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Info GB (Anlage zu Info 95/2011- Teil 6 - Öffentlicher Gesundheitsdienst)

Daten

Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
197 kB
Datum
14.12.2011
Erstellt
23.08.11, 04:04
Aktualisiert
31.08.11, 04:08

Inhalt der Datei

Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW Heinrichstraße 1 · 44623 Herne Postfach 101879 · 44608 Herne Telefon (0 23 23) 14 80-0 Fax (0 23 23) 14 80-333 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Öffentlicher Gesundheitsdienst ______________________________ 1 Inhalte, Ziele und Methodik _______________________________ 1 Strukturen ____________________________________________ 2 Managementübersicht ___________________________________ 6 Handlungsempfehlungen _______________________________ 7 Gesundheitsdienst ______________________________________ 8 Organisation und Steuerung_____________________________ 8 Fehlbetrag Öffentlicher Gesundheitsdienst je Einwohner ______ 12 Vertiefende Betrachtung einzelner Aufgabenfelder des Gesundheitsdienstes ___________________________________ Amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen______________ Sozialpsychiatrischer Dienst ____________________________ Infektionsschutz/Hygiene ______________________________ Kinder- und Jugendärztlicher Dienst______________________ 14 15 19 22 27 Gesamtbetrachtung Öffentlicher Gesundheitsdienst ___________ 31 i 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Öffentlicher Gesundheitsdienst Inhalte, Ziele und Methodik In Anbetracht der Finanzlage der Kreise und der kreisangehörigen Kommunen ist für den Öffentlichen Gesundheitsdienst ein restriktives nachrangiges Handeln erforderlich. Die jetzige verkürzte Prüfung stellt noch einmal die aktuelle Situation der Öffentlichen Gesundheitsdienste dar. Dazu zeigen wir den Kreisen erneut ihren Ressourcenverbrauch im interkommunalen Vergleich auf; können hierbei allerdings nur begrenzt vertiefende Betrachtungen auf der Leistungsebene vornehmen. Nach Diskussionen mit einer Facharbeitsgruppe aus Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Landkreistages haben wir ein von dieser Facharbeitsgruppe entwickeltes Grunddatenraster in die Prüfung integriert. Trotz anderer Vorabeinschätzung konnte dieses Raster im Verlauf der Prüfung nur eingeschränkt verwendet werden. Wir richten den Blick verstärkt auf die Bereiche Steuerung und Controlling, um den Kreisen weitere Handlungsansätze aufzuzeigen. Hierzu haben wir für die einzelnen Aufgabenfelder der Gesundheitsdienste eine Analyse der Steuerungsleistungen erarbeitet. Bei allen Leistungen wird der Wirkung des Handelns ein (zukünftig) immer höherer Stellenwert beigemessen. Für ein effektives Verwaltungshandeln sind unserer Ansicht nach folgende Fragen unabdingbar: ƒ Welche Zielgruppen sollen erreicht werden und wie werden sie tatsächlich erreicht? ƒ Welche Wirkung wird durch das Handeln erzielt? ƒ Steht der Aufwand in Relation zum Ertrag? ƒ Muss der Kreis bestimmte Aufgaben selbst durchführen? ƒ Ist die eigene Aufgabenwahrnehmung kostengünstiger als Outsourcing? Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 1 Öffentlicher Gesundheitsdienst Strukturen In unseren Prüfungen in NRW konnten wir keine Korrelation zwischen dem Ergebnis der Gesundheitsämter und soziostrukturellen Merkmalen feststellen. Wir möchten in dieser Prüfrunde dennoch auf strukturelle Besonderheiten der Kreise eingehen, um individuelle Problemlagen herauszufiltern und darzustellen, auch wenn sie keinen messbaren Einfluss auf die Kennzahlen haben. Rahmenbedingungen Der Kreis Euskirchen liegt von der Einwohnerzahl im unteren Segment der Kreise in NRW (Euskirchen rund 192.000 Einwohner / Mittelwert 347.000 Einwohner). Von der Fläche bewegt er sich am Maximum (Fläche Kreis Euskirchen 1.249 km² – Maximalwert 1.959 km² - Mittelwert 979 km²), während er sich von der Bevölkerungsdichte am Minimum positioniert (Bevölkerungsdichte Kreis Euskirchen 154 Einwohner/km² – Minimumwert 124 Einwohner/km² - Mittelwert 431 Einwohner/km²). Das Kreisgebiet ist überwiegend ländlich geprägt. Die geringe Bevölkerungsdichte auf der vergleichsweise großen Fläche des Kreises kann zu unterschiedlichen Versorgungsgraden in der Bevölkerung führen. Darüber hinaus können die Aufgabeninhalte des Gesundheitsamtes im Vergleich zu anderen Kreisen differieren (z.B. Ansiedlung von ländlichen Großbetrieben). Ergänzend zum interkommunalen Vergleich geben wir dem Kreis Euskirchen weitere Informationen über die Bandbreite der Ergebnisse im Größencluster. Als weiteres Hilfsmittel zur Einordnung der Ergebnisse bilden wir die Ergebnisse aller Kreise bei den wesentlichen Kennzahlen in einer Klassierungsübersicht ab, die eine noch detailliertere Einschätzung der Ergebnisse ermöglicht. Aus der Allgemeinsituation allein lassen sich allerdings noch keine konkreten Angaben über das grundsätzlich vorzuhaltende Versorgungsangebot des Gesundheitsamtes ableiten. Hierfür sind viele verschiedene Einflussfaktoren zu berücksichtigen (z.B. Politische Zielsetzungen, Standards, vorhandenes Leistungsnetz der Gesundheitsfürsorge, verfügbare Ressourcen, etc.). Auch das Gesundheitsamt konnte uns keine konkreten finanzwirtschaftlichen Konsequenzen benennen, die kausal von den vorhandenen Strukturen abhängen. 2 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Soziale Belastung Die Bertelsmann Stiftung hat in ihrem Kommunalen Finanz- und Schuldenreport 20101 einen Sozialbelastungsindex dargestellt. Dieser wurde mithilfe einer Faktorenanalyse aus acht Sozialindikatoren gewonnen und fasst mit den Variablen „Arbeitslosenquote, Langzeitarbeitslosenquote, SGB-II-Quote, Kaufkraft, Kinderarmut, Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss, Anteil der Ausländerhaushalte und Arbeitslosenanteil ausländischer Erwerbspersonen“ unterschiedliche Aspekte sozialer Belastung (Arbeitslosigkeit, Armut, Jugend und Bildung sowie Integration) zu einer Kennziffer zusammen. Hiernach hat der Kreis Euskirchen im Vergleich geringe Belastungsfaktoren zu verzeichnen. Diese Einschätzung wurde uns auch vom Kreis selbst widergespiegelt. Demografische Entwicklung Wir stellen nachfolgend die Entwicklung der Einwohnerzahlen der Jahre 2006 bis 2010 dar: Einwohnerzahlen des Kreises Euskirchen 2006 - 2010 2006 2007 2008 2009 193.191 192.973 192.638 192.088 2010* 191.593 Stand 30.06.2010 Trendgemäß ergibt sich neben dem Rückgang der Bevölkerungszahlen auch eine Verschiebung innerhalb der Altersklassen. Diese ist allerdings nicht so gravierend, wie in anderen Kreisen. Nach einer Indikatorenauswertung des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit (Liga NRW) liegt der Altenquotient (Zahl der 65-Jährigen und älteren Personen je 100 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren) für das Jahr 2008 bei 31,75. Hiermit positioniert sich der Kreis Euskirchen in der zweitniedrigsten Indikatoreneinteilung. Lt. einer Prognose für das Jahr 2030 wird sich der Altenquotient allerdings voraussichtlich auf 54,10 erhöhen und positioniert sich dann in der zweithöchsten Indikatoreneinteilung. Die Demografische Entwicklung steht im Fokus der gesamten Kreisverwaltung. Das Gesundheitsamt ist aktiv an drei Arbeitsgruppen beteiligt. Strategien werden insbesondere in Bezug auf das frühzeitige Agieren in Kindertageseinrichtungen und in Bezug auf die Altenarbeit entwickelt. 