Daten
Kommune
Jülich
Größe
61 kB
Datum
14.04.2016
Erstellt
04.04.16, 17:03
Aktualisiert
04.04.16, 17:03
Stichworte
Inhalt der Datei
Jahresbericht 2015 des Stadtarchivs
1. Aus den Tätigkeitsfeldern des Archivs
1.1. Benutzerbetreuung
a. Archivbesucher
Die Besucherzahlen sanken gegenüber dem letzten Jahresbericht 2007 von 3,2 Besuchern je
Besuchstag auf einen Schnitt von 1,7 in 2015. Dabei wurden 132 Besucher in 76 Besuchszeiten
betreut.
Seit der Übernahme der älteren Standesamtsregister im Jahr 2009 hat sich die Besucherstruktur stark
verschoben. Von etwa 3% der Archivbesucher 2007 stieg die Anzahl der Ahnenforscher auf 31% in
2015. Sie stellen damit die zweitgrößte Nutzergruppe unter den Archivbesuchern. Die Spitzenstellung
mit 39% nehmen weiterhin diejenigen ein, die das Stadtarchiv für ihre wissenschaftlichen
Forschungen aufsuchen. Die drittgrößte Gruppe machten mit 21% die allgemein heimatgeschichtlich
Interessierten aus. Ca. 2% entfielen auf Schüler und Studenten, die restlichen 7% kamen vor allem,
um sich in Erbschaftsangelegenheiten beglaubigte Personenstandsurkunden für Notar oder
Amtsgericht ausstellen oder um sich eine historische Zeitung zu einem bestimmten Geburtstag
ausdrucken zu lassen.
b. Schriftliche Anfragen
Mit 151 Mails und Briefen aus aller Welt wurden 2015 so viele Anfragen ans Archiv gerichtet wie in
keinem Jahr zuvor. Damit hat sich das Aufkommen der schriftlichen Anfragen in den letzten zehn
Jahren annähernd verdoppelt. Dies geht vor allem auf das Konto der Familienforscher, die über die
Hälfte der Anfragen stellten (54%). Auf Auskünfte aus den Personenstandsregistern zielt auch die
zum Zweck der Erbenermittlung eingehende Post (15%). Wissenschaftlich motivierte Anfragen
machten 2015 22% der Gesamtmenge aus. Der Rest verteilt sich auf lokalgeschichtliche oder
studentische Anfragen, auf Zeitungskopien als Geburtstagsgeschenk.
Die zahlreichen fernmündlichen Auskünfte sind aus zeitlichen Gründen nicht dokumentiert worden.
c. Weitere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten
- Vorbereitung bzw. Fertigstellung diverser Publikationen aus den Archivbeständen des 19. und 20.
Jahrhunderts, die 2016 erscheinen sollen.
1.2. Arbeiten an den Beständen
- Übernahme derjenigen Personenstandsregister (Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden) und der
dazugehörigen Sammelakten vom Standesamt, die mit dem Jahr 2015 in den Zuständigkeitsbereich
des Stadtarchivs gelangt sind.
- Übernahme kleinerer Aktenkontingente aus den diversen Ämtern.
- Geschenk eines Bandes mit 24 Geburtsurkunden von Welldorfer und Güstener Einwohnern der
Mairie Mersch der Jahre 1800 und 1801.
- Fortsetzung der Einarbeitung eines großen und mehrerer kleiner Fotonachlässe.
- Scannen eines großen Bestandes von Fotos und Ansichtskarten durch einen ehrenamtlichen
Mitarbeiter.
1.3. Archivbibliothek
Zur Unterstützung der auf der Grundlage der reichhaltigen Archivalien Bestände betriebenen
Forschungsarbeiten sammelt das Jülicher Stadtarchiv alle Literatur zur Geschichte und Gegenwart
der Stadt Jülich einschließlich der eingemeindeten Ortsteile, ferner die wichtigsten Grundlagenwerke
zur rheinischen Geschichte und schließlich Bücher zur Archivkunde und zu den historischen
Hilfswissenschaften (Numismatik, Siegelkunde etc.) sowie lexikalische Fachliteratur. 2015 wurde der
Literaturbestand um 63 Bücher und Broschüren, die teils gekauft, teils geschenkt wurden, vermehrt.
1.4. Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen
- 106 Zeitungsbände und ca. 120 Akten des 19. und 20. Jahrhunderts sind durch die Firma ZFB in
Leipzig blockentsäuert worden.
- Wegen Befalls mit Schimmelpilzen wurden 14 Bände Personenstandsregister (19. Jahrhundert) und
einige Zeitungsbände (1940er Jahre) in der Archivwerkstatt in Brauweiler restauriert.
- Alle in einem Kellerraum der Musikschule von Schimmelpilz befallenen Archivalien und Bücher sind
von einer Firma in Düsseldorf gereinigt worden.
