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Info GB (Projekt "Konsolidierung bzw. Senkung von Heimkosten" hier: 1. Auswertung)

Daten

Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
90 kB
Erstellt
31.10.07, 18:54
Aktualisiert
31.10.07, 18:54
Info GB (Projekt "Konsolidierung bzw. Senkung von Heimkosten"
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Inhalt der Datei

Kreis Euskirchen Der Landrat Info 88/2003 17.06.2003 Datum: Az.: 51/Di/Sn X Öffentliche Sitzung Nichtöffentliche Sitzung Beratungsfolge: Jugendhilfeausschuss 24.07.2003 Projekt "Konsolidierung bzw. Senkung von Heimkosten" hier: 1. Auswertung Sachbearbeiter/in: Herr Dick Tel.: 641 Abt.: 51 Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner Sitzung am 21.03.2003 die Projektbeschreibung (Information Nr. 130) zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Projektdauer war zunächst bis zum 31.12.2003 befristet. Aufgrund des erfolgreichen Ablaufes hat der JHA im Rahmen der Haushaltsplanung 2003/2004 dem KT die Aufhebung der Befristung empfohlen. Diesem Vorschlag hat der KT zugestimmt. Der Projektverlauf und die entsprechenden Ergebnisse sind nachstehend als Anlage aufgeführt. Anlage gez. Rosenke Landrat Geschäftsbereichsleiter/in: Abteilungsleiter/in: Sachbearbeiter/in: Kreistagsbüro: ___________________ (Unterschrift) ___________________ (Unterschrift) ___________________ (Unterschrift) ___________________ (Unterschrift) Seite - 2 Anlage Im Jahre 2001 wurde aufgrund der Kostenentwicklung in der Heimerziehung seitens der Abteilung Jugend und Familie ein Projekt zur Steuerung der stationären Hilfen gem. § 34 KJHG entwickelt. Die Analyse der Fallentwicklung des Jahres 2000 hatte u.a. ergeben, dass es neben der hohen Gesamtzahl eine hohe Anzahl von kurzzeitigen Unterbringungen im Heim sowie eine hohe Anzahl von Inobhutnahmen im Heim gegeben hatte, die zu einer Hilfe gem. § 34 KJHG (Heimerziehung) geführt hatten. Daneben wurde mit Sorge der relativ starke Anteil von Volljährigen (Hilfe gem. § 41 KJHG) im vollstationären Bereich beobachtet. Das zu den bereits zum damaligen Zeitpunkt laufenden und abgeschlossenen Entwicklungsprozessen (Leitbilderstellung, Teamarbeit, Erarbeitung von Ablaufstandards, Schaffung von aussagekräftigen Controllingstrukturen in der Zusammenarbeit von ASD, wirtschaftlicher Jugendhilfe und Jugendhilfeplanung) ergänzende Projekt hatte deshalb folgende zentrale Zielrichtungen: • • • Die Passung der stationären Hilfe (Unterbringungsform, Auswahl der Einrichtung, Hilfeplanung) bei Beginn eines Heimfalles sollte genau geprüft werden. Dazu wurde verabredet, dass der/die Teamkoordinator/in bei folgenden Arbeitsschritten verbindlich mitwirken soll: Psycho-soziale Diagnose Auswahl der geeigneten Einrichtung und Aufstellung des Hilfeplanes Der Verlauf einiger Fallgruppen stationärer Jugendhilfe soll verbindlich zwischen Teamkoordinator/in und dem/der Mitarbeiter/in des ASD abgestimmt werden. Dies betraf folgende Fallgruppen: Heimfälle von Kindern unter 10 Jahren Heimfälle von Kindern und Jugendlichen, die länger als 3 Jahre im Heim sind Heimfälle von jungen Volljährigen Heimfälle, die über 130 € am Tag kosten (über 150 € Einbeziehung des Abteilungsleiters) Die Beurteilung einer Kindeswohlgefährdung, aus der eine