Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
7,2 MB
Datum
13.11.2012
Erstellt
07.11.12, 12:02
Aktualisiert
07.11.12, 12:02
Stichworte
Inhalt der Datei
Europa
wiederentdecken
Bidbook
26. Oktober 2012
2
Unsere
Bewerbung in
Kurzfassung
1992 wurde der Maastrichter Vertrag unterzeichnet. Fünfundzwanzig Jahre danach machen wir uns auf die Suche
nach dem vergessenen Kulturkapitel des Vertrages. Wir,
das sind die Einwohner Maastrichts und der Euregio. Unser
Anliegen ist: „Europa wiederentdecken“. Pagina 7
Z IEL UND P R OZESS
Mit Kultur beginnen
Gerade hier notwendig
Neue Generation
Intensiver Prozess
Kultur verbindet Menschen. Im Zuge des zu
durchlaufenden Prozesses wollen wir Europa in der Kommunikation mit den Bürgern
besser vermitteln, eine dringende Notwendigkeit. Seite 8
In unserer Euregio ist die Konfrontation
von Kulturen Tatsache und Quelle der
Dynamik. Die Kulturhauptstadt 2018 wird
zu notwendigen Verbesserungen im kulturellen Alltag, in der Wirtschaft und bei der
Mobilität führen. Seite 11
Maastricht wird als Europäische Kulturhauptstadt der „Génération Maastricht“
(der 1992 und danach Geborenen) die Chance bieten, ihre Talente und ihre Energie
produktiv zu machen. Seite 14
Nach einem intensiven Prozess mit vielen
Beteiligten aus der ganzen Euregio und
einer transparenten politischen Entscheidungsfindung wird die Jury einen gut
vorbereiteten und fest entschlossenen Partnerverbund antreffen. Seite 17
DA S PRO G R A M M
Speaking in Tongues
Remembering the Future
Mirroring Europe
Living Europe
Die Programmlinie „Sprechen in vielen
Sprachen“ macht sichtbar, wie wir in vielen
Sprachen kommunizieren, auch mit
Körper- und Bildsprache. Seite 31
Mit der Programmlinie „Erinnerung an
das, was sein wird“ zeigen wir, wie wir die
Vergangenheit erleben und diese mit der
Gegenwart und Zukunft verbinden.
Mit „Europa spiegeln“ machen wir deutlich,
wie wir unseren Horizont erweitern und
mit Europa und der übrigen Welt verbinden. Seite 49
Die obigen drei Programmlinien münden
alle in „Europa leben“, wo wir unsere
Träume und Visionen, wo wir das, was wir
erreichen möchten, darstellen. Seite 59
Seite 41
Das Thema „Europa wiederentdecken“
setzen wir in vier Programmlinien um.
3
M AA S T RI C HT U ND PA R TNER
Niederlande
Malta
Schmelztiegel
Transformation
Großes Netzwerk
Die Niederlande und Malta
Maastricht & Euregio ist ein internationaler
Schmelztiegel mit lebendigen Städten,
kreativen Einwohnern und mit vielen
Laien- und Berufskünstlern. Seite 65
Das kulturelle und industrielle Erbe der
Euregio wird auf mehreren Ebenen nachhaltig transformiert, von einem Bergbaurevier zu einem Standort der Wissenswirtschaft. Die jüngste Geschichte der Region
erhält eine neue Zukunft. Seite 80
Kennzeichnend für das euregionale kulturelle Feld ist das engmaschige Netz von
Kultureinrichtungen, Produktionsplattformen, Aufführungsstätten, Ensembles,
Museen usw. Seite 83
Als die beiden Länder, die 2018 die Kulturhauptstadt Europas stellen dürfen, wurden
die Niederlande und Malta nominiert.
Mit der Kulturhauptstadtorganisation in
Malta wurde eine Absichtserklärung über
die Zusammenarbeit bei bestimmten
Themen unterzeichnet. Seite 84
Maastricht bewirbt sich gemeinsam mit den Partnerstädten
Lüttich, Hasselt, Aachen, Heerlen, Sittard-Geleen, Genk
und Tongeren. Auf regionaler Ebene beteiligen sich die
niederländische Provinz Limburg, die belgischen Provinzen Limburg und Lüttich, die Regio Aachen und die
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Immer mehr
Städte aus der Euregio wollen als Programmpartner
mitmachen. Kerkrade ist dafür ein Beispiel. Zudem unterstützen viele kleinere Gemeinden unsere Kandidatur.
Seiten 17 und 23
VORG EHE NSW EISE
Economic
Impact Study
External
Networks
Visitor Economy
VVV, cities, Limburg,
Contractor e.g.
PRC
Cities Institute,
London
Network
Member / Node
Hasselt
University
SEIN
ATLAS
Events Special
Interest Group
Regional
Studies
Association
Mega-Events
Research
Network
University of
Maastricht
CUES
VUB Brussels
COSMOPOLIS
RWTH
Aachen
Council of
Europe / EU
Culture &
Heritage
Directorate
Zuyd
Hogescholen
CCTE; CSERT;
Centre for
Arts
European
Capitals of Culture
Policy Group
University
of Liège
CEDEM
University
of Malta
2018
Organisation und Etat
In den Herzen der Menschen
Infrastruktur und Tourismus
Evaluation und Monitoring
Im Februar 2011 hat eine unabhängige Stiftung niederländischen Rechts ihre Tätigkeit
aufgenommen. Maastricht & Euregio 2018
arbeitet mit einem Etat von 80 Millionen
Euro. 60 Millionen wurden von den Partnern mit breiter Zustimmung bewilligt.
Für den Rest kommen der niederländische
Staat, Europa und die Wirtschaft auf.
Für die Kommunikation ist das Kulturhauptstadtjahr die Chance, die zwischenmenschliche Seite Europas darzustellen.
Das Projekt ist eine ideale Gelegenheit, auf
der Infrastrukturebene neue und notwendige Verbindungen zu verwirklichen, und es
ist eine großartige Chance, den Tourismus
anzukurbeln. Seite 113
Das Untersuchungsprogramm mit permanenter Evaluation und Monitoring gewährleistet nachhaltige Ergebnisse und sorgt
für Ansatzflächen für eine dauerhafte
Zusammenarbeit. Seite 120
Seite 102
Seite 108
4
I N HALT
I Z I E L U N D P ROZE SS
1
U N SE R ZIE L
Europa wiederentdecken - - - 7
Ein Angebot an die Niederlande und Europa - - - 8
2
D E R P R O ZE SS
VIA2018 und die Initiative - - - 17
Erste Fassung der Bewerbungsschrift - - - 19
Nach der Präsentation der Bewerbungsschrift - - - 23
I I DA S P R O G RAMM
4
P RO G R AMM
Europa wiederentdecken – auf Expedition - - - 27
Umsetzung des Themas in Programmlinien - - - 29
Sprechen in vielen Sprachen - - - 31
Erinnerung an das, was sein wird - - - 41
Europa spiegeln - - - 49
Europa leben - - - 59
Talentförderung - - - 62
I I I M A A S T R I CHT U N D SE IN E PAR T NER
5
MAAST RICHT U N D SEI NE PAR TNER
Verbundenheit über Grenzen hinweg - - - 64
Migranten in der Euregio - - - 68
Laien- und Berufskünstler - - - 69
Kreativwirtschaft - - - 70
Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie mal war - - - 72
Euregio Maas-Rhein: mehr Stadt, mehr Landschaft, mehr Kultur - - - 77
Nachhaltige Transformationen auf mehreren Ebenen - - - 80
‚Kulturelle Akteure‘ in der Euregio - - - 82
Netzwerkkarte und Überblick über die kulturelle Infrastruktur - - - 85
I V VO R G E HE N SWE ISE
6
OR GAN ISAT IO N , FI NANZI ER UNG UND ER GEB NI SSE
Organisationsstruktur - - - 102
Finanzierung und Kostenverteilung - - - 103
Struktureffekte - - - 104
Engagement der Wirtschaft - - - 106
Was bringt es uns? - - - 107
7
KO MMU N IKAT ION
Eine Bewegung initiieren - - - 108
Geteilter digitaler Raum - - - 110
Mehrschichtige Kommunikationsstrategie - - - 111
Stakeholder und Zielgruppen - - - 112
8
IN F RAST R U KT U R
Verkehrsverbindungen und Erreichbarkeit - - - 113
Verbesserung des öffentlichen Personenverkehrs - - - 116
Parken: garantiert erreichbar, Beispiel Maastricht - - - 117
Chance und Notwendigkeit des Tourismus - - - 118
9
Was ist eine Kulturhauptstadt?
HE R AU SFO RD E R UNGEN UND NOTWENDI GK EI TEN
Weshalb hier? - - - 11
Herausforderungen und Zwänge - - - 12
Génération Maastricht - - - 14
Namens der Niederlande - - - 15
3
---
E VALU AT ION U N D MONI TO R I NG
Zielsetzungen - - - 120
Die Partner und Malta-Maastricht - - - 120
Impressum - - - 121
Nachwort des Maastrichter Bürgermeisters und des Kommissars der Königin - - - 122
Nachwort des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung - - - 123
Nachwort des Aufsichtsratsvorsitzenden - - - 123
Der Titel “Kulturhauptstadt Europas” geht auf
Melina Mercouri zurück, der ersten Frau, die in
Griechenland Kulturminister wurde. Sie wollte die
Menschen vom Wert der Kunst und Kultur für die
Gesellschaft überzeugen. 1985 wurde Athen erste
Kulturhauptstadt Europas. Die Veranstaltung war
ein großer Erfolg. Seit 2009 stehen jeweils zwei
Städte der Europäischen Union im Rampenlicht –
jeweils eine Stadt aus einem alten und eine aus
einem neuen Mitgliedstaat. Ziel ist es, den Reichtum
des Kulturerbes in seiner ganzen Vielfalt in den
Blickpunkt zu rücken. Die Bürger Europas sollen
sich so besser kennen lernen, mehr Verständnis
füreinander entwickeln und sich der großen
Gemeinschaft bewusst werden, der sie angehören.
2018 sind die Niederlande und Malta an der Reihe,
die europäischen Kulturhauptstädte zu stellen.
Maastricht ist eine von fünf niederländischen
Bewerberstädten. Maastricht will das Projekt nutzen, um einem viel größeren Gebiet neue Impulse
zu verleihen: der ganzen Euregio Maas-Rhein. Eine
Jury aus 13 Personen (sechs aus den Niederlanden,
sieben aus anderen europäischen Mitgliedstaaten)
wird nach einem Auswahlverfahren (in zwei Runden)
im September 2013 die gewählte Stadt verkünden,
gefolgt von einer formalen Bestätigung durch die
Regierung der Niederlande und den Rat der Europäischen Union.
--Stiftung Maastricht
Kulturhauptstadt
Europas 2018
Gründungsmitglieder der im Februar 2011 errichteten Stiftung Maastricht Kulturhauptstadt Europas
2018 (einer Stiftung niederländischen Rechts) sind
die Städte Maastricht, Aachen, Lüttich, Heerlen,
Sittard-Geleen, Hasselt, die Provinzen Niederländisch-Limburg, Belgisch-Limburg und Lüttich
sowie die Regio Aachen und die Deutschsprachige
Gemeinschaft Belgiens. Nach der Gründung der
Stiftung stieg das Interesse, sich der Bewerbung
anzuschließen. Es kam zu Gesprächen mit den
Städten Genk und Tongeren, die ebenfalls der
Stiftung beitraten.
5
I Z I EL UN D
PR OZ E SS
Neue Chance für ein vergessenes
Kapitel des Maastrichter Vertrags
von 1992
WENN ICH
EUROPA
NOCH EINMAL
VON VORNE
GESTALTE N
DÜRFTE,
ICH WÜRDE
MIT DER
KULTUR
BEGINNE N!
Jean Monnet
Gründervater der Europäischen Gemeinschaft
für Kohle und Stahl (EGKS), der
Vorläuferorganisation der Europäischen Union
7
KAPITEL 1 : ZIEL
Europa wiederentdecken
Neue Chance für ein vergessenes Kapitel
des Maastrichter Vertrags
Die Stadt Maastricht bewirbt sich 2018
im Namen der Niederlande um den Titel
Kulturhauptstadt Europas. Sie kooperiert
dabei mit der Euregio Maas-Rhein. Maastricht will die gewachsene Kraft der niederländischen Kultur, die einem Klima der
Offenheit und Toleranz zu verdanken ist,
in den Blickpunkt rücken und ihr neue
Impulse geben.
Die Lage inmitten der Euregio MaasRhein bietet Maastricht, der europäischsten Stadt der Niederlande, die einmalige
Chance, einen Beitrag zur Wiederentdeckung Europas zu leisten. Als Grenzregion
orientieren wir uns stark auf Europa und
auf einen Prozess, bei dem die kulturelle
Vielfalt Europas für die Bürger direkter
erlebbar werden soll. Dabei steht die Kraft
der Kultur und ihr breites Spektrum im
Mittelpunkt. Die Akzente liegen auf Musik,
bildender Kunst, Theater, modernem Tanz,
Talentförderung, den Verbindungen zwischen Berufs- und Laienkunst und dem
innovativen Umgang mit dem kulturellen
Erbe.
Ein Europa der Bürger
Gegenwärtig drehen sich die Debatten um
die allgegenwärtige europäische Krise. In
der öffentlichen Wahrnehmung werden
Rolle und Bedeutung des Qualitätslabels
„Europa“ immer kontroverser gesehen. Wir
wollen 2018 mit unserer Bewerbung das
(vergessene) Kulturkapitel des Maastrichter Vertrags von 1992 wiederbeleben und
zur Grundlage einer neuen europäischen
Identität machen, einer Identität, die paradoxerweise auf unserer einzigartigen kulturellen Vielfalt beruht. Die Erkenntnis,
dass eine dauerhafte europäische Einheit
nur Einheit in Vielfalt sein kann, setzt sich
durch. Die Kulturen erteilen Europa einen
wichtigen Auftrag. Europa muss die Diversität seiner Kulturen als Chance nutzen, wenn
seine Zukunft von seinen Bürgern getragen
werden soll. Kultur ist ein wichtiger Faktor
zur Ermöglichung dieses Prozesses.
Die Kultur verbindet Menschen, führt sie
im Alltag zusammen, sorgt dafür, dass sich
zwischen ihnen Geschichten entwickeln,
dass sich neue Auffassungen herausbilden
und dass Raum für Talentförderung, Kreativität und kritisches Denken entsteht.
Deshalb ist „Europa wiederentdecken“ das
Hauptthema des Kulturhauptstadtprojekts
Maastricht und Euregio 2018.
3,9 Millionen Einwohner
Maastricht und die Euregio haben eine
Fläche von etwa 10.000 Quadratkilometern.
Insgesamt zählt das Gebiet 3,9 Millionen
Einwohner. Die Euregio erstreckt sich über
Teile dreier Länder (Niederlande, Belgien
und Deutschland) und umfasst fünf Regionen (Niederländisch-Limburg, BelgischLimburg (Flandern), die Provinz Lüttich
(Wallonien), die Regio Aachen und die
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens),
in denen neben den vielen Sprachen der
Migranten drei plus eine Sprache (Niederländisch/Flämisch, Französisch, Deutsch
und Englisch als Lingua franca) gesprochen
werden. Gelegen an der Schnittstelle des
germanischen und des romanischen Kulturkreises, ist dieses Gebiet ausgezeichnet
geeignet, als Versuchslabor für Europas
Zukunft zu dienen.
Notwendiges Experiment
In der Euregio Maas-Rhein wird in besonderem Maße die Notwendigkeit empfunden,
mit kultureller Verschiedenheit, transnationalen Verbindungen, dem Selbstbewusstsein und der Interaktion zwischen den Bürgern sowie mit der besonderen Beziehung
zwischen Stadt und Landschaft zu experimentieren. Der Akzent liegt auf einer auf
Europa ausgerichteten Partizipation. Es
geht darum, voneinander zu lernen und
offen zu bleiben gegenüber allen, die zu
uns kommen, um hier zeitweilig oder ständig zu leben. Vor allem die Partizipation
junger Menschen (der seit 1992 geborenen
„Génération Maastricht“) wollen wir ins
Zentrum des Prozesses rücken.
Dauerhafter Impuls
Maastricht und Euregio werden 2018 mehr
als nur ein großartiges Kulturfest bieten,
sondern wollen ab 2015 und weit bis ins
Jahr 2019 hinein die strukturellen Entwicklungen spürbar voranbringen, sowohl im
kulturellen Bereich als auch auf den Gebieten des urbanen und euregionalen Wandels, der Infrastruktur und der Wirtschaft.
Für dies alles haben wir die Unterstützung
der Städte und der Menschen in der gesamten Euregio Maas-Rhein.
8
Z I EL
--das europäische haus
mein nachbar hat einen kontinent erdacht
ein strahlendes reich mit wenig eigenschaften
kein wind, kein echo: einstiegsbereite flächen
machen das leben lang und satt
die bürger haben kultur und keine kanten
vollkommen rund und gleichgemacht
ähneln sie ihren münzen, sprachen und tomaten
friedlich rollen sie auf dem asphalt
auch in mir gedeiht dies unendliche
verlangen nach ordnung, häuslichkeit
nachbar und ich, wir akzeptieren uns
wir sind der schaum auf unsren idealen
doch manchmal, wenn die welt in flammen steht
kurz vor dem schlafengehen
manchmal denk ich ganz leis an meine herkunft
dann riech ich sie von weitem
dort, unter glatter jünglingshaut
erwacht viel hunderttausendfach
ein all dem widersprechendes loch
eine Höhle voller kelten und katharer
etruskern, mauren, magyaren
dort stinkt es nach milch und männerfell
nach visigoten, protoslawen
lappen ziehen zur jagd auf den scheitel
vandalen bevölkern meinen unterleib
mein fleisch quillt auf, beginnt zu schmelzen
baske! sachse! merowinger
haken sich fest an zarten rippen
ich zerfall, versammle mich zu horden
ich werd’ ein guter barbapappa
für all meine reisenden ahnen
hier kommt der mischmasch von europa
mein nachbar hatte einen kontinent erdacht
doch ich such ein zimmer für meine gäste
ein häuschen für gemischte herkunft
oder einfach eine tonne zum drin schlafen
ich suche einen ort voll ungemütlichkeit
am besten so verwinkelt wie früher: schlecht geführt
zugig und im rohbau noch, doch echt –
gib mir halt zwischen keller und dach
bau für mich ein verrostetes haus
gegen ein amselfeld voll schöner mythen
gegen die mohnblumen von poperinge
und die goldzähne von auschwitz
gegen eine aussicht auf nebel und reinheit
bau mir ein schwieriges, schmerzliches haus
Ramsey Nasr
Dichter des Vaterlands
Geschrieben anlässlich der Eröffnung des
Europäischen Hauses in Den Haag am 16.
Mai 2011, siehe www.europeesparlement.nl
und www.ramseynasr.nl.
Aus dem Niederländischen von Gregor
Seferens
Europa wiederentdecken: ein Angebot
an die Niederlande
und Europa
Als Karl der Große (auch „Pater Europae“,
Vater Europas, genannt) Ende des 8. Jahrhunderts seinen kaiserlichen Hof nach
Aachen verlegte, blickte alle Welt auf das
Gebiet, das heute die Euregio Maas-Rhein
bildet. Viele Jahrhunderte nach der Karolingerzeit stand das Gebiet 1992 zum zweiten
Mal im Mittelpunkt, als mit dem Vertrag
von Maastricht das Fundament für die europäische Währungsunion gelegt wurde.
Wenn es mit der Kulturhauptstadt klappt,
kann es ein drittes Mal so sein. Das Leben in
der Euregio Maas-Rhein war immer transnational geprägt.
Im dritten Jahrzehnt nach dem Vertrag
von Maastricht werden dann die Menschen
in Maastricht und der Euregio endlich
„Europa leben“. Sie überqueren jeden Tag
Staatsgrenzen, ohne diese als Begrenzungen
zu empfinden. Grenzüberschreitungen sind
Teil einer gelebten vielfältigen kulturellen
und mehrsprachigen Identität, sind eine
Bestätigung der europäischen Vielfalt. Hier,
in dieser selbst für europäische Verhältnisse
ungewöhnlichen Dreiländerregion, wird die
vielfältige europäische kulturelle Identität
als Alltagserfahrung wirklich praktiziert.
Auch in anderen Euregios, die sich dem von
Maastricht und der Euregio Maas-Rhein
vorgezeichneten Prozess angeschlossen
haben, ist dieser inzwischen in Gang gesetzt
worden.
qualität und guten Bedingungen für eine
florierende Kreativwirtschaft.
„Visionen“ wie die oben skizzierte sind
für uns Leitlinien, die unsere Ziele sichtbarer und greifbarer machen.
Europa „leben“
Die wachsende Distanz zwischen dem Europa der Institutionen und dem europäischen
Bürger kann Kultur nicht allein überbrücken. Das ist auch nicht die primäre Aufgabe
von Kunst und Kultur. Aber Maastricht
will Kultur als Bindemittel nutzen, um
Verbindungen zwischen den europäischen
Bürgern herzustellen und um Europa in
ihr tägliches Leben zu integrieren. Wenn
die Menschen die inspirierende Kraft entdecken, die eine vielfältige kulturelle Identität bietet, können sie dem, was ihnen fremd
ist, offen begegnen, neue Erfahrungen
sammeln und sich austauschen, ohne die
eigene Identität zu verlieren. Europas
Stärke liegt gerade in der Spannung zwischen den Fragmenten, den vielfältigen
Formen, den lokalen, regionalen und nationalen Identitäten. Nur wenn es uns gelingt,
die Chancen zu erkennen, die Europas
Fragmentierung und Europas Gegensätze
bieten und wir diese nicht als Hindernisse
für die Einheit sehen, kann Europa für seine
Bewohner zu einem gemeinsamen Bezugsrahmen werden, nur dann wird Europa
„leben“.
Vergessenes Kulturkapitel
Die Wiederbelebung des Kulturkapitels aus
dem Maastrichter Vertrag, primär durch die
Einwohner der Euregio, wird ein großartiges Beispiel für den Austausch zwischen
Menschen unterschiedlicher Nationalität
in Europa sein. Der Austausch zwischen
Niederländern, Belgiern und Deutschen,
zwischen den Flamen, Wallonen, Limburgern und deutschsprachigen Belgiern, zwischen französisch-, niederländisch- und
deutschsprachigen Belgiern, der niederländischsprachigen Bevölkerung Maastrichts,
der deutschsprachigen Bevölkerung
Aachens und den Studenten und Migranten
aus aller Welt, die die Euregio als zeitweiligen oder festen Aufenthalt gewählt haben,
sorgt für die notwendige Aufgeschlossenheit.
Zusammenarbeit ist zwischen allen Kultureinrichtungen der Euregio eine Selbstverständlichkeit, seit man entdeckt hat, dass
dies sowohl in künstlerischer als auch finanzieller Hinsicht Vorteile bringt. In der
ganzen Region herrscht eine Atmosphäre,
durch die gut ausgebildete ausländische
Fachkräfte angezogen werden und die die
Euregio zu einem Ort macht, wo sich junge,
arrivierte und ältere Menschen mischen,
ein Ort mit überdurchschnittlicher Lebens-
Nachhaltige Perspektive
Die Euregio hat das Potenzial, ein Vorbild
dafür zu werden, wie Europa in das Leben
und das Bewusstsein der Europäer integriert und wie eine mehrschichtige europäische kulturelle Identität gewinnbringend
zu einer Selbstverständlichkeit werden
kann. Wir präsentieren ein Programm, das
den Bürgern die Chance zur Herausbildung
besonderer Kompetenzen bietet, Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, die Vielfalt
der Kulturen zu nutzen. Ein Programm,
das sie befähigt, die mentalen Grenzen
zwischen den Kulturen zu überwinden.
Ein Programm, das die Vielfalt der Kulturen
zu einem Teil des täglichen Lebens werden
lässt. Maastricht und die Euregio MaasRhein wollen gemeinsam als Europäische
Kulturhauptstadt 2018 ihre Zukunft entwerfen und das Ergebnis dieses Prozesses
als Angebot an die Niederlande und Europa
verstanden wissen. Und nicht nur für 2018,
sondern dauerhaft, auch für 2023 oder 2028,
um schließlich 2033 den Staffelstab an die
nächste niederländische Kulturhauptstadt
Europas weiterzugeben.
9
11
KAPITEL 2 : HERA U S FO RD E RU N G E N U N D N OT W E N D I G K E I T E N
Weshalb
hier?
Wenn der Name „Maastricht“ Menschen außerhalb der
Euregio Maas-Rhein etwas sagt, dann am ehesten im
Zusammenhang mit dem Maastrichter Vertrag von 1992.
Außerdem ist Maastricht als Sprungbrett der Niederlande
nach Europa bekannt.
„De Queeste“ gastierte
in Moresnet, einst ein
europäischer Kleinststaat.
In Jan van Eycks „Madonna
des Kanzlers Nicolas Rolin“
ist eine wunderbare Wiedergabe der Pont des Arches
in Lüttich zu finden, schrieb
Pierre Lavedan in seinem
Artikel La Vie Urbaine
(in: Organe de L’institut
d’Urbanisme de l’Université
de Paris, 1957).
2018 stellen die Niederlande und Malta
jeweils eine der Kulturhauptstädte Europas.
Es ist das dritte Mal, dass nach Amsterdam
(1987) und Rotterdam (2001) eine niederländische Stadt diese Möglichkeit erhält: eine
große Chance für die Stadt, die Region und
das Land insgesamt.
Maastricht liegt auf der Bruchlinie
zwischen Nord- und Südeuropa, an einem
Schnittpunkt von Grenzen. Deshalb war
diese Stadt im Herzen der Euregio MaasRhein immer aufgeschlossen gegenüber
ihren Nachbarländern. Maastricht und die
Euregio Maas-Rhein haben diesbezüglich
eine lange Geschichte.
Einst stand in der Region die Wiege
Europas. Nach dem Tode Karls des Großen
im Jahre 814 in Aachen drohte sein Reich zu
zerfallen. 870 schlossen seine Erben nach
langen Auseinandersetzungen in Meerssen
nahe Maastricht einen Vertrag über die
Aufteilung eines wichtigen Teils von Europa. Dieser sollte der Grundstein für die
Aufteilung in das heutige Frankreich und
Deutschland werden. Der Vertrag skizzierte
gewissermaßen die späteren europäischen
Grenzen. Insbesondere der internationale
Karlspreis der Stadt Aachen erinnert jedes
Jahr wieder an dieses Phänomen. Und mit
der Unterzeichnung des Maastrichter Vertrags 1992 wurden hier die Konturen des
heutigen Europa festgelegt. Maastricht versinnbildlicht die internationale Orientierung der Niederlande.
Verantwortung
2018 ist es 25 Jahre her, dass der Vertrag von
Maastricht in Kraft trat. Sowohl Europa als
auch die Euregio stehen an einem Wendepunkt ihrer Entwicklung. Was kann und
muss getan werden, um Europa im Spannungsfeld globalisierter Ökonomien und
technologischer Innovationen, zwischen
kultureller Tradition und Erfahrung,
zukunfts- und wettbewerbsfähig zu halten?
Dies ist nicht nur eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe, sondern auch eine Herausforderung, die sich
im unmittelbaren Lebensraum der Menschen – den Städten – niederschlägt und die
neue Ansätze erfordert.
Die heutige institutionelle Krise Europas
ist für die emotionale Bindung der Menschen an die Europäische Gemeinschaft
nicht hilfreich. Das Misstrauen zwischen
Nord- und Südeuropa wächst. Die europäische Identität wird immer mehr als Bedrohung dargestellt. Maastricht fühlt sich
verantwortlich, auf diese Situation zu
reagieren. Schließlich wurden in der Stadt
durch Unterzeichnung des Maastrichter
Vertrags – der später im Vertrag von Lissabon eine Fortschreibung fand – die entscheidenden Weichen für die Europäische
Union gestellt.
Die Maastrichter Antwort auf das zunehmende Misstrauen ist, Kultur nicht nur als
Ausdruck regionaler und nationaler Eigenheiten zu sehen, sondern als Teil eines breiteren euregionalen/europäischen Rahmens.
Wir wissen, dass die Krise nicht durch Kultur allein gelöst werden kann. Aber im europäischen Alltag, im Europa der Bürger, wo
jeder von uns italienisches Essen, französische Bücher, Urlaub auf Malta oder schwedische Möbel ganz selbstverständlich findet,
kann die nichtinstitutionalisierte, informelle europäische Kultur einen großen
Unterschied ausmachen. Ihre Beziehung
zum täglichen Leben muss ernst genommen
werden.
Europa Bedeutung geben
Wir laufen Gefahr, einen der zentralen
Werte aufzugeben, der Europas Bedeutung
im globalen Kontext ausmacht. Auch wenn
die Wirtschaftskraft Europas schwächelt
und das Bevölkerungswachstum dem anderer Kontinente nicht annähernd nachkommt, ist Europa durch seine kulturelle
Vielfalt und seine Geschichte für viele in
der Welt noch immer ein wichtiger Bezugspunkt. Das gilt mit Sicherheit für Kunst und
Kultur, für Maler, Denker und Schriftsteller,
also für Kulturschaffende im weitesten
Sinne des Wortes. Dem entsprechen auch
die strategischen Ansätze der Europäischen
Kommission, die im November 2011 ein
neues Förderprogramm für den Kultur- und
Kreativsektor (2014-2020) unter dem Titel
„Kreatives Europa“ mit einem Budget von
1,8 Milliarden Euro vorstellte. Die Kommission will die kulturelle Vielfalt in Europa
stärken, indem sie für 300.000 Künstler und
Kulturschaffende die Voraussetzungen
schafft, ein neues Publikum außerhalb ihrer
Heimatländer zu erreichen. In diesen Zeiten, in denen uns der Wunsch nach Einheit
verleiten kann, eine einheitliche europäische Identität anzustreben, ist es wichtig zu
betonen, dass Europas Stärke in der großen
Vielfalt seiner Wahrheiten liegt. Genau das
hat Europas Wachstum jahrhundertelang
vorangetrieben. Dies ist unsere gemeinsame
europäische „Geschichte“.
12
HER AU SFO R DER U N GEN U N D N OTW EN DI GKEI TEN
Herausforderungen
Der Maastrichter Stadtrat hat im Dezember 2008 bereits eine Antwort auf die
Frage gegeben, weshalb eine Kulturhauptstadt gerade hier am rechten Platz
ist:
„Maastricht und die Euregio unterscheiden sich
von den anderen niederländischen Bewerbern
dadurch, dass die Dynamik der Region auf einer
Konfrontation und Kontextualisierung von Kulturen und kulturellen Dimensionen beruht. Dass
sich hier Kulturen aneinander reiben, ist in den
Genen der Region verankert und lässt sich anhand
der Begriffspaare germanisch/romanisch, industriell/agrarisch, Wohnviertel/Welt, Hoch-/Volkskultur, modern/klassisch, Tradition/Erneuerung,
fremd/einheimisch begründen.“
Die kulturelle Vielfalt nutzen
Europas Säule: der europäische Kulturgedanke
Unser Kontinent gleicht einem Kaleidoskop.
Das war noch nie anders. Grundpfeiler der
europäischen Kultur sind Christentum und
Judentum, die Aufklärung, die Französische
Revolution, die Erklärung der Grund- und
Menschenrechte, die Erfahrung der neuen
Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg
und der Einfluss der Migration. All diese
Aspekte flossen in Europa und in der Euregio in unterschiedlicher Form in Sprachen,
regionale Bräuche und Mentalitäten ein. So
entstanden der europäische Kulturgedanke
und seine Werte.
Europe. A Beautiful Idea?
2004 bot der niederländische Vorsitz in der
Europäischen Union der niederländischen
Regierung die einzigartige Chance, die Bedeutung des „europäischen Gedankens“ auf
die internationale Agenda zu
setzen. Der europäische Gedanke ist, wie
sich damals zeigte, im Kern eine kulturellethische Modellvorstellung, weniger ein
politisch-wirtschaftlicher Begriff.
Unter dem Titel „Europe. A Beautiful
Idea?“ fanden mehrere Kongresse mit namhaften Referenten statt. Das Ergebnis war
vielsagend: Anno 2004 ging immerhin ein
europäischer Traum in Erfüllung. Es gelang
nicht weniger als die Wiedervereinigung
von West- und Osteuropa. Bereits 27 Staaten
sind Mitglied der Union. Es gibt eine europäische Verfassung, eine europäische Währung und Kriege zwischen den europäischen
Nationalstaaten sind undenkbar geworden.
Aber rechte Freude kommt nicht auf. Das
stolze Europa, das Churchill, Schumann
und Monnet vor Augen hatten – Europa
als moralisches und kulturelles Vorbild für
die Welt –, dieses Europa gibt es nicht. Das
geeinte Europa ist verwirrt, ist Opfer von
Argwohn und Zwietracht. Und auf Fragen,
die eigentlich keine Fragen mehr sein dürften, werden pausenlos Antworten gesucht,
die verschwunden zu sein scheinen. Europa,
was ist das? Was ist ein Europäer? Wo liegt
Europa? Der europäische Gedanke hat sich
verflüchtigt und damit die Begeisterung für
Europa. Eines ist jedoch sicher: Ebenso
wenig wie sich das Kulturideal des Erasmus
von Rotterdam in einer Welt ohne Frieden,
Wohlstand und ohne unsere Rechte verbürgende demokratische Institutionen verwirklichen lässt, ebenso wenig wird es in
der europäischen Gesellschaft Frieden und
Wohlstand ohne Festhalten am europäischen Kulturgedanken und seinen Werten
geben. Maastricht will 2012 in seiner gemeinsamen Bewerbung mit der Euregio
Maas-Rhein für 2018 einen innovativen
Beitrag zum europäischen Kulturgedanken
leisten.
Auf kultureller Ebene verliert die niederländische, wallonische, flämische, deutsche
und frankophone Kunst und Kultur – nicht
allein in der Euregio Maas-Rhein, sondern
in Europa insgesamt – im Vergleich zur
angelsächsischen Kultur in verschiedenerlei
Beziehung an Bedeutung. Das ist erklärlich
aufgrund des Gebrauchs des Englischen als
Lingua franca. Für Film, Literatur, bildende
Kunst, Mode und Design, Theater und
Musik will Maastricht & Euregio 2018 Plattformen schaffen und die Arbeit von Künstlern unterstützen, die in ihrem authentischen regionalen Kontext arbeiten, auf diese
Weise die europäische kulturelle Vielfalt
stärken und sich trotzdem international
orientieren.
Barrieren überwinden
Auf menschlicher Ebene bietet die Euregio
den Menschen die Chance, hier Transnationalität und somit mehrere Identitäten wirklich zu leben. Das kostet jedoch mehr Mühe,
als einfach an der nationalen Identität festzuhalten. Dazu muss man physische und
psychologische Grenzen überwinden. Das
gilt sowohl für Menschen mit einer akademischen Ausbildung als auch für sozial
schwächere Gruppierungen. Wir betrachten
es als unsere Aufgabe, für alle Zielgruppen
ein anspruchsvolles Programm zu entwickeln.
Internationale Ausrichtung
Die staatlichen Maßnahmen orientierten
sich in dieser Region in den vergangenen
Jahren vor allem an den jeweiligen Zentren
der Nationalstaaten. Dadurch ging der
Zusammenhang verloren und erodierte die
kulturelle Identität der Regionen. Die internationale und euregionale Ausrichtung
geriet ins Hintertreffen. Da die Nachbarländer im Alltag an Bedeutung verloren,
besteht weniger Bedarf, mehrere Sprachen
zu lernen. Das liegt teils an den wirtschaftlichen und technologischen Verschiebungen
in diesem Gebiet wie etwa dem Wegfall bzw.
der Transformation des Bergbaus.
Neue Generationen
Gesellschaftliche Entwicklungen: wachsende Entfremdung der Generationen. In Europa nimmt die Distanz zwischen den Generationen zu, das heißt zwischen der schnell
wachsenden Gruppe der Senioren und den
Jugendlichen. Mitte 2012 lebten in den Niederlanden erstmals drei Millionen Rentner.
In Südlimburg ist ihr Anteil überdurchschnittlich hoch. Dass Jugendliche bei der
Einstellung weniger Chancen haben, ist bezeichnend für die Gegensätze zwischen
Jung und Alt in Europa.
13
H E R A U S FO R D E R U N G E N UN D N OTW EN DI GKEI TEN
Notwendigkeiten
--Zusammenhang
Kultur – Wirtschaft
Aus: „Een koers voor Limburg, Actieprogramma Zuid-Limburg“ (Mai 2012)
Kultur in der Region schwer getroffen
Bessere Verbindungen
Durch die staatlichen Einsparungen im
Kulturbereich in den Niederlanden, Belgien
und in geringerem Maße in Deutschland ist
die Gefahr groß, dass in den Regionen im
Vergleich zu den nationalen Zentren unverhältnismäßig viele Einrichtungen schließen
müssen. Davon ist in den Niederlanden
auch der Kultursektor in Südlimburg stark
betroffen. Bittere Notwendigkeit ist es,
ein Gegengewicht als grenzüberschreitend
kooperierende Europäische Kulturhauptstadt zu bieten, gekoppelt auch an grenzüberschreitende „kulturelle Unternehmerschaft“, und die Gewinnung neuer Zielgruppen.
In der niederländischen Zeitung „Volkskrant“ stand am 2.8.2012: „Kunst in der
Region schwer getroffen. Von den Einsparungen wird die darstellende Kunst in den
Regionen im Verhältnis viel stärker berührt
als die in den vier Großstädten.”
Eine andere große Aufgabe ist die Verbesserung der schlechten öffentlichen Verkehrsverbindungen in der Euregio. Es
ist nahezu unmöglich, in angemessener
beziehungsweise mit dem Pkw vergleichbarer Zeit durch die Euregio zu reisen. Das
beeinträchtigt die Arbeitsmobilität und
erschwert es vor allem jungen Menschen,
von Angeboten Gebrauch zu machen, die
in der eigenen Stadt fehlen, aber in nur
wenigen Autokilometern Entfernung zu
haben sind. Mit der Einführung des sogenannten Euregiotickets wurde ein guter
Beginn gemacht, aber das reicht bei Weitem noch nicht. Das Problem ließe sich
durch neue öffentliche Verkehrsverbindungen (einschließlich der SpartacusLinie Hasselt-Maastricht, der AvantisLinie Heerlen-Aachen und einer IntercityAnbindung Lüttichs und Aachens)
befriedigend lösen. Dadurch würde die
Mobilität der Bürger stark verbessert,
könnten sie sich bequemer einen Job
jenseits der Grenze suchen und leichter
an regionalen (Kultur-)Veranstaltungen
teilnehmen.
Höhere Arbeitslosigkeit
Wirtschaftliche Zwänge sind für die Euregio
wirksame Mittel, die Weichen neu zu stellen. Einerseits bieten sich neue und chancenreiche Initiativen an wie die Entwicklung der sogenannten „Brainports“.
Andererseits ist in der Euregio MaasRhein noch immer von einer wirtschaftlichen Krisenlage zu sprechen. Das Sterben
der Fertigungsindustrie, die höhere Arbeitslosigkeit im Vergleich zu den nationalen
Durchschnittswerten, der überlebensnotwendige Ausbau der Freizeitwirtschaft und
das zunehmende Missverhältnis auf dem
(europäischen) Arbeitsmarkt, der Mehrsprachigkeit, Multikulturalität und grenzüberschreitende Mobilität verlangt, sind
Beispiele dafür.
Gläserne Mauern zwischen den
Ländern
Nationale Bildungssysteme, die auf den
nationalen Arbeitsmarkt zugeschnitten sind
und daran gemessen werden, stimulieren
wenig zum Austausch von Studenten
und Personal. Aus diesen Gründen ist es
unverzichtbar, die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit voranzutreiben und die
Menschen zu motivieren, den Wert einer
kulturell vielschichtigen Identität zu nutzen. Derzeit wählen die meisten Menschen
den bequemeren Weg einer nationalen
Orientierung. Während am Wochenende die
grenzübergreifenden Qualitäten der Landschaften und Städte gefragt sind, konzentriert man sich während Woche lieber auf das
eigene Land. Es scheint dann beinahe, als
wären die einzelnen Länder durch gläserne
Mauern getrennt. Die Herausforderung
besteht darin, gerade in Zeiten der Krise ein
besseres Gleichgewicht zwischen nationalem und transnationalem Zusammenhalt
zu finden.
Die niederländische Tageszeitung „Volkskrant“ am
2. August 2012
Für den wirtschaftlichen Erfolg ist
Verflochtenheit Voraussetzung. Die
Nutzung der in der Gesellschaft vorhandenen Kreativität führt zu unternehmerischer Initiative, wirtschaftlicher Aktivität und kultureller Innovation, ist aber
von adäquat ausgebildeten und verfügbaren Arbeitskräften abhängig. Wenn
eine solche Verflochtenheit besteht, ist
die Grundlage für Wohlfahrt, Wohlstand
und Zukunftsvertrauen gegeben. Deshalb sind Initiativen wie Kulturhauptstadt Maastricht & Euregio 2018 wichtig,
um integrale Vitalität auszustrahlen.
Maastricht & Euregio 2018 macht die
Erneuerung Europas, die sich in Südlimburg schon seit Jahrhunderten
durch oft buchstäbliche Grenzverlegung
vollzieht, in einem attraktiven Kulturprogramm greifbar. Die Kräftebündelung bei Maastricht & Euregio 2018,
in Verbindung mit den strukturellen
kulturellen Innovationen von Brainport
2020, trägt zu den wirtschaftlichen
Perspektiven von Südlimburg bei.
Die Durchführung von Maastricht &
Euregio Kulturhauptstadt 2018 bietet
unzählige Chancen, die Verflechtungen
in Südlimburg zu intensivieren und
führt konkret zu:
– Zunahme der Unternehmen und
jungen Menschen, die sich für Südlimburg entscheiden und die für
neue Arbeitsplätze, Erträge und
Innovation sorgen
– Vergrößerung der Anzahl kultureller
Produktionen, größeres öffentliches
Interesse und Erneuerung des Kulturangebots
– Verbesserung des Rufes von Südlimburg als Gebiet mit idealer Ausgewogenheit zwischen Arbeit und
Leben und mit Einwohnern, die auf
die Region stolz sind
– intelligenterer Einsatz von staatlichen Mitteln, indem das Kulturprogramm für die Bevölkerung im
Mittelpunkt steht und nicht die
organisierenden Institutionen
– mehr Kulturinvestitionen privater
Partner
– Verbesserung des grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehrs
– Förderung von Handel und Wirtschaft in der Euregio durch Verblassen der Staatsgrenzen und durch
engere kulturelle Verbindungen
– Beiträge zur Lösung des Problems
der Jugendarbeitslosigkeit im
Europa von morgen.
14
HER AU SFO R DER U N GEN U N D N OTW EN DI GKEI TEN
La Génération Maastricht:
das Gesicht von Maastricht
& Euregio 2018
„Elles sont étudiantes, ont 19 ans et des
envies d’ailleurs“, war im Artikel einer
französischen Zeitung zu lesen (Sommer
2011).
Fünf junge Frauen aus Lyon: „entendent parler d’Europe depuis qu’elles sont petites. Lorsque
l’on entend parler d’Europe à l’école, on associe toujours cette notion aux accords commerciaux. Rien
qui ne vous concerne directement. Alors on a voulu
mettre en pratique notre citoyenneté européenne.“
Und somit reisten die fünf Frauen quer
durch Europa, durch das Europa, das 1992
durch den Maastrichter Vertrag zu ihrem
Europa geworden war. Sie entdeckten ein
anderes Europa als das krisengeschüttelte.
Sie wurden 1992 geboren und nennen sich
deshalb „Génération Maastricht“. Sie sind
das Symbol, das Gesicht von Maastricht &
Euregio 2018. Die Génération Maastricht,
die in das heutige Europa hineingeboren
wurde und es nicht anders kennt, stellt sich
lediglich die Frage, wie sie dieses Europa
entdecken kann. „On a une grande soif de
découverte.“
mit denen ich an den Universitäten spreche, wo ich
lehre oder Vorträge halte. Bei allen spüre ich großen
Stolz darauf, Europäer zu sein, und den Wunsch,
sich an Aktivitäten zu beteiligen, bei denen es um
Nachhaltigkeit, Respekt für die Umwelt, das
künstlerische und historische Erbe geht. Sie glauben an Europa als Motor der modernen Zivilisation und sie debattieren engagiert und äußerst
kompetent über die Vor- und Nachteile der Lebensstile, religiösen Überzeugungen und Esskulturen
jedes einzelnen Volkes.“
Génération Maastricht unter Druck
Aber die Génération Maastricht steht unter
Druck und fragt sich immer verzweifelter,
welche Zukunft sie in Europa hat. Das
finanzielle und politische Misstrauen in
Europa wächst. Es entwickelt sich ein Generationenkonflikt zwischen der schnell
wachsenden Gruppe der Pensionäre und der
ebenfalls schnell wachsenden Gruppe arbeitsloser Jugendlicher. Die wirtschaftlichen und
demokratischen Folgen der Überalterung
mit gegensätzlichen Interessen der älteren
und jüngeren Generation, die beide aber
aufeinander angewiesen sind und gemeinsam neue Zukunftsperspektiven entwickeln
müssen.
Talentförderung
Marianne, Annouck, Maria, Bérangère und
Emilie wurden Anfang 2012 nach Maastricht
eingeladen. Sie symbolisieren den bedeutenden Beitrag von Jugendlichen zum
Programm, die von ihnen vorgeschlagene
Kulturprojekte selbst umsetzen werden.
Jugendliche um 1992 geboren
Die Génération Maastricht wird von
Michele de Lucchi [1] wie folgt definiert:
„Die Génération Maastricht ist für mich leicht zu
erkennen: eine Generation Jugendlicher, geboren
um 1992, dem Jahr, in dem Europa‚ ‚entstand’...
[Sie] haben nie ein Europa ohne den Begriff ‚Europa’ gekannt und ich glaube, sie können es sich nicht
einmal vorstellen, ein Europa ohne gemeinsame
Währung... Ich habe viele europäische Jugendliche
interviewt..., wodurch ich entdeckte, wie real und
konkret all diese internationalen Communities
von Jugendlichen sind, die überhaupt keine
Schwierigkeiten mit den sprachlichen oder kulturellen Barrieren zwischen den Mitgliedstaaten der
Europäischen Union haben... Sie reisen frei zwischen Frankreich, den Niederlanden, Portugal,
Griechenland und allen anderen Ländern der Union hin und her ohne jegliches Gefühl des Unbehagens oder ‚nicht dazu Gehörens’. Gleiches gilt für
ihre Freunde und die vielen anderen Jugendlichen,
Es sind gerade die jungen Europäer, die
Europa eine innovative Wettbewerbsposition innerhalb der neuen Weltwirtschaft verschaffen müssen. Wir dürfen nicht zulassen,
dass die Talente dieser Jugendlichen, ihre
Kreativität, Energie und Begeisterungsfähigkeit in der gegenwärtigen kritischen
Phase der EU verloren gehen. Der Prozess,
für den sich unsere Bewerbung stark macht,
bietet der Génération Maastricht Chancen
und Möglichkeiten, ihre Talente und ihre
Energie produktiv zu machen.
Maastricht & Euregio 2018 schafft den
mentalen Raum mit internationaler Dimension, in dem sich Génération Maastricht und
Talententwicklung verbinden können – ein
multikulturelles Versuchslabor.
Empowering der Génération
Maastricht
Die Stadt Maastricht, die so oft mit dem
Euro und dem EMU-Vertrag assoziiert wird,
fühlt sich in gewissem Sinne verpflichtet,
für die junge Generation Europas einen
Beitrag zu einem „neuen Generationenvertrag“ und zur Vermittlung von Kompetenzen zu leisen, die die Chancen auf dem
Arbeitsmarkt erhöhen.
Bei der Entwicklung neuer Ideen muss
der Eigenbeitrag der Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Wir können die Génération
Maastricht erneut von einem utopischen
Zukunftsentwurf überzeugen, einer
Zukunft, in der „Maastricht“ nicht länger
Synonym für die finanzielle und politische
Krise, für weniger Wohlstand und weniger
Kultur ist, sondern für das Ergreifen neuer
Chancen, für die Konkretisierung von
Möglichkeiten.
Dabei sind wir uns der Kluft bewusst, die
auch innerhalb der Génération Maastricht
entstanden ist. Die einen haben Zugang zu
den Errungenschaften der globalisierten
Welt, sie müssen ihre Fähigkeiten pflegen
und weiter ausbauen. Die anderen haben
keinen Zugang zu diesen Errungenschaften.
Für sie müssen Möglichkeiten geschaffen
werden, sich Kompetenzen anzueignen.
In der Konfrontation mit dem „Anderen“,
mit dem, was sich außerhalb der eigenen
physischen und mentalen Grenzen abspielt,
besteht die Chance, die eigene Welt aufzubrechen. Das ist ein erster Schritt auf dem
Weg zum Erwerb der erforderlichen Befähigungen.
Das Wesen des Projekts Maastricht &
Euregio 2018 besteht darin, die Konfrontati-
--Die Jugendarbeitslosigkeit
in Europa steigt
dramatisch
Mit einem EU-Durchschnitt von 22,8 Prozent ist der Anteil der Arbeitslosen unter
25 Jahren mehr als das Doppelte des
Anteils älterer Arbeitsloser. 18 der 27
Mitgliedstaaten kämpfen mit einer
Arbeitslosigkeit über 20 Prozent. Gegenwärtig gibt es in Europa 5,5 Millionen
arbeitslose Jugendliche.
Inzwischen steigt die Anzahl der langzeitarbeitslosen Jugendlichen. Die nördlichen Mitgliedstaaten stehen deutlich
besser da als die Staaten Süd- und Osteuropas, aber auch in Nordeuropa steigt
die Jugendarbeitslosigkeit allmählich.
In den Niederlanden ist der Anteil junger
Arbeitsloser auf gut 12 Prozent gestiegen. In der Euregio ist das Bild differenzierter, wobei Südlimburg deutlich vom
europäischen und vom landesweiten
niederländischen Trend abweicht. Hier
ist nur ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist noch
immer niedriger als vor einigen Jahren
(Ende 2010, Rückgang um 15 Prozent).
Der Aktionsplan „Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit” mit Projekten
zur Verbesserung des Ausbildungsniveaus, zur Reduzierung des Missverhältnisses zwischen Nachfrage und Angebot,
zur Bindung von Hochschulkadern in der
Region bei sich veränderndem Arbeits-
on mit dem „Anderen“ zu suchen. Maastricht heißt, neue Chancen nutzen, Konkretisierung der Möglichkeiten Europas, nicht
aufgrund von Kosten, sondern wegen der
besseren Chancen auf einen Arbeitsplatz.
In de Lucchis Worten:
„Die Génération Maastricht lebt momentan
in besonders schwierigen Zeiten. Gerade
jetzt, wenn Jugendliche ihre Ausbildung
abschließen oder ihren Mastergrad erwerben,
fragen sie sich, was aus ihrem Leben, ihrem
Beruf, ihren Interessen und Leidenschaften
werden wird ... Unsere (europäische) Gesellschaft hat einen großen Vorteil, der auch ein
großer Nachteil ist: sehr vielfältig zu sein
und über einen großen Katalog an Sprachen, Lebensstilen und Kulturen zu verfügen... Durch die Finanzkrise sind wir paradoxerweise in der Lage, uns an der realeren
physischen Welt unserer Ahnen zu orientieren, nämlich am handwerklichen Können
markt (Transformation einer Industriein eine Wissensregion), zur Schaffung
von Lehrstellen und zur persönlichen
Begleitung aller Jugendlichen unter
23 Jahren wirft Früchte ab und kann als
„good practice“ gelten.
Gruppe wird immer größer
Neben den arbeitslosen Jugendlichen
gibt es 7,5 Millionen junge Europäer, die
weder arbeiten noch eine Ausbildung
erhalten. Auch in der Alterskategorie
der 20- bis 34-Jährigen weist Europa
Arbeits- und Ausbildungslosenraten
zwischen 8,3 Prozent und sogar 27 Prozent auf.
Aber auch für Jugendliche mit einer
Stelle sind die Aussichten nicht rosig.
Unterhalb von 25 Jahren arbeitet 42 Prozent auf der Basis von Zeitarbeitsverträgen, in den höheren Alterskategorien
liegt dieser Anteil bei nur 13,9 Prozent.
Darüber hinaus ist 30 Prozent teilzeitbeschäftigt gegenüber 18,5 Prozent in
den höheren Alterskategorien. Sie haben
bei ihrer Entscheidung für Zeitarbeitsverträge und Teilzeitarbeit mit wenig
Rechtsansprüchen auf beispielsweise
Schulung, Pensionsaufbau oder das soziale Netz oft keine andere Wahl.
Gleichzeitig mit der wachsenden
Anzahl jugendlicher Arbeitsloser ist zu
beobachten, dass die europäische Rezession die Investitionen in den primären,
sekundären und tertiären Bildungsbereich bedroht. Auch die Niederlande
kürzen den Bildungsetat. Denkt man
auch noch an die 12 Prozent europäischen Jugendlichen, die unterhalb der
Armutsgrenze leben, sieht der Blick in
die Zukunft nicht gerade rosig aus.
15
--Maastricht als niederländische Kulturhauptstadt Europas
der Klein- und Familienunternehmen und
an der bei vielen Jugendlichen sichtbaren
persönlichen Kreativität, an ihren Talenten.
Es sind Jugendliche, die mit Leichtigkeit
mit neuen Technologien und sozialen
Netzen umgehen können. Das handwerkliche Können befindet sich in einem Transformationsprozess: von typischer Handarbeit zu einer mentalen Haltung ...“
Woraus könnte das ‚Empowerment‘ der
Génération Maastricht bestehen, wie
könnte der Beitrag zur Bekämpfung der
Jungendarbeitslosigkeit aussehen? Was
sind die Herausforderungen? [2,3]
Herausforderungen
– Notwendig ist die Mobilität der Jugendlichen; Abwanderung jugendlicher
Talente dorthin, wo Nachfrage besteht.
Die Herausforderung besteht darin, den
Ausgleich zwischen Nachfrage und Kompetenzen in Angriff zu nehmen. Einerseits geht es darum, was Jugendliche
lernen, und um die Abstimmung der
Lerninhalte auf die Bedürfnisse des
Arbeitsmarkts. Andererseits geht es um
Mehrsprachigkeit, multikulturelles Interesse und Wissen. Maastricht & Euregio
2018 betrachtet die in der Region vorhandene Mehrsprachigkeit und Multikulturalität als Chance für ein radikales,
grenzüberschreitendes Experiment zur
Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit.
– Förderung der Kreativität Jugendlicher
und Entwicklung der Fähigkeit, Ideen
in Handlungen umzusetzen (unternehmerische Initiativen). Maastricht & Euregio 2018 nutzt dafür u.a. das UNU-RCENetzwerk, um die damit gesammelten
Erfahrungen auszuweiten und zu vertiefen.Damit verbunden ist vor allem auch
die Chance, einen neuen „Generationenvertrag“ auszugestalten.
