Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
7,9 MB
Datum
09.10.2013
Erstellt
11.06.13, 12:01
Aktualisiert
11.06.13, 12:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Bezirksregierung Köln
Bezirksregierung Köln, 50606 Köln
Datum: 17.05.2013
GEGEN
Seite 1 von 2
EMPFANGSBEKENNTNIS~_ _ _ _ _ _~
Kreis Euskirchen
Der Landrat
Jülicher Ring 32
Kreis Euskirchen
53879 Euskirchen
Aktenzeichen:
35.4.14-46.29
23. MAI 2013
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Auskunft erteilt:
Frau Buggert
sophie.buggert@bezreg
koeln.nrw.de
Verfahren zur Eintragung von Denkmälern in die Denkmalliste
hier:
Bodendenkmal
"Ordensburg Vogelsang"
Gemarkung Dreiborn
Flur 66, Flurstücke 4,5,6,7,8,9, 10, 11 (teilw.), 12, 13,
14 (teilw.), 15, 16, 17, 18, 19,20,21,22,24 (teilw.), 25
(teilw.), 28 (teilw.)
Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.)
Stadt Schleiden
Zimmer: H 405
Telefon: (0221) 147 - 2764
Fax: (0221) 147 -2615
Zeughausstraße 2-10,
50667 Köln
OB bis Köln Hbf,
U-Bahn 3,4,5,16,18
bis Appellhofplatz
Besuchereingang (Hauptpforte):
Anlagen: 1 Gutachten mit Lageplänen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Zeughausstr. 8
Telefonische Sprechzeiten:
mo. - do.: 8:30 - 15:00 Uhr
Besuchertag:
es ist beabsichtigt, das o. a. Denkmal in die Denkmalliste der Stadt
donnerstags: 8:30 -15:00 Uhr
Schieiden einzutragen. Dazu wurde bereits eine erste Anhörung mit
(weitere Termine nach Verein
barung)
Datum vom 11.09.2012 durchgeführt. Dabei war jedoch das beigefügte
Landeskasse DOsseidorf:
Bodendenkmalblatt fehlerhaft (Nummerierung des Textes stimmte nicht
Helaba
BLZ 300 500 00,
mit der des Lageplans überein), weshalb nun eine erneute Anhörung mit
dem korrigierten Bodendenkmalblatt durchgeführt wird.
Kontonummer 965 60
IBAN:
DE34300500000000096560
Ble: WELADEDD
Den Umfang und die Begründung der Denkmaleigenschaft entnehmen
Sie bitte dem beigefügten Gutachten und den Lageplänen.
Hauptsitz:
Zeughausstr. 2-10.50667 Köln
Ich teile Ihnen die Absicht mit und weise darauf hin, dass dieses Schrei
ben zugleich der Anhörung gemäß § 28 Verwaltungsverfahrensgesetz
(VwVfG NW) dient.
Telefon: (0221) 147 - 0
Fax: (0221) 147 -3185
poststelle@brk.nrw.de
www.bezreg-koeln.nrw.de
lt
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
BodendenkmalblaU: EU 294
Gemeinde:
Schleiden
Kreis:
Euskirchen
Kennziffer:
366036
Reg.Bez.:
Köln
Lage, r/h
25.31 387 - 25.32 111
56.04804 - 56.06 154
Bodendenkmal
NS-Ordensburg
Zeitstellung
1934 - 1944
Ortsarch iv-N r.
0248007
Bearbeiter
W. Wegener
DGKS:
Ortsteil:
DGK 5: (siehe unten)
TK 25: 5404
Datum: 28 .10.2009
25.30/56.04; 25 .30/56.06; 25.32/56.04
Kataster: (Gemarkung; Flur; Flurstück)
Dreiborn;
7·,
1191 * , 1192* .
Dreiborn;
8·,
1364 * .
Sachstand der Flurkarte Oktober 2008, die Flurstücke * sind in Teilbereichen betroffen, Karte 2 .
Eigentümer / Pächter:
Die Eigentümer der genannten Flurstücke wurden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im
Rheinland nicht erm ittelt. Ist der Bund oder das Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümer oder
Nutzungsberechtigter betroffen, entscheidet über das Eintragungsverfahren anstelle der
Unteren Denkmalbehörde die Bezirksregierung (§ 21 Abs . 4 DSchG NW i .V.m. § 4 DLV). Dem
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland ist darüber Meldung zu machen.
Denkmalbeschreibung :
Südlich der Rurtalsperre und 2,6 km nördlich des Ortsteils Morsbach liegt auf einem Gelände
sporn der Dreiborner Hochfläche die ehemalige nationalsozialistische Ordensburg Vogelsang . In
dieser Anlage, an der seit 1934 bis 1940 gebaut wurde, sollte zur "weltanschaulichen
Schulung" (SE, S. 11) der Führungsnachwuchs der NSDAP erzogen werden. Vogelsang steht in
einer Reihe mit den anderen bei den Ordensburgen Crössinsee (Pommern, heute Polen) und
Sonthofen (Bayern), die aber aufgrund des Zweiten Weltkrieges nie fertiggestellt werden konn
ten. Nach dem Krieg wurde die Anlage Teil eines Truppenübungsplatzes, zunächst für die eng
2
lischen Streitkräfte und später für das belgische Militär. Mit dem Abzug der belgischen Streit
kräfte am 31.12.2005 gelangte Vogelsang in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland und
das Landes Nordrhein-Westfalen und liegt heute innerhalb des Nationalparks Eifel.
Abb, 1
Model der Ordensburg von C. Klotz, November 1937, Blick von Süden
Baugeschichte :
Mit der Planung der Ordensburgen in Crössinsee und Vogelsang wurde der Kölner Architekt
Clemens Klotz beauftragt. Die Ordensburgen stehen als Architekturkulisse "für die Inszenie
rung des von Ley propagierten Gedankens der ,Partei als Orden' .. " die Clemens Klotz in Vogel
sang gebaut und geplant und Willy Meiler mit seiner Bauplastik bestückt hat" (SE, S. 9). Von
Beginn der ersten Planungen 1933 an und deren erster Umsetzung 1934 bis zum endgültigen
Baustopp 1941 gab es immer wieder Veränderungen in der Planung, die sich nachhaltig auch
auf die Baustruktur auswirkte, wie R. Schmitz-Ehmke in ihrer Inventarisationsarbeit zur Denk
malaufnahme nachgewiesen hat.
Zwischen 1934 und 1941 lassen sich mindestens drei Bauphasen fassen (Karte 3.2.):
1. Bauphase von der Grundsteinlegung am 15.03.1934 bis zur Einweihung am 02.05.1936,
2. Bauphase vom Sommer 1936 bis Sommer 1937
3. Bauphase vom Herbst 1937 bis zur Einstellung der Arbeiten im April 1941.
In der 1. Bauphase erfolgte der Bau der Anlagen um das Gemeinschaftshaus (Karte 3.1, A),
dem späteren Adlerhof mit den zehn Kameradschaftshäusern (Karte 3 .1, B), der Thingstätte
(Karte 3.1, ·C) und dem Sportplatz (Karte 3.1, D).
Im 2. Bauabschnitt wurde der Südwestflügel (Karte 3.1, E) mit der Burgschänke fertiggestellt
(September 1936), bis Mai 1937 vier weitere Kameradschaftshäuser (Hundertschaftshäuser)
an der Westseite (Karte 3.1, F), die Turn- und Schwimmhalle mit Vorplatz (Karte 3.1, G),
Wachgebäude am Eingangskomplex (Karte 3.1, H) an der Südseite mit Postamt und Kraftfahr
zeughof (Karte 3.1, I) sowie das Haus für weibliche Angestellte (Karte 3.1, J) an der Ostseite.
Weiter geplant waren zu diesem Zeitpunkt das Haus des Wissens (Karte 3 .1, K), der Südost
flügel am Adlerhof (Karte 3.1, L), ein Dorf mit 60 Wohneinheiten (Karte 3.1, M) für Lehrer und
3
Angestellte und deren Familien an der Ostseite. Am Eingangskomplex sollten ein Westflügel
mit Exerzierhalle sowie der Sonnenwendplatz (Karte 3.1,0) nordöstlich des Adlerhofes entste
hen.
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Abb. 2
Standorte zerstörter Ka meradschaftshäuser
Ansicht Kameradschaftshäuser von Osten
Der 3. Bauabschnitt konzentrierte sich auf verschiedene Änderungen im Bereich Adlerhof, der
Errichtung von festen Tribünen an der Thingstätte, den Bau einer Rampe mit Podest und Trep
pe (Karte 3.1, R) zwischen den Hundertschaftshäusern und vor allem dem Ausbau auf dem
Plateau mit dem Haus des Wissens und dem Haus des Sports an der Westseite. Des Weiteren
umfasste der 3. Bauabschnitt die Errichtung eines Eingangshofes mit zwei Rechtecktürmen im
Eingangsereich. Hinzu kamen der Ausbau eines Flughafens beim Walberhof und der Bau des
Dorfes Vogelsang westlich der Ordensburg und unterhalb des Dorfes Wollseifen (BD EU 272)
hinzu. Weiter geplant war ein KdF-Hotel mit 2000 Betten (Abb. 1).
Im April 1938 waren die Veränderungen im Adlerhof und der Turn- und Schwimmhalle fertig
gesteIlt sowie der Sonnenwendplatz. Bis 1939 waren die monumentalen Vorbauten am Ein
gangshof mit den Reliefs von Meiler (Karte 3.1, N) fertig gestellt sowie zwei Luftschutzkeller
(Karte 3.1, Q) im Nord- und Westhang. Begonnen hatten die Arbeiten beim Haus des Wissens
und beim Haus des Sports (Karte 3.1, S), teilweise waren die Fundamente gesetzt und die
Wände des Nordtrakts aufgemauert. Dazu gehörten umfangreiche Erdarbeiten an der Westsei
te für die geplanten Sportstätten (Karte 3.1, P) und auch an der Ostseite für weitere Bauten.
Während der einzelnen Bauphasen kam es zur Errichtung einzelner kleiner Gebäude oder
Baracken, z.B. östlich und südlich des Hauses für die weiblichen Angestellten und weitere
Plätze wie die Seebühne und technische Anlagen (Traffostation, Heinzanlage und Wasserhoch
behälter auf dem Herlingsberg), die bisher weniger dokumentiert sind.
4
Durch die belgischen Streitkräfte wurden einzelne Gebäude hinzugefügt wie die Kaserne Van
Dooren, das Kino oder die Tankstelle. Auch an der Ostseite entstanden einzelne Bauten bzw.
wurden Bereiche umgestaltet.
Abb. 3
Blick von der Turn- und Schwimmhalle auf die Thingstätte, Terrasse und Adlerhof
Archäologische Situation und Befunderwartung:
Bei einer intensiven Geländeaufnahme im Oktober 2009 konnten zahlreiche bodendenkmal
pflegerisch relevante Flächen und Befunde dokumentiert werden, die sich auf das gesamte
Areal der Ordensburg Vogelsang beziehen. Diese Flächen und Befunde stehen im direkten Zu
sammenhang mit der Bauausführung und den geänderten Planungen des Architekten Clemens
Klotz.
Direkt südlich des Urftstausees, am nördlichen Punkt der Ordensburg liegen unterhalb der
Schwimm- und Turnhalle in einem Waldbereich die Reste der Seeterrassen (Karte 3.1, 1). Er
halten hat sich ein Plateau mit Resten von Natursteinmauern (Abb. 11). An der Ostseite
existiert ein alter Kanalschacht und an der Westseite weitere Mauerreste, die bis zum Sport
platz reichen sowie Geländeveränderungen durch die damaligen Baumaßnahmen.
Im Bereich der Thingstätte und den südlich anschließenden Terrassen (Karte 3.1,2) hat es
mehrere Umplanungen und Druchführungen gegeben mit immer stärkerer Befestigung der
einzelnen Terrassen (Abb. 3). Hier haben sich im Erdreich mit an Sicherheit grenzender Wahr
scheinlichkeit Reste der älteren Strukturen in Form von Bodenverfärbungen und Stein
setzungen erhalten. Vergleichbares gilt für den Bereich des Sonnenwendplatzes (Karte 3.1, 3),
der ehemals auch befestigt und mit Treppen und Zuwegungen angelegt war, die heute überer
det und mit Gras bewachsen sind (Abb. 5).
Im Bereich der Kameradschaftshäuser sind durch Luftangriffe 1944/45 zwei Gebäude zerstört
worden (Karte 3.1, 4), die nicht wieder aufgebaut wurden. Hier sind die Fundamente und Teile
5
der Versorgungsleitungen im Erdreich erhalten (Abb. 2). Ebenfalls durch Kriegseinwirkungen
zerstört und nicht wieder aufgebaut ist der Ostflügel (Karte 3.1, 5) des Gemeinschaftshauses
(Adlerhof). Bei Baumaßahmen im Juli/August 2012 konnten hier Fundament- und Quermauern
erfasst werden sowie Teile der Versorgungseinrichtungen . Zu den besonderen Funden gehörte
der Steinkörper der zweiten Adlerplastik vom Innenhof. Weitere Mauerreste, Treppenansätze
und alte Wegestrukturen finden sich an der Westseite bei den Hundertschaftshäusern (Karte
3.1,6). Südlich davon soll es einen Stollen geben, in dem 1941 Geräte und Material aus der
Ordensburg vergraben wurden (Karte 3.1, 7).
Abb. 4
Alliierte Luftbi/daufnahme der Ordensburg Vage/sang, Juni 1944
Westlich der van Dooren Kaserne und nördlich des Lichtspieltheaters stand auf einer leichten
Anhöhe eine Trafostation, von der heute noch einzelne Bautrümmer im Gelände (Abb. 8) ver
streut herum liegen (Karte 3.1, 8) sowie einzelne Baracken. Neben den Trümmerteilen ist ein
Graben erhalten, der vielleicht im Zusammenhang mit dem südlich gelegenen großen KanaI
graben entstanden ist (Karte 3.1,9).
6
Entlang der Westseite haben bis 1941 umfangreiche Erdarbeiten für die Sportanlagen stattge
funden, die aber nicht zu Fertigstellung gelangten. Dabei handelt es sich um die Baugrube des
geplanten Stadions (Karte 3.1, 10). An der Westseite befindet sich aufgeschüttetes Material
aus dem Ostteil. Von der Mitte der Baugrube nach Süden ist die Trasse für den Abtransport
von Gestein noch erhalten (Abb. 6) . An der Ostseite, dem tiefsten Teil der Stadiongrube,
sammelte sich zunächst Grundwasser. Diese Seen nutzten die belgischen Streitkräften als
Schlemmteiche beim Säubern ihrer Panzerfahrzeuge.
Abb. 5
Sonnenwendplatz mit Fackelträger und verschütteter Treppe
An der Ostseite entstanden neben dem "Haus für weibliche Mitarbeiter" noch weitere Gebäude,
die auf der alliierten Luftbildkarte von 1944 gut zu erkennen sind (Abb. 4). Es handelt sich zu
nächst um drei Gebäude oder Baracken die sich halbkreisförmig an der Ostseite gruppierten
(Karte 3.1, 11). Weitere Gebäude (Karte 3.1,12), Keller und "Kasematten" entstanden zwi
schen dem Haus für weibliche Angestellte und dem Kraftfahrzeughof (Karte 3.1,13). Gerade
die Keller wurden später von belgischen Streitkräften überbaut und mit Lagerhallen versehen
(Abb. 7).
7
Südöstlich des Eingangshofes und dem Turm mit dem Reiterrelief "Gerüsteter Krieger" von W.
Meiler standen mehrere Gebäude und Baracken der ausführenden Baufirmen (Karte 3.1, 14).
In einem Waldstück sind bis heute Reste dieser Bauten erhalten. Es finden sich Grundrisse,
Mauerreste und betonierte Teile (Abb. 10).
Südwestlich des westlichen Rechteckturms findet sich weitgehend mit Erdreichreich bedeckt
und von Gras überwuchert im Hang der Treppenaufgang zum ersten Sportplatz (Karte 3.1,
14 ).
Abb. 6
Baugrube Stadion heute von Nordwesten
Neben diesen benannten Relikten gibt es noch weitere Bereiche, in denen Erdeingriffe und
Fundamentierungen standgefunden haben. Hier sind der heutige Bereich des Lichtspieltheaters
und die südlich an die Van Dooren Kaserne anschließende Fläche (Abb. 4), als Teil des monu
mentalen Haus des Wissens zu nennen (Karte 3.1, 15). Weiterhin sind bis zur Stilllegung der
Baustelle Anfang 1941 noch umfangreiche Terrassierungen, Treppenanlagen und Bastionen
angelegt worden. Gerade diese Bereiche sind während der Zeit als belgischer Standort planiert,
überbaut und auch mit neuen Gebäuden oder Hallen versehen worden.
Neben den fassbaren Wüstungsbereichen wie den Seeterrassen, zwei Kameradschaftshäusern
und dem Ostflügel des Adlerhofes sind es vor allem Bereiche an der West-und Ostseite und
südlich des Plateaus der Van Dooren Kaserne, wo archäologische Hinterlassenschaften nach
gewiesen oder nach dem derzeitigen Kenntnisstand mit an Sicherheit grenzender Wahrschein
lichkeit materielle Hinterlassenschaften wie Mauern, Ausbruchgruben, Anlagen der Infrastruk
tur, Bauelemente, Bodenverfärbungen und Einzelfunde zu erwarten sind.
8
Historische Grundlagen
l"1it dem ersten Spatenstich am 15.03.1934 begannen die Bauarbeiten an der Ordensburg Vo
gelsang, die mit Unterbrechungen ab Kriegsbeginn im September 1939 bis April 1941 andauer
ten. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes und der Einweihung am 02.05.1936 zogen
500 Junker zum ersten Lehrgang ein. Im Sommer 1938 waren auf der Ordensburg auch Arbei
ter des Reichsarbeitsdienstes untergebracht, die an den Westbefestigungen arbeiteten. Mit
Kriegsbeginn am ersten September gingen die Junker zurück in ihre Heimatorte und Einheiten
der Wehrmacht zogen ein. Während des Angriffs auf Frankreich und Belgien im Mai 1940 war
in der Ordensburg ein Divisionsgefechtsstand untergebracht. Während des Krieges blieben der
Burgkommandant Dietel und seine Mitarbeiter in Vogelsang. In den Kameradschaftshäusern
waren ab 1941 Schüler der Adolf-Hitler-Schulen aus den Gauen Franken, Koblenz - Trier und
Saar - Pfalz untergebracht bis zur Evakuierung Anfang Oktober 1944. Auch das Haus für weib
liche Angestellte, seit Dezember 1938 als Krankenhaus umgebaut, bekam 1943 eine neue Nut
zung, in dem hier schwangere Frauen aus dem bombardierten Köln unterkamen und ihre Kin
der zur Welt brachten. Weiterhin dienten die Räumlichkeiten der Ordensburg 1943/44 als Laza
rett.
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Abb. 7
Außenwand Kasematten mit Stein verblendung an der Ostseite
Im August 1944 waren wieder Bautrupps in Vogelsang untergebracht, die den Westwall erneut
verteidigungsfähig machen sollten. Mit dem Angriff amerikanischer Truppen im Januar 1945
auf die Rurtalsperren erfolgte dann die Räumung der Ortschaft Wollseifen und der Ordensburg.
Am 04.02.1945 fanden letzte Kämpfe deutscher Truppen in Wollseifen statt, danach mar
schierte das 47. Infanterie Regiment der 9. US-Division kampflos in die Ordensburg ein. Nach
Ende des Krieges standen die Gebäude leer, so dass sich die zurückkehrende Bevölkerung alles
brauchbare Material aus der Ordensburg holte. Seit 1946 nutzten zunächst englische Truppen
9
das Gelände als Truppenübungsplatz und ab dem 01.04.1950 die belgischen Streitkräfte, die
den Standort zum 31.12.2005 verließen.
Denkmalrechtliche Begründung:
Die ehemalige nationalsozialistische Ordensburg Vogelsang ist zunächst ein Baudenkmal natio
nalsozialistischer Architektur und eng verbunden mit den politischen Idealen einer menschen
verachtenden Ideologie. Ausdruck findet diese Ideologie nicht nur in politischen und
militärischen Exzessen, sondern auch in einer an Größenwahn erinnernden Monumentalität
ihrer Bauten. Neben bekannten Parteibauten in Nürnberg und Berlin waren es die Ordensbur
gen zur Ausbildung des Parteinachwuchses, die, wie in Vogelsang sichtbar, während ihrer Bau
zeit immer wieder umgeplant und in ihren Dimensionen immer größer wurden. Als AlleinsteI
lungsmerkmal steht Vogelsang für den Bau nationalsozialistischer Parteischulen in dieser Form.
Reste heute nicht mehr vorhandener Bauten oder die Fundamente einzelner Bauabschnitte, die
nicht mehr zur Ausführung kamen sowie Standorte einfacher Baracken sind Teil des Boden
denkmals "NS-Ordensburg Vogelsang". Wie archäologische Untersuchungen im Bereich des
Adlerhofes und der Redoute gezeigt haben, ist das vorhandene Bodenarchiv gut erhalten und
ist im Zusammenhang mit der baulichen und schriftlichen Überlieferung ein wichtige Quelle
und Zeugnis zur Baugeschichte von Vogelsang.
Abb. 8
Baureste der Trafostation
10
Die "NS-Ordensburg Vogelsang" gehört zu den Denkmälern aus unserer unmittelbaren Ver
gangenheit. Sie ist bedeutend für die Geschichte Nordrhein-Westfalens, denn sie dokumentiert
das Leben vieler Menschen in einer Epoche der Zeitgeschichte, die von ihrer besonderen politi
schen Entwicklung geprägt war. Sie ist Teil eines Abschnittes der Sozial- und Wirtschaftsge
schichte der Eifelregion und war eingebunden in den Bau des Westwalles, während der Kriegs
zeit als Unterkunft für Schulen, schwangere Frauen, als Lazarett und Standort für militärische
Einheiten. Am Schutz und Erhalt der Ordensburg besteht aus wissenschaftlichen, im Besonde
ren aus baugeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse.
Schutzbereich
Der Schutzbereich umfasst von l\Jorden nach Süden die ehemaligen Seeterrassen, Kamerad
schaftshäuser, den "Adlerhof" bis hin zur Wache und den Eingangshof, von Westen nach Osten
die terrassierten Flächen vom Haldenfuß an und die Baugrube des Stadions.
Literatur/Quellen:
R. Schmitz-Ehmke, Die Ordensburg Vogelsang. Architektur - Bauplastik - Ausstattung. Ar
beitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, Köln, 2003 2 (zitiert, SE) .
Abb. 9
Freigelegte Mauerreste auf dem Ostflügel des Adlerhofes, August 2012
(Foto: G. Schmitz)
11
Abb. 10
Abb. 11
Mauerreste der Baufirmenunterkünfte
Fundamentreste der Seeterrasse
Bodendenkmal EU 294
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Karte 1
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Maßstab 1 : 7000
Stand: 08/201 2
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LVR .
Qualität für Mensc hen
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
im Rheinlamd
Abteilung 3000/Archiv
Tel. : 0228/9834- ~' 82
bodendenkmalpflege@lvr.de
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Karte 3.2
Schutzbereich
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Novem ber 1936 - 01 .05.1937
Juni 1937 - Juli 1939
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Vervielfilltigung nur mit Erlaubnis des
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Als Vervielf3ltigung gelten ;:.8. Nachdruck,
PhotokopIe, Mikroverfilmung, Digitalisieren,
~cannen sowie Speicherung auf Datenlragem
LVR-Arnt fOr Bodendenkmalpflege
Im Ril einiarnd
Abteilung 30001i,rchiv
TeL. 0228J9834-182
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PhotOkopie, Mikroverfilmung, Digitalisiere~ ,
Scannen sowie Speicherung auf Datenträgern
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Baubereiche
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relevante Zonen
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Bezirksregierung Köln
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Wenn Sie sich im Rahmen der Anhörung äußern möchten, so bitte ich
dies bis zum 31.07.2013 zu tun.
Falls Sie sich bis zu diesem Termin nicht geäußert haben, werde ich die
Eintragung in die Denkmalliste veranlassen.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Bundesforst, die Stand
ortenwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH, vogelsang ip, das Deut
sche Rote Kreuz, der Schwimm- und Sprtverein Vogelsang e.V., das
Nationalparkforstamt Eifel sowie die Stadt Schleiden werden ebenfalls
beteiligt.
Die Untere Denkmalbehörde der Stadt Schleiden, das LVR-Amt für
Denkmalpflege und Bodendenkmalpflege im Rheinland sowie das Minis
terium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes
NRW erhalten eine Durchschrift des Schreibens.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
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(BuZid
Datum: 17.05.2013
Seite 2 von 2
Gutachten zum Denkmalwert
der ehemaligen Ordensburg Vogelsang und
des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Camp Vogelsang“
gemäß
§ 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Vogelsang
Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, F1ur66, Flurstücke 3,4,5,6,7,8,9, 10, 11, 12, 13,
14,15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 25, 28(teilw.)
Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, Flur 16, Flurstück 686 (teilw.)
Stadt Schleiden, Gemarkung Dreibom, Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.)
Inhalt
Umfang und Bestandteile des Flächendenkmals
4
Ehemalige Ordensburg Vogelsang
4
Geschichte
4
Baugeschichte
7
Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals
10
Umfang des Denkmals: Inhaltliche Bestimmung
10
Umfang des Denkmals: Räumliche Ausdehnung
11
Bauten und Anlagen des Dritten Reiches
12
1. Zufahrt
13
2. Eingangsbereich/seit 1950: ~Malakoff
14
3. Kraftfahrzeughof
15
4. Kasematten
16
5. Haus des Wissens (Festsaal): Sockelgeschoss und Außenwände
17
6. Gemeinschaftshaus
17
a) Adleitiof
18
b) Westflügel
19
c) Ostflügel
20
d) Burgschänke
22
7. Appellplatz
24
8. Kameradschaftshäuser
24
9. Hundertschaftshäuser
25
10. „Thingplatz“
26
—
die Feierstätte
11.Sportanlagen
27
a) Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief
27
b) Schwimmbad und Turnhalle
28
12. Aussichtsbastion zum See
28
13. Sonnenwendplatz
29
14. Haus für weibliche Angestellte 1 seit 1950: „Redoute“
29
15. Offiziersunterkunft
30
16. Baugrube des Stadions
30
17. Schießstand
30
Außenanlagen
30
Pumpenstation und Pumpenwärterhaus im Sauerbachtal
31
Nachkriegsbauten
31
1. Tankstelle
31
2
2. Kino
32
3. Kaseme „Van Dooren“
33
4. Offiziersunterkunft
34
5. Panzerwaschanlage und dazugehörige Abwasserreinigungsaniage
34
6. Barackeniager ‚De Scheide“
34
7. Munitionslager
34
8. Schießstand
35
9. Wachhäuschen am Beginn der Zufahrt
35
Wüstung WoHseifen
35
Geschichte
35
Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals
37
Vorkriegsbauten
38
1. Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus
39
2. Wegekapeile
40
3. Schule
40
4. Transformatorenhaus
40
Nachkriegsbauten
41
1. Phase 1 (vor 1970): Übungshäuser und Hausattrappen
41
2. Phase 2 (nach 1970): Übungshäuser
41
3. Phase 3(1981-1990): Übungshäuser
42
Begründung der Denkmaleigenschaft
43
Bedeutung für die Geschichte des Menschen
43
Wissenschaftliche Gründe
44
Politik- und militärgeschichtliche Gründe
44
Regionalgeschichtliche Gründe
48
Architekturgeschichtliche Gründe
51
Verwendete Literatur
57
Verwendete Eintragungstexte und Gutachten
57
Anhang: Lagepläne
59
Gesamtumfang des Flächendenkmals
59
Teilbereich „Ehemalige Ordensburg Vogelsang“
60
Teilbereich „Wüstung WoNseifen“
63
Umfang und Bestandteile des Flächendenkmals
Das Flächendenkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübur~s
platz Camp Vogelsang“ umfasst die sich überlagernden Anlagen der ehemaligen nationalso
zialistischen Ordensburg Vogelsang aus den 1930er Jahren auf einem Höhenzug oberhalb
des Urftstausees sowie des 1946 gegründeten ehemaligen Truppenübungsplatzes Camp
Vogelsang auf der Dreiborner Hochfläche. Das Denkmal besteht aus zwei räumlich getrenn
ten, inhaltlich jedoch eng zusammenhängenden Teilbereichen:
•
Die ehemalige Ordensburg Vogelsang mit dem Gebäudebestand und den Außenanlagen
aus den 1930er Jahren sowie den baulichen Erweiterungen aus der Nachkriegszeit, als
der Gebäudekomplex das logistische Zentrum des Truppenübur9splatzes wurde.
•
Das ehemalige Dorf Wollseifen, das mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes 1946
geräumt, in den kommenden Jahren nahezu vollkommen zerstört und mit Übungshäu
sern für das Training der NATO-Streitkräfte überbaut wurde.
Im Folgenden werden beide Teilgebiete genauer beschrieben. Lage und Umfang des Flä
chendenkmals sind den im Anhang beigefügten Karten zu entnehmen.
Ehemalige Ordensburg Vogelsang
Geschichte
Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang gehört zu den drei nationalsozialistischen Schu
Iungsstätten, die der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr. Robert Ley, der zugleich
Reichschulungsleiter der Partei und Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF) war, 1934
zunächst ohne speziellen Bildungsauftrag für die DAF errichten ließ und für die er im Spät
herbst 1935 die Zweckbestimmung als Ordensburgen, das heißt als Bildungsstätten des
politischen Führernachwuchses der NSDAP, nachlieferte. Crössinsee, Vogelsang und Sont
hofen wurden nun als Ordensburgen für je 1.000 Mann Belegschaft bestimmt. In einer insge
samt dreijährigen Ausbildung sollten die Führungsanwärter, im Volksmund „Junker“ genannt
jede von ihnen ein Jahr lang besuchen, wobei jede Ordensburg ein spezielles Schulungs
programm und eine spezielle Sportausbildung anbieten sollte. Als Abschluss war ein sechs
monatiger Lehrgang in Marienburg/Ostpreußen vorgesehen, der jedoch nie zustande kam,
da die geplante Ordensburg dort nicht gebaut wurde. In Vogelsang sollte vor allem die ras
sistische Philosophie des Nationalsozialismus gelehrt werden, während der sportliche
Schwerpunkt auf dem Reitsport liegen sollte.
In seiner Eigenschaft als Führer der DAF, aus deren Mitteln die Schulungsbauten finanziert
wurden, vergab Ley den Bauauftrag für die Ordensburg Vogelsang an den Kölner Architek
4
ten Clemens Klotz (1886-1969). Klotz war wohl durch seine persönliche Bekanntschaft zu
Ley bereits 1933 zum ~Beauftragten Architekten der Reichsleitung für die Errichtung der
Schulungsbauten der NSDAP und der DAF“ ernannt worden und avancierte 1938 zum „Ver
trauensarchitekten der DAF“. In der Zeit von 1933 bis 1941 war er verantwortlich für drei
Großprojekte der DAF: seit 1934 für die Ordensburgen Vogelsang in der Eifel und Crössin
see in Pommern und ab 1936 für das Kraft-durch-Freude-Seebad Prora auf Rügen.
Mit der Gestaltung der Bauplastik für die Ordensburg Vogelsang wurde im Wesentlichen der
Bildhauer Willy Meller (1887-1 974) beauftragt, der bereits seit den 1920er Jahren häufig für
Clemens Klotz gearbeitet hatte. Der breiteren Öffentlichkeit war er vor allem als Schöpfer der
monumentalen Figur einer Siegesgöttin für das Reichssportfeld in Berlin bekannt geworden.
Teile der künstlerischen Ausstattung wurden darüber hinaus von den Malern Ernst Zoberbier
(1893-1965), Peter Hecker (1884-1971) und Werner Peiner (1887-1984) entworfen und
ausgeführt.
Die Standortsuche für die Ordensburg Vogelsang sowie erste Planungen fallen bereits in das
Jahr 1933. Zwischen 1934 und 1941 legte der Architekt Klotz zahlreiche Planungsvarianten
für die Ordensburg Vogelsang vor, die immer größer und monumentaler wurden. Ging die
Planung 1934 noch von einem vergleichsweise bescheidenen „Schulungslager“ am Nordhang über dem Urftsee aus, das lediglich das Gemeinschaftshaus, die Kameradschaftshäu
ser, die Feierstätte und einen Sportplatz in den dann auch ausgeführten Dimensionen bein
haltete, so zeigt das Modell von 1941 eine gewaltige, den gesamten Bergrücken einschließ
lich der seitlichen Hänge einnehmende Anlage. Kernstück sollte das sogenannte Haus des
Wissens werden, ein von einem monumentalen Turm bekrönter Schulungs- und Festbau von
riesigen Dimensionen, der den heute vorhandenen Turm des Gemeinschaftsbaus bei weitem
überragt hätte. Am westlichen Hang sollte sich das Haus des Sports mit einem Stadion von
olympischen Ausmaßen anschließen, auf der östlichen Bergseite war ein Kraft-durchFreude-Hotel für 2.000 Gäste geplant. Zudem waren Pferdeställe und Reithallen im Bereich
des Eingangskomplexes vorgesehen. All diese Bauten wurden nicht realisiert, woraus sich
ersehen lässt, dass die fertig gestellten und heute vorhandenen baulichen Anlagen der Or
densburg nur ein kleiner Teil dessen sind, was dort ursprünglich geplant war.
Die eigentlichen Bauarbeiten begannen mit dem ersten Spatenstich am 15. März 1934,
Grundsteinlegung war am 22. September 1934. Die Gebäude der Ordensburg entstanden im
Wesentlichen in zwei Hauptbauphasen: Der Kern der heutigen Anlage mit dem Gemein
schaftshaus und dem Adlerhof sowie die darunter am Hang liegenden Kameradschaftshäu
ser, die Feierstätte und der Sportplatz wurden ab 1934 errichtet und bereits am 2. Mai 1936
eingeweiht. Ohne zeitliche Verzögerung schloss sich eine zweite Bauphase bis 1938 an, in
der das Schwimmbad, die Turnhalle, der Sonnenwendplatz, die Hundertschaftshäuser, die
Burgschänke, das Haus für weibliche Angestellte und der Eingangsbereich ausgeführt wur
5
den. Danach entstanden bis zur endgültigen Einstellung der Bauarbeiten im Sommer 1941
nur noch unvollendete Rohbauten wie die Sockelmauern und Fundamente von Teilen des
Hauses des Wissens, der Flugplatz Walberhof an der Auffahrt zu Vogelsang oder das Dorf
Vogelsang an einem Hang westlich der Ordensburg; für das geplante Stadion wurde lediglich
die Baugrube ausgehoben. Wenngleich die geplanten Großbauten (Haus des Wissens, Haus
des Sports, Stadion, KdF-Hotel) nicht mehr zur Ausführung kamen, so wurden doch bereits
große Teile des Bergrückens und seiner Hänge terrassiert und für die Bauarbeiten vorberei
tet. Diese Eingriffe sind im Bodenrelief in weiten Teilen des Geländes noch heute ablesbar.
Die Bauarbeiten vor Ort leitete vom 15. Mai 1934 bis zum 31. Oktober 1937 der in Köln
geborene und an der RWTH Aachen ausgebildete Architekt Karl Friedrich Liebermann. Nach
seiner Berufung als Leiter der Großbaustelle des Deutschen Stadions auf dem Nürnberger
Reichsparteitagsgelände im Herbst 1937 trat zum 1. Januar 1938 der Bauleiter Fr. Hähnlein
seine Nachfolge bis zur Einstellung der Bauarbeiten im Jahr 1941 an. Ausführende Firmen
waren die Philipp Holzmann AG, die damals zu den größten deutschen Baufirmen zählte und
hauptsächlich Erd- und Betonarbeiten ausführte, und die Aachener Baufirma Derichs u.
Konertz. Die Zimmerarbeiten führte die Firma Heiderich aus Köln aus.
Die Ordensburg wurde am 2. Mai 1936 für zunächst 500 Ordensjunker eröffnet. Aus diesem
ersten Lehrgang wurde bis Juni 1937 das Stammpersonal für die drei Ordensburgen ausge
wählt. Der erste reguläre Lehrgang begann auf Vogelsang erst am 1. Juni 1937, ein zweiter
folgte 1938. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wurde der Lehrbe
trieb eingestellt, die weiblichen Angestellten entlassen. In den beiden Jahrgängen 1937/38
und 1938/39 besuchten insgesamt ca. 800 Teilnehmer die Lehrgänge auf der Ordensburg,
so dass die ursprünglich vorgesehene Anzahl von 500 bis 1.000 Junkern pro Lehrgang nicht
ansatzweise erfüllt wurde.
Bis zum Westfeldzug im Mai 1940 wurden die leerstehenden Gebäude mit Bautruppen be
legt, die zum Ausbau des Westwalls und der „Luftverteidigungszone West“ herangezogen
wurden. Die Wehrmacht selbst nutzte die Anlage als Truppenquartier im Rahmen des West
feldzugs im Mai 1940.
Von 1941 bis Oktober 1944 wurde die Ordensburg mit den Adolf-Hitler-Schulen der Gaue
Franken, Koblenz-Trier und Saar-Pfalz belegt. Die Adolf-Hitler-Schulen waren 1937 als
Vorschulen für die Ordensburgen gegründet und zunächst alle auf der Ordensburg Sontho
fen untergebracht worden, mussten wegen der Raumnot dort ab 1941 jedoch auf verschie
dene Standorte in den Gauen und die Ordensburgen Crössinsee und Vogelsang verteilt
werden.
Ab 1. Juni 1942 betrieb der Burgarzt im ehemaligen Haus für weibliche Angestellte zudem
eine öffentliche Krankenanstalt mit 32 Bellen. Ab 1943 diente das Krankenhaus auch als
Entbindungsstation, als schwangere Frauen aus Köln nach Vogelsang evakuiert wurden.
Nach Hitlers Befehl vom 20.8.1944 zum Wiederaufbau des Westwalls rückten erneut Bau
trupps in die Ordensburg ein. Ab Dezember 1944 wurden die Gebäude im Zuge der Arden
nenoffensive wieder als Truppenquartier genutzt, im Januar 1945 diente Vogelsang darüber
hinaus kurzzeitig als Feldlazarell.
Am 4. Februar 1945 fiel Vogelsang kampflos an die amerikanischen Streitkräfte und wurde
ab 1946 unter britische Verwaltung gestellt. Nach Kriegsende stand die Anlage zunächst fast
ein Jahr leer und wurde von der notleidenden Bevölkerung der umliegenden Ortschaften
geplündert. Noch Anfang des Jahres 1946 erwog die britische Militärregierung den Abbruch
der Ordensburg, die als herausragendes Symbol des Nationalsozialismus gesehen wurde.
Im September 1946 jedoch beschlagnahmten die Briten 42 Quadratkilometer Land rings um
die ehemalige Ordensburg und bauten dieses zum Truppenübungsplatz aus. Die Bewohner
der auf der Dreiborner Hochfläche gelegenen Dorfes Wollseifen wurden enteignet und muss
ten ihr Dorf verlassen. Vogelsang selbst wurde von nun an als Kaseme des Truppenübungs
platzes genutzt.
Am 1. April 1950 übergaben die Briten die Verwaltung der „Training Area“ Vogelsang an die
belgischen Streitkräfte.
Seit 1956 stand das „Camp Vogelsang“ allen NORTHAG-Partnern zur Verfügung. Die
NORTHAG (Heeresgruppe Nord) war ein Zusammenschluss von Heereskorps aus Großbri
tannien, Belgien, den Niederlanden und Deutschland, die im Verteidigungsfall der NATO
unterstellt werden sollten. Die militärische Nutzung endete am 31. Dezember 2005, die Lie
genschaft wurde an die Bundesrepublik Deutschland ubergeben.
Seit dem 1. Januar 2006 ist die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang für Besucher geöffnet.
Baugeschichte
1934-1936
Am 1. März 1934 erfolgt der erste Spatenstich der Ordensburg Vogelsang, mit den eigentli
chen Bauarbeiten wird im Juni desselben Jahres begonnen. Am 22. September 1934 wird
die Grundsteinlegung gefeiert.
Im ersten Bauabschnill werden bis zum Frühjahr 1936 die zentralen Teile der heute beste
henden Anlage ausgeführt: das Gemeinschaftshaus mit Ost- und Westflügel sowie dem
Adlerhof, die zehn Kameradschaftshäuser, die „Feierstätte“ und der Sportplatz. Auf Luftauf
nahmen von 1936 ist auch der Schießstand zu erkennen. Am 2. Mai 1936 wird die Ordensburg eingeweiht.
In einer zweiten Phase wird die Ordensburg bis 1938 für die Unterbringung von 1.000 Mann
erweitert und repräsentativ ausgebaut: Als erstes Gebäude dieser Bauphase entsteht die
Burgschänke, die bereits im September 1936 fertiggestellt wird.
1937
Bis Ende des Jahres werden das Tor- und Wachgebäude, der Kraftfahrzeughof, das Haus
für weibliche Angestellte und vier Hundertschafishäuser errichtet.
Im Mai wird der Adlerhof umgestaltet.
1938
Bis zum Sommer werden die Rampe mit Podest und Treppe am Westhang zwischen den
Hundertschaftshäusern, der Sonnenwendplatz mit dem Feuermal sowie die Turn- und
Schwimmhalle fertiggestellt.
Im Frühjahr werden die Treppenanlage und die Tribünenwand des Sportplatzes umgestaltet,
das Sportlerrelief von Willy Meller wird ausgeführt.
Im Mai werden die Innenräume des Ost- und Südosfflügels des Adlerhofs zu repräsentativen
Besprechungsräumen umgebaut.
Ebenfalls ins Frühjahr fällt der Beginn der Geländearbeiten für den Flugplatz Walberhof, für
das Stadion beim Haus des Sports und die monumentale Einfahrt vor dem Tor- und Wachgebäude sowie der Beginn der Fundamentierungsarbeiten für das Haus des Wissens und
das Haus des Sports.
Ende des Jahres wird das Erdgeschoss des Hauses für weibliche Angestellte zu einem
Krankenrevier mit Bettenabteilung, Behandlungsräumen und Operationssaal im südlichen
Seitenflügel umgebaut.
1939
Die Einfahrt vor dem Wachgebäude mit den beiden Seitenflügeln und den beiden durch
Reiterreliefs geschmückten Flankentürmen wird fertiggestellt. Gleichzeitig werden in die
Durchfahrt des Tor- und Wachgebäudes Säulen eingestellt.
In Nord- und Westhang werden zwei Luftschutzkeller gebaut.
8
Der Flugplatz Walberhof wird am 15.7.1939 eingeweiht.
Mit dem Bau der Siedlung Vogelsang, westlich der Ordensburg an einem Hang gelegen, wird
begonnen.
1941
Im Frühjahr werden alle Bauarbeiten eingestellt. Anhand von Fotos des Fotografen Hugo
Schmölz von 1941 und von Luftbildem der alliierten Streitkräfte aus dem Jahr 1945 lässt sich
rekonstruieren, wie weit die Arbeiten bis zu diesem Zeitpunkt gediehen sind: So sind am
Westhang die Terrassierungen für das Haus des Sports zu erkennen. Oberhalb des Adlerhofs sind die nördliche Hangmauer des Hauses des Wissens mit einer Höhe von etwa sechs
Metern und mit dem mittleren Einschnitt für die geplante Monumentaltreppe zum Plateau
sowie die inneren Fundamente zu erkennen, über denen nach dem Krieg die Kaseme „Van
Dooren“ errichtet wurde. Ebenso sind die Grundmauem für den Hörsaal im Haus des Wis
sens zu sehen, über denen 1950 das Kino gebaut wurde. Südwestlich des Eingangsbereichs
sind in verschiedenen Höhen terrassenartige Aufschüttungen mit schmalen Treppenanlagen
ausgeführt. Am Osthang ist nur die noch heute existierende Terrasse mit den darunter lie
genden Kasematten zu erkennen.
Das Dorf Vogelsang steht im Rohbau.
1944/45
im Zweiten Weltkrieg werden die Turnhalle, zwei Kameradschaftshäuser, zwei Trakte des
Adlerhofs und der Ostflügel des Gemeinschaftshauses schwer beschädigt.
1946-1 950
Die beiden weitgehend zerstörten Kameradschaftshäuser sowie der beschädigte Süd- und
Südostflügel des Adlerhofes werden abgebrochen, die Turnhalle instandgesetzt. Über dem
Sockelgeschoss des Gemeinschaftshauses wird zunächst ein kleiner Kinosaal errichtet,
nach 1950 wird an gleicher Stelle der Speisesaal rekonstruierend wieder aufgebaut.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit werden die ersten Bauten des Barackenlagers „De
Scheide“ westlich der Zufahrt errichtet.
1950
Nach Übernahme der Anlage durch die belgischen Streitkräfte im April werden die Tankstelle
und das Kino errichtet.
1951
Die Kaseme „Van Dooren“ wird über den Sockelmauem des Hauses des Wissens gebaut.
1950er Jahre
Über bereits vorhandenen Grundmauern aus den 1930er Jahren wird die Offiziersunterkunft
errichtet.
Unterhalb des Barackenlagers „De Scheide“ wird ein Munitionslager errichtet.
Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals
Umfang des Denkmals: lnhalthche Bestimmung
Die Ordensburg Voge sang ist eine flächenhafte, auf die topographischen Gegebenheiten
bezogene Gesamtanlage. Die Anlage setzt sich zusammen aus Bauten, Wegen, Terrassie
rungen, Freiflächen und aus den Bauten zugeordnetem Bewuchs.
Die Bedeutung als Baudenkmal setzt sich aus zwei Zeitschichten zusammen: 1934 bis 1936
als nationalsozialistische Schulungsstätte errichtet, war die Anlage von 1955 bis 2005
Standort belgischer Truppen und zentraler Ort im NATO-Truppenübungsplatz Das Denkmal
umschließt die baulichen Relikte der beiden Zeitschichten:
Die Anlage der Ordensburg von 1934 bis 1945 besteht aus dem terrassierten Kopf des
Bergrückens, der Erschließung und der Inszenierung der Gesamtanlage mit typischen An
sichten und Blickverbindungen, konkret aus Bauten, Freiflächen, Wegesystem und Terras
sierung des Berges und der Scheide. Sie war in der ursprünglichen Gestalt insgesamt eine
in einem Guss errichtete ideologisch überhöhte Ausbildungsstätte, gleichzeitig aber auch Teil
der Westwallbefestigung und der Luftverteidigungszone West (Flakzone), somit ein gebautes
Dokument der nationalsozialistischen Zeit. Teil der Konzeption waren die Sicht von den
benachbarten Hochflächen, Bergen und vom See auf die Burg und in umgekehrter Richtung
der Panoramablick von der Ordensburg in den umgebenden Landschaftsraum.
In der Zeit des Truppenübungsplatzes von 1946 bis 2005 wurde die Anlage weiter genutzt
und durch bauliche Anlagen nach Süden bis zur Bundesstraße 8 266 erweitert. In dieser Zeit
bildete das Camp Vogelsang das Kernstück des Truppenübungsplatzes am östlichen Rand.
Die vorhandenen Bauten wurden erneut genutzt, bauhch instand gesetzt, geringfügig verän
dert, wenige Bauten wurden neu errichtet und in die Gesamtanlage eingepasst. Die Scheide,
die bereits in nationalsozialistischer Zeit terrassiert worden war, wurde nun mit Baracken
bebaut.
Umfang des Denkmals: Räumliche Ausdehnum
Der Teil des Flächendenkmals, der im Bereich der Ordensburg Vogeisang liegt, umfasst im
Wesentlichen den sich nach Nordosten zum Urfttal erstreckenden Bergsporn von der B 266
am Walberhof bis hin zum Wasserspiegel der Urfttalsperre. Der mit Erschheßungssystem,
baulichen Anlagen, Abfangmauem und z. T. großräumigen Terrassierungen gestaltete Berg
ist Teil der Gesamtanlage. Er ist von baulichen Maßnahmen der Burganlage durchwirkt, wird
von der Burganlage bekrönt und mit weiter Fernwirkung in die Konzeption und Inszenierung
der Ordensburg einbezogen. Die Festlegung des Denkmalumfangs erfolgte im Wesentlichen
unter zwei Aspekten:
1
Das Denkmal umfasst die Teile des Höhenrückens, die in den beiden prägenden Phasen
gestaltet und genutzt wurden.
Bestandteil des Denkmals sind zum einen alle Bereiche des Bergsporns, in denen zur
NS-Zeit nachweislich bauliche Aktivitäten und Eingriffe in die Topographie (z. B. Baugru
be des Stadions, Terrassierungen der Scheide) im Zusammenhang mit der Errichtung
der Ordensburg stattgefunden haben. Auch wenn nicht alle diese Flächen in den 1930er
und 1940er Jahren bebaut wurden, so sind sie doch aussagekräftig für die monumenta
len Dimensionen, welche die Ordensburg in ihren weiteren Ausbaustufen erhalten sollte,
und die dahinter stehende nationalsozialistische Ideologie.
Darüber hinaus umschließt das Denkmal die Erweiterungen aus belgischer Zeit, die sich
über den Höhenrücken Richtung Walberhof ziehen und Teil der Infrastruktur des Trup
penübungsplatzes waren. Die bereits in den 1930er Jahren terrassierte Scheide wurde in
belgischer Zeit mit Baracken bebaut und war in die Organisation/Funktionstüchtigkeit von
Camp Vogelsang einbezogen. Teil dieser Phase ist auch das westlich davon gelegene
Munitionsdepot und ein Lagerplatz südlich der Scheide; die in belgischer Zeit trassierte
und ausgebaute Panzerstraße führt am Zugang zu dem Gelände von der Erschließungs
straße westlich um den Lagerplatz bis zur Scheide.