Inobhutnahme resultieren kann, ist verbindlich im „4-Augen-Prinzip“ vorzunehmen (wenn möglich zusammen mit dem/der Teamkoordinator/in), jede Inobhutnahme ist mit dem/der Teamkoordinator/in abzustimmen. Das Projekt wurde zum 01.01.2002 mit einer Planungsphase von 3 Monaten begonnen. Ab 01.04.2002 begann die konzeptionell verabredete Projektarbeit. Dabei wurden folgende Rahmenbedingungen und Indikatoren verabredet: • Das Rechnungsergebnis 2001 der stationären Hilfen für Minderjährige und Volljährige soll konsolidiert bzw. gesenkt werden, dies sowohl im Gesamtergebnis als auch im Ergebnis der Belegtage in Relation zum Anteil der Bevölkerung (Hilfen für Minderjährige: Altersgruppe 0-18 Jahre, Hilfen für Volljährige: Altersgruppe 18-21 Jahre). • Andere, ergänzende Hilfearten wie z.B. Vollzeitpflege oder ambulante Hilfen werden zwar steigende Kosten verursachen, dieser Anstieg soll aber nicht zu einer Steigerung des Gesamtbudgets der erzieherischen Hilfengegenüber 2001 und somit lediglich einer Verlagerung der Kosten führen. • Die Teamkoordinatoren/in erhalten neben der Freistellung für ASD-Leitungsaufgaben eine zusätzliche Freistellung für die Dauer von 2 Jahren, diese werden durch zusätzliche 1,5 Stellen kompensiert. Nachdem nun das Rechnungsergebnis sowie die Analyse der Hilfen zur Erziehung vorliegen, ergibt sich folgendes Bild in Bezug auf die Auswertung des Projektes zur Konsolidierung bzw. Senkung der Heimkosten: Seite - 3 - Hilfen gem. § 34 KJHG (Heimerziehung, Sonstige Betreute Wohnform Minderjähriger) Belegtage Bevölkerung < 18 Jahre Jahresergebnis Heim Jahresergebnis Betr.Wohnen Kosten insgesamt Kosten pro Belegtag Kosten pro Jugendeinwohner Belegtage pro Jugendeinwohner 2001 60790 39942 7.158.409,68 € 290.723,27 € 7.449.132,95 € 122,54 € 186,50 € 1,52 2002 54058 39307 6.317.749,81 € 322.628,67 € 6.640.378,48 € 122,84 € 168,94 € 1,38 Änderung Total -6732 -635 -840.659,87 € 31.905,40 € -808.754,47 € 0,30 -17,56 -0,15 Änderung in % -11,07 -1,59 -11,74 10,97 -10,86 0,24 -9,42 -9,64 Die vom Jugendamt eingekauften Hilfetage im Bereich der Hilfen nach § 34 (Heim und Betreutes Wohnen zusammen) sind um 11% gesunken, dem steht ein minimaler Rückgang der Einwohner von 0-18 Jahren von 1,59 % gegenüber. In der Binnen-Differenzierung zwischen Hilfen im Heim und im Betreuten Wohnen ist ein Anstieg im Bereich des Betreuten Wohnens für Minderjährige zu bemerken, der auf eine vermehrte Vermittlung in Betreute Wohnformen als Alternative zur Heimerziehung hindeutet. Durch die Reduzierung der Gesamtausgaben um 10,86 % (- 808.754,47 €) erklärt sich somit auch die Reduzierung der Kosten pro Jugendeinwohner. Zur positiven Entwicklung in diesem Bereich hat auch beigetragen, dass die vorrangige Verpflichtung anderer Leistungsträger (insbesondere überörtlicher Sozialhilfeträger und Versorgungsamt) verstärkt in Anspruch genommen wurde. Die minimale Steigerung der Kosten pro Belegtag um 0,24 % ist durch die allgemeine Preissteigerung in den Pflegesätzen zu erklären und hat im Gesamtbild eine geringe Relevanz. Hilfen gem. § 41 KJHG (Heimerziehung) Belegtage Bevölkerung 18 bis 21 Jahre 2001 5768 6464 2002 3449 6368 Änderung Total Änderung in % -2319 -40,20 -96 -1,49 Ergebnis Jahresrechung Heim Kosten pro Belegtag Kosten pro Einwohner 18-21 Belegtage