Daten
Kommune
Bedburg
Größe
109 kB
Datum
26.06.2012
Erstellt
07.08.12, 18:03
Aktualisiert
07.08.12, 18:03
Stichworte
Inhalt der Datei
www.ecoda.de
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die
Potenzialflächen A und B
ecoda
UMWELTGUTACHTEN
Dr. Bergen & Fritz GbR
im Zuge der Planungen zur Ausweisung von Konzentrationszonen
für die Windenergieplanung in der Stadt Bedburg
(Rhein-Erft Kreis)
Ruinenstr. 33
44287 Dortmund
Fon 0231 841697-10
Fax 0231 589896-0
ecoda@ecoda.de
www.ecoda.de
Auftraggeberin:
BMR energy solutions GmbH
Kirchberg 4
52538 Gangelt
Bearbeiter:
Dr. Michael Quest, Dipl.-Landsch.ökol.
Dr. Frank Bergen, Dipl.-Biol.
Dortmund, den 03. November 2011
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Anlass und Aufgabenstellung .........................................................................................01
2 Arbeitsschritt I: Vorprüfung des Artenspektrums...........................................................02
3 Arbeitsschritt II: Vorprüfung der Wirkfaktoren ...............................................................05
3.1 Baubedingter Verlust von Lebensräumen durch die Errichtung von Windenergieanlagen
sowie der notwendigen infrastrukturellen Einrichtungen............................................................... 05
3.2 Anlage- und betriebsbedingt Auswirkungen ................................................................................... 05
3.2.1 Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen mit Windenergieanlagen ..............................05
3.2.2 Beeinträchtigung des Zuggeschehens (v. a. Vögel)............................................................06
3.2.3 Verlust von Lebensräumen aufgrund von Meideverhalten................................................06
3.2.4 Zerschneidung funktional zusammenhängender Raumeinheiten.....................................07
3.3 Fazit..................................................................................................................................................... 08
4 Vergleichende Betrachtung der Potenzialflächen A und B ...........................................09
Abschlusserklärung
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Seite
Kapitel 2:
Tabelle 2.1:
Planungsrelevante Tierarten des Messtischblatts 4905 - Grevenbroich mit
Angaben zum Status in den Potenzialflächen und zum Erhaltungszustand..................03
Tabelle 2.2:
Planungsrelevante Tierarten des Messtischblatts 5005 - Bergheim mit Angaben
zum Status und zum Erhaltungszustand ...........................................................................04
Kapitel 4:
Tabelle 4.1:
Zusammenfassende Übersicht zum erwarteten Artenspektrum sowie zu den
spezifischen Wirkfaktoren und deren Auswirkungen auf europäisch geschützte
Tierarten................................................................................................................................10
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
1
01
Anlass und Aufgabenstellung
Als bisheriges Ergebnis der Untersuchung sind im Stadtgebiet von Bedburg zwei geeigneten Flächen
zur Ausweisung einer Konzentrationszone für die Windenergie (Potenzialflächen A und B) identifiziert
worden. Im Folgenden wird eine überschlägige Prognose potenzieller Auswirkungen von
Windenergieanlagen (WEA) in den Potenzialflächen auf europäisch geschützte Arten vorgenommen.
Dafür wird für beide Potenzialflächen die erste Stufe einer artschutzrechtlichen Prüfung durchgeführt
(vgl. MUNLV 2010 und MINISTERIUMS
FÜR
WIRTSCHAFT, ENERGIE, BAUEN, WOHNEN
UND
VERKEHR NRW &
MINISTERIUMS FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ NRW 2010).
Bei beiden möglichen Potenzialflächen handelt es sich um größernteils landwirtschaftlich kultivierte
Braunkohletagebaufolgelandschaften, die überwiegend aus offenen und wenig strukturierten Lebensräumen bestehen. Durch landschaftsgestalterische Maßnahmen sind auf beiden Potenzialflächen
einzelne Gehölzkomplexe eingestreut. Im weiteren Umfeld beider Potenzialflächen existieren auch
größere Gehölzkomplexe in die Gewässer eingebunden sind.
