Daten
Kommune
Bedburg
Größe
5,0 MB
Datum
13.09.2011
Erstellt
07.09.11, 18:01
Aktualisiert
07.09.11, 18:01
Stichworte
Inhalt der Datei
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lnformation und Technik
Nordrhein-Westfalen
Geschäftsbereich Statisti k
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Wer besteht das Abitur?
Erfolg und Nichterfolg bei Abiturprüfungen
i n Nordrhein-Westfa len
Einleitung
Mit dem Abitur als höchstem allgemeinem Schulabschluss wird heute nicht nur die Zugangsberechtigung für ein Studium an einer Universität oder
sonstigen Hochschule erworben. Jenseits dieser
formalen Berechtigung gilt das Abitur inzwischen
auch für viele Ausbildungsgänge als (informelle)
Voraussetzung. Das Abitur ist somit als Eingangstor für eine erfolgreiche Ausbildung zu bezeichnen, die wiederum die Chancen für eine gelungene lntegration in den Arbeitsmarkt erhöht. Dem
Abiturerfolg und seinen Voraussetzungen kommt
deshalb eine besondere Bedeutung zu.
zu dem Thema zeigen,
häufig den höchsten allgemeinen Schulabschluss erreichen wie Mädchen. Die
Gründe hierfür sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. So wird der wachsende Bildungserfolg der Mädchen z. B. als Teilphänomen der allgemeinen Tatsache gesehen, dass
Mädchen in zahlreichen Entwicklungsbereichen
besser mit den gestiegenen und komplexer gewordenen Anforderungen an ihre Entwicklungsaufgaben zurechtkommen als Jungen (Hurrelmann/
Quenzel 2011). Diskutiert wird auch, ob die Strukturen des Arbeitsmarktes, seine Umstrukturierung
hin zu mehr Dienstleistungsberufen oder die aktuellen Lern- und Arbeitsbedingungen in Bildungseinrichtungen eher Mädchen als Jungen zu guten
Leistungen animieren (Diefenbach 2010).
Bisherige Auswertungen
dass Jungen nicht so
Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund weisen durchschnittlich schlechtere Schulerfolge auf
als Deutsche. Als ursächliche Faktoren werden
hier zumeist Nachteile in Bezug auf die soziale
Herkunft, den häuf ig geringeren Bildungsgrad
der Eltern, kulturelle Unterschiede und vor allem
mangelnde Sprachkenntnisse genannt (2. B. Seifert 2006, Jungbauer-Gans 2004).
lm Rahmen dieses Beitrags wird der Frage nachgegangen, wie sich die Unterschiede im Abiturerfolg zwischen Mädchen und Jungen einerseits
sowie zwischen Deutschen und Aussiedler(inne)n/
-1-
Ausländer(inne)n andererseits im Zeitraum von
2004 bis 2009 in Nordrhein-Westfalen entwickelt
haben. Dabei wird auch betrachtet, welche Auswirkungen die Einführung des Zentralabiturs im
Jahr 2007 auf den Abiturerfolg hatte.
Datenquelle und methodisches Vorgehen
Für die folgenden Untersuchungen werden lnformationen aus den amtlichen Schuldaten für die
Jahre 2004 bis 2009 verwendet, die sich auf Abiturientinnen und Abiturienten beziehen, die ein
nordrhein-westfälisches Gymnasium oder eine Gesamtschule mit der Sekundarstufe ll besuchten. Neben lnformationen zur gewählten Abiturfächerkombination, zum Abiturerfolg bzw. -nichterfolg
sowie zu der erreichten Abiturdurchschnittsnote
liegen auch persönliche Daten wie Geschlecht,
Alter, Aussiedlerstatus und Staatsangehörigkeit
vor. lm Rahmen der amtlichen Schuldaten wird
der Migrationshintergrund der Schüler/-innen bisher nicht erfasst, sodass nur die Nationalität verwendet werden kann. Eine Schülerin oder ein
Schüler wird hier auch dann als deutsche(r)
Staatsbürger/-in betrachtet, wenn sie oder er neben dem deutschen Pass noch eine zweite Staatsangehörigkeit besitzt. Zusätzlich zur Staatsangehörigkeit wird der Aussiedlerstatus erfasst. Obwohl Aussiedlerinnen und Aussiedler nach dem
Bundesvertriebenengesetz i. d. R. Deutsche sind,
werden sie in diesem Beitrag mit der ausländischen Bevölkerung zusammen dargestellt.
