Daten
Kommune
Jülich
Größe
777 kB
Datum
25.01.2016
Erstellt
15.01.16, 13:06
Aktualisiert
15.01.16, 13:06
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Soziale Arbeit an Schule
im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets
Jahresbericht 2015
Stadt Jülich - Der Bürgermeister –
Dezernat V / Amt für Familie, Generationen und Integration
Ltg.: Katarina Esser
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Soziale Arbeit an Jülicher Schulen
Für die Jahre 2011 bis 2013 wurden im Zuge der Einführung und Umsetzung des Bildungsund Teilhabepakets bundesweit Mittel vom Bund zur Verfügung gestellt, um die soziale
Teilhabe auch im Bereich der Schule im Sinne einer Gewährung des sozio-ökonomischen
Existenzminimums durch Soziale Arbeit an Schule zu sichern.
In Jülich wurde an allen weiterführenden Schulen ab Januar 2012 Soziale Arbeit an Schule
installiert. Die Finanzierung durch das Bildungs- und Teilhabepaket1 endete 2014.
Da mit dem Bund keine Einigung zur Weiterfinanzierung der wichtigen Sozialen Arbeit an
Schule erzielt werden konnte, beschloss die Landesregierung, im Zeitraum 2015 – 2017 Mittel
für die Weiterfinanzierung bereitzustellen. Der Kreis Düren erhält 60% der bereitgestellten
Mittel. Diese Mittel werden nach dem gleichen Schlüssel wie bisher vom Kreis an die
Kommunen weitergeleitet. Die Kommunen übernehmen einen Eigenanteil von 40%, um das
bewährte Angebot aufrecht zu erhalten.
In Rat und Verwaltung der Stadt Jülich bestand Konsens2, die Stellen im bisherigen Umfang
(3,5 Stellen) zu erhalten. Gemäß der Beauftragung durch den Stadtrat in seiner Sitzung am
4.12.2014 leitete die Verwaltung alle erforderlichen Schritte ein, um die Stellen möglichst
zügig wiederbesetzen zu können bzw. eine Übergangslösung für die bereits im Dienst der
Stadt stehenden Mitarbeiterinnen zu schaffen.
Wesentliche Voraussetzung für die konkrete Ausgestaltung und das Personalkonzept sind die
Ausführungsbestimmungen des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS) des
Landes NRW zur Förderung der Sozialen Arbeit an Schulen. Die Ausführungsbestimmungen
sehen als Aufgaben für die sog. „Bildungs- und Teilhabeberaterinnen und –berater“ vor, dass
− Leistungen nach dem § 28 SGB II bzw. § 6b BKGG vermittelt werden,
− Gesellschaftliche und arbeitsmarktpolitische Integration durch Bildung erfolgt,
− Bildungsarmut und soziale Exklusion vermieden bzw. verringert wird.
Darüber hinaus können weitere Aufgaben übernommen werden, die den mit dem
Landesprogramm verknüpften präventiven Ansatz im Sinne von „Kein Kind zurücklassen“
unterstützen, z.B.:
− Sozialpädagogische Hilfen für Schülerinnen und Schüler, in der Regel in Form offener
Freizeitangebote oder Projektarbeit,
− Mitwirkung bei der Entwicklung, Umsetzung und Evaluation von systemisch
angelegten Förderkonzepten und Angeboten zur Vorbeugung, Vermeidung und
1
Im November 2010 wurde das Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und
Zwölften Buches Sozialgesetzbuch novelliert. Mit den Neuregelungen sah das Gesetz ein Bildungs- und
Teilhabepaket vor, zu dem auch die Finanzierung von zusätzlicher Schulsozialarbeit gehörte. Das Bildungs- und
Teilhabepaket war zunächst auf den Zeitraum 2011 bis Ende 2013 befristet und konnte durch die Übertragung
der Mittel bis Dezember 2014 verlängert werden.
2
Siehe Sitzungsvorlage 263/2015
2
Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Bewältigung von Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Verhaltensstörungen sowie
zu besonderen Begabungen.
Die Zielgruppe der Förderungen sind bedürftige Kinder und Jugendliche, bei denen soziale
Benachteiligungen ausgeglichen und gleiche Chancen auf Bildung und Teilhabe hergestellt
werden sollen. Bei den benachteiligten Kindern und Jugendlichen sollen
− die Bereitschaft und die Voraussetzungen zum Lernen gefördert, dadurch Fehlzeiten in
der Schule verringert,
− der Schulerfolg erhöht,
− Abbrecherquoten reduziert sowie
− Teilhabemöglichkeiten an Sport und Kultur gewährleistet werden.
Seit 2015 sind an allen weiterführenden Schulen im Stadtgebiet – an der Haupt-, RealFörderschule und am Gymnasium Zitadelle sowie an der Sekundarschule, an den beiden
privaten Gymnasien und am Berufskolleg - sozialpädagogische Fachkräfte tätig.