Zum Denkmal gehören außerdem zwei räumlich getrennte Teilbereiche mit baulichen An
lagen, die in ihren Ursprüngen auf die 1930er Jahre zurückgehen, nämlich der Schieß
stand am Morsbach sowie das Pumpenwärterhaus im Sauerbachtal.
2. In das Denkmal einbezogen sind ferner alle Bereiche der Ordensburg, die von außen
optisch erlebt werden. Ein wesentliches Charakteristikum der Ordensburg Vogelsang ist
die Inszenierung der Gesamtanlage in der Landschaft, die auf große Fernwirkung hin an
gelegt war. Noch heute ist der Bergsporn mit der bekrönenden Ordensburg eine „Land
marke“, die von Westen, Norden und Osten aus weithin sichtbar ist. Während von den
benachbarten Hochflächen im Westen und Osten vor allem der obere Teil des Berges mit
seinem Geländeverlauf und der Silhouette der Gebäude wahrgenommen wird, wurde
insbesondere der Nordhang zum Urftstausee über seine ganze Höhe in die gestalteri
sche Konzeption der Ordensburg einbezogen. Das Zusammenspiel von Wasserfläche,
unbebautem Hangfuß, Bebauung und gestalteten Außenanlagen im oberen Teil sowie
bekrönendem Turm ist noch heute vom gegenüber liegenden Seeufer aus in ungestörter
Form erlebbar, weshalb der gesamte Nordhang bis zur Wasserfläche Bestandteil des
Denkmals ist.
In diese Gesamtanlage sind bauliche Einzelelemente eingebettet, die sich den zwei prägen
den Zeitschichten zuordnen lassen: Da sind zum einen die Bauwerke und Außenanlagen der
ursprünglichen NS-Ordensburg, die im wesentlichen in der Zeit zwischen 1934 und 1939
entstanden sind und auf dem nach Norden hin abfallenden Gelände entlang einer Nord
Südachse angeordnet sind. Der zweiten Bauphase zuzuordnen sind diejenigen baulichen
Anlagen, die nach 1950 hauptsächlich durch die belgischen Streitkräfte errichtet wurden und
Zeugniswert für die militärische Nutzung des ehemaligen NATO-Truppenübungsplatzes
Vogelsang besitzen. Im Folgenden werden die denkmalwerten Einzelelemente deshalb nach
diesen beiden Zeitschichten unterschieden.
Denkmalwerte Einzelelemente: Bauten und Anlagen des Dritten Reiche&
Alle Gebäude der 1930er Jahre sind über Betonfundamenten in zweischaligem Mauerwerk
errichtet: Innenschale je nach Erfordernis aus Ziegel, Bimsstein oder Beton, Außenschale
Bruchstein aus blauen und rötlich-gelben Grauwacken. Eine Ausnahme bildet das ehemalige
Haus für weibliche Angestellte (heute Redoute), das aus verputztem Ziegelmauerwerk über
Bruchsteinsockel errichtet ist. Bei den seit 1950 vom belgischen Militärbauamt durchgeführ
ten Instandsetzungs- und Bauerhaltungsmaßnahmen hat man weitgehend am Bruchstein
material festgehalten und auch an der handwerklichen Technik der gemauerten Tür- und
Fensterstürze. Die Dächer sämtlicher Gebäude waren ursprünglich mit Moselschiefer in
Die Beschreibung der Ordensburg Vogelsang wurde in großen Teilen folgenden Büchern entnommen:
Ruth Schmitz-Ehmke Monika Herzog: Die ehemalige Ordensburg Vogelsang. Arbeitsheft der rheinischen
Denkmalpflege 41, 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Worms 2010.
Monika Herzog: Architekturflihrer Vogelsang. Ein Rundgang durch die historische Anlage im Nationalpark
Eifel, Köln 2007.
12
altdeutschem Verband gedeckt Nach 1950 haben nur die Dächer der Trakte am Adlerhof,
des Ostflügels des Gemeinschaftshauses und der Burgschänke wieder eine altdeutsche
Schieferdeckung erhalten, die Dächer der übrigen Gebäude sind mit Bitumenschindeln oder
Ziegeln gedeckt worden. Die Befensterung mit dunkel gestrichenen Holzfenstern wurde
weitgehend beibehalten, wenn auch nahezu alle Fenster nachträglich ausgetauscht wurden.
Größtenteils wurden dabei statt Sprossenfenstern Ganzglasscheiben eingesetzt. Turn- und
Schwimmhalle haften ursprünglich Eisenfenster, die später durch moderne Stahlfenster in
dunkelgrauer Farbgebung ersetzt wurden. Das Erscheinungsbild der Ordensburg wurde
einst in starkem Maße durch die offenen hölzernen Laubengänge und Vorhallen geprägt, die
in der Nachkriegszeit weitgehend zugesetzt oder verglast wurden.
Die Außenanlagen der 1930er Jahre
gen
—
—
Tribünen, Rampen, Treppen, Stützmauern, Brüstun
sind durchweg in Bruchstein ausgeführt. Auch bei Reparaturarbeiten an diesen Bau
werken hat das belgische Militärbauamt am Bruchsteinmaterial festgehalten. Abgängige
Treppen und gelegentlich Brüstungen wurden teilweise in Beton ersetzt.
Zahlreiche Fotografien nach Fertigstellung des ersten Bauabschnit~ belegen die gärtneri
sche Gestaltung vieler Freiflächen, die Anklänge an die Landschaft der Märkischen Heide
assozUeren sollte: Neben einzeln gepflanzten Wacholdern waren Wege und Treppen von
Latschenkiefern gesäumt, größere Rasenareale wurden von niedrigen Felsformationen und
Pflanzgruppen aus Birken und Kiefern aufgelockert.
Zufahrt (Lageplan Pkt. 1)
1934 wurde von der Straße, die von Gemünd über Herhahn und Morsbach entlang
des Walberhofs nach Wollseifen führte, eine mehrspurige Abzweigung angelegt, die
noch heute als Zufahrtsstraße nach Vogelsang führt und deren auffällige Breite so
wohl praktische als auch symbolhafte Gründe hatte.
Der praktische Aspekt bestand in der Tatsache, dass für den Bau der Ordensburg, für
den zeitweilig 1.500 Arbeiter tätig waren, neben der reinen Personenbeförderung der
gesamte Baustellenverkehr mit riesigen Materialmengen zu bewältigen war. Daneben
wurde die Zufahrtsstraße im Hinblick auf die spätere Nutzung der Ordensburg natür
lich als Aufmarschstra ße angelegt.
Nicht zuletzt bestand die Absicht, den Besucher schon hier in eine Erwartungshaltung
zu versetzen, die bei Erreichen der Gebäude nicht nur erfüllt, sondern weit übertrof
fen werden sollte.
2.
Eingangsbereich / seit 1950: ~Malakoff“ (Lageplan Pkt. 2, eingetragenes Denkmal seit
1989)
In einem ersten Bauabschnitt entstand 1936/37 zunächst der quer über die Straße
verlaufende Mitteltrakt (Tor- und Wachgebäude), der 1938/39 um die beiden L
förmigen Seitenflügel zum Eingangshof erweitert wurde.
Das langgestreckte Tor- und Wachgebäude unter abgewalmtem Satteldach ist zwei
geschossig und besitzt mittig eine rechteckige Tordurchfahrt mit zwei nachträglich
(1938/39) eingestellten Säulenreihen. Die noch heute erhaltenen, mit Lorbeerkränzen
verzierten Konsolen seitlich des inneren und äußeren Torbogens trugen ursprünglich
Adlerplastiken von Willy Meller, deren Reste heute im Adlerhof stehen. An der Frontseite waren die Zimmer des Erdgeschosses ursprünglich über einen steinernen Arka
dengang zugänglich, dessen Rechtecköffnungen heute zum Teil zu Fenstern zuge
setzt sind. Über den Steinarkaden liegt ein offener hölzerner Laubengang vor den
Zimmern des Obergeschosses.
Der 1938/39 vor dem Tor- und Wachgebäude errichtete ehrenhofartige Eingangskomplex besteht aus zwei langgestreckten, eingeschossigen Seitenflügeln und zwei
kurzen Stirnbauten, an deren Kopfende jeweils ein Rechteckturm aufragt. Die einge
schossigen Flügelbauten, die heute Satteldächer tragen, waren bis 1989 flach ge
deckt. An den Hofseiten der Seitenflügel liegen steinerne Arkadengänge, deren
Rechtecköffnungen heute zum Teil mit Fensteröffnungen zugesetzt sind. Die völlig
ungegliederten, flach gedeckten Türme tragen an der Stirnseite jeweils ein Reiterre
lief aus Muschelkalk von Willy Meller: auf dem Pferd rechts ein gerüsteter Krieger mit
erhobenem Schwert in der Rechten, links ein nackter Jüngling mit flatterndem Schul
termäntelchen und Fackel.
Im Gebäudeinneren des Mitteltraktes befanden sich ursprünglich Räume für die Wa
che, im Ostflügel ein Gästehaus und im Westflügel Verwaltungsbüros. In der Nach
kriegszeit wurden die Räume zu Unterrichtszwecken, für eine Sanitätseinrichtung, als
Werkstätten sowie wiederum für die Verwaltung genutzt, wobei die alten Raumstruk
turen in Teilen verändert wurden. Ein Teil des Mitteltraktes wird heute als Wache ge
nutzt, der Rest des Gebäudekomplexes steht leer.
Im Bereich des Ost- und Westflügels hat sich der Bodenbelag aus Natursteinplatten
in den Arkadengängen erhalten, im Ostflügel ist darüber hinaus an geschützter Stelle
noch ein Fenster des Originalbestandes sowie eine Innentreppe erhalten geblieben.
Die Grundrissdisposition im Ostflügel mit einhüftiger Erschließung und den talseitig
gerichteten Räumen ist noch weitgehend bauzeitlich, während der Grundriss des
Westflügels in großen Teilen verändert wurde.
14
Eine wesentliche Veränderung der Nachkriegszeit bestand darin, dass für die Solda
ten und Angestellten der belgischen Truppen 1956 die St. Walburgiskapelle im Kopf
des Ostflügels des Eingangsgebäudes eingerichtet wurde. Die Kapelle wurde bis zum
Abzug der belgischen Soldaten 2006 als Kirchenraum genutzt. Die wichtigsten Aus
stattungsstücke sind noch erhalten. Von außen führt eine Treppe zu der Kapelle hin
ab, die wegen der Hanglage nötig wurde. Seitlich des Treppenabganges ist an dem
Gebäude ein schlichtes Holzkreuz angebracht. Unweit des Gebäudes wurde ein freistehender, hölzerner Glockenturm mit einer Glocke errichtet, der den Sakralraum au
ßen gekennzeichnet Der Glockenturm ist ebenfalls denkmalwert.
Die Kapelle ist als schlichter, längsrechteckiger Raum im Stil der Zeit eingerichtet
worden. An der Rückseite gibt es eine Orgelempore. Eine dichte Folge von Querträ
gern gliedert die Decke. Der Raum wird durch Fenster mit Buntverglasung beleuchtet.
An der Rückwand gibt es im Bereich der Empore sowie darunter schlichte Rechteckfenster. Die Längswand rechts des Altares ist durch ein unterhalb der Decke entlanggeführtes Lichtband durchbrochen. Der Altarraum selbst wird durch ein großes Fens
ter von der linken Seite belichtet. Alle Scheiben haben eine künstlerische Verglasung,
die von Lükge (Aachen) entworfen worden ist; die Ausführung übernahm die Kunst
glaserei J. Schüchter (Köln). Während die meisten Scheiben ornamental verglast
sind, zeigt das Fenster neben dem Altar die Patronin, die hl. Walburga in einem Boot
stehend mit einem Kirchenmodell auf einem Buch in den Händen.
Der Altarbereich ist um drei Stufen erhöht und wird von einer Wand hinterfangen, die
so viel Abstand zur Rückwand des Raumes läßt, daß hinter ihr ein Durchgang ent
stand. Auf der Altarrückwand sind in Mosaik zwei Engel dargestellt, die ein schlichtes
Metallkreuz anbeten. Seitlich des Altarbereiches sind in der Kapellenwand zwei Sei
tenkapellen mit Altären angeordnet, die durch kleine Rundfenster mit Buntverglasung
beleuchtet werden. Die originalen Beleuchtungskörper der Kapelle sind erhalten,
ebenso ein hölzerner Beichtstuhl und das mobile Gestühl, wie es für belgische Kir
chen üblich ist.
Kraftfahrzeughof (Lageplan Pkt. 3, eingetragenes Denkmal seit 1989)
Unmittelbar hinter dem Tor- und Wachgebäude schließt auf der Ostseite der Straße
ein langgestreckter, eingeschossiger Trakt mit Saueldach an, in dessen südlichem
Teil ursprünglich die Post untergebracht war. In seinem weiteren Verlauf bildet dieser
Gebäuderiegel den westlichen Abschluss des rechtwinkligen Kraftfahrzeughofes, der
rundum von eingeschossigen, mit Satteldach gedeckten Garagenbauten umgeben
ist. Der Zugang erfolgt über zwei hohe, rechteckige Durchfahrten in dem straßenseiti
15
gen Trakt. Der Hof diente sowohl ursprünglich als auch in der Nachkriegszeit der Un
terbringung und Reparatur des Fuhrparks. In der Mitte befanden sich ehemals Tanksäulen.
Noch erhalten sind die originalen Schiebetore aus rautenförmig verbrettertem Ei
chenholz an den beiden Durchfahrten des Hofes sowie Reste bauzeitlicher Lampen
vor zwei Kellereingängen auf der Außenseite des nördlichen Gebäudetrakis. In den
Innenräumen des ehemals als Post genutzten Gebäuderiegels sind noch eine origi
nale Holztreppe sowie im Dachgeschoss zwei der ursprünglichen Holztüren zu fin
den. Im Inneren der zum Kraftfahrzeughof gehörigen Gebäudetrakte sind noch drei
bauzeitliche Steintreppen mit Geländern aus vertikal angeordneten Flachstäben so
wie im Dachgeschoss noch vereinzelt originale Türen erhalten.
Kasematten (von Erde überdeckte bombensichere Räume, Lageplan Pkt. 4)
Zwischen dem Kraftfahrzeughof und dem von hier aus nicht einsehbaren wesentlich
weiter nördlich gelegenen „Haus für weibliche Angestellte“ erstreckt sich ungefähr 20
Meter östlich der Tankstelle der 1950er Jahre eine ca. 150 m lange, das Vogelsang
Plateau nach Osten hin terrassierende, massive Hangstützmauer aus Bruchstein mit
ebenerdig zugänglichen, zweiraumtiefen Kasematten mit runden Belichtungsöffnun
gen, teilweise in Backstein vermauerten Arkaden und einem dem Erdgeschoss aufge
legten schmalen Gang aus Beton.
Dieses von oben lediglich als Brüstungsmauer wahrzunehmende Bauwerk veran
schaulicht die Größendimensionen, die die Ordensburg Vogelsang hier in einem Zwi
schenstadium ihrer Planung einnehmen sollte. Erstmalig ist diese Mauer auf einem
Modell von Vogelsang vom November 1937 zu erkennen, wobei der ausgeführte Bau
in Breite, Höhe und Gestaltung der im Modell dargestellten Anlage entspricht. Auf
diesen ersten Entwürfen diente die Mauer der östlichen Begrenzung eines Platzes,
der sich von der Mittelachse des Torbaues aus gesehen ebenso weit auf die westli
che Seite des Bergrückens erstreckt hätte und somit den gesamten Bereich zwischen
dem Kraftfahrzeughof und der Hangkante auf der gegenüberliegenden Westseite
ausgefüllt hätte. Auf den späteren Modellen für Vogelsang aus dem Jahr 1941 ist auf
der Hangstützmauer ein eingeschossiger Gebäudetrakt wiedergegeben, der als offe
ner Wandelgang den gesamten Platz umlaufen hätte. Dieses Bauvorhaben war Be
standteil des geplanten baulichen Zentrums der Ordensburg, des so genannten
„Hauses des Wissens“.
5.
Haus des Wissens (Festsaal): Sockelgeschoss und Außenwände (seit 1950 Kaserne
„Van Dooren‘, Lageplan Pkt. 6, West- und Nordfassade sowie ein Teil der Ostfassade
seit 1989 eingetragenes Denkmal)
Die hohen, geböschten Bruchsteinfassaden der Kaseme „Van Dooren“ (Ost-, Nordund Westfassade) sowie das Sockelgeschoss des Gebäudes wurden bereits zur Zeit
des Dritten Reichs errichtet und waren ursprünglich als Teile des Festsaals (,‚Palas“),
der den Kern des Hauses des Wissens bilden sollte, geplant. Die hohen Bruchstein
mauern hätten dann lediglich als Sockelmauem gedient.
In den 1950er Jahren wurde unter Einbeziehung der oben genannten Gebäudeteile
die Kaserne „Van Dooren“ errichtet.
6.
Gemeinschaftshaus (eingetragenes Denkmal seit 1989), bestehend aus:
6.a
Adlerhof und Wandelhalle (Lageplan Pkt. 7a)
6.b
Westflügel (Lageplan Pkt. 7b)
6.c
Ostflügel (Lageplan Pkt. 7c)
6.d
Burgschänke (Lageplan Pkt. 7d)
Das Gemeinschaftshaus, nördlich des Hauses des Wissens gelegen, ist der Seeseite
mit einer 210 m langen Dreiflügelfront zugekehrt, die durch einen schlanken Seitenturm am Ostflügel akzentuiert ist. Den Mitteltrakt bildet der Adlerhof mit der offenen
Wandelhalle zur Seeseite hin, stumpfwinklig schließen daran der West- und der Ostflügel an. Von der Seeseite aus nicht sichtbar, schließt im Südwesten ein weiterer
Gebäudeflügel, ebenfalls mit Satteldach gedeckt, an, in dem die Burgschänke unter
gebracht ist. Der Ostflugel uberragte ursprünglich mit seinem zweiten Obergeschoss
(kriegszerstört) die übrigen Trakte des Gebäudekomplexes; heute sind alle Gebäude
teile unter Satteldächern mit einheitlicher Firsthöhe zusammengefasst.
Wäre das Haus des Wissens entsprechend den ursprünglichen Planungen realisiert
worden, so wäre das Gemeinschaftshaus, das heute den baulichen Mittelpunkt der
NS-Ordensburg bildet nur ein kleiner wenngleich wichtiger Bestandteil der Gesamt
anlage gewesen. In nutzungstechnischer Hinsicht kommt den im oberen Drittel des
Berghangs gelegenen Gebäuden eine überleitende Funktion von den weiter hangab
wärts gelegenen Sport- und Unterkunftseinrichtungen zu den auf der Höhe liegenden
Anlagen zu. In baulicher Hinsicht sollte das Gemeinschaftshaus mit dem achsial unter
dem Hauptportal des Hauses des Wissens gelegenen Adlerhof eine Art Vor- und Eh
renhof bilden. Auch inhaltlich hatte die Anlage mit ihrer symbolbeladenen Ausstattung
eine wichtige Funktion im Rahmen der Ausbildung und Besucherlenkung. Die Ge
17
bäude dieses Bereichs dienten der gemeinschaftlichen Nutzung durch die Lehr
gangsteilnehmer und das Personal, so dass sich in den einzelnen Trakten neben den
reinen Versorgungseinrichtungen auch Schulungsräume, Studierzimmer und Aufent
haltsräume befanden.
Nach Kriegsende diente das Gemeinschaftshaus der Verwaltung und als Kantine des
Truppenübungsplatzes. Seit 2006 wurden die Räumlichkeiten provisorisch als Besu
cherinformation, für Ausstellungen, Seminare und zu Verwaltungszwecken genutzt.
Derzeit wird der Gebäudekomplex für die langfristige Nutzung als „Forum Vogelsang“
grundlegend umgebaut.
6.a
Adlerhof und Wandelhalle
Ursprünglich war der ab 1934 entstandene zentrale Innenhof auf allen vier Seiten von
eingeschossigen Gebäuden unter gaubenbesetzten Satteldächem umgeben; 1945
wurden der Ostflügel und der daran anstoßende Teil des Südflügels zerstört und nicht
wieder aufgebaut. Die Abmessungen der verlorenen Gebäudettrakte lassen sich je
doch anhand der erhaltenen halbhohen Brüstungsmauem und Pfeilerreste noch ab
lesen. Der Besucher konnte entweder von der Bergseite durch eine große Eingangs
halle im Südflügel oder vom Tal kommend durch die Wandelhalle den Innenhof betre
ten, der eine Verteilerfunktion für die anstoßenden Räume und für die drei davon ab
zweigenden Gebäudetrakte hatte.
In der Mitte des Hofes war eine große Brunnenschale aus Naturstein aufgestellt.
Flankiert wurde diese von zwei Adlern, die in Richtung Hang schauten. In der ersten
Phase ab 1934 bestand das Pflaster aus polygonal verlegten Natursteinplatten, er
gänzt durch Rasenflächen mit Sträuchern in den Hofecken; bei einer Umgestaltung
1937 wurde der Hof neu gepflastert und jeglicher Bewuchs entfernt. Die damals ver
legten Platten wurde nach dem Krieg wieder verwendet. Die Brunnenschale und die
Adler wurden im Krieg zerstört, Reste der Adler und der Brunnensockel sind noch im
Hof aufgestellt. Die heute vorhandenen Leuchten stammen wohl aus belgischer Zeit.
In den unmittelbar um den Adlerhof gruppierten niedrigen Gebäuden befanden sich
ursprünglich Wohnungen für den Burgkommandanten und das Führungspersonal
sowie Sanitätseinrichtungen, eine Post, ein Friseur und die Wache. In belgischer Zeit
befand sich hier die Kommandantur. Seit 2006 wurde der Wesfflügel zu Verwaltungszwecken genutzt. Die Innenräume wurden jedoch nach Kriegsende stark verändert,
so dass die ursprünglichen Grundrissstrukturen in den erhaltenen Gebäudetrakten
(Westflügel, Teil des Südflügels) nur noch ansatzweise ablesbar sind. Lediglich im
Dachgeschoss des Westflügels hat sich die historische Grundrissdisposition noch
weitestgehend erhalten. Im Westflügel sind mit zwei Holztreppen und den Türen im
Dachgeschoss auch noch Reste der bauzeitlichen Ausstattung vorhanden.
Die zum See hin offene Wandelhalle, die den Adlerhof nach Norden begrenzt, ist
konstruiert wie ein Dachstuhl über hohem Kniestock mit einem Pfettendach. Die häl
zerne Tragkonstruktion des Daches mit den Balkenenden in Form von Tierkäpfen ist
noch weitestgehend erhalten, wenngleich die Halle durch Kriegszerstärung an der
Ostseite heute um zwei Binder verkürzt ist. Auch der Bodenbelag aus großformatigen
Natursteinplatten stammt aus der Entstehungszeit. Eine gravierende Veränderung
der Halle hat sich in belgischer Zeit dadurch ergeben, dass der westliche Teil der
Wandelhalle durch eine Wand aus Bruchsteinmauerwerk abgetrennt, die Felder zwi
schen den Holzstützen in dem dahinter liegenden Teil verglast wurden und der so
enstandene Gebäudetrakt mit dem Westflügel verbunden wurde. Im Zusammenhang
mit diesem Eingriff wurde auch die bis dahin geschlossene hofseitige westliche Wand
der Halle mit Fenstern und einer Tür durchbrochen, durch die seitdem die Haupter
schließung des Westflügels erfolgt. Nicht mehr vorhanden sind die großen zweiflüge
ligen Glastüren, durch die die Wandelhalle ursprünglich vom Hof aus betreten wurde.
6.b
Westflügel
Der dreigeschossige Westflügel des Gemeinschaftshauses, wie der Adlerhof 1934
entstanden, kehrt der Seeseite eine wehrhaft wirkende, ursprünglich nur von wenigen
Kreisfenstern durchbrochene Gebäudefront zu; die stärker durchfensterte Rückseite
schließt auf der Westseite mit einem haibrunden Treppenturm unter Kegeldach ab.
Das zweite Obergeschoss, das ursprünglich als offene, von runden Holzstützen ge
gliederte Halle unter einem Satteldach mit offenem Dachstuhl ausgeführt war, bildete
dabei die Fortsetzung der Wandelhalle des Adlerhofs. Im ersten Obergeschoss be
fanden sich ein Leseraum sowie durch Glaswände davon abgetrennt die Bibliothek.
Nach dem Krieg wurden zwischen die Stützen der offenen Halle im zweiten Oberge
schoss verputzte Wandsegmente mit großen Fenstern gesetzt, so dass diese zu ei
nem geschlossenen Raum umfunktioniert wurde. Die offene Holzkonstruktion des
Daches ebenso wie der Bodenbelag aus unregelmäßigen Natursteinplatten sind je
doch heute noch zu sehen. Im ersten Obergeschoss ist im ehemaligen Bibliotheks
und Leseraum lediglich das Tragwerk aus Betonstützen erhalten geblieben; die Glas
wände wurden nachträglich entfernt.