Wegen der räumlichen Nähe der Potenzialflächen zueinander sowie der vergleichbaren
Habitatausstattung wird eine ähnliche Zusammensetzung der Fauna erwartet. Auf beiden
Potenzialflächen sollten Tiere der offenen Agrarhabitate dominieren. Die räumliche Nähe der
Potenzialfläche A zum bestehenden Braunkohletagebau und zu sehr jungen Rekultivierungsflächen
führt vermutlich dazu, dass im Umfeld der Potenzialfläche A darüber hinaus Habitattypen (sehr frühe
offene Sukzessionsstadien und andere Sonderstrukturen) existieren, die durch die bereits länger
zurückliegende landwirtschaftliche Rekultivierung bzw. natürlichen Sukzession auf der Potenzialfläche
B bereits verschwunden sind.
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
2
02
Arbeitsschritt I: Vorprüfung des Artenspektrums
Für die Planungspraxis ergibt sich das Problem, dass das Spektrum bei einer artenschutzrechtlichen
Prüfung alle europäisch geschützten Arten - insbesondere alle europäischen Vogelarten - und somit
auch zahlreiche „Allerweltsarten“ umfasst. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Umwelt
und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalens eine
naturschutzfachlich begründete Auswahl der planungsrelevanten Arten getroffen (KIEL 2007b, LANUV
2011). Als Kriterien dienten dabei der Gefährdungsgrad der einzelnen Arten (Rote Liste), die
Einstufung der Arten in den Anhang I der VS-RL sowie die Einstufung ausgewählter Zugvögel nach Art.
4 Abs. 2 VS-RL.
Eine artspezifische Berücksichtigung der „nur“ besonders geschützten Arten in der Planungspraxis hält
KIEL (2007a) für nicht praktikabel. Diese Arten befinden sich in Nordrhein-Westfalen in einem
günstigen Erhaltungszustand und sind im Regelfall nicht von populationsrelevanten Beeinträchtigungen bedroht. Auch ist grundsätzlich keine Beeinträchtigung der ökologischen Funktion ihrer
Lebensstätten zu erwarten (KIEL 2007b).
Im Rahmen der Stufe I einer artenschutzrechtlichen Prüfung (Vorprüfung) wird daher im ersten
Arbeitsschritt geprüft, ob Vorkommen von planungsrelevanten Arten im Wirkraum der Planung zu
erwarten sind (bis zu jeweils 1.000 m um die Potenzialflächen A und B). Dafür wurden beim LANUV
für die Potenzialfläche A und B die planungsrelevanten Arten der Messtischblätter 4905 Grevenbroich und 5005 - Bergheim abgefragt (LANUV 2011; vgl. Tabellen 2.1 und 2.2). Danach sind
auf beiden Potenzialflächen Vorkommen von planungsrelevanten Tierarten aus drei Tiergruppen zu
erwarten (Vögel, Säugetiere, Amphibien).
Unter Berücksichtigung der Lebensraumansprüche der Arten sowie der Lebensraumausstattung der
Potenzialflächen sind für die Potenzialfläche A Vorkommen von 38, für die Potenzialfläche B
Vorkommen von 32 planungsrelevanten Arten - zumindest im weiteren Umfeld der Flächen - möglich
oder wahrscheinlich.
Fazit Arbeitsschritt 1:
Auf beiden Flächen ist mit Vorkommen von europäisch geschützten Arten zu rechnen. Die
Artenspektren auf beiden Flächen setzen sich vermutlich zu großen Teilen aus Arten der offenen
Agrarlandschaft zusammen und dürften vergleichbar sein (vgl. Tabelle 2.1 und 2.2). Durch
Sonderstrukturen im Umfeld der Potenzialfläche A sind dort Vorkommen von weiteren
planungsrelevanten Arten möglich, die nicht auf der Potenzialfläche B erwartet werden
(Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Steinschmätzer, Bienenfresser, Kreuzkröte oder Wechselkröte).
