Daten
Kommune
Wesseling
Größe
470 kB
Datum
22.09.2009
Erstellt
21.06.10, 20:23
Aktualisiert
21.06.10, 20:23
Stichworte
Inhalt der Datei
Sanierung
Goetheschule Wesseling
Bauphysikalische und wirtschaftliche Untersuchung
Außendämmung - Innendämmung
FRASS UND PARTNER
q
Ingenieurbüro VDI UBI
Generalplanung
Haustechnik - Bautechnik
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- Aufgabenstellung
Nach der kürzlich stattgefundenen Erneuerung der Fenster der Schule, soll nun die
restliche Außenhülle des Gebäudes wärmedämmtechnisch ertüchtigt werden.
Dabei bieten sich für die Wandflächen grundsätzlich zwei Möglichkeiten der
Konstruktion: Die Maßnahme kann von der Außen- als auch von Innenseite der Hülle
eines Gebäudes erfolgen.
Eine Analyse der technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der
unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien soll in der Folge dargestellt werden.
Die Untersuchung erfolgt unter folgenden Themen:
1.
2.
3.
4.
Auswirkung auf das Erscheinungsbild
Bauphysikalische Verhaltensweise
Angemessenheit der Konstruktion zur Nutzung
Kostenschätzung
- Untersuchung
1. Auswirkung auf das Erscheinungsbild
Bestandsbeschreibung
Das ursprüngliche Gebäude der Goetheschule Wesseling wurde 1952 erbaut.
Es war, seine Außenhaut betreffend als Putzbau ausgeführt.
Es wurde ein scharrierter Steinputz an den Sockeln und Sonderbauteilen des
Gebäudes verwendet.
Ansonsten wurden die Wandflächen mit dem typischen Rauhputz der 50-er Jahre
versehen. Üblicherweise war dieser Putz durch Naturzuschläge (Rheinkiese/-sande)
bräunlich eingefärbt.
Die Fensterlaibungen sind mit einem Glattputz als Faschen ausgeführt.
1.1 Ertüchtigung von außen
Diese Variante hat ausschließlich Auswirkungen auf das äußere Erscheinungsbild.
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Verlust der steinmetzmäßig
bearbeiteten Putzoberflächen. Diese Bautechnik stellt eine typische handwerkliche
Tradition der Architektur der 50er Jahre dar.
1.2 Ertüchtigung von innen
Bei Verwendung einer Innendämmung, bleibt das bestehende Erscheinungsbild
unverändert. Die Veränderung der Innenräume durch Anbringung der
Wärmedämmung findet nur an den Außenwänden statt. Da diese Flächen als
gestaltungsneutral zu betrachten sind, ist diese Maßnahme nur von geringer
verändernder Wirkung.
2. Bauphysikalische Verhaltensweise
2.1 Ertüchtigung von außen
Die Außendämmung (Wärmedämmverbundsystem) wird seit den 1960er Jahren
sowohl bei Altbausanierungen als auch bei Neubauten eingesetzt. Diese
Konstruktionsmethode kann als erprobt bezeichnet werden. Sie ist, was ihr
bauphysikalisches Verhalten (insbesondere die Tauwasserfreiheit) betrifft
unproblematisch, wenn die Wärmedämmfähigkeit nach außen hin zunimmt und der
Wasserdampfdiffusionswiderstand nach außen hin abnimmt. Dies ist für den
konkreten Fall darstellbar.
Auch bei der Außendämmung bietet die Industrie verschiedene Dämmmaterialien an.
Das am häufigsten verwendete Material sind Platten aus Polystyroldämmstoff.
Diese Dämmplatten erreichen die WLG 035 und lassen sich mit noch
leistungsfähigeren Polyurethanplatten (bis 025) im Laibungsbereich der Fenster
kombinieren.
Die thermischen Übergänge zur Innenlaibung sollten auch bei Dämmaßnahmen von
außen durch Berechnungen zum Isothermenverlauf überprüft werden.