– Maastricht steht als Stadt für Multi
Governance und Multikulturalismus
und erlebte in den letzen zehn bis 20
Jahren den radikalen Wandel zu einer
internationalen Studentenstadt. Maastricht & Euregio 2018 verfügt mit seinen
Universitäten und Hochschulen über
neue Bausteine für die weitere Internationalisierung. Maastricht und die
Euregio wollen für Jugendliche aus ganz
Europa (und anderen Kontinenten) ein
Versuchslabor sein und ihnen durch ein
mehrsprachiges und multikulturelles
Umfeld größere Chancen auf sichere
Arbeitsplätze bieten, so dass sie schneller
ihren Weg durch Europa finden.
– Maastricht war einst die „Stadt der Handwerker“. Qualitätserzeugnisse aus Leder
und Silber, Waffen und Keramik wurden
hier hergestellt. Ähnliches gilt für andere
Städte der Euregio, insbesondere für
Lüttich. In niederländischen Unternehmen besteht großer Fachkräftemangel.
Unter dem Motto, „Fachleute gefragt”
vollzieht sich eine Entwicklung hin zu
einer Ausbildung in betriebseigenen
Berufsschulen. Wir wollen die Chancen
für eine Neubewertung des Handwerks
prüfen und, wenn realisierbar, neue
Möglichkeiten speziell für die Beteiligung Jugendlicher offerieren.
Außerdem sollen folgende Ideen ausgearbeitet werden:
– Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen dieser und anderer Euregios
– Zusammenarbeit zwischen Hochschulwesen und Berufsbildung; Kultur als
Pilotprojekt
– grenzüberschreitende unternehmerische
Initiativen
– Mobilität des Personals in Organisationen, auch über Grenzen hinweg
– Verflechtung der Forschungszentren
in der Euregio Maas-Rhein mit dem Ziel
einer grenzüberschreitenden „intelligenten Spezialisierung“ und von Forschungsexzellenz
– Verbesserung der Beziehungen Bildungswesen-Wirtschaft; duale Ausbildung vor allem durch mehr Praktikumsplätze in den Betrieben der Euregio
– Projekte zur Kultursprache und zum
Spracherwerb
– Film- und Bildkultur: Bild, Film, Video
und Games sind ausgezeichnet geeignet,
die eigene Welt mit dem zu konfrontieren, was „außerhalb der eigenen physischen und mentalen Grenzen“ liegt
– Fashion: Verbinden von Ideengehalt und
Konkretisierung des im Rahmen von
Maastricht & Euregio 2018 vorgestellten
Modeprojekts mit der mentalen Einstellung der Jugendlichen (ihrem grundsätzlich globalen Denken) sowie stärkere
Akzentuierung handwerklicher Fähigkeiten.
– Entwicklungen, die an der MAD-faculty
in Genk, bei Design Liège, an der RWTH
Aachen, in den Kunstfachhochschulen
Maastrichts und der Euregio (wie I-arts)
im Gange sind, sind Beispiele, die Chancen für die Aneignung der notwendigen
Kompetenzen schaffen.
[1] Michele de Lucchi ist ein
führender europäischer
Designer und Architekt, ist
Professor für Architektur
und Städtebau und war in
den 80er Jahren einer der
Begründer der MemphisBewegung in Mailand.
[2] Towards a job-rich recovery, Strassburg, 18.4.2012.
Deliver youth opportunities.
The European youth suffers
most from the economic crisis and the structural labour
market problems, as set out
in the recent Youth Opportunities Initiative. The commission reconfirms its commitments to tackle the dramatic
levels of youth unemployment, including by mobilizing
available EU fundin. Echoing
a call by the European Council, the support for transition
to work, e.g. trough youth
guarantees, activation measures targeting young people,
the quality of traineeships,
and youth mobility should be
prioritized.
[3] Mit Dank an Prof. Luc
Soete.
Maastricht & Euregio 2018 – ein Beitrag zur Entwicklung der niederländischen Kultur. Die niederländische
Bühnenkunst, vor allem Theater und Tanz, waren in
den vergangenen Jahrzehnten in Europa führend. Der
offene Charakter der niederländischen Kultur, in der
auch nicht-niederländische kulturelle Einflüsse willkommen waren, sowie die freizügigen Einrichtungen
mit ihrem ausgeprägten Individualismus und ihrer
Kreativität bildeten den Nährboden, auf dem sich diese
Entwicklung vollziehen konnte. Das feinmaschige Netz
von Kunsteinrichtungen, das das Ergebnis eines einfallsreich ausgebauten Subventionssystems war, schuf
die Voraussetzungen für diese fruchtbare Entwicklung.
Die Sparmaßnahmen im Kulturbereich haben für
dieses feinmaschige Netz große Folgen. Die Zeit der
offenen und toleranten Produktionen, für die die Niederlande so bewundert werden, scheint vorbei. Die
Niederlande richten den Blick immer stärker nach
innen. Unübersehbar ist, dass niederländische Künstler, die in diesem besonderen Kontext groß geworden
sind, sich im Ausland einen Namen machen konnten.
Ein Regisseur wie Johan Simons (gegenwärtig Intendant der Münchener Kammerspiele) versteht es, die
fachtechnische Expertise der deutschen Theatertradition mit der kreativen und freizügigen niederländischen Herangehensweise zu verbinden. Er baut in
München an einem europäischen Theater.
Maastricht & Euregio 2018 will mit seinem Programm an die Niederlande appellieren, diese offene
und tolerante Gesellschaft zu erhalten, in sie zu investieren und sich nicht hinter den Grenzen zu verschanzen. Maastricht & Euregio 2018 ruft mit seinem Programm die Niederlande auf, die Vielfalt der Kulturen
zu nutzen, und lädt die Künstler und Kultureinrichtungen des Landes ein, sich an dem Programm zu
beteiligen.
Maastricht & Euregio 2018 will in seinem Programm keine ausgetretenen Pfade begehen. 2009 präsentierte Linz ein großartiges Programm, in dem ein
Schiff die Donau hinabfuhr. Es liegt auf der Hand, per
Schiff über die Maas und danach über den Rhein mit
dem Gedankengut von Maastricht & Euregio 2018 in
die Niederlande zu schippern. Symbolischer ginge es
nicht.
16
17
HOOFDSTU K 3 : D E R P RO Z E SS
VIA2018 auf dem
Weg ins Jahr 2018
Nach einem intensiven Prozess mit vielen Beteiligten und
einer klaren politischen Beschlussfassung liegt nun die endgültige Fassung der Bewerbungsschrift („Bidbook“) vor.
Wenn die Jury nach einer ersten Auswahl 2013 die Bewerber
besucht, wird sie in Maastricht und in der Euregio einen
entschlossenen, gut vorbereiteten und professionell organisierten Partnerverbund antreffen. Die ehrgeizige Kandidatur wird von der Bevölkerung, den Kultureinrichtungen,
der Wirtschaft und den Netzwerken unterstützt und ruht
auf einem soliden und breit verankerten politischen und
demokratischen Fundament.
Das Beschlussfassungs
verfahren
Der Aufsichtsrat nimmt die
erste Fassung der Bewer-
Die Initiative zur Bewerbung ging von der
Stadt Maastricht aus. Das Ziel, Kulturhauptstadt Europas zu werden, hatte bereits im
Koalitionsvertrag für die Jahre 2006-2010
höchste Priorität. Das Vorhaben wurde 2008
in eine langfristige Strategie umgesetzt: in
die Stadtperspektive 2030. Grundlage für
den Profilierung Maastrichts als attraktive
Kulturstadt sollte einerseits die Förderung
kultureller „Werdegänge“ werden (Professionals, Maastrichter, die Stadt insgesamt)
und andererseits die Chance, Stadt und
Region als Kulturhauptstadt Europas international zu positionieren. Dafür wollte
Maastricht die besondere geografische Lage
der Stadt nutzen und eine nachhaltige euregionale Zusammenarbeit im Bereich Kunst
und Kulturangebot sowie bei der Wirtschaftsentwicklung eingehen. Die Bewerbung der Stadt, die bereits die beiden zum
Maastrichter Vertrag 1992 führenden europäischen Gipfelkonferenzen organisiert
hatte, ist ein logischer Schritt, um den Ruf
Maastrichts als europäischste Stadt der
Niederlande weiter zu festigen.
bungsschrift entgegen. Die
Veranstaltung führte die
Absichtserklärung
7. März 2012: Theater aan
het Vrijthof, Maastricht.
rund 900 Besucher auf eine
Reise nach dem Was, Warum
und Wie von Maastricht &
Euregio 2018.
Maastricht formulierte im Magistratsbeschluss vom 16. Dezember 2008 das Ziel,
sich als Kulturhauptstadt Europas für 2018
zu bewerben, wie folgt: „Ein innovatives
und euregionales Projekt, das für die Bürger, die Europa im Alltag gestalten, leben
und erleben, einen Gewinn darstellt. Ein
Projekt mit direkten positiven Auswirkungen auf die kulturelle Identität der Stadt
und auf ihre soziale und wirtschaftliche
Lebenskraft. Und eine Kulturhauptstadt als
Teilchenbeschleuniger für die strukturelle
Entwicklung von Stadt und Euregio. Symbol für diese Entscheidung – genau 25 Jahre
nach Ratifizierung des Maastrichter Vertrags – ist unser Bestreben, dem ‚vergessenen Kapitel des Vertrags’ neuen Inhalt zu
geben.“
Beschluss des Stadtrats
Die ersten Sondierungen der Chancen fanden 2009 in einer Absichtserklärung ihren
Niederschlag, die am 25. November 2009
von Maastricht und allen euregionalen Partnern unterzeichnet wurde. In einem zweiten Magistratsbeschluss vom 15. Dezember
2009 wurden die Konturen der Organisation (unabhängiger Verein bzw. „Stichting“
niederländischen Rechts) und die Ausgangspunkte für das Programm, die institutionelle Zusammenarbeit mit den euregionalen
Partnern und die Finanzierung skizziert.
Abschließend führte 2010 das Büro Berenschot eine SWOT-Analyse zur Kandidatur
durch und prüfte der Rechnungshof
Maastricht die Risiken.
Founding Fathers
Insbesondere die Aktivierung der Beziehun-
gen mit den euregionalen Partnern hat
Ergebnisse gezeitigt: Die Städte SittardGeleen, Heerlen, Hasselt, Aachen und Lüttich, die Provinzen Niederländisch- und
Belgisch-Limburg und Lüttich, die Regio
Aachen und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens schlossen sich dem Projekt
begeistert als „Founding Fathers“ an. Diese
Partner haben gemeinsam mit Maastricht
für den Zeitraum 2010 bis 2014 InterregMittel in Höhe von 1,4 Millionen Euro
erhalten. In der Phase nach Erstellung der
Erstfassung der Bewerbungsschrift traten
dem Vorhaben zudem die Städte Genk und
Tongeren als neue Partner bei. Die insgesamt 13 Partner der Stichting vertreten eine
Euregio mit 3,9 Millionen Einwohnern. Seit
Unterzeichnung der Absichtserklärung
haben sich die Beziehungen zwischen den
Partner zunehmend enger gestaltet. Endlich
wurde und wird die euregionale Zusammenarbeit bis hin zu den örtlichen Laienvereinen und Museen konkret, fühlbar und
greifbar. Von da an konnte das Projekt mit
ständig wachsender politischer Unterstützung rechnen. Es wurde eine Resonanzgruppe gebildet. Und ein Künstlerisches
Team [1] unter der Leitung von Wegbereiter
Guido Wevers machte sich an die Arbeit,
die kulturelle DNA von Stadt und Euregio
freizulegen.
Von Anfang an war dabei die Provinz
Limburg ein wichtiger und sehr geschätzter
Partner. Dank der substanziellen Anschubfinanzierung in Höhe von 2,4 Millionen Euro
18
DER P R O Z ESS
Die Initiative
VIA-Schulprojekt
Virga Jesse College in
Hasselt
Dezember 2008 – Februar 2011
Mehrnoush Rahmani
Präsentation der Erstfassung
der Bewerbungsschrift,
Übertragung im Fernsehsender L1
Guus Beumer über die
Bedeutung der Kulturhauptstadt Europas 2018
für Maastricht und die
Euregio
konnten 2010 und 2011 Studienprojekte
durchgeführt werden, die die Hauptthemen
des Bidbook auf ihre Relevanz und auf ihr
Potenzial prüften, bei den Beteiligten und
in der Bevölkerung Energien freisetzen zu
können.
Der kulturelle Prozess
Im Juli 2009 wurde das „Künstlerische
Konzept VIA2018“ vorgestellt. Es umriss die
Konturen dessen, was eine Europäische
Kulturhauptstadt Maastricht 2018 beinhalten könnte. Damit wurde ein inhaltlich
starkes, kulturelles und künstlerisches
Fundament für den Prozess hin zum Ziel
Kulturhauptstadt 2018 geschaffen. Das
kulturelle Feld wurde positioniert, um Teil
dieses Prozesses auszumachen.
Bedingungen formulieren
Auf der Grundlage des „Künstlerischen
Konzepts VIA2018“ und nach dessen ersten
Konkretisierungen durch das Künstlerische
Team erhielt die Universität Maastricht den
Auftrag für ein Studienprojekt unter dem
Titel „VIA2018 University“. Ergebnis war
die Formulierung der Bedingungen für die
Verwirklichung des anvisierten Ziels:
– Eingehen neuer Verbindungen: Wenn
wir ein Grenzgebiet wie die Euregio
Maas-Rhein als Ausgangspunkt nehmen,
müssen im Mittelpunkt des Programms
sowohl die physischen als auch die mentalen Verbindungen stehen.
– Neue Formen der Urbanität: Weil uns
bewusst ist, dass der Ort für Innovationen beinahe selbstverständlich von jeher
der großstädtische Kontext war, werden
wir für unser Gebiet mit seinen kleinen
bis mittelgroßen Städten andere Herangehensweisen entdecken müssen, um
Maastricht Bells
Europe, this is your
wake-up call!
auch hier innovative Kräfte freisetzen zu
können.
– Neue Strategien der Repräsentation:
Die Entwicklung solcher Strategien ist
notwendig, weil sich viele Bürger vom
heutigen Europa nicht vertreten fühlen.
Dabei müssen auch diejenigen gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt
werden, an denen die Errungenschaften
der Globalisierung vorbeigehen.
– Spiegel Europas: Wenn wir die Euregio
Maas-Rhein zu einem europäischen
Versuchslabor machen wollen, müssen
wir uns an Europa und der Welt spiegeln.
Rick Tavorian über die
Bedeutung der Bewerbung
Versuchslabor schaffen
Es wurde eine Reihe von parallel durchzuführenden Maßnahmen vorbereitet. Ziel
war es, die Beteiligung von Laien und Professionals aus dem kulturellen Feld in Gang
zu bringen, die grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit zu stimulieren und
ein Versuchslabor zu schaffen, in dem die
formulierten Herausforderungen praktisch,
kulturell und künstlerisch untersucht
werden konnten. Damit wurde der Prozess
in die kulturelle Praxis der Euregio integriert. Er bot gleichzeitig die Chance, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und
gemeinsam Zukunftserwartungen zu
formulieren.
Romy und Gable Roelofsen
sind von der Bewerbung begeistert.
[1] Dem Künstlerischen
Team gehören Persönlichkeiten an, die einen Überblick über das kulturelle
und künstlerische Feld der
Euregio Maas-Rhein haben,
sowie kulturelle Akteure,
die mit der internationalen
Welt von Kunst und Kultur
vertraut sind.
19
D E R PR O Z E SS
Gründung der Stichting
und 1. Fassung des Bidbook
Februar 2011 – März 2012
Gründung der Stichting Maastricht
Culturele Hoofdstad 2018 (gemeinsam
mit den euregionalen Partnern)
und Erstellung der Erstfassung des
Bidbook
Das Beschlussfassungsverfahren
Die formelle Gründung der Stichting Maastricht Culturele Hoofdstad 2018 (MCH2018)
war der nächste logische Schritt. Damit waren die politischen Partner in der Lage,
innerhalb des Systems von „Cultural Governance“ die professionelle Vorbereitung der
Kandidatur und die Ausarbeitung der
Bewerbungsunterlagen zu beaufsichtigen.
Dafür war zum einen der Vorstandsvorsitzende Huub Smeets verantwortlich, zum
anderen Guido Wevers, der in seiner Funktion als Künstlerischer Direktor bestätigt
wurde.
Gründung der Stiftung MCH2018
Am 22. Februar 2011 wurde die Stichting
MCH2018 gegründet und das mit sechs Mitarbeitern besetzte Arbeitsbüro VIA2018 eingerichtet. Der Etat der Stichting beläuft sich
bis 1. Januar 2014 auf 6.950.000 Euro. Im
März 2011 wurde für die Ausarbeitung der
Bewerbungsschrift ein Handlungskonzept
vorgelegt und mit dessen Umsetzung
begonnen.
unabhängig von den politischen Gremien
agieren. Letzteres entspricht den Richtlinien der Europäischen Kommission. Ferner
amtiert ein Präsidium, bestehend aus dem
Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Beigeordneten für Kultur der Stadt Maastricht und
dem Aufsichtsratsvertreter der Provinz
Niederländisch-Limburg.
Auf amtlicher Ebene ist zudem eine sog.
Resonanzgruppe tätig. Darüber hinaus
wurde eine Gruppe von Verbindungspersonen gewonnen, die aus den Partnerregionen
bzw. den Partnerstädten stammen und
buchstäblich die Verbindungsglieder zu den
lokalen kulturellen und sozialen Netzen
und den einzelnen Akteuren bilden.
Wegen seiner großen Expertise in Bezug
auf das Vergabeverfahren für den Titel
Kulturhauptstadt Europas wurde bis 2013
das Büro ACULTOS hinzugezogen, das von
Oliver Scheytt (dem ehemaligen Geschäftsführer von Essen-Ruhr 2010) geleitet wird.
Die Führungsstruktur – einschließlich
des klar geregelten Berichterstattungszyklus anhand von Quartalsberichten –
wurde umgesetzt. Es folgte eine transparente Abgrenzung der Verantwortlichkeiten
und Rollen von Aufsichtsrat, Präsidium,
Vorstand und Direktion. Die Maßnahmen,
mit denen gemäß Handlungskonzept
inhaltliche Beiträge zum Bidbook generiert
werden sollten, haben dazu geführt, dass
dem Aufsichtsrat am 2. Februar 2012 der
erste Entwurf der Texte für die BidbookFassung „0“ in drei Sprachen vorlag.
Verhaltenskodex
Der Aufsichtsrat der Stichting unter der Leitung des ehemaligen Aachener Oberbürgermeisters Jürgen Linden besteht überwiegend aus Vertretern der Partner. Der Rat hat
inzwischen einen Verhaltenskodex verabschiedet, der seine Aufsichtsfunktion besser
abgrenzt. Bei der Vorbereitung und Umsetzung des Programms kann die Stichting
Bewerbungsschrift, Fassungen 0 und 1
Die Präsentation der Erstfassung des Bidbook am 7. März 2012 im Theater aan het
Vrijthof war ein erster öffentlicher Fixpunkt. Gleichzeitig wurde daran gearbeitet,
breite Zustimmung zu dem Vorhaben zu
erzeugen. Mithilfe einer Organisation wie
„Tout Maastricht“ und von Projekten wie
„Maastricht Bells“ wurden viele Bürger,
insbesondere Jungendliche, aktiviert. Die
begeisterte Aufnahme des Bidbook und die
vielen Vorschläge zu dessen Vertiefung
wurden bei der Erstellung der definitiven
Fassung genutzt. In ihr werden die Trümpfe
unserer Bewerbung ausgespielt und wird
die Notwendigkeit des Projekts weiter
präzisiert.
Zuhause vor ihren Fernsehgeräten verfolgten Tausende
Zuschauer die Präsentation
des Bidbook im Regionalsender L1. Ramsey Nasr
trägt sein Gedicht „Das
europäische Haus“ vor.
--Aktuelles
Während der Vorbereitung des Bidbook geriet der europäische Gedanke
schwer unter Druck. Die komplizierten
politischen und ökonomischen Bedingungen, unter denen Europa gegenwärtig gestaltet wird, bieten dem Bürger – und vor allem der Generation,
die seit dem Maastrichter Vertrag
geboren wurde – keine ausreichende
Orientierung für eine nachhaltige
Zukunft. Unser Kulturprojekt offeriert
die einmalige Chance, einen „dritten
Weg“ zu einem stärkeren und vor
allem vertrauenerweckenderen Europa zu erschließen. Kunst, Kultur und
Kreativität sind keine Wundermittel
gegen alle Leiden. Aber sie weisen die
Richtung, in die sich das Europa des
21. Jahrhunderts entwickeln kann –
aus der eigenen Vergangenheit lernend und das materielle und immaterielle Erbe respektierend. Dafür
möchte die Stadt Maastricht gemeinsam mit der Euregio Maas-Rhein ein
dynamisches kulturelles Versuchslabor schaffen, das im Zuge eines keineswegs beliebigen Prozesses neue
Chancen und Möglichkeiten für das
Europa von morgen und für die Euregio aufzeigt und von dem kräftige
Impulse ausgehen.
20
DER P R O Z ESS
In dem von Prof. Graeme Evans (Universität
Maastricht) und anderen verfassten Essay
unter dem Titel „VIA2018 – knowledge, learning and creative region“ wird die Transformation der Industrie- in eine Wissensregion
zukunftsorientiert dargestellt.
Wissenschaftliche Forschung
Die dreijährige Gastprofessur (2010-2013)
von Prof. Graeme Evans soll zur Entwicklung lokaler Forschungsexpertise beitragen,
sodass künftig Fragen zur urbanen und
regionalen Entwicklung und zur Rolle der
Kultur in Innovationsprozessen autonom
untersucht werden können.
Analyse der wirtschaftlichen
Auswirkungen
Ein Beispiel: Schulprojekt
VIA2018 Europäische und
euregionale Künstler waren
acht Wochen gemeinsam mit
Schülern und Lehrern an
22 Schulen der Euregio tätig
(Gymnasien, Förderschulen,
technischen Berufsschulen
und in Jugendstrafanstalten). Es handelte sich nicht
um ein Kunstprojekt, sondern Kunst war ein Mittel,
die Kraft und die Potenziale
der eigenen Kreativität zu
entdecken, diese zu nutzen
und damit die persönliche
Entwicklung zu stimulieren.
Jedes Kind hat Talente und
Zukunftsträume, deren Entdeckung den Weg zu einem
nächsten Schritt öffnet.
Zu den in der Euregio vertretenen
kulturellen Disziplinen, die Bestandteil
der Sondierungen waren, gehörten:
Volkskultur, Kreativindustrie, kulturelles Erbe, industrielles Erbe, Bildung,
Popmusik, Film, Städtebau und Landschaft, Tourismus, Tanz, bildende
Kunst, Sammeltätigkeit.
Der kulturelle Prozess
Umsetzung einer Reihe von Parallelmaßnahmen:
Sechsundzwanzig Studienprojekte
Es wurden 26 Studienprojekte vergeben, die
sich ausgewogen auf die kulturellen Akteure der Euregio verteilen. Ausgangspunkt
war dabei die Konkretisierung der formulierten Herausforderungen, um so in der
Praxis testen zu können, ob das Kulturprogramm in der Lage ist, einen Beitrag zu den
gewünschten Entwicklungen zu liefern.
Außerdem wurde nach einer möglichst breiten Streuung über die verschiedenen kulturellen Disziplinen und nach interdisziplinärer Zusammenarbeit gestrebt, um auf diese
Weise deren jeweiliges Potenzial zu prüfen.
Ein Beispiel: Schulprojekt VIA2018
Europäische und euregionale Künstler
waren acht Wochen gemeinsam mit Schülern und Lehrern an 22 Schulen der Euregio
tätig (Gymnasien, Förderschulen, technischen Berufsschulen und in Jugendstrafanstalten). Es handelte sich nicht um ein
Kunstprojekt, sondern Kunst war ein Mittel,
die Kraft und die Potenziale der eigenen
Kreativität zu entdecken, diese zu nutzen
und damit die persönliche Entwicklung zu
stimulieren. Jedes Kind hat Talente und
Zukunftsträume, deren Entdeckung den
Weg zu einem nächsten Schritt öffnet.
Sondierungen durch 100 Persönlichkeiten
An den Sondierungen beteiligten sich rund
100 Akteure aus vielen der in der Euregio
vertretenen kulturellen Disziplinen. Es ging
um die Entdeckung und Formulierung
zukunftsorientierter kultureller Potenziale
in der Euregio und um deren Übertragung
in erste Ansätze für das Programm.
Austausch mit Malta
Mit Vertretern aus Malta gab es in den
Niederlanden und auf Malta sowohl auf
politischer als auch auf künstlerischer
Ebene einen kurzen Austausch über Konzept und Ideen. Ergebnis war eine Vereinbarung über konkrete Projekten und Disziplinen, mit denen in den Jahren 2017 bis
2019 die Zusammenarbeit gestaltet werden
kann. Daneben wurde ein Austauschprogramm durchgeführt, das die Einbeziehung
der Kreativindustrie über FashionClash
bezweckte.
Leitbild 2018
Drei Wissenschaftler und ein Journalist
wurden gebeten, ihre Vorstellungen von der
Zukunft „2018“ zu formulieren.
Unter dem Titel „Maastricht – Euregion
as European Capital of Culture in 2018“
schrieb der Wirtschaftswissenschaftler Prof.
Luc Soete (Universität Maastricht) einen
Essay über mögliche Zukunftsszenarien für
Europa und über die Notwendigkeit einer
größeren Rolle der Kultur in der europäischen Debatte, einem Europa, das durch die
sich schnell verändernde öffentliche Bewertung der Rolle und Bedeutung Europas als
Qualitätslabel für seine Bürger – insbesondere auch für die niederländischen Bürger –
unter großem inneren Druck steht.
Prof. Hans Mommaas (Universität
Tilburg) untersuchte die Bedeutung des
Alltags als Quelle der Innovation und als
Thema des Kultur- und Kunstprogramms.
Sein Essay unter dem Titel „Art & Culture
as Transnational Antidote“ erkundet den
Alltag und umreißt den Rahmen, auf den
sich das zu entwickelnde Programm beziehen muss.
Der Schriftsteller und Journalist Alain
Delaunois (Lüttich) stellte in „L’enlèvement
de l’Europe“auf inspirierende Weise seine
Zukunftsvision Europas vor.
Die Agentur Policy Research führte eine
umfassende Analyse zu früheren europäischen Kulturhauptstädten durch. Daraus
kristallisierten sich Lille, Liverpool und
Essen als Vorbilder für die auch mit unserer
Kandidatur angestrebte Strukturenwicklung heraus. Deren Konzepte können
als solide Business-Szenarien dienen. Im
Anschluss wurden eine Studie zu den
wirtschaftlichen Auswirkungen und eine
Analyse von Infrastruktur und touristischen
Kapazitäten durchgeführt.
Hauptthema
Die inhaltlichen Beiträge all dieser Projekte,
Sondierungen und Studien wurden – gekoppelt an die immer enger werdende institutionelle Kooperation – vom Büro VIA2018
und dem Künstlerischen Team in die Bewerbungsschrift eingearbeitet. Die Überzeugung, dass die Erschließung, Neuwürdigung und Nutzung der kulturellen Vielfalt
und deren Verankerung im Alltag eine neue
Zukunftsperspektive für die Euregio und
Europa aufzuzeigen vermögen, führte nahezu automatisch zu unserem Hauptthema
Europa wiederentdecken. Daraus resultierte
dessen Umsetzung in die vier Programmlinien „In vielen Sprachen sprechen“, „Erinnerung an morgen“, „Spiegel Europas“ und
„Gelebtes
Europa“. Die Ergebnisse wurden dem kulturellen und sozialen Feld der Euregio
vorgelegt und dort diskutiert.
Sieben städtische Arbeitsgruppen, rekrutiert aus kulturellen Akteuren der ganzen
Euregio, machten sich an die Arbeit. Das
im europäischen Kontext entwickelte und
darin verortete Thema – die Euregio als
Versuchslabor für Europa bzw. als Versuchslabor für die Bürger, damit sie ihren Platz in
der multikulturellen Wirklichkeit finden –
erfordert ein Programm, in dem die Beziehung zwischen der Kultur und dem Alltag
der Bürger ernst genommen wird. In diesem
Zusammenhang wurde das kulturelle Feld
aufgefordert, wegweisende Programmvor-
21
25. Januar 2012
Das Freiluftkonzert “Maastricht Bells” mit 1.700 Schulkindern war ein emotionsgeladener Start des Projekts
Maastricht Kandidat Europäische Kulturhauptstadt 2018.
22
DER P R O Z ESS
Immer mehr
Menschen begeistert vom Projekt
2018
schläge einzubringen. An
den mehr als 28 Arbeitssitzungen beteiligten sich
über 250 Personen, die rund
160 Vorschläge für das Programm vorlegten.
Januar 2012 statt. Nicht weniger als 1.700
Schulkinder nahmen teil. Das Konzert war
der emotionale Auftakt des Projekts „Maastricht kandidiert als Kulturhauptstadt Europas 2018“.
„Génération Maastricht“
„Tout Maastricht“ singt,
tanzt, schafft, spielt, schreibt
... und staunt. Einer von
ihnen ist Erwin. Er spielt
Gitarre.
Partizipation
und Interaktion
mit der Bevölkerung der
Euregio und Europas
Neben der Partizipation des kulturellen und
sozialen Feldes ist eine umfassende Einbeziehung der Bevölkerung vorgesehen. Ziel
ist, die Bürger begreifen zu lassen, welche
Rolle die Kultur in ihrem täglichen Leben
spielt, ihnen diese wieder näherzubringen
und neue Energie freizusetzen. Eine Energie, die notwendig ist, um den Blick über
die eigenen Grenzen hinweg zu wagen.
Kultur als Instrument zur Schaffung eines
neuen mentalen Raumes.
Tout Maastricht
Der Kurzfilm VIA2018 von
Stijn Meuris macht ausführlich mit der Euregio MaasRhein bekannt.
Mit Unterstützung der Elisabeth-StrouvenStiftung begann 2011 in Maastricht ein dreijähriges Kunst- und Kulturpartizipationsprojekt. Vierzigtausend Maastrichter
Kunstschaffende wurden
aufgefordert, sich an einer
der zahllosen kulturellen
Aktivitäten zu beteiligen.
Unter dem Titel „Singe, tanze, schaffe, spiele, schreibe
und bewundere“ werden in
Schulen, in Wohnvierteln
und im großen Feld der
Laienkunst Kurse, Gesangsund Kompositionswettbewerbe, Poetry Slams, Parkkonzerte und vieles andere
veranstaltet. Stand September 2012: Es konnten 25.000
Menschen erreicht werden. Das Projekt
„Tout Maastricht“ wurde den anderen Partnerstädten als inspirierendes Beispiel zur
Umsetzung
einer breiten Partizipationsbewegung angeboten, natürlich unter Berücksichtigung der
jeweiligen speziellen Konzepte und Möglichkeiten .
Maastricht Bells
Studierende des Maastrichter Konservatoriums schrieben eine Komposition für Carillon und Handglocken. Zur Vorbereitung
der Aufführung besuchten Schulkinder
Workshops, in denen sie den Umgang mit
den Handglocken erlernten. In jeder Schule
wurde geprobt, um schließlich gemeinsam
die Aufführung auf dem zentralen Platz
Maastrichts, dem Vrijthof, durchführen zu
können. Dieses Freiluftkonzert fand am 25.
Im Rahmen eines Projekts unternahmen
fünf Studentinnen aus der Gegend von Lyon
im August 2011 eine Kulturreise entlang der
vielen europäischen Kulturstädte („en quête
d’Europe“). Sie wollten ihre europäische
Unionsbürgerschaft und die kulturelle Vielfalt Europas am eigenen Leibe erfahren. Als
im Jahr 1992 Geborene nannten sie sich
„Génération Maastricht“. Wir haben sie
nach Maastricht eingeladen und sie wollen
sich für unsere Kandidatur und unser
Hauptthema «Europa wiederentdecken“
einsetzen. Sie versinnbildlichen die Positionierung Jugendlicher durch Maastricht &
Euregio 2018. Jugendliche sollen animiert
werden, neue Formen des transnationalen
Lebens zu erkunden. Im Hinblick auf
Kulturveranstaltungen und durchlaufende
Lernprozesse werden viele Aktivitäten für
Jugendliche aller Bildungsniveaus organisiert. Die junge Generation wird ab 2014
innerhalb der Organisation der Kulturhauptstadt 2018 einen festen Platz erhalten.
Investieren in ehrenamtliche Helfer
Bei der Verwirklichung unserer Ziele sind
ehrenamtliche Helfer unverzichtbar. Sie
sind nicht nur eine mehr als willkommene
Ergänzung der professionellen Organisation, sondern erhöhen auch deren Belastbarkeit. Je mehr Menschen sich mit dem Ziel
Kulturhauptstadt Maastricht & Euregio
2018 verbunden fühlen und je mehr die
Begeisterung wächst, desto mehr Menschen
werden in diese Dynamik einbezogen und
desto mehr werden sich für das Projekt einsetzen. Entsprechend dem Mehrjahresprogramm und dem von uns eingeleiteten Prozess unterscheiden wir mehrere Phasen, in
denen auch die Rolle der ehrenamtlichen
Helfer zunimmt.
In der ersten Phase sehen wir die Freiwilligen hauptsächlich als Botschafter. Sie
unterstützen das formulierte Ziel und wollen es aktiv propagieren. In Schulen, auf
Veranstaltungen, mithilfe von Infoständen
und sozialen Medien ist es uns gelungen,
viele ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. In
dieser Phase hat auch das Büro VIA2018 mit
einer kleinen, aber festen Gruppe Freiwilliger gute Erfahrungen gemacht.
Und noch vieles mehr…
Sonntagvormittags findet monatlich im
Centre Ceramique in Maastricht, der Heimstätte von VIA2018, eine kulturelle Talkshow unter Leitung des Künstlerischen
Direktors statt. Die Gäste und das Publikum
werden Schritt für Schritt in die Suche ein-
bezogen, auf die sich die Projektorganisation von Maastricht & Euregio 2018 begeben
hat. Der Erfolg des „Kulturfrühschoppens“
fand in den anderen Städten der Euregio
Nachahmung.
Uns gelingt es immer besser und nachhaltiger, dem Projekt über unsere Kommunikationskanäle zu noch größerer Bekanntheit zu verhelfen. Dabei wirkt sich die
Nutzung der sozialen Medien beschleunigend aus. Projekte wie „Botschafter des Geschmacks“, bei dem die unterschiedlichen
Geschmäcker und Vorlieben, die in den verschiedenen Kulturen der Euregio zu finden
sind, demonstriert werden, helfen, die Vielfältigkeit der Kulturen und die Entdeckung
der damit verbundenen Möglichkeiten immer genauer in den Blick zu bekommen.
Langsam beginnt sich das Bewusstsein
durchzusetzen, dass Bürger keine Zuschauer, sondern selbst Akteure in diesem Prozess
sind.
23
D E R PR O Z E SS
Nach der Präsentation der Erstfassung
der Bewerbungsschrift
März 2012 – Anfang 2014
Von der Präsentation
der ersten Bidbook-Fassung bis zur Bekanntgabe der endgültigen Entscheidung der Jury und
zur Formalisierung der
Entscheidung
Das Beschlussfassungsverfahren
Jeder Jugendliche kann
sein Talent in einem der
Kulturpartizipationsprojekte
zeigen..
Nach der Präsentation der
ersten Bidbook-Fassung am
7. März 2012 wurde von den
Partnermagistraten und regierungen das Beschlussfassungsverfahren mit großer Entschiedenheit vorangetrieben, damit Ende
August 2012 die Bewerbungsschrift in ihrer definitiven Form dem Stadtrat
von Maastricht vorgelegt
werden konnte.
Starkes, demokratisch bewilligtes
Angebot von 80 Millionen Euro
Auf der Aufsichtsratssitzung vom 10. Juli
2012 wurde festgestellt, dass die elf ursprünglichen Partner und die beiden neuen Partner
Genk und Tongeren gemeinsam für die
Erstellung der Bewerbungsschrift gesorgt
haben. Das Bidbook wird von der großen
Mehrheit der beschließenden Volksvertreter
getragen und ist mit einer Finanzierungsregelung verbunden, zu der die EuregioPartner 20 Millionen Euro und die Provinz
Niederländisch-Limburg 20 Millionen Euro
beisteuern. Zusammen mit den bereits im
Mehrjahreshaushalt der Stadt Maastricht
ausgewiesenen 20 Millionen Euro und den
von Wirtschaft, niederländischem Staat und
Europäischer Kommission in Aussicht
gestellten 20 Millionen Euro kann somit ein
mehrheitlich und demokratisch verabschiedetes Angebot in Höhe von 80 Millionen
Euro unterbreitet werden.
Beteiligung von Nicht-Partnern
Wichtig ist auch, dass weitere Partner an
dem Projekt interessiert sind, beispielsweise
die Stadt Kerkrade, die Mittel freigemacht
hat, um das Programm 2018 zu unterstützen. Außerdem wurden Besuche bei allen
kleineren Gemeinden Südlimburgs organisiert („Girlande Südlimburg“). Die Gemeinden unterstützen ebenfalls auf erkennbare
Weise die Kandidatur. Am 18. September
2012 nahm der Stadtrat von Maastricht den
formellen Beschluss, die Stadt definitiv als
Kandidat für 2018 anzumelden und die Partner aus der Euregio in diesen ambitionierten Prozess einzubeziehen.
Ein Schwerpunkt war ferner die Initiierung
einer intensiven Partizipationsbewegung,
mit der die Öffentlichkeit für das Projekt
begeistert wurde. Die Vorbereitung und die
Abstimmung mit den Organisationen der
Manifesta 9, der Designbiennale Lüttich
und des Festivals „Across the Borders“ (drei
wichtigen Interreg-Projekten) wurde in
Angriff genommen, damit eine erfolgreiche
Gestaltung der Parallelprogramme möglich
wird.
Seit März 2012 wurde die Kommunikationsstrategie intensiviert – mit stärkterer
Betonung der sozialen Medien und der
Webseite, mit regelmäßigen Newslettern,
Kulturfrühschoppen und Präsentationen
vor der breiten politischen, kulturellen und
gesellschaftlichen Öffentlichkeit sowie der
Wirtschaft.
Im Sommer 2012 schrieben der international renommierte Designer und Professor
Michele De Lucchi und Luc Soete, inzwischen Rektor der Maastricht Unversity, tiefgründige und inspirierende Essays. Ihr
Thema ist die Zukunft Europas, das Verhältnis zwischen den heutigen Senioren und der
Generation Maastricht sowie die Stellung,
die Maastricht und die Euregio 2018 einnehmen können
Vertiefung und Verbesserung der 1. Fassung
der Bewerbungsschrift zwecks Erstellung
des definitiven Bidbooks, das bis zum 1.
November 2012 eingereicht werden muss.
Dabei zeigte sich, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben, als einziger niederländischer Kandidat schon so früh durch Präsentation einer ersten Bidbook-Fassung für
alle Seiten Transparenz herzustellen (25.000
Exemplare in vier Sprachen).
In der Phase nach Einreichen der definitiven Bewerbungsschrift trifft die Jury am
29. und 30. November 2012 eine erste Auswahl. Nach dem erhofften positiven Ergebnis für Maastricht und die Euregio MaasRhein wird die kritische Befragung durch
die Jury zu einem inhaltlichen Angebot führen, in dem die Akzente u.a. auf der weiteren Zusammenarbeit mit anderen wichtigen
Euregios liegen werden. Letztere wurde
Mitte 2012 bereits durch das Büro VIA2018
eingeleitet.
In der finalen Bewerbungsschrift sind auch
wichtige Partner aus der Wirtschaft präsent,
die ihre Unterstützung von Maastricht &
Euregio Maas-Rhein bekräftigen. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nimmt im
November 2012 zudem der Thinktank
„Wirtschaft und Kultur“ seine Arbeit auf,
der Schrittmacher auf der Suche nach WinWin-Situationen für sowohl Kultur als auch
Wirtschaft sein will. Die Universität Maastricht fungiert in Verbindung mit anderen
Universitäten und Hochschulen aus der
Euregio als fester Partner.
Gleichzeitige Verwirklichung einer breiten euregionalen Kultur- und
Partizipationsbewegung
Partizipationsprojekte
Ab der zweiten Jahreshälfte 2012 werden
bis Ende 2013 – auch dank der finanziellen
Unterstützung durch die Provinz Niederländisch-Limburg – fünf euregionale Partizipationsprojekte entwickelt und umgesetzt. Die Projekte unter den Namen „Tag
der Wohnviertel“, „Girlande Südlimburg“,
„Euregionale Woche des Laien“, „Euregioportal“ und «Tefaf New Generation“ bieten
die Chance, in der Euregio eine breite Partizipationsbewegung anzukurbeln.
Ausbau der Freiwilligenorganisation
Es wurde ein Koordinator eingestellt, der
die Freiwilligenorganisation besser strukturiert und begleitet, wobei die ehrenamtlichen Helfer vor allem anlässlich bestimmter Aktivitäten aufgerufen und eingesetzt
werden. Über Studierende/Praktikanten
wurde unter anderem Kontakt zu Studentenverbänden aufgenommen, um mit ihnen
gemeinsam zu prüfen, wie Studenten in den
Prozess einbezogen werden können und wie
dies praktisch zu regeln ist. Dasselbe wurde
mit Nachbarschaftsorganisationen und
Laienkunstvereinen geprüft.
24
DER P R O Z ESS
Engagierte Studenten, beispielsweise
bei EuroMun Maastricht 2012
Fünfhundert internationale Studierende
trafen sich eine Woche lang in Maastricht
zum Thema „Peace, Progress, Prosperity:
Forging New Paths in Uncertain Times“,
wobei sie unter anderem die Ausarbeitung
eines eigenen Maastrichter Vertrages simulierten.
Präsentation des Bidbook 1.0 im März
2012
Am 7. März 2012, acht Monate vor dem
Einreichen der finalen Bewerbungsschrift,
wurde der Öffentlichkeit unsere BidbookFassung 1.0, im Rahmen einer groß aufgezogenen Veranstaltung im Theater aan het
Vrijthof in Maastricht präsentiert. Dem
Ereignis wohnten mehr als 900 Gäste bei,
während viele tausend andere das Ereignis
live im Fernsehsender der Provinz Limburg
(L1) verfolgen konnten. Die Präsentation
hatte enormen Einfluss – nicht nur, weil der
Öffentlichkeit gezeigt wurde, worum es bei
der Europäischen Kulturhauptstadt Maastricht 2018 geht. Es war zu spüren, was mit
diesem Projekt alles erreicht werden kann,
sollten Maastricht und die Euregio den Titel
bekommen. Dieser bewegende Abend verdeutlichte, wie stark das Projekt von breiten
Schichten der Bevölkerung getragen wird
und wie dringend wir als Stadt und Region
das Projekt brauchen, wenn wir einen
Schritt in eine neue Zukunft machen wollen. Durch dieses emotionale Erlebnis
begann das Projekt in der Bevölkerung zu
leben. Dass dabei Europa in anderer Weise
(kulturelle Vielfalt, verwoben mit der alltäglichen Lebenspraxis) als sinnvoll präsentiert
wurde, war für viele eine Überraschung. In
Nachfolge dieser öffentlichen Präsentation
wurden auch in anderen Städten und Regios
auf das jeweilige lokale Umfeld und dessen
Einwohner zugeschnittene Veranstaltungen
organisiert. Es fanden Veranstaltungen in
Aachen, Düren, Raeren und Eupen statt.
Frühstück und stellten stolz die wichtigsten
kulturellen Aktivitäten ihres Viertels zur
Schau. Es gab eine Modenschau mit für
diesen Anlass entworfenen MCH2018-Kostümen. Chöre sangen für Maastricht & Euregio 2018 komponierte Lieder. Breakdancer
zeigten auf ihre Weise ihr Können. Gedichte, die die Seele der Stadt zu erfassen suchten, wurden vorgetragen. Alle feierten
miteinander, wie schön es wäre, wenn Maastricht und die Euregio den heißbegehrten
Titel Kulturhauptstadt Europas 2018 erhalten würden.
Auf Stadtteilebene wurde erlebt, dass Stadt
und Region möglicherweise vor einem mentalen Wandel stehen, dass die Stadt ihre
Fenster weit aufsperren und eine Zusammenarbeit über Grenzen hinweg auf Bürgerebene verwirklichen muss. Es ist eine
Bewegung, die in Maastricht von Viertel zu
Viertel bereits realisiert wurde und die nun
von Stadt zu Stadt quer durch die Euregio
Gestalt erhält.
Die Woche des Laienkünstlers
Laienschauspieler, Filmemacher, Musiker,
Tänzer und Maler sind aufgefordert, im
Rahmen von Projekten zu untersuchen, was
kulturelle Vielfalt für die alltägliche Praxis
bedeutet. Auf welche Widerstände stößt
man dabei und welche psychologischen
und emotionalen Chancen sind damit verbunden? Dazu werden grenzüberschreitende Projekte gestartet, die Ende Mai 2013 in
einer euregionalen „Week van de Amateur“
(Woche des Laien) gipfeln und feierlich im
Maastrichter Fußballstadion abgeschlossen
werden.
Wohnviertel machen 2018 bunt
Unter dem Titel „De buurt kleurt 2018“
(Stadtteile machen 2018 bunt) wurde am
4. Juni 2012 von den Maastrichter Stadtteilvertretungen ein erster Tag der Wohnviertel
durchgeführt: 300 Einwohner Maastrichts
trafen sich an einem Samstag zu einem
Über u.a. Frühstücke in
Wohnvierteln, Stadtparkkonzerte und Kampagnen beziehen wir möglichst viele Menschen in die Bewerbung mit
ein.
25
II DAS
PR OG R A M M
Das Thema „Europa wiederentdecken“,
umgesetzt in Programmlinien
26
27
KAPITEL 4 : DAS P RO G RA M M
Europa wiederentdecken –
Die Expedition
In Anbetracht der Tatsache, dass in der Euregio Maas-Rhein
Nord- und Südeuropa, die germanische und die romanische
Kultur aufeinander treffen, wurde der Titel „Europa wiederentdecken“ als Kernthema für Maastricht & Euregio 2018
gewählt und wurde die Euregio als Versuchslabor definiert.
Diese Wahl war das Ergebnis einer umfassenden Befragung
der Bevölkerung und des Kultursektors..
Um ein Kulturprogramm, das gerade „die
kulturelle Vielfalt“ nutzen möchte, umsetzen zu können, muss man die Möglichkeiten der verschiedenen Kulturen entdecken,
erforschen und nutzen. Zu diesem Zweck
haben wir vier Programmlinien erarbeitet,
die den Rahmen abstecken, in dem ein konkretes Kulturprogramm entwickelt werden
kann. Im Vordergrund steht dabei der Kontakt mit der Wirklichkeit des Alltags (in
einer mehrsprachigen Region müssen die
Menschen, die dort leben, die Sprache, die
Bilder, die „Kultur“ der anderen kennen
lernen und sich zu eigen machen, um miteinander kommunizieren zu können).
Die Projekte, die wir vorstellen, sind Beispiele für kulturelle Aktivitäten, mit denen
wir glauben, unser ehrgeiziges Ziel in die
alltägliche Wirklichkeit umsetzen zu können.
Freie Bahn für Experimente
Gemälde von Fons Haagmans
OLS, 200 x130 cm
Gleichzeitig wissen wir, dass, wenn Maastricht & Euregio 2018 den „Prozess“ in
den Mittelpunkt rücken möchte, dieser
„Prozess“ auch integraler Bestandteil des
Programms sein muss. Dem Experiment,
der Kraft des Erforschens von Kultur, muss
viel Raum gegeben werden.
Wir sind offen für das, was wir noch
nicht wissen. Wir begrüßen die Ungewissheit. Wir sehen Maastricht & Euregio 2018
als Expedition. Das Ziel liegt ganz klar vor
unseren Augen, doch der Weg dorthin steht
noch nicht fest. Wir wollen jedoch keine
Unverbindlichkeiten eingehen. Deshalb
legen wir einen Rahmen fest. Deshalb geben
wir mit unseren Programmlinien eine Richtung vor.
Voraussetzungen schaffen
Wir schaffen Voraussetzungen und Raum
für Experimente, sodass der Prozess beziehungsweise die Expedition ihre eigenen
Wege einschlagen können. Wenn wir den
Titel Maastricht & Euregio 2018 bekommen
haben, wird das Büro Via 2018 für eine kurze
Zeit seine Türen schließen. In dieser Phase
wird eine feste, langfristige Projektorganisation etabliert, durch die die inhaltlichen,
organisatorischen, produktionellen, finanziellen und kommunikativen Aspekte des
Projekts Maastricht & Euregio 2018 umgesetzt werden können.
Die Projektorganisation entwickelt für
die Jahre 2015, 2016 und 2017 jene Studienprojekte, die später als Maßgabe für die
Zusammenstellung des Programms für 2018
und 2019 dienen werden. Der „Génération
Maastricht“ wird eine wichtige Rolle im
VIA2018-Team zukommen. Die „Génération
Maastricht“ wird, ganz nach ihren Vorstellungen, auch das endgültige Programm
mitentwickeln.
Talentförderung im Mittelpunkt
Talentförderung ist einer der Schwerpunkte
bei der Entwicklung des Programms für
Maastricht & Euregio 2018. Dabei soll die
Expertise der Ausbildungseinrichtungen
für künstlerische Berufe in der Euregio als
„Best Practice“-Beispiel, als leuchtendes
Vorbild dienen.
Die Richtung vorgeben
Die Projekte, die wir heute vorstellen,
betrachten wir, nach heutigem Wissensstand, als richtungsweisend. Selbstverständlich ist die Umsetzung dieser Projekte unser
erklärtes Ziel. Vorerst aber sollen die Projekte unser Programm vorzeichnen und die
kulturelle Anziehungskraft unserer Euregio
aufzeigen.
Europa wiederentdecken
Die Kandidatur Maastrichts und der Euregio Maas-Rhein bietet die Chance, jene
Kompetenzen zu entwickeln, die für den
täglichen Umgang mit einer Vielfalt an Kulturen notwendig sind. Die Stärke Europas
liegt in seiner kulturellen Vielfalt, die, so
paradox es klingt, sowohl Gegengewicht als
auch Voraussetzung für ein zentralisierteres
Europa ist. Durch Nutzung dieser Vielfalt
kann Europa sich selbst und der ganzen
Welt viel bieten. Europa muss sich selbst
wiederentdecken.
28
DA S P R O GR AMM
Drei Jahre haben die Vorbereitungen für Maastricht & Euregio
2018 gedauert. Drei Jahre der Gespräche, Sitzungen, Forschungsarbeit und Präsentationen mit und vor Vertretern aus
Kultur und Politik. Euregioweit.
Am Anfang stand die aufregende Vorstellung: Wenn Maastricht und die Euregio Kulturhauptstadt Europas werden würden,
dann könnten vielleicht, wer weiß, Kunst und Kultur „ins Rampenlicht“ gerückt werden. Wir waren schon lange der Überzeugung, dass Maastricht und die Euregio sich nach außen öffnen
sollten.
Dann erwachte der Ehrgeiz. Das künstlerische Team formulierte die ersten Ansätze. Die ersten Träume. Was würde dieses
Projekt nicht alles in Gang bringen können? Dann wurde der
Kultursektor mit ins Boot geholt. Es entstand eine breite Bewegung.
Irgendwann kam das Bewusstsein, dass Maastricht und die Euregio Maas-Rhein buchstäblich „Gold in Händen halten“.
Wo Kulturen aufeinander treffen, wird Energie frei. Dort entstehen möglicherweise ganz neue Perspektiven.
Wenn wir den Mut haben, wenn wir es wagen, unsere eigenen
„Grenzen“ zu überschreiten, dann gelingt es uns vielleicht, die
Stadt Maastricht und die umliegende Region nach außen zu öffnen.
Kunst und Kultur haben das Potenzial, diesen Gedanken für
uns zu visualisieren. Das erfordert den bedingungslosen Einsatz
dafür, dass gerade die kulturelle Vielfalt als Ansatzpunkt dienen
kann. Keine leichte Aufgabe. Viele Hindernisse gilt es zu überwinden, doch die neue Perspektive zeichnet sich bereits am Horizont ab. Die einzigartige Chance, durch Kunst und Kultur für
uns selbst und für diese gesamte Region eine neue Zukunft zu
schreiben. Und damit Europa neu zu entdecken.
Guido Wevers, Künstlerischer Leiter
29
DA S PR O G R A MM
Europa wiederentdecken: das
Thema in Programmlinien
Speaking in Tongues
Mit dieser Programmlinie wird sichtbar, wie
wir in vielen Sprachen sprechen und kommunizieren. Dies nicht nur auf Französisch,
Deutsch, Niederländisch und in den vielen
Sprachen der Einwanderer, sondern auch in
den Sprachen der Bilder, der Geräusche, des
Geschmacks und des Körpers.
Remembering the Future
Mit dieser Programmlinie wird sichtbar,
wie die Vergangenheit visualisiert und mit
der Gegenwart und der Zukunft verbunden
werden kann.
Mirroring Europe
Mit dieser Programmlinie wird sichtbar,
wie wir unseren Horizont öffnen und eine
Verbindung mit Europa und der ganzen
Welt schaffen können.
Living Europe
Mit dieser Programmlinie werden unsere
Träume und Visionen in die Wirklichkeit
unseres täglichen Lebens umgesetzt.
Den Kern der Programmgestaltung
bildet die Programmlinie Speaking in
Tongues (Sprechen in vielen Sprachen).
Es geht darum, all das, was wir in unserer
Vorstellung klar vor Augen haben, verständlich zu machen und dafür zu sorgen, dass
diese Vorstellungen integraler Bestandteil
unseres täglichen Lebens werden. Den
Kontext für diesen Prozess entwickeln wir,
indem wir die Vergangenheit zur Gegenwart machen und mit Remembering the
Future (Erinnerung an das, was sein wird)
die Grundlage entwickeln, auf der der Innovationsprozess beginnen kann. Wir sind uns
bewusst, dass wir unseren Blick für Europa
und die Welt öffnen müssen, und dass Voraussetzungen geschaffen werden müssen,
damit die Welt einen Platz in unserer
Region erhält. Darum geht es in Mirroring
Europe (Europa spiegeln). Dies sind die
Programmlinien, mit denen der Prozess, der
uns vor Augen schwebt, initiiert werden
soll. Als Ergebnis dieses Prozesses betrachten wir die Programmlinie Living Europe
(Europa leben), in der die ihr vorausgehenden Programmlinien gebündelt werden. Im
Jahr 2018 schließlich muss sichtbar werden,
inwieweit unsere Ziele umgesetzt wurden.
Den Prozess beginnen wir in den Jahren
2015, 2016 und 2017. In dieser Phase setzen
wir vorbereitende Projekte um, die den
Weg für die Programmlinien Speaking in
Tongues, Remembering the Future und
Mirroring Europe ebnen. Die Phase der
Programmgestaltung erstreckt sich über
die Jahre 2017 bis Ende 2019. Einen Schwerpunkt setzen wir im Jahr 2018 mit der
Programmlinie Living Europe.
Wir verwenden das Bild des
Vogels, um den Zusammenhang zwischen den Programmlinien zu verdeutlichen.
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DAS PR O G R A MM
Speaking in
Tongues
Wir sprechen viele Sprachen und doch
verstehen wir einander.
