Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
343 kB
Datum
11.12.2007
Erstellt
20.12.07, 04:12
Aktualisiert
20.12.07, 04:12
Stichworte
Inhalt der Datei
WIBERA WIRTSCHAFTSBERATUNG AKTIENGESELLSCHAFT
WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT
Bericht
Beteiligung der energie-Nordeifel GmbH & Co. KG an der Kraftwerksgesellschaft Steinkohlendoppelblock Westfalen GmbH & Co. KG (GEKKO)
Marktanalyse nach § 107 Abs. 5 GO
Auftrag:
0.0480127.001
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Inhaltsverzeichnis
Seite
A.
Beschreibung des Unternehmensgegenstandes und Motiv der Beteiligung ........................ 3
B.
Analyse des Marktumfeldes.................................................................................................. 4
C.
Chancen und Risiken............................................................................................................ 7
D.
Auswirkungen auf Handwerk und mittelständische Wirtschaft ............................................. 9
E.
Zusammenfassung ............................................................................................................... 9
Aus rechentechnischen Gründen können in den Tabellen
Rundungsdifferenzen in Höhe von ± einer Einheit (€, % usw.) auftreten.
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A. Beschreibung des Unternehmensgegenstandes und Motiv
der Beteiligung
Bis zum Jahre 2012 sind in der Bundesrepublik Deutschland Kraftwerksneubauinvestitionen in
Höhe von rund 20 GW geplant. Die RWE Power AG (RWE Power) beabsichtigt am Standort
Hamm die Errichtung und den Betrieb eines hoch-effizienten Steinkohle-Doppelblockkraftwerks
mit einer Netto-Leistung von ca. 2 x 765 MW und einem elektrischen Wirkungsgrad im Nennlastbetrieb von rund 46 %. Das Investitionsvolumen beträgt rd. 2,0 Mrd. €. Vor dem Hintergrund
steigender Strompreise an den Großhandelsmärkten bekundeten zahlreiche Stadtwerke Interesse an einer Kraftwerksbeteiligung. Im Januar 2006 wurde daraufhin das Projekt "Gemeinschaftskraftwerk-Steinkohle" GEKKO als Arbeitsgemeinschaft von interessierten Stadtwerken
gegründet.
Rest Stadtwerke
345 MW
RWE Power
1.180 MW; 77%
350 MW
23%
ene
5 MW
RWE Power
25 Stadtwerke
Rest Stadtwerke
ene
Abb. 1: Beteiligungsverhältnis RWE Power/25 Stadtwerke bzw. ene
Insgesamt beläuft sich das Beteiligungsinteresse von 25 Stadtwerken auf 350 MW, wobei im
Durchschnitt etwa 15 % der Netzhöchstleistung (rd. 25 % der Gesamtarbeit) gezeichnet wurden. Die energie-Nordeifel GmbH & Co. KG (ene) hat einen Anteil von 5 MW im Projekt GEKKO
angemeldet. Die geplante Kraftwerksbeteiligung deckt damit rd. 9 % der Strombeschaffung der
ene ab.
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Die geplante Gesellschaftsstruktur im GEKKO-Projekt ist in Abbildung 2 dargestellt. Die ene
beabsichtigt gemeinsam mit anderen Stadtwerken eine Finanzierungsgesellschaft zu gründen,
über die der Fremdfinanzierungsanteil von 80 % des Investitionsvolumens eingebracht wird. 20
% des Investitionsvolumens stellt die ene direkt aus Eigenmitteln zur Verfügung. Die Bündelung
von Stadtwerken in der Finanzierungsgesellschaft zielt auf eine Optimierung hinsichtlich günstiger Finanzierungskonditionen bei gleichzeitiger Risikominimierung ab. Zwischen der Finanzierungsgesellschaft und den Stadtwerken werden die wesentlichen wirtschaftlichen Beziehungen
in einem Lizenzvertrag geregelt. Die Stromlieferung erfolgt direkt von der Kraftwerksgesellschaft
an die ene.