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
Tabelle 2.1:
03
ecoda
Planungsrelevante Tierarten des Messtischblatts 4905 - Grevenbroich mit
Einschätzungen zum Vorkommen auf den Potenzialflächen und zum
Erhaltungszustand (S: schlecht; G: günstig; U: ungünstig)
Art
Deutsch
Vorkommen auf der Potenzialfläche
A
B
Erhaltungszustand in
NRW (ATL)
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
S
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
G
Wissenschaftlich
Säugetiere
Feldhamster
Wasserfledermaus
Großer Abendsegler
Rauhhautfledermaus
Zwergfledermaus
Habicht
Sperber
Eisvogel
Wiesenpieper
Graureiher
Waldohreule
Steinkauz
Mäusebussard
Flussregenpfeifer
Kornweihe
Wiesenweihe
Wachtel
Mehlschwalbe
Grauammer
Wanderfalke
Turmfalke
Rauchschwalbe
Neuntöter
Feldschwirl
Nachtigall
Bienenfresser
Steinschmätzer
Pirol
Rebhuhn
Schwarzkehlchen
Turteltaube
Waldkauz
Schleiereule
Kiebitz
Kreuzkröte
Wechselkröte
Cricetus cricetus
Myotis daubentonii
Nyctalus noctula
Pipistrellus nathusii
Pipistrellus pipistrellus
Accipiter gentilis
Accipiter nisus
Alcedo atthis
Anthus pratensis
Ardea cinerea
Asio otus
Athene noctua
Buteo buteo
Charadrius dubius
Circus cyaneus
Circus pygargus
Coturnix coturnix
Delichon urbica
Emberiza calandra
Falco peregrinus
Falco tinnunculus
Hirundo rustica
Lanius collurio
Locustella naevia
Luscinia megarhynchos
Merops apiaster
Oenanthe oenanthe
Oriolus oriolus
Perdix perdix
Saxicola rubicola
Streptopelia turtur
Strix aluco
Tyto alba
Vanellus vanellus
Bufo calamita
Bufo viridis
möglich
möglich
G
wahrscheinlich
G
möglich
möglich
G
möglich
möglich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
G-
möglich
möglich
G
möglich
möglich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
wahrscheinlich
wahrscheinlich
G
möglich
unwahrscheinlich
U
möglich
möglich
G
S+
wahrscheinlich
Vögel
möglich
möglich
wahrscheinlich
wahrscheinlich
U
wahrscheinlich
wahrscheinlich
G-
wahrscheinlich
möglich
S
wahrscheinlich
wahrscheinlich
U+
wahrscheinlich
wahrscheinlich
G
wahrscheinlich
wahrscheinlich
G-
möglich
möglich
U
möglich
möglich
G
möglich
möglich
G
wahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
unwahrscheinlich
S
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
U-
wahrscheinlich
wahrscheinlich
U
wahrscheinlich
wahrscheinlich
U
möglich
möglich
U-
möglich
möglich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
G
möglich
unwahrscheinlich
U
möglich
unwahrscheinlich
U
möglich
Amphibien
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
Tabelle 2.2:
04
ecoda
Planungsrelevante
Tierarten
des
Messtischblatts
5005 - Bergheim
mit
Einschätzungen zum Vorkommen auf den Potenzialflächen und zum
Erhaltungszustand (S: schlecht; G: günstig; U: ungünstig, k.A.: keine Angabe)
(angegeben sind nur die Arten, die noch nicht in Tabelle 2.1 genannt wurden
(S: schlecht; G: günstig; U: ungünstig))
Art
Deutsch
Vorkommen auf der Potenzialfläche
Wissenschaftlich
A
B
Erhaltungszustand in
NRW (ATL)
Säugetiere
Breitflügelfledermaus
Haselmaus
Eptesicus serotinus
Muscardinus avellanarius
Zwergtaucher
Acrocephalus scirpaceus
Anas acuta
Anas clypeata
Anas crecca
Anas crecca
Anas penelope
Anas strepera
Charadrius hiaticula
Circus aeruginosus
Dendrocopos medius
Falco subbuteo
Gallinago gallinago
Larus canus
Lymnocryptes minimus
Pernis apivorus
Phoenicurus phoenicurus
Picus canus
Podiceps nigricollis
Riparia riparia
Tachybaptus ruficollis
Springfrosch
Rana dalmatina
Teichrohrsänger
Spießente
Löffelente
Krickente
Krickente
Pfeifente
Schnatterente
Sandregenpfeifer
Rohrweihe
Mittelspecht
Baumfalke
Bekassine
Sturmmöwe
Zwergschnepfe
Wespenbussard
Gartenrotschwanz
Grauspecht
Schwarzhalstaucher
Uferschwalbe
wahrscheinlich
wahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
Vögel
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
U
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
U
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
U
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
möglich
möglich
U
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
k.A.
