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Kommune
Kreuzau
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Erstellt
05.03.15, 17:17
Aktualisiert
23.11.15, 18:15
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Gemeinde Kreuzau
Kultur, Schule, Soziales, Sport - Herr Steg
BE: Herr Steg
Kreuzau, 03.03.2015
Vorlagen-Nr.: 9/2015
- öffentlicher Teil Sitzungsvorlage
für den
Sanierungs- und
Entwicklungsausschuss
Haupt- und Finanzausschuss
Haupt- und Finanzausschuss
Haupt- und Finanzausschuss
Rat
18.03.2015
14.04.2015
16.09.2015
19.11.2015
03.12.2015
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Durchführung von Dorfkonferenzen unter
Beteiligung aller Fraktionen
I. Sach- und Rechtslage:
In Anlehnung an die vom Bürgermeister angekündigte Absicht, in mehreren Ortsteilen sog.
„Dorfkonferenzen“ durchführen zu lassen, beantragt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit
Schreiben vom 09.02.2015 in den kommenden 18 – 24 Monaten in allen Ortsteilen der Gemeinde
Kreuzau Dorfkonferenzen durchzuführen, bei denen Mitglieder sämtlicher Faktionen einbezogen
und frühzeitig benachrichtigt werden. Das Antragsschreiben nebst Begründung ist als Anlage
beigefügt.
Die Antragsbegründung legt den Schluss nahe, dass im Verständnis der Terminologie
„Dorfkonferenz“ scheinbar unterschiedliche Auffassungen bestehen. Im Folgenden wird daher
zunächst das in der Verwaltung zugrundeliegende Verständnis und die beabsichtigte
Vorgehensweise beschrieben, bevor auf den eigentlichen Antrag Bezug genommen wird.
A)
„Mit dem Instrument der Dorfkonferenz soll ein sich selbst tragender gemeinschaftlicher Prozess
zur Wiederbelebung spezifisch dörflich-ländlicher Traditionen angeregt werden. In einem
integrierten Ansatz sollen soziale, kulturelle, ökonomische und baukulturelle Aspekte der
zukünftigen Dorfentwicklung behandelt und beispielhafte Projekte mit Modellcharakter für die
jeweilige Region angestoßen werden. Die Philosophie der Dorfkonferenzen geht davon aus, dass
die Dorfbewohner selbst die „Experten“ sind und am besten wissen, was in ihrem Dorf fehlt
(„bottom-up“-Prinzip).
Die Dorfkonferenz selbst ist als Impuls in die Bürgerschaft gedacht, initiativ zu werden oder
vorhandene Initiativen zu stärken. Idealerweise entsteht aus einer Dorfkonferenz eine Art
„Dorfforum“, das einen zukunftsorientierten Erneuerungsprozess initiativ weitertragen kann.“ (Aus:
Abschlussbericht Dorfkonferenzen im Kreis Düren der ARGE Prof. Westerheide/Dipl.Ing. Uli
Wildschütz RaumPlan Aachen aus Dezember 2012, S. 5).
Ausgehend von diesem Verständnis wurde im Treffen der Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher
am 26.08.2014 von mir ein Impuls gesetzt und nachgefragt, inwieweit ein Bedarf zur Durchführung
entsprechender Veranstaltungen gesehen werde. Dieser Bedarf wurde allgemein bestätigt. Man
einigte sich darauf, für das Jahr 2015 Dorfkonferenzen zunächst in Üdingen und in Drove
vorzusehen. Mit den gemachten Erfahrungen sollten dann in weiteren Ortsteilen ebenfalls
entsprechende Konferenzen durchgeführt werden, soweit dies gewünscht wird.
Eine konkrete Form wurde noch nicht vereinbart.
In der Folge wurde seitens der Verwaltung mit dem Kreis Düren (Amt 61 Kreisentwicklung, Fr.
Lersch) Kontakt aufgenommen mit dem Ziel, Unterstützung beim weiteren Vorgehen zu erhalten.
Es stellte sich heraus, dass für das Jahr 2015 noch Fördermittel zur Verfügung stehen, um in zwei
Ortsteilen Dorfwerkstätten unter externer Begleitung durchführen zu können.
Der Kreis Düren begleitete die letzten Dorfwerkstätten zusammen mit Herrn Prof. Rolf
Westerheide vom Städtebaulehrstuhl der RWTH Aachen, bzw. der Weyer-Gruppe für
Stadtentwicklung und Stadtplanung aus Düren-Gürzenich.
