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Beschlussvorlage GB (Anlage 6 zur Beschlussvorlage GB V 384/2007)

Daten

Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
343 kB
Datum
11.12.2007
Erstellt
20.12.07, 04:12
Aktualisiert
20.12.07, 04:12

Inhalt der Datei

WIBERA WIRTSCHAFTSBERATUNG AKTIENGESELLSCHAFT WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT Bericht Beteiligung der energie-Nordeifel GmbH & Co. KG an der Kraftwerksgesellschaft Steinkohlendoppelblock Westfalen GmbH & Co. KG (GEKKO) Marktanalyse nach § 107 Abs. 5 GO Auftrag: 0.0480127.001 16.11.2007 WIBERA 2 Inhaltsverzeichnis Seite A. Beschreibung des Unternehmensgegenstandes und Motiv der Beteiligung ........................ 3 B. Analyse des Marktumfeldes.................................................................................................. 4 C. Chancen und Risiken............................................................................................................ 7 D. Auswirkungen auf Handwerk und mittelständische Wirtschaft ............................................. 9 E. Zusammenfassung ............................................................................................................... 9 Aus rechentechnischen Gründen können in den Tabellen Rundungsdifferenzen in Höhe von ± einer Einheit (€, % usw.) auftreten. 16.11.2007 WIBERA 3 A. Beschreibung des Unternehmensgegenstandes und Motiv der Beteiligung Bis zum Jahre 2012 sind in der Bundesrepublik Deutschland Kraftwerksneubauinvestitionen in Höhe von rund 20 GW geplant. Die RWE Power AG (RWE Power) beabsichtigt am Standort Hamm die Errichtung und den Betrieb eines hoch-effizienten Steinkohle-Doppelblockkraftwerks mit einer Netto-Leistung von ca. 2 x 765 MW und einem elektrischen Wirkungsgrad im Nennlastbetrieb von rund 46 %. Das Investitionsvolumen beträgt rd. 2,0 Mrd. €. Vor dem Hintergrund steigender Strompreise an den Großhandelsmärkten bekundeten zahlreiche Stadtwerke Interesse an einer Kraftwerksbeteiligung. Im Januar 2006 wurde daraufhin das Projekt "Gemeinschaftskraftwerk-Steinkohle" GEKKO als Arbeitsgemeinschaft von interessierten Stadtwerken gegründet. Rest Stadtwerke 345 MW RWE Power 1.180 MW; 77% 350 MW 23% ene 5 MW RWE Power 25 Stadtwerke Rest Stadtwerke ene Abb. 1: Beteiligungsverhältnis RWE Power/25 Stadtwerke bzw. ene Insgesamt beläuft sich das Beteiligungsinteresse von 25 Stadtwerken auf 350 MW, wobei im Durchschnitt etwa 15 % der Netzhöchstleistung (rd. 25 % der Gesamtarbeit) gezeichnet wurden. Die energie-Nordeifel GmbH & Co. KG (ene) hat einen Anteil von 5 MW im Projekt GEKKO angemeldet. Die geplante Kraftwerksbeteiligung deckt damit rd. 9 % der Strombeschaffung der ene ab. 16.11.2007 WIBERA 4 Die geplante Gesellschaftsstruktur im GEKKO-Projekt ist in Abbildung 2 dargestellt. Die ene beabsichtigt gemeinsam mit anderen Stadtwerken eine Finanzierungsgesellschaft zu gründen, über die der Fremdfinanzierungsanteil von 80 % des Investitionsvolumens eingebracht wird. 20 % des Investitionsvolumens stellt die ene direkt aus Eigenmitteln zur Verfügung. Die Bündelung von Stadtwerken in der Finanzierungsgesellschaft zielt auf eine Optimierung hinsichtlich günstiger Finanzierungskonditionen bei gleichzeitiger Risikominimierung ab. Zwischen der Finanzierungsgesellschaft und den Stadtwerken werden die wesentlichen wirtschaftlichen Beziehungen in einem Lizenzvertrag geregelt. Die Stromlieferung erfolgt direkt von der Kraftwerksgesellschaft an die ene. Kraftwerksgesellschaft Steinkohledoppelblock Westfalen GmbH & Co. KG phG phG Steinkohledoppelblock Verwaltungs