1 „Bertelsmann Stiftung - Kommunaler Finanz- und Schuldenreport 2010“ Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 3 Öffentlicher Gesundheitsdienst Interkommunale Zusammenarbeit Unter dem Blickwinkel der knapper werdenden Finanzmittel und der im Öffentlichen Gesundheitsdienst immer schwieriger werdenden Personalgewinnung, wird die interkommunale Zusammenarbeit unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Aufgabenerfüllung zunehmend wichtiger. Der Kreis Euskirchen betreibt interkommunale Zusammenarbeit derzeit in einem Projekt der Euregio Rhein-Maas, in dem in Zusammenarbeit mit der StädteRegion Aachen und den Kreisen Düren und Heinsberg ein Präventionsprojekt zum Schutz vor multiresistenten Erregern durchgeführt wird. Darüber hinaus erfolgt die Gesundheitsberichterstattung seit mehreren Jahren in gemeinsamer Absprache mit der StädteRegion Aachen, dem Kreis Düren und dem Kreis Heinsberg. Desweiteren wurde die Durchführung zentralisierter Prüfungen bereits in dem Teilbereich der Heilpraktikerprüfung umgesetzt und auf das Gesundheitsamt der Stadt Köln übertragen. Als nächstes ist die Übertragung der Durchführung der schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung der Heilpraktikererlaubnis Physiotherpie auf die Stadt Düsseldorf vorgesehen. Der Ausschuss für Soziales und Gesundheit hat der Übertragung am 07.06.2011 zugestimmt. Nach Vorliegen des Kreistagsbeschlusses kann die öffentlich-rechtliche Vereinbarung mit der Stadt Düsseldorf abgeschlossen werden. Das Gesundheitsamt des Kreises ist offen für weitere Handlungsfelder interkommunaler Zusammenarbeit. Nach den Erfahrungen aus unseren Prüfungen wird die interkommunale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bisher eher zurückhaltend umgesetzt2. Ein gutes Beispiel ist der Zusammenschluss des Kreises und der Stadt Aachen und die damit verbundene Bildung der Städteregion. Darüber hinaus gibt es einzelne Aufgabenfelder, wie z.B. die gemeinsame Aufgabenwahrnehmung des Amtsapothekers für zwei Kreise, auf die sich die interkommunale Zusammenarbeit erstreckt. Im Kreis Euskirchen ist diesbezüglich eine Vertretungsregelung für Krankheits- oder Urlaubszeiten mit dem Rhein-SiegKreis getroffen worden. 2 4 siehe auch: Stollmann - Outsourcing von Aufgaben des ÖGD Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Aus der Konzepterstellung eines Kreises in NRW haben wir folgende Zieldefinition übernommen: „Durch das Instrument der interkommunalen Zusammenarbeit sind die Zielsetzungen der Wirtschaftlichkeit, Kundenorientierung, Prozessoptimierung und Mitarbeiterentwicklung gestärkt.“ Im Rahmen dieser Zielvorgabe sind alle dortigen Produkte des Gesundheitsamtes hinsichtlich bestehender Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit untersucht worden. Als Vorschläge wurden folgende Handlungsfelder lokalisiert: ƒ Harmonisierung von Prozessen zur Verbesserung der Transparenz gegenüber Kunden ƒ Durchführung gemeinsamer Qualitätszirkel ƒ Durchführung zentralisierter Prüfungen ƒ Gemeinsame Nutzung von Facharztkompetenzen ƒ Austausch von Personal ƒ Durchführung zentraler Präventions- und Informationsmaßnahmen ƒ Gemeinsame Projektarbeit Auch der Kreis Euskirchen sollte bestehende Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit noch einmal intensiv diskutieren, um die Vielfalt der Handlungsfelder im Öffentlichen Gesundheitsdienst mit dem Ressourcenmangel der öffentlichen Hand in Einklang zu bringen. Empfehlung Um auch zukünftig ein wirtschaftliches Leistungsangebot für seine Einwohner vorzuhalten, sollte der Kreis Euskirchen Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit nutzen. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 5 Öffentlicher Gesundheitsdienst Managementübersicht Mit einer Einwohnerzahl von rund 192.000 Einwohnern zählt der Kreis Euskirchen eher zu den kleineren Kreisen in NRW (insgesamt 12 Kreise unter 300.000 Einwohner). Eine grundlegende strukturelle Benachteiligung ist nach einer Darstellung der Bertelsmann Stiftung nicht ersichtlich. Der Kreis Euskirchen wendet ein Haushaltsvolumen von rund 1,8 Mio. Euro für die gesundheitliche Versorgung seiner Bevölkerung auf. Bezogen auf den Einwohner setzt er im Vergleichsjahr 2009 insgesamt 9,36 Euro ein. Damit liegt der Kreis Euskirchen deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 10,26 Euro. Im Vergleich zu unserer letzten Prüfung (Untersuchungsjahr 2004) zeigt der Kreis Euskirchen weiterhin einen sparsamen Einsatz der finanziellen Ressourcen. Damals hatten wir einen Zuschussbedarf von 8,42 Euro ermittelt, der für das Jahr 2005 eine leicht sinkende Tendenz auf 8,26 Euro aufwies. Wir führen die Ergebnissteigerung auf die Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements zurück, weil die produktscharfe Aufteilung von Kostenfaktoren auf die einzelnen Produkte unter kameralen Aspekten nicht in dem Ausmaß gegeben war. Das Gesundheitsamt arbeitet in enger Anlehnung an die gesetzlichen Rahmenvorgaben. Für gesundheitsplanerische Maßnahmen bleiben nur wenige Ressourcen. Das Gesundheitsamt hat die bestehenden Reglementierungen in Bezug auf die Haushaltsressourcen dazu genutzt, seine Steuerungs- und Koordinierungsleistungen verstärkt auszuprägen. In einzelnen Aufgabenfeldern zeigen sich sehr gute Steuerungsergebnisse. Wir wollen im Rahmen unserer Prüfung verdeutlichen, dass sich Kreis Euskirchen in den bestehenden Rahmenvorgaben durch gute rangehensweisen auszeichnet; dem gesetzlich gewollten Auftrag gesamtplanerischen Agierens des Gesundheitsamtes aber durch Haushalt klare Grenzen gesetzt sind. 6 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 der Hedes den Öffentlicher Gesundheitsdienst Handlungsempfehlungen Aus dieser Prüfung möchten wir dem Kreis Euskirchen folgende Handlungsempfehlungen an die Hand geben: Handlungsempfehlungen Handlungsfelder Handlungsempfehlung Interkommunale Zusammenarbeit Möglichkeiten Interkommunaler Zusammenarbeit nutzen Übergeordnete Steuerung und Controlling Kontaktaufnahme mit benannten Kreisen Hygiene / Infektionsschutz Sofern eigene Maßnahmen und Angebote eingerichtet werden – Indikatoren für Wirkungserfolge festlegen Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Seite 5 12 24 7 Öffentlicher Gesundheitsdienst Gesundheitsdienst Organisation und Steuerung Bereits in unserer letzten Prüfung hatten wir die organisatorische Zuordnung zum Geschäftsbereich III „Bildung, Gesundheit, Jugend und Soziales“ mit den hierdurch bestehenden Synergien positiv hervorgehoben. Die Aufbauorganisation ist im Vergleich zu unserer letzten Prüfung nochmals gestrafft worden. Aus vier Abteilungen sind nunmehr drei Abteilungen gebildet worden, die sich wie folgt gliedern: ƒ 53.1 Verwaltung/Koordination ƒ 53.2 Team Gutachterwesen, Sozialpsychiatrischer Dienst, Medizinalaufsicht ƒ 53.4 Team Gesundheitshilfen, Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung Feststellung Der Kreis Euskirchen zeichnet sich durch schlanke Strukturen und einen straffen Organisationsaufbau aus. Gemäß § 2 Absatz 1 des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) unterstützt der öffentliche Gesundheitsdienst im Rahmen seiner Zuständigkeit die Versorgung der Bevölkerung, die bedarfsgerecht und wirtschaftlich sein und in der Wirksamkeit und Qualität dem allgemeinen Stand der gesundheitswissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse entsprechen soll. So ist das Handeln des ÖGD laut Willen des Gesetzgebers stets an die Voraussetzungen der Sozialkompensation und der Subsidiarität gebunden. Diese Beschränkungen wirken fort und werden im Zuge des demografischen Wandels und der kommunalen Finanzsituation der Kreise und kreisangehörigen Kommunen in NRW zukünftig eine noch stärkere Rolle einnehmen. Diesen Anforderungen kann der öffentliche Gesundheitsdienst nur mit einer idealen Gesamtsteuerung gerecht werden. 