Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
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31.10.07, 18:54
Aktualisiert
31.10.07, 18:54
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Inhalt der Datei
CDU
KREISTAGSFRAKTION
EUSKIRCHEN
Jülicher Ring 32, 53879 Euskirchen
Datum:
A 15/2002
10.08.2002
Az.:
X Öffentliche Sitzung
Nichtöffentliche Sitzung
Beratungsfolge:
Ausschuss für Planung, Umwelt und ÖPNV
04.09.2002
Ausschuss für Wirtschaftsförderung
05.09.2002
Kreisausschuss
18.09.2002
Kreistag
18.09.2002
Mögliche künftige Nutzung der Ordensburg Vogelsang
hier: Antrag der CDU vom 10.08.2002
Sehr geehrter Herr Landrat,
die vielfältigen, teilweise unstrukturierten Diskussionen um die Zukunft der „Ordensburg
Vogelsang“ haben unsere Fraktion veranlasst, sich in mehreren Sitzungen sowohl vor Ort wie
auch unter Hinzuziehung externer Fachleute mit einer möglichen Folgenutzung der Ordensburg zu
befassen und einen Vorschlag für ein grobes Nutzungskonzept zu erarbeiten.
Auf diesem Hintergrund beantragen wir, in die Tagesordnungen der nächsten Sitzungen der
zuständigen Fachausschüsse, des Kreisausschusses und des Kreistages den Punkt
„Mögliche künftige Nutzung der Ordensburg Vogelsang“
aufzunehmen. Gleichzeitig beantragen wir, den folgenden Grundsatzbeschluss zu fassen:
Der Kreistag spricht sich für den Erhalt der „Ordensburg Vogelsang“ als nationale
Gedenkstätte und ständiges Mahnmal in der Trägerschaft der Bundesrepublik Deutschland
aus. Er beauftragt in diesem Sinne den Landrat, mit den zuständigen Stellen des Bundes in
Gespräche einzutreten mit dem Ziel, den Bund für den Um- und Ausbau der „Ordensburg
Vogelsang“ zu einer Dokumentations- und Bildungsstätte zu gewinnen.
Begründung:
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Die „Ordensburg Vogelsang“ war eine von vier geplanten Anlagen, in denen NS-Junker ihre
Ausbildung erfahren sollten, wobei in Vogelsang vor allem das nationalsozialistische Weltbild
vermittelt wurde. Aus diesem Grunde kommt diesem Ort für die Erklärung der politischen Ziele des
„Dritten Reiches“ eine besondere Stellung zu.
Die Bundesrepublik als Eigentümerin der Immobilie hat daher nach Meinung des Kreistages
Euskirchen die Pflicht, diese im Rahmen einer Dokumentations- und Bildungsstätte als ständiges
Mahnmal zu erhalten und zu unterhalten, in der die Ursachen der menschenverachtenden Diktatur
des sogenannten „Dritten Reiches“ mit ihren verheerenden Folgen für Deutschland und die Welt
dargestellt und erläutert werden können. „Die u.a. aus dem nationalsozialistischen Menschenbild
resultierenden Kontinuitäten Fremdenhass, Ausländerfeindlichkeit, (latenter) Antisemitismus“ (Zitat
Prof. Horst Schuh) müssen dabei Einstieg in die Aufklärung über die nationalsozialistische
Vergangenheit
sein.
Gerade
die
gegenwärtigen
fremdenfeindlichen
Stimmungen
unterschiedlichster Art bieten eine Erklärung für die Entstehung und Verbreitung
nationalsozialistischen Gedankenguts.
Die „Ordensburg Vogelsang“ bietet an historischer Stelle die einmalige Möglichkeit zur Schaffung
eines dringend benötigten Lernortes, um die möglichen Folgen nationalistischen und
nationalsozialistischen Gedankengutes aufzeigen zu können und nach Lösungsstrategien zu
suchen. Denn die Diskussion über den Nationalsozialismus und seine unmittelbaren Folgen und
die Spätfolgen wird in der deutschen Bevölkerung, vor allem aber in den Schulen zu wenig geführt.
Dabei sollte natürlich auch die Nachkriegszeit und die damit verbundene Verwendung der
Ordensburg durch die NATO-Partner besondere Berücksichtigung finden.
Um eine weitere Diskussion anzufachen und zum intensiven Nachdenken anzuregen, ist eine
umfassende Dokumentation in Form einer „unter die Haut gehenden“ Ausstellung mit modernen
Informationstechniken, dazu gehörenden Inszenierungen und eine entsprechende wirtschaftliche
Begleitung dringend erforderlich.
Der Ort sollte allerdings auch als Begegnungsstätte genutzt werden, um demokratische Prinzipien
wie Partizipation, Diskussion und Konsensfindung bzw. Kompromissbildung (Zitat Prof. Horst
Schuh) einzuüben und erfahren zu können.
Als Träger für ein so beschriebenes Dokumentationszentrum mit angegliederter
Dokumentationsstätte kann nach Meinung des Kreistages Euskirchen wegen der bundesweiten
Bedeutung nur die Bundesrepublik Deutschland (möglicherweise in Public-Private-Partnership) in
Frage kommen. Da die Auswirkungen des nationalsozialistischen Gedankengutes bis in die
heutige Zeit nachwirken, kommt für die Aufbereitung des Themas und für die Unterhaltung einer
solchen Einrichtung das Haus der Geschichte mit seiner Zentrale in Bonn in Betracht, das bereits
eine Außenstelle in Leipzig besitzt. Auf diese Weise ist dann auch eine bundesweite Diskussion
der Dokumentationsschwerpunkte gewährleistet.
Mit freundlichen Grüßen
F.d.R.
gez. Josef Reidt
(Fraktionsvorsitzender)
gez. Dr. Dieter Pesch
(stellv. Fraktionsvorsitzender)
(Kolvenbach)