GmbH GEKKOFinanzierungsgesellschaft GmbH & Co. KG Finanzierung > 75 % < 25 % ~ 9 EVU rd. 205 MW RWE Power AG GEKKO GmbH Stadtwerke 1 (Kapitalgesellschaft) ~ 16 EVU rd. 145 MW Stadtwerke 2,… Stadtwerke A,… (Kapitalgesellschaft) Bank (Kapitalgesellschaft) ene (Kapitalgesellschaft) Abb. 2: Gesellschaftsstruktur im GEKKO-Projekt am Beispiel der ene B. Analyse des Marktumfeldes Trotz der Liberalisierung des deutschen Strommarktes im Jahre 1998 besitzen die vier großen Energieversorgungsunternehmen E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall weiterhin eine oligopolähnliche Marktstellung in den Bereichen Stromerzeugung und -vertrieb. Sie haben rund 80 % der inländischen Stromerzeugungskapazitäten inne. Mit ihren Netzgesellschaften nehmen die vier EVU auch beim Betrieb des Übertragungs- und Verteilungsnetzes marktbeherrschende Stellungen ein. Als Transportnetzbetreiber beherrschen diese EVU das in vier große Regelzonen gegliederte deutsche Übertragungsnetz. Von den rund 1000 Energieversorgungsunternehmen in Deutschland haben lediglich vier einen Marktanteil am Energiehandel von mehr als fünf Prozent. EnBW, E.ON und RWE weisen im 16.11.2007 WIBERA 5 Gegensatz dazu Marktanteile zwischen 13 und 21 Prozent auf. Neuen Akteuren wird der Marktzugang oft erschwert. Zahlreiche Einflussfaktoren, wie beispielsweise der Anstieg der Primärenergiekosten, haben in der Vergangenheit zu ansteigenden Strompreisen geführt. Ebenso führten äußere Einflüsse, wie z.B. Wetter oder politische Ereignisse, zu starken Preisschwankungen. Insgesamt hat die Volatilität der Strompreise auf der Großhandelsebene deutlich zugenommen. Strom, Steinkohle, Gas und CO2-Emissionszertifikate [normiert auf April 2004] 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 M ay -0 3 Ju l-0 3 Se p03 N ov -0 3 Ja n04 M ar -0 4 M ay -0 4 Ju l-0 4 Se p04 N ov -0 4 Ja n05 M ar -0 5 M ay -0 5 Ju l-0 5 Se p05 N ov -0 5 Ja n06 M ar -0 6 M ay -0 6 Ju l-0 6 Se p06 N ov -0 6 Ja n07 M ar -0 7 M ay -0 7 Ju l-0 7 Se p07 0,5 Kohle CIF ARA Future EEX Baseload Future CO2-Emissionszertifikate Future Zeebrügge Gas Future Abb. 3: Preisentwicklung für Strom, Kohle und CO2-Emissionszertifikate (jeweils Frontjahr) Ab dem 1. Januar 2009 tritt die Anreizregulierung in Deutschland in Kraft, welche die rein kostenbasierte Netzentgeltkalkulation ablöst. Durch vorgegebene und prohibitiv wirkende Erlösobergrenzen erhöht sich der Kostendruck auf die Netzbetreiber. Vordefinierte Effizienzziele führen zu verschärften Rahmenbedingungen, so dass das Netzgeschäft an Ertragskraft einbüßen wird. Die Auswirkungen der Netzregulierung sind durch positive Ergebnisse in anderen Geschäftsparten, wie dem Einstieg in die Wertschöpfungsstufe Erzeugung, zu kompensieren. 16.11.2007 WIBERA 6 Abb. 4: Übersicht zur geographischen Verteilung der GEKKO-Teilnehmer Der Einstieg in die Wertschöpfungsstufe Erzeugung durch den Bau eines Kraftwerks oder den Erwerb einer Kraftwerksbeteiligung (z.B. im Rahmen des Projektes "GemeinschaftskraftwerkSteinkohle" GEKKO) wird daher als eine nachhaltige Chance angesehen, sich von der Abhängigkeit zu den wenigen marktbeherrschenden Stromkonzernen und steigenden Strompreisen 16.11.2007 WIBERA 7 loszulösen sowie den durch die Anreizregulierung bedingten Wettbewerbsdruck im Netzgeschäft zu bewältigen. C. Chancen und Risiken RWE Power kann zur Durchführung des Projektes auf eine bereits am Standort Hamm verfügbare Infrastruktur und ihr internationales Know-how in Bezug auf die Errichtung, die Planung und den Betrieb von Steinkohlekraftwerken zurückgreifen. Mit langjähriger Erfahrung im