8 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Wir haben die Organisations- und Steuerungsleistungen des Gesundheitsamtes nachfolgend anhand von vorformulierten Steuerungskriterien hinterfragt. Hierbei erreicht der Gesundheitsdienst folgende Bewertung auf einer Skala von 0 bis 4:3 Anforderung an die Gesamtsteuerung des Gesundheitsdienstes Analyse und Bewertung Anforderung Bewertung Es werden flächendeckend Daten über die Versorgungsstruktur der Bevölkerung erhoben und analysiert. Hierbei erfolgt eine Vernetzung mit anderen Bereichen der Verwaltung (z.B. Jugend, Schule, Soziales). 3 Der Gesundheitsdienst übt Koordinations- und Steuerungsfunktionen aus. Die Arbeit ist subsidiär ausgerichtet und zielt in erster Linie auf die Deckung von Versorgungslücken. 4 In Absprache mit Politik und Verwaltungsführung werden Ziele für den Gesundheitsdienst formuliert. Hierbei wird der finanzielle Rahmen abgesteckt. 3 Aus den Zielen werden Maßnahmen abgeleitet, deren Erfolgsgrad über ein Wirkungscontrolling gemessen wird. Der gesamte Prozess wird transparent über den Produkthaushalt und das interne Berichtswesen abgebildet. 3 Durch eine regelmäßige Aufgabenkritik werden das „ob“ und „wie“ der Aufgabenerfüllung hinterfragt. Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen dienen der Kostentransparenz. 4 Es sind Mindeststandards sind zur Erfüllung der Aufgaben festgelegt. Gfs. wird nach Prioritätenlisten gearbeitet. 3 Refinanzierungsmöglichkeiten und Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit werden geprüft. 4 Durch Wirtschaftlichkeits- und Leistungskennzahlen wird ein Kostenbewusstsein für die erbrachten Leistungen herbeigeführt (Kostendeckungsgrad, Kosten je Untersuchung, etc.). 3 Neben dem Finanzcontrolling (finanzielle Ressourcenplanung, Überprüfung von Transferleistungen auf Basis der Zielsetzungen) findet ein Personalcontrolling (personelle Ressourcenplanung im Hinblick auf Qualität und Quantität) und ein Leistungscontrolling (Hinsichtlich Output und Qualität) statt. 3 Aus dem internen Controlling fließen steuerungsrelevante Daten in das zentrale Controlling der Verwaltung. 3 Es werden Erhebungen über die aktuelle Versorgungslage der Bevölkerung durchgeführt. Hierbei greift das Gesundheitsamt insbesondere auf Daten des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit NRW (LIGA NRW) zurück. So beruht der 2. Basisgesundheitsbericht des Gesundheitsamtes von September 2010 beispielsweise auf einer Indikatorenauswertung des LIGA. Für flächendeckende kleinräumige Datensammlungen und Auswertungen fehlen allerdings personelle Ressourcen. Diese erfolgen bislang überwiegend projektbezogen. 3 nicht erfüllt = 0, ansatzweise erfüllt = 1, teilweise erfüllt = 2, überwiegend erfüllt = 3, vollständig erfüllt = 4 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 9 Öffentlicher Gesundheitsdienst Diese Herangehensweise steht insbesondere in Zusammenhang mit der restriktiven Ausrichtung des Ressourcenverbrauches. Die internen Zielvorgaben von Politik und Verwaltung orientieren sich stark am Kreishaushalt. Die subsidiäre Ausrichtung steht hierbei im Vordergrund. Insofern bleiben nur eingeschränkte Handlungsspielräume für das Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt arbeitet in enger Kooperation mit anderen Bereichen der Verwaltung und übt vernetzende Koordinationstätigkeiten im Bereich der kommunalen Gesundheitskonferenz aus. Hier macht das Gesundheitsamt die Akteure der gesundheitlichen Versorgung auf regionale Probleme aufmerksam. Es werden Arbeitsgruppen gegründet, die Problematiken aufgreifen und Handlungsansätze erarbeiten. Allerdings ist die Klärung finanzieller Rahmenbedingungen oftmals ein kontroverser Diskussionspunkt. Sofern eigene Maßnahmen durchgeführt werden, erfolgen diese in Projektform (z.B. im Rahmen der Suchtprävention das Projekt „Halt“ – hart am Limit – oder das Projekt „EUKITA“ in dem eine aufsuchende Arbeit verhaltensauffälliger Kinder in Absprache zwischen Jugend- und Gesundheitsamt erfolgt). Durch den Projektcharakter ist eine Evaluation der Projekte impliziert. Das „ob“ und „wie“ der Aufgabenerfüllung werden beim Kreis Euskirchen im ständigen Prozess hinterfragt, was insbesondere auch politisch gewollt ist. Beispielsweise sind neben finanziellen Rahmenvorgaben im Haushalt auch pauschale Einsparvorgaben für alle Abteilungen der Verwaltung festgelegt worden. Es wurde eine Arbeitsgemeinschaft aus Mitgliedern der Verwaltung und Mitgliedern des Kreistages gegründet, um weiterführende Einsparmöglichkeiten für alle Abteilungen der Verwaltung zu ermitteln. Hierbei sollen auch die Abteilungen selbst Einsparvorschläge unterbreiten. Unterstützende Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen werden gemacht. Beispielsweise beruht die Abschaffung der Röntgenanlage auf einer entsprechenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. In Anbetracht der restriktiven Haushaltsvorgaben kommt auch der Thematik der Refinanzierungsmöglichkeiten – insbesondere durch Gebühreneinnahmen - ein erhöhter Stellenwert zu. Auf Projektebene steht die Sponsorenakquise im Vordergrund. Speziell die Krankenkassen werden bei durchzuführenden Projekten um finanzielle Beteiligung gebeten. Auf die Thematik der Interkommunalen Zusammenarbeit sind wir im Berichtsteil „Strukturen“ bereits eingegangen. 10 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Die Erarbeitung von Standards befindet sich derzeit im Prozess. Die Priorisierung des Handelns ergibt sich hierbei überwiegend aus dem „Alltagsgeschäft“. Im Produkthaushalt werden Standardkennzahlen dargestellt (Anteil Personal,- Transfer,- sonstiger Aufwand am Gesamtproduktaufwand, Teilergebnis je Einwohner, Personal- und Versorgungsaufwand je Einwohner, Transferaufwand je Einwohner). Darüber hinaus werden für die einzelnen Produkte Kennzahlen abgebildet, die sich allerdings in erster Linie auf die Darstellung des Aufgabenspektrums beziehen (Anzahl Untersuchungen, Beratungen, Begehungen, Gutachten, usw.). Weitere Wirtschaftlichkeitskennzahlen (wie z.B. Kosten je Untersuchung, je Fall, je Beratung, je Gutachten) werden bei gebührenpflichtigen Untersuchungen im Rahmen der Gebührenkalkulationen ermittelt. Eine konkrete Ableitung von Kennzahlen aus strategischen Zielvorgaben erfolgt nicht. Ein Controlling findet in personeller Hinsicht beispielsweise im Rahmen von Wiederbesetzungssperren statt. In diesem Zusammenhang wird bei jedem Wegfall einer Stelle geprüft, ob die Aufgabe mit dem vorhandenen Personalstamm aufgefangen werden kann. Das Finanzcontrolling erfolgt überwiegend im Rahmen der Haushaltsplanung. Die im Haushalt dargestellten Kennzahlen werden vierteljährlich überprüft und fortgeschrieben. Die Angaben des Gesundheitsamtes werden im Geschäftsbereich I gebündelt und aufbereitet. Bei Abweichungen von den Plandaten erfolgt gfs. eine Rückkoppelung; regelmäßige Steuerungsgespräche werden allerdings nicht durchgeführt. Wir sind davon überzeugt, dass sich weiterführende Steuerungsleistungen positiv auf das Agieren des Gesundheitsamtes auswirken und haben diesbezüglich auch gute Beispiele in der interkommunalen Landschaft gefunden. Allerdings sind hierfür konkrete und einheitliche Vorgaben für die gesamte Kreisverwaltung erforderlich, die nicht vom Gesundheitsamt allein zu beeinflussen sind. Zudem sind für die Einrichtung entsprechender Steuerungselemente personelle Ressourcen erforderlich, die in Anbetracht der Finanzlage der Kreise oftmals nicht aufgebracht werden können. Letztendlich handelt es sich um einen langfristigen Prozess, der von Politik und Verwaltungsführung angestoßen und bis auf die operative Ebene heruntergebrochen werden muss. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 11 Öffentlicher Gesundheitsdienst Empfehlung Wir haben dem Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen Ansprechpartner für den Aufbau einer zielgerichteten Steuerung und eines effektiven Controllings benannt. Dies kann in der gewünschten Form allerdings nur in Abstimmung mit der Gesamtverwaltung erfolgen. Fehlbetrag Öffentlicher Gesundheitsdienst je Einwohner Wie bereits dargestellt, beeinflussen die individuellen Strukturen, eigene Strategien und politischen Beschlüsse das Agieren der Kreise in NRW. Dies wirkt sich auf das Ergebnis je Einwohner aus. Um dem Kreis Euskirchen eine individuelle Standortbestimmung in der interkommunalen Landschaft zu geben, stellen wir nachfolgend das Ordentliche Ergebnis je Einwohner dar. Wir verwenden das Ordentliche Ergebnis, weil hierdurch außerordentliche Erträge und Aufwendungen, ebenso wie Innere Verrechnungen, ausgeblendet werden. Insbesondere die Inneren Verrechnungen werden bei den Kreisen unterschiedlich veranschlagt, so dass es andernfalls zu Verzerrungen kommen würde. Das Vergleichsjahr unserer Betrachtung ist das Jahr 2009. Das Ordentliche Ergebnis des Kreises Euskirchen liegt hier bei 1.798.334 Euro. Bezogen auf den Einwohner (in 2009 insgesamt 192.088 Einwohner) ergibt sich ein Ressourceneinsatz von 9,36 Euro. 12 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Hiermit positioniert sich das Gesundheitsamt im Vergleich wie folgt: Fehlbetrag Öffentlicher Gesundheitsdienst je Einwohner im interkommunalen Vergleich 2009 14 12,66 12 10,26 9,36 Mittelwert Kreis Euskirchen Euro 10 8 6,44 6 4 2 0 Minimum Maximum Fehlbetrag Öffentlicher Gesundheitsdienst je Einwohner in Euro 2009 Klassierung unter 9 9 bis unter 10 10 bis unter 11 11 bis unter 12 ab 12 5 7 6 6 4 Wir konnten im Rahmen unserer Prüfung keine Korrelation zwischen der Größe der Kreise und dem Ordentlichen Ergebnis feststellen. Um dem Kreis Euskirchen vertiefende Analysemöglichkeiten zu geben, stellen wir das Gesundheitsamt aber dennoch in einen differenzierten einwohnerspezifischen Vergleich mit 11 weiteren Kreisen in der Größenklasse unter 290.000 Einwohner. Fehlbetrag Öffentlicher Gesundheitsdienst je Einwohner in Kreisen bis 290.000 Einwohner Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 9,30 12,66 10,44 9,36 Der Kreis Euskirchen positioniert sich im Größenvergleich im Bereich des Minimums. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 13 Öffentlicher Gesundheitsdienst Vertiefende Betrachtung einzelner Aufgabenfelder des Gesundheitsdienstes Das Ordentliche Ergebnis ist von vielen Wirkungszusammenhängen abhängig. Um den Ressourceneinsatz des Gesundheitsamtes vertiefend zu betrachten, sind wir der Anregung des Landkreistages gefolgt, das Leistungsspektrum einzelner Aufgabenfelder des Gesundheitsdienstes näher zu untersuchen. Im Rahmen unserer Prüfung haben wir jedoch festgestellt, dass sich viele grundsätzliche Definitionsfragen ergeben haben, die innerhalb des Prüfzeitraumes nicht umfassend aufgearbeitet werden konnten. Wir haben uns daher auf eine exemplarische Darstellung von Leistungs- und Personalkennzahlen verständigt, deren Inhalt wir noch einmal hinterfragt haben. Auch hierbei ergeben sich allerdings deutliche Unterschiede in den Spannbreiten, so dass wir die Daten der Kreise zwar darstellen, aufgrund der verkürzten Prüfung aber keine inhaltliche Aufarbeitung vornehmen. Dies sollte unserer Ansicht nach durch die Kreise in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe erfolgen. Wichtig ist uns in der konkreten Betrachtung der Aufgabenfelder die Steuerung des Ressourceneinsatzes. Insofern arbeiten wir auch in diesen Bereichen mit Interviewbögen zur Steuerung, wobei unsere Zielformulierungen grundsätzlich als Anregungen für den gezielten Aufbau einer effektiven Steuerung dienen können. 14 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen Das Aufgabenfeld „Amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen“ umfasst das Erstellen von amtlichen Zeugnissen, Bescheinigungen und Gutachten. Bei der Analyse der Organisations- und Steuerungsleistungen des Aufgabenfeldes erreicht der Kreis Euskirchen folgende Bewertung auf einer Skala von 0 bis 4:4 Anforderung an die Steuerung des Bereiches “Amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen“ Analyse und Bewertung Anforderung Bewertung Es besteht Klarheit innerhalb der Verwaltung darüber, welche Gutachten (amtliche/SGBII/Schwb.-Gutachten;…) vom Gesundheitsdienst durchgeführt werden. 4 Der personelle Ressourceneinsatz für das Aufgabensegment ist klar ausgewiesen und dem internen Controlling zu entnehmen. 3 Grunddaten über die Anzahl, Art und Form der Gutachten werden erhoben (Bearbeitungsdauer, Schwierigkeitsgrad, etc.). 4 Es besteht Kostentransparenz für den Bereich. Kennzahlen wie z.B. der Aufwand je Gutachten oder der Kostendeckungsgrad werden erhoben. 4 Unter wirtschaftlichen und qualitativen Aspekten wird im Gutachtenwesen regelmäßig betrachtet, welche Gutachten outgesourct werden müssen (fehlende Fachlichkeit, zu wenig Personal) oder können (Reduzierung interner Aufwand). 4 Interne Gutachten werden durch innere Leistungsverrechnungen abgerechnet (verursachungsgerechte Kostenzuordnung). - Standards hinsichtlich der Prozesse (Fristen zur Erledigung) und der Inhalte (Qualität) sind festgelegt. 3 Es besteht Klarheit darüber, welche Gutachten vom Gesundheitsamt durchgeführt werden. Das Gesundheitsamt verwendet das EDVVerfahren ISGA, welches verschiedene Auswertungsmöglichkeiten bietet. Es wird eine Quartalsstatistik erstellt, die auch eine Unterteilung in verschiedene Gutachtenarten enthält. Nach Angaben des Gesundheitsamtes kann bei dem vielfältigen Aufgabenspektrum und der Größenklasse des Kreises keine klar abgrenzbare Zuordnung des Personals auf bestimmte Aufgaben erfolgen. Viele Aufgaben werden übergreifend von den Mitarbeiter/innen des Gesundheitsamtes bearbeitet. 