Windfang vor dem Turm errichtet, von dem heute noch der Bodenbelag aus quadratischen Schieferplatten erhalten ist. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun derts wurde eine kleine rundbogige Fensteröffnung am westlichen Ende der Nordwand eingebrochen; die Gewände wurden aus Blaustein in klassizistischen Formen ausgeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es auf der Nordseite nur eine Fensteröff nung, während die Südfassade drei Fenster aufwies. Noch im Urkataster eingezeich nete Choranbauten sind heute verschwunden, der Zugang zum nördlichen Anbau wurde vermauert, der südliche mit stichbogigem Sturz und Sandsteingewände führt jetzt ins Freie. 1906 erhielt die Kirche neue Fenster, ausgeführt von der Glasmalerei Schieren und Cie. aus Köln, und eine neue Ausmalung durch die Kirchenmaler Wil helm und Michael Kurthen aus Grevenbroich-Eisen. Das Gebäudeinnere ist wie das Äußere heute mauersichtig. Der Chor öffnet sich durch einen Rundbogen, der auf profilierten Kämpfern ansetzt, zum Schiff. Umiau fend haben sich ebenfalls profilierte Kragsteine erhalten, die wahrscheinlich ursprüng lich ein hölzernes Kreuzgratgewölbe trugen, das Langhaus und Chor überspannte. Es wurde im 19. Jahrhundert durch eine flache Voutendecke ersetzt. Erhalten haben sich zudem Reste der Bodenbeläge im Schiff (unregelmäßige Grauwackeplatten) und im Chor (Zementfliesen aus dem 19. Jahrhundert). Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude nur leicht beschädigt und wieder instand gesetzt. Nach der Räumung des Dorfes im Jahr 1946 teilte man das Inventar der Kirche auf, wobei Ausstattungsstücke nach Einruhr, Herhahn, Schmidt und Eicherscheidt gebracht wurden. Das Taufbecken von 1702 wurde in die Kirche 38 St. Katharina in Herhahn gebracht, die Kirchenglocken nach Steckenborn, die Kanzel nach Simmerath, die Orgel zunächst nach Simmerath, später nach Rollersbroich. 1947 wurde die inzwischen desekrierte Kirche im Rahmen einer Truppenübung in Brand geschossen, wobei die Innenausstattung nahezu vollständig zerstört wurde. Noch in der Zeit des Truppenübungsplatzes wurde die Ruine mit einem Ringanker gesichert und durch ein Notdach vor Witterungseinflüssen geschützt. In den Jahren 2008 bis 2010 wurden umfangreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt. Dabei erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl sowie eine Schieferdeckung, die Mauem wurden trockengelegt und neu verfugt. Im Inneren wurden die Reste der his torischen Ausstattung konserviert und in Teilen ergänzt (Bodenbeläge), neue Ausstat tungsstücke wurden eingebracht (Kreuz und Sitzbänke im Chorraum, Rampe zwi schen Schiff und Chor, Bild über dem Eingangsportal). 2. Wegekapelle (Lageplan Pkt. 43, eingetragenes Denkmal seit 2007) Das Heiligenhäuschen wurde wohl um 191 o3 an einer Straßengabelung am südlichen Ortseingang gebaut. Die Wegekapelle wurde über annähernd quadratischem Grundriss mit trapezförmiger Altarnische errichtet. Der Außenbau in einfachen Formen ist mit grobkörnigem Ze mentputz verputzt, darüber erhebt sich ein Satteldach. Der Zugang zum Innenraum erfolgt auf der Ostseite durch eine rundbogige Türöffnung mit aufgeputzter Profilie rung, gerahmt von einer Putzquaderung; mittig auf der Westseite befindet sich hinter der Altarnische eine rundbogige Fensteröffnung. Nachdem jahrzehntelang nur notdürftige Instandshaltungsmaßnahmen an dem Ge bäude durchgeführt worden waren, befand es sich im Jahr 2006 in einem stark ver wahrlosten Zustand: Durch ein Notdach mit Bitumendeckung gegen Witterungsein flüsse notdürftig geschützt, waren im Inneren zahlreiche nachträglichen Ausbesse rungen erkennbar, die ursprüngliche Ausstattung war jedoch noch deutlich ablesbar. Der Fußbodenbelag war mit schwarz-weißen Fliesen (ca. 10 x 10 cm) im Schach brettmuster ausgeführt; das Kreuzgratgewölbe aus Bimssteinmauerwerk war etwa zur Hälfte erhalten, der Rest war ausgebrochen. Der originale Kalkputz an Wänden und Decke war noch in Teilen mit der ursprünglichen Farbfassung erhalten (rötlichbrauner Die Datierung ist der Pfarrchronik des Ortes entnommen: „1921, am 26. Mai (Fronleichnam), war Einweihung des Denkmals zum Gedächtnis unserer gefallenen Helden. Dieses Denkmal dient, wie die vor 10 bis 12 Jahren erbauten und am Anfang und in der Mitte (Zülpergasse) des Dorfes gelegenen Heiligenhäuschen als Segensstati on am Fronleichnamstag.“ Veröffentlicht in: Traditionsverein Wollseifen (Hrsg.), Wollseifen Das tote Do;f Hürtgen 1964, S. 65. Davon abweichend geben ehemalige Wollsei&ner Einwohner an, die Kapelle sei ilrer Erinnerung nach in den 1920er oder 1930er Jahren gebaut worden. 39 Sockel mit anthrazitfarbener Schablonenmalerei, Wände darüber hellbeige, Gewölbe hellblau mit aufgemalten Sternen, das Fenster hellblau gerahmt mit rötlichem Beistrich), große Teile der Wandflächen waren mit Zementputz ausgebessert. In der Al tarnische stand ein nachträglich betonierter, ca. 60 cm hoher Sockel; die ursprünglich aufgestellte Statue fehlte. In den Jahren 2007/2008 wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durch den Traditionsverein Wollseifen durchgeführt: Fehlstellen im Außenputz wurden ergänzt, die Außenmauem gestrichen, ein neues Satteldach mit Schieferdeckung aufgebracht und das Türgitter neu gefertigt. Im Inneren wurden Fehlstellen im Fußboden und im Wandputz ergänzt, das Gewölbe wiederhergestellt und das Innere farblich neu ge fasst. Schule (Lageplan Pkt. 22) Das dem Typus der preußischen Landschule entsprechende Gebäude wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. In der Zeit des Truppenübungsplatzes nach 1946 wurde es durch Beschuss nach und nach immer stärker zerstört, so dass heute lediglich das Erdgeschoss und der Keller in ruinösem Zustand erhalten geblie ben sind. Das traufständige, unterkellerte und heute eingeschossige (ursprünglich: zweige schossige) Bauwerk erhebt sich über rechteckigem Grundriss. Die heute unverputz ten Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, die Fenster werden von Sandstein gewänden mit Falz gerahmt. Das Gebäude hat sieben Achsen, der Haupteingang liegt mittig in der straßenseitigen Fassade. Über dem Erdgeschoss ist das ehemalige Stockwerkgesims aus Sandstein erhalten. Die Giebelseiten sind geschlossen. Die Ruine wird durch ein teerpappengedecktes, flaches Satteldach gegen Witterungsein flüsse geschützt. Nach örtlicher Überlieferung befanden sich im Erdgeschoss zwei Klassenräume für die Klassen 1-4 und 5-8, im Obergeschoss die Wohnungen der Lehrpersonen. Transformatorenhaus (Lageplan Pkt. 32) Das Transformatorenhaus wurde 1923 erbaut. Der zweigeschossige, aus Bruchstein errichtete und unverputzte Zweckbau erhebt sich über quadratischem Grundriss und besitzt ein flaches, pfannengedecktes Satteldach. Nachkriepsbauten Phase 1 (vor 1970): Übungshäuser und Hausattrappen (Übungshäuser: Lageplan Pkt. 28, 37, 39, 44; Hausattrappen: Lageplan Pkt. 33, 36) Die Bauten wurden errichtet, um in der Zeit des Kalten Krieges den Annäherungs kampf mit Kombattanten nach der klassischen Kriegsführung, das heißt mit Angehö rigen regulärer Streitkräfte unter Ausschluss der Zivilbevölkerung, zu üben. Die Cibungshäuser und Attrappen wurden von einer Baukolonne des „Camp Vogelsang“ entlang der alten Dorfstraße an der Stelle früherer Dorfbebauung errichtet. Sie wurden gebaut aus vor Ort vorgefundenen und gereinigten Baumaterialien der zer störten Häuser von Wollseifen. Errichtet wurden zum einen kleine, eingeschossige, unverputzte Übungshäuser aus Backstein mit hölzernen Dachstühlen und teerpappegedeckten Satteldächem. Zum anderen entstanden Hausattrappen, die als eingeschossige unverputzte Mauerzüge aus Backstein meist über sternförmigem