Daten
Kommune
Jülich
Größe
5,4 MB
Datum
09.11.2017
Erstellt
30.10.17, 15:17
Aktualisiert
30.10.17, 15:17
Stichworte
Inhalt der Datei
Jahresbericht
2016
des
Sozialpädagogischen Zentrums
Sucht- und Drogenberatung des Regionalen
Caritasverbandes Düren-Jülich e.V.
Bismarckstr. 6, 52351 Düren
Tel.: 02421/10001
Fax: 02421/10004
Homepage: www.spz.de
Mail: info@spz.de
1
Vorwort Dirk Hucko……………………………….…………………………………………………. 03
Einleitung Inge Heymann………………………………..…………………………………………05
A
Zahlen im Überblick
Entwicklung der Klientenzahlen…………………………………………………………. 08
IntensivklientInnen……….…………………………………………………………………. 09
Geschlecht ……………………………………………………………………………………… 10
Alter ……………………………………………………………………………………………… 10
Herkunft ............................................................................................. 12
Symptomatik …………………………………………………………………………………... 13
Zur sozialen Situation ……………………………………………………………………… 15
Substitution ……………………………………………………………………………………. 18
B
Ambulante Einzelhilfe
Allgemeine Situation............................................................................. 20
Vermittlung in Entwöhnungsbehandlung….…………………………………………. 20
Gruppenarbeit………………………………………………………………………………….. 21
Pathologisches Glücksspiel/Medienabhängigkeit…………………………………… 22
C
Prävention
Allgemeiner Bericht und Ausführungen zur Präventionsarbeit….. 24
Bereich Youth Work ……………………………………………………………………….... 30
D
Außenstelle Jülich
Klientenzahlen ....................................................................................32
Angehörigenberatung…………………………………………………………………………32
Psychosoziale Beratung Substituierter…………………………………………………. 32
Therapievermittlung ……….……………………………………………………………….. 32
Zusätzliche Angebote……………..………………………………………………………… 32
E
Café D
Die Abende…....................................................................................... 33
Das Publikum………………………………………………………………………..…......... 33
Das Stammpublikum…………………………………………………………………………. 34
Freizeitangebote…………………………………………………………………………....... 34
Instrumentalunterricht………………………………………………………………………. 34
Der Chor……………………………………………………………………………………....... 35
Freizeitaktivitäten außerhalb der Café-Öffnungszeiten………………………….. 35
Rechtsberatung ………………….…………………………………………………………... 36
Telefonberatung und Krisenintervention ………………………………………….... 36
Prävention durch den Spritzenautomaten……….………………………………..... 37
Das Team der Beratungsstelle………………………………………………………..…..38
Presse .……………………………………………………………………………………......... 39
2
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen den Jahresbericht 2016 des Sozialpädagogischen Zentrums
Sucht- und Drogenberatung der Caritas Düren-Jülich vorzulegen, die mittlerweile
bereits seit 36 Jahren im und für den Kreis Düren tätig ist.
Die Arbeit unserer Suchthilfe mit ihren beiden Drogenberatungsstellen in Düren und
Jülich und einem Netz von weiteren Angeboten im Kreis Düren bleibt trotz dieser
langen Geschichte weiter aktuell und unverändert wichtig. Dies zeigt sich bereits bei
einem Blick in die statistischen Zahlen dieses Jahresberichtes. Im vergangenen Jahr
wurden fast 2000 Klienten betreut, was erneut einen leichten Anstieg bedeutet.
Sucht ist und bleibt ein Thema in unserer Gesellschaft und das nicht nur eines von
Randgruppen, wie es teilweise in der öffentlichen Diskussion suggeriert wird. Süchte
sind in ihren verschiedenen Ausprägungen in allen Gruppen unserer Gesellschaft
präsent. Oftmals wird das Thema Sucht aber tabuisiert und verdrängt. Deshalb ist es
von großer Bedeutung, im Rahmen von Präventionsarbeit vorzubeugen und
insbesondere junge Menschen über die Auswirkungen von Abhängigkeiten zu
informieren.
Dass diese Abhängigkeiten schon lange nicht mehr nur stoffabhängig sind, zeigen auch
die Zahlen in diesem Jahresbericht. Mehr als 10 % der von uns betreuten Klienten sind
pathologische Glücksspieler. Und insbesondere in der immer wichtiger werdenden
Präventionsarbeit sind auch die Nutzung von Internet und Smartphones ein wichtiges
Thema – insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gerade deshalb ist
die vielfältige Präventionsarbeit insbesondere in den Schulen ein seit Jahren wichtiges
Aufgabenfeld der Sucht- und Drogenberatung der Caritas.
Neben der Prävention ist es auch entscheidend, die betroffenen Menschen mit
niedrigschwelligen Angeboten zu erreichen. Das Café D in der Bismarckstraße in Düren
ist ein solches Angebot. Das Café D ist schon kurz nach Gründung der Sucht- und
Drogenberatung der Caritas entstanden und feiert mittlerweile sein 35jähriges
3
Jubiläum. 35 Jahre, in denen zahllose Menschen hier Kontakte, Hilfe und Unterstützung
finden konnten.
Unsere Gesellschaft, die über alle Gruppen und Schichten von Sucht betroffen ist, muss
die verschiedenen Phänomene – seien sie stoffabhängig oder im Bereich von Spielund Internetsucht – ernst nehmen und Hilfen für die Betroffenen und ihre
Angehörigen, die seit Jahren weiter zunehmen, entsprechend intensivieren. Hierfür
braucht es auch eine Erhöhung der staatlichen Finanzierung der vorhandenen
Beratungs- und Unterstützungssysteme wie unserer Sucht- und Drogenberatung, um
den zunehmenden Anforderungen weiter gerecht werden zu können.
Den Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Einsatzbereichen der Sucht- und
Drogenberatung der Caritas darf ich herzlich für ihren besonderen Einsatz für die uns
anvertrauten Menschen danken sowie allen Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung
und Gesellschaft, die unsere Arbeit unterstützen.
Viele interessante Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Feldern unserer
Arbeit im Bereich der Sucht- und Drogenberatung der Caritas finden Sie auf den
kommenden Seiten dieses Jahresberichtes.
Ihr
Dirk Hucko
(Sprecher des Vorstandes)
4
Einleitung
In
Berichtsjahr
2016
wurde
die
Sucht-
und
Drogenberatungsstelle
des
Caritasverbandes Düren Jülich e.V. 35 Jahre alt.
Im
Verlauf
dieses
langen
Zeitraumes
haben
wir
ein
umfassendes
Drogenhilfeverbundsystem in enger Zusammenarbeit mit dem Endart Verein
aufgebaut. Mit den vielfältigen Angebotsstrukturen, die sich immer am vorhandenen
Bedarf orientierten, konnten wir (u.a. gemäß unseres politischen Auftrages) in einem
zunehmend hohen Maße von der Suchtproblematik betroffene Menschen erreichen und
mit den notwendigen Hilfen versorgen.
Klienten gesamt
2500
1952
2000
1602
1500
1000
763
480
500
0
83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Die gut vernetzten Angebote – wie z.B. niedrigschwelliger offener Bereich (Café D),
Beratung, psychosoziale Begleitung, ambulante Rehabilitation, Betreutes Wohnen etc.bieten KlientInnen gute Möglichkeiten, auf kurzen Wegen ohne bzw. mit nur geringen
Hemmschwellen die für sie notwendigen und passenden Angebote in Anspruch zu
nehmen. Die MitarbeiterInnen aus den verschiedenen Bereichen kooperieren eng
miteinander, so dass ein zeitnaher Austausch möglich ist.
Auch in 2016 war eine ungebrochen hohe Frequentierung unserer Einrichtung
gegeben. Weiterhin gab es einen leichten Anstieg sowohl der Gesamtklientenzahl als
auch der Intensivklienten (siehe statistische Zahlen).
Im diesjährigen Jahresbericht wollen wir dem Bereich der Prävention unsere besondere
Aufmerksamkeit widmen.
5
Dieser wichtige Bereich hat und hatte von Anfang an einen hohen Stellenwert in
unserer Arbeit, dem wir durchgehend mit einer vielfältigen Angebotsstruktur
entsprochen haben und in erweiterter Form weiterhin entsprechen. Seit 1993 sind wir
vom Land NRW anerkannte und mit Landesmitteln geförderte „Fachstelle für
Suchtvorbeugung“. Intention des Landes bei der Einrichtung der Fachstellen war es,
die regionale Versorgung in diesem Bereich auf hohem fachlichen Niveau und unter
stetiger Weiterentwicklung der Inhalte sicherzustellen.
Entsprechend dem Leitsatz „Sucht hat immer eine Geschichte“ gehen wir in unserer
Präventionsarbeit von einem multifaktoriellen und multikausalen Ansatz aus, der
beinhaltet, dass Sucht immer eine meist langfristige Entstehungsgeschichte hat, die
oftmals schon in der Kindheit beginnt und bei der sowohl individuelle (Person) als auch
sozialgesellschaftliche (Umwelt) sowie suchtmittelspezifische Faktoren von Bedeutung
sind, wobei das jeweilige Auftreten der verschiedenen Faktoren das Risiko eines
zukünftigen Missbrauchs hebt oder senkt. Entsprechend ist unser Präventionsansatz
ursachenorientiert ; dies aber nicht im Sinne einer Sammlung von Defiziten, sondern
mit der Intention – basierend auf dem Wissen um die ursächlichen Zusammenhänge
und entsprechenden Risikofaktoren – gesundheitsfördernde Schutzfaktoren und
Ressourcen sowie die Vermittlung von Kompetenzen in den Vordergrund zu stellen –
entsprechend dem Motto „Kinder stark machen“. Diesen Ansatz sowie die daraus
resultierenden Präventionsprogramme beschreiben wir in diesem Jahresbericht in dem
entsprechenden Artikel ausführlich.
Sucht und Suchtverhalten sind ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, welches sich
nicht nur auf Randgruppen beschränkt. Wir sind keine abstinent lebende Gesellschaft:
Suchtmittel aller Art – stoffgebundene und nicht stoffgebundene (Spielen,
Essverhalten, Kaufen, medialer Konsum etc.) – haben einen hohen Stellenwert.
Entsprechend nimmt die Präventionsarbeit auch alle diese Phänomene in den Focus
mit dem Ziel des Erlernens eines verantwortlichen, kontrollierten Umgangs mit
Suchtmitteln und des sich Abgrenzens von schädigenden Einflüssen.
Die Drogen- und Suchtkommission beim Bundesministerium beschreibt diese
Zielsetzung als „gesellschaftliche Bemühungen zur Vermeidung von Drogenproblemen,
die darauf abzielen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Prozess der Entwicklung
und Stabilisierung von „Drogenmündigkeit“ auf individueller, kollektiver und
gesellschaftlicher Ebene fördern. Hierin wird das Globalziel einer modernisierten
Suchtprävention gesehen“.
6
Neben der eher „klassischen“ Präventionsarbeit (in Schulen, Jugendeinrichtungen,
Multiplikatorenschulungen, Öffentlichkeitsveranstaltungen, etc.) haben wir auch
immer einen erweiterten Präventionsansatz in Zusammenarbeit mit dem Endart Verein
durchgeführt,
in
dem
z.B.
bei
Veranstaltungen
dort
entsprechendes
Informationsmaterial auslag und anwesende MitarbeiterInnen der Drogenberatung
informell angesprochen werden konnten.
An unsere Kooperationspartner und die anderen vielen Menschen, die unsere Arbeit
unterstützt haben unser herzliches Dankeschön.
Ebenso gilt unser Dank der Politik von Kreis, Städten und Land ohne deren
Unterstützung wir diese wichtige Arbeit nicht tun könnten.
