Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
60 kB
Datum
11.06.2008
Erstellt
22.04.08, 04:09
Aktualisiert
22.04.08, 04:09
Stichworte
Inhalt der Datei
Kreis Euskirchen
Der Landrat
Datum:
Z 1 / A 121/2008
24.01.2008
Az.: 51/Bi
Abteilung: 51
Gefahren durch Rechtsextremismus – Sensibilisierung der Jugendlichen im Kreis
hier: Antrag der SPD-Fraktion
Zur aktuellen Situation:
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Grundsätzliches
Nach den Aussagen des „Verfassungsschutzberichtes 2006“ ist die Anzahl der Personen, die der
rechtsextremen Szene zugeordnet werden können, geringfügig zurückgegangen, während
gleichzeitig die Zahl rechtsextremistischer Straf- und Gewalttaten anstieg. Auch wurde die Strategie,
durch das Verteilen von CD´s rechtsextremistischer Musikgruppen nicht szeneangehörige
Jugendliche für rechtsextremistische Positionen zu gewinnen, fortgesetzt. Die Entwicklung in den
Bundesländern verläuft unterschiedlich.
Im „Bericht der Koordinierungsgruppe des BMI und BMFSFJ, der jeweiligen Partnerressorts der
neuen Länder einschließlich Berlins sowie der Kommunalen Spitzenverbände gegen
Rechtsextremismus“ vom 29.Juni 2007 heißt es in den Leitsätzen: „Bei der Prävention und der
Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sind
neben konsequenten polizeilichen und justiziellen Reaktionen alle Politikfelder, insbesondere aber die
Kinder-, Jugend-, Bildungs- und Integrationspolitik auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene
gefordert. Aufgrund ihrer lokalen Verankerung tragen auch die demokratischen Parteien eine
besondere Verantwortung. Daneben ist die verantwortliche Beteiligung ... aller gesellschaftlichen
Gruppen unverzichtbar, die dem freiheitlichen Rechtsstaat grundgesetzlicher Prägung verpflichtet
sind.“ Im Bereich des „Handlungsfeld(es) Kinder und Jugendliche“ wird ausgeführt: „Emotionale
Ausgeglichenheit, ein angemessenes Selbstwertgefühl, Konfliktfähigkeit, Offenheit und Neugier sind
Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche gegen Rechtsextremismus wappnen. Zentral ist die frühe,
kontinuierliche und möglichst individuelle Förderung dieser sozialen und emotionalen Kompetenzen.
Angebote der Jugendarbeit, Kindertagesstätten und Schulen können zu der Herausbildung und
Entwicklung dieser Kompetenzen unter Einbindung von Erziehungsverantwortlichen beitragen.“
Der Deutsche Landkreistag hat ein Internetforum für den kreisspezifischen Erfahrungsaustausch zum
Thema Bekämpfung des Rechtsradikalismus geschaffen (www.Kreise-gegen-Rechts.de).
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Schule
Im Schulgesetz für das Land NRW ist in § 2 der „Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule“
geregelt. Die Erziehung zu Demokratie, Freiheit und Toleranz ist ein wesentlicher Bestandteil des
Unterrichts. In den Lehrplänen der jeweiligen Schulformen ist die Auseinandersetzung mit dem
Nationalismus und dem NS-Herrschaftssystem in der Sekundarstufe I (insbesondere Klassen 9-10)
enthalten.
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Programmförderung
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Es ist bekannt, dass aktuell die Sozial- und Kulturstiftung des LVR 275.000 € in diesem Haushaltsjahr
zu den Themenschwerpunkten „Neue Wege der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit“ sowie
„Aktionen gegen politischen Extremismus bei Jugendlichen“ zur Verfügung stellt.
Bei konkreter Maßnahmenplanung ist eine zielgerichtete Prüfung der Fördermöglichkeiten aus
Bundes- und Landesmitteln vorzunehmen.
Zur Situation im Kreis Euskirchen:
Es gab und gibt im Kreis Euskirchen schon Informationsveranstaltungen und Aktionstage gegen den
Rechtsextremismus. Von zentraler Bedeutung hierbei ist die Arbeit in Vogelsang. Dieser Standort
bietet die Chance, gerade den Schwerpunkt der Bildungsarbeit für Jugendliche weiter auszubauen.
Ein Überblick über die vielzähligen Aktivitäten dort gibt die beiliegende Anlage (Anlage).