Grundriss und mit teerpappegedeckten Dachaufsätzen ausgeführt wurden. Charakteristisch sind hier die runden Wanddurch lässe, die mit Kanalrohrsegmenten ausgeführt wurden. In jüngster Zeit wurden die Häuser Nr. 26, 27 und 34 sowie die Hausattrappen Nr. 23, 25 und 30 abgebrochen. Phase 2 (nach 1970): Übungshaus (Lageplan Pkt. 41) Die Kampfhäuser dieser Phase wurden gebaut, um den Häuserkampf unter Einbe ziehung der Zivilbevölkerung zu trainieren. Sie wurden von Baukolonnen des „Camp Vogelsang“ mit Unterstützung von Wehr pflichtigen errichtet und stehen entlang der alten Dorfstraße an der Stelle zerstörter alter Dorfbebauung. Die verwendeten Baumaterialien Bimsstein und Zement stamm ten aus Beständen des Truppenübungsplatzes, die für die reguläre Bauunterhaltung vorgehalten wurden. Bei den Übungshäusem der Phase 2 handelte es sich um mehrgeschossige, aus Bimsstein errichtete Wohnhausattrappen, an deren Fassaden teils Steigeisen für Sturmübungen angebracht wurden. Während die Gebäude außen verputzt waren, wurden sie im Inneren im Rohbau belassen. Der Bestand umfasste ursprünglich so wohl Einzel- wie auch Doppel- und Reihenhäuser mit Anbauten und Nebengebäuden. In jüngster Zeit wurde mit den Gebäuden Nr. 29, 31, 38, 40, 42 und 46 der größte Teil der Übungshäuser dieser Phase abgebrochen. Phase 3(1981-1990): Übungshäuser (Lageplan Pkt. 2,4,6,8, 10, 12, 3, 5, 7, 11, 13) In diesen Übungshäusern wurden der militärische Einsatz im Guerillakrieg und die Terroristenbekämpfung trainiert. Die Gebäude wurden unter der Leitung des von Militärs geführten belgischen Baubü ros auf Vogelsang von einer zivilen Baufirma aus dem deutschsprachigen Belgien er baut. Im Bereich der früheren hausnahen Gärten des ehemaligen Straßendorfes Wollseifen entstand wohl nach einer Gesamtplanung, jedoch in mehreren Bauabschnitten ein völlig neuer Straßenzug, der nach den sich wandelnden taktischen Bedürfnissen, das heißt den konkreten Vorgaben und Wünschen der übenden Truppenteile entspre chend gestaltet wurde. Zusammen mit von Feuerwerkern initiierten Explosionen und von Akustikern über gewaltige Lautsprecher zugespielten Flugzeug- und Panzerge räuschen diente er als Kulisse sowohl für die Ausbildung englischer Soldaten für den Straßenkampf in Nordirland als auch später dem Training der NATO-Truppen für ih ren Einsatz im Kosovo. Zahlreiche Zivilorganisationen wie Technisches Hilfswerk und Feuerwehren probten hier für ihren Einsatz im Katastrophenfall. Die Kampfhäuser der Phase 3 flankieren als ein- und mehrgeschossige, freistehende Wohnhausimitationen mit Anbauten und Nebengebäuden beidseitig eine kettenfahr zeugtaugliche Betontrasse. Auf den rückwärtigen Freiräumen wurden Deckungsmau ern in unterschiedlichen Ausrichtungen platziert (heute bis auf die Sockel abgebro chen). Die unverputzten Gebäude, aus Kalksandstein mit Flachdächern aus Fertigbe tonteilen errichtet, zeigten durchgehend leere Fensteröffnungen (heute im Keller und im Erdgeschoss durch Mauerwerk verschlossen) und im gegliederten Inneren roh be lassene Betontreppen. Bei den „Wohnhäusern“ lassen sich zwei verschiedene Bautypen unterscheiden: Der eingeschossige Bautyp 1 verfügte über vier gleich große Räume, war traufständig und besaß je einen Eingang vorne und hinten (Häuser Nr. 18, 21, heute abgebrochen). Der zweigeschossige, unterkellerte Bautyp II hat pro Etage ebenfalls vier Räume und verfügt über je einen Eingang an einer Längs- und einer Schmalseite (Häuser Nr. 4, 6, 8, 12, 5, 7, 11, 13; Häuser Nr. 14 und 17 heute abgebrochen). Die meisten dieser Gebäude sind traufständig, nur Haus Nr. 8 und Nr. 13 sind giebelständig. Unter den eingeschossigen Nebengebäuden sind „Garagen“ b~. „Schuppen“ mit Pultdächem (Häuser Nr. 2, 10, 3; Häuser Nr. 16, 20, 15 heute abgebrochen), aber auch größere, ebenfalls pultdachgedeckte Hallen (Haus Nr. 9; Haus Nr. 19 heute abgebrochen) zu finden. In jüngster Zeit wurden die Häuser im östlichen Teil des Straßenzuges (Nr. 14, 16, 18,20,6, 15, 17, 19, 21)sowie die freistehenden Deckungsmauern abgebrochen. Es ist anzunehmen, dass der sukzessive Ausbau bis hin zur Anlage realistischer Au Benanlagen wie beispielsweise Vorgärten geplant war, ähnlich dem komplett erhalte nen Dorf Bonnland auf dem Truppenübur~splatz Hammelburg. Alle Freiräume, Wegeführungen und Reste von altem Bewuchs, die sich im Bereich der Wüstung Wollseifen befinden, sind ebenfalls Bestandteile des Flächendenkmals „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang“. Begründung der Denkmaleigenschaft Das Flächencienkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübur~s platz Camp Vogelsang“ ist ein Baudenkmal im Sinne von § 2 Abs. 1 und 2 des Denkmal schutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (DSchG NW). Das für die Qualifizierung als Baudenk mal notwendige öffentliche Interesse ist gegeben, da dieses Denkmal sowohl bedeutend für die Geschichte des Menschen ist als auch wissenschaftliche (hier: politik- und militärge schichtliche sowie regional- und architekturgeschichtliche) Gründe für seine Erhaltung und Nutzung vorliegen. Bedeutung für die Geschichte des Menschen Die ehemalige Ordensburg Vogelsang ist bedeutend für die Geschichte des Menschen als gebautes Zeugnis der nationalsozialistischen Ideologie. Indem hier der politische Führernachwuchs der NSDAP ausgebildet werden sollte, diente Vogelsang dem Aufbau und der Sicherung der Machtstrukturen innerhalb der NSDAP und des Dritten Reiches. Die Ordensburgen wurden dabei nicht als schlichte Schulungsstätten gesehen — vielmehr überhöhte Robert Ley, der mit der Bezeichnung „Ordensburg“ an die Tradition des Deut schen Ordens anknüpfte, sie zu pseudoreligösen „Festungen des Glaubens“, getragen vom „Orden der NSDAP“ und dazu bestimmt, „Prediger der nationalsozialistischen Weltanschau ung“ zu erziehen4. Die Vorstellung der Partei als Orden gehörte zum Gedankengut der Nati onalsozialisten: Die NSDAP „soll jenen Orden darstellen, der über Zeiten und Menschen hinwegreichend die Stabilität der deutschen Willensbildung und damit der politischen Füh Der Angriffvom 26.11.1935; Robert Ley, Der Weg zur Ordensburg, 1936. Zitiert nach: Ruth Schmitz-Ehmke, Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelvang, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, 4. bearb. und erw. Auflage, Worms 2010, S. 9 43 rung garantiert.“5 Die hier auszubildenden „Junker“ wurden in eine Linie gestellt mit den Ordensrittern des Mittelalters, wobei dieses rückwärts gerichtetete Ideal Bestandteil der nationalsozialistischen Lebensraumideologie war. Auf Vogelsang wird diese Verbindung besonders deutlich an den Reiterreliefs im Eingangsbereich, bei denen sich ein gerüsteter Krieger mit Schwert (Ordensritter) und ein nackter Jüngling mit Fackel (Ordensjunker) ge genüber stehen. Das nationalsozialisfische Ideal des auf den Ordensburgen auszubildenden „Neuen deut schen Menschen“ wurde den Lehrgangsteilnehmern eindringlich durch das bauplastische Programm vor Augen geführt. An mehreren Stellen ist auf Vogelsang heute noch das natio nalsozialistische Idealbild des nackten Heros nach antikem Vorbild als Bauplasfik oder Mo saik vorhanden, wie beispielsweise das Sportlerrelief an der Tribünenwand des Sportplatzes oder das Mosaik in der Schwimmhalle. Besondere Bedeutung erhält das Relief des Fackelträgers am Sonnenwendplatz, wird hier doch die Aufgabe der Ordensjunker als „Fackelträger der Nation“ deutlich dargestellt. Historische Bedeutung erhält die Ordensburg Vogelsang auch als Repräsentationsbau der NSDAP. Wie aus den Nachrichten des Gaus Köln-Aachen in den Zeitschriften „Die Rheinprovinz“ und „Rheinische Blätter“ hervorgeht, fanden Besuche hoher Funktionsträger