lm Folgenden werden Ergebnisse zum Abiturerfolg
bzw. -nichterfolg differenziert nach Geschlecht und
Staatsangehörigkeit bzw. Aussiedlerstatus analysiert. Da die Zusammensetzung der Schülerinnen
und Schüler an Gymnasien und Gesamtschulen sehr
unterschiedlich ist, werden im ersten Teil die Zahlen für Gymnasien und im zweiten Teil für Gesamtschulen betrachtet. Als Nichterfolg bei Abiturprüfungen gilt nicht nur das Nichtbestehen der Prüfung, sondern auch ein freiwilliger Rücktritt, sofern
dadurch die Höchstverweildauer in der Oberstufe
von vier Jahren nicht überschritten wird. Des Wei-
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:
teren kann ein Nichterfolg aus einer fehlenden Zulassung resultieren, die darauf zurückgeht, dass in
der Qualifikationsphase die Belegung einer bestimmten Anzahl an Grund- und Leistungskursen
nicht nachgewiesen werden konnte.
Abb.
2
Anteile der nicht bestandenen Abiturprüfungen
an Gymnasien nach Geschlecht in %
5,5
5,0
Jungen
4,5
4,0
3,5
Abiturerfolg an Gymnasien
3,0
nach Geschlecht
2,5
2,0
lm Zeitablauf von 2004 bis 2009 hat die Zahl der
Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien
insgesamt von rd. 45 900 auf rd. 56 000 zugenommen, dies ist eine Steigerung von rd. 22o/o. Mit
Anteilen zwischen 56 % (2004) und 55 o/o (2009)
bleibt der leichte Vorsprung der Mädchen in diesem Zeitraum weitgehend konstant.
Abb.
1
1,5
2004
2005
2006 2007 2008 2009
Abgangsjahr
Grafik: tr.NRW
seit diesem Zeitpunkt nur um rund 1 Prozentpunkt
zurückgegangen ist.
Abiturerfolg an Gymnasien
nach Staatsangehörigkeit
Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien
nach Geschlecht
32 000
lm Jahr 2009 besuchten rund 3 200 ausgesiedelte
bzw. ausländische Abiturientinnen und Abiturien-
30 000
ten ein
28 000
26 000
24 000
22 000
20 000
18 000
2004 200s
2006 2007 2008 2009
schuljahr
crafik: tr.NRW
Der Anteil der nicht erfolgreich bestandenen
Abiturprüfungen an Gymnasien lag 2009 insgesamt bei 2,1 o/o. Seit 2004 hat sich damit die Nichterfolgsquote halbiert. Zwischen Mädchen und
Jungen zeigen sich an Gymnasien erhebliche
Differenzen im Abiturerfolg, die sich jedoch im
Laufe des Beobachtungszeitraumes sehr stark
angenähert haben. Der Anteil der nicht bestandenen Prüfungen ist bei männlichen Abiturienten durchgehend etwas höher als bei weiblichen. Der Abstand lag im Jahr 2004 bei 1,6 Prozentpunkten und hat sich bis zum Jahr 2009 auf
0,5 Prozentpunkte verringert. Die Annäherung
zwischen den Geschlechtern ist insbesondere
seit 2006 erkennbar.
nordrhein-westfälisches Gymnasium. Dies
entspricht 5,6 % aller Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien. Damit ist der Anteil dieser
Gruppe im Beobachtungszeitraum um 0,4 Prozentpunkte gefallen, 2004 lag der Aussiedler- bzw. Ausländeranteil noch bei 6,0oÄ. Auch innerhalb der
Gruppe der ausgesiedelten bzw. ausländischen Abiturient(inn)en war der Mädchenanteil mit 59,0 %
(2009) höher als der Jungenanteil (2009: 41,0o/o).