Aktuell ist außerdem die Ausstellung „Die braune Falle“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz in
der Hauptschule Schleiden sowie die Ausstellung „Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben“ im
Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden zu sehen.
Nach Auskunft der Kreispolizeibehörde sind in den letzten Jahren weder rechtsradikal motivierte
Gewalttaten noch das Verteilen von CD´s mit volksverhetzender Musik angezeigt worden. Die Anzahl
der Delikte der Volksverhetzung (Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger
Organisationen, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) bewegt sich pro
Jahr zwischen 7 und 14 Delikten und wird als gering bewertet.
In den Schulen des Kreises Euskirchen gab es in Einzelfällen eine gute Kooperation mit der Polizei
und dem Staatsschutz, daneben wird der wertschätzende und respektvolle Umgang miteinander
gepflegt und in den Unterrichtsinhalten aufgegriffen. Alle Schulen bauen derzeit verlässliche
Kooperationsstrukturen zur Polizei auf.
Die Abteilung Jugend und Familie hat in der Vergangenheit an Projekten im Rahmen des
Landesprogramms „Kommunen gegen Rechtsradikalismus“ teilgenommen, aktuell
beteiligt sich der Kreis Euskirchen an dem Programm „Beratung von Familienangehörigen
und Bezugspersonen rechtsextremer Jugendlicher in NRW“
werden ErzieherInnen in Kindertagesstätten im Programm „Papilio“ zur Prävention von
Sucht und Gewalt geschult
bietet die Abteilung Jugend und Familie fachliche Unterstützung für die Schulentwicklung
und Gewaltprävention an
bietet die Abteilung Lehrerfortbildungen, die Durchführung von Elternabenden zu Fragen
des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes an und vermittelt ggfls. kompetente
Referenten
wird im Rahmen des Wirksamkeits- und Qualitätsdialogs mit den Einrichtungen der
offenen Jugendarbeit ständig der Bedarf von Maßnahmen gegen Rechtsextremismus
überprüft.
Es ist bekannt, dass sich eine offensichtlich rechtsextreme Gruppierung im Stadtgebiet Euskirchen
gegründet hat, die sich in der NPD (bisher Kreisverband Düren) organisiert. In einer
Internetveröffentlichung gibt diese Gruppierung bekannt, sie wolle gezielt Jugendliche anwerben.
Die Erfahrungen im Kreis Düren haben gezeigt, dass damit zu rechnen ist, dass verstärkte Aktivitäten
auch im Kreis Euskirchen entwickelt werden, dort wurden CD´s an Schulhöfen verteilt und es fanden
verstärkt Konzerte von Musikgruppen aus der rechtsradikalen Szene statt.
Maßnahmen:
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Die Bildungsarbeit der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH wird auch in den
Folgejahren fortgesetzt und intensiviert, insbesondere nach der Inbetriebnahme der geplanten
Ausstellungen.
Es wird angestrebt, die Aktivitäten der geplanten Bildungsakademie Vogelsang ip nicht nur vor Ort
anzubieten, sondern auch im Kreis Euskirchen zu vernetzen (z.B. Schulen, Einrichtungen der
Jugendhilfe).
Die Entwicklung bezüglich rechtsradikaler Gruppierungen und der Verbreitung von rechtsradikalem
Gedankengut sollte weiterhin intensiv durch alle gesellschaftlichen Akteure beobachtet werden. Dazu
sollten zwischen Jugendhilfe, Schule, Polizei und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden in
enger Kooperation mögliche Interventionen abgestimmt werden.
Ergänzend zu den bereits laufenden Maßnahmen wird die Abteilung Jugend und Familie in einem
ersten Schritt zusammen mit dem Schulamt aktuell alle weiterführenden Schulen sowie die
MitarbeiterInnen der offenen Kinder- und Jugendarbeit nochmals zur Verbreitung rechtsradikalen
Gedankenguts und dem dort wahrgenommen Bedarf von Projekten in den Schulen oder
Einrichtungen befragen. Das Ergebnis dieser Befragung wird dann mit einer fachlichen Bewertung
und ggfls. Vorschlägen für konkrete Maßnahmen den Ausschüssen vorgestellt.
Zusätzlich wird angeregt, bestehende Ausstellungen zu diesem Themenkreis in den Kreis Euskirchen
zu holen. Dabei soll versucht werden, auch im Nordkreis in zentraler Lage ein Angebot für die
gezielte Arbeit mit Schulklassen aller Schulformen vorzuhalten.
gez. I. V. Poth