Daten
Kommune
Bedburg
Größe
275 kB
Datum
05.02.2013
Erstellt
30.01.13, 18:01
Aktualisiert
30.01.13, 18:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Teil B
15. Handlungs- und Lösungsansätze vor Ort in Bedburg
Ausgangsituation Bedburgs
Aktuell ordnet die Bertelsmann-Stiftung Bedburg dem Demografietyp 4 zu. Sie definiert Bedburg als eine `Stabile Kommune im weiteren Umland größerer Zentren.
„Stabilität“ ist hierbei jedoch nicht mit „Sicherheit“ gleich zu setzen.
Abb. 115: Demografieprofil der Stadt Bedburg, Quelle Bertelsmann Stiftung
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Charakteristika (a - c) der Kommunen des Typs 4 mit Analyse der Stadt Bedburg
a) Wachstumsgemeinden ( für 2001-2008) und traditionelle Wohnstandorte
Bertelsmann analysiert hierbei die Bevölkerungsentwicklung von 2001 bis 2008.
In diesem Zeitraum ist die Bedburger Bevölkerung gewachsen.
- Die Städte des Typs 4 sind traditionell Wohnstandorte, haben aber in den letzten
Jahren oft Arbeitsplätze und damit auch größere wirtschaftliche Bedeutung gewonnen.
Dennoch weisen nur wenige einen regionalen Bedeutungsüberschuss auf.
Dies gilt auch für Bedburg. Denn Bedburg ist ein klassischer Wohnstandort mit weit
mehr Aus- als Einpendlern. Im Jahr 2010 pendelten von den Erwerbstätigen am
Wohnort Bedburg 74 % aus. Dies ist 2010 eine der höchsten Auspendlerquoten in
NRW.
b) Alterung einer relativ jungen Bevölkerung
Die Einwohner der Städte des Typs 4 weisen eine noch junge Bevölkerungsstruktur auf. Diese Altersstruktur ist die Folge der noch stärkeren Prägung durch junge
Familien. Diese günstige soziodemografische Situation wird sich allerdings nicht
aufrecht erhalten lassen. Bedburg altert rasch, ebenso wie eine Vielzahl der übrigen Kommunen in NRW und dem Rhein-Erft-Kreis (siehe Prognose von IT NRW).
Dies ist für westdeutsche Städte und Gemeinden eine vergleichsweise starke Alterung.
Bertelsmann verweist auf die Risiken der Bevölkerungsstruktur in den Kommunen
des Typs 4. Die sie prägenden Altersjahrgänge und Familien altern, ohne dass
jüngere in entsprechendem Umfang zuwandern werden. Da die meisten Kommunen von TYP 4 (wie auch Bedburg) nur relativ wenige höherwertige Ausbildungseinrichtungen und Arbeitsplätze anbieten können, wird zudem die Abwanderung
junger Menschen, die für Aus- und Fortbildung oder den Berufseinstieg wegziehen
- häufig in die umliegenden Großstädte-, die gesellschaftliche Alterung verstärken.
Aktuell lassen sich bei der Bedburger Entwicklung leicht ansteigende Wanderungsverluste bei den jungen Auszubildenden bzw. Berufseinsteigern feststellen.
Diese Wanderungsverluste sind noch nicht sehr hoch, so dass z. Z. die Bildungsund Berufsangebote in den urbanen Zentren noch gut zu erreichen sind, ohne dass
die Menschen in entscheidender Zahl ihren Wohnstandort verändern müssen. Die
Verkehrsinfrastruktur hat daher entscheidende Bedeutung für die weitere Entwicklung Bedburgs.
c) Arbeitsplatzabhängigkeit von den Zentren
Die Städte des Typs 4 und auch Bedburg sind traditionell in erster Linie Wohnstandorte mit hohen Pendleranteilen. Ihr Wachstum und ihr Wohlstand sind Folge
der sogenannten Wohn- Suburbanisierung, also der Zuwanderung von Haushalten,
vor allem von Familien, die sich in diesen Orten ihre Wohnwünsche erfüllen. Dennoch hat sich auch die wirtschaftliche Basis hier allmählich verbreitert. So stieg die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Bedburg von
2005 bis 2011 um 162 Personen bzw. 5,6%. Gleichzeitig sank die Zahl der Arbeitslosen im gleichen Zeitraum um 558 Personen bzw. 39,5 %.