In der Programmlinie Speaking in Tongues
entdecken und nutzen wir die Vielfalt an
„Sprachen“ der europäischen Kultur. Nicht
nur die vielen verschiedenen Sprachen, die
tatsächlich in der Euregio und in Europa
gesprochen werden, sondern auch die vielen
verschiedenen Sprachen der Künste: Die
Malerei und die Medien sprechen eine visuelle Sprache, die Bildhauerei artikuliert sich
in der Sprache der Formen, die Musik spricht
die Sprache der Klänge und so weiter.
In drei Abschnitten – Sprache und Sprachen,
Bildersprache und Sprache und Musik –
beschreiben wir, wie diese Programmlinien
aussehen könnten.
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DA S P R O GR AMM – SP EAKI N G I N TO N GU ES
Sprache und
Sprachen
Ein kulturelles Sprachenprojekt: die Geschichte
der Sprache und Literatur
Europas
Heinrich von Veldeke ist der erste namentlich erwähnte Schriftsteller, der in der zu
seiner Zeit in der Euregio gesprochenen
Volkssprache schrieb. Einer Sprache, in der
germanische und romanische Einflüsse aufeinandertrafen. Sein Werk,
unter anderen, war die
Grundlage für sowohl die
deutsche als auch die niederländische Literatur. Im
Rahmen des Themas „Europa wiederentdecken“ stellt
Maastricht & Euregio 2018
ein Projekt vor, mit dem
„die Geschichte der Sprache
und Literatur Europas“
erzählt werden soll. Das
Projekt besteht aus zwei
Teilen: a) einer Studie über
die Bedeutung Van Veldekes
für die Literatur Europas
und b) einer Aufforderung
an europäische Schriftsteller, die Zukunft Europas
darzustellen.
Die Wiederentdeckung
der frühen europäischen Lyrik
Henrik van Veldeke
Mit diesem Projektteil wurde im Jahr 2010 begonnen,
als Maastricht & Euregio 2018 in Zusammenarbeit mit dem Musikzentrum Dommelhof Neerpelt ein Forschungsprojekt mit
dem Titel „Das lyrische Werk des Heinrich
von Veldeke“ in Auftrag gab. Die Katholische Universität Löwen hat gemeinsam mit
der Pariser Sorbonne die Musik erforscht,
die in Verbindung mit dem lyrischen Werk
Van Veldekes steht. Zu diesem Zweck wurden alte Partituren ausfindig gemacht und,
soweit notwendig und möglich, neu aufgeschrieben. Die früheste „europäische“ lyrische Musik ist dadurch heute (teilweise)
wieder zugänglich.
Ein Schatz an verloren gewähntem europäischem (literarischem und musikalischem) Kulturerbe wurde wiederentdeckt.
Dieser Schatz soll nun der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden.
Maastricht & Euregio 2018 lässt diese
wiederentdeckten Lieder und Gedichte Van
Veldekes aufführen und bringt sie damit für
jedermann spür- und sichtbar in das kulturelle Leben zurück. In Zusammenhang
damit vergeben wir, wieder in Zusammenarbeit mit dem Musikzentrum Dommelhof
Neerpelt, internationale Kompositionsaufträge. Wir beauftragen Komponisten zeitge-
nössischer Musik damit, das Werk Van Veldekes neu zu interpretieren. Wir schaffen
eine Neuinterpretation der (frühsten) europäischen lyrischen Musik.
Diese Modernisierung des Werks Van
Veldekes ist der Beginn eines ehrgeizigen
Sprachen- und Literaturprojekts. Die Euregio Karls des Großen lag nach Van Veldekes
Lebens- und Schaffenszeit nicht länger im
Zentrum der Macht. Das Europa, wie wir es
heute kennen, breitete sich immer weiter
aus. Durch politische und wirtschaftliche
Entwicklungen verlagerten sich Macht- und
(wirtschaftliche) Wirkungszentren fortwährend. Gleichzeitig und in gleichem Maße
verschoben sich die Zentren künstlerischen
Schaffens. „The story of a European language and literature“ erzählt diese Geschichte
Europas mit Blick auf seine Sprache und
Literatur.
Neben der Modernisierung des Werks
Van Veldekes beauftragt Maastricht & Euregio 2018, wieder auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschungsarbeit vergleichbar
mit dem vorgenannten Forschungsprojekt,
Literaturexperten wie Professor Wiel Kusters mit einem groß angelegten (historischen) Literaturforschungsprojekt. Die Forschungsarbeit dazu wird in den Jahren 2014
bis 2016 durchgeführt. Die Ergebnisse werden in den Jahren 2017 bis Ende 2019 im
Rahmen von Ausstellungen präsentiert, in
Seminaren diskutiert und in verschiedenen
Präsentationen zum Thema „Die Geschichte
Europas“ vorgestellt.
„The Story of a European language and
literature“ bietet uns die Möglichkeit, Teilprojekte zum Thema Sprache und Literatur
zu entwickeln. So möchten wir etwa ausgehend vom Werk des Maastrichter Dichters
Pierre Kemp (der sich in seinem Werk Jahrhunderte nach Van Veldekes Schaffenszeit
wieder auf diesen bezog) ein europäisches
Lyrikprojekt mit dem Thema „Dichter in
Europa“ entwickeln.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie das
moderne Europa seine kulturelle Vielfalt
nutzen möchte. Wir möchten „Europa
wiederentdecken“, indem wir die Zukunft
Europas als eine der Einheit in der Vielfalt
beschreiben. In diesem Sinne entsteht im
Themenfeld Sprache und Literatur ein zweites Teilprojekt.
Einladung an europäische Schriftsteller, die Zukunft Europas darzustellen
Die Modernisierung des Werks Van Veldekes
dient als Ausgangspunkt für eine Befragung
europäischer Schriftsteller zur Zukunft Europas. Testweise haben wir den Lütticher
Autor/Journalist Alain Delanoie gebeten, in
Form eines Forschungsprojekts eine erste
Skizze zur Zukunft Europas zu erstellen. Im
Jahr 2011 schrieb er für uns „L’enlèvement
de l’Europe“ („Die Entführung Europas“).
Wir haben ihn gebeten, mit der Euregio
Maas-Rhein als Vorbild für einen Ort, an
dem Kulturen aufeinander treffen, das Bild
eines neuen Europas zu entwerfen. Ferner
haben wir anlässlich der Präsentation der
ersten Version der Bewerbungsschrift am
7. März dieses Jahres Ramsey Nasr (niederländischer Dichter des Vaterlands) gebeten,
sein Gedicht „Het Huis van Europa“ („Das
Haus von Europa“) zu rezitieren. Mit diesem Gedicht hat er den Finger auf einen
wunden Punkt des modernen Europas
gelegt und hat das Thema „Europa wiederentdecken“ uns allen zum Auftrag gemacht.
Maastricht & Euregio 2018 beabsichtigt,
bestärkt von den Ergebnissen dieser Testaufträge, ganz im Sinne des Schneeballprinzips europäische Schriftsteller dazu einzuladen, die Geschichte Europas zu visualisieren.
Wir denken an Autoren wie Ton Lanoye,
Marente de Moor, Stefan Buijs und Jean
Claude Pirotte. Autoren, die alle auf die eine
oder andere Art mit der Euregio Maas-Rhein
als der Region, in der Van Veldeke ursprünglich schrieb, verbunden sind, und die, jeder
auf seine ganz eigene Weise, kulturelle Vielfalt in ihren Werken thematisiert haben. Der
Staffelstab wird an die Schriftsteller Europas weitergereicht. Das könnten Autoren
wie Peter Handke sein, der in dem Wirrwarr
der Kulturen Osteuropas einen Nerv traf.
Aber auch die „neuen Niederländer, die neuen Belgier, die neuen Deutschen, kurzum:
die neuen Europäer“, also Autoren mit Migrationshintergrund, die in Europa leben
und arbeiten, bitten wir um ihr Bild von der
Zukunft Europas.
Ein Sprachlernprojekt:
Tongues tight together
In der Euregio Maas-Rhein werden seit
jeher drei Sprachen gesprochen (Niederländisch, Französisch und Deutsch), daneben
viele Dialekte und die Sprachen der Einwanderer (der ersten und zweiten Einwanderungswelle). Dazu kommt heute die
„moderne“ Sprache der sozialen Medien
und die lingua franca Englisch. Ungewöhnliche Sprachen entstanden in den ehemaligen Bergbaurevieren (das sogenannte „CitéDeutsch“ mit Einflüssen aus dem Deutschen
und später dem Türkischen und Marokkanischen).
Das Motto „Wir sprechen viele Sprachen
und doch verstehen wir einander“ zwingt
uns der Tatsache, dass die Sprachen unserer
„Nachbarn“ immer weniger aktiv gesprochen werden, ins Auge zu blicken. Darin
liegt eine Aufgabe. Ein Unterthema der Programmlinie Speaking in Tongues ist daher
auf das Wiedererlernen der Sprachen unserer „Nachbarn“ ausgerichtet. Tongues tight
together (Verbundene Sprachen) ist eine linguistische Expedition. Wenn man mit einer
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DAS PR O G R A MM – S PE A KI N G I N TO N GU ES
Fremdsprache in Berührung kommt, scheut
man sich zunächst, die Sprache des anderen
zu sprechen. Dann ist man „tongue tied“,
man hat einen Knoten in der Zunge. Spürt
man aber eine Verbindung zu dem anderen
(ist man „tight together“), dann macht man
sich auf, die andere Sprache und Kultur zu
entdecken. „Tongues Tight together“
schlägt neue Wege ein, um die Menschen in
der Euregio und ihre Sprachen und Kulturen miteinander zu verbinden.
Tongues Tight Together ermutigt Einwohner und Besucher, auf Entdeckungsreise
durch die Euregio zu gehen. Über eine App
wandern Besucher auf Sprach- und Kulturrouten. Auf diesen Sprach- und Kulturrouten werden „Sprachmobile“ zur Verfügung
gestellt, mit denen Besucher durch die Euregio reisen können. An verschiedenen Orten
in der Euregio können Besucher an 15 Rastplätzen, den sogenannten „Parks of inspirations“ („Parks der Inspiration“) Halt
machen. In jedem der 15 Parks gibt es ein
„Sprachencafé“, das seine Besucher zur
Teilnahme an verschiedenen Sprach- und
Kulturaktivitäten einlädt.
App
Die Aktivitäten werden in einer SoftwareAnwendung gebündelt. Diese App wird in
Form einer virtuellen Landkarte der Euregio, auf der die kulturellen und sprachlichen Entdeckungstouren zu sehen sein werden, zur Verfügung gestellt. Die App bietet
Besuchern Informationen über interessante
Orte und führt die Bewohner der Euregio
durch die Kultur- und Sprachenlandschaft.
Gefüllt mit Geschichten aus der Region
(„Story telling“), erzählt die App sowohl alte
Sagen als auch moderne „urban legends“,
also städtische Legenden, die in den verschiedenen Kulturen und Sprachen entstehen. Diese Geschichten werden mit Sehenswürdigkeiten und Orten auf den Rad- und
Wanderrouten verbunden.
tongue
zunge
tong
langue
tongue
zunge
tong
langue
Sprachmobile
Sprachmobile sind spezielle Busse, mit
denen die Einwohner und Besucher der
Euregio im wahrsten Sinne des Wortes miteinander verbunden werden sollen. Die
Sprachmobile fahren entlang sprachlich
und kulturell interessanter Routen quer
durch die Euregio. Die Passagiere kommen
nicht nur miteinander, sondern auch mit
(jungen) Talenten aus der Euregio in Kontakt. Auf verschiedenen Strecken werden
die Mobile unter anderem von lokalen Dichtern, Geschichtenerzählern, Singersongwritern begleitet, die die Reisenden mit
Darbietungen in ihrer jeweiligen Sprache,
ihrem Dialekt unterhalten.
Wie leben nicht in
einem Land,
sondern in einer
Sprache.
E.Corian
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Sprachen-/Kulturcafé
--City Books
Gemeinsam mit dem „Huis De Buren“
(einer flämisch-niederländischen Kultureinrichtung in Brüssel) entwickelt
Maastricht & Euregio 2018 ein sogenanntes „City Book“. Fünf internationale und regionale Schriftsteller, Fotografen und Videokünstler werden dazu
gebeten, als Gastkünstler in Maastricht und der Euregio ihre Erlebnisse
in Form von Geschichten, Fotografien
und Videos zu verarbeiten. Maastricht
und die Euregio reiht sich 2014 ein in
den Kreis der Städte Graz, Breslau,
Valletta und Oostende
In den „Parks der Inspiration“ entstehen
Sprachen- und Kulturcafés. Dort haben
Besucher die Möglichkeit, andere Besucher
zu treffen und mit deren Sprachen und Kulturen in Kontakt zu kommen. Die Besucher
können die eigenen Fremdsprachenkenntnisse auffrischen, ihre eigenen Eindrücke
von Orten und Veranstaltungen aufschreiben oder Eindrücke von anderen beziehungsweise früheren Besuchern kommentieren. Auf diese Weise entsteht Interaktion
zwischen den Einwohnern und Besuchern
der Euregio.
Umsetzung
Wissen teilen mit Europa, ein Beispiel
aus der Praxis:
Angenommen ein Besucher von Maastricht
& Euregio 2018 möchte den Wochenmarkt
La Batte in Lüttich kennen lernen. Dieser
Besucher kann sich über die App auf eine
spezielle Route zu diesem Wochenmarkt
einwählen und wird damit automatisch mit
dem Strecken- und Aktivitätenprogramm
der Wochenmärkte verbunden. Mit dem
Sprachmobil kommt der Besucher von
Maastricht zum Wochenmarkt in Lüttich.
Mit der App hat der Besucher auch Zugang
zu einem Programm, das Schüler und Studierende berufsbildender (Fachhoch-)Schulen speziell für den Besuch von Wochenmärkten entwickelt haben. Die Schüler der
Klassen 7 und 8 der Euregio-Schulen haben
eine Anleitung erstellt, wie man am besten
auf Französisch verhandelt. In einem grenzüberschreitenden Projekt haben die Schüler
niederländisch- und französischsprachige
Sprachhilfen geschrieben, die man bei Preisverhandlungen auf den Wochenmärkten in
der Region zu Rate ziehen kann.
Um das erarbeitete Wissen mit anderen
Euregios in Europa teilen zu können, wird
ein Drehbuch von allen Veranstaltungen
und Sprachaktivitäten sowie von der Entwicklung der virtuellen App geschrieben.
Dieses Drehbuch wird den anderen mehrsprachigen Euregios zur Verfügung gestellt.
Die Euregios können die Aktivitäten entweder übernehmen oder an ihre eigenen
Bedürfnisse anpassen. Unser Partner bei
diesem Projekt ist die Association of European Border Regions (Arbeitsgemeinschaft
Europäischer Grenzregionen).
Lost in Translation
Der Film „Lost in Translation“ von Sofia
Coppola zeigt zwei Menschen, die durch
eine chaotische Stadt irren, deren Sprache
sie nicht sprechen und deren Kultur sie
nicht verstehen. Es ist ein Film über Einsamkeit. Über zwei Menschen, die zueinan-
der finden, weil sie dieselbe Sprache sprechen. Über Sprache lernen Menschen
einander kennen, verstehen einander,
kommen einander näher. Gleichzeitig ist
Sprache auch eine Waffe, ein Instrument,
das Menschen voneinander entfernt. In der
Liebe treten die (Un-) Möglichkeit und das
Verlangen nach gegenseitiger Annäherung
am deutlichsten zum Vorschein. Die Theater- und Filmgeschichte bietet unzählige
Beispiele dafür: angefangen bei „Romeo
und Julia“ von William Shakespeare über
Strindbergs „Fräulein Julie“ bis hin zum
Werk von Sarah Kane, das wie der Schrei
einer jungen Frau anmutet, die ihre Einsamkeit nicht in den Griff bekommt. Mit
ihrer Sprache versucht Sarah Kane, ihre Einsamkeit zu überwinden.
Unter dem Titel „Lost in Translation“
wird ein kulturelles Sprachen- und Theaterprogramm entwickelt, dessen Thema die
Barrieren sind, die zwischen Liebenden mit
verschiedenen kulturellen und sozialen
Hintergründen entstehen. Verschiedene
kulturelle Hintergründe äußern sich immer
in Sprachbarrieren. Zum einen sollen Autoren mit dem Schreiben neuer Theaterskripte
beauftragt werden, zum anderen sollen
Produktionen im Rahmen von Gruppenprojekten entstehen, etwa als Gemeinschaftsprojekt verschiedener Theaterensembles aus der Euregio, u.a. der Toneelgroep
Maastricht, De Queeste Hasselt, dem
Theater Aachen, dem Théâtre de la Place
aus
Lüttich, Het Laagland aus Sittard, dem
Agoratheater St. Vith und Het Geluid
Maastricht.
Eröffnungsvorstellung 2013
Den Auftakt bilden wird 2013 die Eröffnungsproduktion im (dann) frisch renovierten Theatergebäude des Théâtre de la Place
im Stadtzentrum von Lüttich. Zu diesem
Anlass wird „Romeo und Julia“ von William
Shakespeare in französischer/niederländischer Sprache aufgeführt. Die sozialen
Unterschiede, die Unterschiede innerhalb
der Schauspielergruppe, das heißt vor allem
die verschiedenen Sprachen, die die Darsteller sprechen, werden Grundlage dieser Inszenierung sein. Ein deutliches Statement
im Belgien von heute und ein Teilprojekt
unter dem Titel „Lost in Translation“.
In Verbindung mit diesem professionellen
Euregio-Theaterprojekt beginnt ein Teilprojekt, das die Welt des Laienschauspielers
in Szene setzt. Euregioweit werden Workshops zum Thema „Lost in Translation“
entwickelt. Laienensembles von St. Vith bis
Neerpelt und von Heerlen bis Lüttich werden unter diesem Titelthema zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse im Rahmen des
jährlich stattfindenden Euregio-Amateurtags vorstellen. Sie erzählen davon, wie
Sprache Menschen miteinander verbindet
und voneinander trennt. Die Aufführungen
finden in verschiedenen Sprachen statt.
Die Zusammenarbeit mit Einwanderern soll
gezielt gefördert werden.
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Sieben Pforten
Durch sieben Pforten
drang die Welt in in die Stadt.
Selbst durch ihre Mauern
wenn es sein musste:
Dann schoss man einfach
etwa wie ein Sonnenkönig
ein Loch,
sehr europäisch,
si, oui, jawohl.
Die Zeiten sind vorbei,
jetzt wird alles anders:
Fremder, geh heim!
Neue Mauern,
neu Pforten
am Horizont.
Den Auftakt bilden wird 2013
die Eröffnungsproduktion im
(dann) frisch renovierten
Theatergebäude des Théâtre
de la Place im Stadtzentrum
von Lüttich. Zu diesem Anlass wird „Romeo und Julia“
von William Shakespeare in
französischer/niederländi-
Wer von seiner Mutter erbt,
dass er drüben nicht stirbt
sondern hier,
is einer von uns.
scher Sprache aufgeführt.
Yes. Oui.Si. Jèh,
mer wat meins diech?*
Wiel Kusters, 2004
* Tja, doch was meinst du?
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Bildersprache
Mit der Programmlinie Speaking in
Tongues nehmen wir die Bildersprache
der Euregio unter die Lupe und betrachten, in welcher Verbindung sie zur
Bildersprache Europas steht.
Sprache als Bildelement
seiner Bildersprache auch andere Einflüsse
zu erkennen? Warum war die Maaskunst in
dieser Zeit etwas so Besonderes? Welche anderen europäischen Einflüsse lassen sich in
der bildenden Kunst und der Architektur
der Euregio entdecken? Ein Ausstellungsprojekt im Rahmen der Expo 2017 in Lüttich.
Jan van Eyck
Wir laden Künstler ein, die mit Sprache als
Bildelement arbeiten. Es werden Ausstellungen organisiert, in denen neue und ältere Textwerke, die Wortbilder enthalten,
gezeigt werden. Eine visuelle Gedankenübung zur Rolle des Phänomens Sprache in
der Euregio und in Europa, aber auch zu
Themen wie Identität und kulturelle Vielfalt. Denkbar sind Ausstellungen in Museen
sowie Projekte an öffentlichen Orten (physisch und digital über die sozialen Medien).
Wir denken an Textprojekte durch die ein
Spannungsfeld zwischen der Welt kommerzieller und städtischer Kommunikation
(Plakatwände, Wartehäuschen, digitale Infokanäle) und der Welt der Künste geschaffen
wird.
Die (verborgenen) Bilderschätze in der Euregio
und in Europa
Rineke Dijkstra (Sittard),
Brighton 21. August 1992,
Sammlung Het Domein,
Sittard
Wie Texte können auch Werke aus bildender
Kunst, Design und Architektur erkennbare
Signaturen tragen. Gibt es oder hat es jemals
visuelle Signaturen gegeben, die charakteristisch für diese Region sind?
Die Metropole Karls des Großen
„Die Metropole Karls des Großen“ ist ein
ehrgeiziges Ausstellungsprojekt, das zeigt,
wie Karl der Große seinen Dom in Aachen
nach dem Vorbild der byzantinischen Kirche
San Vitale in Ravenna baute und das auf diese Weise den byzantinischen Einfluss auf die
Kunst und Kultur der Region Maas-Rhein
deutlich macht. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 1200. Todestag Karls des Großen
(814) organisiert die Stadt Aachen im Jahr
2014 drei große Ausstellungen. Teil des Programms sind darüber hinaus Ausstellungen
von Werken zeitgenössischer Künstler aus
der Euregio und zu alternativen Kunstformen wie der Straßenkunst und anderen
Ausdrucksformen städtischer Kunst. Ferner
soll regelmäßig ein Euregio-Salon stattfinden, auf dem junge Künstler ausgezeichnet
werden.
Das Rätsel von Renier van Huy
Inwiefern unterscheidet sich die Bildersprache von Renier van Huy, zu sehen in seinem
berühmten Taufbecken von Lüttich, von der
Bildersprache anderer europäischer Bildhauer des 12. Jahrhunderts? Oder sind in
Eine Ausstellung von Werken Jan van Eycks,
der in der Malerei des 15. Jahrhunderts tonangebend war, ist als Programmpunkt für
die Euregio selbstverständlich. Als einer der
ersten Maler arbeitete van Eyck (1390-1441),
geboren in Maaseik, mit der Technik der
Ölmalerei und perfektionierte sie. Der Sizilianer Antonello da Messina (1430-1479) verband als einer der ersten den euregionalen
Naturalismus van Eycks mit dem italienischen Sinn für Perspektive. Das besondere
Interesses des Bonnefantenmuseums an der
Beziehung zwischen südniederländischer
und südeuropäischer Malerei ist Ausgangspunkt für ein ganz besonderes Experiment:
eine gemeinsame Ausstellung des Bonnefantenmuseums Maastricht, der Timmerfabriek in Maastricht und anderen Museen
der Euregio, darunter das Ludwig Forum in
Aachen.
Eurovisionen
Reflexionen von Europa in den visuellen Künsten
Mit dieser Programmlinie soll visionären
Herangehensweisen und Reflexionen über
Fragen zum Thema Europa in den visuellen
Künsten eine Plattform gegeben werden.
Ausstellungen und Interventionen, die historische und zeitgenössische Kunsttraditionen zeigen, sollen eine provokative Reihe
von „Eurovisionen“ bilden und auf diese
Weise die Bewohner der Euregio anregen,
„über den Tellerrand hinaus“ nach Europa
zu blicken.
Die Begegnung, die nie stattgefunden
hat – Kunstgeschichte neu schreiben
Unter diesem Titel zeigen wir eine fiktive
Begegnung zwischen dem sizilianischen
Maler Antonello da Messina und dem flämischen Maler Jan van Eyck. Das Bonnenfantenmuseum in Maastricht entwickelt eine
Programmlinie, in deren Rahmen die bedeutendsten Museen der Euregio gebeten
werden, Ausstellungen zum Thema Neuschreibung von Kunstgeschichte mit Erläuterungen zum europäischen Hintergrund
der jeweiligen Kunstgeschichte und der kulturellen Identität der Euregio zu organisieren. In Bezug auf Antonello da Messina wird
der Akzent darauf liegen, inwieweit sich
frühe nord- und südeuropäische Künstler
gegenseitig beeinflusst haben. Diese Pro-
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grammlinie bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten zur
Entdeckung überraschender
kunsthistorischer Fakten,
die in Verbindung mit der
Euregio als einem Teil Gesamteuropas stehen.
Reihe kleiner und mittelgroßer Ausstellungen
von internationaler zeitgenössischer Kunst
Wie bereits auf der dOCUMENTA (13) 2012 in Kassel
deutlich zum Ausdruck
kam, weckt das moderne
Europa bei vielen bildenden
Künstlern inner- und außerhalb Europas das dringende
Bedürfnis, Europa in ihren
Werken zu thematisieren.
Dies wird der Ausgangspunkt für eine Reihe
kleinerer und mittelgroßer
Ausstellungen und Interventionen in der Euregio
sein. Geplant ist, dass Kuratoren und Gastkuratoren in
Museen, in Kunstzentren
und an öffentlichen Plätzen
an verschiedenen Orten in
der gesamten Euregio mit
internationalen zeitgenössischen Künstlern zusammenarbeiten, die in ihren
Werken kritische Reflexionen zu und Szenarios für
Europas entwerfen. Denkbar sind Ausstellungen, aber
auch vorübergehende und
langfristige Interventionen
an öffentlichen Orten.
Jan van Eyck, Selbstporträt
1433, The National Gallery,
London
Antonello da Messina,
Annunciazone 1475,
Nationalmuseum Palermo
Verbindung zu Malta:
Umgekehrte Kreuzzüge
Da Malta im Jahr 2018 gemeinsam mit den
Niederlanden eine Kulturhauptstadt Europas stellen wird, sind wir besonders an Möglichkeiten interessiert, an die kulturellen
Besonderheiten dieser faszinierenden historischen Mittelmeerinsel anzuknüpfen beziehungsweise auf diese hinzuweisen. Die
Kreuzzüge formierten sich in vielen Regionen Europas (bekannter Vertreter aus der
Euregio ist Gottfried von Bouillon), aber
auch auf der Insel Malta, die für die Kreuzfahrer einst einer der wichtigsten Häfen in
Richtung Heiliges Land war. Berühmte
Künstler wie Caravaggio besuchten Malta
und hinterließen ihre künstlerischen Spuren, die als Anknüpfungspunkt für Geschichtsprojekte dienen können. Indem wir
Ausstellungen und Interventionen (sowohl
in Malta als auch der Euregio) mit Akzent
auf der Artikulation von Echos und der kritischen Reflexion zur Geschichte der Kreuz-
züge fördern, werden wir eine Plattform für
zeitgenössische Künstler schaffen. Diese
Plattform ermöglicht es, Probleme kultureller Identität in ihrem Verhältnis zu religiösen Konflikten zu untersuchen. Dies sind
Probleme, die auch heute noch die internationalen Beziehungen in Europa und darüber
hinaus beeinflussen. Indem die beteiligten
Künstler diese Konflikte künstlerisch hinterfragen und dekonstruieren, können sie
eine Welt der „umgekehrten Kreuzzüge“
zum Leben erwecken.
Anlässlich des Kulturaustauschs zwischen Russland und den Niederlanden im
Jahr 2013 organisiert das Bonnefantenmuseum in Maastricht eine große Ausstellung
rund um die Russische Avantgarde. Dies ist
eine einzigartige Gelegenheit, russische
Meisterwerke in die Niederlande zu holen
und eine langjährige Zusammenarbeit mit
Russland im Bereich der bildenden Kunst
aufzubauen.
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Sprache und Musik
Audiofeel
Wie die bildende Kunst und
der Tanz ist die Musik eine
universelle Sprache, die der
Mensch ganz natürlich zu
Kommunikationszwecken
einsetzt. So neugierig wir
bezüglich der Unterschiede
in der Bildersprache sind, so
gerne möchten wir etwas
über die Unterschiede in der
Musikkultur in der Euregio
erfahren. Die Euregio verfügt über ein lebendiges
Popklima. Man denke nur
an die Vielfalt der verschiedenen Popfestivals: Pinkpop
(das 2012 zum 43. Mal stattfand), Pukkelpop und das
Festival Les Ardentes sind
große europäische Popfestivals. Sie holen schon seit
Jahrzehnten ein breites
Angebot an internationaler
Popmusik in die Region
und inspirieren viele junge
Menschen, die bereits im
Musikgeschäft tätig sind
oder sich noch auf dem Weg
in eine Musikkarriere befinden. Mit den
Veranstaltern von Pinkpop wurde vereinbart, ein Programm zu erarbeiten, das über
Top Acts hinausgeht. Gespräche über eine
Zusammenarbeit mit dem berühmten Theaterregisseur Tjeu Boermans im Rahmen
eines Popmusikprojekts mit dem Titel „The
Wall“ laufen gerade.
The Sound of the Euregio
Welche Lieder sind charakteristisch für diese Region? Was singen die Menschen hier,
wenn sie fröhlich Feste feiern? Was singen
sie, wenn sie traurig sind? Welche Überschneidungen gibt es zwischen traditioneller analoger Musik und den innovativen
neuen Medien? Wir eröffnen ein OnlineForum, in dem Songwriter Ideen austauschen und im öffentlichen Raum des Internets die Kunst des Liederschreibens in all
ihrer euregionalen Vielfalt präsentieren
können. Auf diese Weise entsteht eine
Kooperation zwischen etablierten Künstlern
und aufstrebenden Talenten und treffen
regionale Akzente in Text und Musik
aufeinander. Am Ende soll sich diese Musik
in einer mehrstimmigen regionalen Musikkomposition verbinden. Als Beispiel kann
das Studienprojekt „Die Glocken der Euregio“ dienen, das im Auftrag von Maastricht
& Euregio 2018 im Juni 2011 in Eupen durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um
eine Komposition von Christian Klinkenberg, geschrieben für eine Popband, ein
Symphonieorchester, fünf Chöre und eine
Bigband. Inspiriert wurde diese Komposi-
tion vom Klang der Glockendes Aachener
Doms, der Sint Servaes-Kirche in Maastricht
und der Kirchen von Hasselt und Eupen.
The Pulse of the Region
In diesem Projekt wird der Herzschlag der
Euregio sichtbar: verschiedene PercussionExperimente, die, gleich einem Arzt, der
den Herzschlag eines Patienten messen will,
den Finger auf den Puls der Rhythmen der
Euregio legt. Dass so viele Einwanderer von
verschiedenen Kontinenten in der Region
leben, bietet die Möglichkeit, das Projekt
auf afrikanische, asiatische, lateinamerikanische und mitteleuropäische Rhythmen
auszuweiten. Aber auch die ursprünglichen
europäischen Rhythmen der Euregio, die in
den Karnevaltraditionen fortleben, sollen
betrachtet werden.
Der VIA2018-Sound
CoMa Maastricht (Zeitgenössische Musik
für Laien) hat im Auftrag von Maastricht &
Euregio 2018 im Jahr 2011 einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben. Komponisten sollten den Sound der Bewerbung
VIA2018 komponieren. Die Komposition
„Reflections in a breaking glass … a yearn
towards Europe“ des Komponisten Rick
van Veldhuizen (1994) wurde ausgewählt.
Das Werk wurde vor allem wegen seiner
jugendlichen Energie und der guten
Orchestrierung gelobt. Vorgesehen ist, dass
Harmonien, Ensembles und Chöre in unterschiedlicher Besetzung das Stück in ihr Repertoire aufnehmen, ob in neuem Arrangement oder original, um es in der ganzen
Euregio erklingen zu lassen.
Jazz: the art of connecting.
„Open yourself – Open your mind“ lautet in
den kommenden Jahren das Leitmotiv für
die Weiterentwicklung der Jazzszene in der
Euregio. Jazz IST Improvisation und Kommunikation. Wer gut improvisieren kann,
dem fällt es leichter, mit anderen zusammenzuarbeiten und zeigt größere Bereitschaft, (musikalische) Grenzen zu überschreiten. Das Eintauchen in die eigene
Jazztradition bietet Möglichkeiten, einen
Beitrag dazu zu leisten. Die Herausforderungen in einer sich schnell verändernden
Musikwelt sind aber noch größer: offene
Visionen, (Co-)Kreationen und Erneuerung.
Mit der internationalen Kooperation der
Jazz-Zentren in der Euregio ist ein Netzwerk entstanden, aus dem heraus interdisziplinäre Projekte umgesetzt werden können.
Drei Pfeiler bilden die Basis dieses Projekts:
Präsentation (Konzerte und Festivals), Talentförderung im Laien-, Nachwuchs- und
professionellen Bereich sowie euregionale
Produktion und Präsentation. Maastricht &
Euregio 2018 beabsichtigt, die Zusammenarbeit zwischen den Jazz-Szenen der Städte
Maastricht, Lüttich, Verviers, Genk, Hasselt,
Heerlen, Sittard-Geleen, Aachen und Eupen,
die alle über eine etablierte Jazz-Szene mit
Clubs und Festivalstrukturen verfügen, weiterzuentwickeln und ihnen eine europäische Dimension zu geben
Religiöse Musik
Das Festival Musica Sacra: Dieses Festival
blickt auf eine mittlerweile 20-jährige
Geschichte außergewöhnlicher, erstklassiger Darbietungen religiöser Musik zurück.
Immer wenn die Veranstalter renommierte
Musikensembles mit der Neuinterpretation
„alter“ Sakralmusik beauftragen, entstehen
besonders gelungene Aufführungen.
Für Maastricht & Euregio 2018 sucht Musica
Sacra nach der Verbindung der sakralen
Tradition der Euregio mit dem europäischen Kontext. Zum einen sollen Aufträge
zur Neuinterpretation an Europas Spitzenensembles, mit denen das Festival schon
seit vielen Jahren zusammenarbeitet, vergeben werden. Zum anderen sollen insbesondere Neukompositionen in Auftrag gegeben
werden. Das gemeinsame Gedächtnis dieser
Region und ganz Europas wird vertont.
Musica Sacra stellt auch Verbindungen zu
den bildenden Künsten her. So wird im Jahr
2013, in einem Gemeinschaftsprojekt mit
dem Kruisherenhotel Maastricht, das Werk
des belgischen Künstlers Kamagurka vorgestellt: eine eigenwillige Interpretation der
Kreuzwegstationen, verbunden mit einer
zeitgenössischen Prozession.
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Europa wiederentdecken:
Die Oper!
The Sound of the
Underground
In der Euregio Maas-Rhein gibt es drei
Opernhäuser: die Opéra de la Wallonie in
Lüttich, die Opera Zuid in Maastricht und
die Opernabteilung des Theater Aachen.
Daneben finden sich hier einige kleinere
Opern- und Musiktheaterensembles, die
neue Wege einschlagen. Die Opéra de la
Wallonie aus Lüttich macht als Repertoireoper immer wieder auf sich aufmersam. Die Opernabteilung des Theater
Aachen bietet ein klassisches und zeitgenössisches Repertoire. Die Opera Zuid aus
Maastricht unterscheidet sich von den
vorgenannten Häusern, weil man sich dort
auf die Talentförderung konzentriert. Ein
eigenes Talentscouting-und Talentcoachingprogramm bietet jungen Sängern die
Möglichkeit, Opernluft zu schnuppern.
Innerhalb Europas ist die Opera Zuid die
einzige Oper mit einem Programm dieser
Art. Junge Ensembles wie „Het Geluid“ entwickeln neue Formen der Oper/des Musiktheaters und sind damit bekannt geworden.
In Alden Biesen findet jedes Jahr ein Opernfestival statt. Eine neue Oper mit einem neu
zu schreibenden Libretto und einer neuen
Komposition zum Thema „Europa wiederentdecken“. Ein Gemeinschaftsprojekt der
Opéra de la Wallonie, der Opera Zuid und
des Theater Aachen.
Das Popmusikprojekt „The Sound of the Underground“
erkundet die Musikszene der Euregio auf künstlerischer, produktioneller und programmatischer Ebene.
Auf künstlerischer Ebene
Die Entdeckung, Erkundung und Nutzung künstlerischer Besonderheiten der Musikkulturen in der Euregio. „The Youngeuropeans“ („Die jungen Europäer“) ist
ein im Auftrag von Maastricht & Euregio 2018 im Frühjahr 2011 durchgeführtes Studienprojekt. Dabei handelte es sich um ein Testprojekt, in dessen Rahmen
junge Popmusikbands aus der Euregio Maas-Rhein
unter Leitung von Musikcoaches aus Popmusikzentren
der verschiedenen Nachbarländer arbeiteten.
Ziel des Projekts war es, das Wagnis einzugehen,
das ganze Spektrum an Klangfarben auszunutzen, einmal auf andere Weise mit dem eigenen Instrument zu
arbeiten und fremde Repertoires und die Musikstile
der Einwanderer auszuprobieren. So arbeitete etwa
die junge Band Lilly Grace aus Hasselt (B) im Musikzentrum Nieuwe Nor in Heerlen und in der Muziekgieterij in Maastricht. Die Balladen, die Lilly Grace bis
dahin vor allem gespielt hatte und die Markenzeichen
der Band waren, erhielten eine ganz neue Dynamik
und Klangfarbe. Programmmacher von Musikclubs
aus der Euregio wurden so auf Lilly Grace aufmerksam und verhalfen der jungen Band nicht nur zu einem
breiteren Publikum, sondern auch zu diversen Engagements.
Lili Grace
Rakim
Auf produktioneller und programmatischer Ebene
Programmmacher und Mitarbeiter von Musikpodien
schauen einander in die Töpfe und arbeiten zusammen. Sie tauschen sich aus, erhalten neue Einblicke
und entwickeln ein gemeinsames Arbeitsprogramm.
Ziel ist es, ein euregioweites Programm zu erarbeiten,
ein breiteres Publikum zu erreichen und junge Talente
aus der Euregio besser auf dem Musikmarkt zu positionieren.
The Sound of the Underground wird in Zusammenarbeit mit den Popmusikzentren in der Phase 2015-2018
zu einem groß angelegten euregionalen Popmusikprojekt ausgebaut.
Opera Zuid
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DAS PR O G R A MM
Remembering
the Future
Sich an morgen erinnern, heißt zurückblicken, um in die Zukunft zu schauen
Die Euregio Maas-Rhein, einst die Wiege
Europas, wurde durch politische Eingriffe
und wirtschaftliche Veränderungen unterschiedlichen Nationalstaaten zugeschlagen.
Dennoch blieben die einzelnen Teile der
Region weiterhin, über die nationalen,
sprachlichen und kulturellen Grenzen hinweg, miteinander verbunden. Manchmal
nicht sehr aktiv, dann wieder verstärkt, so
wie in Zeiten gemeinsamer industrieller
und wirtschaftlicher Aktivität, einige Male
im Krieg gegeneinander und nun seit mehr
als 70 Jahren im friedlichen Zusammenleben. Die Spuren der Vergangenheit zeichnen die Gegenwart und die Zukunft dieser
Region.
In der Programmlinie Remembering the
Future (Erinnerung an das, was sein wird)
geht es um Erinnerungen und Perspektiven,
um Tradition und Innovation, um religiöses
und industrielles Erbe, um Migration und
Flower Power, um Liebe und Krieg, um Kohle, Wissen und Kreativität.
In der Geschichte der Euregio MaasRhein gab es Momente, in denen die Teile
der Region eng miteinander verbunden waren. Im kulturellen Bereich herrschte auf
verschiedensten Ebenen reger Austausch. Es
wurde ganz selbstverständlich damit umgegangen, dass sich die Kulturangebote in der
Region gut ergänzten. So gab es etwa in Lüttich vor 200 Jahren ein Symphonieorchester
und ein Opernhaus. Musiker des Lütticher
Symphonieorchesters leiteten Kammermusikensembles im Bergbaurevier im Osten
der Niederlande. Es ist geradezu erstaun-
lich, wie in einem Bergbaugebiet Kammermusik florieren konnte. Das heute bekannte
Orlando-Festival geht auf diese Tradition
zurück. Ebenfalls erstaunlich ist, wie rege
die grenzüberschreitenden Besucherströme
zu Opernvorstellungen einst gewesen sind.
Die Nutzung kultureller Vielfalt auf der
Basis physischer und gedanklicher Verbindungen war in der Euregio Maas-Rhein
früher einmal eine Selbstverständlichkeit.
Diese Selbstverständlichkeit ist verloren
gegangen. Wir blicken auf die Vergangenheit dieser Region, nicht um die Vergangenheit wiederzuerwecken, sondern in der
Überzeugung, dass uns die Vergangenheit
als Inspirationsquelle dienen kann.
Wir blicken zurück auf eine Geschichte, die
uns zeigt, wie wir die tägliche Wirklichkeit
dieser Region nutzen können. Anhand von
drei thematischen Perspektiven:
– Erinnerung an die industrielle Vergan
genheit
– Erinnerung an Glaube, Krieg und Liebe
– Erinnerung an alte Netzwerke
soll diese Geschichte sichtbar werden.
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DAS P R O GR AMM – R EMEMBER I N G THE F U TU R E
Erinnerung an die
industrielle Vergangenheit
Aachen bereits geschehen), und Bewegungen, die aus der Neuinterpretation der
industriellen Vergangenheit entstehen
(solche wie in den Städten Hasselt, Genk,
Heerlen, Lüttich und Sittard-Geleen), müssen euregioweit aufeinander abgestimmt
werden. Maastricht & Euregio 2018 möchte
„Katalysator“ dafür sein.
Maastricht & Euregio 2018 beabsichtigt, die
Ausstellung „The Machine“, eine interaktive
Designausstellung in der C-Mine Genk
(Sommer 2012), die die Möglichkeiten computergesteuerter Designkonzepte zeigt und
Manifesta 9
Nach dem rasanten Abbau der Fertigungsindustrie und nachdem die Schließung der Zechen das Ende des Industriezeitalters in der Euregio Maas-Rhein
eingeläutet hatte, hat sich die Region
wieder erholt. Der Wandel von der
Industrieregion zur Wissensregion mit
einem Akzent auf der Kreativindustrie
ist in vollem Gange. Maastricht & Euregio 2018 beabsichtigt, diesem Wandel
mit der Programmlinie Remembering
the Future ein „Gesicht“ zu geben.
The faces of a new age
Eine künstlerische Rückbesinnung
auf das Industrieerbe der Euregio
Maas-Rhein
Manifesta 9 (die alle zwei Jahre an wechselnden Orten stattfindende europäische Messe
für zeitgenössische Kunst, im Sommer 2012
in Genk-Waterschei), unterstützt unter anderem durch Maastricht & Euregio 2018,
zeigt die radikale Wiederbelebung der industriellen Vergangenheit in der Provinz
Belgisch-Limburg und der umliegenden
Region. Die Kulturerbe-Zelle der Manifesta
9 zeigte auf überraschende Art und Weise,
welche Spuren die industrielle Vergangenheit im täglichen Leben hinterlassen hat (die
Besucher der Manifesta 9 sahen sich zunächst das Erbe in Lüttich an, um dann zur
Ausstellung „The Deep of the Modern“, in
der internationale Künstler ihre Sicht auf
die industrielle Vergangenheit zeigten,
„durchzusteigen“). Maastricht & Euregio
2018 erweitert diese Befragung auf die gesamte Euregio Maas-Rhein und zeigt die
Ergebnisse in einer euregionalen Ausstellung in allen Städten der Region.
hinterfragt, weiterzuentwickeln. Eine Ausstellung wie „Nie wieder störungsfrei“ im
Ludwig Forum Aachen (2011-2012) über die
Aachener Avantgarde kann die Ansatzfläche
für eine große Ausstellung mit Fokus auf
dem Zusammenhang zwischen Kunst und
Wissenschaft sein.
Fashion Across the
Borders
Maastricht & Euregio 2018 hat 2010/2011 in
Das Formulieren einer neuen Zukunft
Die Stadt und die Region Aachen widmen
sich den Themen Geschichte, Europa und
Wissenschaft.Die Kooperation zwischen
der RWTH- und der FH-Aachen sowie dem
Kunst- und Kultursektor in der Stadt und
der Region bringt neue Dynamik.
Genk hat die Nutzung der Kreativindustrie stark vorangetrieben. Städte wie Hasselt, Heerlen, Lüttich, Sittard-Geleen zeigen
mit Einrichtungen wie dem Modemuseum,
Z33, IBeta, Schunck, HetDomein und Design Liège, dass durch die Nutzung der Kreativindustrie neue Perspektiven und neuer
Elan gewonnen werden können. Jede der
genannten Städte hat ihr europäisches und
internationales Netzwerk ausgebaut. Die in
den verschiedenen Städten bereits vorhandenen, sich oft ergänzenden Wettbewerbsstrukturen werden zu wenig genutzt und
sind zu wenig aufeinander abgestimmt.
Maastricht & Euregio 2018 beabsichtigt, eine
Verbindung zwischen den Städten zu schaffen und langfristig zu etablieren. Das Potenzial, das aus der Verknüpfung von Wissenschaft, Kunst und Kultur entsteht (wie in
Zusammenarbeit mit dem Modemuseum
Hasselt ein Studienprojekt mit dem Titel
„Mode Mapping“ ausgeschrieben. Designer
aus der Euregio wurden vorrangig berücksichtigt. In Abstimmung mit verschiedenen
Ebenen wurde Ende 2011 ein Pop-up Store
eröffnet. Arbeitsgemeinschaften bestehend
aus Vertretern des Modemuseums Hasselt,
des Fashionclash Maastricht, der Designmetropole Aachen und Designern aus der Euregio Maas-Rhein entwickeln ein groß angelegtes Modeprojekt: Fashion Across the
Borders (FAB). Dabei handelt es sich um ein
Fashionevent mit Fokus auf der Förderung
junger Talente. Das Modemuseum Hasselt
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präsentiert die Arbeiten der Nachwuchsdesigner aus der Euregio u.a. im Rahmen von
Ausstellungen, die Arbeiten international
erfolgreicher Designer aus der Region zeigen. Fashionclash verbindet Modedesigner
und Theatermacher unter dem Motto „theatrische Begegnungen“. Daneben organisiert
Fashionclash Maastricht jedes Jahr einen
FashionClash - ein international und interdisziplinär ausgerichtetes Modeevent. Junge europäische und internationale Designer
erarbeiten und präsentieren ihre Entwürfe
im Fashionclash-Store. Unter dem Titel
„FashionClash meets Runway Malta“ läuft
zudem ein Kooperationsprojekt mit Designern aus Malta.
Ideation: Von der Kohle
zum Wissen, von der
Zeche Maurits nach
Chemelot
In den Jahren nach 1968, dem Ende des
Industriezeitalters, wurde auch die Euregio
von der Krise im Bergbau und der Keramikindustrie getroffen. So liegt in der Geschichte der Dutch State Mines (DSM) die Wiege
für die Brainport Agenda Süd-Limburgs
und die Zechen stehen als Symbol für die
noch andauernde Transformation in der
Region. Die Universitäten in Aachen, Lüttich und Maastricht fungieren als Wissensmotoren in diesem Transformationsprozess.
Das neue Paradigma, das sich nach 1968 herausbildete, war das der Wissensgesellschaften, die in Anbetracht der Tatsache, dass
immer mehr Menschen ihr Geld mit kreativer Arbeit und Knowhow verdienen, heute
zunehmend als das Modell für die Zukunft
anerkannt werden. Die Euregio Maas-Rhein
befindet sich daher aktuell in der Übergangsphase von der Bergbauregion zu einer
Wissensregion. Ziel des Projekts „Ideation“
ist die Entwicklung einer Kooperation zwischen dem Kultursektor und der Wirtschaft.
Im Herbst 2012 wird ein mehrjähriges Projekt mit einer ersten Zukunftsskizze für
Teilnehmer aus dem Kultur- und dem Wirtschaftssektor gestartet.
Der Wiederbelebung der
industriellen Vergangenheit eine Stimme verleihen
Theaterproduktionen wie „Petrus Regout“,
aufgeführt vom Theaterensemble HetVervolg Maastricht, visualisieren, wie die Vergangenheit (in diesem Fall die Keramikindustrie) fortlebt und die Menschen bis heute
bewegt. Das Theaterensemble De Queeste
nahm die soziale Problematik rund um den
Abbau der Autoindustrie (Ford Genk/Nedcar Born) unter die Lupe. Theaterprojekte
dieser Art sind richtungsweisend für die
Programmgestaltung insgesamt. Maastricht
& Euregio 2018 vergibt Aufträge für Theaterprojekte in der Euregio, die die industrielle Vergangenheit erlebbar machen.
Oral history
2015 organisiert Heerlen zusammen mit
Maastricht & Euregio 2018 sowie der RegioParkstad und Sittard-Geleen das Jahr der
Zechen. Dann wird es etwa 50 Jahre her sein,
dass die Schließung der Zechen in der niederländischen Provinz Limburg im Theater
in Heerlen angekündigt wurde. Im Jahr der
Zechen sollen „Oral history“-Projekte von
Schülern, Aufführungen von professionellen und Laienspielgruppen aus der ganzen
Euregio sowie Ausstellungen im Bergbaumuseum stattfinden.
Sjtub
Das Projekt „Sjtub“ in Parkstad bringt zum
Ausdruck, wie sich die Kulturen in den ehemaligen Industrieregionen veränderten.
Zu diesem Zweck werden Relikte aus der
Bergbaugeschichte mit alten Ritualen
verbunden. Die Wiederbelebung der St.
Barbara-Prozessionen etwa oder das Wiederauftauchen alter Bergbausymbole im Alltag
– etwa in Form der Tattoos, die die Fans des
lokalen Fußballvereins Roda JC tragen –
zeigen, wie wir gemeinsam versuchen, der
Vergangenheit Platz in der Gegenwart einzuräumen. Dies artikuliert sich in den
Gegenständen, Umgangsformen, Festen,
Traditionen, Ritualen und Symbolen,
die der industriellen Vergangenheit eine
Stimme und ein Gesicht verleihen. Maast-
richt & Euregio 2018 entwickelt das Projekt
„Sjtub“ auf euregionaler Ebene weiter.
Migranten
Der Aufbau der Industrie in der Euregio erfolgte mit Arbeitskräften von außerhalb. In
jedem Bergbaurevier gab es mehrere Einwanderungsschübe. Die Arbeiter kamen aus
allen Teilen Europas und aus Nordafrika.
Dadurch wurde die Region zu einem
Schmelztiegel von Nationalitäten und Kulturen, zu einem Europa im Kleinen. Als
etwa ab Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre viele niederländische Zechen in
Folge des kontinuierlichen Niedergangs der
Kohleindustrie in der Euregio seit den
1950er Jahren geschlossen wurden, verließen viele zugewanderte Arbeiter fluchtartig
die Bergbaureviere. Über internationale
Arbeiterrekrutierungsmaßnahmen gelang
es schließlich, insbesondere im Kempener
Becken und in Lüttich, viele neue ausländische Bergbauarbeiter anzuwerben. In
Aachen und Süd-Limburg war, allerdings in
weniger starkem Ausmaß, dasselbe Phänomen zu beobachten.
Das Thema des Projekts „Migranten“ ist
heute wichtiger denn je. Das Thema schließt
sich der Frage an, inwieweit der künftige
europäische Integrationsprozess mit einem
stärkeren Bewusstsein für kulturelle Vielfalt
und für mehrfache kulturelle Wirklichkeiten zusammenpasst. Angesichts der Tatsache, dass Kulturprogramme heutzutage
stark vom „westeuropäischen“ Kulturangebot geprägt sind, plant Maastricht & Euregio 2018 in der Programmgestaltung eine
Kulturexpedition, aus der sich sozial-kulturelle Projekte ergeben sollen. Erarbeitet
werden diese Projekte inmitten der Migrantengemeinschaften (das heißt aus ihnen heraus und in Zusammenarbeit mit ihnen), die
ein „Schmelztiegel der Nationalitäten und
Kulturen“ sind.
Die Erarbeitung eines Angebots, das
nicht ausschließlich westeuropäisch geprägt
ist, das „das komplexe Thema Migration in
der modernen Gesellschaft visualisiert, vertont und ihm eine Stimme gibt“, steht in
direkter Verbindung zum Thema „Europa
wiederentdecken“. Obwohl noch keine konkreten Methoden und/oder Konzepte feststehen, beabsichtigt Maastricht & Euregio
2018 dieses Kulturexperiment umzusetzen.
Städte wie Lüttich und Aachen, in denen
viele Einwanderer leben, könnten voranschreiten und mit ehemaligen Bergbaustädten in Belgisch- und Niederländisch-Limburg zusammenarbeiten.
Die Wiederbelebung der
industriellen Vergangenheit vertonen
Ein eigenes Pop-Klimat
In den ehemaligen Industriegebieten der
Euregio ist vor dem Hintergrund einer städtischen Kultur und genährt von der einzigartigen Umgebung der einstigen Bergbauund Industrielandschaft ein ganz eigenes
Popklima entstanden. Der Popmusiker
Mauro Pawlowski (Gitarrist der Gruppe
Deus) aus den Belgisch-Limburgischen
Kempen wurde gebeten, an der Entwicklung und Betreuung eines euregioweiten
Popmusikprojekts mitzuarbeiten.
Wie die Popmusik, teilweise aber auch als
Gegenpol zu ihr, funktioniert die HafabraMusik (Harmonie-Fanfare-Brassband). Auch
sie ist eng mit der Bergbauvergangenheit
verbunden. Der WMC (World Music Contest) in Kerkrade ist in diesem Musikgenre
tonangebend.
Songs of Migration
In den meisten Länder, aus denen Menschen
in die Euregio kamen, gibt es Lieder, die
vom Abschied und der Suche nach Glück in
einem anderen Land handeln. Wir planen
daher ein Projekt zum Thema „Songs of
Migration“ als eine Plattform, auf der
Menschen von den nostalgischen Momenten singen, die sie mit ihren Heimatländern
oder mit der alten Welt des Bergbaus verbinden. Parallel dazu wird ein Workshop zum
Thema Komposition und Songwriting stattfinden. Dabei sollen neue Lieder über die
Ankunft im neuen Land, das neue Leben
dort und über die Kinder und Enkel dieser
ersten Einwanderer entstehen. Geplant ist
ein generationenübergreifendes Projekt, in
dessen Rahmen Großeltern, Eltern, junge
Erwachsene und Kinder ihre Migrationserfahrungen in verschiedenen Kunstformen
ausdrücken können.
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DAS P R O GR AMM – R EMEMBER I N G THE FU TU R E
Erinnerung an Glaube,
Krieg und Liebe
Erinnerungen an
religiöse Rituale und
Zeremonien
Prozessionsstädte
Prozession St. Rosa, Sittard
Marie Bott
Miserere
Ruth Bianco (Malta)
Mortal Chains
Obwohl die Kirchen nur noch wenige Gläubige anziehen, ist das christliche Erbe, ob im
Jahreskalender oder bei Begräbnissen und
großen Prozessionen, im täglichen Leben
der Menschen auch heute noch allgegenwärtig. Die alten religiösen Traditionen sind
lebendig wie eh und je. Bräuche wie die
Marienverehrung im Rahmen der alle sieben Jahre stattfindenden Aachener Heiligtumsfahrt, die Feierlichkeiten zu Mariä
Himmelfahrt am 15. August in Lüttich, die
Stella-Maris-/ Unsere-Liebe-Frau-Prozession in Maastricht sowie die Virga-Jesse-Prozession in Hasselt, die Krönungsfeste in
Tongeren und die St. Rosa-Prozession in
Sittard-Geleen ziehen bis heute tausende
Teilnehmer und Besucher an. Und obwohl
die Teilnahme an diesen Ritualen bei vielen
nicht mehr durch den Glauben motiviert
ist, sind sie nach wie vor doch Teil der Volkskultur. In der Euregio Maas-Rhein, wo sich
Nord- und Südeuropa, die germanische und
die romanische Kultur berühren, laufen die
Traditionen der nord- und der südeuropäischen Prozessionskultur zusammen.
