Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
126 kB
Datum
08.11.2011
Erstellt
25.10.11, 04:04
Aktualisiert
03.11.11, 04:12
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Gesundheitsbericht
Schuleingangsuntersuchung
2010/2011
1
Kinder- und Jugendgesundheit
Gesundheit der Schulanfänger
Zwischen November 2010 und Mai
2011 wurden, wie in den vorangegangenen Jahren, vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst der Abt. Gesundheit des Kreises Euskirchen die
Kinder vor der geplanten Aufnahme in
die Grundschule untersucht. Ziel ist,
möglichst vor der Aufnahme in die
Grundschule, schulrelevante Defizite
zu erkennen und ggf. Fördermaßnahmen aufzuzeigen. Daher ist neben
den allgemeinen Untersuchungen und
den Untersuchungen zu den Seh- und
Hörfähigkeiten auch die Erhebung des
kognitiven und sozial-emotionalen
Entwicklungsstandes von Bedeutung.
In Nordrhein-Westfalen hatten sich die
Kinder- und Jugendgesundheitsdienste
auf den SOPESS-Standard (Sozialpädiatrisches Entwicklungsscreening
für
Schuleingangsuntersuchungen)
geeinigt, der in Zusammenarbeit vom
LIGA (Landesinstitut für Gesundheit
und Arbeit) NRW und vom Zentrum für
klinische Psychologie der Universität
Bremen entwickelt wurde. Gründe waren die Anpassung an das sich ändernde Einschulungsalter, der Einbezug neuer Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, die Berücksichtigung neuer standardisierter Aufgaben, messbarer Kriterien und aktuelle Normierungen sowie die Berücksichtigung der Rückmeldungen aus der
Praxis. Die Bereiche für das Screening
sind in Tab. 1 zusammengefasst:
Visuomotorik
Aufmerksamkeit
Zahlen- und Mengenvorwissen
Visuelles Schlussfolgern
Sprache
Motorik
Tab. 1: SOPESS – abgedeckte Bereiche des Screeningverfahrens
Jetzt, 2 Jahre nach der Einführung von
SOPESS wurde, anhand von 2009
ausgewählten Schülern aus NRW, die
sich also inzwischen in der 2. Klasse
befinden, in einer Validierungsstudie
zum SOPESS auf der Grundlage der
Leistungen der Schüler/Schülerinnen
und den Vorhersagewerten das
SOPESS-Verfahren überprüft. Die Ergebnisse der Universität Bremen zeigten gute Zusammenhangmaße zwischen vorschulischem Screening und
Schulleistungen in der 2. Klasse.
Dieser Bericht zur Gesundheit der
Einschüler und Einschülerinnen im
Kreis Euskirchen befasst sich diesmal
ausführlicher mit der Frage, ob und in
welchem Maße der soziale Status die
Gesundheit mit beeinflusst, auch vor
dem Hintergrund, dass im Ergebnis
die Schuleingangsuntersuchung 2010/
2011 kaum Unterschiede zur Schuleingangsuntersuchung
des
vorangegangenen Jahres zeigt.
Verschiedene Untersuchungen, u.a.
auch die KiGGS-Studie, zeigen, dass
Kinder aus sozial benachteiligten Familien Diagnose- und Behandlungsdefizite im Vergleich zu Kindern aus
sozial besser gestellten Familien aufweisen. KiGGS stellt daher die
Chancengleichheit und Gerechtigkeit
für diese Kinder in Frage.
2
Ergebnisse aus der Schuleingangsuntersuchung 2010/2011
Im Kreis Euskirchen werden vor der
Einschulung alle Kinder vom Kinderund Jugendgesundheitsdienst untersucht und die Ergebnisse einheitlich
dokumentiert. Bei der Einschulungsuntersuchung wird auch eine Sozialanamnese erhoben, dabei wird aus
dem Bildungs- und Ausbildungsabschluss der Eltern ein Score gebildet,
der den Sozialstatus widerspiegelt.
Dieser Score wird landesweit als Standard benutzt.