Trotz dieser verhaltenen Dynamik ist die Arbeitsplatzzentralität in Bedburg nach
wie vor gering. Deshalb ist Bedburg weiterhin in erster Linie Wohnstandort und bei
der Erhaltung des Wohlstandes stark abhängig von der wirtschaftlichen EntwickSV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
lung der Region und ihrer Arbeitszentren sowie von deren Erreichbarkeit. Die Notwendigkeit eines starken ÖPNV ist unabdingbar.
15.1 Herausforderungen und Chancen
Herausforderungen
Laut Bertelsmann besteht für Kommunen des Typs 4 die größte Herausforderung
darin, sich durch die aktuellen Zahlen nicht in trügerischer Sicherheit zu wiegen.
Die Sensibilisierung für die demografische Umkehr und ein konsequentes Entwicklungsmonitoring sollten möglichst frühzeitig erfolgen, um zeitnahe Anpassungsmaßnahmen ergreifen und den vorhandenen Standard sichern zu können –
denn langfristig werden auch in diesen Kommunen der Wohnungsmarkt und die
Infrastrukturangebote unter Druck geraten.
Aus der Entfernung zu den Zentren (und damit zu den Arbeitsplatzangeboten) resultiert – auch im Zusammenhang mit steigenden Kosten des Individualverkehrs –
perspektivisch eine im regionalen Kontext höhere Empfindlichkeit hinsichtlich einer
Standortkonkurrenz, die durch die demografische Entwicklung verstärkt wird.
Die charakteristisch geringe Einwohnerdichte trägt zwar zu einer guten Wohn- und
Wohnumfeldqualität bei, birgt aber bei schrumpfender Bevölkerung erhebliche Folgekosten und auch Nachnutzungsrisiken. Dies gilt vor allem für zeitgleich mit jungen Familien besiedelte Ortsteile, in denen künftig eine nahezu gleichzeitige Alterung der Bewohner drohen kann. Deshalb sollten für Überalterung anfällige Ortsteile und vorhandene Infrastrukturen perspektivisch auf eine mögliche Umnutzung
vorbereitet werden.
Standortkonkurrenz
Hohe Kosten der
Infrastruktur bei
sinkender Bevölkerung
Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sowie Beruf und Kindern
sollten Kommunen des Typs 4 ihre familiären und nachbarschaftlichen Strukturen
aktiv als Stärke sichern und nutzen. Ähnliches gilt im Hinblick auf die Bildungs- und
Familienpolitik. Auch hier sollte das große zivilgesellschaftliche Potenzial der ländlich geprägten Kommunen (Vereine etc.) offensiv genutzt werden.
Wirtschaftlich und hinsichtlich des Arbeitsplatzangebotes sind die Kommunen des
Typs 4 sehr weitgehend von den Zentren und deren Erreichbarkeit abhängig.
Zugleich sind die einzelnen Kommunen zu klein, um allein regionale Akzente zu
setzen. Kooperationen auf Kreisebene und mit den Zentren sind deshalb zunehmend wichtiger.
Chancen
Laut Bertelsmann profitieren die Kommunen des Typs 4 von der Lage innerhalb
prosperierender Wirtschaftsräume und einer ausgeprägten Wohn- und Wohnumfeldqualität. Ihre sozialen Strukturen sind überwiegend organisch gewachsen und
stabil mit einem hohen Potenzial für ehrenamtliches und nachbarschaftliches Engagement.
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Gewachsene
Siedlungsstruktur
nutzen
15.2 Handlungsansätze
In Anlehnung an Bertelsmann lassen sich für Bedburg folgende Handlungsfelder
identifizieren:
15.2.1 Vorausschauende Wohnbau – und Flächenentwicklung
Infrastruktur / Siedlungen an veränderten Bedarf anpassen
Hier sollte versucht werden, trotz noch stabiler Wohnungs- und Baulandnachfrage
vorausschauend der Innenentwicklung Vorrang vor Neuausweisung zu geben. Die
Außenentwicklung sollte nur vorsichtig und orientiert am örtlichen Bedarf betrieben
werden.