Im Jahr 2018 wird es mit der 55. Heiligtumsfahrt zu Ehren des Heiligen Servatius
(im 4. Jahrhundert Gründer des Bistums
Maastricht), die seit 1398 alle sieben Jahre
stattfindet und zu der 2018 über 150.000
Besucher in Maastricht erwartet werden,
wieder eine Möglichkeit zur Begegnung mit
diesem Erbe geben. Selbiges gilt für die Virga-Jesse-Feste in Hasselt und für die vielen
anderen Prozessionen in der Euregio MaasRhein. Jede Stadt in der Euregio hat ihre eigenen jährlich beziehungsweise alle sieben
Jahre stattfindenden Prozessionen. Sie alle
sind Teil einer langen Tradition. Wir nehmen die Heiligtumsfahrt Maastricht 2018
und die Virga-Jesse-Feste in Hasselt 2017
zum Anlass für unser Projekt „Prozessionsstädte“. Dieses Projekt soll die Tradition der
europäischen Prozessionskultur veranschaulichen, die Aktualität der Traditionen
Prozession und Buße zeigen und das dringende Bedürfnis nach Sinngebung in unserer modernen Gesellschaft thematisieren.
Das Projekt „Prozessionsstädte“ beschränkt
sich nicht auf die Heiligtumsfahrt in Maastricht und die Virga-Jesse-Feste. Alle Städte
der Euregio sollen in das Projekt integriert
werden.
Bedeutung zeigen soll. Inspirationsquelle
für das Projekt ist das Fotobuch „Miserere“
von Marie Bot aus dem Jahr 1985.
Semana Santa
Ein Videokunstprojekt, für das junge Künstler die Bedeutung der Rituale in der Karwoche europaweit aus ihrer Sicht und
Erfahrungswelt erkunden und sie festhalten sollen, um sie sodann neu zu visualisieren.
De Pijnders
Unter dem Titel „De Pijnders“ (Die Träger)
planen wir ein Folgeprojekt zur gleichnamigen Theaterproduktion. Das 2011 uraufgeführte Theaterstück „De Pijnders“ (über die
Träger der Heiligenbildnisse in Prozessionen und Umgängen) wurde im Auftrag von
u.a. Maastricht & Euregio 2018 produziert.
Das Stück, gespielt von der Compagnie
Cecilia aus Gent und dem Theaterensemble
Antigone aus Kortrijk, geschrieben und
unter Regie von Arne Sierens, zeigt wie tief
verwurzelt alte Rituale sind und dass diese
alten Rituale Bedeutung für die Gegenwart
haben. Maastricht & Euregio 2018 beabsichtigt die Ausschreibung eines Folgeprojekts,
in dem es um die Suche nach neuer Sinngebung gehen soll.
Miserere
Heiligtumsfahrt
Unter dem Titel „Miserere“ planen wir ein
Fotoprojekt, das die traditionellen europäischen Prozessionskulturen in ihrer Vielfalt,
ihren Gemeinsamkeiten und ihrer aktuellen
Maastricht 2011
Compagnie Cecilia
De Pijnders (Die Träger)
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Erinnerungen an Krieg
Wenn man davon spricht, eine vielfältige
kulturelle Identität in der Euregio zu leben,
fällt auf, dass hier Konflikte bei der Identitätsbildung eine große Rolle gespielt haben.
Maastricht war zum Beispiel Ende des 17.
und Anfang des 18. Jahrhunderts ein bedeutender Militärstützpunkt. Bewaffnete
Konflikte und wechselnde Herrscher machten die Stadt mehr zu einer Festung als zu
einem offenen Netzwerk. Im Mittelalter
stand Maastricht unter dem Herzog von
Brabant und dem Prinz-Bischof von Lüttich
sogar unter einer Doppelherrschaft. Das
Ausstellungsprojekt „Die Zeit der zwei
Herren“ zeigt Maastricht und die Euregio
als Region unter Doppelherrschaft.
Der Erste Weltkrieg wirkte sich auf das
nationale Gedächtnis der Niederlande nicht
so stark aus wie auf das Deutschlands und
Belgiens. 2018 wird der 100. Jahrestag des
Endes des Ersten Weltkriegs gefeiert. Inspiriert vom französischen Fluxus-Künstler
Robert Filliou, der in den 1960er Jahren vorschlug, dass Länder ihre Kriegsdenkmäler
lieber vor und anstelle eines Krieges austauschen sollten, planen wir ein Projekt mit
dem Titel „Denkmal für einen zukünftigen
Krieg“. Dabei sollen alle Kriegsdenkmäler
aus der ganzen Euregio an einem Ort gesammelt werden und soll eine Art Stonehenge aus Kriegsdenkmälern entstehen. Das
Projekt wird nicht nur die Absurdität von
Krieg zeigen, sondern auch an die größte
Errungenschaft der EU und Europas erinnern: ein Zusammenleben ohne Krieg und
das seit über 60 Jahren. Im Fokus der weiteren Überlegungen wird auch die Frage stehen, was mit den Orten, von denen Denkmäler entfernt wurden, geschehen soll. Was
macht man ein Jahr lang mit den leeren
Orten?
Die Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaft der Universität Maastricht hat ein
Studienprojekt gestartet, mit dem die Echos
der beiden Weltkriege im täglichen Leben
in der Euregio Maas-Rhein erkundet werden sollen. Ein Erzähl-, Musik- und Ausstellungsprojekt mit Lesungen und Seminaren
unter dem Titel „War memories“ ist in Vorbereitung.
Im Rahmen des Projekts „Paroles
d’homme“ aus Lüttich singen 200 Kinder
aus Maastricht, Lüttich, Eupen, Aachen und
Hasselt ein Repertoire an Liedern, die in
Zusammenhang mit revolutionären Bewegungen, sozialen Revolten und Widerstandsbewegungen in Kriegszeiten stehen.
Diese Lieder sind im kollektiven Gedächtnis
der älteren Generation tief verwurzelt und
tragen die Erinnerungen der Euregio in die
Zukunft. Gleichzeitig machen sie den Kindern bewusst, dass die Welt, in der sie leben,
Siegfriedlinie
von Mut und dem Willen zur Veränderung
geprägt wurde.
Erinnerungen an Liebe
und Protest
2018: 50 Jahre nach dem Mai 1968
Ausgehend von der Studentenrevolte in
Paris, deren Echo überall in Europa erklang,
erinnern wir uns daran, wie der Ruf „Die
Phantasie an die Macht“ durch Europa
schallte und eine neue Demokratisierungswelle durch Europa rollte. Das Lied „If
you’re going to San Francisco be sure to
wear some flowers in your hair“ war überall
zu hören. Die Flower-Power-Bewegung
überrollte Europa und Amerika. Die Niederlande hatten in dieser Zeit eine besondere
Position inne. Amsterdam wurde zum
„magischen Zentrum“ Europas, die Protestbewegung „Provo“ war europaweit bekannt.
Die europäische Jugendkultur schien im
Amsterdamer Vondelpark, am Standbild
Lieverdje am Spui und dem Nationalmonument auf dem Dam einen zentralen
Versammlungsort gefunden zu haben.
Aktion Tomate
--Die Niederlande in
Bewegung: 2018-1968
Das Projekt „Niederlande in Bewegung“ beschäftigt
sich mit der Entwicklung der darstellenden Künste
und den Entwicklungen im Bildungsbereich in den
Niederlanden der 1970/80er Jahre. In dieser Zeit wurden die Niederlande im Bereich der darstellenden
Künste zum tonangebenden Land in Europa. Am
Anfang dieser Bewegung stand die „Aktie Tomaat“,
die mit zur Gründung des „Werktheater Amsterdam“
beitrug. Es entstanden neue Methoden in der Theaterproduktion. Wir beabsichtigen eine Rekonstruktion
dieser Zeit durch Neuaufführungen von Theaterstücken von damals und wollen die Position, die das
niederländische Theater heute in der europäischen
Theaterwelt einnimmt mit seiner damaligen Position
vergleichen.
Im Bereich Tanz soll die Entstehung des niederländischen Tanztheaters Thema sein und sollen Choreographien von Hans van Manen und Toer van Schaaik
vom Staatsballett neu aufgeführt werden. Im Bereich
Lyrik denken wir an eine Neuauflage der legendären
„Nacht der Lyrik“, die am 28. Februar 1996 im Carré
Amsterdam unter Moderation von Simon Vinkenoog
und unter Mitwirkung von u.a. Willem van Doorn, K.
Schippers, A. Roland Holst, Cees Nooteboom, Hans
Verhagen, Jules Deelder, Gerrit Kouwenaar, Jan
Hanlo und Remco Campert stattfand. Wir organisieren
eine neue Nacht der Lyrik unter Beteiligung von Dichtern, die zurückblicken und mit der Erinnerung an
früher Neues vorstellen. Wir blicken zurück auf den
„Nederbeat“, auf die Erfolgswelle des niederländischen Films.
Wie ist es den Niederlanden, dem am Ende des
letzten Jahrhunderts in den darstellenden Künsten
tonangebenden Land, ergangen? Diese Frage stellt
das Projekt „Niederlande in Bewegung 2018 - 1968“,
indem es die Entwicklungen in den darstellenden
Künsten nachzeichnet. Auf diese Weise soll die aktuelle Situation ermittelt werden und eine Perspektive
für die Zukunft entworfen werden.
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DA S PR O G R A MM – R E ME M BER I N G THE F U TU R E
Erinnerung an alte
Netzwerke
Het Spoorproject (Das
Schienenprojekt)
Erinnerung an das frühe
Mittelalter
Die Wiedernutzung vergessener Infrastrukturverbindungen wie der High Line in New
York hat erwiesenermaßen einen Impuls
für die Raumentwicklung in Regionen und
Städten gegeben. Im Auftrag von Maastricht & Euregio 2018 wurde im Zeitraum
2010-2011 im Rahmen eines Studienprojekts
eine Studie zu alten, teilweise vergessenen
Straßen- und Eisenbahnnetzen in der Euregio durchgeführt. Ziel der Studie war es, das
Potenzial diese alten Netze als strukturierende Elemente innerhalb einer infrastrukturell wenig verbundenen grenzüberschreitenden Region wie der Euregio Maas-Rhein
zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden die
alten Schienennetze sowie deren Umgebung
kartographiert.
Hintergrund der Studie ist, dass es in der
Euregio Maas-Rhein kein über die Landesgrenzen hinaus verbindendes öffentliches
Nahverkehrsangebot gibt, mit dem die
Region als Ganzes erfahrbar wäre. Es ging
darum, die abstrakte Euregio „erfahrbar“ zu
machen. Die vergessenen Straßen- und Eisenbahnnetze wurden eingehend betrachtet. Geprüft wurde, inwieweit es möglich
ist, diese Netze im Sinne einer enger verbundenen Region zu nutzen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in drei Trassen zusammengefasst: einer Städtetrasse, einer
Sammeltrasse und einer Freizeittrasse.
Mit dem genannten Projekt, dessen
Laufzeit auf fünf Jahre (2015 bis 2019) angesetzt ist, sollen aus der Studie hervorgegangene Vorschläge entwickelt und umgesetzt
werden.
Zusammen mit dem Gallo-Römischen
Museum in Tongeren erarbeitet Maastricht
& Euregio 2018 eine Ausstellung zur Bedeutung der Euregio Maas-Rhein im frühen
Mittelalter.
Schwerpunkt der Ausstellung im GalloRömischen Museum wird „der europäische
Raum“ sein. Die Ausstellung geht über die
Grenzen der Euregio hinaus. Die Geschehnisse in der frühmittelalterlichen Euregio
werden im Zusammenhang mit den gleichzeitig stattfindenden Ereignissen auf europäischer Ebene dargestellt. Damit sollen die
im frühen Mittelalter existierenden Beziehungen zwischen der regionalen, der überregionalen und der europäischen Ebene
verdeutlicht werden. Die Besucher sollen
erkennen, dass die Region ein Faden in
einem großen Gewebe ist. Einem Gewebe,
dessen Qualität von den Eigenschaften
seiner Fäden abhängt.
Gallo-Romeins Museum
Die Bedeutung
der Euregio
Maas-Rhein
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DA S PR O G R A MM
Mirroring
Europe
Im Spiegel Europas öffnen wir uns nach
Europa
Die Programmlinie Mirroring Europe verläuft in zwei Linien. In der ersten Linie
beschäftigen wir uns mit Fragen in Bezug auf
die Entdeckung, Erkundung und Nutzung
der kulturellen Vielfalt und teilen unsere
Erkenntnisse mit Europa. In einer zweiten
Linie lassen wir uns von den Ansätzen anderer
inspirieren und laden Europa ein, in die Euregio Maas-Rhein zu kommen – um zu schauen,
zu studieren und zu arbeiten. Anhand von
Beispielen aus unterschiedlichen Disziplinen
zeigen wir, wie wir spiegeln und gespiegelt
werden.
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DAS P R O GR AMM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln an de
bildenden Künsten
Den Blick Europas auf die
Euregio lenken
Die meisten öffentlichen Museen in Europa
sind aus Privatsammlungen hervorgegangen. Und Privatsammler spielen noch immer eine wichtige Rolle. Die Auswirkungen
ihrer Aktivitäten auf den Kunstmarkt, auf
den Diskurs über bildende Kunst sowie auf
die Rezeption und die Produktion von
Kunst ist klar. Bisher gibt es aber keinen Ort,
an dem die Perspektive des Sammlers über
die Wünsche der Museen gestellt wird. Mit
der Ausstellung „Out of Storage“ (2011/2012)
als Auftaktveranstaltung will die Timmerfabriek Maastricht zu einer Basis für Sammler werden. Diese Ausstellung war ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit
auf europäischer Ebene zwischen dem
FRAC Nord Pas de Calais und dem Maastrichter Zentrum für zeitgenössische Kunst
Marres. In Dünkirchen entsteht derzeit ein
neues Gebäude für das FRAC (Eröffnung am
28. Juni 2013). Im Rahmen einer großen
Wanderausstellung waren ein großer Teil
der Exponate des FRAC, zu diesem Zweck
großzügig vom FRAC zur Verfügung
gestellt, zwei Mal in Maastricht zu sehen.
Enge Zusammenarbeit mit der TEFAF
Die Kunstmesse TEFAF (die 2012 ihr 25-jähriges Jubiläum feiert) hat nach und nach
zwischen Maastricht und den Sammlern
enge Verbindungen hergestellt.
Mit der Ausstellung Out
of Storage als Auftaktveranstaltung will die Timmerfabriek in Maastricht zu
einer Heimstätte für
Sammler werden.
Russland aan der Maas im
Bonnefantenmuseum
Ziel ist es, private und öffentliche Sammlungen zugänglich zu machen und die grenzüberschreitende Mobilität von Sammlungen zu steigern.
Die Timmerfabriek entwickelt sich zur
Schnittstelle zwischen Sammlern und
öffentlicher Infrastruktur der Region, wobei
das Bonnefantenmuseum und das Zentrum
für zeitgenössische Kunst Marres Maastricht als Kuratoren fungieren – unterstützt
von der Fakultät für Kunst- und Sozialwissenschaft der Universität Maastricht, von
der Jan van Eyck Akademie und der Stiftung
Restauratie Atelier Limburg (SRAL). Nach
Abschluss der Umbauarbeiten sollen in der
Timmerfabriek von 2014 bis Ende 2017 fortlaufend Ausstellungen stattfinden, die überwiegend Objekte aus europäischen Sammlungen zeigen. Als Rückblick darauf soll
2018 eine große Ausstellung zum Thema
Stellung und Macht „des Sammlers“ organisiert werden.
Den Blick aus der Euregio
nach Europa richten
Ziel dieses Projekts ist es, die – teils verborgenen – Bilderschätze der Euregio zum Vorschein zu bringen und zueinander in Bezug
zu setzen. Gastkuratoren aus verschiedenen
Ländern Europas werden gebeten, aus den
Sammlungen der Euregio Ausstellungen
zusammenzustellen. Zu sehen sein werden
insbesondere die Aachener Sammlung Ludwig, die Sammlung „Entartete Kunst“ in
Lüttich, die Vandehove-Sammlung, die
Sammlung aus dem Hedge House in Wijlre
als Teil des Bonnefantenmuseums und des
ersten niederländischen Schunck* Collectors
House in Heerlen. Die Ausstellungen sollen
nach Möglichkeit eine „Spiegelung“ bedeutender europäischer Sammlungen/Sammler
sein, darunter zum Beispiel die Deste
Foundation (Athen), die Ellipse Foundation
(Cascais/Lissabon), die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo (Turin), das Maison
Rouge (Paris) und das Magasin 3 (Stockholm). Der Schwerpunkt der Ausstellungen
wird auf moderner und zeitgenössischer
Kunst, einschließlich Kunst im öffentlichen
Raum, liegen. Die Sammelausstellung aus
der Euregio wird dann in mehreren der
genannten europäischen Kunsthäuser zu
sehen sein.
Anlässlich des Kulturaustauschs
Russland-Niederlande 2013 organisiert das Bonnefantenmuseum in
Maastricht eine große Ausstellung mit
dem Thema „Russische Avantgarde“.
Eine seltene Gelegenheit, russische
Spitzenkunst in die Niederlande zu
holen, durch die sich die Möglichkeit
eröffnet, mit Russland langfristige
Kooperationsbeziehungen auf dem
Gebiet der bildenden Kunst aufzubauen.
DA S PR O G R A MM – MI R R O R I N G EU R O P E
Supermarket Lady, 1970
Duane Hanson,
Ludwig Forum Aachen
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DAS P R O GR AMM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln am
europäischen Tanz
Die Nederlandse Dansdagen (NDD) ist ein tonangebendes Tanzfestival,
das jedes Jahr in Maastricht die neuesten Entwicklungen aus der Welt
des niederländischen
Tanztheaters präsentiert.
Der sehr internationale
Charakter des Tanztheaters hierzulande hat zu
einem großen Teil die
Entwicklung des niederländischen Tanzes bestimmt. Damit der Tanz
in den Niederlanden sich
weiterentwickeln kann,
sind der Austausch und
die Zusammenarbeit mit
ganz Europa von großer
Bedeutung. Mit dem Ziel,
sich in Europa breit zu
vernetzen, initiieren die
Nederlandse Dansdagen
in den kommenden Jahren mehrere europäische
Austauschprojekte.
Nederlandse Dansdagen
Maastricht
1. Act your age
Der Körper als Inspirationsquelle. In der
globalisierten Welt ist unser Körper ein
wichtiger Ankerpunkt. Unser Körper, der
Speicher unserer Erfahrungen, erinnert uns
daran, wer wir sind. Er ist eine wesentliche
Konstante – wo wir auch sind und was wir
auch erleben mögen. Er ist ein sicherer Hafen, von dem aus wir auf die Suche nach der
Umsetzung von Transnationalität gehen.
Viele zeitgenössische Kunstschaffende –
Choreografen, bildende Künstler, Regisseure und Komponisten – halten den Körper
für eine wichtige Inspirationsquelle.
Unter Federführung der Nederlandse
Dansdagen und in Zusammenarbeit mit
Maastricht & Euregio 2018 werden Tanzschaffende aus sieben europäischen Ländern
in die Euregio eingeladen, um in den Jahren
2012/13 die Beziehung zwischen Tanz und
dem alternden Körper zu erforschen. Der
alternde Körper kann auch als Metapher für
das Abendland Europa stehen. Auch Wissenschaftler und Praktiker aus dem Pflege- und
Gesundheitsbereich sind an „Act your Age“
beteiligt. Bekannte und noch unbekannte
Tanzschaffende werden einem Publikum
aus mehreren Generationen ihre Arbeiten
vorstellen, abseits von normalen Theaterbühnen, zum Beispiel in Wohnzimmern
und Seniorenheimen. Ein europäisches Pilotprojekt. 2013 wird es ein Folgeprojekt mit
einer Laufzeit von fünf Jahren (bis 2018) geben. Tanzschaffende, die heute noch als
kommende Talente gelten, könnten 2018
bereits zur europäischen Spitze gehören.
2. Performing Gender
Performing Gender ist ein Kooperationsprojekt verschiedener europäischer Festivals
und Museen, darunter das Gender Bender
Festival in Bologna, die Nederlandse Dansdagen in Maastricht und Pasa a 2 / das Reina
Sofia Museum in Madrid. Themen dieses
Projekts sind die menschliche Sexualität,
sexuelle Vorlieben und die Frage, inwieweit
Sexualität unsere Identität bestimmt – als
Individuum, in einer Partnerschaft, mit
oder ohne Familie, gleich ob homo- oder
heterosexuell, ob jung oder alt. Vorstellungen und Bilder rund um Mann und Frau
und die Art und Weise, wie sie Beziehungen
eingehen, sind Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für das Projekt. Es geht um die
Vielfalt der Identitäten.
Bildende Künstler, Singersongwriter,
Cineasten, Dichter, Regisseure und Choreografen aus ganz Europa werden in Maastricht/ in der Euregio Maas-Rhein alleine,
miteinander oder mit der Bevölkerung
arbeiten. Tanz ist der Initiator. Von einer
Galerie mit Porträts von Männern in Pflegeberufen bis hin zu einem Sammelband
höchst unterschiedlicher Liebesgedichte für
Männer und Frauen; von einer Fassadenzeichnung bis hin zu einem intimen Duett
für zwei Tänzerinnen. Anschließend geht
das Projekt auf Europatournee und wird auf
den Festivals und in den Museen unserer
Partner zu sehen sein. Die verschiedenen
Entstehungsprozesse werden dokumentiert
und begleiten das Projekt in Form einer
Ausstellung.
3. De Parade Brunssum:
Volkstanz
De Parade ist ein alle zwei Jahre stattfindendes internationales Folkloretanzfestival in
Brunssum. In Brunssum kommen alle zwei
Jahre traditionelle Tanz- und Musikgruppen aus der ganzen Welt zusammen, um die
Volkstänze und -musik ihrer Herkunftsregion vorzustellen. Musik und Tanz sind ein
Echo unserer Weltgeschichte und insbesondere auch der Geschichte Europas. Bewegungen, Klangfarben und Rhythmen von
Reisenden, Einwanderern und Nachbarn
zeigen sich in der Musik und den Tänzen
der verschiedenen Länder. Die Vielfalt des
Festivalprogramms spiegelt die Vielfalt in
der Volkskunst wider und verdeutlicht, dass
die Volkskunst stets für neue Einflüsse offen
gewesen ist. So sind beispielsweise in den
traditionellen Trachten oft Modeelemente
erkennbar, die neugierige Reisende aus weit
entfernt gelegenen Stadtgebieten in die
Region brachten.
Zudem ist die Volkskunst für viele
Künstler schon seit Jahrhunderten und auch
heute noch eine wichtige Inspirationsquelle. Dies sind genug Gründe, um Choreografen, Komponisten und Modedesigner aufzufordern, etwas Neues auf der Grundlage
der traditionellen Kunstformen ihrer Heimat zu schaffen. Die Kunstschaffenden aus
verschiedenen Ländern und Regionen Europas werden im Laufe des Entstehungsprozesses ihrer Arbeiten mehrmals in Maastricht und der Euregio Maas-Rhein
zusammenkommen, um gemeinsam mit
Experten auf dem Gebiet der Volkskunst
ihre Fragen und Erfahrungen auszutauschen. Welche Quellen werden zum Zweck
künstlerischen Forschens verwendet? Können auch Gemälde und beispielsweise Polizeiberichte die Vergangenheit in all ihren
Nuancen eröffnen? Wie kommen wir auf
Augenhöhe mit der Vielschichtigkeit unseres Erbes?
Die Werke werden in De Parade Brunssum erstmals präsentiert und werden danach auf ähnlichen Festivals in ganz Europa
zu sehen sein. Maastricht & Euregio 2018
wird junge Choreografen beauftragen, neue
Choreografien auf der Grundlage europäischer Volkstänze zu erarbeiten.
53
DA S PR O G R A MM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln an
Spiegeln an europäeuropäischer Musik ischer Fotografie
World Music Contest
(WMC) Kerkrade
Der WMC Kerkrade bringt die internationale Blasmusikwelt in einem Wettbewerb
zusammen. Gleichzeitig soll der Contest
ganz allgemein dazu anregen, die besten
Musiker aus der ganzen Welt einem großen
Publikum vorzustellen. Auf dem WMC
2013 wird die europäische Musikkultur am
mitreißenden Enthusiasmus erstklassiger
Jugendorchester aus Südamerika gespiegelt.
Diese Orchester entstanden aus speziellen
didaktischen Musikprojekten, die Jugendliche aus den ärmsten und am stärksten
gefährdeten sozialen Schichten die Chance
bieten, der Kriminalität und sozialen Ausgrenzung zu entfliehen. Auf dem WMC
werden zwei Jugendharmonieorchester aus
Südamerika (Simon Bolivar aus Venezuela
und RedMedillin aus Columbia) mit vier
Jugendorchestern mit Musikern aus verschiedenen Regionen und Ländern Europas
auf der Bühne stehen. Indem die Orchester
Register austauschen, lernen die jungen
Musiker, wie Musikkultur in anderen Ländern und Regionen erlebt wird. Beim gemeinsamen Musizieren in kleinen Ensembles lernen sie aufeinander zu reagieren.
Beim gemeinsamen Konzertspiel lernen sie
einander zu schätzen.
Aufbauend auf den Erfahrungen aus
dem Jahr 2013 wird der WMC 2017 die euregionalen und nationalen Orchester nicht
nur mit Musikern aus Südamerika, sondern
auch mit Musikern aus Asien zusammenbringen. Über das verbindende Element der
Blasmusik werden die Musikkulturen von
drei Kontinenten im Rahmen eines intensiven Programms voneinander lernen und einander kennen lernen.
Parallel zu dieser praktischen Musikerfahrung wird ein Symposium organisiert,
auf dem die gesellschaftlichen und politischen Faktoren analysiert werden, die diese
praktischen Formen zu einem gelungenen
Beispiel des „Spiegelns“ gemacht haben.
Family of Man
Spiegeln wir uns an Projekten wie „The
Family of Man“ (1951-1955) des in Luxemburg geborenen amerikanischen Fotografen
Edward Steichen. Seit 1966 ist dieses Projekt
als ständige Ausstellung in Clervaux zu sehen. Es wurde im Jahr 2003 in das Memory
of the World International Register der
UNESCO aufgenommen. In der Ausstellung
geht es um Menschen und grundlegende
Menschheitsthemen wie Liebe, Arbeit, Geburt, Kinder, Alter, Krieg, Feiern und Tod,
dargestellt auf über 500 Fotografien von bekannten und unbekannten Fotografen aus
68 verschiedenen Ländern. Mit diesem Projekt als Inspirationsquelle werden junge Fotografen aus anderen Euregios und aus der
Euregio Maas-Rhein aufgefordert, das Leben der Menschen im Europa von heute fotografisch festzuhalten.
chen. Diese Ausstellung hat die Wirkung eines
Gegengifts und ist Inspiration, den gescholtenen
Kontinent mit neuen Augen zu sehen.“
Wir laden Fotografen dazu ein, die euregionale Landschaft von heute fotografisch festzuhalten.
Wener Mantz
Der deutsche Fotograf Werner Mantz, der
seit den 1930er Jahren in Maastricht lebt
und arbeitet, hat mit seinen charakteristischen Aufnahmen von städtischen Landschaften (Brücken, öffentliche Gebäude,
Wohnhäuser), Naturlandschaften und
Verkehrswegen internationale Berühmtheit
erlangt. Bis heute sind seine Aufnahmen
eine Inspirationsquelle für junge Fotografen. In der Jan van Eyck Akademie in
Maastricht wurde ein Fotolabor nach ihm
benannt.
Sence of Place
Die Ausstellung „Sense of Place“ zu zeitgenössischer Landschaftsfotografie im Palais
der Schönen Künste in Brüssel zeigt, wie die
Kunst Fragen der Gegenwart einsichtig und
erlebbar machen kann. Die niederländische
Tageszeitung De Volkskrant schrieb am
28.6.2012: „Wer beim Begriff Europa an Krise
denkt, (….) tut gut daran, „Sense of Place“ zu besu-
The Family of Man
Edward Steichen
Famielie auf dem kleinen
Berg, Cadier en Keer, 1950
Werner Mantz
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DAS PR O G R A MM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln am
europäischem Film
Rundskop (Rindskopf)
Michaël R. Roskam
Anatole
Elbe Stevens
Kooperationen mit europäischen Euregios, die eine
Filmindustrie haben, sind
Maastricht & Euregio 2018
sowohl auf künstlerischer
als auch auf wirtschaftlicher
Ebene wichtig. In der Filmindustrie ist insgesamt ein
Trend zu mehr Zusammenarbeit in Europa erkennbar.
Man kann behaupten, dass
die europäische Filmindustrie ihre Existenz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verdankt. Viele
europäische Filme mit
künstlerischem Mehrwert
sind Co-Produktionen verschiedener Länder. Regionen und regionale Filmfonds spielen dabei eine
immer größere Rolle.Unsere Euregio Maas-Rhein ist in
der glücklichen Situation,
gleich zwei rege Filmregionen zu haben: Wallonien
(genauer: Lüttich) und Nordrhein-Westfalen. Beide Regionen verfügen dank eines
regionalen Fonds über eine eigene Filmindustrie.
Europe revisited: das
Filmprojekt Maastricht &
Euregio 2018
Le gamin au vélo (Der
Junge mit dem Fahrrad)
Jean Pierre und Luc
Dardenne
Maastricht & Euregio 2018 stellt ein Filmprojekt vor, das künstlerische Innovation
und wirtschaftliche Notwendigkeit miteinander verbindet. Das Projekt gibt einen Impuls für
ein Filmklima in der Euregio Maas-Rhein mit nachhaltiger Wirkung auf zwei
Ebenen: (1) Es möchte einen
Betrag zur niederländischen
und europäischen Filmkultur leisten und (2) Arbeitsplätze insbesondere für die
junge Generation schaffen.
Wichtigstes Instrument ist
die Investition in die euregionale Kreativindustrie in
Verbindung mit einer Kulturagenda, deren Ziel die Entwicklung einer
Filmlandschaft mit europäischer Signatur
ist.
Voraussetzung für die Entwicklung
eines Filmklimas ist eine Kulturagenda, die
an die Entwicklung einer Medienindustrie
gebunden ist. Unsere Kulturagenda: die
Entwicklung einer distinkten europäischen
Signatur, die Schaffung ursprünglicher
Geschichten, Szenarios und Figuren sowie
die Entwicklung eines eigenen filmischen
Ansatzes.
Wenn sich das Filmklima in Limburg
dank grenzüberschreitender Zusammenarbeit an der Lütticher Art des Filmemachens
orientieren kann, dann kann eine Filmlandschaft entstehen, die sich von den heutigen
niederländischen Gegebenheiten unterscheidet.
Aus europakultureller Perspektive scheint
die niederländische Filmlandschaft mit
ihren vielen Romanverfilmungen und Genrefilmen in ihrer Entwicklung eng verbunden mit, vielleicht sogar festgefahren in der
literarischen Tradition Hollywoods. Dadurch ist der niederländische Film in der
europäischen Filmwelt heute zu wenig präsent. In Europa scheint eine Filmsprache
verwendet zu werden, die gerade durch die
Durchbrechung des amerikanischen Studiosystems entstanden ist. Die europäische Art
des Filmemachens liest Geschichten buchstäblich von der Straße auf. Die daraus entstehenden Filme sind ursprünglich, authentisch, haben Wiedererkennungswert und
erzählen oft Geschichten außerhalb der
Konventionen des Genrefilms. All diese
Merkmale sind im modernen niederländischen Film kaum erkennbar.
Die Euregio Maas-Rhein verfügt über
das Potenzial, Filme nach europäischer Art
zu produzieren.
Die kulturelle Vielfalt, das Zusammentreffen verschiedener Filmkulturen, die international renommierte„Lütticher Schule“
der Brüder Dardenne, die verschiedenen
Ausbildungseinrichtungen im künstlerischen Bereich, die Wissen, Knowhow und
Talente liefern, sowie neue Initiativen wie
CineSud sind Elemente, die, wenn sie miteinander verknüpft werden, eine neue, die
niederländische und europäische Filmkultur bereichernde Filmlandschaft begründen
können.
Die dabei entstehenden Arbeitsplätze
sollen vor allem jungen Menschen zugutekommen. Die jüngeren Generationen SIND
Bild und Bildsprache. Der Film spielt dabei
eine besondere Rolle: Er fungiert als Katalysator nicht nur für die Bildkultur im Allgemeinen, sondern auch ganz im Konkreten
unter anderem für die Fernseh-, Video- und
Spieleindustrie.
Es fällt auf, dass sich diese kreativen und
wirtschaftlichen Dynamiken nicht auf die
Hauptstadtregionen beschränken, sondern
sich immer öfter auch in Randregionen zeigen, wo aktiv über neue Kreativindustrien
zur Schaffung von Arbeitsplätzen nachgedacht wird. So verfügen etwa Aarhus im
Westen Dänemarks, das schwedische Vastra
Gotaland und Katalonien über gut entwickelte Filmindustrien, die jene in den
Hauptstädten ergänzen.
Das Filmprojekt im Rahmen des Programms für Maastricht & Euregio 2018 ist
ein mehrjähriges Projekt mit drei Ebenen:
(1) Talentförderung: Beteiligung von Ausbildungseinrichtungen in der Euregio;
Förderung und Beteiligung von Absolventen; künstlerische Entwicklung.
(2) Wirtschaft: durch grenzüberschreitende
Zusammenarbeit Impulse für die Filmindustrie entwickeln.
(3) Filmkultur: Entwicklung einer Filmlandschaft mit distinkter europäischer
Signatur.
Die Projektlaufzeit ist für den Zeitraum
2015 – 2019 angesetzt. Die nachhaltigen
Ergebnisse werden auch nach 2019 sichtbar
sein. Der erste Höhepunkt ist 2018 mit der
Premiere einer ersten euregionalen Filmproduktion geplant. Dieser erste Film soll
nicht nur im Rahmen des „Made in Europe
festival“ in Maastricht, Genk und Aachen,
sondern auch auf verschiedenen anderen
europäischen Filmfestivals gezeigt werden.
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DAS P R O GR AMM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln an
Euregios
Ein Kooperationsprojekt
europäischer Euregios
rund um das Thema
„Europa wiederentdecken“
Gemeinsam mit einigen anderen europäischen Euregios wollen wir das Thema
„Europa wiederentdecken“ näher beleuchten. Zusammen mit Regionen in Europa, in
denen sich verschiedene Kulturen berühren,
möchten wir herausfinden, wie „kulturelle
Vielfalt“ entdeckt, erkundet und genutzt
werden kann. Wie die Menschen in ihrem
täglichen Leben Europa „leben“ können.
Wir schlagen ein sehr konkretes Studienprojekt vor. Nach einer Analyse und Kontextbestimmung und der Erfassung der
Unterschiede und Bedürfnisse der verschiedenen Euregios geht es uns vor allem um
die Entwicklung von „Instrumenten“. Wie
können wir die genannte Fragestellung mittels kultureller Programmgestaltung erörtern? Gelingt es uns, Herangehensweisen zu
entwickeln? Wie widerspenstig ist die Wirklichkeit? Welche Probleme ergeben sich?
Wie entwickeln wir gemeinsam ein Erkundungsverfahren?
Die Idee hinter all dem ist die Entwicklung eines „Rings“ europäischer Experimentierfelder zur Erforschung der möglichen Nutzung kultureller Vielfalt.Über die
Geschäftsstelle der Euregio Maas-Rhein
haben wir die „Association of European Border Regions“ (Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen, AEBR) gebeten, sich
bei ihren Mitgliedern zu erkundigen, ob
Bedarf an einem Projekt dieser Art besteht.
Von besonderem Interesse für uns war die
Gründung einer Arbeitsgemeinschaft mit
Städten in Euregios, die in den kommenden
Jahren Kulturhauptstädte Europas sein wer-
den oder in den letzten Jahren Kulturhauptstädte waren.
Die Anfrage wurde im Rahmen der halbjährlich stattfindenden AEBR-Mitgliederversammlung im Juni 2012 in Istanbul erörtert. Zu unserer Überraschung waren die
Reaktionen der Mitglieder sehr zahlreich.
Wir haben bereits erste Kontakte geknüpft,
haben im Rahmen eines Besuchs in der
Stadt San Sebastian erste richtungsgebende
Vereinbarungen getroffen, haben Gespräche
mit der Stadt Sonderborg geführt und von
der Regio Venezia Nordest und der Stadt
Luxemburg Zusagen zur Zusammenarbeit
erhalten (Stand Sommer 2012). Der Kreis der
teilnehmenden Städte/Regios soll im Frühjahr 2012 erweitert werden.
Am 7. und 8. November soll am Rande
des zweiten Jahrestreffens der AEBR in
Berlin ein erster Workshop organisiert werden, an dem mehrere interessierte Städte
aus europäischen Euregios teilnehmen werden. Maastricht & Euregio 2018 wird dieses
Treffen vorbereiten und leiten. Maastricht
& Euregio 2018 wird seine Vorgehensweise
als Ausgangsbasis für die Diskussion und
als Beispiel für eine Programmentwicklung
einbringen. Der Workshop wird überwiegend praxisorientiert sein.
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PR O G R A MM – MI R R O R I N G EU R O P E
Spiegeln mit den
Niederlanden
Spiegeln an Europa
und der Welt
Die Stärke einer Gesellschaft spiegelt sich
in ihren Künsten wider. Die niederländische
Kunstlandschaft zeichnet sich durch einen
explorativen und innovativen Charakter
aus. Doch die Niederlande orientieren sich
immer stärker nach innen.Sollten Maastricht und die Euregio 2018 die Niederlande
als Kulturhauptstadt Europas vertreten,
empfinden wir es als unsere Aufgabe und
Herausforderung, die offene und tolerante
Haltung lebendig zu halten.
Zu diesem Zweck wird Maastricht &
Euregio 2018 unter dem Schwerpunktthema
„Europa wiederentdecken“ Kooperationsprojekte mit niederländischen Kunsteinrichtungen initiieren. Das Programm von
Maastricht & Euregio 2018 wird teilweise
euregional, teilweise europäisch ausgerichtet sein.
Maastricht & Euregio 2018 bittet niederländische Kunsteinrichtungen, das Thema
aus niederländischer Perspektive zu behandeln. Die Zusammenarbeit mit den Nederlandse Dansdagen dient dabei als Vorbild.
Vergleichbare Kooperationen plant Maastricht & Euregio 2018 mit Theaterensembles,
Musikeinrichtungen, Orchestern und
Chören. In Bezug auf Kooperationsprojekte
mit Museen wird, aufbauend auf der Ausstellung „De weg naar van Eyck“ im Museum Boijmans van Beuningen im Frühjahr
2012, eine Kooperation mit dem Bonnefantenmuseum Maastricht angestrebt.
De expo 2017Lüttich
Toneelgroep Amsterdam,
Na de repetitie (Nach der
Probe) / Persona (Gastspiel
in Lüttich)
blickt auf eine lange Tradition in der Organisation von Weltausstellungen (1905, 1930
und 1939) zurück. Lüttich ist einer von zwei
Bewerbern um die Ausrichtung der Expo
2017. Das Kernthema der Veranstaltung
lautet „Connecting People“. Die nachhaltige
innenstädtische Entwicklung soll nach der
Weltausstellung mit der Umwandlung des
Expo-Geländes Coronmeuse in ein ÖkoStadtviertel gefördert werden. Die Partner
haben vereinbart, dass die Kulturhauptstadt
Maastricht im Jahr 2017 einen Pavillon auf
dem Ausstellungsgelände stellt, um das Programm und die Kulturaktivitäten des Kulturhauptstadtjahrs 2018 vorzustellen. Daneben soll in Zusammenarbeit mit der Provinz
und der Stadt Lüttich ein attraktives internationales Kulturprogramm auf der Expo
präsentiert werden. Gemeinsam mit den
Kulturschaffenden soll auf diese Weise ein
kultureller Rahmen geschaffen werden, der
zum Spiegel für Europa und die Welt wird.
In den Jahren 2018 und 2019 soll dieses
Programm als Teil des Programms der Kulturhauptstadt weitergeführt und vertieft
werden.
Hauptthema der
Expo ist „Connecting people“
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DA S PR O G R A MM
Living
Europe
Ein gelebtes Europa kann Wirklichkeit
werden
Maastricht & Euregio 2018 möchte „die
Nutzung der kulturellen Vielfalt“ im Alltag
etablieren, damit ein gelebtes Europa Wirklichkeit werden kann. Kultur betrachten wir
nicht mehr als Ausdruck regionaler und
nationaler Identität in einem kulturell vielfältigen Europa. Maastricht & Euregio 2018
soll zum Musterbeispiel erfolgreich gelebter
kultureller Vielfalt in der Geschichte Europas
werden. Das gelebte Europa mit der Génération Maastricht als seinem Fahnenträger soll
der jungen Generation und Europa selbst
diesen Zukunftstraum wieder nahebringen.
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DAS P R O GR AMM – L I VI N G EU R O P E
Zu diesem Zweck erarbeitet Maastricht &
Euregio 2018 in den Jahren bis 2018 ein Programm, mit dem Einwohner und Besucher
die Vielfalt der Kulturen entdecken, erkunden und schließlich nutzen können. Einwohner und Besucher erkennen, wie die
Zukunft einer Region von ihrer Vergangenheit mitbestimmt wird. Einwohner und Besucher erkennen, dass jede Region ihren
Platz innerhalb Europas hat. Das Ergebnis
dieses Prozesses möchte Maastricht & Euregio 2018 „feiern“.
Die Programmlinie „Living Europe“ ist
das Ergebnis des Prozesses, der durch
die ihr vorausgehenden Programmlinien Gestalt angenommen hat.
Ziel des Programms ist, dass Einwohner
und Besucher die Euregio Maas-Rhein als
Identität erleben. Eine Identität, in der Kontakte einen strukturellen Charakter haben
und Kooperationen zwischen den verschiedenen kulturellen Identitäten – langfristig
– etabliert sind.
Ziel des Programms ist, dass Kultureinrichtungen Austausch und Kooperation,
die Nutzung der Talente der anderen, als
Selbstverständlichkeit betrachten.
Maastricht & Euregio 2018 möchte
eine strukturelle und dringend
notwendige Revision der Kommunikation zwischen Europa und seinen Bürgern initiieren und möchte
erreichen, dass dieser Kommunikationsprozess zu einem festen
Bestandteil der Agenda der Europäischen Kommission wird. Eine
grundsätzliche und strukturelle
Änderung der Art und Weise, in
der das Europa des Jahres 2020
funktioniert.Auch aus diesem
Grund beabsichtigen wir, den Prozess „Europa wiederentdecken“
nach 2018 in den Jahren 2023 und
2028 zu wiederholen, um schließlich im Jahr 2033 den Staffelstab
an die nächste niederländische
Kulturhauptstadt Europas zu
übergeben.
Ziel des Programms ist, dass ein „Netz“ von
Euregios entsteht, in dem die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kulturen Realität ist. Die europäischen Euregios als Netzwerk von „Knotenpunkten“ quer durch
Europa.
Ziel des Programms ist, dass die Bildungseinrichtungen, von den Grundschulen bis zu den Universitäten und Fachhochschulen, Mehrsprachigkeit fördern. Die
Zeiten, in denen bezüglich der fachlichen
Inhalte in Fächern wie Geschichte, Literatur
und Philosophie zwischen den verschiedenen Bildungssystemen in der Euregio
keine Konformität mit der Identität und
Geschichte der Region herrscht, müssen
hinter uns liegen. Ansonsten endet das
Blickfeld an den eigenen Landesgrenzen
und bleiben Wissen und Interesse, aber
auch berufliche Entscheidungen und Arbeitsmarktchancen auf das eigene Land beschränkt.
Die Eröffnungsveranstaltung 2018 soll
„visualisieren“, dass die Euregio eine erlebbare Identität ist, und soll „vertonen“, dass
in der Euregio viele verschiedene kulturelle
Identitäten zusammenleben.
Das Programm Living Europe wird
durch Investitionen ab 2014 realisiert.
Das endgültige Programm wird in den
Jahren 2015, 2016 und 2017 ausgearbeitet.
Den Prozess präsentieren wir als Produkt:
– So wie die Programmvorschläge für die
hier vorgestellten Programmlinien auf
der Grundlage von Studienprojekten er-
arbeitet wurden, so wird das endgültige
Programm für 2018 auf der Grundlage
der Befunde und Ergebnisse aus der Arbeit und den Studien während der ersten
drei Jahre entstehen.
– Die Génération Maastricht wird zum
Aushängeschild für Maastricht & Euregio 2018 und wird eine zentrale Funktion
im Projekt einnehmen, indem sie ihr
eigenes Programm erarbeitet und in den
ersten drei Projektjahren maßgeblich
an der Entwicklung des endgültigen Programms für 2018 beteiligt sein wird.
Um einen Eindruck von dem Programm zu
vermitteln, das am Ende des von uns geplanten Prozesses stehen könnte, stellen wir
im Folgenden eine Reihe von Projekten vor.
Es sind Projekte, die „feiern“, dass das gelebte Europa Wirklichkeit werden kann.
Im Jahr 2018 wird es zur Selbstverständlichkeit geworden sein, mit öffentlichen
Verkehrsmitteln von Eupen nach Heerlen
und von Düren nach Tongeren zu reisen.
Das wird einfach und schnell gehen und die
Menschen werden sich in der Region zuhause fühlen. Die Menschen in der Euregio werden das euregionale Kulturportal nutzen:
ein Instrument für Bewohner und Besucher,
ein Reiseführer entlang der Kultur der Euregio, ein Instrument, das Zugang zu den Kulturprogrammen von Maastricht & Euregio
2018 bietet. Kinder, Jugendliche und die
meisten Erwachsenen werden es als normal
empfinden, zwei, drei, zumindest aber eine
„Fremdsprache“ zu sprechen und zur Kommunikation nutzen zu können.
Fünfundzwanzig Jahre nach dem
Inkrafttreten des Maastrichter Vertrags
möchte Maastricht & Euregio 2018 einen
neuen Kulturparagrafen für einen europäischen Vertrag formulieren: einen „contrat
culturel“ für alle Bürger Europas. Über die
Form des Vertrags entscheiden Bürger,
Künstler, Kultureinrichtungen, professionelle und Laienvereine und Unternehmer
der Euregio(s). Denkbar ist alles, von einem
Open-Source-Manifest im Internet über einen gedruckten Entwurf bis zu einer gemalten, gesungenen oder getanzten Form. Im
Gegensatz zum EU-Vertrag, der ein Vertrag
zwischen Regierungen ist, wird dieser contrat culturel ein Kulturvertrag zwischen den
Bürgern Europas selbst. Bei der Gestaltung
des Kulturhauptstadtprogramms Maastricht & Euregio 2018 werden wir sowohl
Bürger als auch Akteure aus der Kulturszene
in den Prozess der Entwicklung neuer
Symbole und Ikonen für „Living Europe“
einbinden.
Dieser Prozess, dieses Art des Umgehens
mit dem Reichtum kultureller Vielfalt in der
Euregio und in Europa wird einer neuen Art
der Kommunikation zwischen Europa und
seinen Bürgern Richtung geben.
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Im Jahr 2018
– wird der erste eigenständig in der Euregio produzierte Film
Premiere haben. Der Film wird zeitgleich in allen Städten der
Euregio Maas-Rhein vorgeführt;
– wird die Oper „Europa wiederentdecken“, dargeboten von
Opernensembles aus Lüttich, Aachen und Maastricht, uraufgeführt. Die Oper wird in Theatern aller teilnehmenden Städte
zu sehen sein;
– wird die Ausstellung „Eurovisionen“ in den renommiertesten
Museen der Euregio eröffnet;
– wird der WMC 2018 stattfinden;
– wird das Projekt „Prozessionsstädte“ umgesetzt;
– wird die Theaterproduktion „Vier lagen goud“ („Vier Schichten
Gold“) Premiere haben. In dem Stück, das ein Kooperationsprojekt flämischer, wallonischer, niederländischer und
deutscher Schauspieler sowie von Darstellern mit Migrationshintergrund ist, wird das Thema „Europa wiederentdecken“
thematisch, formal und ästhetisch inszeniert;
– wird im Rahmen von De Parade in Brunssum die Uraufführung neuer Choreografien, die auf alten Volkstänzen aufbauen, stattfinden;
– wird die Tanzproduktion „Old time living“ im Rahmen der
Nederlandse Dansdagen uraufgeführt;
– werden in den „Parks der Inspiration“ die Kulturcafés ihre
Pforten öffnen, werden Sprachmobile durch die Euregio
fahren, wird auf dem Rockfestival Pinkpop die Premiere von
„The New Wall“ stattfinden, wird im Rahmen der Musica Sacra
eine Neuinterpretation gregorianischer Gesänge Premiere
haben;
– werden Projekte umgesetzt werden, die in der Phase 2015 bis
2017 vorbereitet werden.
Den Prozess
präsentieren wir
als Produkt mit
viel Raum für
Experimente
62
DAS P R O GR AMM – L I VI N G EU R O P E
Links:
Jan van Eyck Academie
Rechte
Talentförderung
Fachhochschule Aachen geht es vor allem
um Design und Formgebung.
Karlspreis für die Jugend
iArts, ein europäischer, interdisziplinärer Kunststudiengang
Der interdisziplinäre Studiengang iArts, der
2013/2014 in Maastricht anläuft und in dem
Studenten verschiedene Kunstdisziplinen,
aber auch Kunst und Wissenschaft sowie
Kunst und Gesellschaft miteinander zu verbinden lernen, wird der Dreh- und Angelpunkt der Kunsterziehung in Maastricht.
In einem Zeitraum von fünf Jahren soll ein
europäischer Studiengang für die Künste
entstehen. Der Studiengang folgt dem
Trend, dass die Auffassung der Tätigkeit als
Künstler breiter wird. Das idealisierte Bild
des Künstlers, der abgeschottet vom Alltagsleben im stillen Kämmerlein an seinem neuesten Werk arbeitet, bröckelt. Immer mehr
junge Künstler gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass die künstlerischen
Fragen, die Grundlage ihrer eigenen Werke
sind, auch Grundlage für andere Bereiche
sein können. Die Verbindung mehrerer
Aktivitäten gibt ihrem künstlerischen Ausdruck eine neue Dimension.
Andere euregionale Zentren der
Talentförderung
In Lüttich sind die Académie Royale des Beaux-Arts de Liège und die Ecole Supérieure
des arts Saint-Luc auf bildende Kunst spezialisiert, während das Conservatoire royal de
Liège den Schwerpunkt auf Musik und Theater legt. In Genk beschäftigt sich die Madfaculty mit Design und Kreativindustrie, das
Muziekodroom in Hasselt hingegen begleitete junge Popmusiker. In der Stadt und der
Region Aachen zielen die Bleiberger Fabrik,
die Internationale Kunstakademie Heimbach und die Kunstakademie Würselen auf
die Talentförderung im Bereich der bildenden Kunst. Im Fachbereich Gestaltung der
Eigene Auffassungen über die Welt
Die jungen Generationen entwickeln im
Studium ihre eigenen Auffassungen von
der Welt, in der sie leben. Sowohl durch die
Lösung verschiedener praktischer Fragestellungen rund um das Thema grenzüberschreitend leben und arbeiten als auch
durch den täglichen Kontakt mit einer internationalen Einwohnerschaft entwickeln
die Studierenden eine eigene Sicht auf das
Europa der Gegenwart und Zukunft.
Europäischer Jugendkarlspreis
Der Preis wird für Projekte junger Menschen verliehen, die zur Verständigung
beitragen, die Entwicklung eines gemeinsamen Bewusstseins für die europäische Identität fördern und praktische Beispiele für
das Zusammenleben der Europäer als
Gemeinschaft liefern. Der Europäische
Karlspreis für die Jugend wird jedes Jahr
gemeinsam vom Europäischen Parlament
und der Stiftung Internationaler Karlspreis
zu Aachen verliehen.
Jan van Eyck Akademie
Schwerpunkt der postakademischen Ausbildung an der Jan van Eyck Akademie in
Maastricht ist die Beziehung zwischen
Handwerk und Kreativität. Das Studium
bietet auch Raum für Talentförderung,
indem Künstler dazu ermutigt werden, ihre
Erkundungen nicht auf die Welt der Künste
zu beschränken, sondern auch auf andere
Bereiche auszuweiten. Dazu organisiert die
Akademie spezielle Forschungslabore. In
Zusammenarbeit mit Partnern aus der Euregio – Unternehmen, Bildungs- und Kultureinrichtungen – ist es das Ziel der Jan van
Eyck Akademie, zu einer NIAS (Niederländische Akademie der Wissenschaften) für
die Euregio zu werden: zu einem Treffpunkt und/oder Arbeitsort für Wissenschaftler und Forscher, Künstler, Autoren
und Führungskräfte aus der Wirtschaft,
die einen Ort zum Studium oder Zeit zum
Nachdenken, einen Ort des Austauschs oder
einen Raum suchen, um ein Projekt abzuschließen.
Europe on the Ground
Ein gutes Beispiel für die Wirkung des
Jugendpreises ist das Gewinnerprojekt des
Jahres 2012: „Europe on the Ground“, ein
in Griechenland erarbeitetes Medienprojekt
für Jugendliche.
Der Vorsitzende des Europäischen Parlaments Martin Schulz sagte dazu: „Ich persönlich finde das Projekt‚ Europe on the
Ground‘ toll, weil es die kulturelle Vielfalt
Europas greifbar macht, es für Mehrsprachigkeit wirbt und zur Bildung einer öffentlichen europäischen Meinung anregt. Zur
Stärkung der Demokratie in Europa brauchen wir mehr europaweite Diskussion über
europäische Angelegenheiten. … Wir sehen
immer deutlicher, wie abhängig wir voneinander sind, wie sehr wir miteinander verflochten sind. … Der aus Griechenland stammende Gewinner des Jugendkarlspreises
trägt zur Bildung einer öffentlichen europäischen Meinung bei.“
In den kommenden Jahren, insbesondere aber 2018, wird „Europa wiederentdecken“ ein Schwerpunktthema bei der Vergabe
des Jugendkarlspreises sein.
III M A A S T RIC HT
UN D PA R T N ER
Die Menschen und die Region
64
65
KAPITEL 5 : MAAS T RI CHT U N D S E I N E PA RT N E R
Mehr Stadt,
mehr Landschaft, mehr
Kultur
Der erste Eindruck, den man als Besucher von der Region
gewinnt, ist die internationale Atmosphäre. Man hat das
Gefühl, dass die nächste Grenze (ganz gleich ob national,
sprachlich, administrativ, kulturell oder verkehrstechnisch)
immer gleich um die Ecke liegtund dass man hier viel dichter am Nabel Europas dran ist als irgendwo sonst.
Für die Einwohner der Euregio gibt es keine Bezeichnung
wie „Euregier“ oder ähnliches. Auch findet man die Euregio
Maas-Rhein auf keiner Karte. Wenige wissen, wie sie genau
abzugrenzen ist.