An der Sekundarschule wird Soziale Arbeit an Schule aus Mitteln des Ministeriums für
Schule und Weiterbildung des Landes NRW finanziert. Die beiden privaten Gymnasien
beschäftigen zusammen eine Fachkraft und im Berufskolleg ist eine Sozialpädagogin über das
B u T in Trägerschaft des Kreises Düren angestellt.
Erstmalig konnten ab Mai bzw. Juni 2015 Sozialpädagogen an den fünf städtischen
Grundschulen eingesetzt werden. Die Verwaltung verfolgt hiermit das Ziel, die
Präventionskette
in
Jülich
weiter
auszubauen.
Angebote
der
Kindertageseinrichtungen/Familienzentren, Grundschulen und weiterführenden Schulen
sollen künftig aufeinander aufbauen können. Die Begleitung von Kindern und Jugendlichen
sowie deren Familien soll möglichst früh einsetzen und falls notwendig, über die gesamte
„Bildungslaufbahn“ bis zum Schulabschluss sichergestellt werden. Die Einrichtung von
Sozialer Arbeit an Schulen kommt zudem dem Wunsch der Grundschulen nach Unterstützung
entgegen.
Mit Stand 1.06.2015 sind in Trägerschaft der Stadt Jülich 3,5 Stellen besetzt. Soziale Arbeit
wird unter der Leitung des Amts für Familie, Generationen und Integration nunmehr an
folgenden Schulen angeboten:
− Schulzentrum (1 Teilzeitkraft)
− Grundschulen West, Süd und KGS (1 Vollzeitkraft)
− Grundschule Nord und Ost, Gymnasium Zitadelle (1 Vollzeitkraft)
− Teamleitung und schulübergreifende Aufgaben (1 Teilzeitkraft)
Die Teilzeitkraft an der Förderschule Schirmerschule war bis zum 31.03.2015 über die Stadt
Jülich beschäftigt. Dann übernahm der Schulzweckverband Schirmerschule die Trägerschaft
und ab Oktober der neue Schul-Zweckverband Kreis Düren. Von dem Kontingent der 3,5
Stellen entfallen 25 Std. auf diese Stelle.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Aufgrund der personellen Veränderungen in 2015 fließen in diese Fortschreibung Daten und
Zahlen aus folgenden Beschäftigungszeiten ein
Zeitraum
Jan. bis Dez. 2015
Beschäftigungsumfang
Teilzeitstelle mit 6 Std./Woche
Einsatzorte
Teamleitung und
schulübergreifende Aufgaben
Jan. bis Dez. 2015
Teilzeitstelle mit 30 Std./Woche
Schulzentrum
Jan. bis März 2015
Teilzeitstelle mit 35 Std./Woche
Schirmerschule,
Apr. bis Aug. 2015
Teilzeitstelle mit 25 Std./Woche
Schirmerschule
Sept. bis Dez. 2015 Teilzeitstelle mit 26 Std./Woche
Schirmerschule
Mai bis Dez. 2015
Vollzeitstelle mit 37 Std./Woche
3 Grundschulen
Juni bis Dez. 2015
Vollzeitstelle mit 37 Std./Woche
2 Grundschulen, Gymnasium
Quantitative Erhebung der Sozialen Arbeit an Schule für 2015
In der Fortschreibung der Berichtserstattung wird erneut deutlich, dass Soziale Arbeit an
Schule viel mehr ist als die Summe ihrer Teile. Daher ist es sinnvoll, neben der quantitativen
Erhebung der
Fallzahlen
eine qualitative
Beschreibung der Arbeitsfelder
schulsozialpädagogischen Handelns vorzunehmen. Hinter jeder Fallzahl stehen Personen mit
Ängsten, Wünschen und Schicksalen, die ernst genommen sowie ressourcen- und
lösungsorientiert bearbeitet werden müssen. Die Fallzahlen machen deutlich, dass zahlreiche
Unterstützungsmaßnahmen aufgrund von Multi-Problemlagen eine längerfristige Begleitung
benötigen.
Die Erfahrungen bestätigen immer wieder, dass Soziale Arbeit an Schule problematische
Situationen erfolgsversprechender lösen kann, je früher sie einbezogen wird. So wurden die
Fachkräfte auch bei Problemen in den Unterstufen der Sekundar- und Schirmerschule
hinzugezogen. Gerade präventive Maßnahmen müssen so früh wie möglich einsetzen, um die
Entwicklungsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einschätzen zu können und einer
Verfestigung von prekären Lebenssituationen vorzubeugen. Das bedarf eines stabilen
Vertrauensverhältnisses zwischen allen Beteiligten, das idealerweise bereits ab dem ersten
Schultag angebahnt werden sollte. Mit der Finanzierung durch das Land konnte die Soziale
Arbeit in Jülich erstmals auf alle Grundschulen ausgeweitet werden, so dass die
Präventionskette „Kein Kind zurücklassen“ in Jülich um einen Baustein erweitert werden
konnte.