möglich
möglich
U
möglich
möglich
U-
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
U-
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
S
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
Amphibien
unwahrscheinlich
G
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich
G
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
3
05
Arbeitsschritt II: Vorprüfung der Wirkfaktoren
Durch die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen können negative Auswirkungen auf
europäisch geschützte Tiere entstehen. Als Wirkfaktoren von Windenergieanlagen sind dabei relevant:
Baubedingte Auswirkungen
- Verlust von Lebensräumen durch Überbauung sowie baubedingte Tötung
Anlage- und betriebsbedingt Auswirkungen:
- Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen mit Windenergieanlagen
- Beeinträchtigung des Zuggeschehens (v. a. Vögel)
- Verlust von Lebensräumen aufgrund von Meideverhalten
- Zerschneidung funktional zusammenhängender Raumeinheiten
3.1
Baubedingter Verlust von Lebensräumen durch die Errichtung von
Windenergieanlagen sowie der notwendigen infrastrukturellen Einrichtungen
Durch die Errichtung von WEA können Fortpflanzungs- und Ruhestätten verloren gehen und damit
einhergehende Individuenverluste von europäisch geschützten Tierarten eintreten. Durch geeignete
Maßnahmen (Bauzeitenbeschränkungen, Baufeldräumungen, Aufstellung von Schutzzäunen, ggf. in
Verbindung mit CEF-Maßnahmen) können diese Auswirkungen vermieden werden. Die ökologische
Funktion beider Potenzialflächen bliebe erhalten.
Ggf. auftretende temporäre Störungen durch vermehrten Verkehr werden nicht zu Verschlechterungen
der Erhaltungszustände der lokalen Populationen der Arten führen.
3.2
Anlage- und betriebsbedingt Auswirkungen
3.2.1
Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen mit Windenergieanlagen
Vögel
Betriebsbedingt kann es zu Kollisionen von Vögeln mit den Rotoren von WEA kommen. Bisherige
Untersuchungen zeigen, dass hiervon v. a. einzelne Greifvogelarten betroffen sein können (vgl. RASRAN
et al. 2009). Für bodenbewohnende Vogelarten (wie Wachtel und Rebhuhn) sowie für den
überwiegende Teil der Singvögel (als Brutvögel) scheint die Kollisionsgefahr gering zu sein (vgl.
REICHENBACH et al. 2004, MÖCKEL & WIESNER 2007).