Ihre
Inge Heymann
(Leiterin der Einrichtung)
7
A Zahlen im Überblick
Statistische Zahlen 2016
Das überaus vielfältige und komplexe Geschehen in diesem Tätigkeitsschwerpunkt
wiederzugeben und auf wenig aussagekräftige Zahlen und Diagramme
herunterzubrechen, ohne sich in Allgemeinplätzen zu verlieren, dieser Versuch soll in
der folgenden Darstellung unternommen werden. Im Gegensatz zu vielen
differenzierteren Suchthilfestatistiken, die das Ziel der Steuerung von Suchthilfe mit
der statistischen Erfassung zu verfolgen suchen, verfolgen wir seit Bestehen der
Einrichtung die Absicht, der interessierten Öffentlichkeit, den örtlichen Behörden und
Lokalpolitikern einen Ein- oder auch Überblick zu vermitteln. Unser differenziertes
Versorgungsangebot entstand de facto weniger aus der Auswertung von Zahlen und
Statistiken, sondern in der Begegnung mit unserer Klientel und dem Erleben und
Erfahren von hier formulierten und erlebten Bedürfnislagen.
Den Schwerpunkt der nachfolgenden statistischen Erfassung stellt der Bereich der
ambulanten Hilfen dar, der Beratung und Therapie sowie Krisenintervention in
Einzel – und Gruppensitzungen, persönlich oder am Telefon, einmalig oder langfristig,
umfasst. Gestattet sei auch hier der folgende Hinweis, dass dabei in aller Regel nicht
die Erhebung verwertbarer Daten im Mittelpunkt unseres Interesses steht, sondern die
angemessene und hilfreiche Intervention, so dass zuweilen „wertvolle“ Daten
angesichts der Sensibilität der Situation nicht abgefragt wurden und so Datenlücken
entstehen konnten.
Entwicklung der KlientInnenzahlen
Den Vorjahrestrend bestätigend haben wir im Berichtsjahr wiederum einen leichten
Anstieg der Gesamtheit der durch uns im ambulanten Hilfesystem Betreuten zu
verzeichnen: von 1926 auf 1952 aktuell.
Klienten gesamt
2500
1952
2000
1602
1500
1000
763
480
500
0
83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
8
Unterscheiden wir nach Untergruppe der IntensivklientInnen, der sekundär
Betroffenen (Angehörige) und der einmaligen Kontakte erkennen wir bei allen
gemeinsam einen geringfügigen Zuwachs. Die Population der einmaligen Kontakte ist
auf nunmehr 877 (862) angewachsen. Bei leicht reduzierter Erreichbarkeit unserer
Einrichtung und der vermehrten Inanspruchnahme des zuständigen Personals
erfordert diese hohe Anzahl Anfragen ein hohes Maß an Effizienz und Struktur.
Bei den intensiv (>= 3 Kontakte) betreuten Abhängigen oder von Abhängigkeit
Bedrohten – den IntensivklientInnen – verzeichnen wir mit nunmehr 988 Personen
(983) ebenfalls einen nur geringfügigen Zuwachs.
Ausgeglichen wird dieser - wenn auch nur geringfügige - Zuwachs bei nahezu
unverändertem
Personalstand
durch
eine
durchschnittlich
geringere
Betreuungsintensität – verminderte durchschnittliche Anzahl der Kontakte, höhere
Gesprächsintervalle - sowie eine weitere Intensivierung der Gruppenarbeit.
Klientenzahlen
1200
983988
931
875
839854
1000
749732736
679
616
573560579566
600
500
436457
414
370386
338
400
307
275287302291
229236258261
209
202
177186
200
800
0
82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Schlussendlich können wir bei der Klientel der sekundär Betroffenen - zumeist
PartnerInnen oder Eltern von primär Betroffenen, die selbst nicht oder noch nicht in
Betreuung sind, 87 (81) Personen zählen, die im Berichtsjahr in unserer Einrichtung
intensiv betreut werden konnten.
9
Die nachfolgenden Werte beziehen sich ausschließlich auf die Gruppe der
988 IntensivklientInnen.
Geschlecht
Mit einem Anteil von 27,2% an der Gesamtheit der Intensivklientel bewegt sich der
Wert des weiblichen Geschlechtes im Normbereich mit nur geringen Abweichungen zu
den Vorjahren. Proportional und in absoluten Zahlen gesehen ist der Anteil der Frauen
über die 25 Jahre unserer Dokumentation erheblich geringer angestiegen (von 69 in
1982 auf 263 in absoluten Zahlen) als der der Männer von 108 auf nunmehr 704.
Verteilung nach Geschlecht
800
700
600
500
400
300
200
100
0
82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Frauen
Männer
Im Gegensatz zu den ersten Jahren der statistischen Aufzeichnungen liegt das
quantitative Verhältnis nach Geschlecht seit Jahren nicht mehr bei 1:2 sondern
konsequent bei ca. 1:4. Angehörige des männlichen Geschlechtes sind proportional
häufiger von Abhängigkeit und Therapiebedürftigkeit betroffen bzw. benötigen und
erfragen professionelle Unterstützung.
Das Alter
Wie in den Vorjahren subsumieren wir die Intensivklientel in Altersgruppen der
Jugendlichen bis 21, der jungen Erwachsenen bis zum vollendeten 35 LJ und die der
Erwachsenen über das 35. LJ hinaus.
So offenbart die Altersverteilung bei den IntensivklientInnen eine Verteilung von
23,3% Jugendliche bis 21 Jahren, 40% junge Erwachsene bis 35 und 36,7%
Erwachsene über 35 Jahre.
10
Altersgruppenverteilung
60
40
20
0
0
1
2
3
4
5
6
7
< 21
8
9
< 35
> 35
10
11
12
13
14
15
16
Vergleichen wir die Altersverteilung der Gesamtheit der Klientel im Bereich
Ambulante Hilfen (1943), so ergibt sich ein nur geringfügig abweichendes Bild: Die
Erwachsenen (> 35 Jahre) stellen mit 37 % der Gesamtheit die größte Gruppierung,
die Jugendlichen (<21 J.) hingegen mit 26, 1,6% die kleinste. Im Längsschnitt stellen
wir eine vergleichsweise hohe Konstanz bei nur geringer Schwankungsbreite der
Altersgruppenverteilung fest.
Altersgruppenvergleich
45
40
40
37
36,7
36,9
einmalig<35
intensiv> 35
einmalig>35
35
30
25
26,1
23,3
20
15
10
5
0
intensiv
einmalig<21
Intensiv< 35
Der weiterhin größte Anteil der Einmaligen Kontakte findet demnach mit der Gruppe
der Erwachsenen statt. Dies sind unserer Erfahrung nach vorwiegend Eltern, die in
akuten Krisensituationen kurzfristigen Informations- oder Interventionsbedarf haben.
Mit der nachfolgenden tabellarischen Auflistung ermitteln wir die Herkunft der Klientel
abhängig von Altersgruppe und Betreuungsintensität und -bedarf. Angesichts der
Ergebnisse wird offenkundig, dass eine Angleichung zwischen Stadt und „Land“ längst
stattgefunden hat.
11
Regionale und Altersgruppenverteilung
KlientInnen ambulante Hilfen (gesamt) 2016
IntensivklientInnen : 988 (983)
Stadt
Kreis
Davon:
Und Um-
gesamt
Stadt Jülich kreis Jülich
< 21 Jahre 125
101
24
11
226
< 35 Jahre 219
170
49
32
389
> 35 Jahre 149
208
43
27
357
Ges.
479
126
60
972
493
sowie 16 überregionaler Herkunft = 988 (983) Ratsuchende gesamt
Sekundär Betroffene intensiv gesamt: 87 (81)
Stadt
Kreis
Davon:
Und Um-
gesamt
Stadt Jülich kreis Jülich
< 21 Jahre 4
2
2
--
6
< 35 Jahre 14
9
3
--
23
> 35 Jahre 31
27
6
5
58
Ges.
38
13
5
87
Und Um-
gesamt
49
Einmalige Kontakte gesamt: 877 (862)
Stadt
Kreis
Davon:
Stadt Jülich kreis Jülich
< 21 Jahre 161
112
22
9
273
< 35 Jahre 146
159
37
28
305
> 35 Jahre 145
154
31
39
299
Ges.
425
90
76
877
452
Bei insgesamt 1952 kontaktierten Personen im Betreuungszeitraum stammen 51,3%
aus dem Stadtgebiet Düren und 48,7 aus dem Kreisgebiet.
12
Symptomatik
Wenn wir unsere Intensivklientel differenzierter zu beschreiben haben, dann u.a.
anhand der beschriebenen und festgestellten Symptomatik.
Das unten dargestellte Diagramm vergleicht über die letzten Berichtsjahre die
Entwicklung des Parameters „Hauptdiagnose“. Diese wird dann vergeben, wenn nach
ICD 10 als Diagnosemanual zumindest ein schädlicher Gebrauch vorliegt und
festgestellt wird, d.h., dass eine tatsächliche Schädigung der psychischen oder / und
physischen Gesundheit des Konsumenten erfolgte und der Konsum fortgesetzt wird.
Bei der übergroßen Mehrzahl unserer Klientel liegt indes eine manifeste
Suchterkrankung vor.
Eine Hauptdiagnose wurde bei 745 der 988 Personen vergeben, die anderen Personen
erfüllten die Kriterien nicht, sondern konsultierten uns in einem früheren Stadium ihres
Suchtmittelkonsums, in aller Regel in einer als kritisch zu beschreibenden Phase, in
der durch gezielte Interventionen und Selbstkontrolltechniken – so sie denn
konsequent angewandt werden- Schlimmeres verhindert werden kann.
Von den 745 Personen, bei denen eine Hauptdiagnose gestellt wurde, waren 297
Heroinabhängige, 112 Abhängige von Cannabis, 76 Amphetaminabhängige, 185
Alkoholiker und 79 Pathologische Glücksspieler.
Hauptdiagnosen
350
300
250
200
150
100
50
0
2008
Alkohol
Cannabis
2009
2010
2011
Opiate
2012
Ampetamine
2013
2014
Glücksspiel
Kokain
2015
2016
Bei Cannabisprodukten (Zuwachs um ca.38%) hält der Trend zu teils früh
einsetzendem exzessiven und schädigenden Konsummuster an: Ein Teil der Klientel
fand den Zugang zu uns durch das internetbasierte Interventionsprogramm „Quit the
shit“, und konnte hier sensibilisiert werden. Und nicht nur in Einzelfällen wurde über
unsere Cannbissprechstunde (jeden Dienstag, 16:00 Uhr) hier dann auch der direkte
13
Kontakt gesucht. Anteilmäßig weiterhin die größte Untergruppe (Zuwachs um ca. 26%
über die letzten 8 Jahre) stellen die KonsumentInnen von Opiaten dar. Das Gros von
ihnen wird substituiert und im Rahmen unserer Psychosozialen Begleitung betreut.
Bei Alkohol verzeichnen wir einen Zuwachs um nahezu 28 % über die letzten 8 Jahre
hinweg, in der Mehrzahl ältere KonsumentInnen, aber auch jugendliche
MissbraucherInnen oder Abhängige.
Bei den pathologischen Glücksspielern beträgt der Zuwachs in den letzten 3 Jahren ca.
35%. In der Gruppe der AmphetaminkosumentInnen hat sich mit geringen
Abweichungen in einigen Berichtsjahren kein so eindeutiger Aufwärtstrend verzeichnen
lassen.
Betrachten wir im Anschluss die symptomspezifische Verteilung unter dem Aspekt der
Geschlechterrelation, so ergeben sich eklatante Unterschied, wie das nachfolgende
Diagramm veranschaulicht. Zur Erinnerung: Über alle IntensivklientInnen liegt die
Geschlechterverteilung bei 27,2% Frauen und 72,8% Männer.
Hier die prozentualen nach den unten in absoluten Zahlen abgebildeten
Symptomgruppen:
Alkohol: 64,5/35,5 — Opiate: 72,5/27,5 --- Cannabis: 80,4/19,6 --- Amphetamine:
65,8/34,2
Spieler: 91/9 ( jeweils männlich/weiblich).
Im Vergleich zur Gesamtverteilung leichte Verschiebungen mit einem größeren
weiblichen Anteil bei Alkohol und Amphetaminen, hingegen klare männlich Dominanz
bei Cannabis und Glücksspiel.