Kraftwerksbau und in der Stromversorgung verkörpert RWE Power für die beteiligten Stadtwerke einen etablierten und kompetenten Partner. Das finanzielle Engagement für die Kraftwerksbeteiligung der ene in Höhe von 5 MW am Gesamtprojekt beträgt über den Zeitraum von 2007 bis 2013 insgesamt rd. 6,7 Mio. €. Durch die Beteiligung an der Finanzierungsgesellschaft muss die ene 20 % der Investition selber leisten, den Rest stellt die Finanzierungsgesellschaft über Bankmittel zur Verfügung. Der Eigenanteil beträgt somit rd. 1,3 Mio. € und wird im wesentlichen in den Jahren 2007 und 2008 fällig sein. Die vorgesehene Kraftwerksbeteiligung der ene führt zu einer größeren Diversifizierung der Strombeschaffung hinsichtlich Laufzeit und Primärenergieträgerbindung. Durch die aktive Teilhabe an der Wertschöpfungsstufe Erzeugung verringert sich die Abhängigkeit von der Entwicklung der Großhandelsstrompreise. Verringerte Volatilität und bessere Kalkulierbarkeit führen zu mehr Sicherheit und Stetigkeit im eigenen Strombeschaffungsportfolio. Des Weiteren erscheint die Investition in ein Steinkohlekraftwerk vor dem Hintergrund der Brennstoffverfügbarkeit und Versorgungssicherheit langfristig sinnvoll. Die statische Reichweite des Primärenergieträgers Steinkohle reicht deutlich über die Reichweite der Erdgas- und Erdölreserven hinaus. Als frei handelbarer Primärenergieträger wird der Brennstoff Steinkohle weltweit in steigendem Maße zur Stromerzeugung eingesetzt, auch weil für die Zukunft nahezu keine Einschränkungen in der Verfügbarkeit zu erwarten sind. Das relativ konstante Preisniveau der Steinkohle, wie in Abb. 3 dargestellt, spricht ebenfalls für die Investition in diese Kraftwerkstechnologie. Der auf Arbeitsgemeinschaftsebene stattfindende Austausch zwischen den meist in NordrheinWestfalen ansässigen Stadtwerken ermöglicht einen zielgerichteten, an gleichen Werten und Zielen orientierten Informationsaustausch und Realisierungsfortschritt. Die Wirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Christa Thoben betonte im Rahmen eines anderweitigen Kraftwerksvorhabens in NRW neben dem Beitrag zum Klimaschutz und 16.11.2007 WIBERA 8 der Steigerung des Wettbewerbs auf dem Strommarkt insbesondere die Stärkung der Marktposition einzelner Stadtwerke durch eine Investition in hoch-effiziente Kraftwerkstechnologie. „Durch dieses außergewöhnliche Kooperationsvorhaben sichern sich auch kleine Stadtwerke Zugang zu Kraftwerkskapazitäten und stärken damit ihre Marktposition. Sie steigen damit in die Liga der wenigen Großkraftwerksbetreiber in Deutschland auf, das belebt den Wettbewerb, was ich ausdrücklich begrüße.“ Des Weiteren hält Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den Bau von neuen hoch-effizienten Steinkohlekraftwerken in Deutschland für erforderlich. Auf einer Veranstaltung Anfang Oktober 2007 in Krefeld plädierte Sigmar Gabriel für eine Sicherung der Energieversorgung in Deutschland durch die Investition in neue Kraftwerkstechnologie: „CO2-Emissionen müssen gesenkt werden. Aber nicht, indem von jetzt auf gleich bei der Industrieproduktion mit Kohle die Schalter umgelegt werden. […] Wir brauchen Steinkohle. Und wir brauchen neue Steinkohlekraftwerke, um alte Werke zu schließen. Und nach 2012 werden nur die wirtschaftlich sein, für die wir neue Technik entwickelt haben.