Daten
Kommune
Bedburg
Größe
2,9 MB
Datum
14.12.2010
Erstellt
18.11.10, 18:02
Aktualisiert
18.11.10, 18:02
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt- und Regionalplanung
Dr. Jansen GmbH
Einzelhandels- und Zentrenkonzept
für die Stadt Bedburg
Köln, Oktober 2010
Stadt- und Regionalplanung
Dr. Jansen GmbH
Einzelhandels- und Zentrenkonzept
für die Stadt Bedburg
Wirtschaftsgeogr. Joachim Schulte, M.A.
Dipl.-Volksw. Angelina Sobotta
Geschäftsführende Gesellschafter:
Dipl.-Geogr. Ursula Mölders
Stadt- und Regionalplanerin SRL
Dipl.-Ing. Dominik Geyer
Stadtplaner AK NW, Bauassessor
Stadt- und Regionalplaner SRL
HRB Köln 62236
Gesellschafter/Seniorpartner:
Dr. Paul G. Jansen
Bachemer Str. 115, 50931 Köln-Lindenthal
Postfach 41 05 07, 50865 Köln
Fon 02 21.940 72-0
Fax 02 21.940 72-18
info@stadtplanung-dr-jansen.de
www.stadtplanung-dr-jansen.de
Inhalt
1
1.1
1.2
1.3
EINLEITUNG
Ziele und Ausgangssituation
Methodische Vorgehensweise
Beteiligung
2
2.1
2.2
2.3
2.4
RAHMENBEDINGUNGEN
Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung
Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung
Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze
Regionale Wettbewerbssituation
5
5
7
10
11
3
ALLGEMEINE ENTWICKLUNGSTENDENZEN IM
EINZELHANDEL
Bedeutung des Einzelhandels für die Stadtentwicklung
Entwicklungen auf der Angebotsseite
Entwicklungen auf der Nachfrageseite
Auswirkungen auf die Stadtentwicklung
14
14
14
17
18
3.1
3.2
3.3
3.4
4
4.1
4.2
4.3
1
1
2
4
ECKDATEN DES EINZELHANDELS DER STADT BEDBURG
Einzelhandel nach Angebotsschwerpunkt
Verkaufsflächenausstattung im Vergleich
Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt
Bedburg
Struktur und Verteilung großflächiger
Einzelhandelsbetriebe
20
20
23
5
5.1
5.2
5.3
5.4
EINZUGSBEREICH, KAUFKRAFT UND ZENTRALITÄT
Einzugsbereich des Bedburger Einzelhandel
Kaufkraftpotenzial
Zentralität des Bedburger Einzelhandels
Kaufkraftbewegungen in Bedburg
27
27
28
30
31
6
6.3.1
6.3.2
6.4
6.5
BEDBURG ALS EINZELHANDELSSTANDORT AUS
KUNDENSICHT
Vorgehensweise und Methodik
Einkaufshäufigkeit und Einkaufsorientierung
Einkaufshäufigkeit
Einkaufsorientierung nach Sortimentsgruppen
Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten aus
Kundensicht
Einkaufsmöglichkeiten
Verkehrs- und Parkplatzsituation
Dienstleistungs- und Gastronomieangebot
Vermisste Angebote und Verbesserungsvorschläge
40
40
42
44
45
7
PROGNOSE DES VERKAUFSFLÄCHENBEDARFS BIS 2020
48
8
8.1
8.1.1
8.1.2
8.2
8.3
8.4
ZENTRENKONZEPT FÜR DIE STADT BEDBURG
Grundsätzliche Anmerkungen
Zentrenkonzept als räumliches Steuerungsinstrument
Rahmenbedingungen für lebendige Zentren
Ziele für die Einzelhandelsentwicklung in Bedburg
Abgrenzung der „Bedburger Liste“
Anwendung der „Bedburger Liste“
53
53
53
55
56
58
61
4.4
6.1
6.2
6.2.1
6.2.2
6.3
24
25
35
35
35
35
38
Inhalt
8.5
8.6
8.7
8.7.1
8.7.2
8.7.3
8.7.4
8.7.5
8.7.6
8.8
8.8.1
8.8.2
8.8.3
8.8.4
8.8.5
9
9.1
9.2
10
11
Abgrenzungskriterien für zentrale
Versorgungsbereiche
Zentrenhierarchie
Hauptzentrum Innenstadt Bedburg
Rahmenbedingungen der Stadt Bedburg für die
räumliche Festlegung
Räumliche Festlegung des Hauptzentrums Bedburg
Angebotssituation des Hauptzentrums Bedburg
Prüfstandorte im Hauptzentrum Bedburg
Stärken-Schwächen-Profil
Handlungsempfehlungen
Stadtteilzentrum Kaster
Übergeordnete Rahmenbedingungen
Einzelhandelsausstattung und Nutzungsstruktur
Räumliche Abgrenzung des Stadtteilzentrums Kaster
Stärken-Schwächen-Profil
Handlungsempfehlungen
ERGÄNZENDE NAHVERSORGUNG
Ergänzende Nahversorgungsstandorte in der Stadt
Bedburg
Exkurs: Standortentscheidungen und Tragfähigkeit
von frequenzstarken Nahversorgungsbetrieben
61
63
65
65
67
69
72
73
74
75
75
76
78
78
79
81
82
83
EMPFEHLUNGEN ZUR EINZELHANDELSSTEUERUNG IN
BEDBURG
87
ZUSAMMENFASSUNG DER UNTERSUCHUNG
89
ANHANG
93
„BEDBURGER LISTE“
94
ERHEBUNGSBOGEN DER EINZELHANDELSERHEBUNG IN DER
STADT BEDBURG
98
FRAGEBOGEN BÜRGERBEFRAGUNG ZUM
EINKAUFSVERHALTEN
99
GLOSSAR
103
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Bausteine des Einzelhandels- und
Zentrenkonzepts
1
Abbildung 2 Lage der Stadt Bedburg im Raum und
zentralörtliche Gliederung
5
Abbildung 3 Ausschnitt aus dem Landesentwicklungsplan
NRW
6
Abbildung 4 Bevölkerungsprognose für die Stadt Bedburg in
drei Varianten zum Stichtag 2003 sowie die
tatsächliche Bevölkerungsentwicklung
8
Inhalt
Abbildung 5 Aktualisierte Bevölkerungsprognose für die
Stadt Bedburg sowie die Nullvariante
9
Abbildung 6 Beschäftigtenstruktur im Vergleich
11
Abbildung 7 Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel
1980 - 2010 (in Mio. qm)
14
Abbildung 8 Umsatzanteile des Lebensmitteleinzelhandels
nach Betriebstypen von 1991 bis 2007 (in %)
15
Abbildung 9 Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg
nach Angebotsschwerpunkt (in %)
20
Abbildung 10 Relative Verkaufsfläche in qm pro 1.000
Einwohner im Vergleich
23
Abbildung 11 Anzahl und Struktur der großflächigen
Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Bedburg
26
Abbildung 12 Wohnorte der Bedburger Einzelhandelskunden
in %
27
Abbildung 13 Kaufkraftbewegungen in Bedburg
32
Abbildung 14 Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen
(in Mio. EUR)
33
Abbildung 15 Einkaufshäufigkeiten in den Ortskernen der
Ortsteile Bedburg und Kaster in % der Befragten
36
Abbildung 16 Veränderung der Einkaufshäufigkeit in % der
Befragten in der Ortsmitte von Bedburg
36
Abbildung 17 Veränderung der Einkaufshäufigkeit in % der
Befragten im Ortsteil Kaster
37
Abbildung 18 Einkaufshäufigkeit außerhalb der Stadt Bedburg
38
Abbildung 19 Bevorzugte Einkaufsstandorte nach
Sortimentsgruppen in % der Befragten
39
Abbildung 20 Beurteilung der Einkaufsmöglichkeiten in
Bedburg aus Kundensicht
41
Abbildung 21 Beurteilung der Einkaufsmöglichkeiten in Kaster
aus Kundensicht
42
Abbildung 22 Beurteilung der Verkehrs- und
Parkplatzsituation in Bedburg aus Kundensicht
43
Abbildung 23 Beurteilung der Verkehrs- und
Parkplatzsituation in Kaster aus Kundensicht
43
Abbildung 24 Beurteilung des Gastronomie- und
Dienstleistungsangebot in Bedburg aus
Kundensicht
44
Abbildung 25 Beurteilung des Gastronomie- und
Dienstleistungsangebot in Kaster aus
Kundensicht
45
Abbildung 26 Zentrenhierarchie gemäß § 24 a LEPro
53
Abbildung 27 Städtebaulicher Wettbewerb Bedburg Wettbewerbsidee
66
Inhalt
Abbildung 28 Empfehlungen für die Bedburger Mitte
67
Abbildung 29 Räumliche Festlegung des Hauptzentrums
Innenstadt Bedburg
69
Abbildung 30 Sortimentsstruktur des Hauptzentrums Bedburg
70
Abbildung 31 Prüfstandorte im Hauptzentrum Bedburg
72
Abbildung 32 Sortimentsstruktur des Stadtteilzentrums Kaster
77
Abbildung 33 Räumliche Festlegung des Stadtteilzentrums
Kaster
78
Abbildung 34 Nahbereiche der strukturprägenden
Lebensmittelanbieter
84
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1
Tabelle 2
Bevölkerung nach Stadtteilen/ Wohnplätzen in
der Stadt Bedburg 2009
7
Einwohnerentwicklung Stadt Bedburg 1999 2009
8
Tabelle 3
TOP Ten Textileinzelhandelsumsatz 2007
16
Tabelle 4
Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg
nach Angebotsschwerpunkt
21
Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt
Bedburg
24
Tabelle 6
Wohnorte der Bedburger Einzelhandelskunden
28
Tabelle 7
Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial
nach Warengruppen im Einzugsbereich des
Bedburger Einzelhandels im Jahr 2008
29
Zentralitätskennziffern nach Sortimentsgruppen
in Bedburg im Jahr 2008
30
Tabelle 9
Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen
34
Tabelle 10
Vermisste Angebote in Bedburg
46
Tabelle 11
Vermisste Angebote in Kaster
47
Tabelle 12
Szenarien für die Umsatzprognose in der Stadt
Bedburg
49
Tabelle 13
Umsatzprognose für die Stadt Bedburg bis 2020
49
Tabelle 14
Verkaufsflächenzusatzbedarf in der Stadt
Bedburg bis zum Jahr 2020 nach Warengruppen
51
Verkaufsflächenzusatzbedarf bis zum Jahr 2020
nach Warengruppen und Standortlagen
52
Angeb0tsstruktur eines
Nahversorgungszentrums
56
Einzelhandelssituation im Hauptzentrum
Bedburg
70
Tabelle 5
Tabelle 8
Tabelle 15
Tabelle 16
Tabelle 17
Inhalt
Tabelle 18
Tabelle 19
Tabelle 20
Komplementärnutzungen und Leerstände im
Hauptzentrum Bedburg
71
Nutzungsstruktur im Hauptzentrum Neue
Stadtmitte
71
Angebotssituation im Stadtteilzentrum Kaster
(Erdgeschossnutzungen)
77
In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei
der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die
männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus
Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die
männliche Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die
weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns
immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chancengleich angesprochen.
Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe
oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist.
Einleitung
1
1
Einleitung
1.1
Ziele und Ausgangssituation
Im Rahmen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts für die Stadt
Bedburg sollen Daten und Empfehlungen zusammengestellt werden, die aufbauend auf einer Betrachtung der aktuellen Situation
eine Umsetzungsstrategie aufzeigen, die genutzt werden kann, alle
zukünftig erforderlichen handelsbezogenen und bauleitplanerischen Entscheidungen treffen zu können. Dabei sind Aussagen über
das künftig zu erwartende Kaufkraftpotenzial nach Sortimenten, die
anzustrebende Ausstattung mit Einzelhandelsflächen und sinnvolle
Veränderungen bzw. Ergänzungen der Sortimente sowie der Standorte zu treffen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere den aktuellen Veränderungen im Baugesetzbuch, im nordrheinwestfälischen Landesentwicklungsprogramm und im Einzelhandelserlass Nordrhein-Westfalen Rechnung zu tragen. Das Konzept
kann damit sowohl der Stadt Bedburg als auch Investoren und
Betreibern eine aktuelle Positionsbestimmung des Bedburger Einzelhandels aufzeigen und gibt insbesondere der Stadt Bedburg
Handlungsempfehlungen für eine städtebaulich ausgerichtete
Standortpolitik.
Abbildung 1
Grundlage für zielgerichtete handelsbezogene und bauleitplanerische
Entscheidungen
Bausteine des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts
Situationsanalyse
Rahmenbedingungen
Einzelhandelsangebot
Städtebaul.
Situation
Nachfrage
KONZEPT
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Der Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen hat
§ 24 a Abs. 1 Satz 4 LEPro mit Urteil vom 26. August 2009 VerfGH
18/08 für verfassungswidrig erklärt. Mit dem Urteil des OVG NRW
vom 30. September 2009 (10A 1676/08) existieren momentan keine
verbindlichen Zielvorgaben des Landes für die Verortung von Sondergebieten für großflächigen Einzelhandel.
Auf Grundlage der Erhebung und der Bewertung der aktuellen einzelhandelsrelevanten Angebots- und Nachfragesituation werden
alle für die Steuerung der Einzelhandelsentwicklung notwendigen
planungsrechtlichen Voraussetzungen erarbeitet. Dabei finden die
aktuelle Bedeutung des § 24 a LEPro
Einleitung
2
zukünftigen ökonomischen Rahmenbedingungen der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung ebenso Berücksichtigung wie die
städtebauliche Situation in Bedburg und die übergeordneten rechtlichen Vorgaben.
1.2
Methodische Vorgehensweise
Im März 2009 wurde der gesamte Ladeneinzelhandel der Stadt
Bedburg durch Vor-Ort-Begehungen erfasst, da die aktuelle Bestandsstruktur eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die
Konzeption der Zentrenstruktur und die Zentrenabgrenzung darstellt.
Einzelhandelsbestandserhebung
Von allen Einzelhandelsbetrieben wurden Name, Adresse, Standort
und Verkaufsfläche erhoben. Die Verkaufsfläche wurde mit elektronischen Messgeräten erfasst, wobei eine detaillierte Aufgliederung
nach neun Branchengruppen und 37 Sortimentsgruppen erfolgte.
Die fortschreibungsfähige Datei wird der Stadt Bedburg übergeben.
Unter zusätzlicher Verwendung sekundärstatistischer Materialien,
z. B. Flächenproduktivitäten nach Branchen, erfolgte im Anschluss
unter Berücksichtigung der betriebs- und standortbezogenen Attraktivität sowie der Befragungsergebnisse die Berechnung der Umsätze für das Jahr 2008.
Berechnung der Umsätze für das
Jahr 2008
Bei der textlichen, tabellarischen und kartographischen Darstellung
des Einzelhandelsbestands werden im Rahmen des Einzelhandelsentwicklungs- und Zentrenkonzepts die einzelnen Sortimente in
neun Gruppen zusammengefasst, so dass sich der gesamte Bestand
in folgende Branchen untergliedert:
Gruppierung der Sortimente
Nahrungs- und Genussmittel
Gesundheit, Körperpflege
Blumen, Zoobedarf
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Sport, Freizeit, Spiel
Elektrowaren
Möbel, Einrichtung
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
Da neben den Betrieben des Einzelhandels und Ladenhandwerks
auch publikumsorientierte Dienstleistungen, kulturelle Einrichtungen und eine Reihe weiterer Nutzungen die Attraktivität eines
Standorts und dessen Zentralität wesentlich mitbestimmen sowie
bei der Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche von Bedeutung sind, wurden auch diese im Rahmen der Bestandsaufnahme
innerhalb der wesentlichen siedlungsstrukturell integrierten Einzelhandelslagen aufgenommen, jedoch nicht weitergehend analysiert
und damit ausschließlich im Hinblick auf die Erfüllung ihrer Komplementärfunktionen zum Einzelhandel bewertet.
Komplementärnutzungen
Einleitung
Publikumsorientierte Dienstleistungen zeichnen sich dadurch aus,
dass ihre Existenz von einer hohen Besucherfrequenz einer breiten
Zielgruppe abhängig ist. Sie belegen häufig Standorte in Zentren,
um von der durch die umliegenden Nutzungen erzeugten Passantenfrequenz zu profitieren. Umgekehrt ermöglichen publikumsorientierte Dienstleistungen aber auch den umgebenden Nutzungen,
an der durch sie erzeugten Frequenz zu partizipieren. Damit kommt
auch den publikumsorientierten Dienstleistungen eine Zentren prägende Funktion zu. Insbesondere gastronomische Einrichtungen
verstärken die Belebung eines Zentrums und tragen dazu bei, so
genannte Synergieeffekte auszulösen.
3
Publikumsorientierte Dienstleistungen
Neben den auf die Frequenz eines Geschäftsquartiers eher kontraproduktiv wirkenden Leerständen wurden daher folgende Nutzungen (ohne Flächenangaben) in der Innenstadt und in ihrem unmittelbaren Umfeld erhoben:
Restaurants, Cafés, Eisdielen, Gaststätten, etc.
Arzt- und Anwaltspraxen sowie Notare
Bank- bzw. Sparkassenfilialen
Massagepraxen und Physiotherapeuten
Chemische Reinigungen, Waschsalons
Friseure
Lotto/ Toto, Copy-Shops
CD-/ Video-Verleih
Reisebüros
Saunas und Bräunungsstudios
Schuh- und Schlüsselservices
Versicherungs- und Maklerbüros
Kinos, Theater, Galerien und sonstige kulturelle Einrichtungen
Spielotheken, Billardcenter
Internetcafés
Postdienstleistungen
Für diese Komplementärnutzungen wurden Name, Adresse und
Standort erhoben, wobei eine Zuordnung zu folgenden vier Obergruppen erfolgte:
Gruppierung der Komplementärnutzungen
Gastronomie und Hotellerie
Dienstleistungen
Kultur und Freizeit
Bildung und Gesundheit
Zur Ermittlung der Einkaufsorientierungen und der -zufriedenheit
wurden 1.500 Bürger in der Stadt Bedburg befragt. Zudem wurde
zur Bewertung der Bedeutung des Bedburger Einzelhandels eine
Kundenwohnorterhebung durchgeführt. Methodische Hinweise
hierzu finden sich im Kapitel 6, Bedburg als Einzelhandelsstandort
aus Kundensicht.
Bürgerbefragung und Kundenwohnorterhebung
Einleitung
1.3
4
Beteiligung
Eine projektbegleitende und fachbezogene Mitarbeit unterschiedlicher Akteure stößt schon während der Gutachtenerstellung einen
Diskussionsprozess an und verbessert die Qualität der Untersuchung. Zudem kann mit einer breiten Akzeptanz der Ergebnisse und
Empfehlungen gerechnet werden, so dass die Umsetzung in Zusammenarbeit mit den Akteuren gewährleistet ist.
Kommunikationsstruktur
Dem Vorschlag von Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
entsprechend wurde eine projektbegleitende Arbeitsgruppe gegründet, in der folgende Institutionen und Organisationen vertreten
waren:
Zusammensetzung der
Arbeitsgruppe
Bezirksregierung Köln
Industrie- und Handelskammer Köln
Werbegemeinschaft Bedburg
Werbegemeinschaft Kaster
Vertreter der Politik und Stadtverwaltung Bedburg
Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
In diesem Gremium wurden in vier Sitzungen die wichtigsten Arbeitsschritte, Zwischen- und Endergebnisse besprochen und diskutiert. Damit wurde sichergestellt, dass die für die Umsetzungsphase
bedeutsamen Entscheidungsträger von Anfang an eng eingebunden
waren.
Zudem ist eine Beteiligung („Partizipation“) der Bürger und der Träger öffentlicher Belange vorgesehen. Durch die Beteiligung der Öffentlichkeit sollen insbesondere die Bürger die Möglichkeit haben,
ihre Interessen und Rechtspositionen im Beschlussverfahren einzubringen.
Bürgerbeteiligung
Rahmenbedingungen
2
Rahmenbedingungen
2.1
Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung
Die Stadt Bedburg liegt im Nordwesten des Rhein-Erft-Kreises in der
Kölner Bucht. Sie grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Jüchen, im
Norden an die Stadt Grevenbroich, im Nordosten an die Gemeinde
Rommerskirchen, im Osten an die Stadt Bergheim, im Süden an die
Gemeinde Elsdorf und im Westen an die Gemeinde Titz. Die Stadt
Bedburg ist dem Regierungsbezirk Köln zugeordnet und wird in der
landesplanerischen Hierarchie als Mittelzentrum eingestuft. Nach
einer Gemeindereferenz des Bundesamtes für Bauwesen und
Raumordnung wird die Stadt Bedburg als „Kleine Mittelstadt“ klassifiziert.1
Abbildung 2
5
Lage der Stadt Bedburg
Lage der Stadt Bedburg im Raum und zentralörtliche Gliederung
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2010. Kartengrundlage: Geobasisdaten Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen,
Bonn, ST/8/2004
Der Einkaufsstandort Bedburg steht insbesondere in Wettbewerb zu
den nächstgelegenen Mittelzentren, insbesondere Grevenbroich,
Bergheim und Kerpen sowie den Oberzentren Aachen, Düsseldorf,
Köln und Mönchengladbach.
Wettbewerbsituation
Nach dem Landesentwicklungsplan Nordrhein Westfalen (Stand
Entwurf 22.02.1994) liegt die Stadt Bedburg bezogen auf die
Landesentwicklungsplan (LEP)
1
Ober- oder Mittelzentrum, unter 50.000 Einwohner
Rahmenbedingungen
6
Einwohnerdichte in einem Gebiet mit überwiegend ländlicher
Raumstruktur an einer großräumigen, die Oberzentren Mönchengladbach und Koblenz verbindenen Entwicklungsachse.
Abbildung 3
Ausschnitt aus dem Landesentwicklungsplan NRW
Quelle: Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen, Teil B, Düsseldorf Juni 1995
Neben der Lage und Wettbewerbssituation wird die Entwicklung
des Bedburger Einzelhandels u. a. durch die Verkehrsanbindung
beeinflusst.
Die Stadt Bedburg liegt im Städtedreieck Aachen, Düsseldorf und
Köln. Die Fahrzeit nach Aachen beträgt mit dem Auto ca. 40 Minuten, nach Düsseldorf ca. 35 Minuten und nach Köln ca. 30 Minuten.
Bedburg ist unmittelbar an das Autobahnnetz angeschlossen. Mit
der Anschlussstelle Bedburg, welche sich ca. 3,5 km vom
Stadtzentrum Bedburg entfernt, ist ein direkter Autobahnanschluss
an die BAB 61 vorhanden. Des Weiteren sind die Autobahnen A 4
(Aachen - Köln, in ca. 20 km Entfernung), A 44 (Aachen - Düsseldorf,
in ca. 13 km Entfernung) sowie A 540 (ca. 13 km Entfernung) in
wenigen Minuten Fahrtzeit zu erreichen. Ein direkter Anschluss an
eine Bundesstraße liegt in Bedburg nicht vor. Jedoch befinden sich
die Bundesstraßen B 477 (in ca. 5 km Entferung), B 55 (in ca. 5 km
Entfernung) und B 59 (in ca. 14 km Entfernung) nahe der Stadt.
An das Netz der Deutschen Bahn AG ist Bedburg durch die Erftbahn
(RB 38) über die Regionalverbindung Köln - Bergheim - Düsseldorf
angebunden. Zudem existiert eine weitere Regionalverbindung der
Erftbahn von Bedburg nach Horrem. Diese Verbindungen werden
stündlich bedient, zu den Hauptverkehrszeiten auch halbstündlich.
verkehrliche Erschließung
Rahmenbedingungen
7
Zudem bestehen von Bedburg aus Busverbindungen der Rhein-ErftVerkehrsgesellschaft mbH (REVG) durch die Linien 924, 975, 987 und
988, welche die Stadt mit den umliegenden Städten und
Gemeinden verbinden. Insgesamt kann die verkehrliche Anbindung
der Stadt Bedburg in lokaler und regionaler Hinsicht als gut
eingestuft werden.
2.2
Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung
Für die aktuelle Einzelhandelssituation, aber auch die Entwicklungspotenziale des Bedburger Einzelhandels, sind auch die Bevölkerungsverteilung, die Bevölkerungsstruktur und die Bevölkerungsentwicklung wichtig.
Die Stadt Bedburg weist zum 31.01.2009 eine Einwohnerzahl von
24.245 Einwohnern auf. Das Stadtgebiet von Bedburg umfasst insgesamt 14 Ortschaften Stadtteile und Wohnplätze. Die Stadtteile
Kaster und Bedburg stellen mit ca. 5.790 bzw. ca. 4.700 Einwohnern
die einwohnerstärksten Stadtteile (ca. 24 % bzw. 19,4 % der Gesamtbevölkerung) dar. In den übrigen Stadtteilen leben jeweils weniger Einwohner.
Tabelle 1
Bevölkerung nach Stadtteilen/ Wohnplätzen in der Stadt
Bedburg 2009
Stadtteil
Bedburg
Blerichen
Broich
Grottenherten
Kaster
Kirchherten
Kirchtroisdorf
Kirdorf
Kleintroisdorf
Königshoven
Lipp
Oppendorf
Pütz
Rath
Summe
Einwohnerzahl und Stadtgliederung
Einwohner
abs.
4.698
2.453
1.049
352
5.785
2.034
1.016
1.221
164
1.889
2.258
102
296
929
Einwohner
in %
19,4
10,1
4,3
1,5
23,9
8,4
4,2
5,0
0,7
7,8
9,3
0,4
1,2
3,8
24.246
100
Quelle: Stadt Bedburg, Stand: 31.01.2009 (nur Hauptwohnsitze)
In den vergangenen zehn Jahren ist insgesamt eine positive Einwohnerentwicklung der Stadt Bedburg festzustellen. Die Einwohnerzahl stieg um 774 Personen, gleichbedeutend um ca. 3 %, so dass
in diesem Zeitraum diesbezüglich günstige Rahmenbedingungen
für die Weiterentwicklung der Einkaufsstadt Bedburg vorgelegen
Einwohnerentwicklung in den vergangenen 10 Jahren
Rahmenbedingungen
8
haben. Allerdings entwickelte sich die Einwohnerzahl im Zeitraum
von 2007 bis 2008 rückläufig und ist seitdem konstant.
Tabelle 2
Einwohnerentwicklung Stadt Bedburg 1999 - 2009
Einwohner
Jahr
absolut
1999=100
1999
23.472
100,0
2001
23.765
101,2
2003
24.156
102,9
2005
24.334
103,6
2007
24.297
103,5
2008
24.262
103,3
2009
24.246
103,3
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Datengrundlage: Stadt Bedburg, Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres. Nur
Einwohner mit Hauptwohnsitz
Für die Ermittlung der künftigen Bevölkerungsgröße wurde bereits
im Jahr 2004 eine Prognoserechnung in unterschiedlichen Varianten
vorgelegt.
Bevölkerungsprognose
Abbildung 4 Bevölkerungsprognose für die Stadt Bedburg in drei Varianten zum Stichtag 2003 sowie die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung
26000
25500
25000
24500
24000
Variante A
Variante B
Variante C
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
23500
tats. Entwicklung
Quelle: Landesamt für Information und Technik NRW, Berechnung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009
In der aktuellen Überprüfung der tatsächlichen Entwicklung hat sich
gezeigt, dass bis zum Jahr 2005/06 eine relativ genaue Übereinstimmung mit der mittleren Prognosevariante B vorliegt. Danach
zeichnet sich ein etwas negativerer Trend ab, der sich zwischen der
Variante B und C bewegt.
Langfristige Bevölkerungsentwicklung
Rahmenbedingungen
9
In einer Aktualisierung der Prognoserechnung ist darauf aufbauend
mit der in folgender Abbildung dargestellten Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Bedburg zu rechnen. Gleichzeitig ist die so genannten Nullvariante abgebildet, in der die Wanderungsbewegungen
unberücksichtigt bleiben und nur die natürliche Bevölkerungsbewegung (Geburten und Sterbefälle) die demographische Entwicklung
bestimmt.
Abbildung 5
Aktualisierte Bevölkerungsprognose für die Stadt Bedburg
sowie die Nullvariante
26000
25000
24000
23000
22000
21000
Variante B
2025
2023
2021
2019
2017
2015
2013
2011
2009
2007
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
20000
Nullvariante
Quelle: Landesamt für Information und Technik NRW, Berechnung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009
Es zeigt sich, dass die Zahl von ca. 25.000 Einwohnern voraussichtlich nicht langfristig gehalten werden kann und die Stadt ab dem
Jahr 2020 ca. 24.000 Einwohner zählen wird. Insgesamt lässt sich im
Hinblick auf die Bevölkerungsprognose festhalten, dass für den Einzelhandelsstandort Bedburg keine positiven Impulse durch die Bevölkerungsentwicklung zu erwarten sind.
Neben einer Veränderung der genauen Einwohnerzahlen wird sich
auch in der Stadt Bedburg der demographische Wandel insbesondere im zukünftigen Altersaufbau der Bevölkerung widerspiegeln.2 Es
ist davon auszugehen, dass sich der Bevölkerungsanteil von Kindern
und Jugendlichen zukünftig verringern wird, während der Anteil der
älteren Menschen ansteigen wird. Ansteigen wird der Anteil der
Personen mit Migrationshintergrund. Eine weitere qualitative Veränderung ergibt sich aus der Differenzierung von Lebensstilen und
Haushaltstypen.
2
Die Zahl der Personen im heute üblichen Erwerbsalter zwischen 20 und 60
Jahren wird bis 2050 um mehr als ein Fünftel abnehmen, die der unter 20Jährigen sogar um 30 Prozent. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 60Jährigen an der Gesamtbevölkerung von heute 25 auf dann 37 Prozent.
(Quelle: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, Variante fünf, 2007)
allgemeiner Alterungsprozess
Rahmenbedingungen
Einhergehend mit einem Alterungsprozess und einem geringeren
Anteil an Familien mit Kindern wird es zu Veränderungen in der Bedürfnisstruktur kommen. Dieses betrifft insbesondere die Anforderungen an eine wohnungsnahe Grundversorgung, autounabhängige Einzelhandelsstandorte sowie die Anpassung der Einzelhandelsangebote an die Bedarfsstruktur kleinerer Haushaltsgrößen bzw.
Singlehaushalte.
2.3
10
Veränderung in der Bedarfsstruktur
Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze
Die mittelzentralen Versorgungsfunktionen der Stadt Bedburg resultieren in erster Linie aus dem Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz der Stadt, sowie aus dem Arbeitsplatzangebot im gewerblichen Sektor. Des Weiteren ist insbesondere dem Dienstleistungssektor eine hohe Bedeutung zuzumessen.
mittelzentralen Versorgungsfunktionen
Im Industriepark Mühlenerft sowie im Gewerbegebiet AdolfSilberberg-Straße haben viele Firmen ihre Existenz gegründet. Dies
sind vor allem mittelständische Unternehmen, aber auch Großunternehmen, wie beispielsweise ein chinesischer Baumaschinenhersteller. Während in der Vergangenheit Energiegewinnung, die chemische Industrie und die Braunkohlegewinnung den Wirtschaftsstandort Bedburg prägten, sind die ansässigen Unternehmen heute
in der Produktion und Verarbeitung, der Logistik oder als
Dienstleister in vielfältigen Bereichen, wie IT, Medien, oder Umweltschutztechnologien tätig.
Die Arbeitslosenquote im Rhein-Erft-Kreis lag im Juni 2010 bei ca.