4
Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Im Folgenden werden (fast) alle Maßnahmen mit den jeweils erreichten Zielgruppen
aufgeführt. Dabei wird bewusst nicht nach Schulform unterschieden.
Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket
Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhebepakets sind die einzigen, zur Verfügung
stehenden Leistungen, die der Prävention dienen mit dem Ziel, später notwendige
Transferleistungen zu vermeiden. Mit der Einführung der Sozialen Arbeit an Schule stieg die
Inanspruchnahme von Leistungen aus dem B u T im Raum Düren laut Jobcom stetig an. Die
Fallzahlen umfassen die Rechtskreise3 SGB II, § 6 BKKG (Wohngeld/KiZ), SGB XII und §2
AsylbLG. Detaillierte Zahlen werden bedauerlicherweise auch auf Nachfrage nicht zur
Verfügung gestellt.
Die Steigerung ist auf die intensive Aufklärungsarbeit der Fachkräfte zum Bildungs- und
Teilhabepaket zurückzuführen. Dadurch sank die Hemmschwelle für die bezugsberechtigten
Familien und sie nahmen bereitwilliger die Unterstützung an.
Um die Kontinuität des Leistungsbezugs aus dem Bildungs- und Teilhabepaket für die
Familien zu gewährleisten, stellen Eltern den Fachkräften häufig eine Vollmacht aus, damit
diese die Anträge fristgerecht verlängern können. Etliche Familien nutzten den Service bei
Antragsstellungen für Mittagsverpflegung, Leistungen für Nachhilfe, Teilnahme am
kulturellen Leben oder Mitgliedschaft in einem Verein. In der Mehrheit der Antragsstellungen
war Soziale Arbeit an Schule unterstützend und beratend tätig. Dazu kamen zahlreiche
Anträge, die von den Lehrkräften oder dem Sekretariat abgewickelt wurden wie
beispielsweise Anträge für Klassenfahrten.
Durch die zentral durch die Soziale Arbeit an Schule verwalteten Anträge mit der
rechtzeitigen Einreichung, Verlängerung oder Neubeantragung fühlten sich Eltern, Lehrkräfte
und Schulleitungen entlastet. So konnte das Ziel der größtmöglichen Unterstützung für Kinder
erreicht werden.
Die Anträge werden von verschiedenen Personen gestellt, die im Schulsekretariat, im
Lehrerkollegium, in der Sozialen Arbeit an Schule und im Schulverwaltungsamt tätig sind.
Manche Eltern stellen Anträge auch im direkten Kontakt mit der Jobcom. Aus diesen
Gründen und da zwei Fachkräfte erst seit Mai bzw. Juni 2015 tätig sind, erheben die hier
aufgeführten Zahlen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allgemein ist aber ein erneuter
Anstieg der eingereichten Anträge zu verzeichnen.
Folgende Zahlen zu den B u T-Anträgen in 2015 stehen zur Verfügung:
160 Anträge für Schulbücher (2014 = 138 Anträge)
69 Anträge für Mittagessen (2014 = 60 Anträge)
355 Anträge für Klassenfahrten, kulturelle Teilhabe, Lernförderung etc.
3
Zuständigkeiten im Kreis Düren für Leistungen für Bildung und Teilhabe:
SGB II-Bezug = jobcom
SGB XII-, Wohngeld-, KIZ_, AsylbLG-Bezug = Sozialamt der Städte und Gemeinden
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Einzelfallhilfe und Beratung von Kindern und Jugendlichen
Die Fallzahlen der Schüler-Beratungen zeigen auf, wie breitgefächert die Problemlagen sind.
Häufig sind die Ratsuchenden mit mehreren Problemen gleichzeitig beschäftigt, so dass ein
längerer Beratungszeitraum notwendig ist. In der Regel nehmen die Kinder und Jugendlichen
das Beratungsangebot freiwillig in Anspruch. In allen Fällen wird ressourcen- und
lösungsorientiert mit den Schüler/innen gearbeitet.
Insgesamt besuchen zurzeit rund 3.700 Kinder und Jugendliche die Städtischen Schulen.
Von rund 2.570 Schüler/innen der weiterführenden Schulen nahmen 905 Schüler/innen das
Angebot von Einzelberatung durch die Soziale Arbeit an Schule an. In den Grundschulen
waren es 408 Kinder von 1.160 Schüler/innen.
In den weiterführenden Schulen haben die Jugendlichen in den meisten Fällen
Beratungsbedarf aufgrund von schulischen Problemen. Der zweithäufigste Grund sind
familiäre Probleme, gefolgt von Gesprächs- und Unterstützungsbedarf beim Übergang von
der Schule in den Beruf.