6.c
Osfflügel
Dem Westflügel in Höhe und Gliederungsreichtum deutlich übergeordnet war der
gleichzeitig errichtete, genau gegenüberstehende Ostflügel mit dem markanten Turm.
Ursprünglich war dieser als dreigeschossiger Bau unter abgewalmtem Satteldach, mit
niedrigen Verbindungstrakten zu Adlerhof und Turm und rückwärtigen Treppenhäu
sern errichtet worden. Bei Kriegsende standen von dem Gebäude nur noch das So
ckelgeschoss und der Turm. Darüber wurde in der Nachkriegszeit das heute existie
rende, vorkragende Obergeschoss errichtet, das sich an dem alten Vorbild orientierte.
Insgesamt ist der Trakt heute ein Geschoss niedriger als vor dem Krieg.
Auf der dem Berg zugewandten Seite ist der Osfflügel mit zwei weiteren zweige
schossigen Gebäudeflügel unter Satteldächem hinterbaut, die einen schmalen In
nenhof, den sogenannten Wirtschaftshof, bilden. Das Satteldach des dem Osfflügel
gegenüberliegenden Wirtschaftstrakts ist zur Hofseite hin mit einem Gaubenband be
setzt, zur Hangseite hin mit Einzelgauben. In den den Hof umgebenden Gebäude
trakten waren die Wirtschaftsräume der NS-Ordensburg untergebracht: Wäscherei,
Bügelraum, Küche für den großen Speisesaal im Ostflügel, Essraum für das Perso
nal, im Obergeschoss Wohnräume für das Personal. Auch hier sind
—
bedingt durch
die Kriegsfolgen die zwischen Ostflügel und Wirtschaftstrakt ursprünglich vorhande
-
nen Erschließungstrakte mit mehreren Treppenhäusem nicht mehr erhalten.
Das Sockelgeschoss des Ostflügels mit seinen kleinen Rundfenstern nahm ebenso
wie bei den anderen Gebäudeflügeln untergeordnete Funktionen wie Heizung und
Haustechnik auf, die ebenfalls zum Denkmal gehören (am 13.6.2006 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden eingetragen). Den Kern der Heizungsanlage bilden zwei
Wanderrost-Röhrenkessel der Fa. Dr. Ing. Weck, Großschlattengrün/Oberpfalz von
1937. Die Kessel haben eine Heizfläche von l2Oqm und arbeiteten mit einem Be
triebsdruck von 0,5 atü (lt. Typenschilder). Die Kessel repräsentieren den modernsten
Stand der Kesseltechnik in den 1930er Jahren. Die Kessel wurden mit Kohle befeu
ert. Lagerung und Transport der Kohle sind weitgehend baulich und technisch noch
nachvollziehbar. Die Kohle gelangte durch Bodenöffnungen in der Hoffläche südlich
vor dem Ostflügel in zwei unter dem Bodenniveau des Hofes liegende Bunker aus
Beton. Aus den Bunkern wurde die Kohle mit Schaufeln in einen ursprünglich vermut
lich mit einem Becherwerk ausgestatteten Schacht mit einem Querschnitt von etwa
2,5x2,5m geschaufelt. Mit dem Becherwerk gelangte die Kohle auf eine in den Kes
selraum hineinführende, mit Stahlblechen rundum geschlossene Bandförder- oder
Redleranlage, über die die Wanderroste der Kessel mit Kohle versorgt werden konn
ten. Zur Heizungsanlage gehören in einem Seitenraum zwei Rauchgebläse und zwei
Kreiselpumpen aus jüngerer Zeit. Der zur Heizung gehörende Kamin ist nicht erhal
20
ten. Auf der Ebene des Sockelgeschosses unter dem ehemaligen Wirtschaftstrakt
haben sich ebenfalls noch Reste der technischen Ausstattung sowie die bauzeitlichen
Bodenfiiesen erhalten. Zudem sind einzelne Rundfenster aus der Entstehungszeit der
Ordensburg sowie eine bauzeitliche Treppe vorhanden.
Im Geschoss darüber befand sich der große, heute als Wiederaufbau zu erlebende
Speisesaal, der sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckte und durch ein mar
kantes, aus der Fassade hervortretendes Fensterband von Norden her belichtet wur
de. Im Inneren standen vor den mit einer kleinteiligen Bleiverglasung versehenen
Fenstern Rundstützen aus Beton, die mit einer Quadermalung verziert waren. Eine
entsprechende Quaderung verlief auch im Sockelbereich der übrigen Speisesaal
wände sowie um die heute nicht mehr vorhandenen seitlichen Türen zu den abgebro
chenen Treppenhäus&n. Die Decke des Saales bestand aus massiven Betonunter
zügen, zwischen denen in Art einer Holzdeckenimitation sogenannte Tochterbalken
verliefen. Zu betreten war der Speisesaal ursprünglich von der Wandelhalle des Ad
lerhofs aus über eine weitere Vorhalle sowie über die seitlichen Treppenhäuser.
Nachdem der Speisesaal in Teilen kriegszerstört worden war, wurde er in belgischer
Zeit nahezu identisch wieder aufgebaut. Dabei wurden die Fensterstürze etwas nied
riger angeordnet als vorher, ferner wurden sämtliche Oberflächen an Wänden und
Böden erneuert, so dass hier keine Ausstattung aus den 1930er Jahren mehr zu fin
den ist.
Im kriegszerstörten zweiten Obergeschoss über dem Speisesaal lag ursprünglich der
Ianggstreckte Schulungsraum mit offenem Dachstuhl, der zum Kuitraum im anschlie
ßenden Ostturm hin ausgerichtet war.
Der ungegliederte Flankenturm, der ursprünglich zugleich als Wasserturm gedacht
war, ist 42 m hoch, schließt unter flachem Zeltdach mit hölzernem Auslug ab und be
sitzt an der Rückseite einen vierseitigen Treppenturm. Dem vom Speiseraum aus zu
gänglichen Zimmer im ersten Turmgeschoss war dreiseitig ein auf Steinkonsolen
vorkragender Aussichtsbalkon vorgelagert, von dem heute nur noch die Konsolen er
halten sind. Im Turmgeschoss darüber liegt der Kultraum, als Ehrenhalle für die „Ge
fallenen der Bewegung“ das ideologische Herzstück des Gebäudekomplexes. Vor der
fensterlosen Ostwand des Raumes war hier auf hölzernen Konsolen die überlebensgroße Holzfigur des „Deutschen Menschen“ aufgestellt, die der Bildhauer WilIy Meller
1937 eigens für diesen Raum geschaffen hatte. Auf beiden Seiten dieser Figur waren
an den weiß verputzten Wänden in großen Bronzebuchstaben die Namen der am 9.
November 1923 beim sogenannten Hitler-Putsch in München „Gefallenen der Bewe
gung“ angebracht. Optisch gerahmt wurde die Figur von einer Rundbogenöffnung in
der Stirnwand des Schulungsraumes. In den Bodenbelag aus Natursteinplatten ist ein
21
großes Hakenkreuz eingelassen. Beleuchtet wurde der Raum lediglich durch zwei
sehr hohe Schlitzfenster mit asymmetrisch abgeschrägten Laibungen, durch die das
einfallende Licht so gebündelt wurde, dass es exakt auf den „Deutschen Menschen“
und das im Bodenbelag eingefasste Hakenkreuz fiel. Zusätzlich war der Raum mit
Hakenkreuzfahnen geschmmückt. Vom Schulungsraum aus gesehen, musste der
Raumeindruck regelrecht sakral wirken
—
zumal der Kultraum drei Stufen höher lag
als dieser Heute sind von der ursprünglichen Ausstattung noch der Bodenbelag mit
dem eingelegten Hakenkreuz sowie die hölzernen Konsolen erhalten, auf denen der
„Deutsche Mensch“ aufgestellt war. Die Figur selbst ist seit Kriegsende verschwun
den. Die Rundbogenöffnung zum nicht mehr vorhandenen Schulungsraum ist heute
vermauert, in ihrer Form jedoch noch ablesbar
Am Kultraum vorbei gelangt man über eine Spindeltreppe bis hinauf auf die Aus
sichtsplattform.
Im oberen Drittel des Ostturmes ist ein stählerner Wasserbehälter erhalten, der als
Wasserreservoir in unmittelbarem Zusammenhang mit der Speisewasserversorgung
der Heizungskessel stand (am 13.6.2006 in die Denkmalliste de Stadt Schleiden ein
getragen). Der Behälter ist direkt unterhalb der Aussichtsplattform in einem geschlos
senen Raum untergebracht. Zwischen den massiven Außenwänden und dem Behäl
ter gibt es ringsum einen Gang von etwa 1 m Breite. Die als FIachbodenbehäl~r aus
gebildete Behälterkonstruktion wurde aus ca. 1 cm starken Stahiplatten gefertigt. Der
Behälter hat insgesamt Abmessungen von 3,5 x 3,5 x 7,5 m. Die etwa 2,5 m hohen
Stahlblechplatten sind miteinander vernietet. Direkt gegenüber der Eingangstür zum
Behälterraum befindet sich der Wasserstandsanzeiger In der hinteren Raumecke di
agonal gegenüber der Eingangstür sind die Rohre für Wasserzufuhr und Wasserent
nahme angeordnet.
6.d
Burgschänke
Die im zweiten Bauabschnitt, aber noch 1936 errichtete Burgschänke ist in symmetri
scher Entsprechung zum West- und Ostflügel im Südwesten des Adlerhofs bergseitig
angeordnet und mit diesem durch einen kurzen Gelenkbau verbunden. Der zweige
schossige langgestreckte Baukärper liegt unter abgewalmtem Satteldach und ist an
der Talseite durch einen wuchtigen steinemen Bogengang vor der Kegelbahn und ei
nen hölzernen Laubengang vor dem großen Kantinenraum im Erdgeschoss aufge
löst. Am östlichen Kopfende liegt der Treppenaufgang, am westlichen springt halb
kreisförmig ein Pavillon unter Kegeldach vor, dessen umlaufende Fensterbänder
durch Steinpfosten gegliedert sind.
22
Das Gebäude gehört zu den wenigen Baulichkeiten auf Vogelsang, die auch im Inne
ren sowohl hinsichtlich der Grundrissdisposition als auch der Ausstattung noch nahe
zu vollständig original erhalten sind. Das Haupt- und Obergeschoss besteht fast voll
ständig aus dem 33 m langen Kantinenraum, in den man über einen Vorraum mit
Garderoben gelangte. Belichtet wird dieser Raum durch eine zum Laubengang hin
geöffnete Fensterreihe. Eine Treppe führt von diesem Kantinenraum auf eine hölzer
ne Galerie, die zur Seeseite hin ausgerichtet ist und die durch ein gaubenartiges
Fensterband im Dach belichtet wird. Der Hauptzugang zur Schänke erfolgte ur
sprünglich von Osten aus über die Stirnseite, der heutige Zugang von Süden aus ist
erst nach Kriegsende durch Vergrößerung eines Fensters entstanden. Neben dem
großen Kantinensaal ist im pavillonartigen Südwestteil der Schänke ein weiterer klei
ner Gastraum mit Kamin vorhanden. Vor der gesamten Seeseite des Hauptgeschos
ses verläuft eine über drei Meter breite Terrasse. Eine halbkreisförmig gebogene
Treppe führt vom großen Kantinenraum in den Vorraum der Kegelbahn im darunter
liegenden Geschoss.
Das Innere des Kantinenraums wird vor allem durch die Materialien Holz, Putz und
Klinker geprägt. Dem seeseitigen Fensterband, ursprünglich mit Bleiverglasung, heu
te mit Sprossenteilung, liegt eine Reihe von Sitznischen mit fest eingebauten Holzbänken gegenüber, die durch klinkerverkleidete Mauersegmente voneinander ge
trennt sind. Der obere Teil der Wände des zweigeschossigen Raumes ist gestaltet
durch ein massiv wirkendes, vorgeblendetes Pseudofachwerk, darüber spannt sich
eine Holzbalkendecke. Auf der Galerie haben sich die originalen Wandputze erhalten.
Nicht ursprünglich sind Bodenbelag, Möblierung und Beleuchtung. Ebenfalls eine
nachträgliche Zutat aus belgischer Zeit ist das Wandbild an der westlichen Stirnseite,
das als Rahmen für Weihnachtsfeiern der hier stationierten Streitkräfte gestaltet wur
de.
Die Gestaltungsprinzipien des Kantinenraums setzen sich im daneben liegenden
Gastzimmer fort. Erhalten geblieben sind hier Reste der mit Natursteinplatten verklei
deten Sockelzone, die Holzbalkendecke sowie der offene Kamin auf der Bergseite
des Raumes. Dieser ist geschmückt durch das 1937 von Willy Meller geschaffene.
aus zehn Schieferplatten zusammengesetzte Flachrelief „Die Wilde Jagd‘. Dargestellt
sind drei Reiter, die mit Jagdhorn und Lanzen bewaffnet zwischen Wolken und Blit
zen dahinstürmen. Ebenfalls original sind das schmiedeeiserne Kamingitter und der
Natursteinbelag des Bodens unmittelbar vor dem Kamin.
Auch die im unteren Geschoss gelegene Kegelbahn besitzt noch bauzeitliche Aus
stattung, war jedoch nach rein funktionalen Gesichtspunkten gestaltet. Hier haben
sich die Kegelbahn mit Rücklauf, die Nische für den „Balljungen“ sowie die an Haken
23
befestigte Auffangmatte an der hinteren Wand der Kegelbahn erhalten. Die Form der
Fensteröffnungen wurde nachträglich verändert.
Appellplatz (Lageplan Pkt. 8, eingetragenes Denkmal seit 1989)
Der Wandelhalle des Adlerhofs vorgelagert ist seeseitig der etwa 7 m tiefer gelegene
Appellplatz, auf dem ab Mai 1936 die auszubildenden „Junker“ der Ordensburg zum
Appell antraten. Er wird vom Adlerhof über eine zweiläufige Treppe erschlossen, de
ren Podest im Dritten Reich als Ehrentribüne bei Aufmärschen diente. Die Stirnwand
der Treppe ist mit einem Adlerrelief in Bruchstein geschmückt, das anstelle des ur
sprünglich dort angebrachten Hakenkreuzsymbols heute ein Kreisfenster aufweist.
2006 wurde auf dem Appellplatz ein „Vogelsang-Fokus“ aufgestellt, der nicht Be
standteil des Denkmal ist.
Kameradschaftshäuser (Lageplan Pkt. 9, eingetragenes Denkmal seit 1989)
Auf den drei hangabwärts liegenden Terrassen unterhalb des Appellplatzes wurden
bis 1936 in strenger Achsensymmetrie zehn Unterkunftsgebäude, die sogenannten
Kameradschaftshäuser, errichtet, von denen heute nach Kriegszerstörung noch acht
erhalten sind. In der Zeit des Truppenübur~splatzes wurden die Gebäude zur tempo
rären Unterbringung von Soldaten genutzt; heute stehen die meisten leer, lediglich in
Gebäude 10 betreibt das Deutsche Rote Kreuz seit 2011 ein Museum.
Die Gebäude waren sowohl im Außenbau als auch in Grundriss und Ausstattung als
reine Zweckbauten und nicht zu Repräsentationszwecken konzipiert. Zu erreichen
sind die langgestreckten zweigeschossigen Trakte unter abgewalmten Satteldächem
über seitliche Natursteintreppen, die sich über den gesamten mittleren Hangbereich
erstrecken und die die Kameradschafthäuser sowohl über brückenartige Zugänge im
Obergeschoss als auch über ebenerdige Türen im Untergeschoss erschließen. Die
Fassaden waren ohne jeglichen Schmuck als regelmäßige Lochfassaden ausgebil
det. Die Grundrisse der einzelnen Unterkünfte variieren in Details, sind aber insge
samt dem gleichen Nutzungsschema untergeordnet. So befanden sich im Unterge
schoss Waschräume, Toiletten, größere Kameradschafts- und kleinere Aufenthaltsräume, im Obergeschoss waren neben den seitlichen Vorhallen und Vorräumen je
weils zwei Schlafsäle mit je zwanzig Bellen eingerichtet. Die Einrichtung dieser Räu
me war zweckmäßig und einfach: Die Spinde waren entlang eines Mittelgangs im
Saal aufgestellt, dahinter waren an den Außenseiten des Raumes die Bellen ange
ordnet.
Die Häuser wurden bereits ursprünglich mit geringfügigen Unterschieden errichtet
und zudem in der Nachkriegszeit in unterschiedlichem Maße verändert, so dass sie
heute verschiedene Erhaltungszustände, Grundrisse und Ausstattungen aufweisen.
Allen gemeinsam ist, dass die ehemals offenen, von Rundholzstützen getragenen
Vorhallen nachträglich verglast wurden. Bauzeitliche Grundrissaufteilung und Aus
stallung lassen sich am ehesten im Gebäude 5 ablesen: Die beiden Vorhallen sind
mit einem Bodenbelag aus polygonalen Natursteinplatten, einem niedrigen umlaufen
den Betonsockel, auf dem vermutlich ursprünglich Sitzbänke aufgestellt waren sowie
einem offenen Dachtragwerk ausgestattet. Von dort betritt man die beiden Aufent
haltsräume im Obergeschoss mit Bodenbelag und Sockelzone aus Klinkersteinen
sowie einem kaminähnlichen Einbau an der Trennwand zu den Schlafräumen. Es fol
gen die großen, durch eine mittig liegende Tür verbundenen Schlafräume mit hölzer
nen, quer verlaufenden Unterzügen. Der Bodenbelag (ursprünglich Parkett) hat sich
hier nicht erhalten. Aus den seitlichen Aufenthaltsräumen führen Treppen mit Betonstufen und Geländern aus vertikalen Flachstäben ins Untergeschoss. Dort werden
über einen mittig liegenden Flur die Waschräume an den Kopfenden, die talseitig ge
legenen Duschräume, die bergseitig angeordneten WC-Räume sowie der große Ka
meradschaftsraum in der Mitte des Gebäudes erschlossen. Im Flur sind Boden und
Wände mit Klinkersteinen verkleidet. In den Sanitärräumen haben sich die bauzeitli
ehen Wand- und Bodenfliesen ebenso wie die originalen Waschtische in Teilen erhal
ten, teilweise wurden sie nachträglich in gleicher Form erneuert.
Hundertschaftshäuser (Lageplan Pkt. 10, eingetragenes Denkmal seit 1989)
In Fortführung der Hausterrassen des ersten Bauabschnitts liegen auf zwei Terrassen
des Westhangs die vier im zweiten Bauabschnitt 1936/37 errichteten Hundertschafts
häuser. Zu je zweien flankieren sie eine mittlere Terrassenanlage mit zwei Treppenrampen, unter der die für die Belegschaft der Hundertschaftshäuser bestimmten Luft
schutzkeller liegen. In jeder der beiden Rampenfronten öffnet sich eine große Fens
teranlage zu einer dem Luftschutzkeller vorgelagerten Raumfolge, deren Räume ur
sprünglich mit Glastüren geschlossen waren und zum Abstellen dienten. Die Mittelter
rasse führt zu einer 1938 angelegten, von Treppen flankierten Rechteckbastion hin
auf, die auf derselben Terrasse liegt wie der Appellplatz.
Die Hundertschaftshäuser dienten ebenso wie die Kameradschafthäuser in der Zeit
des Truppenübungsplatzes der Unterbringung von Soldaten, stehen jedoch seit 2006
leer.
Die F-Iundertschaftshäuser ähneln in ihrer Struktur grundsätzlich den Kamerad
schaftshäusem, verfügten jedoch als dreigeschossige Trakte über eine größere
räumliche Kapazität. In den langgestreckten dreigeschossigen Gebäuden unter ab
gewaimten Satteldächern waren in den beiden Obergeschossen je drei Schlafräume
zu je zwanzig Betten (insgesamt 120 Betten) und im Erdgeschoss die Waschräume
sowie ein durch bodentiefe Fenster belichteter Aufenthaltsraum untergebracht Das
zweite Obergeschoss ist jeweils von der Rückseite her über brückenartige Rampen
an den Kopfenden des Baus zugänglich, die in eine ehemals offene, nachträglich
verglaste Eingangshalle führten. Vom Erdgeschoss her war der Zugang zu den bei
den Treppenhäusern und
—
separat
—
zu dem mittig gelegenen Aufenthaltsraum mög
lich.
Die Grundrissaufteilung im Inneren ist noch weitgehend erhalten geblieben, während
die Ausstattung weitestgehend erneuert wurde. Teile der bauzeitlichen Aussttattung
haben sich lediglich in den Treppenhäusern (Fensterbänke aus Werkstein) und in den
Sanitärräumen (Boden- und Wandfliesen, Waschtische, WC-Türen) erhalten.
10.
Thingplatz
—
die Feierstätte (Lageplan Pkt. 11, eingetragenes Denkmal seit 1989)
Die Terrassenanlage zwischen den Kameradschaftshäusern findet ihre Fortsetzung
in dem amphitheatralisch ansteigenden Zuschauerraum der Feierstätte und ihren Ab
schluss in der halbrunden Bühnenfläche, die über einem bastionsartigen Unterbau er
richtet ist. Die Feierstätte schafft so den Übergang von den Unterkunftshäusem zu
den am unteren Teil des Hanges gelegenen Sportstätten.
In den Jahrzehnten nach Kriegsende wurde die Feierstätte nur notdürftig instandgehalten und verwahrloste daher immer stärker. Die oberen Sitzstufen wurden abge
baut und das Steinmaterial wohl für Reparaturarbeiten auf dem Gelände verwendet.
Die restlichen Sitzreihen wurden gegenüber dem Ursprungszustand (s. u.) verändert,
die gesamte Anlage nach und nach von Vegetation überwachsen. Erst 2009/2010
wurde sie im Rahmen der 1-langsanierung instandgesetzt und die ursprüngliche An
ordnung der Sitzreihen punktuell rekonstruiert.
Von den Kameradschaftshäusem aus erreicht man die Feierstätte über Naturstein
treppen, die beiderseits des Zuschauerraums zur Bühne hinabführen; vom tiefer ge
legenen Sportplatz aus leiten ebenfalls Natursteintreppen nach oben, die seitlich um
die Halbrundbühne herumführen. Der Zuschauerraum ist heute größtenteils nur als
ansteigende Rasenfläche ablesbar lediglich der Unterbau der Sitzreihen hat sich in
Teilen darunter erhalten. Die vorderen sechs Sitzreihen sind heute in der Form zu
sehen, wie sie in belgischer Zeit ausgeführt wurden: als gerade durchlaufende Natur26
steinstufen. Oberhalb dieser Reihen wurde als „Historisches Fenster der Urspungs
zustand rekonstruiert, wie er sich anhand von historischen Fotos und des noch vor
handenen Unterbaus erschließt: der Steinstufe ist eine einfache Bank aus Holzbohlen
vorgesetzt, die auf kleinen Mauerzungen aufliegt. Die halbkreisförmige, mit Natur
steinplatten belegte Spielebene selbst liegt um drei Stufen erhöht und ist von einer
geschlossenen Brüstung mit Eckklätzen und umlaufendem Podest eingefasst.
11.
Sportanlagen (eingetragenes Denkmal seit 1989), bestehend aus:
11 .a
Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief (Lageplan Pkt. 1 2a)
11 .b
Schwimm- und Turnhalle (Lageplan Pkt. 12b, 12c)
11 .a
Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief
Unmittelbar unterhalb der Feierstätte liegt
chen
—
—
über seitliche Natursteintreppen zu errei
der Sportplatz. Hangaufwärts wird er begrenzt von der etwa 120 m langen,
dreiteiligen Tribünenanlage, in deren Mitte die heute noch mit Sitzreihen aus Naturstein ausgestattete Ehrentribüne angeordnet ist, mit der 1938 eine zweiläufige Trep
penanlage von 1936 überbaut wurde. Die Stufen der beiden seitlich davon angeleg
ten Tribünen sind nicht mehr vorhanden, lassen sich jedoch noch anhand des anstei
genden Geländeniveaus ablesen. Auch diese Anlagen waren in den vergangenen
Jahrzehnten von Sträuchern überwachsen und wurden 2009/20 10 als Rasenflächen
hergestellt.
An der Stirnwand der mittleren Tribüne ist das zum Sportplatz hin ausgerichtete,
leicht überlebensgroße Relief von sieben Sportlern erhalten, das Willy Meller zwi
schen 1937 und 1938 aus roter Lava geschaffen hat. Die auf einem konsolengetra
genen Podest stehende Figurengruppe ist symmetrisch unter einem Hoheitsadler an
geordnet, der in seinen Fängen ein lorbeerbekränztes Hakenkreuz hielt. Nach der Er
oberung Vogelsangs durch amerikanische Streitkräfte wurden die Figuren in Teilen
zerstört, dennoch sind aufgereiht noch Kugelstoßer, Speerwerfer, Diskuswerfer links,
Staffelläufer, Boxer, Hammerwerfer rechts und mittig ein knieender Fußballspieler zu
erkennen.