Diagnose+ Geschlecht
250
200
150
100
50
0
Alkohol
Opiate
Cannabis
Männer
Amphetamine50
Spieler
Frauen
Insgesamt gesehen ist der Trend zu missbräuchlichem Konsum von Suchtmitteln mit
den Funktionen des „Aushaltenkönnens“, „Dopings“ oder „Betäubens“ über die vielen
Jahre unserer Tätigkeit hinweg ungebrochen.
14
Der missbräuchliche, auf Wirkung zielende mehrheitlich betriebene Konsum von
Drogen jedweder Art dient heutzutage vielen Menschen nicht zuletzt der
Aufrechterhaltung der Arbeitskraft und dem „Sich-Arrangieren“ mit den Anforderungen
im System, um mit der vielfach heraufbeschworenen Entsolidarisierung der
Gesellschaft „fertig zu werden“ — mit den letztlich fatalen Nebenwirkungen, dass der
vermeintliche Problemlöser zum Problem wird.
Dies veranschaulicht auch das folgende Diagramm, das Auskunft über den erfolgten
Missbrauch von Substanzen ohne Vergabe einer Diagnose gibt. In dieser Gruppe sind
die 243 Personen mit enthalten, deren Konsummuster uns keine Hauptdiagnose
vergeben ließ. Mehrfachnennungen seitens der Klientel sind möglich und wir gehen
von einer hohen Dunkelziffer aus, da der „normale“ Konsum verschiedener Substanzen
von uns als „Problemfokussierende“ häufig übersehen wird.
Alkohol wurde von 723 Personen, genannt, Cannabis von 453, Amphetamine von 241,
Heroin von 121, Kokain von 101 und Benzodiazepine von 156.
Konsum ohne spezifische Diagnose 2016
800
723
700
600
500
453
400
300
241
200
121
156
102
100
0
1
Zur sozialen Situation
Substanzkonsum in übermäßiger, kritischer, schädlicher oder auch abhängiger Art und
Weise hat in individuell unterschiedlichen Zeiträumen Konsequenzen auf die
Lebenswirklichkeit von Menschen. Dies gilt auch für den nicht bestimmungsgemäßen
oder sozial akzeptierten Konsum als Reaktion auf gravierende und psychisch
vermeintlich nicht zu bewältigende kritische Lebensereignisse.
Arbeitslosigkeit stellt hier ein derartig einschneidendes Ereignis dar, ist gleichermaßen
Folge als auch Auslöser einer stattfindenden Suchtentwicklung. Im Berichtszeitraum
sind – wie das unten zu sehende Diagramm aufweist- erstmalig seit 15 Jahren nur
wenig mehr als 52% unserer Klientel ohne regelmäßige Beschäftigung. Im Vorjahr
waren es mehr als 56%.
15
Arbeitslosenquote
90
80
70
60
50
40
30
20
10
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
0
Der Druck auf dem Arbeitsmarkt wächst in den letzten Jahren evident: Viele unserer
KlientInnen bemühen sich standzuhalten- auch mit Hilfe der Zufuhr von betäubenden
oder leistungssteigernden Mitteln- viele um den Preis gravierender Schädigungen.
Im Berichtsjahr finden wir gerade bei älteren IntensivklientInnen gehäuft die Gruppe
der sowohl durch das (Arbeits-)leben und durch die Folgen auch des süchtigen
Konsums krank gewordenen Menschen, die dem Tempo und den Anforderungen am
Arbeitsplatz nicht mehr standhalten: Diejenigen, die den neuen Technologien, den
immer neuen Paradigmen, der vermehrten Konkurrenz durch die nachrückende
Generation nichts mehr entgegenzusetzen haben.
Bezüglich der weiterführenden Betrachtung der Wohn- und Lebenssituation zeigt sich
das folgende Bild: Rund 51% unserer Intensivklientel wohnte allein oder bei ihren
Eltern. Ein hoher Prozentsatz dieser zum übergroßen Teil bereits im Erwachsenenalter
befindlichen Gruppe, der auch mit den Daten zu einer bestehenden Partnerschaft
korreliert ( s.u.).
16
Wohnsituation
Jahre 2011-2016
0
mit Partner+Kind
mit Partner
mit Kind
50
100
150
200
250
mit Eltern
alleinleb.
300
350
Hinsichtlich einer Einbindung im Rahmen eines funktionierenden sozialen Netzwerkes
zeigt sich ein in der Regel nur bedingt zufriedenstellendes Ergebnis. Dies stellen wir
hier exemplarisch anhand des Parameters „Partnerschaft“ dar. Im Vergleich zu den
Vorjahreswerten zeigt sich ein geringfügig günstigeres Bild. Ansonsten weist die
Mehrzahl der Süchtigen ein nur poröses soziales Netz auf, das Folge von Isolierung,
Rückzug und Ausgrenzung ist. Diese Folgen wiederum wirken sich auf den weiteren
Verlauf der Sucht als Katalysator aus.
17
Partnerschaft
500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
461
457
423
427
409
390
310
306
273
301
309
332
allein
mit Partner
101
2011
86
2012
zeitweilig
91
59
2013
2014
68
2015
79
2016
Substitution
Nach nunmehr mehr als 25 Jahren Erfahrung in unserer Einrichtung mit der Vergabe
von Opioiden als Ersatzstoffen in der medizinischen Praxis können wir als vorläufiges
Ergebnis verzeichnen, dass Leben verlängert werden, vielfach die Lebensqualität von
Opiatabhängigen deutlich verbessert werden konnte und auch in „sozialhygienischer“
Hinsicht die Vorteile auf der Hand lagen: weniger Beschaffungskriminalität und weniger
Kriminalitätsfolgekosten. Nur in Einzelfällen begegnen wir in unserer Beratungsstelle
vollkommen abgebauten und verwahrlosten „Junkies“, was in den 80ern und auch
noch den 90ern sehr verbreitet war. Im Gegensatz dazu begegnen wir heute immer
wieder
AltkonsumentInnen,
die
nach
einer
mehr
als
20jährigen
Substitutionsbehandlung und jahrzehntelanger Sucht an Alter und/oder internistischen
Erkrankungen sterben. Ein Phänomen, das in der Frühzeit unserer Einrichtung
undenkbar war.
Im Rahmen der sowohl von der BtMVV (Betäubungsmittelverschreibungsverordnung)
als auch des BtMG vorgeschriebenen Einbeziehung einer Einrichtung der Suchthilfe in
die Ersatzstoffvergabe sehen wir Substituierte zumindest ca. alle 3 Monate oder aber
– je nach Motivation und Indikation- auch häufiger in intensiveren Betreuungs- oder
Beratungsprozessen.
Wir beobachten in der Behandlung aktuell zwei wichtige Trends: Bei jüngeren
Altersgruppen kann die vernetzte und hochschwellige Behandlung zu
Ausstiegsbemühungen führen und durch eine gut organisierte Behandlung auch die
unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung einer Abstinenzmotivation darstellen.
Günstige Voraussetzungen sind die Vergabe von vorzugsweise Subutex, eine kurze
Behandlungsdauer, eine sorgfältige Psychoedukation, eine gute Motivationsarbeit und
die Entwicklung einer Ausstiegsperspektive in Kooperation zwischen Ärzten und
Suchthilfe.
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Liegt eine lange Suchtkarriere vor allem auch mit Opiaten vor, konstatieren wir in aller
Regel eine lange Verbleibsdauer in der Substitution und ein langes Verbleiben in der
Sucht.
Beigebrauch ist die Regel, nicht die Ausnahme. Dieser umfasst zumeist den mehr oder
minder regelmäßigen Konsum von Cannabis, häufiger auch von Alkohol. Dieser wird
zumeist in den sozialen Netzwerken der Substituierten gemeinsam zur „Förderung der
Geselligkeit“ konsumiert. Ohne Bagatellisierung dieses Umstandes reicht die
Konsumintensität von einigen Flaschen Bier in der Gemeinschaft bis hin zu vital
bedrohlichen Alkoholintoxikationen. Hier sollte sowohl im Rahmen der hier
durchzuführenden PSB als auch in der ärztlichen Praxis die Quantität und Qualität des
Beigebrauchs sorgfältig verfolgt werden.
Wie das unten stehende Diagramm veranschaulicht, ist die Anzahl der in unserer
Einrichtung in PSB Befindlichen gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gestiegen: Aktuell
wurden 251 Personen in unserer Einrichtung in unterschiedlicher Intensität betreut.
Somit zeigt sich, dass das Gros der 295 Opiatabhängigen, die den Weg in unsere
Einrichtung fanden, sich aktuell in Substitutionsbehandlung befindet.
Substituierte
300
250
200
150
100
50
0
20002001200220032004200520062007200820092010201120122013201420152016
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B Ambulante Einzelhilfe
Zur allgemeinen Situation in 2016:
Die Frequentierung unserer Einrichtung war auch in diesem Jahr wieder ungebrochen
hoch. Bei einer Gesamtzahl von 1952 Personen, die unsere Angebote in Anspruch
genommen haben, ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen (Vorjahr 1926 Personen).
Von den 1952 Besuchern waren: 877 einmalige Kontakte, 988 intensiv betreute
KlientInnen und 87 sogenannte intensiv betreute sekundär Betroffene, d. h.
Angehörige oder sonstige Bezugspersonen.
Nach wie vor ist es eine schwerpunktmäßig jüngere Klientel – 2/3 der
IntensivklientInnen sind unter 35 Jahren – welche unsere Angebote in Anspruch
nimmt:
Ebenso lag der Anteil von KlientInnen mit einer illegalen Drogenproblematik weiterhin
bei 2/3 der Intensivklientel. Davon waren 251 Personen Substituierte, die wir im
Rahmen der psychosozialen Begleitung betreuen. Diese PSB gestaltet sich wie gehabt
sehr unterschiedlich. Viele Betroffene kommen einmal im Quartal in die dafür
vorgesehenen Sprechstunden, andere kommen von sich aus öfter, wenn Leidensdruck
oder auch sonst ein Gesprächsbedarf besteht, und wieder andere planen
gegebenenfalls den Ausstieg aus der Substitution, werden von uns regelmäßig intensiv
betreut und bei Bedarf auch in therapeutische Maßnahmen vermittelt. Diese Praxis
halten wir nach wie vor für effektiv, weil wir so die Betroffenen je nach Bedarf und
Bedürftigkeit in unterschiedlicher Intensität erreichen. Auch und gerade die Begleitung
von KlientInnen einmal im Quartal macht Sinn, da wir dadurch kontinuierlich die
Entwicklungsprozesse,
auftretende
Problemsituationen
und
mögliche
Veränderungsnotwendigkeiten bei diesen KlientInnen mitbekommen und darauf bei
Bedarf und Notwendigkeit zeitnah reagieren können.
Der Anteil – vor allem jüngerer – CannabiskonsumentInnnen war auch in diesem Jahr
recht hoch. Ein erster Zugang erfolgt i.d.R. über unsere seit Jahren fest etablierte
Cannabissprechstunde, die im Berichtsjahr von 112 Personen aufgesucht wurde.
Darüber hinaus werden von uns CannabiskonsumentInnen über das internetbasierte
Ausstiegsprogramm „ Quitt he Shit“ erreicht.
Vermittlung in ambulante und stationäre Entwöhnungsmaßnahmen
In 2016 haben wir 160 KlientInnen in stationäre oder ambulante
Rehabilitationsmaßnahmen vermittelt.
Die überwiegende Mehrheit waren Betroffene mit Abhängigkeit von illegalen Drogen.
Davon wurden nur zehn Personen auf Grundlage des §35 BtmG vermittelt. Das
bedeutet, dass ca. 94% auf „freiwilliger“ Basis, d.h. ohne gerichtliche Auflage eine
Therapie angestrebt haben. Natürlich ist dabei die Regel, dass irgendwo ein – meist
auch hoher – Leidensdruck externer oder internaler Art gegeben ist, bevor KlientInnen
diesen Schritt tun und sich den damit verbundenen Anforderungen stellen.