7,9 % und somit leicht über dem Bundesdurchschnitt von ca. 7,5 %,
jedoch unter dem Durchschnitt des Landes Nordrhein-Westfalen (ca.
8,6 %).
Arbeitslosenquote
Die Stadt Bedburg wies im Jahr 2006 2.872 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf.3 Von den versicherungspflichtig Beschäftigten in Bedburg sind rund 23,3 % im produzierenden Gewerbe und rund 76,7 % im Dienstleistungssektor beschäftigt. Der Anteil
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in dem Bereich Land-,
Forstwirtschaft, Fischerei belegt in Bedburg weniger als einen Prozent. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten ist die Wirtschaftsstruktur der Stadt Bedburg im Landesvergleich im produzierenden
Gewerbe als unterdurchschnittlich und im Dienstleistungssektor
überdurchschnittlich ausgeprägt.
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
3
Quelle: Quelle: Landesbetrieb für Information und Technik NordrheinWestfalen, Stand: 30. Juni 2009.
Rahmenbedingungen
11
Abbildung 6 Beschäftigtenstruktur im Vergleich
100%
80%
39,1%
37,9%
43,6%
60%
30,4%
40%
24,0%
37,6%
20%
30,5%
31,5%
Rhein-Erft-Kreis
Nordrhein-Westfalen
23,3%
0%
Stadt Bedburg
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Handel, Gastgewerbe, Verkehr
Produzierendes Gewerbe
Sonstige Dienstleistungen
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009.
Datenbasis: LDS NRW, in % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,
Stand: 30.06.2007
Insgesamt liegt der Anteil der in Bedburg arbeitenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter dem der in Bedburg wohnenden. Mit 1.455 Einpendlern und 6.184 Auspendlern weist die Stadt
Bedburg einen deutlich negativen Pendlersaldo (- 4.729) auf.4 Diese
Zahlen zeigen eine vergleichsweise geringe Bedeutung der Stadt
Bedburg als Arbeitsstandort im Rhein-Erft-Kreis.
Pendlerbewegungen
Pendlerbewegungen sind deshalb von so hohem Interesse, weil viele
Beschäftigte ihren Einkauf (auch) am Arbeitsort tätigen oder die
Fahrten zum Arbeitsort mit dem Einkauf verknüpfen.
2.4
Regionale Wettbewerbssituation
Die Einzelhandelsposition der Stadt Bedburg in der Region wird
durch ihre Lage in einem Gebiet mit überwiegend ländlicher Raumstruktur und durch die Nähe zu den Oberzentren Köln, Aachen,
Mönchengladbach und Düsseldorf geprägt. Als weitere wichtige
Einkaufsstadt im unmittelbaren Umland ist das im Südosten gelegene Mittelzentrum Bergheim einzuschätzen, das das potenzielle
Kerneinzugsgebiet des Bedburger Einzelhandels eingrenzt.
Lage in Gebiet mit überwiegend
ländlicher Raumstruktur
Aufgrund ihrer Lagebeziehung, Größe und Ausstattung sind das
Oberzentrum Köln und das Mittelzentrum Bergheim als wichtigste
Wettbewerbsstandorte für die Stadt Bedburg anzusehen, weshalb
wichtige Wettbewerbsstädte
4
Quelle: Information und Technik Nordrhein-Westfalen, Stand: 30. Juni 2006.
Rahmenbedingungen
12
diese zwei Städte im Folgenden im Hinblick auf ihre Einzelhandelsbedeutung genauer betrachtet werden:
Laut ersten Ergebnissen aus dem Einzelhandelskonzept für die Stadt
Köln aus dem Jahr 2009 ist in der Stadt Köln eine einzelhandelsrelevante Verkaufsfläche von ca. 1,5 Mio. qm verortet, auf der ein jährlicher Einzelhandelsumsatz von ca. 6.173,1 Mio. EUR erwirtschaftet
wird. Der Hauptanteil der Verkaufsfläche entfällt auf die Sortimentsgruppen Nahrungs- und Genussmittel (ca. 24,9 % der Gesamtverkaufsfläche), Bekleidung/ Wäsche (ca. 17,8 % der Gesamtverkaufsfläche) und Einrichtungsbedarf (ca. 17,4 % der Gesamtverkaufsfläche). Mit mehr als einem Viertel der Gesamtverkaufsfläche
liegt der Angebotsschwerpunkt in der Kölner City, in der eine hohe
Anzahl an Magnetbetrieben (u. a. Galeria Kaufhof, Karstadt, P & C,
C & A, Media Markt, Globetrotter) ergänzt um eine differenzierte
Struktur kleiner und mittlerer Anbieter ansässig ist. Bedingt durch
das vielfältige Angebotsspektrum und ansprechende Angebotsniveau verfügt die Kölner City über eine hohe Einkaufsattraktivität,
die maßgeblich die Umlandbedeutung als Einkaufsstadt begründet.
Köln
Außerhalb der Kölner City ist auf ein differenziertes Netz an nachgeordneten zentralen Versorgungsbereichen (u. a. Ehrenfeld/ Venloer Straße, Lindenthal/ Dürener Straße) und große Fachmarktstandorte (u. a. Köln-Ossendorf/ Am Butzweiler Hof, Köln-Marsdorf),
die teilweise überörtliche Versorgungsfunktionen erfüllen, hinzuweisen. Im Zusammenhang mit Köln-Marsdorf ist zudem auf eine
Fachmarktagglomeration in Frechen im Bereich Europastraße hinzuweisen.
Bedingt durch die Nähe zu Bedburg und das umfassende Einzelhandelsangebot übernimmt Köln zu wesentlichen Teilen oberzentrale
Versorgungsfunktionen für die Einkaufsstadt Bedburg und ist als
Hauptwettbewerbstandort für Bedburg einzustufen.
Das im Südosten an die Stadt Bedburg angrenzende Mittelzentrum
Bergheim verfügt über ca. 360 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 95.600 qm, auf der ein jährliches Umsatzvolumen von ca. 264,6 Mio. EUR erwirtschaftet wird.5
Innerhalb der Innenstadt lässt sich die zur Fußgängerzone ausgebaute Kölner Straße mit einem gewachsenen beidseitigen Handelsbesatz als Haupteinkaufslage mit der größten Einzelhandelskonzentration und der höchsten Passantenfrequenz charakterisieren.
Aufgrund eines umfassenden Branchenmixes mit Schwerpunkt bei
Nahrungs- und Genussmitteln sowie im Bekleidungsbereich übernimmt die Innenstadt von Bergheim mittelzentrale Versorgungsfunktionen. Zu den Ankerbetrieben in der Bergheimer Innenstadt
zählen vor allem die Verbrauchermärkte Kaufland und HIT. Zudem
sollen auf dem Bahnhofsgelände der Stadt Bergheim neue Einzel5
Quelle: Gesamtstädtisches Einzelhandelskonzept Bergheim, Februar 2009.
Bergheim
Rahmenbedingungen
13
handelsangebote („Bahnhofsarkaden Bergheim“) realisiert werden
sollen. Ergänzt wird das Einzelhandelsangebot durch eine Vielfalt
und Dichte übriger Angebote (v. a. Kultur- und Medienzentrum Medio.Rhein.Erft, Maria-Hilf-Krankenhaus sowie Amtsgericht und Finanzamt im näheren Umfeld).
Neben der Innenstadt von Bergheim ist auf eine Sonderlage des
großflächigen Einzelhandels in Zieverich hinzuweisen, die ebenfalls
über die Stadtgrenze hinausgehende Versorgungsfunktionen einnimmt.
Insgesamt verfügt die Innenstadt von Bergheim über eine höhere
Attraktivität auch für auswärtige Kunden aus angrenzenden Kommunen, so dass die Stadt Bergheim innerhalb des Kreises Bergheim
als Hauptwettbewerbsstandort anzusehen ist.
Durch Wettbewerbsplanungen in umliegenden Kommunen ist zu
erwarten, dass sich die Wettbewerbssituation für die Einkaufsstadt
Bedburg zudem in nächster Zeit verschärfen wird. Als wichtigste
Planung ist in diesem Zusammenhang auf die Ansiedlung eines
Fachmarktzentrums mit insgesamt ca. 15.000 qm Verkaufsfläche in
der Stadt Kerpen, Am Falder/ Auf dem Bürrig hinzuweisen.
Wettbewerbsplanung
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
14
3
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
3.1
Bedeutung des Einzelhandels für die Stadtentwicklung
Die Entwicklung des Einzelhandels und der Stadtstrukturen beeinflussen einander. Einzelhandel bewirkt in integrierten Lagen oftmals
Baudichte, Passantenfrequenz und Nutzungsmischung und ist
wichtige Voraussetzung für Urbanität und eine „vitale Stadt“. Umgekehrt verbessern attraktive städtebauliche Rahmenbedingungen
die Anziehungskraft von Einzelhandelslagen. Mit der zunehmenden
Ansiedlung von Einzelhandel an peripheren Standorten hat sich diese „stadtbildende“ Funktion des Einzelhandels in der Vergangenheit
deutlich reduziert. Daher bedarf es heute der gezielten Steuerung
des Einzelhandels im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik, um die stadtbildende Funktion des Einzelhandels aufrecht zu erhalten. Die Zentren sind dabei auf Einzelhandelsnutzungen angewiesen, um Frequenzen zu sichern.
Stadtbildende Funktion des Einzelhandels
Die Entwicklung des Einzelhandels wird von Veränderungen in Angebot und Nachfrage beeinflusst. Es wird davon ausgegangen, dass
sich einige der nachfolgend skizzierten Entwicklungstendenzen unabhängig von öffentlichen Eingriffen fortsetzen, andere wiederum
sind durch gezielte Stadtentwicklungspolitik beeinflussbar.
Angebot und Nachfrage
3.2
Entwicklungen auf der Angebotsseite
Eine Reihe handelsendogener Faktoren wird auch in Zukunft die
Einzelhandelsentwicklung in Bedburg beeinflussen:
Seit 1970 hat sich in Deutschland die Verkaufsfläche des Ladenhandels auf aktuell ca. 122 Mio. qm mehr als verdreifacht.6 In annähernd
allen Branchen ist diese Tendenz seit Jahren ungebrochen.
Abbildung 7
Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel 1980 - 2010
(in Mio. qm)
150
120
109
90
116
122
95
60
77
63
30
0
1980
1990
1995
2000
2005
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Datengrundlage: EHI. Handel aktuell 2009/2010
6
Vgl. EHI Handel aktuell 2009/2010 S.174
2010
Verkaufsflächenwachstum und steigende Betriebsgrößen
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
15
Das starke Verkaufsflächenwachstum führt bei einem begrenzten
Marktvolumen zu einem Rückgang der Verkaufsflächenproduktivität. Die Folgen sind steigender Wettbewerb um Marktanteile, aber
auch die Tendenz zur stärkeren Reduzierung der Betriebskosten
(Lieferantenkonditionen, Personalkosten). Hieraus resultieren eine
Verschlechterung von Serviceleistungen sowie die weitere Verdrängung von Kleinstrukturen, die aufgrund ungünstigerer Einkaufskonditionen im Preiskampf nicht mehr mithalten können.
Verkaufsflächenproduktivitäten
Ein Wandel der Betriebsformen und Betriebskonzepte führt zu steigendem Wettbewerbsdruck v. a. bei inhabergeführten Geschäften.
Dieser Wandel verläuft häufig in Verbindung mit einer zunehmenden Großflächigkeit und Discounterisierung. Beispielhaft ist hierzu
der Lebensmitteleinzelhandel aufzuführen, bei dem im europäischen Vergleich der Preiskampf in Deutschland mit am größten ist.
Die steigende Dominanz des Discountbereichs wird anhand der Entwicklung des Umsatzanteils am gesamten Lebensmitteleinzelhandel deutlich: Seit 1990 hat sich der Umsatzanteil der Discounter
von 23,7 % auf 42,2 % im Jahre 2007 fast verdoppelt - Tendenz weiter
steigend.7 Wesentliche Einbußen mussten neben den traditionellen
kleineren SB-Lebensmittelgeschäften auch die Supermärkte hinnehmen.
Discountorientierung
Abbildung 8 Umsatzanteile des Lebensmitteleinzelhandels nach Betriebstypen von 1991 bis 2007 (in %)
50
40
30
20
10
0
199 1 199 2 1993 19 94
19 95 19 96 199 7 199 8 1999 2 000 2 001 20 02 20 03 200 4 200 5 2 00 6 2 007
SB -W arenhaus/ V erb rauchermarkt
Disco unt er
Supermarkt
rest liche Leb ensmit t elgeschäf t e
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Datengrundlage: EHI. Handel aktuell 2009/2010 und frühere Ausgaben
In anderen Branchen, z. B. Drogeriewaren, Textilien, Schuhe, Sportartikel, verläuft diese Entwicklung zu Gunsten von Fachmärkten und
zu Lasten kleiner und mittelständischer Fachgeschäfte. Auf dem
deutschen Elektronikmarkt werben die Filialketten Media Markt,
7
EHI: Handel aktuell 2009/2010, S. 192.
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
16
Saturn und Pro Markt massiv mit Niedrigpreisen und erwirtschaften
mittlerweile einen Umsatzanteil von fast 40 % am Gesamtmarkt.8
In dem angespannten Wettbewerb um Umsatzanteile haben Preisdumping und Unternehmensübernahmen zu immer stärkeren Konzentrationsprozessen und höherem Filialisierungsgrad im Einzelhandel geführt.
Konzentration und Filialisierung
Die Vertriebsstrukturen im Einzelhandel verändern sich mit deutlichen Auswirkungen auf die bestehende Einzelhandelslandschaft
und deren Entwicklung. Neue Standorte (Tankstellen, Bahnhöfe,
Flughäfen) verschärfen den Wettbewerb des stationären Einzelhandels. Hersteller versuchen, die Bedeutung der Händler zu mindern
und realisieren Shops in Eigenregie. Mit E-Commerce erobern virtuelle Einkaufsplätze die Gunst der Kunden. So stieg der Umsatz des
Online-Handels von 1,0 Mrd. EUR im Jahre 2000 auf 13,4 Mrd. EUR im
Jahre 2008. Dies entspricht bereits über 7 % des Gesamtumsatzes
im Einzelhandel. Für das Jahr 2009 wird ein weiterer Anstieg des
Umsatzes auf 15,4 Mrd. EUR prognostiziert.9 Anfänglich waren es
hauptsächlich Bücher und Unterhaltungselektronik/IT, die über ECommerce nachgefragt wurden. Mittlerweile ist der Online-Handel
in fast allen Branchen spürbar. Auch der Bereich Teleshopping weist
kontinuierliche Umsatzzuwächse von jährlich ca. 20 % auf. Damit
verliert der stationäre Einzelhandel kontinuierlich Marktanteile.
Veränderungen der Vertriebsstrukturen
Tabelle 3
TOP Ten Textileinzelhandelsumsatz 2007
Unternehmen
Arcandor, Essen
4.170
Otto, Hamburg
3.406
Metro, Düsseldorf
3.077
C & A Mode, Düsseldorf
2.933
Hennes & Mauritz, Hamburg
2.395
Peek & Cloppenburg, Düsseldorf
1.511
Tengelmann, Mülheim Ruhr
1.498
Aldi-Gruppe ,Essen/Mühlheim/R.
1.050
Lidl, Neckarsulm
1.050
Tchibo, Hamburg
1.077
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Datengrundlage: EHI. Handel aktuell 2009/ 2010
Zudem kommt es zu einer Art „Aufweichung“ der bisherigen Betriebstypenstrukturen. Die Firma Tchibo hat sich lange Zeit als
Mehrbranchenanbieter positioniert, der Kaffee-Verkauf degradierte
8
9
EHI: Handel aktuell 2009/2010, S. 236.
EHI. Handel aktuell 2009/2010, S. 232.
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
17
zur Nebeneinnahme. Die Lebensmitteldiscounter Aldi und Lidl erreichen hohe Umsatzanteile und Marktbedeutung mit Aktionsware,
beispielhaft dafür ist die Betrachtung der umsatzbezogenen TOPTen im Textileinzelhandel.
Aufgrund des fortwährenden Kampfes um Marktanteile nimmt die
Vertikalisierung im Einzelhandel zu, sie steht für die Ausklammerung von Zwischenstufen (z. B. Großhandel) des Handels durch Realisierung eigener Shops oder enger Zusammenarbeit mit anderen
Handelspartnern (z. B. Esprit, H & M, Ikea, Aldi), um sich hierdurch
vor allem gegenüber anderen Filialisten, dem Fachhandel und dem
Versandhandel behaupten zu können.
3.3
Entwicklungen auf der Nachfrageseite
Verantwortlich für die Entwicklungstendenzen im Einzelhandel sind
auch die Verbraucher. So hat sich auf der Nachfrageseite in den letzten Jahrzehnten ein demographischer und gesellschaftlicher Wandel vollzogen, der sich in einer Veränderung der Altersstrukturen
und der Tendenz zu kleineren Haushalten sowie in einer gestiegenen Mobilität niederschlägt. Zudem ist zu berücksichtigten, dass die
Bevölkerungszahl - mit erheblichen regionalen Unterschieden - in
den kommenden Jahren zunehmend sinken wird.
Die immer stärkere Preis- und Pkw-Orientierung der Kunden hat zu
den heutigen Strukturen geführt. Das so genannte Smartshopping10
hat die traditionelle Kundenbindung an ein Unternehmen abgelöst mit der Folge, dass Preis- sowie Rabattierungsaktionen weiter zunehmen.
Preis- und Pkw-Orientierung der
Kunden
In Verbindung von wachsenden Ausgaben in anderen Bereichen
(z. B. Energie) und zunehmender Preisorientierung der Verbraucher
sinkt der Ausgabenanteil der Kunden für Einzelhandel seit Jahren.
Lag der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben
im Jahr 1995 noch bei über 35 %, wurde im Jahr 2008 nur noch ein
Anteil von ca. 28 % erreicht.11 Insgesamt wird die Einzelhandelskaufkraft in den nächsten Jahren voraussichtlich nur in geringem Maße
ansteigen.
Anteil Einzelhandelsumsatz an privaten Konsumausgaben
Die Kunden verlangen aber trotz Umsatzrückgängen eine möglichst
große Vielfalt. Dazu fordern die Tendenz zu mehr Ein- und Zweipersonenhaushalten sowie der demografische Wandel (Steigerung der
Lebenserwartung und Reduzierung der Gesamtbevölkerung) eine
größere Diversifizierung im Hinblick auf Sortiments- und Angebots-
Einkaufsverhalten
10
11
Smart Shopper: Die Kaufentscheidung orientiert sich ausschließlich an Preisgünstigkeit und Preiswürdigkeit; die Folgen im Kundenverhalten sind eine intensive Informationssuche vor dem Kauf, Vorratskäufe bei Angeboten, Internetshopping, Nutzung von Coupons und Kundenkarten.
Quelle: Statistisches Bundesamt, HDE-Berechnungen 2007 (Einzelhandel ohne
Kfz-Handel, Kraft- und Brennstoffe sowie Apotheken).
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
18
strukturen. Alle Waren eines Bedarfsbereichs sollen zudem nach
Möglichkeit an einem Einkaufsstandort verfügbar sein (One-StopShopping), damit möglichst wenig Zeit für die Versorgung bzw.
möglichst viel Zeit für die Freizeitgestaltung investiert werden kann.
Eine größere Entfernung zum Einkaufsort wird von dem mobilen
Teil der Bevölkerung in Kauf genommen. „Erlebniseinkauf“ und
„Versorgungseinkauf“ werden immer stärker getrennt.
Insgesamt geht mit der Steigerung der Mobilität und einer immer
bedeutsamer werdenden Erlebniskomponente des Einkaufens eine
sinkende Standort- und Betriebstreue der Verbraucher einher. Hierdurch hat sich der Wettbewerb um den Kunden intensiviert. Auch
hat das veränderte Kundenverhalten zu einer Neubewertung von
Standortfaktoren und Standortqualitäten sowie der Entwicklung
neuer Betriebstypen und Vertriebsysteme durch die Einzelhandelsunternehmen geführt.
3.4
Auswirkungen auf die Stadtentwicklung
Aus der Vernetzung der Entwicklungen von Angebots- und Nachfrageseite resultieren zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Stadtentwicklung.
Durch die Konzentration auf periphere, autoorientierte Einkaufsorte
haben die gewachsenen Zentren v. a. in der Vergangenheit an Bedeutung. Die erfolgte Ausweitung von zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimenten an nicht integrierten Standorten hat
wichtige Magnetbetriebe sowie Kaufkraft aus den Zentren abgezogen. In den Innenstädten haben die Warenhäuser und der Fachhandel als Leitbetriebe an Bedeutung eingebüßt. Allerdings ist hinsichtlich der Shopping-Center festzuhalten, dass hier in den letzten Jahren eine Trendwende eingesetzt hat:
Funktionsverluste in den Stadtzentren
Während Einkaufszentren seit den 60er Jahren vorzugsweise außerhalb bestehender Versorgungsstrukturen auf der „Grünen Wiese“ angesiedelt wurden, hat in den letzten Jahren eine Trendwende
eingesetzt, in deren Folge neue Einkaufszentren zum überwiegenden Teil innerhalb von Innenstädten bzw. Nebenzentren in Oberund Mittelzentren realisiert wurden.
Der Forderung von Handelsunternehmen nach größeren Ladeneinheiten ist in vielen Zentren schwer nachzukommen. Vielfach fehlen
notwendige Entwicklungsflächen für neue Handelsimmobilien oder
Erweiterungen bestehender Betriebe; die Zuschnitte bestehender
Ladeneinheiten entsprechen vielerorts nicht mehr aktuellen Ansprüchen. Die eigentümerübergreifende Vergrößerung von bestehenden Ladeneinheiten stellt eine besondere Herausforderung dar,
die u. a. in Immobilien- und Standortgemeinschaften gelöst werden
können.
Flächenansprüche
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
19
Leistungsfähige Lebensmittelanbieter fragen heute Standorte mit
mindestens 800 qm Verkaufsfläche nach. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass Lebensmittelanbieter ohne Erweiterungsmöglichkeiten in vielen Fällen aufgeben werden. Bei fehlenden Entwicklungsflächen in den kleineren Zentren kann dann die Funktionsfähigkeit des gesamten Zentrums gefährdet sein. Beim Verlust
des Lebensmittelmagnetbetriebs entsteht i. d. R. ein Trading-DownProzess, und weitere Geschäfte müssen aufgrund fehlender Laufkundschaft schließen. Auch andere Infrastruktureinrichtungen (z. B.
Poststellen, Bankfilialen) ziehen sich aus den (ehemaligen) Versorgungsschwerpunkten zurück. Diese Entwicklungen verlaufen entgegen einem stadtpolitischen Ziel der „kurzen Wege“. In der Bedburger Bevölkerung sind insbesondere immobile Bevölkerungsteile
betroffen, die auf eine wohnungsnahe Grundversorgung angewiesen sind. Mit dem demografischen Wandel steigt dieser betroffene
Bevölkerungsteil weiter an.
Nahversorgung
Das Verkaufsflächenwachstum an nicht integrierten Standorten
führt zu erhöhten Aufwendungen zur Bereitstellung der dort monofunktional genutzten Infrastruktur. Zudem verursacht das Ausbleiben von Einzelhandelsinvestitionen in den Zentren öffentliche Revitalisierungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Der Flächenverbrauch
für großflächige, oft eingeschossige Verkaufsräume an peripheren
Standorten mit großzügigen Stellplatzanlagen belastet die Umwelt.
Infrastrukturkosten
Die durch die steigenden Betriebsgrößen hervorgerufenen größeren
Einzugsbereiche der Betriebe fördern den Anstieg des Individualverkehrs. Die Realisierung einer städtischen Funktionsmischung von
Wohnen und Versorgung - und damit die Möglichkeit zur Reduzierung von Verkehr - wird immer schwieriger. Die schwindende Attraktivität von Zentren kann darüber hinaus zur Vernachlässigung
von Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
führen.
Individualverkehr
In Gewerbe- und Industriegebieten bieten Entwicklungsflächen entlang von Hauptverkehrsstraßen aufgrund ihrer guten PkwErreichbarkeit für viele Einzelhandelsunternehmen attraktive Alternativstandorte zu den Stadtzentren. Einzelhandelsunternehmen
sind im Vergleich zu anderem Gewerbe zur Zahlung höherer Bodenrenten fähig, was zur Verdrängung des vorhandenen Gewerbes führen kann.
Gewerbe- und Industriegebieten
Diese übergeordneten Entwicklungen nimmt auch auf das Zentrengefüge der Stadt Bedburg Einfluss, wodurch Versorgungsschwerpunkte in ihrer Qualität und Existenz beeinträchtigt werden können.
Eine gesamtstädtische Steuerung der Einzelhandelsentwicklung ist
notwendig, um die dadurch verursachten städtebaulichen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgewirkungen verträglich zu halten
und dem Bedeutungsverlust gewachsener Zentren entgegenzuwirken.
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
20
4
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
4.1
Einzelhandel nach Angebotsschwerpunkt
Im Bedburger Stadtgebiet wurden im März 2009 154 Betriebe des
Ladeneinzelhandels und des Ladenhandwerks mit insgesamt
37.490 qm Verkaufsfläche erhoben. Auf dieser Verkaufsfläche wurde
im Jahr 2008 ein Bruttoumsatz von ca. 113,8 Mio. EUR erwirtschaftet.
Einzelhandelsbestand der Stadt
Bedburg
Die Umsatzleistung der Einzelhandelsbetriebe wurde gutachterlicherseits auf Basis durchschnittlicher Betriebskennziffern (z. B. Flächenproduktivitätswerte) eingeschätzt, wobei die Ergebnisse der
Einzelhandelsbefragung sowie unternehmenseigene Erfahrungswerte aus zahlreichen Befragungen des Einzelhandels zugrunde
gelegt wurden.
Umsatzeinschätzung
In der folgenden Tabelle bzw. Abbildung „Einzelhandelsausstattung
der Stadt Bedburg nach Angebotsschwerpunkt“ ist die Einzelhandelsausstattung nach dem Umsatzschwerpunkt der Betriebe dargestellt. Somit werden hier die Betriebe, die unterschiedliche Sortimente führen (z. B. SB-Warenhäuser), ihrem Umsatzschwerpunkt
zugeordnet. Dabei zeigt sich die Branchenstruktur der Stadt, die
auch mit Vergleichsdaten anderer Kommunen gleicher Einwohnerzahl abgeglichen werden kann.
Einzelhandelsausstattung der Stadt
Bedburg nach Angebotsschwerpunkt
Abbildung 9 Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg nach Angebotsschwerpunkt (in %)
Nahrungs- und Genussmittel
Gesundheit, Körperpflege
Blumen, Zoobedarf
Bücher/Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe
Sport, Freizeit, Spiel
Elektrowaren
Möbel, Einrichtung
Bau- und Gartenbedarf
0,0
10,0
Umsatz (112,1 Mio. EUR)
Anzahl der Betriebe (n=154)
20,0
30,0
40,0
Verkaufsfläche (n=35.615 qm)
Verkaufsfläche (n=37.490 qm)
Quelle: Darstellung und Berechung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2009, Datengrundlage: eigene Erhebung März 2009
50,0
60,0
Anzahl der Betriebe (n=151)
Umsatz (113,8 Mio. EUR)
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
Tabelle 4
21
Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg nach Angebotsschwerpunkt
Anzahl der Betriebe
Warengruppe
abs.
in %
Verkaufsfläche
in qm
in %
Umsatz
in Mio.
in %
EUR
Nahrungs- und Genussmittel
50
32,5
14.910
39,8
61,5
54,0
Gesundheit, Körperpflege
21
13,6
1.785
4,8
15,8
13,9
Blumen, Zoobedarf
11
7,1
2.535
6,8
2,5
2,2
8
5,2
480
1,3
2,2
1,9
24
15,6
3.335
8,9
8,0
7,0
Sport, Freizeit, Spiel
5
3,2
900
2,4
2,3
2,0
Elektrowaren
6
3,9
1.350
3,6
5,3
4,7
Möbel, Einrichtung
18
11,7
5.450
14,5
6,6
5,8
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
11
7,1
6.745
18,0
9,6
8,4
154
100
37.490
100
113,8
100
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Summe
Anm.:
Verkaufsflächen auf 5 qm gerundet
Quelle: Darstellung und Berechung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2009, Datengrundlage: eigene Erhebung März 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Für die Einzelhandelsausstattung nach Warengruppen sind folgende Ergebnisse festzuhalten:
Einzelhandelsausstattung nach Warengruppen
Im Nahrungs- und Genussmittelbereich werden von 50 Betrieben
(= ca. 33 % der ansässigen Betriebe) auf rund zwei Fünfteln der
Gesamtverkaufsfläche (ca. 14.910 qm) mehr als die Hälfte des
Einzelhandelsumsatzes (ca. 61,5 Mio. EUR) der Stadt Bedburg erzielt. Die Betriebsstruktur weist eine Mischung aus kleinstrukturierten Betrieben und großflächigen Lebensmittel-SB-Märkten
auf. Das Angebot im Lebensmitteleinzelhandel wird in Bedburg
derzeit im Wesentlichen durch sechs Märkte (ein SB-Warenhaus,
zwei Supermärkte, drei Discounter) geprägt. Der größte Anbieter
im Stadtgebiet ist mit mehr als 6.000 qm Verkaufsfläche das real,- SB-Warenhaus an der Bahnstraße. Mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche je Betrieb von über 300 qm ist im Vergleich
zu Mittelzentren ähnlicher Größe eine überdurchschnittliche Betriebsgröße festzustellen.
Nahrungs- und Genussmittel
Der Sparte Gesundheit und Körperpflege sind rund 14 % der Betriebe (21 Betriebe) mit einem Verkaufsflächenanteil von ca. 5 %
(ca. 1.785 qm) und einem Umsatzanteil von rund 14 % (ca.
15,8 Mio. EUR) zuzuordnen. Im Vergleich der Warengruppen verfügen die Betriebe über eine kleinteilige Struktur, die in erster Linie durch Fachgeschäfte und Apotheken gekennzeichnet ist. Da-
Gesundheit, Körperpflege
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
22
bei weist die Warengruppe Gesundheit/ Körperpflege die höchste Flächenproduktivität (EUR je qm Verkaufsfläche) auf.
Für den Bereich Blumen/ Zoobedarf ist bei Anteilen von rund 7 %
der Betriebe, rund 7 % der Verkaufsfläche und rund 2 % des Umsatzes auf mehrere - teilweise großflächigere - Fachmärkte hinzuweisen. Beim Zoobedarf ist in Bedburg v. a. auf den Fachmarkt
Fressnapf zu verweisen. Die Umsatzleistung der gesamten Warengruppe spiegelt relativ geringe branchenbezogene Flächenproduktivitäten wider.
Blumen, Zoobedarf
Der Bereich Bücher, Schreibwaren, Büro ist durch mehrere kleinstrukturierte Betriebe (ca. 5 % der Betriebe, ca. 1 % der Verkaufsfläche und ca. 2 % des Umsatzes) mit höherer Spezialisierung geprägt.
Bücher, Schreibwaren, Büro
Im überwiegend mittelfristigen Bedarfsbereich ist in der Warengruppe Bekleidung, Schuhe, Schmuck (inkl. Sportbekleidung,
Sportschuhe) eine Ausstattung mit ca. 16 % der Betriebe (24 Betriebe), ca. 9 % der Verkaufsfläche (ca. 3.335 qm) und ca. 7 % des
Umsatzes (ca. 8,0 Mio. EUR) festzustellen. Das Angebot ist durch
inhabergeführte Fachgeschäfte und Fachmarktfilialen gekennzeichnet. Als größter Anbieter dieser Warengruppe ist der im
Ortskern Bedburg ansässige Betrieb KiK Textildiskont zu nennen.