In der Lebensphase zwischen 11 und 17 Jahren wird der berufliche Weg angebahnt. Da bei
der Ausbildungsplatzsuche die schulischen Noten ausschlaggebend sind, steigt hier der
Beratungsbedarf. Kommen familiäre Probleme hinzu, sind Jugendliche kaum mehr alleine in
der Lage, die Schulleistungen auszugleichen oder zu steigern. In den meisten Fällen sind
mehrere Gesprächstermine notwendig bzw. eine Weiterleitung an Beratungseinrichtungen
sinnvoll. Für bezugsberechtigte Jugendliche vermittelt die Soziale Arbeit an Schule im
Bedarfsfall Nachhilfe aus dem Bildungs- und Teilhabepaket.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Kinder und Jugendliche in Beratung
11-17 Jahre
Sonstiges
Sucht (Canabis, Medien, Online-Sucht
Suizidalität
Patchwork
Verwahrlosung
ADHS/ADS/Dyskalkulie/Legasthenie
Psychische Belastung durch Trauma
Impulskontrolle
Schulverweigerung
Kindeswohlgefährdung
Cybermobbing/ Sexting
Leistungsverweigerung
Krankheit/Tod in der Familie
Identitätskrisen
Selbstverletzendes Verhalten
Leistung
Wahrnehmungsstörung
Gewalt
Psychosomatische Erscheinungen
Trennung-und Scheidung
Probleme mit Mitschülern
Verhalten
Beruf/Schule
Familiäre Probleme (allgemein)
Schulische Probleme
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Problembereiche 11 - 17 Jahre
Schulische Probleme
familiäre Probleme
30%
Übergang Schule/Beruf
38%
32%
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Familiäre Probleme sind dagegen schwerer und langwieriger zu bearbeiten. In 684 Fällen von
häuslicher Gewalt und/oder Vernachlässigung wurde die Soziale Arbeit an Schule
hinzugezogen.
Bei 38 Fällen mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung unterstützten die Fachkräfte bei der
Suche nach geeigneten Hilfe- und Schutzmaßnahmen. Diese deutliche Steigerung zum
Vorjahr ist darauf zurück zu führen, dass seit rund 2 Jahren an jeder Schule ein
Kinderschutzteam aus Lehrkräften und Sozialpädagogen installiert sind. So entsteht eine
größere Sensibilität für dieses Thema, Warnzeichen werden früher erkannt und es können
schneller geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
In jedem Einzelfall des Bekanntwerdens von Verdachtsfällen erfolgen durch die geschulten
Kinderschutz-Teams jeder Schule eine umfassende und schnelle Risikoabschätzung der
möglichen Kindeswohlgefährdung sowie eine Festlegung der nächsten Handlungs- und
Prüfschritte. Soziale Arbeit an Schule wird in diesen Fällen aufgrund des guten
Vertrauensverhältnisses zum Jugendlichen in alle Handlungsschritte einbezogen.
Fallbeispiel: Beratung eines Mädchens mit selbstverletzendem Verhalten
Nach den Sommerferien kam ein 14jähriges Mädchen aus eigenem Antrieb in die Beratung
aus Sorge, depressiv zu sein. Sie hielt ihr psychisches Befinden und ihr Leben so nicht mehr
aus. Sie ritzte sich an den Unterarmen, um den inneren Leidensdruck zu verringern.
Um eine Beziehung zu dem Mädchen aufzubauen, erhielt es einmal wöchentlich eine
Beratungsstunde. Die sozialpädagogische Fachkraft konnte verschiedene belastende familiäre
Situationen identifizieren. Die häusliche Situation des Mädchens war durch Sprachlosigkeit
unter den Familienmitgliedern geprägt aufgrund einer demnächst tödlich verlaufenden
Krankheit eines Familienmitgliedes. Niemand wollte den anderen durch seine Trauer
belasten. Außerdem verursachte die Trennung der Eltern eine weitere Belastung.
Die Fachkraft führte gemeinsam mit der Schulleitung ein Gespräch mit der Mutter, um mit ihr
über das Befinden ihrer Tochter zu sprechen und gemeinsam Hilfsmöglichkeiten in Angriff zu
nehmen. Das Mädchen wurde in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgestellt und dort
sofortig stationär aufgenommen. Nach der Entlassung stellte das Sozialpädagogische Zentrum
(SPZ) die Diagnose einer schweren Depression, die einen Aufenthalt in der Tagesklinik mit
begleitender Medikation erfordert. Bei der Wiedereingliederung in den Schulalltag im
nächsten Jahr wird die Sozialpädagogin unterstützen.
4
Im vorigen Berichtsjahr waren es 45 Fälle von Gewalt und Vernachlässigung sowie 18 Fälle einer
Kindeswohlgefährdung.