Wie schon im Vorjahr verlief die Vermittlung absolut störungsfrei und die Anträge
wurden bis auf wenige Ausnahmen genehmigt.
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Von den 160 vermittelten KlientInnen haben:
38 Personen die Maßnahme beendet
52 Personen befanden sich noch in der Maßnahme
12 Personen haben die Maßnahme abgebrochen
34 Personen befanden sich noch in der Vorbereitung der Maßnahme
24 Personen haben die Maßnahme nicht angetreten bzw. haben – in wenigen
Ausnahmefällen – keine Kostenzusage bekommen
Bei zehn Personen erfolgte die Vermittlung auf Basis des §35 BtmG.
Gruppenarbeit im Kontext der ambulanten Hilfen
Neben den individuellen Kontakten kommt der
Gruppenarbeit
aufgrund
unterschiedlichster positiver Effekte innerhalb sowohl der ambulanten als auch
stationären Drogenhilfe eine eminent wichtige Aufgabe zu.
Dieser Ansatz findet indes an den sozialen Fertigkeiten und somit der Gruppenfähigkeit
der vielfach teilweise massiv beeinträchtigten KlientInnen unserer Einrichtung seine
Grenzen.
Aufgabe der Einzelarbeit ist die Erarbeitung oder Auffrischung grundlegender sozialer
Fähigkeiten, um mit ebenfalls Betroffenen im Gruppenkontext kommunizieren zu
können. Barrieren wie Scham, Misstrauen, Konzentrationsstörungen, soziale Ängste,
Kommunikations- und Beziehungsstörungen etc. werden im Vorfeld thematisiert und
bei erfolgreicher Gruppenintegration auch prozesshaft im Gruppengeschehen immer
wieder aktualisiert und reflektiert. Leitgedanke dieser Arbeit ist, dass der Mensch ein
soziales Wesen ist und letztlich nur in gesunden Bezügen zu anderen und zu sich selbst
an Stabilität gewinnen kann.
In der Folge vermitteln wir einen Kurzüberblick der von uns im Berichtsjahr
durchgeführten Gruppenaktivitäten.
Die Elterngruppe ist unsere älteste Gruppe. Sie besteht gleichsam seit dem Anbeginn
unserer Arbeit und wird auch seitdem professionell geleitet. Ziel und Thema dieser
Gruppe ist die Entwicklung von adäquaten Kompetenzen im Umgang mit dem
Suchtverhalten des Kindes sowie den eigenen Emotionen und Einstellungen. Im
Berichtzeitraum war die Gruppe zeitweise so gut besucht - zudem gab es viele
Neuanfragen- dass über die Installierung einer zweiten Gruppe aktuell nachgedacht
wird. Diese Entwicklung begrüßen wir sehr, da über mehrere Jahre hinweg nur wenige
neue TeilnehmerInnen zur Elterngruppe stießen.
Die seit ca. über 25
Jahren existierende Nachsorgegruppe hat die Aufgabe,
KlientInnen im Anschluss an eine erfolgreiche Erlangung von Suchtmittelfreiheit bei
der Entwicklung von Stabilität und Zufriedenheit im Zuge der abstinenten
Lebensführung zur Seite zu stehen. Sie dient somit nicht nur der Initiierung neuen
Verhaltens, sondern zuvorderst der Aufrechterhaltung, der erworbenen Stabilität. Die
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Gruppe trifft sich im wöchentlichen Turnus, umfasst ca.10 regelmäßige Mitglieder, ist
geschlechts- und symptomheterogen und wird professionell geleitet.
Mit der Spielergruppe haben wir seit vielen Jahren ein Angebot für nahezu
ausschließlich Männer, die in süchtiger Weise Glücksspiele betreiben mit teilweise
erheblichen psychosozialen Folgeschäden für das Individuum und die Allgemeinheit.
Unter professioneller Leitung wird durch Modelllernen und gegenseitige Unterstützung
eine Problembewältigung im ambulanten Rahmen erprobt. In jüngster Vergangenheit
kamen neben den Spielern von Geldautomaten, den Casinospielern und den
Sportwetten Treibenden vereinzelte Anfragen von Online-Gamblern und
Internetabhängigen hinzu.
Sowohl im Spieler- als auch im allgemeinen Suchtbereich haben wir seit 2001 Angebote
von ambulanten Therapiegruppen. Geleitet im Co-Therapeutenprinzip ist die
Aufgabe dieser Gruppen, Veränderungsprozesse unter Einbeziehung des Mediums
„Gruppe“ zu forcieren und sich der Vorteile gegenüber dem Einzelkontakt zu bedienen.
In einer Größe von acht bis zehn Personen treffen sich diese Gruppen auf ein Jahr
jeweils befristet im wöchentlichen Intervall. Drogenfreiheit sowie eine klare
Veränderungsmotivation sind unabdingbare Voraussetzungen für die aktive Teilnahme
an diesen Gruppen, wobei die zu bearbeitenden Themen sehr unterschiedlicher Natur
sind.
Kontinuierliche Aktivitäten im Freizeitbereich bieten wir mit den Sportgruppen an.
Seit vielen Jahren bieten wir für unsere Klientel und flankierende Personengruppen
wöchentlich die Fußballgruppe und Badminton/Volleyball an. Während Fußball durch
einen festen Stamm mit variablen anderen Mitspielern geprägt ist, und es immer
wieder auch Probleme mit „unserem“ Fußballplatz gibt, die gelöst werden müssen, hat
Badminton nach langer Stagnation auf mittleren Niveau seit letztem Jahr eine
Renaissance erfahren. Das wöchentliche Angebot in der Halle an der Südschule wird
mittlerweile kontinuierlich von ca. acht bis zehn Personen besucht - gerade auch für
diejenigen KlientInnen eine Herausforderung, die im Badminton und im Kontakt zu
den Mitspielern sich als eher ungeübt und unsicher erleben.
Pathologische Glücksspielsucht/Medienabhängigkeit
Im Zentrum der Aktivitäten in den Bereichen Prävention, Beratung und Behandlung
standen im Berichtsjahr die regelmäßige Beratung und Betreuung von
GlücksspielerInnenn sowie die weitere Konsolidierung des Bereichs der ambulanten
Behandlung abhängiger SpielerInnen im Rahmen unseres Therapieangebotes. Zudem
wurde mehrfach bei sozial destabilisierten und im ambulanten Setting nicht
abstinenzfähigen SpielerInnen Vermittlungsarbeit in stationäre Reha geleistet.
Außerdem übernehmen wir in aller Regel die Nachsorge. Letzteres gestaltet sich nicht
immer befriedigend, da die Schnittstelle zwischen Behandlung und Nachsorge nicht
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immer reibungslos funktionierte. Auch bei bereits im Vorfeld vorhandenem Kontakt
(Entsendestelle = Nachsorgestelle) gab es Verluste an KlientInnen.
Die seit Ende 2014 bestehende Arbeitsaufteilung mit unterschiedlichen Schwerpunkten
unter drei in diesem Bereich tätigen KollegInnen hat sich bewährt. Auf diese Weise
konnte besser auf die individuellen Bedürfnisse der KlientInnen eingegangen werden.
Eine Kollegin versorgt über eine seit Mai 2016 eingerichtete offene
Erstkontaktsprechstunde (Montags von 17:00 – 18:00 Uhr) die Erst- und
Kriseninterventionen, übernimmt die Therapievermittlungen und die Kurz- bzw.
Angehörigenberatung. Eine andere Kollegin ist zuständig für die ARS-Gruppe und die
Öffentlichkeitsarbeit (Pflege des Internetauftrittes des Bereiches Glücksspielsucht auf
www.spz.de und der Facebook-Seite). Ein dritter Kollege übernimmt die Einzeltherapie
mit den Klienten, bei denen eine männliche Bezugsperson therapeutisch sinnvoll
erscheint.
Die offene Gruppe lief weitgehend unverändert mit leicht reduzierter Teilnehmerzahl
weiter. Ein Stamm von einigen seit mehreren Jahren abstinent lebenden SpielerInnen,
die eine Bindung hergestellt haben und die Gruppe weiterhin zur eigenen Absicherung
nutzen, bildet den Kern der Gruppe. Jüngere in der Motivations- und Klärungsphase
befindliche SpielerInnen nutzten diese Gruppe in unterschiedlicher Intensität mit dem
Ziel der Psychoedukation.
Im Berichtsjahr 2016 wurden mit 79 intensiv betreuten SpielerInnen im Vergleich zum
Vorjahr geringfügig weniger Betroffene erreicht. Hinzu kamen 71 einmalige Kontakte
und 38 Angehörige.
Der Aktionstag im September wurde mit einem Info-Stand im Bürgerbüro der Stadt
Düren sowie einem Stand im Stadtcenter - „Dürens Einkaufsmekka“- mit reger
Nachfrage nach Material und Gesprächen durchgeführt. Überdies fanden sich einige
SpielerInnen bereit, den lokalen Medien - sowohl Rundfunk als auch TV- für Beiträge
zur Verfügung zu stehen. Eine Kollegin wurde von der „Lokalzeit Aachen“ als
Studiogast zum Thema eingeladen.
Einige SpielerInnen aus der SHG nutzen unser umfangreiches Freizeitangebot im
Bereich des ABW - sie wurden Mitglieder unseres „BEWO-Chores“ unter Leitung eines
Musikpädagogen und nahmen mit Begeisterung Abschied von sozialer Isolation,
unausgefüllter Freizeit und Selbstunsicherheit.
Die Teilnahme am Jahrestreffen sowie an 2 Fortbildungen fand statt, regelmäßig wurde
der AK Rheinland besucht.
Novum in 2016 war der deutliche Zuwachs an internetbasierten GlücksspielerInnen
und Sportwetten, letztere sowohl terrestrisch als auch über das Internet. Ebenfalls neu
waren die ersten KlientInnen mit einer reinen Medienabhängigkeit, die in unsere
Rehabilitationsangebote für GlücksspielerInnen integriert werden konnten.
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C Prävention
Allgemeiner Bericht und Ausführungen zur Präventionsarbeit
Die Arbeit der Fachstelle für Suchtvorbeugung umfasst unterschiedliche
Aktionsfelder. AdressatInnen sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie
die in den jeweiligen Aktionsfeldern tätigen MultiplikatorInnen. Unter dem Begriff
„Prävention“ werden dabei alle Maßnahmen subsumiert, die vor einer sich
manifestierenden Suchterkrankung einsetzen. Gemäß gängiger Kategorisierung
suchtpräventiver Maßnahmen wird zwischen Maßnahmen mit universeller, selektiver
und indizierter Präventionsausrichtung unterschieden.
Universelle Maßnahmen richten sich an die Allgemeinheit oder Teilgruppen der
Bevölkerung und erhoffen sich im Vorfeld problematischer Verhaltensweisen für alle
AdressatInnen positive Effekte. Selektive Programme richten sich dagegen an einzelne
Zielgruppen mit erhöhtem Suchtrisiko, die noch keinen Krankheitssymptome entwickelt
haben (bspw. Kinder aus suchtbelasteten Familien oder Kinder und Jugendliche aus
sozialen Brennpunkten), während die Zielgruppe indizierter Präventionsmaßnahmen
aus Personen besteht, die bereits ein problematisches, riskantes Konsumverhalten
praktizieren, ohne dass sie zum gegebenen Zeitpunkt Abhängigkeitssymptome zeigen.