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
In der Sortimentsgruppe Sport, Freizeit, Spiel liegen ca. 3 % der
Betriebe, ca. 2 % der Verkaufsfläche und ca. 2 % des Einzelhandelsumsatzes in der Stadt Bedburg vor. Größte Anbieter in dieser
Sparte ist der Fachmarkt real,- Sport und Spiel.
Sport, Freizeit, Spiel
Im langfristigen Angebotsbereich sind die Elektrowaren mit einer
Ausstattung überwiegend kleinerer und mittelgroßer Fachgeschäfte (ca. 4 % der Betriebe, ca. 4 % der Verkaufsfläche und ca.
5 % des Umsatzes) enthalten. Als größerer strukturprägender
Anbieter in dieser Warengruppe ist der Betrieb MediMax in der
Bahnstraße hervorzuheben.
Elektrowaren
Die Warengruppe Möbel, Einrichtung weist ca. 12 % der Betriebe
und ca. 15 % der Verkaufsfläche auf. Diese Warengruppe erzielt
jedoch nur ca. 6 % des Gesamtumsatzes des Bedburger Einzelhandels, so dass branchenüblich vergleichsweise geringe Flächenproduktivitäten zu konstatieren sind. Mit dem Anbieter Europa Möbel Conrads in Kaster ist ein größeres Einrichtungshaus
in Bedburg ansässig.
Möbel, Einrichtung
Auf die dem langfristigen Bedarf zugeordnete Warengruppe
Bau- und Gartenbedarf entfallen rund 7 % der Betriebe, rund 18 %
der Verkaufsfläche und ca. 8 % des Umsatzes. Als flächenintensive Betriebstypen mit vergleichsweise geringer Raumleistung sind
in dieser Sparte die Bau- und Gartenbedarfsanbieter mit teilweise sehr großen dem Verkauf dienenden Freiflächen festzuhalten.
Bau- und Gartenbedarf
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
4.2
23
Verkaufsflächenausstattung im Vergleich
Zur Bewertung des Einzelhandelsbestandes der Stadt Bedburg wird
die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl der
Stadt Bedburg dem Durchschnittswert aus Vergleichskommunen
gegenübergestellt.
Vergleichskommunen
Abbildung 10 Relative Verkaufsfläche in qm pro 1.000 Einwohner im Vergleich
700
600
615
581
500
442
400
395
300
306
278
200
225
100
138
105
74
77
46
0
Nahrungs- und
Gesundheit,
Blumen,
Genussmittel
Körperpflege
Zoobedarf
20
37
23
Bücher,
Bekleidung,
Schreibwaren
Schuhe,
55
Sport,
Freizeit,
Spiel
56
74
Elektro-
Möbel,
Bau- und
waren
Einrichtung
Gartenbedarf
Schmuck
Bedburg
Anm.:
Durchschnitt Vergleichsstädte 20.001-30.000 Einwohner
Zur Bewertung wird die Verkaufsflächenausstattung - bezogen auf die
Einwohnerzahl der Stadt Bedburg - dem Durchschnittswert aus 55 Vergleichskommunen mit 20.001 bis 30.000 Einwohnern gegenübergestellt.
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009. Eigene Erhebung März 2009, GMA, Kennziffern des Einzelhandels in Deutschland und Österreich 2007, Ludwigsburg 2007
(ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Bei einer Einwohnerzahl von rund 24.250 und einer Verkaufsflächenausstattung von ca. 34.490 qm ergibt sich eine Verkaufsfläche
pro 1.000 Einwohner von ca. 1.546 qm. Dieser Wert liegt deutlich
unter dem Vergleichswert von ca. 1.999 qm Verkaufsfläche je 1.000
Einwohner.
Verkaufsflächenausstattung insgesamt
Differenziert nach Branchen ergibt sich für die Verkaufsflächenausstattung der Stadt Bedburg ein heterogenes Bild: So ist in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Blumen/ Zoobedarf
eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung gegeben.
Dagegen weisen die Warengruppen Bekleidung/ Schuhe/ Schmuck,
Sport/ Freizeit/ Spiel, Elektrowaren, Möbel/ Einrichtung und Bauund Heimwerkerbedarf eine unterdurchschnittliche Verkaufsflä-
Verkaufsflächenausstattung nach
Branchen
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
24
chenausstattung auf. In allen übrigen Warengruppen (Gesundheit,
Körperpflege und Bücher, Schreibwaren, Büro) liegt bezogen auf die
Einwohnerzahl dagegen eine weitgehend durchschnittliche Verkaufsflächenausstattung vor.
Insgesamt ergeben sich die größten Abweichungen der Bestandsdaten zu den Werten der Vergleichsstädte in den Warengruppen Bekleidung/ Schuhe/ Schmuck, Möbel/ Einrichtung sowie Bau- und
Gartenbedarf. In den Warengruppen mit einer unterdurchschnittlichen Verkaufsflächenausstattung sind die Abweichungen unter
Berücksichtigung aktueller Einkaufsorientierungen, der Wettbewerbssituation und -entwicklung in der Region sowie der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2020 in die Überprüfung der benötigten zusätzlichen Verkaufsfläche einzustellen.
4.3
Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg
Im Folgenden werden die Verkaufsflächen und Umsätze auf der
Ebene der Warengruppen betrachtet. Hierbei werden die bereinigten Verkaufsflächen bzw. Umsätze aufgeführt. So wird beispielsweise der bei Lebensmittel-SB-Märkten (z. B. SB-Warenhäuser, Lebensmitteldiscounter, Supermärkte) erwirtschaftete Umsatz mit
Konsumgütern (z. B. Drogeriewaren) den jeweiligen Warengruppen
zugeordnet.
Tabelle 5
bereinigte Einzelhandelsausstattung
Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg
Verkaufsfläche
Warengruppe
in qm
Nahrungs- und Genussmittel
11.305
30,2
50,1
44,0
Gesundheit, Körperpflege
2.345
6,3
19,1
16,8
Blumen, Zoobedarf
1.905
5,1
3,0
2,6
575
1,5
3,9
3,4
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
4.455
11,9
9,0
7,9
Sport, Freizeit, Spiel
1.895
5,1
3,5
3,1
Elektrowaren
2.050
5,5
7,2
6,3
Möbel, Einrichtung
5.995
16,0
9,0
7,9
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
6.965
18,6
9,0
7,9
37.490
100
113,8
100
Bücher, Schreibwaren, Büro
Summe
Anm.:
in %
Umsatz
in Mio. EUR
in %
Ergebnisse auf 5 qm gerundet
Quelle: Darstellung und Berechung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2009. Datengrundlage: eigene Erhebung März 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Im Hinblick auf die bereinigte Verkaufsflächenausstattung und bereinigten Umsätze der Stadt Bedburg ist festzuhalten, dass die An-
Bereinigte Verkaufsflächenausstattung und Umsätze
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
25
teile der einzelnen Warengruppen sich im Vergleich zur Einzelhandelsausstattung nach Angebotsschwerpunkt im Saldo nur geringfügig verändern. Die größten Abweichungen liegen in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel vor, was darauf zurückzuführen ist, dass die in dieser Gruppe enthaltenden strukturprägenden
Anbieter (Lebensmittel-SB-Märkte) neben Nahrungs- und Genussmittel auch einen größeren Anteil an Nonfoodsortimenten in ihrem
Angebot aufweisen, die bei der Darstellung der bereinigten Einzelhandelsausstattung den entsprechenden Warengruppen zugeordnet werden.
4.4
Struktur und Verteilung großflächiger
Einzelhandelsbetriebe
Im folgenden wird eine separate Betrachtung der großflächigen
Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Bedburg durchgeführt, da diese
je nach sortimentsbezogener Ausrichtung und Standortlage wichtige Magnetfunktionen für den kleinstrukturierten Facheinzelhandel
in ihrem Standortumfeld übernehmen können. Großflächige Einzelhandelsbetriebe sind in Abgrenzung zum sonstigen Einzelhandel
planungsrechtlich eine eigenständige Nutzungsart. Nach der aktuellen Rechtsprechung ist bei einer Verkaufsfläche von mehr als
800 qm von der Großflächigkeit eines Einzelhandelsbetriebes auszugehen.
großflächige Einzelhandelsbetriebe
Der großflächige Einzelhandel in Bedburg nimmt im Rahmen der
gesamtstädtischen Handelsstruktur eine wichtige Stellung ein. Auf
den großflächigen Einzelhandel entfallen hier rund 5 % der Betriebe
(= 8 Betriebe) mit einem Verkaufsflächenanteil von rund 50 % (=
18.890 qm) und einem Umsatzanteil von ca. 44 % (= 50,6 Mio. EUR),
so dass im interkommunalen Vergleich eine durchschnittliche Bedeutung der Großbetriebe festzustellen ist.
durchschnittliche Bedeutung der
Großbetriebe
Die großflächigen Einzelhandelsbetriebe verteilen sich auf folgende
Betriebstypen:
Struktur des großflächigen Einzelhandels
1 SB-Warenhaus
2 Supermärkte
1 Lebensmitteldiscounter
2 Möbelfachmärkte
2 Bau-/ Heimwerker-/ Gartenfachmärkte.
Im Hinblick auf die Sortimentsstruktur der großflächigen Einzelhandelsbetriebe der Stadt Bedburg ist festzuhalten, dass von den oben
genannten Betrieben vier Betriebe überwiegend nahversorgungsrelevante Sortimente und vier Betriebe überwiegend nicht zentrenrelevante Sortimente anbieten.12
12
Einordnung der Sortimentsstruktur der großflächigen Betriebe gemäß „Bedburger Sortimentsliste“, vgl. Kapitel 8.
Eckdaten des Einzelhandels der Stadt Bedburg
26
Abbildung 11 Anzahl und Struktur der großflächigen Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Bedburg
nahversorgungs-/zentrenrelevantes
Fachmarkt
Kernsortiment
mit nicht
zentrenrele-
Lebensmittel-
Warenhaus,
anbieter*
Kaufhaus
2
-
-
1
3
Wohngebietslage
-
-
-
1
1
dezentrale Lage
2
4
-
-
2
4
4
8
Kategorie
zentrale Versorgungsbereiche
Summe
*Anm.:
Fachmarkt
vantem Kernsortiment
Summe
SB-Warenhaus, Verbrauchermarkt, Supermarkt, Discounter
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009. Datengrundlage: eigene Erhebung März 2009
Im Hinblick auf mögliche Verbundeffekte ist darauf zu verweisen,
dass drei der acht großflächigen Einzelhandelsbetriebe den zentralen Versorgungsbereichen der Stadt Bedburg zugeordnet sind, so
dass hierbei zum Teil erhebliche Kopplungseffekte für den Einzelhandel zu unterstellen sind.13 Vier Betriebe sind darüber hinaus in
dezentralen/ Pkw-orientierten Lagen ansässig. Ein Fachmarkt mit
nicht zentrenrelevantem Kernsortiment hat seinen Standort in einer
Wohngebietslage.
13
vgl. hierzu die Erläuterungen im Berichtsteil „Zentrenkonzept“.
Verbundeffekte
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
5
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
5.1
Einzugsbereich des Bedburger Einzelhandel
27
Als einzelhandelsrelevanter Einzugsbereich wird der Raum bezeichnet, in dem sich die Konsumenten überwiegend zum Einkauf nach
Bedburg orientieren. Da das Nachfrageverhalten im Marktgebiet
durch die spezifische Konsumentenstruktur beeinflusst wird, werden im Rahmen der Kaufkraftberechnungen bzgl. der Konsumentenstruktur u. a. das Alter, das Pendlerverhalten sowie das Kaufkraftniveau auf Basis der Einkommensstatistik berücksichtigt.
Definition: Einzugsbereich
Die Abgrenzung des Einzugsbereichs des Bedburger Einzelhandels
erfolgt unter Berücksichtigung folgender Erhebungen bzw. Bewertung folgender Rahmenbedingungen:
Abgrenzungskriterien
Ergebnisse der Kundenwohnorterhebung durch die Bedburger
Einzelhändler und der Bürgerbefragung im April 2009
Bewertung der verkehrsinfrastrukturellen Situation
Bewertung der spezifischen topographischen, siedlungsstrukturellen und stadträumlichen Gegebenheiten
Bewertung der derzeitigen und zukünftigen lokalen und regionalen Wettbewerbssituation
Bewertung der Pendlerbewegungen (Ein- und Auspendler).
Bei der im April 2009 durch die Bedburger Einzelhändler durchgeführten Kundenwohnorterhebung wurden die Wohnorte von 19.240
Kunden erfasst, um eine realistische Einschätzung der übergemeindlichen Verflechtungen aufzeigen zu können. Insgesamt
stammen rund 84 % der erfassten Kunden aus der Stadt Bedburg.
Auf andere Städte und Gemeinden entfällt entsprechend ein Kundenanteil von ca. 16 % aller erfassten Kunden.
Abbildung 12 Wohnorte der Bedburger Einzelhandelskunden in %
Stadt Bedburg
84%
Stadt Bergheiim
5%
Gemeinde Elsdorf
5%
Stadt Grevenbroich
2%
1%
3%
Gemeinde Titz
Sonstige
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009. Datengrundlage: Kundenwohnorterhebung April 2009
Kundenwohnorterhebung
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
28
Anhand des Kundenanteils an der Gesamtkundenzahl sowie des
Kundenanteils an der Einwohnerzahl der Herkunftsgemeinde ist die
Intensität der übergemeindlichen Verflechtungen mit benachbarten
Städten und Gemeinden zu bewerten. Diese übergemeindliche Verflechtungsintensität ist in Bedburg eher gering ausgeprägt.
Tabelle 6
Wohnorte der Bedburger Einzelhandelskunden
Wohnort der Kunden
Anzahl der
Anzahl der
Einwohner
Kunden
Kunden in %
der Gesamtkundenzahl
Kunden in %
der Einwohner
Bedburg
24.246
16.310
84,4
67,3
Bergheim
62.100
1.103
5,7
1,8
Elsdorf
21.306
873
4,5
4,1
Erkelenz
44.606
39
0,2
0,1
Grevenbroich
64.197
303
1,6
0,5
Jüchen
22.732
42
0,2
0,2
Rommerskirchen
12.956
61
0,3
0,5
8.366
115
0,6
1,4
Sonstige
./.
394
2
./.
Summe
./.
19.240
100
./.
Titz
Quelle: Darstellung und Berechung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2009. Datengrundlage: Kundenwohnorterhebung April 2009 (ca.-Werte,
ggf. Rundungsdifferenzen)
Besonders vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Kundenwohnorterhebung ist davon auszugehen, dass der Kerneinzugsbereich
des Einzelhandels der Stadt Bedburg nicht über das eigene Stadtgebiet hinausreicht. Die benachbarten Kommunen sind aufgrund der
geringen Verflechtungsintensitäten nicht dem Einzugsbereich zuzuordnen.
Kerneinzugsbereich des Einzelhandels der Stadt Bedburg
Bei der Würdigung des dargestellten Einzugsbereichs für die Stadt
Bedburg ist zur berücksichtigen, dass davon auszugehen ist, dass
insbesondere der qualifizierte und spezialisierte Einzelhandel der
Stadt (z. B. das SB-Warenhaus real,- oder der Elektrofachmarkt MediMax) teilweise auch größere Marktgebiete erschließt. Das abgegrenzte Areal ist somit als Kerneinzugsbereich zu verstehen. Die
Umsätze aus sporadischen Einkaufsbeziehungen mit Personen, die
außerhalb des abgegrenzten Einzugsgebietes wohnhaft sind (z. B.
Pendler, Touristen), sind als Streuumsätze zu bezeichnen.
5.2
Kaufkraftpotenzial
Die Kaufkraft ist der wichtigste Indikator für das Konsumpotenzial
der in einem abgegrenzten Raum lebenden Bevölkerung. Sie wird
abgeleitet aus dem Einkommen privater Haushalte. Unter Berück-
Ermittlung des Kaufkraftpotenzials
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
29
sichtigung der Ausgaben für Wohnen, Versicherungen, Pkw-Kosten,
Reisen und Dienstleistungen wird das „einzelhandelsrelevante“
Kaufkraftpotenzial ermittelt und auf sortimentsbezogene Pro-KopfAusgaben aufgeschlüsselt.
Nach Berechnungen der GfK GeoMarketing GmbH, Bruchsal, sowie
eigenen Berechnungen, verfügt jeder Bundesbürger im Jahr 2008
über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von ca. 5.320 EUR.
Pro-Kopf-Ausgabenwerte
Bei Unterteilung des gesamten Bedarfsgüterbereichs in die Nahrungs- und Genussmittel einerseits und in die Nichtlebensmittel
andererseits, entfallen ca. 1.810 EUR (ca. 34 %) auf den Lebensmittelbereich und ca. 3.510 EUR (ca. 66 %) auf Nonfoodangebote.
Regionale Unterschiede in der Wirtschaftskraft bzw. im Einkommensniveau spiegelt die von der GfK GeoMarketing GmbH, Bruchsal, publizierte regionale Kaufkraftkennziffer, die die Abweichung
zum Bundesdurchschnitt in Zahlen fasst, wider. Übersteigt die örtliche Kaufkraftkennziffer den Bundeswert, verfügen die Bürger der
Kommune über ein um den entsprechenden Prozentsatz höheres
Kaufkraftniveau und umgekehrt.
regionale Kaufkraftkennziffer
Diese einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer für Bedburg liegt
bei ca. 101,3, d. h. die durchschnittliche einzelhandelsrelevante Kaufkraft liegt um ca. 1,3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.
Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl von rund 24.246 (Stand:
31. Dezember 2008) ergibt sich eine örtliche einzelhandelsrelevante
Kaufkraft in Bedburg von ca. 130,7 Mio. EUR.
Tabelle 7
Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial nach Warengruppen im Einzugsbereich des Bedburger Einzelhandels im
Jahr 2008
Stadt Bedburg
Warengruppe
in Mio. EUR
in %
Nahrungs- und Genussmittel
44,5
34,0
Gesundheit, Körperpflege
19,0
14,5
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
2,3
1,8
Bücher, Schreibwaren, Büro
4,8
3,7
17,1
13,1
4,2
3,2
Elektrowaren
12,4
9,5
Möbel, Einrichtung
12,3
9,4
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
14,1
10,8
130,7
100
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Sport, Freizeit, Spiel
Summe
Quellen: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Kaufkraftpotenzial
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
30
Mittelfristig ist die Entwicklung des einzelhandelsrelevanten Kaufkraftpotenzials der Stadt Bedburg eng an ihrer Bevölkerungsentwicklung gebunden. So ist bei Zugrundelegung der Bevölkerungsprognose der Stadt Bedburg davon auszugehen, dass bei abnehmender Einwohnerzahl auch das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial in Bedburg bis zum Jahr 2020 abnehmen wird.
5.3
Entwicklung der Kaufkraft
Zentralität des Bedburger Einzelhandels
Stellt man die im Bedburger Einzelhandel erzielten warengruppenspezifischen Umsätze der in Bedburg vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft gegenüber, ergibt sich die so genannte Zentralität14 für die einzelnen Sortimentsgruppen.
Definition: Zentralität
Liegt die Zentralität über 100, so ist der Umsatz des Bedburger Einzelhandels in dem jeweiligen Sortiment höher als die in Bedburg
vorhandene Kaufkraft. Damit fließt im Saldo mehr Kaufkraft von
außen zu als aus dem Stadtgebiet ab. Bei einer Zentralität unter 100
ist der im jeweiligen Sortiment generierte Umsatz geringer als die in
Bedburg vorliegende sortimentsbezogene Kaufkraft.
Tabelle 8
Zentralitätskennziffern nach Sortimentsgruppen in Bedburg
im Jahr 2008
Daten
Warengruppe
Umsatz
Kaufkraft
Zentralität
in Mio. EUR* in Mio. EUR
Nahrungs- und Genussmittel
50,1
44,5
112,6
Gesundheit, Körperpflege
19,1
19,0
100,5
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
3,0
2,3
130,4
Bücher, Schreibwaren, Büro
3,9
4,8
81,3
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
9,0
17,1
52,6
Sport, Freizeit, Spiel
3,5
4,2
83,3
Elektrowaren
7,2
12,4
58,1
Möbel, Einrichtung
9,0
12,3
73,2
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
9,0
14,1
63,8
113,8
130,7
87,1
Summe
*
bereinigte Umsätze; Umsätze eines Mehrbranchenunternehmen werden
der jeweiligen Branchengruppe zugeordnet
Quellen: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009. Datengrundlage: eigene Berechnungen (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
14
vgl. Definition im Glossar
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
Bei einem Mittelzentrum wie Bedburg und der spezifischen Lage im
Spannungsfeld der Oberzentren Köln, Aachen und Düsseldorf sowie
mehreren Mittelzentren, vor allem Bergheim, ist eine Gesamtzentralität von rund 87 ein Wert, der als zufriedenstellend bezeichnet
werden kann. Jedoch liegen innerhalb der Warengruppen deutliche
Unterschiede vor. Während in den Warengruppen des kurzfristigen
Bedarfs (Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit/ Körperpflege
und Blumen/ Pflanzen/ zoologischer Bedarf) überdurchschnittliche
Zentralitätswerte erreicht werden, liegen die Zentralitätswerte in
den übrigen Warengruppen teilweise deutlich unter 100. Insgesamt
ist festzuhalten, dass der Einzelhandel der Stadt Bedburg in mehreren Warengruppen seine mittelzentrale Versorgungsfunktion derzeit nur eingeschränkt erfüllt, so dass sich hieraus weitere Hinweise
auf Entwicklungspotenziale ergeben (vgl. hierzu Kapitel 7).
5.4
31
Bewertung der mittelzentralen
Versorgungsfunktion
Kaufkraftbewegungen in Bedburg
Die Zentralität trifft noch keine Aussage darüber, in welchem Umfang die örtliche Kaufkraft gebunden werden kann. Hierzu ist eine
Differenzierung zwischen Umsätzen, die mit Kunden aus dem
Stadtgebiet erzielt werden, und Kunden von außerhalb erforderlich.
Die Einschätzung dieser Aufsplittung erfolgt wiederum mit Hilfe der
durchgeführten Befragungsaktionen (Kundenwohnorterhebung,
Bürgerbefragung) unter Berücksichtigung der Wettbewerbssituation in der Region und mit Hilfe von Erfahrungswerten. Die Ergebnisse der Einzelbetriebe werden wiederum auf der Ebene der Warengruppen zusammengeführt.
Ermittlung der Kaufkraftbindung
Bei der Darstellung der Kaufkraftbewegungen wird der Umsatz des
Bedburger Einzelhandels zugrunde gelegt. Der Umsatz mit auswärtigen Kunden wird abgezogen, so dass im Ergebnis der Umsatz, der
durch die Bedburger Bürger generiert wird, der Kaufkraft der Bevölkerung der Stadt Bedburg gegenübergestellt werden kann.
Kaufkraftbewegungen
Der Einzelhandel in der Stadt Bedburg hat im Jahr 2008 insgesamt
ca. 71 % der in Bedburg vorhandenen Kaufkraft gebunden. Somit
fließt ein Anteil von ca. 29 % der Kaufkraft in konkurrierende Einkaufsorte ab. Eine übergemeindliche Versorgungsbedeutung des
Bedburger Einzelhandels lässt sich aus einem Anteil von rund einem
Fünftel des Einzelhandelsumsatzes (ca. 21,1 Mio. EUR) mit auswärtigen Kunden ableiten.
Kaufkraftbindung nach
Warengruppen
Die Kaufkraftbewegungen differenziert nach Warengruppen sind
der folgenden Tabelle zu entnehmen. Die höchsten Kaufkraftbindungsquoten in der Stadt Bedburg werden erwartungsgemäß in
den Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs (ca. 82- 90 %) erreicht.
Für die dem mittelfristigen Bedarf zugehörigen Warengruppen sind
die Kaufkraftbindungsquoten mit ca. 45 - 73 % als vergleichsweise
gering zu beziffern. Im langfristigen Bedarfsgüterangebot liegen die
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
32
Kaufkraftbindungsquoten mit ca. 53 - 57 % ebenfalls auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Abbildung 13 Kaufkraftbewegungen in Bedburg
Kaufkraftabfluss
Kaufkraftpotenzial in Bedburg
38,0 Mio. EUR
(ca. 29 % der Kaufkraft)
130,7 Mio. EUR
Kaufkraftbindung
92,7 Mio. EUR
(ca. 71 % der Kaufkraft)
Umsatz mit Bedburger Kunden
92,7 Mio. EUR
(ca. 81 % vom Gesamtumsatz)
Zentralität
87
Kaufkraftzufluss
Einzelhandelsumsatz in Bedburg
21,1 Mio. EUR
(ca. 19 % vom Gesamtumsatz)
113,8 Mio. EUR
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009
Absolut liegen die höchsten Kaufkraftbindungen in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit/ Körperpflege,
Bekleidung/ Schuhe/ Schmuck, Elektrowaren, Möbel/ Einrichtung
und Bau-/ Gartenbedarf vor. In diesen Warengruppen sind auch die
größten Kaufkraftzuflüsse von außerhalb nach Bedburg zu verzeichnen.
Kaufkraftbindungen in Mio. EUR
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
33
Abbildung 14 Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen (in Mio. EUR)
Nahrungs- und Genussmittel
Gesundheit, Körperpflege
Blumen, Zoobedarf
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe
Sport, Freizeit, Spiel
Elektrowaren
Möbel, Einrichtung
Bau- und Gartenbedarf
-10
0
Kaufkraftabfluss
10
20
30
Kaufkraftzufluss
Quellen: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009
40
50
Kaufkraftbindung
60
Einzugsbereich, Kaufkraft und Zentralität
Tabelle 9
34
Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen
Kaufkraft
Umsatz
in Mio. EUR
in Mio. EUR
Sortimentsum-
Kaufkraftbindung in
Bedburg
Umsatz mit
Kaufkraftabfluss
auswärtigen
satz
in Mio. EUR
in Mio. EUR
Warengruppe
in % der
Kaufkraft
in Mio. EUR
in % der
Kaufkraft
Kunden
in Mio. EUR
Nahrungs- und Genussmittel
44,5
61,5
50,1
40,1
90
4,4
10
10,0
Gesundheit, Körperpflege
19,0
15,8
19,1
15,7
82
3,3
18
3,4
2,3
2,5
3,0
2,1
89
0,2
11
0,9
65,8
79,8
72,2
57,9
88
7,9
12
14,3
4,8
2,2
3,9
3,5
73
1,3
27
0,4
17,1
8,0
9,0
7,7
45
9,4
55
1,3
4,2
2,3
3,5
2,8
67
1,4
33
0,7
überwiegend mittelfristiger Bedarf
26,1
12,5
16,4
14,0
54
12,1
46
2,4
Elektrowaren
12,4
5,3
7,2
5,8
47
6,6
53
1,4
Möbel, Einrichtung
12,3
6,6
9,0
6,9
57
5,4
43
2,1
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
14,1
9,6
9,0
8,1
57
6,0
43
0,9
überwiegend langfristiger Bedarf
38,8
21,5
25,2
20,8
53
18,0
47
4,4
130,7
113,8
113,8
92,7
71
38,0
29
21,1
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
überwiegend kurzfristiger Bedarf
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Sport, Freizeit, Spiel
Summe
Quellen: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
6
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
6.1
Vorgehensweise und Methodik
35
Eine Bürgerbefragung dient dazu, ein repräsentatives Bild des Einkaufsverhaltens und der Einkaufszufriedenheit aller Bürger der
Stadt Bedburg zu erhalten. Von den verfügbaren Befragungsmethoden hat sich die schriftliche Befragung unter Kosten-/ NutzenAspekten bewährt, da sie mit geringem finanziellen Aufwand die
meisten Daten erwarten lässt und zudem eine statistisch einwandfreie Auswahl per Zufall aus der Einwohnerdatei gezogen werden
kann.
Befragungsmethodik
In der Stadt Bedburg wurden im März 2009 nach dem Intervallverfahren ausgewählte 1.500 Bürger der Stadt Bedburg angeschrieben.
Dabei wurde der Fragebogen mit einem Begleitschreiben des Bürgermeisters und einem frankierten Rückumschlag versandt. Die
Rücklaufquote von ca. 36 % (543 Fragebögen) ist als gut zu bewerten.
Rücklaufquoten
Der eingesetzte Fragebogen umfasst überwiegend geschlossene
Fragen zum Einkaufsverhalten und zur Einkaufszufriedenheit. Offene Fragen wurden zur Abfrage der vermissten Angebote, zu Verbesserungsvorschlägen zum Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot sowie für sonstige Anregungen zur Verbesserung der Einkaufssituation in der Stadt Bedburg ergänzt. Mit den offenen Fragen wurde
den Befragten die Möglichkeit gegeben, ausführlich und ohne Vorgaben ihre Wünsche und Verbesserungsvorschläge zu nennen.15
Aufbau der Fragebögen
Die nachfolgende Kommentierung bezieht sich auf die wichtigsten
Ergebnisse zur Einkaufshäufigkeit, Einkaufsorientierung in den jeweiligen Sortimenten und Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten
sowie zu den zentralen Versorgungsbereiche sowie den vermissten
Angebote und Verbesserungsvorschläge.
6.2
Einkaufshäufigkeit und Einkaufsorientierung
6.2.1
Einkaufshäufigkeit
Knapp 84 % der befragten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bedburg kommen zum Einkaufen oder zur Erledigung ihrer Besorgungen mindestens einmal wöchentlich in den Ortsteil Bedburg. Im
Vergleich dazu wird der Ortsteil Kaster lediglich von ca. 37 % der
Befragten mindestens einmal in der Woche zum Einkaufen oder zur
Erledigung ihrer Besorgungen aufgesucht. Bezogen auf den Ortsteil
Bedburg gaben ca. 9 % der befragten Personen an, dass sie alle ein
bis zwei Wochen den Stadtteil Bedburg für einen Einkauf nutzen,
was in etwa dem Wert für den Ortsteil Kaster entspricht. Beim
Ortsteil Kaster ist auffallend, dass ein Anteil von ca. 27 % der Befrag15
Der Fragebogen der Bürgerbefragung ist dem Anhang zu entnehmen.
Einkaufshäufigkeiten in den Ortskernen
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
36
ten angibt, diesen selten oder nie zum Einkaufen aufzusuchen, während selbiges lediglich von rund 2 % der Befragten für den Ortsteil
Bedburg angeführt wurde.
Abbildung 15 Einkaufshäufigkeiten in den Ortskernen der Ortsteile Bedburg und Kaster in % der Befragten
100
keine Angabe
80
selten / nie
60
alle 1-2 Monate
alle 1-2 Wochen
40
mind. 1 x wöchtentlich
20
täglich
0
Ortsteil Bedburg
Ortsteil Kaster
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März 2009
In Bezug auf die Veränderung der Besuchshäufigkeit gaben ca. 60 %
der Befragten an, den Bedburger Ortskern gleich häufig im Vergleich
zu vor fünf Jahren für ihre Einkäufe oder Erledigungen aufzusuchen.
Mehr als ein Fünftel der Befragten (ca. 21 %) gab an, häufiger in die
Ortsmitte von Bedburg einzukaufen als noch vor fünf Jahren. Ungefähr 15 % der Befragten kommen heute seltener in den Bedburger
Ortskern, um ihre Einkäufe zu erledigen, als vor fünf Jahren.