Neben den Polystyrolplatten finden Mineralwolldämmplatten, Mineralschaumdämmplatten oder auch Holzfaserdämmplatten Anwendung.
Die beiden Letztgenannten erfüllen als einziges Wärmedämmverbundsystem die
Kriterien des Ökosiegels Natur Plus, erreichen aber nicht so günstigen Dämmwerte
wie die Polystyrolplatten (lediglich 040).
2.2 Ertüchtigung von innen
Die Innendämmung gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Dies
hat seine Ursache darin, daß nicht jedes Gebäude für die Verwendung eines
Wärmedämmverbundsystems geeignet ist. Dabei stehen vor allem gestalterische,
bzw. denkmalpflegerische Gründe im Vordergrund.
War die Innendämmung vor einigen Jahren noch oft problematisch und
mängelbehaftet, so hat sich dies durch die Entwicklung neuer Materialien, jedoch vor
allem durch die Entwicklung neuer Berechnungsmethoden zwischenzeitlich
geändert. Durch computergestützte Simulationsmodelle (Wufi, Delphin) lassen sich,
im Gegensatz zu dem traditionellen und zur Zeit noch in den einschlägigen DIN
Normen enthaltenen „Glaser“-Verfahren, Kondensatbildungen in Konstruktionen über
lange Zeiträume berechnen und in ihrer Wirkung beurteilen.
(Siehe auch hierzu den Aufsatz im Anhang: “Innendämmung – Risikokonstruktion
oder Stand der Technik”, Robert Borsch-Laaks, Sachverständiger für Bauphysik)
Neben der Veränderung bei den Berechnungsmethoden, hat sich auch eine
Änderung bei den verwendeten Konstruktionsmethoden entwickelt. Die meisten
heute verwendeten Konstruktionen gehen beim Schichtenaufbau nicht mehr von
einer, zum Innenraum hin dampfdiffusionsdichten Konstruktionen aus, sondern sind
entweder kapillaraktiv oder tolerieren durch andere Maßnahmen Schwankungen im
Feuchtigkeitshaushalt der Konstruktion.
In den folgenden Untersuchungen und Berechnungen werden drei
Innedämmungssysteme einander gegenübergestellt:
- Dämmung mit Calciumsilikatplatten
- Dämmung mit kapillaraktiven Polyurethanschaumplatten
- Dämmung mit Zellulosedämmstoffen
2.2.1 Dämmung mit Calciumsilikatplatten
Es handelt sich um einen überwiegend mineralischen Baustoff, der aus Siliziumoxid,
Calciumoxid, Wasserglas und Zellulose besteht und mit Hilfe von Wasserdampf,
ähnlich wie Porenbeton, gehärtet wird. Die Platte ist formstabil, druckfest, nicht
brennbar, diffusionsoffen, alkalisch und baubiologisch unbedenklich. Ihre
Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen, zu puffern und abzugeben und ihre
wärmedämmende Wirkung macht sie für diese Anwendung interessant.
Die Wärmeleitzahl λ (DIN 4108) beträgt 0,045 W / m x K.
Die Berechnungen zeigen, dass das Material für den konkreten Anwendungsfall
geeignet ist und auch die Forderungen der EnEV 2009 erfüllen kann.
2.2.2 Dämmung mit kapillaraktiven Polyurethanschaumplatten
Hierbei handelt es sich um ein neues Produkt der Firma Remmers, welches die hohe
Wärmedämmfähigkeit des Polyurethanschaums mit einer durch Perforierung der
Platten erzeugten Kapillarleitfähigkeit verbindet.
Die Wärmeleitzahl λ (DIN 4108) beträgt 0,031 W / m x K.
Auch hier zeigen die Berechnungen, dass das Material für den konkreten
Anwendungsfall geeignet ist und auch die Forderungen der EnEV 2009 erfüllen
kann.