Seit 2004 ist der Anteil der Mädchen um knapp 1
Prozentpunkt gewachsen.
Abb.
3
Anteile der ausgesiedelten und ausländischen
Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien
nach Geschlecht in %
6,6
6,4
6,2
6,0
5,8
5,5
5,4
5,2
5.0
2004
Die Zahlen deuten darauf hin, dass beide Geschlechter möglicherweise durch die Einführung
des Zentralabiturs Vorteile im Hinblick auf den
Abiturerfolg verzeichnen konnten - die Jungen
jedoch stärker als die Mädchen. Die Nichterfolgsquote der Jungen ist seit 2006 um über 2 Prozentpunkte gesunken, während die der Mädchen
-2-
200s
2006 2007
schuljahr
2008
2009
Grafik: tr.NRW
Ausgesiedelte bzw. ausländische Jugendliche weisen im Vergleich mit deutschen eine deutlich höhere Nichterfolgsquote beim Abitur auf: lm Jahr 2009
lag der Unterschied für männliche
Jugendliche
bei 4,0 Prozentpunkten zugunsten der deutschen
(2,2% gegenüber 6,2o/o). Seit 2004 hat sich dieser
Semaäsaäfu
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Unterschied um 1,2 Prozentpunkte erhöht, obwohl
die Nichterfolgsquote insgesamt seit 2004 deutlich
zurückgegangen ist. Bei weiblichen Jugendlichen
ergab sich im Jahr 2009 ein Unterschied in der
Nichterfolgsquote von 3,2 Prozentpunkten zugunsten der deutschen (1,7 yo gegenüber 4,9%). lm
Vergleich zu 2004 hat sich bei Mädchen der Abstand zwischen Deutschen und Aussiedlerinnen/
Ausländerinnen geringfüg ig verringert.
Die Ergebnisse zeigen, dass die insgesamt sinkende
Nichterfolgsquote insbesondere auf die deutschen
Jungen zurückgeht: lm Zeitverlauf von 2004 bis
2009 sank ihre Nichterfolgsquote um fast 3 Prozentpunkte. Bei ausgesiedelten/ausländischen Mädchen
ist die Nichterfolgsquote im Zeitverlauf um 1,8 Prozentpunkte zurückgegangen und für deutsche
Mädchen sowie ausgesiedelte/ausländische Jungen
nur jeweils um 1,5 Prozentpunkte.
Abb.5
1
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?
Anteile der nicht bestandenen Abiturprüfungen
an Gymnasien nach Herkunftsregion in %
3,5
12,0
Türkei
10,5
9,0
7\
6,0
4,5
3,0
1,5
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Abgangsjahr
1)
ohne Deutschland
Grafik: IT.NRW
Abiturerfolg an Gesamtschulen
Abb.
4
nach Geschlecht
Anteile der nicht bestandenen Abiturprüfungen
an Gymnasien nach Geschlecht und Herkunft in %
7q
6,0
'...
Deutsche
Jungenl)
Aussiedler/Ausländer
"..-
4,5
3,0
1,5
2004
2005
2005
2007
2008
2009
Abgangsjahr
1) ohne
Aussiedler/-innen
crafik: tT.NRw
Eine Differenzierung der Aussiedler/-innen bzw.