Abbildung 16 Veränderung der Einkaufshäufigkeit in % der Befragten in
der Ortsmitte von Bedburg
3,5
seltener aufgesucht
15,1
häufiger aufgesucht
60,4
21,0
unverändert
keine Angabe
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März 2009
Veränderung der Einkaufshäufigkeit
in der Ortsmitte von Bedburg
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
37
Im Vergleich dazu ergibt sich für den Geschäftsbereich Kaster ein
anderes Bild:
Veränderung der Einkaufshäufigkeit
in der Ortsmitte von Kaster
Abbildung 17 Veränderung der Einkaufshäufigkeit in % der Befragten im
Ortsteil Kaster
seltener aufgesucht
25,2
häufiger aufgesucht
48,6
17,9
unverändert
8,3
keine Angabe
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März 2009
Bei einem Anteil von rund der Hälfte der befragten Bürger hat sich
die Einkaufshäufigkeit im Ortsteil Kaster in den vergangenen fünf
Jahren nicht verändert. Lediglich ca. 8 % der Befragten geben an,
dass sie die Ortsmitte von Kaster häufiger für Einkäufe und Erledigungen nutzen. Dagegen liegt der Anteil der Befragten, die den innerörtlichen Geschäftsbereich Kaster seltener zum Einkaufen nutzen mit ca. 18 % höher als dies beim Ortsteil Bedburg der Fall ist.
Auffallend ist, dass ungefähr jeder Fünfte hierzu keine Angabe gemacht hat.
Insgesamt haben beide Einkaufsbereiche in den letzten fünf Jahren
an Attraktivität verloren. Vor allem bei den jüngeren Altersgruppen
ist die Orientierung auf die Ortskerne Bedburg und Kaster rückläufig.
Die befragten Bürger wurden des Weiteren gebeten, Auskunft darüber zu geben, wie oft sie außerhalb der Stadt Bedburg einkaufen.
Lediglich ein Anteil von ca. 1 % kauft täglich außerhalb der Stadt
Bedburg ein. Fast jeder Zehnte (ca. 9,5 %) der Befragten gibt an,
mindestens einmal wöchentlich Einkaufsstandorte außerhalb der
Stadt Bedburg aufzusuchen. Ein Drittel der Befragten (ca. 33,0 %)
führt an, alle ein bis zwei Monate außerhalb der Stadt Bedburg ihre
Einkäufe und Erledigungen zu tätigen, wobei ein identischer Anteil
von ebenfalls einem Drittel (ca. 33,0 %) seine Einkäufe seltener oder
nie außerhalb der Stadt Bedburg abwickelt.
Einkaufshäufigkeit außerhalb der
Stadt Bedburg
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
38
Abbildung 18 Einkaufshäufigkeit außerhalb der Stadt Bedburg
2 1
täglich
mind. 1x wöchentlich
9,5
33,0
21,5
alle 1-2 Wochen
alle 1-2 Monate
seltener/nie
33,0
keine Angabe
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März 2009
Somit ist insgesamt der Rückschluss zulässig, dass bei weiten Teilen
der Bedburger Bürgerschaft eine relativ starke Identifikation mit der
Stadt Bedburg als Einkaufs- und Versorgungsstandort vorliegt.
6.2.2
Einkaufsorientierung nach Sortimentsgruppen
Neben der Einkaufshäufigkeit wurde auch die Einkaufsorientierung,
differenziert nach Sortimenten, erfasst. Die Ergebnisse zeigen somit
die bevorzugten Einkaufsstandorte und lassen daher Rückschlüsse
auf die sortimentsbezogene Bedeutung des Bedburger Einzelhandels, wie auch auf die Rolle der umliegenden Einkaufsstandorte im
Wettbewerb, zu.
Der Einkaufsstandort Bedburg weist in der Einkaufsorientierung
erwartungsgemäß bei den Sortimentsgruppen des überwiegend
kurzfristigen Bedarfs wie Lebensmittel (ca. 94 %), Zeitungen/ Zeitschriften (ca. 90 %), Schreibwaren (ca. 86 %) und Drogerie-/ Parfümerie-/ Apothekenwaren (ca. 77 %) die größten Anteile auf.
Bei den Sortimenten des mittelfristigen bis langfristigen Bedarfs
zeigt sich im Hinblick auf die Sortimentsgruppen ein differenziertes
Bild, das den Einzelhandelsbesatz der Stadt Bedburg widerspiegelt.
So kauft nur noch ungefähr als die Hälfte der Kunden Artikel aus
den Warengruppen Bau- und Gartenbedarf (ca. 58 %), Optik, Akustik
(ca. 57 %) und Hausrat, Porzellan (ca. 53 %) in Bedburg. In den weiteren Sortimenten Elektrowaren und Unterhaltungselektronik (ca.
47 %), Spielwaren (ca. 42 %), Schuhe, Lederwaren (ca. 34 %), Heimtextilien (ca. 33 %), Uhren, Schmuck (ca. 33 %), Computer, Telekommunikation, Foto (ca. 32 %), Sport, Freizeit (ca. 23 %), Bekleidung (ca.
22 %) und Möbel (ca. 7 %) lässt die Einkaufsorientierung auf Bedburg
deutlich nach.
Bevorzugte Einkaufsstandorte nach
Sortimentsgruppen
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
39
Abbildung 19 Bevorzugte Einkaufsstandorte nach Sortimentsgruppen in %
der Befragten
Lebensmittel
Drogerie-, Parfümerie-, Apothekenwaren
Optik, Akustik
Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf
Zeitungen, Zeitschriften
Bücher
Schreibwaren
Bekleidung
Schuhe, Lederwaren
Uhren, Schmuck
Sport, Freizeit
Spielwaren
Elektrowaren, Unterhaltungselektronik
Computer, Telekommunikation, Foto
Hausrat, Glas, Porzellan, Keramik
Möbel
Heimtextilien
Bau-, Gartenbedarf
0
10
20
Bedburg
Grevenbroich
Internet / Versand
30
40
50
Bergheim
Elsdorf
Sonstige
60
70
Kerpen
Frechen/Marsdorf
80
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
Wichtigster Konkurrenzstandort des Bedburger Einzelhandels ist die
Großstadt Köln. Das nahe gelegene Oberzentrum wird in einigen
Sortimentsgruppen des mittelfristigen bis langfristigen Bedarfs von
mehr als einem Drittel der Befragten als bevorzugter Einkaufsstandort genannt. So entfällt auf Köln insbesondere in den Sortimenten Sport, Freizeit (ca. 43 %), Bekleidung (ca. 41 %) und Uhren,
Schmuck (ca. 36 %) ein großer Anteil der Nennungen. Bei diesen
Sortimentsgruppen liegt seitens der Bedburger Bürger somit eine
größere Einkaufsorientierung auf die Stadt Köln als auf Bedburg vor.
Weiterhin besteht eine große Orientierung auf Köln in den Sortimentsgruppen Schuhe, Lederwaren (ca. 29 %), Computer, Telekommunikation, Foto (ca. 26 %), Möbel (ca. 25 %), Spielwaren (ca. 24 %),
Elektrowaren und Unterhaltungselektronik (ca. 24 %), Heimtextilien
(ca. 20 %) sowie Bücher (ca. 16 %).
Als Nachbarkommunen kann die Stadt Bergheim in einzelnen Sortimentsgruppen ebenfalls nennenswerte Einkaufsorientierungen
aufweisen. Knapp ein Drittel der Befragten kaufen Waren aus der
Sortimentsgruppe Bau- und Gartenbedarf bevorzugt in Bergheim.
90
Köln
Mönchengladbach
Konkurrenzstandorte
100
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
40
Auch bei der Sortimentsgruppe Möbel besteht mit rund 29 % eine
Einkaufsorientierung auf die Stadt Bergheim. Des Weiteren weisen
die Sortimentsgruppen Optik, Akustik (ca. 23 %), Blumen, Pflanzen,
zoologischer Bedarf (ca. 14 %), Hausrat, Glas, Porzellan, Keramik
(ca. 13 %), Heimtextilien (ca. 13 %), und Uhren, Schmuck (ca. 10 %)
Einkaufsorientierungen von mehr als 10 % auf. Zudem bestehen
größere Einkaufsverflechtungen mit den Pkw-orientierten Fachmarktstandorten Frechen-Europastraße und Köln-Marsdorf. An diesen Einkaufsstandorten werden von den Befragten insbesondere in
die Sortimentsgruppen Möbel (ca. 19 %), Computer, Telekommunikation, Foto (ca. 13 %) und Elektrowaren, Unterhaltungselektronik
(ca. 11 %) nachgefragt. In dem Sortimentsbereich Schuhe, Lederwaren liegt zudem bei rund 11 % der Befragten eine primäre Orientierung auf die Stadt Kerpen vor.
Auch darf die Bedeutung des Internet- und Versandhandels bei den
Sortimentsgruppen des mittelfristigen bis langfristigen Bedarfs
nicht unterschätzt werden. Bei den Sortimenten Bücher (ca. 20 %),
Computer, Telekommunikation, Foto (ca. 18 %), Heimtextilien
(ca. 17 %), Sport, Freizeit (ca. 13 %), Bekleidung (ca. 12 %) sowie Elektrowaren und Unterhaltungselektronik (ca. 12 %) erreicht der Internet- und Versandhandel jeweils mehr als 10 % der Nennungen als
bevorzugter „Einkaufsort“.
6.3
Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten aus Kundensicht
In Ergänzung der aktuellen Einkaufsorientierungen der Bürgerschaft
der Stadt Bedburg bietet eine Erfassung der Einkaufs- und Standortzufriedenheit die Möglichkeit, Informationen über Stärken und
Schwächen, damit auch potenzielle „Abwanderungstendenzen“ in
Folge einer Unzufriedenheit, zu gewinnen. Daher wurden die Bürger
gebeten, die Einkaufsituationen in den Ortsteilen Bedburg und
Kaster zu bewerten. Anhand des bekannten Schulnotenprinzips sollten - zunächst bezogen auf den Einzelhandel - vorgegebene Kriterien wie Bedienungsfreundlichkeit, Angebotsvielfalt und Ladenöffnungszeiten, benotet werden.
6.3.1
Bedeutung des Internet- und Versandhandels
Erfassung der Einkaufs- und Standortzufriedenheit
Einkaufsmöglichkeiten
Die Gegenüberstellung von positiven und negativen Beurteilungen
lässt für den Bedburger Ortskern folgendes Image erkennen:
Die Bedienungsfreundlichkeit (ca. 57 %), die Ladenöffnungszeiten
(ca. 55 %) und die Warenqualität (ca. 55 %), werden von der Mehrheit
der Befragten als sehr gut/ gut beurteilt. Auch mit der qualifizierten
Beratung, den Serviceleistungen sowie dem Preis-/ Leistungsverhältnis zeigt sich der Großteil der Bürgerinnen und Bürger zufrieden.
Diese Kategorien werden von mehr als drei Vierteln der Befragten
zumindest als befriedigend bewertet.
Bewertung des Ortskerns Bedburg
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
41
Negative Bewertungen dagegen entfallen besonders auf das modische Angebot. Dieses wird von rund 46 % der Befragten mit ausreichend/ mangelhaft benotet. Auch die Angebotsvielfalt, die Gestaltung der Geschäfte und die Einkaufsatmosphäre werden von mehr
als einem Drittel der Bürger nur mit ausreichend/ mangelhaft bewertet.
Die Kriterien, wie Bedienungsfreundlichkeit, qualifizierte Beratung
und Serviceleistungen, die Kunden an einzelne Fachgeschäfte und
somit auch an den Einkaufsstandort binden können, werden damit
überwiegend positiv eingeschätzt. Die kritische Benotung der Angebotsvielfalt und des zeitgemäßen Angebots sowie das ambivalente
Votum zur Frage der Ladenöffnungszeiten entspricht der typischen
Bewertung eines Mittelzentrums im Spannungsfeld benachbarter
größerer und leistungsstärkerer Einkaufsstandorte - hier insbesondere Köln.
Abbildung 20 Beurteilung der Einkaufsmöglichkeiten in Bedburg aus Kundensicht
Bedienungsfreundlichkeit
Ladenöffnungszeiten
Warenqualität
qualifizierte Beratung
Serviceleistungen
Preis-/Leistungsverhältnis
Angebotsvielfalt
Gestaltung der Geschäfte
Einkaufsatmosphäre
modisches Angebot
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
100
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
Die Bewertungen der Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern von Kaster
fallen im Vergleich negativer aus als in Bedburg. Die Bedienungsfreundlichkeit wird hier von ca. 52 %, die Ladenöffnungszeiten und
die Warenqualität werden von ca. 39 % beziehungsweise von ca.
40 % mit sehr gut/ gut bewertet. Auch die Bewertung der weiteren
für den Einkaufsstandort wichtigen Kriterien, wie qualifizierte Beratung (ca. 33 % sehr/ gut) und Serviceleistungen (ca. 30 % sehr/ gut)
zeigen eine geringere Zufriedenheit der Kunden. Die Angebotsvielfalt und das modische Angebot werden nur von einer vergleichsweise geringen Zahl der Kunden positiv bewertet. Rund 62 % beziehungsweise rund 76 % benoten diese Kategorien mit ausreichend/
mangelhaft. Die Einkaufsatmosphäre wird von etwas mehr als der
Bewertung des Ortskerns Kaster
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
42
Hälfte der Befragten (ca. 54 %) zumindest als befriedigend bewertet,
die Gestaltung der Geschäfte von ca. 50 %.
Insgesamt zeigt die Gegenüberstellung der Befragungsergebnisse
zu den Einkaufsmöglichkeiten in den Ortskernen von Bedburg und
Kaster, dass die Konsumenten für Bedburg in allen erfragten Kategorien bessere Bewertungen vornehmen. Mit Kaster dagegen zeigt
sich ein Großteil der Kunden weniger zufrieden. Besonders kritische
Bewertungen erfahren die Kategorien modisches Angebot, Angebotsvielfalt, Gestaltung der Geschäfte und Einkaufsatmosphäre.
Abbildung 21 Beurteilung der Einkaufsmöglichkeiten in Kaster aus Kundensicht
Bedienungsfreundlichkeit
Ladenöffnungszeiten
Warenqualität
qualifizierte Beratung
Serviceleistungen
Preis-/Leistungsverhältnis
Angebotsvielfalt
Gestaltung der Geschäfte
Einkaufsatmosphäre
modisches Angebot
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
100
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
6.3.2
Verkehrs- und Parkplatzsituation
Weiterhin sollte die Verkehrs- und Parkplatzsituation in den Ortskernen von Bedburg und Kaster beurteilt werden, da die verkehrliche Erreichbarkeit eine wichtige Rolle für die Akzeptanz einer Einkaufslage übernimmt.
In der Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation in Bedburg
zeigt sich, dass eine überwiegende Mehrheit (ca. 86 %) die PKWErreichbarkeit für sehr gut/ gut hält. Auch die allgemeine Parkplatzsituation, ausgedrückt durch die Kategorien Parkplatzangebot (ca.
64 %), Lage der Parkplätze zu den Geschäften (ca. 62 %) und Ausschilderung der Parkmöglichkeiten (ca. 56 %) wird mehrheitlich mit
sehr gut/ gut benotet. Im Gegensatz dazu steht eine negativere
Bewertung der Verkehrsbelastung, der Fahrradfreundlichkeit und
der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Verkehrs- und Parkplatzsituation in
Bedburg
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
43
Abbildung 22 Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation in Bedburg
aus Kundensicht
PKW-Erreichbarkeit
Parkplatzangebot
Lage der Parkplätze zu den Geschäften
Ausschilderung Parkmöglichkeiten
Fußgängerfreundlichkeit
Verkehrsbelastung
Fahrradfreundlichkeit
ÖPNV-Angebot
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
100
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
In Kaster wird die PKW-Erreichbarkeit genauso wie in Bedburg vom
Großteil der Befragten (ca. 86 %) mit sehr gut/ gut bewertet.
Die Bewertung der Parkplatzsituation zeigt im Vergleich zu Bedburg
ein tendenziell negativeres Ergebnis. Das Parkplatzangebot wird von
ca. 55 %, die Lage der Parkplätze zu den Geschäften von ca. 60 % und
die Ausschilderung der Parkmöglichkeiten von ca. 50 % der Befragten mit sehr gut/ gut benotet.
Abbildung 23 Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation in Kaster
aus Kundensicht
PKW-Erreichbarkeit
Parkplatzangebot
Lage der Parkplätze zu den Geschäften
Ausschilderung Parkmöglichkeiten
Fußgängerfreundlichkeit
Verkehrsbelastung
Fahrradfreundlichkeit
ÖPNV-Angebot
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
100
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung zum in
Bedburg, März/ April 2009
Die Zufriedenheit der Kunden mit dem öffentlichen Personennahverkehr stellt sich in Kaster noch geringer dar als in Bedburg. Eine
Verkehrs- und Parkplatzsituation in
Kaster
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
44
negative Bewertung mit ausreichend/ mangelhaft erfolgt durch
rund 62 % der Befragten.
Eine bessere Bewertung als in Bedburg erfährt die Situation des
nicht motorisierten Verkehrs: Die Fußgängerfreundlichkeit wird von
ca. 58 % und die Fahrradfreundlichkeit von ca. 49 % mit sehr gut/
gut benotet.
Etwa 81 % der Kunden in Kaster bewerten die Verkehrsbelastung,
durch die Benotung mit sehr gut/gut oder befriedigend, als zufriedenstellend. Hier zeigt sich eine leicht positivere Bewertung als in
Bedburg.
6.4
Dienstleistungs- und Gastronomieangebot
Dienstleistungs- und Gastronomieangebot in Bedburg
Während an einer nachfolgenden Stelle in diesem Gutachten die
tatsächlichen Ausstattung der Ortskerne von Bedburger und Kaster
mit Gastronomie und Dienstleistungsbetrieben aufgezeigt und bewertet wird, sollte die Bürgerbefragung auch ermitteln, mit welchen
diesbezüglichen Angeboten die Bürger zufrieden sind.
Das Dienstleistungs- und Gastronomieangebot in Bedburg wurde
von einem Großteil der Bürger als sehr gut bzw. gut eingeschätzt.
Vor allem mit dem Angebot an Friseuren (ca. 83 % sehr gut/ gut),
Banken und Sparkassen (ca. 81 %) und (Eis-)Cafés (ca. 81 %) zeigen
sich die Bürger sehr zufrieden.
Abbildung 24 Beurteilung des Gastronomie- und Dienstleistungsangebot
in Bedburg aus Kundensicht
Friseur
Bank / Sparkasse
(Eis-) Café
Allgemeinmediziner
Reisebüro
Restaurant
Fachärzte
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
100
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
Etwas schlechter, aber dennoch grundsätzlich positiv fällt die Bewertung des Angebots an Allgemeinmedizinern, Reisebüros und
Restaurants aus. Diese Kategorien werden von ca. 83 % bis ca. 87 %
zumindest als befriedigend bewertet.
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
45
Nicht zufriedenstellend aus Sicht der meisten Bürger ist das Angebot an Fachärzten in der Ortsmitte von Bedburg. Etwa die Hälfte der
Befragten (ca. 50 %) bewertet dieses nur mit auseichend/ mangelhaft.
Dienstleistungs- und Gastronomieangebot in Kaster
Wie bei der Bewertung der Einzelhandelsausstattung in Kaster wird
auch das Gastronomie- und Dienstleistungsangebot in diesem
Ortsteil tendenziell kritischer bewertet als im Ortsteil Bedburg.
Abbildung 25 Beurteilung des Gastronomie- und Dienstleistungsangebot
in Kaster aus Kundensicht
Friseur
Bank / Sparkasse
(Eis-) Café
Allgemeinmediziner
Reisebüro
Restaurant
Fachärzte
0
20
sehr gut / gut
40
befriedigend
60
80
ausreichend / mangelhaft
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
Dabei werden allerdings die Ausstattung mit Banken und Sparkassen (ca. 84 % sehr gut/ gut) sowie das Angebot an Allgemeinmedizinern (ca. 59 %) als zufriedenstellend bewertet.
Auch das Angebot an Friseuren (ca. 68 %) und an (Eis-) Cafés (ca.
58 %) werden von mehr als der Hälfte der Befragten mit sehr
gut/gut benotet. Dagegen wird die Ausstattung des Ortskerns von
Kaster mit Restaurants (ca. 40 %) und Reisebüros (ca. 35 %) von weniger als der Hälfte der Befragten mit sehr gut/gut benotet.
Noch kritischer als in Bedburg zeigt sich die Zufriedenheit der Kunden mit dem Angebot an Fachärzten in Kaster. Rund 70 % der Befragten bewerten diese Kategorie mit ausreichend/ mangelhaft.
6.5
Vermisste Angebote und Verbesserungsvorschläge
Die insgesamt kritisch bewertete Angebotsvielfalt und Ausstattung
im Einzelhandel der Stadt Bedburg spiegelt sich auch in den von den
Bürgern vermissten Einzelhandelsangeboten und ihren Verbesserungsvorschlägen wider.
100
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
46
Ein Großteil der antwortenden Bürgerinnen und Bürger vermisst in
der Bedburger Innenstadt die Sortimente Bekleidung, Schuhe und
Schmuck (ca. 36 % der Nennungen der Bürger). Eine allgemeine Erweiterung des Warenangebotes wird von ca. 13 % der Bürger als eine
gewünschte Verbesserung des Angebots genannt. Weitere Ergänzungswünsche entfallen beispielsweise auf Nahrungs- und Genussmittel, Gastronomieangebote. medizinische Angebote sowie
auf Gastronomieangebote.
Tabelle 10
Vermisste Angebote in Bedburg
Vorschläge
absolut
in %
245
35,9
erweitertes Warenangebot
88
12,9
Nahrungs- und Genussmittel
55
8,1
Gastronomieangebote
53
7,8
medizinische Angebote
42
6,2
Freizeitangebote
40
5,9
Gesundheit, Körperpflege
33
4,8
sonstiger Einzelhandel*
32
4,7
Elektrowaren
31
4,5
Hausrat, Einrichtung, Möbel
21
3,1
Bücher, Schreib-/ Spielwaren
21
3,1
Dienstleistung und Handwerk
17
2,5
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
4
0,6
682
100
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Summe
*
Vermisste Angebote in Bedburg
Zusammenfassung von Vorschlägen mit weniger als drei Nennungen.
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009
Die Antworten der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der vermissten Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote in Kaster sowie
möglichen Verbesserungsvorschlägen zeigen ein ähnliches Bild wie
in Bedburg. Die häufigsten Nennungen fallen auf den Bereich Bekleidung, Schuhe und Sport (ca. 36 %). Eine Erweiterung des Warenangebots wird von rund 13 % gewünscht und Gastronomieangebote
sowie Elektrowaren werden von weiteren ca. 8 % genannt.
Insgesamt hat die Frage nach vermissten Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten in der Stadt Bedburg bei den befragten Gruppen eine hohe Resonanz gefunden, so dass subjektive Angebotsdefizite gegeben sind, die jedoch nicht mit der tatsächlichen Angebotssituation in Bedburg übereinstimmen müssen.
Bei der Würdigung der Ergebnisse sollte berücksichtigt werden, dass
insbesondere die von den Verbrauchern gewünschten Ergänzungen
Vermisste Angebote in Kaster
Bedburg als Einzelhandelsstandort aus Kundensicht
47
des Einzelhandels- und Dienstleistungsangebotes aus gutachterlicher Sicht dahin gehend kritisch zu überprüfen sind, ob die Tragfähigkeit einer Angebotserweiterung (insbesondere stark spezialisierter Sortimente) im Einzelfall vorliegt (vgl. hierzu Kapitel 4 und 7).
Zudem ist zu berücksichtigen, dass vermeintliche Angebotslücken
ggf. auch darauf zurückzuführen sind, dass Präsentation und Werbung der jeweiligen Anbieter unzureichend sind und der Konsument
über die Angebote nicht ausreichend informiert wird.
Tabelle 11
Vermisste Angebote in Kaster
Vorschläge
in %
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
95
35,8
erweitertes Warenangebot
33
12,5
Gastronomieangebote
21
7,9
Elektrowaren
21
7,9
Nahrungs- und Genussmittel
19
7,2
Bücher, Schreib-/ Spielwaren
17
6,4
Hausrat, Einrichtung, Möbel
12
4,5
sonstiger Einzelhandel*
13
4,5
Freizeitangebote
11
4,2
medizinische Angebote
9
3,4
Gesundheit, Körperpflege
7
2,6
Dienstleistung und Handwerk
7
2,6
265
100
Summe
*
absolut
Zusammenfassung von Vorschlägen mit weniger als drei Nennungen.
Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Bürgerbefragung in Bedburg, März/ April 2009.
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
7
48
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
Der zukünftige Verkaufsflächenbedarf in Bedburg hängt von einer
Reihe unterschiedlicher Parameter ab; dazu zählen die betriebstypenbezogene Verkaufsflächenentwicklung, die Bevölkerungs- und
Kaufkraftentwicklung im Einzugsgebiet und die Entwicklung der
Flächenproduktivitäten.
Von folgenden Annahmen wird bei der Prognose der Verkaufsflächenbedarfe in Bedburg bis zum Jahre 2020 ausgegangen:
Ausgangsannahmen
Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel: In den Jahren 2000
bis 2008 lag der Verkaufsflächenanstieg in Westdeutschland bei
durchschnittlich 1,1 % pro Jahr.16 Es wird davon ausgegangen,
dass dieser Anstieg aufgrund der Flächenansprüche in Zukunft
verhaltener mit 0,5 bis 1,0 % pro Jahr ausfallen wird.
Bevölkerungsentwicklung: Nach Angaben der der Stadt Bedburg
wird sich die Einwohnerzahl der Stadt Bedburg bis zum Jahr 2020
rückläufig entwickeln.
Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft: Die reale einzelhandelsrelevante Kaufkraft stagniert. Für die kommenden
Jahre wird weiterhin eine Stagnation der realen einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben angenommen.
Umsatzentwicklung/ Verkaufsflächenproduktivität: Das reale Umsatzvolumen hat sich in den vergangenen Jahren rückläufig entwickelt. In vielen Branchen ist die untere Schwelle der durchschnittlichen Flächenproduktivität erreicht. Mit der Intensivierung der Konzentrations- und Marktverdrängungsprozesse wird
es zukünftig zu weiteren Betriebsaufgaben und Filialnetzoptimierungen kommen, die teilweise auch wieder steigende Flächenleistungen auslösen werden. Für die Situation in Bedburg
wird allerdings zunächst eine Konstanz der Flächenleistungen
angenommen.
Bei der Annahme eines „natürlichen“ Verkaufsflächenwachstums
von 0,5 bis 1,0 % pro Jahr würde die heutige Gesamtverkaufsfläche
von 37.490 qm um 2.250 qm bis 4.500 qm auf im Jahre 2020
ca. 39.740 qm bis 41.990 qm ansteigen.
Um die örtlichen Besonderheiten der Stadt Bedburg bei der Berechnung des zukünftigen Verkaufsflächenbedarfs zu berücksichtigen,
werden für Umsatz- (und damit Verkaufsflächen-) Prognose bis zum
Jahr 2020 unterschiedliche Annahmen im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung und die erreichbaren Marktanteile getroffen.
Dabei differieren die Annahmen über die erreichbaren Marktanteile.
Im Szenario A werden bei einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bedburg konstante Marktanteile zugrunde gelegt,
während in Szenario B bei gleicher Bevölkerungsabnahme von steigenden Marktanteilen ausgegangen wird.
16
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE): Zahlenspiegel 2008, s. 22.
Szenarien der Umsatzprognose
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
Tabelle 12
Szenario
Szenario A
Szenario B
49
Szenarien für die Umsatzprognose in der Stadt Bedburg
Prämissen
rückläufige Bevölkerungsentwicklung, konstante Marktanteile
rückläufige Bevölkerungsentwicklung, moderat steigende
Marktanteile
Quellen: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2009
Bei Ansatz folgender Annahmen kann demnach der Gesamtumsatz
des Bedburger Einzelhandel bis zum Jahre 2020 prognostiziert werden:
rückläufige Bevölkerungsentwicklung bis 2020
rückläufige Kaufkraftentwicklung bis 2020
Stagnation der Marktposition bzw. Ausbau der Marktposition
v. a. durch eine Verbesserung der Angebotsstruktur, des Branchenmixes und der absatzpolitischen Maßnahmen
konstanter bzw. steigender Kaufkraftzufluss aus dem Umland
der Stadt Bedburg.
Tabelle 13
Umsatzprognose für die Stadt Bedburg bis 2020
Szenario
Kaufkraft
in Mio. EUR
im Jahr 2020
Kaufkraftbindung
in %
im Jahr 2020
Kaufkraftbindung
in Mio. EUR
im Jahr 2020
Kaufkraftzufluss
in Mio. EUR
im Jahr 2020
Gesamtumsatz
in Mio. EUR
im Jahr 2020
Szenario A
129,4
71
91,9
21,1
113,0
Szenario B
129,4
76
98,2
21,7
119,9
Quellen: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen).
Im Hinblick auf die unterschiedlichen Szenarien der Umsatzprognose ergeben sich folgende Ergebnisse:
Unter der Annahme des Szenarios A, dass die Bevölkerungszahl
bis zum Jahr 2020 abnimmt und der Einzelhandel in der Stadt
Bedburg seine Versorgungsbedeutung für die Verbraucher der
Stadt und des Umlandes bis zum Jahre 2020 erhalten kann, ist
ein leicht rückläufiges Umsatzvolumen von ca. 113,0 Mio. EUR (zu
aktuellen Preisen) zu erwarten. Im Vergleich zu heute wird der
Umsatz um rund ein Prozent abnehmen (ca. - 0,8 Mio. EUR).
In Szenario B wird die Annahme getroffen, dass der Einzelhandel
in der Stadt Bedburg bei einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung seine Marktposition bis zum Jahre 2020 ausbauen
kann. Diese Annahme führt zu einer Erhöhung der angesetzten
Marktanteile, wobei diese Werte aus einer warengruppenbezogenen Abschätzung der Marktchancen resultieren. Die Entwicklungspotenziale werden aus der Versorgungsbedeutung des Ein-
Umsatzprognosen
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
50
zelhandelsstandortes und der regionalen Wettbewerbssituation
sowie unter Berücksichtigung spezifischer betriebswirtschaftlicher Anforderungen für die einzelnen Warengruppen abgeleitet.
Unter Berücksichtigung der erweiterten Marktanteile des Einzelhandels kann in der Stadt Bedburg bis zum Jahr 2020 ein Umsatzvolumen (zu aktuellen Preisen) von bis zu ca. 119,9 Mio. EUR
erreicht werden. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung um ca.
6,1 Mio. EUR, gleichbedeutend einem Anstieg um ca. 5 % gegenüber dem Basisjahr 2008.
Der Verkaufsflächenzusatzbedarf wird unter Verwendung durchschnittlicher Verkaufsflächenproduktivitätswerten aus der prognostizierten Umsatzerwartung bis zum Jahr 2020 errechnet. Hierbei
basieren die einzelnen Prognoserechnungen auf eine auf die Stadt
Bedburg abgestimmten, versorgungsstrukturell sinnvollen Entwicklung der sortimentsbezogenen Verkaufsflächenausstattung, bei der
keine Umsatzumverteilungen für bestehende Einzelhandelsbetriebe
zu erwarten sind. Somit handelt es sich insgesamt um Orientierungswerte für eine strukturverträgliche Weiterentwicklung der
Einkaufsstadt Bedburg. Bei einem Überschreiten der Werte werden
Umverteilungseffekte für den bestehenden Einzelhandel ausgelöst,
die im Rahmen einer vorhabenbezogenen Wirkungsanalyse unter
versorgungsstrukturellen und städtebaulichen Aspekten im Einzelfall zu bewerten sind.