8
Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
In der Grundschule sind die häufigsten Beratungsanlässe das eigene (problematische)
Verhalten während des Unterrichts, gefolgt von Problemen mit den Mitschüler/innen. Bereits
beim Eintritt in die Schule beeinträchtigen in manchen Fällen familiäre Probleme einen
positiven Start.
Auffällig ist, dass bereits im Alter zwischen 6 und 10 Jahren als vierthäufigster Grund
Schulmüdigkeit bis hin zur passiven Schulverweigerung für die Kontaktaufnahme zur
Sozialen Arbeit an Schule benannt wird.
Kinder und Jugendliche in Beratung
6 - 10 Jahre
Sonstiges
Identitätskrisen
Selbstverletzendes Verhalten
Suizidalität
Cybermobbing/ Sexting
Leistung
Psychische Belastung durch Trauma
Patchwork
Gewalt
Psychosomatische Erscheinungen
Impulskontrolle
Krankheit/Tod in der Familie
Wahrnehmungsstörung
Schulische Probleme
Verwahrlosung
ADHS/ADS/Dyskalkulie/Legasthenie
Kindeswohlgefährdung
Trennung-und Scheidung
Leistungs- und passive Schulverweigerung
Familiäre Probleme (allgemein)
Probleme mit Mitschülern
Verhalten
0
10
20
30
40
50
60
70
80
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Problembereiche 6 - 10 Jahre
Eigenes Verhalten
Probleme mit Mitschülern
Familiäre Probleme
Schulverweigerung
15%
35%
24%
26%
Bereits im Grundschulalter werden die Kinder mit komplexen Problemlagen konfrontiert.
Zum einen müssen sie ihr eigenes Verhalten adäquat an den Schulalltag anpassen, dazu
kommen ein ähnlich problematisches Verhalten von manchen Schulkameraden sowie die
unterschiedlichsten familiären Belastungen, die ein erfolgreiches Lernen erschweren.
Auffällig sind die zahlreichen Fälle5 von Leistungs- und passiver Schulverweigerung6. Die
Kinder gehen widerwillig zur Schule, verweigern die Mitarbeit bzw. legen eine grundsätzliche
Verweigerungshaltung an den Tag. Manche Schüler kündigten an, dass sie nicht mehr zur
Schule kommen wollen und berichteten über unterschiedliche Schwierigkeiten. Damit sich
dieses Verhalten nicht verfestigt, ist eine möglichst frühe Intervention beispielsweise durch
die Soziale Arbeit an Schule hilfreich.
In den meisten Fällen nehmen Lehrkräften, OGS-Mitarbeiter oder andere besorgte Personen
Kontakt zur sozialpädagogischen Fachkraft auf. Meist sind die Kinder nicht in der Lage, ihre
Probleme zu benennen und/oder sich Unterstützung zu holen. Grundschulkinder haben in aller
Regel ein gutes Verhältnis zu ihrer Lehrerin, sie bauen eine enge Bindung auf und vertrauen
sich ihr in Problemsituationen an. Daher sind die Lehrkräfte diejenigen, die nach
Unterstützung für das betroffene Kind suchen und als Vermittler dienen. Sie kennen die
Familie und die Lebensumstände, in denen das Kind aufwächst. Kooperationen mit
Lehrkräften, Eltern, außerschulischen Einrichtungen und Soziale Arbeit an Schule zeigen
häufig Erfolge.
5
Rund 30 Fälle
Definition: www.jugendhilfe-aktiv.de: Passive Schulverweigerung ist nach innen gekehrt. Sie liegt vor, wenn
der junge Mensch der Schule entschuldigt fernbleibt, jedoch in einem Maß, das inhaltlich und quantitativ nicht
nachvollziehbar ist. Oder er ist physisch anwesend, beteiligt sich jedoch nicht am Unterrichtsgeschehen, ist
häufig geistig abwesend und zeigt kein Interesse. Sie verläuft häufig schulkonform und wird daher häufig nicht
oder erst spät erkannt.
Eine aktive Schulverweigerung ist nach außen gekehrt und der junge Mensch bleibt wiederholt und über einen
längeren Zeitraum hinweg unentschuldigt der Schule fern. Er fällt durch massive Störungen, aggressives
Fehlverhalten und Regelbrüche auf.
6
10
Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Ab der 3. und 4. Klasse wenden sich überwiegend Mädchen wegen Mobbing an die
sozialpädagogischen Fachkräfte. Ab diesem Alter sind die Grundschülerinnen eher in der
Lage, sich eigenständig Unterstützung bei Problemen zu holen. Sie haben einen hohen
Gesprächsbedarf über Situation, Gefühle und den damit verbundenen Ärger. Häufig
wünschen die betroffenen Kinder und die Klassenlehrerin ein Klassengespräch über Mobbing
und Gefühle. Positive Wirkung zeigen teamstärkende Spiele. Der Beziehungsaufbau
ermöglicht eine Weiterarbeit an den verdeckten Problemen, die manchmal im Nachgang
offensichtlich werden.
