Daten
Kommune
Bedburg
Größe
29 kB
Datum
19.04.2016
Erstellt
05.04.16, 17:31
Aktualisiert
05.04.16, 17:31
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 4 zu WP9-49/2016 1. Ergänzung
Fachinformation
Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg-Tabletten
FACHINFORMATION
1.
Bezeichnung des Arzneimittels
Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten
Wirkstoff: Kaliumiodid
2.
Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Apothekenpflichtig (ggf. Sondervertrieb nach § 71 (2,3) AMG, Kaliumiodidverordnung
(KIV) vom 05. Juni 2003)
3.
Zusammensetzung des Arzneimittels
3.1 Stoff - oder Indikationsgruppe
Schilddrüsentherapeutika
3.2 Arzneilich wirksamer Bestandteil
1 Tablette Kaliumiodid "Lannacher" enthält 65 mg Kaliumiodid entspr. 50 mg Iodid.
3.3 Sonstige Bestandteile
Maisstärke, Lactose-Monohydrat (Milchzucker), mikrokristalline Cellulose,
Poly[butylmethacrylat-co-(2-dimethylaminoethyl)methacrylat-co-methylmethacrylat] (1:2:1)
(Eudragit E100), Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich].
4.
Anwendungsgebiete
Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten werden angewendet zur Iodblockade der
Schilddrüse bei kerntechnischen Unfällen (Vorbeugung der Einlagerung von radioaktivem
Iod (Iod 131) in die Schilddrüse.
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5.
Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg-Tabletten
Gegenanzeigen
Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten dürfen nicht angewendet werden bei
-
-
Hyperthyreose jeglicher Genese,
bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Iod (diese ist sehr selten und darf nicht mit
der häufigen Allergie gegenüber Röntgenkontrastmitteln verwechselt werden) oder
gegenüber einem der sonstigen Bestandteile,
Dermatitis herpetiformis Duhring,
hypokomplementämischer Vaskulitis.
Anwendung von Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten bei Patienten > 45 Jahre
Wegen des im Iodmangelgebiet Deutschland mit zunehmendem Alter häufigeren
Auftretens einer funktionellen Autonomie der Schilddrüse und des dadurch erhöhten
Risikos von Nebenwirkungen der Iodblockade sowie des mit steigendem Lebensalter
stark abnehmenden Risikos eines strahleninduzierten Schilddrüsenkarzinoms wird die
Iodblockade bei Personen, die über 45 Jahre alt sind, nicht empfohlen.
Besondere Vorsichtshinweise für die Anwendung von Kaliumiodid "Lannacher" 65 mgTabletten
-
Patienten, die bereits mit Thyreostatika behandelt werden, müssen diese Behandlung
fortführen und in kurzen Abständen ärztlich untersucht werden.
-
Iodgaben sollten bei Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom grundsätzlich vermieden
werden.
-
Patienten mit Dermatitis herpetiformis Duhring und einer echten Iodallergie (Allergien
gegen Röntgenkontrastmittel sind häufig keine Iodallergien, sondern Allergien
gegenüber dem Kontrastmittel als solchem) dürfen sich nicht an der Iodblockade
beteiligen.
Da das Ausmaß der Reaktionen im Einzelfall nicht vorhersehbar ist, muss das
langfristige und unbestimmte Risiko einer Strahleneinwirkung auf die Schilddrüse
geringer eingeschätzt werden als die sofortigen und möglicherweise schweren Folgen
einer allergischen Reaktion.
-
Durch die Gabe von hohen Iodmengen kann eine Größenzunahme der Schilddrüse
verursacht werden, die eine bereits bestehende höhergradige Einengung der Luftröhre
verschlimmert.
-
Bei unbehandelten autonomen Arealen besteht die Gefahr einer Hyperthyreose,
schlimmstenfalls die Provozierung einer thyreotoxischen Krise. Daher sollten auch in
diesen Fällen keine Iodtabletten eingenommen werden.
Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangere und Stillende erhalten die gleiche Dosis Kaliumiodid "Lannacher" 65 mgTabletten wie Jugendliche und Erwachsene (s. Punkt 10: Dosierung mit Einzel- und
Tagesgaben). Die Dauer der Einnahme soll sich bei Schwangeren und Stillenden auf zwei
Tage beschränken.
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6.
Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg-Tabletten
Nebenwirkungen
Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg – Tabletten können eine Reizung der Magenschleimhaut,
insbesondere bei Einnahme auf nüchternen Magen, verursachen.
Bei der Anwendung von Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten zur Vorbeugung einer
Einlagerung von radioaktivem Iod kann es in Einzelfällen zu einer iodbedingten
Schilddrüsenüberfunktion kommen. Voraussetzung dafür sind in den meisten Fällen
autonome Areale in der Schilddrüse.
In seltenen Fällen kann eine nicht bekannte Iodallergie bei Einnahme von Iodtabletten
erstmals manifest werden. Dabei können allgemeine allergische Erscheinungen und
zusätzlich infolge vermehrter Schleimhautsekretion Jucken und Brennen in den Augen,
Iodschnupfen, Reizhusten, Durchfälle und Kopfschmerzen infolge Sinusitis u. ä.
Symptome auftreten. Besonders bei vorbestehender Dermatitis herpetiformis Duhring sind
lebensbedrohliche Reaktionen möglich; auch eine Periarteriitis nodosa kann auftreten.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Eine Beeinträchtigung der Konzentrations- oder Reaktionsfähigkeit durch Kaliumiodid ist
nicht zu erwarten.
7.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Thyreostatika, die wegen einer Hyperthyreose eingenommen werden müssen, zeigen
eine verminderte Wirksamkeit bei gleichzeitiger Einnahme von Kaliumiodid "Lannacher"
65 mg-Tabletten.
Die thyreoidale Iodaufnahme wird kompetitiv gehemmt durch Substanzen, die über den
gleichen "trapping"-Mechanismus wie Iodid in die Schilddrüse eingeschleust werden (z. B.
Perchlorat, das darüber hinaus die Rezirkulation von Iod innerhalb der Drüse hemmt),
aber auch durch Substanzen, die selbst nicht transportiert werden wie Thiocyanat bei
Konzentrationen über 5 mg/dl.
8.
Warnhinweise
Keine.
9.
Wichtigste Inkompatibilitäten
Es sind bisher keine bekannt geworden.
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Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg-Tabletten
10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
Einnahme erst nach Aufforderung durch den Arzt oder die Behörden.
Bevölkerungs-/Altersgruppe
Dosierung
Schwangere und Stillende:
2 Tabletten
(entsprechend 100 mg Iodid)
< 1 Monat:
1 bis unter 36 Monaten:
3 bis unter 13 Jahren:
13 bis unter 45 Jahren:
¼ Tablette
½ Tablette
1 Tablette
2 Tabletten
(entsprechend 12,5 mg Iodid)
(entsprechend 25 mg Iodid)
(entsprechend 50 mg Iodid)
(entsprechend 100 mg Iodid)
Personen über 45 Jahren:
keine Tabletteneinnahme empfohlen
Eine einmalige Einnahme ist in der Regel ausreichend. In Ausnahmefällen wird die
zuständige Behörde bzw. der Arzt eine weitere Tabletteneinnahme empfehlen.
Die Tabletteneinnahme ist jedoch bei Neugeborenen stets auf 1 Tag, bei Schwangeren
und Stillenden auf 2 Tage zu beschränken.
Teilung der Tablette
Die Tablette mit der nach außen gewölbten Seite auf eine harte Unterlage legen (kantig
strukturierte Seite weist nach oben).
Halbierung: Die Tablette mit 2 Fingern an den Rändern niederdrücken.
Viertelung: Mit einem Finger auf die Mitte der Tablette drücken.
