Daten
Kommune
Jülich
Größe
703 kB
Datum
09.11.2017
Erstellt
09.11.17, 13:55
Aktualisiert
09.11.17, 13:55
Stichworte
Inhalt der Datei
Projekt des Monats (06/2017)
»Checkpoints Jülich«
Jugendliche Mitbestimmung
im öffentlichen Raum
Werkstatt Vielfalt
Projekte für eine lebendige Nachbarschaft
Ein Programm der Robert Bosch Stiftung
durchgeführt von der Stiftung Mitarbeit
»Wir brauchen
einen Platz,
wo wir chillen
können!«
Treffpunkte von Jugendlichen haben oftmals einen
schlechten Ruf und es entstehen Konflikte mit der
Nachbarschaft – so auch in Jülich. Ursache sind oft
Unverständnis oder Intoleranz für die Bedürfnisse
der Jugendlichen. Das Projekt »Checkpoints Jülich
– Ausstellung im öffentlichen Raum« sollte daran
etwas ändern. Ziel war es, eine größere Akzeptanz
der Generationen füreinander zu schaffen.
Über einen Zeitraum von rund sechs Monaten entwickelten Jugendliche mit verschiedenen kulturellen
Hintergründen und aus verschiedenen Schulformen
Ideen für die Verschönerung und Verbesserung
jugendlicher Treffpunkte in der Stadt und damit für
die Gestaltung der Ausstellung.
Beteiligte & Zielgruppen
Die Federführung des Projektes lag beim Amt für
Familie, Generationen und Integration der Stadt
Jülich. Eine hauptamtliche Fachkraft übernahm die
Projektkoordination. Hauptamtliche pädagogische
Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der städtischen Jugendarbeit (Jugendheim, Jugendparlament,
offene mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit)
leiteten die Kleingruppen, in denen die Projektteilnehmenden praktisch arbeiteten.
Insgesamt 27 Mädchen und 10 Jungen im Alter
von 10-16 Jahren nahmen am Projekt teil, rund ein
Drittel der Jugendlichen hatte einen Migrationshintergrund. Die Jugendlichen besuchten verschiedene
Schulformen wie Real-, Haupt-, und Förderschule
sowie das Gymnasium. Sie waren mit den Angeboten
der Jülicher Jugendeinrichtungen bzw. Schulsozialarbeit oder mit den Aktivitäten des Jugendparlamentes vertraut und wurden über diese Wege auf
das Projekt aufmerksam gemacht. Einige Jugendliche wurden auch gezielt von den Teamleitungen
angesprochen.
Projektgruppen & Ideenwerkstätten
Die Projektarbeit erfolgte in Kleingruppen von vier
bis zehn Teilnehmer/innen. Die Zusammensetzung
ergab sich aus den Interessen der Jugendlichen, sich
mit einem bestimmten Treffpunkt zu beschäftigen.
In regelmäßigen Abständen fanden gemeinsame
Werkstatt Vielfalt. Projekte für eine lebendige Nachbarschaft
Kurzbeschreibung
Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft aus verschiedenen Schulen und Jugendeinrichtungen (12 - 18 Jahre) besuchten ihre beliebten Treffpunkte in der Stadt. Sie tauschten
sich aus, überlegten wo Verbesserungsbedarf besteht und setzten die Treffpunkte durch Aktionen
und kreative Werkstattarbeit in Szene. Die Jugendlichen lernten die Grundlagen der Bildbearbeitung
und erstellen gemeinsam mit fachlicher Unterstützung von eine Ausstellung im öffentlichen Raum.
Dabei wurden großformatige Bildwände mit QR-Code an ausgewählten Standorten in der Stadt angebracht und eine »Ausstellung to go« entwickelt, die bei der Tourist-Information erhältlich ist. Das
Vorhaben förderte Verständnis und Akzeptanz zwischen den Generationen, den Austausch von Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Milieus, die kreative Auseinandersetzung mit und positive
Wahrnehmung von Treffpunkten für Jugendliche im öffentlichen Raum.
Werkstatt-Tagungen zur Planung und Reflexion der
Gruppenarbeit statt. Diese trugen dazu bei, die Ziele
der Jugendlichen konzentriert umzusetzen und die
Ergebnisse zu sichern. Die erste Ideenwerkstatt
startete im März 2015. Die Jugendlichen listeten alle
bekannten Treffpunkte auf und überlegten erste
Gestaltungsideen.
Sie wählten insgesamt fünf Treffpunkte im Stadtgebiet aus. Das Team »Schulhof am Schulzentrum«
übte an einem Aktionstag Stunts mit Skateboards
und Downhill-Rädern und zeigte damit, dass dies
im Rahmen einer rücksichtsvollen Nutzung des
Schulhofs möglich ist. Am »Pfarrheim Bourheim«
verschönerten die Jugendlichen das Heim mit einer
Pflanzaktion und entwickelten in einer »Traumfabrik« ambitionierte Ideen – z.B. für eine Achterbahn
auf dem Dach oder einen Swimmingpool im Flur. Die
Gruppe »Schwanenteich/Schlossplatz« wünschte
sich mit dem »YouthCube« einen zentralen interaktiven Infopunkt, der über Praktika, Veranstaltungen
und jugendrelevante Themen informiert. Auf dem
»Sportplatz an der Schirmerschule« veranstaltete die Projektgruppe ein Blitz-Fußball-Tournier
mit Tanzaktion. Die Gruppe »Kopernikusstraße«
zog wiederum mit einem mobilen Sofa durch die
Nachbarschaft, von einer selbst definierten »ChillHaltestelle« zur nächsten, um darauf aufmerksam zu
machen, dass es zu wenig Orte für Jugendliche gibt,
an denen sie ungestört »chillen« dürfen.