4 nicht erfüllt = 0, ansatzweise erfüllt = 1, teilweise erfüllt = 2, überwiegend erfüllt = 3, vollständig erfüllt = 4 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 15 Öffentlicher Gesundheitsdienst Die Berechnung der Gebühren für die Erstattung von Gutachten erfolgt nach Zeitaufwand und Stundensätzen. Die Werte werden regelmäßig unter Berücksichtigung der KGST-Empfehlung „Kosten eines Arbeitsplatzes“ fortgeschrieben. Ein Outsourcing von Gutachten erfolgt aufgrund von Kapazitätsgründen (z.B. Vergaben von psychologischen Gutachten für die ARGE) oder aus fachlichen Beweggründen (Spezialgutachten z.B. im Bereich Orthopädie). Innere Leistungsverrechnungen sind nach Angaben des Gesundheitsamtes in den meisten Fällen nicht möglich. Das Gesundheitsamt erstellt überwiegend gebührenpflichtige oder gebührenfreie Gutachten. Darüber hinaus werden objektbezogene Gutachten im Rahmen der Prüfung der Gesundheitsverträglichkeit erstellt. Da es sich hierbei um eine eigenständige Aufgabe des Gesundheitsamtes handelt, können weder Gebühren erhoben werden; noch innere Leistungsverrechnungen erfolgen. Standards sind vorgegeben (z.B. Wartefristen längstens vier Wochen mit Zwischenbescheid). Ein Handbuch befindet derzeit in der Erarbeitung. Leistungskennzahl Wir haben als Kennzahl im interkommunalen Vergleich die „gewichteten Gutachten je Vollzeit-Stelle amtsärztliche Gutachten“ ausgewertet. Die Gewichtung haben wir anhand der nachfolgenden Kriterien vorgenommen: Herleitung der Gewichtung Gutachtenart Große Gutachten Mittlere Gutachten Kleine Gutachten 16 Bearbeitungszeit Berechnung Faktor > 100 Min. ärztliche Bearbeitungszeit Ausgehend von mittleren Gutachten mit 60 Min. Bearbeitungszeit : 100 Min. von 60 Min. = 1,67 1,67 20 – 100 Min. ärztliche Bearbeitungszeit Mittlere Bearbeitungszeit zw. 20 und 100 Min. = 60 Min. 1,00 Bis 20 Min. ärztliche Bearbeitungszeit Ausgehend von mittleren Gutachten mit 60 Min. Bearbeitungszeit : 20 Min. von 60 Min. = 0,33 0,33 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Anhand der Gewichtung ergeben sich folgende konkrete Zahlen für das Gesundheitsamt: Anzahl amtliche Gutachten im Kreis Euskirchen Anzahl Gutachten Große Gutachten Mittlere Gutachten Kleine Gutachten Summe Anzahl gewichteter Gutachten Faktor 94 1,67 157 811 1,00 811 243 0,33 80 1.148 1.048 Wir ermitteln eine Anzahl von 1.048 gewichteten Gutachten. Die Bearbeitung erfolgt mit 2,50 Vollzeit-Stellen, so dass sich als Ergebnis für die Leistungskennzahl eine Anzahl von 419 amtsärztlichen Gutachten je Vollzeit-Stelle amtsärztliche Gutachten ergibt. Wir haben in dieser Kennzahl im Vergleich bislang eine Spannbreite von 214 bis zu 931 Gutachten je Vollzeit-Stelle vorgefunden. Gewichtete amtliche Gutachten je Vollzeit-Stelle amtsärztliche Gutachten 2009 Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 214 931 486 419 Gewichtete amtsärztliche Gutachten je Vollzeit-Stelle amtsärztliche Gutachten 2009 - Klassierung unter 300 300 bis unter 400 400 bis unter 500 500 bis unter 600 ab 600 4 7 3 5 5 Wir haben nach Erklärungsansätzen für die dargestellte Spannbreite der Ergebnisse gesucht. Einerseits kommt hier sicherlich die individuelle zeitliche Einschätzung für die Gutachten der Kreise zum Ausdruck. Darüber hinaus spielen aber auch Standardisierungsvorgaben, die Art der Aufgabenerfüllung (z.B. Gutachten werden selbst geschrieben oder zum Schreiben gegeben) oder die Form der Aufgabenwahrnehmung (z.B. zeitintensive Spezialgutachten werden vergeben oder selbst gefertigt) eine Rolle. Neben der Anzahl der durchgeführten Gutachten ist insbesondere der Standardisierung und der inhaltlichen Ausgestaltung der Gutachten ein hoher Stellenwert beizumessen. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 17 Öffentlicher Gesundheitsdienst Folgende Fragen sollten bei Standardisierungsvorgaben eine Rolle spielen. Diese Fragen können überwiegend nur durch Kundenbefragungen beantwortet werden: ƒ Werden die Gutachten klar und verständlich formuliert? ƒ Werden die Gutachten zeitnah erledigt (Wartezeiten)? ƒ Wie ist die Erreichbarkeit der Mitarbeiter? ƒ Wie ist der Kundenservice? ƒ Wie ist die Quote der stattgegebenen Widersprüche? Personalkennzahlen Als Personalkennzahl haben wir aus den Erfassungsdaten der Kreise interkommunal die Kennzahl „Anzahl Vollzeit-Stellen amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen je 100.000 Einwohner“ ausgewertet. Vergaben von Gutachten haben wir in diesem Aufgabenfeld bei den Kreisen nur vereinzelt vorgefunden. Der Kreis Euskirchen setzt 2,50 VollzeitStellen für die Erstellung der Gutachten ein. Bezogen auf 100.000 Einwohner ergeben sich 1,30 Vollzeit-Stellen je 100.000 Einwohner. Anzahl Vollzeit-Stellen amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen je 100.000 Einwohner 2009 1,95 2,0 1,8 1,6 1,30 Anzahl 1,4 1,12 1,2 1,0 0,8 0,71 0,6 0,4 0,2 0,0 Minimum 18 Maximum Mittelwert Kreis Euskirchen Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Anzahl Vollzeit-Stellen amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen je 100.000 Einwohner 2009 - Klassierung unter 0,75 0,75 bis unter 1,00 1,00 bis unter 1,25 1,25 bis unter 1,50 ab 1,50 2 10 6 5 4 Wir führen darüber hinaus innerhalb der Personalkennzahlen einen vertiefenden Vergleich mit Kreisen in der Größenklasse bis 290.000 Einwohnern durch. Hintergrund hierfür ist die These, dass eine gewisse Anzahl an Personal – unabhängig von der Größe eines Kreises - erforderlich ist, um grundsätzlich ein bestimmtes Aufgabenportfolio erfüllen zu können. Anzahl Vollzeit-Stellen amtsärztliche Gutachten und Stellungnahmen je 100.000 Einwohner 2009 im Größenklassenvergleich bis 290.000 Einwohner Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 0,86 1,32 1,11 1,30 Der Kreis Euskirchen positioniert sich am nah am Maximum. Weitere Personalkennzahlen wären beispielsweise der Auslastungsgrad je Mitarbeiter, der Anteil der sonstigen durchgeführten Tätigkeiten am originären Aufgabenfeld, der Anteil der Qualifikationszeiten oder auch die Quote der Krankheitstage. Sozialpsychiatrischer Dienst Das Aufgabenfeld des Sozialpsychiatrischen Dienstes umfasst die Beratung von behinderten Menschen, psychisch Kranken und Abhängigkeitskranken und deren Angehörigen. Der Sozialpsychiatrische Dienst ist im Kreis Euskirchen mit einer halben Arztstelle und 2,5 Sozialarbeiter/innen besetzt. Darüber hinaus erfolgt eine Zusammenarbeit mit freien Trägern. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 19 Öffentlicher Gesundheitsdienst Bei der Analyse der Organisation- und Steuerungsleistungen erreicht der Kreis Euskirchen folgende Werte auf einer Skala von 0 bis 4:5 Anforderung an die Steuerung des Bereiches “Sozialpsychiatrischer Dienst“ Analyse und Bewertung Anforderung Bewertung Es besteht Kenntnis darüber, für welche Zielgruppen in der Bevölkerung kein ausreichendes Regelversorgungssystem besteht. Hieraus werden Prioritäten abgeleitet. 4 Zur Konkretisierung der Aufgabenerfüllung werden Ziele in Absprache mit Politik und Verwaltungsführung festgelegt. 3 Der Gesundheitsdienst koordiniert und vernetzt die Arbeit der örtlichen gesundheitlichen Akteure. 4 Der Kreis steuert die Leistungen (intern/extern) und sorgt für deren Qualitätssicherung. Hilfen können bedarfsgerecht vermittelt werden. 4 Der Erfolgsgrad von Maßnahmen / Projekten wird über geeignete Indikatoren gemessen (z.B. Erhöhung des Nichtraucheranteils an Schulen um x Prozent ein Jahr nach Durchführung einer Nichtraucherkampagne). 3 Fallzahlen und Kostenstrukturen für das Aufgabenspektrum sind vorhanden und im Berichtswesen/Haushalt hinterlegt. (Anzahl Fälle, Anteil Personal, Transferaufwand am Gesamthaushalt, Kosten je Beratung / pro Fall, Zeitaufwand je Fall). 3 Freie Träger liefern differenzierte, auf das Controllingsystem des Kreises abgestimmte Daten. Transferleistungen werden aufgrund von vertraglichen Vereinbarungen jährlich neu überprüft. 4 Der Erfolg wird anhand von wirkungsorientierten Leistungskennzahlen messbar gemacht (Anzahl bzw. Anteil der erfolgreich substituierten Menschen der Maßnahme x nach einem Jahr). 3 Der Kreis gewährt freien Trägern keine pauschalen Förderbeträge, sondern rechnet einzelne Fälle ab. - Es ist eine gesunde Anbieterstruktur mit mehreren Anbietern vorhanden. 