Zum einen kann dadurch eine nachhaltige Nutzung bestehender Wohngebiete
erreicht bzw. deren Überalterung entgegengewirkt werden, zum anderen lassen
sich auf diese Weise zusätzliche Infrastrukturkosten und verlängerte Wege infolge
der Erschließung neuen Baulands in den Außenbereichen vermeiden. Gleichzeitig
müssen zunehmend auch hier die wachsende Zahl kleiner Haushalte und die steigende Nachfrage nach seniorengerechten und gemeinschaftlichen Wohnformen
beachtet werden.
Geeignete Instrumente zur Informationsbeschaffung über die Entwicklung einzelner Stadtteile sind Siedlungsflächenkonzepte:
•
•
•
Informationen über Sozial- und Altersstruktur einer Siedlung bzw. einer
Ortslage (beispielhaft die Untersuchung zur Ortslage Kirchherten im Rahmen der Aufstellung des Stadtentwicklungsplanes der Stadt Bedburg),
Flächenkataster zur Feststellung von Leerständen im Gebäudebestand,
Erstellung eines Baulückenkatasters zur Schließung von Baulücken und in
der Konsequenz die Nichtinanspruchnahme von Freiraum und damit auch
die Aktivierung von Flächen in den Zentren mit der Konsequenz der Vermeidung des Donut-Prinzips
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Innenentwicklung
Zusätzliche Kosten
für Infrastruktur
vermeiden
•
•
•
•
•
Aktivierungsstrategien- und Maßnahmen durch direkte Ansprache der Eigentümer vor Ort, sei es im Bestand oder auch zur Aktivierung einer Baulücke
Aktivierung stadteigener Grün- und Freiflächen und damit die Schaffung
des Planungsrechtes für eine Wohnbaulandentwicklung
Schaffung bzw. Aktivierung infrastrukturnaher Baugebiete mit qualitativ hoher Lagegunst um eine wohnungsnahe Versorgung zu gewährleisten und
damit den Anspruch an Mobilität zu senken (beispielhaft Bedburger Höfe /
Wohnbaufläche aus dem Rahmenplan Kaster / Baugebiet im Hasental /
Baugebiet Kasterer Acker)
Ausweisung / Bereitstellung von gewerblichen Baugrundstücken
Ansiedlung arbeitsplatzintensiver Betriebe mit Sogwirkung für den Standort
Bedburg
15.2.2 Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements
In den Gemeinden des Typs 4 mit ihrer noch ausgewogenen Altersstruktur gibt es
ein erhebliches Potential, den Herausforderungen des demografischen Wandels
auch durch verstärktes ehrenamtliches Engagement zu begegnen. Neben der Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die Mitgestaltung ihrer Lebensumgebung rückt dabei ganz besonders die Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren in den Blick. Dort sollte angesetzt werden, um gerade auch die
Lebens- und Berufserfahrung dieser Menschen für die Gestaltung kommunaler
Handlungsfelder zu aktivieren.
Es ist notwendig, eine das Engagement fördernde Infrastruktur bedarfsgerecht
weiterzuentwickeln z. B. durch:
•
•
•
•
•
•
•
Internetportale und Broschüren,
Preisverleihungen und Präsentationsveranstaltungen,
Freiwilligenagenturen
Seniorenbüros
Büro des Ehrenamtes
Projekte wie „Alt hilft Jung“ (Betreuung bei Berufswahl und Bewerbungen)
Patenschaften
Für die langfristige Etablierung bürgerschaftlichen Engagements müssen finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Die Übernahmen von Raum-, Sach- und Reisekosten sowie ein Versicherungsschutz sollten gewährleistet sein.
15.2.3 Familien- und seniorenfreundliches Umfeld sichern
Werben um eigene und neue Bürger
Wie zuvor bereits dargestellt, werden im Zuge des demografischen Wandels künftig junge Familien mehr umworben werden als Unternehmen.