Berechnung des
Verkaufsflächenzusatzbedarfs
Die gegenwärtige Verkaufsflächenausstattung in der Stadt Bedburg
lässt keinen Verkaufsflächenzusatzbedarf erkennen, wenn man den
prognostizierten Umsatzleistungen im Jahre 2020 in Szenario A rückläufige Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bedburg bei konstanten Marktanteilen - den durchschnittlichen Verkaufsflächenproduktivitätswerten des leistungsfähigen Einzelhandels gegenüberstellt.
Eine Gegenüberstellung der prognostizierten Umsatzleistungen im
Jahre 2020 in Szenario B - rückläufige Bevölkerungsentwicklung der
Stadt Bedburg bei steigenden Marktanteilen - mit den notwendigen
Flächenproduktivitäten ergibt dagegen einen zusätzlichen Verkaufsflächenbedarf von insgesamt ca. 2.500 qm bis zum Jahr 2020,
was einen Verkaufsflächenzuwachs von ca. 6 - 7 % gegenüber dem
Basisjahr entspricht.
Der errechnete Verkaufsflächenzusatzbedarf in der Stadt Bedburg
bis zum Jahr 2020 nach Warengruppen dient der Verbesserung des
Einzelhandelsangebots in der Stadt. Die Prognoseergebnisse variieren aufgrund unterschiedlicher Annahmen im Hinblick auf die zukünftige Marktbedeutung. Aus gutachterlicher Sicht wird empfohlen, die weitere Ausrichtung der Einzelhandelsentwicklung bis zum
Jahr 2020 an Szenario B zu orientieren. Daher sollte die Einzelhandelsentwicklungspolitik zunächst auf eine Expansion der Verkaufs-
Verkaufsflächenzusatzbedarf
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
51
fläche um ca. 2.500 qm bis zum Jahre 2020 mit den bis dahin erforderlichen Angebotsergänzungen ausgerichtet sein.17
Tabelle 14
Verkaufsflächenzusatzbedarf in der Stadt Bedburg bis zum
Jahr 2020 nach Warengruppen
Warengruppen
Verkaufsflächenzusatzbedarf in qm*
Nahrungs- und Genussmittel
450
Gesundheit, Körperpflege
150
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Sport, Freizeit, Spiel
50
750
50
Elektrowaren
250
Möbel, Einrichtung
400
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
400
Summe
*
2.500
Verkaufsflächenzusatzbedarf gegenüber Bestand im März 2009
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)
Eine Aufschlüsselung des Ergänzungsbedarfs nach Warengruppen
verdeutlicht die Entwicklungspotenziale in einer Vielzahl von Warengruppen. Die Standortplanung der Stadt Bedburg sollte sich in
ihrer Ansiedlungspolitik an der Zentrenrelevanz der Sortimente orientieren (vgl. Bedburger Liste, vgl. Kapitel 8). Bei den Ergänzungspotenzialen im Segment der zentrenrelevanten Sortimente wird empfohlen, Ansiedlungen und Erweiterungen auf die zentralen Versorgungsbereiche der Stadt zu lenken.
17
Die Ergänzungsflächen beziehen sich auf die Verkaufsflächenausstattung zum
Zeitpunkt der Erhebung im März 2009. Durch Betriebsaufgabe nach Abschluss
der Erhebung frei gewordenen Verkaufsflächen können somit dem errechneten
Verkaufsflächenzusatzbedarf nach entsprechender Warengruppe hinzugefügt
werden. Andererseits sind ggf. zwischenzeitlich durch Betriebsansiedlungen
bzw. -Vergrößerungen hinzugewonnenen Verkaufsflächen der jeweiligen Warengruppe abzuziehen.
Lenkung des Einzelhandels auf
zentralen Versorgungsbereich
Prognose des Verkaufsflächenbedarfs bis 2020
Tabelle 15
52
Verkaufsflächenzusatzbedarf bis zum Jahr 2020 nach Warengruppen und Standortlagen
zentrale
Versorgungsbereiche
Warengruppen
dezentrale
Standorte
Summe
Verkaufsflächenzusatzbedarf in qm*
Nahrungs- und Genussmittel
450
-
450
Gesundheit, Körperpflege
150
-
150
-
-
-
50
-
50
750
-
750
50
-
50
Elektrowaren
250
-
250
Möbel, Einrichtung
100
300
400
-
400
400
1.800
700
2.500
Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf
Bücher, Schreibwaren, Büro
Bekleidung, Schuhe, Schmuck
Sport, Freizeit, Spiel
Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör
Summe
*Anm.:
Verkaufsflächenzusatzbedarf gegenüber Bestand im März 2009
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH 2009 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
8
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
8.1
Grundsätzliche Anmerkungen
8.1.1
Zentrenkonzept als räumliches Steuerungsinstrument
53
Ein Zentrenkonzept soll die vielfältigen Nutzungs- und Entwicklungsansprüche seitens der Betreiber, der Kunden sowie der Stadtentwicklung mit der Einzelhandelsentwicklung in Einklang bringen
und zugleich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Steuerung
des Einzelhandels auf der Grundlage der ortsspezifischen Gegebenheiten erfüllen. Die rechtliche Notwendigkeit eines solchen Konzepts zur Steuerung des Einzelhandels i. S. v. § 1 (6) Nr. 11 BauGB wurde in Urteilen des Oberverwaltungsgerichts für das Land NordrheinWestfalen18 betont. Denn erst durch die gesamtstädtische Untersuchung und Konzeption der Einzelhandelssituation und -entwicklung
sind Steuerungen in der weiteren Bauleitplanung transparent und
nachvollziehbar. Dies betrifft insbesondere auch Steuerungsmöglichkeiten i. S. v. §§ 9 (2a) und 34 (3) BauGB.
Notwendigkeit eines Zentrenkonzepts
Kernelement eines Zentren- und Einzelhandelskonzepts ist ein
räumlich-funktionales Zentrenmodell, das die planerisch gewollte
Zentrenhierarchie einer Gesamtstadt darstellt. Neben der vorhandenen Standortstruktur hat das Zentrenmodell auch Entwicklungsperspektiven zu berücksichtigen. Nach dem neuen § 24 a Landesentwicklungsprogramm (LEPro) Nordrhein-Westfalen werden folgende drei Hierarchiestufen unterschieden:
Zentrenhierarchie
Hauptzentren
Nebenzentren
Nahversorgungszentren.
Abbildung 26 Zentrenhierarchie gemäß § 24 a LEPro
Hauptzentrum
(Innenstadt bzw. Ortsmitte)
Nebenzentren
Nahversorgungs-/
Stadtteilzentren
Quellen: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH gemäß
§ 24 a LEPro
18
Vgl. OVG NRW, Urteil vom 30. Januar 2006 - 7 D 8/04.NE; vgl. OVG NRW, Urteil
vom 28. August 2006 - 7 D 112/05.NE.
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
54
Dabei versorgen die Hauptzentren (Innenstädte bzw. Ortsmitten der
Gemeinden) die gesamte Kommune bzw. bei mittel- oder oberzentraler Funktion der Gesamtstadt auch umliegende Städte und Gemeinden. Nebenzentren sind zuständig für die Versorgung funktional zugeordneter Ortsteile, während die Versorgungsaufgaben von
Nahversorgungszentren auf die unmittelbar umliegenden Wohnsiedlungsbereiche ausgerichtet sind. Die Einstufung erfolgt nach
quantitativen Kriterien (z. B. Verkaufsflächenbestand, Anzahl der
Dienstleister) und qualitativen Aspekten (z. B. räumlich-funktionale
Gliederung, Einkaufsorientierung), die nachfolgend konkretisiert
werden. Das hat zur Folge, dass nicht jede Stadt oder Gemeinde
über alle drei Zentrentypen verfügt. Wichtig für die Zentrenkonzeption ist die Formulierung von städtebaulichen und stadtentwicklungsrelevanten Zielvorstellungen für jedes Zentrum, welche die
Grundlage späterer stadtpolitischer Entscheidungen bilden. So sollte ein Zentren- und Einzelhandelskonzept auch Aussagen zur Einzelhandelsentwicklung außerhalb der Zentren treffen.
Die räumliche Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche hat
mit den Novellierungen des BauGB 2004 und 2007 sowie mit dem
§ 24 a LEPro eine zentrale Stellung für die Steuerung des Einzelhandels bekommen. Die räumliche Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche ergibt sich aus den tatsächlichen örtlichen Verhältnissen (z. B. Bestand, Leerstände, städtebauliche Anbindung) sowie
aufgrund planerischer Konzeptionen zur Entwicklung des Standorts
(z. B. Einbezug von Entwicklungsflächen). Wichtig ist eine parzellenorientierte Abgrenzung, um klare Vorgaben der zukünftigen Entwicklung zu schaffen.
räumliche Abgrenzung der zentralen
Versorgungsbereiche
Die planungsrechtliche Steuerung des Einzelhandels ist nur in Kombination mit der Entwicklung und Verabschiedung einer ortsspezifischen Auflistung der zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimente möglich. Diese ortsspezifische Differenzierung berücksichtigt den Status quo in den Zentren wie auch deren perspektivische
Entwicklung. Der bloße Verweis auf § 24 a LEPro reicht nach der
Rechtsprechung nicht aus. Nach § 24 a LEPro dürfen großflächige
Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten i. S. v.
§ 11 (3) BauNVO nur noch in zentralen Versorgungsbereichen von
Haupt- und Nebenzentren angesiedelt werden. Demnach ist die
ortsspezifische Sortimentsliste zur Feinsteuerung im Rahmen der
Bauleitplanung sowohl in den Zentren als auch zur Sortimentsbindung an Sonderstandorten für Vorhaben i. S. v. § 11 (3) BauNVO mit
zentrenatypischen Kernsortimenten wichtig, da diese weiterhin
außerhalb der Zentren angesiedelt werden können.
ortsspezifische Sortimentsliste
Aus den jüngsten Gerichtsurteilen lässt sich ableiten, dass zurzeit
keine verbindlichen Zielvorgaben des Landes für die Verortung und
den Besatz von Sondergebieten für großflächigen Einzelhandel existieren. Wenngleich ein Urteil des OVG NRW (10 A 1676/08) vom
30.09.2009 den Zielcharakter der Vorschriften von § 24 a LEPro ver-
aktuelle Bedeutung des § 24 a LEPro
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
55
neint, stellen diese jedoch nach wie vor in der Abwägung zu berücksichtigende Grundsätze der Raumordnung dar.
Die benannten Elemente eines Einzelhandels- und Zentrenkonzepts
bilden die wesentliche Orientierungs- und Entscheidungshilfe für
Verwaltung und Politik. Nur mit der konsequenten Einhaltung der
Zielvorstellungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts bei politischen Entscheidungen über zukünftige Projekte und Bauvoranfragen kann eine nachhaltige Einzelhandelsentwicklung und Investitionssicherheit für den Handel erreicht werden. Es gilt allerdings im
Einzelfall zu prüfen, welche bauleitplanerischen Festsetzungen
städtebaulich gerechtfertigt werden können und mit dem Abwägungsgebot vereinbar sind.
8.1.2
Rahmenbedingungen für lebendige Zentren
Ein vielfältiges und attraktives Einzelhandelsangebot ist wesentliche Voraussetzung für lebendige Zentren. Allerdings sind auch andere Elemente für lebendige Zentren wichtig, die sich wiederum
gegenseitig positiv beeinflussen:
Dienstleistungs-, Gastronomie-, Freizeit- und Kulturangebote
ermöglichen den Kunden Kombinationsmöglichkeiten mit dem
Einkauf und verlängern den Aufenthalt in den Zentren.
Die Gestaltung des öffentlichen Raums kann attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten für Jung und Alt schaffen. Zusammen mit einer ansprechenden Gestaltung von Fassaden und Schaufenstern
und einem einladenden Gesamteindruck wird eine angenehme
Einkaufsatmosphäre gefördert.
Gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr
(ÖPNV) und motorisierten Individualverkehr (MIV) und für Fußgänger und Fahrradfahrer ist Grundvoraussetzung, dass alle Bevölkerungsgruppen die Zentren erreichen können.
Wohnen und Arbeiten in direkter Nachbarschaft (Nutzungsmischung) verschafft dem Einzelhandel unmittelbaren Zulauf als
Basispotenzial und belebt die Zentren auch außerhalb der Geschäftszeiten.
Für Haupt- und Nebenzentren ist neben der Größe des Einzugsbereichs eine gewisse Besatzdichte mit Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben charakteristisch. Aber auch die Ausstattung eines
Nahversorgungszentrums in einem Ortsteil oder Quartier sollte idealtypisch nicht nur Einzelhandelsangebote des täglichen Bedarfs,
sondern auch Angebote aus dem Dienstleistungssektor wie z. B.
Post, Bankfiliale, Ärzte und Frisör umfassen. Je breiter der Angebotsund Nutzungsmix strukturiert ist, umso höher sind die Versorgungsqualität und damit die Attraktivität des Zentrums.
Orientierungs- und Entscheidungshilfe
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Tabelle 16
56
Angeb0tsstruktur eines Nahversorgungszentrums
Grundausstattung
Lebensmittelhandwerk (Bäcker, Metzger)
Post und Geldinstitut
(mindestens Postagentur und Geldautomat)
Frisör
Kiosk, Schreibwarengeschäft
Apotheke
Arzt
zungen
wünschenswerte Ergän-
Einzelhandel und Dienstleistungen
Vollsortimenter/ Discounter
Blumengeschäft
Reformwaren
Gastronomiebetrieb
Reinigung
Reisebüro
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2010
8.2
Ziele für die Einzelhandelsentwicklung in Bedburg
Grundvoraussetzung für eine räumliche Steuerung der zukünftigen
Einzelhandelsentwicklung ist die Formulierung allgemeingültiger
Ziele für die Stadt Bedburg. Nur unter konsequenter Einhaltung dieser Ziele bei zukünftigen Entscheidungs- und Genehmigungsprozessen kann eine nachhaltige Einzelhandelsentwicklung in Bedburg
gelingen. Konsequente Entscheidungen schaffen Investitionssicherheit für Investoren und Betreiber. Daher sollten die nachfolgenden
Ziele vom Rat der Stadt Bedburg beschlossen werden, um die darauf
aufbauende bauleitplanerische und genehmigungsrelevante Steuerung zu legitimieren.
Grundvoraussetzung für räumliche
Steuerung der Einzelhandelsentwicklung
Vorrangige Ziele der Einzelhandelsentwicklung sind die Sicherung
und der Ausbau der landesplanerischen Funktion als Mittelzentrum.
Der Einzelhandel der Stadt Bedburg kommt dieser Versorgungsfunktion in den Warengruppen derzeit unterschiedlich stark nach.
Es gilt, die Versorgung in den Warengruppen zu verbessern, in denen eine vergleichsweise geringe kommunale und regionale Strahlkraft vorhanden ist. Die Verbesserung der mittelzentralen Versorgungsfunktion umfasst auch die Ansiedlung weiterer zentrenprägender Dienstleistungsangebote, die zu einer Stärkung der zentralörtlichen Bedeutung beitragen.
Erhalt und Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktion
Priorität hat die Entwicklung zentrenrelevanter Einzelhandelsangebote im Hauptzentrum Bedburg. Dabei geht es sowohl um eine
quantitative als auch um eine qualitative Verbesserung der Versor-
Stärkung und Entwicklung des
Hauptzentrums Bedburg
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
57
gung, um die Attraktivität des Hauptzentrums zu erhalten bzw. weiter steigern zu können. Die wesentlichen Handelsentwicklungen
sind somit auf das Hauptzentrum zu konzentrieren, um die Zentralität des Stadtzentrums perspektivisch zu erhöhen. Solche Funktionsverluste des Hauptzentrums könnten aus einer Ansiedlung zentrenrelevanter Sortimente außerhalb des Hauptzentrums Bedburg resultieren. Aufgrund bestehender Leerstände und Mindernutzungen,
aber insbesondere der Verfügbarkeit von Entwicklungsstandorten
im Hauptzentrum, werden umfassende Anknüpfungspunkte für
eine Funktionsstärkung gesehen, die es zu nutzen gilt.
In Kaster hat sich entlang der St.-Rochus-Straße eine Einzelhandelslage etabliert, die über eine gute Pkw-Gunst und Außenwirkung
verfügt. Aufgrund der (Nah-) Versorgungsbedeutung des Stadtteilzentrums Kaster für den Siedlungsraum Kaster ist dieses als Nahversorgungszentrum zu charakterisieren. Hier sollten die Bemühungen
auf eine Bestandssicherung und Stärkung der vorhandenen Versorgungseinrichtungen gerichtet werden.
Stabilisierung und Sicherung des
Stadtteilzentrums Kaster
Um die Entwicklungschancen des Bedburger Einzelhandels auf die
beiden Ortskerne zu lenken, sollten künftig auch möglichst viele
Einzelhandelsbetriebe mit zentren- und nahversorgungsrelevantem
Kernsortiment unterhalb der Grenze zur Großflächigkeit i. S. des
§ 11 Abs. 3 BauNVO in diesen zentralen Versorgungsbereichen angesiedelt werden. Um die Funktionsteilung zwischen den beiden zentralen Versorgungsbereichen zu sichern und insbesondere die Bedeutung des Hauptzentrums Bedburg zu stärken, sollten großflächige
Anbieter mit zentrenrelevanten Sortimenten auf den Ortskern Bedburg gelenkt werden. In Kaster sind v. a. großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten sinnvoll.
Zudem sind weitere Sortimente des periodischen Bedarfs sowie
auch kleinteilige Ergänzung mit Sortimenten weiterer Bedarfsstufen
vorzuhalten.
Konzentration der zentren- und
nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsentwicklung auf die beiden
Zentren
Ziel ist grundsätzlich eine möglichst flächendeckende wohnungsnahe Grundversorgung, insbesondere im Bereich Nahrungs- und
Genussmittel; dies auch unter dem Gesichtspunkt der demographischen Entwicklung. Dieses Ziel umfasst neben der Sicherung und
Stärkung des definierten Nahversorgungszentrums auch die Verbesserung des Nahversorgungsangebots an integrierten Lagen in
Wohnquartieren soweit keine Verbesserung der wohnungsnahen
Versorgung durch Maßnahmen innerhalb des Nahversorgungszentrums erreicht werden kann.
Sicherung einer fußläufig erreichbaren Nahversorgung, auch durch
Stärkung in den Wohnquartieren
Aufgrund der Siedlungsstruktur im Stadtgebiet Bedburg wird die für
die Tragfähigkeit moderner Lebensmittel-SB-Betriebe erforderliche
Einwohnerzahl in vielen Stadtteilen allerdings nicht erreicht. Bestehende kleinteilige Anbieter sollten daher erhalten und ggf. alternative Versorgungskonzepte geprüft werden, um dieses Ziel umzusetzen.
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Mit der Konzentration des großflächigen Einzelhandels mit nicht
zentrenrelevanten Sortimenten auf ausgewählte Sonderstandorte
sollen im Wesentlichen zwei Ziele verfolgt werden. Zum einen kann
hierdurch eine Konzentration des Einzelhandels auf ausgewählte
Einzelhandelsstandorte ohne weitere Streuung des Einzelhandels
innerhalb des Stadtgebiets erzielt werden. Zum anderen kann durch
Konzentration des großflächigen Einzelhandels mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten auf ausgewählte Sonderstandorte erreicht
werden, dass bestehende großflächige Einzelhandelsstandorte mit
nahversorgungs- und/ oder zentrenrelevanten Kernsortimenten
außerhalb des Hauptzentrums nicht ausgeweitet werden oder von
der Ansiedlung nicht zentrenrelevanter Frequenzbringer nicht profitieren.
8.3
58
Konzentration des großflächigen
Einzelhandels mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten auf ausgewählte Sonderstandorte
Abgrenzung der „Bedburger Liste“
Um die Entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche der Städte
und Gemeinden nicht zu beeinträchtigen, spielt die Sortimentsausstattung von geplanten Einzelhandelsprojekten bei der Bewertung
möglicher Auswirkungen eine maßgebliche Rolle. Gemäß
§ 24 a Abs. 2 LEPro des Landes Nordrhein-Westfalen ist zur Steuerung von Einzelhandelsvorhaben die Definition der in Bedburg als
nahversorgungs- und zentrenrelevant zu bewertenden Sortimente
(„Bedburger Liste“) erforderlich. Die im Einzelhandelserlass gegebenen Empfehlungen sind als Auslegungshilfe zu verstehen und müssen auf die spezifischen Besonderheiten einer Stadt oder Gemeinde
zugeschnitten werden, wobei der Bestand in den Zentren, aber auch
die städtebauliche Entwicklungskonzeption zu berücksichtigen sind.
Erst mit Vorliegen einer solchen spezifischen „Bedburger Liste“ kann
die Bauleitplanung oder kann im Baugenehmigungsverfahren über
zulässige, begrenzt zulässige oder nicht zulässige Vorhaben entschieden werden.
Ziel der „Bedburger Liste“
Bei der Abgrenzung der „Bedburger Liste“ sind die bestehende
räumliche Flächenverteilung der Sortimente sowie die Entwicklungsziele im zentralen Versorgungsbereich von Bedeutung. Zudem
ist bei der Herleitung der nahversorgungs- und zentrenrelevanten
Sortimente zu berücksichtigten, dass Sortimente nicht nur separat
betrachtet und bewertet werden sollten, sondern dass die Nahversorgungs- und Zentrenrelevanz einzelner Sortimente ggf. auch mit
der Koppelung mit anderen Sortimenten begründet werden kann.
Des Weiteren sind planerische Überlegungen zur weiteren Entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche in die Argumentation einzubeziehen. Somit können auch solche Sortimente als zentrenrelevant eingestuft und begründet werden, die derzeit noch nicht oder
nur in geringem Maße in den zentralen Versorgungsbereichen vorhanden sind, wenn diese im Rahmen der Entwicklungsziele künftig
dort verstärkt angesiedelt werden sollen.
Abgrenzung der „Bedburger Liste“
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Als rechtliche Vorgaben sind das Landesentwicklungsprogramm
und der Einzelhandelserlass NRW heranzuziehen. Als zentrenrelevante Leitsortimente sind die in der Anlage des § 24 a LEPro des Landes Nordrhein-Westfalen aufgeführten Sortimente zu beachten:
59
Leitsortimente als rechtliche Vorgabe des Landes Nordrhein-Westfalen
Bücher, Zeitschriften, Papier, Schreibwaren
Bekleidung, Lederwaren, Schuhe
Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Computer,
Elektrohaushaltswaren (Kleingeräte)
Foto, Optik
Haus- und Heimtextilien, Haushaltswaren, Einrichtungszubehör
(ohne Möbel)
Uhren, Schmuck
Spielwaren, Sportartikel (ohne Sportgroßgeräte).
Diese Leitsortimente gelten u. a. nach dem neuen Einzelhandelserlass NRW stets, d. h. in allen Gemeinden des Landes als zentrenrelevant, bedürfen aber ggf. der Konkretisierung.
Zentrenrelevante Sortimente zeichnen sich dadurch aus, dass sie
einen geringen Flächenanspruch haben, viele Besucher anziehen,
häufig im Zusammenhang mit anderen Innenstadtnutzungen
nachgefragt werden und in der Innenstadt oder in den Nebenzentren am stärksten vertreten sind. Es handelt sich meistens um ein
sog. Handtaschensortiment. Weiterhin sind sie häufig für einen attraktiven Branchenmix notwendig und benötigen - sofern sie auf
kleinteiliger Fläche angeboten werden - einen Frequenzbringer sowie weitere Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe im Standortumfeld, um das notwendige Absatzpotenzial zu erreichen.
Unter Berücksichtigung der o. a. Kriterien sind für die Stadt Bedburg
folgende Sortimente als zentrenrelevant abzugrenzen:
Bücher, Papier, Schreibwaren
Bekleidung, Lederwaren, Schuhe
Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Computer, Elektrohaushaltswaren (Kleingeräte)
Foto und Optik
Haus- und Heimtextilien (einschl. Kurzwaren und Nähzubehör),
Haushaltswaren (Glas, Porzellan, Keramik, Hausrat), Einrichtungszubehör (ohne Möbel)
Uhren, Schmuck
Spielwaren, Sportartikel (ohne Sportgroßgeräte).
Aus der Bestandssituation ergeben sich für die Stadt Bedburg zudem folgende weitere zentrenrelevante Sortimente:
Orthopädische Artikel, Sanitätswaren
(Hörgeräte-) Akustik
Antiquitäten, Kunstgegenstände, Bilder, Rahmen
Bastelbedarf
Fahrräder und Fahrradzubehör
zentrenrelevante Sortimente
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
60
Parfümerieartikel.
Die vor allem auf den Bestandsdaten der Stadt Bedburg basierende
„Bedburger Liste“ zeigt, dass der Großteil der Sortimentsgruppen in
der Stadt Bedburg als zentrenrelevant einzustufen ist. Die vorgegebenen Einzelhandelsstrukturen sollten nach gutachterlicher Empfehlung um die Sortimente
Leuchten
Musikinstrumente und Musikalien
abgepasste Teppiche und Läufer
ergänzt werden, auch wenn sie gegenwärtig im Untersuchungsgebiet der Stadt Bedburg (noch) keinen zentrenprägenden Charakter
aufweisen. Als grundsätzliche Begründung wird hierfür aufgeführt,
dass vor dem Hintergrund eines rezessiven Einzelhandels im Bundesgebiet perspektivisch auch in den zentralen Versorgungsbereichen der Stadt Bedburg Flächenaufgaben nicht auszuschließen sind.
Um weiterhin möglichst viele (Quantität) und unterschiedliche
(Qualität) Angebote in diesen Standortbereichen vorhalten zu können, wird eine weitere Diversifizierung angestrebt.
Nahversorgungsrelevante Sortimente sind Waren des täglichen
Bedarfs, die wohnungsnah angeboten werden sollen. Nahversorgungsrelevante Sortimente sind aufgrund ihrer Eigenschaften nahezu immer auch als zentrenrelevant einzustufen. Jedoch kommt
diesen Sortimenten im Hinblick auf die Gewährleistung einer adäquaten wohnungsnahen Grundversorgung mit Waren des kurzfristigen Bedarfs im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge eine
besondere Aufgabe zu.
nahversorgungsrelevante
Sortimente
Als nahversorgungsrelevante Sortimente werden in Bedburg eingestuft:
Nahrungs- und Genussmittel einschließlich Reformwaren
Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel
Körperpflegemittel
Pharmazeutische Artikel (Arzneimittel)
Zeitungen und Zeitschriften
Schnittblumen und -grün.
Nicht zentrenrelevante Sortimente stellen im Gegensatz zu nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten auch an Standorten
außerhalb der Zentren keine wesentliche Gefährdung für die zentralen Versorgungsbereiche dar. Zentrenatypische Sortimente prägen
i. d. R. nicht die zentralen Standorte, weisen eine niedrige Flächenproduktivität auf und induzieren nur im geringen Umfange Kopplungskäufe. Aufgrund ihrer Größe und Beschaffenheit und dem
hiermit zu begründenden großen Platzbedarf sowie der Notwendigkeit des Transportes mit Pkw oder Kleintransporter und der hierdurch hervorgerufenen Verkehrsfrequenz werden sie aus planerischer Sicht in der Regel außerhalb der Zentren angeboten und sind
nicht zentrenrelevante Sortimente
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
61
unter Umständen an dezentralen Standorten sogar erwünscht.
Hierzu zählen in Bedburg
Bau- und Gartenmarktsortimente
Kfz-Zubehör
Sport- und Freizeitgroßgeräte, Campingartikel
Elektrogr0ßgeräte („weiße Ware“)
Möbel
Tapeten und Bodenbeläge
(ohne abgepasste Teppiche und Läufer)
Tiernahrung, Tiere und zoologischer Bedarf.
Eine ausführliche „Bedburger Liste“ findet sich im Anhang.
8.4
Anwendung der „Bedburger Liste“
Der Stadt Bedburg wird empfohlen, die vorliegende „Bedburger Liste“ durch den Rat der Stadt zu beschließen (Selbstbindung der
Stadt) und die Sortimente in die textlichen Festsetzungen bzw. Begründungen der entsprechenden Bauleitpläne zu übernehmen.
Selbstbindung der Stadt
Ein weiteres Element zur Sicherstellung einer geordneten städtebaulichen und versorgungsstrukturellen Entwicklung ist die Festlegung zentrenrelevanter Randsortimente in großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit nicht zentrenrelevantem Kernsortiment. Dem
zu beobachtenden Trend, die nicht zentrenrelevanten Kernsortimente in Einzelhandelsbetrieben an dezentralen Standorten durch
zentrentypische Warenbereiche zu ergänzen oder zu ersetzen, kann
nur durch eine exakte Festlegung der Randsortimente und eine flächenmäßige Beschränkung durch Festsetzungen in den Bebauungsplänen entgegengewirkt werden. Auch hierfür wurde der oben aufgezeigte gutachterliche Vorschlag zur Gliederung der Sortimente in
nahversorgungs-, zentren- und nicht zentrenrelevante Sortimente
erarbeitet. So darf der Anteil der zentren- und nahversorgungsrelevanten Randsortimente gemäß § 24 a LEPro des Landes NordrheinWestfalen maximal 10 % der Gesamtverkaufsfläche, nicht jedoch
mehr als 2.500 qm Verkaufsfläche eines Betriebs betragen.
Festlegung zentrenrelevanter Randsortimente
Gleiche Regelungen sind ggf. auch für andere Nutzungsarten (z. B.
Autohäuser, Handwerk) zu treffen. Unter Umständen sind vorhabenbezogene Einzelprüfungen vorzulegen, um die Vereinbarkeit mit
den Zielen der Einzelhandelsentwicklung in Bedburg zu belegen.
8.5
Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche
Durch die Novellierung des Landesentwicklungsprogramms NRW
(LEPro § 24 a) und des Baugesetzbuches (insbesondere §§ 34(3)
und 2(2)) kommt der Identifikation, Einstufung und der Abgrenzung
der zentralen Versorgungsbereiche im Stadtgebiet Bedburg eine
zentrale Rolle zu.
Bedeutung zentraler Versorgungsbereiche
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Zentrale Versorgungsbereiche von Haupt- und Nebenzentren zeichnen sich nach § 24 a LEPro NRW durch folgende Merkmale aus:
19
20
21
22
23
24
Merkmale von Haupt- und Nebenzentren
Ein vielfältiges und dichtes Angebot an öffentlichen und privaten Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen der Verwaltung, der Bildung, der Kultur, der Gesundheit, der Freizeit und
des Einzelhandels.
Eine städtebaulich integrierte Lage innerhalb eines im Regionalplan dargestellten Allgemeinen Siedlungsbereichs.
Eine gute verkehrliche Einbindung in das öffentliche Personennahverkehrsnetz.