pro Einwohner 18-21 674.980,77 € 117,02 € 104,42 € 0,89 414.883,51 € 120,29 € 65,15 € 0,54 -260.097,26 € 3,27 -39,27 -0,35 -38,53 2,79 -37,61 -39,30 In diesem Teilbereich der Jugendhilfe (Volljährige im Heim) ist der stärkste Rückgang der Belegtage um 40% zu verzeichnen. Der Rückgang der Einwohnerzahl ist mit 1,45% minimal. Auch hier reduzieren sich die Gesamtausgaben um 38,5 % (-260.097,26 €), sodass der Rückgang der Kosten und Belegtage pro Einwohner der Gruppe 18-21 Jahre erklärbar ist. Die Steigerung der Kosten pro Belegtag um 2,79 % ist wohl größtenteils durch die Preissteigerung erklärbar, deutet aber andererseits auch darauf hin, dass die trotz intensiver Prüfung im Heim verbleibenden jungen Volljährigen in tendenziell intensiveren Gruppenstrukturen untergebracht sein müssen. Seite - 4 - Hilfen gem. § 41 KJHG (Betreutes Wohnen) Belegtage Bevölkerung 18 bis 21 Jahre Jahresergebnis Betr. Wohnen Kosten pro Belegtag Kosten pro Einwohner 18-21 Belegtage pro Einwohner 18-21 2001 7180 6464 546.254,70 € 76,08 € 84,51 € 1,11 2002 8242 6368 433.436,01 € 52,59 € 68,06 € 1,29 Änderung Total 1062 -96 -112.818,69 € -23,49 -16,44 0,18 Änderung in % 14,79 -1,49 -20,65 -30,88 -19,46 16,52 Die Auswertung der Hilfen für junge Volljährige im Betreuten Wohnen zeigt zunächst einen Anstieg der Belegtage um 14,79 %, die mit dem starken Rückgang der Belegtage von jungen Volljährigen im Heim korrespondiert und zugleich eine Steigerung der Belegtage pro Einwohner zwischen 18 und 21 Jahren verursacht (16,22 %). Interessant und bemerkenswert ist jedoch, dass trotzdem im Gesamtergebnis ein Rückgang der Kosten um 20,65 % (-112.818,69 €) und daraus folgend auch der Belegtagkosten sowie der Kosten pro Einwohner zwischen 18 und 21 Jahren zu verzeichnen ist. Aus fachlicher Sicht ist hier deutlich zu erkennen, dass verstärkt auf eine differenzierte Hilfegewährung (Steuerung durch Festlegung von Betreuungsumfang / Fachleistungsstunden) hingewirkt wurde. Entwicklung anderer Hilfearten Flexible Erziehungshilfen Ergebnis Jahresrechung 2001 732.245,97 € Vollzeitpflege Minderjähriger Ergebnis Jahresrechung 1.143.222,85 € 1.350.634,73 € 207.411,88 € 18,14 Vollzeitpflege Volljähriger Ergebnis Jahresrechung 120.442,60 € 6,62 Gesamtsumme 10.666.279,84 € 10.108.150,97 € -558.128,87 € -5,23 2002 Änderung Total Änderung in % 1.140.399,58 € 408.153,61 € 55,74 128.418,66 € 7.976,06 € (Heimerziehung, Betreutes Wohnen, Vollzeitpflege, Flexible Erziehungs -hilfe) Der Anstieg der Kosten in den Bereichen „Flexible Erziehungshilfe“ um 55,74 % (+408.153,61€) sowie der Vollzeitpflege (Minderjährige 18,14 % [+ 207.411,88 €], Volljährige 6,62 % [+7.976,06 €]) ist deutlich. Dabei sei darauf hingewiesen, dass sich sowohl der verstärkte personelle und strukturelle Ausbau im Bereich Vollzeitpflege (Koordination, Hilfen für Pflegeeltern auf Fachleistungsbasis, gezielte Schulung von Pflegeeltern) als auch der massive Ausbau und Umstrukturierung der ambulanten Erziehungshilfen (Flexibilisierung, Umstellung auf Fachleistungsstundenbasis, Hilfen durch intensive Ambulanzen) mit den Rückgängen in den stationären Erziehungshilfen gegenseitig bedingen. Der Hilfeansatz im Familiensystem, den die flexiblen Hilfen bieten, ist mit der Hoffnung verbunden, die Fremderziehung in Form von