Aber wenn man sich Zeit nimmt und genauer hinschaut,
dann offenbart dieser künstliche und scheinbar zufällige
Verbund von Städten und Landschaften seine inneren
Bindungen, ob es nun um Mentalität, Küche, Lebensfreude,
um Karneval, Wallfahrten oder die zielgerichtete Art, die
Dinge anzupacken, geht. Es ist eine sehr spezielle Mischung
aus niederländischem Individualismus und niederländischer Kreativität, aus flämisch-deutscher Tüchtigkeit und
wallonischem „Savoir vivre“.
Gemälde von Fons Haagmans
Protest, Porträt Herman
Veugeleers, 150 x 150 cm
66
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Die Menschen
Verbundenheit
über Grenzen
hinweg
Karneval und Volkskultur
In der ganzen Region spielt
die Volkskultur eine große
Rolle, daher auch das insgesamt große Interesse an Kultur überhaupt. Kultur war
immer Bestandteil des Alltags, ob nun als Hochkultur
oder in populärerer Form.
Auch wenn die religiösen
Feste für die meisten Menschen nicht mehr dieselbe
spirituelle Bedeutung wie
früher haben, sind sie noch
immer gut besuchte Ereignisse für Alt und Jung,
echte Volksfeste. Die starke
römisch-katholische Prägung hat nicht nur zu – zumindest für niederländische
Verhältnisse – ungewöhnlich reichen Ausdrucksformen von Ikonografie, Wohnkultur und
Mentalität geführt, sondern auch zu einer
vielgestaltigen Karnevalskultur. Im Karneval, der die Fastenzeit vor Ostern einläutet,
ist einer der Schlachtrufe der Euregio: Alaaf!
Typisch für den Karneval in der Euregio ist
die Verschmelzung des rheinländischen und
lateinischen Karnevals – unter Wahrung
charakteristischer Unterschiede je Gebiet.
Die Gelegenheit, die alltägliche Ordnung
auf den Kopf zu stellen, wird in der gesamten Region mit Begeisterung ergriffen, in all
ihrer Ausgelassenheit zu beobachten in den
Sälen und auf den Straßen der Euregio.
Christliche Traditionen spielen noch
immer eine bedeutende Rolle
Auch heute ist, obwohl die religiöse Praxis
weniger wichtiger wird, das christliche Erbe
in unserem Alltag allgegenwärtig, etwa
durch den Kalender oder unsere Normen
und Werte. Das Christentum hat in der Euregio Maas-Rhein eine lange Geschichte. Im
3. Jahrhundert
begann die Macht des Römischen Reiches
allmählich abzunemen. Anfang des 4. Jahrhunderts setzte die Christianisierung der
Niederlande ein. Durch von Maternus wurde Tongeren Hauptsitz des gleichnamigen
Bistums. Im Jahre 343 wurde Servatius erster Bischof von Tongeren. Wegen der zunehmenden äußeren Gefahren wurde der
Bischofssitz 384 nach Maastricht verlegt.
Servatius ist dort gestorben und der Überlieferung zufolge auf dem Vrijthof begraben.
Im Laufe des 8. Jahrhunderts wurde der
Bischofssitz nach Lüttich verlegt. Der letzte
Bischof, der in Maastricht geweiht wurde,
war Hubertus. Maastricht blieb jedoch bis
weit in das Mittelalter hinein ein wichtiges
religiöses Zentrum. Mit dem Bau der achteckigen Pfalzkapelle des Aachener Doms,
der Hofkirche Karls des Großen, wurde um
800 der Grundstein für ein Gotteshaus gelegt, das bis heute die Gläubigen anzieht.
Alljährlich wird der Aachener Dom von
mehr als einer Million Menschen besucht.
Auch die Fürstbischöfe von Lüttich sind
im historischen Gedächtnis der Euregio prominente Persönlichkeiten, vor allem, weil
sie in einem geopolitischen Kontext agierten, in dem die heutigen nationalen Grenzen noch nicht bestanden. Als Beispiel sei
der heilige Lambert genannt, der Namenspatron des bekanntesten Platzes von Lüttich, der „Stadt des Feuers“. Der in Maastricht geborene Bischof wurde um das Jahr
700 in Lüttich ermordet. Im Zuge der großen Verehrung, die ihm schon bald nach
seinem Tod am Ort seines Martyriums zuteil wurde, überführte man seine Reliquien
aus Maastricht nach Lüttich und errichtete
ihm eine Gedenkkirche, die spätere Kathedrale der Stadt. Die Pilgerströme aus ganz
Europa haben die weitere Entwicklung der
Stadt Lüttich entscheidend beeinflusst. Bis
heute halten – in der ganzen Euregio – große und stark besuchte Prozessionen und
Heiligtumsfahrten die Erinnerung an die
religiöse Geschichte lebendig.
Migranten: Die jüngere Geschichte
der Euregio Maas-Rhein
Die Euregio hat aufgrund ihrer Bergbauvergangenheit zwischen 1870 und 1990 große
Zuwanderungswellen erlebt, erst aus Polen
und der Ukraine, dann aus Italien und später auch aus der Türkei, Marokko und sogar
Südkorea. Zwischen 1965 und 1992 wurden
viele Zechen geschlossen. Allein in Südlimburg (NL) standen durch die Zechenstillegungen über 45.000 Menschen auf der Straße. Auch die große Gruppe der Migranten,
die speziell für den Bergbau angeworben
worden war, war davon betroffen. Zusammen mit den weiteren rund 30.000 Entlassenen, die in den vom Bergbau abhängigen
Wirtschaftszweigen Arbeit gefunden hatten,
war das für die Region ein schwerer Schlag.
Es ist erstaunlich, wie schnell sie den Übergang zu einer wissensbasierten Wirtschaft
meisterte. Allerdings gelang und gelingt
nicht jedem die Anpassung an die „glokalen“ Bedingungen und an die vielschichtigen kulturellen Aspekte, die Voraussetzung
für eine erfolgreiche Zukunft des Gebietes
sind.
Gegenwärtig haben in Städten wie
Aachen, Genk und Lüttich ca. 30 Prozent
der Einwohner ausländische Wurzeln. Auch
andere Städte der Euregio haben einen großen Anteil an Migranten mit einem ähnlichen Hintergrund, etwa Heerlen/Parkstad,
Eschweiler, Eupen und Verviers. Diese
Städte kooperieren im Rahmen des Interreg-Projekts „Sustainable Urban Neighbourhoods“ (SUN) insbesondere im Hinblick auf die sozialen und wirtschaftlichen
Folgen dieser jüngeren Geschichte der
Euregio.
Heiligtumsfahrt
Maastricht 2011
67
68
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
--Migranten in der
Euregio: die Bergbaugeschichte
In allen Bergbaugebieten Nordwesteuropas war die
Arbeitskräftebeschaffung problematisch. Durch den
arbeitsintensiven Charakter des Bergbaus und die oft
dezentral gelegenen Schächte konnten die Zechen
meist nicht genügend Arbeitskräfte vor Ort finden. Die
Anwerbung von Arbeitsmigranten aus der näheren oder
weiteren Umgebung war daher ein universelles Merkmal der Bergbaureviere. Arbeitsmigration ist seit dem
neunzehnten Jahrhundert ein in allen Bergbaugebieten
Nordwesteuropas zu beobachtender Vorgang.
In der ganzen Euregio Maas-Rhein hatte der Steinkohlebergbau großen Einfluss auf die gesellschaftliche
Entwicklung. Vor allem um Lüttich und Aachen herum
(einschließlich der Domaniale Mijn in Kerkrade) stößt
man auf alte Bergwerksanlagen, während in Niederländisch- und Belgisch-Limburg modernere stillgelegte
Zechen zu finden sind. Im Lütticher Becken beschränkte
sich der Kohlenbergbau anfangs auf die Hügel des
Maastales, aber ab Beginn des neunzehnten Jahrhunderts ermöglichten neue Entwässerungspumpen auch
die Erschließung tiefer gelegener Flöze.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war bis etwa 1958 der
Steinkohlebedarf sehr hoch.Kennzeichnend für die
Nachkriegszeit waren bilaterale Anwerbungsverträge
mit dem italienischen Staat. Frankreich und Belgien
hatten solche Vereinbarungen bereits 1946 getroffen.
Steinkohlelieferungen nach Italien wurden an den Einsatz italienischer Arbeiter gekoppelt. Die niederländischen Staatsmijnen schlossen 1948 mit Italien einen
Vertrag über die Rekrutierung von Bergleuten. Wie
schon bei der Arbeitsmigration vor dem Kriege war die
Abwanderung von Migranten besonders hoch. Von 1946
bis 1956 warben die belgisch-limburgischen Bergwerke
über 28.000 Italiener an, während maximal nur knapp
7.000 gleichzeitig beschäftigt waren.
Die Aachener Zechen beschränkten sich bei der
Arbeitskräfteanwerbung in den 50er Jahren überwiegend auf deutschsprachige und andere Flüchtlinge aus
Osteuropa. Die ersten Italiener trafen erst 1956 ein (auf
der Grundlage eines Anwerbungsvertrags zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und Italien). Danach kamen
– teilweise ebenfalls auf der Grundlage bilateraler
Anwerbungsverträge – Jugoslawen (1957-1961), Spanier
(1960), Griechen (1963), Türken (1963 und 1964) und
Marokkaner (1962-1965). Eine gesonderte Gruppe bildeten in Aachen die Südkoreaner, die im Rahmen eines
Entwicklungsprogramms eintrafen.
Migranten als „Schlusslichter“
Mit der Kohlenkrise 1957/58 begann für den Steinkohlebergbau eine schwierige Zeit, die in den Niederlanden
schon bald zur Schließung von Zechen führte (19661974). Das sich abzeichnende Zechensterben führte
dazu, dass sich viele junge einheimische Kumpel anderweitig eine Beschäftigung suchten, wodurch neue „Gastarbeiter“ angeworben werden mussten. Sie kamen vor
allem aus Marokko. Der Anteil ausländischer Migranten
stieg dadurch auf 28 Prozent.
Trotz sinkender Beschäftigung in den Gruben, gelang
es auch in Belgien nicht, einheimische Arbeitnehmer für
diese Tätigkeit zu interessieren. In den Jahren 1950 und
1960 erhöhte sich in Lüttich der Anteil ausländischer
Arbeitsmigranten auf über 60 Prozent. Im Kempischen
Becken stieg der Ausländeranteil unter Tage in den Jahren von 1960 bis 1970 auf etwa die Hälfte. In Aachen
vollzog sich eine analoge Entwicklung. 1958-1969 führte
eine negative Einschätzung der Zukunftschancen des
Bergbaus dazu, dass sich die Kumpel andere Arbeitsstellen suchten, um einer Entlassung zuvorzukommen.
Der Ausländeranteil unter den Aachener Bergleuten
kletterte von 6,4 Prozent 1959 auf 21,6 Prozent 1966.
Folge des kontinuierlichen Rückgangs der Kohlenindustrie in der Euregio seit den 1950er Jahren war somit
eine beschleunigte Abwanderung einheimischer Arbeitnehmer aus den Zechen. Durch die internationale
Arbeitskräfterekrutierung kam es dann zu einer starken
Zunahme des Anteils ausländischer Bergleute. Die
damaligen „Schlusslichter“ haben also in großen Teilen
der Euregio für eine vielfarbige Population gesorgt.
Aus: Ad Knotter, Arbeidsmigranten en grensarbeiders: vergelijkende perspectieven op de mijnarbeidsmarkten in het
Belgisch-Duits-Nederlandse grensgebied in de twintigste
eeuw, Tijdschrift voor Sociale en Economische Geschiedenis
5/3 (2008) 2-29.
Bergbauarbeiter 1973
69
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
--Partizipieren am „Tag
der/des…“
Laien- und Berufskünstler
Miteinander
Die Euregio kennt eine lange und traditionsreiche Laienkunstbewegung, ein gutes
Beispiel für aktive Partizipation. Wohin
man auch kommt, überall gibt es Menschen,
die einzeln oder als Gruppe Musik, Malerei,
Theater, Film, Gesang, Dichtkunst, Kabarett
oder Design zu ihrem Hobby gemacht
haben. Viele musizieren in Orchestern,
Kapellen oder Ensembles für klassische
Musik, singen in Chören, spielen in Theatergruppen oder beteiligen sich an Poetry
Slam-Wettbewerben.
In der Euregio Maas-Rhein sind daher
die Verbindungen zwischen Laien- und
Berufskunst besonders stark, insbesondere
in der Musik, aber auch im Bereich Theater
und bildende Kunst. Auf dem starken Fundament der Laienkunst haben sich professionelle Kunsteinrichtungen und Ausbildungsstätten entwickelt. Wie die
Toneelacademie und die Academie Beeldende Kunsten in Maastricht und die Konservatorien in der Euregio, alle fest verwurzelt
in den Traditionen der Laienkunst.
Der intensive Austausch in der Region
zwischen Laien- und Berufskünstlern
bedeutet auch, dass den Kunstliebhabern
eine größere künstlerische Vielfalt geboten
wird. Ein solcher Werdegang ist nicht nur
bedeutsam für Künstler, sondern auch für
die Zuschauer und Besucher. Jeder Laienverein, jedes Projekt und jeder Produzent
bilden und formen ihr eigenes Publikum.
Laien-, semiprofessionelle und Berufskunst
sind keine separaten Welten, sondern vermischen sich ständig bei Projekten, Aktivitäten und Produktionen.
Das vielschichtige Feld der Laienkunst
ist für die Durchführung des Kulturhauptstadtjahres 2018 äußerst wichtig. Die
Laienkunst bildet eine starke Basis für das
Programm, um die Dynamik der Kulturhauptstadt in alle Ecken der Euregio zu
tragen. Bei Maastricht & Euregio 2018 hat
der Laienbereich eine Schlüsselfunktion für
den sozialen Zusammenhalt.
Festivals erzählt werden, erleben die Besucher die Vielfalt der Euregio als alltägliche
Wirklichkeit. Wenn durch den World Music
Contest (WMC) in Kerkrade Blasmusik eine
internationale Dimension erhält, wird für
die Menschen die vielfältige kulturelle
Wirklichkeit fühl- und hörbar.
Haus für alle Laienkünste
Als der berühmte Männerchor „Mastreechter Staar“ erklärte, „wir wollen euregional
werden”, hieß das nicht, dass man sich um
mehr euregionale Auftritte bemühen wollte
(der Chor steht schon seit Langem auf internationalen Bühnen). Vielmehr heißt das,
dass der Verein seine künstlerische und
organisatorische Arbeit hinterfragen und
mit anderen kulturellen Aktivitäten in der
Region Maas-Rhein verknüpfen will. Der
Chor will auch Vorbild auf einem anderen
Gebiet werden. Er will nämlich ein „Haus
der Laienkunst“ in seiner Heimatstadt
Maastricht gründen, ein Ort mit Probenräumen und Sälen für Laienensembles, ein
Ort, an dem die Partizipationsbewegung
Wirklichkeit wird.
Mastreechter Staar
Entdecken der kulturellen Vielfalt
Maastricht und die Euregio wollen sich als
Kulturhauptstadt Europas 2018 auf die
Erkundung und Nutzung der Vielzahl an
Kulturformen richten, die es in der Euregio
Maas-Rhein gibt. Wenn fünf Chöre aus der
Euregio – ungeachtet oder möglicherweise
gerade auch wegen ihrer unterschiedlichen
Arbeitsmethoden, Ansätze, Disziplinen
und Erfahrungen – gemeinsam eine Komposition von Christian Klinkenberg aus
Eupen aufführen, entsteht in der Euregio
einer neuer Sound. Wenn Geschichten in
mehreren Sprachen, in Bildern und Klängen
während des euregionalen Storytelling-
Mit einer Veranstaltungsreihe nach dem Konzept „Tag
der/des ...“ wollen wir bestehende Aktivitäten und
Initiativen regional ausweiten und zu partizipatorischen
Initiativen weiterentwickeln. Derzeit wählen wir passende Projekte aus, etwa in Eupen den “Musik Marathon”, der zum „Tag der Musik“ in der ganzen Euregio
werden soll. In Aachen, Hasselt und Genk, SittardGeleen, Heerlen, Lüttich, Tongeren und St. Truiden sind
rund um die Themen Landschaft, Kreativindustrie, Migration, Studenten, Kulinarik und die Maas Aktivitäten
geplant, die einbezogen werden sollen. All diesen Aktionen wollen wir eine euregionale Plattform bieten. Im
Rahmen der Veranstaltungen wollen wir alle Bürger
aufrufen, sich mit Ideen und eigenen Aktionen in ihrer
Stadt, ihrem Dorf zu beteiligen. Das Bewerbungsbüro
Maastricht & Euregio 2018 wird für die euregionale
Dimension der Veranstaltungen Verantwortung tragen
und für die Kommunikation der Aktivitäten sorgen.
--Produktionshaus für
die Jugend
Die „Génération Maastricht“ lädt die Jugend ein, sich
neue Szenarien für die Kultur in Europa und den täglichen Umgang miteinander zu überlegen. Zwischen
2015 und 2019 soll ein niedrigschwelliger Freiraum
entstehen, wo Jugendliche unter professioneller Anleitung an der Entfaltung ihrer Kreativität arbeiten können.
Das Projekt stützt sich auf drei Säulen:
– eine Kreativwerkstatt, in der alle Disziplinen mitund durcheinander arbeiten und sich weiter entfalten können;
– eine an die Kreativwerkstatt gekoppelte Website,
auf der Jugendliche, die eine Idee entwickelt haben,
ihre Schöpfung mit einem Klick im Internet teilen,
Profile erstellen, sich vernetzen und virtuell ihre
Ergebnisse ausstellen können;
– einen Expertisesatelliten, der auf der digitalen
Plattform für die unverzichtbare professionelle
Unterstützung sorgt und auf Fragen und erste
Skizzen reagiert.
70
--FC KuS: Fußball als
Vehikel für Kunst
Was wäre, wenn Fußball als Katalysator für Kunst
fungieren würde? Diese Frage, die sich der Verein
MVV Maastricht gestellt hatte, führte zur Zusammenarbeit mit der Kunstinitiative KuS. MVV bot Lin „Quick“
Felton (1958) Arbeitsmöglichkeiten an. Felton war in
den 80er Jahren ein Pionier der New Yorker Graffitiszene. Seine Kunst, die es inzwischen in die New
Yorker und Pariser Museen geschafft hat, ist vom
Leben „auf der Straße“ inspiriert. In De Geusselt (dem
Stadion von MVV) machte sich Felton mit jungen Graffitikünstlern aus der Region an die Arbeit. Es entstand
auf der Mauer der „Angel-Side“ im Stadion ein phantastisches Kunstwerk. Ziel ist die Verbindung von
Fußball- und Kunstwelt.
In Maastricht haben sich 14 Amateurvereine und
der MVV zusammengetan, um die Jugendarbeit abzustimmen. Talente sollen begleitet und ihnen soll eine
Perspektive geboten werden - unter Berücksichtigung der Alltagsrealität und mit den Schwerpunkten
Verbesserung und Leistung.
Geplant sind der Austausch von Trainingsmethoden
und systemen, Trainerfortbildung und Spiele mit- und
gegeneinander. Gestrebt wird nach Ausgewogenheit
zwischen Belastung und Belastbarkeit, sowohl sportlich als auch sozial.
MAASTRICHT UNITED soll in Zukunft Plattform und
Metapher sein: gemeinsam vorwärts, gemeinsam
stark. PARKSTAD UNITED, SITTARD-GELEEN UNITED,
LÜTTICH UNITED, GENK UNITED, AACHEN UNITED als
neuer Kooperationsverbund
Die Spitzentalente einer Region mit über 100.000
Jugendlichen unter 18 Jahren sollen zu LIMBURG
UNITED zusammengefasst werden. Fußballerische
Spitzentalente sollen von ihrem 15. Lebensjahr an
gemeinsam trainieren und sowohl national, aber vor
allem auch international Spiele bestreiten: als EUREGIO UNITED. Durch die Förderung von Spitzentalenten
sollen ihnen Chancen im Spitzensport geboten und
Verbindungen zwischen Sport und Kultur geschaffen
werden.
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Kreativwirtschaft
Kreativplattformen in
Europa
Der Übergang von der Schwerindustrie zur
Wissenswirtschaft bedeutet für die Euregio
Maas-Rhein, dass hier die Kreativindustrie
eine Chance hat.
Partnern und Netzwerken unterstützen.
Einige Kulturhauptstädte der vergangenen
Jahre hatten beim Thema Kreativwirtschaft
ebenfalls Schwerpunkte gesetzt. Das zeitlich
und räumlich nahe gelegene Ruhrgebiet –
Kulturhauptstadt Europas 2010 ¬– hat zahlreiche Plattformen und Netzwerke geschaffen.
Umfangreiches Innovationsprogramm
Engagierte und begeisterte Beteiligung
2011 beschloss die niederländische Regierung ein umfangreiches Innovationsprogramm für die Spitzensektoren der niederländischen Wirtschaft. Der Kreativsektor ist
gekennzeichnet durch die Ballung kleiner
Unternehmen mit oft beträchtlichem Wirtschaftspotenzial (2005/2007 gab es in der
Euregio in den zwölf Kreativbranchen
29.000 Unternehmen mit zusammen fast
120.000 Beschäftigten und über 7,9 Milliarden Euro Umsatz).
Zur Kreativwirtschaft gehören die folgende elf Kernbranchen bzw. Teilmärkte:
Musik, Literatur/Buchherstellung, Kunst,
Film, Rundfunk und Fernsehen, Bühnenkünste, Design, Architektur, Presse, Werbung und Software-/Game-Industrie.
Entscheidend für die Euregio ist Vernetzung der lokalen Aktivitäten mit anderen
Kreativplattformen in Europa – gerade mit
Blick auf die Empfehlungen der Universität
Maastricht, die im Auftrag des Bewerbungsbüros das Potenzial für die Kreativwirtschaft in der Euregio analysiert hat. Dabei
wird deutlich, dass das Thema Kreativwirtschaft bisher „traditionell“ im Kontext der
Metropolen diskutiert wurde. Ein Konzept
für die Kreativwirtschaft in kleinen und
mittelgroßen Städten (mit kleineren Netzwerken und kleineren Märkten) steht noch
aus und ist ein möglicher Ansatzpunkt für
innovative Formen der Kreativindustrie in
der Euregio. Tatsächlich wurde das Potenzial dieses Wirtschaftszweigs noch nicht genügend ausgeschöpft. Das gilt insbesondere
für Regionen ohne große kulturelle Infrastruktur und ohne ausgesprochen kulturelles Profil. Gerade solche Regionen müssten
in der Kreativwirtschaft durch Konzentration auf bestimmte Themen und Cluster ein
prägnantes individuelles Profil entwickeln
können. Das ist hier die Aufgabe. Die Potenzen und Chancen der Kreativwirtschaft in
der Euregio Maas-Rhein müssen erkannt,
weiter erschlossen und strukturiert werden,
um sie in der Euregio zu stärken und zu
profilieren.
Ansätze gibt es. Engagierte und begeisterte
Akteure haben viele neue Projektvorschläge
eingereicht, um das Maastrichter Kulturhauptstadtprogramm weiterzuentwickeln.
Vorgeschlagen wurde beispielsweise ein
„Designers in Residence“-Programm für
produzierende Betriebe aus der chemischen
Industrie und der Medizintechnik. Deren
Designer arbeiten im Bereich „sanfte Innovation“, also dem Teil der Produktentwicklung, die sich mit der sensorischen
Wahrnehmung, mit ästhetischen und intellektuellen Reizen beschäftigt, und nicht im
Bereich funktionale Performance.
Verbinden
Maastricht und die Euregio 2018 können
bereits jetzt die kreativen Akteure bei der
Vernetzung mit anderen europäischen
Creative Drive
Das erste Gründerzentrum Kulturwirtschaft
(www.kulturunternehmen.info) in Deutschland ist in Aachen entstanden und bietet
Knowhow, Arbeitsräume und Beratung für
Akteure aus den entsprechenden Branchen.
Das dort angesiedelte EU-Interreg-Projekt
„Creative Drive“ (www.creative-drive.eu) ist
für die gesamte Euregio Maas-Rhein ausgelegt.
Creative Business Network
Ebenfalls wäre eine Verbindung mit dem
European Creative Business Network
(ECBN) sinnvoll, um auf europäischer
Ebene Austausch und Verknüpfungen zu
suchen. Die Messe „C›n›B – Creativity &
Business Convention Köln“ ist räumlich
gesehen eine gute Möglichkeit, die Grenzen
der Aktivitäten auf die Euregio auszudehnen.
71
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
--Fashionclash
Fashionclash (www.fashionclash.nl) ist eine Plattform,
die auf Mode bezogene Projekte organisiert und jungen Designern die Möglichkeit bietet, ihre Arbeiten
einem internationalen Publikum zu präsentieren.
Gemeinsam mit dem Modemuseum Hasselt und dem
grenzüberschreitenden Netzwerk Designmetropole
Aachen (www.designmetropole-aachen.de) sind
sowohl die Initiative „Fashion Across Borders“ als
auch ein Fashionstore in Hasselt entstanden, wo Designer der Euregio Schmuck, Mode und Accessoires
verkaufen können. Dauerhafte Einrichtungen und
sogar Filialen in anderen Städten sind das langfristige
Ziel. Ein Austausch und eine Zusammenarbeit mit
Malta im Bereich Fashion wurden inzwischen bereits
initiiert und hat zu einer Reihe von konkreten Aktivitäten geführt, die in kommender Zeit weiter ausgebaut
werden sollen.
--Dutch Design Desk
Ein gutes Beispiel für die Förderung der Kreativindustrie in den Niederlanden ist das im Oktober 2011 in
Maastricht gegründete Niederländische Design Büro
Europa (www.dutchdesigndesk.eu). Der „Dutch Design
Desk“ soll, beginnend mit Deutschland als größtem
Nachbarmarkt, die Vermarktung niederländischer
Exzellenzprodukte (u.a. der Bereiche Design, Architektur, Mode und Fotografie) in ganz Europa fördern.
Das Programm läuft bereits in China und Indien.
--C-mine crib
Im C-Mine Crib in Genk, einem Businesszentrum für
Kreativunternehmen, stehen Gewerberäume und
flexible Arbeitsplätze zur Verfügung. Im Gegensatz
zum Thor Park, der auf dem Zechengelände in GenkWaterschei entsteht, zielt C-Mine auf kreative und
künstlerische Branchen. Hier haben sich Kreativunternehmen wie Nascom, Studio Pieter Stockmans und
Painting With Light niedergelassen, aber es fehlte
noch ein international bekanntes Unternehmen. Das
hat sich nun mit der Ansiedlung von Microsoft geändert.
Kreativwirtschaft:
Zur Kreativwirtschaft gehören die folgende elf Kernbranchen bzw. Teilmärkte:
Musik, Literatur/Buchherstellung, Kunst, Film,
Rundfunk und Fernsehen,
Bühnenkünste, Design,
Architektur, Presse, Werbung und Software-/GameIndustrie.
--Reciprocity
Die starke Lütticher Designtradition ist eindeutig französisch beeinflusst. Seit 2002 gibt es in Lüttich die
erfolgreiche internationale Designbiennale. Seit 2012
nennt sich die Biennale „Reciprocity“ und kooperiert
mit dem Kulturhauptsstadtprojekt Maastricht & Euregio 2018.
72
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
“Die Zukunft ist nicht mehr das,
was sie mal war”
Petrus Regout und John
Cockerill, Großindustrielle
avant la lettre
Dieses Fazit untermauerte
auch Professor Luc Soete,
ein Experte auf dem Gebiet
der internationalen Beziehungen, treffend in seinem
Essay zur Bewerbung der
limburgischen Hauptstadt.
Wir leben in einer Zeit, in
der die Globalisierung mit
einem neuen Nationalismus
verknüpft und die Fundamente des europäischen
Modells erschüttert werden.
Deshalb ist es entscheidend,
dass das euregionale Kulturprojekt für seine Ziele auf
die reiche Geschichte zurückgreift, und zwar sowohl
aus persönlicher wie gemeinschaftlicher Perspektive. Regionen, in denen man
versteht, Traditionen lebendig zu erhalten, und in denen man neuen Ideen offen
gegenübersteht, haben ein
großes Potenzial zur Meisterung von Veränderungen
bewiesen. Will die Region
weiter vorankommen, ohne
an Flexibilität, Weltoffenheit und Innovationsvermögen einzubüßen, müssen
wir den urbanen Kontext,
die spezifischen politischen
und religiösen Kräfte der
Region, die Wirtschaft und
das Bildungsangebot genauer betrachten. Vieles ist
schon vorhanden, wir müssen nicht bei null anfangen. Aber wir müssen uns auf unsere jahrhundertelangen
transnationalen Alltagserfahrungen besinnen, um unser Ziel in dem sich ständig wandelnden europäischen Umfeld zu erreichen.
Das Potenzial der Euregio mit ihren sozialen, kulturellen und infrastrukturellen
Netzwerken ist noch lange nicht ausgeschöpft und bietet genügend Ressourcen
und Raum zum Erproben neuer Ansätze.
Geformt durch die
Industrialisierung
Die Euregio erhielt ihre heutige Gestalt zum
großen Teil während der Industrialisierung.
Die schwere Arbeit in den Stahlwerken,
Keramikfabriken und Kohlenminen hat die
gesellschaftliche Stellung und die Identität
vieler Menschen in der Euregio geprägt.
Damals war die Maas, die sich als langes
Band durch die Euregio Maas-Rhein zieht
und sie teilt, das ideale Transportmittel. An
den Ufern des Flusses entstand südlich von
Maastricht um Lüttich herum ein wichtiges
Industrierevier. Die Familie Cockerill baute
dort ihr Industrieimperium auf und schuf
1838 den ersten integrierten Industriekomplex Europas mit Hochöfen, Stahlgießereien, Walz- und Hammerwerken und metallverarbeitenden Betrieben.
weit als ein Vorbild für qualitativ hochwertige Gebietsentwicklung.
Petrus Regout
In der alten Garnisonsstadt Maastricht
nahm sich Petrus Regout (1801-1878) an der
Familie Cockerill ein Beispiel. Das Roh- und
Kristallglas und die Halbfabrikate, die er in
seiner Glasfabrik verarbeitete, kamen wie
seine ersten Arbeiter aus dem belgischen
Seraing. In Maastricht begann die Industrialisierung der Niederlande als „euregionale
Kooperation“ – und Petrus Regout wurde
einer der ersten niederländischen Großindustriellen.
Transformation Céramique
Maastricht
Regouts Keramikunternehmen De Sphinx
passte im 20. Jahrhundert sein Sortiment
der Nachfrage an. Statt gewöhnlicher Haushaltskeramik stellte man nun luxuriöse
Sanitärprodukte her. 1958 fusionierte das
Unternehmen mit seinem größten Konkurrenten am gegenüberliegenden Maasufer,
der Société Céramique. Céramique wurde
schließlich 1963 stillgelegt. Auf dem 23 Hektar großen Gelände entstand ab den 90er
Jahren ein neues Wohn , Gewerbe- und Kulturviertel. Kurz bevor der Céramique-Komplex zum größten Teil abgerissen war, suchten auf dem Gelände noch Einwohner aus
Maastricht nach Keramikfragmenten als
Andenken an eine Ära und eine Identität,
die verloren gehen würde. Sphinx bestand
noch bis 2010.
Verbliebene Werksgebäude wurden in
das Viertel einbezogen. Heute befindet sich
hier das Bonnefantenmuseum, die moderne
Stadtbibliothek, das Derlon Theater (Spielstätte der Toneelgroep Maastricht) und das
Bewerbungsbüro für die Kulturhauptstadt.
Das 2011 fertig gestellte Projekt gilt europa-
Servaasbrücke und Céramique-Gelände vor 1915
Luftaufnahme: Céramique
Maastricht (2011) gilt
europaweit als ein Vorbild
für hochwertige Gebietsentwicklung.
74
75
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
Universitäten als
feste Partner
An den Universitäten der Euregio MaasRhein sind insgesamt ca. 75.000 Studierende immatrikuliert. Rechnet man Einrichtungen wie die Fernuniversität Heerlen
hinzu, steigt ihre Zahl auf rund 115.000.
Mehr als 18.000 Mitarbeiter – einschließlich
der über 2.000 Professoren – lehren auf
vielen Fachgebieten. Hier kann man unter
anderem Kunst, Geistes- und Sozialwissenschaften, Natur- und Ingenieurwissenschaften und Medizin studieren.
Um die in der Gesellschaft vorhandenen
Potenziale zu mobilisieren, muss sich jede
Kulturhauptstadt auf die für ihre Zeit und
für ihren spezifischen Ort aktuellen und
originären Fragen einlassen. Von heute aus
gesehen, sechs Jahre vor dem möglichen
Beginn der Kulturhauptstadt Europas –
falls Maastricht & Euregio 2018 den Titel erhält –, lässt sich nur schwer voraussagen,
was 2018 aktuell sein wird. An den Universitäten der Region, deren viele Studierenden
im Stadtbild und Alltag der Euregio eine
große Rolle spielen, werden Trends und
Tendenzen erforscht, die für uns und unsere
Arbeit richtungsweisend sind. In den kommenden Jahren werden die Universitäten in
das Kulturhauptstadtprojekt einbezogen,
insbesondere wenn es um soziologische und
gesellschaftskritische Aspekte geht.
Zu Beginn der Bewerbungsphase haben
wir die Universität Maastricht (UM) gebeten, uns mit wissenschaftlichen Impulsen
zu begleiten. Daraus ist eine langfristige
strukturelle Zusammenarbeit entstanden,
unter anderem durch Begleitung des Prozesses und durch Evaluationen der Vorbereitungsphase und später des Kulturhauptstadtjahres selbst.« Die UM, der feste
Partner von Maastricht & Euregio 2018, ist
die am schnellsten wachsende Universität
der Niederlande. Sie hatte 2012 mit 6.662
ausländischen Studierenden – bei einer
Gesamtzahl von rund 17.000 – die meisten
nicht-niederländischen Studierenden (wichtigstes Herkunftsland ist Deutschland (45
Prozent), gefolgt von China und Belgien).
Die UM wird bei der Zusammenarbeit mit
den anderen Universitäten der Euregio die
Führungsrolle übernehmen und Maßnahmen zu einer bedeutenden Intensivierung
des euregionalen Studierendenaustauschs
vorbereiten. Dafür ist das Programm für
Kulturhauptstadt Maastricht und Euregio
2018 eine starke Triebfeder.
Übrigens sind hierbei nicht nur die Universitäten von Bedeutung. Auch die Hochschulen der Euregio spielen eine wichtige
Rolle, insbesondere diejenigen mit direkten
oder indirekten Beziehungen zu den Künsten und mit Möglichkeiten für Experimente
an der Schnittstelle mit der Kreativwirtschaft. Bekannt für seine internationale
Talentförderung ist auch das United World
College in Maastricht.
Maastricht als Europastadt: Europäische
Institute
Maastricht School of Management
Die Maastricht School of Management
(MSM) ist schon seit sechs Jahrzehnten ein
Beispiel für Entwicklungshilfe mit Vision.
Die hochwertige Managementausbildung
soll für Studierende aus Entwicklungs- und
Schwellenländern so zugänglich wie möglich sein. Mehr als 30.000 Studierende aus
Afrika, Asien, Südamerika und Osteuropa
absolvierten an der MSM in Maastricht oder
an einer ihrer Zweigniederlassungen ein
Studium.
UNU-MERIT
UNU-MERIT ist ein gemeinsames
Forschungs- und Ausbildungsinstitut der
United Nations University (UNU) und der
Universität Maastricht (UM) mit Sitz in
Maastricht. Das Institut erforscht gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche
Faktoren, die die technologische Innovation
stimulieren. Es befasst sich mit Führungsfragen aller Art von nationalen und inter nationalen Organisationen, mit Risikoanalysen und strategischen Analysen, mit
Konzepten und Evaluierungen. UNU-MERIT ist Forschungszentrum und Graduate
School für mehr als 80 Doktoranden und
100 Masterstudierende sowie Thinktank der
Vereinten Nationen für Wissenschaft, Innovation und Führungsfragen.
Das European Institute for Public
Administration
Das European Institute for Public Administration (EIPA) ist ein Forschungsinstitut
zur Wissensvermittlung an für EU-Fragen
zuständige Beamte. 2010 nahmen 15.154
nationale Beamte und Europabeamte an
den am EIPA durchgeführten Seminaren
teil. Das Institut ist in drei Bereiche gegliedert: europäische Beschlussfassung, öffentliche Verwaltung sowie vergleichende Verwaltungswissenschaft und europäische
Politik. Am EIPA sind etwa 150 hochqualifizierte Mitarbeiter tätig. Der Hauptsitz des
EIPA ist Maastricht. Das Institut hat kleinere Zweigstellen in Brüssel, Luxemburg und
Barcelona, die auf spezielle Verwaltungsgebiete ausgerichtet sind. Das EIPA besteht
seit mehr als 25 Jahre.
European Centre for Development
Policy Management
Das European Centre for Development
Policy Management (ECDPM) ist eine unabhängige, 1986 gegründete Stiftung für
Monitoring und Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit zwischen der
--Zusammenarbeit zwischen Universitäten und
Forschungsinstituten
Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
(RWTH) Aachen ist mit circa 33.000 Studierenden eine
der größten Technischen Universitäten Europas.
Die RWTH kooperiert eng mit dem in der Nähe gelegenen Forschungszentrum Jülich, das mit 4.400 Mitarbeitern eines der größten Forschungseinrichtungen
auf dem Gebiet der Physik und der Anwendung von
Supercomputern ist.
Am Westrand von Aachen baut die RWTH für drei
Milliarden Euro einen neuen Campus. Durch diese
Erweiterung werden rund 10.000 neue Stellen geschaffen. In Lüttich ist die Université de Liège (ULg)
beheimatet. Ihre 20.000 Studierenden studieren
sowohl in der Stadt als auch in Sart-Tilman (unter
anderem Medizin). Die Universität Hasselt mit einem
Campus in Diepenbeek und einem in Hasselt ist die
Universität der belgischen Provinz Limburg und hat
circa 3.000 Studierende.
76
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
--Essen als Hochgeschwindigkeitsverbindung
Europäischen Union und den Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks (ACS-Staaten). Das Zentrum hilft auch bei politischen
und institutionellen Reformvorhaben in
Europa und der dritten Welt. Hauptsitz des
ECDPM ist Maastricht.
European Journalism Centre
Das European Journalism Centre (EJC) ist
ein unabhängiges, internationales,
gemeinnütziges Institut mit Sitz in Maastricht, das ein breites Spektrum von Fortbildungsprojekten fördert beziehungsweise
sich als Partner daran beteiligt. Über 9.000
Journalisten haben hier bisher ein oder
mehrere Seminare belegt. Das EJC wurde
1992 in Maastricht gegründet.
Ob Printen, Jenever, Reisfladen, Waffeln, Lütticher Apfel- und Birnenkraut oder die Käsesorten der Region – die Euregio ist reich an kulinarischen Höhepunkten und an Menschen, die diese zu schätzen und
zu genießen wissen. Die Lebensweise und die täglichen Ernährungsgewohnheiten sind – abgesehen von der folkloristischen Herstellung
kulinarischer Souvenirs – Merkmale der gemeinsamen Vergangenheit
und Gegenwart und möglicherweise auch der Zukunft. Bei der Esskultur geht es um mehr als bloß Ernährung. Sie ist ein Spiegel und ein
Mittel der interkulturellen Kommunikation. Kulturell verwurzelte
Gerichte wie Sauerbraten oder Reisfladen sind überall in der Euregio
zu bekommen, obwohl sich bei genauerer Betrachtung Unterschiede
zeigen. Die Speisen sind Inbegriff der regionalen Identität, ohne dass
lokale Eigenheiten verloren gehen.
Der einfachste gemeinsame Nenner, aber auch ein Klischee der
gastronomischen Kultur, sind in der Euregio unbestreitbar Fritten,
Frites bzw. Friet. Imbissstuben sind der Ort, an dem nationale
Gewohnheiten wenig Bedeutung haben und wo kleine lokale Vorlieben
auf globale Trends stoßen. Die Vielzahl an indonesisch-niederländischen „Bamischijven“, „original“ belgischen Fritten und deutschen
Currywürsten, die quer durch die Euregio zu haben sind, spiegeln
deren Transnationalität wider. Imbissstuben sind als Beispiele der
grenzüberschreitenden Wirklichkeit eine einladende kulturelle Metapher, sind lebendige Kommunikationsknotenpunkte, die es wert sind,
ins Kulturhauptstadtprogramm 2018 integriert zu werden. Wir gehen
gerne das Risiko ein, mit Klischees zu spielen.
Andererseits zählt die Euregio, vor allem Maastricht und Hasselt,
überdurchschnittlich viele Restaurants mit Michelin-Sternen. Darüber
hinaus gibt es sehr wichtige und beliebte Kulinarik-Festivals, Veranstaltungen, die auch andernorts in Europa populär geworden sind.
Zum letzten „Preuvenemint“ in Maastricht (unter dem Motto „Europa
bittet zu Tisch“) kamen erneut zehntausende Besucher. Die Studentenverbindung „Amphitryon“ der Hogere Hotelschool Maastricht demonstrierte dabei, dass Kunst und Gastlichkeit sehr gut zusammenpassen. Gemeinsam mit dem Museum aan het Vrijthof und Studenten
der Kunstakademie wurde ein Stand als Museum gestaltet: Kunst auf
den Teller und im Glas.
Die Esskultur sollte nicht nur ein Echo der Vergangenheit sein,
sondern auch in die Zukunft blicken. Die Einstufung von Restaurants
als kulinarische und sinnliche Repräsentanten der Region könnte zum
einen die Identität einer wichtigen regionalen Esskultur festigen, zum
anderen gastronomischen Austausch, Vernetzung und Marketing
fördern. Dort wo im Nahverkehr die Verbindungen zwischen den Teilregionen eingestellt wurden, liegen unbemerkt noch immer die Schienen einer kulturellen Hochgeschwindigkeitstrasse – die der gemeinsamen kulinarischen Geschichte. Ein Projekt wie „Botschafter des
Geschmacks“ demonstriert die Unterschiedlichkeit der euregionalen
Geschmäcker, präsentiert von Spezialisten für die verschiedenen
kulinarischen Produkte.
77
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
Mehr Stadt, mehr Landschaft,
mehr Kultur
Die Städte in der Euregio Maas-Rhein
haben eine menschliche Größe, etwa
Maastricht (120.000 Einwohner), Heerlen
und Sittard-Geleen (beinahe 100.000 Einwohner), Lüttich (200.000 Einwohner),
Hasselt (74.000 Einwohner),Genk
(64.000) und Tongeren (30.000) sowie Aachen (260.000 Einwohner einschließlich
fast 45.000 Studenten) als größte Stadt.
Mit 3,9 Millionen Menschen auf einer
Fläche von rund 10.000 Quadratkilometern ist die Bevölkerungsdichte eher
hoch. Das Gebiet hat urbanen Charakter
mit einem reichen kulturellen Leben.
Außerhalb der größeren Städte bieten
Kleinstädte, Dörfer und schöne Landschaften Raum für Erholung. Hier wird
noch viel Landwirtschaft betrieben.
Kurzum, es ist alles vorhanden, was
hohe Lebensqualität ausmacht.
Zwar ist auch in der Euregio der Trend zu
beobachten, dass Menschen in Großstädte
wie Amsterdam oder Brüssel abwandern,
aber es gibt auch einen klaren Gegentrend.
Immer mehr kehren zurück, um in der
Euregio zu leben. Das mag damit zusammenhängen, dass die Städte nicht groß,
jedoch dicht und kompakt genug sind, um
immer mehr sogenannte Kreativarbeiter
anzuziehen.
Ein gemeinsamer
öffentlicher Raum in der
Euregio Maas-Rhein
Charakteristisch für die Euregio MaasRhein ist ein gemeinsamer öffentlicher
Raum städtischer Einheiten, die mit einer
Landschaft aus grenzüberschreitenden
Ballungsgebieten verschmelzen. Das von
Norden nach Süden verlaufende Maastal
umfassteine Reihe von Städten, Parklandschaften und urbanen Räumen östlich
und westlich der Maas. Somit ist die Euregio
Maas-Rhein ein erkennbares und abwechslungsreiches Gebiet mit wachsender Dynamik, gelegen zwischen Köln und Düsseldorf
im Osten, Antwerpen und Brüssel im Westen, Luxemburg im Süden und Eindhoven/
Brabant im Norden.
Vielgestaltige Netzwerke
mit Freiräumen
In relativ großer Entfernung von den jeweiligen Hauptstädten ihrer Länder gelegen,
wollen die Städte der Euregio ihr gemeinsames Potenzial nutzen und sich als Zentren
an der Peripherie positionieren. Ihrer früheren industriellen und strategischen Bedeutung verdanken sie einen modernen Mix
von Verkehrsverbindungen, die die Euregio
Maas-Rhein effektiv mit dem übrigen Europa verknüpfen: Flughäfen, Autobahnen,
Wasserstraßen und Bahnlinien.
Allerdings müssen noch erhebliche
Anstrengungen unternommen werden, um
allen in der Euregio Zugang zu effizienten
öffentlichen Verkehrsmitteln zu verschaffen. Die größeren Ballungszentren sehen
sich nicht als Teil einer regionalen Metropole. Sie sind stolz, mittelgroße Städte
mit eigenem Charakter und guten Lebensbedingungen zu sein (Wohnqualität,
Beschäftigung, Freizeitangebote usw.). Die
Städte bestehen aus Vierteln mit jeweils
eigener Identität, ein Phänomen, das ebenfalls ein interessantes Forschungsobjekt
bildet. Nach dem Vorbild der nordirischen
Stadt Belfast, die im Zuge eines strategischen Plans zur Entwicklung des Kulturtourismus auch in den einzelnen Außenbezirken gemeinsam mit den Bewohnern
erneuert wurde, müssen Maßnahmen zur
Sanierung und wirtschaftlichen Wiederbelebung hier gleichfalls in enger Partnerschaft
mit den Bewohnern durchgeführt werden.
Ein anderes Merkmal der Euregio sind
die großen Grünflächen und die Vielzahl
kleiner ländlicher Siedlungen. In den mageren Jahren nach dem wirtschaftlichen Niedergang Mitte des 20. Jahrhunderts blieben
Naturgebiete erhalten, die heute einen Teil
der Lebensqualität der Region ausmachen.
Die ausgedehnten Wälder, die vielen schönen Wanderwege und das weitverzweigte
Wasserstraßennetz haben zu einem erheblichen „grünen Tourismus“ als nachhaltige
Einkommensquelle geführt.
Eine Euregio mit
menschlichem Maß
Wer die Euregio heute bereist, wird von der
angenehmen und abwechslungsreichen
Landschaft begeistert sein: manchmal flach
und weit, dann wieder hügelig und überraschend dicht bewaldet. Diese schöne Wohngegend ist vielen Heimat geworden. Häuser
ziehen sich wie Bänder durch das Land,
gruppieren sich zu Dörfern, drängen sich
um die historischen Orts- und Stadtkerne
oder aber konzentrieren sich um alte Fabriken, Gruben- und Schachtanlagen.
Der Besucher wird oft an das frühindustrielle Zeitalter erinnert. Industrielandschaften erstrecken sich von Süden nach Norden
entlang der Maas und den Kanälen. Von
Osten nach Westen zieht sich das ehemalige
Kohlerevier wie eine Girlande durch die
gesamte Region. Inmitten der Landschaft
findet man zum einen systematisch geplante dichte Gartenstädte, dann wieder kleine
Wohnsiedlungen aus der Vor- und Nachkriegszeit nahe den Städten, Bergwerken
und Fabriken. Der Gesamteindruck ist der
Topografie zu verdanken: Idyllische Bach-
78
79
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
Die bedeutenden Wissenszentren Sabic (oben) und
Gewerbepark Chemelot in
Sittard-Geleen
täler wechseln sich mit bewaldeten Hügeln
und gewellten Feldern ab, zwischen denen,
wie auf eine Schnur gereiht, kleine Dorfkerne zum Aufenthalt einladen. Die Region
ist nicht nur für Wanderer und Radfahrer
attraktiv, auch für den Auto- und Zugverkehr ist sie gut erschlossen.
Die Maas
Der Fluss ist eine wunderschöne Wasserstraße, die von Süd nach Nord quer durch die
Euregio strömt. Auffällig ist, dass die Maas
in Nord-Süd-Richtung zwar eine verbindende Funktion hat (zwei parallele Sequenzen
östlich und westlich des Flusses), aber
gleichzeitig auch ein Hindernis bildet,
welches in der Vergangenheit Grenze war.
Deshalb ist die Nord-Süd-Achse bis heute
die Hauptorientierungsrichtung und der
Ost-West-Richtung übergeordnet. Schuld
sind die wenigen Maasübergänge, die es
gibt. Angesichts der Anziehungskraft beider
Gebiete drängt sich der Gedanke auf, dass
mehr und effizientere interregionale Maasübergänge nützlich wären. Auch die Landschaft hat eine deutliche Nord-Süd-Orientierung und auch hier gilt, dass sich mit
relativ kleinen Eingriffen die Ost-WestOrientierung stark verbessern ließe.
Die Städte
Während die kleinen Dörfer und Siedlungskerne die täglichen Bedürfnisse decken,
sind die Städte durch ihr abwechslungsreiches Angebot an Kultur- und Versorgungseinrichtungen attraktiv, unter anderem
durch medizinisch-technische Einrichtungen, Schulen und Ausbildungsinstitute.
Diese wurden nach Wegfall der industriellen Produktion zum Motor der neuen Kreativ- und Wissenswirtschaft, die – neben den
zahlreichen hochwertigen Einkaufszentren,
den vielen touristischen und historischen
Sehenswürdigkeiten und dem unterstützenden Hotel- und Gaststättengewerbe
mit Spitzenrestaurants und Kneipen – die
Bedingungen für den großen Zulauf und
für gute Standort- und Arbeitsbedingungen
schafft. Innerhalb Europas spielt die Region
eine wichtige Rolle. Sie fungiert nicht nur
als Bindeglied, sondern soll in Zukunft auch
eine neue und moderne Drehscheibe werden. Von einer Metropolregion kann nicht
gesprochen werden, obwohl in der Euregio
Maas-Rhein etwa 3,9 Millionen Menschen
leben. Charakteristisch für die Region sind
ihre mittelgroßen und kleinen Städte, alle
in beziehungsweise in der Nähe einer vielgestaltigen Landschaft situiert. So bietet die
Euregio eine gute Balance zwischen ausreichender Größe und menschlichem Maßstab.
Die „Brainports“
In der letzten Zeit sind neue Zentren für
Innovation, Forschung und Bildung, Pflegeund medizinische Wissenschaften entstan-
den, die der Region in einigen Jahren ein
anderes Gesicht geben und die Zukunft
prägen werden. Eine Reihe von Infrastrukturknotenpunkten wurde neu definiert. Sie
entwickeln sich gegenwärtig mit Hochdruck zu neuen Arbeitsumfeldern und
Standortmagneten. So entstehen in der vertrauten alten Landschaft „Brainports“, die
Perspektiven für neue Tätigkeitsgebiete von
Forschung und Technologie eröffnen.
DSM, RWTH, Health Campus und
Universitäten
Der Weltkonzern DSM, der seine Wurzeln
im Bergbau hat und sich in Kooperation mit
der Universität Maastricht (Campus Chemelot bei DSM) weiterentwickelt, sowie die
RWTH Aachen (die älteste Forschungsstätte
der Euregio, deren Campus gerade ausgebaut wird), der neue HealthCampus in
Maastricht und die Universitäten Lüttich
und Hasselt (letztere mit dem Science
Center Diepenbeek) sind die neuen ökonomischen Motoren der Region. Kultur spielt
dabei eine wichtige Rolle. Sie unterstützt
und stimuliert die Wirtschaftsentwicklung,
indem sie das Standortklima verbessert
und so die Region für ausländische Wissensarbeiter, die auf der Suche nach einer anspruchsvollen Arbeitsstelle sind, attraktiv
macht. Gut ausgebildete ausländische
Arbeitnehmer sind für unsere Euregio
unverzichtbar.
Von oben nach unten:
Gelände der Expo 2017 Lüttich
Überblick über den neuen RWTH-Campus in
Aachen, Ansicht des Stadtzentrums Aachens,
Bahnhof Guillemins in Lüttich (Architekt: Calatrava)
80
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Nachhaltige Transformationen auf mehreren Ebenen
Der Glaspalast Schunck
von Architekt Frits Peutz
Starke und wiedererkennbare Symbole für
Identität, für Geschichte und Traditionen
finden sich in den Städten Europas vor allem in der Architektur – in den Bauwerken
und städtischen Strukturen.
Die Euregio Maas-Rhein besitzt ein reiches architektonisches Erbe mit Höhepunkten aus dem frühen Mittelalter, der Gotik,
der maasländischen Renaissance, mit sakraler Architektur, der Architektur und Inneneinrichtung der Bürgerhäuser des 17. und 18.
Jahrhunderts, den Hinterlassenschaften der
frühen industriellen Revolution und dem
Bergbau. All dies zeigt, dass diese Region
weniger für die niederländische Architektur
repräsentativ ist, als vielmehr den Entwicklungen im Herzen Europas folgte. 1886 wurde Mies van der Rohe in Aachen geboren,
der sich im 20. Jahrhundert zu einem der
führenden Köpfe der internationalen
Moderne entwickelte. Gustave SerrurierBovy (Lüttich 1858-1910) gilt als ein wichtiger Vertreter der Art Nouveau und des Jugendstils. Fritz Peutz arbeitete 50 Jahre lang
(1916-1966) in Süd-Limburg beharrlich an
seinem Werk, das neben modernen Bauwerken der Geschichte einen Platz einräumt.
Dom van der Laan (1904-1991) hatte, ebenfalls von Süd-Limburg aus, eine Art „verborgene“, aber weitreichende Ausstrahlung auf
die internationale Architektur. In der Neuzeit sind es
vor allem die stadtplanerischen Entwicklungen und
die Umstrukturierung ehemaliger industrieller Standorte in den Städten mithilfe
einer Reihe von in- und ausländischen Architekten, die
in ihrem eigenen Land und
in Europa Maßstäbe gesetzt
haben. An anderer Stelle in
dieser Publikation wird in
Zusammenarbeit mit Malta
und dem dort tätigen StarArchitekten Renzo Piano
ein Projekt mit dem Thema
„Erneuerung in historischen Städten“ vorgeschlagen. Ein gutes Beispiel in der Euregio ist der Bau des futuristischen Bahnhofs
Guillemins in Lüttich, entworfen von dem
spanischen Architekten Santiago Calatrava.
Sakrale Architektur
Sichtbare Zeugnisse der christlichen Kultur
ist die überall in der Euregio anzutreffende
sakrale Architektur, nicht nur in den größeren Städten, sondern auch in vielen Dörfern.
Fast jedes besitzt eine Kirche oder zumindest eine Kapelle. Im Laufe der Zeit wurden
viele Sakralbauten vorübergehend oder auf
Dauer für säkulare Zwecke genutzt, als
Wohnräume, Lagerhallen oder sogar Kasernen. Dennoch behielten sie ihre Symbol-
funktion. In Belgien wurden nach der Abspaltung von den Niederlanden 1830 viele
Kirchen entweder abgebrochen oder restauriert, um so den Bruch mit dem von Willem
von Oranien aufgezwungenen Protestantismus zu markieren. Werden Gestalt und
Nutzung solcher Gebäude verändert, heißt
das, dass die Gesellschaft der Umgebung
und dem Leben eine neue Bedeutung gibt.