In der Schuleingangsuntersuchung
2010/2011 wurden bis zum 31. Mai
1802 Kinder untersucht, 53,1 % Jungen und 46,9% Mädchen. Entspre-
chend der Gesamtkinderzahl wurden
1802 Sozialfragebögen ausgegeben.
1007 Fragebögen wurden beantwortet
zurückgeschickt, d.h. ca. 56 % konnten
ausgewertet werden.
17,3 % der Kinder hatten einen Migrationshintergrund, d.h. alleine ein deutscher Pass wurde als nicht ausreichend angesehen, sondern die Herkunft der Eltern, weil damit die Sprache
in den ersten Lebensjahren besondere
Berücksichtigung erfährt. Die Spannbreite betrug von 2,4% (Gemeinde
Dahlem) bis 29,8% (Stadt Euskirchen).
Über 11% der Schüler/Schülerinnen
lebte bei einem alleinerziehenden Elternteil.
Untersuchte Kinder
Mädchen
Jungen
Rücklauf der Sozialfragebögen
Deutsche Kinder
Kinder mit Migrationshintergrund
Wohnhaft bei leiblichen Eltern
Wohnhaft bei alleinerziehendem Elternteil
Medizinische Betreuung durch einen Kinderarzt
Medizinische Betreuung durch einen Allgemeinmediziner
1802
46,9%
53,1%
55,9%
82,7%
17,3%
67,6%
11,3%
86,8%
4,7%
Tab. 2: Allgemeine Items
Sehen / Hören / Sprache
Die Störungen im Seh- und Hörbereich
haben sich im Vergleich zur letzten
Einschulungsuntersuchung nicht wesentlich verändert. Ein Teil der Kinder
war bereits in augenärztlicher (16,9%)
oder
HNO-ärztlicher
Behandlung
(2,8%). Erstmals auffällige Befunde
zeigten sich im Sehtest bei 15,7% der
Kinder und im Hörtest bei 4,3% der
Kinder, sodass eine Überweisung für
die ambulante Praxis erfolgte. Dies ist
ein leichter Rückgang gegenüber dem
Einschulungsjahrgang 2009/2010. Geringfügig zugenommen haben die
Sprachstörungen von 23,2% 2008/
2009 über 27,1% im Einschulungszyklus 2009/2010 und nunmehr auf
28,9% in diesem Jahr (Abb. 1).
3
2011
2010
2009
Prozent
0
10
20
Sehstörung
30
Hörstörung
40
50
Sprachstörung
Abb. 1: Entwicklung der Seh- und Hörstörung sowie der Sprachstörung der letzten 3 Einschulungsjahrgänge im Kreis Euskirchen
Ebenfalls keine wesentlichen Veränderungen zeigten sich beim Übergewicht und der Adipositas. Berechnungsgrundlage ist der BMI für
Kinder. Seit Jahren liegt im Kreis Eus12
kirchen der prozentuale Anteil derjenigen Kinder, die an Übergewicht
und Adipositas leiden zwischen acht
und zehn Prozent (Abb. 2).
Prozent
10
8
4,5
3,5
6
4,7
4
2
5,1
4,8
3,5
0
2009
2010
Übergewicht
2011
Adipositas
Abb.2: Anteil der Kinder von Übergewicht und Adipositas in Prozent des Einschlungsjahrganges 2010/2011 im Kreis Euskirchen
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für
andere Items wie die Visuomotorik, die
visuelle Wahrnehmung oder die Früherkennungsuntersuchungen. In der
letzten Schuleingangsuntersuchungswelle 2009/2010 nahmen 90,1% die
U8 in Anspruch, in diesem Jahrgang
2010/2011 89%. Die U8-Untersuchung
wurde als Item ausgewählt, da dies die
letzte U-Untersuchung vor der Einschulung ist, die nach dem Alter des
Kindes vorhanden sein müsste. Auf4
der diesjährigen Einschulungswelle.
Eine Grundimmunisierung nach zwei
erfolgten MMR-Impfungen zeigten
89,6% der Schüler und Schülerinnen
(2009/2010: 89,5%). Diese Zahlen belegen, dass sich sowohl die UUntersuchungen, als auch die Durchimpfungsrate auf hohem Niveau bewegen und sich kaum von den Ergebnissen des Vorjahres unterscheiden.
grund des niedrigeren Einschulungsalters ist zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung noch nicht bei allen Kindern die U9-Untersuchung angezeigt.