Insbesondere hinsichtlich des Aktionsfeldes Schule, das zugleich einen Schwerpunkt
unserer universell ausgerichteten Präventionsaktivitäten ausmacht, sind im Verlauf der
letzten Jahre eine Reihe evidienzbasierter Programme zur Schulischen Suchtprävention
veröffentlicht worden (z.B. Eigenständig werden, IPSY, unplugged, Fit und stark fürs
Leben, PeP). Aufgrund der Erkenntnis, dass Wissen allein eine Verhaltenssteuerung
selten zu beeinflussen vermag, basieren alle Programme auf dem LebenskompetenzFörderungsansatz und damit auf der grundlegenden, zielgerichteten Förderung
derjenigen
Dimensionen,
die
als
grundlegend
für
eine
gesunde
Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen identifiziert werden konnten
(Selbstbewusstsein, Selbstwahrnehmung und Empathie, Kommunikation und
Selbstbehauptung, Umgang mit Stress und belastenden Emotionen, Problemlösen und
kreatives, kritisches Denken). Da der Lebenskompetenz-Förderungsansatz
gegenwärtig der effektivste Ansatz schulischer Suchtvorbeugung darstellt und die
Programme darüber hinaus weitere wichtige Erfolgsparameter berücksichtigen – etwa
frühzeitiger Einsatz, langfristige Ausrichtung, Lebensweltorientierung und interaktive
Gestaltung – werden o.g. Programme immer wieder beworben, und es werden
Lehrkraft-Schulungen angeboten. Aufgrund ihrer ursachenorientierten Ausrichtung
und der damit einhergehenden Stärkung persönlicher und sozialer Ressourcen, die
Menschen zu einer sie befriedigenden Lebensführung und zu einer konstruktiven
Bewältigung alltäglicher und außergewöhnlicher Belastungen benötigen, stellen
derartige Programme nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Prävention stoffgebundener
Abhängigkeiten dar. Sie sind zugleich bedeutsam für Themen wie Schulabsentismus
oder Inklusion und stellen gleichsam einen wichtigen Beitrag zur Prävention exzessiven
Medienkonsumverhaltens dar. Die Erfahrung zeigt, dass sich moderne Medien –
vergleichbar mit der Funktionalität des Drogengebrauchs – mitunter als ein Instrument
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zur Affektregulation missbrauchen lassen. Langeweile, Frust, Ärger, Wut oder
Unzufriedenheit verschwinden gar plötzlich, wenn man spielt, im Internet surft oder
fernsieht – also all das, wozu bspw. auch ein Smartphone fähig ist. Kinder müssen
jedoch lernen, ihre Affekte eigenständig regulieren zu können. Von daher sind das
Erlernen des Umgangs mit Emotionen, der Erwerb adäquater Strategien zur
Konfliktlösung oder auch der Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens und
Selbstwertgefühls wichtige protektive Faktoren, die vor der Ausbildung süchtiger und
exzessiver Verhaltensweisen schützen und daher einer besonderen Förderung
bedürfen.
Auch unsere schulischen Unterrichtsbesuche oder Projekttage zielen neben einer
altersangemessenen und zielgruppenspezifischen Informationsvermittlung auf die
Förderung und Unterstützung o.g. Kompetenzbereiche ab. Aufgrund der gegebenen
Wirkungslosigkeit ausschließlich punktueller Aktivitäten ist es uns wichtig, dass unsere
Unterrichtsbesuche in ein Gesamtkonzept schulischer Suchtvorbeugung eingebettet
sind. An dieser Stelle sind auch die im Berichtsjahr wiederholt stattgefundenen
Projekttage mit substanzspezifischer Ausrichtung zu benennen. In Kooperation mit der
Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW, ginko, und weiterführenden
Schulen wurden sowohl der Alkohol-Parcours als auch der LOQ (Leben ohne Qualm)Parcours wiederholt durchgeführt. Der Alkohol-Parcours ermöglicht Schülerinnen und
Schülern eine interaktive Auseinandersetzung zum Themenbereich Alkoholkonsum und
–missbrauch im Jugendalter. Ziel des aus fünf Stationen bestehenden ALK-Parcours ist
es, bei Jugendlichen eine reflektierende Einstellung zum Alkoholkonsum zu fördern,
damit sie einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol entwickeln. Der ALKParcours ist Bestandteil der Aktivitäten zum Thema Alkohol der NRW-Landeskampagne
„Sucht hat immer eine Geschichte“ und kann kostenlos bei der Fachstelle für
Suchtprävention angefragt werden.
Der im Rahmen der Landesinitiative „Leben ohne Qualm“ entwickelte LOQ-Parcours
richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Jahrgangsstufe. Bei dem LOQParcours dreht sich alles um das Thema „Tabakrauchen“ mit der Zielsetzung, das
Nichtrauchen bei Kindern und Jugendlichen zu fördern und sie in ihrer überwiegend
ablehnenden Haltung zum Tabakrauchen zu bestärken. Beim Durchlaufen der sechs
Stationen haben die Schülerinnen und Schüler mitunter die Möglichkeit, Neues zu
erfahren, Wissen zu überprüfen und ihre Entspannungsfähigkeit zu testen. Die
Thematisierung des unter Jugendlichen so beliebten Shisha Rauchens ist an dieser
Stelle unerlässlich, da das Shisha-Rauchen hinsichtlich einer Risikobewertung oftmals
falsch, weil als weniger gesundheitsgefährdend als das Tabakrauchen eingeschätzt
wird. Eine interaktionsorientierte Methodik, Spaß, spielerische Vermittlung von
Lerninhalten und damit auch Kurzweiligkeit sind kennzeichnend für die Parcours und
erfahren daher bei Schülerinnen und Schülern eine hohe Akzeptanz. Ebenso wie der
ALK-Parcours kann der LOQ-Parcours bei der Fachstelle angefragt werden.
Obligatorisch bei der Durchführung des ALK-Parcours ist die Realisierung eines
Elternabends. Eltern spielen in der Suchtvorbeugung eine wichtige Rolle. Die Erfahrung
zeigt, dass es nicht einfach nur „Glückssache“ ist, ob sich ein Kind zu einer gesunden,
selbstbewussten, eigenverantwortlichen und damit weniger suchtgefährdeten
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Persönlichkeit entwickelt. Eltern tragen hier eine besondere Verantwortung. Mit
Worten und Handlungen sind sie Wegweiser und Leitbilder, die nachhaltigen Einfluss
auf die Entwicklung eines vielfältigen Verhaltensrepertoires haben. Damit kann der
Elternwunsch, ihre Kinder vor Sucht und Drogen schützen zu wollen, vielmals nicht
ohne die Reflexion des eigenen Modellverhaltens erfüllt werden. Letzteres gilt
sicherlich insbesondere auch für den von vielen Eltern beklagenswerten Umstand
exzessiven Medienkonsumverhaltens ihrer Kinder.
Da eine chronische Suchtmittelabhängigkeit vielfach durch eine langjährige
Entwicklungszeit gekennzeichnet ist, lautet eine Maxime der Suchtprävention, dass
diese so früh wie möglich beginnen sollte, da der Grundstein der Lebenskompetenzen
als Basis für eine gesunde Persönlichkeit bereits in den ersten Lebensjahren gelegt
wird. Ganz in diesem Sinne nahmen unsere Mitarbeiter im Berichtsjahr an einer
Trainerschulung zum Programm „Starke Kinder – gute Freunde“ teil, um die
Lehrinhalte vor Ort multiplizieren zu können. Als langfristig und nachhaltig angelegtes
Angebot der universellen Prävention zielt das Programm auf eine Stärkung von
Lebenskompetenzen
im
Bereich
der
frühkindlichen
Erziehung.
Das
Fortbildungsprogramm
richtet
sich
an
pädagogische
Fachkräfte
in
Kindertageseinrichtungen. Mit gezielten pädagogischen Vorhaben, die neben einer
Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Eltern abzielen, werden u.a.
Selbstwahrnehmung,
Einfühlungsvermögen,
Kommunikationsfähigkeit,
Problemlösefähigkeit in Gruppen, Umgang mit Stress und Emotionen sowie kreatives
und kritisches Denken gefördert.
Wie eingangs beschrieben richten sich suchtpräventive Maßnahmen nicht nur an
Menschen, die bislang noch gar keine Konsumerfahrungen haben, sondern gleichfalls
an Menschen, die bereits über Konsumerfahrungen verfügen, ggf. auch
fortschreitendes riskantes Konsumverhalten praktizieren, ohne dass sich bei ihnen
bereits Symptome einer manifesten Suchtmittelabhängigkeit zeigen. Für die Gruppe
riskant konsumierender Jugendlicher/junger Erwachsener, als AdressatInnen
indizierter Präventionsmaßnahmen sind zielgruppenspezifische Angebote bedeutsam,
um sie darin zu unterstützen, möglichst frühzeitig die mit dem Substanzkonsum
einhergehenden Risiken zu erfassen, um sie somit vor einem Abgleiten in süchtige
Verhaltensweise zu bewahren.
Diesem Ansatz entspricht u.a. unsere alljährlich durchgeführte MOVE-Fortbildung für
pädagogische Fachkräfte. Bei MOVE (Motivierende Kurzintervention bei
konsumierenden Jugendlichen/jungen Erwachsenen) handelt es sich um eine
dreitägige Beratungsfortbildung, die auf den Grundlagen der Motivierenden
Gesprächsführung
und
dem
Transtheoretischen
Stadienmodell
der
Verhaltensänderung basiert. Die Fortbildungsinhalte sind demzufolge auf die
Vermittlung von Gesprächsstrategien ausgerichtet, die sich positiv auf die
Veränderungsbereitschaft junger KonsumentInnen auswirken. Handlungsleitend ist
dabei eine akzeptierende Grundhaltung und damit das Ausbleiben einer
Abstinenzpropagierung. Im Vordergrund steht vielmehr zunächst einmal die
Ermutigung junger Konsumenten, sich (möglicherweise erstmals) mit ihrem eigenen
Konsumverhalten auseinanderzusetzen und sie darin zu begleiten und zu unterstützen,
26
den eigenen Konsum und die damit möglicherweise einhergehenden Gefahren
selbstkritisch zu reflektieren. Diese für den Einstieg in einen Veränderungsprozess
wichtige Prämisse gilt es im weiteren Beratungsverlauf zu unterstützen. Das impliziert
sowohl die Vermittlung von Handlungsstrategien, die bei vorhandener
Abstinenzentscheidung dem Konsumverzicht förderlich sind, als auch die Vermittlung
von Konsumregeln für einen genussorientierten und risikoärmeren Substanzkonsum
bei ausbleibender Abstinenzentscheidung. Die Befähigung zu einem regelorientierten,
selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Substanzkonsum kann unter dem
Schlagwort „Risikokompetenz“ subsumiert werden. Da (jugendlicher) Substanzkonsum
im gesellschaftlichen Zusammenleben immer eine Realität darstellen wird und dieser
aus Sicht der Jugendlichen auch nicht sinnentleert, sondern an Ziele geknüpft ist, die
für sie in dieser Lebensphase von großer Relevanz und positiv sind (u.a.
Identitätsfindung, der Aufbau von Freundschaften, Ablösung von den Eltern, Aufbau
eines eigenen Wertesystems, Gefühlsregulation), ist die Förderung von
Risikokompetenz als ein wichtiges Präventionsziel zu betrachten. Der Ansatz der
Risikokompetenz beinhaltet folgende Zielsetzungen: Erhöhung des Wissenstandes,
Förderung von Problembewusstsein, Kompetenzförderung hinsichtlich Reduktion oder
Beendigung des Konsumverhaltens sowie die Förderung eines risikoarmen Konsums.
Dieser Zielsetzung obliegt auch das zielgruppenspezifische Angebot „HaLT“ (Hart am
Limit). Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche mit riskantem
Alkoholkonsum, die infolge einer Alkoholintoxikation stationär behandelt werden
mussten. Das Präventionsprogramm, das in vielen Regionen Deutschlands umgesetzt
wird, besteht in Düren seit 2014 in Kooperation mit der Klinik für Kinder und
Jugendmedizin des St. Marien-Hospitals Düren-Birkesdorf. Neben einer
Kontaktaufnahme mit den betroffenen Jugendlichen und Gesprächsangeboten für
Erziehungsberechtigte beinhaltet das Programm gleichermaßen das Gruppenangebot
„Risiko-Check“. Neben Informationen zum Thema Alkohol und dem
Erfahrungsaustausch mit anderen Jugendlichen werden Risikosituationen sowie der
Umgang mit riskanten Situationen thematisiert. Die Jugendlichen sollen lernen, das
eigene Risikoverhalten besser einzuschätzen, individuelle Grenzen zu erkennen und
Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen. Im Berichtsjahr wurde der „RisikoCheck“ zweimal angeboten, wobei sich zeigt, dass für eine erfolgreiche Umsetzung des
Angebotes eine zeitnahe Umsetzung wichtig ist, damit sich eine Gruppe aus
betroffenen Jugendlichen bilden kann. Eine Häufung an Zuweisungen durch das St.