Je nach Strategie kann Kinder- und Familienfreundlichkeit zu einem zentralen
Standortfaktor werden. Hierzu müssen aber zunächst die harten Standortfaktoren
untersucht und die Voraussetzungen geschaffen werden. Dabei haben die Kommunen des Typs 4 lt. Bertelsmann die große Chance, diesen Faktor in einem noch
funktionierenden Nachfrageumfeld auszubauen.
Die Wanderungsmotive sind hier von entscheidender Bedeutung, um zu festzustellen, ob man den Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger im Wettbewerb
überhaupt gewachsen sein kann.
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Wanderungsmotive
Jüngst aktivierte und umgesetzte Baugebiete lassen einen Rückschluss auf die
Wanderungsmotive der Bewohner und potentiellen Grundstückserwerber zu.
Baugebiet Erweiterung Mühlenkreuz (Vermarktungstand 25.01.2013)
In diesem Baugebiet wurden innerhalb kurzer Zeit nach Erschließung 19
Grundstücke verkauft. 16 Erwerber stammen aus Bedburg. Jeweils ein Erwerber
aus Grevenbroich, Kerpen und Titz. Einer dieser 3 Erwerber hat direkten Bezug zu
Bedburg und wohnte hier bereits.
Baugebiet „Im Spless“
In den mehr als 240 vermarkteten Grundstücken wurde am 26.01.2013 eine Umfrage in 100 Haushalten über deren Wanderungsmotive durchgeführt.
Von diesen 100 Haushalten gaben 43 an, vor dem Einzug nicht in Bedburg gewohnt zu haben. Wiederum 31 dieser Haushalte gaben an, dass vorab eine familiäre Anbindung zu Bedburg nicht bestand bzw. nicht Anlass zur Standortentscheidung gewesen ist.
Voraussetzungen
Voraussetzung zur Standortentscheidung für diese „echten“ Zuzüge waren in der
Rangfolge:
1. Grundstückslage- und größe
2. Grundstückspreis
3. relativ schnelle Erreichbarkeit von Großstädten mittels PKW oder Bahn
Bedarf
In der Umfrage wurde auch insgesamt die Frage nach den Defiziten vor Ort gestellt / Welche Bereiche sollten vor Ort gestärkt werden ?
Auch hier nachfolgend ein Ranking nach den Prioritäten:
1.
2.
3.
4.
5.
Bus- und Bahnverbindungen
Internet- / Breitbandversorgung (Geschwindigkeit)
Freizeitangebote, Angebote für Kinder und Jugendliche
Erreichbarkeit von Großstädten
Einzelhandel / Nahversorgung
Die vg. aktuellen Umfragerankings sollten in deren Bedeutung oberste Priorität
genießen, da diese wertfrei und aktuell den derzeitigen Nachfragestatus widerspiegeln.
Darüber hinaus sollte künftig im hiesigen Einwohnermeldeamt bei jedem Zuzug
und Fortzug ein „Fragebogen Wanderungsmotive“ beigefügt und abgefragt werden. Im Rahmen des Berichtswesens sind diese statistischen Werte vorzulegen,
um Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und Instrumente zur Nachsteuerung erarbeiten zu können.
Im Zuge des gesamtgesellschaftlichen Wertewandels und veränderter Arbeitsmarktanforderungen wird die Nachfrage nach Entlastungsstrukturen für Familien
einerseits und qualitätsvolle Kinder- und Jugendangebot anderseits steigen. Es
gibt kein Patentrezept dafür, in welchem Umfang Angebote zu schaffen sind. Das
Spektrum reicht von qualitätsvollen Kinder- und Jugendangeboten über flexible,
verlässliche Betreuungszeiten bis hin zu Unterstützungsstrukturen für pflegende
Familienangehörige. Jede Kommune muss für sich prüfen, welche Ziele mit der
Förderung einer gelebten Kinder-, Jugend- und Familienfreundlichkeit verfolgt werden.