Ausländer/-innen nach ihren Herkunftsregionen
zeigt sehr deutliche Unterschiede im Abiturerfolg. So wiesen im Jahr 2009 türkische Jugendliche an Gymnasien mit rd. 9 % eine fast dreimal
so hohe Nichterfolgsquote auf wie Jugendliche
aus der ehemaligen UdSSR oder den EU-Staaten.
lm Vergleich mit deutschen Abiturient(inn)en lag
ihre Nichterfolgsquote sogar viereinhalb Mal höher. Gegenüber 2004 und 2005 hat sich der Anteil der nicht bestandenen Prüfungen für türkische Abiturient(inn)en jedoch um rd. 4 Prozentpunkte verringert. Besonders auffällig ist der
starke Rückgang der Nichterfolgsquote bei türkischen Abiturient(inn)en seit 2006 um über 3 Prozentpunkte. Dies deutet darauf hin, dass möglicherweise auch die Gruppe der türkischen Abiturient(inn)en von der Einführung des Zentralabiturs profitiert hat.
-3-
An den nordrhein-westfälischen Gesamtschulen gab
es im Jahr 2009 rund 10000 Abiturientinnen und
Abiturienten, das waren rd.34 % mehr als 2004. Der
Mädchenanteil lag im Jahr 2009 mit rd. 55 o/o etwas
höher als der Jungenanteil (rd. 45 o/o).lm Zeitverlauf
zeigt sich bei den Jungen im Jahr der Einführung
des Zentralabiturs ein Rückgang der Zahlen um
6,5 o/o, während die Anzahl der Mädchen weiterhin
anstieg. Obwohl die Jungen in den darauffolgenden
Jahren wieder aufholten, vergrößerte sich dadurch
der Unterschied der Anteile zwischen weiblichen
und männlichen Abiturienten an Gesamtschulen
von 2004 bis 2009 um rd. 2 Prozentpunkte.
Abb. 6
Abiturientinnen und Abiturienten an Gesamtschulen
nach Geschlecht
6 000
5 500
5 000
4 500
4 000
3 500
3 000
2004 2005 2006 2007 2008 2009
Schuljahr
Grafik: tr.NRW
lm Hinblick auf den Abiturerfolg an Gesamtschulen zeigten sich im Beobachtungszeitraum
deutliche Schwankungen, die durch die Einführung des Zentralabiturs im Jahr 2007 bedingt
waren. Während die Nichterfolgsquoten im Jahr
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Scseäseäfu
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2004 bei 7,3% (Mädchen) bzw. 9,3 % (Jungen)
lagen, stiegen sie im Jahr 2007 kurzfristig auf
8,4 % (Mädchen) bzw. 10,8 o/o (Jungen) an. Damit
vergrößerte sich der bereits vorhandene
schlechter-Unterschied von 2 Prozentpunkten zugunsten der Mädchen um weitere 0,4 Prozentpunkte. ln den darauf folgenden Jahren verringerten sich die Nichterfolgsquoten für beide Geschlechter jedoch kontinuierlich, sodass im Jahr
2009 die Quote insgesamt sogar 'l Prozentpunkt
Ge-
Abb.
s
Anteile der ausgesiedelten und ausländischen
Abiturientinnen und Abiturienten an Gesamtschulen nach Geschlecht in %
1
9,0
Mädchen
18,0
17,0
niedriger lag als im Ausgangsjahr 2004.
1
6,0
1
5,0
14,0
2004
Besonders interessant ist die Beobachtung, dass
sich an Gesamtschulen die Unterschiede der
Nichterfolgsquoten zwischen Mädchen und Jungen im Zeitverlauf umkehrten. So war in den iahren 2008 und 2009 - die Jahre nach der Einführung des Zentralabiturs - die Nichterfolgsquote
der Jungen sogar niedriger als die der Mädchen.
Dies deutet darauf hin, dass das Zentralabitur
zwar kurzfristig im Jahr 2007 zu einem Anstieg
und zu größeren Unterschieden der Nichterfolgsquoten führte, aber möglicherweise mittelfristig
mit zu einer Egalisierung der beiden Geschlechter
beitrug. Zu berücksichtigen ist hier, dass mit der
Einführung des Zentralabiturs der Anteil der
männlichen Abiturienten leicht gesunken ist, sodass der Rückgang ihrer Nichterfolgsquote zumindest teilweise auch darauf zurückzuführen ist,
dass mit der Einführung des Zentralabiturs die
Zugangsvoraussetzungen gestiegen sind und möglicherweise bereits im Vorhinein eine Selektion
schwächerer männlicher Schüler erfolgt.