Heimerziehung nicht als grundsätzlichen Lösungsweg zu tradieren. Die Gesamtbilanz von einem Rückgang um 5,23 % (-558.128,87 €) in den erzieherischen Hilfen stellt den Erfolg des Projektes deutlich dar. Auf der Grundlage bereits erfolgreich umgesetzter Or- Seite - 5 ganisationsentwicklung und Veränderungen und Ausbau vorhandener Angebote (Vollzeitpflege, Flexible Erziehungshilfen) konnte es durch den gezielten Einsatz von personeller Ressource bei Arbeitsschritten von zentraler Bedeutung gelingen, Jugendhilfeleistungen verstärkt so zu steuern, dass eine qualitativ hochwertige Hilfe für die Leistungsberechtigten erhalten bleibt, obwohl die Gesamtaufwendungen gesenkt werden konnten. Durch die hohe Bereitschaft der Mitarbeiter/innen des ASD, an der Projektarbeit konstruktiv mitzuwirken, sind die gezeigten Erfolge möglich gewesen. Dies, obwohl die Veränderung der Teamkonzeption vermehrt zu organisatorisch und inhaltlich schwieriger Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Mitarbeiter/innen und dem/der Teamkoordinator/in zwang. Dabei hat es sich bewährt, gemeinsam „Vor Ort“ zusammen zu arbeiten. Die Begleitung durch den/die Teamkoordinator/in bei Konflikten der ASD-Mitarbeiter/ innen mit Mitarbeiter/innen von Einrichtungen sowie bei Kriseninterventionen wurde gerne angenommen. Neben den Daten, die das Finanzcontrolling bietet, gibt es noch andere Hinweise auf den Erfolg des Projektes: - - Die Anzahl der Unterbringungen von einer Dauer von unter 1 Jahr entwickelte sich von 43,46 % im Jahre 2001 auf 36,57 % im Jahre 2002 Der Anteil der Kinder unter 10 Jahre in der Heimerziehung entwickelte sich von 24 am Stichtag 31.12.2001 auf 18 am Stichtag 31.12.2002 Die Belegtage durch Inobhutnahme im Hermann-Josef-Haus, Kall-Urft, sanken von 876 im Jahre 2001 auf 674 im Zeitraum 12/01 bis 12/02, obwohl im gleichen Zeitraum die Fallzahl von 37 auf 57 anstieg. Es ist davon auszugehen, dass somit die Anzahl der Inobhutnahmen im Heim weniger zu steuern ist als deren Verweildauer (Durchschnitt 2001=23,7 Tage/Fall, Durchschnitt 12/01-12/02=11,82 Tage/Fall). Die Anzahl der Inobhutnahmen insgesamt (also auch in einer Pflegefamilie) stieg von 53 in 2001 auf 86 in 2002 Der Rückgang im Bereich der Heimerziehung ist entgegen dem Bundes- und Landestrend Aufgrund der Erfolge des Projektes ist geplant, mit der Rechtskraft der Haushalte 2003/2004 den geschilderten verstärkten Einsatz an Schlüsselprozessen im ASD der Teamkoordinatoren/in in die Stellenbeschreibung aufzunehmen und somit die zeitliche Befristung aufzuheben. Aus fachlicher Sicht ist nicht damit zu rechnen, dass ähnliche Entwicklungen wie in den hier gezeigten Dimensionen in den Folgejahren zu verzeichnen sind. Perspektivisch wird neben dem Augenmerk auf eine Konsolidierung im Bereich der stationären Hilfen die Verlagerung von Jugendhilfekosten vom stationären in den ambulanten Bereich einer Aufgabenkritik unterworfen. Dementsprechende differenzierte Controllingstrukturen, die aufgrund der – auch gewünschten – Flexibilität nicht einfach zu schaffen sind, werden aufgebaut (u.a. in einem Projekt mit der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Köln). Der Projektverlauf wird intern (Mitarbeiterzeitschrift) und extern (Zeitschrift des Landschaftsverbandes) veröffentlicht.