11. Art und Dauer der Anwendung
Um die Dosierung für Kinder bis zu 36 Monaten zu erhalten, sind die Tabletten mit Hilfe
der Bruchkerben zu teilen. Die Tabletten können geschluckt oder in etwas Flüssigkeit
gelöst eingenommen werden. Mögliche Reizungen der Magenschleimhaut können durch
zusätzliche reichliche Flüssigkeitsaufnahme vermieden werden.
Durch die Iodblockade mit Dosen in der Größenordnung von 100 mg Iodid und darüber
kommt es zu einer Verminderung der Aufnahme des radioaktiven Iods in die Schilddrüse
um den Faktor 90 und darüber, vorausgesetzt, daß die Tabletten rechtzeitig
eingenommen werden. Die Iodtabletten sollten möglichst schon vor der Aufnahme des
radioaktiven Iods eingenommen worden sein. Eine befriedigende Blockade ist auch dann
noch zu erreichen, wenn die Aufnahme des Radioiods weniger als zwei Stunden
zurückliegt. Die Verweildauer radioaktiven Iods im Körper wird sogar noch einige Stunden
nach dessen Aufnahme durch Iodtabletten verkürzt.
Eine erstmalige Anwendung sollte jedoch nicht später als einen Tag nach Aufnahme von
radioaktivem Iod erfolgen, da sonst dessen Ausscheidung verzögert wird.
Dauer der Anwendung: siehe Punkt 10: Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben.
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12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel
a) Überdosierung:
Die Zufuhr sehr hoher Dosen von Iodid kann zu Haut- und Schleimhautreizungen (z.B.
Gastroenteritis) führen. Bei bedrohlichen Beschwerden sind Magenspülungen und evtl.
anschließende Gaben einer isotonischen Natriumsulfatlösung als Laxans angezeigt.
b) Iodinduzierte Hypothyreose:
Absetzen des Iods, Ausgleich der Stoffwechsellage durch Schilddrüsenhormone.
c) Iodinduzierte Hyperthyreose:
Dies ist strenggenommen keine Überdosierung, da die Hyperthyreose auch durch
Iodmengen ausgelöst werden kann, die in anderen Ländern physiologisch sind.
Die Behandlung sollte der Verlaufsform der Hyperthyreose entsprechen:
Milde Formen erfordern u. U. keine Behandlung, ausgeprägte Formen eine
thyreostatische Therapie (die allerdings nur verzögert wirksam ist). In schwersten Fällen
(thyreotoxische Krise) sind Intensivtherapie, Plasmapherese oder Thyreoidektomie
angezeigt.
13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und
Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung
erforderlich sind
13.1 Pharmakologische Eigenschaften
Die Wirkungen, die exogen zugeführtes Iod auf den menschlichen Organismus hat, sind
abhängig von der täglich zugeführten Iodmenge, der Art des Iodpräparates sowie vom
Zustand der Schilddrüse (gesundes Organ, latente oder manifeste Erkrankung).
Pharmakologisch wirksame Ioddosen (über 1 mg/Tag) können folgende Wirkungen
auslösen:
a) Wolff-Chaikoff-Effekt. Iodexzeß führt zu einer Hemmung der intrathyreoidalen
Iodorganifizierung. Bei Persistenz dieses Iodüberschusses wird die Hemmung abgelöst
von einer Reduktion der Iodaufnahme. Persistiert unter pathologischen Bedingungen
der Wolff-Chaikoff-Effekt, so kommt es zur Hypothyreose und zur Strumabildung.
b) Reduktion des intrathyreoidalen Iodumsatzes und der Kolloidproteolyse und damit
Verminderung der Hormonfreisetzung. Dieser Effekt ist bei Hyperthyreose besonders
ausgeprägt und - speziell bei immunogenen Hyperthyreoten - von einer Reduktion der
Durchblutung und Größenabnahme sowie Verfestigung des Organs begleitet.