An zwei Fallbeispielen zum aggressiven Verhalten eines Kindes wird die Zusammenarbeit der
verschiedenen Professionen deutlich:
Die sozialpädagogische Fachkraft wird von der Lehrerin zu einer Hospitation in die 2. Klasse
gerufen. Hier zeigt ein Kind ein äußerst aggressives und grenzüberschreitendes Verhalten
gegenüber den Mitschülern und den Lehrkräften. In vielen Fällen blieb der Schule keine
andere Lösung als den Unterrichtsauschluss und ließ das Kind von den Eltern abholen.
Vereinbart wurde, dass das Kind einmal wöchentlich sozialpädagogische Einzelbetreuung
erhielt. Nachdem das Kind über Spiele und positiver Verstärkung Vertrauen aufgebaut hatte,
konnte es sich der Fachkraft gegenüber öffnen und von seinen Ängsten bezüglich Schule und
Eltern erzählen. Ein Elterngespräch ergab, dass die Familie bereits Kontakt zum
Sozialpädagogischen Zentrum (SPZ) aufgenommen hatten. Eine gemeinsamer Hausbesuch
der sozialpädagogischen Fachkraft und dem SPZ bei der Familie half bei der
Zusammenführung der verschiedenen Beobachtungen und Fakten. Als bestmöglichste Lösung
wurde vereinbart, dass das Kind zunächst für eine eindeutige Diagnose die
Krankenhausschule besuchen würde. Die Schule hält über die sozialpädagogische Fachkraft
Kontakt zur Familie.
Im zweiten Beispiel bat ebenfalls eine Lehrerin um ein Gespräch wegen eines
verhaltensauffälligen Schülers. Im Gespräch schilderte sie zunächst die Problematiken, die im
Unterricht sowie in den Pausen entstehen. Das Kind kniff, schlug und trat nach den
Mitschülern und griff selbst die Lehrerin an. Anschließend leugnete es sein Fehlverhalten.
Die sozialpädagogische Fachkraft hospitierte in der Klasse und beobachtete das Verhalten des
Schülers. Im Reflexionsgespräch mit der Lehrkraft und der Schulleitung wurde deutlich, dass
eine Unterstützung durch einen Integrationshelfer hilfreich wäre. Durch eine Bezugsperson,
die frühzeitig steuernd eingreifen kann, kann das Kind lernen mit seinen Emotionen
angemessen umzugehen.
In einem zweistündigen Elterngespräch konnten die Eltern von der Notwendigkeit überzeugt
werden und willigten ein, Integrationshilfe zu beantragen. Die sozialpädagogische Fachkraft
unterstützte auf Bitten der Eltern bei der Antragstellung an den Allgemeinen Sozialen Dienst
(ASD) sowie bei dem Ausfüllung der Fragebögen.
Den Termin im SPZ zur Erstellung der Diagnostik wurde von den Eltern aber nicht
wahrgenommen. Erst in einem gemeinsamen Gespräch mit ASD, Klassenlehrer und der
sozialpädagogischen Fachkraft konnte den Eltern die Wichtigkeit und Bedeutung eines
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Integrationshelfers für die Beschulbarkeit des Kindes deutlich gemacht werden. Zurzeit läuft
das Verfahren noch.
Eltern in der Beratung
Eltern sind Experten für ihre Kinder. Daher ist es wichtig, im Bedarfsfall die Eltern in die
Beratung einzubeziehen. Wenn sie Vertrauen gefasst haben, sind Eltern in der Regel sehr
dankbar für Hilfestellungen von Seiten der Sozialen Arbeit an Schule, um Problemsituationen
zu lösen.
Statistisch gesehen gibt es rund 2.643 Familien mit schulpflichtigen Kindern. Davon wandten
sich 418 Eltern an Soziale Arbeit an Schule, um Lösungen für die jeweiligen Probleme zu
finden. Rund 120 kamen mehrfach in die Beratung.
Beratung von Eltern
Trauma
Kindeswohlgefährdung
Sonstiges (LRS, ADHS,etc.)