1579 Kinder konnten bei der Einschulungsuntersuchung einen Impfausweis
vorlegen.
Eine
Grundimmunisierung für die Hepatitis B
zeigten im Jahr zuvor 93,2%, 93,1% in
Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung und Sozialdaten
eine zentrale Rolle spielt, dargelegt
werden konnten jedoch ebenso Unterschiede aufgrund der Migration in einigen Items.
Den Heften der Früherkennungsuntersuchungen konnte entnommen
werden, dass bei 89% die Früherkennungsuntersuchung U8 durchgeführt wurde, d.h. bei 11% der Kinder
ist keine U8-Untersuchung durchgeführt worden. Es zeigt sich, dass
Eltern mit einem niedrigen Sozialstatus
die
Früherkennungsuntersuchungen
weniger wahrnehmen als Eltern mit
mittlerem und hohem Sozialstatus
(Abb. 3).
Im weiteren Verlauf wird in diesem Bericht der Focus auf den Zusammenhang zwischen den erhobenen Daten der Schuleingangsuntersuchung 2010/2011 und den von
den Eltern erhobenen Sozialdaten gelegt.
Belegt wird auch im Kreis Euskirchen
ein enger Zusammenhang zwischen
Gesundheit und sozialer Schicht. Untersucht wurde zudem, ob sich Unterschiede in der Gesundheit bei Kindern
mit Migrationshintergrund feststellen
ließ. Es zeigte sich, dass grundsätzlich
auch hierbei die soziale Zugehörigkeit
U9
U8
U7
Prozent
75
80
nied.Soz.
85
90
mittl. Soz.
95
100
hoher Soz.
Abb.3: Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchung unter
Berücksichtigung des Sozialstatus der Schuleingangsuntersuchung
2010/2011 im Kreis Euskirchen
5
Sehr deutlich zeigten sich die Unterschiede zwischen den Kindern mit
Migrationshintergrund und deutschen
Kindern insbesondere bei mittlerem
und hohem Sozialstatus. Während
7,5% der deutschen Eltern aus dem
mittleren sozialen Status die U8 nicht
in Anspruch genommen hatten, waren
dies bei Eltern mit Migrationshintergrund 16,9%. Bei deutschen Eltern mit
einem hohen sozialen Status hatten
5,5% keine U8 in Anspruch genommen, aber 15,8% der Eltern mit
Migrationshintergrund und einem hohem Sozialstatus (Abb. 4).
.
Prozent
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
nied. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Deutsche Kinder
Kinder mit Migrationshintergrund
Abb.4: Nichtinanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchung U8
unter Berücksichtigung des Sozialstatus und der Herkunft der Schuleingangsuntersuchung 2010/2011 im Kreis Euskirchen
Bei 8,2% der Kinder wurde bei der Einschulungsuntersuchung
ein
Übergewicht und eine Adipositas festgestellt. In der Differenzierung nach
dem sozialen Status zeigt sich, dass
insbesondere die Kinder, die aus einem niedrigen sozialen Umfeld kommen, besonders häufig übergewichtig
und adipös sind (Abb.5).
6
Übergewicht und Adipositas
Prozent
20
16
13,5
12
8,1
8
5,8
4
0
nied.Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 5: Anteil der Kinder mit Übergewicht und Adipositas der
Einschulungswelle 2010/2011 im Kreis Euskirchen nach Sozialstatus
Hinsichtlich des Impfstatus fällt auf,
dass je höher der Bildungsgrad und
der soziale Status der Eltern, desto geringer ist der Durchimpfungsgrad. Dies
zieht sich durch fast alle Impfungen.
Da jedoch insgesamt der Durchimpfungsgrad zwischen 90% und 97%
liegt, sind dementsprechend die meisten Unterschiede relativ gering. Am
deutlichsten zeigt sich der Unterschied
noch bei der Hepatitis B-Impfung.