Oftmals zeigen sich Zeiten- und Gesellschaftswandel an den Bauwerken bzw. an
deren Umnutzung. In Maastricht wurden
zwei gotische Kirchen in eine Buchhandlung und ein Hotel umgewandelt. In Lüttich wurde 1995 eine Kirche als Sitzungssaal
des Wallonischen Wirtschafts- und Sozialrats eingerichtet. Gute Beispiele dafür, wie
kulturelles Erbe in Form von Architektur zu
etwas Neuem werden kann, ohne an Symbolkraft einzubüßen: Architektur als Kunstwerk.
Industrielle Architektur
Über das religiöse Erbe hinaus verfügt die
Euregio Maas-Rhein über eine Reihe ehemaliger Industriestätten des Bergbaus, der
Keramik- und der Textilindustrie. In vielen
Fällen wurden Zechen und Fabriken nach
ihrer Schließung abgerissen. In den letzten
Jahrzehnten geht der Trend jedoch zunehmend dahin, bestimmte Gebäude und
ehemalige Industriegelände als Orte des
gesellschaftlichen Gedächtnisses für die
Architekturgeschichte zu erhalten und sie
mit in die Zukunft zu nehmen, indem man
sie für kulturelle Zwecke nutzt. Zum Beispiel AINSI in Maastricht oder ©-Mill in
Heerlen, das in ein neues Gewerbegebiet für
die Kreativindustrie und in Wohnbereiche
umwandelt wurde. In Lüttich wurde das
umstrukturierte Gebäude von Val St. Lambert ein Vorbild für die Neunutzung im
Sinne der ehemaligen Produktionsfunktion.
Das trifft auch für die industrielle Architektur zu, die wir heute – um ihre kulturelle
Bedeutung zu betonen – immer öfter als
industrielles Erbe bezeichnen. Die Bauwerke aus der Zeit der industriellen Revolution
im 19. Jahrhundert sind architektonische
Juwelen und Zeichen der Wirtschaftskraft
dieser Region. Leider führte das Zechensterben in vielen Fällen zum Abriss der Industriegebäude. In den letzten Jahrzehnten trat
jedoch allmählich ein anderes Muster in den
Vordergrund, nämlich die Umnutzung u.a.
alter Zechen für neue kulturelle und edukative Zwecke. Vor allem in Belgisch-Limburg
gibt gute Beispiele dafür mit C-Mine,
dem Manifesta-Gebäude in Genk und dem
Vlaams Mijnmuseum in Beringen.
International Bauausstellung
Auch für Heerlen-Parkstad stehen bei der
Transformation große Herausforderungen
an. Das Gebiet erfindet sich als lebendige
und wirtschaftlich starke Region neu. Eine
Internationale Bauausstellung (IBA) wirkt
als Katalysator, um diese Aufgabe auf innovative und kreative Weise zu thematisieren.
Die Kultur ist für die IBA Bindemittel, Kommunikationswerkzeug und Antrieb für die
wirtschaftliche Entwicklung. Kulturelles
und kreatives Unternehmertum ist zu
einem wichtigen Schwungrad der physischen und sozialen Transformation geworden. Genauso wie es eine Herausforderung
ist, leerstehenden und verfallenen Industriestätten neue Bedeutung und einen neuen
Zweck zu geben, ist es auch eine Herausforderung, noch ungefüllte Räume in unseren
Städten in gewissen Abständen als „Lücken“
für das Vorstellungsvermögen und für zukünftiges kreatives Schaffen offen zu lassen.
Die Kreativindustrie und die Künste brauchen leere Räume dieser Art, um sie spontan
für kurze Perioden füllen zu können. Dies
sind Stätten mit urbaner Qualität, die sich
nicht tagtäglich beweisen müssen.
Transformation durch Gebietsentwicklung
Transformation durch Gebietsentwicklung
In Maastricht und Euregio Maas-Rhein hat
die Transformation ganzer Gebiete eine
lange Geschichte, unter anderem durch die
frühe Industrialisierung. In diesem Bereich
ist schon vieles geschehen, aber es bleibt
noch viel zu tun.
81
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
--Belvédère in Maastricht,
eine neue Phase der
Stadtentwicklung
Belvédère ist ein Gebiet mit reicher Geschichte. Nördlich
des Markts gelegen, grasten hier in der Garnisonszeit
die Militärpferde. Später wurden Klöster gebaut und
schließlich begann hier die industrielle Revolution in den
Niederlanden. Hier wurde die Stadt seit 2.000 Jahren
immer wieder umgestaltet. Das Gebiet hat seine Funktion ständig verändert. Angesichts der Wirtschaftskrise
eignet sich Belvédère ausgezeichnet zur Entdeckung
einer neuen Phase der Stadtentwicklung und Urbanisierung. Wegen der strategischen Lage zwischen Innenstadt,
verlängerter nördlicher Maasbrücke (Noorderbrug) und
den geplanten Kultureinrichtungen ist Belvédère im Hinblick auf (kulturelle) Infrastruktur und Erreichbarkeit ein
wichtiger Standort der Europäischen Kulturhauptstadt
2018. Dafür wichtig ist die teilweise Verlegung der
Noorderbrug-Trasse, die quer durch Belvédère verläuft,
wodurch Stadt und Region besser erreichbar werden und
das Gebiet eine höhere räumliche Qualität erhält. So
wird ein riesiger neuer Stadtpark geschaffen, in dem
sich Geschichte, Kultur und Natur verbinden. Der Park
wird von Anwohnern und Interessenverbänden gemeinsam entwickelt, so dass es ein echter Park der Zukunft
wird, in dem auch Platz für große Kulturveranstaltungen
entsteht.
Ein Gewinn für die Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit Maastrichts während des Kulturhauptstadtjahrs
wird die (im Spartacus-Plan vorgesehene) Straßenbahnlinie Hasselt-Maastricht quer durch Belvédère sein, die
den innenstädtischen öffentlichen Verkehr verbessert
und Besucher aus Flandern direkt in die Stadt befördert.
Außerdem bietet Belvédère (unterirdische) Parkplätze
für Kulturhauptstadtgäste, die von hieraus zu Fuß die
Innenstadt erreichen können („Park & Walk“).
Darüber hinaus werden im sogenannten Maastricht
Lab gemeinsam Einwohnervertreter, die einen Querschnitt durch die Bevölkerung repräsentieren, und Partner aus der Wirtschaft mit Formen neuer europäischer
Urbanität experimentieren. Geprüft werden soll unter
anderem, welchen Beitrag dieses Stadtsanierungsgebiet
zur sozioökonomischen und kulturellen Aufwertung der
Euregio leisten kann.
Das Beispiel Belvédère hat auch Bedeutung für die
„Biennale Leerstand“, 2011 gemeinsam ins Leben
gerufen von Amsterdam, Maastricht und dem Staatlichen
Amt für Kulturerbe („Rijksdienst voor cultureel erfgoed“). Mit der Biennale wird zur Realisierung ähnlicher
Umnutzungen von Gewerbegebäuden aufgerufen. 2019
soll dort anhand von Analyse und Entwurf in Maastricht
ein großes europäisches Projekt im Rahmen von „Leerstand in Europa“ verwirklicht werden.
In Zusammenarbeit mit Malta, wo in Valetta gegenwärtig unter Leitung des italienischen Architekten Renzo
Piano umfangreiche Stadtsanierungsmaßnahmen stattfinden, soll Belvédère Teil des Projekts „A new dialogue
in Urban Planning“ werden. Dabei wird die Wechselbeziehung zwischen urbaner Erneuerung und architektonischem Erbe untersucht.
Buchhandlung in der Dominikanerkirche Maastricht
Sphinx-Gelände Maastricht,
Teil von Belvédère
Manifesta-Gebäude, GenkWaterschei
82
83
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
Kulturelle Akteure
der Euregio
Maastricht und die Euregio können ihr Ziel
und ihr Programm für 2018 nur formulieren
und präsentieren, weil in der Euregio MaasRhein auf einer soliden Basis von Kultureinrichtungen aufbaut werden kann.
Das kulturelle Feld der Euregio besteht
aus einem großen Netz von Kultureinrichtungen, Produktionsplattformen, Aufführungsstätten, Ensembles und Museen sowie
dem vielschichtigen Bereich der Laienkunst.
Diese „kulturellen Akteure”, die in der täglichen künstlerischen Praxis ihren Blick über
die Grenzen hinweg richten, werden sich im
Kulturhauptsstadtjahr 2018 voll entfalten
können. Deshalb ist das Ziel Maastrichts
und der Euregio, Europäische Kulturhauptstadt 2018 werden zu wollen, realisierbar.
Theater
Die Euregio ist reich an Theatern. Es gibt
Theatergesellschaften wie Toneelgroep
Maastricht, Agora-Theater St. Vith, De
Queeste Hasselt, Het Laagland SittardGeleen, Le Zététique Théâtre (Luik), LAP
(Hasselt), Hoge Fronten (Maastricht), Bühnen für Jugendliche und Erwachsene, Laienund professionelle Theatergruppen. Die
Theatergesellschaften treten sowohl in
ihren Städten als auch auf nationaler und
internationaler Ebene auf, bespielen sowohl
die großen Stadttheater als auch kleine
Bühnen, umgenutzte Industriegebäude
(C-Mine Genk, AINSI Maastricht) oder die
Manège Liège und das Academietheater
Sint Truiden.
Tanz
Tanzcompagnien wie Gotra Ballet (Heerlen),
Tanz Compagnie Irene K (Eupen), vorbereitende Tanzschulen, Tanzplattformen, Tanz
für Erwachsene und Tanz für Jugendliche
garantieren eine reiche Tanzlandschaft. Die
vielen Festivals tragen dem Rechnung, z.B.
das schrit_tmacher-Festival (Aachen/Heerlen), das Krokus-Festival (Hasselt), das Maastrichter Toneelstad-Festival, Pays des Danses
(Lüttich), Cultura Nova (Heerlen), Theater
aan de Markt (Hasselt/Neerpelt), das Acrossthe-Border-Festival (Aachen) und die Nederlandse Dansdagen (Maastricht). Hinzu kommen „Urban Cultures“ wie Breakdance,
Graffiti, Streetlive sowie Crossover-Produktionen.
Museen
Auf dem Gebiet der bildenden Kunst hat die
Region namhafte Museen zu bieten wie das
Bonnefantenmuseum (Maastricht), das
Ludwig-Forum (Aachen), Le Grand Curtius
(Lüttich), Z33 (Hasselt), ikob Museum für
zeitgenössische Kunst (Eupen), Het Domein
(Sittard-Geleen) und ein Netzwerk von Ausstellungsstätten. Von 2013 wiedereröffneten,
neukonzipierten Begas Haus in Heinsberg,
einem best-practice-Beispiel für die Entwicklung regionalgeschichtlicher
Sammlungen und Heimatmuseen bis hin
zum Leopold Hoesch Museum in Düren,
das sich als Multiplikator und Motor euregionaler Zusammenarbeit auf demGebiet der
zeitgenössischen Kunst versteht.
Musik
Das Musikangebot erstreckt sich von den
renommierten Opernhäusern und Symphonieorchestern in Lüttich, Aachen und Maastricht bis hin zu den Popmusikpodien und
Popmusikstudien in Heerlen, Maastricht,
Sittard-Geleen, Hasselt, Eupen und Lüttich,
von den vielen namhaften Chören, die es
in der ganzen Euregio gibt, bis hin zum
WereldMuziekConcours für Harmonie-,
Fanfaren- und Blasorchester, den großen
Popfestivals Pinkpop, Pukkelpop und dem
Festival Ardente, von Ensembles für klassische Musik bis hin zu den Musikhochschulen. Dies alles wird von Festivals umrahmt,
von Festivals für religiöse Musik wie Musica
Sacra Maastricht bis hin zum MusikMarathon in Eupen.
Design/Architektur
Im Bereich Design reicht das Spektrum von
Modemachern mit euregionalen Pop-UpStores über das Modemuseum in Hasselt bis
hin zu Designern und Designplattformen,
von renommierten Architekten wie Wiel
Arets, Charles van den Hove, Jo Coenen, Jo
Janssen und Peter Swinnen bis hin zu Instituten, Hochschulen und Plattformen für die
Kreativindustrie in Aachen, Heerlen, Lüttich, Hasselt, Gent und Maastricht. Von
Orten wie dem Energeticon in Alsdorf, dem
ehemaligen Zentrum des Aachener Steinkohlereviers und neuen Kompetenzzentrum für Bergbaugeschichte und energieorientierter Zukunftstechnologie bis zum
Standort IP Vogelsang mit seiner Geschichte
als nationalsozialistischer Schulungseinrichtung und belgischem Truppenübungsplatz und seiner Zukunft in einer Tourismus- und Bildungsdestination mit
internationaler Ausstrahlung.
Die ganze Kette von Laienkunst über
Ausbildungsstätten bis hin zur Berufspraxis
ist euregioweit gut ausgebaut. Aber es gibt
auch Schwachstellen. Das feinmaschige Produktionsnetz in Niederländisch-Limburg
ist infolge der Sparmaßnahmen stark gefährdet. Hingegen wird in anderen Teilen
der Euregio kräftig investiert. In der
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
wurde der Ausbau einer kompletten Produktionskette eingeleitet. In Lüttich werden
an vielen Fronten die Produktionsketten für
Schauspiel und Tanz, aber auch für Film,
Kreativindustrie, Design und Fashion gefördert. Lüttich hat eine große Tradition bei
Oper und klassischer Musik aufzuweisen,
mit Verzweigungen nach Verviers, Huy und
Seraing. Stadt und Regio Aachen verfügen
über ein gut entwickeltes Netz von Kultur-
einrichtungen. In Heerlen und SittardGeleen kann von einem kulturellen Frühling gesprochen werden.
Genk hat sich mit C-Mine international
profiliert. Hasselt präsentiert sich als Kunststadt. In Belgisch-Limburg sind viele (semi-)
professionelle Initiativen im Entstehen begriffen, z.B. Balsem und De Stokerij. Das
GalloRomeinse Museum in Tongeren wurde
zum besten Museum des Jahres 2011 gekürt.
Kurz und gut, die Euregio darf auf eine
nahezu unüberschaubare Vielzahl von Kultureinrichtungen stolz sein. Maastricht
und die Euregio wollen, dass die ganze
Bandbreite der kulturellen Akteure am
Programm für 2018 mitwirkt und so die
Euregio zum Versuchslabor macht Kultureinrichtungen und Kunstschaffende sind
eingeladen, diesem Prozess ein Gesicht zu
geben. Sie werden dafür sorgen, dass Europa
auch im Alltag gelebt wird.
84
---
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Niederlande
Zusammenarbeit mit
Malta
Malta bewirbt sich mit der Hauptstadt Valletta um den
Titel Europäische Kulturhauptstadt 2018. Bei den beiden bisherigen Gesprächen (eines auf Malta, eines in
Maastricht) wurden als Grundlage für die weitere Ausarbeitung des Programms mehrere Schwerpunkte
ausgewählt und eine Absichtserklärung unterzeichnet.
In beiden Regionen ist die kulturelle Vielfalt groß. Ähnlich wie die Grenzregion Euregio wurde die Insel Malta
im Laufe der Geschichte von mannigfaltigen Einflüssen geprägt.
Beide Bewerberregionen haben eine starke katholische Tradition, in der Prozessionen, der Karneval und
große Umzüge eine bedeutende Rolle spielen. An diese Traditionen könnten gemeinsame Projekte anknüpfen. Im Bereich Stadtentwicklung sind wir von den
unter Renzo Piano durchgeführten Umbauarbeiten an
den Festungswerken Vallettas beeindruckt. Piano ist
mit den Niederlanden eng verbunden und wurde hier
mit dem prestigeträchtigen Erasmuspreis ausgezeichnet. Auch im Hinblick auf die Stadtentwicklungsprojekte in Maastricht (z.B. die Industrieareale Céramique
und Belvédère) könnten solche Umbauvorhaben an der
Schnittstelle von Stadtentwicklung und architektonischem Erbe ein interessantes Thema sein. Es würde
ausgezeichnet zu einem der Themen in Maltas/Vallettas Bewerbungsschrift passen, zu „Ein neuer Dialog
im Städtebau“.
Noch vor 2018 ist ein „Artist in Residence“-Programm für Schriftsteller und Musiker geplant, die inspiriert durch Malta und Euregio neue Werke schaffen
wollen. Klänge und Bilder aus Malta sollen in der
Euregio zu hören und zu sehen sein und umgekehrt.
Im Bereich Modedesign soll die Plattform Fashionclash, auf der junge Designer und Künstler ihre Arbeiten einem großen internationalen Publikum vorstellen
können, ein Gemeinschaftsprojekt von Valletta und der
Euregio werden. Die Plattform ist Teil der gemeinsamen Fokussierung auf die Entwicklung der Kreativindustrie in beiden Regionen.
Fashionclash auf Malta
Blick auf das CéramiqueGelände von der Maas aus
Kreuzschiff-Terminal
Valletta
Malta
Starke euregionale
Struktur
Die Arbeit der vielen kulturellen Akteure
der Euregio, bei der die Nutzung der kulturellen Vielfalt tägliche Praxis ist, bildet das
Fundament, auf dem Maastricht und die
Euregio ihr Programm für 2018 aufbauen.
Eine Jugendtheatergruppe wie Het Laagland in Sittard-Geleen stützt sich auf die
Qualitäten der niederländischen und deutschen Theaterarbeit. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Limburger und dem
Brabanter Sinfonieorchester bietet die
Chance, als „Orchester des Südens“ sowohl
in Richtung übrige Niederlande als auch in
Richtung Euregio neue Akzente zu setzen.
Bei einer Theatergesellschaft wie De Queeste ist die Beschäftigung mit den Lebens- und
Arbeitsbedingungen in Grenzgebieten Teil
der künstlerischen DNA. Das Agora-Theater
St. Vith schlägt wieder einen völlig anderen
Ton an.
Für die euregionalen Pop- und Jazzzentren ist der Rückgriff auf die kulturelle Vielfalt Grundlage ihrer Veranstaltungspolitik.
Für Museen und Kunstzentren wie Z33,
Ludwig-Forum, Schunck*, Het Domein, Leopold-Hoesch-Museum oder Bonnefantenmuseum – um nur einige Beispiele zu nennen – ist die europaweite und internationale
Ausrichtung und künstlerische Hinterfragung die Existenzgrundlage. Das Museum
aan het Vrijthof in Maastricht bereitet in
Kooperation mit dem Musée d’Orsay in
Paris ein Ausstellung über Charles Eyck vor.
Sinfonieorchester, Operngesellschaften,
Chöre und Ensembles der Euregio orientieren sich im Wesentlichen international. Es
finden zahllose Festivals statt, von Musikfestivals für Klassik über Pop bis Hafabra,
über Tanz- und Theater- bis hin zu Filmfestivals. Bei der Aufzählung tun wir vielen
Akteuren in der Euregio unrecht, denn es
ist einfach unmöglich, alle europäischen
Kooperationen zu nennen.
Wie dem auch sei, Maastricht und die
Euregio 2018 verfügen über Akteure, die
imstande sind, das Thema „Europa wiederentdecken“ anhand der eigenen Praxis zu
erhellen. Es sind Akteure, die diesbezüglich
ihre Kompetenz unter Beweis gestellt haben
und auf die wir zurückgreifen, sobald wir
das künftige Programm entwickeln und
umsetzen.
Netzwerke in der Euregio,
den Niederlanden und
Europa
Kulturelle Zusammenarbeit
Maastricht, Sittard-Geleen, Heerlen
Provincie Nederlands Limburg
Genk, Hasselt, Tongeren
Provincie Belgisch Limburg
Liège und Province de Liège
Aachen und Regio Aachen
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
86
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
PROVINCIE
BELGISCH
LIMBURG
SIT
GENK
PROVINCIE
NEDERLAN
LIMBURG
HASSELT
MAASTRICHT
Maas
TONGEREN
LIÈGE
PROVINCE DE LIÈGE
Maas
87
Ma
a
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
Rh
ein
TARD-GELEEN
DS
HEERLEN / PARKSTAD
AACHEN
REGIO AACHEN
ein
Rh
DEUTSCHSPRACHIGE
GEMEINSCHAFT
BELGIENS
88
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Booming cultural facilities
1
Maastricht
Timmerfabriek transforming into a collectors house and art
2
cinema
Enci transformed into a cultural building (AINSI)
3
4
5
Bonnefantenmuseum
ABKM (Art Academy of Maastricht)
Céramique center
6
7
Museum and Theater at the Vrijthof
Jeker artistic quarter with theater academy, Jan van Eyck
Architectural highlights
Maastricht
Mosae Forum, The colonel, Church bookshop, Charles
Vandenhove’s building design, Herdenkingsplein,
Modern kommelkwartier
1
2
3
Sphinx transformed into living and commercial area
Enci transformed into a cultural building (AINSI)
Wiebengahal Céramique
2
Céramique site with buildings designed by architects from
seven European countries
4
5
Dominican Church converted into a bookshop
Kruisheren cloister and church converted into a hotel
3
Liège
Place Saint-Lambert and extension Palais de Justice / Palais
6
Liège
Reconstruction of MAMAC
4
des Princes-Évêques
Cinema Sauveniere, ‘Le Grand Curtius’ museum, Hors
7
8
Renovation of a building from 1937 for Theater de La Place
Transformation d’un ancien hospice (le Vertbois) en
5
Chate au, Coronmeuse Expo 2017 site
Guillemins railway station designed by Calatrava,
9
complexe de bureaux
Ensemble d’Hôtels de Maître (XVI-XIX)
6
7
New MAMAC museum
Hospital for University of Liège
Circuit des collégiales
Hasselt
10 Albert canal zone transformed into artistic site
Liège
Cinema Sauveniere
Le Grand Curtius museum
10 Museum of Walloonian life
11 Transformation of old MAMAC to CIAC
12 Coronmeuse World Expo 2017 site
Maastricht
1
Academy, Conservatorium music center
8
9
Redeveloped old buildings
11 Herkenrode Abbey area as experience center
13 Royal opera house with new extension
14 Renovation of a building from 1937 for Theater de La Place
8
15 L’Embarcadère du Savoir
16 Mnema
9
Hasselt
17 L’Archéoforum
18 Le Manège
19 Le Conservatoire royal de Liège
Court of Justice, Aminolabs for food production, Expansion for Cegeka office
Stevoort housing design
Aachen
12 Route Charlemagne with the international News museum,
Town Hall and Centre Charlemagne
10 Sint-Gerardus Institute
11 The narrow house
13 Needle fabric as polycultural institution
Heerlen
14 Oranje Nassau as Dutch Mine Museum
15 ©-mill, industrial complex transformed into a creative
Aachen
12 Dom Aachen, Unesco World Heritage, Kaiserbad,
Hasselt
20 Albert canal creative site, including Muziekodroom
21 Belgium art center
22 Herkenrode Abbey experience center
Münchener headquarter,
13 RWTH super C, Hospital RWTH
industry cluster
14 Abbey Kornelimünster
23 Grenslandhallen and Themepark
24 Mode museum
25 Z-33
Aachen
Musicbunker and several old buildings along the route
27 Charlemagne with new cultural facilities
Eupen
16 Alter Schlachthof
Heerlen
15 Schunck*, town hall, Maankwartier
16 Gen Coel mine water info centre
Genk
17 C mine area transformed into creative campus site
17 Royal Theater
18 Waterschei art campus
Tongeren
18 Gallo-Roman Museum, Apartments in Anicius park
28 Ludwig Forum Aachen
Heerlen
29 Gen Coel
30 Schunck*
Universities
Sittard-Geleen
19 Sabic office building, revisited plan
1
Maastricht University
2
3
4
Liège University
Hasselt University
RWTH Aachen University
21 Clock tower, Academic Hall
5
Open Universiteit Heerlen
Genk
22 Carbon hotel, city library of Genk
23 C-Mine
Science parks
20 Orbis Hospital
31 Renovated theater at Van Grunsven Square
Sint-Truiden
Sittard-Geleen
32 Museum het Domein
33 Laagland youth theater
Genk
34 C-Mine
35 Waterschei art campus
Monschau
1
Basse-Meuse Development
24 Rotes Haus
2
3
Science Parks of Wallonia
Diepenbeek Science Center
4
5
6
Sabic Belgium
Technology Center Aachen
Medical Technology Center Aachen
7
8
Avantis
Herzogenrath
Düren
36 Leopold Hoesch Museum
Verviers
37 Théatre Verviers
9 RWTH Research
10 EastBelgium WFG
11 Eifel Technology Atlas
12 Nedcar
13 Sabic
14 Chemelot
15 DSM
28
7
6
32
16
12
89
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
21
9
6
15
31
18
90
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
Sittard-Geleen
Genk
Heerlen
Hasselt
Maastricht
Tongeren
Aachen
Liège
Eupen
Traditional mine industry zone
Traditional metal industry zone
91
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
SMaasmechelen
SHeerlen
Aachen
Eindhoven
1
10
2
3
4
5
9
6
8
7
TLiège
Maastricht
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
1
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Belvédère transformed into living, commercial and cultural area
Townhall & Mosae Forum: new public areas
Dominican Church converted into a bookshop
Herdenkingsplein - Academy of Arts
Various faculties of Maastricht University & Zuyd University
Tapijn Maastricht: extension parc + mix use culture - university - parking
Enci transformed into a cultural building (AINSI)
Maastricht University Health campus
Céramique site with buildings designed by architects from seven European countries
New living area along A2 road in green surrounding
2
3
Q
Q
Q
Q
4
7
8
Main roads
Waterways
Green area
Railway
92
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
SMaastricht
10
9
1
3
2
4
3
4
6
5
3
7
9
7
5
8
6
Liège
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
2
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Park Saint Leonard et Coteaux de la Citadelle
Le Grand Curtius Museum
Musée de la Vie wallonne
Place Saint-Lambert (+ Gare du Palais)
Place du 20-Août
Royal Operahouse of Walloon region
Liège-Guillemins railway station
Future CIAC en Parc de la Boverie
Médiacité
Coronmeuse Expo 2017 site
4
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Railway
7
8
9
93
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
^Genk
11
10
9
8
3
4
1
12
5
2
6
7
13
Bilzen \
[Liège
Hasselt
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Townhall
Radisson Hotel
Cultural area - library, university, Z33
Trainstation living and commercial area
Provincial Administrative Office
Gegeka Office
Hasselt University - Diepenbeek Campus
Grenslandhallen
Albert Canal Industrial Site
Muziekodroom
Blauwe Boulevard living and commercial area
Cederpark living area
Cultuurcentrum Hasselt (Kunstlaan)
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Green area
Q Railway
1
2
3
4
94
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
6
5
9
6
4
1
8
3
2
WBusline
to Maastricht
7
[Liège
Aachen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Historical Center around Cathedral and Townhall
Aachen Central Station
Theatre Aachen
RWTH Aachen campus Innercity
RWTH Aachen campus expansion
Campus Melaten - RWTH campus expansion
Aachen Schanz Train Station
Elisenbrunnen
Stadtpark
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Q
Q
Q
1
Main roads
Waterways
Green area
3
4
95
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
1
2
3
Aachen X
7
5
8
6
4
9
8
[Maastricht
Aachen \
Heerlen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Living boulevard
Oranje Nassau as Dutch Mine Museum
New railway station area
Pension foundation center
Schunck* / City Library
Town hall
Royal Theater
Theater of Heerlen
Open University of the Netherlands and Zuyd Hogeschool
©-mill
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Railway
2
3
5
8
7
9
10
96
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
1
10
2
3
4
6
5
7
9
8
TMaastricht
Heerlen/Aachen \
Sittard-Geleen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
6
Q Historical city centre
Q Important public spaces
City center of Sittard 'Zitterd Revisited'
SABIC Group
Fortuna football stadium / Sportzone Limburg
Housing redevelopment 'Zuid in de lift'
Orbis medical center
Chemelot campus
City center of Geleen redeveloped
Laco sport and recreation center
Traffic node Kerensheide
Het Domein museum
3
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Railway
2
10
97
MA A S T R I C H T U N D PA R T NER
3
2
5
4
1
WHasselt
Genk
1
2
3
4
5
City center of Genk
C-mine area transformed into creative campus site
Waterschei art campus
Library
Carbon Hotel
Q Historical city centre
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Railway
2
3
4
5
98
MAASTR I CHT U N D PAR TN ER
21
1
31
4
1
[Liège
Tongeren
1
2
3
4
Gallo-Roman Museum
Basilica of Our Lady
Begijnenhof
Industrial area
Q Historical city centre
Q Important public spaces
Q Main roads
Q Waterways
Q Green area
Q Railway
1
2
3
99
IV VO R G E H ENS W EI S E
Konzept in vier Teilen:
- Organisation und Etat unter
Beteiligung der Wirtschaft, und
was uns die Kulturhauptstadt bringt
- Kommunikation mit dem Akzent auf
der zwischenmenschlichen Seite
Europas
- Infrastruktur und Tourismus
- Evaluation und Monitoring
10 0
101
KAPITEL 6 :
Organisation,
Finanzierung
und Ergebnisse
Auf Initiative der Stadt Maastricht wurde 2008 beschlossen,
sich gemeinsam mit den Partnern aus der Euregio MaasRhein um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2018“ zu
bewerben. Im Jahr 2009 wurde der Grundstein für eine
Zusammenarbeit zwischen Maastricht und Malta gelegt.
Die Republik Malta liefert 2018 neben den Niederlanden
die zweite Kulturhauptstadt Europas.
Founding Fathers
Der Stadt Maastricht haben sich folgende
Euregio-Partner als „Founding Fathers” der
Bewerbung angeschlossen: die Städte
Lüttich, Aachen, Hasselt, Heerlen, SittardGeleen, die Provinzen NiederländischLimburg, Belgisch-Limburg und Lüttich,
die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und die Regio Aachen. Diese Partner
haben gemeinsam mit Maastricht für den
Zeitraum 2010 bis 2014 Interreg-Mittel in
Höhe von 1,4 Millionen Euro erhalten.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Förderung ist die Überzeugung aller Partner, dass
es sich bei der Kulturhauptstadt Europas
2018 um ein „Jahrhundertprojekt“ handelt.
Dabei geht es nicht nur um 2018, sondern
alle sind sich sicher, dass der Weg zur Kulturhauptstadt für alle Beteiligten wertvolle
Impulse erbringt. Der ehemalige Kulturbeigeordnete der Stadt Maastricht, Jean Jacobs,
fasste zusammen: „Im Jahr 2020 werden wir
erkannt haben, welche große Bedeutung die
dieser Weg – VIA2018 – für Stadt und Region dauerhaft hat.“
der gesamten Region lässt sich nachhaltig
verbessern, indem die eigenen Stärken nach
außen sichtbar gemacht werden. Neue
Partner der Stichting Maastricht Kulturhauptstadt Europas 2018 (MCH2018) sind
die Städte Genk und Tongeren.
Programmpartner
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit –
auch ohne Mitgliedschaft in der Stichting –
Programmpartner zu werden. Der Stadtrat
von Kerkrade hat als erster beschlossen, Programmpartner werden zu wollen. Inzwischen unterstützen auch viele kleine
Gemeinden in Südlimburg und der Euregio
die Bewerbung und werden dies in Form
von Parallelprogrammen sichtbar machen.
Neue Partner
Am Bewerbungsprozess sind inzwischen
noch weitere Partner interessiert. Diese
haben verstanden, dass der Titel „Kulturhauptstadt Europas 2018” eine einzigartige
Chance ist, die nicht verpasst werden darf.
Nicht nur ihre Stadt, sondern die Position
1 INTERREG bedeutet europäische Fördermittel für
eine noch stärkere Euregio. INTERREG IV-A ist die vierte
Generation dieser euregionalen Projektförderung. Sie bietet
Unternehmen, Institutionen und anderen Initiatoren aus der
Euregio Maas-Rhein die Möglichkeit, über die Landesgrenzen
Gemälde von Fons Haagmans
Loeënd Porträt
hinweg gemeinsam an Projekten rund um gemeinschaftliche
Themen in den Bereichen Wirtschaft, Nachhaltigkeit und
Frits Rademacher, 130 x 180 cm
soziale Aspekte zu arbeiten.
Diese Region kann einen
Schub gebrauchen. Kulturelle Aktivitäten auf
hohem Niveau stimulieren das Ziel der Region,
ein technologischer
Spitzenstandort zu
werden. LED’s innovate
together.
Jos Schneiders, Vorsitzender der
Stichting Limburg Economic Development (LED):
Die „Europäische Kulturhauptstadt 2018“ in
Maastricht und der Euregio bietet eine riesige
Chance, große internationale Aufmerksamkeit
auf die Vielfalt in unserer Region zu lenken.
Davon profitieren Handel
und Tourismus direkt.
Langfristig steigt das
Image der Region – das
gut für die ganze Wirtschaft.
Fritz Roetting, Geschaeftsfuehrer IHK
Aachen:
10 2
O R GAN I SATI O N , FI N AN Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
Organisationsstruktur
--Organisationsstruktur für die
Jahre 2014-2019
– unabhängige Stiftung niederländischen Rechts (Stichting), der alle
Partner angehören
Unabhängige Stiftung
Für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt
Europas 2018 wurde im Februar 2011
eine unabhängige Stiftung nach niederländischem Recht mit einem Etat von
6.950.00 Mio. Euro (für den Zeitraum bis
2014) gegründet. Aufgabe der Stichting
ist die Ausarbeitung eines erfolgreichen
Bewerbungskonzepts, das – neben einem
zukunftsorientierten und nachhaltigen
Programm – auch Strategie, Kommunikationsstrukturen, Projektfinanzierung und
Partizipation am Projekt beinhaltet. Bei
Gründung der Stichting stand deren Unabhängigkeit im Vordergrund. Um diese zu
gewährleisten, haben sich die Gründungsmitglieder auf einen Verhaltenskodex mit
folgenden Regeln verständigt (Auszug):
“4. Konzentration auf die Qualität und die speziellen Merkmale der Projekte und nicht auf die
politische Dimension der Kontakte: Die europäische Dimension der Veranstaltung muss objektiv
beurteilt werden.
(…)
11. Die Unabhängigkeit des künstlerischen Leiters
und der mit der Programmdurchführung betrauten
Struktur von politischen Kräften kann sich bei der
Vorbereitung auf die Kulturhauptstadt als entscheidend erweisen. Für einige frühere Kulturhauptstädte hat sich die direkte und allgegenwärtige Einbeziehung politischer Kräfte in die mit der
Programmdurchführung betraute Struktur sehr
negativ ausgewirkt. Man muss sich stets vor Augen
halten, dass die Vorbereitungen einer Stadt auf das
Kulturhauptstadtjahr mindestens sechs Jahre dauern – ein Zeitraum, in dem die politisch Verantwortlichen durchaus wechseln können. (Auszug
aus „Handleiding voor steden die dingen naar
Culturele Hoofdstad“).
Aufbau und Organe der
Stichting (bis 1. Januar
2014)
Die Stichting hat gemäß Satzung folgende
Organe:
– Vorstand
– Aufsichtsrat
– Bewerbungsbüro VIA2018
Vorstand
Dem Vorstand gehören die folgenden
Mitglieder an:
Huub Smeets,
Vorstandsvorsitzender
Huub Smeets (Maastricht, 1947) studierte
Jura an der Universität Utrecht. Er war an
der Stadtsanierung von Maastricht und der
Entwicklung der Nachbargemeinde Meerssen beteiligt. In dieser Zeit war er auch
Vorsitzender des Universitätsrats der Universität Maastricht. 1988 wurde Smeets in
Maastricht Direktor für Stadtentwicklung
und Grundstücksfragen. Von Januar 2000
bis Januar 2011 arbeitete er in der Geschäftsleitung des Wohnimmobilien-Anlagefonds
Vesteda, seit August 2006 als dessen
Geschäftsführer. Bis Februar 2012 war er
Mitglied des niederländischen Kulturrats.
Guido Wevers,
Künstlerischer Direktor
Guido Wevers (Maasmechelen, 1952) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Theaterakademie in Maastricht bei der Provinzverwaltung Limburg als Berater für
Theaterfragen und als freischaffender
Regisseur. Danach war er künstlerischer
Leiter von „Tryater Fryslân“ und „Huis van
Bourgondië“. 1998 wurde er Leiter von
„´t Arsenaal“ in Mechelen (B) und 2006 des
„Theater aan het Vrijthof“. Wevers war in
vielen Kommissionen tätig, unter anderem
beim Fonds für darstellende Kunst, und er
gehört dem Europäischen Kulturparlament
an. In seiner Funktion als Künstlerischer
Direktor leitet er das Künstlerische Team.
Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat setzt sich wie folgt
zusammen:
Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des
Aufsichtsrats
Dr. Linden (1947) ist Rechtsanwalt. Ab 1977
war er in der Aachener Stadtpolitik aktiv,
zunächst als Mitglied des Stadtrats und später als Bürgermeister und Oberbürgermeister. 2009 nahm er als Oberbürgermeister
seinen Abschied und ist seitdem wieder als
Rechtsanwalt tätig. Außerhalb Aachens ist
er vor allem durch die Verleihung des Internationalen Karlspreises bekannt, den jedes
Jahr eine Persönlichkeit mit großen Verdiensten um die internationale Zusammenarbeit erhält.
Die Mitglieder des Aufsichtsrats wurden
von den Städten und Provinzen, der Regio
und dem Landesteil berufen:
Stadt Maastricht
Jacques Costongs, Beigeordneter für Kultur
–
–
–
–
–
–
–
Stijn Huijts
Gerard Verfaillie
Rick Takvorian
Julie Hanique (seit September 2011)
Peggy Olislaegers (seit Oktober 2011)
Airan Berg (bis September 2011)
Chantal Dassonville (bis September 2011)
– Aufbau eines Kommunikations- und
Informationssystems, das sich an
die verschiedenen Zielgruppen wendet, um in der ganzen Euregio Synergien und Flexibilität zu erzeugen
– ein Team, das in engem Kontakt mit
den europäischen Netzwerken, dem
Euregiobüro Maas-Rhein und den
anderen Euregios steht
– ein Team für Partizipation und
Mobilisierung, das gemeinsam mit
Berufskünstlern das Partizipationskonzept für das gesamte Projekt
umsetzt und das von einem Rat unterstützt wird, dem Bürger aus der
Euregio und Vertreter der Partnerstädte angehören
– ein Verwaltungs- und Finanzteam,
das auf seinem Gebiet „Best Practices“ umsetzt
Stadt Heerlen
Barry Braeken, Beigeordneter für Kultur
Stadt Sittard-Geleen
Yvonne Baetens-Derks, Beigeordnete für
Kultur
Stadt Lüttich
Jean-Pierre Hupkens, Beigeordneter für
Kultur
Stadt Aachen
Wolfgang Rombey, Stadtdirektor und
Dezernent für Kultur und Bildung
Stadt Hasselt
Karolien Mondelaers, Beigeordnete für
Kultur
Provinz Limburg (NL)
René van der Linden (Mitglied der Ersten
Kammer des niederländischen Parlaments)
Provinz Limburg (B)
Künstlerisches Team
– voll ausgestattetes Projektbüro, das
mit seinen professionellen Mitarbeitern und seinen Kunst-, Management- und Finanzexperten für die
Koordination verantwortlich ist
Gilbert van Baelen, Deputierter für Kultur
Provinz Lüttich
Paul-Emile Mottard, Deputierter für Kultur
Regio Aachen
Manfred Bausch, Vertreter der Regio
Deutschsprachige Gemeinschaft
Belgiens
Isabelle Weykmans, Kulturministerin
– ein Büro für die touristische Infrastruktur, das beim gesamten
Projekt auch für Sicherheitsfragen
verantwortlich ist
– ein spezielles Team, das engen Kontakt mit den Unternehmen unterhält
und von einem Beratungsgremium
der Partnerunternehmen begleitet
wird.
10 3
O R GA N I S AT I O N , F I N A N Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
Finanzierung
Betrag in Prozentsatz von
80 Millionen
Millionen
Euro
Euro
Stadt Maastricht
Provinz Niederländisch-Limburg**
Partner
Wirtschaft, niederdl. Staat und
EU-Kommission**
20
20
20
25%
25%
25%
20
25%
6,5
2,5
1,5
1,5
1
3,125%
1,875%
1,875%
1,25%
5
5
6,25%
Kostenverteilung über die Partner:
Region Belgisch-Limburg
Provinz Belgisch Limburg **
Stadt Hasselt
Stadt Genk
Stadt Tongeren
RegioAachen
Regio Aachen / Nordrhein-Westfalen **
Stadt Aachen
Region Lüttich
Provinz Lüttich **
Stadt Lüttich
4,5
2,5
2
3,125%
2,500%
Region Niederländisch-Limburg
Heerlen/Parkstad
Sittard-Geleen
3
1,5
1,5
1,875%
1,875%
Region deutschsprachiges Belgien
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
Gesamtbetrag
Programmpartner Kerkrade
0,8
0,8
1,00%
19,8
0,35
Eindtotaal
** Kernprogramm
8,5
Verteilung der € 80 Mio. Euro (in %)
1,5
20
10
20
%
65
20
20
Q Provinz Limburg (NL)
Q Stadt Maastricht
Q Euregio-Partner
Q Wirtschaft
Q Staat der Niederlande
Q Europäische Mittel
Q
Q
Q
Die Finanzierung verteilt sich wie
folgt auf die Partner:
– € 20 Mio. Stadt Maastricht, vom Stadtrat
gebilligt
– € 20 Mio. Provinz Limburg (NL), vom
Provinzparlament gebilligt
– € 20 Mio. Euregio-Partner, gebilligte
Kostenverteilung
– € 20 Mio. verteilt über:
€ 10 Mio. freie Wirtschaft
€ 8,5 Mio. Niederländischer Staat
€ 1,5 Mio. europäische Mittel.
Der niederländische Staat hat – trotz mehrfacher Aufforderung – die Höhe seines
Beitrags noch nicht bekannt gegeben.
– Programmkosten: 65 Prozent
– PR- und Marketingkosten: 20 Prozent
– Organisationskosten (einschließlich For
schung und Evaluation): 15 Prozent.
Für das gesamte Programm steht ein
Etat von 52 Millionen Euro zur Verfügung. Der Betrag verteilt sich folgendermaßen:
15
mln.
Die überwiegende Teil der beschlussberechtigten Organe der Partner haben vor
dem endgültigen Beschluss des Stadtrats Maastricht am 18. September 2012
der 1. Fassung der Bewerbungsschrift
und dem Kostenverteilungsschlüssel
zugestimmt. Auch die Provinzregierung
und der Magistrat von Lüttich haben
den Kostenverteilungsschlüssel zwischen den Partnern gebilligt. Im ersten
Halbjahr 2013 werden die Kostenpunkte
definitiv in die Mehrjahreshaushalte der
Partner übernommen. Mehrere Partner
haben bereits über mehrere Jahre verteilte Beiträge festgelegt. Die Gesamtkosten für das Projekt Europäische
Kulturhauptstadt 2018 werden mit 80
Millionen Euro veranschlagt.
Die finanziellen Mittel stehen für den
Zeitraum 2014 bis 2019 zur Verfügung
und werden wie folgt verteilt:
20,15
Kostenverteilung beim Projekt
Europäische Kulturhauptstadt 2018
Kostenverteilung
zwischen den Partnern
Kosten des Gesamtprogramms
davon:
60% Kernprogramm
40% Programm der einzelnen Städte
Kosten PR / Marketing
Kosten der Organisation
– mindestens 60 Prozent für das Kernprogramm (an der Umsetzung der Projekte
sind jeweils zwei oder mehr Partner aus
der Euregio beteiligt, hinzu kommen
eventuell weitere internationale Partner)
– circa 40 Prozent für die einzelnen Städte
und die DG Belgiens.
Die Verteilung des Etats ist wie folgt
geplant:
– Programmkosten (52 Mio. Euro)
Die Programmkosten verteilen sich auf
die Jahre 2015 bis 2019. Davon sind mindestens 50 Prozent für das Jahr 2018
reserviert (26 Mio. Euro).
Für die Jahre 2015 und 2016 ist insgesamt
ein Etat von 6 Mio. Euro eingeplant,
während der Etat für 2017 und 2019
jeweils 10 Mio. Euro beträgt.
– Kosten für PR/Marketing und
Organisation (28 Mio. Euro)
Die Kosten für PR/Marketing und Organisation verteilen sich auf den Zeitraum
von 2014 (nach der offiziellen Ernennung
Maastrichts zur Kulturhauptstadt Europas) bis 2019. Auch hier entfällt ein Anteil
von mindestens 50 Prozent auf die Jahre
2017 und 2018 (14 Mio. Euro).
Für die Jahre 2014 bis 2016 ist ein jährlicher Etat von 4 Mio. Euro und für das
Jahr 2019 ein Etat von 2 Mio. Euro vorgesehen.
Aufschlüsselung der dritten Tranche
der Partnerbeiträge aus der Euregio
Nachstehend wird die Aufschlüsselung
zwischen den Partnern erläutert. Vorläufig
wurde entschieden, der Stiftung ab 2014 zur
Deckung der PR-/Marketing- und Organisationskosten 35 Prozent der Mittel zuzuführen. Die 65 Prozent der Mittel, die für die
Programme der Partnerstädte und der DG
Belgiens reserviert sind, werden nicht der
Stiftung zufließen, sondern verbleiben
unter folgenden vier Bedingungen bei den
Partnern:
1. Bei Meinungsverschiedenheiten entscheidet der Vorstand der Stiftung über
das Programm.
2. Im Grundsatz geht es um neue Mittel,
die für Kulturhauptstadt-Themen
zweckgebunden sind und von den jeweiligen Partnern vorgegeben werden.
3. Die Programmplanung wird in das laufende Programm eingegliedert, entweder
durch Anreicherung der betreffenden
Produktionen mit KulturhauptstadtThemen oder durch ein völlig neues
Programm.
4. Alle Programmkosten gehen zu Lasten
der Partner (z.B. auch Gebäudekosten).
Die Einnahmen aus dem 40 ProzentAnteil der Städte/Regionen am Programm erhalten die jeweiligen Partner.
Die Verteilung der Einnahmen aus dem
Kernprogramm ist für jedes Projekt mit
dem Vorstand der Stiftung abzustimmen.
Die Beiträge der übrigen Partner der Stiftung (Provinzen, Regio Aachen) und die
Mittel der vierten Tranche (Wirtschaft,
niederländischer Staat und Europäische
Kommission) sind für das Kernprogramm
bestimmt. Diese Mittel fließen zunächst an
die Stiftung und werden dann dem Kernprogramm zugeteilt.
10 4
O R GAN I SATI O N , FI N AN Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
Strukturelle Effekte
Beispiele für strukturelle
Impulse in ehemaligen
Europäischen Kulturhauptstädten
Die Bewerbung Maastrichts und der
Euregio wird oft im Zusammenhang mit
ehemaligen Europäischen Kulturhauptstädten wie Lille (2004), Liverpool (2008)
und Essen (2010) gesehen.
Das hat seinen Grund. Immerhin hat sich
die Stichting MCH2018 von Anfang an mit
diesen Städten verglichen, da sie dieselben
Ziele verfolgten, etwa Einbeziehung einer
Region und strukturelle Impulse. Auch für
die Kulturhauptstadtbewerbung Maastricht
2018 ist die Einbeziehung der Euregio ein
„Alleinstellungsmerkmal“. Außerdem geht
es nicht um eine nur einjährige Veranstaltung im Jahr 2018, sondern um langfristige
Nutzeffekte für die kulturelle, soziale und
euregionale Entwicklung. Vergleiche beispielsweise mit Istanbul (2010), Pécs (2010),
Tallinn (2011) oder Maribor (2012) sind
wegen der jeweiligen Größe, der einseitigen
Orientierung auf Gebäuderestaurierung,
der eher zufälligen Programmzusammenstellung bzw. des erst jüngst erlangten
EU-Status nicht möglich.
Die Ergebnisse von Lille, Liverpool und
Essen lassen sich auch mit konkreten Zahlen und Fakten belegen wie in der nachstehenden Tabelle aufgeführt. In der letzten
Spalte wurden die Erwartungen für Maastricht 2018 hinzugefügt.
Im Folgenden gehen wir auf die Struktureffekte und die – von unabhängigen
Instituten berechneten – Erträge ein.
Lille (2004)
Lille präsentiert sich gegenwärtig (nach dem
Titel Europäische Kulturhauptstadt 2004)
zu Recht als viertgrößtes Ballungsgebiet
Frankreichs – nach Paris, Marseille und
Lyon. Lille hat sich aus einem früheren
Bergbaurevier und Standort der traditionellen Textilindustrie zum modernen und urbanen Geschäfts- und Finanzdienstleistungszentrum Nordfrankreichs entwickelt.
Die Stadt investierte in die Wiederherstellung des Kulturerbes nach der Formel „12
Maisons Folie“ (Umwandlung alter Industriebrachen im Ballungsraum, die Künstlern,
Vereinen und Anwohnern als Stätten der
Kreativität und Begegnung zur Verfügung
gestellt werden) und in die Restaurierung
der Baudenkmäler der Innenstadt. Der
Akzent lag auf Nachhaltigkeit, u.a. beim
Projekt „Lille 3000“ (einer Kulturbiennale,
mit der die Stadt alle zwei Jahre die Langzeitwirkungen des Kulturhauptstadtjahres
2004 sichtbar macht), beim neugebauten
futuristischen Viertel Euralille und beim
TGV-Bahnhof mit den Hochgeschwindigkeitszügen nach Paris, Brüssel und London.
Die in Lille erzielten Struktureffekte sind
der „Palmerstudie“ zu entnehmen, die die
Auswirkungen der Kulturhauptstadtjahre
1995 – 2004 untersuchte. Lille war übrigens
die erste Stadt, die die Region eines Nachbarlandes (das belgische Kortrijk) in ihr
Konzept einbezog.
Liverpool (2008)
Liverpool litt vor 2008 unter sozialen Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen und unter großer Arbeitslosigkeit.
Dank der erfolgreichen Bewerbung wurde
Liverpool mit seinen Museen und anderen
Ausstellungsstätten – nach London die
zweitgrößte britische Stadt – wieder zu einem internationalen Tourismusmagneten.
Eine Reihe von bedeutenden öffentlichen
und privaten Projekten wie Albert Docks,
Liverpool One, Arena, Kongresszentrum,
Tate Modern, The Beatles Story und Liverpool Museum symbolisieren die strukturellen Veränderungen in der Stadt. Durch Restaurierung und Wiederbelebung des alten
Hafenviertels Albert Docks mit Unternehmensansiedlungen, Hotels, Restaurants und
Kultureinrichtungen wurde die gesamte
Skyline verbessert und wird Liverpool als
gastfreundlich und einladend erlebt. Die
Universität Liverpool hat die Auswirkungen
des Kulturhauptstadtjahres 2008 umfassend untersucht und nachgewiesen, dass die
Kulturhauptsstadt 2004-2008 zu 8 Prozent
Wirtschaftswachstum geführt und 9,8 Millionen zusätzliche Gäste in die Stadt gebracht
hat, mit einem wirtschaftlichen Wert von
953 Millionen Euro. Von den Besuchern der
Stadt stammten 2,6 Millionen aus Europa
und der übrigen Welt (97 Prozent davon
besuchten Liverpool zum ersten Mal). Nach
Meinung der Unternehmer wurde das
Image der Stadt grundlegend gestärkt und
zu einer „World Class City“ aufgewertet,
wovon die Wirtschaft profitiert.
Die Wirkungen von Ruhr 2010 sind in einer
Studie der Europäischen Kommission nachzulesen. Es wurde eine Reihe von Struktureffekten erzielt. Ruhr 2010 hat eindrucksvoll
demonstriert, wie die Kultur zur Lösung
sozialer und wirtschaftlicher Aufgaben beitragen kann. Es gelang, das Image von 53
Städten nachhaltig zu verbessern und sich
insgesamt als Metropolregion zu profilieren. Auf die Marke Metropole Ruhr wird
auch künftig gebaut. Die Besucherzahl im
„Ruhrpott“ ist um 13,4 Prozent gestiegen,
unter anderem durch große Projekte wie
Emscher Park (Gewässerinfrastruktur in
Kombination mit Kultur), Zeche Zollverein
(Umnutzung von industriellem Erbe), dem
Folkwang-Museum und Großveranstaltungen, die beispielsweise wie das Projekt
„Extraschicht“ fortgesetzt werden.
Essen (2010)
Wichtigste Zielsetzung von Ruhr 2010 war,
sich als Region zum ersten Mal in Europa
als Metropole Ruhr zu präsentierten und
dies auch die Einwohner so erfahren zu lassen. Essen hat sich mit Kulturveranstaltungen im ganzen Ruhrgebiet und mit seinen
Kultureinrichtungen als vitale Industriestadt und als europäisches Dienstleistungsund Handelszentrum mit einer großen
studentischen Population darstellen können. Börsennotierte Konzerne wie ThyssenKrupp, RWE, Hochtief, EON-Ruhrgas hatten Geld und Personal in den Erfolg der Europäischen Kulturhauptstadt 2010 investiert
und konnten sich als Inbegriff der Wirtschaftskraft des Ruhrgebiets empfehlen.
Strukturelle Impulse Kulturelle Hauptstadt
Lille
Liverpool
Essen
Maastricht & Euregio
Kulturelle Hauptstadt
2004
2008
2010
2018
Besucher
Anzahl Aktivitäten
Investitionen
Struktureffekte
Einw.-Zahl Ballungsr.
Studenten
Hebelwirkung
9 Mio.
2.500
74 Mio. Euro
Lille 3000
1,9 Mil.
110.000
6
9,8 Mio.
7.000
130 Mio. Pfund
Albert Docks
1,4 Mil.
50.000
6
10,5 Mio.
5.500
62 Mio. Euro
MetropoleRuhr
5,3 Mil.
178.000
6
8 Mil.
n.t.b.
80 Mil. euro
Euregio en Infra
3,9 Mil.
115.000
6
10 5
O R GA N I S AT I O N , F I N A N Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
Impulsen an der Schnittstelle von Kultur und
Wirtschaft
Zunahme der Übernachtungen
Bei der Analyse der Auswirkungen einer
Kulturhauptstadt Maastricht & Euregio
2018 wird von einer voraussichtlichen Steigerung der Übernachtungen von 10 auf 20
Prozent ausgegangen. Die Folgen der Bewerbung wären in großen Teilen unserer
Euregio Maas-Rhein spürbar. Die ganze
Euregio wird in das Programm einbezogen.
Dadurch sollen Gäste bewegt werden, alle
beteiligten Städte und Regionen zu besuchen, sodass sie mehr als nur einen Tag in
der Euregio verweilen. Daraus leitet sich die
erwartete Zunahme der Übernachtungszahl
um 10 Prozent auf 20 Prozent ab.
Ausländische Besucher im Blick
Der Anstieg der Kennziffern für mehrtägige
Aufenthalte von 10 auf 20 Prozent wird
möglich bei einem attraktiven Programm
quer durch die Euregio (nicht nur in Maastricht) und bei maßgeschneiderten integralen Reiseangeboten, die von einem ab 2013
operativen euregionalen Fremdenverkehrsamt (Project Tiger) gefördert werden sollen.