2.2.3 Dämmung mit Zellulosedämmstoffen
Dämmstoffe aus Zellulose (Altpapier) sind indirekt ein nachwachsender Rohstoff. Sie
bestehen aus zerfasertem Altpapier und Brandstoffzusätzen. Sie sind als
Einblasdämmstoff, als Dämmschüttungen sowie Zellulosedämmplatten erhältlich.
Zellulosedämmstoffe haben eine gute Wärmedämm- und Speicherfähigkeit, sind
feuchtigkeitsabsorbierend, setzungssicher und beständig gegen Schimmelpilze,
Ungeziefer und Nagetiere. Zellulose-Einblasdämmstoffe müssen zwingend von
Fachfirmen eingebaut werden.
Die Wärmeleitzahl λ (DIN 4108) beträgt 0,040 W / m x K.
Die Berechnungen zeigen, dass das Material für den konkreten Anwendungsfall
geeignet ist und auch die Forderungen der EnEV 2009 erfüllen kann.
3. Angemessenheit der Konstruktion zur Nutzung
Hier werden die Materialeigenschaften der untersuchten Konstruktionen hinsichtlich
ihrer Vereinbarkeit mit der vorhandenen Nutzung dargestellt. Dabei stehen die
Eignung des Materials mechanischen Beanspruchungen standzuhalten, sowie deren
Brandverhalten im Vordergrund.
3.1 Ertüchtigung von außen
Bei Verwendung eines Wärmedämmverbundsystems mit Platten aus Polystyrol
erreicht man eine sehr hohe Stoß- und Schlagfestigkeit. In der Brandklasse
entspricht Polystyroldämmung der Klasse B1 (schwerentflammbar nach DIN 4102).
Die Verwendung von Dämmplatten aus mineralischen Faserdämmplatten
(Steinwolle) scheidet wegen der deutlich geringeren Stoß- und Schlagfestigkeit auf
Grund der Nutzung des Gebäudes aus.
Alternativ ist noch eine Dämmung aus Mineralschaumplatten denkbar. Diese weisen
hervorragende Zug- und Druckfestigkeiten auf. Diese Platten erfüllen die
Brandschutzklasse A2 (nicht brennbar nach DIN 4108).
3.2 Ertüchtigung von innen
3.2.1 Dämmung mit Calciumsilikatplatten
Das Plattenmaterial hat keine große Druckfestigkeit. Daher reicht eine
Putzbeschichtung der Platten als alleiniger mechanischer Oberflächenschutz nicht
aus. Es wird zusätzlich eine schlagfeste Bekleidung mit adäquat kapillaraktiven
Holzfaserplatten vorgesehen. Das Dämmmaterial entspricht der Klasse A1
unbrennbar, nach DIN 4102.
3.2.2 Dämmung mit kapillaraktiven Polyurethanschaumplatten
Der Schichtenaufbau des Herstellers sieht zum Innenraum eine Putzbeschichtung
auf dem Dämmmaterial vor. Im Hinblick auf die relativ harte PUR-Dämmplatte
scheint der Putz als Oberflächenschutz der Nutzung adäquat zu sein.
Bei dem Material handelt es sich um eine Neuentwicklung. Die 80mm Dämmplatte ist
ab Mitte diesen Monats im Handel erhältlich. Erfahrungswerte gibt es im Gegensatz
zu den anderen betrachteten Materialien keine.
Der Baustoff erfüllt die Anforderungen der Baustoffklasse B2 – normalentflammbar
nach DIN 4102-1. Er gilt als nicht brennend abfallend/abtropfend.
3.2.3 Dämmung mit Zellulosedämmstoffen
Die Konstruktion der Innendämmung mit Zelluloseflocken entspricht einer
Vorsatzständerwerkswand. Die Beplankung erfolgt mit einer OSB – Platte (im
konkreten Fall 16mm). Zusätzlich erfolgt noch eine weitere Lage mit
Gipskartonplatten. Hinsichtlich der Stoßfestigkeiten bestehen bei dieser Konstruktion
keine Bedenken.