Während bei Kindern aus einem Elternhaus mit niedrigem sozialen Status
96,9% eine Grundimmunisierung vorweisen konnten, zeigte sie ein Durchimpfungsgrad von 90% bei Kindern
aus einem Elternhaus mit hohem Sozialstatus (Abb.6).
Hep.B - Grundimmunisierung
Prozent
100
96,9
95
93,2
90
90
85
80
nied. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb.6: Durchimpfungsgrad der Hepatitis-B-Impfung zum Zeitpunkt
der Schuleingangsuntersuchung 2010/2011 nach Sozialstatus
7
Insbesondere die Bereiche aus dem
Sozialpädiatrischen
Entwicklungsscreening und damit die Kriterien, die
für die Schulleistungen von Bedeutung
sind, zeigen deutlich, dass eine wesentliche Korrelation zwischen dem
sozialen Status und den ermittelten
Ergebnissen besteht. Ausgewählt wurden im vorliegenden Bericht aus dem
SOPESS die Items Visuomotorik, visuelle Wahrnehmung und Sprache.
Die erfassten Kompetenzen der Visuomotorik beziehen sich auf die sog.
Graphomotorik und das visuellen Abscannen, d.h. beschrieben wird das
Zusammenspiel von feinmotorischen
Leistungen und visuellen Wahrnehmungskomponenten. Die Aufgaben
liegen im Formen zeichnen und im
Abmalen von aufgezeichneten einfachen Gegenständen. Beobachtet
wird insbesondere die Umsetzung der
visuell erfassten Strukturen in die Bewegung über einen Stift.
Es zeigte sich bei über 1/4 aller Kinder
aus einem Elternhaus mit niedrigem
Sozialstatus ein auffälliger visuomotorischer Befund. Demgegenüber lag der
auffällige Befund bei Kindern aus einem Elternhaus mit hohem Sozialstatus bei 7%.
Dies bedeutet, dass der Unterschied
zwischen den Kindern aus einem Elternhaus mit niedrigem Sozialstatus
um den Faktor 3,7 erhöht ist gegenüber den Kinder aus einem Elternhaus
mit hohem Sozialstatus (Abb. 7).
Auffällige Visuomotorik
Prozent
30
3,7-fach
25
20
15
10
5
0
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 7: Anteil der Kinder mit auffälliger Visuomotorik der
Einschulungsuntersuchung 2020/2011 nach Sozialstatus
Von Bedeutung sind auch die visuellen
Wahrnehmungsfähigkeiten und das
Schlussfolgern als Vorläuferfähigkeiten
für die Schulleistungen. Die erfassten
Kompetenzen liegen auf dem Erkennen von Zusammenhängen, Problem-
lösefähigkeiten und der Analyse visueller Reize. In den Aufgaben müssen
Gleichheiten, Klassifikationen und Analogien erkannt werden. Eine auffällige
visuelle Wahrnehmung zeigte sich bei
Kindern aus einem Elternhaus mit
8
niedrigem Sozialstatus bei 13,5%, bei
Kindern aus einem Elternhaus mit hohem sozialen Status bei lediglich 1,6%.
D. h., fast jedes 7. Kind aus einem El-
ternhaus mit niedrigem Sozialstatus
hat Schwierigkeiten mit diesen Vorläuferfähigkeiten (Abb. 8).
Auffällige visuelle Wahrnehmung
Prozent
16
14
12
10
8
6
4
2
0
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 8: Anteil der Kinder mit auffälliger visueller Wahrnehmung
der Einschulungsuntersuchung 2020/2011 nach Sozialstatus
Von besonderer Bedeutung ist die Beurteilung der Sprachfähigkeiten, denn
Sprache ist eines der wichtigsten Elemente im Zusammenleben und in unserer Kommunikation. Im SOPESS
werden in den Aufgaben Präpositionen,
Pluralbildung,
Pseudowörter
und
Artikulationen abgefragt. Damit werden
die Sprachentwicklung, die Grammatik
und das phonologische Arbeitsgedächtnis erfasst. Die expressive Sprache
spiegelt das gesprochene Wort, den
sprachlichen Ausdruck wider. Wie im
ganzen Bundesgebiet, wird auch im
Kreis Euskirchen das Sprachvermögen
vom Sozialstatus mit beeinflusst.