Insbesondere mit der Weyer-Gruppe hat der Kreis Düren wegen ihrer bestimmten Art der
Partizipation (Formen von Bürgerbeteiligung, Teilhabe bzw. Mitbestimmung) sehr gute
Erfahrungen gesammelt.
Schon in diesem frühen Stadium hat der Kreis Düren darauf hingewiesen, dass Dorfwerkstätten
nur durch neutrale Personen organisiert und moderiert werden sollen. Dorfwerkstätten müssen
absolut unparteiisch und wertfrei verlaufen.
In der Folge ist die Durchführung der Dorfwerkstätten daher auch nicht durch die Verwaltung,
sondern durch den jeweiligen Ortsvorsteher beantragt worden! Erste Vorgespräche/Treffen sind in
der Zwischenzeit erfolgt.
Aus Sicht der Verwaltung sollte die Möglichkeit der professionellen Begleitung unbedingt
wahrgenommen werden, zumal die Erfahrungen hieraus verwendet werden können, wenn
ähnliche Projekte in den anderen Ortsteilen durchgeführt werden sollen.
Auf die Frage der Beteiligung politischer VertererInnen hat der Kreis Düren folgendes mitgeteilt:
„… die Dorfwerkstätten die der Kreis Düren initiiert, sind als Bottom-Up-Prozesse konzipiert, in
denen sich alle Bürger des Dorfes einbringen können. Der Prozess muss selbstverständlich
neutral und unpolitisch ablaufen. Sinn der Werkstatt ist es, die spezifischen Verhältnisse im Dorf
zu erfassen (Stärken und Schwächen), die Herausforderungen zu definieren und geeignete
Projekte zu entwickeln, um den Zukunftsaufgaben begegnen zu können. Dabei wird auf eigene
Kräfte gesetzt und möglichst viele Bürger aktiviert. Die Werkstätten werden von einem externen
Büro moderiert, das darauf achtet, dass die Prozesse im o.g. Sinne ablaufen.
Die politischen Vertreter, die im Dorf selber wohnen, sind natürlich, wie jeder andere Dörfler auch,
herzlich eingeladen. Externe können von der Dorfgemeinschaft zugeladen werden, wenn diese
das ausdrücklich wünscht. Das ist aber nicht die Regel, eher die Ausnahme.“
Nach weiteren Gesprächen mit dem externen Büro wurde auch hier deutlich herausgestellt, dass
eine politische Beteiligung über das bereits oben beschriebene Maß hinaus nicht gewünscht ist.
Sollte dies seitens der politischen VertreterInnen gefordert werden, sei der Erfolg der bereits
angelaufenen Dorfwerkstätten fraglich, da dies dem Ziel einer möglichst unpolitischen
Bürgerbeteiligung widersprechen würde.
Ich möchte daher dafür plädieren, die jetzige Chance der Begleitung durch ein externes Fachbüro
wahrzunehmen um Erfahrungen zu sammeln und bitte, auf eine stärkere Einbindung der Politik zu
verzichten.
B)
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen intendiert mit ihrem Antrag vom 09.02.2015, „dass die Politik
sich mittels Dorfkonferenzen auf die Menschen vor Ort zubewegt und ihre Anliegen aufmerksam
aufnimmt.“ Innerhalb von zwei Jahren sollen alle 15 Ortschaften besucht werden, um den vom
Antragsteller formulierten Zweck zu erfüllen, „den Bürger/-innen zu zeigen, dass sowohl der
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Bürgermeister und auch die Politiker/-innen an ihren Belangen interessiert sind.“ Der
Politikverdrossenheit solle so entgegengewirkt werden.
Die Verwaltung hegte bislang nicht die Absicht, mit der Durchführung der unter A) beschriebenen
Dorfwerkstätten politische Grundlagenarbeit der Parteien bzw. Fraktionen zu übernehmen. Dies
würde die Dorfwerkstätten zudem inhaltlich überfrachten und wie oben dargestellt auch deren
Erfolg in Frage stellen. Insoweit schlägt die Verwaltung vor, den Antrag abzulehnen.
II. Haushaltsmäßige Auswirkungen:
Keine
III. Beschlussvorschlag:
Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Einbeziehung von Mitgliedern sämtlicher im
Rat der Gemeinde Kreuzau vertretenen Fraktionen wird nicht entsprochen, da dies die bereits
begonnen Dorfwerkstätten in den Ortsteilen Üdingen und Drove gefährden würde.
Über die (zwischen-)Ergebnisse der Dorfwerkstätten wird der Rat informiert.
Der Bürgermeister
- Ingo Eßer -
IV. Beratungsergebnis:
Einstimmig:
Ja:
Nein:
Enthaltungen:
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