Marketing und PR werden sich sowohl auf
die eigene Euregio als auch stark auf das
Ausland richten. Das ist wichtig, weil der
Tourismussektor in Südlimburg mit verminderten Inlandsausgaben zu kämpfen
hat. Immerhin kommen 80 Prozent der
Besucher bisher aus den Niederlanden. Eine
wichtige Voraussetzung für diese Prognosen
ist, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen innerhalb der Euregio in Teilen
verbessert werden.
„Die Kristallherstellung
ist ein Spiel mit Licht.
Anlässlich des Kulturhauptstadtprojekts wollen wir eine gesonderte
Produktionslinie einrichten, für die wir gemeinsam mit Künstlern
aus der Euregio Objekte
zum Thema Maastricht &
Euregio2018 schaffen,
um in einer neuen Serie
von Kreationen den speziellen Brechungsindex
des Kristalls in reine
Schönheit zu verwandeln.“
Eric Christiaens, Generaldirektor Val
Saint-Lambert
Auswirkungen einer Europäischen Kulturhauptstadt Maastricht
Ausgaben Organisation und Besucher – Szenario II: 8 Millionen Besuche
Ausgaben Organisatio
– Programmetat
– sonstige operative Ausgab
80 Millionen Euro
Ausgaben Besucher
– eintägig
– mehrtägig
504 Millionen Euro*
€ 224 Millionen Euro
€ 280 Millionen Euro
Besucheranzahl
– eintägig
– mehrtägig
€ 8 Millionen
€ 6,Millionen (80%)
€ 1,6 Millionen (20%)
Ausgaben Besucher (durchschnittl.)
– eintägig
– mehrtägig
€ 63 Euro
€ 35 Euro
€ 175 Euro
Verhältnis der Besucherausgaben
zu Ausgaben der Organisation
~ 6.3
Ausgabeneffecte Besuche
Durchschnittl. Ausgaben (€)
220
200
€ 175
180
160
140
120
100
80
60
€ 35
40
20
0
gesamt
Q MWSt
Q Einkäufe
Q Attraktionen
Q Gaststätten
Q Restaurant und café
Q Unterkunft
zweitägig
dreitägig
Nicht-
Hotelgäste
Hotelgäste
Hotelgäste
eintägig
10 6
Engagement der
Wirtschaft
Angesichts der Erfahrungen ehemaliger
Europäischer Kulturhauptstädte und der zu
erwartenden Erträge hat das Vorhaben für
die euregionale Wirtschaft beträchtliche
Bedeutung. Es müssen nun die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die
Wirtschaft die skizzierten Chancen erkennt
und rechtzeitig nutzt. Ziel ist somit, die
Wirtschaft zu einem aktiven Engagement
zu bewegen, damit die Unternehmen das
Potenzial der Bewerbung erkennen
O R GAN I SATI O N , FI N AN Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
5. Ab Ende 2012 wird ein Thinktank aus
führenden Persönlichkeiten verschiedener Wirtschaftszweige zusammentreten,
der in regelmäßigen Sitzungen die
Möglichkeiten der Interaktion zwischen
Wirtschaft und der Stiftung Kulturhauptstadt 2018 prüft.
Es laufen Bemühungen, zehn große, 100
mittlere und 1.000 kleine Unternehmen
thematisch an aktuelle wirtschaftliche Fragen der Region bzw. an die ausgewiesenen
Schwerpunktsektoren der regionalen
Wirtschaftspolitik zu koppeln. Dabei wird
natürlich auch an den Freizeitsektor und
die Kreativindustrie gedacht.
Win-win-Situation.
In der momentanen Krisenzeit bemüht sich
die Wirtschaft intensiv um höhere Effizienz
und eine strukturelle Neuausrichtung. Ein
„simples“ Sponsoring (etwa unter dem Vorbehalt, dass erst einmal 2014 der Titel Kulturhauptstadt hereingeholt sein muss) passt
nicht mehr in diese Zeit. Die Wirtschaft
muss sich schon jetzt am öffentlich-privaten
Finanzierungsmodell beteiligen.
Höhepunkte
In der ersten Phase (2011-2013) ging und
geht es dabei um mehrere Anlässe:
1. Organisation des TefafBusinessMeeting
2011, bei dem fünf euregionale Industrieund Handelskammern eine Absichtserklärung Maastricht & Euregio 2018 unterzeichneten. Zur weiteren
Vorgehensweise finden regelmäßig
Gespräche mit den Kammern statt.
2. Mit führenden Konzernen aus der Euregio wurde Kontakt aufgenommen, um
Win-Win-Situationen sowohl für die
Unternehmen als auch die Kulturhauptstadt zu sondieren, auch im Hinblick auf
eine Rolle der Euregio Maas-Rhein als
Versuchslabor. Außerdem wird ein Beitrag der Stiftung Elisabeth Strouven in
Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verstärkung der Partizipation am Kulturhauptstadtprojekt verwendet.
3. Aufforderung an die Verbände der mittelständischen Wirtschaft, die Unternehmen über die Kulturhauptstadtpläne zu
informieren. Am 5. September 2012 fand
ein erstes Meeting solcher Unternehmen
statt. Im Oktober 2012 wird auf dem
Chemelot-Gelände ein Kongress zu den
Verbindungen zwischen Kultur und
Wirtschaft durchgeführt.
4. Außerdem werden 2013 Zusammenkünfte organisiert, bei denen unternehmerische Fragen im Mittelpunkt stehen, etwa
„Was bringt es mir?“ oder „Was kann
mein Unternehmen dazu beitragen?“
Wirtschaftliche Impulse
Die Studie „Wirtschaftlicher Wert der Kultur
in der Euregio Maas-Rhein“, die die MKW
Wirtschaftsforschung im Auftrag der Provinz Limburg 2008 durchgeführt hat, weist
nach, dass Investitionen in die Kultur zu
Mehreinnahmen führen, Stellen schaffen
und einen erheblichen positiven Beitrag zu
Innovation, Bildung und Standortklima in
Limburg leisten. Die Studie belegt außerdem, dass der Kultursektor in der Provinz
Limburg schneller wächst als die übrigen
Wirtschaftssektoren und dass die Kreativindustrie konjunkturunabhängig ist. In der
Euregio sind im Kultur- und Kreativsektor
mehr als 28.000 Unternehmen mit etwa
122.000 Arbeitsplätzen und einem Umsatz
von über 8 Milliarden Euro jährlich tätig.
Für den Kultur- und Kreativsektor ist eine
Vielzahl von Mittel-, Klein- und Kleinstunternehmen chrakteristisch. Die Unternehmen im Kultur- und Kreativsektor machen
in der niederländischen Provinz Limburg
12,3 Prozent der Gesamtanzahl der Unternehmen aus. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung beläuft sich auf 5,2 Prozent.
Ähnliches gilt für das deutsche Gebiet der
Euregio, wo der Anteil solcher Unternehmen 13,9 Prozent beträgt und der Anteil an
der Gesamtbeschäftigung 5,2 Prozent. Wir
erwarten, dass in der Kreativwirtschaft
durch gezielte Maßnahmen und durch
Zusammenarbeit mit dem Bildungsbereich
und der regulären Wirtschaft ein struktureller Impuls von 10 Prozent möglich ist.
Wir profitieren von einem großstädtischen
Standortklima mit guter
kultureller Infrastruktur, so dass in- und ausländische Wissensarbeiter hier interessante
Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfinden.
Maastricht würde als
Europäische Kulturhauptstadt der erwünschte Katalysator
sein, der Kultur und
Wirtschaft verbindet.
Atzo Nicolaï, Direktor DSM Nederland
Mode kennt keine Grenzen. Das wollen wir zusammen mit den Kollegen aus der Euregio
konkret sichtbar machen, wenn Maastricht
und die Euregio 2018
Kulturhauptstadt werden.
Stijn Helsen, Designer, unter anderem der Bekleidungslinie des belgischen Olympiateams in Zusammenarbeit mit der Modekette JBC, der
Schuhfabrik Ambiorix, dem Radsportbekleidungshersteller Bioracer und
der Provinz Belgisch-Limburg:
10 7
O R GA N I S AT I O N , F I N A N Z I ER U N G U N D ER GEBN I SSE
Was bringt es, Kulturhauptstadt
Europas zu sein?
Die Erfahrungen ehemaliger Kulturhauptstädte Europas und die Studien
zu den Chancen unserer Kandidatur
haben nach sorgfältiger Abwägung zu
den folgenden Ausgangspunkten als
Rahmen für die Bewerbung Maastricht
und der Euregio Maas-Rhein als Kulturhauptstadt Europas 2018 geführt:
1.
Kein Einjahresfestival, sondern
ein Programm für fünf Jahre (2015 bis
2019) mit nachhaltigen und notwendigen Impulsen für den Wandel der Stadt
und der Euregio von einer Industrie- in
eine Wissensregion mit angenehmen
Lebensbedingungen, guten öffentlichen Verkehrsverbindungen und enger
Zusammenarbeit (vor allem der Kultureinrichtungen).
2.
Kultur als entscheidender Hebel
und als Bindemittel, die die Phantasie
beflügelt und Innovationen stimuliert,
ein kritisches Nachdenken über Kultur
sowie deren Übertragung in den Alltag,
um so breite Unterstützung in der
Bevölkerung zu erreichen. Dabei stellt
die Umsetzung auf der Ebene von
Stadt, Euregio und Europa die große
Herausforderung dar.
5.
Attraktive Ansätze und Angebote für die Kreativwirtschaft mit strukturell höheren Beschäftigungsmöglichkeiten in der Branche (um ca. zehn
Prozent).
6.
Attraktiveres Lebens- und
Arbeitsklima und Verbesserung der
Bedingungen für den Zuzug von ausländischen (Wissens )Arbeitern, vor
allem zur Stärkung der „Brainports“.
3.
Mindestens acht Millionen Besucher und eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen ein- und mehrtägigen Besuchen von einem Verhältnis
von 90 Prozent : 10 Prozent auf 80 Prozent : 20 Prozent durch ein attraktives
und anspruchsvolles Programm in
der gesamten Euregio und durch eine
dauerhaft um 10 Prozent höhere Belegungsrate der Hotels nach 2019.
7.
Ein kooperatives Finanzierungsmodell mit verbindlicher Beteiligung
des öffentlichen Sektors und mit nachweislicher Beteiligung der Wirtschaft
nach der Verleihung des Kulturhauptstadttitels. Ausgegangen wird dabei
von Win-Win-Situationen und einer
dauerhaften Scharnierwirkung zwischen Kultur und Wirtschaft.
4.
Jeder investierte Euro bringt
mindestens sechs Euro an Einnahmen.
Bei einem geplanten Etat von 80 Millionen Euro sind das direkte Einnahmen
in Höhe von fast 500 Millionen Euro.
Schätzung der Besucherzahlen und
Übernachtungen 2015 bis 2019 in der Euregio und deren Verteilung:
4.800.000
1.728.000
1.200.000
400.000
400.000
144.000
2015
1.200.000
432.000
432.000
144.000
2016
Euregio Maas-Rhein
Verteilung
Besucher
Übernachtungen
2017
2015
5%
400.000
144.000
2018
2016
2017
5%
15%
400.000 1.200.000
144.000
432.000
2018
60%
4.800.000
1.728.000
2019
2019
15%
1.200.000
432.000
Totaal
100%
8.000.000
2.880.000
10 8
HOOFDSTU K 7 :
Kommunikation
erzeugt Bewegung
Als Kulturhauptstadt Europas haben Maastricht & Euregio
2018 die Chance, die menschliche Seite Europas sehen
zu lassen. Dabei geht es um Verbindungen, gemeinsame
Geschichte, Alltag, kulturelle Vielfalt und tief verwurzelte
gemeinsame Werte. Maastricht & Euregio 2018 will die Werte, die Europa ausmachen, in Ton, Inhalt und Strategie der
Kommunikation sichtbar machen, in einem persönlichen
Dialog mit den Menschen. Maastricht & Euregio 2018 will
die Menschen anspornen, zu unserem wichtigsten Kommunikationsmittel zu werden. Mit einer Bevölkerung von 3,9
Millionen Europäern kann sich die Euregio auf die gemeinsame Kommunikationskraft der Einwohner, Städte und
Regionen eines großen, oft besuchten, zentral gelegenen
Gebietes stützen.
Wir wollen eine Bewegung hervorrufen,
durch die sich die Menschen als Teil von etwas Großem, Sinnvollem fühlen, das allen,
die hier leben oder als Gäste zu uns kommen, einen Mehrwert darstellt.
Herzen kommunizieren
besser als Megafone
Zusammenarbeit
mit den regionalen Medien garantiert großes Engagement
Wenn sich Menschen begeistern, wollen sie
sich gern mitteilen. Die Einwohner der
Region können einen Dominoeffekt auslösen, indem sie ihre Freunde und Verwandten ebenso mobilisieren wie ihre Bekannten
aus dem Urlaub, aus dem Arbeitsumfeld,
von Austauschprogrammen der Schulen
und Universitäten oder aus den vielen viralen sozialen Netzen in aller Welt. Indem
Politiker und andere Akteure persönlich
angesprochen und eingeladen werden und
durch den Start einer Partizipationsbewegung, sollen möglichst viele Menschen als
Botschafter von Maastricht & Euregio 2018
gewonnen werden. Mit der großen Partizipationskampagne „Tout Maastricht“ entsteht dafür schon seit 2011 ein Fundament.
Starke Kommunikationskraft
Maastricht & Euregio 2018 kann sich auf
eine ideale lokale Medienlandschaft stützen. Wenn wir mit den örtlichen Medien
kommunizieren, bedeutet das automatisch,
dass wir auf europäischer Ebene kommunizieren – nämlich in drei Ländern! Bei allen
Partnern der Bewerbung gibt es eigene
Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender.
Und über das euregionale Portal werden
Informationen aus der ganzen Euregio ausgetauscht. Die Zusammenarbeit mit renommierten regionalen Zeitungen wie ‚De Limburger‘, ‚Het Belang van Limburg‘, ‚La
Meuse‘, ‚Grenz-Echo‘ und ‚Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten‘ garantiert eine
lebhafte Beteiligung unserer 3,9 Millionen
Einwohner.
Maastricht & Euregio 2018 erreicht dank der
vielen Fremdenverkehrsämter unserer Partner ein viel größeres Publikum, als eine
Stadt alleine ansprechen könnte. Sie sorgen
heute schon dafür, dass 120 Millionen Mal
ein Weltbürger mit einer ihrer Publikationen, Webseiten oder touristischen Kampagnen in Berührung kommt. Jede Region ist
durchschnittlich auf 80 Veranstaltungen
oder Touristikmessen vertreten, was insgesamt 320 Präsentationen entspricht. So traten beispielsweise mehrere Designer im
Namen der belgischen Provinz Limburg
2012 während des „Salone de Mobile“ im
Triennale-Gebäude in Mailand in Erscheinung.
Studierende
Die circa 115.000 Studenten aus aller Welt
tragen zur internationalen Atmosphäre der
Euregio bei. Ihre Kontakte zu Freunden
und Verwandten in der Heimat sind ein
wichtiger Kanal für unsere internationale
Kommunikation. Wir wollen uns an diese
Studenten wenden, indem wir einen Studenten- und Dozentenaustausch zwischen
der Euregio Maas-Rhein, Malta und anderen Euregios anbieten und sie zu Botschaftern der Kulturhauptstadt machen. Die Stu-
dierenden vor Ort wollen wir einbeziehen,
indem in den Lehrplan Themen aufgenommen werden wie Studien über die Kultur
der Euregio und Europas. Sie sollen sich
2018, wenn sie ihr Studium abgeschlossen
haben, weiter für den europäischen Kulturgedanken und die Kultur der Euregio MaasRhein einsetzen.
Außer den Studenten der Universitäten
sind natürlich auch die Studierenden der
(Kunst ) Hochschulen und wichtiger internationaler Ausbildungseinrichtungen wie
des United World College und der europäischen Instituten Quellen der Kommunikation gefragt.
Kommunizieren ohne
Barrieren
Kultur ist das Fundament für eine inklusive
Gesellschaft, für eine Gesellschaft, in der
jeder zu seinem Recht kommen kann, in der
physische, materielle und geistige Barrieren
überwunden werden, so dass alle Menschen
partizipieren. Wir wollen möglichst vielen
den Zugang zu unserem Programm und zu
unseren Aktivitäten ermöglichen. Das heißt,
wir entscheiden uns für eine inklusive Kommunikation, die praktische, soziale, finanzielle und physische Hindernisse beseitigt.
Über Vermittler und durch Schaffung neuer
persönlicher Gruppen, in denen sich Menschen angenommen fühlen, helfen wir dem
Publikum, soziale Barrieren zu überwinden
wie etwa fehlende soziale Einbettung oder
fehlende Identifikation. Wir verschaffen
Zugang zu Informationen, die sonst für
10 9
KO MMUN I K AT I O N
bestimmte Gruppen unzugänglich wären.
Um auch Menschen mit körperlichen und
geistigen Behinderungen einzuschließen,
werden wir alle Möglichkeiten ausschöpfen,
ihre Teilnahme zu gewährleisten. Das
beginnt bei angepassten Webseiten, angepassten Anfangszeiten für ältere Mitbürger
und endet noch lange nicht bei Zugangsrampen für Rollstuhlfahrer und Induktionsschleifen für Gehörlose. Auch unsere
ehrenamtlichen Helfer werden wir möglichst entsprechend ausbilden und wir
werden eng mit den Behindertenverbänden
zusammenarbeiten. Außerdem sind Fortbildungsmaßnahmen vorgesehen, um mit
sozial Schwachen einfühlsam und verständlich kommunizieren zu können.
Gemeinsam mit den beteiligten Organisationen und der Plattform „Eine Euregio für
jeden und Kultur für jeden“ wird im Dialog
ein umfangreiches Aktionsprogramm
erstellt. Wichtig ist darüber hinaus, dass wir
Behinderungen nicht als Hindernis, sondern als Chance sehen, denn in Europa gibt
diese Gruppe 2,5 Milliarden Euro für barrierefreie touristische Initiativen aus.
Maastricht und seine Partner bereits früher
verpartnert haben (z.B. Chengdu, die
Hauptstadt der Provinz Sichuan in Zentralchina).
--Parks der Inspiration
Wir sind auf der Suche nach neuen Formen, Menschen poetisch und emotional zu berühren, beispielsweise mit 15 sogenannten „Parks der Inspiration“,
verteilt über Maastricht & Region. In solchen sehr
besonderen und für die Euregio typischen Parks werden wir Orte vorbereiten, an denen Menschen einander mitteilen können, was sie inspiriert: ein Gedicht,
ein Satz ihrer Großmutter, ein Foto oder eine Zeichnung eines anderen, ein Gemälde, ein Film, Reisefotos, Musik oder Erinnerungen. Die Parks können für
andere (beispielsweise Künstler und Designer) zu
einer Inspirationsquelle und einem Ort des Staunens
werden. Einer dieser Bereiche in den Parks könnte
von Maltesern gestaltet werden – und ein solcher
Bereich könnte auch in Malta entstehen. Außerdem
werden die „Parks der Inspiration“ auch virtuell im
Internet geschaffen.
Kommunizieren in vielen
Sprachen
Die Grenzen verblassen, jedenfalls in Europa, aber die Sprache stellt oft ein schwer zu
überwindendes Hindernis dar. Deshalb
strebt Maastricht & Euregio 2018 danach, in
vielen EU- und Nicht-EU-Sprachen zu kommunizieren. Die Sprachenvielfalt in unserem Team und in unserer Region hat seit
Beginn unserer Bewerbung dafür gesorgt,
dass wir mehrsprachig arbeiten können. Das
Bewerbungsteam kommuniziert in Niederländisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Den gleichen Ansatz verfolgen wir
auch in der Öffentlichkeitsarbeit, indem wir
möglichst in der jeweiligen Sprache kommunizieren. Dabei rechnen wir auf die weitere technische Evolution, denn 2017 wird
die Übersetzungstechnologie noch viel weiter sein. Wir mobilisieren Einwohner mit
ausländischen Wurzeln, um diese Übersetzungen in sogenannten „Crowds“ zu korrigieren, ähnlich wie bei Wikipedia. Für Französisch, Deutsch, Niederländisch, Englisch
und Spanisch verfügen wir in unserer Organisation selbst über Mitarbeiter für Übersetzungen und Organisation. Euregio-Bewohner mit türkischen, marokkanischen,
polnischen und italienischen Wurzeln werden hinzugezogen, um mit Verwandten hier
und anderswo in ihrer Heimatsprache zu
kommunizieren. Für die Kommunikation
in Chinesisch und Russisch werden kulturelle Kooperationen eingegangen, für
Russisch im Anschluss an das Russlandjahr
2013 und für Chinesisch gemeinsam mit den
Provinzen und Städten, mit denen sich
--Jederzeit konsistent kommunizieren
Schwerpunkt des Kapitels ist das Kulturhauptstadtjahr selbst. Aber unser Leitbild gilt für alle Kommunikationsphasen
in den Jahren vorher und nachher.
Der Präsentation der ersten Bidbook-Fassung im Theater in Maastricht am 7. März
2012 wohnten 900 Gäste bei. Sie wurde im
Regionalfernsehen live übertragen.
2008 – 2013 Unterstützung aufbauen
2014 – 2017 Bewegung stimulieren
Im ersten Jahr haben wir auf drei Ebenen an der Unterstützung für die Bewerbung gearbeitet. Universitäten und
Schulen wurden über Studienprojekte
und Sondierungen in den Prozess eingebunden. Auch Medienexperten und
Künstler wurden für Erkundungen und
neue Werke aktiviert. Die Teilnahme der
Öffentlichkeit manifestierte sich in den
vielen freiwilligen Helfern bei Veranstaltungen und in den vielen Vorschlägen zur
Bewerbung. Der Dialog mit Entscheidungsträgern und Behörden führte zu
festen Beteiligungszusagen. Der gesamte Prozess wurde mithilfe von Internetauftritten, Newslettern und sozialen
Medien transparent gestaltet. In mehreren Phasen wurde die Bewerbungsschrift (das Bidbook) in Zeitungsform
der Öffentlichkeit, dem Sektor und den
Partnern vorgestellt.
Wenn die Wahl für 2018 auf Maastricht &
Euregio fällt, aktivieren wir sofort alle
Kommunikationsinstrumente, um Bewegung zu erzeugen, Freiwillige zu gewinnen,
Identifikation zu fördern und die Unterstützung noch auszuweiten. Programmplanung, Talentförderung, Engagement und
Partizipation sind in dieser Phase die
großen Aufgaben.
2017 – 2019 Publikum gewinnen
In dieser Phase geht es nicht nur um Werbung für Programm und Besuche, sondern
auch um ein geteiltes Leitbild und geteilte
Werte im europäischen Kontext. Einer Auswahl charakteristischer Bilder, die für die
verschiedenen Programmlinien stehen,
werden Statements entgegengesetzt, um
zu Fragen zur Identität und zum Erleben
dieser Identität herauszufordern, beispielsweise anhand des Gemäldes Woher kom-
men wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?
von Paul Gauguin. Die Bilder und Statements laden ein, sich mithilfe der neuen
und der gedruckten Medien
und durch Besuch und Partizipation
selbst auf die Suche nach Antworten
zu machen.
2019 – 2029 Nachhaltigkeit schaffen
Schon während des Kulturhauptstadtjahres kümmert sich ein gemischtes
Team um die Nachhaltigkeit der Ergebnisse, um die Auswirkungen und Effekte
im Kultursektor, in der Region und der
Gesellschaft dauerhaft zu verankern.
110
KO MMU N I KATI O N
Geteilter digitaler
Kulturraum
Maastricht & Euregio 2018 will einen
geteilten digitalen Kulturraum schaffen,
der eine „transnationale Lebensweise“
in der Euregio stimuliert. Dafür muss
der Zugang zu Informationen vereinfacht und vor allem interessanter und
intelligenter gestaltet werden. Neben
dem physischen und mentalen Raum
entsteht so ein virtueller Raum mit den
Kernwerten Partizipation, Verbindungen, Nachhaltigkeit und Offenheit.
Das gemeinsame Ziel der Kandidatur von
Maastricht & Euregio 2018 bildet die Grundlage für den Aufbau einer Plattform mit integriertem Ko-Kreationsprozess. Die Plattform bietet die Möglichkeit, die vorhandene
kulturelle Infrastruktur und ihre Netzwerke sichtbar zu machen, auszubauen und zu
verstärken. Wir schaffen Raum für Information, Identifikation und kulturelle Dynamik
durch das Teilen von Information und Expertise, durch die Entwicklung von „BuddySystemen“ zur gegenseitigen Information
über Grenzen hinweg sowie durch die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage, so dass grenzüberschreitende kulturelle
Kooperationsbeziehungen wachsen und
sich gegenseitig verstärken können.
Für Einwohner und
Besucher
Die Schaffung eines gemeinsamen kulturellen Raumes ist nicht nur wichtig, um den
kulturellen Reichtum der Region für die
Bevölkerung sichtbar zu machen. Auch für
die Besucher muss eine Erschließung der
Kulturschätze in der Euregio in einfacher
Form möglich sein. Auf den einzelnen Nutzer zugeschnittene Kunst- und Kulturangebote sind machbar durch Kopplung an sein
Verhalten, seine Vorlieben und seine Netzwerke. Aber auch das Teilen und Verbreiten
von Inhalten im sozialen Netz zufälliger
Besucher oder die Wiederverwendung und
Umgruppierung von Inhalten sind möglich.
Beim Spazierengehen hat man so mittels
Handy Zugang zu Informationen über die
Umgebung, über Aufführungen, Restaurants, Denkmäler oder über nahegelegene
Orte von besonderer Bedeutung. Es wird
gewissermaßen eine Datenschicht über die
physische Wirklichkeit gelegt, zu der man
Zugang über das Internet hat und die der
Wirklichkeit entsprechend den Umständen
oder den Vorlieben des Nutzers Bedeutung
zuweist.
Physische Umgebung mit
Mehrwert
Dank der Technik besteht die Möglichkeit,
eine Reihe von „Gegenwerten“ zu liefern –
keine beschränkten Angaben wie „was, wo
und wann“, sondern angereicherte Informationen, die zu einer Vertiefung einladen und
helfen können, mehr historisches Bewusstsein zu erzeugen, beispielsweise durch Verbindung mit Kulturerbeinformationen. Das
kulturelle Feld hat hier eine große Chance,
denn es verfügt über einen Schatz an interessantem Wissen, mit dem die physische
Umgebung an Bedeutung gewinnt, beispielsweise historische Fakten, Kunstwerke,
Foto- und Filmmaterial, Musik oder Ankündigungen kultureller Aktivitäten.
Grenzüberschreitend Wifi
teilen
Für Maastricht & Euregio stellt der grenzüberschreitende Charakter der Bewerbung
eine große Herausforderung dar. Für ausländische Besucher bietet diese Herausforderung besondere Möglichkeiten. Mit der
Schaffung eines umfassenden Netzes aus
lokalen, privaten Wifi-Punkten, ergänzt um
die Netze der Partner, erreichen wir einen
kostenlosen, grenzüberschreitenden Internetzugang. Beim Wifi-Teilen wird Gebrauch
von sogenannten „Homespots“ gemacht,
gewissermaßen die Heimvariante der bekannten öffentlichen Wifi-Hotspots. Im
Prinzip geht es darum, dass das Modem eines Benutzers zwei Wifi-Signale ausstrahlt:
eines für den privaten und eines für den öffentlichen Gebrauch.
Partizipation mit „Crowdfunding“
Eine Partizipation über Zweiwege-Kommunikation wird eine der größten Herausforderungen für unser Projekt. Die Öffentlichkeit beteiligt sich über Feedback, Scoring,
Sharing, aber auch Funding. Mit unserem
Crowdfunding-Projekt werden Bündnisse
zwischen Künstlern und Publikum geschmiedet. Diese Form der Öffentlichkeitspartizipation wollen wir für das Nebenprogramm einsetzen und auf diese Weise eine
Plattform zur Stimulierung junger, nichtorganisierter Talente schaffen. Den digitalen
„Crowds“ schließen sich Sponsoren an, die
diese Communities fördern. Die Möglichkeit, uns mit den Herausforderungen um
uns herum aktiv auseinanderzusetzen,
macht aus uns allen nicht nur Konsumenten, sondern Ko-Produzenten von Kunst
und täglicher Wirklichkeit.
--Digitale Hilfe bei
Entscheidungsstress
Virtuelles Kulturerleben
Eine neue Erscheinung ist das virtuelle Kulturerleben, bei dem das Wohnzimmer zur
Bühne wird. Dieser Trend wird heute schon
weltweit von unabhängigen alternativen
Künstlern, aber auch von führenden Opernhäusern genutzt. Er ersetzt traditionelle
Veranstaltungsbesuche nicht, bietet jedoch
neue Erlebniswerte. Eine andere Entwicklung ist die Verbindung zwischen virtueller
Kunst und einem physischen Raum, den das
Publikum aufsucht. Über Internet und
Smartphones erlebt das Publikum virtuelle
Kunstwerke, wobei die Handlungen und
der Aufenthaltsort des Publikums das Erleben steuern. Maastricht & Euregio 2018
betrachtet das Internet nicht nur als Kommunikationsinstrument, sondern es soll
auch aktiv als Kunstplattform eingesetzt
werden.
Im Anschluss an unser
orientierendes Gespräch
über ein mögliches
Livestreaming von Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Maastricht
2018 kann ich sagen,
dass YouTube immer
nach Contentpartnern
Ausschau hält, die für
unsere Nutzer einen
Gewinn darstellen. Gemeinsam mit YouTube
wird nach der Vergabe
des Titels geprüft, wie
Maastricht & Euregio
2018 seine Inhalte über
Catch-up oder – wenn
die Kriterien stimmen –
über Livestreaming zur
Verfügung stellen kann.
Pascal van Laere, Projektmanager
YouTube:
Die Allgegenwart kultureller Informationen auf Smartphones und ähnlichen
Geräten in Echtzeit bedeutet, dass
immer mehr und immer schneller Entscheidungen getroffen werden müssen.
Ein erheblicher Teil der erwerbstätigen
Bevölkerung kann jedoch wegen des
wachsenden Freizeitdrucks nur noch
an vorab geplanten Veranstaltungen
teilnehmen, bei denen man unbedingt
dabei sein will.
Bedarf an Labelling
Das Publikum sucht nach Höhepunkten
und nach Vertiefung, für die es normative Informationen und „Labelling“
erwartet. Daher besteht der Bedarf an
Verfahren, die uns den Weg in der unermesslichen Informationsfülle des
Internet zu finden helfen. Dafür werden
intelligente Systeme benötigt, die
Inhalten und Daten einen bestimmten
Stellenwert zuordnen.
Selektive Communities
Wir wollen das Internet einsetzen, um
für das Publikum den Entscheidungsstress und das Informationsüberangebot zu reduzieren. Die Informationen
in den herkömmlichen sozialen Medien
sind oft durch ihre schiere Menge
unübersichtlich. Maastricht & Euregio
2018 möchte die Communities
beherrschbar machen. Dabei handeln
mir im Einklag mit dem gesellschaftliche Trend, dass der Einzelne auf der
Suche nach einem „Community-Gefühl“
selbst bestimmen will, wer zu seiner
Community gerechnet werden darf.
100 Famous-Playlist
Um diese Communities zu bedienen,
lancieren wir eine „100 Famous-Playlist“, wobei hundert einflussreiche
Twitterer aus Maastricht und der
Euregio das Publikum in den sozialen
Medien durch das Angebot führen.
--GPS online-game
Wir wollen gemeinsam mit der Fernuniversität Heerlen ein GPS-gestütztes
Online-Game für Mobiltelefon und
Tablet entwickeln. Studenten können
ihre persönlichen Interessen und ihre
Studienrichtung eingeben. Auf dieser
Grundlage läuft das Maastricht & Euregio 2018-Game personalisiert ab. Über
Kopfhörer und Sensoren wollen wir
„Brainwaves“ an Ruhe ausstrahlende
und erholsame Orte oder gerade an ein
aktives, quirliges Umfeld koppeln.
111
KO MMUN I K AT I O N
Mehrschichtige
Kommunikationsstrategie
Dank der Digitaltechnik werden andere
Ausdruckformen möglich, verändert
sich die Rolle der Kultureinrichtungen
und nehmen Publikum und Benutzer
einen immer wichtigeren Platz ein. Die
Zukunft gehört der Bottom-up-Kulturkommunikation.
3.900.00 Einwohner der
Euregio einbeziehen
Die Einwohner der Euregio Maas-Rhein
fühlen sich gegenwärtig noch zu wenig mit
ihrer Euregio verbunden. Der Titel Kulturhauptstadt Europas ist eine riesige Chance,
die Euregio als starke Marke zu positionieren und ein neues Gefühl der Verbundenheit zu generieren. Die 3.900.000 Einwohner der Euregio einbeziehen
Die Partnerstädte und regionen von
Maastricht & Euregio 2018 sind mit ihren
3,9 Millionen Einwohnern die primäre Zielgruppe. Sie können sich umstandslos zu
einer Partizipation entschließen. Maastricht
& Euregio 2018 kann somit auf ein großes
Heimpublikum rechnen. Wenn wir berücksichtigen, dass im Allgemeinen 90 Prozent
der Kulturhauptstadtbesucher aus der eigenen Region kommen, ist dies ein eindeutiger Vorteil für maximale Partizipation.
Die Bevölkerung identifiziert sich wegen
ihrer Heimatverbundenheit mit dem Kulturhauptstadtprojekt. Das ist ein wichtiges
Motiv für eine Beteiligung. Durch Nutzung
des breiten Spektrums der internen Medien
und Partizipationsschienen werden ein
großer Teil der Öffentlichkeit und die Mehrzahl der Entscheidungsträger als Botschafter von Maastricht & Euregio 2018 einbezogen. Wir wollen, dass sie eine neue Sicht auf
Grenzen gewinnen, und zwar nicht mehr
aus geografischer Perspektive, sondern als
emotionale Grenzen die durch Entfernungswahrnehmung, Sprache, Zeit und
eventuelle Hindernisse bedingt werden. Es
geht darum, wie solche Grenzen und Barrieren überwunden werden können.
Tagesausflügler und
Durchreisende
Maastricht & Euregio 2018 will nicht nur
Tagestouristen anziehen (70 Millionen
Menschen leben in einer Entfernung von
weniger als 2,5 Fahrstunden), sondern auch
Besucher mit längerer Anreise, die in der
Euregio übernachten, und schließlich Besucher, deren Reiseziel Städte wie Paris oder
Brüssel sind und die unterwegs Maastricht
und seine Partnerstädte besuchen. Wir wollen mindestens 800.000 Besuche von Gästen
erreichen, die minimal einmal übernachten.
Das ist 10 Prozent der Besucheranzahl aus
unserem Businessplan. Zusammen mit den
Fremdenverkehrsämtern werden wir das
Profil dieser Besucher ermitteln. Eine
wichtige Aufgabe ist es, sie über die vielen
Wahlmöglichkeiten zu informieren. Hierbei
können thematische Angebote und Erkundungsrouten in Verbindung mit einem
längeren Aufenthalt eine Lösung sein. Um
diese Gruppe anzusprechen, konzentriert
sich Maastricht & Euregio 2018 auf die eigenen Fremdenverkehrsämter und die landesweiten Medien der drei beteiligten Länder
in Verbindung mit dem innovativen Einsatz
der digitalen Medien.
Kurzbesucher aus aller
Welt in die Euregio locken
Durch die touristische Attraktivität der
Partnerstädte von Maastricht & Euregio
2018 wird im Verlauf unseres Projekt eine
große Anzahl Besucher in die Euregio MaasRhein kommen. Sie dürften mehrere Tage
mit dem Hauptziel in unserer Region
verweilen, einer oder mehreren Veranstaltungen von Maastricht & Euregio 2018
beizuwohnen. Das Kennenlernen der Kulturhauptstadt wird für diese Zielgruppe
eine angenehme Überraschung sein. Sie
bilden eine zweite Zielgruppe von 800.000
Besuchern, die sich mehrere Tage in der
Euregio aufhalten dürften. Zusammen mit
den Durchreisenden sind das 1,6 Millionen
mehrtägige Besucher (oder 20 Prozent der
insgesamt acht Millionen zusätzlichen
Gäste).
Die großen Linien unseres Projekts und
unseres Programms stehen im Mittelpunkt
der von uns vermittelten Botschaft, denn sie
stellen den stärksten Anreiz dar. Es werden
spezifische Partnerschaften mit der Touristikwirtschaft eingegangen. Dabei denken
wir an die Kooperation mit Verkehrsunternehmen und dem Hotelwesen.
Besucher aus aller Welt, die die benachbarten Großstädte bereisen, werden angenehm überrascht sein zu entdecken, dass die
Europäische Kulturhauptstadt in Reichweite liegt. Wir wollen daher Partnerschaften
mit großen touristischen Magneten wie
Paris, Brüssel, Frankfurt oder Amsterdam
eingehen. Eine wichtige Rolle in unserer
Strategie für diese Zielgruppe spielen Pressemitteilungen sowie Partnerschaften mit
digitalen Medien, mit anderen Euregios
und mit transnationalen Partnern.
--Zusammenarbeit mit
anderen Euregios
Maastricht & Euregio 2018 will die anderen Euregios
anregen, mit uns das Kulturkapitel des Vertrags von
Maastricht neu zu schreiben. Wir wollen vergleichbare
Euregios zu Themen, die mit unserer Bewerbung in
Zusammenhang stehen, in unseren Prozess einbeziehen, so dass wir diesen verstärken, Wissen und Erfahrung austauschen und das neue Kulturkapitel auf eine
breitere Basis europäischer Unterstützung stellen
können.
--Mit Malta Hand in Hand
Malta stellt 2018 neben den Niederlanden die zweite
Kulturhauptstadt Europas. Maastricht & Euregio 2018
wird die Kulturhauptstadt auf Malta in seiner Kommunikation berücksichtigen und auf Tourismusmessen
und Präsentationen in Europa mit Malta zusammenarbeiten. Dazu gehört auch die Werbung für das Kulturprogramm Maltas in den nordeuropäischen Ländern.
Gleichzeitig würde Malta für das Kulturprogramm
2018 der Euregio in Südeuropa werben und bei der
Suche nach Kooperationspartnern in den Mittelmeerländern behilflich sein. Durch Austausch im Laienkunstbereich wird die Kommunikation konkret und
greifbar. So besucht der berühmte Chor Mastreechter
Staar als Botschafter von Maastricht & Euregio 2018
in der ersten Hälfte des Jahres 2013 Malta.
--Kombination KulturKulinarik
Die Vorliebe für gutes Essen ist ein gemeinsamer Zug
der Menschen an Maas und Rhein. Typisch für die
Euregio ist, dass auch einfachste Gaststätten anspruchsvolle Gerichte servieren. Wir werden gemeinsam mit den Restaurants und Gaststätten unserer
Euregio Essen und Kultur miteinander verbinden. Mit
einer Kampagne in den Fernsehsendern des euregionalen Kooperationsverbunds und in den lokalen Printmedien werden Restaurants aufgefordert, entweder
ein „Menu à la 2018“ zu kreieren oder Mahlzeiten
anzubieten, die sich auf eine bestimmte Veranstaltung
beziehen. Das Publikum kann dann online bzw. per
E-Mail über die teilnehmenden Restaurants und deren
Angebote abstimmen und eine Reise nach Malta als
Botschafter von Maastrichts & Euregio 2018 gewinnen.
112
KO MMU N I KATI O N
Stakeholder und
Zielgruppen
Beteiligung bedeutet Engagement. Partizipation ohne Engagement ist nicht mehr als
ein Ritual, bei dem das Publikum Statist in
einem Stück ist, zu dem es keinen Beitrag
leisten will. Zielgruppen lassen sich für
Maastricht & Euregio 2018 nicht soziodemografisch etikettieren. Mit einer Zielgruppe
besteht eine Wechselbeziehung, bei der die
Kulturhauptstadt sich bemüht, die Interessen der Zielgruppe zu respektieren, ja zu
bereichern. Sehr wichtig ist, dass Maastricht
& Euregio 2018 nicht nur steuert und dirigiert, sondern dass alle Besucher, Partner,
Einrichtungen, Unternehmen, Vereine und
Künstler – kurzum alle Stakeholders – vom
Kulturhauptstadtvirus infiziert werden.
Dadurch entsteht spontane Kommunikation über, Identifikation mit und Partizipation an Maastricht & Euregio 2018.
MTV verfolgt mit großem
Interesse die euregionale Kandidatur von Maastricht 2018. Jugendliche,
Kultur und die Wechselbeziehungen zwischen
beiden ist uns Herzenssache. Für MTV ist eine
weitreichende Zusammenarbeit eine große
Herausforderung und
Chance. Wir unterstützen die Bewerbung und
prüfen, wie wir uns nach
der Vergabe konkret zusammen an die Arbeit
machen können.
Lucas van der Eerde, Vizepräsident
BE VIACOM Benelux
Stakeholders verlegen
Grenzen
Für uns ist ein Stakeholder ein jeder, der an
der Bewerbung ein Interesse hat oder sich
daran beteiligt. Wenn wir jemanden als
Stakeholder ansprechen, zeigt das, dass wir
Wert auf eine Wechselbeziehung legen.
Kommunikation mit Stakeholdern ist ein
Dialog, ist aktive Partizipation. Faktisch
haben wir mehr als 3,9 Millionen Stakeholder. Einige unserer Stakeholdergruppen
sind:
– der ganze Bereich des professionellen
Kunstschaffens
– der Bereich der Laienkünstler und Laienschaffenden
– Politiker, Beamte und andere Entscheidungsträger
– die Wirtschaft (große, mittlere und kleine Unternehmen)
– Universitäten und Kunsthochschulen
– Grundschulen, Sekundarschulen und
Hochschulen
– die Bevölkerung und die Entscheidungsträger in Malta
– die anderen Euregios
– die Expo 2017 in Lüttich
– religiöse Gruppen
– Migranten und Migrantenorganisationen
– Minderheiten
– Jugendklubs, Sportvereine, andere Vereine
– Bürgerinitiativen
– Organisationen des Tourismusgewerbes
– Presse und andere Medien
– die europäische Administration
– Geschäfte, Hotels, Gastronomie
– Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde
– NGOs, freie Initiativen.
Maastricht & Euregio 2018 will außerdem
spezielle Aktivitäten für „Decision Makers“,
„Influencers“ und „Guides“ jenseits unserer
Grenzen starten, so dass die Unterstützung
für die Kulturhauptstadt Europas auf ganz
Europa ausgedehnt wird.
Zielgruppen werden zu
Bewegungen
Unser Thema Europa wiederentdecken
stützt sich auf gemeinsame Sprachen, Erinnerungen und Sehnsüchte. Maastricht &
Euregio 2018 nutzt seine Kommunikationskanäle, um bestimmte Gruppen zu mobilisieren. Aber wir tun mehr. Wir wollen durch
unsere Zielgruppen auch ein Statement
abgeben, sie zu Partizipanten, zu einer
Bewegung machen.
Génération Maastricht
Die jungen Menschen, die seit der Unter-
zeichnung des Maastrichter Vertrages geboren wurden (1992), sind der rote Faden unserer Bewerbung. Diese Zielgruppe will nicht
mehr auf herkömmliche Weise angesprochen werden. Deshalb suchen wir nach
Wegen, sie in einer Form und mit Inhalten
zu erreichen, die ihnen die Entwicklung
eigener Netze, eigener Interpretationen
und Ansätze zum Thema „Europa der Menschen“ ermöglichen. Jugendliche überbrücken die Sprachgrenzen mühelos in universellem Englisch und verbinden eine
nicht-hierarchische Weltanschauung mit
einem ausgeprägten Bewusstsein für persönliche Werte.
Die dritte Welle
Die dritte Welle besteht aus den Strömen
der Migranten, die sich in den letzten 50
Jahren hier niedergelassen haben – nach der
ersten Zuwanderungswelle aus dem Inland
und der zweiten Welle aus Süd- und Osteuropa. Mit ihnen wollen wir einen ebensolchen kulturellen Austausch erreichen, wie
mit den Zuwanderern vor ihnen. Der kulturelle Dialog wird gegenwärtig noch durch
die Integrationsdebatte behindert, aber Kultur ist auch eine Antwort auf diese Debatte.
Summer of Love
Die geburtenstarken Jahrgänge, die Ende
der 60er Jahre überall in Europa einen
Paradigmenwechsel herbeiführten, werden
heute kritisch gesehen, weil sie mehr als alle
anderen die Vorteile des Wohlfahrtsstaats
genießen konnten. Es besteht der Eindruck,
dass sie noch immer an ihrer bevorrechtigten Position festhalten wollen. Sie gehören
zur Babyboomgeneration, die sich langsam
aus dem Berufsleben zurückzieht. Wir wollen diese Gruppe in die Debatten der anderen Generationen wieder einbeziehen, sie so
in eine neue Verantwortung einbinden, die
auf den Werten aufbaut, die in der Zeit des
«Summer of Love“ so wichtig waren.
Ehrenamtliche Helfer
Für die Jahre 2017, 2018 und 2019 planen wir,
ein Programm für rund 1.500 ehrenamtliche
Helfer ins Leben zu rufen, die ihre Energie
und Freizeit einbringen, um Maastricht &
Euregio 2018 für Besucher und Bevölkerung
zu einem Erfolg zu machen. Der erste
Schritt, diese große Gruppe von Kommunikatoren zu gewinnen und die in alle Teile
der Euregio ausschwärmen, wird der Start
einer Kampagne zur Werbung Freiwilliger
sein. Von ehemaligen Kulturhauptstädten
Europas haben wir gelernt, dass ein ehrenamtliches Programm oft gut ankommt und
für alle Interessierten eine willkommene
Gelegenheit ist, an einem solchen Projekt
mitzuwirken.
Freiwillige können Orientierung bieten,
bei der Umsetzung des Programms helfen
--Kommunizieren
mit der Génération Maastricht
Für Jugendliche wie die der Generation Maastricht ist Kommunikation eine
horizontale, nicht-hierarchische Wechselbeziehung. Kommunikation darf
den Menschen nicht aufgezwungen
werden, sondern sie müssen die Gelegenheit haben, ihre Informationen
auszuwählen, anstatt damit überflutet
zu werden. Der größte Fehler, den
man machen kann, ist zu glauben, in
das Kommunikationsverhalten der
Jugendlichen eingreifen, es organisieren zu können. Maastricht & Euregio
2018 kann bestenfalls danach streben,
für diese Generation möglichst attraktiv zu sein. Es geht dabei um Transparenz und Relevanz. Offenheit gegenüber der Subkultur ist geboten,
gegenüber dieser vielschichtigen und
bunten Welt mit sich schnell verändernden Interessen.
Für den Fall, dass Maastricht & Euregio 2018 Kulturhauptsstadt werden,
wurde mit MTV eine Partnerschaft vereinbart, in deren Rahmen der Sender
für das Ereignis mittels einer Serie
spezieller Clips und Spots wirbt. MTVMitarbeiter aus ganz Europa besuchen
dann die Kulturhauptstadt und berichten darüber. Ein wichtiger Vorteil von
MTV ist außerdem, dass dieser Sender
besser als jeder andere die Grenzen
von Hautfarbe und Abstammung überwindet.
oder behinderte und ältere Gäste unterstützen. Wo immer Freiwillige mit freundlichem Lächeln den Gästen weiterhelfen,
wird die Euregio als Kulturhauptstadt
Europas ein Gesicht bekommen.
113
KAPITEL 8 :
Infrastruktur 2018
Die größte Herausforderung im Bereich Infrastruktur und
Erreichbarkeit besteht für Maastricht und die Euregio
Maas-Rhein im Hinblick auf die Kulturhauptstadt Europas
2018 darin, dass die Euregio bis an ihre Grenzen zwar gut
erreichbar ist, dass aber die öffentlichen Verkehrsverbindungen zwischen den teilnehmenden Partnerstädten derzeit unzureichend sind. Es ist für die Region wichtig, dass
frühzeitig geeignete Maßnahmen getroffen werden, um die
Erreichbarkeit innerhalb der Euregio bis zum Jahr 2018
strukturell zu verbessern und um auf die erwarteten Besucherströme vorbereitet zu sein.
Insbesondere für Maastricht sind definitive Entscheidungen zu treffen (voraussichtlich im Dezember 2012), die für die
Aufnahmekapazität der Stadt während
des Kulturhauptstadtjahres notwendig
sind. Das betrifft sowohl die öffentlichen Verkehrsmittel als auch die Verteilung der Parkmöglichkeiten über die
wichtigsten Veranstaltungsstandorte in
und außerhalb der Stadt (Park&Walk
bzw. Park&Ride).
Die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs
in der Euregio und eine bessere Erreichbarkeit und höhere Aufnahmekapazität für die
Besucher der Städte, vor allem in Maastricht, sind übrigens auch ohne die Kandidatur als Kulturhauptstadt Europas erforderlich. Die Bewerbung hat jedoch zweifellos
eine Katalysatorfunktion.
114
I N FR ASTR U KTU R
Erreichbarkeit
Per Flugzeug
Maastricht und die Euregio Maas-Rhein
sind aus dem Ausland gut erreichbar. In einem Umkreis von 150 Kilometern um Maastricht gibt es acht Flughäfen. Im Hinblick
auf die Erreichbarkeit von internationalen
Flughäfen aus liegt die Euregio strategisch
äußerst günstig.
Die internationalen Flughäfen Schiphol,
Zaventem, Düsseldorf und Frankfurt bieten
Anschlüsse an so gut wie alle internationalen Luftverkehrsrouten. Über die regionalen
Flughäfen Eindhoven, Weeze und Charleroi
– jeder zählt etwa 2,5 Millionen Fluggästen
im Jahr – sind auch viele vor allem europäische Ziele direkt erreichbar. Die Flughäfen
Maastricht-Aachen und Lüttich-Bierset sind
kombinierte Cargo- und Charterflughäfen
mit etwa 300.000 Fluggästen pro Jahr. Der
überwiegende Teil des Charterflugverkehrs
konzentriert sich auf die Sommermonate.
Eine intensivere ganzjährige Nutzung der
vorhandenen Flughafenkapazitäten scheint
möglich und würde – in Verbindung mit einer besseren Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr – die Erreichbarkeit der
Region (während des Kulturhauptstadtjahres 2018) deutlich verbessern. Pauschalangebote zusammen mit verschiedenen Fluggesellschaften könnten die Erreichbarkeit
weiter steigern, so dass dem internationalen
Publikum ideale Voraussetzungen geboten
wären, nach Südlimburg und in die Euregio
zu reisen. Die niederländische Provinz
Limburg wird sich gemeinsam mit den
Flughäfen und Stakeholdern für ein stärkeres Wachstum der Unternehmensansiedlungen auf und um die Flughäfen einsetzen.
Dies gilt insbesondere für die Flughäfen
Maastricht-Aachen und Lüttich im Hinblick
auf die internationalen Besucher sowohl
der EXPO 2017 als auch der Europäischen
Kulturhauptstadt in Maastricht und der
Euregio 2018.
Vielversprechend ist der kürzliche
Beschluss von Ryanair, den Flughafen Maastricht-Aachen als regionales Luftdrehkreuz
zu positionieren. Ryanair will schrittweise
die europäischen Ganzjahresziele ausbauen.
Per Zug, Straßenbahn und
Bus
Heutige Verkehrsinfrastruktur
Erreichbarkeit der Euregio
Die Euregio ist gut erreichbar. Wer in der
Umgebung der Euregio wohnt, kann die
Bahn benutzen. In jedem Gebiet der Euregio bestehen gute Anbindungen an das (eigene) nationale Schienennetz.
Erreichbarkeit innerhalb der Euregio
Die verschiedenen öffentlichen Nahverkehrsnetze in der Euregio schließen bei Reise- und Fahrplanauskünften, Tarifen und
Fahrkarten noch nicht nahtlos aneinander
an. Jede Verkehrsgesellschaft hat ihre eigenen Systeme, Beförderungsbedingungen
und Zuständigkeiten. In den kommenden
Jahren wird die euregionalen Zusammenarbeit weiter voran gebracht. Eine Harmonisierung der Verkehrsnetze ist mit Blick auf
die Kulturhauptstadtbewerbung Maastricht
& Euregio 2018 unerlässlich.
Bahnverbindungen
Maastricht ist mit dem Zug über die Bahnhöfe Maastricht Centraal und Maastricht
Randwyck (Kongresszentrum MECC)
erreichbar. Maastricht Centraal ist der Startund Zielbahnhof für mehrere regionale,
nationale und internationale Verbindungen. Über Regionallinien sind u.a. Heerlen,
Roermond, Sittard und Weert zu erreichen.
Auf nationaler Ebene ist Maastricht mit
Amsterdam direkt verbunden (zweieinhalb
Stunden bis Maastricht). Lüttich ist per ICE
direkt mit Paris (Gare du Nord) verbunden
bei einer Reisezeit von 2 Stunden und 10
Minuten. Aachen und Lüttich werden an
die ICE-Linie nach London angebunden.
Aus Belgien ist Maastricht weniger gut
erreichbar. Ab Brüssel fährt seit dem 11.
Dezember 2011 zehnmal täglich ein IC über
Lüttich nach Visé, das 17 Kilometer von
Maastricht entfernt liegt. Darüber hinaus
verkehrt zwischen Lüttich und Maastricht
einmal in der Stunde ein Lokalzug (L-Zug)
mit guten Anschlüssen an die IC-Verbindung. Eine schnelle Intercity-Verbindung
8 Flughäfen in 1 Stunde Reisezeit
MaastrichtAachen
Brüssel
Weeze
Eindhoven
Charleroi
Lüttich
Düsseldorf
Köln-Bonn
Bron: Policy Research Corporation
Aken
2:24
2:05
0:24
1:12
2:01
Genk
2:25
0:17
1:40
2:39
0:54
Hasselt
2:06
0:17
1:21
2:20
0:22
Straßenbahnverbindungen
Nach Belgisch-Limburg besteht bisher
keine Zugverbindung. Über den Bau einer
S-Bahnverbindung Hasselt-Maastricht wird
jedoch noch vor Ende 2012 entschieden
(Spartacus-Linie).
Busverbindungen
Die Busverbindungen innerhalb der Euregio sind relativ gut. Doch während die
durchschnittliche Fahrzeit zwischen den
Städten der Euregio mit dem Pkw etwa 30
Minuten beträgt, sind die Reisezeiten mit
dem Bus deutlich länger, vor allem auf den
Anschlussverbindungen zwischen Maastricht und Belgisch-Limburg.
Erreichbarkeit mit dem
Fahrrad
Reistijd binnen de Euregio met de trein (2011)
Aken
Genk
Hasselt
Luik
Maastricht
Tongeren
zwischen Brüssel/Lüttich und Maastricht
besteht bisher nicht. Vom IC-Bahnhof in
Eupen gibt es eine direkte Verbindung nach
Lüttich und über Welkenraedt nach Aachen.
Von Deutschland aus ist Maastricht unter
anderem über die folgenden Verbindungen
erreichbar: Köln-Lüttich-Maastricht (2 Std.),
Köln-Aachen-Heerlen-Maastricht (2,5 Std.),
Düsseldorf-Herzogenrath-Heerlen-Maastricht (2¼ Std.), Viersen-Venlo-RoermondMaastricht (1,5 Std.).