Marien-Hospital erfolgt vor allem zur Karnevalszeit.
Als ein weiteres Programm mit indizierter Präventionsausrichtung halten wir seit
nunmehr vielen Jahren „Quit the Shit“ vor. Das online basierte Beratungsprogramm
richtet sich an jugendliche, junge erwachsene CannabiskonsumentInnen, die ihren
Konsum in der nächsten Zeit einstellen oder einschränken wollen. Das Angebot basiert
auf dem Ansatz der Kurzintervention, verläuft über eine zeitliche Dauer von 50 Tagen,
innerhalb derer die Programmteilnehmer nach einem persönlichen Chatgespräch ihren
Konsum bzw. Nicht-Konsum über eine Tagebuchfunktion dokumentieren und all jenes
in ihrem Tagebuch notieren, was in irgendeiner Weise mit dem Cannabiskonsum zu
tun hat (bspw. Gedanken an Cannabis; wie habe ich eine Situation gemeistert, ohne
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zu kiffen?; Auslöser für Konsumverlangen; was löst eine direkte Konfrontation mit
Cannabis bei mir aus?; womit habe ich mich gut ablenken können?; ...) oder was sie
ansonsten als wichtig und bedeutsam erachten. Vom Berater erhalten die
ProgrammteilnehmerInnen einmal wöchentlich eine Rückmeldung zu ihren
Tagebucheintragungen, in deren Verlauf individuell auf sie eingegangen wird, mit
Hinweisen zu hilfreichen Strategien, Anregungen zur kritischen Selbstreflexion und
Aufgabenstellungen o.ä.. Die Gruppe der ProgrammteilnehmerInnen zeichnet sich
mitunter durch eine große Heterogenität aus in Bezug auf Konsumfrequenz und –
menge, Dauerhaftigkeit des Cannabiskonsums, Konsummotivation, Ursachen für den
Konsum und Alter beim Erstkonsum. Die Programmstruktur gewährleistet eine
individuelle, personenzentrierte Interaktion und ermöglicht damit einen großen Nutzen
für die TeilnehmerInnen. Die von der BzgA wiederholt durchgeführten
Evaluationsstudien zeigen, dass die Teilnahme bei „Quit the Shit“ den TeilnehmerInnen
hilft, ihren Cannabiskonsum zu beenden oder deutlich zu reduzieren. Ehemalige
TeilnehmerInnen zeigen deutlich höheres Vertrauen darin, ihren Cannabiskonsum
auch in Zukunft kontrollieren zu können. Sie erleben, dass die Interventionen zu einer
signifikanten Verbesserung ihres psychischen Wohlbefindens führen. Diese kurze
Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse spiegelt unsere praktischen Erfahrungen
wider. Damit stellt das Angebot für uns eine wichtige Ergänzung zum sonstigen
Beratungsangebot der Drogenberatungsstelle dar, da es einen niedrigschwelligen
Zugang zu CannabiskonsumentInnen ermöglicht, die aus unterschiedlichen Gründen
den persönlichen Kontakt zur Beratungsstelle meiden.
Gegen Ende des Berichtsjahres lud die Fachstelle zu einer Lesung des Journalisten und
Buchautors Jörg Böckem ein. Die Lesung mit nachfolgender Diskussionsrunde erfolgte
in der Aula des Stiftischen Gymnasiums, an der rund 300 Schülerinnen und Schüler
aus drei Gymnasien teilnahmen, um Böckem zu hören. Böckem, selbst jahrelang der
Heroinabhängigkeit verfallen, las aus seinem autobiographischen Buch „Lass mich die
Nacht überleben“. In ausgewählten Passagen sprang er in seinem Buch zwischen den
Erzählebenen hin und her, in dem er ungeschönt den Verlauf seiner Drogenkarriere
beschrieb und von dem Glück berichtete, dem „Tod von der Schippe“ gesprungen zu
sein. Nun könnte man meinen, dass bei einem Menschen mit derartigen
Lebenserfahrungen der Blick auf Drogen ausschließlich negativ geprägt ist und dieser
anderen nahelegt, jeglichen Drogenkonsum per se zu vermeiden. Doch der Autor
zeigte sich in seiner Haltung gegenüber Drogenkonsum differenziert, wie sich in
seinem aktuell erschienenen Buch „High sein“, aus dem er ebenfalls einzelne Passagen
vortrug, zeigte. Kennzeichnend für das Buch, welches er gemeinsam mit einem
Präventionsforscher verfasste, ist das Ausbleiben eines erhobenen Zeigefingers, die
sachgerechte Darstellung von Wirkungen und Risiken psychoaktiver Substanzen sowie
die wertneutrale Darstellung guter wie schlechter Seiten des Substanzkonsums, wie
sie in Interviewverläufen Jugendlicher und junger Erwachsener dargestellt werden.
Denn - so der Autor -, ein Substanzkonsum zieht nicht nur unabänderliche negative
Konsequenzen nach sich, sondern kann auch Spaß machen und das Leben bereichern.
Der Erkenntnis entsprechend, dass abschreckende Maßnahmen nicht die gewünschte
Wirkung erzielen und sich unter Präventionsgesichtspunkten gar als kontraproduktiv
erweisen, zielt der Autor auf Aufklärung und Regeln für einen selbstbestimmten und
28
verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen (wobei der
Konsumverzicht selbstverständlich auch immer eine wünschenswerte Option ist).
Damit erkennt er die vorherrschenden Realitäten an, dass Menschen ungeachtet der
gesundheitlichen Gefährdungen, der Gesetzeslage etc. Suchtmittel konsumieren, ganz
im Sinne o.g. Risikokompetenz. Anstelle der aus der Erwachsenensicht oftmals
dominierenden Suchtfixierung erscheint damit vielmehr die Frage von Bedeutung zu
sein, welche Umstände zu gelingenden bzw. misslingenden Konsumverläufen
beitragen. Auch wenn der liberale Ansatz des Autors – nicht zuletzt aufgrund seiner
persönlichen Lebensgeschichte – mitunter zu Irritationen beim Publikum führte, so
waren die Rückmeldungen der Zuhörer jedoch überwiegend positiv.
Veranstaltungen zur Sucht- und Drogenprävention in Stadt und Kreis
Düren im Jahr 2016
Schule
Projekttage/-wochen,
Infoveranstaltungen,
Verleih Methodenkoffer
Schulische Multiplikatoren
Fachberatung,
Fortbildungsseminare für
Lehrerkollegien/Lehrergruppen,
Krisenintervention
Eltern schulische und
außerschulische Elternabende,
Elternkurse, individuelle
Beratung
Außerschulische
Jugendarbeit
Jugendgruppen, Projekttage,
Cliquenberatung, Internetberatung, Quit the Shit
Veranstaltungen
Teilnehmer
56
1.971
11
103
30
83
41
123
Betriebsprophylaxe
Schulung von Multiplikatoren,
Auszubildenden und
Belegschaft
Interessierte Öffentlichkeit
EndArt (Konzerte, SchülerPartys usw.),
Infoveranstaltungen, Presse
etc.
Insgesamt
10
327
19
7.500
167
10.107
29
Bereich Youthwork
Die Aids- und Drogenprophylaxe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an
Schulen im Kreis Düren, Stadtgebiet Düren und Jülich sind weiterhin die
Hauptaufgabenbereiche im Jahr 2016.
Es bestehen zahlreiche Kooperationen mit den hiesigen Schulen. Mit vielen neuen
Schulen konnten zudem Termine für das laufende Schuljahr vereinbart werden.
Wie im letzten Jahr ist der hohe Bedarf an Prävention an Hauptschulen auffällig.
Hier wird meist der gesamte 9. Jahrgang in mehreren zweistündigen AidsprophylaxeEinheiten
geschult.
Hauptaugenmerk
liegt
neben
der
theoretischen
Wissensvermittlung vor allem auf der praktischen Vorführung und dem gemeinsamen
Üben von korrekter Kondom-Anwendung an medizinischen Modellen mit allen Schülern
gemeinsam. Dabei machen fast alle Schüler begeistert mit und haben ihren Spaß
dabei. Das ist wichtig, um die Botschaft, dass Kondombenutzung völlig normal und
einfach zu handhaben ist, bei den Schülern zu verankern. Nur vereinzelt fielen
muslimische Schülerinnen auf, die angaben, aus religiösen Gründen nicht bei der
Übung mitmachen zu wollen.
Neben Aidsprophylaxe sind vor allem die drogenspezifischen Sprechstunden für die 8.
Klassen gefragt. Hier können Jungen und Mädchen getrennt voneinander anonym
ohne anwesende Lehrer ihre ganz persönlichen Fragen zu Sucht- und Drogenthemen
stellen.
Bei den Jungen dominieren Fragen zum Schischa-Rauchen und dessen angeblicher
Harmlosigkeit. Dazu kommen ein großer Informationsbedarf zum Thema „Zocken“ und
viele persönliche Gespräche über das weit verbreitete, stundenlange Computerspielen.
Hierbei ist zu bemerken, dass laut Aussagen der Jungen den meisten Eltern das
Ausmaß, wie viele Stunden am Tag ihre Kinder oft exzessiv spielen, verborgen bleibt.
Die Mädchen hingegen haben eher Fragen zum Thema Essstörungen und Sexting. So
geben in den ohne Lehrer stattfinden Veranstaltungen fast alle Mädchen an, nicht mit
ihrem Körper zufrieden zu sein. Sie sind unglücklich über ihre Figur und Gewicht, auch
wenn sie objektiv normalgewichtig sind.
Neu ist vor allem das junge Alter der betroffenen Mädchen beim Thema Sexting. So
berichten Schulsozialarbeiterinnen der kooperierenden Schulen von Mädchen auch 5er
und 6er Klassen, die aus verschiedenen Gründen den mit ihnen befreundeten Jungen
Nacktfotos von sich schicken. Wenn diese Fotos dann unerlaubterweise an andere
Mitschüler weitergeschickt werden, entstehen für die betroffenen Mädchen emotionale
Dramen, die sie nicht mehr ohne Hilfe bewältigen können. Eltern beklagen sich über
die Flut von Whatsapp-Meldungen, die teilweise nachts geschickt werden. In Schulen
gibt es zwar offizielle Regeln für den Handygebrauch. Der ständige, eigentlich
verbotene Gebrauch auch während des Unterrichts kann aber nicht geleugnet werden.
Bedauerlich ist in diesem Zusammenhang die bevorstehende Schließung der sehr
familiären und persönlich geführten ländlichen Hauptschulen zugunsten großer
Schulsysteme. Die Schülerschaft wird auf oft weit entfernte Schulen verteilt. Von vielen
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LehrerInnen wird auch bezweifelt, dass das angestrebte höhere Leistungsniveau an
den neuen Schulen überhaupt von der klassischen Hauptschul-Schülerschaft erreicht
werden kann. So findet sich die Hauptschul-Schülerschaft komplett in Sekundarschulen
oder Gesamtschulen wieder, die einstigen RealschülerInnen gehen an die Gymnasien.