Vor der Tribüne erstreckt sich die eigentliche Wettkampfarena mit dem für die ver
schiedensten Sportarten erforderlichen Ausstattungsprogramm wie beispielsweise die
ovale Laufbahn.
11 .b
Schwimmbad und Turnhalle
Am Fuße des Sportplatzes sind zu beiden Seiten einer die Mittelachse des Burgkom
plexes aufnehmenden Treppe Turnhalle (kriegsbeschädigt) und Schwimmhalle in den
Hang hineingebaut. Die 1936/37 errichteten Flachdachbauten werden von gerunde
ten Ecktürmen flankiert; ihre seeseitigen Fassaden öffnen sich zu großen Fensterfronten. Die leicht geneigten Dächer sind als mit Natursteinpflaster belegte und von
einer Brüstungsmauer eingefasste Flächen ausgeführt, zu denen vom Sportplatz aus
vier Stufen hinaufführen. Auf diese Weise ließen sich diese Flächen im Bedarfsfall als
Tribünen nutzen.
Die Schwimmhalle ist eines der wenigen Gebäude auf Vogelsang, bei dem auch im
Inneren große Teile der bauzeitlichen Ausstattung erhalten geblieben sind. Die Halle
wurde 2009 durch den Schwimm- und Sportverein Vogelsang e. V. instandgesetzt
und wird seitdem wieder genutzt. Sie ist als Konstruktion aus Eisenbetonrahmenbin
dem mit Flachdecke ausgeführt und verfügt über ein 25-m-Becken. Vor einer Stirnwand befindet sich eine kleine Empore, davor sind ein bauzeitlicher Sprungturm so
wie zwei 1-m-Bretter angeordnet. Die andere Stirnwand wird von einem überlebens
großen Mosaik von Ernst Zoberbier eingenommen, das drei in die Meeresbrandung
schreitende Athleten zeigt. An Wänden, Boden und im Schwimmbecken haben sich
die ursprünglichen Fliesen noch in großen Teilen erhalten. Die bauzeitlichen Fenster
hingegen, die in der unteren Hälfte als Schiebefenster ausgebildet waren, wurden
nachträglich gegen moderne Stahlfenster ausgetauscht
Im Keller des Gebäudes befinden sich die Umkleiden, die in Teilen noch aus der Bau
zeit stammen und die Schwimmbadtechnik. Zur erhaltenswerten technischen Austat
tung gehört eine Kiesfilteranlage mit zwei aufrecht stehenden Stahlbelchzylindem.
Zwei
Gegenstromaggregate
dienten
zur
Beckenwasservorwärmung
und zur
Schwimmhallenheizung. Die Hauptdampfverteilung erfolgte über eine Reihe gussei
serner Drehräder.
Die Turnhalle wurde in gleicher Bauweise wie die Schwimmhalle errichtet auch die
Fenster wurden in gleicher Weise erneuert. Historische Ausstattung im Innenraum hat
sich hier jedoch nicht erhalten.
12.
Aussichtsbastion zum See (Lageplan Pkt. 13)
Heute stellt der von einer niedrigen Brüstungsmauer begrenzte Freiraum vor den
Sporthallen den geländemäßig niedrigsten Punkt der Ordensburg dar. Wie auf Foto
grafien von 1941 zu sehen, setzte sich die Anlage früher jedoch weiter hangabwärts
28
fort. Der Platz war zum See hin geöffnet; eine breite Treppenanlage (deren Abbruchspuren noch vor der heutigen Brüstungswand zu erkennen sind) führte auf eine querrechteckige Fläche und von dieser eine weitere, schmalere Treppe mit mehreren Ab
sätzen auf eine rechteckig aus dem Hang herausgebaute, vergleichsweise kleine und
von einer niedrigen Bruchsteinmauer eingefasste Bastion.
Umfangreiche, wegen der starken Hanglage aber nur schwer zugängliche Reste die
ser Anlage einschließlich eines Fahnenmasthalters sind noch im stark bewachsenen
Gelände erhalten.
13.
Sonnenwendplatz (Lageplan Pkt. 14, eingetragenes Denkmal seit 1989)
Der auf einem aufgeschütteten Plateau östlich der Kameradschaftshäuser 1938 an
gelegte Sonnen~endplatz war ehemals gepflastert und von Bewuchs freigehalten.
Die Gesamtanlage war in zwei Ebenen unterteilt, zwischen denen eine breite Treppe
vermittelte. Dieses Umfeld ist heute in den Geländeversprüngen ablesbar; Reste der
Treppe wurden bei Bauarbeiten im Jahr 2010 entdeckt danach jedoch wieder mit Er
de überdeckt.
Erhalten geblieben ist jedoch das 1938 nach Modell von Willy Meller errichtete „Feu
ermal“ seitlich der früheren Treppe, ein gemauerter Ziegelhohlblock, der zur Treppe
hin mit Muschelkalkplatten bekleidet und mit dem etwa 6 Meter hohen, nahezu vollplastischen Muschelkalkrelief eines heute leicht beschädigten nackten Fackelträgers
geschmückt ist. Der bis auf ein über die Schulter geworfenes Mäntelchen nackte Ath
let steht frontal, die Linke zur Faust geballt, in der Rechten eine brennende Fackel
haltend. Die (heute reduzierte) Inschrift in Großbuchstaben neben dem Fackeiträger
lautet: IHR SEID DIE / FACKELTRÄGER / DER NATION / IHR TRAGT DAS / LICHT
DES GEISTES / VORAN IM KAMPFE / FÜR ADOLF HITLER. Durch die amerikani
schen Besatzungstruppen wurden Teile der Inschrift sowie das darunter eingravierte
Hakenkreuz entfernt. Wie auf historischen Fotos zu erkennen, war auf dem Block ei
ne große Feuerschale montiert, die heute jedoch verschwunden ist.
14.
Haus für weibliche Angestellte 1 seit 1950: ~Redoute“ (Lageplan Pkt. 15, eingetrage
nes Denkmal seit 1989)
Das Gemeinschaftshaus für das weibliche Personal wurde im zweiten Bauabschnitt
1936/37 als unterkellerter Dreiflügelbau mit zweigeschossigem Mitteltrakt und einge
schossigen Seitenflügeln in den Osthang hineingesetzt. Ende 1938 wurde im ebener
dig liegenden Geschoss eine Krankenstation mit Operationssaal eingerichtet.
29
Der Mitteltrakt ist achsialsymmetrisch gegliedert mit rundbogigem Hauptzugang und
rückwärtigem, zentralen Treppenhaus über ovalem Grundriss, das über die Traufe als
Dachaufsatz hochgeführt ist. Die Seitentrakte waren ursprünglich beide zur talgerich
teten Rückseite als offene Vorhallen mit hölzerner Tragkonstruktion ausgebildet, die
jeweils von außen durch Treppen erschlossen wurden. Heute weist nur noch die
nördliche der beiden Vorhallen die ursprüngliche Form auf, die südliche wurde nach
träglich verglast. Die Seitenflügel und das Untergeschoss des Mitteltraktes sind mit
Bruchsteinmauerwerk verkleidet, die Obergeschosse des Mittelbaus verputzt.
Die Aufteilung der Innenräume war einfach und funktional
—
vom mittleren Treppen
haus aus gelangten die Nutzer über je einen Mittelflur nach rechts oder links in die
Zimmer. Originale Ausstattung ist kaum erhalten geblieben, lediglich die Hauptein
gangstür, die zentrale Treppe, der Bodenbelag aus Klinkern in den Aufenthaltsräu
men an den Kopfenden des Mittelbaus sowie der Natursteinbelag der beiden Vorhal
len sind noch heute vorhanden.
15.
Offiziersunterkunft (Lageplan Pkt. 17)
Auf Vorkriegsaufnahmen sind die Grundmauem des Gebäudes bereits zu erkennen.
16.
Baugrube des Stadions (Lageplan Pkt. 18)
Auf dem Hochplateau des Berges waren Sportstätten von gewaltigen Dimensionen
geplant. Am Westrand des Plateaus, etwa zwischen heutigem Kino und dem Torbau
ist die Baugrube der Hauptattraktion des vorgesehenen „Hauses des Sports“, eines
Stadions, das das Berliner Olympiastadion hinsichtlich seiner Ausmaße bei Weitem
übertroffen hätte, erhalten.
17.
Schießstand (Lageplan Pkt. 21)
Östlich der Abzweigung B 266
—
Zufahrt Vogelsang liegt am Morsbach ein bereits auf
Luftaufnahmen von 1936 zu erkennender, zweiseitig wallarmierter Schießstand für
Handfeuerwaffen.
Außenanlagen
Außer den o. a. baulichen Anlagen sind auch die in den 1930er Jahren gestalteten Außenan
lagen mit den großflächigen Terrassierungen, Plätzen, Wegeführungen, Abfangmauern,
Bodenbelägen, Treppen, Rampen, offenen Entwässerungskanälen (Nordhang) und den
Resten der ursprünglichen gärtnerischen Gestaltung Bestandteil des Denkmals. Besonders
30
gut sichtbar ist die Gestaltung der 1930er Jahre noch heute am Nordhang, wo Bauten und
Außenraumgestaltung bis 1938 fertig gestellt waren.
Ebenfalls zum Denkmal gehörig sind die Terrassierungen, die in den Jahren 1938/1939 als
Vorbereitung für die nicht mehr zur Ausführung gekommenen Großbauten vorgenommen
wurden. Diese sind in Teilen des Geländes noch heute am Bodenrelief abzulesen, so bei
spielsweise großflächig im Bereich, der sich auf der westlichen Seite der Zufahrtsstraße
südlich an den Eingangsbereich anschließt oder am Westhang oberhalb der Baugrube des
Stadions.
Pumpenstation und Pumpenwärterhaus
Nicht auf dem Gelände der Ordensburg, sondern südwestlich davon im Sauerbachtal wurde
im Sommer 1936 eine automatische Pumpenanlage errichtet, um die Wasserversorgung der
Ordensburg sicherzustellen. Über der Pumpenstation wurde 1937 das von Klotz entworfene
Haus für den Pumpenwärter erbaut.
Das eingeschossige Gebäude mit hohem Satteldach wurde in Bruchsteinmauerwerk errich
tet.
Nachkriegsbauten
1
Tankstelle (Lageplan Pkt. 16, eingetragenes Denkmal seit 2006)
Die Tankstelle wurde 1950 nach der Übernahme Vogelsangs durch die belgischen
Streitkräfte an der Hauptzufahrt zwischen Torgebäude und Gemeinschaftshaus er
richtet.
Die Anlage ist auf einem langgestreckten, ovalen und aufgrund seiner Prellfunktion
etwa 30 cm hohen Betonsockel angordnet. Die Enden dieser Tankinsel werden durch
zwei eingeschossige, verputzte Pavillons über halbrunden Grundrissen und mit leicht
vorkragenden Flachdächern gebildet. Diese sind miteinander verbunden durch eine
flache Beton-Überdachung über die ganze Länge der Tankinsel, die von vier schma
len Betonstützen mit rechteckigem Querschnitt getragen wird. Die Anlage wurde in
klaren Formen mit horizontaler Betonung gebaut. Diese wird besonders durch das
durchlaufende Gesims auf Sohlbankhöhe und das vorkragende Flachdach definiert.
Von den ursprünglichen Zapfanlagen sind lediglich zwei Fundamentreste erhalten, in
den vergangenen Jahren wurden dort neue Zapfsäulen errichtet.
Die Tankstelle wird zur Zufahrt hin von einem gleich langen, jedoch schmaleren,
gärtnerisch gestalteten Rabatt flankiert, das ebenfalls von einem hohen Prellrand ein
gefasst wird.
2.
Kino (Lageplan Pkt. 5, eingetragenes Denkmal seit 2004)
Das Kino wurde im Jahr 1950 über den Grundmauem eines geplanten Hörsaales im
Haus des Wissens errichtet. Dieser Hörsaal findet sich bereits 1938 auf den überlie
ferien Grundrissen und Modellen zur Ordensburg. Auf Luftbildem aus dem Jahr 1946
sind die Fundamente und Mauerzüge eines zentralen und nach Westen gerichteten
Auditoriums eindeutig erkennbar, das mit den Umfassungsmauern des heutigen Ki
nosaals identisch ist.
Das Kino wurde während der gesamten Zeit des Truppenübungsplatzes als solches
genutzt, während die Räumlichkeiten im Obergeschoss als Büros dienten. Seit dem
Truppenabzug 2006 wurde der Kinosaal nur noch vereinzelt für größere Veranstal
tungen geöffnet, die übrigen Teile des Gebäudes standen leer. In den Jahren
2011/2012 wurde das Gebäude instandgesetzt und zur temporären Nutzung als „Fo
rum Vogelsang“ umgebaut, bis die Bauarbeiten am „Adlerhof‘ abgeschlossen sind.
Im Foyer und im ehemaligen Innenhof ist nun die Gastronomie, im Erdgeschoss des
nördlichen Seitentraktes die Information, in den übrigen Räumen Seminar- und Büro
räume untergebracht. Der Kinosaal wurde unter geringfügigen Eingriffen in die denk
malwerte Substanz den heutigen Brandschutzvorschriften angepasst und dient wei
terhin als Veranstaltungssaal.
Der zentrale zweigeschossige Saalbau über längsrechteckigem Grundriss schließt
mit einem Satteldach mit gewellter Eternitdeckung ab. Er wird U förmig von einem
ebenfalls zweigeschossigen, etwas niedrigerem Vorbau mit flach geneigtem Pultdach
umstellt, der Nebenräume enthält. Das gesamte Gebäude ist glatt verputzt, zur nach
Westen ausgerichteten Schmalseite bildete der Vorbau ursprünglich einen kleinen In
nenhof, der bei den jüngsten Baumaßnahmen durch ein flachgeneigtes gläsernes
Pultdach überdeckt wurde.
Die Fassadengliederung erfolgt im Erdgeschoss durch Wandvorlagen und einfache
rechteckige Fensteröffnungen, die im Obergeschoss paarweise angeordnet sind. Die
Fenster sind überwiegend zwei- bzw. mehrflügelig mit Sprossen. Die architektonisch
nicht weiter hervorgehobenen Eingänge befinden sich jeweils auf den beiden Längs
seiten des Gebäudes und führen sowohl direkt in den Saal als auch über zwei in den
Gebäudeecken angeordneten Treppenhäuser in die Flure des Obergeschosses.
Das Gebäudeinnere wird durch den großen, für 1.100 Zuschauer konzipierten Kinosaal dominiert. Über rechteckigem Grundriss zeigt er die klassische Kino
Innenraumdisposition mit Projektionswand, Bühne und Zuschauerraum mit anstei
genden, leicht geschwungenen Sitzreihen. Der Mittelgang und die seitlichen Aufgän
ge sind durch einen Quergang nochmals verbunden. Dieser Gang unterteilt mittels
einer holzverkleideten und leicht geschwungenen Brüstung die Zuschauerblöcke in
zwei Ränge und führt zugleich zu zwei Seiteneingängen. Die originale Bestuhlung
besteht aus miteinander verbundenen hölzernen Klappsitzen mit Armstützen.
Den Stuhlreihen gegenüber liegt an der Stirnwand des Saales die große Bühne mit
seitlichem Zugang, Orchestergraben und mehreren Vorhängen, die von einem brei
ten, korbbogenförmig geschwungenen Bühnenportal aus Holz gefasst wird. Sie ist
der eigentlichen Projektionsfläche vorgelagert.
Den Saal umläuft eine ca. 1,80 m hohe Holzvertäfelung, die um die Eingangstüren
verkröpft ist. Die Hauptzugänge liegen paarig angeordnet in unmittelbarer Nähe der
Bühne. Oberhalb der Vertäfelung sind die Wände mit einer gepolsterten Kunstlederbespannung versehen, die ihren oberen Abschluss in einem umlaufenden Gesims
findet. Aus akustischen Gründen ist die Decke mit Kassetten verkleidet, die den
Schall ohne Nachhal reflektieren. Die zurückhaltende Farbgebung des Saales wurde
vor allem aus technischen Gründen gewählt. Ebenfalls original erhalten haben sich
eine Reihe eloxierter Metalltrichterlampen an den Wänden oberhalb der Täfelung und
den Stuhlwangen zum Mittelgang.
Südlich der Bühne sind im Erdgeschoss die originalen Künstlergarderoben mit Um
kleiden und Schminktischen erhalten.
Kaseme „Van Dooren“ (Lageplan Pkt. 6)
Auf dem Sockelgeschoss und unter Einbeziehung der nördlichen und östlichen Au
ßenwände des „Festsaales“ (= “Palas“), des Kernbaus des geplanten „Haus des Wis
sens“, wurde 1951 mit dem an der aufgegebenen Baustelle bereitgestellten Bruch
steinmaterial auf rechtwinkligem Grundriss die zum Bergplateau hin verputzte, zwei
geschossige und an den hangabwärts gerichteten Bruchsteinfassaden dreigeschos
sige, monumental wirkende Kaseme „Van Dooren“ errichtet. Wohl erst in dieser Zeit
entstanden auch die Fenster- und Türöffnungen in den vorher geschlossenen Bruch
steinwänden.
4.
Offiziersunterkunft (Lageplan Pkt. 17);
Das westlich der Kaseme ‚Van Dooren“ gelegene, über einem Bruchsteinsockel
zweigeschossige, mit zwei Bruchstein-Eingangsrisaliten 1 7-achsige, verputzte und
mit Ausnahme der Nordseite eternitplattenverkleidete Walmdach-Gebäude wurde
wohl in den 1950er Jahren auf den Grundmauern eines bereits in den 1930er Jahren
begonnenen Gebäudes errichtet und diente mit seinen Ein- und Zweimannstuben als
Unterkunftsgebäude für Offiziers- und Unteroffiziersdienstgrade. Zugehörig ist der im
Nordhang vorgelagerte Bunker.
5.
Panzerwaschanlage und dazugehörige Abwasserreinigungsanlage (Lageplan Pkt. 18)
Am westlichen Rand des Bergplateaus gegenüber der Tankstelle errichteten die bel
gischen Streitkräfte nach 1950 eine Panzerwaschanlage, von der noch heute die
Panzerrampen aus Beton erhalten sind. Unterhalb, am Rande der Baugrube des Sta
dions aus den 1930er Jahren, wurde eine aus mehreren Klärteichen bestehende Ab
wasserreinigungsanlage angelegt.
6.
Barackenlager „De Scheide“ (Lageplan Pkt. 19)
Das Barackenlager „De Scheide“ wurde in seinen Anfängen bereits von den engli
schen Besatzungstruppen zwischen Juni 1946 und April 1950 in der Nachfolge der
beiden am Flugplatz Walberhof gelegenen großen Feldlager „Lys“ und „ljser, west
lich der Zufahrt nach Vogelsang, auf einem bereits in den dreißiger Jahren aufwändig
terrassierten und befestigten Gelände als Unterkunft für die übenden Truppen errich
tet.
Nach zahlreichen Ausbesserungen und Erweiterungen konnten in den heute dreißig
um einen neuen Küchen- und Kantinenkomplex angeordneten, eingeschossigen, ein
fachen Holzbaracken mehr als 2.500 Soldaten, bei jährlich etwa 40.000 übenden
NATO-Soldaten, untergebracht werden.
Zugehörig ist der an der Nordkante des Lagergeländes im Hang gelegene Kellerraum.
7.
Munitionslager (Lageplan Pkt. 20)
Westlich unterhalb des Barackenlagers „De Scheide“ wurde entlang einer eigenen
Zuwegung wohl bereits zu Beginn der Nutzung des Geländes als Truppenübungs
platz ein Munitionslager für die übenden Truppenteile angelegt.
34
Voneinander durch Erdwälle getrennt und von hohen Blitzableitermasten gesichert
sind hier zehn kleine, eingeschossige Depothäuser zur vorübergehenden Lagerung
der unterschiedlichsten Munitionsarten erhalten.
Schießstand (Lageplan Pkt 21)
Eingeschossiges Funktionsgebäude mit Flachdach.
9.
Wachhäuschen am Beginn der Zufahrt
Kleiner, mit Satteldach gedeckter Putzbau, in dem die Ein- und Ausfahrtkontrollen für
das Sperrgebiet erfolgten.
Wüstung Wollseifen
Geschichte2
Das Gebiet um Wollseifen gehörte im Hochmittelalter zum Walberhof, einem alten Königsgut, und wurde vom Königshof in Konzen verwaltet. Teile des südlichen Wildbanns erhielt
1096 Erzbischof Anno von Köln von König Heinrich IV. verliehen. 1145 wurde der Walberhof
von König Konrad III. der Abtei Steinfeld geschenkt. In der Folge gelangten die Grafen von
Jülich in den Besitz und verpfändeten den Hof 1631 mit dem Amt Wollseifen an Reinhard
von Schönforst. 1487 gelangte das Amt an die Grafen von Schleiden und blieb mit einer
Unterbrechung von 1670 bis 1712 in deren Besitz. Nach Eroberung durch französische
Revolutionstruppen gehörte Wollseifen seit dem 1. Oktober 1795 zum Kanton Schleiden im
Departement de l‘Ourthe. 1816 unter preußischer Verwaltung zunächst selbständig, erfolgte
im April 1819 der Zusammenschluss mit der Gemeinde Dreibom.
Seit dem 14. Jahrhundert gibt es zahlreiche urkundliche Nennungen der Siedlung Wollseifen.
Eine wichtige Verkehrsverbindung führte von Gemünd und Olef auf die Höhe von Herhahn
und von Wollseifen nach Einruhr weiter über Simmerath nach Aachen. Kirchenrechtlich
gehörte Wollseifen im ausgehenden Mittelalter zur Olef. Eine erste Kapelle wurde im Dorf im
15. Jahrhundert erbaut, in der nach kurzer Zeit die Gottesdienste abgehalten wurden, die bis
dahin in der Kapelle am Walberhof stattgefunden hatten. Zur Zeit der Gegenreformation ließ
Graf Ernst von der Marck-Schleiden 1633 bis 1635 die Kirche St. Rochus in Wollseifen er
richten, die 1660 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Mit der Einbindung Wollseifens in die Ge
Der geschichtliche Abriss wurde in großen Teilen dem Gutachten zum Bodendenkmal „Wüstung Wollseifen“
des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland vom 08.09.2008 entnommen
35
meinde Dreibom begann der Niedergang der Siedlung. Die in den 1830er Jahren diskutierte
und 1849-1852 gebaute Provinzialstraße von Schleiden nach Aachen führte am Walberhof
vorbei direkt nach Einruhr.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts bestand der Ort zum größten Teil aus mit Stroh gedeckten
Fachwerkhäusem. Bis zum Aufkommen des Kunstdüngers gegen Ende des 19. Jahrhun
derts lebte die Dorfbevölkerung vorrangig von Ackerbau, Schafzucht, Holzfällerei und Köhle
rei.
Mit dem Bau der Urfttalsperre 1900 bis 1905 durch den Aachener Wasserbauingenieur Otto
Intze verloren die Wollseifener zwar einen großen Teil ihrer Talweiden, jedoch brachte der
Talsperrenbau zahlreiche neue Arbeitsplätze und sorgte mit dem einsetzenden Tourismus
und dem Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten für einen bescheidenen wirtschaftlichen
Aufschwung Wollseifens vor dem Ersten Weltkrieg. Auch beim Bau der Ordensburg Vogelsang in den l93oerJahren fanden viele Wollseifener Arbeit.
In der Zeit der Weimarer Republik erhielt Wollseifen mit dem Bau des Transformatorenhau
ses 1923 als erster Ort auf der Dreibomer Höhe elektrischen Strom sowie 1930 eine eigene
Wasserleitung.
Ende 1944 bis Anfang 1945, als die amerikanischen Truppen im Raum Hürtgenwald und in
der Ardennenoffensive mit deutschen Truppen in schwere Kämpfe verwickelt waren, kam es
zu ersten Luftangriffen auf Wollseifen mit zahlreichen Toten und Verwundeten. Anfang 1945
wurde der Artilleriebschuss so stark, dass das Dorf am 22. Januar geräumt wurde. Die eva
kuierte Bevölkerung kehrte im April / Mai 1945 in das nunmehr unter britischer Verwaltung
stehende Dorf zurück und begann mit den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten.
Im Juni 1946 traf die britische Militärverwaltung die Entscheidung, auf der Dreibomer Hoch
fläche unter Einbeziehung der ehemaligen Ordensburg Vogelsang und des Feldflugplatzes
Walberhof einen Truppenübungsplatz anzulegen. Am 13. August wurden die etwa 120 Fami
lien (500 Einwohner) des Dorfes aufgefordert, das Dorf bis zum 1. September 1946 zu räu
men und in den umliegenden Dörfern unterzukommen. Ab September 1946 wurde Wollsei
fen zum Sperrgebiet erklärt und durfte fortan nicht mehr betreten werden. Durch Schießübungen und Brände wurden in der Folgezeit die verlassenen Gebäude nach und nach
zerstört und später mit Ausnahme des unzerstört gebliebenen Transformatorenhauses, der
Kirchenruine, des ehemaligen Schulgebäudes und der am südlichen Dorfrand gelegenen
Kapelle abgetragen.