Das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen hat
in neuen Urteilen den Begriff „zentraler Versorgungsbereich“, hier
im Sinne den §§ 2 (2) und 34 (3) BauGB konkretisiert:
62
Räumlich abgegrenzter Bereich einer Gemeinde, dem eine bestimmte Versorgungsfunktion für die Gemeinde zukommt.19
Neben Einzelhandelsbetrieben, deren Warenangebote aller Art
für die Einwohner der Gemeinde oder eines Teils des Gemeindegebiets von Bedeutung sind, sollten in aller Regel auch Dienstleistungsbetriebe verschiedener Art und gastronomische Angebote vorhanden sein.20
Der Charakter eines zentralen Versorgungsbereichs bestimmt
sich nicht nur aus den örtlichen Gegebenheiten, sondern auch
durch konkrete Planungen (aus sonstigen nicht planungsrechtlich verbindlichen raumordnerischen und städtebaulichen Konzeptionen).21
Der Begriff „Zentral“ ist funktional zu verstehen: Die Gesamtheit
der auf eine Versorgung der Bevölkerung ausgerichteten baulichen Nutzungen haben aufgrund ihrer Zuordnung und verkehrsmäßigen Erschließung die Funktion eines Zentrums. Eine
bloße Agglomeration von Einzelhandelsnutzungen reicht demnach nicht für einen „zentralen“ Versorgungsbereich aus.22
Agglomerationen von Fachmärkten, die häufig in ehemals bzw.
noch gewerblich genutzten Bereichen angesiedelt wurden, sind
in der Regel nicht als zentrale Versorgungsbereiche einzustufen.23
Einzelhandelsbetriebe in Randbereichen von zentralen Versorgungsbereichen können einbezogen werden, wenn diese ein
hohes Verknüpfungspotenzial aufweisen und über eine barrierefreie fußläufige Anbindung verfügen.24
Zentrale Versorgungsbereiche müssen nicht unbedingt den Charakter von Kerngebieten im Sinne des § 7 BauNVO haben. Sie
OVG NRW, Urteil vom 11.12.2006 - 7 A 964/05.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
OVG NRW, Urteil vom 13.06.2007 – 10 A 2439/06.
Konkretisierung des Begriffs „zentraler Versorgungsbereich“
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
63
umfassen Versorgungsbereiche unterschiedlicher Stufen: Innenstadtzentren, Nebenzentren in Stadtteilen sowie Grund- und
Nahversorgungszentren in Stadt- und Ortsteilen und Gemeinden. Je nach Stufe erfüllen die Zentren unterschiedliche Versorgungsbedarfe.25
Innenstadtzentren erreichen einen größeren Einzugsbereich, in
der Regel das gesamte Stadtgebiet und gegebenenfalls darüber
hinaus das weitere Umland. Sie bieten ein breites Spektrum von
Waren für den lang-, mittel- und kurzfristigen Bedarf. Nebenzentren erfüllen eine Teilfunktion des eigentlichen Innenstadtzentrums. Nahversorgungszentren versorgen in der Regel nur
bestimmte Stadtteile größerer Städte mit einigen tausend Einwohnern bzw. gesamte kleinere Orte mit Waren des kurz- und
mittelfristigen Bedarfs.26
Aus der Literatur lassen sich folgende weitere Hinweise zur Identifikation und Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche ableiten:
Die für die Funktion eines Zentrums relevanten Nutzungen können auch durch andere Nutzungen, insbesondere Wohnnutzung, zu einem gewissen Anteil durchmischt sein.27
Nebenzentren müssen 1.000 qm und mehr Verkaufsfläche aufweisen.28
8.6
Zentrenhierarchie
Zur Untersuchung der Zentrenstruktur der Stadt Bedburg wurden
umfangreiche handelswirtschaftliche und städtebauliche Analysen
durchgeführt. Diese geben Aufschluss über Stärke, Ausstrahlung
und Bedeutung von zentralen Versorgungsbereichen und der räumlichen Verteilung weiterer Versorgungsangebote. Darüber hinaus
wurden der (handelswirtschaftliche) Handlungsbedarf und die hieraus ggf. abzuleitende Einbeziehung von Potenzialflächen berücksichtigt. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse zur zentralörtlichen Bedeutung und der Erfüllung der aufgeführten Kriterien
aufgezeigt.
In der Stadt Bedburg prägen mit dem Hauptzentrum Bedburg und
dem Stadtteilzentrum Kaster zwei zentrale Versorgungsbereiche
unterschiedlicher Ausstattung die Versorgungsbedeutung des Mittelzentrums. Somit konzentrieren sich die einzelhandelsbezogenen
Versorgungsfunktionen in Bedburg im Wesentlichen auf zwei Zentren: Bedburg und Kaster. Diese Bipolarität äußert sich unter anderem darin, dass im Stadtteil Bedburg der Einkaufsschwerpunkt im
mittelzentralen Bedarf liegt, sich das kulturelle Angebot der Stadt
25
26
27
28
OVG NRW, Urteil vom 11.12.2006 – 7 A 964/05.
OVG NRW, Urteil vom 13.06.2007 – 10 A 2439/06; OVG NRW, Urteil vom
11.12.2006 – 7 A 964/05.
Kuschnerus, Ulrich: Der standortgerechte Einzelhandel. Mai 2007, S. 80.
ebd.
Bipolarität: Bedburg und Kaster
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
64
hier bündelt (z. B. im Schloss Bedburg) und die Erschließungsqualität in der ÖPNV-Anbindung sehr hoch ist. Im Stadtteil Kaster dominiert dagegen die Wohnfunktion. Gleichzeitig befinden sich hier das
Rathaus und diverse (Nah-)Versorgungseinrichtungen. Das Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot ist somit im Hauptzentrum
deutlich größer und vielfältiger als im Stadtteilzentrum, das im Wesentlichen Nahversorgungsfunktionen übernimmt. Es wird ein breites und tiefes Warenangebot in vielen Bedarfsbereichen vorgehalten. Dabei übernimmt das Hauptzentrum auch eine wichtige Nahversorgungsfunktion.
Das Stadtteilzentrum in Kaster übernimmt vorwiegend Versorgungsfunktionen für Kaster und benachbarte Ortsteile.
Ziel der Einzelhandelsentwicklung der Stadt Bedburg sollte es sein,
die vorliegende bipolare Zentrenstruktur unter Berücksichtigung der
gegebenen Funktionsteilung dieser Zentren zu erhalten.
Darüber hinaus ist auf weitere Einzelhandelsstandorte im Stadtgebiet zu verweisen, die ebenfalls (Nah-)Versorgungsfunktionen übernehmen, aber aufgrund der fehlenden Einzelhandelsausstattung
und/ oder der zu geringen Ausstattung mit Komplementärnutzungen in ihrem Standortumfeld, ihrer Lage und siedlungsräumlichen
Einbindung oder des fehlenden ÖPNV-Anschlusses nicht den Anforderungskriterien eines Versorgungszentrums gerecht werden. Hierzu zählen
der Fachmarktstandort Bahnstraße (u. a. real,-, Dänisches Bettenlager, MediMax)
der Fachmarktstandort Wiesenstraße (u. a. Lidl, Aldi, Fressnapf)
der Fachmarktstandort Adolf-Silverberg-Straße (u. a. mobau Erft
Bauzentrum, Plus).29
Für die o. g. sonstigen Einzelhandelsstandorte im Stadtgebiet wurde
eine detaillierte Bewertung anhand einer Bewertungsmatrix vorgenommen. Im Ergebnis dieser Bewertungen zeigt sich, dass es sich
bei diesen Standortlagen aufgrund der Struktur und Dichte der
Komplementärnutzungen, der ÖPNV-Anbindung bzw. der Lage und
siedlungsräumlichen Einbindung um keine zentralen Versorgungsbereiche handelt.
29
Da über die zentralen Versorgungsbereiche hinaus in der Stadt Bedburg weitere
Versorgungsstandorte vorliegen, die die nahversorgungsrelevante Angebotsstruktur stärken, erfolgt in Kapitel 9 die Bewertung der nahversorgungsrelevanten Ergänzungsstandorte.
weitere Einzelhandelsstandorte im
Stadtgebiet
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
8.7
Hauptzentrum Innenstadt Bedburg
8.7.1
Rahmenbedingungen der Stadt Bedburg für die räumliche
Festlegung
65
Die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs des Hauptzentrums Innenstadt der Stadt Bedburg kann nicht allein mit den tatsächlichen örtlichen Verhältnissen (z. B. Bestand, Leerstände, städtebauliche Anbindung) und der funktionalen Zusammenhänge begründet werden. Vielmehr sind auch folgende Ziele für die Innenstadtentwicklung, die der Ausschuss für Struktur und Stadtentwicklung aufbauend auf den vorläufigen Ergebnissen des Stadtentwicklungskonzeptes für die Stadt Bedburg bereits im Mai 2007 beschlossen hat, zu berücksichtigen:30
Abgrenzungskriterien
Ziele für das Stadtzentrum Bedburg
Stärkung des Einzelhandels durch nachhaltige Sicherung des
Versorgungsstandorts im zentralen Bereich von Bedburg; Ergänzung der Angebote und Stärkung des Profils
punktuelle Entwicklung und Umgestaltung der Verkehrsführung
von der oberen Lindenstraße bis zum Kölner Platz, unter Einbeziehung der sich anschließenden Bereiche Bahnübergang Lindenstraße, Gartenstraße, Schloss und Marktplatz
städtebauliche Umgestaltung verschiedener Quartiere und damit die Inszenierung und Vernetzung von Platzfolgen: Eckbereich Bahnstraße/ Lindenstraße, Eckbereich Lindenstraße/ Gartenstraße, ehemaliger toom-Markt mit Parkplatz, Ausbau des
hervorgehobenen kulturellen Bereichs Schloss mit Parkanlagen,
Marktplatz mit Fläche Krankenhaus Bedburg
Ergänzung und Anreicherung des Stadtzentrums mit dem
Schwerpunkt Kultur im Bereich von Schloss Bedburg und dem
alten Rathaus an der Friedrich-Wilhelm-Straße
Attraktivitätssteigerung der Innenstadtbereiche und damit Erhöhung der Nutzungsvielfalt des öffentlichen Raums als Erlebnisraum sowie eine Steigerung der wirtschaftlichen Funktionen
Aus dieser Beschlusslage ergab sich eine Entwicklungsreihenfolge,
die zunächst in der Erhebung und Auswertung der städtebaulichen
Strukturdaten für die Innenstadt mündete. Darauf aufbauend wurde ein städtebaulicher Rahmenplan als Grundlage für einen städtebaulichen Realisierungswettbewerb erarbeitet. Mit dem Ergebnis
des Wettbewerbs stehen nunmehr konkrete Maßnahmen an, die
geeignet sind, den schleichenden trading-down Prozess aufzuhalten
und neue Nutzungen und Qualitäten in die Innenstadt von Bedburg
zu bringen.
30
vgl. Beschluss des Ausschusses für Struktur und Stadtentwicklung der Stadt
Bedburg vom 22. Mai 2007
Entwicklungsreihenfolge
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
66
Abbildung 27 Städtebaulicher Wettbewerb Bedburg - Wettbewerbsidee
Quelle: HJP Planer 2009
Die Erschließung der Graf-Salm-Straße soll über eine neue Zufahrt
ermöglicht werden. Die neue Zufahrtsmöglichkeit von Süden über
den Kreisverkehr zum Schlossparkplatz ist leistungsfähig und erschließt die zentrale Lage in Bedburg sehr gut.
Erschließungsmaßnahmen
In diesem Zusammenhang wird der Schlossparkplatz zum neuen
Stadteingangsbereich. Hierbei soll der Schlossparkplatz Teil eines
„Rundlaufs“ zwischen Parkplatz, Schloss und Graf-Salm-Straße werden. Voraussetzung ist, das Schloss in seinem publikumswirksamen
und touristischen Profil zu stärken, Sichtbeziehungen herzustellen
und den Durchgang vom Parkplatz zur Graf-Salm-Straße als Stadteingang zu gestalten.
Rundlauf
Auch im Positionspapier Bedburg Mitte aus dem Jahr 2007 wird für
die durchgehende Einzelhandelsfunktion eine Konzentration auf
einen zentralen Bereich empfohlen. Durch die Entwicklung eines
„Rundlaufs“ und die Positionierung eines Frequenzbringers in zentraler Lage kann dieser Fokus unterstützt werden. Gastronomie auf
kleinen Platzräumen und die touristische Funktionen des Schlosses
sowie des Parks flankieren diesen konzeptionellen Ansatz.
Positionspapier Bedburg Mitte
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
67
Abbildung 28 Empfehlungen für die Bedburger Mitte
Marktplatz
Schwerpunkt
Gastronomie
Altes Rathaus
Platzräume
Nutzungsprogramm
erarbeiten
Schloss Bedburg
touristische Nutzung
sowie (Außen-)Gastronomie
Vollsortimenter
zent
rale
r Ein
kauf
sber
eich
(REWE/ EDEKA)
zentraler
Rundlauf
Platzräume
P
EingangsSituation
“Erftbrücke”
Durchgang
gestalten
Service- und
Dienstleistung
Haupterschließung
MIV
möglicher
Bezug zur Erft
Formulierung einer
Eingangssituation
neue Fuß- und
Radwege
Unterführung
Neugestaltung
Lindenstraße
Potenzialflächen
Schließung
Bahnübergang
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2007
8.7.2
Räumliche Festlegung des Hauptzentrums Bedburg
Das Wachstum an Verkaufsflächen außerhalb des Ortskerns Bedburg und die zunehmenden Leerstände innerhalb des Ortskerns
lassen erwarten, dass sich die aktuell noch genutzten Verkaufsflächen im Kernbereich weiter reduzieren werden. Die Gründe für diese
Entwicklungen sind vielschichtig gelagert und bewegen sich zwischen ökonomischen bzw. flächenspezifischen Motiven der großen
Anbieter und den sich verändernden Verhaltensmustern zu Wohn-,
Arbeits- und Versorgungsschwerpunkten seitens der Nachfrager. So
hat in der Lindenstraße bereits im Jahr 2007 ein Discounter geschlossen, der wichtige Magnetfunktionen für das Hauptzentrum
eingenommen hat. Ein weiterer größerer Leerstand ist mit der
Schließung eines großen Möbelanbieters in der Bedburger Innenstadt entstanden, ein fortwährender Rückgang des Einzelhandelsangebots ist perspektivisch zu erwarten.
Abnahme der innerstädtischen
Verkaufsfläche
Aufgrund dieser übergeordneten Entwicklungsfaktoren lässt sich
eine Umkehrung des Trends nicht allein durch gestalterische und/
Konzentration des zentralen
Einkaufsbereichs
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
68
oder organisatorische Maßnahmen im Kernbereich erreichen. Der
Prozess kann hierdurch lediglich verlangsamt werden. Insoweit ist
vorgesehen, den zentralen Einkaufsbereich perspektivisch zu konzentrieren und den Einzelhandelsfokus auf einen zentralen Kern zu
legen. Dort sollten Entwicklungsflächen für den Einzelhandel in modernen Betriebsgrößen verfügbar sein. Damit kann auf klar vorgezeichnete Entwicklungsperspektiven frühzeitig reagiert werden und
Unterbrechungen von wichtigen Lauflagen werden vermieden.
Die richtige Lage und insbesondere die Größe eines Einkaufsbereichs
sind entscheidend für die Attraktivität. Gerade in Mittelstädten wird
heute keine zu lange Einkaufszone akzeptiert. Zielsetzung sollte es
sein, eine Konzentration auf diejenigen Bereiche vorzunehmen, für
die ein durchgehender und gut frequentierter Geschäftsbesatz langfristig realistisch erwartet werden kann. Durchgehende Schaufensterfronten bzw. die Dominanz von Einzelhandelsgeschäften sorgen
für ein angenehmes Einkaufserlebnis und unterstützen somit eine
gleich bleibende Passantenfrequenz. Die Herausbildung und räumliche Konzentration eines Stadtzentrums im geographischen Mittelpunkt der Stadt, im Wesentlichen entlang der Graf-Salm-Straße
unter Einbeziehung der Lindenstraße bis zur Erftstraße, sollte in
diesem Zusammenhang erklärtes Ziel der Bedburger Stadtentwicklung sein.
Abgrenzung des Hauptzentrums
Im Hinblick auf die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten gilt es zu
beachten, dass einzelne derzeit un- oder mindergenutzte Flächen
bereits heute oder perspektivisch für eine Einzelhandelsnutzung zur
Verfügung stehen.31 Aufgrund des insgesamt begrenzten ökonomischen Entwicklungsspielraums wird empfohlen, nur die unmittelbar
an den bisher schon durch Einzelhandel geprägten Bereich gelegenen Flächen in den zentralen Versorgungsbereich einzubeziehen.
Unter der Ägide, noch vorhandene Potenziale optimal zu nutzen,
sollte die zukünftige Einzelhandelsentwicklung auf den zuletzt genannten Teilabschnitt der Graf-Salm-Straße bzw. Lindenstraße beschränkt bleiben. Das bedeutet, dass zukünftig großflächige Einzelhandelsbetriebe - also Betriebe mit mehr als 800 qm Verkaufsfläche
- mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Kernsortimenten nur
noch innerhalb dieser Abgrenzung angesiedelt werden dürfen.
Durch diese Zielsetzung der Einzelhandelsentwicklung sollen Fehlentwicklungen - wie z. B. die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben in der Wiesenstraße - in der Stadt Bedburg in Zukunft verhindert werden.
31
Eine detaillierte Bewertung der innerhalb des Hauptzentrums vorliegenden
Entwicklungsflächen erfolgt an späterer Stelle innerhalb dieses Kapitels.
Bedeutung der Abgrenzung
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
69
Abbildung 29 Räumliche Festlegung des Hauptzentrums Innenstadt Bedburg
Abgrenzung der erweiterten
Zentrenbereiche
Abgrenzung des zentralen
Versorgungsbereichs
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Es wird davon ausgegangen, dass hierdurch keine Nachteile für die
nördlich und südlich angrenzenden Abschnitte (Friedrich-WilhelmStraße, Lindenstraße) entstehen. Vielmehr ist die Ansiedlung von
großflächigen Einzelhandelsbetrieben in diesen Standortbereichen
aufgrund der kleinteiligen Flächenstruktur und Besitzverhältnissen
nicht zu erwarten. Dennoch soll versucht werden, die sich aus den
hier vorliegenden Versorgungseinrichtungen ergebene Wertigkeit
dieser Lagen durch eine Einstufung als erweiterter Zentrenbereich
darzustellen. In diesem Zusammenhang sollte nach Schließung des
Bahnübergangs eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Lindenstraße durch städtebauliche Aufwertungsmaßnahmen eingeleitet werden.
8.7.3
erweiterte Zentrenbereiche
Angebotssituation des Hauptzentrums Bedburg
Innerhalb der Stadt Bedburg übernimmt das Hauptzentrum Innenstadt wesentliche Versorgungsfunktionen. Es stellt mit einen differenzierten Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz - ergänzt um
Gastronomie - das größte zusammenhängende Versorgungszentrum der Stadt Bedburg dar. Somit kommt dem Hauptzentrum im
Vergleich zum Stadtteilzentrum Kaster und anderen Standortbereichen im Stadtgebiet die größte Versorgungsbedeutung zu
Versorgungsbedeutung
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
70
Insgesamt sind im Hauptzentrum Bedburg 33 Betriebe des Einzelhandels und Ladenhandwerks ansässig (ca. 21 % aller Betriebe der
Stadt Bedburg), die einen Umsatz von ca. 14,5 Mio. EUR pro Jahr (ca.
13 % des Gesamtumsatzes in der Stadt Bedburg) erwirtschaften und
mit ca. 4.990 qm Verkaufsfläche einen Anteil von ca. 13 % an der im
Stadtgebiet durch Einzelhandel genutzten Fläche darstellen.
Tabelle 17
Einzelhandelssituation im Hauptzentrum Bedburg
Sortimentsgruppe
nahversorgungsrelevant
zentrenrelevant
nicht zentrenrelevant
Summe
Angebotssituation
Betriebe
Betriebe
Verkaufsfläche
Verkaufsfläche
abs.
7
(in %)
21
(in qm)
780
(in %)
16
19
58
2.730
55
7
21
1.480
29
33
100
4.990
100
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Der Angebotsschwerpunkt der Betriebe im Hauptzentrum Bedburg
liegt bei den zentrenrelevanten Sortimenten, auf die ca. 58 % der
Betriebe und ca. 55 % der Verkaufsfläche im Versorgungszentrum
entfallen. Auch Betriebe mit nicht zentrenrelevantem Kernsortiment sind mit ca. 21 % Betriebsstätten- und ca. 29 % Verkaufsflächenanteil bedeutsam. Angebote des nahversorgungsrelevanten
Bedarfs hingegen sind demgegenüber etwas nachgeordnet.
Angebotsschwerpunkte
Abbildung 30 Sortimentsstruktur des Hauptzentrums Bedburg
nahversorgungsrelevant
zentrenrelevant
nicht zentrenrelevant
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Als Magnetbetriebe fungieren im Hauptzentrum Bedburg v. a. ein
größerer Textilfachmarkt (KiK) sowie weitere Fachgeschäfte und märkte aus dem Drogerie-, Bekleidungs- und Schuhsegment. Spezialisierte filialisierte oder inhabergeführte Betriebe mit mittelgroßen
Verkaufsflächen sind in weiteren Sortimenten (z. B. Drogeriewaren,
Fahrräder, Spielwaren) zu finden. Ein Magnetbetrieb des Nahrungs-
Magnetbetriebe im Hauptzentrum
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
71
und Genussmittelsektors, der eine hohe Frequenz entfalten kann, ist
im Hauptzentrum nicht verortet.
Ergänzt werden die Einzelhandelsangebote im Hauptzentrum Bedburg durch 39 Komplementärnutzungen, die - allerdings nachgeordnet - auch als Frequenzbringer für das Hauptzentrum anzusehen
sind.
Tabelle 18
Komplementärnutzungen
Komplementärnutzungen und Leerstände im Hauptzentrum
Bedburg
Anzahl der Betriebe
Sortimentsgruppe
Ausgewählte Angebote
davon EG*
gesamt
3
3
Cafés, Fast Food
20
14
Kultur, Freizeit
2
2
Friseure, Versicherungen, Banken, Reisebüros
Schloss
Bildung, Gesundheit
14
5
Gesamt
39
24
Gastronomie, Hotellerie
Dienstleistungen
*
Fachärzte, sonstige gesundheitsbezogene
Dienstleistungen
Erdgeschoss
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Im Hauptzentrum befinden sich insgesamt 57 Erdgeschossnutzungen (Einzelhandel und Komplementärnutzungen). Darüber hinaus
ist auf vier Leerstände hinzuweisen. Aus dem Verhältnis der vier
Leerstände und der insgesamt 57 in den Erdgeschossen befindlichen
Gewerbeflächen des Hauptzentrums ergibt sich eine Leerstandsquote von ca. 7 %, die deutlich unter dem Durchschnittswert vergleichbarer Einkaufsstädte liegt.32
Tabelle 19
Nutzungsstruktur im Hauptzentrum Neue Stadtmitte
Anzahl der Nutzungen
Art der Nutzung
Summe
davon EG*
Einzelhandel
33
33
Komplementärnutzungen
39
24
4
4
76
61
Leerstände
Summe
*Anm.:
Erdgeschoss
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
32
Nach Erfahrungswerten der Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH ist
bei einer Leerstandsquote von bis zu ca. 10 % von einer „normalen“ Geschäftsfluktuation auszugehen.
Leerstandsquote
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
8.7.4
72
Prüfstandorte im Hauptzentrum Bedburg
Bei der Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs wurden für
die Weiterentwicklung der Einzelhandelsstruktur der Stadt Bedburg
neben dem tatsächlichen Einzelhandelsbestand auch städtebaulichfunktional vertretbare Potenzialflächen für Erweiterungszwecke
berücksichtigt.
Hintergrund der Bewertung
Abbildung 31 Prüfstandorte im Hauptzentrum Bedburg
Prüfstandorte
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Bei der Bewertung der Eignung von Potenzialstandorten für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung im Hauptzentrum Bedburg sind
folgende Aspekte zu berücksichtigen:
Für die Stadt Bedburg konnte ein nur begrenzter Verkaufsflächenbedarf von insgesamt ca. 2.500 qm bis zum Jahr 2020 errechnet werden.33 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Empfehlungen um Prognosedaten
einer Modellrechnung handelt, die den Entwicklungsrahmen
grob abstecken und als Orientierungswerte gelten. So sind v. a.
im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente die ermittelten
33
Wie bereits angeführt, bezieht sich die Ergänzungsfläche auf die Verkaufsflächenausstattung zum Zeitpunkt der Erhebung im März 2009. Durch Betriebsaufgabe nach Abschluss der Erhebung frei gewordenen Verkaufsflächen
können somit dem errechneten Verkaufsflächenzusatzbedarf hinzugefügt werden. Andererseits sind ggf. zwischenzeitlich durch Betriebsansiedlungen bzw. vergrößerungen hinzugewonnenen Verkaufsflächen abzuziehen.
übergeordnete Prüfaspekte
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
73
Verkaufsflächenbedarfe dann auszuweiten, wenn damit eine
deutliche (jedoch mit der landesplanerisch zugewiesenen Funktion als Mittelzentrum zu vereinbarende) Stärkung der Marktbedeutung des Bedburger Einzelhandels zu erwarten ist. Über
die Prognosewerte hinausgehende Erweiterungen können jedoch ggf. stärkere Umverteilungseffekte bei ansässigen Betrieben auslösen, so dass für größere Ansiedlungsvorhaben eine
vorhabenbezogene Wirkungsanalyse heranzuziehen ist.
Auch sollte der Wiederbelegung vorhandener Leerstände mit
Einzelhandel eine größere Priorität eingeräumt werden als der
Erschließung neuer Einzelhandelsstandorte.
In Abstimmung mit der Stadt Bedburg werden nachfolgend zwei
Standorte im Hauptzentrum im Hinblick auf ihre Standorteignung
für Einzelhandelsnutzungen bewertet. Die nachfolgende qualitative
Bewertung der Prüfstandorte ersetzt jedoch keine Einzelfallprüfung
eines konkreten Ansiedlungsvorhabens.
zwei innerstädtische Prüfstandorte
Der Prüfstandort 1 ist aufgrund seiner zentralen Lage innerhalb des
Hauptzentrums aus gutachterlicher Sicht in besonderem Maße für
ein einzelhandelsbezogene Nutzungen geeignet. Diese Entwicklungsfläche sollte bis 2020 für die Einzelhandelsentwicklung in der
Neue Stadtmitte größte Priorität haben.
Bewertung der Prüfstandorte
Der Standort 2 befindet sich südlich von Planstandort 1. Aufgrund
der Standortvoraussetzungen und der städtebaulichen Zielsetzungen ist dieser Standort ebenfalls für die Ansiedlung von Einzelhandel geeignet. Alternativ besteht die Möglichkeit, hier ein Serviceund Dienstleistungszentrum anzusiedeln.
8.7.5
Stärken-Schwächen-Profil
In der Gesamtbetrachtung der Angebots- und Standortqualitäten
des Hauptzentrums Bedburg ergeben sich folgende prägenden Stärken:
+
+
+
+
Gewachsener Ortskern mit identifikationsstiftender Bebauung
breiteres und tieferes Versorgungsangebot
Potenzialflächen zur Ergänzung des Einzelhandels und weiterer
Nutzungen vorhanden
Impulse aus Umsetzung des städtebaulichen Entwicklungskonzepts
Hingegen lassen sich folgende Schwächen feststellen, deren Effekte
derzeit die Stärken zu überlagern scheinen:
-
Verkehrsbelastung
derzeit fehlender Rundlauf
räumliche Trennung von Ortskern und dem touristisch bedeutsamen Bereich
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
-
74
Leerstände und Mindernutzungen im zentralen Versorgungsbereich
langgezogene Bandstruktur mit Versorgungsangeboten
8.7.6
Handlungsempfehlungen
Für die künftige Weiterentwicklung des Einzelhandels in Bedburg
wird eine Konzentration der - v. a. großflächigen - zentrenrelevanten Sortimente auf das Hauptzentrum empfohlen, damit optimale
Verbundwirkungen entstehen und Erledigungen im Rahmen des
fußläufigen Einkaufs getätigt werden können. Auch im Hinblick auf
die Verbraucherwünsche erscheint eine solche Angebotsbündelung
sinnvoll und notwendig, damit unnötige Verkehrsvorgänge vermieden und eine größtmögliche Angebotsvielfalt in fußläufiger Erreichbarkeit innerhalb des Hauptzentrums ermöglicht wird.
Angebotskonzentration
Das bedeutet, dass die aufgezeigten möglichen Angebotsergänzungen bei den zentrenrelevanten Sortimenten im Hauptzentrum von
Bedburg realisiert werden sollten. Orientiert man sich an dem Positiv-Szenario (B), so sind folgende Entwicklungen zur Arrondierung
des Angebots innerhalb des abgegrenzten zentralen Versorgungsbereichs sinnvoll:
Angebotsergänzungen
Ansiedlung eines größeren Lebensmittelmarktes mit Magnetfunktionen für das gesamte Zentrum.
Ergänzung von Lebensmittelspezialanbietern, möglichst frischeorientiert und mit angeschlossener (Schnell-)Gastronomie
Ausweitung des Angebots im Bereich Gesundheit und Körperpflege
Umfassende Angebotsergänzungen, v. a. in den innenstadtprägenden Sortimenten Bekleidung und Schuhe
Geringfügige Ausweitung des Angebots bei Spiel und Freizeit
Größere Angebotsergänzungen bei Elektrowaren
Ausweitung des Angebots bei Hausrat/ Geschenken, Haus- und
Heimtextilien, ggf. Kunst/ Antiquitäten
Es sollte die Zielsetzung verfolgt werden, in den innerstädtischen
Schlüsselbranchen (hier: Lebensmittel, Drogerie, Textil, Schuhe,
Hausrat) nicht nur kleinteilige Betriebe anzusiedeln oder auszuweiten, sondern auch größere Betriebseinheiten mit Magnetwirkung zu
platzieren.
Es ist darauf zu verweisen, dass eine erfolgreiche Realisierung dieser
Marktchancen auch kundenorientierte und zeitgemäße Betriebskonzepte voraussetzt. Zudem sollten einzelbetriebliche Marketingaktivitäten genutzt werden, um die Marktausschöpfung zu verbessern und die Kundenanbindung zu intensivieren.
In Ergänzung des Angebotsausbaus ist eine qualitative Verbesserung der Versorgung anzustreben, um die Attraktivität des Hauptzentrums zu steigern. Nur wenn sich die bestehenden Betriebe neu
Ansiedlung von Magnetbetrieben
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
75
positionieren, wird es ihnen gelingen, an der Impulswirkung neuer
Angebote zu partizipieren.
Neben den Veränderungen im Einzelhandelsbestand sind folgende
Aufwertungsmaßnahmen zu empfehlen:
Aufwertungsmaßnahmen
Schaffung markanter Eingangssituationen für den zentralen Versorgungsbereich Hauptzentrum Bedburg; Vereinheitlichung von
Oberflächengestaltung und Möblierung, um die Geschlossenheit
der Versorgungslage zu dokumentieren
Verbesserung der fußläufigen Erlebbarkeit des gesamten Hauptzentrums
Gestaltung eines Rundlaufs und Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch kommunikationsfördernde Plätze, z. B. Ruhebereiche
und Spielmöglichkeiten für Kinder
systematische Unterstützung kleinstrukturierter Einzelhandelsbetriebe (Wirtschaftsförderung, Netzwerke)
Unterstützung von Außengastronomie, insbesondere von Betrieben mit höherwertigem außenwirksamen Erscheinungsbild (Bestuhlung, Begrünung, Markisen/ sonst. Sonnenschutz)
Aufgrund des hohen Handlungsbedarfs im öffentlichen Raum wird
die Umsetzung des städtebaulichen Handlungs-/ Entwicklungskonzepts für den zentralen Versorgungsbereich empfohlen. In Ergänzung könnte eine Werbe- oder Gestaltungssatzung auch privaten Eigentümern und Betreibern Hilfestellungen an die Hand geben.