aus Partei und Staat oder auch ausländischer Gäste in der Gauhauptstadt Köln häufig mit einem Aufenthalt in Vogelsang ihren Abschluss. Der Umbau des Süd- und Südosttraktes des Ad lerhofes im Mai 1938 diente vor allem dem Zweck, geeignete Räumlichkeiten für Tagungen führender Männer von Partei und Staat zu schaffen. Der Truppenüburgsplatz Camp Vogelsang ist bedeutend für die Geschichte des Menschen als Dokument des Kalten Krieges und der militärischen Konfrontation zwischen Ost und West in der Nachkriegszeit. Besondere Bedeutung erhält die Wüstung Wollseifen, weil an diesem Ort mit der Enteigung und Vertreibung der Dorfbewohner 1946 und der anschließen den Zerstörung des Dorfes die verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges für die Zivilbevölkerung selbst nach Beendigung der eigentlichen Kriegshandlungen in einmaliger Weise anschaulich und erlebbar werden. Wissenschaftliche Gründe Politik- und militärcieschichtliche Gründe: Das Flächendenkmal besitzt in der Überlagerung der jahrhundertealten Siedlungs- und Dorfstrukturen Wollseifens und der Ordensburg aus den 1930er Jahren durch den TruppenHenry Picker, Hillers Tischgespräche im Führerhauptquarrier, Stuttgart 1976. Zitiert nach: Ruth Schmitz Ehmke, Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelsang, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, 4. bearb. und erw. Auflage, Worms 2010, 5. 9 44 übungsplatz der Nachkriegszeit großen Zeugniswert für die deutsche und internationale Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die drei Ordensburgen Sonthofen, Crössinsee und Vogelsang wurden ab 1934 nahezu zeitgleich in unterschiedlichen Grenzregionen des deutschen Reiches errichtet. Während Vogelsang nahe der westlichen Grenze entstand, wurde Sonthofen (Allgäu) im Süden und Crössinsee (Pommern) im Osten errichtet, eine weitere Anlage war neben der historischen Marienburg in Westpreußen geplant Diese Standortwahl in den Randlagen des damaligen Reiches beinhaltete eine bewusste politische Aussage: die Anlagen waren als „Festungen des Glaubens‘~ oder als „Bollwerk deutschen Wesens“7 in den Grenzregionen geplant und deuten somit bereits auf eine Expansion des Machtgebiets hin. In dieser Funktion wurde auch Vogelsang unmittelbar in die Kriegsvorbereitungen bzw. den Kriegsverlauf einbezogen: auf dem Gelände der Ordenburg wurden Bunker der Luftverteidi gungszone West errichtet, zudem wurden hier die Bautrupps zum Ausbau des Westwalls einquartiert, später wurden die Gebäude während des Westfeldzugs 1940 und während der Ardennenoffensive 1944 als Truppenquartier, 1944/45 auch als Lazarett genutzt. Beschädi gungen und Teilzerstörungen an der Gesamtanlage aus den Jahren 1944/45 dokumentieren Kriegshandlungen durch alliierte Luftangriffe. So wurden in dieser Zeit zwei Kamerad schaftshäuser und zwei Trakte des Adlerhofs gänzlich zerstört und nicht wieder aufgebaut; teilzerstört und nach dem Krieg in veränderter Form wieder errichtet wurden der Ostflügel des Gemeinschaftshauses und die Turnhalle. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg endete im Frühjahr 1945 das Dritte Reich, und es begann eine neue Epoche in der deutschen und europäischen Geschichte. Dies wurde auf Vogelsang mit der Eroberung der Ordensburg durch amerikanische Truppen im Februar 1945 und der Besatzung durch britische Streitkräfte ab 1946 eingeleitet. Der Umgang der Besatzungstruppen mit der ideologisch belasteten Anlage war von Pragmatismus geprägt: die symbolträchtige Bauplastik aus der Zeit des Dritten Reichs wurde entfernt oder teilzer stört, während der Gebäudebestand zur Unterbringung von Truppenteilen weitergenutzt wurde. Deshalb besitzen die „Leerstellen“ und „Verstümmelungen“ im bauplastischen Pro gramm der Ordensburg großen Zeugniswert für diese Phase des Übergangs. Dazu gehören die leeren Konsolen der Tragplatte im Kultraum, die ehemals die Plastik des „Deutschen Menschen“ trug, das Adlerrelief an der Freitreppe zum Appellplatz mit dem nicht mehr vor handenen Hakenkreuz sowie die bei Schießübungen der Amerikaner teilzerstörten Reliefs an der Tribünenwand des Sportplatzes und des Fackelträgers. “Raben L.ey, Der Weg zur Ordensburg, 1936 Bericht zur Grundsteinlegung von Vogelsang. In: Wesuieutscher Beobachter, Lokalausgabe Euskirchen, 24.9.1934 Der weitaus länger dauernde Teil der Geschichte Vogelsangs ist geprägt durch die Zeit des Truppenübungsplatzes unter britischer, später unter belgischer Verwaltung. Seine Nut zungsgeschichte verläuft parallel zu den Entwicklungen der deutschen und internationalen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1945 war Deutschland in jeweils eine ameri kanische, britsche, französische und sowjetische Besatzungszone aufgeteilt; im April 1~49 wurde in Vorbereitung der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (Mai 1949) von den drei westlichen Allierten ein Besatzungsstatut für die westlichen Besatzungszonen verab schiedet, das die Befugnisse und Abgrenzungen zwischen der künftigen deutschen Bundes regierung und der Alliierten Hohen Kommission regelte. Erst mit der Aufhebung des Besat zungsstatuts am 5. Mai 1955 erlangte die Bundesrepublik weitgehende staatliche Souveräni tät. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die britischen und belgischen Alliierten auf Vogelsang zunächst als Besatzungstruppen stationiert. Der Truppenübungsplatz, der dort 1946 durch die Briten gegründet wurde, wurde dementsprechend nur durch diese und ab 1950 aus schließlich durch belgische Truppen genutzt. Die Errichtung des Truppenübungsplatzes war der Auslöser für die Räumung des Dorfes Wollseifens und die Vertreibung der Dorfbewohner im August 1946. In den folgenden Jahren wurde das Dorf durch Schießübungen der Briten und Belgier nahezu vollständig zerstört, was sich eindrücklich an den „Leerstellen“ der zer störten Bebauung entlang der historischen Straßenzüge mit lediglich vier verbliebenen Ge bäuden des alten Dorfes manifestiert. Gleichzeitig fand eine rege Bautätigkeit auf dem Ge lände der ehemaligen Ordensburg statt, um diese für die neue Zweckbestimmung als logisti sches Zentrum des Truppenübungsplatzes auszubauen. Zeugniswert für diese Phase haben hier der wiederaufgebaute Ostflügel des Gemeinschaftshauses und die Turnhalle, das Kino, die Kaseme „Van Dooren“, die Tankstelle, die Offiziersunterkunft sowie das Munitionslager. Auch die Anfänge des heutigen Barackenlagers „De Scheide“ reichen bereits in die unmittel bare Nachkriegszeit zurück. Die erweiterte Nutzung von „Camp Vogelsang“ als NATO-Truppenübungsplatz ab 1956 steht in engem Zusammenhang mit der Entstehung und Eskalation des Kalten Krieges seit den späten 1940er Jahren. 