Die ehemaligen Dorfbewohner durften einmal im Jahr zu Allerheiligen den alten Friedhof des
Dorfes besuchen, um der Toten zu gedenken. Da jedoch auch der Friedhof des Dorfes durch
die Schießübungen immer stärker zerstört wurde, erfolgte 1955 die Umbettung der Toten auf
die Friedhöfe der benachbarten Ortschaften.
36
Mit dem Ausbau des NATO-Truppenübur~spIatzes wurden auf dem Gebiet des zerstörten
Dorfes in drei aufeinanderfolgenden Phasen bis in die 1990er Jahre Übungshäuser zum
Training des Häuserkampfes errichtet. Wurden diese in den ersten beiden Phasen bis 1980
noch entlang der alten Dorfstraßen an der Stelle der zerstörten alten Bebauung erbaut, so
wurde in den 1980er Jahren in der Nachbarschaft der Kirche eine Straße mit Bebauung
vollständig neu angelegt. Ein Teil der Übungshäuser wurde Ende 2012 aus Verkehrssiche
rungsgründen abgebrochen.
Die Wüstung Wollseifen liegt heute im Zentrum des am 1. Januar 2004 gegründeten Natio
nalparks Eifel und ist erst seit dem Ende der militärischen Nutzung des Truppenübungsplat
zes (1. Januar 2006) für die Zivilbevölkerung wieder frei zugänglich.
Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals
Das auf einer leichten Anhöhe gelegene Baudenkmal „Wüstung Wollseifen“ umfasst im
Wesentlichen die Fläche in der Mitte des alten Dorfes, auf der sich die noch vorhandenen
Gebäude und Ruinen aus Vor- und Nachkriegszeit konzentrieren. Nach Westen wird dieser
Bereich durch einen Wall begrenzt, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, als die Über
reste der zerstörten Häuser des Dorfes zertrümmert und der Bauschutt hier zusammenge
schoben wurde. Südlich des zentralen Bereichs sind vier einzelne Übungshäuser sowie die
historische Wegekapelle vorhanden, die ebenfalls Bestandteile des Denkmals sind. Die mit
Erschließungssystem, baulichen Anlagen und Resten von altem Bewuchs der ehemaligen
Hausgärten gestaltete Anhöhe mit weiter Fernwirkung ist integraler, in die Nachkriegskon
zeption der Gesamtanlage einbezogener Bestandteil des Flächendenkmals „Ehemalige
Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang“.
Die auf diesem Gebiet verteilten denkmalwerten Einzelelemente lassen sich in zwei Zeitschichten unterteilen: Zum einen die Reste der Gebäude, die noch vor dem Zweiten Welt
krieg errichtet wurden und Zeugniswert für die jahrhundertealte Geschichte des zerstörten
Dorfes besitzen, zum anderen die in der Nachkriegszeit entstandenen Kampfhäuser, die
unterschiedliche Phasen in der Nutzung des Geländes als Truppenübur~splatz bis zum Jahr
2005 dokumentieren. Im Folgenden werden die baulichen Einzelelemente deshalb nach
diesen beiden Zeitschichten unterschieden.
Die in den Beschreibungen und im Lageplan verwendeten Objektnummern entsprechen der
an den einzelnen Bauwerken angebrachten Nummerierung aus der Zeit des Truppen
übungsplatzes.
Vorkriegsbauten
Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus (Lageplan, eingetragenes Denkmal seit
2002)
Graf Ernst von der Marck ließ in den Jahren 1633 bis 1635 die Kirche St. Rochus in
Wollseifen errichten, die am 22.10.1635 geweiht und nach der Loslösung der Ge
meinde von Olef 1660 zur Pfarrkirche erhoben wurde.
Die Kirche wurde als einschiffiger Bau aus Bruchstein mit vorgestelltem, dreige
schossigen Westturm auf nahezu quadratischem Grundriss mit eingezogenem Chor
und halbrunder Apsis errichtet. Die Abmessungen des Kirchenschiffs liegen bei 15,50
m lichter Länge und 9,70 m lichter Breite. Der Chor umfasst 9,00 m Länge und 8,50
m Breite, der Turm misst 6,00-7,20 m auf 5,50 m. Der Turm schließt heute mit einem
Zeltdach ab, 1665 besaß er einen oktogonalen Turmhelm.
1848 erhielt die Kirche ein neues Westportal im Turmsockel, dabei wurde der ur
sprüngliche Eingang an der Südseite zu einem Fenster umgestaltet. Im gleichen Jahr
wurde ein Windfang vor dem Turm errichtet, von dem heute noch der Bodenbelag
aus quadratischen Schieferplatten erhalten ist. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun
derts wurde eine kleine rundbogige Fensteröffnung am westlichen Ende der Nordwand eingebrochen; die Gewände wurden aus Blaustein in klassizistischen Formen
ausgeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es auf der Nordseite nur eine Fensteröff
nung, während die Südfassade drei Fenster aufwies. Noch im Urkataster eingezeich
nete Choranbauten sind heute verschwunden, der Zugang zum nördlichen Anbau
wurde vermauert, der südliche mit stichbogigem Sturz und Sandsteingewände führt
jetzt ins Freie. 1906 erhielt die Kirche neue Fenster, ausgeführt von der Glasmalerei
Schieren und Cie. aus Köln, und eine neue Ausmalung durch die Kirchenmaler Wil
helm und Michael Kurthen aus Grevenbroich-Eisen.
Das Gebäudeinnere ist wie das Äußere heute mauersichtig. Der Chor öffnet sich
durch einen Rundbogen, der auf profilierten Kämpfern ansetzt, zum Schiff. Umiau
fend haben sich ebenfalls profilierte Kragsteine erhalten, die wahrscheinlich ursprüng
lich ein hölzernes Kreuzgratgewölbe trugen, das Langhaus und Chor überspannte. Es
wurde im 19. Jahrhundert durch eine flache Voutendecke ersetzt. Erhalten haben
sich zudem Reste der Bodenbeläge im Schiff (unregelmäßige Grauwackeplatten) und
im Chor (Zementfliesen aus dem 19. Jahrhundert).
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude nur leicht beschädigt und
wieder instand gesetzt. Nach der Räumung des Dorfes im Jahr 1946 teilte man das
Inventar der Kirche auf, wobei Ausstattungsstücke nach Einruhr, Herhahn, Schmidt
und Eicherscheidt gebracht wurden. Das Taufbecken von 1702 wurde in die Kirche
38
St. Katharina in Herhahn gebracht, die Kirchenglocken nach Steckenborn, die Kanzel
nach Simmerath, die Orgel zunächst nach Simmerath, später nach Rollersbroich.
1947 wurde die inzwischen desekrierte Kirche im Rahmen einer Truppenübung in
Brand geschossen, wobei die Innenausstattung nahezu vollständig zerstört wurde.
Noch in der Zeit des Truppenübungsplatzes wurde die Ruine mit einem Ringanker
gesichert und durch ein Notdach vor Witterungseinflüssen geschützt.
In den Jahren 2008 bis 2010 wurden umfangreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt.
Dabei erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl sowie eine Schieferdeckung, die
Mauem wurden trockengelegt und neu verfugt. Im Inneren wurden die Reste der his
torischen Ausstattung konserviert und in Teilen ergänzt (Bodenbeläge), neue Ausstat
tungsstücke wurden eingebracht (Kreuz und Sitzbänke im Chorraum, Rampe zwi
schen Schiff und Chor, Bild über dem Eingangsportal).
2.
Wegekapelle (Lageplan Pkt. 43, eingetragenes Denkmal seit 2007)
Das Heiligenhäuschen wurde wohl um 191 o3 an einer Straßengabelung am südlichen
Ortseingang gebaut.
Die Wegekapelle wurde über annähernd quadratischem Grundriss mit trapezförmiger
Altarnische errichtet. Der Außenbau in einfachen Formen ist mit grobkörnigem Ze
mentputz verputzt, darüber erhebt sich ein Satteldach. Der Zugang zum Innenraum
erfolgt auf der Ostseite durch eine rundbogige Türöffnung mit aufgeputzter Profilie
rung, gerahmt von einer Putzquaderung; mittig auf der Westseite befindet sich hinter
der Altarnische eine rundbogige Fensteröffnung.
Nachdem jahrzehntelang nur notdürftige Instandshaltungsmaßnahmen an dem Ge
bäude durchgeführt worden waren, befand es sich im Jahr 2006 in einem stark ver
wahrlosten Zustand: Durch ein Notdach mit Bitumendeckung gegen Witterungsein
flüsse notdürftig geschützt, waren im Inneren zahlreiche nachträglichen Ausbesse
rungen erkennbar, die ursprüngliche Ausstattung war jedoch noch deutlich ablesbar.
Der Fußbodenbelag war mit schwarz-weißen Fliesen (ca. 10 x 10 cm) im Schach
brettmuster ausgeführt; das Kreuzgratgewölbe aus Bimssteinmauerwerk war etwa zur
Hälfte erhalten, der Rest war ausgebrochen. Der originale Kalkputz an Wänden und
Decke war noch in Teilen mit der ursprünglichen Farbfassung erhalten (rötlichbrauner
Die Datierung ist der Pfarrchronik des Ortes entnommen: „1921, am 26. Mai (Fronleichnam), war Einweihung
des Denkmals zum Gedächtnis unserer gefallenen Helden. Dieses Denkmal dient, wie die vor 10 bis 12 Jahren
erbauten und am Anfang und in der Mitte (Zülpergasse) des Dorfes gelegenen Heiligenhäuschen als Segensstati
on am Fronleichnamstag.“ Veröffentlicht in: Traditionsverein Wollseifen (Hrsg.), Wollseifen Das tote Do;f
Hürtgen 1964, S. 65. Davon abweichend geben ehemalige Wollsei&ner Einwohner an, die Kapelle sei ilrer
Erinnerung nach in den 1920er oder 1930er Jahren gebaut worden.
39
Sockel mit anthrazitfarbener Schablonenmalerei, Wände darüber hellbeige, Gewölbe
hellblau mit aufgemalten Sternen, das Fenster hellblau gerahmt mit rötlichem Beistrich), große Teile der Wandflächen waren mit Zementputz ausgebessert. In der Al
tarnische stand ein nachträglich betonierter, ca. 60 cm hoher Sockel; die ursprünglich
aufgestellte Statue fehlte.
In den Jahren 2007/2008 wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durch den
Traditionsverein Wollseifen durchgeführt: Fehlstellen im Außenputz wurden ergänzt,
die Außenmauem gestrichen, ein neues Satteldach mit Schieferdeckung aufgebracht
und das Türgitter neu gefertigt. Im Inneren wurden Fehlstellen im Fußboden und im
Wandputz ergänzt, das Gewölbe wiederhergestellt und das Innere farblich neu ge
fasst.
Schule (Lageplan Pkt. 22)
Das dem Typus der preußischen Landschule entsprechende Gebäude wurde in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. In der Zeit des Truppenübungsplatzes
nach 1946 wurde es durch Beschuss nach und nach immer stärker zerstört, so dass
heute lediglich das Erdgeschoss und der Keller in ruinösem Zustand erhalten geblie
ben sind.
Das traufständige, unterkellerte und heute eingeschossige (ursprünglich: zweige
schossige) Bauwerk erhebt sich über rechteckigem Grundriss. Die heute unverputz
ten Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, die Fenster werden von Sandstein
gewänden mit Falz gerahmt. Das Gebäude hat sieben Achsen, der Haupteingang
liegt mittig in der straßenseitigen Fassade. Über dem Erdgeschoss ist das ehemalige
Stockwerkgesims aus Sandstein erhalten. Die Giebelseiten sind geschlossen. Die
Ruine wird durch ein teerpappengedecktes, flaches Satteldach gegen Witterungsein
flüsse geschützt.
Nach örtlicher Überlieferung befanden sich im Erdgeschoss zwei Klassenräume für
die Klassen 1-4 und 5-8, im Obergeschoss die Wohnungen der Lehrpersonen.
Transformatorenhaus (Lageplan Pkt. 32)
Das Transformatorenhaus wurde 1923 erbaut. Der zweigeschossige, aus Bruchstein
errichtete und unverputzte Zweckbau erhebt sich über quadratischem Grundriss und
besitzt ein flaches, pfannengedecktes Satteldach.
Nachkriepsbauten
Phase 1 (vor 1970): Übungshäuser und Hausattrappen (Übungshäuser: Lageplan
Pkt. 28, 37, 39, 44; Hausattrappen: Lageplan Pkt. 33, 36)
Die Bauten wurden errichtet, um in der Zeit des Kalten Krieges den Annäherungs
kampf mit Kombattanten nach der klassischen Kriegsführung, das heißt mit Angehö
rigen regulärer Streitkräfte unter Ausschluss der Zivilbevölkerung, zu üben.
Die Cibungshäuser und Attrappen wurden von einer Baukolonne des „Camp Vogelsang“ entlang der alten Dorfstraße an der Stelle früherer Dorfbebauung errichtet. Sie
wurden gebaut aus vor Ort vorgefundenen und gereinigten Baumaterialien der zer
störten Häuser von Wollseifen.
Errichtet wurden zum einen kleine, eingeschossige, unverputzte Übungshäuser aus
Backstein mit hölzernen Dachstühlen und teerpappegedeckten Satteldächem. Zum
anderen entstanden Hausattrappen, die als eingeschossige unverputzte Mauerzüge
aus Backstein meist über sternförmigem Grundriss und mit teerpappegedeckten
Dachaufsätzen ausgeführt wurden. Charakteristisch sind hier die runden Wanddurch
lässe, die mit Kanalrohrsegmenten ausgeführt wurden.
In jüngster Zeit wurden die Häuser Nr. 26, 27 und 34 sowie die Hausattrappen Nr. 23,
25 und 30 abgebrochen.
Phase 2 (nach 1970): Übungshaus (Lageplan Pkt. 41)
Die Kampfhäuser dieser Phase wurden gebaut, um den Häuserkampf unter Einbe
ziehung der Zivilbevölkerung zu trainieren.
Sie wurden von Baukolonnen des „Camp Vogelsang“ mit Unterstützung von Wehr
pflichtigen errichtet und stehen entlang der alten Dorfstraße an der Stelle zerstörter
alter Dorfbebauung. Die verwendeten Baumaterialien Bimsstein und Zement stamm
ten aus Beständen des Truppenübungsplatzes, die für die reguläre Bauunterhaltung
vorgehalten wurden.
Bei den Übungshäusem der Phase 2 handelte es sich um mehrgeschossige, aus
Bimsstein errichtete Wohnhausattrappen, an deren Fassaden teils Steigeisen für
Sturmübungen angebracht wurden. Während die Gebäude außen verputzt waren,
wurden sie im Inneren im Rohbau belassen. Der Bestand umfasste ursprünglich so
wohl Einzel- wie auch Doppel- und Reihenhäuser mit Anbauten und Nebengebäuden.
In jüngster Zeit wurde mit den Gebäuden Nr. 29, 31, 38, 40, 42 und 46 der größte Teil
der Übungshäuser dieser Phase abgebrochen.
Phase 3(1981-1990): Übungshäuser (Lageplan Pkt. 2,4,6,8, 10, 12, 3, 5, 7, 11, 13)
In diesen Übungshäusern wurden der militärische Einsatz im Guerillakrieg und die
Terroristenbekämpfung trainiert.
Die Gebäude wurden unter der Leitung des von Militärs geführten belgischen Baubü
ros auf Vogelsang von einer zivilen Baufirma aus dem deutschsprachigen Belgien er
baut.
Im Bereich der früheren hausnahen Gärten des ehemaligen Straßendorfes Wollseifen
entstand wohl nach einer Gesamtplanung, jedoch in mehreren Bauabschnitten ein
völlig neuer Straßenzug, der nach den sich wandelnden taktischen Bedürfnissen, das
heißt den konkreten Vorgaben und Wünschen der übenden Truppenteile entspre
chend gestaltet wurde. Zusammen mit von Feuerwerkern initiierten Explosionen und
von Akustikern über gewaltige Lautsprecher zugespielten Flugzeug- und Panzerge
räuschen diente er als Kulisse sowohl für die Ausbildung englischer Soldaten für den
Straßenkampf in Nordirland als auch später dem Training der NATO-Truppen für ih
ren Einsatz im Kosovo. Zahlreiche Zivilorganisationen wie Technisches Hilfswerk und
Feuerwehren probten hier für ihren Einsatz im Katastrophenfall.
Die Kampfhäuser der Phase 3 flankieren als ein- und mehrgeschossige, freistehende
Wohnhausimitationen mit Anbauten und Nebengebäuden beidseitig eine kettenfahr
zeugtaugliche Betontrasse. Auf den rückwärtigen Freiräumen wurden Deckungsmau
ern in unterschiedlichen Ausrichtungen platziert (heute bis auf die Sockel abgebro
chen). Die unverputzten Gebäude, aus Kalksandstein mit Flachdächern aus Fertigbe
tonteilen errichtet, zeigten durchgehend leere Fensteröffnungen (heute im Keller und
im Erdgeschoss durch Mauerwerk verschlossen) und im gegliederten Inneren roh be
lassene Betontreppen.
Bei den „Wohnhäusern“ lassen sich zwei verschiedene Bautypen unterscheiden: Der
eingeschossige Bautyp 1 verfügte über vier gleich große Räume, war traufständig und
besaß je einen Eingang vorne und hinten (Häuser Nr. 18, 21, heute abgebrochen).
Der zweigeschossige, unterkellerte Bautyp II hat pro Etage ebenfalls vier Räume und
verfügt über je einen Eingang an einer Längs- und einer Schmalseite (Häuser Nr. 4,
6, 8, 12, 5, 7, 11, 13; Häuser Nr. 14 und 17 heute abgebrochen). Die meisten dieser
Gebäude sind traufständig, nur Haus Nr. 8 und Nr. 13 sind giebelständig. Unter den
eingeschossigen Nebengebäuden sind „Garagen“ b~. „Schuppen“ mit Pultdächem
(Häuser Nr. 2, 10, 3; Häuser Nr. 16, 20, 15 heute abgebrochen), aber auch größere,
ebenfalls pultdachgedeckte Hallen (Haus Nr. 9; Haus Nr. 19 heute abgebrochen) zu
finden.
In jüngster Zeit wurden die Häuser im östlichen Teil des Straßenzuges (Nr. 14, 16,
18,20,6, 15, 17, 19, 21)sowie die freistehenden Deckungsmauern abgebrochen.
Es ist anzunehmen, dass der sukzessive Ausbau bis hin zur Anlage realistischer Au
Benanlagen wie beispielsweise Vorgärten geplant war, ähnlich dem komplett erhalte
nen Dorf Bonnland auf dem Truppenübur~splatz Hammelburg.
Alle Freiräume, Wegeführungen und Reste von altem Bewuchs, die sich im Bereich der
Wüstung Wollseifen befinden, sind ebenfalls Bestandteile des Flächendenkmals „Ehemalige
Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang“.
Begründung der Denkmaleigenschaft
Das Flächencienkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübur~s
platz Camp Vogelsang“ ist ein Baudenkmal im Sinne von
§
2 Abs. 1 und 2 des Denkmal
schutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (DSchG NW). Das für die Qualifizierung als Baudenk
mal notwendige öffentliche Interesse ist gegeben, da dieses Denkmal sowohl bedeutend für
die Geschichte des Menschen ist als auch wissenschaftliche (hier: politik- und militärge
schichtliche sowie regional- und architekturgeschichtliche) Gründe für seine Erhaltung und
Nutzung vorliegen.
Bedeutung für die Geschichte des Menschen
Die ehemalige Ordensburg Vogelsang ist bedeutend für die Geschichte des Menschen als
gebautes Zeugnis der nationalsozialistischen Ideologie. Indem hier der politische Führernachwuchs der NSDAP ausgebildet werden sollte, diente Vogelsang dem Aufbau und der
Sicherung der Machtstrukturen innerhalb der NSDAP und des Dritten Reiches.
Die Ordensburgen wurden dabei nicht als schlichte Schulungsstätten gesehen
—
vielmehr
überhöhte Robert Ley, der mit der Bezeichnung „Ordensburg“ an die Tradition des Deut
schen Ordens anknüpfte, sie zu pseudoreligösen „Festungen des Glaubens“, getragen vom
„Orden der NSDAP“ und dazu bestimmt, „Prediger der nationalsozialistischen Weltanschau
ung“ zu erziehen4. Die Vorstellung der Partei als Orden gehörte zum Gedankengut der Nati
onalsozialisten: Die NSDAP „soll jenen Orden darstellen, der über Zeiten und Menschen
hinwegreichend die Stabilität der deutschen Willensbildung und damit der politischen Füh
Der Angriffvom 26.11.1935; Robert Ley, Der Weg zur Ordensburg, 1936. Zitiert nach: Ruth Schmitz-Ehmke,
Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelvang, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41, 4. bearb.
und erw. Auflage, Worms 2010, S. 9
43
rung garantiert.“5 Die hier auszubildenden „Junker“ wurden in eine Linie gestellt mit den
Ordensrittern des Mittelalters, wobei dieses rückwärts gerichtetete Ideal Bestandteil der
nationalsozialistischen Lebensraumideologie war. Auf Vogelsang wird diese Verbindung
besonders deutlich an den Reiterreliefs im Eingangsbereich, bei denen sich ein gerüsteter
Krieger mit Schwert (Ordensritter) und ein nackter Jüngling mit Fackel (Ordensjunker) ge
genüber stehen.
Das nationalsozialisfische Ideal des auf den Ordensburgen auszubildenden „Neuen deut
schen Menschen“ wurde den Lehrgangsteilnehmern eindringlich durch das bauplastische
Programm vor Augen geführt. An mehreren Stellen ist auf Vogelsang heute noch das natio
nalsozialistische Idealbild des nackten Heros nach antikem Vorbild als Bauplasfik oder Mo
saik vorhanden, wie beispielsweise das Sportlerrelief an der Tribünenwand des Sportplatzes
oder das Mosaik in der Schwimmhalle. Besondere Bedeutung erhält das Relief des Fackelträgers am Sonnenwendplatz, wird hier doch die Aufgabe der Ordensjunker als „Fackelträger
der Nation“ deutlich dargestellt.
Historische Bedeutung erhält die Ordensburg Vogelsang auch als Repräsentationsbau der
NSDAP. Wie aus den Nachrichten des Gaus Köln-Aachen in den Zeitschriften „Die Rheinprovinz“ und „Rheinische Blätter“ hervorgeht, fanden Besuche hoher Funktionsträger aus
Partei und Staat oder auch ausländischer Gäste in der Gauhauptstadt Köln häufig mit einem
Aufenthalt in Vogelsang ihren Abschluss. Der Umbau des Süd- und Südosttraktes des Ad
lerhofes im Mai 1938 diente vor allem dem Zweck, geeignete Räumlichkeiten für Tagungen
führender Männer von Partei und Staat zu schaffen.
Der Truppenüburgsplatz Camp Vogelsang ist bedeutend für die Geschichte des Menschen
als Dokument des Kalten Krieges und der militärischen Konfrontation zwischen Ost und
West in der Nachkriegszeit. Besondere Bedeutung erhält die Wüstung Wollseifen, weil an
diesem Ort mit der Enteigung und Vertreibung der Dorfbewohner 1946 und der anschließen
den Zerstörung des Dorfes die verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges für die
Zivilbevölkerung selbst nach Beendigung der eigentlichen Kriegshandlungen in einmaliger
Weise anschaulich und erlebbar werden.
Wissenschaftliche Gründe
Politik- und militärcieschichtliche Gründe:
Das Flächendenkmal besitzt in der Überlagerung der jahrhundertealten Siedlungs- und
Dorfstrukturen Wollseifens und der Ordensburg aus den 1930er Jahren durch den TruppenHenry Picker, Hillers Tischgespräche im Führerhauptquarrier, Stuttgart 1976. Zitiert nach: Ruth Schmitz
Ehmke, Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelsang, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41,
4. bearb. und erw. Auflage, Worms 2010, 5. 9
44
übungsplatz der Nachkriegszeit großen Zeugniswert für die deutsche und internationale
Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Die drei Ordensburgen Sonthofen, Crössinsee und Vogelsang wurden ab 1934 nahezu
zeitgleich in unterschiedlichen Grenzregionen des deutschen Reiches errichtet. Während
Vogelsang nahe der westlichen Grenze entstand, wurde Sonthofen (Allgäu) im Süden und
Crössinsee (Pommern) im Osten errichtet, eine weitere Anlage war neben der historischen
Marienburg in Westpreußen geplant Diese Standortwahl in den Randlagen des damaligen
Reiches beinhaltete eine bewusste politische Aussage: die Anlagen waren als „Festungen
des Glaubens‘~ oder als „Bollwerk deutschen Wesens“7 in den Grenzregionen geplant und
deuten somit bereits auf eine Expansion des Machtgebiets hin.
