Daten
Kommune
Bedburg
Größe
46 kB
Datum
28.05.2013
Erstellt
07.05.13, 18:00
Aktualisiert
07.05.13, 18:00
Stichworte
Inhalt der Datei
IHK Köln, 50606 Köln
Herrn Bürgermeister
Gunnar Koerdt
Stadt Bedburg
Am Rathaus 1
50181 Bedburg
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Hf | Achim Hoffmann
E-Mail
achim.hoffmann@koeln.ihk.de
Telefon | Fax
+49 221 1640-302 | +49 221 1640-369
Datum
2. Mai 2013
Kurzstellungnahme der Industrie- und Handelskammer zu Köln zum Haushalt der Stadt
Bedburg für das Jahr 2013
Sehr geehrter Herr Koerdt,
wir bedanken uns für die Übermittlung des Haushaltsplanentwurfs für das Haushaltsjahr 2013. Zur
Haushaltssituation haben wir lediglich zu einigen Punkten folgendes anzumerken:
Wirtschaft leistet erheblichen Finanzierungsbeitrag
Die Unternehmen der Stadt Bedburg werden auch im Jahr 2013 mit ihren Gewerbesteuerzahlungen
einen Anteil zu den städtischen Erträgen beitragen. Konkret wird derzeit von einem
Gewerbesteueraufkommen von 5,2 Mio. Euro in 2013 und von 5,6 Mio. Euro in 2014 ausgegangen.
Das sind knapp 20 Prozent der ordentlichen Erträge. Aber nicht nur Gewerbesteuerzahlungen der
Betriebe sichern die Ausgaben. Unternehmer zahlen noch Einkommensteuer und Grundsteuer für ihre
Betriebsgrundstücke. Der kommunale Anteil an der Einkommensteuer soll nach der Planung der
Verwaltung etwa 10,1 Mio. Euro in 2013 und 10,7 Mio. Euro in 2014 ausmachen. Wir beziffern den
Anteil der gewerblichen Einkünfte an der Einkommen-steuer auf ca. 15 bis 20 Prozent, so dass
letztendlich die Unternehmer nochmals ca. 2,0 Mio. Euro Einkommensteuer an die Stadt zahlen, wenn
auch über Umwege. Für die Grundsteuer B schätzen wir den Anteil der Wirtschaft auf ebenfalls etwa
2,0 Mio. Euro bei einem Aufkommen in Höhe von etwa 4,5 Mio. Euro.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die Wirtschaft knapp 10 Mio. Euro nur an Steuern zur Finanzierung
der städtischen Ausgaben beiträgt. Unter Berücksichtigung der Gebühren und Abgaben, die ja ebenso
von Unternehmen zu leisten sind, liegt dieser Anteil weitaus höher. Die Zahlen mögen verdeutlichen,
wie wichtig eine florierende regionale Wirtschaft für die Haushaltslage der Stadt Bedburg ist.
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Postanschrift: 50606 Köln | Hausanschrift: Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln | Internet: www.ihk-koeln.de
Tel. 0221 1640-0 | Fax 0221 1640-129
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Haushalt Bedburg unter erheblichem Konsolidierungsdruck
Nach den Planungen der Stadt Bedburg werden die Defizite ab diesem Jahr in der Größenordnung
von etwa 20 Prozent der ordentlichen Erträge liegen und sind damit zweifelsohne besorgniserregend.
Gleichzeitig wird die Stadt Bedburg bis zum Ende des Planungszeitraums bis 2023 etwa 70 Prozent
ihres Eigenkapitals verlieren, mit der Folge, dass die Kassenkredite bis 2023 in der Spitze auf über
40 Mio. Euro anwachsen.
Zur Abdeckung der Defizite plant die Stadtverwaltung massive Steuererhöhungen in den Jahren 2013
bis 2023:
- bei der Gewerbesteuer von 475 v.H. auf 495 v.H. in 2014,
- bei der Grundsteuer B von 475 v.H. auf 710 v.H. in 2023.
Für die ortsansässigen Unternehmen bedeuten diese Steueranhebungen eine spürbare
Mehrbelastung. Die angesetzten Realsteuererhöhungen sind im regionalen Standortwettbewerb
überaus schädlich. Die Stadt gäbe sich einer Illusion hin, wenn sie glauben würde, dass die
Unternehmen dieses Signal im Zuge der Konsolidierung einfach ignorieren würden. Unabhängig, ob
sich Bedburg im interkommunalen Vergleich seiner Größenklasse damit noch in guter Gesellschaft
befindet: Die Steuererhöhung wird de facto großflächige Gewerbeansiedlungen behindern und eine
nunmehr größere Belastungsschraube für die Bevölkerung sein. Im demografischen Wandel sollte die
Stadt mit Blick auf gewünschte Zuzüge hier vorsichtig agieren und das Hebesatzgefälle zu den
Kommunen des Düsseldorfer Regierungsbezirkes im Auge behalten.