“ Vor dem Hintergrund der Gesetzesänderung der Rechtsgrundlage zum Emissionshandel für die Zuteilungsperiode 2008 bis 2012 (NAP II) bzw. der gesetzlichen Regelungen über das Jahr 2012 hinaus (NAPIII) birgt die Investition in ein Steinkohlekraftwerk ein Risiko hinsichtlich ansteigender CO2-Zertifikate-Preise. Laut Zuteilungsgesetz 2012 (ZuG 2012) erhalten neu errichtete Kraftwerke (Neuanlagen) eine kostenlose Zuteilung mit CO2-Zertifikaten gemäß § 9 Abs. 1 ZuG 2012. Die Menge der kostenlos zugeteilten Zertifikate wird sich trotz des für Steinkohlekraftwerke hohen Wirkungsgrades voraussichtlich nur auf etwa 83 % der nach Benchmark nötigen Zertifikate belaufen. Ab 2013 werden neu gebaute Kraftwerke allerdings wie Bestandsanlagen behandelt und erfahren die dafür geltenden Zuteilungsregeln. In welchem Ausmaß die Kosten für Emissionsberechtigungen zukünftig ansteigen oder sinken werden, ist abhängig von vielen Einflussfaktoren somit noch ungewiss. Die langfristige Entwicklung der Großhandelspreise bildet das größte Risiko für das Kraftwerksinvestment. Hierauf könnten insbesondere veränderte politische Rahmenbedingungen (z. B. Atomgesetz oder Förderung erneuerbarer Energien) und eine Intensivierung des Wettbewerbs in der Stromerzeugung Einfluss nehmen. Andererseits könnte eine Verknappung der am Markt zur Verfügung stehenden CO2-Zertifikate über eine entsprechende Einpreisung in die Baseload-Terminmarktnotierungen zu weiteren Chancen für besonders effiziente Kraftwerke führen. Im Vergleich zu Altanlagen spart die hoch-effiziente Steinkohle-Doppelblockanlage bei gleicher Stromproduktion jährlich rund 2,5 Mio. Tonnen Kohlendioxid ein. 16.11.2007 WIBERA 9 Das Kraftwerk wird „capture-ready“ ausgelegt. Eine spätere Nachrüstung eines CO2Abtrennungs-Verfahrens (post-combustion) ist somit möglich, sodass das Kraftwerk bei ausreichender Marktreife der Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologien zukünftig als „CO2freies Kraftwerk“ betrieben werden könnte. Dies gewinnt insbesondere im Zusammenhang mit dem Emissionsrechtehandel und der Reduzierung der kostenfrei ausgegebenen Emissionsberechtigungsmengen in zukünftigen Zuteilungsperioden (ZuG III und später) an Bedeutung. D. Auswirkungen auf Handwerk und mittelständische Wirtschaft Durch eine Beteiligung der ene an dem geplanten Kraftwerksvorhaben werden die Märkte von Handwerk und mittelständischer Wirtschaft nicht beeinträchtigt. Nachteile für Handwerk, Gewerbe und Handel sind aus der Beteiligung nicht zu erwarten. Es liegt keine Überschneidung mit den Bereichen der örtlichen Wirtschaft vor. Im Gegenteil strebt die ene mit der geplanten Kraftwerksbeteiligung eine Absicherung gegen weiter steigende Strompreise und eine geringere Volatilität der Strompreise an, die dem Handwerk und der mittelständischen Wirtschaft direkt und indirekt zugute kommt. E. Zusammenfassung Die Beteiligung der ene an der Kraftwerksgesellschaft Steinkohlendoppelblock Westfalen GmbH & Co. KG ist ein Beitrag zu mehr Sicherheit und Stetigkeit im eigenen Strombeschaffungsportfolio. Die sichere und preiswerte Energieversorgung gewinnt vor dem Hintergrund steigender und zunehmend schwankender Stromgroßhandelspreise an Bedeutung. Durch den Ausbau seines Beschaffungsportfolios mittels einer Beteiligung an einem gemeinschaftlich genutzten Großkraftwerk kann ein regionaler Energieversorger, wie die ene, seine Wettbewerbsposition langfristig stärken. Die Gründung einer gemeinsamen Vorschalt- Finanzierungsgesellschaft ermöglicht den teilhabenden Stadtwerken eine strukturierte Finanzierung, welche ihnen Vorteile bei der Finanzierung der Kraftwerksbeteiligung verschafft. Durch den stark ausgeprägten regionalen Charakter der ene ist eine enge leistungsmäßige Verflechtung mit lokalen Marktteilnehmern, insbesondere Handwerk und mittelständische Wirtschaft, weiterhin gesichert. 16.11.2007