Übergänge Schule/Beruf
Krankheit/Tod in der Familie
Trennung und Scheidung
Begleitung/Überweisung an (Beratungs)Einrichtungen
Bildungs- und Teilhabepaket
Erziehungsschwierigkeiten
Familiäre Probleme
Schulische Probleme
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90 100
Bei den Themen, mit denen sich Eltern an Soziale Arbeit an Schule richten, zeigen sich
Parallelitäten zu den Beratungsanlässen der Kinder. Auch hier geht es um schulische und
familiäre Probleme. Bei etlichen Eltern zeigen sich auch Unsicherheiten, wie sie ihr Kind
angemessen erziehen können.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Kooperation und Austausch mit Lehrkräfte
Lehrkräfte suchten Austausch und Unterstützung bei der Sozialen Arbeit an Schule, um für
betroffene Schüler/innen Lösungen für die unterschiedlichen Probleme zu finden, aber auch
um Entlastung und Reflexion zu finden. Gemeinsam wurden Faktoren und Gründe für die
zunehmende Schulmüdigkeit identifiziert und nach tragfähigen Lösungen gesucht
beispielsweise bei schulischen, familiären, kognitiven Schwierigkeiten und Erkrankungen wie
ADHS und vieles mehr.
Durch die Herstellung eines positiven Schul- und Klassenklimas mit Hilfe von Sozial- und
Teamtrainings oder die Entschärfung von Mobbingsituationen konnten Schüler stabilisiert
werden.
An den städtischen Schulen arbeiten rund 240 Lehrkräfte. Davon wandten sich 132 an die
Soziale Arbeit an Schule und 56 waren im stetigen/mehrfachen Austausch. Die Lehrkräfte
erhielten durch Beratung neue Ansätze und Anstöße, um handlungsfähig zu werden. Durch
eine zweite Sichtweisekonnten positive Änderungen in vielen Situationen herbeigeführt
werden.
Beratung der Lehrkräfte
Förderplanung
BuT-Antragstellung
Netzwerkarbeit
Klassensituation
Jugendamt
Familiäre Probleme von Schüler/innen
Kindeswohlgefährdung
Handlungsvarianten
Gewalt
Elterngespräche
Krisenintervention
Kollegiale Beratung
Schulische Probleme von Schüler/innen
Pers. Probleme von Schüler/innen
0
20
40
60
80
100
120
140
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Informationsveranstaltungen
Aufgrund der zunächst nicht gesicherten Fortführung der Sozialen Arbeit an Schule gab es in
diesem Jahr einen Wechsel in der Stellenbesetzung. Erst im Mai nahmen eine Kollegin und
im Juni ein Kollege die Arbeit auf. In der ersten Phase ihrer Tätigkeit an den Einsatzschulen
ging es darum, den Tagesablauf und die Besonderheiten der Schulen kennenzulernen. Dies
geschah durch Informationsveranstaltungen in den Klassen und intensiven Austausch mit den
Lehrkräften. Hier zeigten sich schnell ein hoher Beratungsbedarf sowie mögliche
Handlungsfelder, die nach den Sommerferien im Rahmen kleinerer Projekte aufgegriffen
wurden.
Die beiden neuen Fachkräfte stellten sich in insgesamt 119 Klassen vor mit einer jeweiligen
Dauer von rund 30 Minuten. Außerdem nahmen sie an 7 Elternabenden, 2 Veranstaltungen
für die Schulneulinge und 4 Tagen der Offenen Tür teil.
Fortbildungen
Je nach aktuellen Anlässen oder Bedarfen der Schulen werden Fortbildungen besucht oder
von der Teamleitung der Soziale Arbeit an Schule initiiert. In der Regel sind es halb- oder
ganztägige Veranstaltungen
• Chillen statt Schuleschwänzen, Bildungsbüro Kreis Düren
• Interkulturelle Kompetenzen, Integrationsfachdienst Kreis Düren
• Theaterstück: „Bei uns nicht“ zum Thema „Sexuellen Mißbrauch“, Basta e.V.
• Präventionskonferenz „Kein Kind zurücklassen“
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Berufsorientierung und sozialpädagogische Projekte
Akute Konflikte und Themen aus den Beratungen erfordern häufig ein umfassendes,
längerfristig angelegtes und damit präventiv wirkendes Handeln. Für viele Problemlagen
erarbeiteten die Fachkräfte spezielle Trainings, die sich positiv auf das Verhalten der Kinder
und Jugendlichen - auch unabhängig von akuten Konflikten - auswirkten.
Präventive Projekte können in vielen Fällen die Entstehung und Verfestigung von Problemen
und Konflikten verhindern. Sie tragen zu einem erheblichen Teil zu einem guten Schulklima
bei. Viele Aktivitäten wurden während des gesamten Schuljahres mit wechselnden
Kleingruppen durchgeführt. In 2015 wurden folgende Angebote gemacht:
Berufsorientierung
„Was ist aus Dir geworden?“
Berufsorientierungsveranstaltung: Ehemalige Schüler stellen
ihren Berufsweg vor = Vorbilder
für die Ausbildungsplatzsuche
Begleitung der Projekttage
Vorbereitung und Durchführung
eines 4. Projekttages
„Schnuppertag im Handwerk“
Kennenlernen der Gewerke:
Stuckateurs, Dachdeckers ,
Garten- und Landschaftsbauers ,
Schreiners und Fliesenlegers
Berufsorientierungsveranstaltung
„Ausbildung als KarriereSprungbrett!?