4 Es besteht Transparenz über die Versorgungslage der Bevölkerung. Beispielsweise ist auf Initiative des Kreises der Bereich der Gerontopsychiatrie aufgrund der vorhandenen Bedarfslage verstärkt in den Fokus genommen worden. Das Gesundheitsamt weist z.B. durch Broschüren oder Adressensammlungen auf vorhandene Versorgungsträger hin. Die Vernetzung und Koordination erfolgt durch den Psychiatriekoordinator. Die Erarbeitung von Zielvorgaben wird in erster Linie durch haushaltsrechtliche Rahmenbedingungen und die Anforderungen der Träger bestimmt. Es ist eine gute Anbieterstruktur vorhanden. Es sind dezidierte Leistungsvereinbarungen mit den freien Trägern abgeschlossen worden. Neben den finanziellen Rahmenvorgaben beinhalten diese Zielformulie- 5 nicht erfüllt = 0, ansatzweise erfüllt = 1, teilweise erfüllt = 2, überwiegend erfüllt = 3, vollständig erfüllt = 4 20 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst rungen, Vorgaben zu dem Leistungsspektrum sowie Vereinbarungen zur Qualitätsentwicklung (aufgeteilt in Strukturqualität, Prozess- und Ergebnisqualität). Darüber hinaus sind Regelungen zum Controlling getroffen worden. Die Einhaltung der Leistungsvereinbarungen wird jährlich überprüft. Gegebenenfalls werden neue Vereinbarungen abgeschlossen. Der Kreis gewährt pauschale Förderbeträge. Es besteht eine Grundtransparenz über das Leistungsspektrum der Träger im Rahmen der vereinbarten Kennzahlensystematik (insbesondere Anzahl von Maßnahmen, Kontakten, Sprechstunden, Kursen). Eine Bildung von Wirtschaftlichkeitskennzahlen (Kosten pro Fall, Kosten pro Beratung, etc.) hat nach Angaben des Gesundheitsamtes wenig Aussagekraft, weil das Klientel schwer vergleichbar ist. Eine Umstellung auf Einzelabrechnung der Fälle wird vom Kreis aufgrund des entstehenden Aufwandes und der vorhandenen Trägerstruktur als schwierig angesehen. Es gibt einzelne Kreise in NRW, die auf eine Pauschalförderung verzichten und Einzelabrechnungen von Fachleistungsstunden vornehmen. Das Gesundheitsamt sollte im fachlichen Austausch mit diesen Kreisen (sind von uns benannt worden) die Effektivität und den Nutzen dieser Verfahrensweise diskutieren. Der Erfolgsgrad von Maßnahmen wird z.B. durch Kundenbefragungen gemessen. Im Bereich der Gerontopsychiatrie ist speziell hierfür ein Fragebogen erarbeitet worden. In dem Themenbereich der Suchtproblematik Jugendlicher sind bereits Befragungen durchgeführt worden. Für das Jahr 2012/2013 ist eine Internetplattform geplant, die die Thematik aufgreifen soll. Die Plattform soll in Zusammenarbeit mit den Schulen erarbeitet werden. Eine Ausdehnung von Wirkungsanalysen ist beabsichtigt. Für eine umfassende Evaluation von Maßnahmen sind personelle Ressourcen erforderlich, die dem Gesundheitsamt derzeit nicht zur Verfügung stehen. Feststellung Im Vergleich zu anderen Gesundheitsämtern zeichnet sich der Kreis Euskirchen dadurch aus, dass er dezidierte Leistungsvereinbarungen mit den freien Trägern getroffen hat, die im Rahmen eines jährlichen Controllings auf ihre Umsetzung hin hinterfragt und überprüft werden. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 21 Öffentlicher Gesundheitsdienst Wir teilen die Aussage des Kreises Euskirchen, dass die Bildung aussagekräftiger Kennzahlen in diesem Bereich sicherlich schwierig ist. Eine rein zahlenmäßige Darstellung hat diesbezüglich keine Aussagekraft. Aus diesem Grund nehmen wir an dieser Stelle auch keine Darstellung von Kennzahlen im interkommunalen Vergleich vor. Insbesondere die Darstellung von Personalkennzahlen würde hier zu Irritationen führen, weil der Sozialpsychiatrische Bereich bei den Kreisen in NRW – wie auch beim Kreis Euskirchen - oftmals von der Zusammenarbeit mit freien Trägern geprägt ist. In einzelnen Kreisen ist der Bereich auch komplett auf freie Träger übertragen worden; lediglich Koordinationstätigkeiten werden noch intern wahrgenommen. Dennoch sollte auch in der Zusammenarbeit mit den freien Trägern die wirkungsorientierte Ausrichtung der Arbeit fokussiert werden. Indikatoren im Rahmen einer wirkungsorientierten Aufgabenerfüllung könnten beispielsweise die Ermittlung von Rückfälligkeitsquoten, das Nachhalten des Erfolges von Präventionsveranstaltungen durch Kundenbefragung, die Kundenzufriedenheit bei Beratungsangeboten, der Rückgang von Neuerkrankungen, die Verringerung evtl. Wartezeiten oder die Verkürzung von Abhängigkeitszeiträumen sein. Sicherlich sind auch diese Indikatoren von der subjektiven Persönlichkeit und Einschätzung der Klienten geprägt, dennoch sollten Transferleistungen auch auf die Fragestellung hin betrachtet werden, welche Wirkung mit den finanziellen Ressourcen grundsätzlich erzielt werden soll, bzw. erzielt wird. Infektionsschutz/Hygiene Der Bereich Infektionsschutz umfasst die Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten. Neben der Beratung und Aufklärung der Bevölkerung liegt das Tätigkeitsfeld in der Ermittlung und Unterbrechung von Infektionsketten. Die Bereiche der Hygieneüberwachung sind gesetzlich definiert. Variationsmöglichkeiten bestehen hierbei lediglich in der Form der Aufgabenwahrnehmung. 22 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Das Gesundheitsamt erreicht bei der Analyse der Organisations- und Steuerungsleistungen folgende Bewertungen auf einer Skala von 0 bis 4:6 Anforderung an die Steuerung des Bereiches “Infektionsschutz/Hygiene“ Analyse und Bewertung Anforderung Bewertung Infektionsschutz Der Gesundheitsdienst stellt durch Vernetzung und Koordination ein Versorgungsnetz für die Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten im Kreisgebiet sicher. 4 Der Gesundheitsdienst wird subsidiär in Bezug auf die Versorgung von Risikogruppen tätig. - Die Entwicklung von spezifischen Krankheiten wird anhand von Fallzahlen erfasst und bewertet. Hieraus werden konkrete Zielperspektiven für die weitere Arbeit abgeleitet. 4 Anhand von Indikatoren wird die Wirksamkeit von (Aufklärungs-) Angeboten und Maßnahmen gemessen und bewertet. 3 Es werden Vereinbarungen über Kostenerstattungen mit primär zuständigen Leistungsträgern (Krankenkassen) geschlossen. - Hygienebereich Zur Evaluation von Überwachungen und Kontrollen werden Grunddaten erhoben und ausgewertet. 4 Der Beanstandungsgrad wird nachgehalten und dient der weiterführenden Priorisierung des Leistungsspektrums. 4 Die Kontrolldichte wird nach Kriterien der Gefahrenwahrscheinlichkeit und des Gefahrenumfangs festgelegt. 4 Einzelne Leistungen, z.B. die Entnahme und Befundung von Trinkwasserproben, werden extern organisiert bzw. wahrgenommen. (Wirtschaftlichkeits- und Qualitätsaspekte). 4 Die Kosten, z.B. Kosten pro Beratung / pro Begehung / pro Fall / logistischer Aufwand, werden ausgewertet und zur Steuerung der Aufgabenerledigung genutzt. 4 Der Gebührenrahmen wird in regelmäßigen Abständen überprüft und gfs. angepasst. 