Abb.
1
1,0
1
0,5
1
0,0
7
Anteile der nicht bestandenen Abiturprüfungen
an Gesamtschulen nach Geschlecht in %
9,5
on
8,5
8,0
7q
7,0
6,5
2004
2005
2005 2007 2008 2009
Abgangsjahr
Grafik: tr.NRW
Abiturerfolg an Gesamtschulen
nach Staatsangehörigkeit
Die Zahl der ausgesiedelten bzw. ausländischen
Abiturientinnen und Abiturienten an Gesamtschulen lag 2009 bei rd. 1 700 Jugendlichen; dies
-4-
2005
2006 2007
schuljahr
2008
2009
crafik: IT.NRW
entspricht etwa 16 oÄ. lm Zeitverlauf seit 2004
hat sich der Aussiedler- und Ausländeranteil an
Gesamtschulen um knapp 1 Prozentpunkt verringert. Von allen ausgesiedelten bzw. ausländischen Jugendlichen waren 2009 rd. 58 % Mädchen und rd. 42 % Jungen. Gegenüber 2004 ist
der Mädchenanteil geringfügig gestiegen.
Deutsche und Aussiedler/-innen bzw. Ausländer/
-innen weisen an Gesamtschulen deutliche Unterschiede im Abiturerfolg auf, die sich im Beobachtungszeitraum sogar noch etwas vergrößert haben.
So lag bei Aussiedler(inne)n/Ausländer(inne)n im
Jahr 2009 die Nichterfolgsquote um 4,4 Prozentpunkte (Jungen) bzw. 6,0 Prozentpunkte (Mädchen) höher als bei Deutschen. lm Jahr 2004 zeigten
die Quoten Unterschiede von nur 3,2 Prozentpunkten (Jungen) bzw. 5,7 Prozentpunkten (Mädchen).
Erhebliche Schwankungen im Abiturerfolg sind
auch hier im Jahr der Einführung des Zentralabiturs erkennbar. So stiegen für alle Gruppen im
Jahr 2007 die Nichterfolgsquoten an, allerdings
war das Ausmaß der Veränderung für die einzelnen Gruppen sehr unterschiedlich: Am gravierendsten, nämlich um rd. 5 Prozentpunkte auf
17 o/o, stieg die Nichterfolgsquote für männliche
Aussiedler bzw. Ausländer kurzfristig als Folge
der Einführung des Zentralabiturs an. Bei Aussiedlerinnen bzw. Ausländerinnen lag der temporäre Anstieg nur bei 2 Prozentpunkten und bei
Deutschen sogar nur bei 1 Prozentpunkt. ln den
Jahren danach konnten nur die Jungen diese
Steigerung wieder ausgleichen: Bei deutschen
Jungen lag die Nichterfolgsquote 2009 um rd. 2
Prozentpunkte niedriger als noch 2004, bei ausgesiedelten bzw. ausländischen fiel sie um 1 Prozentpunkt. Die Zahlen machen deutlich, dass die Einführung des Zentralabiturs an Gesamtschulen
kurzfristig zu einer Erhöhung der Nichterfolgsquo-
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ten für alle Jugendlichen führte. Mittelfristig ist jedoch erkennbar, dass insbesondere die Jungen und zwar Deutsche etwas mehr als Aussiedler bzw.
Ausländer - von dieser Anderung profitierten.
Eine differenzierte Analyse des Abiturerfolgs von
ausgesiedelten bzw. ausländischen Abiturientinnen und Abiturienten nach ihren Herkunftsregionen ist aufgrund zu geringer Fallzahlen für Gesamtschulen nicht mögl ich.
Abb.