Ein weiteres sehr großes Problem ist die nicht gelingende Inklusion von ehemaligen
Förderschülern, die völlig untergehen in den großen Klassen. Die propagierte
individuelle Förderung ist personell nicht zu leiten. In einigen Schulen gibt es Klassen,
die in der Mehrheit aus FörderschülerInnen bestehen. Ein Teil der SchülerInnen ist
ohne Diagnostik, und damit gibt es noch weniger Fördermöglichkeiten. In vielen
meiner Veranstaltungen sitzen Flüchtlingskinder, emotional auffällige und
lernbehinderte SchülerInnen zusammen in einer Klasse. Da ist Binnendifferenzierung
in dem eigentlich erforderlichen Maße nicht zu leisten. SchülerInnen mit Förderbedarf
jeglicher Hinsicht kommen zu kurz. In zahlreichen Gesprächen mit LehrernInnen und
SchulsozialarbeiternInnen wird darüber offen gesprochen, in der Öffentlichkeit werden
diese Bestandsaufnahmen verschwiegen.
Im Bereich MultiplikatorenInnen gibt es zahlreichen Treffen mit LehrerInnen und
vor allem SchulsozialarbeiternInnen. In zahlreichen persönlichen Gesprächen und
Krisensituationen geht es in der Hauptsache um einzelne SchülerInnen mit
Drogenproblematik und um etwaige Hilfestellung. Meist handelte es sich dabei um
SchülerInnen, die ursächlich familiäre und schulische Probleme haben. Hier geht es in
erster Linie darum, die Beziehung zu den SchulsozialarbeiterInnen zu fördern, da die
Jugendlichen meist keine anderen Bezugspersonen haben, die sie wirksam
unterstützen.
Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit war die Youthworkerin als Mitveranstalterin beim
Dürener Mädchentag vertreten und für die Organisation der Öffentlichkeits-Aktionen
am Welt-Aids-Tag 2016 verantwortlich.
Beim diesjährigen Mädchentag fand zum wiederholten Mal eine Glücksrad-Aktion statt,
bei der die Mädchen ihr Wissen bezüglich Alkohol und Sucht allgemein testen und
altersgerechte Give-aways gewinnen konnten. An unserem Informationsstand lagen
zahlreiche Informationsmaterialien aus, die kostenlos an die Mädchen verteilt wurden.
Beim Welt-Aids-Tag 2016 half die gesamte 9. Jahrgangsstufe des St. Angela
Gymnasiums mit, rote Solidaritätsschleifen gegen Spenden an die Dürener
Bevölkerung zu verschenken. Alle Schülerinnen sind dafür in mehrtägigen
sexualpädagogischen Veranstaltungen gründlich geschult worden und hatten ihren
Spaß an der Aktion. Als Schirmherrin stand die stellvertretende Bürgermeisterin Liesel
Koschorreck mit uns in der Fußgängerzone und unterstützte unser Anliegen.
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D Außenstelle Jülich
Klientenzahlen
Im vergangenen Jahr wurden unsere Angebote von insgesamt 370 Personen (Vorjahr
368) rege genutzt. Davon wurden 186 primär Betroffene und 18 Angehörige intensiv
betreut. Somit ist die Zahl der Intensivbetreuungen auf bekannt hohem Niveau
geblieben. Darüber hinaus gab es 166 einmalige Beratungen.
Die allgemeine Statistik über die Prävalenzen zum Suchtmittelkonsum,
genderstatistische Daten und ihre soziale Situation, lässt sich im großen Ganzen von
unserer Gesamtstatistik (s. Tabellen) auf die Jülicher Klientel herunterbrechen.
Angehörigenberatung
18 Sekundärbetroffene (Eltern, Partner) (Vorjahr 23) wurden intensiv betreut.
In der Beratung von Eltern und Angehörigen geht es meistens darum, festgefahrene
Kommunikationsstrukturen aufzulösen und einen Leitfaden für das pädagogische
Verhalten zu finden. Der Ausstieg Angehöriger aus co-abhängigen Strukturen bewirkt
eine gesündere Lebenshaltung zugunsten von mehr Lebensqualität.
140 Eltern wurden einmalig beraten, häufig gelang es darüber hinaus, auch die
betroffenen Jugendlichen an die Beratungsstelle anzubinden.
Psychosoziale Beratung Substituierter
62 Personen befanden sich im Jahr 2016 im Substitutionsprogramm und wurden von
uns psychosozial begleitet. Die wöchentliche Substitutionssprechstunde wird unter
anderem wegen ihrer Niedrigschwelligkeit ohne Terminvereinbarung rege
angenommen. Darüber hinaus werden je nach Bedarf reguläre Termine angeboten,
um sie für eine Therapievermittlung, Krisenintervention, Beratung in besonderen
Schwierigkeiten und zum Besuch auf der Entgiftungsstation im Dürener
Landeskrankenhaus zu nutzen. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, im Rahmen der
psychosozialen Begleitung über die Jahre in einem vertrauensvollen Kontakt zu bleiben
und das entstandene Vertrauen in schweren Krisen als Chance zu nutzen, um
zusammen mit den Substituierten neue Perspektiven zu entwickeln.
Therapievermittlung
In 2016 sind 20 Klienten in eine stationäre oder ambulante Suchttherapie (ARS)
vermittelt worden. Der Anteil der in die ARS vermittelten Personen ist deutlich
angestiegen, auch in Jülich nutzen immer mehr beruflich und sozial gut integrierte
Klienten die ambulante Rehabilitation. Dies vor allem, da eine Suchttherapeutin aus
der Dürener Beratungsstelle an einem Tag in der Woche die Therapiesitzungen in
Jülich anbietet.
Weitere zusätzliche Angebote in Jülich
Neben der schon erwähnten ARS werden auch Suchtprävention und Youth-work sowie
Angebote des Betreuten Wohnens durch Fachkräfte der Dürener Beratungsstelle
abgedeckt. Ebenso kann in einem kleinen Umfang MPU-Vorbereitung in der Jülicher
Beratungsstelle angeboten werden.
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E Café D
Die Abende
Der offen-niederschwellige Bereich innerhalb der Drogenberatungsstelle feierte im
Berichtsjahr sein 35-jähriges Bestehen und ist somit ein veritables Beispiel für
Beständigkeit und Bedarfsorientiertheit. Ein Kontaktcafé, das über einen so langen
Zeitraum hinweg zu den unveränderten Öffnungstagen und –zeiten (mo.-mi.-fr. 17.00
– 23.00 Uhr) von einer Drogen gebrauchenden oder missbrauchenden Klientel besucht
wird, muss in seiner Historie einiges richtig gemacht haben. Und darauf sind wir stolz!
Wir bieten unseren Gästen die gleichen Dienstleistungen wie in allen Jahren zuvor:
Hygiene (Dusche, Waschmaschine) ein warmes, selbst zubereitetes Essen, eine
gesellige und auch gemütliche Atmosphäre, Entspannung, eine Tasse Kaffee … wenn
es nicht anders geht, gibt es Essen und Kaffee auch umsonst. Unsere Gäste wünschen
sich
eine
persönliche
Atmosphäre,
Vertrautheit,
Freundlichkeit…
Grundvoraussetzungen, ohne die die beste Angebotspalette im Niederschwelligen
Bereich nicht funktionieren kann. Das können wir umso eher gewährleisten, um eher,
als wir für das Berichtsjahr unsere nach langer Krankheit wieder genesene Kollegin im
Team begrüßen konnten. Sie steht zusammen mit dem von Beginn an präsenten
hauptamtlichen Mitarbeiter des Cafés wieder als Ansprechperson zur Verfügung und
kann jene unverzichtbare Mischung aus Professionalität und persönlicher Authentizität
liefern, die gerade in diesem Bereich der akzeptierenden Drogenarbeit besonders
wichtig ist.
Somit ist unsere personelle Situation wieder entspannter, da wir jetzt wieder unser in
langen Jahren bekanntes und erfahrenes Personal vorhalten können.
Das Publikum
Wir hatten es im Berichtsjahr mit einem in der Zahl unveränderten Publikum von 2050 Gästen zu tun, die die Angebote unserer Cafés kennen und sie kontinuierlich in
Anspruch nehmen.
Da ist zuerst die Gruppe der „Lauf-Kundschaft“ zu nennen. Hier handelt es sich um
Gäste, die das Café und uns kennen, aber keine intensivere Bindung zum Café „D“
aufgebaut haben. Sie kommen, um Münzen für den Spritzen-Automaten zu wechseln,
um eine Tasse Kaffee zu trinken, vielleicht um eine Partie Billard zu spielen… und sie
gehen wieder, ohne dass wir davon ausgehen können, sie noch mal wieder zu sehen.
Immer mal wieder fragen uns diese Gäste auch nach Unterstützung für die Erledigung
behördlicher Angelegenheiten, legen uns Zahlungsaufforderungen vor und bitten um
entsprechende Telefonate, um keinen Ärger zu bekommen, oder sie nutzen unseren
Café –Computer und lassen sich Formulare ausdrucken.
Vereinzelt haben wir mit Gästen Kontakt, die unter psychotischen Symptomen leiden,
weil sie versäumt haben, ihre Depot-Medikamentierung aufzufüllen, oder weil sie so
intoxiniert sind, dass sie psychotisch reagieren. In der Regel gibt es keine
Schwierigkeiten mit diesen Leuten. So brauchten wir im Berichtsjahr keine
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professionelle Hilfe von außerhalb – Polizei, Notarzt – rufen. Allerdings bleiben diese
Leute isoliert, weil sie auf gesunde Personen irritierend oder auch Angst einflößend
wirken.
Das Stammpublikum
Dieser Personenkreis ist die Seele des Café s. Die Gäste besuchen uns jede Woche
mindestens einmal, in der Regel öfters. Man kennt sich, auch untereinander, man
pflegt einen vertrauten, geradezu familiären Umgang miteinander, man diskutiert – im
letzten Jahr zunehmend politisch -, man streitet sich, man geht sich zwischenzeitig
vielleicht auch mal aus dem Weg, findet aber wieder zueinander.
Alle diese Leute haben eine BtM-Vergangenheit oder auch noch – Gegenwart.
Schließlich sind wir ein Offener Treff, integriert in eine Drogenberatungsstelle. Die
konsumierenden Gäste halten sich in den allermeisten Fällen an die in 35 Jahren
unveränderte Hausregel „Keine Drogen – Keine Gewalt“. Zu wichtig ist unser Café als
Anlaufstelle, als dass sie durch Regelverletzung ein Hausverbot riskieren würden.
Für einen Gutteil dieser Gäste ist unser Café zudem der einzige Ort, an dem sie zu
moderaten Preisen (€ 2,-- bis € 2,50) eine frisch zubereitete warme Mahlzeit
einnehmen können.
Bei vielen unserer Gäste gibt es den Abstinenzwillen. Als Mitarbeiter im Bereich der
Niederschwelligkeit aber ist für uns der Rückfall Bestandteil der Offenen Arbeit, das
heißt, dass die rückfällige Person nicht aus dem Café-Betrieb ausgeschlossen wird.
Einzige Bedingungen: Kein Konsum und kein Handel im Haus! Leute, die auf der Straße
leben, in der Einkaufsstraße betteln, keine Meldeadresse besitzen, manchmal auch
nicht krankenversichert sind, brauchen einen festen Bezugsort. Mit unserem Café
haben sie ihn gefunden.
Freizeitangebote
Der Bereich „Freizeit“ spielt eine wichtige Rolle in unserem Angebots-Repertoire. Seit
vielen Jahren wird auf dem Platz eines Sportvereins von 19.00 – 21.00 Uhr Fußball
gespielt, jede Woche finden sich Gäste ein, die gerne dieses Angebot wahrnehmen.
Manchmal sind es nur zwei oder drei Gäste (ausschließlich Männer), manchmal aber
ist unser Bus (ein Neunsitzer) bis auf den letzten Platz gefüllt.
Das Mittwoch Angebot „Badminton“ nehmen nur wenige (bis fünf Personen) in
Anspruch. Hier führten Rückfälle, Erkrankungen des Gruppenleiters und mehrmalige
Schließung der Turnhalle zu einer Unterbrechung der Kontinuität, sodass diese
ehemals gut besuchte Gruppe im Berichtsjahr „vor sich hin dümpelte“.