Bei fast jedem 4. Kind aus Familien mit
niedrigem Sozialstatus ist die expressive Sprache auffällig, bei Kindern
aus dem Milieu mit mittlerem Sozialstatus verringert sich der Anteil um mehr
als die Hälfte auf knapp 12%, so dass
noch jedes 8. Kind eine Auffälligkeit im
sprachlichen Ausdruck zeigte. Hingegen
zeigten Kinder aus Familien mit ei-
nem hohen Sozialstatus lediglich eine
Auffälligkeit von 4,2% (Abb. 9). Differenziert nach der Herkunft konnte festgestellt werden, dass der Anteil der
Kinder aus dem Milieu mit niedrigem
Sozialstatus keine wesentlichen Unterschiede aufwiesen. Einen geringfügig
höheren Wert von 26,4% zeigten die
Kinder mit Migrationshintergrund gegenüber den deutschen Kindern mit
23,5%. Während sich die Kinder mit
Migrationshintergrund im niedrigen
(26,4%) und mittleren Sozialstatus
(23,8%) kaum unterschieden, konnte
festgestellt werden, dass bei diesen
Kindern ein deutlicher Unterschied zwischen dem mittleren (23,8%) und dem
hohen Sozialstatus (9,3%) besteht.
Zudem zeigte sich, dass - hinsichtlich
der Auffälligkeit in der expressiven
Sprache - der Anteil der Kinder mit
Migrationshintergrund aus Familien mit
mittlerem Sozialstatus ca. 2 ½ mal höher ist, als bei deutschen Kindern. Das
gleiche Verhältnis zwischen deutschen
9
Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund findet sich beim hohen
Sozialstatus wieder (Abb. 10).
Auffällige expressive Sprache
Prozent
30
24,3
25
20
15
11,8
10
4,2
5
0
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 9: Anteil der Kinder mit auffälliger expressiver Sprache
der Einschulungsuntersuchung 2010/2011 nach Sozialstatus
Auffällige expressive Sprache
Prozent
30
25
26,4
23,8
23,5
20
15
9,3
8,9
10
3,7
5
0
nied. Soz.
Deutsche Kinder
mittl. Soz.
hoher Soz.
Kinder mit Migrationshintergrund
Abb. 10: Anteil deutscher Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund mit auffälliger expressiver Sprache unter Berücksichtigung
des Sozialstatus und der Herkunft der Schuleingangsuntersuchung
2010/2011 im Kreis Euskirchen
10
Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst
Die Daten dieses Berichtsteils sind
der Reihenuntersuchung des Schuljahres 2010/2011 im Kreis Euskirchen
entnommen.
In 123 Kindergärten wurden 4385
Kinder untersucht. In 42 Grundschulen 7095 Schüler sowie in 19
weiterführenden Schulen und 11
Förderschulen 2869 Jugendliche.
Kariesprävalenz und Sanierungsgrad bei den 6-7jährigen Kindern
Der Kariesbefall der Zahnkrone kann
mit dem DMF-T Index (Decayed/ Missing/ Filled-Teeth) beschrieben werden. Dieser Index erfasst Zähne, die
aufgrund von Karies zerstört, mit einer Zahnfüllung versehen oder gezogen worden sind.
Dabei gibt die Komponente MT („missing teeth“) Aufschluss über den An-
teil der fehlenden Zähne, die Komponente FT („filled teeth“) über den Anteil der gefüllten Zähne und die Komponente DT („decayed teeth“) über
den Anteil der kariösen nicht gefüllten
Zähne.
Für Milchzähne wird analog der dmftt-Wert erhoben.
Kariesprävalenz 6 und 12-jährige
2
1,8
1,77
1,6
1,43
1,4
1,2
männlich
1
w eiblich
0,8
0,65
0,68
0,6
0,4
0,2
0
dmft 6-jährige
DMFT 12-jährige
Abb.1
Kariesprävalenz
Untersucht wurden 1526 6-7jährige,
davon 790 männlich und 738 weiblich.