4 Infektionsschutz Nach Angaben des Gesundheitsamtes besteht ein gut ausgeprägtes Versorgungsnetz zur Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten im Kreisgebiet. Aktuell ist der Kreis Euskirchen in Zusammenarbeit mit anderen Kreisen, der StädteRegion Aachen, der Europäischen Union und des Landes NRW mit dem Aufbau eines „Qualitätsnetzwerkes MRSA“ befasst, das durch die gemeinsame Erarbeitung und Umsetzung einheit- 6 nicht erfüllt = 0, ansatzweise erfüllt = 1, teilweise erfüllt = 2, überwiegend erfüllt = 3, vollständig erfüllt = 4 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 23 Öffentlicher Gesundheitsdienst licher Vorgehensweisen verstärkt vor multiresistenten Erregern schützen soll. Für eine generelle subsidiäre Versorgung von Risikogruppen besteht nach Aussage des Gesundheitsamtes kein konkreter Bedarf. Das Gesundheitsamt wird einzelfallbezogen tätig, sofern dies erforderlich ist. Auch ansonsten arbeitet der Kreis Euskirchen sehr restriktiv und bedarfsorientiert. Insofern sind auch keine generellen Vereinbarungen mit den Krankenkassen über eventuelle Kostenerstattungen zu treffen. Die Entwicklung von Krankheitsbildern wird beobachtet und durch Fallzahlen nachgehalten. Die Arbeit des Gesundheitsamtes orientiert sich an den aktuellen Gegebenheiten. Die Wirksamkeit von Maßnahmen wird in diesem Bereich beispielsweise dadurch nachgewiesen, dass Infektionsketten gestoppt werden. Die entsprechende Überprüfung gehört zum Standard. Insbesondere bei den meldepflichtigen Krankheiten ist eine Evaluation möglich. Bei den nicht meldepflichtigen Erkrankungen gibt es lediglich Anhaltspunkte für die Wirksamkeit des Agierens. Empfehlung Sofern eigene Maßnahmen und Angebote des Gesundheitsamtes initiiert werden, sollten diese im Vorfeld auch Aussagen zu der beabsichtigten Wirkung beinhalten. Entsprechende Zielvorgaben sollen verdeutlichen, wie sich der eingebrachte Ressourceneinsatz „auszahlen“ soll. Indikatoren für die Wirkung könnten neben dem Rückgang von Neuerkrankungen oder der Erhöhung von Impfraten auch die Erhöhung des Aufklärungsgrades der Bevölkerung (eruiert z.B. durch Befragung), die Resonanz auf Aufklärungskampagnen (z.B. Erhöhte Anzahl von Anfragen) oder die verstärkte Medienpräsenz sein. Auch eine Verkürzung der Reaktionszeit vom Auftreten der Symptome bis zur Meldung beim Arzt oder eine verstärkte Anzahl von Meldungen kann als möglicher Wirkungserfolg nachgehalten werden. 24 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Hygiene Bei der Aufgabenerfüllung in diesem Bereich handelt es sich überwiegend um Pflichtaufgaben, die gesetzlich definiert sind. Grunddaten werden generell erhoben. Der Arbeitsalltag wird anhand von Prioritätslisten ausgerichtet, wobei der Beanstandungsgrad und die Gefahrenwahrscheinlichkeit immer auch eine Rolle spielen. Eine Kostentransparenz ist durch die stundenweise Abrechnung der Mitarbeiter/innen gegeben. Diese dient auch als Grundlage für die Gebührenkalkulation, die in regelmäßigen Abständen überprüft wird. Feststellung Für den Bereich der Hygieneüberwachung sind die Steuerungsleistungen ausgeprägt. Wir haben in diesem Aufgabenfeld keine weiterführenden Anregungen für das Gesundheitsamt. Leistungskennzahl Wir werten in diesem Bereich keine Leistungskennzahlen im interkommunalen Vergleich aus. Im Bereich Infektionsschutz ist keine Homogenität in dem Aufgabenspektrum der Kreise gegeben, die eine Vergleichbarkeit zulassen. Im Bereich der Hygieneüberwachung ist das Leistungsspektrum stark von den individuellen Gegebenheiten vor Ort geprägt (Beispiel Anzahl Einrichtungen, Trinkwasseranlagen, etc.), so dass ein Vergleich nicht zielführend ist. Personalkennzahl Wir stellen dem Kreis Euskirchen nachfolgend die Anzahl der VollzeitStellen im Bereich Infektions- und Hygieneschutz je 100.000 Einwohner im interkommunalen Vergleich dar, um dem Gesundheitsamt eine grundsätzliche Standortbestimmung zu ermöglichen. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 25 Öffentlicher Gesundheitsdienst Vollzeit-Stellen Infektions- und Hygieneschutz je 100.000 Einwohner 2009 6,0 5,36 5,0 Anzahl 4,0 3,05 3,02 Mittelwert Kreis Euskirchen 3,0 2,0 1,48 1,0 0,0 Minimum Maximum Vollzeit-Stellen Infektions-/Verbraucherschutz je 100.000 Einwohner 2009 - Klassierung unter 2,5 2,5 bis unter 3,0 3,0 bis unter 3,5 3,5 bis unter 4,00 ab 4,0 8 5 8 5 2 Eine vertiefende Betrachtung im Größenvergleich zeigt folgendes Ergebnis: Anzahl Vollzeit-Stellen Infektions-/Verbraucherschutz je 100.000 Einwohner 2009 im Größenklassenvergleich bis 290.000 Einwohner Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 1,96 4,61 3,37 3,02 Der Größenklassenvergleich zeigt veränderte Spannbreiten. Der Mittelwert steigt, so dass sich der Abstand des Kreises Euskirchen zum Durchschnitt der Vergleichskreise entsprechend erhöht. Die Kennzahl ist von den individuellen Gegebenheiten vor Ort geprägt und kann nur als Anhaltspunkt für weitere interne Vergleiche der Kreise untereinander dienen. Als weitere Personalkennzahlen wären beispielsweise auch der logistische Aufwand je Stelle, der Auslastungsgrad je Mitarbeiter oder der Anteil der sonstigen Tätigkeiten am originären Aufgabenfeld interessant. 26 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Kinder- und Jugendärztlicher Dienst In erster Linie beinhaltet dieses Aufgabenspektrum die Schuleingangsuntersuchungen, die Sonderschulaufnahmeverfahren und die Erstellung von verschiedenen Gutachten wie beispielsweise der Ausschluss des Schülers/der Schülerin vom Unterricht, Sportbefreiungen oder Schülerfahrkosten. Die Kinder- und Jugendgesundheit nimmt aus kommunaler Sicht traditionell einen hohen Stellenwert ein. Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen erreicht bei der Analyse der Organisations- und Steuerungsleistungen für den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst folgende Bewertungen auf einer Skala von 0 bis 4:7 Anforderung an die Steuerung des Bereiches “Kinder- und Jugendärztlicher Dienst“ Analyse und Bewertung Anforderung Bewertung Die Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen werden zentral organisiert. Hierdurch werden Personal- und Sachressourcen effektiv eingesetzt. Logistischer Fahrtaufwand wird reduziert. 4 Die Qualität der Untersuchungen orientiert sich an den erforderlichen Standards (SENS, SOPESS). Abläufe sind effektiv geplant und systematisch ausgerichtet. 4 Die Daten werden EDV-technisch erfasst und anonym ausgewertet; insbesondere (örtlich) auffällige Entwicklungen im Gesundheitszustand der Kinder. Die Daten fließen in die vernetzende Sozialplanung des Kreises ein. Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und dem Sozialamt. 4 Durch die Bildung von Kennzahlen wird Wirkungstransparenz geschaffen (z.B. Anteil auffälliger Kinder an den Gesamtuntersuchungen). Die Ergebnisse der Untersuchungen dienen als Zielvorgaben für das weitere Handeln des Kreises. 4 Die demografische Entwicklung ist bekannt. Die Personaleinsatzplanung ist entsprechend ausgerichtet. 4 Die Untersuchungen sind seit Juni letzten Jahres zentralisiert worden. Der Kreis Euskirchen war ein Vorreiter für das sozialpädiatrische Entwicklungsscreening (SOPESS), das inzwischen überall in NRW eingesetzt wird. Die erhobenen Datensätze bilden die Grundlage für weiterführende Auswertungen und Planungsansätze. Beispielsweise erhält jede kreisangehörige Kommune eine Auswertung über die Ergebnisse der Schulein- 7 nicht erfüllt = 0, ansatzweise erfüllt = 1, teilweise erfüllt = 2, überwiegend erfüllt = 3, vollständig erfüllt = 4 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 27 Öffentlicher Gesundheitsdienst gangsuntersuchungen. Die Ergebnisse werden auch für die Gesundheitskonferenz aufbereitet und dargestellt. Die demografische Entwicklung ist bekannt und wird bei der personellen Einsatzplanung berücksichtigt. Feststellung Auch in den Steuerungsleistungen des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes sehen wir keinen Verbesserungsbedarf für den Kreis Euskirchen. Leistungskennzahlen Wir haben aus den Erhebungsdaten der Kreise exemplarisch die Kennzahl „Schuleingangsuntersuchung je Vollzeit-Stelle Schuleingangsuntersuchungen“ gebildet. Schuleingangsuntersuchung je Vollzeit-Stelle Schuleingangsuntersuchung 2009 Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 252 1.291 640 445 Es zeigt sich eine deutliche Spannbreite in den Ergebnissen. Die Klassierung differenziert die Ergebnisse nochmals: Schuleingangsuntersuchung je Vollzeit-Stelle Schuleingangsuntersuchungen 2009 - Klassierung unter 400 400 bis unter 600 600 bis unter 800 800 bis unter 1.000 Über 1.000 7 7 8 1 4 Die Spannbreite der Ergebnisse war für uns überraschend, weil die Verfahrensweisen in diesem Bereich weitestgehend standardisiert sind. Allerdings kann die Form der Aufgabenwahrnehmung (zentral/dezentral – Anteil Logistik bei dezentraler Aufgabenwahrnehmung, Verfahren überwiegend Arzt oder verstärkt auch Assistenzkraft, Datenaufnahme manuell oder datentechnisch, Zeitaufwand für die weitere Verarbeitung der Daten, etc.) entscheidend variieren. 