Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Anlage zur Beschlussvorlage 84/2011)

Daten

Kommune
Wesseling
Größe
68 kB
Datum
18.05.2011
Erstellt
03.05.11, 06:39
Aktualisiert
18.05.11, 13:11
Beschlussvorlage (Anlage zur Beschlussvorlage 84/2011) Beschlussvorlage (Anlage zur Beschlussvorlage 84/2011)

öffnen download melden Dateigröße: 68 kB

Inhalt der Datei

Fallablauf HzE in Pflegefamilie Anlass und Bekanntwerden des Kindes Y und seine Einbindung in die Familie X: - - - - - - - Im Juni 2009 Eingang einer Meldung zum Verdacht der Kindeswohlgefährdung im Jugendamt mit dem Inhalt: Alleinerziehende Mutter lebt mit Baby und ca. 5 jährigem Mädchen völlig zurück gezogen in stinkender vernachlässigter Wohnung. Sie reagiert nicht auf persönliche Ansprache, Miete wird nicht gezahlt. Hat sie Lebensmittel für die Kinder? Nach sofortiger kollegialer Risikoeinschätzung im ASD erfolgt unangekündigter Hausbesuch durch 2 ASD-Mitarbeiterinnen mit dem Ergebnis: Wohnung ist sehr schlicht, Essen ist vorhanden, Mutter wirkt jedoch depressiv und völlig überfordert. Das kleine Mädchen ist sehr verhaltensauffällig. Die Familie ist neu zugezogen, lebte vorab aufgrund von Gewalterfahrungen in mehreren Frauenhäusern, Mutter hat sehr problematische eigene Biographie. Ein Antrag auf HzE wird durch die Mutter gestellt, die SPFH wird sofort tätig. Die SPFH erreicht eine Stabilisierung der Familie und klärt wesentliche Punkte, z.B. die finanzielle Absicherung, die Zuführung in eine Kita für das Mädchen und den zukünftigen Schulbesuch. Eine Diagnostik zu Entwicklungsdefiziten wird erstellt. Die Hilfe endet auf Wunsch der Mutter nach 16 Monaten. Ende 2011 werden neue Probleme dem ASD bekannt: Es gibt einen neuen Partner, Frau X ist wieder schwanger. Neue finanzielle Probleme tauchen auf, Frau X möchte vorerst keine ambulante Hilfe, sondern äußert das Anliegen, das für sie verhaltensauffällige Mädchen abzugeben. Januar 2011 erneute Meldung einer Gefährdung des Kindes Y durch die Polizei: Das Kind Y läuft frühmorgens alleine durch die Stadt, Mutter wirkt orientierungs- und hilflos. Zur Perspektiven- und Ressourcenermittlung Einsatz von „Familie im Mittelpunkt“ (FIM); ein intensives aufsuchendes „Clearing“. Ergebnis: Das Mädchen Y sollte entsprechend der Antragstellung der Mutter fremd stationär untergebracht werden. Die Ambivalenz und Ablehnung der Mutter lässt dem Kind keine Chance, sich positiv zu entwickeln. Für die Schwangere mit dem Kleinkind wird der Bedarf einer erneuten SPFH benannt, da diese sich weiterhin sozial isoliert und ihre schwankende psychische Verfassung zum Wohle der weiteren Kinder kontrollierend begleitet werden muss. Im „kollegialen Fachgespräch“ mit nachfolgender Bestätigung durch die „Erziehungskonferenz“ wird die schnellstmögliche Unterbringung von Y in eine Pflegefamilie festgelegt sowie die weitere Unterstützung der abgebenden Familie. Die Arbeit des Pflegekinderdienstes (PKD) beginnt: - - Eine geeignete Familie, möglichst mit Erhalt des sozialen Umfeldes/ Schule und Kontakt zur abgebenden Familie, wird gesucht. Eine neu geworbene Pflegefamilie aus Wesseling wird umfassend auf Geeignetheit geprüft (Motivation zur Aufnahme eines Kindes, Abgrenzung zu bestimmten Problematiken, Eingrenzung welches Kind in Frage kommt, Rahmenbedingungen wie Wohnumfeld, Vorbereitungsseminare besucht, Führungszeugnisse, etc.). Es erfolgen mehrere Vorbereitungsgespräche, das Kind wird vorerst in einer Videoaufnahme den Bewerbern vorgestellt. Mehrere Kennenlern-Kontakte mit den Familienmitgliedern, dem ASD, dem PKD und der aufnehmenden Familie werden durchgeführt. - - - - - Aktuelle Veränderungen, wie Aufnahme in OGS, werden parallel bearbeitet. Das Kind wechselt von Förderschule „Geistige Behinderung“ bereits zur Förderschule „Lernen“. Anfang März 2011 Einzug von Y in die neue Familie. Y erhält ein eigenes Zimmer. Im Haushalt befindet sich zudem eine leibliche 8 jährige Tochter. Im März mehrere Hausbesuche des PKD und zahlreiche Telefonate. Das anfänglich offene nette Kind probiert die Grenzen aus. Unruhiges Verhalten, aggressive Ausbrüche, heftige verbale sexualisierte Äußerungen, Beschimpfungen der Familienmitglieder, etc. wechseln mit Anhänglichkeit, Sympathiebeteuerungen und sichtbaren Verbesserungen. Das Kind braucht eine komplette Grundausstattung, da passende Kleidung und Schulsachen fehlen. Untersuchungen bei Ärzten werden nachgeholt, eine neue Brille ist erforderlich, etc. Y zeigt bei Fremden ein sehr distanzloses Verhalten. Zudem behauptet sie, kaum Essen in der neuen Familie zu erhalten. Der Verdacht diverser traumatischer Erfahrungen des Mädchens können mit der Beraterin des PKD zeitnah besprochen werden, sowie der Umgang mit den akuten Auffälligkeiten desKindes. Die Pflegefamilie hat - neben der Versorgung und Betreuung des Kindes - die Aufgabe, durch sensibles Handeln mit viel Geduld und Verständnis Erziehungsdefizite auszugleichen und das Selbstwertgefühl und ein Sicherheitsgefühl im strukturierten Alltag aufzubauen. Neben der eigenen Reflektion wirkt der Austausch mit der Fachberaterin und mit weiteren Pflegefamilien unterstützend. Die besondere Hürde des Kontaktes/Besuche der Herkunftsfamilie und der darauf folgenden Verhaltensreaktionen beim Kind werden vom PKD intensiv begleitet. Y sagte anfänglich, sie möchte 10 Monate in der neuen Familie bleiben. Mittlerweile spricht sie von „100.000 Jahren!“