- Bindung der Zeitungsjahrgänge des Vorjahrs (Jülicher Zeitung, Jülicher Nachrichten, Super Sonntag,
Jülicher Woche) sowie des Jülich Magazins bei der Rur-Tec in Huchem-Stammeln.
- Beschaffung von 500 säurefreien Archivkartons, gefördert durch den LVR.
1.5. Erteilung von Straßennamen
2015 sind keine Straßennamen vergeben worden.
2. Personal
Die Mitte 2014 hier angestellte Mitarbeiterin ist Ende Februar 2015 in Rente gegangen. Seitdem gibt
es neben dem Archivar keine Mitarbeiter.
3. Räumlichkeiten
Die Archivbestände sind weiterhin über das Stadtgebiet verstreut. Im Kulturhaus, der Zentrale des
Stadtarchivs mit Büro- und Besucherraum, sind die ältesten und am häufigsten nachgefragten
Dokumente untergebracht: Urkunden (14.-19. Jahrhundert), die Akten der Stadt (16. Jahrhundert –
1945) und der Ortsteile (19. Jh. – 1971), die älteren Zeitungen (1823-1943), Karten und Pläne, Fotos
und Ansichtskarten sowie die älteren Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden. Das Magazin ist damit
randvoll und bietet keine weiteren Einlagerungsmöglichkeiten. Noch größer ist die Enge in Büro- und
Benutzerraum. Die Wandregale der beide Räume durchziehenden Archivbibliothek reichen schon
seit einigen Jahren nicht mehr aus, um die Neuerscheinungen und Zukäufe aufzunehmen. So stapeln
sich Bücher auf dem Schreibtisch des Archivars und den beiden Benutzertischen, mittlerweile so
hoch und eng, dass an ein gedeihliches Arbeiten nicht mehr zu denken ist.
Weitere Aktenbestände, hauptsächlich der städtischen Nachkriegszeit, teilweise schon bearbeitet,
aber noch nicht verzeichnet, teils noch in Aktenordnern, befinden sich in zwei Kellerräumen des
Alten Rathauses.
In zwei weiteren Kellerräumen der ehemaligen Musikschule waren zu Beginn des Jahres 2015 noch
Teile des jüngsten Aktenbestandes (ab 1972) und der alten Vewaltungsbibliothek sowie die
Nachkriegszeitungen untergebracht. Beide haben mittlerweile ihr neues Domizil in zwei Räumen im
Erdgeschoss der Alten Realschule gefunden. In einem dritten Raum desselben Geschosses werden
nach und nach die städtischen Bauakten verbracht, nachdem sie digitalisiert worden sind. Der dem
Stadtarchiv in der ehemaligen Realschule zugewiesene Raum ist flächenmäßig ausreichend, muss
aber in unterschiedlichem Maß noch statisch, bautechnisch und klimatisch überprüft werden.
Kleinere Archivbestände lagern weiterhin in der Dachkammer des Kulturhauses (Bibliothek), in einem
Kellerraum des Neuen Rathauses (alte Verwaltungsbibliothek), auf dem dortigen Dachboden (jüngere
Akten des Hauptamtes) und in diversen Ämtern, die ihre Archivakten wegen des Platzmangels im
Stadtarchiv noch nicht abliefern konnten.
4. Klima
Wichtigste Voraussetzung für die Erfüllung der im Archivgesetz NW enthaltenen Forderung, die
Unterlagen sachgemäß zu verwahren und zu erhalten, ist eine angemessene Klimatisierung der
Archivmagazine. Die entscheidenden Parameter hierfür sind Temperatur und relative Feuchte.
Angemessen sind Temperaturen von 14°C -18°C und eine relative Luftfeuchte von 45-55%, mit
Toleranzwerten (etwa bei hochsommerlichen Wetterlagen) bis max. 22°C bzw. 60%. Ebenso wichtig
wie die erzielten Werte an sich ist aber auch eine hohe Klimaträgheit. Extreme kurzfristige
Schwankungen schädigen das Material, Tagesschwankungen sollten sich daher im Bereich von max.
+/-1°C bzw. +/- 3% rel. Luftfeuchte bewegen.
a. Kulturhaus
Der Archivbereich im Kulturhaus ist seit den 90er Jahren vollklimatisiert. Die anfänglich deutlich
unterdimensionierte Anlage ist im Laufe der Jahre soweit aufgerüstet worden, dass sie die oben
genannten Anforderungen erfüllt. Dies allerdings nur dann, wenn sie funktioniert. In den letzten zehn
bis fünfzehn Jahren ist sie, grob geschätzt, ca. zweimal pro Jahr ausgefallen, wofür die
unterschiedlichsten Gründe ausschlaggebend waren. Mal war der außen angebrachte für die Kühlung
zuständige Teil der Anlage bei extremen Außentemperaturen überhitzt, einmal ging auch eine
Schneelawine vom Dach des Kulturhauses nieder und zerstörte sie. Die häufigsten Ausfälle
resultierten aus dem unsachgemäßen Vorgehen von Handwerkern, die im Heizungskeller zu tun
hatten und aus unbekannten Gründen auch die Klimaanlage abschalteten. Resultat waren jedes Mal
extreme, kurzfristige Klimaschwankungen mit den bekannten Auswirkungen auf die archivierten
Dokumente.