Dabei gilt es, die Qualität der vorhandenen Strukturen und die künftigen Bedarfe
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Wanderungsmotive
fortlaufend erfragen
Nachsteuerung
Angebotsvielfalt
erhöhen
kritisch im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu bewerten. Das Ziel der Kinder- und Familienfreundlichkeit sollte in den Kommunen als ressortübergreifendes
Thema bearbeitet werden und mit intensiver Beteiligung aller Fachabteilungen und
bürgerschaftlicher Unterstützung realisiert werden.
Dialog mit dem
Bürger
Stichworte zur Umsetzung
• Schulangebot sichern (s. Schulentwicklungsplan 2011 der Stadt Bedburg)
• Information und Vernetzung aller Angebote (Broschüre, Internet, Koordinierungsstelle)
• Zusammenarbeit und Vernetzung von Schulen, Jugendhilfe, Schulverwaltung, vorschulische Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
• Kinderbetreuung als Standortfaktor weiter stärken und ausbauen (s. Kindergartenbedarfsplan für die Stadt Bedburg)
• Die Möglichkeiten des Ehrenamtes und insbesondere das `Leistungspotenzial´ der `jungen Senioren´ sollten bei der Entwicklung qualitätsvoller
Angebote von Anfang an angemessen einbezogen werden.
• Ziele und Maßnahmen zum Ausbau der Kinderfreundlichkeit / Seniorenfreundlichkeit müssen benannt werden, damit es nicht bei bloßen Slogans
und Broschüren bleibt ( Sport / Freizeit / Kultur )
• Unterstützungsstrukturen für pflegende Angehörige aufbauen. Die Überalterung und damit der Anteil pflege- und hilfsbedürftiger Menschen schreitet
auch in diesen Kommunen des Typs 4 unaufhaltsam voran.
• Barrierefreier öffentlicher Raum mit Aufenthaltsqualität
• Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum
• Vereinfachung des „Ansiedlungsgeschäftes“ bei Wohnen und Gewerbe
durch Einführung eines „Behördenlotsen“
In Zukunft werden viele Pflegebedürftige von Pflegepersonen aus der Familie und
aus dem Freundeskreis mitversorgt werden (müssen). Das familiäre Potenzial wird
aber bei zunehmender Berufstätigkeit der Frauen und weiter steigender Lebenserwartung überfordert. Für die privaten Pflegepersonen sind daher Unterstützungsangebote erforderlich: Zum einen, um sie in der Hilfe und Pflege zu schulen,
zum anderen, um sie körperlich und psychosozial zu stützen und zu entlasten. Die
Kommunen sind aufgefordert, gemeinsam mit den ortsansässigen Unternehmen,
Angebote zur Beratung, Entlastung und Betreuung zu entwickeln.
Angebotsstruktur
/ Beratung
15.2.4 Wirtschafts- und Bildungsstandort Bedburg stärken
Im Bereich Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplatzangebot sind die Kommunen des
Typs 4 aufgrund ihrer Lage im erweiterten Umland von Kernstädten und Wirtschaftszentren stark abhängig von deren Leistungskraft. Bei nur geringer Arbeitsplatzzentralität wie auch in Bedburg, geht es für die Kommunen zunächst darum,
die Erreichbarkeit der benachbarten Zentren zu sichern bzw. zu verbessern, um
überhaupt als Wohnstandorte attraktiv bleiben zu können.
Neben der Erreichbarkeit der Arbeitsplätze in den großen Städten gilt dies auch für
den Zugang zu deren Bildungseinrichtungen, um Bildungsabwanderung möglichst
gering zu halten.
Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Gewährleistung einer
ÖPNV-Anbindung, zu der vor allem der Anschluss an den jeweiligen Verkehrsverbund und eine enge Taktung der Verbindungen zählen. Für Bedburg bedeutet dies
konkret die stetige Forderung des Ausbaues der Erft-S-Bahn.
Neben dieser notwendigen Orientierung auf die Kernstädte muss jedoch wie bereits vorab erwähnt darauf geachtet werden, möglichst qualitativ hochwertige Arbeitsplätze am Ort zu schaffen und zu halten. Neue Einwohner können auf diese
Weise gewonnen, und der Standort Bedburg als Ganzes gestärkt werden. Die Bin-
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
ÖPNV / S-Bahn /
Mobilität
Arbeitsplätze
schaffen
dung des Menschen an den Arbeitsplatz ist aufgrund steigender Kosten für Mobilität (MIV) von hoher Priorität.