1949 wurde die NATO als militärisches Bündnis von zunächst 12 westeuropäischen und nordamerikanischen Staaten gegründet, wobei vor allem die militäri sche Konfrontation mit der Sowjetunion und ihren Verbündeten im Blickfeld stand. Das stra tegische Konzept der NATO sah dabei die Verteidigung eines sowjetischen Angriffs mög lichst weit im Osten, also auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland vor, was als Konsequenz die dortige Stationierung von NATO-Streitkräften in großem Umfang nach sich zog. 1955, nach Aufhebung des Besatzungsstatuts, wurde die Bundesrepublik im Rahmen der Westintegration in die NATO aufgenommen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen vollzog sich auch die Umwandlung Vogelsangs in einen NATO-Truppenübungsplatz im Jahre 1956: von nun an war das Gelände nicht allein den belgischen Streitkräften vorbehal 46 ten, sondern wurde ebenso von anderen NATO-Einheiten aus den Niederlanden, Großbri tannien, Deutschland, USA und Kanada genutzt und in den folgenden Jahrzehnten kontinu ierlich ausgebaut. So besaß die Anlage 1947 neun Schießstände, 1952 zwanzig und 1980 39. Der Truppenübungsplatz verfügte 1986 über 3.000 Bellen, wobei unter Einbeziehung von Zeltlagern bis zu 4.500 Manöversoldaten untergebracht werden konnten. Auf dem ca. 4.200 ha großen Gelände konnten Infanteristen und Panzereinheiten üben, ebenso konnten taktische Übungen durchgeführt werden. Zeugnis für die allmähliche Vergrößerung des Truppenübungsplatzes bis in die 1990er Jahre ist das Barackenlager „De ScheIde“. Den allmählichen Ausbau des Truppenübungsplatzes dokumentieren darüber hinaus in anschau licher Weise die in drei aufeinander folgenden Phasen errichteten Kampfhäuser im Bereich der Wüstung Wollseifen. An ihnen lässt sich auch ein Wandel in der Art der militärischen Konflikte und der Kriegsführung zwischen den 1950er und den 1990er Jahren ablesen: wurden die Übungshäuser vor 1970 noch ausschließlich zum Training der klassischen Kriegsführung unter Ausschluss der Zivilbevölkerung errichtet, so dienten die Kampfhäuser der Phasen 2 und 3 der Vorbereitung von militärischen Einsätzen in Bürgerkriegsgebieten, Guerillakriegen und der Terrorismusbekämpfung. Unter anderem wurden hier Soldaten für den Einsatz im Nordirlandkonflikt und im Kosovokrieg ausgebildet Mit dem Zerfall des Ostblocks und dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 entfiel das Bedrohungsszenario des Kalten Kriegs für die NATO-Staaten. In der Folgezeit wurden große Teile der in der Bundesrepublik stationierten NATO-Streitkräfte abgezogen und zahlreiche Kasemenstandorte und Truppenübungsplätze aufgelöst. Seit März 2001 wurde auch der Abzug der belgischen Streitkräfte aus Deutschland vorbereitet, am 31. Dezember 2005 schließlich endete die militärische Nutzung von „Camp Vogelsang“ nach fast 60 Jahren. Das Flächendenkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungs platz Camp Vogelsang“ erhält somit Zeugniswert für die deutsche und europäische Ge schichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere für die Zeit des Dritten Reichs, die Zeit der Besatzung Deutschlands durch die Alliierten bis zum Erlöschen des Besatzungsstatuts 1955, für die Geschichte des Kalten Kriegs und daraus resultierend für die Geschichte der NATO. Die ehemalige Ordensburg Vogelsang wurde vom unmittelbaren Wirkraum nationalsozialisti scher Ideologien zum logistischen Zentrum eines NATO-Truppenübungsplatzes unter Ver waltung belgischer Streitkräfte und damit zu einem „Gesamt-Zeugnis“ bedeutender Zeitschichten des 20. Jahrhunderts. Singuläre Bedeutung erhält die Anlage durch die Überlage rung eines nationalsozialistischen Großprojekts und der Militärnutzung durch ausländische Streitkräfte. Insbesondere die von den Belgiern geschaffenen Neu- und Umbauten dokumen tieren darüber hinaus in exemplarischer Weise die Funktionsweise eines Truppenübungs platzes nach 1945. Die völlige Zerstörung des von den Kriegshandlungen des Zweiten Welt krieges bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen Dorfes Wollseifen durch den Zielbeschuss 47 übender Truppen sowie die Errichtung durch Kulissenbauten entsprechend den sich wan delnden militärischen Strategien machen die Wüstung Wollseifen zu einem Ort, der ‚~..die politischen und ideologischen Hintergründe dieser Zeit des 20. Jahrhunderts anschaulich darstellt Hier begegnen sich das heutige sichere Europa und die vergangene Zeit der ideologischen Konfrontation. ... Es gibt in der Region keinen geeigneteren Ort als den Be reich Vogelsang/Wollseifen, um an die jüngste Vergangenheit zu erinnern und die politischen und ideologischen Verwerfungen des letzten Jahrhunderts abzulesen.“8 Regionalgeschichtliche Gründe: Die ehemalige Ordensburg Vogelsang und später der Truppenübur~splatz „Camp Vogelsang“ besaßen seit Errichtung der Ordensburg 1934 bis zum Ende der militärischen Nutzung des Truppenübur~splatzes 2005 große wirtschaftliche Bedeutung für die strukturschwache Region. Schon das Baumaterial wurde weitgehend aus der Eifel bezogen: die Grauwacke aus drei Steinbrüchen in Monschau, die Ziegelsteine von einem Ringofenwerk im Kreis Schleiden, das Bauholz von heimischen Sägewerken, der Sand von den Berghängen um Kall, der Dachschiefer von der Vereinigten Moselschiefer AG Köln, aus dem Mosellaschacht bei Mayen. Die weitgehende Verwendung von Baumaterial aus der Eifel war Teil des Bemü hens, der strukturellen Arbeitslosigkeit in diesem ländlichen Notstandsgebiet entgegenzuwir ken, und stellte eine Fortsetzung der Arbeitsbeschaffungspolitik dar, die das Reich zu Zeiten der Weimarer Republik seit 1930 im Rahmen der „Westhilfe“ betrieben hatte. Schon damals war das Ziel, „Baustoffe wie Natursteine, Basalt, Melaphyr, Schotter, Kies und Schiefer“ aus den westlichen Grenzgebieten zu entnehmen, da für diese die Industrie der Steine und Er den eine so bedeutende Rolle spiele9. Während die Zulieferfirmen größtenteils in der Eifel saßen, wurden mit der Bauausführung größtenteils auswärtige, hauptsächlich Kölner Firmen beauftragt. Aus dem in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Zahlenmaterial geht hervor, dass 1934-1938 im Schnitt 700 bis 800 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt waren, von denen circa 300 von auswärtigen Firmen kamen, der Rest aus der Gegend um Gemünd. Die Zahl der Beschäftigten schwank te saisonbedingt in den Wintermonaten beschäftigte man noch bis zu 250 Arbeiter, davon etwa die Hälfte beim Innenausbau. Die Zahl der Beschäftigten stieg rapide auf bis zu 1.200 Arbeiter an, als man im Herbst 1937 und im Frühjahr 1938 mit den Fundamentierungsarbei 8 ‘~ Heinen, F. A.: „Kampfhäuser sollen Denkmäler werden“. In: Kölner Stcidtanzeige~; 24.3.2012. Fritz Blaich, Grenzlandpolitik im Westen 1926-1936. Die „Westhilfe“zwischen Reichspo/itik und Lönderinte ‚-essen, Stuttgart 1979, S. 38. Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 36. Zitiert mch: Ruth Schmitz-Ehmke, Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelsatg, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41,4. bear‘o. und erw. Auflage, Wom~s 2010, S. 68 48 ten für das Haus des Wissens und das Haus des Sports begann und in mehreren Schichten gearbeitet wurde. Die Großbaustelle wurde arbeitsinstensiv betrieben, im Sinne des 1. Ge setzes zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 1.6.1933, das unter anderem bestimmte, dass soweit möglich „alle Arbeiten ... durch menschliche Arbeitskraft“ auszuführen waren und Maschinen nur beschränkt verwendet werden sollten. Die Baustelle Vogelsang trug neben der Baustelle Rurtalsperre Schwammenauel und neben den auch schon vor 1933 durch die Reichswesthilfe geförderten Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur zur raschen Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit in den Eifelkreisen während der Jahre 1934 und 1935 bei. Nach der Umwandlung der Anlage in einen Truppenübungsplatz in den Nachkriegsjahren gewann Vogelsang wieder Bedeutung als Arbeitgeber Der Truppenübungsplatz beschäftigte in Spitzenzeiten bis zu 400 Zivilbedienstete aus der Region, in den 1990er Jahren immerhin noch mehr als 200. Die Ordensburg und später der Truppenübungsplatz wirkten darüber hinaus als ~Katalysator~ für den Ausbau der Infrastruktur in der Region. So mussten kilometerlange Wasserleitungen und Straßen neu gebaut werden, um die Versorgung Vogelsangs zu gewährleisten. Ab 1934 nahm außerdem der Bahnverkehr auf der Strecke der Oleftalbahn (seit 2011 in die Denkmallisten von Kall, Schleiden und Hellenthal eingetragen) von Kall über Gemünd und Schleiden nach Hellenthal einen rapiden Aufschwung, da einerseits große Mengen an Baustoffen für den Bau Vogelsangs und des