Am Pfingstferientag fand die zweite große Werkstatt-Tagung im Jugendheim statt. Die Gruppen
stellten ihre Arbeitsschritte vor, die sie in der Zwischenzeit geleistet hatten. Erlebnispädagogische
Spiele sorgten für eine lockere Arbeitsatmosphäre. Im Oktober waren alle fünf Gruppen mit ihren
Planungen und Aktionen sowie der fotografischen
Dokumentation so weit fortgeschritten, dass sie mit
der Zusammenstellung der Ergebnisse zu Collagen
beginnen konnten. Die Jugendlichen erhielten eine
Einführung in den Umgang mit PowerPoint und zu
den Werkzeugen, die das Programm zur Bearbeitung von Fotos bereithält. Sie arbeiteten an Collagen,
mit denen jede Gruppe ihre Wünsche und Bedürfnisse an die Treffpunkte zum Ausdruck brachte. Die
Ergebnisse bildeten die Grundlage für die Ausstellungsbanner.
Ein Grafik-Büro übernahm die professionelle Layout
der Banner. Grundlage waren die Collagen der
Jugendlichen. Aus dem Fotomaterial der Gruppen
wurden die zentralen Elemente herausgefiltert. Der
Grafiker »übersetzte« sie in sechs plakative Motive.
Ausstellung auf dem Schlossplatz
Die Ausstellungseröffnung fand auf dem Schlossplatz statt, einer zentral in der Innenstadt gelegenen
Parkanlage in Jülich. In der Nähe der Tourist-Information wurden die Banner aufgestellt, so dass die
Motive eine große Aufmerksamkeit erregten. Am 17.
Dezember eröffnete der Bürgermeister die Ausstellung. Rund 100 Besucher/innen – vom Schulkind bis
zum Senioren – waren der Einladung zur Vernissage
gefolgt. Einige Jugendliche hatten ein Programm
vorbereitet. Chantal vom Team »Kopernikusstra-
Werkstatt Vielfalt. Projekte für eine lebendige Nachbarschaft
ße« berichtete über die Arbeit in ihrer Gruppe und
zeigte ein Modell der »Chill-Haltestelle«. Das Team
»Sportplatz« bot eine Tanzperformance, die sie
für das Blitz-Fußball-Turnier auf dem Sportplatz
einstudiert hatten. Katharina, Jugendparlamentarierin und Mitarbeiterin des Teams »Schulzentrum«, berichtete aus der Gruppenarbeit und hielt
noch einmal ein leidenschaftliches Plädoyer für die
Beteiligung der Jugendlichen bei der Zukunftsstadt
2030+. Die beiden Teams »Pfarrheim Sourheim«
und » Schwanenteich/Schlossplatz« servierten
den Anwesenden Heißgetränke und weihnachtliches Gebäck. Zwei Schüler der Realschule sorgten
mit Lautsprecher und Mikrophon dafür, dass alle
Beiträge gut zu verstehen waren. Am Ende erhielten
alle Besucher/innen eine »Ausstellung to go« in Form
eines Postkarten-Sets zum Mitnehmen.
»Ich wünsche mir,
dass unser Plakat
viele Leute anzieht
und wir am Ende
mehr Freiräume
bekommen.«
Etliche Vertreter/innen aus der Politik waren bei der
Eröffnung anwesend. Ihre Resonanz zur Ausstellung
war durchweg positiv und sie wünschten, dass die
eine oder andere Idee verwirklicht werden kann.
Nach der Eröffnung war die Ausstellung bis Mitte
Januar 2016 auf dem Schlossplatz zu sehen.
Resümee
Die große Resonanz der Jugendlichen zeigte, dass
sie das Thema des Projekts ansprach. Es ist gelungen, Jugendliche aus allen Schulformen und mit
verschiedenen sozialen und ethnischen Hintergrün-
den zusammen zu bringen und über einen langen
Zeitraum zur Mitarbeit zu motivieren. Mit ihren
Aktionen konnten die Jugendlichen andere gesellschaftliche Gruppen auf ihre Wünsche und Bedürfnisse aufmerksam machen. Sie lernten, ihre Aussagen in ein Bild zu verpacken, das außergewöhnlich,
spannend, witzig, interessant oder unterhaltsam
ist. Bereits in der Auftaktveranstaltung zeigte sich
das große Interesse der Jugendlichen, sich mit ihren
Treffpunkten auseinanderzusetzen. Sie entwickelten sehr schnell Ideen, um ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. In der weiteren
Zusammenarbeit spielten die sozialen Hintergründe
bzw. die besuchten Schulformen keine Rolle mehr.
Vielmehr standen die Fähigkeiten und Ideen jedes
einzelnen Jugendlichen im Vordergrund, die zum
Gelingen des Projekts beigetragen haben.
Kontakt und weitere Informationen
Stadt Jülich – Amt für Familie, Generationen
und Integration
Elisabeth Fasel-Rüdebusch
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
E-Mail: EFasel@juelich.de
Web: http://www.juelich.de
Ansprechpartner für das Programm
»Werkstatt Vielfalt«
Timo Jaster & Björn Götz-Lappe
Stiftung Mitarbeit
Ellerstraße 67
53119 Bonn
Tel.: (02 28) 6 04 24-17/-12
Fax: (02 28) 6 04 24-22
E-Mail: jaster@mitarbeit.de
goetz-lappe@mitarbeit.de