8.8
Stadtteilzentrum Kaster
8.8.1
Übergeordnete Rahmenbedingungen
Die Gründung von (Alt-)Kaster geht in das 12. Jahrhundert zurück
und vermittelt noch heute ein geschlossenes Bild einer mittelalterlichen Stadt mit Burg, alten Giebelhäusern und einer Stadtbefestigung aus Wall, Graben, Stadttoren und Rundtürmen. Neben der
Ortschaft Alt-Kaster entstand ab 1960 der Stadtteil Kaster als
Wohnsiedlung mit einem Geschäfts- und Verwaltungszentrum für
die umliegenden Ortsteile. Der neue Stadtteil entstand im Zuge
weitgreifender Umsiedlungsmaßnahmen als Ersatz für umliegende
Ortschaften, die dem Braunkohleabbau weichen mussten.
Für Kaster haben verschiedene aktuelle und raumbedeutsame Entwicklungen, Bürgerinteressen, die entwicklungsstrategischen Ziele
der Stadt sowie die insgesamt unbefriedigende städtebauliche
Struktur im Stadtteilzentrum Kaster Anlass gegeben, einen städtebaulichen Realisierungswettbewerb auszuloben. Den Wettbewerb
„St.-Rochus-Straße Marktplatz Kaster“ konnte das Büro RAUMPLAN
aus Aachen für sich entscheiden. Im Rahmen des Wettbewerbs waren die Planer aufgefordert, Entwicklungsperspektiven für das
Stadtteilzentrum aufzuzeigen.
Historie
Städtebaulicher Realisierungswettbewerb St.-Rochus-Straße Marktplatz Kaster
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Die Ergebnisse des Wettbewerbs dienen im Sinne eines städtebaulichen Entwicklungskonzepts als Grundlage für die Bestimmung
notwendiger Maßnahmen (integriertes Handlungskonzept) im
Rahmen des Aufwertungsprozesses. Mit diesem Prozess werden
verschiedene Zielsetzungen verfolgt:
76
Wettbewerbsergebnisse
Attraktivitätssteigerung des Stadtteilzentrums und damit Erhöhung der Nutzungsvielfalt des öffentlichen Raums als Erlebnisraum sowie eine Steigerung der wirtschaftlichen Funktionen
städtebauliche Aufwertung und Umgestaltung der St.-RochusStraße im zentralen (Einkaufs-)Bereich um Marktplatz und Rathaus, Erhöhung der Aufenthaltsqualität,
Stärkung des Einzelhandels durch nachhaltige Sicherung des
Versorgungsstandorts im zentralen Bereich von Kaster, Ergänzung der Angebote und Stärkung des Profils
Erweitertes Angebot an Flächen für Dienstleistungs- und Serviceeinrichtungen zur Steigerung der Zentralität
Erschließung von Wohnbauflächen in zentraler Lage durch Ausschöpfung vorhandener Flächenpotenziale, Nutzungsoptimierung im Bereich heutiger Sport- und Freizeitanlagen am nordöstlichen Rand des Stadtteilzentrums und
Verbesserung der Verknüpfung des Stadtteilzentrums mit AltKaster.
Die städtebauliche Struktur im Ortsteilzentrum ist an der St.Rochus-Straße aktuell geprägt durch eine durchgehende Einzelhandelsnutzung auf der südlichen Straßenseite, die im Westen durch
ein Möbelhaus sowie einen Supermarkt begrenzt ist und Wohnnutzungen im Wechsel mit Einzelhandel sowie das Rathaus auf der
nördlichen Seite. Der (Straßen-) Raum ist insgesamt sehr weitläufig
gefasst, eine klassische Lauflage im Sinne einer zentralen Versorgungsfunktion (wie z. B. bei Fußgängerzonen oder verkehrsberuhigten Geschäftsstraßen in Stadtzentren) ist wegen der Barrierewirkung der Verkehrsflächen nur eingeschränkt vorhanden. Die Einzelhandelsnutzung ist im Wesentlichen auf die Nahversorgung, d. h.
den kurzfristigen Bedarf ausgelegt.
8.8.2
städtebauliche Struktur
Einzelhandelsausstattung und Nutzungsstruktur
Insgesamt 16 Einzelhandelsbetriebe sind dem Stadtteilzentrum
Kaster zugeordnet. Dies ist mit ca. zehn Prozent der Betriebe in Bedburg gleichzusetzen. Die Verkaufsfläche von ca. 4.035 qm stellt ca.
elf Prozent der Gesamtverkaufsfläche der Stadt dar. Der jährliche
Bruttoumsatz liegt bei ca. 14,3 Mio. EUR, was ca. 12 - 13 % des Gesamtumsatzes entspricht.
Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei ca. 250 qm pro Betrieb,
was für ein Stadtteilzentrum als durchschnittlich zu bewerten ist
und die tatsächliche Angebotsstruktur mit zwei großflächigen An-
Angebotssituation
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
77
bieter und einer größeren Anzahl kleinstrukturierter Einzelhandelsbetriebe widerspiegelt.
Tabelle 20
Angebotssituation im Stadtteilzentrum Kaster (Erdgeschossnutzungen)
Einzelhandelsbetriebe
16
gesamtstädtischer Betriebsanteil
10 %
Verkaufsfläche
4.035 qm
gesamtstädtischer Verkaufsflächenanteil
11 %
Umsatz
14,3 Mio. EUR
gesamtstädtischer Umsatzanteil
12 - 13 %
Komplementärnutzungen
18
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Der Angebotsschwerpunkt liegt mit mehr als der Hälfte der Gesamtverkaufsfläche im Stadtteilzentrum Kaster bei den nahversorgungsrelevanten Angeboten. Der Anteil der zentrenrelevanten Sortimente liegt bei ca. elf Prozent. Der Verkaufsflächenanteil der nicht
zentrenrelevanten Sortimente liegt bei ca. 38 %. Diese große Bedeutung der nicht zentrenrelevanten Sortimente lässt sich v. a. mit dem
hier ansässigen großflächigen Möbelanbieter (Europa Möbel Conrads) begründen.
Angebotsschwerpunkte
Abbildung 32 Sortimentsstruktur des Stadtteilzentrums Kaster
nahversorgungsrelevant
zentrenrelevant
nicht zentrenrelevant
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, 2009, Erhebungsstand März 2009
Die Frequenz im Stadtteilzentrum wird durch einen großflächigen
Lebensmittelvollsortimenter (Rewe) und einem kleineren Drogeriemarkt (Schlecker) gesichert. Kleinteilige Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe runden das Angebot ab.
Das Angebot an Komplementärnutzungen ist mit 18 Anbietern im
Vergleich zum Einzelhandelsangebot hoch. Leerstände lagen zum
Zeitpunkt der Erhebung im März 2009 nicht vor.
Magnetbetriebe
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
8.8.3
Räumliche Abgrenzung des Stadtteilzentrums Kaster
Das Stadtteilzentrum Kaster liegt im Stadtteil Kaster. Das Zentrum
erstreckt sich entlang der St.-Rochus-Straße zwischen der HarferSchloss-Allee im Westen und Barbarastraße im Osten. Die Abgrenzung orientiert sich am tatsächlich vorliegenden Handelsbesatz und
der vorliegenden Entwicklungsfläche (Rathausparkplatz).
Mit der Definition des zentralen Versorgungsbereichs in Kaster wird
das städtebauliche Ziel verfolgt, die stadtteilbezogenen Angebote
zu bündeln, um langfristig einen klar ablesbaren Ortskern und eine
erkennbare Mitte für den Stadtteil Kaster zu erhalten und zu stärken.
Abbildung 33 Räumliche Festlegung des Stadtteilzentrums Kaster
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2010,
Erhebungsstand März 2009, Kartengrundlage: Stadt Bedburg
8.8.4
Stärken-Schwächen-Profil
Die aktuelle Situation im Stadtteilzentrum Kaster ist durch folgende
prägenden Stärken gekennzeichnet:
+
+
78
ausgeprägter nahversorgungsrelevanter Besatz mit privaten
Handels- und Dienstleistungsangeboten
Rathaus als frequenzerzeugende öffentliche Einrichtung
Lage und räumliche Festlegung
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
+
+
+
Konzentration der Versorgungseinrichtungen auf fußläufig
erlebbaren Raum
Platzbereich/ Gehwegbreiten, die Außengastronomie ermöglichen
Impulse aus Umsetzung des städtebaulichen Entwicklungskonzepts
Auch für das Ortszentrum Kaster ergeben sich Schwächen, die die
Ausstrahlungskraft dieser Einkaufslage mindern:
-
hohe Verkehrsbelastung
keine identifikationsstiftende Bebauung
aktuell nur eingeschränkte Urbanität und Aufenthaltsqualität
8.8.5
Handlungsempfehlungen
Die Bestandsbewertung hat gezeigt, dass das Zentrum des Stadtteils Kaster überwiegend Nahversorgungsfunktionen übernimmt.
Das Zentrum wird aufgrund des guten Betriebstypenmixes als funktional bewertet, wenngleich eine über die Nahversorgung hinausgehende Versorgungsfunktion aufgrund der vergleichsweise geringen Einwohnerzahlen im siedlungsräumlichen Einzugsbereich Stadtteile Kaster und Königshoven mit ca. 7.600 Einwohner - der zu
erwartenden Konkurrenz mit dem Hauptzentrum und aufgrund
eingeschränkter Angebote im mittel- und langfristigen Bedarfsgüterbereich nicht zu definieren ist.
Die handelswirtschaftlichen Spielräume für eine Angebotsausweitung im Stadtgebiet Bedburg sind insgesamt gering. Die Funktionsteilung zwischen den beiden zentralen Versorgungsbereichen sieht
vor, dass sich Kaster künftig vornehmlich auf die Wahrnehmung von
Nahversorgungsaufgaben konzentriert. Daher wird empfohlen, den
Angebotsausbau v. a. im Segment der nahversorgungsrelevanten
Sortimente zu konzentrieren.
Eine moderate Angebotsarrondierung durch kleinere Handels- und
Dienstleistungsbetriebe im abgegrenzten Teilbereich im Sinne einer
Verdichtung ist auch weiterhin sinnvoll, sollte aber - um eine stärkere Fluktuation zu vermeiden - die begrenzten Kaufkraftpotenziale
im Einzugsbereich dieses Zentrums berücksichtigen. Für die Funktionsstärkung dieses zentralen Versorgungsbereichs ist zudem eine
städtebauliche Aufwertung besonders wichtig; sie dürfte auch den
Impuls für weitere Ansiedlungen geben bzw. den Bestand stärken.
Insgesamt sind folgende Einzelschritte zu empfehlen:
Erhalt und Stärkung der Versorgungsstrukturen durch Ansiedlung eines weiteren nahversorgungsrelevanten Magnetbetriebs
Aufwertung des öffentlichen Raums innerhalb des abgegrenzten
Versorgungsbereichs, um dem Anspruch an eine zentrale Versorgungslage gerecht zu werden ( Erhöhung der Urbanität und
Aufenthaltsqualität)
79
Zentrenkonzept für die Stadt Bedburg
Es sollte die Zielsetzung verfolgt werden, den abgegrenzten zentralen Versorgungsbereich so zu gestalten, dass er dem umfassenden
Anspruch an die Versorgungslage gerecht wird.
80
Ergänzende Nahversorgung
9
81
Ergänzende Nahversorgung
Unter „Nahversorgung“ wird die Versorgung der Bevölkerung mit
Gütern des täglichen Bedarfs verstanden. Zur Grund- und Nahversorgung zählen in erster Linie Einzelhandelsbetriebe mit dem Sortimentsschwerpunkt Nahrungs- und Genussmittel einschließlich der
Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks sowie mit Drogerie- und
Kosmetikwaren. Die Nahversorgung umfasst im weiteren Sinne
auch Dienstleistungen des täglichen Bedarfs wie Postdienste, Geldinstitute und Gastronomieangebote.
Nahversorgung
Die Nahversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Teilhabe. Ihre Sicherstellung gewährleistet die im Grundgesetz
geforderte „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“. Fehlen Möglichkeiten der täglichen Versorgung, ist zumeist der übrige Bestand
an Dienstleistungen und Einrichtungen gefährdet, weil Kundenfrequenzen sich verringern und die Leerstandsquote zunimmt. Diese
Abhängigkeiten nehmen mit der Größe und Leistungsfähigkeit eines Lebensmittel-SB-Betriebs als Frequenzträger zu, da der umliegend kleinteilig strukturierte ergänzende Handels- und Dienstleistungsbereich i. d. R. keine ausreichende Publikumswirkung entfaltet. Die Zentren verlieren mit dem Weggang ihres Frequenzträgers
ihre Funktion als Knotenpunkt des Handels, der Dienstleistungen,
der Wirtschaft sowie als Orte der Kommunikation (Sozialfunktion
der Nahversorgung). Das Wegbrechen von Versorgungsstrukturen
geht daher mit einem Verlust an Lebensqualität einher. Entscheidend für die Funktionsfähigkeit von Nahversorgungszentren ist eine
integrierte Lage mit städtebaulicher Qualität sowie die gute Erreichbarkeit. Nur in integrierter Lage sind Nahversorgungsangebote
auch für weniger mobile Bevölkerungsteile zu erreichen. Je nach
städtebaulicher Qualität des Standorts nimmt die Attraktivität der
Erreichbarkeit ab oder zu. Gerade ältere Bevölkerungsteile oder junge Familien sind neben der fußläufigen Erreichbarkeit insbesondere
auf eine gute Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs
angewiesen.
Für die Bewertung der Nahversorgungssituation ergeben sich folgende Kriterien:
Verkaufsflächenausstattung
Vielfalt des Angebots, unterschiedliche Betriebsformen
Erreichbarkeit
Integrierte Lage und städtebauliche Qualität
Die Bewertung konzentriert sich auf die Lebensmittelbranche, da sie
Leitfunktion für die Nahversorgungsqualität und die Funktionsfähigkeit von Nahversorgungslagen übernimmt. Zudem kann in diesem Sektor auf bundesweite Vergleichsdaten zurückgegriffen werden.
Bewertungskriterien
Ergänzende Nahversorgung
Im Hinblick auf die Zentrenhierarchie übernehmen die beiden zentralen Versorgungsbereiche der Stadt Bedburg wesentliche Nahversorgungsfunktionen. Darüber hinaus ist in der Stadt Bedburg auf
weitere Versorgungsstandorte hinzuweisen.
9.1
82
Nahversorgungsfunktionen der zentralen Versorgungsbereiche
Ergänzende Nahversorgungsstandorte in der Stadt
Bedburg
Über die zentralen Versorgungsbereiche hinaus bestehen in der
Stadt Bedburg weitere Versorgungsstandorte, die die nahversorgungsrelevante Angebotsstruktur stärken. Für die Bewertung solcher nahversorgungsrelevanten Ergänzungsstandorte sind folgende
Kriterien von Bedeutung:
Kriterien nahversorgungsrelevanter
Ergänzungsstandorte
Angebote des täglichen Bedarfs sollten vorgehalten werden: Besatz besteht aus Solitärbetrieb (Discounter, Supermarkt) oft mit
ergänzenden kleinteiligen Angeboten (z. B. Bäckerei, Metzgerei)
evtl. können einzelne wohnungsnahe Dienstleister und/ oder
gastronomische Betriebe vorhanden sein
fußläufige Erreichbarkeit ist gegeben; wünschenswert (weil perspektivisch zur Tragfähigkeit eines größeren Nahversorgungsbetriebs erforderlich) sind ca. 4.000 Einwohner im Nahbereich.34
In Bezug auf die fußläufige Erreichbarkeit wird in der Stadt Bedburg
ein 700 m-Radius als maximal zumutbare fußläufige Entfernung zu
einem Lebensmittelanbieter definiert, dies entspricht ca. 10 15 Gehminuten.35 Der tatsächliche Zeitaufwand hängt dabei auch
vom Alter, gesundheitlichen Zustand der Kunden und den tatsächlichen Wegebeziehungen ab.
fußläufige Erreichbarkeit
In der folgenden Karte wurden 700 m-Radien aller strukturprägenden Lebensmittelanbieter dargestellt, um auch die Nahversorgungsangebote unter Entfernungsaspekten bewerten zu können.
Der Karte ist zu entnehmen, dass sich alle strukturprägenden Lebensmittelanbieter in Bedburg auf den Siedlungskörper Bedburg/Kaster konzentrieren, so dass hier weite Teile des Siedlungsgebiets über einen „wohnungsnahen“ Lebensmittelanbieter verfügen. Hier überschneiden sich die Einzugsbereiche der LebensmittelSB-Betriebe, so dass dort mehr als ein Anbieter fußläufig entfernt
liegt. Da sich alle strukturprägenden Lebensmittelanbieter der Stadt
strukturprägende
Lebensmittelanbieter
34
35
Aus datentechnischen Gründen konnten die Einwohnerzahlen im Nahbereich
der strukturprägenden Lebensmittelanbieter in der Stadt Bedburg zur Bewertung der Nahversorgungsrelevanz der Anbieter nicht hinzugezogen werden.
Die zumutbare Grenze von 10 Gehminuten wird auch im Einzelhandelserlass
des Landes Nordrhein-Westfalen genannt. Legt man eine durchschnittliche
Laufgeschwindigkeit von ca. 5,5 km/ h bzw. ca. 1,5 m/ sec zu Grunde, kann in 10
Minuten eine Distanz von ca. 900 m zurückgelegt werden. Vgl. Gem. Rd. Erl. d.
Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft u. d. Ministerium
für Bauen und Wohnen: Ansieldung von Einzelhandelsgroßbetrieben; Bauleitplanung und Genehmigung von Vorhaben (Einzelhandelserlass) vom
07.05.1996, in: Ministerialblatt für das Land NRW.
Ergänzende Nahversorgung
83
Bedburg auf die Kernstadt konzentrieren, verfügen die weiter abgelegen Siedlungsbereiche, wie Kirchtroisdorf, Kleintroisdorf, Pütz,
Grottenherten, Kirchherten und Rath, über keinen adäquaten Nahversorger.
Insgesamt gibt es in der Stadt Bedburg im Stadtgebiet folgende
Versorgungsstandorte, die auf ihre Nahversorgungsbedeutung zu
überprüfen sind:
nahversorgungsrelevante Versorgungsstandorte
REAL, Bahnstraße (ASB)
Rewe, St.-Rochus-Straße (ASB)
Rewe, Neusser Straße (ASB)
Lidl, Wiesenstraße (ASB)
Aldi, Wiesenstraße (ASB)
Plus, Adolf-Silverberg-Straße (ASB).36
Die o. a. strukturprägenden Lebensmittelanbieter sind alle dem Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) zugeordnet. Hierbei erreichen vor
allem der Aldi und der Lidl in der Wiesenstraße und der Plus in der
Adolf-Silverberg-Straße nur ein sehr eingeschränktes fußläufiges
Einzugsgebiet. Insgesamt sind diese Standorte als autokundenorientierte Standorte einzustufen sind.
9.2
Exkurs: Standortentscheidungen und Tragfähigkeit von
frequenzstarken Nahversorgungsbetrieben
Die Größe der Betriebseinheiten, die im Zusammenhang mit den
gestiegenen Anforderungen an die Tragfähigkeit steht, hat sich in
den letzten Jahren sukzessive erhöht. Neue Lebensmitteldiscounter
fordern heute eine Verkaufsfläche von 800 bis 1.200 qm, 5.000 qm
Grundstücksfläche und die Lage an einer Hauptverkehrsstraße mit
umfangreichem Parkplatzangebot. Vollsortimenter werden aktuell
meist in Größenordnungen zwischen 1.200 qm und 2.500 qm Verkaufsfläche realisiert. Für diese Betriebsgrößen ist es zunehmend
schwierig geworden, adäquate Entwicklungsflächen in den gewachsenen Zentren zu finden. Dies betrifft auch mögliche Erweiterungsflächen bestehender Betriebe.
Derzeit verlaufen im nahversorgungsrelevanten Einzelhandel folgende vier Entwicklungstrends parallel:
Entwicklungstrends
Das Ernährungs- und Einkaufsverhalten der Verbraucher ist im Umbruch. Immer mehr Anbieter profilieren sich mit hochwertigem
Food-Service für den Sofortverzehr mit einer so genannten MarktGastronomie.
große Vollsortimenter
36
Vgl. Gebietsentwicklungsplan für den Regierungsbezirk Köln, Teilabschnitt Köln,
2. Auflage (Stand: 2006)
Ergänzende Nahversorgung
Abbildung 34 Nahbereiche der strukturprägenden Lebensmittelanbieter
84
Ergänzende Nahversorgung
85
Neue City-Märkte werden auf einer Verkaufsfläche von ca. 500
bis 1.000 qm etwa 8.000 Artikel anbieten, darunter ein überdurchschnittliches Angebot an Obst, Gemüse und ConvenienceProdukten. Auch Bedientheken für Fleisch, Wurst und Käse werden
wieder eingeführt. Das Unternehmen Rewe sieht in Deutschland ein
Potenzial von 400 innerstädtischen Supermärkten.
neue Konzepte für innerstädtische
Supermärkte
Es wurde eine Reihe von Ansätzen entwickelt, um in Siedlungsbereichen, in denen die Tragfähigkeit für einen Lebensmittelvollsortimenter nicht gegeben ist, die gewünschte Nahversorgung mit so
genannten Nachbarschaftsläden zu sichern. Erfolgreich sind solche
Modelle dann, wenn ein hohes Engagement der Betreiber gegeben
ist, eine Ergänzung des Nahrungsmittelangebotes durch Kooperation mit Ladenhandwerkern erfolgt und ergänzende Leistungen wie
z. B. Postagentur, Reinigungsannahme, Pflegedienst, Bankautomaten, Lotto- und Totoannahme, Dienstleistungen der Stadtverwaltung bereitgestellt werden. Funktionierende Beispiele belegen, dass
die Konzepte immer auf die jeweilige örtliche Situation zugeschnitten und angepasst werden müssen.37
Nachbarschaftsläden
Beispiele für Integrationsmärkte sind CAP-Märkte. Hierbei werden
die Märkte teilweise mit behinderten Mitarbeitern betrieben. Dennoch unterliegen sie den gleichen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten wie der klassische Supermarkt. Voraussetzung für die Realisierung eines solchen Marktes sind eine Mindesteinwohnerzahl im
Einzugsbereich, eine ausreichende Verkaufsfläche und direkt zugeordnete Parkplätze. Allerdings steht bei den Integrationsmärkten
anders als bei herkömmlichen Angebotsformen Zielsetzung der Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt und weniger
die reine Gewinnmaximierung im Vordergrund.
Integrationsmärkte
Unter sozialen Gesichtspunkten ist von Interesse, dass durch einen
Lebensmittel-SB-Betrieb der Fa. CAP bis zu 15 neue Arbeitsplätze für
Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Hierbei ist der
Grundgedanke des CAP-Konzeptes die Verbesserung der Arbeitsplatzsituation und die Erweiterung der Möglichkeiten für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, wobei durch die Eröffnung von zentrumsnahen Lebensmittelmärkten unter dem Namen
"CAP ...der Lebensmittelpunkt" eine neue Chance erschlossen wird,
geeignete Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung außerhalb
der Werkstatt zu schaffen und diese auch langfristig zu sichern.
In Ergänzung der Lebensmittel-SB-Betriebe übernehmen auch Drogeriemärkte eine wichtige Funktion für die Angebotssicherung und
Frequenz von Nahversorgungslagen. Während die Verkaufsstellen
der Fachdrogerien von 12.500 im Jahr 1975 auf etwa 3.400 im Jahre 2006 gesunken sind, ist die Anzahl der Drogeriemärkte im Zeit37
DSSW-Leitfaden, Nahversorgung als Basis der Zentrenbildung. Aktuelle Modelle,
Strategien und Konzepte gegen weg brechende Handels- und Dienstleistungsnutzungen, DSSW-Schriften 56, Berlin 2007
Drogeriemärkte
Ergänzende Nahversorgung
raum von 1980 bis 2006 von fast 1.500 auf 14.300 angestiegen.
Gleichzeitig haben sich aber auch die Anforderungen an die Flächengröße deutlich verändert. So sieht z. B. das Anforderungsprofil
der leistungsstarken Drogeriemarktkette dm 20.000 Einwohner im
Einzugsbereich, Nahversorgungszentren mit Geschäften des täglichen Bedarfs, eine Mindestgröße von ca. 300 qm ebenerdiger Verkaufsfläche zuzüglich 80 bis 100 qm Nebenfläche vor. Dagegen
wählt der Betreiber Schlecker für seine Kleinflächenkonzepte bislang Standorte ab ca. 130 qm in Orten ab ca. 2.000 Einwohnern.
86
Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung in Bedburg
10
87
Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung in Bedburg
Die Formulierung von Zielvorstellungen und strategischen Ausrichtungen für die Stadt Bedburg ist Grundlage für die weitere funktionale und räumliche Entwicklung des Einzelhandels und damit für
die Standort- und Zentrenkonzeption sowie deren Umsetzung. Dabei ist zu klären, wie sich die Stadt bezüglich ihrer Handelslandschaft entwickeln will und welche faktischen und realistischen
Handlungsspielräume zur Umsetzung dieser Ziele bestehen. Um das
neue Instrumentarium, das sich aus der Novellierung des § 24 LEPro,
dem überarbeiteten Einzelhandelserlass sowie aus dem neuen
§ 9 Abs. 2 a BauGB ergibt, erfolgreich einsetzen zu können, wurden
folgende Schritte erarbeitet:
Formulierung von Zielvorstellungen
und strategischen Ausrichtungen
Die Entwicklungsziele für die zentralen Versorgungsbereiche
wurden formuliert.
Eine räumliche Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche
der Stadt Bedburg ist nicht nur unter Einzelhandelsaspekten,
sondern auch unter Berücksichtigung der komplementären
Dienstleistungsangebote/ Infrastruktur, der städtebaulichen Situation und Zielsetzung sowie der Entwicklungspotenziale erfolgt.
Die „Bedburger Liste“ mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten, die vorrangig in den zentralen Versorgungsbereichen der Stadt Bedburg anzusiedeln sind, wurde erstellt.
Aufbauend auf diesen Arbeitsgrundlagen sollte die systematische
Umsetzung des Konzepts erfolgen. Hierzu zählen:
systematische Umsetzung des Konzepts
Weiterentwicklung der zentralen Versorgungsbereiche in handelswirtschaftlicher, nutzungsstruktureller und städtebaulicher
Hinsicht, um die gewünschte Konzentration zentren- bzw. nahversorgungsrelevanter Sortimente zu erzielen
die Bereitstellung geeigneter Flächen für Verlagerungen oder
Ansiedlungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe
der Einsatz des bauplanungsrechtlichen Instrumentariums zur
Steuerung unerwünschter Entwicklungen im Stadtgebiet
und die Beobachtung der Einzelhandelsentwicklung und Einzelhandelsplanungen im Umland sowie die Nutzung der dabei gegebenen Einflussmöglichkeiten.
Der Handlungsbedarf in den zentralen Versorgungsbereichen wurde
dargestellt. Darauf aufbauend sind im Folgenden Bereiche zu definieren, in denen Steuerungsbedarf aufgrund eines akuten Ansiedlungsdrucks oder eines perspektivischen Handlungsdrucks gegeben
ist.
Die Bebauungspläne der Standortbereiche, die als potenziell gefährdend eingestuft wurden, sollten auf ihre einzelhandelsbezogenen Entwicklungsmöglichkeiten überprüft werden. Insbesondere
Bereiche mit GE-Festsetzungen und BauNVO vor 1990 sollten mög-
Überprüfung von Bebauungsplänen
Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung in Bedburg
lichst kurzfristig im vereinfachten Verfahren auf die aktuelle BauNVO umgestellt werden.
In Gewerbegebieten sollte grundsätzlich von der Steuerungsmöglichkeit des Einzelhandels Gebrauch gemacht werden, um
auch keine bodenrechtlichen Spannungen hervorzurufen. Die
Skala der planungsrechtlichen Steuerungsmöglichkeiten reicht
vom völligen Ausschluss über die ausnahmsweise Zulässigkeit
zur Versorgung der dort Beschäftigten (Kiosk oder Tankstellenshop) bis zur Zulässigkeit räumlich und funktional untergeordneten Einzelhandels.
Festgesetzte Kerngebiete sollten dahin gehend überprüft werden, ob sie der gesteuerten Unterbringung von großflächigen
Einzelhandelsbetrieben und anderen kerngebietstypischen Nutzungen dienen sollen.
Unbeplante Innenbereiche gemäß § 34 BauGB, die einem potenziellen Ansiedlungsdruck aufgrund ihrer Lage oder wegen des bereits vorhandenen Einzelhandelsbestands unterliegen, sollten
auf planerischen Handlungsbedarf, insbesondere bei Ansiedlungsvorhaben und die Steuerungsmöglichkeiten im Rahmen des
§ 9 Abs. 2 a BauGB überprüft werden.
Zu empfehlen ist dabei der vollständige Ausschluss nahversorgungs- und zentrenrelevanter Sortimente außerhalb der zentralen
Versorgungsbereiche in den Standortlagen, die durch hohen Ansiedlungsdruck geprägt sind. Hierzu zählen Standorte an den Einfallstraßen bzw. in Nähe der Autobahnabfahrt und dezentrale Lagen
mit einer Vorprägung durch Betriebe mit nahversorgungs- und
zentrenrelevanten Sortimenten. Auch die direkt an die zentralen
Versorgungsbereiche angrenzenden Lagen sollten konsequent
überplant werden, um einer weiteren Ausdehnung der zentralen
Versorgungsbereiche vorzubeugen.
88
Zusammenfassung der Untersuchung
11
89
Zusammenfassung der Untersuchung
Als Fazit der vorliegenden Untersuchung werden nachfolgend die
vorrangigen Ergebnisse der Bestandsanalyse und die Handlungsempfehlungen zusammengefasst:
Die Stadt Bedburg, die über ein Bevölkerungspotenzial von rund
24.250 Einwohnern verfügt, wird in der landesplanerischen Hierarchie als Mittelzentrum eingestuft. Die verkehrliche Erreichbarkeit mit dem MIV und dem ÖPNV lassen sich als gut bezeichnen.
Durch eine positive Einwohnerentwicklung in den letzten zehn
Jahren haben in diesem Zeitraum günstige Rahmenbedingungen
für die Weiterentwicklung der Einkaufsstadt vorgelegen. Aufgrund einer prognostizierten rückläufigen Einwohnerentwicklung sind diesbezüglich keine positiven Effekte für den Einzelhandelsstandort Bedburg zu erwarten.
Übergeordnete Rahmenbedingungen
Die Einzelhandelsposition der Stadt Bedburg in der Region wird
durch ihre Lage in einer Ballungsrandzone geprägt. Begründet
durch ihrer Lagebeziehungen, Größen und Ausstattungen sind
die Einkaufsstädte Köln und Bergheim als Hauptwettbewerbsstädte einzuschätzen, so dass das potenzielle Kerneinzugsgebiet
des Bedburger Einzelhandels insgesamt begrenzt ist.
regionale Wettbewerbssituation
Die Einzelhandelsausstattung der Stadt Bedburg umfasst aktuell
insgesamt 154 Betriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca.
37.490 qm und einer Bruttoumsatzleistung von ca. 113,8 Mio. EUR
(im Jahr 2008). Das größte flächenbezogene Angebot in der Stadt
Bedburg erstreckt sich auf die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel. Der großflächige Einzelhandel nimmt mit einem Flächenanteil von ca. 50 % im interkommunalen Vergleich in Bedburg eine durchschnittliche Bedeutung ein.