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13.2 Toxikologische Eigenschaften
a) Akute Toxizität
Siehe dazu Punkt 12: Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel.
b) Chronische Toxizität
Siehe dazu Punkt 12: Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Studien zum mutagenen und kanzerogenen Potential sind nicht bekannt. Hinweise, die für
solche Eigenschaften von Iod und Iodid sprechen, existieren nicht.
d) Reproduktionstoxizität
Aus tierexperimentellen Versuchen liegen keine Hinweise auf teratogene Effekte vor. Iod
ist plazentagängig und kann in sehr hoch dosierter Gabe an die Schwangere beim Feten
zu Hypothyreosen und/oder Strumen führen. Iodid wird in der Muttermilch konzentriert
und sezerniert. Bei Gabe in sehr hoher Dosierung besteht für Säuglinge die Gefahr einer
Hypothyreose. Durch die zeitliche Begrenzung der Anwendung von Kaliumiodid-Tabletten
bei Schwangeren und Stillenden auf max. 2 Tage wird den möglichen Gefahren für Fetus
oder Säugling entgegengewirkt.
13.3 Pharmakokinetik
Iod wird normalerweise über den Magen-Darm-Trakt zugeführt, jedoch auch perkutan und
aus Körperhöhlen aufgenommen. Dies ist speziell bei unbeabsichtigter medikamentöser
Iodzufuhr zu beachten. Anorganisches Iod wird im Dünndarm zu nahezu 100 %, perkutan
jedoch gering und unkontrolliert resorbiert. Das Verteilungsvolumen beim Gesunden
beträgt im Mittel etwa 23 Liter (38% des Körpergewichtes). Der Serumspiegel von
anorganischem Iod liegt normalerweise zwischen 0,1 und 0,5 µg/dl. Im Organismus wird
Iodid von der Schilddrüse und von anderen Geweben wie Speicheldrüsen, Brustdrüse und
Magen angereichert. Das intrathyreoidal gespeicherte Iod hat eine Halbwertszeit von 7
Wochen.
Im Speichel, im Magensaft und in der Milch beträgt die Iodidkonzentration etwa das
Dreißigfache der Plasmakonzentration. Die Iodausscheidung im Urin, meist in µg/g
Kreatinin angegeben, dient als Gradmesser der Iodversorgung, da sie im
Gleichgewichtszustand in Relation zur täglichen Iodzufuhr mit der Nahrung steht.
14. Sonstige Hinweise
Die Gabe von Iodid in so großen Mengen kann eine geplante Radioiodtherapie unmöglich
machen. Ebenso kann die Schilddrüsendiagnostik beeinflusst werden und so zu Irrtümern
führen. Dies gilt besonders für Schilddrüsenszintigramme und für Iodstoffwechselstudien,
aber auch für den TRH-Test.
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Kaliumiodid „Lannacher“ 65 mg-Tabletten
15. Dauer der Haltbarkeit
Die Haltbarkeit der Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten beträgt 5 Jahre.
Sie dürfen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise
Eine leicht bräunliche Verfärbung beeinträchtigt weder die Wirksamkeit noch die
Verträglichkeit des Arzneimittels.
Vor Licht und Feuchtigkeit geschützt (in der Außenverpackung), nicht über
Raumtemperatur (25°C) aufbewahren.
17. Darreichungsformen und Packungsgrößen
Packungsgröße für den regulären Vertrieb unter Apothekenpflicht:
Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten sind in
Packungen mit 10 und 20 Tabletten erhältlich.
Packungsgrößen für den Sondervertrieb zur Notfallbevorratung:
Kaliumiodid "Lannacher" 65 mg-Tabletten sind in Packungen zu 20 Tabletten und 500 x 6
Tabletten erhältlich.
18. Stand der Information
Dezember 2003
19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
Lannacher Heilmittel Ges.m.b.H.
Schlossplatz 1, A-8502 Lannach, Österreich
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