Bürde Soziallasten
Die überwiegend desolate Haushaltslage der meisten NRW-Kommunen lässt sich sicherlich nicht
allein auf die besondere Sozialhilfeproblematik reduzieren. Manches mag auch mit Leistungs- und
Ausstattungsstandards hierzulande zu tun haben, wahrscheinlich auch mit dem
Kommunalisierungsgrad und den korrespondierenden, möglicherweise unzureichenden
Landeszuweisungen. Zumindest mitverantwortlich sind sie jedoch für die weitverbreitete Misere. Nach
den Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2011 ist belegt, dass die NRW-Kommunen je
Einwohner 327 Euro ausgegeben haben, Deutschlandweit waren es 278 Euro. Die Schlussfolgerung
kann eigentlich hier nur lauten, dass zumindest ein Teil der Soziallasten „zurückgeholt“ werden muss.
Einen ersten Schritt hat der Bund getan mit Übernahme der Grundsicherung im Alter ab 2014.
Wünschenswert wäre auch die Übernahme der Kosten für die Eingliederungshilfe, wovon alleine auf
NRW ca. 1 Mrd. Euro entfallen.
Handlungsfähigkeit erhalten
Zu derartigen Maßnahmen würde insbesondere die Überprüfung von Ausstattungsstandards zählen,
die inzwischen bei den meisten Kommunen kritisch hinterfragt werden. Uns ist zwar bewusst, dass die
großen Ausgabenblöcke, allen voran die Kreisumlage (rd. 10 Mio. €), von der einzelnen Gemeinde nur
wenig zu beeinflussen sind. Gerade dies ist jedoch Anlass genug, eine verstärkte Abstimmung
zwischen den einzelnen Gemeinden und dem Kreis hinsichtlich der vorzuhaltenden
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Kreiseinrichtungen anzugehen. An die eigene Adresse gerichtet muss die Gemeinde auch überprüfen,
ob sie im bisherigen Umfange freiwillige Ausgaben erbringen kann. Allgemeine permanente
Aufgabenkritik ist gewissermaßen der Eckstein jeder soliden Haushaltspolitik. Wir möchten Rat und
Verwaltung der Stadt ermuntern, sich diesen Prinzipien mehr denn je zu stellen. Dies gilt auch für so
sensible Bereiche wie Sportstätten und Schulen.
Fazit
Unternehmen stehen zweifelsohne zu ihrer Verantwortung, zur angemessenen Finanzierung der
lokalen Infrastruktur beizutragen. Systemische Mängel im Finanzausgleich und die Missachtung des
Konnexitätsprinzips dürfen jedoch nicht zu Lasten der finanziellen und wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit gehen - dies gilt für Kommunen und Unternehmen gleichermaßen. Dies entbindet
den Rat der Stadt Bedburg nicht von der Pflicht, selbst weiter nach Einsparmöglichkeiten zu suchen
und zu beschließen. Der Wille ist in der Verwaltung durchaus erkennbar, jetzt müssen weitere
Beschlüsse der Politik folgen.
Die Wirtschaft leistet bereits jetzt einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der Städte und
Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Bekanntlich liegt das durchschnittliche Gewerbesteuerniveau um
rund 50 Punkte über dem Durchschnitt der Flächenländer. Aber nicht nur das: Sie schafft und sichert
Arbeitsplätze. Dies alles kann sie nur leisten, solange sie im Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt. Jede
weitere geplante Steuererhöhung ist eine empfindliche Beeinträchtigung der unternehmerischen
Standortbedingungen.
Wir möchten Sie bitten, unsere Überlegungen bei der Verabschiedung des Haushaltes für 2013 und
2014 zu berücksichtigen.
Wir haben uns erlaubt, eine Kopie der Stellungnahme an den Kämmerer und die
Fraktionsvorsitzenden zu schicken.
Für eine Übersendung des beschlossenen Haushaltsplans zu gegebener Zeit wären wir Ihnen sehr
verbunden.
Mit freundlichen Grüßen
Industrie- und Handelskammer zu Köln
In Vertretung
Achim Hoffmann
stellv. Geschäftsführer | Leiter Steuern und Gesellschaftsrecht
Geschäftsbereich Recht und Steuern