In dieser Altersgruppe wird zwischen
dem Kariesbefall der Milchzähne und
dem der bleibenden Zähne differenziert. Für die Milchzähne berechneten
wir einen mittleren dmft von 1,6. Bei
den Jungen beträgt er 1,77 während
die Mädchen einen dmft von 1,43
aufweisen.
Der DMF-T der bleibenden Zähne beträgt bei beiden 0,01.
11
Sanierungsgrad
Bezogen auf Zähne zeigte sich folgende Situation: Nur 38,3% der an
Karies erkrankten Milchzähne waren
mit einer Füllung versorgt, 14,9%
durch Extraktion saniert. Somit verblieb ein Rest von 46,8% kariöser
Milchzähne, die nicht saniert waren.
Prozent
Bezogen auf Schüler stellten wir
fest, dass 60,8%der untersuchten 67jährigen naturgesunde Gebisse aufwiesen (m 58,6%; w 63,1%).
11,7% waren vollständig saniert und
27,5% behandlungsbedürftig (Abb.2).
Sanierungsgrad 6-jährige
70
63,14
60
58,61
50
40
28,35
30
26,56
männlich
20
13,04
weiblich
10,3
10
0
primär gesund
saniert
behandlungsbedürftig
Abb.2
Kariesprävalenz und Sanierungsgrad bei den 12jährigen Kindern
Kariesprävalenz
Untersucht wurden 896 Schüler dieser Altersgruppe, davon waren 405
weiblichen Geschlechts und 491
männlich.
Der mittlere DMF-T lag bei 0,67. Bei
den 12jährigen Jungen 0,65 und bei
den Mädchen 0,68. Keine Untersuchungen fanden in den Gymnasien
statt. (Abb.1)
Sanierungsgrad
Bezogen auf Zähne ergab sich für
die Gesamtgruppe der untersuchten
12jährigen folgendes Bild: 71,7% der
erkrankten bleibenden Zähne waren
mit einer intakten Füllung versorgt,
9,7% durch Extraktion saniert und
18,6% waren kariös und unversorgt.
12
Bezogen auf Schüler hatten insgesamt 58,9% der untersuchten
12jährigen naturgesunde Gebisse,
darunter waren 61,5% weiblich und
56,8% männlich.
25,8% waren vollständig saniert
(26,3%m; 25,2%w) und 15,3% behandlungsbedürftig (16,9%m und
13,3%w).
Bei der Mundhygiene in dieser Altersstufe wurde bei 76 Jungen gegenüber
27 Mädchen eine schlechte Mundhygiene festgestellt, 11,5% der
Schüler insgesamt (Abb. 3).
Sanierungsgrad 12-jährige
70
61,48
60
56,82
50
40
männlich
30
weiblich
26,27 25,19
20
16,9
13,33
10
0
primär gesund
saniert
behandlungsbedürftig
Abb.3
Fazit
Seit diesem Schuljahr wurden zusätzlich zu den versendeten Elternbriefen
noch Familien, deren Kinder auf die
Benachrichtigung sich beim Zahnarzt
behandeln zu lassen wiederholt nicht
reagiert haben, telefonisch beraten.
Mit 36 Elternbriefen und 87 Telefonkontakten wurde eine Intensivbetreuung der Kinder mit erhöhtem
Kariesrisiko erreicht.
Nicht zufriedenstellend ist, dass bei
den 6-7jährigen jeder zweite erkrankte Milchzahn nicht versorgt ist.
Daher unser Anliegen noch früher mit
der Gruppenprophylaxe zu beginnen.
Eine wirksame Vorsorge beginnt nicht
erst im Kindergarten sondern schon
weit vorher. Dann kommen nicht Dreijährige mit bereits durch Karies zerstörten Zähnen in den Kindergarten.
13
Regionale Unterschiede in der Mundgesundheit bei den Kindergartenkindern 2010/2011
Im Gesamtkreis Euskirchen haben
75% der Kindergartenkinder ein naturgesundes Gebiss.
