Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
40 kB
Datum
10.12.2008
Erstellt
28.11.08, 04:30
Aktualisiert
28.11.08, 04:30
Stichworte
Inhalt der Datei
Marktanalyse
zur Beteiligung an der Stadtwerke Management Gesellschaft
Marktanalyse nach § 107 Abs. 5 GO zur Beteiligung an der Stadtwerke Management
Gesellschaft
Die deutschen und europäischen Energiemärkte befinden sich im Umbruch. Auf den Energiemärkten nimmt
die Wettbewerbsintensität zu. Neue rechtliche Rahmenbedingungen und der zunehmende Wettbewerb auf
den Absatzmärkten stellen komplexe Anforderungen an die Energieversorgungsunternehmen bezüglich der
Kosteneffizienz ihrer Prozesse und der Sicherung ihres Kundenbestandes.
Nach intensiven Gesprächen mit potenziellen Partnern und Prüfung verschiedener Möglichkeiten möchten die
Energie Nordeifel GmbH & Co. KG, die Energieversorgung Oberhausen AG, die Stadtwerke Duisburg AG, die
Stadtwerke Radevormwald GmbH und die Stadtwerke Troisdorf GmbH eine Stadtwerke Management
Gesellschaft (SMG) gründen. Diese soll Prozesskostensynergien durch gemeinsame Abwicklungsprozesse
bei ausgewählten Vertriebsaktivitäten erschließen. Ein juristisch geprüfter Gesellschaftsvertrag regelt die
Rechte und Pflichten der Gesellschafter sowie der Organe der Gesellschaft.
Zu einem späteren Zeitpunkt ist geplant, die Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH sowie weitere kommunale
Energieversorger als Gesellschafter aufzunehmen.
1. Marktumfeld und Ausgangslage
Die Liberalisierung der Energiemärkte hat insbesondere durch den damit verbundenen Wegfall der
Gebietsgrenzen zu einer grundlegenden Umwälzung im Bereich der leitungsgebundenen Energien geführt.
Die klassischen Energieversorgungsunternehmen (EVU) sind nunmehr dem Wettbewerb ausgesetzt und
gezwungen, sich neu zu orientieren.
Vertikal integrierte EVU besitzen in der Regel technische Anlagen der elektrischen Energieversorgung (u.a.
Kraftwerke und/oder Netze), die zusammen mit dem Vertrieb die wesentlichen Wertschöpfungsstufen der
Unternehmen abbilden.
Die EVU, die lediglich als Weiterverteiler tätig sind und zu denen auch viele kommunale Energieversorger
zählen, stehen im Wettbewerb untereinander, mit ihren Vorlieferanten sowie mit neuen Marktteilnehmern.
In Prognosen wird davon ausgegangen, dass sich aufgrund der fortschreitenden Liberalisierung die Zahl der
EVU – insbesondere auf der Verteilerstufe – reduzieren wird.
Zu den klassischen EVU zählen die Unternehmen, die bereits vor der Öffnung des Energiemarktes erfolgreich
tätig waren. Im Strombereich sind dies die Regionalversorger (z.B. E.ON Avacon AG, EWE AG, RWE RheinRuhr AG) und kommunale Energieversorger.
Daneben fassen immer mehr ausländische Firmen in Deutschland Fuß (z.B. Vattenfall Europe AG, Nuon
Deutschland GmbH, Veolia Environnement) wie auch umgekehrt große deutsche EVU im Ausland aktiv
werden.
Seite 1
Marktanalyse
zur Beteiligung an der Stadtwerke Management Gesellschaft
Zusätzlich
treten
vermehrt
neue
Marktteilnehmer
auf,
die
nicht
über
technische
Anlagen
zur
Energieversorgung verfügen. Sie sind als Energiehändler tätig und versuchen, dieses Geschäftsfeld durch
den Vertrieb von Energiemengen zu erschließen. Dies sind bundesweit agierende Anbieter (TelDaFax Energy
GmbH, Flexstrom GmbH, Bonus Strom GmbH) und Tochterunternehmen der etablierten EVU (Yello Strom
GmbH, Eprimo GmbH, E wie einfach Strom & Gas GmbH).
Gerade auch kommunale Energieversorger bieten mittlerweile alleine oder in Zusammenschlüssen
überregional Strom und teilweise Gas an, um ihre Geschäftsposition zu sichern und auszubauen (Trianel [u.a.
Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH (Bochum, Herne, Witten), STAWAG Stadtwerke
Aachen AG, Stadtwerke Bonn GmbH, Niederrheinwerke Viersen GmbH, Stadtwerke Hamm GmbH, GSW
Gemeinschaftsstadtwerke GmbH (Kamen, Bönen, Bergkamen), Stadtwerke Lünen GmbH, Hertener
Energiehandelsgesellschaft mbH, Stadtwerke Fröndenberg GmbH, Stadtwerke Gronau GmbH, Stadtwerke
Detmold GmbH, Stadtwerke Unna GmbH, Stadtwerke EVB Huntetal GmbH Diepholz und Umgebung,
Stadtwerke Lemgo GmbH, Stadtwerke Herford GmbH, Stadtwerke Lengerich GmbH, Stadtwerke Soest
GmbH und Teutoburger Energienetzwerk e.G. Hagen], Secura Energie GmbH [MVV Energie AG,
Energieversorgung Offenbach AG, Stadtwerke Ingolstadt Energie GmbH; Rheinenergie 25,1% geplant], NEW
Energie GmbH, Stadtwerke Bielefeld GmbH, Stadtwerke Düsseldorf AG, Energie AG Iserlohn-Menden oder
Stadtwerke Nettetal GmbH.
Die verbleibenden kommunalen Energieversorger stehen daher unter erheblichem Wettbewerbsdruck, da
inzwischen zahlreiche Anbieter in ihren angestammten Versorgungsgebieten tätig sind. Sie müssen deshalb
ihre Kosten durch schlankere und effizientere Prozesse optimieren und über Kooperationen die gleichen
Größendegressionen wie größere Marktteilnehmer erzielen, um ihre Aufgaben auch in der Daseinsvorsorge
zukünftig erfüllen und sichern zu können. Aus den gleichen Gründen gilt es für die kommunalen
Energieversorger der zunehmenden Erosion des Kundenbestandes entgegenzuwirken und neue Angebote
für Zielgruppen zu schaffen, die bislang nicht ausreichend angesprochen werden, um diese nicht an den
Wettbewerb zu verlieren bzw. diese wieder zurückzugewinnen.
Insbesondere kleinere EVU verfügen in vielen Fällen nicht über ausreichende eigene Kapazitäten, um die
erforderlichen Maßnahmen alleine durchzuführen. Insofern drohen in der Konsequenz Einschränkungen für
die Aufgaben, die nicht oder nur unzureichend vom Markt abgedeckt werden und damit die Daseinsvorsorge
im Bereich der Energiewirtschaft betreffen (Grundversorgung nach GVV, Nachtspeicherheizungen, Baustrom,
Wärmepumpenstrom u.a.).
Durch eine Bündelung der Ressourcen der o. g. Gesellschafter können diese Herausforderungen effizienter
bewältigt werden. Auf der anderen Seite haben sie die Möglichkeit, an der schnell wachsenden Marktaktivität
zu partizipieren und dadurch die bei den Gesellschaftern vorhandenen Kapazitäten auch in Zukunft weiter
auszulasten. So können sie ihre Aufgaben nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) erfüllen und gem. § 1
Abs. 1 EnWG eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche
leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas gewährleisten.
Seite 2
Marktanalyse
zur Beteiligung an der Stadtwerke Management Gesellschaft
Bei der SMG handelt es sich um eine Keimzelle, die neue Markttrends und Marktentwicklungen aufgreift und
aufgrund ihrer schlanken Struktur flexibel agieren und schnell reagieren kann.
Die angestrebte Ausweitung des Gesellschafterkreises wird zukünftig die strategische Positionierung der
SMG, der Gesellschafter und der an ihnen beteiligten Kommunen verbessern (z.B. durch weiter reduzierte
Prozesskosten sowie konstante Erlöse aus dem Vertriebsgeschäft).
2. Unternehmensgegenstand
Ziel der SMG ist es, die beteiligten kommunalen Energieversorger durch Vermeidung zusätzlicher
Prozesskosten und Bündelung von Vertriebsaktivitäten dabei zu unterstützen, die Kunden in den
angestammten Versorgungsgebieten zu halten und neue Kunden zu gewinnen.