Grundsätzlich kann ein Kollisionsrisiko an einer WEA nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Es liegen
jedoch weder bei Betrachtung des Artenspektrums noch der vorhandenen Biotoptypen Hinweise vor,
dass an WEA in den beiden Potenzialflächen grundsätzlich ein signifikantes Kollisionsrisiko vorliegen
könnte. Sollte sich im Rahmen weiterer Untersuchungen ergeben, dass sich für einzelne Arten (z. B.
bei Vorkommen von Brutplätzen eventuell kollisionsgefährdeter Arten) ein erhöhtes Kollisionsrisiko
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
06
nicht ausschließen lässt, können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um das Kollisionsrisiko auf
ein nicht signifikantes Niveau zu vermindern (Verminderungsmaßnahmen: z. B. Schaffung von
Ablenkflächen, unattraktive Gestaltung von Lebensräumen im nahen Umfeld der WEA, Höhe der
Anlagen).
Fledermäuse
Betriebsbedingt kann es zu Kollisionen1 von Fledermäusen mit den Rotoren von WEA kommen.
Bisherige
Untersuchungen
zeigen,
dass
hiervon
v. a.
die
Arten
Großer
Abendsegler,
Rauhautfledermaus und die Zwergfledermaus betroffen sind. Nach den Daten des LANUV (LANUV
2011) sowie den vorhandenen Biotoptypen auf den Potenzialflächen sind Vorkommen dieser Arten
auf beiden Potenzialflächen zu erwarten (Zwergfledermaus) bzw. zumindest möglich (Großer
Abendsegler und Rauhautfledermaus). Um ein etwaiges erhöhtes Kollisionsrisiko an WEA auf ein nicht
signifikantes Maß zu vermindern, können geeignete Maßnahmen ergriffen werden (temporäres
Abschalten von WEA: Fledermausfreundliche Betriebsalgorhythmen: vgl. BRINKMANN et al. 2011).
Weiter planungsrelevante Arten
Es handelt sich ausnahmslos um flugunfähige Tiere. Ein Kollisionsrisiko existiert nicht.
3.2.2
Beeinträchtigung des Zuggeschehens (v. a. Vögel)
Nach vorliegenden Informationen liegen beide Potenzialflächen weder im Bereich bedeutender
Zugrouten (v. a. Kranich) oder bedeutender Rastplätze ziehender Vogel- (v. a. arktische Gänse) oder
Fledermausarten (soweit bekannt). Eine erhebliche Beeinträchtigung des Zuggeschehens wird auf
beiden Flächen nicht erwartet.
3.2.3
Verlust von Lebensräumen aufgrund von Meideverhalten
Vögel
Ein Meideverhalten gegenüber WEA ist bei einzelnen Vogelarten bekannt. Als Brutvögel scheinen u. a.
Wachtel, Kiebitz und Wachtelkönig WEA zu meiden. Als Rastvögel wurde ein Meideverhalten v. a. bei
Watvögeln und Gänsen beobachtet (vgl. u. a. REICHENBACH et al. 2004, MÖCKEL & WIESNER 2007).
Grundsätzlich sind Vorkommen dieser Arten aufgrund der Daten vom LANUV (LANUV 2011) sowie den
vorherrschenden Habitattypen in beiden Potenzialflächen möglich. Landwirtschaftlich genutzte Flächen
sind jedoch im Umfeld beider Potenzialflächen im ausreichenden Maße vorhanden, so dass Vögel auf
vergleichbare Flächen ausweichen könnten. Im Rahmen von CEF-Maßnahmen könnten darüber hinaus
1
Unter Kollisionen werden in diesem Zusammenhang auch Tötungen oder Verletzung durch das sog. Barotrauma
verstanden. Dabei erleiden die Fledermäuse durch den starken Unterdruck im Lee-Bereich des Rotors innere
Verletzungen (Zerplatzen der Lungenbläschen) und kommen dadurch zu Tode
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
07
im Umfeld Flächen geschaffen werden, auf die die betroffenen Arten ausweichen könnten. Der
Erhaltungszustand der lokalen Populationen bliebe erhalten.