In dieser Funktion wurde auch Vogelsang unmittelbar in die Kriegsvorbereitungen bzw. den
Kriegsverlauf einbezogen: auf dem Gelände der Ordenburg wurden Bunker der Luftverteidi
gungszone West errichtet, zudem wurden hier die Bautrupps zum Ausbau des Westwalls
einquartiert, später wurden die Gebäude während des Westfeldzugs 1940 und während der
Ardennenoffensive 1944 als Truppenquartier, 1944/45 auch als Lazarett genutzt. Beschädi
gungen und Teilzerstörungen an der Gesamtanlage aus den Jahren 1944/45 dokumentieren
Kriegshandlungen durch alliierte Luftangriffe. So wurden in dieser Zeit zwei Kamerad
schaftshäuser und zwei Trakte des Adlerhofs gänzlich zerstört und nicht wieder aufgebaut;
teilzerstört und nach dem Krieg in veränderter Form wieder errichtet wurden der Ostflügel
des Gemeinschaftshauses und die Turnhalle.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg endete im Frühjahr 1945 das Dritte Reich, und es
begann eine neue Epoche in der deutschen und europäischen Geschichte. Dies wurde auf
Vogelsang mit der Eroberung der Ordensburg durch amerikanische Truppen im Februar
1945 und der Besatzung durch britische Streitkräfte ab 1946 eingeleitet. Der Umgang der
Besatzungstruppen mit der ideologisch belasteten Anlage war von Pragmatismus geprägt:
die symbolträchtige Bauplastik aus der Zeit des Dritten Reichs wurde entfernt oder teilzer
stört, während der Gebäudebestand zur Unterbringung von Truppenteilen weitergenutzt
wurde. Deshalb besitzen die „Leerstellen“ und „Verstümmelungen“ im bauplastischen Pro
gramm der Ordensburg großen Zeugniswert für diese Phase des Übergangs. Dazu gehören
die leeren Konsolen der Tragplatte im Kultraum, die ehemals die Plastik des „Deutschen
Menschen“ trug, das Adlerrelief an der Freitreppe zum Appellplatz mit dem nicht mehr vor
handenen Hakenkreuz sowie die bei Schießübungen der Amerikaner teilzerstörten Reliefs
an der Tribünenwand des Sportplatzes und des Fackelträgers.
“Raben L.ey, Der Weg zur Ordensburg, 1936
Bericht zur Grundsteinlegung von Vogelsang. In: Wesuieutscher Beobachter, Lokalausgabe Euskirchen,
24.9.1934
Der weitaus länger dauernde Teil der Geschichte Vogelsangs ist geprägt durch die Zeit des
Truppenübungsplatzes unter britischer, später unter belgischer Verwaltung. Seine Nut
zungsgeschichte verläuft parallel zu den Entwicklungen der deutschen und internationalen
Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1945 war Deutschland in jeweils eine ameri
kanische, britsche, französische und sowjetische Besatzungszone aufgeteilt; im April 1~49
wurde in Vorbereitung der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (Mai 1949) von den
drei westlichen Allierten ein Besatzungsstatut für die westlichen Besatzungszonen verab
schiedet, das die Befugnisse und Abgrenzungen zwischen der künftigen deutschen Bundes
regierung und der Alliierten Hohen Kommission regelte. Erst mit der Aufhebung des Besat
zungsstatuts am 5. Mai 1955 erlangte die Bundesrepublik weitgehende staatliche Souveräni
tät. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die britischen und belgischen Alliierten auf Vogelsang
zunächst als Besatzungstruppen stationiert. Der Truppenübungsplatz, der dort 1946 durch
die Briten gegründet wurde, wurde dementsprechend nur durch diese und ab 1950 aus
schließlich durch belgische Truppen genutzt. Die Errichtung des Truppenübungsplatzes war
der Auslöser für die Räumung des Dorfes Wollseifens und die Vertreibung der Dorfbewohner
im August 1946. In den folgenden Jahren wurde das Dorf durch Schießübungen der Briten
und Belgier nahezu vollständig zerstört, was sich eindrücklich an den „Leerstellen“ der zer
störten Bebauung entlang der historischen Straßenzüge mit lediglich vier verbliebenen Ge
bäuden des alten Dorfes manifestiert. Gleichzeitig fand eine rege Bautätigkeit auf dem Ge
lände der ehemaligen Ordensburg statt, um diese für die neue Zweckbestimmung als logisti
sches Zentrum des Truppenübungsplatzes auszubauen. Zeugniswert für diese Phase haben
hier der wiederaufgebaute Ostflügel des Gemeinschaftshauses und die Turnhalle, das Kino,
die Kaseme „Van Dooren“, die Tankstelle, die Offiziersunterkunft sowie das Munitionslager.
Auch die Anfänge des heutigen Barackenlagers „De Scheide“ reichen bereits in die unmittel
bare Nachkriegszeit zurück.
Die erweiterte Nutzung von „Camp Vogelsang“ als NATO-Truppenübungsplatz ab 1956 steht
in engem Zusammenhang mit der Entstehung und Eskalation des Kalten Krieges seit den
späten 1940er Jahren. 1949 wurde die NATO als militärisches Bündnis von zunächst 12
westeuropäischen und nordamerikanischen Staaten gegründet, wobei vor allem die militäri
sche Konfrontation mit der Sowjetunion und ihren Verbündeten im Blickfeld stand. Das stra
tegische Konzept der NATO sah dabei die Verteidigung eines sowjetischen Angriffs mög
lichst weit im Osten, also auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland vor, was als
Konsequenz die dortige Stationierung von NATO-Streitkräften in großem Umfang nach sich
zog. 1955, nach Aufhebung des Besatzungsstatuts, wurde die Bundesrepublik im Rahmen
der Westintegration in die NATO aufgenommen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen
vollzog sich auch die Umwandlung Vogelsangs in einen NATO-Truppenübungsplatz im
Jahre 1956: von nun an war das Gelände nicht allein den belgischen Streitkräften vorbehal
46
ten, sondern wurde ebenso von anderen NATO-Einheiten aus den Niederlanden, Großbri
tannien, Deutschland, USA und Kanada genutzt und in den folgenden Jahrzehnten kontinu
ierlich ausgebaut. So besaß die Anlage 1947 neun Schießstände, 1952 zwanzig und 1980
39. Der Truppenübungsplatz verfügte 1986 über 3.000 Bellen, wobei unter Einbeziehung
von Zeltlagern bis zu 4.500 Manöversoldaten untergebracht werden konnten. Auf dem ca.
4.200 ha großen Gelände konnten Infanteristen und Panzereinheiten üben, ebenso konnten
taktische Übungen durchgeführt werden. Zeugnis für die allmähliche Vergrößerung des
Truppenübungsplatzes bis in die 1990er Jahre ist das Barackenlager „De ScheIde“. Den
allmählichen Ausbau des Truppenübungsplatzes dokumentieren darüber hinaus in anschau
licher Weise die in drei aufeinander folgenden Phasen errichteten Kampfhäuser im Bereich
der Wüstung Wollseifen. An ihnen lässt sich auch ein Wandel in der Art der militärischen
Konflikte und der Kriegsführung zwischen den 1950er und den 1990er Jahren ablesen:
wurden die Übungshäuser vor 1970 noch ausschließlich zum Training der klassischen
Kriegsführung unter Ausschluss der Zivilbevölkerung errichtet, so dienten die Kampfhäuser
der Phasen 2 und 3 der Vorbereitung von militärischen Einsätzen in Bürgerkriegsgebieten,
Guerillakriegen und der Terrorismusbekämpfung. Unter anderem wurden hier Soldaten für
den Einsatz im Nordirlandkonflikt und im Kosovokrieg ausgebildet
Mit dem Zerfall des Ostblocks und dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 entfiel das
Bedrohungsszenario des Kalten Kriegs für die NATO-Staaten. In der Folgezeit wurden große
Teile der in der Bundesrepublik stationierten NATO-Streitkräfte abgezogen und zahlreiche
Kasemenstandorte und Truppenübungsplätze aufgelöst. Seit März 2001 wurde auch der
Abzug der belgischen Streitkräfte aus Deutschland vorbereitet, am 31. Dezember 2005
schließlich endete die militärische Nutzung von „Camp Vogelsang“ nach fast 60 Jahren.
Das Flächendenkmal „Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger Truppenübungs
platz Camp Vogelsang“ erhält somit Zeugniswert für die deutsche und europäische Ge
schichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere für die Zeit des Dritten Reichs, die Zeit der
Besatzung Deutschlands durch die Alliierten bis zum Erlöschen des Besatzungsstatuts 1955,
für die Geschichte des Kalten Kriegs und daraus resultierend für die Geschichte der NATO.
Die ehemalige Ordensburg Vogelsang wurde vom unmittelbaren Wirkraum nationalsozialisti
scher Ideologien zum logistischen Zentrum eines NATO-Truppenübungsplatzes unter Ver
waltung belgischer Streitkräfte und damit zu einem „Gesamt-Zeugnis“ bedeutender Zeitschichten des 20. Jahrhunderts. Singuläre Bedeutung erhält die Anlage durch die Überlage
rung eines nationalsozialistischen Großprojekts und der Militärnutzung durch ausländische
Streitkräfte. Insbesondere die von den Belgiern geschaffenen Neu- und Umbauten dokumen
tieren darüber hinaus in exemplarischer Weise die Funktionsweise eines Truppenübungs
platzes nach 1945. Die völlige Zerstörung des von den Kriegshandlungen des Zweiten Welt
krieges bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen Dorfes Wollseifen durch den Zielbeschuss
47
übender Truppen sowie die Errichtung durch Kulissenbauten entsprechend den sich wan
delnden militärischen Strategien machen die Wüstung Wollseifen zu einem Ort, der ‚~..die
politischen und ideologischen Hintergründe dieser Zeit des 20. Jahrhunderts anschaulich
darstellt
Hier begegnen sich das heutige sichere Europa und die vergangene Zeit der
ideologischen Konfrontation.
...
Es gibt in der Region keinen geeigneteren Ort als den Be
reich Vogelsang/Wollseifen, um an die jüngste Vergangenheit zu erinnern und die politischen
und ideologischen Verwerfungen des letzten Jahrhunderts abzulesen.“8
Regionalgeschichtliche Gründe:
Die ehemalige Ordensburg Vogelsang und später der Truppenübur~splatz „Camp Vogelsang“ besaßen seit Errichtung der Ordensburg 1934 bis zum Ende der militärischen Nutzung
des Truppenübur~splatzes 2005 große wirtschaftliche Bedeutung für die strukturschwache
Region.
Schon das Baumaterial wurde weitgehend aus der Eifel bezogen: die Grauwacke aus drei
Steinbrüchen in Monschau, die Ziegelsteine von einem Ringofenwerk im Kreis Schleiden,
das Bauholz von heimischen Sägewerken, der Sand von den Berghängen um Kall, der
Dachschiefer von der Vereinigten Moselschiefer AG Köln, aus dem Mosellaschacht bei
Mayen. Die weitgehende Verwendung von Baumaterial aus der Eifel war Teil des Bemü
hens, der strukturellen Arbeitslosigkeit in diesem ländlichen Notstandsgebiet entgegenzuwir
ken, und stellte eine Fortsetzung der Arbeitsbeschaffungspolitik dar, die das Reich zu Zeiten
der Weimarer Republik seit 1930 im Rahmen der „Westhilfe“ betrieben hatte. Schon damals
war das Ziel, „Baustoffe wie Natursteine, Basalt, Melaphyr, Schotter, Kies und Schiefer“ aus
den westlichen Grenzgebieten zu entnehmen, da für diese die Industrie der Steine und Er
den eine so bedeutende Rolle spiele9.
Während die Zulieferfirmen größtenteils in der Eifel saßen, wurden mit der Bauausführung
größtenteils auswärtige, hauptsächlich Kölner Firmen beauftragt. Aus dem in Zeitungen und
Zeitschriften veröffentlichten Zahlenmaterial geht hervor, dass 1934-1938 im Schnitt 700 bis
800 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt waren, von denen circa 300 von auswärtigen
Firmen kamen, der Rest aus der Gegend um Gemünd. Die Zahl der Beschäftigten schwank
te saisonbedingt in den Wintermonaten beschäftigte man noch bis zu 250 Arbeiter, davon
etwa die Hälfte beim Innenausbau. Die Zahl der Beschäftigten stieg rapide auf bis zu 1.200
Arbeiter an, als man im Herbst 1937 und im Frühjahr 1938 mit den Fundamentierungsarbei
8
‘~
Heinen, F. A.: „Kampfhäuser sollen Denkmäler werden“. In: Kölner Stcidtanzeige~; 24.3.2012.
Fritz Blaich, Grenzlandpolitik im Westen 1926-1936. Die „Westhilfe“zwischen Reichspo/itik und Lönderinte
‚-essen, Stuttgart 1979, S. 38. Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 36. Zitiert mch: Ruth
Schmitz-Ehmke, Monika Herzog, Die ehemalige Ordensburg Vogelsatg, Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 41,4. bear‘o. und erw. Auflage, Wom~s 2010, S. 68
48
ten für das Haus des Wissens und das Haus des Sports begann und in mehreren Schichten
gearbeitet wurde. Die Großbaustelle wurde arbeitsinstensiv betrieben, im Sinne des 1. Ge
setzes zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 1.6.1933, das unter anderem bestimmte,
dass soweit möglich „alle Arbeiten
...
durch menschliche Arbeitskraft“ auszuführen waren
und Maschinen nur beschränkt verwendet werden sollten. Die Baustelle Vogelsang trug
neben der Baustelle Rurtalsperre Schwammenauel und neben den auch schon vor 1933
durch die Reichswesthilfe geförderten Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur zur
raschen Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit in den Eifelkreisen während der Jahre 1934
und 1935 bei.
Nach der Umwandlung der Anlage in einen Truppenübungsplatz in den Nachkriegsjahren
gewann Vogelsang wieder Bedeutung als Arbeitgeber Der Truppenübungsplatz beschäftigte
in Spitzenzeiten bis zu 400 Zivilbedienstete aus der Region, in den 1990er Jahren immerhin
noch mehr als 200.
Die Ordensburg und später der Truppenübungsplatz wirkten darüber hinaus als ~Katalysator~
für den Ausbau der Infrastruktur in der Region. So mussten kilometerlange Wasserleitungen
und Straßen neu gebaut werden, um die Versorgung Vogelsangs zu gewährleisten. Ab 1934
nahm außerdem der Bahnverkehr auf der Strecke der Oleftalbahn (seit 2011 in die Denkmallisten von Kall, Schleiden und Hellenthal eingetragen) von Kall über Gemünd und Schleiden
nach Hellenthal einen rapiden Aufschwung, da einerseits große Mengen an Baustoffen für
den Bau Vogelsangs und des Westwalls über die Strecke transportiert wurden und anderer
seits auch der Personentransport sprunghaft anstieg. Ab 1937 gab es daher Ausbaupläne Uir
alle Bahnhöfe entlang der Strecke mit einem Schwerpunkt der vorgesehenen Maßnahmen in
Gemünd, die durch den Krieg jedoch gestoppt wurden. In der Nachkriegszeit gewann die
Bahnstrecke große Bedeutung für den Materialtransport zum Truppenübungsplatz: NATO
Militärzüge brachten rollendes Material bis zur Anschlussstelle Höddelbusch, von wo Wagen
und Panzer über eine Kopframpe und die anschließende Panzerstraße in das Übungsgelän
de gelangten.
Große regionalgeschichtliche Bedeutung in ganz anderer Hinsicht erhält schließlich die
Wüstung Wollseifen, da sich in der besonderen Geschichte des Dorfes und seiner Zerstö
rung in drastischer Weise die katastrophalen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieg für die
Eifelregion widerspiegeln. Indem sich die vertriebene Dorfbevölkerung in den benachbarten
Ortschaften wieder ansiedelte, die Ausstattungsstücke der Kirche auf die umliegenden Ge
meinden verteilt wurden und schließlich sogar die Toten vom Wollseifener Friedhof auf die
Friedhöfe der Nachbarorte umgebettet wurden, blieb das Trauma der Vernichtung des Dor
fes und des damit verbundenen Heimatverlustes der Bewohner im Gedächtnis der Region
bis heute fest verankert.
49
Architekturgeschichtliche Gründe:
Architektur des Dritten Reiches
Die ehemalige Ordensburg Vogelsang als eines der baulichen Großprojekte des Dritten
Reichs dokumentiert in Raumprogramm, Struktur und Formensprache die Umsetzung einer
ideologietypischen Sonderbauaufgabe des Nationalsozialismus. Sie ist die gebaute Kulisse
für die Inszenierung des von Robert Ley propagierten Gedankens der „Partei als Orden‘, die
Clemens Klotz geplant und realisiert sowie Willy Meller mit seiner Bauplastik dekoriert hat.
Die Planungs- und Entstehungsgeschichte der Ordensburg zeigt den Wandel, dem das Bild
und damit auch die Architektursprache der parteieigenen Schulungsstätten zwischen 1933
und 1936 unterlag. 1933 plante Robert Ley noch einfache Barackenlager, die sowohl der
weltanschaulichen Schulung von DAF-Funktionären als auch der DAF-Freizeitorganisation
Kraft durch Freude (KdF) dienen sollten. Nachdem der Sonthofener Architekt Hermann
Giesler ihn davon überzeugt hatte, Barackenlager entsprächen nicht der notwendigen bauli
chen Selbstdarstellung der Nationalsozialisten, wurden die Anlagen zunächst als winterfeste
„Schulungslager“ ausgeführt. Im November 1935 schließlich führte Ley die Zweckbestim
mung der „Ordensburg“ ein und gab den Architekten Klotz und Giesler damit die Möglichkeit,
die Schulungslager zu monumentalen Großanlagen auszubauen.
Die Errichtung gänzlich neuer Gebäudekomplexe in siedlungsferner und landschaftlich her
vorragender Situation für die Ordensburgen entsprach den Forderungen der NSDAP für ihre
großen Gemeinschaftsbauten. Die Einpassung in die Landschaft und die Architektur wurden
dabei vollkommen in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie und der Indoktrination
des Volkes gestellt, wie aus den Ausführungen Robert Leys im Jahr 1937 ersichtlich wird:
„Diese drei Burgen sind von Grund auf neu erbaut. Wo sie stehen, war vorher nichts. Ich
wollte keine alten Burgen und Schlösser umbauen
Genauso neu wie diese weltumstür
zenden Gedanken sind, muß auch die Umgebung sein, in der diese Ideen den Menschen
verkündet werden. Ebenso durfte aus kleinlichen Gründen nicht gespart werden. Diese
Burgen mußten in ihrer Wirkung und Größe den Gedanken entsprechen, die in ihnen ver
kündet werden
Mit einem Wort: diese Burgen mußten denjenigen, die in ihnen zu natio
nalsozialistischen Führern erzogen werden sollen, jeden Tag von Neuem ein Sinnbild der
Größe und Würde der nationalsozialistischen Weltanschauung sein.“10
Diese Intention wird am Beispiel Vogelsangs besonders deutlich, hält man sich die nicht
mehr zur Ausführung gekommenen Planungen vor Augen: Die Ordensburg hätte in der
letzten Ausbaustufe den gesamten Bergrücken eingenommen, und allein die Grundmauem
°
Robert Ley, Wir alle helfe?? den? Füflrer, München 1937. Zitiert nach: H.-Dieter Arntz, Ordensburg Vogelsang
1934-1945. Erziehung zur polirL~chen Führung im Dritten Reich, Euskirchen 1986, S. 1 5f.
50
des Hauses des Wissens verdeutlichen schon die monumentalen, überproportionierten
Abmessungen des als Kernstück der Anlage geplanten Bauwerks. Auch der realisierte Ge
bäudekomplex ist als Landmarke schon aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen und
wird vom Betrachter als dominanter Bestandteil der Landschaft wahrgenommen. Die ganz
offensichtlichen inhaltlichen und visuellen Bezüge zum umgebenden Landschaftsraum identi
fizieren diesen als integralen Bestandteil der Entwurfsidee: Teil der Anlage und der Inszenie
rung der Ordensburg in der Landschaft waren die Blicke von außen auf den Berg in seiner
plastischen Modellierung und gebauten Gestalt. Dies wird noch heute besonders deutlich
beim Blick vom gegenüber liegenden Ufer des Urftsees auf den Nordhang, der in seiner
ganzen Höhe in die Inszenierung der Ordensburg einbezogen wurde. In der Abfolge von
Wasserfläche, unbebautem und bewachsenem Hangfuß, Terrassierungen und schließlich
Gebäuden ‚wächst“ die Ordensburg aus dem Hang heraus und bekrönt diesen schließlich
weithin sichtbar mit Gemeinschaftshaus und Turm. Vom Weltersberg und Wollseifen im
Westen und vom Modenhübel/Schifferberg im Osten wiederum ist bis heute die bauliche
Abfolge und Silhouette der Ordensburg in Nord-Süd-Richtung wahrnehmbar. Teil der Kon
zeption war aber auch der Panoramablick von innen, d. h. vom Adlerhof, in den umgebenden
Landschaftsraum. Vogelsang war somit als Demonstration der Stärke und Bedeutung von
Partei und „Führer“ geplant und diente als gigantische Kulisse der Selbstinszenierung der
Machthaber, wobei die Architektur gleichzeitig beeindrucken und einschüchtern sollte.
Der Begriff der „Burg“ bezog sich dabei vor allem auf die gewollte Anknüpfung an die Traditi
on des Deutschen Ordens und der Ordensritter, während die äußere Form der Gebäude
komplexe nur in Teilen Assoziationen an mittelalterliche Burgen auslöst An eine mittelalterli
che „Burg“ erinnern an Vogelsang vor allem die Berglage des Baukomplexes und das von
mittelalterlichen Burgruinen bekannte Bruchsteinmaterial. Ebenso wurden einzelne architek
tonische Motive des Burgenbaus aufgegriffen, wie der den Nordhang bekrönende Turm, der
als Bergfried in modemer Form interpretiert werden kann, und die als „Wehrgänge“ bezeich
neten hölzernen Laubengänge an verschiedenen Gebäuden.
Der Gebäudekomplex weist insgesamt eine heterogene Formensprache auf, die neben dem
Formenvokabular der Heimatschutzarchitektur und des Neuen Bauens auch historisierende
Elemente umfasst. Diese eklektizistische Erscheinung hat vermutlich einen Grund darin,
dass die Bauaufgabe, mit deren Umsetzung Clemens Klotz schon 1933 beauftragt wurde,
vom Bauherrn Robert Ley nicht eindeutig umrissen war. Zudem ist sie dem Umstand ge
schuldet dass die Nationalsozialisten zu dieser Zeit kein einheitliches, geschlossenes Archi
tekturprogramm für ihre Staatsarchitektur entwickelt hatten, sondern vielmehr vorhandene
Architekturströmungen aufgriffen und bestimmten Bauaufgaben zuwiesen; ein einheitlicher
neuer Architekturstil wurde jedoch nie definiert. Schon seit den späten 1920er Jahren war die
Auseinandersetzung um die „richtige“ Architektur zwischen den Vertretern der verschiedenen
51
Architekturströmungen, die immer mehr mit ideologisch-politischen Inhalten gleichgesetzt
wurden, erbittert ausgefochten worden. Nach 1933 setzte sich der Konflikt um verbindliche
Kriterien für die „neue deutsche Architektur“ fort, wobei das Neue Bauen auf das Aufgaben
gebiet des Zweckbaus zurückgedrängt wurde. Für die Repräsentationsbauten von Partei und
Staat galt ab 1936 ein heroischer Monumentalismus als verbindlich. Für die sogenannten
Volks- und Gemeinschaftsbauten (Kasernen, Heime, Schulungsstätten, Siedlungen) setzte
sich der Heimatschutzstil der Stuttgarter Schule durch. Angesichts der Unbestimmtheit der
Bauaufgabe und des entsprechenden Formenrepertoires ist es also nicht verwunderlich,
dass auf Vogelsang Elemente all dieser Stile aufgegriffen wurden.
Die sorgfältige Einpassung der Architektur in die Landschaft und die Wahl regionaler Bau
stoffe wie Grauwacke, Schiefer und Holz ist dabei vor dem Hintergrund der Heimatschutz
bewegung und der darauf basierenden Architekturlehre der seit den 1920er Jahren stilbil
dend wirkenden Stuttgarter Schule zu sehen. So legte Klotz großen Wert darauf, den Baukomplex landschaftskonform am Hang anzuordnen. Durch die Staffelung der langgestreck
ten, horizontal gelagerten IJnterkunftshäuser, die optisch „in den Berg gesetzt“ zu sein
scheinen, und die davor liegenden Terrassen sollte die Wirkung einer natürlichen Hanglinie
erhalten bleiben, die von der Baumasse des Gemeinschaftshauses mit dem vertikalen Ak
zent des Turmes bekrönt wurde. Durch die zur Seeseite hin geschlossenenen verschieferten
Dachflächen und die rechteckigen Baukörper aus Bruchsteinmauerwerk, die zur Seeseite hin
von keinerlei Anbauten durchbrochen werden, erreichte Klotz die Wirkung übereinandertie
gender „Gesteinsschichten“ entlang des Nordhangs. Landschaftskonform legte der Architekt
auch die Zufahrtsstraße an, die dem Bogen der Hanglinie folgend seitlich auf den Gebäude
komplex im Nordhang trifft. Darüber hinaus sind auf Vogelsang typische Architekturelemente
des Heimatschutzstils wie Satteldächer, stehende Fensterformate, Sprossenfenster und
Dachgauben an nahezu allen Gebäuden des ersten Bauabschnitts, also im heutigen Kernbe
reich zu finden. Vor allem für die Gestaltung des Adlerhofs ist diese Architekturströmung
kennzeichnend.