Kraftwerksgesellschaft Steinkohledoppelblock Westfalen GmbH & Co. KG
phG
phG
Steinkohledoppelblock
Verwaltungs
GmbH
GEKKOFinanzierungsgesellschaft
GmbH & Co. KG
Finanzierung
> 75 %
< 25 %
~ 9 EVU
rd. 205 MW
RWE
Power AG
GEKKO
GmbH
Stadtwerke 1
(Kapitalgesellschaft)
~ 16 EVU
rd. 145 MW
Stadtwerke 2,… Stadtwerke A,…
(Kapitalgesellschaft)
Bank
(Kapitalgesellschaft)
ene
(Kapitalgesellschaft)
Abb. 2: Gesellschaftsstruktur im GEKKO-Projekt am Beispiel der ene
B. Analyse des Marktumfeldes
Trotz der Liberalisierung des deutschen Strommarktes im Jahre 1998 besitzen die vier großen
Energieversorgungsunternehmen E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall weiterhin eine oligopolähnliche Marktstellung in den Bereichen Stromerzeugung und -vertrieb. Sie haben rund 80 %
der inländischen Stromerzeugungskapazitäten inne. Mit ihren Netzgesellschaften nehmen die
vier EVU auch beim Betrieb des Übertragungs- und Verteilungsnetzes marktbeherrschende
Stellungen ein. Als Transportnetzbetreiber beherrschen diese EVU das in vier große Regelzonen gegliederte deutsche Übertragungsnetz.
Von den rund 1000 Energieversorgungsunternehmen in Deutschland haben lediglich vier einen
Marktanteil am Energiehandel von mehr als fünf Prozent. EnBW, E.ON und RWE weisen im
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Gegensatz dazu Marktanteile zwischen 13 und 21 Prozent auf. Neuen Akteuren wird der Marktzugang oft erschwert.
Zahlreiche Einflussfaktoren, wie beispielsweise der Anstieg der Primärenergiekosten, haben in
der Vergangenheit zu ansteigenden Strompreisen geführt. Ebenso führten äußere Einflüsse,
wie z.B. Wetter oder politische Ereignisse, zu starken Preisschwankungen. Insgesamt hat die
Volatilität der Strompreise auf der Großhandelsebene deutlich zugenommen.
Strom, Steinkohle, Gas und CO2-Emissionszertifikate
[normiert auf April 2004]
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
M
ay
-0
3
Ju
l-0
3
Se
p03
N
ov
-0
3
Ja
n04
M
ar
-0
4
M
ay
-0
4
Ju
l-0
4
Se
p04
N
ov
-0
4
Ja
n05
M
ar
-0
5
M
ay
-0
5
Ju
l-0
5
Se
p05
N
ov
-0
5
Ja
n06
M
ar
-0
6
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-0
6
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l-0
6
Se
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N
ov
-0
6
Ja
n07
M
ar
-0
7
M
ay
-0
7
Ju
l-0
7
Se
p07
0,5
Kohle CIF ARA Future
EEX Baseload Future
CO2-Emissionszertifikate Future
Zeebrügge Gas Future
Abb. 3: Preisentwicklung für Strom, Kohle und CO2-Emissionszertifikate (jeweils
Frontjahr)
Ab dem 1. Januar 2009 tritt die Anreizregulierung in Deutschland in Kraft, welche die rein kostenbasierte Netzentgeltkalkulation ablöst. Durch vorgegebene und prohibitiv wirkende Erlösobergrenzen erhöht sich der Kostendruck auf die Netzbetreiber. Vordefinierte Effizienzziele führen zu verschärften Rahmenbedingungen, so dass das Netzgeschäft an Ertragskraft einbüßen
wird. Die Auswirkungen der Netzregulierung sind durch positive Ergebnisse in anderen Geschäftsparten, wie dem Einstieg in die Wertschöpfungsstufe Erzeugung, zu kompensieren.
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Abb. 4: Übersicht zur geographischen Verteilung der GEKKO-Teilnehmer
Der Einstieg in die Wertschöpfungsstufe Erzeugung durch den Bau eines Kraftwerks oder den
Erwerb einer Kraftwerksbeteiligung (z.B. im Rahmen des Projektes "GemeinschaftskraftwerkSteinkohle" GEKKO) wird daher als eine nachhaltige Chance angesehen, sich von der Abhängigkeit zu den wenigen marktbeherrschenden Stromkonzernen und steigenden Strompreisen
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loszulösen sowie den durch die Anreizregulierung bedingten Wettbewerbsdruck im Netzgeschäft zu bewältigen.