Fledermäuse
Ein relevantes Meideverhalten gegenüber WEA ist bei Fledermäusen bisher nicht nachgewiesen
worden. Für die Breitflügelfledermaus existieren widersprüchliche Untersuchungsergebnisse bezüglich
der Meidung von WEA (höchstens bis zu 100 m). Auch wenn die Breitflügelfledermaus das
unmittelbare Umfeld von WEA in den beiden Potenzialflächen meiden sollte, blieben im weiteren
Umfeld genug vergleichbare Flächen, die von der Art genutzt werden könnten.
Selbst bei Vorliegen eines kleinräumigen Meideverhaltens würde sich der Erhaltungszustand der auf
den Potenzialflächen vorkommenden Fledermausarten nicht verschlechtern.
Haselmaus und Feldhamster
Ein Meideverhalten von WEA durch Haselmäuse und Feldhamster ist bisher nicht bekannt.
Amphibien
Ein Meideverhalten von WEA durch Amphibien ist bisher nicht bekannt.
3.2.4
Zerschneidung funktional zusammenhängender Raumeinheiten
Vögel
Die Errichtung von WEA kann auch über das eigentliche Eingriffsgebiet hinaus die Qualität von
Lebensräumen vermindern. Es wird vermutet, dass WEA, insbesondere wenn sie in Reihe aufgestellt
werden, für Vögel eine Barriere darstellen können. Dadurch kann es zu einer Zerschneidung von
funktional zusammenhängenden Lebensräumen kommen. Solche Zerschneidungseffekte können an
der Küste auftreten, wo Vögel regelmäßig in Abhängigkeit von der Tide zwischen den Wattflächen und
ihren Hochwasserrastplätzen pendeln. Ebenso kann im Binnenland ein im Wald liegendes Brutgebiet
einer Art vom in der offenen Landschaft liegenden Nahrungsgebiet abgeschnitten werden. Diese
Effekte werden allerdings nur dann wirksam, wenn die Individuen einer Art während des Fluges die
Umgebung von WEA meiden. Diesbezüglich existieren erste Belege für überwinternde Blässgänse
(Anser anser albifrons; KÜHNLE 2004). Für andere Arten liegen bislang keine belastbaren Hinweise vor.
Beiden Potenzialflächen liegen so weit von den bedeutenden Winterrastgebieten der arktischen Gänse
entfernt, dass nicht regelmäßig mit größeren Ansammlungen überwinternder Gänse zu rechnen ist.
Weitere planungsrelevante Tierarten
Für alle weiteren nachgewiesenen europäisch geschützten Tierarten sind bisher - wenn überhaupt nur Meidungen im nahen Umfeld von WEA bekannt. Eine Zerschneidung von funktional zusammenhängenden Raumeinheiten wird daher nicht erwartet.
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
3.3
08
Fazit
Auf beiden Potenzialflächen können bau-, anlagen- und betriebsbedingte Auswirkungen auf
europäisch geschützte Tierarten nicht per se ausgeschlossen werden. Durch geeignete Maßnahmen
können die Auswirkungen entweder vermieden oder auf ein solches Maß reduziert werden, dass die
ökologische Funktion des Raumes höchst wahrscheinlich erhalten bleibt sowie die Erhaltungszustände
der lokalen Populationen sich nicht verschlechtert.
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
4
09
Vergleichende Betrachtung der Potenzialflächen A und B
Aufgrund der vorliegenden Daten (LANUV 2011) sowie der Lebensraumausstattung wird auf beiden
Potenzialflächen mit einem ähnlichen Artenspektrum gerechnet. Zudem wird erwartet, dass WEA auf
beiden Potenzialflächen zu ähnliche Auswirkung auf die europäisch geschützten Tiere führen würden.
Auf beiden Flächen könnten diese Auswirkungen vermieden bzw. durch geeignete Maßnahmen auf
ein nicht signifikantes Maß vermindert werden (vgl. Tabelle 4.1).