9
Anteile der nicht bestandenen Abiturprüfungen
an Gesamtschulen nach Geschlecht und Herkunft
Während an Gymnasien im Zeitverlauf eine Annäherung der Geschlechter zu beobachten war,
blieben die Unterschiede im Abiturerfolg zwischen Deutschen und Aussiedler(inne)n/Ausländer(inne)n bestehen (Mädchen) bzw. vergrößerten sich sogar leicht (Jungen). Eine weitere Differenzierung nach Herkunftsregionen zeigt, dass
die Einführung des Zentralabiturs an Gymnasien
vermutlich den türkischen Abiturient(inn)en die
meisten Vorteile brachte: lhre Nichterfolgsquote
sank seit 2006 um 3 Prozentpunkte, lag 2009 damit aber mit rd. 9 % immer noch viereinhalb mal
so hoch wie die Nichterfolgsquote der Deutschen.
in%
18,0
Die Daten für Gesamtschulen zeigen, dass sich
die Unterschiede im Abiturerfolg zwischen Mädchen und Jungen im Beobachtungszeitraum umgekehrt haben: Seit 2008 lag die Nichterfolgsquote von Mädchen leicht höher als die der Jungen. Die Unterschiede im Abiturerfolg zwischen
Aussied ler(i n ne) n/Auslä nder(i n ne) n und Deutschen
an Gesamtschulen haben sich im Zeitverlauf von
2004 bis 2009 leicht vergrößert.
16,5
1
5,0
1
3,5
12,0
1
0,5
9,0
Deutsche Jungenl)
7q
Deutsche Mädchenl)
6,0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Abgangsjahr
1) ohne
Aussiedler/-innen
Grafik: 1T.NRW
Fazit
Der Beitrag beschäftigte sich mit den Unterschieden im Abiturerfolg zwischen den Geschlechtern und einzelnen Herkunftsgruppen in
Nordrhein-Westfalen für die Jahre 2004 bis
2009. Dabei wurde der Fokus auch auf die Auswirkungen des 2007 eingeführten Zentralabiturs
gelegt. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung der Schüler/-innen an Gymnasien
und Gesamtschulen erfolgte die Analyse der
zeitlichen Entwicklungen getrennt für die beiden Schulformen.
Die Daten für Gymnasien machen deutlich, dass
sich die Unterschiede im Abiturerfolg zwischen
Mädchen und Jungen - bei einer insgesamt sinkenden Nichterfolgsquote - stark angenähert haben: 2009 betrug der Unterschied der Nichterfolgsquoten zwischen den Geschlechtern nur noch
0,5 Prozentpunkte zugunsten der Mädchen. Diese Annäherung ist jedoch erst seit 2006 zu beobachten. Es kann also davon ausgegangen werden, dass von der Einführung des Zentralabiturs
vermutlich die männlichen Abiturienten besonders profitierten.
Große Auswirkungen auf den Abiturerfolg an
Gesamtschulen hatte die Einführung des Zentralabiturs: Sowohl für Deutsche als auch für Aussiedler/-innen bzw. Ausländer/-innen stiegen im
Jahr 2007 die Nichterfolgsquoten deutlich an. ln
den Folgejahren gelang es jedoch nur den Jungen - und zwar relativ unabhängig von ihrer Herkunft - diesen Anstieg auszugleichen und auf ein
Niveau unterhalb des Ausgangsjahres 2004 zurückzufallen. So scheint auch an Gesamtschulen
die Einführung des Zentralabiturs im Hinblick auf
den Abiturerfolg eher für Jungen als für Mädchen Vorteile zu haben.
Die dargestellten Ergebnisse wurden aus einer
ausführlichen Analyse zum Thema ausgewählt
(Schräpler 2011). lm Rahmen des weiterführenden Beitrages wurde zum einen vertiefend untersucht, wie die genannten Faktoren zusammenhängen. Zum anderen wurde betrachtet, welche
Einflüsse die Fächerkombination und das Schulumfeld auf den Abiturerfolg haben.
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von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen. Statistische Analysen und Studien, Band 29, 5. 32 - 46, Landesamt
für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW),
Düsseldorf
Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler
Dr. Kerstin Schmidtke
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