Die grenzüberschreitenden innerregionalen Bahnverbindungen sind somit, wie
aus der Übersicht unten zu entnehmen,
noch nicht gut genug ausgebaut und erfordern lange Reisezeiten (mehrmaliges Umsteigen und lange Fahrzeiten). Nach wie vor
ist es der Wunsch der Region, dass bis spätestens 2017 regelmäßige IC-Verbindungen
zwischen Eindhoven-Heerlen-Aachen sowie
Eindhoven-Maastricht-Lüttich entstehen.
Tabelle 1: Fahrzeiten mit der Bahn innerhalb der Euregio (2011)
Luik
0:23
1:39
1:20
0:30
1:09
Maastricht
1:12
2:39
2:20
0:29
2:16
Tongeren
2:02
0:54
0:22
1:07
2:16
Seit den frühen 90er Jahren entstand in der
Euregio ein Netz von Knotenpunkten, das
eine leichte Orientierung ermöglicht. Nach
und nach wurde daraus ein ganzes System
von Wegen, Beschilderungen, Karten und
touristischer Infrastruktur, das nicht nur
die Städte, sondern auch die sehenswerten
Landschaften erfasst. Die Verbesserung und
Erweiterung des Radwegenetzes stehen in
der Euregio weiterhin auf der Tagesordnung.
Außerdem wird durch den Umbau der
Vennbahn-Trasse (INTERREG-Projekt)
zwischen Aachen und Luxemburg die Euregio in das Europäische Radwegenetz (Eurovelos) aufgenommen. In diesem Zusammenhang liegt dem Bewerbungsbüro VIA2018
ein Vorschlag für ein Schienenprojekt vor, in
dessen Rahmen geprüft wird, ob alte, nicht
mehr genutzte Schienenwege in der Euregio
als Radwege mit wirtschaftlichem und tou-
115
I N F R A S T R U K T UR
ristischem Charakter genutzt werden können.
Ereichbarkeit mit dem
PKW
Maastricht
Mit dem Pkw ist Maastricht über die Autobahnen A2, E25 und A79 zu erreichen. Die
A2 verbindet als zentrale Verkehrsachse
Maastricht mit den Großstädten der Niederlande (Eindhoven, Utrecht, Amsterdam)
und mündet im Süden in die E25 Richtung
Lüttich, wo Autobahnen aus anderen Teilen
Belgiens zusammentreffen.
Die A79 verbindet Maastricht mit Heerlen
und geht dann in die E314 Richtung Aachen
über. Ab Aachen können über verschiedene
Autobahnverbindungen andere Großstädte
in Deutschland angefahren werden.
Ergänzend zu den Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr soll auch im Mietwagenverkehr die Nachhaltigkeit gefördert
werden. Gemeinsam mit privaten Partnern
wird an einem Modell für ein auf mehrtägige Aufenthalte zugeschnittenes Mietwagenangebot gearbeitet. Durch die relativ kurzen
Entfernungen soll sich das Fahren mit Elektroautos lohnen und etwa durch kostenlose
Parkplätze attraktiver gemacht werden (wie
derzeit in der Innenstadt von Hasselt getestet). Die Förderung unterschiedlichster
(öffentlicher) nachhaltiger Verkehrsmittel
soll zu einem Aushängeschild der energiebewussten und immer „grüner“ werdenden
Euregio werden.
Rio-Projekt,
Madrid
A2-Projekt,
---
Maastricht
Euregio
Untertunnelung der
A2 in Maastricht: ein
europäisches Vorzeigeprojekt
Auch die übrige Euregio ist mit dem Pkw
gut erreichbar. Die E313 verbindet Lüttich
über Tongeren mit Hasselt und darüber hinaus mit Antwerpen. Die E314 führt von Aachen über die Parkstad (Heerlen), Maastricht
und Genk nach Löwen (und Brüssel). Die
E40 verbindet Brüssel über Lüttich und
Aachen mit Köln und die E42 führt von
Lille/Namen über Lüttich nach Bitburg. An
verschiedenen Stellen dieser Trassen wird in
eine verbesserte Erschließung und eine bessere Verkehrskapazität der Straßen investiert (unter anderem Kreuz Lummen und
Außenring Parkstad). Die Reisezeiten zeigen, dass die Städte innerhalb der Euregio
am schnellsten mit dem Auto zu erreichen
sind.
Anfang 2017 sollen die Baumaßnahmen an der A2 in
Maastricht abgeschlossen sein. Dann wird die A2 auf
einer Länge von 2,3 km durch einen Tunnel führen, so
dass die anliegenden Stadtviertel rund um einen begrünten Boulevard mit 200 Linden als zentraler Achse
auf nachhaltige Weise entwickelt werden können. Das
A2-Projekt gilt neben dem Rio-Projekt in Madrid –
wegen der hohen Qualitätsanforderungen an den öffentlichen Raum – als europäisches Vorzeigeprojekt.
Bei beiden Projekten hat der niederländische Landschaftsarchitekt Adriaan Geuze Bahnbrechendes geleistet. Die Infrastrukturvorhaben sollen oberirdisch
ein attraktives Wohnumfeld ermöglichen. Grundlage
der Auftragsvergabe in Maastricht war ein Festpreis.
Den Zuschlag erhielt der Bieter mit dem besten PreisLeistungs-Verhältnis. Für die Übergabe 2017 sind
zwei Großereignisse geplant: ein internationaler Kongress zum Thema „Urbane Infrastruktur und öffentlicher Raum“ und eine Großveranstaltung für die Stadtviertel.
--Schiffsverbindung LüttichMaastricht
Die Maas ist von besonderer Bedeutung
für die Euregio. Mit dem Bau des Juliana-Kanals und des Albert-Kanals wurden Wasserstraßen nach Lüttich und
Rotterdam einerseits und Antwerpen
andererseits geschaffen.Für den Personenverkehr zwischen Lüttich und
Maastricht in den Jahren 2017, 2018 und
2019 kann diese Wasserstraße eine gute
Lösung sein.
Fahrzeiten mit Pkw innerhalb der Euregio (2011)
Quelle: Policy Research Corporation
Aachen
Aachen
Genk
Hasselt
Lüttich
Maastricht
Tongeren
0:38
0:54
0:24
0:31
0:55
Genk
0:38
0:17
0:43
0:27
0:32
Hasselt
0:53
0:17
0:38
0:37
0:22
Lüttich
0:23
0:45
0:38
0:29
0:31
Maastricht
0:32
0:26
0:36
0:26
0:29
Tongeren
0:55
0:31
0:22
0:30
0:30
116
Neue öffentliche
Verkehrsverbindungen
Geplante Verbesserungen im
öffentlichen Nahverkehr innerhalb
de Euregio
Spartacus-Linie
Mit dem Spartacus-Plan soll der öffentliche
Nahverkehr in Belgisch-Limburg (und
Maastricht) verbessert werden, so dass ein
leistungsfähiges Regionalverkehrsnetz mit
guten Anschlüssen zwischen Zügen, S-Bahnen und Schnellbussen an strategisch gewählten Knotenpunkten entsteht. Dadurch
werden die Reisezeiten (mit öffentlichen
Verkehrsmitteln) deutlich kürzer und verkehren häufiger öffentliche Verkehrsmittel.
Der erste Schritt soll die Inbetriebnahme der
Light-Rail-Verbindung zwischen Hasselt
und Maastricht (34 Minuten) im Jahr 2017
sein.
Hochgeschwindigkeitsverbindung
Aachen-Lüttich
Auch an einer Verbesserung des öffentlichen
Verkehrs von und nach Aachen wird gearbeitet. Durch Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsverbindung Aachen-Lüttich
konnte 2009 die Fahrzeit zwischen diesen
beiden Städten auf weniger als eine halbe
Stunde reduziert werden. Auch der kürzlich
umgebaute Bahnhof Lüttich-Guillemins,
der einer der Prunkstücke der EXPO 2017
I N FR ASTR U KTU R
werden soll, wird dazu beitragen, Bahnreisen auf dieser Strecke attraktiver zu
machen.
hung der Gesamtfahrzeit werden die Züge
auch an mehreren Zwischenhaltestellen
stoppen.
Thalinx
S-Bahn-Verbindungen
Der Thalinx, die geplante IC-Verbindung ab
Eindhoven und Maastricht über Heerlen
nach Lüttich und Aachen soll die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs auf dieser
Strecke erhöhen. Die Verbindung schließt
Limburg an das belgische und deutsche
ICE-Netz an und bietet Reisenden die Möglichkeit, in Lüttich und Aachen in die Hochgeschwindigkeitszüge nach London oder
Paris umzusteigen. Eine solche Verbindung
wird auch zwischen dem Brainport Eindhoven und dem RWTH-Campus in Aachen gebaut. Einen weiteren wichtigen Schritt hat
die Provinz Niederländisch-Limburg gemeinsam mit den beteiligten Städten kürzlich gesetzt. Die niederländische Regierung
wurde aufgefordert, mit Vorrang gute
grenzüberschreitende Verbindungen zu
schaffen, die eine Anbindung an die ICEBahnhöfe Aachen/Lüttich und später
Düsseldorf ermöglichen.
In den beiden größten Städten der Euregio,
Aachen und Lüttich, gibt es konkrete Pläne
für eine neue Schnellstraßenbahn mit Anbindung an das Euregionetz.
Avantis-Linie
Auch die Avantis-Linie, deren Bau vor Kurzem beschlossen wurde und die Kerkrade
über den Gewerbepark Avantis mit Aachen
verbinden soll, bietet neue Möglichkeiten
für den öffentlichen Nahverkehr in der
Euregio und insbesondere für eine Verbindung zwischen dem Gewerbepark und dem
RWTH-Campus. Bei geringfügiger Erhö-
Modellregion für E-Mobilität
Die Regio Aachen will sich in den kommenden Jahren zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum und einer
Modellregion für E-Mobilität entwickeln.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Regio
Aachen ein hochwertiges, kooperierendes
Netzwerk für Forschung und Entwicklung,
Ausbildung und Wirtschaft geschaffen.
Zugänglich für Behinderte
Die öffentliche Nahverkehrsinfrastruktur
soll im Hinblick auf die Zugänglichkeit für
Behinderte verbessert werden.
Das alles soll die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel während des Kulturhauptstadtjahres 2018 wesentlich erhöhen. Nichtsdestotrotz sind Anstrengungen für die schnelle
Umsetzung dringend erforderlich. Maastricht & Euregio 2018 würde eine Unterstützung von europäischer Seite sehr begrüßen .
Zudem wäre es sinnvoll, die Möglichkeiten
für die Erteilung einer grenzüberschreitenden Konzession für den Busnahverkehr zu
prüfen.
1 Der am 19. Oktober 2011 von der Europäischen Kommission eingebrachte Vorschlag
über ein Finanzinstrument für Projektanleihen, die „Connecting Europe Facility“,
ermöglicht eine teilweise Absicherung gegen
die Risiken von Investitionen in grenzüberschreitende Infrastruktur und erleichtert
(und beschleunigt) deren Bau. Derzeit liegt
der Entwurf noch beim Rat der Europäischen
Union und beim Europäischen Parlament.
Erst nach deren Entscheidungen wird klar
sein, ob grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte in der Euregio (z.B. Teile des an das
Strukturkonzept Maastricht 2030 gekoppelten Umsetzungsprogramms), die bisher nicht
in die vorläufige Liste der Europäischen
Kommission aufgenommen waren, dieses
Finanzinstrument in Anspruch werden nehmen können.
117
I N F R A S T R U K T UR
---
P&R
Parkplätze: Garantie für den
Zugang zu Großveranstaltungen, Beispiel Maastricht
Weil sich innerhalb der Euregio ein Ziel am schnellsten per Pkw
erreichen lässt, ist dieser meist das bevorzugte Verkehrsmittel. Das
hat Folgen für das Parkplatzangebot in den Städten. Insbesondere in
Maastricht ist das Parken bereits heute ein Problem.
Innerhalb des Stadtrings stehen gut 7.000 Stellplätze zur Verfügung, außerhalb des Stadtrings weitere 5.000 , davon etwa 2.200 am
Kongresszentrum MECC und etwa 1.800 auf sogenannten Park&Walk
(P&W)-Parkplätzen. Auf ihnen kann man unbegrenzt und günstig
parken und von ihnen aus ist die Maastrichter Innenstadt in etwa
zehn Gehminuten zu erreichen. Insgesamt stehen damit 12.000
Stellplätze in der Maastrichter Innenstadt und deren unmittelbarer
Umgebung zur Verfügung. Darüber hinaus plant Maastricht auf dem
Industriegelände Beatrixhaven den Bau eines Park&Ride-Parkplatzes mit 500 bis 1.000 Stellplätzen. In das Strukturkonzept der Stadt
Maastricht wurde ferner der Plan für den Bau zweier großer Parkplätze im Westen der Stadt aufgenommen (neben den zwei bereits
bestehenden Parkplätzen im Osten Maastrichts). Es ist wichtig, Parkmöglichkeiten und Kulturschwerpunkte gut miteinander zu verbinden. Konkret sollen am Rand der Maastrichter Innenstadt im Dreieck
Belvedère/Tapijn/Céramique die Stellplätze verdichtet werden, damit
über Park&Walk die gesamte Innenstadt erschlossen werden kann.
Das ist eine der dringendsten Strukturmaßnahmen für Maastricht
2018.
Geht man von 3,5 Millionen zusätzlichen Besuchern während der
Kulturhauptstadt-Veranstaltungen in Maastricht im Jahr 2018 aus,
ist das eine Zunahme um fast 20 Prozent im Vergleich zu den Besucherzahlen der Maastrichter Innenstadt in den vergangen Jahren.
Eine allgemeine Zunahme der Besucherzahl um 20 Prozent, verteilt
über ein Jahr, würde bedeuten, dass statt 15 Tagen mit über 8.400
zusätzlichen Autos in den Parkhäusern (den bekannten Spitzenbesuchertagen) mehr als 100 solcher Spitzentage pro Jahr zu erwarten
sind!
Es ist offensichtlich, dass weitere strukturelle Maßnahmen
getroffen werden müssen, sowohl zur Ausweitung der Kapazitäten
als auch als Anreiz für Besucher, andere Verkehrsmittel zu nutzen.
Bereits geplante Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur tragen
im Übrigen zu einer verringerten Parkdichte bei. Man denke zum
Beispiel an den in Bau befindlichen Tunnel der A2, die geplante
Verlegung an der Westseite der Noorderbrug, das Transferium Beatrixhaven, die Park&Walk-Parkplätze im Viertel Belvédère, an der
Tapijn-Kaserne und am Bahnhof Wyck, den Bau der Spartacus-Linie
(S-Bahn Maastricht-Hasselt), den Ausbau des grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehrs nach Lüttich und Aachen, die intensivere
Nutzung des Flughafens Maastricht-Aachen oder an den Ausbau der
Verbindungen zu den großen Flughäfen Düsseldorf und Brüssel.
P&R
P1
P2
P3
P4
P&R
Stand 2018
Auto
RAIL + halte
BUS
P+R
P
Nieuwe P-locatie
P1
Bosscherveld
P2
Franciscus Romanusweg
P3
Tapijn
P4
Randwyck
Centraal stedelijk gebied
Verkeerslichtvrije l.v. route
Maastrichter Parkplatzkonzept 2018
7
4
2
5
1
6
3
Maastrichter Strukturperspektive, Stand 2018
1 Maastricht Kulturhauptstadt 2018
2 A2 Maastricht
3 Randwyck-Nord
4 Verlegung der Zufahrt Noorderbrug und Gebietsentwicklung Belvédère
5 S-Bahn Hasselt-Maastricht
6 Tapijn-Kaserne
7 Beatrixhafen
Stand 2018
Investeren publieke ruimte
Herstructurering
118
I N FR ASTR U KTU R
Chancen und Notwendigkeiten des Tourismus
Touristische Infrastruktur
2 Im Hinblick auf die EXPO 2017 sind die
Hotels in Lüttich dabei, die Kapazität um
mehrere hundert Zimmer zu erweitern. Auch
für Maastricht scheint eine Steigerung der
Kapazität um (höchstens) mehrere hundert
Zimmer sinnvoll (im Hinblick auf die Vollauslastung im Kulturhauptstadtjahr 2018 sowie
im Hinblick auf die strukturell höher bleibende Kapazitätsauslastung danach). Bei 200
bis 250 zusätzlichen Zimmern in Maastricht
(wodurch der geschätzte Belegungsgrad
langfristig bei 70% liegen wird) bedeutet
dies, dass im Jahr 2018 750 bis 800 Zimmer
außerhalb von Maastricht benötigt werden.
Südlimburg und große Teile der Euregio
Maas-Rhein sind seit Langem beliebte Reiseziele. Sie locken mit ihren Landschaften,
ihrer Kultur, ihren Städten mit internationaler Ausstrahlung (allen voran Maastricht),
ihrer Gastronomie und den zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, kurzum mit
Lebensqualität.
Der Kulturtourismus und die Anziehungskraft der Euregio Maas-Rhein genießen international noch nicht voll die verdiente Wertschätzung. Es bieten sich indes
Möglichkeiten, die Euregio neu und besser
zu profilieren.
Falls Maastricht & Euregio 2018 Kulturhauptstadt Europas wird, bietet sich eine
ausgezeichnete, aber auch dringend notwendige Chance, dem Tourismus und der
touristischen Infrastruktur nachhaltige
Impulse zu verleihen. Anhand von Vergleichsstudien über die Erfahrungen unter
anderem in Liverpool und Essen wird davon
ausgegangen, dass die Euregio im Zeitraum
2015-2019 etwa acht Millionen zusätzliche
Besucher erwarten kann. Maastricht & Euregio 2018 will sein Programm so ausrichten,
dass mit 6,4 Millionen Tagestouristen (80
Prozent) und 1,6 Millionen Mehrtagestouristen (20 Prozent) zu rechnen ist.
Bei den mehrtägigen Aufenthalten wird
davon ausgegangen, dass 20 Prozent davon
zweitägig und 80 Prozent dreitägig sind.
25 Prozent der Besucher wird auf Campingplätzen und in Ferienparks, der überwiegende Teil aber in Hotels, Jugendherbergen/
Pensionen und B&B-Unterkünften übernachten.
Daraus folgt ein durchschnittlicher Verbleib von 1,8 Nächten pro Gast (entspricht
dem landesweiten Durchschnitt), wodurch
in der Euregio 2,88 Millionen zusätzliche
Übernachtungen anfielen. Der Tourismus
bietet viele Arbeitsplätze und hat große
Auswirkungen auf das Image von Stadt
und Region. Die Freizeitwirtschaft ist, wenn
richtig angepackt, eine wichtige Säule für
die integrale Gebietsentwicklung und die
Aufwertung der Landschaft und ist ein
Träger wirtschaftlicher Investitionen.
Auch für längere Geschäftsaufenthalte
ist ein attraktives Kulturangebot wichtig.
In der niederländischen Provinz Limburg
werden beispielsweise pro Jahr fast eine Million Übernachtungen von niederländischen
Geschäftsleuten gebucht, wobei Maastricht
als das attraktivste Ziel für Geschäftsreisen
gilt. Doch diese Zahlen sind rückläufig!
In Bezug auf die Euregio insgesamt ist
festzustellen, dass die Städte vor allem
Tagestouristen anziehen, während in ländlichen Gegenden mehrtägige Aufenthalte
häufiger sind. Die Hotelauslastung liegt,
von Ausnahmen abgesehen, unter dem nationalen Durchschnitt (bei etwa 60 Prozent).
In der Summe kann das aber auch positiv
ausfallen. So zum Beispiel für die Region
Südlimburg, die im Jahr 2010 den stärksten
Zuwachs bei innerniederländischen Urlaubsreisen verzeichnete (+15 Prozent) und
damit nationaler Spitzenreiter war. Die Gesamtzahl der innerniederländischen Urlaubsreisen ist im Vergleich zum Jahr 2009
jedoch leicht rückläufig und auch die Prognosen für diesen Tourismusbereich sind wenig vielversprechend. Die Inlandsausgaben
betragen 80 Prozent des Gesamtumsatzes.
Eine stärkere Internationalisierung der Tourismuswirtschaft ist dringend notwendig!
Kapazität
Kapazität der Unterkünfte und ihre
Eignung für alle Ansprüche
Die nachstehende Übersicht zeigt die derzeitige Kapazität pro Jahr in den Hotels,
Jugendherbergen/Pensionen und B&B-Unterkünften der Euregio. Zudem sind eine
Einschätzung der heutigen Belegungssituation (ohne den Kulturhauptstadttitel) sowie
die verfügbaren Kapazitäten für zusätzliche
Gäste angegeben.
Die gesamte Euregio kann nach heutiger
Einschätzung insgesamt gut neun Millionen Gäste (mit unterschiedlichsten
Ansprüchen: junge Menschen, internationale Einkaufstouristen, aktive Senioren, Kulturinteressierte, Erholungssuchende, Städtereisende, Sportler – also von Budget- bis
zu Luxusurlaubern –) zusätzlich aufnehmen, was im Prinzip völlig ausreichend ist,
um den (übrigen) Zustrom von 1,6 Millionen Gästen (bzw. 2,88 Millionen Übernachtungen) aufzufangen.
Geht man von 1,2 Millionen Übernachtungstouristen in Maastricht (verteilt über
die Jahre 2015 bis 2019) aus, wären dies insgesamt 2,22 Millionen Übernachtungen in
der Stadt.
Da diese Berechnung teilweise die heutigen Spitzenbelegungszeiten der Hotels einbezieht, werden zusätzliche Hotelkapazitäten in Maastricht oder die gezielte Nutzung
der Kapazitäten außerhalb der Stadt erforderlich sein. Für das Jahr 2018 werden etwa
1.000 zusätzliche Hotelzimmer benötigt.
Diese Hochrechnungen sind notwendig, um
die Kapazitätsgrenze für Übernachtungen
in der Euregio insgesamt zu prüfen beziehungsweise zu ermitteln.
Qualität und Verteilung
Die Qualität der Unterkünfte im Tourismus- und Beherbergungsgewerbe muss im
Hinblick auf die Aufenthalte im Kulturhauptstadtjahr 2018 in Relation zu den
aktuellen Aufenthalten in der Region betrachtet werden. Aus diesem Grund hat die
Provinz Niederländisch-Limburg Anregungen formuliert, um gemeinsam mit dem
Tourismus- und Freizeitsektor einen Aufwärtstrend herbeizuführen (Absichtserklärung Freizeitwirtschaft, Januar 2012). Dabei
ist die Bewerbung Maastrichts und der
Euregio um den Titel Kulturhauptstadt
Europas 2018 ein wichtiger Aspekt.
In Lüttich denkt man ähnlich. Die Stadt
hat mit der Bewerbung um die Ausrichtung
der EXPO 2017 („Connecting People“) ein
Eisen im Feuer, das für die gesamte Euregio
von Bedeutung ist.
Auf städtischer Ebene geht Aachen im
Jahr 2014 mit dem Karlsjahr voran, in dessen
Rahmen drei bedeutende Ausstellungen
stattfinden werden. Für Belgisch-Limburg
ist 2012 mit der Eröffnung der großen
Kunstmesse Manifesta 9 in Waterschei ein
wichtiges Jahr und das Gallo-Römische
Museum in Tongeren konnte dank der Auszeichnung als bestes Museum Europas des
Jahres 2011 seine Besucherzahlen verdoppeln. Am Beispiel Maastrichts wird im
Folgenden die Situation erläutert. Ein
vergleichbares Profil soll für jede Stadt
ausgearbeitet werden.
Programmplanung im
Hinblick auf Spitzenbelegungszeiten
Viele Einwohner aus der Region kommen
wegen des städtischen Angebots nach Maastricht (unter anderem Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Kultur). Der normale Besucherzustrom wird beeinflusst von Ferien,
verkaufsoffenen Sonntagen und Feiertagen
(sowohl in den Niederlanden als auch in
Belgien und Deutschland) und ist vor und
während der Weihnachtszeit sowie im Monat Juni besonders groß. Touristische Hochsaison sind die Sommer- und Herbstmonate. In den Wintermonaten kommen deutlich
weniger Touristen und Besucher in die
Stadt. Darüber hinaus finden in Maastricht
einige Veranstaltungen statt – die meisten
davon jedes Jahr –, die viele Besucher anziehen. Spitzenzeiten sind der Karneval
(Februar), die Messe TEFAF (März), Preuvenemint (August) und das Event „Magisch
Maastricht“ (Dezember). Das Organisationsbüro Via2018 kennt die Spitzenzeiten,
119
I N F R A S T R U K T UR
Kapazität in Hotels, (Jugend-)Pensionen und B&B-Unterkünften der Euregio auf Jahresbasis*
Jährliche Kapazität
---
Süd-Limburg
Belgisch
Limburg**
Provinz
Lüttich**
Regio
Aachen**
Euregio
Maas-Rhein***
Maastricht
2.963.000
5.333.000
4.848.000
8.726.000
3.430.000
6.174.000
3.738.000
6.728.000
14.978.000
26.960.000
848.000
1.527.000
39%
1.145.000
2.061.000
44%
2.147.000
3.865.000
33%
1.118.000
2.013.000
36%
1.421.000
2.557.000
38%
5.831.000
10.495.000
60%
509.000
916.000
1.818.000
3.272.000
2.700.000
4.860.000
2.312.000
4.162.000
2.394.000
4.310.000
9.225.000
16.604.000
339.000
611.000
Gesamtkapazität (100%)
Gäste
Übernachtungen
Belegung ohne Kulturhauptstadttitel
Auslastung
Gäste
Übernachtungen
Verfügbare Kapazität für das Kulturhauptstadtjahr
Gäste
Übernachtungen
* Zahlen auf Tausend abgerundet / ** Zahlen von 2010 (Südlimburg), 2009 (Belgisch-Limburg) und 2007 (Provinz Lüttich und Regio Aachen)
/ *** Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Kapazitäten der Hotels.Quelle: Policy Research Corporation auf der Basis von CBS, 2010, Übernachtungsmöglichkeiten; CBS, 2010, Gäste in den Hotels: nach Herkunftsland und Region; Statbel, 2009, Anreisen und Übernachtungen je Gemeinde, Steunpunt
Buitenlands Beleid, Toerisme en Recreatie, 2011, Trendbarometer Hotels 2010; CGT, 2011, Statistiques; AGIT, 2008, Tourismus-Barometer Region
Aachen 2007 mit den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg
wird über die Programmplanung eine geeignete Verteilung der Besucherströme steuern und sich um die Steigerung der Zahl der
(Mehrtages )Besucher im Winter, Frühling
und Sommer bemühen. Dies soll unter anderem durch die Organisation großer Ausstellungen und Kongresse gelingen. Zudem
sollen auch die Besucher, die wegen des
städtischen Angebots oder wegen der Kongresse nach Maastricht kommen, dazu angeregt werden, während ihres Aufenthalts
Kulturveranstaltungen zu besuchen. In den
„ruhigen“ Monaten zwischen den drei
Maastrichter Großveranstaltungen können
weitere größere Veranstaltungen organisiert
und kann dadurch eine bessere Verteilung
der Besucherströme sowie ein Ausgleich
zwischen Veranstaltungs- und ruhigen Phasen erreicht werden.
Programmplanung von
Pauschalangeboten /
Beispiele
Bei der Programmplanung ist es vor allem
wichtig, für Besucher von außerhalb der
Region kombinierte Besuche zu ermöglichen. Für Mehrtagesaufenthalte in
Maastricht und der Euregio müssen daher
geeignete Pauschal-/Kombi-Angebote
entwickelt werden. Kulturinteressierten
Besuchern könnte eine Kombination von
anspruchsvollem, über die gesamte Euregio
gestreutem Kernprogramm und weiteren
hochkarätigen Kulturerlebnissen (Gastronomie, Kunstausstellungen oder Kunstmessen) angeboten werden. Für Besucher, bei
denen Kultur nicht im Vordergrund steht,
sind mehrtägige Arrangements denkbar,
die Straßenkunstevents, „Fun Shopping“
und touristische Attraktionen verbinden.
Ein drittes Angebotsmodell könnte die
Vielfalt der Kulturen und Sprachen in der
Euregio nutzen: Französische, deutsche,
niederländische und auch englische Sprachkenntnisse können in dieser kulturell und
sprachlich vielgestaltigen Region in der
Praxis angewandt werden. Schulen könnten
ihre (Sprach-) Ferienprogramme in den Jahren 2015 bis 2019 darauf ausrichten, dadurch
Lehrkräfte, Jugendliche und (indirekt) auch
deren (Groß )Eltern für Sprachen und Kul-
turen begeistern und so eventuelle Vorurteile abbauen.
Das (kulturelle) Programm sollte sich also
darauf konzentrieren, die gesamte Erlebnisvielfalt der Euregio zu erschließen und die
Einwohner der Euregio – und die Besucher
von außerhalb – anzuregen, auf soziale und
kulturelle Entdeckungsreisen zu gehen.
Dies ist im Einklang mit den Zielen und der
Strategie der niederländischen Provinz Limburg bezüglich der „Nutzung“ ihrer zentralen Lage in der Euregio.
Shopping
Nach einer aktuellen Studie von Cushman &
Wakefield ist in den Benelux-Ländern Maastricht nach Brüssel und Amsterdam die
Stadt mit der drittbesten überregionalen
Ausstrahlung („Specialty“). Darüber hinaus
liegt Maastricht in Bezug auf die Besucherzahlen des Stadtzentrums und seiner Einkaufsgelegenheiten weit vorn („Footfall“).
Ähnliches gilt zum Beispiel für Hasselt. Der
Charme und die Vielfalt der Städte und die
große überregionale Anziehungskraft würden auch während des Kulturhauptstadtjahres 2018 als Motor für die Entwicklung
der Region fungieren. Der Titel Kulturhauptstadt Europas 2018 verspricht somit
auch Chancen zum Ausbau des Gastronomieangebots, zum Bau neuer Bürogebäude
und zur Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten. Dabei geht es um ein ausreichend
großes und vielfältigeres Angebot für die
Besucher aus benachbarten und entfernteren Ländern.
Euregionale
Fremdenverkehrsämter:
Tiger
Um Einwohnern und Besuchern ideale
Voraussetzungen zu bieten, die Qualitäten und das touristische Angebot der
Euregio zu entdecken, wird derzeit das
euregionale Tourismusbüro „Tiger“ aufgebaut. Das Projekt ist ein INTERREGGemeinschaftsprojekt der StädteRegion
Aachen in Zusammenarbeit mit dem
Aachen Tourist Service (D), Toerisme
Limburg (B), der Federation Tourisme
Province de Liège (B), Tourismusagentur
Ostbelgien (B) und dem VVV Südlimburg
gemeinsam mit dem VVV Maastricht
(NL). Ziel ist es, innerhalb des gemeinsamen euregionalen Rahmens beim
grenzüberschreitenden Tourismusmarketings, bei der Entwicklung von Tourismusprodukten, bei Reservierung und
Vermittlung (einschließlich Ticketing),
bei der Abstimmung des Routen- und
Veranstaltungsmanagements sowie bei
der Öffentlichkeitsarbeit zusammenzuarbeiten. Erwartet wird, durch die angestrebte Kooperation in der Euregio eine
um 20 Prozent höhere Effizienz zu erreichen. Die Details dieses gemeinsamen
Rahmens sollen Ende 2012 beschlossen
werden. Die Umsetzung ist für 2013 vorgesehen.
Gewenste hoofd-vervoerlijnen 2018
TGV
Hauptwasserstraße
Intercity
Light rail/S-Bah
Autobahn
12 0
KAPITEL 9 :
Evalution und
Monitoring
Durch Evaluation und Monitoring werden der Prozess, die
erreichten Veränderungen, die Programmumsetzung und
die langfristigen Wirkungen der Kulturhauptstadt Europas
verfolgt und ausgewertet. Die Erkenntnisse werden künftige kulturelle Strategien auf lokaler Ebene unterstützen und
sich auf die internationale kulturelle Strategie der Euregio
auswirken. Das Evaluationsprogramm kann als Teil des Kulturhauptstadtprogramms gelten, da es wichtige Prozesse
und Ergebnisse sichtbar macht.
Zur Evaluation gehört auch die Bewertung
des Prozesses „Europa wiederentdecken“.
Der Prozess zielt auf engere Zusammenarbeit, auf größere Sensibilisierung für die
mehrschichtige kulturelle Wirklichkeit des
Alltags und deren Nutzung sowie auf das
Zustandekommen eines „Contrat culturel“.
Auch wird sich die Evaluation mit den Synergien befassen, die durch Verknüpfung des
EU-Programms „Kreatives Europa“ mit dem
Kulturhauptstadtprojekt entstehen können.
Die Evaluation des Kulturhauptsstadtjahres
2018 wird breit angelegt. Auch Aktionen
und Interventionen in das Veranstaltungsprogramm werden einbezogen, bei denen
Stakeholder und Publikum als Bewertungspartner fungieren. Wir wollen nach kreativen und publikumsnahen Wegen suchen,
um sowohl die Öffentlichkeit als auch
Kunstschaffende am Evaluationsprozess zu
beteiligen, und wir wollen die Ergebnisse
auch anders als in gedruckter Form sichtbar
und zugänglich zu machen.
Zielsetzungen
Eine gute Evaluation von Maastricht &
Euregio 2018 erbringt Folgendes:
– verbesserte Umsetzung der Ziele
– verbessertes Monitoring und wirkungsvolle Unterstützung
– zuverlässige Daten über die Euregio, die
den nationalen Kontext übersteigen
– neue Instrumente zur Bewertung des
Laienbereichs
– Erarbeitung einer Evidenzbasis in Bezug
auf kulturelle Wirkungen und Werte
– Rechenschaftslegung gegenüber Geldgebern, Öffentlichkeit und Politik
– Wirkungsnachweis der Kulturhauptstadtaktivitäten für politische Entscheidungsträger
– Chancenverbesserung für die Einwerbung zusätzlicher Mittel (auch solcher,
die nicht für den Kulturbereich bestimmt sind) durch den Nachweis breiter
strategischer Effekte
– Einbeziehung von Hochschulen und
Akademikern (einschließlich Studenten)
in das Projekt
– Erstellung eines nationalen Modells für
Studien zur Kulturpolitik und zu kulturellen Aktivitäten, so dass die Ergebnisse
besser vergleichbar (und wenn möglich
standardisierbar) werden.
bei denen es um Gesundheitswesen, Städtebau, Verkehr, Nachhaltigkeit, kulturelle
Vielfalt und Migration geht. Weitere Projekte sind Dialogue on Urbanism und Cities
(Malta) sowie Mirroring Europe (Maastricht). Maastricht und Valetta gehen beide
von einem „urbanen Labor“ aus für den
Austausch kreativer Ideen und Interventionen – einem lebensnahen Versuchsfeld zur
Bewertung von städtischer Entwicklung,
Städtebau, Erreichbarkeit, öffentlichem
Raum und kulturellen und kreativen Clustern. Im Sinne einer „Ko-Innovation“ werden beide Städte zwischen kleinen und
mittleren Unternehmen der Kreativindustrie Kontakte herstellen, um zu prüfen, welche Chancen bei Design und Kreativität für
Forschung und Entwicklung bestehen und
welche Wachstumsmöglichkeiten es hier
gibt.
Eines der Ziele ist eine Evaluation in aufeinanderfolgenden, zusammenhängenden
Phasen:
1. 2009-2012 thematische Sondierungen,
Nullmessung, Netzwerk- und Programmentwicklung (Bewerbungsschrift) – erste
Bekanntmachung (Konferenzen, Workshops, Veröffentlichungen, Webseite/Blog)
2. 2013-2017 Vorbereitung, Datenarchitektur/Metadaten, Modell für die Prozessevaluation und deren Umsetzung
3. 2018 Wirkungs- und Programmevaluation, Vergleichs- und Kooperationsprojekte
4. 2019-2021 Analyse und Evaluation der
dauerhaften Wirkungen, longitudinale Analyse, Abschlussbericht und dessen Verbreitung, Archivierung.
Partner
Es wurde ein Hochschulnetzwerk mit
dem Schwerpunkt Universität Maastricht
geschaffen. Dem Netzwerk sind weitere
Hochschulen aus der Stadt (Zuyd, Kunstakademien) und der Euregio Maas-Rhein angeschlossen, u. a. Heerlen, Lüttich und Aachen.
Das Netzwerk will ferner auf Vereinigungen
wie die ECoC Policy Group und die ATLAS
Events Special Interest Group sowie auf
spezialisierte Forschungszentren in Brüssel
(Cosmopolis VUB) und London (Cities Institute) zurückgreifen. Schließlich wird auch
die Universität Malta und damit die Partner-Kulturhauptstadt 2018 in das Hochschulnetzwerk aufgenommen. Prof. Sant
Cassia setzt dort momentan zusammen mit
Heritage Malta und der Stadtverwaltung ein
paralleles Evaluationsprogramm um. Die
Koordinierung des Netzwerks übernimmt –
unter seinem neuen Namen – das Centre for
Urban and Euregional Studies (CUES) an
der Universität Maastricht. Bestandteil des
Programms sind der Austausch von Studierenden und Dozenten.
Economic
Impact Study
External
Networks
Visitor Economy
VVV, cities, Limburg,
Contractor e.g.
PRC
Network
Member / Node
Hasselt
University
SEIN
Cities Institute,
London
ATLAS
Events Special
Interest Group
Regional
Studies
Association
Mega-Events
Research
Network
University of
Maastricht
CUES
VUB Brussels
COSMOPOLIS
RWTH
Aachen
Council of
Europe / EU
Culture &
Heritage
Directorate
Zuyd
Hogescholen
CCTE; CSERT;
Centre for
Arts
European
Capitals of Culture
Policy Group
University
of Liège
CEDEM
University
of Malta
2018
Malta-Maastricht
Zu unserem Forschungsnetzwerk gehört
auch die Universität Malta. Mit ihr als
ECoC-Kooperationspartner und Verbindungsglied zwischen den Projektorganisationen Maastricht VIA2018 und Malta V.18
werden gemeinsame Studien und andere
Projekte durchgeführt. Beispiele sind Eudaimonia und Routes (Malta) sowie Speaking in Tongues und Rituals (Maastricht),
VIA2018 Kultur & Entwicklung – University Research & Evaluation Network
Centre for Urban & Euregional Studies, Maastricht University
Prof Graeme Evans, Dr Peter Peters, Dr Meike Wulf, Prof Joop De Jong |
Zuyd Hogeschool - Prof Nol Reverda, Prof Wil Munsters | VUB Brussels Prof Eric Corjin, Dr Bas Van Heur | University of Liège - Prof Marco
Martiniello | RWTH Aachen - Project House HumTec, Dr Andreas Wesener |
Cities Institute, London Metropolitan University - Dr Maggie Gold,
Prof Stephen Page | University of Hasselt - Prof Patrizia Zanoni |
University of Malta - Prof Sant Cassia
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Impressum
Bidbook, 26. Oktober 2012
© Stichting Maastricht Culturele Hoofdstad 2018
Ohne vorherige schriftliche Zustimmung der Stichting
Maastricht Culturele Hoofdstad 2018 darf nichts aus dieser
Veröffentlichung in irgendeiner Form reproduziert werden.
Wir haben uns bemüht, die Urheberrechte an den Fotos
durch Namensnennung im Impressum so weit möglich zu
respektieren.
Danksagung
VIA2018 dankt den Partnern, Partnerstädten und
Partnereinrichtungen, Prof. Luc Soete, Prof. Hans
Mommaas, Prof. Michele De Lucchi und allen die in
irgendeiner Form einen inhaltlichen Beitrag geliefert
haben.
Bewerbungsbüro VIA2018
Centre Ceramique
Avenue Ceramique 50
NL-6221 KV Maastricht
info@via2018.eu
www.via2018.eu
www.euregio2018.eu
Redaktion
Bewerbungsbüro Maastricht VIA2018, Bureau Acultos,
Groep C, Policy Research und alle Partner, Partnerstädte,
Einrichtungen, Informanten und Kollegen, die einen
Beitrag zum Inhalt dieser Bewerbungsschrift geleistet
haben.
Übersetzungen
Balance Maastricht/Amsterdam
Gestaltung
Zuiderlicht Maastricht
Fotos
Unser Dank gilt allen, die uns Bildmaterial zur Verfügung
gestellt haben und die nicht in den Bildunterschriften
genannt sind: Toine Aretz, Ermindo Armino, Artgineering,
Peter Bastings, Vincent van den Berg, Loraine Bodewes,
Morten de Boer, Bonnefantenmuseum, Sueli Brodin, Roger
op den Camp, Continium Kerkrade, Cineart, Code Maastricht, Peter Cox, Mine Dalemans, Sarah Dolahsek, Philip
Driessen, DSM - De Mijnen, Europäische Gemeinschaft, Ben
van Duin, Kiet Duong, John Dummer, Kurt van der Elst,
Benjamin Frere, Guy van Grinsven/Studiopress, Duane
Hanson, Dennis Hambeukers, Andreas Hermann/Stadt
Aachen, Harry Heuts, Peter Hinschlaeger, Egid van Houtem,
Chris Keulen, Gallo Romeins Museum, Maurice Hermans,
Marcel van der Heyden, Hollandse Hoogte, Bert Janssen,
Jan van Eyck Academie, E.M. van Loon, Thomas Manneke,
Universität Maastricht, Werner Mantz, MCM Productions,
Marres, Maurer United Architects, MCM Productions, Paul
Mellaart, Museum aan het Vrijthof, Rob Nijpels, Arnaud Nilwik, Ogen-blik.be, Opera Zuid, Nol Pepermans/Nederlands
Fotomuseum, Marie-Françoise Plissart, Branko Popovic,
RHCL, Bas Quadvlieg, Joern Sackermann, Kris van der
Sande, Sander Sanders, Arjen Schmitz, Martin Stevens,
Kenneth Tan, Hugo Thomassen, Klaus Tummers, Kristof
Vrancken, Vesteda (Corné Netten), VVV Maastricht, WMC,
Kim Zwarts und Zuiderlicht.
Gebiets- und Perspektivkarten
Gebietskarten: Jo Coenen Architects & Urbanists
in Zusammenarbeit mit Jos Bosman, Jing Zhang, Raoul
Vleugels, Antoine van Erp, Jacqueline Peters und Manon
Linden von der
TU Eindhoven. Perspektivkarten Maastricht: Stadt Maastricht (u.a. Palmbout).
Gefinancierd door het Europees Fonds voor Regionale Ontwikkeling
(EFRO). De Europese Comissie investeert in uw toekomst
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Europa existiert!
Europa existiert wirklich und liegt mitten
in der Euregio Maas-Rhein! Maastricht
und die Euregio sind die Zugpferde eines
neuen Europa der Bürger, in dem eine
bunte Vielfalt an Kulturen, Sprachen,
Traditionen und Landschaften die Menschen verbindet.
Onno Hoes / J.F.M. Bovens
„Wenn der Prozess zum Produkt wird,
wenn die Grundlage der Zusammenarbeit
der Mut zum Experiment ist, wenn die
Region als Versuchslabor fungieren will,
dann ist ein gelebtes Europa möglich, ein
Europa, das von seinen Bürger geschätzt
wird.“
Huub Smeets
Maastricht & Euregio will 2018 als
Kulturhauptstadt Europas 2018
die Menschen erneut für das europäische
Projekt begeistern.
Dr. Jürgen Linden:
Der Vertrag von Maastricht war 1992
die Geburtsstunde der Europäischen Union. Es war auch der erste
Vertrag auf europäischer Ebene, der
einen Kulturparagrafen enthielt.
2018 ist der Vertrag genau 25 Jahre
in Kraft, ein Jubiläum, das uns die
Chance bietet, den Vertrag – unseren
Maastrichter Vertrag – gemeinsam
mit unseren Bürgern von unten auf
mit neuem Inhalt zu erfüllen! Europa existiert wirklich und liegt mitten in der Euregio Maas-Rhein!
Maastricht und die Euregio sind die
Zugpferde eines neuen Europa der Bürger, in dem eine bunte Vielfalt an Kulturen, Sprachen, Traditionen und
Landschaften die Menschen verbindet.
Der europäische Gedanke steht mehr
denn je zur Diskussion. Maastricht und
die Euregio Maas-Rhein sind bereit, für
positive Impulse zu sorgen. Die Kandidatur als Europäische Kulturhauptstadt 2018 stimuliert unsere Bürger,
neue Formen des Zusammenlebens
über Grenzen hinweg zu entwickeln.
Die Bevölkerung unserer Euregio ist es
von jeher gewohnt, auch jenseits der
Grenzen einzukaufen, dort die Freizeit
zu verbringen oder sich eine Wohnung
oder Arbeitsstelle zu suchen. Schon früher stellten eine andere Sprache und
Währung kein Hindernis dar. Und seit
Unterzeichnung des Maastrichter Vertrags wuchs eine ganze Generation junger Menschen heran, die diese „Grenzenlosigkeit“ liebt. Für sie ist Europa
keine Welt der Abgrenzung, des nationalen Andersseins und (zu) vieler Vorschriften. Die „Generation Maastricht“
lässt sich beim Studieren, Shoppen und
bei Konzertbesuchen nicht durch
Grenzen aufhalten. Diese Jugendlichen
sprechen eine gemeinsame Sprache,
tauschen über Grenzen hinweg Erfahrungen aus und folgen denselben
Trends. Die Erlebniswelt der Jugendlichen ist – ebenso wie ihr Bewegungsraum – international.
Maastricht und die Euregio werden
als Europäische Kulturhauptstadt 2018
alle Bürger einladen, auf der Grundlage
kultureller Vielfalt und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg am neuen
Europa mitzubauen, an einem Europa
mit Chancen für jeden. Wir laden Sie
nicht ohne Grund dazu ein.
Die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas 2018 wäre ein großartiger
Katalysator für die Zukunft unserer
Euregio. Euregionale Zusammenarbeit
ist unsere Erfolgsparole. Sie ist machbar, wenn es uns gelingt, eine solide
wirtschaftliche, kulturelle und politische Integration mit Respekt für Diversität zu verwirklichen, mit besseren
Verbindungen und einer noch engeren
Kooperation zwischen unseren Bürgern, Unternehmen und Institutionen
und mit klaren Aufgaben für Stadt und
Land. Darin liegt unsere Zukunft.
Unser Angebot an Europa ist, den Titel
Kulturhauptstadt als Stimulus für
strukturelle Verbesserungen in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Wissen, Tourismus, öffentlicher
Verkehr und Mobilität zu nutzen.
Wir wollen Europa ein inspirierendes
Beispiel geben.
Auf diese Herausforderung lassen
wir uns gemeinsam mit unseren Partnerstädten Heerlen, Sittard-Geleen,
Lüttich, Aachen und Hasselt und
den belgischen Provinzen Limburg
und Lüttich, der Deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens und der Regio
Aachen ein. Auch Tongeren, Genk und
Sint Truiden und viele andere wollen
uns nach Kräften unterstützen und
einen aktiven Beitrag leisten. Die Stadt
Maastricht und die Provinz Limburg
ziehen an einem Strang, scheuen nicht
vor der finanziellen Verantwortung zurück und sind Schrittmacher für ihre
Partner auf dem Wege zur Kandidatur
Maastrichts und der Euregio. Die Euregio liegt am Schnittpunkt dreier Länder. Sie ist ein Gebiet, in dem Dialekte
und offizielle Landessprachen bunt
durcheinander laufen, wo sich die
romanische und germanische Kultur
begegnen, ein Gebiet mit einer gemeinsamen Geschichte, in dem Karl der Große um 800 das erste wirklich europäische Reich gründete und in dem zwölf
Jahrhunderte später der Euro geboren
wurde.
Die Bürger Maastrichts, der europäischsten Stadt der Niederlande, und die
Bürger der Euregio Maas-Rhein fordern
Sie auf, mithilfe der Kultur an einem
neuen Europa zu bauen. Wir – und
dazu gehört auch die „Generation
Maastricht“ – weisen Ihnen gern den
Weg.
Onno Hoes
Theo J.F.M. Bovens
Bürgermeister der Stadt Maastricht
Kommissar der Königin der Provinz
Limburg
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Eine herausfordern- Ein Versuchslabor
de und notwendige und Modell für
Europa
Bewerbung
„Wenn der Prozess zum Produkt
wird, wenn die Grundlage der
Zusammenarbeit der Mut zum
Experiment ist, wenn die Region als
Versuchslabor fungieren will, dann
ist ein gelebtes Europa möglich, ein
Europa, das von seinen Bürger geschätzt wird.“
Maastricht und seine Partner in der
Euregio Maas-Rhein durchlaufen bei
ihrer Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt 2018 einen gewichtigen
gemeinsamen Prozess. Er ist so bedeutsam, weil Verbindungen zwischen
Städten, Kultureinrichtungen, Ensembles und zwischen den Menschen
geknüpft werden. Es werden dauerhafte Bindungen angestrebt, Bindungen,
die nicht nur für das Jahr 2018 gelten,
sondern auch für den Zeitraum davor
und danach.
Deshalb haben wir unseren Prozess
„VIA2018“ genannt: auf dem Wege via
die Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt Maastricht 2018
wollen wir – zusammen mit den Partnerstädten der Euregio – etwas erreichen, was diese Region dringend
braucht. Der Inhalt und die Art und
Weise, in der wir diesen Prozess in Angriff nehmen, tragen dazu bei, dass
die Region in der Zukunft lebensfähig
bleibt. Maastricht und die Euregio wollen ein Gebiet sein, aus dem Jugendliche nicht länger wegziehen, weil sie die
nationalen Metropolen interessanter
finden. Die Euregio will, dass sich Einwohner und Zuwanderer hier heimisch
fühlen, sie will für die Wirtschaft
Gewicht haben und bei Kunst und Kultur mitzählen. Die Region soll zu einem
Ort der Begegnung werden, wo Traditionen ebenso zu ihrem Recht kommen
wie das Experiment, eine Region mit
einem unverkennbar eigenen Profil. Bei
diesem Prozess ist für uns Kultur die
Quelle und der Träger von Identitäten.
Für viele ist die Euregio Maas-Rhein
ein abstrakter Begriff, eine geografische
Bezeichnung, mit der im Allgemeinen
nur Wenige etwas anfangen können.
Die Kandidatur Maastrichts und der
Euregio Maas-Rhein als Kulturhauptstadt 2018 setzt eine Bewegung in
Gang, mithilfe von Kultur Menschen,
Institutionen und Unternehmen über
die Grenzen hinweg zu verbinden und
zur Bewältigung neuer Herausforderungen zu ermutigen. Und das ist
machbar, und zwar zum einen durch
die Nutzung des Mehrwerts, den die
soziale, kulturelle und ökonomische
Diversität der Region bietet, zum ande-
ren durch die Chancen, die aus der Synergie dieser Vielfalt entstehen. Es geht um
ein Handlungskonzept, das zur Artikulierung gemeinsamer, verbindender „Geschichten“ führen soll, durch die die Region für ihre Bewohner neue Bedeutung, ja
eine Seele erhält. Die Bevölkerung muss
sich mit ihrer Region verbundener fühlen,
ihre Werte schätzen lernen und die sich
bietenden Möglichkeiten nutzen. Den gleichen Lernprozess sollte auch Europa insgesamt durchlaufen – denn gerade in einem
Europa, das sich in der Krise befindet,
muss der schlummernde Schatz seiner kulturellen Vielfalt gehoben werden.
Der Prozess VIA2018 wird so gestaltet,
dass sich auch dann, wenn Maastricht den
Titel nicht erhält, alle Anstrengungen positiv auf unsere in der Euregio verfolgten
Ziele auswirken. Schon in der Vorbereitung auf 2014 und 2018 werden Verbindungen geknüpft und Ergebnisse verbucht,
die für die Struktur und den Charakter der
Region wertvoll sind.
Nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft und wechselnder europäischer Allianzen sind Maastricht und Südlimburg
nun schon seit zwei Jahrhunderten ein
fester und markanter Teil der Niederlande.
Südlimburg bildet gemeinsam mit den
umringenden Landschaften der Euregio
den idealen Kontext für einen Prozess, der
für uns, für die Niederlande und Europa
wertvoll und notwendig ist.
Huub Smeets
Vorstandsvorsitzender der Stiftung Maastricht und Euregio Maas-Rhein, Kandidat
für Kulturhauptstadt Europas 2018
Maastricht – Euregio in 2018: ein dynamisches kulturelles Laboratorium als Modell für Europa
umsetzen: «Wenn ich Europa noch einmal von vorne gestalten dürfte, ich würde
mit der Kultur beginnen.»
Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte – für Frieden, Freiheit und
Demokratie, auch für die Entwicklung
der Wissenschaft, der Wirtschaft,
des Handels und des Arbeitsmarktes.
Der Maastrichter Vertrag von 1992 hat
maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen, von dem wir Bürgerinnen und
Bürger erheblich profitieren.
Augenblicklich ist Europa allerdings in
einer tiefen Krise. Der Euro ist instabil,
die politischen Institutionen haben keine Patentrezepte zur Lösung, die Menschen zweifeln am Zusammenhalt, an
der Zukunftsfähigkeit des Projektes.
Sie zweifeln auch an ihrer eigenen Rolle
bei der künftigen Entwicklung. Deshalb werden Egoismen größer und
nationale Interessen stärker betont.
Es gilt, Europa neu zu definieren.
Während die Politik dies über eine Fiskal– und später Politische Union versuchen will, haben sich im Dreiländereck
Deutschland, Belgien, Niederlande,
13 Partner der Euregio Maas-Rhein um
Maastricht geschart, um Europa über
die Kultur zu erneuern.
Maastricht & Euregio will als Kulturhauptstadt Europas 2018 die Menschen erneut für dieses europäische
Projekt begeistern, eine neue Kultur
des Denkens und des Handelns entstehen lassen, mit Träumen und Visionen
neue Leidenschaften entfachen, künftige Formen des Zusammenlebens im
städtischen und grenzüberschreitenden Raum erproben, ein künstlerisches
und mentales Netzwerk der Verbindungen schaffen, grenzüberschreitende
Sprach- und Bildräume kreieren und so
ein dynamisches kulturelles Laboratorium entstehen lassen, das Modell für das
Europa von morgen ist.
Maastricht und seine Partner sind
hoch motiviert, die gesamte Region für
dieses Ziel zu mobilisieren, möglichst
viele Bürgerinnen und Bürger in das
Programm und seine Vorbereitung einzubeziehen und so künstlerische und
kreative Talente zu wecken, vor allem
aber auch mit den übrigen Euregios in
Europa in Kontakt zu treten, um über
die Zusammenarbeit mit den dortigen
Schlüsselinstitutionen und -personen,
aber auch den dortigen Bürgerinnen
und Bürgern die Idee vom neuen Europa auf kultureller Ebene voranzutreiben.
Der Maastrichter Vertrag von 2018
wird die Erkenntnis von Jean Monnet
Dr. Jürgen Linden
Vorsitzender des Aufsichtsrats der
Stichting Maastricht und Euregio MaasRhein Kandidat Europäische Kulturhaupstadt 2018
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PROVINCIE
NEDERLANDS
LIMBURG
PROVINCIE
BELGISCH
LIMBURG
SITTARD-GELEEN
GENK
HASSELT
SSELT
HEERLEN /PARKSTAD
MAASTRICHT
TONGEREN
AACHEN
REGIO AACHEN
N
LIÈGE
PROVINCE DE LIÈG
GE
DEUTSCHSPRACHIGE
GEMEINSCHAFT
BELGIENS