Als Ergebnis der überschlägigen Prüfung der Stufe I der artenschutzrechtlichen Prüfung stehen
artenschutzrechtliche Belange der Ausweisung einer Konzentrationszone für Windenergie weder auf
der Potenzialfläche A noch auf der Potenzialfläche B grundsätzlich entgegen. Beide Potenzialflächen
sind bezüglich ihrer Auswirkungen auf europäisch geschützte Tiere gleichrangig zu betrachten. Für
beide Flächen werden im nachgelagerten Verfahren vertiefende Art-für-Art-Betrachtungen (Stufe II
einer artenschutzrechtlichen Prüfung) notwendig.
ecoda
Stufe I einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) für die Potenzialflächen A und B
Tabelle 4.1:
10
Zusammenfassende Übersicht zum erwarteten Artenspektrum sowie zu den
spezifischen Wirkfaktoren und deren Auswirkungen auf europäisch geschützte
Tierarten
Potenzialfläche
A
B
Artenspektrum
Sind Vorkommen europäisch geschützter Arten zu erwarten?
ja
ja
Könnte ein baubedingter Verlust von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten eintreten
ja
ja
Könnte der baubedingter Verlust von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten
vermieden werden?
ja
ja
Könnte ein betriebsbedingtes Kollisionsrisiko vorliegen?
ja
ja
Könnte das Kollisionrisiko durch geeignete Maßnahmen auf ein nicht
signifikantes Niveau reduziert werden?
ja
ja
nein
nein
Könnten betriebsbedingte Störreize zu Verlusten von Lebensräumen führen?
ja
ja
Könnten die Verluste durch geeignete Maßnahmen auf ein nicht signifikantes
Niveau reduziert werden?
ja
ja
nein
nein
ja
ja
nein
nein
nein
nein
Wirkfaktoren
baubedingt
betriebsbedingt
Kollisionsrisiko
Zuggeschehen
Könnten durch WEA erhebliche Beeinträchtigungen des Zuggeschehens
entstehen?
Verlust von Lebensräumen durch Meideverhalten
Zerschneidung funktional zusammenhängender Raumeinheiten
Könnte es betriebsbedingt zur Zerschneidung funktional zusammenhängender
Raumeinheiten kommen?
Fazit
Wird aufgrund des Artenspektrums und der spezifischen Wirkfaktoren eine
vertiefende Art-für-Art-Analyse erforderlich?
Ist - auch unter Berücksichtigung von geeigneten Maßnahmen - ein Verlust der
ökolgischen Funktion im räumlichen Zusammenhang wahrscheinlich?
Ist - auch unter Berücksichtigung von geeigneten Maßnahmen - eine Verschlechterung der lokalen Populationen von europäischen Tierarten wahrscheinlich?
ecoda
ecoda
Abschlusserklärung
Es wird versichert, dass die vorliegende Studie unparteiisch, gemäß dem aktuellen Kenntnisstand und
nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt wurde.
Dortmund, den 03. November 2011
_________________
Dr. Michael Quest
ecoda
Literaturverzeichnis
BRINKMANN, R., O. BEHR, I. NIERMANN & M. REICH (HRSG.) (2011): Entwicklung von Methoden zur
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VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hrsg.). Düsseldorf. 257 S.
KÜHNLE, C. (2004): Windenergienutzung im Überwinterungsgebiet arktischer Wildgänse - eine GISgestützte Analyse des Konfliktpotenzials am Unteren Niederrhein. Unveröffentl.
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Planungs- oder Zulassungsverfahren (VV-Artenschutz).
MINISTERIUMS
FÜR
WIRTSCHAFT, ENERGIE, BAUEN, WOHNEN
UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, NATUR-
UND
UND
VERKEHR NRW & MINISTERIUMS
FÜR
KLIMASCHUTZ,
VERBRAUCHERSCHUTZ NRW (2010): Artenschutz in der
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MÖCKEL, R. & T. WIESNER (2007): Zur Wirkung von Windkraftanlagen auf Brut- und Gastvögel in der
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