Aufgrund des hohen organischen Anteils von Zellulosedämmung entspricht diese der
Baustoffklasse B2, normal entflammbar nach DIN 4102-1.
Bedingt durch die Behandlung mit Borsalzen, weist das Material jedoch ein gutes
Brandverhalten auf. Der Dämmstoff verglimmt oberflächlich zu Holzasche. Die
Holzasche hat einen sehr hohen Schmelzpunkt, der ein Schmelzen selbst bei hohen
Temperaturen verhindert. Der oberflächlich verglommene Dämmstoff behält dadurch
die Dämmstoffstruktur und damit auch die dämmende Wirkung bei hohen
Temperaturen. Der Glimmprozess in das Innere des Dämmstoffes wird durch diese
Einflüsse verlangsamt und die Abbrandrate reduziert sich. Was jedoch wie bei Holz
im Brandfall als Vorteil (Schutzwirkung der Kohleschicht) angesehen wird, bedeutet
für den Brandprüfer Zerstörung. Deshalb trägt die Baustoffklasse dem eigentlich
guten Brandverhalten nicht angemessen Rechnung.
4. Kostenschätzung
Bei der Kostenermittlung wurden nur die reinen Dämmungsarbeiten berücksichtigt.
Etwaige Nebenarbeiten, wie der Austausch der Fensterbänke innen oder auch
außen sind in den Berechnungen nicht enthalten, da sie sich kompensieren.
4.1 Ertüchtigung von außen
In dem Kostenansatz von 125,-- €/m2 wurde berücksichtigt, dass einige
Gestaltungsmerkmale des vorhandenen Gebäudes, soweit es das System zulässt,
nachgebildet werden. Im Systemvergleich liegt die Außendämmung an zweiter
Stelle bei den Kosten.
4.2 Ertüchtigung von innen
4.2.1 Dämmung mit Calciumsilikatplatten
Diese Ausführung ist mit geschätzten 165,-- €/m2 die teuerste Maßnahme.
4.2.2 Dämmung mit kapillaraktiven Polyurethanschaumplatten
Diese Ausführung ist mit geschätzten 150,-- €/m2 die zweitteuerste Maßnahme.
4.2.3 Dämmung mit Zellulosedämmstoffen
Die Ausführung mit Zellulosedämmstoff erweist sich als die preisgünstigste Lösung.
5. Schlussbetrachtung
Im Hinblick auf die untersuchten Parameter erweist sich die Innendämmung mit
Zellulosedämmstoff als bauphysikalisch funktionierende, umweltgerechte und
darüber hinaus auch preisgünstigste Lösung. Das historische Erscheinungsbild des
Gebäudes bleibt bewahrt.
Köln, den 07. September 2009
FRASS & PARTNER
Ingenieurbüro
Tabellarische Zusammenfassung
Außendämmung Innendämmung
Redstone
Remmers
Isofloc
Polyurethan
Zellulose
80
100-220
1 Material
Polystyrol
2 Stärke mm
100
Kapillaraktiv
Kalziumsilikat
80-200
3 λ -Wert W/m, K
0,035
0,045
0,031
0,04
4 U-Wert W/qm , K
Gesamtkonstruktion
0,29
0,33
0,285
0,25
5 Heizlast für den
betrachtenden
Bereich
-Dämmung
W
-Fenster
W
12.100
21.000
13.700
21.000
11.900
21.000
10.400
21.000
Gesamt
33.100
34.700
32.900
31.400
6 Spez.Kosten €/qm
Kostenschätzung
125.--€
165.--€
150.--€
105.--€
7 Gesamtkosten
(nur Isolierung) €
157.500.--€
207.900.--€
188.100.--€
132.300.--€
W