C. Chancen und Risiken
RWE Power kann zur Durchführung des Projektes auf eine bereits am Standort Hamm verfügbare Infrastruktur und ihr internationales Know-how in Bezug auf die Errichtung, die Planung
und den Betrieb von Steinkohlekraftwerken zurückgreifen. Mit langjähriger Erfahrung im Kraftwerksbau und in der Stromversorgung verkörpert RWE Power für die beteiligten Stadtwerke
einen etablierten und kompetenten Partner.
Das finanzielle Engagement für die Kraftwerksbeteiligung der ene in Höhe von 5 MW am Gesamtprojekt beträgt über den Zeitraum von 2007 bis 2013 insgesamt rd. 6,7 Mio. €. Durch die
Beteiligung an der Finanzierungsgesellschaft muss die ene 20 % der Investition selber leisten,
den Rest stellt die Finanzierungsgesellschaft über Bankmittel zur Verfügung. Der Eigenanteil
beträgt somit rd. 1,3 Mio. € und wird im wesentlichen in den Jahren 2007 und 2008 fällig sein.
Die vorgesehene Kraftwerksbeteiligung der ene führt zu einer größeren Diversifizierung der
Strombeschaffung hinsichtlich Laufzeit und Primärenergieträgerbindung. Durch die aktive Teilhabe an der Wertschöpfungsstufe Erzeugung verringert sich die Abhängigkeit von der Entwicklung der Großhandelsstrompreise. Verringerte Volatilität und bessere Kalkulierbarkeit führen zu
mehr Sicherheit und Stetigkeit im eigenen Strombeschaffungsportfolio.
Des Weiteren erscheint die Investition in ein Steinkohlekraftwerk vor dem Hintergrund der
Brennstoffverfügbarkeit und Versorgungssicherheit langfristig sinnvoll. Die statische Reichweite
des Primärenergieträgers Steinkohle reicht deutlich über die Reichweite der Erdgas- und Erdölreserven hinaus. Als frei handelbarer Primärenergieträger wird der Brennstoff Steinkohle weltweit in steigendem Maße zur Stromerzeugung eingesetzt, auch weil für die Zukunft nahezu keine Einschränkungen in der Verfügbarkeit zu erwarten sind. Das relativ konstante Preisniveau
der Steinkohle, wie in Abb. 3 dargestellt, spricht ebenfalls für die Investition in diese Kraftwerkstechnologie.
Der auf Arbeitsgemeinschaftsebene stattfindende Austausch zwischen den meist in NordrheinWestfalen ansässigen Stadtwerken ermöglicht einen zielgerichteten, an gleichen Werten und
Zielen orientierten Informationsaustausch und Realisierungsfortschritt.
Die Wirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Christa Thoben betonte im Rahmen
eines anderweitigen Kraftwerksvorhabens in NRW neben dem Beitrag zum Klimaschutz und
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der Steigerung des Wettbewerbs auf dem Strommarkt insbesondere die Stärkung der Marktposition einzelner Stadtwerke durch eine Investition in hoch-effiziente Kraftwerkstechnologie.
„Durch dieses außergewöhnliche Kooperationsvorhaben sichern sich auch kleine Stadtwerke
Zugang zu Kraftwerkskapazitäten und stärken damit ihre Marktposition. Sie steigen damit in die
Liga der wenigen Großkraftwerksbetreiber in Deutschland auf, das belebt den Wettbewerb, was
ich ausdrücklich begrüße.“
Des Weiteren hält Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den Bau von neuen hoch-effizienten
Steinkohlekraftwerken in Deutschland für erforderlich. Auf einer Veranstaltung Anfang Oktober
2007 in Krefeld plädierte Sigmar Gabriel für eine Sicherung der Energieversorgung in Deutschland durch die Investition in neue Kraftwerkstechnologie: „CO2-Emissionen müssen gesenkt
werden. Aber nicht, indem von jetzt auf gleich bei der Industrieproduktion mit Kohle die Schalter
umgelegt werden. […] Wir brauchen Steinkohle. Und wir brauchen neue Steinkohlekraftwerke,
um alte Werke zu schließen. Und nach 2012 werden nur die wirtschaftlich sein, für die wir neue
Technik entwickelt haben.“
Vor dem Hintergrund der Gesetzesänderung der Rechtsgrundlage zum Emissionshandel für die
Zuteilungsperiode 2008 bis 2012 (NAP II) bzw. der gesetzlichen Regelungen über das Jahr
2012 hinaus (NAPIII) birgt die Investition in ein Steinkohlekraftwerk ein Risiko hinsichtlich ansteigender CO2-Zertifikate-Preise. Laut Zuteilungsgesetz 2012 (ZuG 2012) erhalten neu errichtete Kraftwerke (Neuanlagen) eine kostenlose Zuteilung mit CO2-Zertifikaten gemäß § 9 Abs. 1
ZuG 2012. Die Menge der kostenlos zugeteilten Zertifikate wird sich trotz des für Steinkohlekraftwerke hohen Wirkungsgrades voraussichtlich nur auf etwa 83 % der nach Benchmark nötigen Zertifikate belaufen. Ab 2013 werden neu gebaute Kraftwerke allerdings wie Bestandsanlagen behandelt und erfahren die dafür geltenden Zuteilungsregeln. In welchem Ausmaß die Kosten für Emissionsberechtigungen zukünftig ansteigen oder sinken werden, ist abhängig von
vielen Einflussfaktoren somit noch ungewiss.