Dass Klotz auch aus ganz anderen Formenrepertoires schöpfte, wird vor allem an den Sportbauten wie Turn- und Schwimmhalle deutlich: sie tragen mit ihrem Eisenbetonraster, den
Flachdächern und den großflächigen Verglasungen alle Kennzeichen des Neuen Bauens.
Selbst die monumentalen Seitenflügel des Eingangsbereich wurden ursprünglich mit Flach
dächern ausgeführt, die erst 1989 zu Satteldächern aufgestockt wurden. Auch horizontale
Fensterbänder, die ebenfalls zur Formensprache des Neuen Bauens gehörten, verwendete
Klotz auf Vogelsang, wie z. B. am pavillonartigen Vorbau der Burgschänke.
Die allmähliche Monumentalisierung der Anlage und der repräsentative Ausbau nach ihrer
endgültigen Zweckbestimmung als Ordensburg ab 1936 wird nicht nur an der räumlichen
Ausdehnung des Gesamtkomplexes deutlich, sondern auch an der Dimensionierung, Struk
52
tur und Gestaltung der von nun an geplanten Gebäude. Ein Beispiel ist der Eingangsbereich
mit den langgestreckten Seitenflügeln und der von Säulengängen eingefassten Zufahrt sowie
den nachträglich eingestellten ionischen Säulen in der Tordurchfahrt. Endgültig monumen
talgewaltig überhöht werden sollte allerdings das geplante Herzstück der Anlage, das Haus
des Wissens. Noch heute sind allein an den Grundmauem dieses Gebäudekomplexes, über
denen sich heute die Kaserne Van Dooren und das Kino erheben, die gigantischen Dimensi
onen ablesbar.
Der repräsentative Charakter der Ordensburg und der Anspruch, sich mit der „neuen“ Herr
schaftsarchitektur in die Nachfolge historischer Staatsarchitekturen zu stellen, sollte unter
strichen werden durch zahlreiche historisierende Elemente. So wurde immer wieder auf
Motive der griechischen und römischen Antike zurückgegriffen, wie beispielsweise bei den
geplanten Wandelhallen und Säulengängen im Gebäudekomplex des Hauses des Wissens
oder bei der an ein Amphitheater erinnernden Feierstätte am Nordhang. Mit der rustikalen
Innenausstattung der Burgschenke oder den geschnitzten Balkenköpfen in der Wandelhalle
des Adlerhofs sollte eine vermeintlich altgermanische Atmosphäre erzeugt werden. Rückgrif
fe auf das Mittelalter sind in den hölzernen „Wehrgängen“ an zahlreichen Gebäuden und in
den Reiterreliefs im Eingangsbereich zu sehen. Die Anlage des Nordhangs als Terrassenan
lage mit dem bekrönenden Dreiflügelbau des Gemeinschaftshauses nimmt Gestaltungsprin
zipien barocker Schloss- und Gartenanlagen auf. Auch Elemente des Sakralbaus wurden auf
Vogelsang für die pseudoreligiöse Inszenierung der nationalsozialistischen Ideologie heran
gezogen, wie sich am deutlichsten an der Abfolge des Schulungs- und des Kultraums mit
dem dort aufgestellten „Deutschen Menschen“ zeigt, die an die räumliche Komposition eines
Kirchenraums mit Schiff, Altarbereich und Chorraum erinnert.
Die Ordensburg Vogelsang erhält darüber hinaus architekturgeschichtliche Bedeutung als
wichtiger Bestandteil im cEuvre des Architekten Klotz. Der 1886 in Köln geborene Clemens
Klotz war Autodidakt. Nach Abschluss der Volksschule durchlief er eine praktische Ausbil
dung in den Architekturateliers von Heinrich Band und Carl Moritz in Köln, Lossow & Kühne
und Schilling & Gräbner in Dresden, bevor er sich 1910/11 gemeinsam mit Joseph Reuß in
Köln selbständig machte. i919 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro in Köln und erhielt in
den 1920er Jahren zahlreiche Aufträge für Wohnhäuser, Siedlungsbauten und Geschäfts
häuser. Klotz gehörte dem BDA an und war Gründungsmitglied des 1928 gegründeten
„Blocks Kölner Baukünstler“, einer losen Gruppierung von Architekten (u. a. Dominikus
Böhm, Wilhelm Riphahn, Hans Schumacher, Paul Pott, Emil Mewes). Nach der Machtergrei
fung 1933 wurde Clemens Klotz wohl aufgrund seiner Bekanntschaft mit Robert Ley zu
nächst „Beauftragter Architekt des Führers der DAF und Reichsschulungsleiters“, ab 1938
dann „Vertrauensarchitekt der DAF“. 1936 ernannte ihn Hitler zum Professor. Für die DAF
betrieb Klotz in der Zeit von 1933 bis 1941 drei Großbaustellen: ab 1933/34 die Ordensbur
53
gen Cössinsee und Vogelsang und ab 1936 das KdF-Seebad Prora auf Rügen, außerdem
leitete er die Baustellen für die Adolf-Hitler-Schulen in Waldbröl und ab 1938 in Asterstein bei
Koblenz Daneben baute Klotz 1934/35 die evangelischen Gemeindehäuser in Köln
Bayenthal und Köln-Rodenkirchen, 1935 die Kölner Opemterrassen, für Robert Ley das Gut
Rottland bei Waldbröl und ein Haus in München-SolIn. Parallel dazu entfaltete er eine um
fangreiche planerische Tätigkeit, hauptsächlich für die DAF. Nach 1945 entstanden lediglich
in Köln das Haus der Deutschen Beamtenversicherung am Neumarkt und zwei Wohnhäuser
auf der Marienburg, daneben hat sich Klotz bis zu seinem Tod 1969 ohne Auftrag mit Bauprojekten für die katholische Kirche beschäftigt.
Beim Bau der Ordensburg Vogelsang schöpfte Klotz zu großen Teilen aus dem Formenre
pertoire, das er in den 1920er Jahren zunächst beim Bau von privaten Wohnhäusern, später
bei Siedlungsbauten und Geschäftshäusern umgesetzt hatte und das ihm bereits in dieser
Zeit den Ruf als Vertreter einer gemäßigten Moderne eingetragen hatte. In der ersten Hälfte
der 1920er Jahre machte sich Clemens Klotz vor allem mit dem Bau von privaten Wohnhäu
sern im Kölner Villenviertel Marienburg einen Namen. Wenngleich er sich bei der Planung
der Villen und Doppelhäuser an die individuellen Wünsche seiner Auftraggeber anpasste, so
ist doch für nahezu alle dieser Bauten die Verbindung von Gestaltungselementen der Re
formarchitektur (liegende Fensterformate, Walmdächer mit weiten Dachüberständen, Dach
gauben) mit Motiven des Klassizismus (Symmetrie von Baukörpern und Fassaden, Verwen
dung von Portiken und Säulengängen) charakteristisch. In der zweiten Hälfte der 1920er
Jahre wandeln sich die Aufträge des Büros und damit auch die Architektursprache: für die
nun in Köln entstehenden Siedlungen und Geschäftshäusem verwendet Klotz verstärkt
Architekturformen in der Auffassung des Neuen Bauens (kubische Baukörper mit reduzier
tem Fassadenschmuck, Flachdächer, horizontale Fensterbänder). Beispiele hierfür sind die
Siedlungsbebauung Sülzgürtel/Ecke Curtiusstraße (1927/28, erhalten), das Pelzhaus Weiss
auf der Schildergasse (1928/29, nicht erhalten), das Hochpfortenhaus (1930, erhalten) oder
die Opernterrasse (1933/34, nicht erhalten). Das Wasserwerk Weiler (1928-1931, nicht
erhalten) mit seiner monumentalen backsteinverkleideten Fassade wird deutlich durch Bau
ten der Stuttgarter Schule wie dem Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz (1928 vollen
det) beinflusst.
Gestaltungselemente aus dem oben beschriebenen Formenrepertoire sind an zahlreichen
Stellen auch auf Vogelsang zu finden. Vor allem bei den 19341936 entstandenen Bauten
sind zunächst Rückgriffe auf Motive zu beobachten, die Klotz bereits bei seinen Wohnhäu
sern der 1920er Jahre verwendet hatte, wie die Dachformen, markante Eckbetonungen,
Fenstergruppierungen, Betonung der Horizontalität, Gruppierung um Innenhöfe und die
symmetrische Ausrichtung der Gesamtanlage. Aber auch Formzitate seines Vokalbulars um
1930 werden deutlich. So hatte der 1936 errichtete geschwungene Pavillon der Burgschänke
54
mit dem durchlaufenden Fensterband einen Vorläufer in dem ovalen Pavillon der Opemter
rassen. Der strenge Kubus des Wasserwerks Weiler findet auf Vogelsang Entsprechungen in
den Baukörpem der Turn- und Schwimmhalle; die in Weiler verwendete Steinpfostenreihe im
Erdgeschoss ist auf Vogelsang ebenfalls an den Sportbauten, an den Kameradschafts- und
den Hundertschaftshäusern sowie im Eingangsbereich zu finden. Direkte Bezüge lassen sich
schließlich zwischen den Bauten des „Schulungslagers“ Vogelsang und dem zeitgleich
(1933/34) entstandenen evangelischen Gemeindehaus an der Mehlemer Straße in Köln
herstellen: der langgestreckte, zweigeschossige Baukörper mit dem flachen, weit überste
henden Walmdach und den gleichmäßig angeordneten Fenstern ähnelte in seiner Architek
tursprache, wenngleich verputzt, frappierend den Kameradschaftshäusem. Die Ähnlichkeiten
setzen sich in Gestaltungsdetails und in der Innenraumgestaltung fort: die tief in die Fassade
gezogene, verglaste Eingangstür mit den trichterförmig zulaufenden, durch Natursteinplatten
verkleideten Gewänden fand ihre Wiederholung bei der Neugestaltung des Adlerhofs von
1938. Das Reiterrelief mit dem historischen Rückbezug hat in dem evangelischen Gemein
dehaus einen Vorläufer in einem Relief im Eingangsbereich, bei dem ein 55-Mann und
Martin Luther gegenüber gestellt werden. Im Innenraum findet sich eine Entsprechung zwi
schen der Gestaltung des Gemeindesaals und dem Speisesaal auf Vogelsang.
„Mit der Erweiterung der Ordensburgen ab 1937/38 veränderte sich langsam auch das archi
tektonische Formgefüge von Klotz. Entsprechend der allgemeinen stilistischen Entwicklung
der Staatsarchitektur hin zu einem Neuklassizismus mit stereotyper Wiederholung gleicher
Elemente, achsialer Ausrichtung und Gliederung, trat auch in den Entwürfen von Klotz eine
Veränderung ein. Der landschaftsbezogene Traditionalismus wurde mehr und mehr aufge
geben. An seine Stelle trat in den Entwürfen von Klotz einerseits jener Reduktionsklassizis
mus, der die Berliner und Nürnberger Bauten und Planungen um 1938 bestimmte. Anderer
seits konnte das Wiederaufgreifen des wilhelminischen Monumentalistils um 1910 beobach
tet werden. Gleichzeitig nahmen die projektierten Dimensionen der Entwürfe von Klotz gigan
tische Ausmaße an, so dass auch hier teilweise von Megalomanie gesprochen werden kann,
wie sie für zahlreiche Planungen der Nationalsozialisten charakteristisch war.“11
Architektur der Nachkriegszeit
Von den Erweiterungsbauten aus der Zeit des Truppenübungsplatzes besitzen das Kino und
die Tankstelle eigenständigen Zeugniswert für die Architekturgeschichte der Nachkriegszeit.
Das Kinogebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil es den modemen
Lichtspieltheatertyp der Nachkriegszeit in Deutschland dokumentiert. Seine unauffällige,
Petra Leser: Der Kölner Architekt Clemens Klotz (1886-1969), 41. Veröffentlichung der Abteilung Architek
turgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, Köln 1991, S. 161 f.
55
schlicht funktional gehaltene Außengestaltung resultiert aus der ausschließlich militärischen
Nutzung, d. h. als Freizeiteinrichtung im Rahmen der Truppenbetreuung der hier fest oder
zeitweilig stationierten Soldaten. Aufgrund dieser Sondemutzung finden sich nicht die sonst
üblichen Attribute, die die Außengestaltung von innerstädtischen Lichtspielhäusem dieser
Zeit ausmachten, wie auffällige Fassadengestaltung und große Werbeflächen. Trotzdem wird
die zweckorientierte, einer funktionalen Ästhetik folgende Architektur von den charakteristi
schen Elementen der Bauaufgabe „Kinoarchitektur“ bestimmt, was sich insbesondere an
dem vollständig erhaltenen Kinosaal zeigt. Aus wirtschaftlichen und technischen Gründen
sind heute nur noch wenige der großen Kinos der 1950er Jahre erhalten, weshalb das Kino
auf Vogelsang besonderen Zeugniswert für die mittlerweile vollständig der Vergangenheit
angehörende glänzende Epoche der deutschen Nachkriegs-Unterhaltungsindustrie erhält.
Die Tankstelle weist in ihrem weitgehend unveränderten Zustand noch heute alle Merkmale
der seit dem Ende der 1920er Jahre in den USA entwickelten Tankstellen auf, die dann auch
in Deutschland bereits vor dem Zweiten Weltkrieg architektonisch voll ausgebildet waren.
Charakteristisch für diesen Typus waren ein oder wie auf Vogelsang mehrere Pavillons als
Raum für den Tankwart bzw. als Kassenraum, die Tankinsel mit den Zapfsäulen, die Über
dachung durch ein auf Stützen ruhendes Dach sowie die Trennung der Anlage vom fließen
den Verkehr. Neben zahllosen Serientankstellen im Fertigteilsystem gab es nur wenige
individuelle Entwürfe. Zu diesen zählt auch das qualitätvolle Gebäude im typischen Formenkanon der 1950er Jahre auf Vogelsang, das in seiner klaren, funktionalen Gestaltung in der
Tradition der Architektur des Bauhauses steht. Die Tankstelle auf Vogelsang weist darüber
hinaus auch Merkmale auf, die sich aus den spezifischen Anforderungen der militärischen
Nutzer ergaben, wie z. B. die Zweibahnigkeit für Kolonnen- und Einzelabfertigung.
Bezirksregierung Köln
Dezernat 35.4
Frau Buggert
Köln, 17.05.2013
Verwendete Literatur
1. Arntz, Hans-Dieter, Ordensburg Vogelsang 1934-1945. Erziehung zur politischen Füh
rung im Dritten Reich, Euskichen 1986
2. Bauten der Bewegung, Bd. 1 der Buchreihe des Zentraiblattes der Bauverwaltung, 3.
erweiterte Auflage 1942
3. Bender, EwaId~. „Die Ordensburg Vogelsang“. In: Zentralblatt der Bauve,waltung 57,
1937, S. 73-85
4. ders. ~.„Die Ordensburgen Vogelsang und Crössinsee“. In: Wasmuths Monatshefte für
Baukunst 20, 1936, S. 293-312
5. Hagspiel, Wolfram, Köln: Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvorortes,
Stadtspuren
—
Denkmäler in Köln Bd. 8, Köln 1996
6. Heinen, Franz Albert, Vogelsang. Von der NS-Ordensburg zum Truppenübungsplatz in
der Eifel, Aachen 2002
7. ders., Vogelsang. Im Herzen des Nationalparks Eifel, Düsseldorf 2006
8. Herzog, Monika, Architekturführer Vogelsang. Ein Rundgang durch die historische Anla
ge im Nationalpark Eifel, Köln 2007
9. Leser, Petra, Der Kölner Architekt Clemens Klotz (1886-1969), 41. Veröffentlichung der
Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln,
Köln 1991
10. Schmitz-Ehmke, Ruth, Monika Herzog, Die ehemalige Qrdensburg Vogelsang, Arbeits
heft der Rheinischen Denkmalpflege 41, 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage,
Worms 2010
11. Traditionsverein Wollseifen (Hrsg.), Wollseifen
—
das tote Dorf, Düren 1964
Verwendete Ei ntragungstexte und Gutachten
1. Eintragungstext des Baudenkmals „Ehem. Qrdensburg Vogelsang“, eingetragen am
13.2.1989 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
2. Eintragungstext des Baudenkmals „Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Rochus in
Wollseifen“, eingetragen am 07.08.2002 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
3. Eintragungstext des Baudenkmals „Kino auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes
Camp Vogelsang“, eingetragen am 08.12.2004 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
57
4. Eintragungstext des Baudenkmals „Tankstelle auf der ehemaligen Ordensburg Vogelsang“, eingetragen am 17.05.2006 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
5. Eintragungstext der „erhaltenen technischen Ausstattung“ als Bestandteil des Baudenk
maIs „Ehem. Ordensburg Vogelsang“, eingetragen am 13.06.2006 in die Denkmalliste
der Stadt Schleiden
6. Eintragungstext des Baudenkmals „Wegekapelle in der Wüstung Wollseifen“, eingetra
gen am 20.02.2007 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
7. Eintragungstext
des
Bodendenkmals
„Dorfwüstung
Wollseifen“,
eingetragen
am
03.03.2009 in die Denkmalliste der Stadt Schleiden
8. Gutachten des LVR-ADR zum Flächendenkmal „Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom
05.01.2012
9. Gutachten des LVR-ADR zur „Kapelle St. Walburgis“ als Bestandteil des Flächendenk
maIs „Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom 20.4.2012
10. Gutachten des LVR-ADR zur „Wüstung Wollseifen“ als Bestandteil des Flächendenkmals
„Ehem. Ordensburg Vogelsang“ vom 9.5.2012
Ehemalige Ordensburg Vogelsang: Einzelelemente
1.
Zufahrt
2.
Eingangsbereich / seit 1950: „Malakoff‘
3.
Kraftfahrzeughof
4.
Kasematten
5.
Kino
6.
Haus des Wissens / Kaserne „Van Dooren“
7.
Gemeinschaftshaus
7.a
Adlerhof und Wandelhalle
7.b
Westflügel
7.c
Ostflügel
7.d
Burgschänke
8.
Appellplatz
9.
Kameradschaftshäuser
10.
Hundertschaftshäuser
11.
Thingplatz
12.
Sportanlagen
1 2.a
Sportplatz mit Tribünen und Sportlerrelief
12.b
Schwimmhalle
12.c
Turnhalle
13.
Aussichtsbastion zum See
14.
Sonnenwendplatz
15.
Haus für weibliche Angestellte / seit 1950: „Redoute“
16.
Tankstelle
17.
Offiziersunterkunft
18.
Baugrube des Stadions! Panzerwaschanlage und Abwasserreinigungsanlage
19.
Barackenlager,,De Scheide“
20.
Munitionslager
21.
Schießstand
—
Feierstätte
Wüstung Wollseifen: Einzelelemente
Die Nummerierung entspricht den an den Häusern angebrachten Nummern aus der Zeit des
Truppenübungsplatzes.
Ohne Nummer
Kirche
2
Übungshaus Phase 3
3
Übungshaus Phase 3
4
Übungshaus Phase 3
5
Übungshaus Phase 3
7
Übungshaus Phase 3
8
Übungshaus Phase 3
9
Übungshaus Phase 3
10
Übungshaus Phase 3
11
Übungshaus Phase 3
12
Übungshaus Phase 3
13
Übungshaus Phase 3
22
Schule
28
Übungshaus Phase 1
32
Transformatorenhaus
33
Hausattrappe Phase 1
35
Übungshaus Phase 3
36
Hausattrappe Phase 1
37
Übungshaus Phase 1
39
Übungshaus Phase 1
41
Übungshaus Phase 2
43
Wegekapelle
44
Übungshaus Phase 2
13
12b
12c
14
12a
11
9
9
8
10
7c
7b
7a
7d
15
6
17
5
16
18
4
3
2
1
20
19
21
Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang
und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang":
Teilbereich "Ehemalige Ordensburg Vogelsang"
mit Einzelelementen
0
100
200
400
Meter
600
Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013
44
5
3
7
11
2
4
6
13
Kirc he
36
Trafo-H aus (32)
8
28
12
10
Schule (22)
37
41
39
Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang
und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang":
Teilbereich "Wüstung Wollseifen" mit Einzelelementen
0
35
70
140
Meter
210
Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013
We gekapelle (43)
Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang
und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang":
Pumpenwärterhaus der ehemaligen Ordensburg Vogelsang
0
25
50
100
Meter
150
Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013
Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang
und ehemaliger Truppenübungsplatz Camp Vogelsang":
Gesamtumfang mit den Teilbereichen
"Ehemalige Ordensburg Vogelsang" und "Wüstung Wollseifen"
0
125
250
500
Meter
750
Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2013
Bezirksregierung Köln
Bezirksregierung Köln, 50606 Köln
Datum: 16.05.2013
GEGEN EMPFANGSBEKENNTNIS
Kreis Euskirchen
Der Landrat
Jülicher Ring 32
Seite 1110n 2
r l- - - - - - - - - ,
53879 Euskirchen
Kreis Euskirchen
Aktenzeichen:
35.4.16-46.05
23. MAI 2013
...
Auskunft erteilt:
Herr Ewald
Siegfried .Ewald@bezreg
koeln.nrw.de
Zimmer: H 428
Verfahren zur Eintragung von Denkmälern in die Denkmalliste ge
mäß § 3 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler
im Land Nordrhein-Westfalen vom 11.3.1980 (Denkmalschutzgesetz
- DSchG NW)
hier:
Baudenkmal
"Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger
Truppenübungsplatz Camp Vogelsang"
Gemarkung Dreiborn
Flur 66, Flurstücke 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,10,11,12,
13,14,15,16,17,18,19,20,21, 22,24,25,
28 (teilw.),
Flur 16, Flurstück 686 (teilw.)
Flur 7, Flurstück 1195 (teilw.)
Stadt Schleiden
Anlagen:
1 Gutachten mit Lageplänen
Telefon: (0221) 147 - 2294
Fax: (0221) 147 2615
Zeughausstraße 2-10,
50667 Köln
DB bis Köln Hbf,
U-Bahn 3.4.5,16.18
bis Appellhofplatz
Besuchereingang (Hauptpforte):
Zeughausstr. 8
Telefonische Sprechzeiten:
mo. - 00.: 8:30
15:00 Uhr
Besuchertag:
donnerstags: 8:30 -15:00 Uhr
(weitere Termine nach
Sehr geehrte Damen und Herren,
Vereinbarung)
Landeskasse DüsseJdorf:
in Fortschreibung der Denkmalliste der Stadt Schleiden ist die Erweiterung
des Baudenkmals "Ehemalige Ordensburg Vogelsang" zum
Flächendenkmal "Ehemalige Ordensburg Vogelsang und ehemaliger
Truppenübungsplatz Camp Vogelsang" beabsichtigt. Dazu wurde bereits
eine erste Anhörung mit Datum vom 11.07.2012 durchgeführt.
Zwischenzeitlich wurde der Umfang des Flächendenkmals reduziert und
das zu Grunde liegende Gutachten überarbeitet, weshalb eine erneute
Anhörung durchgeführt wird.
Den Umfang des Denkmals und die Begründung der Denkmaleigenschaft
entnehmen Sie bitte dem beigefügten Gutachten und den Lageplänen.
Am Gutachten wurden Änderungen auf den Seiten 1-12, 37,41-43,51
vorgenommen, die rot kenntlich gemacht sind.
Da in diesem Fall der Bund Eigentümer des Denkmals ist, führt die
Bezirksregierung das Verfahren gemäß § 3 DSchG NW durch.
Helaba
BLZ 300 500 00,
Kontonummer 965 60
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Bezirksregierung Köln
Ich teile Ihnen die Absicht mit und weise darauf hin, dass dieses
Schreiben zugleich der Anhörung gemäß § 28 Verwaltungsverfahrens
gesetz (VwVfG NW) dient.
Wenn Sie sich im Rahmen der Anhörung äußern möchten, so bitte ich
dies bis zum 31.07.2013 zu tun.
Falls Sie sich bis zu diesem Termin nicht geäußert haben, werde ich
die Eintragung in die Denkmalliste veranlassen.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bundesforstbetrieb Rhein
Weser, die Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH,
Vogelsang ip, das Deutsche Rote Kreuz, der Schwimm- und Sportverein
Vogelsang e.V., das Nationalparkforstamt Eifel sowie die Stadt Schleiden
werden ebenfalls beteiligt.
Die Untere Denkmalbehörde der Stadt Schleiden, das LVR-Amt für
Denkmalpflege im Rheinland und das Ministerium für Bauen, Wohnen,
Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW erhalten Durchschriften
dieses Schreibens.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
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Datum: 16.05.2013
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