Einzelhandelsausstattung der Stadt
Bedburg
Die Verkaufsflächenausstattung der Stadt Bedburg liegt einwohnerbezogen deutlich unter dem Durchschnitt der herangezogenen Vergleichsstädte. Differenziert nach Branchen ergibt sich im
Hinblick auf die Verkaufsflächenausstattung ein heterogenes
Bild. Während in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Blumen/ Zoobedarf eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung vorliegt, ist in den Warengruppen Bekleidung/ Schuhe/ Schmuck, Sport/ Freizeit/ Spiel, Elektrowaren,
Möbel/ Einrichtung und Bau- und Heimwerkerbedarf die Verkaufsflächenausstattung als unterdurchschnittlich zu bewerten.
Die Warengruppen Gesundheit, Körperpflege und Bücher,
Schreibwaren, Büro weisen in der Stadt Bedburg im Vergleich zu
den Kommunen mit 20.001 bis 30.000 Einwohnern eine durchschnittliche Verkaufsflächenausstattung auf.
Verkaufsflächenausstattung im
Vergleich
Die Versorgungsfunktionen des Mittelzentrums Bedburg beziehen sich auf das Stadtgebiet von Bedburg. Dieses Einzugsgebiet
des Bedburger Einzelhandels umfasst derzeit insgesamt rund
Einzugsbereich, Kaufkraftpotenzial
und Zentralität
Zusammenfassung der Untersuchung
90
24.250 Einwohner. Diese Einwohner verfügen über ein einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial von insgesamt ca. 130,7
Mio. EUR. Eine Gesamtzentralität von rund 87, die sich aus dem
Verhältnis von Umsatz zur Kaufkraft errechnet, ist für ein Mittelzentrum wie Bedburg mit seiner spezifischen Lage im Spannungsfeld der Oberzentren Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach sowie leistungsfähigen Mittelzentren (v. a. Bergheim) als
gut zu bewerten.
Von dem einzelhandelsrelevanten Kaufkraftpotential in der Stadt
Bedburg (ca. 130,7 Mio. EUR) werden durch den ansässigen Einzelhandel aktuell ca. 71 % gebunden. Mit auswärtigen Kunden
wird ein Umsatzanteil von ca. 19 % erzielt. Der Kaufkraftabfluss
aus der Stadt Bedburg bewegt sich im gesamten Einzelhandel in
einer Größenordnung von ca. 38,0 Mio. EUR (ca. 29 % der in Bedburg vorliegenden Kaufkraft).
Kaufkraftbewegungen in Bedburg
Die derzeitige Einzelhandelsausstattung und Einzelhandelsstruktur lässt bis zum Jahr 2020 einen Entwicklungskorridor von ca.
2.500 qm zusätzlicher Verkaufsfläche zu, der insbesondere zur
Diversifizierung der Einzelhandelsangebote und zur Ansiedlung
von Betrieben in den integrierten Versorgungszentren - hier vor
allem im Hauptzentrum Bedburg - genutzt werden sollte. Ziel zusätzlicher Einzelhandelsansiedlungen sollten Angebotsergänzungen in Sortimentsbereichen mit Defiziten, die Ergänzung bislang nicht vertretener Betriebstypen und die Ansiedlung von
Magnetbetrieben sein.
Verkaufsflächenzusatzbedarf bis
2020
Im Rahmen des Zentrenkonzepts konnten mit dem Hauptzentrum Bedburg und dem Stadtteilzentrum Kaster zwei zentrale
Versorgungsbereiche unterschiedlicher Ausprägung abgegrenzt
werden. Neben den zentralen Versorgungsbereichen liegen Fachmarktstandorte (Bahnstraße, Wiesenstraße, Adolf-SilverbergStraße) mit ebenfalls größerer Versorgungsbedeutung vor.
Zentrenkonzept
Die räumliche Abgrenzung des Hauptzentrums berücksichtigt die
neben den tatsächlichen örtlichen Verhältnissen (z. B. Bestand,
Leerstände, städtebauliche, Anbindung) und der funktionalen
Zusammenhänge auch die Ziele für die Innenstadtentwicklung,
die der Ausschuss für Struktur und Stadtentwicklung aufbauend
auf den vorläufigen Ergebnissen des Stadtentwicklungskonzeptes für die Stadt Bedburg bereits im Mai 2007 beschlossen hat.
Insoweit ist vorgesehen, den zentralen Einkaufsbereich zu konzentrieren. Das Hauptzentrum Bedburg stellt mit einem Anteil
von ca. 21 % der Betriebe, ca. 13 % der gesamtstädtischen Verkaufsfläche und ca. 13 % des Gesamtumsatzes den mittelzentral
bedeutsamen Angebotsschwerpunkt der Einkaufsstadt dar. Ergänzt werden die Einzelhandelsangebote im Ortzentrum Bedburg durch eine Vielzahl von Komplementärnutzungen, die auch
als Frequenzbringer für das Hauptzentrum fungieren. Die Leer-
Hauptzentrum Bedburg
Zusammenfassung der Untersuchung
91
standsquote liegt mit ca. 7 % unter dem Durchschnittswert vergleichbarer Einkaufsstädte. Ziele für die zukünftige Entwicklung
des Stadtzentrums sollten die Sicherung und Stärkung der Versorgungsfunktion als Hauptzentrum mit gesamtstädtischer und
regionaler Bedeutung und die Konzentration der Versorgungseinrichtungen auf einen fußläufig erlebbaren Bereich sein. Dem
Erhalt und der Weiterentwicklung des Hauptzentrums als Einkaufsschwerpunkt der Gesamtstadt ist eine Schlüsselrolle für die
künftige Positionierung des Mittelzentrums im regionalen Wettbewerb beizumessen. Zur Stabilisierung und Stärkung des
Hauptzentrums sollten vor allem weitere großflächige Magnetbetriebe angesiedelt werden, um der Gefahr eines Frequenz- und
Substanzverlustes entgegenwirken zu können.
Im Stadtteilzentrum Kaster existiert ein großflächiger Lebensmittel-SB-Betrieb. Weitere Einzelhandelsnutzungen, Gastronomie
und publikumsorientierte Dienstleistungen ergänzen das Versorgungsangebot. Dem Stadtteilzentrum, das im Wesentlichen die
Funktion eines Nahversorgungszentrums übernimmt, kommt im
Vergleich zum Hauptzentrum eine nachgeordnete versorgungsstrukturelle Bedeutung zu. So versorgt das Stadtteilzentrum
Kaster primär den umliegenden Wohnsiedlungsbereich. Handlungsbedarf ergibt sich in Bezug auf den Erhalt der nahversorgungsrelevanten Magnetbetriebe und eine moderate Angebotsarrondierung (v. a. periodischen Bedarf).
Stadtteilzentrum Kaster
In weiten Teilen des Siedlungsgebiets ist innerhalb eines 700 mRadius (maximal zumutbare fußläufige Entfernung zu einem Lebensmittelanbieter, was ca. 10 - 15 Gehminuten entspricht) ein
wohnungsnaher Lebensmittelanbieter ansässig. Ziel der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung der Stadt Bedburg sollte eine
räumliche Verteilung der Standorte des Lebensmitteleinzelhandels entsprechend der zu versorgenden Bevölkerung sein.
Nahversorgungskonzept
Für die räumliche Steuerung der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung wurden folgende Zielsetzungen für die Stadt Bedburg
formuliert:
Ziele der Einzelhandelsentwicklung
Erhalt und Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktionen
Stärkung und Entwicklung des Hauptzentrums Bedburg
Stabilisierung und Sicherung des Stadtteilzentrums Kaster
Konzentration der zentren- und nahversorgungsrelevanten
Einzelhandelsentwicklung auf die zentralen Versorgungsbereiche
Sicherung einer fußläufig erreichbaren Nahversorgung, auch
durch Stärkung in den Wohnquartieren
Konzentration des großflächigen Einzelhandels mit nicht
zentrenrelevanten Sortimenten auf ausgewählte Sonderstandorte
Zusammenfassung der Untersuchung
Zur Sicherung und Stärkung der städtebaulich integrierten Versorgungszentren ist eine konsequente bauleitplanerische Steuerung der Einzelhandelsentwicklung, insbesondere in Bezug auf
die Standorte von Einzelhandelsbetrieben mit nahversorgungsund zentrenrelevanten Sortimenten erforderlich. So kommt der
Reglementierung nah- und zentrenversorgungsrelevanter Sortimente an Standorten außerhalb der abgegrenzten städtebaulich
integrierten Versorgungsbereiche in Anbetracht der verschärften
gesetzlichen Vorschriften des Baugesetzbuches und des novellierten Landesplanungsgesetzes (LEPro § 24 a, Einzelhandelserlass) eine Schlüsselrolle für eine städtebaulich ausgerichtete Einzelhandels- und Standortentwicklung zu. Der Stadt Bedburg wird
daher empfohlen, die Zentrenhierarchie, die Abgrenzung der
zentralen Versorgungsbereiche und die „Bedburger Liste“ durch
den Rat der Stadt zu beschließen (Selbstbindung der Stadt).
92
bauleitplanerische Steuerung der
Einzelhandelsentwicklung
ANHANG
ANHANG
93
„Bedburger Liste“
94
„Bedburger Liste“
Nahversorgungsrelevante Sortimente
Nr. nach
Sortiment
WZ* 2008
Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
Nahrungs- und Genussmittel
47.11.1
Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken u. Tabakwaren ohne ausgeprägten Schwerpunkt
47.2.0
Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken u. Tabakwaren
Gesundheit, Körperpflege
47.75.0
Einzelhandel mit kosmetischen Erzeugnissen und Körperpflegemitteln
47.78.9
sonstiger Einzelhandel anderweitig nicht genannt
(hier nur Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Bürstenwaren und Kerzen)
Blumen
47.73.0
Apotheken
47.76.1
Einzelhandel mit Blumen, Pflanzen, Sämereien und Düngemitteln (hier nur Blumen)
Zeitungen, Zeitschriften
47.62.1
Einzelhandel mit Zeitschriften und Zeitungen
Zentrenrelevante Sortimente
Nr. nach WZ
Sortiment
2008
Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
Bücher
47.61.0
Einzelhandel mit Büchern
47.79.2
Antiquariate
Papier-, Büro-, Schreibwaren, Büroartikel 47.62.2
Einzelhandel mit Schreib- und Papierwaren, Schul- und
sowie Künstler- und Bastelbedarf
Büroartikeln
47.78.9
sonstiger Facheinzelhandel, anderweitig nicht genannt
(hier nur Einzelhandel mit Organisationsmitteln für Bürozwecke)
Sanitätswaren/ orthopädische Artikel
47.74.0
Einzelhandel mit medizinischen und orthopädischen Artikeln
Optik, (Hörgeräte-) Akustik
47.78.1
Augenoptiker (hier zzgl. Akustiker)
Uhren/Schmuck
47.77.0
Einzelhandel mit Uhren und Schmuck
Sportartikel (ohne Sportgroßgeräte)
47.64.2
Einzelhandel mit Sport- u. Campingartikeln ohne Campingmöbel (hier ohne Campingartikel u. Sportgroßgeräte)
Bekleidung (inkl. Sport-, Arbeitsschutz-
47.71.0
Einzelhandel mit Bekleidung (inkl. Babybekleidung)
47.72.1
Einzelhandel mit Schuhen
47.72.2
Einzelhandel mit Lederwaren und Reisegepäck
und Berufsbekleidung)
Schuhe (inkl. Sportschuhe), Lederwaren
„Bedburger Liste“
95
Zentrenrelevante Sortimente
Nr. nach WZ
Sortiment
2008
Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
sonst. Bekleidung, Kurzwaren, Schneide- 47.79.9
Einzelhandel mit sonstigen Gebrauchtwaren
reibedarf, Handarbeiten
(hier nur Bekleidung)
47.51.0
Einzelhandel mit Textilien
(hier nur Kurzwaren, Schneiderei- u. Handarbeitsbedarf,
Meterware für Bekleidung)
Freizeit, Spielwaren
47.65.0
Einzelhandel mit Spielwaren
47.78.9
sonstiger Facheinzelhandel anderweitig nicht genannt
(hier nur Einzelhandel mit Handelswaffen u. Munition)
47.64.2
Einzelhandel mit Sport- u. Campingartikeln ohne Campingmöbel (hier nur Anglerbedarf)
47.78.3
Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstgewerblichen Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen u. Geschenkartikeln
(hier nur Briefmarken u. Münzen)
Elektrokleingeräte
47.59.3
Einzelhandel mit Musikinstrumenten und Musikalien
47.54.0
Einzelhandel mit elektrischen Haushaltsgeräten
(hier nur Elektrokleingeräte)
Unterhaltungselektronik, Musik, Video
Leuchten, Lampen
47.43.0
Einzelhandel mit Geräten der Unterhaltungselektronik
47.63.0
Einzelhandel mit bespielten Ton- und Bildträgern
47.59.9
Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen anderweitig
nicht genannt (hier nur Leuchten, Lampen)
Computer und Zubehör
47.41.0
Einzelhandel mit Datenverarbeitungsgeräten, peripheren
Geräten und Software
Foto
47.78.2
Einzelhandel mit Foto- u. optischen Erzeugnissen
(hier ohne Augenoptiker)
Telekommunikationsartikel
47.42.0
Einzelhandel mit Telekommunikationsgeräten
Sportartikel
47.64.1
Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen u. -zubehör
Haushaltswaren
47.59.9
Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen anderweitig
(inkl. GPK, Geschenkartikel)
nicht genannt
(hier ohne Einzelhandel mit Bedarfsartikeln für den Garten, Möbeln u. Grillgeräten für Garten u. Camping, Kohle-,
Gas- u. Ölöfen)
47.59.2
Einzelhandel mit keramischen Erzeugnissen u. Glaswaren
47.78.3
Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstgewerbl. Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen u. Geschenkartikeln
(hier nur Geschenkartikel)
„Bedburger Liste“
96
Zentrenrelevante Sortimente
Nr. nach
Sortiment
WZ 2008
Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
Haus-/ Bett-/ Tischwäsche
47.51.0
Einzelhandel mit Textilien (hier nur Haus-/ Bett-/ Tischwäsche)
Heimtextilien/ Gardinen, abge-
47.53.0
Einzelhandel mit Vorhängen, Teppichen, Fußbodenbelägen und
passte Teppiche und Läufer
Tapeten
47.51.0
Einzelhandel mit Textilien (hier nur Möbel- und Dekorationsstoffe
u. Ä.)
Wohneinrichtungsbedarf, Kunst,
47.78.3
Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstgewerblichen
Antiquitäten
Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen und Geschenkartikeln
(ohne Möbel)
(hier nur Kunstgegenstände, Bilder, kunstgewerbliche Erzeugnisse)
47.59.9
Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen anderweitig nicht genannt (hier nur Holz-, Kork-, Flecht- oder Korbwaren)
47.79.1
Einzelhandel mit Antiquitäten und antiken Teppichen
(hier nur Antiquitäten)
Nicht zentrenrelevante Sortimente
Nr. nach
Sortiment
WZ 2008 Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
Bau- und Gartenmarktsortimente
47.52.1
Einzelhandel mit Metall- und Kunststoffwaren anderweitig nicht
genannt
47.52.3
Einzelhandel mit Anstrichmitteln, Bau- und Heimwerkerbedarf
47.53.0
Einzelhandel mit Vorhängen, Teppichen, Fußbodenbelägen und
Tapeten (hier nur Fußbodenbeläge und Tapeten)
47.59.9
Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen anderweitig nicht genannt (hier nur: Einzelhandel mit Bedarfsartikeln für den Garten,
Möbeln u. Grillgeräten für Garten u. Camping, Kohle-, Gas- u. Ölöfen
47.76.1
Einzelhandel mit Blumen, Pflanzen, Sämereien und Düngemitteln
(hier nur Pflanzen, Sämereien und Düngemitteln)
Kfz und Kraftradzubehör
45.32.0
Einzelhandel mit Kraftwagenteilen und -zubehör
45.40.0
Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör (hier nur Einzelhandel mit Kraftradteilen und -zubehör)
Sport- und Freizeitgroßgeräte,
47.64.2
Campingartikel
Elektrogroßgeräte
Einzelhandel mit Sport- u. Campingartikeln ohne Campingmöbel
(hier nur Sport- u. Campinggroßgeräte ohne kleinteilige Sportartikel)
47.54.0
Einzelhandel mit elektrischen Haushaltsgeräten (hier nur Elektrogroßgeräte)
Zoologischer Bedarf
47.76.2
Einzelhandel mit zoologischem Bedarf u. lebenden Tieren (inkl. Tiernahrung)
„Bedburger Liste“
97
Nicht zentrenrelevante Sortimente
Nr. nach
Sortiment
WZ 2008 Bezeichnung nach WZ 2008 (Anmerkung)
Möbel
47.59.1
Einzelhandel mit Wohnmöbeln (inklusive Büro- und Babymöbel,
Kinderwagen)
47.59.9
Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen anderweitig nicht genannt (hier nur Garten- u. Campingmöbel)
47.79.9
Einzelhandel mit sonstigen Gebrauchtwaren (hier nur Möbel)
47.79.1
Einzelhandel mit Antiquitäten und antiken Teppichen (hier nur Möbel)
47.51.0
Einzelhandel mit Textilien (hier nur Matratzen und Bettwaren wie
z. B. Oberbetten und Kopfkissen)
*Anm.:
Klassifikation der Wirtschaftszweige, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Dezember 2008
Anm.:
Unterstrichene Sortimentsgruppen sind zentrenrelevante Leitsortimente
gemäß LEPro NRW Anlage zu §24 a
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2010 auf Basis
der Einzelhandelsbestandserhebung im März 2009
Erhebungsbogen der Einzelhandelserhebung in der Stadt Bedburg
Erhebungsbogen der Einzelhandelserhebung in der Stadt Bedburg
98
Fragebogen Bürgerbefragung zum Einkaufsverhalten
Fragebogen Bürgerbefragung zum Einkaufsverhalten
99
Fragebogen Bürgerbefragung zum Einkaufsverhalten
100
Fragebogen Bürgerbefragung zum Einkaufsverhalten
101
Fragebogen Bürgerbefragung zum Einkaufsverhalten
102
Glossar
Glossar
Betriebsform / -typ
Betriebsformen/-typen des Einzelhandels werden im institutionellen Sinne mit Bezug auf die von ihnen eingesetzten absatzpolitischen Instrumente (z. B. Bedienungsform), Branche, Fläche und
Standort definiert. So gibt es deutliche Ähnlichkeiten der Betriebe
innerhalb einer Betriebsform, während sich Betriebsformen in einem oder mehreren Merkmalen stark voneinander unterscheiden.
Durch eine Dynamik in den Betriebsformen entstehen neue Betriebsformen während alte ausscheiden. Zu den Betriebsformen im
Einzelhandel zählen z. B. das Fachgeschäft, das Spezialgeschäft, der
Fachmarkt, das Warenhaus, das Kaufhaus, der Discounter, der Supermarkt, der Verbrauchermarkt und das SB-Warenhaus.
Einkaufslagen
Einkaufslagen werden u. a. nach folgenden Kriterien abgegrenzt:
Passantenfrequenz
Besatzdichte
Attraktivität des Besatzes
Branchen- und Betriebstypenmix
Ladenleerstandsquote, nichtadäquate Nutzungen u. Ä.
Einzelhandel
Im funktionalen Sinne liegt Einzelhandel vor, wenn Marktteilnehmer Güter, die sie i. d. R. nicht selbst be- oder verarbeiten von anderen Marktteilnehmern beschaffen und an private Haushalte absetzen.
Im institutionellen Sinne umfasst der Einzelhandel jene Institutionen, deren wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend dem Einzelhandel im funktionellen Sinne zuzurechnen sind.
Ein Betrieb wird dem Einzelhandel zugerechnet, wenn die Wertschöpfung der Einzelhandelstätigkeit größer ist als aus sonstigen
Tätigkeiten.
Fachgeschäft
Das Fachgeschäft ist ein Einzelhandelsbetrieb, der ein branchenspezifisches oder bedarfsspezifisches Sortiment in großer Auswahl und
in unterschiedlichen Qualitäten und Preislagen anbietet. Entscheidender Unterschied zu Fachmärkten sind die hier angebotenen ergänzenden Serviceleistungen (z. B. Kundendienst). Die Verkaufsfläche liegt i. d. R. deutlich unter 800 qm.
103
Glossar
Fachmarkt
Der Fachmarkt ist ein meist großflächiger und im allgemeinen ebenerdiger Einzelhandelsbetrieb, der ein breites und tiefes Sortimentsangebot aus einem Warenbereich (z. B. Bekleidungsfachmarkt, Elektrofachmarkt), einem Bedarfsbereich (z. B. Sportfachmarkt, Baufachmarkt) oder einem Zielgruppenbereich (z. B. Möbelund Haushaltswarenfachmarkt für designorientierte Kunden) in
übersichtlicher Warenpräsentation bei tendenziell niedrigen bis
mittlerem Preisniveau anbietet. Die Standorte sind meist autokundenorientiert, davon einige Sortimente innenstadtnah (Drogeriewaren), andere isoliert in gewachsenen oder geplanten Zentren. Die
Größenordnung variiert je nach Fachmarkttyp (z. B. Drogeriefachmärkte ca. 800 qm, Elektrofachmärkte 1.500 bis 4.000 qm, Möbelmarkt bis zu 50.000 qm).
Filialunternehmen
Ein Filialunternehmen (Filialbetrieb) verfügt über (mindestens fünf)
unter einheitlicher Leitung stehenden Verkaufsfilialen an unterschiedlichen Standorten. Bei 10 und mehr Filialen gilt das Unternehmen als Großbetriebsform des Einzelhandels.
Großflächigkeit von Einzelhandelsbetrieben
Der Begriff der Großflächigkeit von Einzelhandelsbetrieben orientiert sich am § 11 Abs. 3, Satz 3, BauNVO 1990. Bei einer Geschossfläche von mehr als 1.200 qm werden in der hierin enthaltenen Vermutungsregel Auswirkungen auf die Verwirklichung der Ziele der
Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung unterstellt. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 24. November 2005 ist die Großflächigkeit
eines Handelsbetriebes über 800 qm Verkaufsfläche gegeben.
Kaufhaus
Ein Kaufhaus ist ein größerer Einzelhandelsbetrieb, der überwiegend im Wege der Bedienung Waren aus zwei oder mehr Branchen,
davon wenigstens eine Branche in tiefer Gliederung, anbietet. Am
stärksten verbreitet sind Kaufhäuser mit Textilien, Bekleidung und
verwandten Bedarfseinrichtungen. Im Vergleich zum Warenhaus
erfolgt eine stärkere Konzentration auf ausgewählte Warengruppen, wobei ein größeres Lebensmittelangebot i. d. R. nicht vorhanden ist. Die Verkaufsfläche liegt bei mehr als 1.000 qm.
Kaufkraft
Die Geldmenge, die den privaten Haushalten innerhalb eines bestimmten Zeitraums zur Verfügung steht. Errechnet wird die Kaufkraft aus den Nettoeinnahmen zuzüglich der Entnahmen aus Ersparnissen und aufgenommenen Krediten abzüglich der Bildung
von Ersparnissen und der Tilgung von Schulden.
104
Glossar
Kaufkraftbindung
Der Teil der Kaufkraft einer Region, der in dieser Region im hier ansässigen Einzelhandel ausgegeben wird. Ein Kaufkraftzufluss liegt
vor, wenn Kaufkraftanteile von außerhalb der Region zufließen; ein
Kaufkraftabfluss liegt vor, wenn ein Teil der regionalen Kaufkraft
außerhalb ausgegeben wird.
Kaufkraftkennziffer
Die Kaufkraftkennziffer stellt das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial einer Kommune im Vergleich zum Bundesdurchschnitt
dar. Übersteigt die örtliche Kaufkraftkennziffer den Bundesdurchschnitt von 100, verfügt die Kommune über ein um den entsprechenden Prozentsatz höheres Kaufkraftniveau und umgekehrt.
Ladenhandel
Der Ladenhandel umfasst alle Ladengeschäfte des institutionellen
Einzelhandels ohne Berücksichtigung der Branchen „Kraftstoffe,
Fahrzeuge und Brennstoffe“; hinzu kommen Geschäfte des Ladenhandwerks wie Bäcker, Fleischer, Optiker/Akustiker (hier nur die
reine Verkaufsfläche ohne Café oder Werkstatt) und Apotheken und
Sanitätshäuser/Orthopädietechnik, Tankstellenshops, Kioske und
Hofläden.
Lebensmitteldiscounter
Lebensmitteldiscounter bieten ein spezialisiertes, auf raschen Umschlag ausgerichtetes Sortiment zu niedrigen Preisen an. Bei hoher
Werbeintensität ähnelt die Angebotsstrategie einer permanenten
Sonderangebotsstrategie. Weitere Merkmale sind Selbstbedienung,
funktionale Ladenausstattung und aggressive Marketingstrategien.
Die Verkaufsfläche liegt pro Betrieb in der Regel bei 500-800 qm mit
steigender Tendenz. Der Umsatzanteil mit Nonfood-Artikeln liegt
zwischen 10 und 15 %.
SB-Warenhaus
Das SB-Warenhaus ist ein großflächiger und meist ebenerdiger Einzelhandelsbetrieb. Das Sortiment ist umfassend und bietet im Bereich des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarf bis zu 100.000 Artikel an. Der Umsatzschwerpunkt liegt mit mindestens 50 % im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel. Der Nonfood-Anteil beim
Umatz liegt bei ca. 35-50 %, bei der Verkaufsfläche bei ca. 60-75 %.
Das SB-Warenhaus bietet seine Waren ganz oder überwiegend in
Selbstbedienung ohne kostenintensiven Kundendienst mit hoher
Werbeaktivität in Sonderangebotspreispolitik an. Der Standort ist
grundsätzlich autokundenorientiert, entweder isoliert oder in ge-
105
Glossar
wachsenen und geplanten Zentren. Die Verkaufsfläche liegt nach
der amtlichen Statistik bei mindestens 3.000 qm.38
Supermarkt
Der Supermarkt ist ein Einzelhandelsbetrieb, der auf einer Verkaufsfläche von mindestens 400 qm Nahrungs- und Genussmittel einschließlich Frischwaren (z. B. Obst, Gemüse, Südfrüchte, Fleisch) und
ergänzend Waren des täglichen und des kurzfristigen Bedarfs anderer Branchen vorwiegend in Selbstbedienung anbietet. Nach der
amtlichen Statistik hat der Supermarkt höchstens eine Verkaufsfläche von 1.000 qm, wobei hinsichtlich der Verkaufsflächenobergrenze in der Handelsfachliteratur divergierende Auffassungen erkennbar sind.39
Trading-Down
Beim Trading-Down handelt es sich um Maßnahmen, durch die sich
ein Handelsbetrieb geänderten Präferenzen der Konsumenten (z. B.
aufgrund eines konjunkturellen Nachfragerückgangs) anpassen
kann. Zu den Maßnahmen zählen u. a. Senkung des Qualitäts- und
Preisniveaus, Reduzierung der Auswahl und Dienstleistungen, Verminderung der Mitarbeiterzahl als Voraussetzung für niedrigere
Kosten und möglicherweise eine niedrigere Handelsspanne.
Weiterhin ist der Begriff im Zusammenhang mit der Beschreibung
der Entwicklung von Einkaufslagen zu gebrauchen. Hier bezeichnet
Trading-Down den Trend zum Ersatz hoch- bzw. höherwertiger und
durch niedrigpreisige Anbieter. Damit verbunden ist die Verflachung
des Angebots, der Warenpräsentation, des Qualifikationsniveaus
der Beschäftigten und der Außenwirkung im Hinblick auf die Werbung.
Verbrauchermarkt
Der Verbrauchermarkt ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb,
der ein breites und tiefes Sortiment an Nahrungs- und Genussmitteln und an Ge- und Verbrauchsgütern des kurz- und mittelfristigen
Bedarfs überwiegend in Selbstbedienung anbietet; häufig wird
entweder auf eine Dauerniedrigpreispolitik oder auf eine Sonderangebotspolitik abgestellt. Die Verkaufsfläche liegt nach der amtlichen
Statistik bei mindestens 1.000 qm.40 Der Standort ist in der Regel
autokundenorientiert, entweder in Alleinlage oder innerhalb von
Einzelhandelszentren.
38
39
40
Laut Definition des EHI, Handel aktuell 2008/09, liegt die Verkaufsfläche eines
SB-Warenhauses bei mindestens 5.000 qm.
Laut Definition des EHI, Handel aktuell 2008/09, liegt die Verkaufsflächenobergrenze eines Supermarktes bei mindestens 1.500 qm.
Laut Definition des EHI, Handel aktuell 2008/09, liegt die Verkaufsfläche eines
Verbrauchermarktes bei mindestens 1.500 qm.
106
Glossar
Verkaufsfläche
Das Bundesverwaltungsgericht hat den Begriff Verkaufsfläche für
diejenigen Fälle präzisiert, in denen in der verbindlichen Bauleitplanung keine Begriffsbestimmung erfolgte. Nach dem Urteil des
BVerwG (4 C 10.04 vom 24. November 2005) umfasst die Verkaufsfläche die Fläche, auf der die Verkäufe abgewickelt werden und die
vom Kunden zu diesem Zwecke betreten werden darf. Zusätzlich zu
der durch die Kunden zu betretenden reinen Flächen umfasst die
Verkaufsfläche die Flächen für Warenpräsentation, die vom Kunden
zwar aus betrieblichen und hygienischen Gründen nicht betreten
werden dürfen, in denen aber die Ware für ihn sichtbar ausliegt
(z. B. Thekenbereiche). Zudem sind der Kassenvorraum mit „Packund Entsorgungszone“ und der Windfang zur Verkaufsfläche zu
zählen. Nicht dazu gehören reine Lagerflächen und Flächen, die der
Vorbereitung/Portionierung der Waren dienen sowie Sozialräume,
WC-Anlagen etc.
Warenhaus
Das Warenhaus ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb, der in
der Regel auf mehreren Etagen breite und überwiegend tiefe Sortimente mehrerer Branchen mit tendenziell hoher Serviceintensität
und eher hohem Preisniveau an Standorten in der Innenstadt oder
in Einkaufszentren anbietet. Die Warensortimente umfassen überwiegend Nichtlebensmittel der Bereiche Bekleidung, Heimtextilien,
Sport, Hausrat, Möbel, Einrichtung, Kosmetik, Drogeriewaren,
Schmuck, Unterhaltung sowie oft auch Lebensmittel. Dazu kommen
Dienstleistungssortimente der Bereiche Gastronomie, Reisevermittlung und Finanzdienstleistungen.
Zentrale Versorgungsbereiche
In Anlehnung an die Rechtsprechung (z. B. § 34 Abs. 3 BauGB und
§ 11 Abs. 3 BauNVO) sind zentrale Versorgungsbereiche gesetzlich
begründeter Gegenstand der Bauleitplanung. Zu den zentralen Versorgungsbereichen zählen die Innenstadt-, Neben-, Stadtteil- oder
Ortsteilzentren und die Nahversorgungszentren.
Zentralität
Verhältnis zwischen Umsatz- und Kaufkraftpotenzial in einem Gebiet. Werte über 100 % weisen bei Städten auf eine Anziehungskraft
hin, die diese auf ihr Umland ausübt und dessen Bewohner stärker
zum Einkauf in ihrem Einzelhandel bewegt als umgekehrt die eigene Bevölkerung ihre Kaufkraft nach außen trägt.
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