b. Kellerräume im Alten Rathaus
Im Alten Rathaus werden schon seit den 90er Jahren Archivalien in zwei benachbarten Kellerräumen
in Fahrregalanlagen aufbewahrt. Eine Klimatisierung gibt es nicht, in einem der Räume kann durch
ein kleines Kellerfenster eine minimale Luftzufuhr aufrechterhalten werden. Die Wände sind
stellenweise feucht, Putz blättert ab. Im Sommer sind hier schon oft Feuchtigkeitswerte jenseits von
80% gemessen worden. Vor zwei Jahren wurde auf etwa 50 Archivkartons, glücklicherweise noch
nicht auf den Akten selbst, Schimmelpilz festgestellt. Die Archivkartons sind in der Folge entsorgt und
durch neue ersetzt worden.
c. Ehem. Musikschule
Nachdem bereits im November 2014 aufgrund zu großer Feuchte erheblicher Schimmelpilzbefall an
den noch unbearbeiteten Akten im hinteren Kellerraum der Musikschule festgestellt worden war,
sind diese Unterlagen Ende Januar 2015 zur Säuberung durch eine Fachfirma nach Düsseldorf
ausgelagert worden. Auch im zweiten, sonst immer trocken gewesenen vorderen Kellerraum war
nun ein deutlicher Feuchteanstieg zu verzeichnen. Das lag zum einen daran, dass das Gebäude wohl
nach dem Auszug der Musikschule nicht mehr beheizt worden war, andererseits auch an einer
erheblichen Feuchtezufuhr infolge der zunehmenden Baufälligkeit. Über ein defektes Flachdach
tropfte Regenwasser in den Flur unmittelbar vor dem Archivraum. Erste Maßnahme war nun, den
Raum mittels zweier Heizkörper aufzuheizen um dadurch die relative Feuchte soweit zu reduzieren,
dass sich keine Schimmelpilze bilden konnten. Danach wurde es zwar trockener, das Klima war aber
alles andere als ideal, viel zu warm. Im November sind die Unterlagen in die Realschule eingelagert
worden, seitdem steht die Musikschule leer.
d. Ehem. Realschule
Die über die Jahre im Kulturhaus gereifte Erkenntnis, dass auch eine technisch prinzipiell geeignete
Klimaanlage, auch ganz abgesehen von den hohen Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten,
eine anhaltend zufriedenstellende Klimatisierung nicht garantiert, sollte in der ehem. Realschule
dazu führen, andere, weniger umfängliche und weniger kostenintensive Möglichkeiten in Betracht zu
ziehen. Maßnahmen zur Regulierung von Temperatur und Feuchte sind erforderlich, wie die seit
Mitte 2015 vorgenommenen Messungen beweisen. Insbesondere die großen Fensterflächen der
alten Klassenräume sorgen für enorme Klimaschwankungen. Ein hohes Gefährdungspotenzial für die
Kellerräume resultiert aus noch ungelösten Ableitungsproblemen des Regenwassers im Innenhof des
Gebäudekarrees, das bei Starkregen schon mehrfach den Kellerflur überschwemmt hat und bis in die
angrenzenden künftigen Archivräume vorgedrungen ist. An diesem Problem wird zurzeit gearbeitet.
5. Aussichten und Ziele für 2016
Im Mittelpunkt der Planungen wird, wie schon im vergangenen Jahr, der Umzug von Teilbeständen
des Stadtarchivs in die ehemalige Realschule stehen. Bevor dies geschehen kann, müssten die Räume
dort archivtauglich hergerichtet werden. Hierbei sind jedoch zwingend die Vorgaben, die sich aus
dem Haushalt bzw. Haushaltssicherungskonzept ergeben, zu beachten. Sicher scheint zu sein, dass
die Kellermagazine im Alten Rathaus bis Ende 2016 geräumt sein müssen. Da die klimatischen
Verhältnisse dort völlig unzureichend sind, ist jede andere Unterbringung, selbst in dann wohl noch
nicht klimatisch ertüchtigten Räumen der Realschule, vorzuziehen.
Um den Archivar zu entlasten und die Konzentration auf die Kernaufgaben zu ermöglichen, sollte
eine geeignete zusätzliche Arbeitskraft, wie sie seit Jahren dem Stadtarchiv im Umfang von 15
Wochenstunden zusteht, eingestellt werden.
Ziel muss es sein, sobald wie möglich eine Zentralisierung der derzeit noch zerstreuten Bestände in
archivgerecht gestalteten Räumen der ehemaligen Realschule zu bewerkstelligen und damit die seit
Jahrzehnten überfällige Grundlage für eine sachgemäße, gesetzeskonforme Archivarbeit zu schaffen.