Die langfristige Entwicklung der Großhandelspreise bildet das größte Risiko für das Kraftwerksinvestment. Hierauf könnten insbesondere veränderte politische Rahmenbedingungen (z. B.
Atomgesetz oder Förderung erneuerbarer Energien) und eine Intensivierung des Wettbewerbs
in der Stromerzeugung Einfluss nehmen. Andererseits könnte eine Verknappung der am Markt
zur Verfügung stehenden CO2-Zertifikate über eine entsprechende Einpreisung in die
Baseload-Terminmarktnotierungen zu weiteren Chancen für besonders effiziente Kraftwerke
führen. Im Vergleich zu Altanlagen spart die hoch-effiziente Steinkohle-Doppelblockanlage bei
gleicher Stromproduktion jährlich rund 2,5 Mio. Tonnen Kohlendioxid ein.
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Das Kraftwerk wird „capture-ready“ ausgelegt. Eine spätere Nachrüstung eines CO2Abtrennungs-Verfahrens (post-combustion) ist somit möglich, sodass das Kraftwerk bei ausreichender Marktreife der Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologien zukünftig als „CO2freies Kraftwerk“ betrieben werden könnte. Dies gewinnt insbesondere im Zusammenhang mit
dem Emissionsrechtehandel und der Reduzierung der kostenfrei ausgegebenen Emissionsberechtigungsmengen in zukünftigen Zuteilungsperioden (ZuG III und später) an Bedeutung.
D. Auswirkungen auf Handwerk und mittelständische Wirtschaft
Durch eine Beteiligung der ene an dem geplanten Kraftwerksvorhaben werden die Märkte von
Handwerk und mittelständischer Wirtschaft nicht beeinträchtigt. Nachteile für Handwerk, Gewerbe und Handel sind aus der Beteiligung nicht zu erwarten. Es liegt keine Überschneidung
mit den Bereichen der örtlichen Wirtschaft vor. Im Gegenteil strebt die ene mit der geplanten
Kraftwerksbeteiligung eine Absicherung gegen weiter steigende Strompreise und eine geringere
Volatilität der Strompreise an, die dem Handwerk und der mittelständischen Wirtschaft direkt
und indirekt zugute kommt.
E. Zusammenfassung
Die Beteiligung der ene an der Kraftwerksgesellschaft Steinkohlendoppelblock Westfalen
GmbH & Co. KG ist ein Beitrag zu mehr Sicherheit und Stetigkeit im eigenen Strombeschaffungsportfolio. Die sichere und preiswerte Energieversorgung gewinnt vor dem Hintergrund
steigender und zunehmend schwankender Stromgroßhandelspreise an Bedeutung. Durch den
Ausbau seines Beschaffungsportfolios mittels einer Beteiligung an einem gemeinschaftlich genutzten Großkraftwerk kann ein regionaler Energieversorger, wie die ene, seine Wettbewerbsposition
langfristig
stärken.
Die
Gründung
einer
gemeinsamen
Vorschalt-
Finanzierungsgesellschaft ermöglicht den teilhabenden Stadtwerken eine strukturierte Finanzierung, welche ihnen Vorteile bei der Finanzierung der Kraftwerksbeteiligung verschafft.
Durch den stark ausgeprägten regionalen Charakter der ene ist eine enge leistungsmäßige Verflechtung mit lokalen Marktteilnehmern, insbesondere Handwerk und mittelständische Wirtschaft, weiterhin gesichert.
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