Westwalls über die Strecke transportiert wurden und anderer seits auch der Personentransport sprunghaft anstieg. Ab 1937 gab es daher Ausbaupläne Uir alle Bahnhöfe entlang der Strecke mit einem Schwerpunkt der vorgesehenen Maßnahmen in Gemünd, die durch den Krieg jedoch gestoppt wurden. In der Nachkriegszeit gewann die Bahnstrecke große Bedeutung für den Materialtransport zum Truppenübungsplatz: NATO Militärzüge brachten rollendes Material bis zur Anschlussstelle Höddelbusch, von wo Wagen und Panzer über eine Kopframpe und die anschließende Panzerstraße in das Übungsgelän de gelangten. Große regionalgeschichtliche Bedeutung in ganz anderer Hinsicht erhält schließlich die Wüstung Wollseifen, da sich in der besonderen Geschichte des Dorfes und seiner Zerstö rung in drastischer Weise die katastrophalen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieg für die Eifelregion widerspiegeln. Indem sich die vertriebene Dorfbevölkerung in den benachbarten Ortschaften wieder ansiedelte, die Ausstattungsstücke der Kirche auf die umliegenden Ge meinden verteilt wurden und schließlich sogar die Toten vom Wollseifener Friedhof auf die Friedhöfe der Nachbarorte umgebettet wurden, blieb das Trauma der Vernichtung des Dor fes und des damit verbundenen Heimatverlustes der Bewohner im Gedächtnis der Region bis heute fest verankert. 49 Architekturgeschichtliche Gründe: Architektur des Dritten Reiches Die ehemalige Ordensburg Vogelsang als eines der baulichen Großprojekte des Dritten Reichs dokumentiert in Raumprogramm, Struktur und Formensprache die Umsetzung einer ideologietypischen Sonderbauaufgabe des Nationalsozialismus. Sie ist die gebaute Kulisse für die Inszenierung des von Robert Ley propagierten Gedankens der „Partei als Orden‘, die Clemens Klotz geplant und realisiert sowie Willy Meller mit seiner Bauplastik dekoriert hat. Die Planungs- und Entstehungsgeschichte der Ordensburg zeigt den Wandel, dem das Bild und damit auch die Architektursprache der parteieigenen Schulungsstätten zwischen 1933 und 1936 unterlag. 1933 plante Robert Ley noch einfache Barackenlager, die sowohl der weltanschaulichen Schulung von DAF-Funktionären als auch der DAF-Freizeitorganisation Kraft durch Freude (KdF) dienen sollten. Nachdem der Sonthofener Architekt Hermann Giesler ihn davon überzeugt hatte, Barackenlager entsprächen nicht der notwendigen bauli chen Selbstdarstellung der Nationalsozialisten, wurden die Anlagen zunächst als winterfeste „Schulungslager“ ausgeführt. Im November 1935 schließlich führte Ley die Zweckbestim mung der „Ordensburg“ ein und gab den Architekten Klotz und Giesler damit die Möglichkeit, die Schulungslager zu monumentalen Großanlagen auszubauen. Die Errichtung gänzlich neuer Gebäudekomplexe in siedlungsferner und landschaftlich her vorragender Situation für die Ordensburgen entsprach den Forderungen der NSDAP für ihre großen Gemeinschaftsbauten. Die Einpassung in die Landschaft und die Architektur wurden dabei vollkommen in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie und der Indoktrination des Volkes gestellt, wie aus den Ausführungen Robert Leys im Jahr 1937 ersichtlich wird: „Diese drei Burgen sind von Grund auf neu erbaut. Wo sie stehen, war vorher nichts. Ich wollte keine alten Burgen und Schlösser umbauen Genauso neu wie diese weltumstür zenden Gedanken sind, muß auch die Umgebung sein, in der diese Ideen den Menschen verkündet werden. Ebenso durfte aus kleinlichen Gründen nicht gespart werden. Diese Burgen mußten in ihrer Wirkung und Größe den Gedanken entsprechen, die in ihnen ver kündet werden Mit einem Wort: diese Burgen mußten denjenigen, die in ihnen zu natio nalsozialistischen Führern erzogen werden sollen, jeden Tag von Neuem ein Sinnbild der Größe und Würde der nationalsozialistischen Weltanschauung sein.“10 Diese Intention wird am Beispiel Vogelsangs besonders deutlich, hält man sich die nicht mehr zur Ausführung gekommenen Planungen vor Augen: Die Ordensburg hätte in der letzten Ausbaustufe den gesamten Bergrücken eingenommen, und allein die Grundmauem ° Robert Ley, Wir alle helfe?? den? Füflrer, München 1937. Zitiert nach: H.-Dieter Arntz, Ordensburg Vogelsang 1934-1945. Erziehung zur polirL~chen Führung im Dritten Reich, Euskirchen 1986, S. 1 5f. 50 des Hauses des Wissens verdeutlichen schon die monumentalen, überproportionierten Abmessungen des als Kernstück der Anlage geplanten Bauwerks. Auch der realisierte Ge bäudekomplex ist als Landmarke schon aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen und wird vom Betrachter als dominanter Bestandteil der Landschaft wahrgenommen. Die ganz offensichtlichen inhaltlichen und visuellen Bezüge zum umgebenden Landschaftsraum identi fizieren diesen als integralen Bestandteil der Entwurfsidee: Teil der Anlage und der Inszenie rung der Ordensburg in der Landschaft waren die Blicke von außen auf den Berg in seiner plastischen Modellierung und gebauten Gestalt. Dies wird noch heute besonders deutlich beim Blick vom gegenüber liegenden Ufer des Urftsees auf den Nordhang, der in seiner ganzen Höhe in die Inszenierung der Ordensburg einbezogen wurde. In der Abfolge von Wasserfläche, unbebautem und bewachsenem Hangfuß, Terrassierungen und schließlich Gebäuden ‚wächst“ die Ordensburg aus dem Hang heraus und bekrönt diesen schließlich weithin sichtbar mit Gemeinschaftshaus und Turm. Vom Weltersberg und Wollseifen im Westen und vom Modenhübel/Schifferberg im Osten wiederum ist bis heute die bauliche Abfolge und Silhouette der Ordensburg in Nord-Süd-Richtung wahrnehmbar. Teil der Kon zeption war aber auch der Panoramablick von innen, d. h. vom Adlerhof, in den umgebenden Landschaftsraum. Vogelsang war somit als Demonstration der Stärke und Bedeutung von Partei und „Führer“ geplant und diente als gigantische Kulisse der Selbstinszenierung der Machthaber, wobei die Architektur gleichzeitig beeindrucken und einschüchtern sollte. Der Begriff der „Burg“ bezog sich dabei vor allem auf die gewollte Anknüpfung an die Traditi on des Deutschen Ordens und der Ordensritter, während die äußere Form der Gebäude komplexe nur in Teilen Assoziationen an mittelalterliche Burgen auslöst An eine mittelalterli che „Burg“ erinnern an Vogelsang vor allem die Berglage des Baukomplexes und das von mittelalterlichen Burgruinen bekannte Bruchsteinmaterial. Ebenso wurden einzelne architek tonische Motive des Burgenbaus aufgegriffen, wie der den Nordhang bekrönende Turm, der als Bergfried in modemer Form interpretiert werden kann, und die als „Wehrgänge“ bezeich neten hölzernen Laubengänge an verschiedenen Gebäuden. Der Gebäudekomplex weist insgesamt eine heterogene Formensprache auf, die neben dem Formenvokabular der Heimatschutzarchitektur und des Neuen Bauens auch historisierende Elemente umfasst. Diese eklektizistische Erscheinung hat vermutlich einen Grund darin, dass die Bauaufgabe, mit deren Umsetzung Clemens Klotz schon 1933 beauftragt wurde, vom Bauherrn Robert Ley nicht eindeutig umrissen war. Zudem ist sie dem Umstand ge schuldet dass die Nationalsozialisten zu dieser Zeit kein einheitliches, geschlossenes Archi tekturprogramm für ihre Staatsarchitektur entwickelt hatten, sondern vielmehr vorhandene Architekturströmungen aufgriffen und bestimmten Bauaufgaben zuwiesen; ein einheitlicher neuer Architekturstil wurde jedoch nie definiert. Schon seit den späten 1920er Jahren war die Auseinandersetzung um die „richtige“ Architektur zwischen den Vertretern der verschiedenen 51 Architekturströmungen, die immer mehr mit ideologisch-politischen Inhalten gleichgesetzt wurden, erbittert ausgefochten worden. Nach 1933 setzte sich der Konflikt um verbindliche Kriterien für die „neue deutsche