Darüber hinaus sind Kooperationen mit großen Bildungseinrichtungen mit dem Ziel
Zweigstellen bzw. Abteilungen in Bedburg anzusiedeln, anzustreben, um auch die
Bildungslandschaft vor Ort so attraktiv wie möglich zu gestalten und die Einwohner- bzw. Besucher der Stadt ´innovativ´ zu halten.
15.2.5 Vorausschauendes Infrastrukturmanagement
Die Effizienz kommunaler und regionaler Infrastrukturen hängt maßgeblich von der
Bevölkerungsdichte ab. Räumlich verteilte Siedlungsstrukturen führen in besonderer Weise zu Problemen bei der netzgebundenen Infrastruktur. Sinkende Dichten,
sowie die hohen Fixkostenanteile bei technischen Infrastrukturen bewirken, dass
besonders bei Schrumpfungsprozessen in Kommunen oder auch in Ortsteilen immer weniger Einwohner für immer stärker überdimensionierte Infrastrukturen aufkommen müssen.
Überdimensionierte
Infrastruktur
Bei der sozialen Infrastruktur führen nicht nur Bevölkerungsrückgänge zu einer
veränderten Nachfragesituation, sondern auch Verschiebungen in der Altersstruktur – insbesondere die deutliche Zunahme von Senioren und hochbetagten Menschen – und Veränderungen in der Haushaltsstruktur (Zunahme von Einpersonenhaushalten). So sind auch in demografisch stabilen Kommunen bei zunehmender
Alterung der Einwohnerschaft Rückgänge in den Bereichen Kindertagestätten und
Schulen zu erwarten. Dagegen wird die Nachfrage in anderen Bereichen, wie der
Gesundheitsversorgung und der Pflege, tendenziell zunehmen. Einrichtungen der
Kulturförderung oder auch Sportstätten haben sich auf veränderte Nutzerstrukturen einzustellen.
Die Infrastruktur zur Versorgung der Menschen mit entsprechender Angebotsvielfalt
• Versorgungsangebot Einzelhandel
• Ärztliche Versorgung
• Angebot Kultur und Freizeit
Rückgänge in
Kita`s und Schulen
ist ebenfalls ein entscheidender Faktor mit Bindungswirkung.
15.3 Ausblick
Angesichts der aktuell sinkenden Bevölkerungszahl Bedburgs und der prognostizierten rückläufigen Entwicklung sollte die `Bevölkerungszahl` Bedburgs als Kennzahl künftig in kurzen regelmäßigen Abständen ermittelt und bewertet werden. Ein
einjähriger Turnus im Rahmen der permanenten Fortschreibung ist angezeigt.
Maßnahmen und Projekte der Fachbereiche sollten künftig stärker vor dem Hintergrund der jeweiligen aktuellen demografischen Entwicklungen und Prognosen geplant und bewertet und für die Fachausschüsse vorbereitet werden
Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es außerdem, aus der Vielzahl der Aufgabenstellungen die strategisch wichtigsten herauszufiltern und diese anschließend
durch konkrete Maßnahmen lokal umzusetzen. Dabei bedarf es strategischer
Weitsicht über Ressortgrenzen hinweg, sowie die Einbindung der lokalen Akteure
(z. B. Familien, Unternehmer, Vereine, Kirchen soziale Träger etc.) aber auch die
Ansprache von Investoren, um kostenintensive Projekte mit dem wechselseitigen
“Return of Invest“ für Bedburg zu gewinnen.
Eine Erhöhung der Angebotsvielfalt und die Beibehaltung bzw. die Verbesserung
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc
Fortschreibung zur
Nachsteuerungsmöglichkeit
der Versorgungsstrukturen bei gleichzeitiger Senkung der Kosten ist ein bedeutender Faktor für die künftige Entwicklung.
Quelle: Demografiebericht der Stadt Bedburg, Teil B
Büro für Standortförderung
SV / D:\Programme\SD.NET\BackSystems_RIM\tmp\anlagen\T5779.doc