Diese Aktivitäten sind auf Dauer angelegt und erfolgen mit dem Ziel, die Gesellschafter zu stärken. Die SMG
soll für diese in einem ersten Schritt eine Internetplattform zur regionalen und überregionalen Vermarktung
von Energieprodukten (i. W. Strom und Gas) entwickeln und betreiben. Ziel ist es dabei, den regionalen
Kunden der Gesellschafter ein zeitgemäßes und kostengünstiges Angebot für den Bezug von Strom und Gas
zur
Verfügung
zu
stellen,
um
den
Anforderungen
des
EnWG
gerecht
zu
werden
und
Abwanderungstendenzen konstruktiv aufzugreifen. Da für die regionalen Kunden schon der gesamte
Abwicklungsprozess überdacht und neu konzipiert wird, ist die Erweiterung auf ein überregionales Angebot
mit geringem Aufwand möglich. Damit können Kundenverluste, die in einem umkämpften Wettbewerbsmarkt
zwangsläufig entstehen, auch durch den überregionalen Marktauftritt kompensiert werden. Durch die
gemeinsame Entwicklung und Implementierung des Internetportals wird der eigenständige Aufbau dieses als
notwendig erachteten Instruments bei den beteiligten kommunalen Energieversorgern vermieden. Die damit
verbundenen Kosten müssen nur einmal anteilig aufgebracht werden. Darüber hinaus können personelle
Ressourcen und Kompetenzen in der neuen Gesellschaft gebündelt werden, was zu weiteren
Kosteneinsparungen führen wird.
Die Kooperation in der SMG bietet somit die notwendige strategische Perspektive.
3. Auswirkungen auf das Handwerk und die mittelständische Wirtschaft
Die von der SMG zu erfüllenden Aufgaben fallen in den klassischen Aufgabenkreis der beteiligten
kommunalen Energieversorger. Die Konzentration neuer Aufgaben in der SMG stellt daher vornehmlich einen
„organisatorischen” Vorgang dar, der das Tätigkeitsgebiet von privaten Unternehmen des Handwerks und der
mittelständischen Wirtschaft nicht beeinträchtigt. Die SMG wird daher keine unmittelbaren oder mittelbaren
Auswirkungen negativer Art auf die Tätigkeiten von privaten Unternehmen haben. Der Aufbau einer
Internetplattform für den Vertrieb von Energie stellt eine Erweiterung des Handlungsfeldes der kommunalen
Energieversorger dar, um die Zukunftsfähigkeit der beteiligten Unternehmen zu sichern. Die Vermarktung
Seite 3
Marktanalyse
zur Beteiligung an der Stadtwerke Management Gesellschaft
eines ähnlichen Angebots durch die lokale Wirtschaft ist bisher nicht gegeben. Es sind auch keine
nachteiligen Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsituation in den betreffenden Regionen der Gesellschafter zu
erwarten. Mit der Beteiligung an der SMG werden die Arbeitsplätze bei den an der Gesellschaft beteiligten
kommunalen Energieversorgungsunternehmen gesichert; darüber hinaus werden durch den Bedarf an
speziell ausgebildetem Personal neue Arbeitsplätze geschaffen. Es sind deshalb grundsätzlich positive
Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsituation zu erwarten.
4. Finanzielle Chancen und Risiken
Die SMG steht in alleiniger Trägerschaft der beteiligten kommunalen Energieversorgungsunternehmen und
damit in mittelbarer Trägerschaft der beteiligten Kommunen. Mit der Beteiligung an der Gesellschaft werden
für die Bereiche der Prozessoptimierung und der Dienstleistungen keine neuen Risiken übernommen, die sich
nicht bereits aus der Tätigkeit der Gesellschafter ergäben. Die Risiken für diese sind somit limitiert und
entsprechen den regelmäßigen Risiken, die sie bei einer individuellen Abwicklung dieser Prozesse und
Dienstleistungen zu tragen hätten. Der personelle Aufwand für die Prozessanalysen und den Aufbau von
Services würde ohne eine Beteiligung an der SMG in Form von Eigenleistung oder externen Beraterkosten
bei jedem der beteiligten kommunalen Energieversorger entstehen. Durch die Beteiligung fallen diese Kosten
nur in Höhe des Beteiligungsverhältnisses an.
Finanzielle Chancen entstehen durch die Verwirklichung von Synergien zwischen den Gesellschaftern, da
durch den gemeinsamen Aufbau von Prozessen und Dienstleistungen erhebliche Größendegressionen
entstehen und die Gesellschafter so auf der Kostenseite weniger belastet werden.
Durch die Geschäftstätigkeit der SMG wird der Finanzbedarf von der SMG selbst getragen. Die Anlaufverluste
amortisieren sich im weiteren Geschäftsverlauf. Sie werden von den Gesellschaftern über Gesellschafterdarlehen mit Rangrücktritt finanziert, so dass hierbei für die Gesellschafter bei einem Zinssatz von
beispielsweise 5 % ein Zinsertrag von ca. 1,3 Mio. € erwirtschaftet wird. Nach dem 8. Geschäftsjahr sind
Darlehen an die Gesellschafter zurückgezahlt.