Architektur“ fort, wobei das Neue Bauen auf das Aufgaben gebiet des Zweckbaus zurückgedrängt wurde. Für die Repräsentationsbauten von Partei und Staat galt ab 1936 ein heroischer Monumentalismus als verbindlich. Für die sogenannten Volks- und Gemeinschaftsbauten (Kasernen, Heime, Schulungsstätten, Siedlungen) setzte sich der Heimatschutzstil der Stuttgarter Schule durch. Angesichts der Unbestimmtheit der Bauaufgabe und des entsprechenden Formenrepertoires ist es also nicht verwunderlich, dass auf Vogelsang Elemente all dieser Stile aufgegriffen wurden. Die sorgfältige Einpassung der Architektur in die Landschaft und die Wahl regionaler Bau stoffe wie Grauwacke, Schiefer und Holz ist dabei vor dem Hintergrund der Heimatschutz bewegung und der darauf basierenden Architekturlehre der seit den 1920er Jahren stilbil dend wirkenden Stuttgarter Schule zu sehen. So legte Klotz großen Wert darauf, den Baukomplex landschaftskonform am Hang anzuordnen. Durch die Staffelung der langgestreck ten, horizontal gelagerten IJnterkunftshäuser, die optisch „in den Berg gesetzt“ zu sein scheinen, und die davor liegenden Terrassen sollte die Wirkung einer natürlichen Hanglinie erhalten bleiben, die von der Baumasse des Gemeinschaftshauses mit dem vertikalen Ak zent des Turmes bekrönt wurde. Durch die zur Seeseite hin geschlossenenen verschieferten Dachflächen und die rechteckigen Baukörper aus Bruchsteinmauerwerk, die zur Seeseite hin von keinerlei Anbauten durchbrochen werden, erreichte Klotz die Wirkung übereinandertie gender „Gesteinsschichten“ entlang des Nordhangs. Landschaftskonform legte der Architekt auch die Zufahrtsstraße an, die dem Bogen der Hanglinie folgend seitlich auf den Gebäude komplex im Nordhang trifft. Darüber hinaus sind auf Vogelsang typische Architekturelemente des Heimatschutzstils wie Satteldächer, stehende Fensterformate, Sprossenfenster und Dachgauben an nahezu allen Gebäuden des ersten Bauabschnitts, also im heutigen Kernbe reich zu finden. Vor allem für die Gestaltung des Adlerhofs ist diese Architekturströmung kennzeichnend. Dass Klotz auch aus ganz anderen Formenrepertoires schöpfte, wird vor allem an den Sportbauten wie Turn- und Schwimmhalle deutlich: sie tragen mit ihrem Eisenbetonraster, den Flachdächern und den großflächigen Verglasungen alle Kennzeichen des Neuen Bauens. Selbst die monumentalen Seitenflügel des Eingangsbereich wurden ursprünglich mit Flach dächern ausgeführt, die erst 1989 zu Satteldächern aufgestockt wurden. Auch horizontale Fensterbänder, die ebenfalls zur Formensprache des Neuen Bauens gehörten, verwendete Klotz auf Vogelsang, wie z. B. am pavillonartigen Vorbau der Burgschänke. Die allmähliche Monumentalisierung der Anlage und der repräsentative Ausbau nach ihrer endgültigen Zweckbestimmung als Ordensburg ab 1936 wird nicht nur an der räumlichen Ausdehnung des Gesamtkomplexes deutlich, sondern auch an der Dimensionierung, Struk 52 tur und Gestaltung der von nun an geplanten Gebäude. Ein Beispiel ist der Eingangsbereich mit den langgestreckten Seitenflügeln und der von Säulengängen eingefassten Zufahrt sowie den nachträglich eingestellten ionischen Säulen in der Tordurchfahrt. Endgültig monumen talgewaltig überhöht werden sollte allerdings das geplante Herzstück der Anlage, das Haus des Wissens. Noch heute sind allein an den Grundmauem dieses Gebäudekomplexes, über denen sich heute die Kaserne Van Dooren und das Kino erheben, die gigantischen Dimensi onen ablesbar. Der repräsentative Charakter der Ordensburg und der Anspruch, sich mit der „neuen“ Herr schaftsarchitektur in die Nachfolge historischer Staatsarchitekturen zu stellen, sollte unter strichen werden durch zahlreiche historisierende Elemente. So wurde immer wieder auf Motive der griechischen und römischen Antike zurückgegriffen, wie beispielsweise bei den geplanten Wandelhallen und Säulengängen im Gebäudekomplex des Hauses des Wissens oder bei der an ein Amphitheater erinnernden Feierstätte am Nordhang. Mit der rustikalen Innenausstattung der Burgschenke oder den geschnitzten Balkenköpfen in der Wandelhalle des Adlerhofs sollte eine vermeintlich altgermanische Atmosphäre erzeugt werden. Rückgrif fe auf das Mittelalter sind in den hölzernen „Wehrgängen“ an zahlreichen Gebäuden und in den Reiterreliefs im Eingangsbereich zu sehen. Die Anlage des Nordhangs als Terrassenan lage mit dem bekrönenden Dreiflügelbau des Gemeinschaftshauses nimmt Gestaltungsprin zipien barocker Schloss- und Gartenanlagen auf. Auch Elemente des Sakralbaus wurden auf Vogelsang für die pseudoreligiöse Inszenierung der nationalsozialistischen Ideologie heran gezogen, wie sich am deutlichsten an der Abfolge des Schulungs- und des Kultraums mit dem dort aufgestellten „Deutschen Menschen“ zeigt, die an die räumliche Komposition eines Kirchenraums mit Schiff, Altarbereich und Chorraum erinnert. Die Ordensburg Vogelsang erhält darüber hinaus architekturgeschichtliche Bedeutung als wichtiger Bestandteil im cEuvre des Architekten Klotz. Der 1886 in Köln geborene Clemens Klotz war Autodidakt. Nach Abschluss der Volksschule durchlief er eine praktische Ausbil dung in den Architekturateliers von Heinrich Band und Carl Moritz in Köln, Lossow & Kühne und Schilling & Gräbner in Dresden, bevor er sich 1910/11 gemeinsam mit Joseph Reuß in Köln selbständig machte. i919 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro in Köln und erhielt in den 1920er Jahren zahlreiche Aufträge für Wohnhäuser, Siedlungsbauten und Geschäfts häuser. Klotz gehörte dem BDA an und war Gründungsmitglied des 1928 gegründeten „Blocks Kölner Baukünstler“, einer losen Gruppierung von Architekten (u. a. Dominikus Böhm, Wilhelm Riphahn, Hans Schumacher, Paul Pott, Emil Mewes). Nach der Machtergrei fung 1933 wurde Clemens Klotz wohl aufgrund seiner Bekanntschaft mit Robert Ley zu nächst „Beauftragter Architekt des Führers der DAF und Reichsschulungsleiters“, ab 1938 dann „Vertrauensarchitekt der DAF“. 1936 ernannte ihn Hitler zum Professor. Für die DAF betrieb Klotz in der Zeit von 1933 bis 1941 drei Großbaustellen: ab 1933/34 die Ordensbur 53 gen Cössinsee und Vogelsang und ab 1936 das KdF-Seebad Prora auf Rügen, außerdem leitete er die Baustellen für die Adolf-Hitler-Schulen in Waldbröl und ab 1938 in Asterstein bei Koblenz Daneben baute Klotz 1934/35 die evangelischen Gemeindehäuser in Köln Bayenthal und Köln-Rodenkirchen, 1935 die Kölner Opemterrassen, für Robert Ley das Gut Rottland bei Waldbröl und ein Haus in München-SolIn. Parallel dazu entfaltete er eine um fangreiche planerische Tätigkeit, hauptsächlich für die DAF. Nach 1945 entstanden lediglich in Köln das Haus der Deutschen Beamtenversicherung am Neumarkt und zwei Wohnhäuser auf der Marienburg, daneben hat sich Klotz bis zu seinem Tod 1969 ohne Auftrag mit Bauprojekten für die katholische Kirche beschäftigt. Beim Bau der Ordensburg Vogelsang schöpfte Klotz zu großen Teilen aus dem Formenre pertoire, das er in den 1920er Jahren zunächst beim Bau von privaten Wohnhäusern, später bei Siedlungsbauten und Geschäftshäusern umgesetzt hatte und das ihm bereits in dieser Zeit den Ruf als Vertreter einer gemäßigten Moderne eingetragen hatte. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre machte sich Clemens Klotz vor allem mit dem Bau von privaten Wohnhäu sern im Kölner Villenviertel Marienburg einen Namen. Wenngleich er sich bei der Planung der Villen und Doppelhäuser an die individuellen Wünsche seiner Auftraggeber anpasste, so ist doch für nahezu alle dieser Bauten die Verbindung von Gestaltungselementen der Re formarchitektur (liegende Fensterformate, Walmdächer mit weiten Dachüberständen, Dach gauben) mit Motiven des Klassizismus (Symmetrie von Baukörpern und Fassaden, Verwen dung von Portiken und Säulengängen) charakteristisch. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wandeln sich die Aufträge des Büros und damit auch die Architektursprache: für die nun in Köln entstehenden Siedlungen und Geschäftshäusem verwendet Klotz verstärkt Architekturformen in der Auffassung des Neuen Bauens (kubische Baukörper mit reduzier tem Fassadenschmuck, Flachdächer, horizontale Fensterbänder). Beispiele hierfür sind die Siedlungsbebauung Sülzgürtel/Ecke Curtiusstraße (1927/28, erhalten), das Pelzhaus Weiss auf der Schildergasse (1928/29, nicht erhalten), das Hochpfortenhaus (1930, erhalten) oder die Opernterrasse (1933/34, nicht erhalten). Das Wasserwerk Weiler (1928-1931, nicht erhalten) mit seiner monumentalen backsteinverkleideten Fassade wird deutlich durch Bau ten der Stuttgarter Schule wie dem Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz (1928 vollen det) beinflusst. Gestaltungselemente aus dem oben beschriebenen Formenrepertoire sind an zahlreichen Stellen auch auf Vogelsang zu finden. Vor allem bei den 19341936 entstandenen Bauten sind zunächst Rückgriffe auf Motive zu beobachten, die Klotz bereits bei seinen Wohnhäu sern der 1920er Jahre verwendet hatte, wie die Dachformen, markante Eckbetonungen, Fenstergruppierungen, Betonung der Horizontalität, Gruppierung um Innenhöfe und die symmetrische Ausrichtung der Gesamtanlage. Aber auch Formzitate seines Vokalbulars um 1930 werden deutlich. So hatte der 1936 errichtete geschwungene Pavillon der Burgschänke 54 mit dem durchlaufenden Fensterband einen Vorläufer in dem ovalen Pavillon der Opemter rassen. Der strenge Kubus des Wasserwerks Weiler findet auf Vogelsang Entsprechungen in den Baukörpem der Turn- und Schwimmhalle; die in Weiler verwendete Steinpfostenreihe im Erdgeschoss ist auf Vogelsang ebenfalls an den Sportbauten, an den Kameradschafts- und den Hundertschaftshäusern sowie im Eingangsbereich zu finden. Direkte Bezüge lassen sich schließlich zwischen den Bauten des „Schulungslagers“ Vogelsang und dem zeitgleich (1933/34) entstandenen evangelischen Gemeindehaus an der Mehlemer Straße in Köln herstellen: der langgestreckte, zweigeschossige Baukörper mit dem flachen, weit überste henden Walmdach und den gleichmäßig angeordneten Fenstern ähnelte in seiner Architek tursprache, wenngleich verputzt, frappierend den Kameradschaftshäusem. Die Ähnlichkeiten setzen sich in Gestaltungsdetails und in der Innenraumgestaltung fort: die tief in die Fassade gezogene, verglaste Eingangstür mit den trichterförmig zulaufenden, durch Natursteinplatten verkleideten Gewänden fand ihre Wiederholung bei der Neugestaltung des Adlerhofs von 1938. Das Reiterrelief mit dem historischen Rückbezug hat in dem evangelischen Gemein dehaus einen Vorläufer in einem Relief im Eingangsbereich, bei dem ein 55-Mann und Martin Luther gegenüber gestellt werden. Im Innenraum findet sich eine Entsprechung zwi schen der Gestaltung des Gemeindesaals und dem Speisesaal auf Vogelsang. „Mit der Erweiterung der Ordensburgen ab 1937/38 veränderte sich langsam auch das archi tektonische Formgefüge von Klotz. Entsprechend der allgemeinen stilistischen Entwicklung der Staatsarchitektur hin zu einem Neuklassizismus mit stereotyper Wiederholung gleicher Elemente, achsialer Ausrichtung und Gliederung, trat auch in den Entwürfen von Klotz eine Veränderung ein. Der landschaftsbezogene Traditionalismus wurde mehr und mehr aufge geben. An seine Stelle trat in den Entwürfen von Klotz einerseits jener Reduktionsklassizis mus, der die Berliner und Nürnberger Bauten und Planungen um 1938 bestimmte. Anderer seits konnte das Wiederaufgreifen des wilhelminischen Monumentalistils um 1910 beobach tet werden. Gleichzeitig nahmen die projektierten Dimensionen der Entwürfe von Klotz gigan tische Ausmaße an, so dass auch hier teilweise von Megalomanie gesprochen werden kann, wie sie für zahlreiche Planungen der Nationalsozialisten charakteristisch war.“11 Architektur der Nachkriegszeit Von den Erweiterungsbauten aus der Zeit des Truppenübungsplatzes besitzen das Kino und die Tankstelle eigenständigen Zeugniswert für die Architekturgeschichte der Nachkriegszeit. Das Kinogebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil es den modemen Lichtspieltheatertyp der Nachkriegszeit in Deutschland dokumentiert. Seine unauffällige, Petra Leser: Der Kölner Architekt Clemens Klotz (1886-1969), 41. Veröffentlichung der Abteilung Architek turgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, Köln 1991, S. 161 f. 55 schlicht funktional gehaltene Außengestaltung resultiert aus der ausschließlich militärischen Nutzung, d. h. als Freizeiteinrichtung im Rahmen der Truppenbetreuung der hier fest oder zeitweilig stationierten Soldaten. Aufgrund dieser Sondemutzung finden sich nicht die sonst üblichen Attribute, die die Außengestaltung von innerstädtischen Lichtspielhäusem dieser Zeit ausmachten, wie auffällige Fassadengestaltung und große Werbeflächen. Trotzdem wird die zweckorientierte, einer funktionalen Ästhetik folgende Architektur von den charakteristi schen Elementen der Bauaufgabe „Kinoarchitektur“ bestimmt, was sich insbesondere an dem vollständig erhaltenen Kinosaal zeigt. Aus wirtschaftlichen und technischen Gründen sind heute nur noch wenige der großen Kinos der 1950er Jahre erhalten, weshalb das Kino auf Vogelsang besonderen Zeugniswert für die mittlerweile vollständig der Vergangenheit angehörende glänzende Epoche der deutschen Nachkriegs-Unterhaltungsindustrie erhält. Die Tankstelle weist in ihrem weitgehend unveränderten Zustand noch heute alle Merkmale der seit dem Ende der 1920er Jahre in den USA entwickelten Tankstellen auf, die dann auch in Deutschland bereits vor dem Zweiten Weltkrieg architektonisch voll ausgebildet waren. Charakteristisch für diesen Typus waren ein oder wie auf Vogelsang mehrere Pavillons als Raum für den Tankwart bzw. als Kassenraum, die Tankinsel mit den Zapfsäulen, die Über dachung durch ein auf Stützen ruhendes Dach sowie die Trennung der Anlage vom fließen den Verkehr. Neben zahllosen Serientankstellen im Fertigteilsystem gab es nur wenige individuelle Entwürfe. Zu diesen zählt auch das qualitätvolle Gebäude im typischen Formenkanon der 1950er Jahre auf Vogelsang, das in seiner klaren, funktionalen Gestaltung in der Tradition der Architektur des Bauhauses steht. Die Tankstelle auf Vogelsang weist darüber hinaus auch Merkmale auf, die sich aus den spezifischen Anforderungen der militärischen Nutzer ergaben, wie z. B. die Zweibahnigkeit für Kolonnen- und Einzelabfertigung. Bezirksregierung Köln Dezernat 35.4 Frau Buggert Köln, 17.05.2013 Verwendete Literatur 1. Arntz, Hans-Dieter, Ordensburg Vogelsang 1934-1945. Erziehung zur politischen Füh rung im Dritten Reich, Euskichen 1986 2. Bauten der Bewegung, Bd. 1 der Buchreihe des Zentraiblattes der Bauverwaltung, 3. erweiterte Auflage 1942 3. Bender, EwaId~. „Die Ordensburg Vogelsang“. In: Zentralblatt der Bauve,waltung 57, 1937, S. 73-85 4. ders. ~.„Die Ordensburgen Vogelsang und Crössinsee“. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 20, 1936, S. 293-312 5. Hagspiel, Wolfram, Köln: Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvorortes, Stadtspuren — Denkmäler in Köln Bd. 8, Köln 1996 6. Heinen, Franz Albert, Vogelsang. Von der NS-Ordensburg zum Truppenübungsplatz in der Eifel, Aachen 2002 7. ders., Vogelsang. Im Herzen des Nationalparks Eifel, Düsseldorf 2006 8. Herzog, Monika, Architekturführer Vogelsang. Ein Rundgang durch die historische Anla ge im Nationalpark Eifel, Köln 2007 9. Leser, Petra, Der Kölner Architekt Clemens Klotz (1886-1969), 41. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, Köln 1991 10. Schmitz-Ehmke, Ruth, Monika Herzog, Die ehemalige Qrdensburg Vogelsang, Arbeits heft der Rheinischen Denkmalpflege 41, 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Worms 2010 11. Traditionsverein Wollseifen (Hrsg.), Wollseifen — das tote Dorf, Düren 1964 Verwendete Ei ntragungstexte und Gutachten 1. Eintragungstext des Baudenkmals „Ehem. Qrdensburg Vogelsang“, eingetragen am 13.2.1989 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 2. Eintragungstext des Baudenkmals „Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus in Wollseifen“, eingetragen am 07.08.2002 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 3. Eintragungstext des Baudenkmals „Kino auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Camp Vogelsang“, eingetragen am 08.12.2004 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 57 4. Eintragungstext des Baudenkmals „Tankstelle auf der ehemaligen Ordensburg Vogelsang“, eingetragen am 17.05.2006 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 5. Eintragungstext der „erhaltenen technischen Ausstattung“ als Bestandteil des Baudenk maIs „Ehem. Ordensburg Vogelsang“, eingetragen am 13.06.2006 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 6. Eintragungstext des Baudenkmals „Wegekapelle in der Wüstung Wollseifen“, eingetra gen am 20.02.2007 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 7. Eintragungstext des Bodendenkmals „Dorfwüstung Wollseifen“, eingetragen am 03.03.2009 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden 8. Gutachten des LVR-ADR zum Flächendenkmal „Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom 05.01.2012 9. Gutachten des LVR-ADR zur „Kapelle St. Walburgis“ als Bestandteil des Flächendenk maIs „Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom 20.4.2012 10. Gutachten des LVR-ADR zur „Wüstung Wollseifen“ als Bestandteil des Flächendenkmals „Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom 9.5.2012 Ehemalige Ordensburg Vogelsang: Einzelelemente 1. Zufahrt 2. Eingangsbereich / seit 1950: „Malakoff‘ 3. Kraftfahrzeughof 4. Kasematten 5. Kino 6. Haus des Wissens / Kaserne „Van Dooren“ 7. Gemeinschaftshaus 7.a Adlerhof und Wandelhalle 7.b Westflügel 7.c Ostflügel 7.d Burgschänke 8. Appellplatz 9. Kameradschaftshäuser 10. Hundertschaftshäuser 11. Thingplatz 12. Sportanlagen 1 2.a Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief 12.b Schwimmhalle 12.c Turnhalle 13. Aussichtsbastion zum See 14. Sonnenwendplatz 15. Haus für weibliche Angestellte / seit 1950: „Redoute“ 16. Tankstelle 17. Offiziersunterkunft 18. Baugrube des Stadions! Panzerwaschanlage und Abwasserreinigungsanlage 19. Barackenlager,,De Scheide“ 20. Munitionslager 21. Schießstand — Feierstätte Wüstung Wollseifen: Einzelelemente Die Nummerierung entspricht den an den Häusern angebrachten Nummern aus der Zeit des Truppenübungsplatzes. Ohne Nummer Kirche 2 Übungshaus Phase 3 3 Übungshaus Phase 3 4 Übungshaus Phase 3 5 Übungshaus Phase 3 7 Übungshaus Phase 3 8 Übungshaus Phase 3 9 Übungshaus Phase 3 10 Übungshaus Phase 3 11 Übungshaus Phase 3 12 Übungshaus Phase 3 13 Übungshaus Phase 3 22 Schule 28 Übungshaus Phase 1 32 Transformatorenhaus 33 Hausattrappe Phase 1 35 Übungshaus Phase 3 36 Hausattrappe Phase 1 37 Übungshaus Phase 1 39 Übungshaus Phase 1 41 Übungshaus Phase 2 43 Wegekapelle 44 Übungshaus Phase 2 13 12b 12c 14 12a 11 9 9 8 10 7c 7b 7a 7d 15 6 17 5 16 18 4 3 2 1 20 19 21 Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang": Teilbereich "Ehemalige Ordensburg Vogelsang" mit Einzelelementen 0 100 200 400 Meter 600 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013 44 5 3 7 11 2 4 6 13 Kirc he 36 Trafo-H aus (32) 8 28 12 10 Schule (22) 37 41 39 Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang": Teilbereich "Wüstung Wollseifen" mit Einzelelementen 0 35 70 140 Meter 210 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013 We gekapelle (43) Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang": Pumpenwärterhaus der ehemaligen Ordensburg Vogelsang 0 25 50 100 Meter 150 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013 Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang": Gesamtumfang mit den Teilbereichen "Ehemalige Ordensburg Vogelsang" und "Wüstung Wollseifen" 0 125 250 500 Meter 750 Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013 Bezirksregierung Köln Bezirksregierung Köln, 50606 Köln Datum: 16.05.2013 GEGEN EMPFANGSBEKENNTNIS Kreis Euskirchen Der Landrat Jülicher Ring 32 Seite 1110n 2 r l- - - - - - - - - , 53879 Euskirchen Kreis Euskirchen Aktenzeichen: 35.4.16-46.05 23. MAI 2013 ... Auskunft erteilt: Herr Ewald Siegfried .Ewald@bezreg­ koeln.nrw.de Zimmer: H 428 Verfahren zur Eintragung von Denkmälern in die Denkmalliste ge­ mäß § 3 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Land Nordrhein-Westfalen vom 11.3.1980 (Denkmalschutzgesetz - DSchG NW) hier: Baudenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang" Gemarkung Dreiborn Flur 66, Flurstücke 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,10,11,12, 13,14,15,16,17,18,19,20,21, 22,24,25, 28 (teilw.), Flur 16, Flurstück 686 (teilw.) Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.) Stadt Schleiden Anlagen: 1 Gutachten mit Lageplänen Telefon: (0221) 147 - 2294 Fax: (0221) 147 2615 Zeughausstraße 2-10, 50667 Köln DB bis Köln Hbf, U-Bahn 3.4.5,16.18 bis Appellhofplatz Besuchereingang (Hauptpforte): Zeughausstr. 8 Telefonische Sprechzeiten: mo. - 00.: 8:30 15:00 Uhr Besuchertag: donnerstags: 8:30 -15:00 Uhr (weitere Termine nach Sehr geehrte Damen und Herren, Vereinbarung) Landeskasse DüsseJdorf: in Fortschreibung der Denkmalliste der Stadt Schleiden ist die Erweiterung des Baudenkmals "Ehemalige Ordensburg Vogelsang" zum Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang" beabsichtigt. Dazu wurde bereits eine erste Anhörung mit Datum vom 11.07.2012 durchgeführt. Zwischenzeitlich wurde der Umfang des Flächendenkmals reduziert und das zu Grunde liegende Gutachten überarbeitet, weshalb eine erneute Anhörung durchgeführt wird. Den Umfang des Denkmals und die Begründung der Denkmaleigenschaft entnehmen Sie bitte dem beigefügten Gutachten und den Lageplänen. Am Gutachten wurden Änderungen auf den Seiten 1-12, 37,41-43,51 vorgenommen, die rot kenntlich gemacht sind. Da in diesem Fall der Bund Eigentümer des Denkmals ist, führt die Bezirksregierung das Verfahren gemäß § 3 DSchG NW durch. Helaba BLZ 300 500 00, Kontonummer 965 60 IBAN: DE34300500000000096560 Ble: WELADEDD Hauptsitz: Zeughausstr. 2-1 0,50667 Köln Telefon: (0221) 147 - 0 Fax: (0221) 147 - 3185 poststelle@brk.nrw.de www.bezreg-koeln.nrw.de Bezirksregierung Köln Ich teile Ihnen die Absicht mit und weise darauf hin, dass dieses Schreiben zugleich der Anhörung gemäß § 28 Verwaltungsverfahrens­ gesetz (VwVfG NW) dient. Wenn Sie sich im Rahmen der Anhörung äußern möchten, so bitte ich dies bis zum 31.07.2013 zu tun. Falls Sie sich bis zu diesem Termin nicht geäußert haben, werde ich die Eintragung in die Denkmalliste veranlassen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bundesforstbetrieb Rhein­ Weser, die Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH, Vogelsang ip, das Deutsche Rote Kreuz, der Schwimm- und Sportverein Vogelsang e.V., das Nationalparkforstamt Eifel sowie die Stadt Schleiden werden ebenfalls beteiligt. Die Untere Denkmalbehörde der Stadt Schleiden, das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland und das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW erhalten Durchschriften dieses Schreibens. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag 0 1?IC ä (B~) Datum: 16.05.2013 Seite 2 von 2