28 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen erzielt in der Kennzahl eine unterdurchschnittliche Positionierung, obwohl die Steuerungsleistungen aus unserer Sicht optimal ausgeprägt sind. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die benannten Mitarbeiter/innen für die Schuleingangsuntersuchungen auch die Untersuchungen für die Aufnahme in Förderschulen durchführen. Für das Jahr 2009 sind insgesamt 194 Untersuchungen erfolgt. Es handelt sich hierbei um oftmals sehr zeitintensive Verfahren, deren Aufwand sich in der Kennzahl nicht wieder findet. Aufgrund der vorhandenen Spannbreite der Erhebungsergebnisse richten wir den Blick auch im Bereich der Schuleingangsuntersuchungen verstärkt auf die Steuerung des Aufgabenfeldes. Übergeordnetes Ziel der Schuleingangsuntersuchungen ist die Feststellung des Gesundheitszustandes der Kinder im Allgemeinen. Deshalb wird bei der Schuleingangsuntersuchung die Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen (U-Untersuchungen) festgehalten und der Impfstatus geprüft. Die Daten werden zum Landesinstitut (Liga) weitergeleitet. Nach einer Auswertung aus dem Landesinstitut vom Stichtag 07.06.2008 liegt der prozentuale Anteil der Inanspruchnahme der U-Untersuchungen im Kreis Euskirchen im Schnitt bei 90 Prozent und spiegelt somit den Landesdurchschnitt wieder. Personalkennzahlen Im interkommunalen Vergleich werten wir die Kennzahl „Anzahl der Vollzeit-Stellen Schuleingangsuntersuchung je 100.000 Einwohner“ aus. Anzahl der Vollzeit-Stellen Schuleingangsuntersuchung je 100.000 Einwohner 2009 2,97 3,0 2,5 2,19 1,82 Anzahl 2,0 1,5 1,0 0,71 0,5 0,0 Minimum Maximum Mittelwert Kreis Euskirchen Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 29 Öffentlicher Gesundheitsdienst Anzahl Vollzeit-Stellen Schuleingangsuntersuchung 100.000 Einwohner 2009 - Klassierung unter 1,0 1,0 bis unter 1,5 1,5 bis unter 2,0 2,0 bis unter 2,5 über 2,5 5 3 8 5 6 Im Größenvergleich liegt der Kreis Euskirchen nah am Mittelwert. Anzahl Vollzeit-Stellen im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst je 100.000 Einwohner 2009 - im Größenklassenvergleich bis 290.000 Einwohner Minimum Maximum Mittelwert Euskirchen 1,10 2,97 1,91 2,19 Gerade auch für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes ist der Auslastungsgrad je Mitarbeiter/in interessant, um im Hinblick auf die demografische Entwicklung gfs. zeitnah agieren zu können. Wir stellen daher exemplarisch die Einwohnerzahl der 3- bis unter 6Jährigen im Zeitverlauf dar: Einwohner der 3- bis unter 6-Jährigen des Kreises Euskirchen 2006 - 2009 2006 2007 2008 2009 5.483 5.310 5.130 4.897 Entsprechend der allgemeinen Tendenz zeigen sich auch im Kreis Euskirchen rückläufige Kinderzahlen. Im Eckjahresvergleich 2006/2009 ergibt sich ein Rückgang um 11 Prozent. 30 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 Öffentlicher Gesundheitsdienst Gesamtbetrachtung Öffentlicher Gesundheitsdienst Für den Öffentlichen Gesundheitsdienst insgesamt sowie für besondere Aufgabenschwerpunkte haben wir vorstehend Kennzahlen definiert und dargestellt sowie in einzelnen Bereichen Steuerungsleistungen bewertet. Unserer Ansicht nach weist ein gezielt gesteuertes Arbeitsumfeld auf einen nachweisbar erforderlichen Ressourceneinsatz hin. Wir bewerten den Öffentlichen Gesundheitsdienst daher in der Verbindung des Ressourceneinsatzes unter Bezugnahme auf die erzielten Bewertungen im Bereich der Steuerungsleistungen. KIWI-Bewertung “Öffentlicher Gesundheitsdienst“ Auf der Basis der Gesamtbetrachtung mit dem Schwerpunkt auf den Steuerungsleistungen bewerten wir den Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes nachfolgend im Rahmen des KIWI. Ist-Situation Zusammenfassend stellt sich das Ergebnis wie folgt dar: ƒ Der Kreis Euskirchen setzt im Jahr 2009 rund 1,8 Mio. Euro für die gesundheitliche Versorgung seiner Bevölkerung ein. Je Einwohner ergibt sich hierdurch ein Fehlbetrag von 9,36 Euro. Hiermit liegt der Kreis Euskirchen deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 10,26 Euro. ƒ In einem Größenvergleich mit 11 Kreisen in der Größenklasse unter 290.000 Einwohnern positioniert sich das Gesundheitsamt in seinem Ergebnisbetrag im Bereich des Minimums. ƒ In unserer letzten Prüfung (Vergleichsjahr 2004) lag der Zuschussbedarf unter kameraler Betrachtung bei 8,42 Euro mit leicht sinkender Tendenz für das Jahr 2005 auf 8,26 Euro. Wir rechnen die Erhöhung des Ergebnisses der NKF-Umstellung zu. ƒ Eine strukturelle Benachteiligung ist nach unseren Erhebungen ebenso wie nach eigenen Angaben des Gesundheitsamtes nicht ersichtlich. Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893 31 Öffentlicher Gesundheitsdienst ƒ Die Zielvorgaben und das Leistungsspektrum des Gesundheitsamtes sind stark von haushaltsrechtlichen Reglementierungen geprägt. Das Gesundheitsamt ist rational ausgerichtet und arbeitet im Rahmen der Haushaltsvorgaben mit den vorhandenen Ressourcen. Es bleibt nur ein geringer Spielraum für eigene Maßnahmen und Projekte. Gute Ansätze hierfür sind aber vorhanden. ƒ Wir haben den Eindruck gewonnen, dass der Kreis Euskirchen aus dem Finanzdruck heraus die Steuerung der Aufgabenerfüllung verstärkt in den Fokus nimmt. Die Steuerungsleistungen weisen in Teilbereichen sehr gute Ansätze auf. Wir sind der Ansicht, dass der Kreis Euskirchen alle Anstrengungen unternimmt, dem Kostendruck standzuhalten und dennoch ein qualitativ gutes Angebot für seine Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen. ƒ Die Änderung unserer Kiwi Bewertung von dem Wert „4“ der letzten Prüfung auf eine „3“ soll nicht zum Ausdruck bringen, dass das Gesundheitsamt im Vergleich zu unserer letzten Prüfung eine schlechtere Arbeit leistet; wir wollen hierdurch darauf hinweisen, dass dem gesetzlich gewollten Auftrag der gesamtplanerischen Aufgaben des Gesundheitsamtes durch den Haushalt klare Grenzen gesetzt sind. Handlungsempfehlungen Wir möchten dem Kreis Euskirchen folgende Handlungsempfehlungen mit auf den Weg geben: ƒ Kontaktaufnahme mit benannten Kreisen im Bereich Steuerung und Controlling; ƒ Wirkungsindikatoren festlegen, sofern eigene Maßnahmen und Projekte initiiert werden; ƒ Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit nutzen. KIWI Bewertung In der Gesamtbetrachtung der Ist-Situation sowie den hieraus ableitbaren Handlungsmöglichkeiten bewerten wir das Handlungsfeld „Öffentlicher Gesundheitsdienst“ mit dem Index 3. 32 Überörtliche Prüfung Kreis Euskirchen ■ Öffentlicher Gesundheitsdienst GPA NRW ■ Projekt Nr. 6893