Instrumentalunterricht
Der Instrumentalunterricht in den Fächern Gitarre, E-Bass und Geige wird zumeist von
jugendlichen Gästen und jungen Erwachsenen (zwischen 14 und 25) in Anspruch
genommen. Sie (insgesamt etwa 10-15 Personen) alle haben in den ersten Monaten
des Unterrichts eine gewisse Schwellenangst, weil das Café „D“ ja nun mal als
Anlaufstelle für BtM-KonsumentInnen bekannt ist. Einige kommen auch tatsächlich nur
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wegen des Unterrichts und verlassen danach das Café wieder. Andere (die älteren
Jugendlichen) halten sich noch einige Zeit dort auf, spielen Billard oder Kicker, machen
sich mit anderen Gästen bekannt. Dass sie sich infizieren werden steht nicht zu
befürchten. Zu wenig glamourös ist das, was Drogenkonsum mit Menschen anrichtet,
und die Zeiten von „Sex & Drugs & Rock´n´Roll“, die mit Drogenkonsum einen
gewissen Lifestyle verbanden, sind längst vorbei.
Insgesamt ist uns die regelmäßige Präsenz junger Gäste auch oder gerade aus
konzeptioneller Perspektive wichtig: Ein heterogenes Publikum beugt einer
„Ghettoisierung“ und damit Stigmatisierung unseres Kernpublikums vor. So können wir
den Gedanken fördern, dass auch Drogen konsumierende Menschen „eigentlich ganz
normale Menschen“ sind. Umgekehrt trug das Café auch in all den vielen Jahren eine
präventive Idee: Bietet man jungen Menschen die Chance, mit sich selbst in Kontakt
zu treten (ein Instrument lernen, im Chor singen, gemeinsam Sport machen u. v. m.),
wird man ein wirkungsvolles Instrument der Pävention zur Anwendung bringen.
Die Jahrzehnte lange Erfahrung hat gezeigt, dass dieses Konzept immer noch greift.
Der Chor
Im Berichtsjahr hat der Chor einen derartigen Zulauf erfahren, dass wir bei einer Stärke
von 25 TeilnehmerInnen einen Aufnahmestopp vornehmen mussten. Wir hatten Zulauf
von KlientInnen der Drogenberatung, natürlich aus Gästen des Cafés, ehemalige
Gäste, die vom Chor gehört hatten und wieder Kontakt aufgenommen haben sowie
Personen, von außerhalb, die uns bei Auftritten gesehen hatten und Lust bekommen
hatten teilzunehmen. Wir proben zweimal wöchentlich. Das Repertoire besteht aus
gängigen Songs der Pop-Chorliteratur. Wir durften einige Auftritte im Berichtsjahr
absolvieren. Highlights waren ein Kunst-Event in Aachen vor ca. 200 Leuten sowie das
Angebot eines Aachener Toningenieurs, in seinem Tonstudio einen Song unter so
genannten professionellen Bedingungen aufzunehmen. Schwierig bei all diesen guten
Nachrichten aber ist und bleibt die Realität des Alltags: Vermutlich keine einzige Probe
hat im Berichtsjahr in voller Besetzung stattgefunden. Andauernd ist der Chorleiter mit
Absagen konfrontiert, die eine kontinuierliche und damit solide Probenarbeit manchmal
fast unmöglich machen. Die Faustregel lautet dabei: Je näher das Chor-Mitglied noch
nach den Regularien der Droge seinen Alltag lebt, desto unverbindlicher ist seine
Teilnahme. Derzeit überlegen wir, Solostimmen nur noch mit stabilen und damit
verlässlichen SängerInnen zu besetzen. So hatte eine Sängerin im Berichtsjahr zwei
Stunden vor dem Auftritt einen Rückfall. Weil diese Person eine Solopassage zu singen
hatte, musste schnell noch ein Ersatz gefunden werden … es hat funktioniert, aber
unnötig Stress verursacht! Wir nehmen diese Situation „niederschwellig“, die Dinge
sind zumeist nicht verbindlich planbar, und damit muss man eben zurechtkommen.
Freizeitaktivitäten außerhalb der Café-Öffnungszeiten
Freizeitangebote für unsere Gäste organisieren heißt, Tagesstruktur zu fördern, Leute
ermutigen, sich mit anderen, ähnlich lebenden Leuten zu treffen und eine sinnvolle, d.
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h. hier vor allem erstmal – drogenfreie Zeit miteinander zu verbringen. Alleinsein heißt
nämlich Langeweile, und dieses Gefühl der Tristesse ist die vielleicht banalste, aber
vermutlich auch häufigste Ursache für den Rückfall.
Die beliebteste Aktivität – zumindest, wenn man den Zahlen Glauben schenkt – unter
den Freizeitangeboten sind die so genannten Kochgruppen, die sich vor den CaféAbenden treffen, um eine aus frischen Zutaten bestehende warme Mahlzeit „zu
zaubern“, die dann abends während der Öffnungszeiten zum Selbstkostenpreis
verkauft wird.
Es ist immer wieder verblüffend zu erleben, mit welch geringem finanziellen Einsatz
ein vollwertiges, manchmal sogar aus Bio-Produkten zubereitetes Essen, das zudem
auch für unsere Gäste bezahlbar ist, hergestellt werden kann. Die Cola als meist
verzehrtes Getränk zum Essen ist leider unvermeidlich. Das Ergebnis für unsere Gäste
aber ist gleich zweifach ein Erfolg. Sie haben eine wertvolle Mahlzeit zu sich
genommen, und sie halten sich btm-frei unter Mensch auf.
Wichtig bleibt auch weiterhin das „gemütliche Beisammensein“ an den Nachmittagen
während der kritischen Zeit (v. a. zu Weihnachten, aber auch zu Ostern und an Feier/Brückentagen. Gerade dann, wenn alle Einrichtungen geschlossen haben, ist es umso
wichtiger, eine Anlaufstelle zu bieten. Das Fest-Essen am 1. Weihnachtstag, der
gemeinsam gefeierte, natürlich alkoholfreie, Rosenmontag und das Osterfrühstück
gehören mittlerweile zum festen Repertoire unserer Angebotspalette.
Rechtsberatung
Der bei uns auf Minijob-Basis arbeitende Rechtsanwalt hat seine Termine wie in den
Jahren zuvor an jedem zweiten und vierten Montag eines Monats wahrgenommen.
Seine MandantInnen sind Gäste des Cafés und die Klientel der Drogenberatung. Das
Angebot wird weiter rege angenommen; die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert
reibungslos. Es gibt Abende, an denen er aufgrund der großen Nachfrage von 18.00 –
21.00 Uhr seine Mandantschaft berät; es gibt Abende, an denen sich niemand
angemeldet hat. Damit er die Anreise aus Aachen zu uns nicht umsontst macht, haben
wird das Prinzip der Anmeldung eingeführt, so dass eine berechenbare TerminVergabe möglich ist.
Telefonberatung / Krisenintervention
Weiterhin sind diese Dienstleistungen fest und nachgefragte Bestandteile unseres
Angebot-Profils. Jede Woche führen wir telefonische Beratungsgespräche mit oft
ratlosen bis verzweifelten Eltern oder Angehörigen, die am Ende ihrer Leidensfähigkeit
sind. Welche Möglichkeiten sie haben, mit der Anhängigkeit ihrer Kinder / Angehörigen
einen Umgang zu finden, versuchen wir, in den Gesprächen deutlich zu machen. Oft
allerdings sind die Sachverhalte zu komplex respektive die konkreten Geschichten zu
verworren, als dass das Gespräch fernmündlich zufriedenstellend beendet werden
könnte. Deshalb bieten wir oft einen persönlichen Termin während der CaféÖffnungszeiten im Büro des hauptamtlichen Mitarbeiters an. Oberstes „Lernziel“ bei
diesem Beratungsgespräch ist und bleibt: Die Eltern / Angehörigen können ihrem
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Familien-Mitglied nicht in direktem Sinne „helfen“, die Abhängigkeit zu überwinden.
Sie können lediglich Rahmenbedingungen schaffen, Angebote machen aber ggf. auch
Distanzen herstellen. Die Überwindung der Abhängigkeit ist zu großen Teilen alleine
Sache des abhängigen Familienmitgliedes. In diesem Beratungs-Kontext spielt der
Begriff „Co-Abhängigkeit“ eine wichtige Rolle. Wichtig aber bleibt: Hilfreich sind nur
die Empfehlungen, die der/die Angehörige auch in der Lage ist umzusetzen. Gerade
Müttern fällte es schwer, Distanz zu ihren konsumierenden Kindern herzustellen. Sie
sind oft eher bereit, selbst Schaden zu nehmen, als auf Distanz zu gehen und für sich
selbst Sorge zu tragen.
Wichtiges Kriterium zur Gesprächsterminierung bleibt: Akute Not braucht zeitnahe
Intervention – d. h., dass die Zeitspanne von der telefonischen Kontaktaufnahme zum
ersten Gesprächstermin höchstens eine Woche ist. Das bedeutet niederschwellige
Erreichbarkeit.
Prävention durch den Spritzenautomaten
Im Berichtsjahr wurden 2.370 (Vorjahr 2.286) Einwegnadeln, Pflege- und Caresets
insg. 1355 (Vorjahr 1433) verkauft. Die Zahl der verkauften Kondome lag bei 59
(Vorjahr 65), auch wurden zahlreiche Kondome unentgeltlich auf diversen
Veranstaltungen verteilt. Insgesamt also ist die Nachfrage an Einwegnadeln gestiegen,
zeitgleich die Nachfrage an Caresets gesunken.
Jahresübersicht Spritzenautomat
Für das Jahr:
2016
Spritzen
Kondome
Sonstiges
Gesamt
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
171
199
146
128
182
185
215
331
233
181
161
238
6
0
12
4
3
0
10
7
0
10
3
4
105
121
94
95
95
115
111
155
125
113
113
113
282
320
252
227
280
300
336
493
358
304
277
355
Gesamt
2370
59
1355
Insgesamt verkauft:
3784
37
F Das Team der Beratungsstelle
Leitung, Koordination - Außenkontakte – Einzelberatung - Therapie
Inge Heymann, Dipl.-Sozialarbeiterin (Leiterin der Einrichtung)
Ambulante Einzelfall-Hilfe / Einzelberatung und -therapie
Psychosoziale Begleitung für Substituierte
Manfred Böhm, Pädagoge M.A. (100%)
Silvia Zaunbrecher, Dipl.-Sozialpädagogin (75%)
Birgit Leuchter, Dipl.-Pädagogin (70%)
Brigitte Ritzerfeld, Dipl.-Sozialarbeiterin (50%)
Sarah Mehren, Dipl.-Sozialarbeiterin (100%)
Sabine Karutz, Dipl.-Soz.-Pädagogin (60%)
Dorothe Steinweg, Dipl.-Psychologin (50%)
Prophylaxe/Youthworker und ambulante Einzelfall-Hilfe
Andreas Schön, Dipl.-Soz.-Pädagoge, (70%)
Andrea Hoven, Dipl.-Heilpädagogin, (30%)
Prophylaxe und Café D
Peter Verhees, Pädagoge (100%)
Außenstelle Jülich
Marita Grossmann, Diplom-Sozialarbeiterin (96 %)
Organisation und Verwaltung / EDV
Wolfgang Güster, Verwaltung (100%)
Lydia Gehring, Verwaltung (20%)
Anabel Fernández-Niehoff, Verwaltung (30%)
Dirk Boltersdorf, EDV (14,5%)
Dirk Müller, Haustechnik (28%)
Koordination BeWo
Wilfried Pallenberg (geringfügige Beschäftigung)
Honorarkräfte
Klaus Pallenberg (Dipl.-Sozialpädagoge)
Ulrich Gleißner (RA)
In enger Zusammenarbeit mit den KollegInnen des
ENDART-Vereins:
Wilfried Pallenberg, Koordination/Leitung
Niedrigschwelliges Projekt
Dirk Boltersdorf, Dipl.-Sozialarbeiter
Danja Dittrich, Dipl.-Sozialpädagogin (26%)
Claudia Pütz, Café D (50%)
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40
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