Gemäß Wirtschaftsplan sind in den ersten vier Jahren von den Gesellschaftern Gesellschafterdarlehen in
Höhe von kumuliert 5 Mio. € zu stellen. Im fünften Geschäftsjahr wird ein planmäßiger Gewinn nach Steuern
von insgesamt 1,19 Mio. € erwirtschaftet, der im 10. Geschäftsjahr auf 2,466 Mio. € anwächst. Hierin ist
neben den Kosten der eigentlichen Geschäftstätigkeit auch die Tilgung der Gesellschafterdarlehen enthalten.
Wesentliche Einflussfaktoren für die Umsatz- und Gewinnerwartung der Gesellschaft sind zum einen die
Entwicklung der Kundenzahlen und zum anderen die Marktentwicklung im Haushaltskundenmarkt sowie die
Entwicklung
der
Energiebeschaffungskosten
und
Netznutzungsentgelte.
Bei
unerwartet
schlechter
Geschäftsentwicklung sind die Gesellschafter berechtigt, die Gesellschaft mit einer Frist von 12 Monaten zum
31.12. eines Jahres zu kündigen.
Seite 4
Marktanalyse
zur Beteiligung an der Stadtwerke Management Gesellschaft
Die SMG wird von den Gesellschaftern im Verhältnis ihrer Kapitalanteile mit einem Eigenkapital von 25.000 €
ausgestattet. Diese wirtschaftliche Ausstattung der SMG steht in einem angemessenen Verhältnis zur
Leistungsfähigkeit der Gesellschafter, die im Jahr 2007 einen Umsatz von rund 1 Mrd. € erwirtschafteten.
Daneben werden die Gesellschafter Sicherheiten zur Wahrung der laufenden Liquidität stellen. Diese
Sicherheiten belaufen sich im 5. Geschäftsjahr auf kumulierte 5 Mio. €.
Durch die Bündelung der Ressourcen bietet die SMG den Gesellschaftern die Chance, ihre Leistungskraft auf
dem
Energiemarkt
nachhaltig
zu
verbessern.
Insbesondere
sind
finanzielle
Vorteile
durch
eine
Größendegression sowie Synergien durch die Bündelung von Know-how im Prozessmanagement und
Energievertrieb zu erwarten. Damit trägt die SMG dazu bei, dass die Gesellschafter ihre Kunden auch
weiterhin zu wettbewerbsfähigen Preisen versorgen und den Verpflichtungen nach dem EnWG nachkommen
können.
Die SMG ermöglicht durch ihre schlanke Struktur darüber hinaus eine flexible Anpassung an die
Marktentwicklungen. Die Beteiligung an der SMG gewährleistet den Gesellschaftern im Übrigen aufgrund der
zeitgemäßen Ausrichtung von Prozessen deren fortdauernden unternehmerischen Erfolg im Energiemarkt.
5. Zusammenfassung
Die Tätigkeit der SMG im Bereich der Schaffung von Prozesssynergien durch den gemeinsamen Aufbau
eines Internetvertriebs im Bereich der Energieversorgung trägt zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs für
die Gesellschafter bei. In der SMG werden bestimmte neue Aufgabenbereiche der Gesellschafter gebündelt
und weiterentwickelt. Dadurch werden die Gesellschafter in die Lage versetzt, sich unter veränderten
Rahmenbedingungen zu behaupten und damit weiterhin einen wichtigen Beitrag als Infrastrukturdienstleister
und Partner für die örtliche Wirtschaft und den Bürger zu erbringen.
Mit der Tätigkeit der SMG entstehen den beteiligten Gesellschaftern (und mittelbar den beteiligten
Kommunen) keine unüberschaubaren Risiken, die über die bereits heute mit der Tätigkeit der kommunalen
Energieversorger verbundenen Risiken hinausgehen. Es sind damit auch keine negativen Auswirkungen für
die örtliche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt verbunden.
Die Beteiligung an der SMG bietet somit allen Gesellschaftern nachhaltig eine bessere strategische
Positionierung sowie langfristig sinkende Prozess- und Dienstleistungskosten. Die Bündelung der
Kompetenzen in einer Gesellschaft ist die zwangsläufige Reaktion auf die komplexen Änderungen des
Marktumfeldes.
Seite 5