Die Karte (Abb. 4) zeigt dass die Regionen mit dem höchsten Anteil kariesfreier Kindergartenkinder sich mit
80-85% in den Gemeinden Dahlem,
Hellenthal, Kall, Nettersheim und
Schleiden befinden. In den Gemeinden Blankenheim, Bad Münster-
eifel, Mechernich, Weilerswist und
Zülpich sind 75-80% der Kindergartenkinder kariesfrei. Die Aufteilung
in Stadtgebiet Euskirchen PLZ 53879
und Randgebiet PLZ 53881 veranschaulicht, dass im Stadtgebiet
Euskirchen mit 65% die wenigsten
Kindergartenkinder
naturgesunde
Zähne haben.
Abb.4: Regionale Unterschiede in der Mundgesundheit bei Kindergartenkindern.
Die Unterschiede werden durch den Anteil kariesfreier Kinder dargestellt. Höhere
Werte signalisieren eine bessere Mundgesundheit.
14
Im Kreis Euskirchen haben insgesamt
46 % der Grundschüler ein kariesfreies
Gebiss.
Die Karte (Abb.2) zeigt, dass dieses
Jahr der geringste Anteil naturgesunder
Gebisse 40-45% in den Gemeinden
Kall und Blankenheim zu verzeichnen
ist. In Euskirchen Stadt und -Rand
sowie in Weilerswist, Schleiden,
Nettersheim und Dahlem liegt
der
Anteil
kariesfreier
Grundschüler
zwischen 45 und 50%. Die beste
Mundgesundheit haben diesmal die
Grundschüler in Zülpich, Bad Münstereifel, Mechernich und Hellenthal.
Abb. 5 : Regionale Unterschiede der Mundgesundheit bei den Grundschulkindern. Hohe Werte signalisieren eine bessere Mundgesundheit.
15
Ergebnisse der zahnmedizinischen Reihenuntersuchung und Sozialdaten
Differenziert nach dem Sozialstatus ist
ersichtlich, dass Kinder aus Elternhäuser mit einem niedrigen Sozialstatus mehr behandlungsbedürftige
Zähne haben und ein höheres Kariesrisiko. Andererseits ist der Anteil der
Kinder mit einem primär gesunden
Gebiss deutlich niedriger (Abb. 6-8).
Mehr als jedes dritte Kind (36,7%) aus
Familien mit niedrigem Sozialstatus
zeigte behandlungsbedürftige Zähne,
ca. jedes 5. Kind bei einem mittleren
Sozialstatus und ca. jedes 8. Kind aus
dem Milieu mit einem hohen sozialen
Status (Abb. 6). Das Kariesrisiko steigt
bei Kindern aus Familien mit hohem
Sozialstatus von ca. 2% auf über 9%
beim mittleren Sozialstatus und bis
21,5% bei Kindern aus Familien mit
niedrigem sozialen Status (Abb. 7). Die
zweite Seite der Medaille zeigt, dass
fast die Hälfte der Kinder aus Familien
mit niedrigem sozialen Status kein
primär gesundes Gebiss haben,
während der Anteil der Kinder aus
Elternhäuser mit mittlerem Sozialstatus
mit einem primär gesunden Gebiss ca.
70% beträgt und bei Kindern aus
Elternhäuser mit hohem Sozialstatus
ca. 80 % (Abb. 8).
Behandlungsbedürftige Zähne
Prozent
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
36,7
21,3
12
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 6: Anteil der Kinder mit behandlungsbedürftigen Zähnen zum Zeitpunkt der
Schuleingangsunterschung im Kreis Euskirchen nach Sozialstatus
16
Kariesrisiko nach DAJ
Prozent
25
21,5
20
15
9,3
10
5
1,9
0
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 7: Anteil der Kinder mit Kariesrisiko nach DAJ zum Zeitpunkt der Schuleingangsunterschung im Kreis Euskirchen nach Sozialstatus
Primär gesundes Gebiss
Prozent
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
80,2
70,1
54,4
niedr. Soz.
mittl. Soz.
hoher Soz.
Abb. 7: Anteil der Kinder mit mit einem primär gesunden Gebiss zum Zeitpunkt der
Schuleingangsunterschung im Kreis Euskirchen nach Sozialstatus
17