Informationen zu Ausbildung als
Sprungbrett zum (Fach-) Abitur,
passgenaue Vermittlung in
Ausbildungsberufe, Anforderungen an Ausbildungsreife sowie
die Erwartungshaltung der
Betriebe und die Bandbreite der
Möglichkeiten einer betrieblichen
Ausbildung.
Unterstützung bei der Suche nach
einem Schülerbetriebspraktikum
Nachbereitung des
Schülerbetriebspraktikums
9. Klassen
Kooperation mit der
Berufsberatung
25 Std.
8. Klassen
Kooperation mit
Werkstätten des BGZ
Simmerath und des
Sozialwerks Aachener
Christen
50 Std.
Eltern und
Schülerinnen und
Schüler der 8.
Klassen
Referent/innen der
Handwerkskammer
Aachen, der Kreishandwerkerschaft
Rureifel, des
Forschungszentrum
Jülich und der
Berufsberatung der
Bundagentur für
Arbeit
17,5 Std.
Teilnahme am Berufsinfo-Markt
Jülich
Berufsorientierung und
Sozialtraining
9. und 10. Klasse
9. Klassen
Oberstufe
10 Std.
Kooperation mit
Berufsberatung, Handwerkskammer AC,
Schuldnerberatung
Kooperation Stadt
Jülich
10 Ustd.
9 Std.
59 Std.
14tägig/90 Min.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Lebensplanung
„Fit in Finanzen“
10. Klassen
Film „Toms Pleite“, Umgang mit
Schulden
„Aidsprophylaxe“
10. Klassen
Kooperation mit der
Schuldnerberatung
25 Std.
5 Std.
9. Klassen
Kooperation mit
Drobs Düren
10 Std.
Sportliche Aktivitäten/Pausenangebote
Sportliche Aktivitäten sind ein niederschwelliges Angebot der Sozialen Arbeit an Schule und
dienen der ersten Kontaktaufnahme. Hier findet wertvolle Beziehungsarbeit statt, so dass sich
die Kinder und Jugendlichen bei Problemen leichter ratsuchend an die Soziale Arbeit an
Schule wenden.
Fußballturnier
schulübergreifend
Pausen-Präsenz
Zeit der Stille
Pausenangebot
Mädchenfußball
Schulzentrum
10. Klassen
Ruhige Pause
Gewaltprävention
Mini-Aktionen:
Kochen, Inline-Skates Crashkurs,
Sportangebote, Pausenspiele
Kooperation mit
Lehrkräften
Kooperation mit
Schulseelsorge
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Mädchen,
klassenübergreifend
10-15 Kinder
Klassenüberreifend
Klassenübergreifend
3 Ustd.
46 Std.
8 Std.
32 Std.
2x/Woche
90
Min.
Woche
pro
Sozialverhalten
Zur Verbesserung des Sozialverhaltens sind präventive Projekte über einen längeren Zeitraum
zielführend. In der Regel finden beispielsweise Sozialtrainings in Kleingruppen von 10-15
Schülern statt und dauern zwischen 5 und 10 Doppelstunden.
Teamtraining
Klassengestaltung
Selbstbehauptungs- +
Selbstverteidigungstrainings
8. Klasse
8. Klasse
Mädchen
Klassen
Teamtraining mit Tower of
Power
Slackline-Teamtraining bei der
Wanderwoche
Sozialtraining
10. Klasse
3 Ustd.
9. Klasse
8 Ustd.
Unterstufe
14 Kinder
32 Std.
90 Min./Woche
Sozialtraining
Mittelstufe
16 Kinder
Schulübergreifend
27 Std.
90 Min./Woche
7x a 90 Min.
Cooldown-Training
der
9. Kooperation mit
„Frauen helfen
Frauen“ und „Basta
e.V.“
5 Ustd.
10 Ustd.
10 Ustd.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
10 Mädchen
10 Kinder
Sozialtraining zu Mobbing
Spielerische Gesprächszeit,
Übungen zu Vertrauen
Rücksichtnahme
Gruppenstärkung
Wöchentlich
Min.
2x /Woche
90 Min.
6 Kinder
und
Gewaltprävention
Probleme lösen ohne Gewalt
Klassenangebot
Mit den Lehrkräften
90
1x/Woche
60 Min.
Kleingruppen
60 Min.
Exemplarisch wird im Folgenden das Cooldown-Training für Mädchen beschrieben:
Das „Cooldown-Training“ richtete sich an 10 Schülerinnen zwischen 12 und 14 Jahren aus
zwei Schulen. Durchgeführt wurde es von zwei Sozialarbeiterinnen mit CooldownAusbildung.
Sieben Wochen lang trafen sich die Mädchen je 90 Minuten mit den Pädagoginnen. Sie
wurden dafür vom Unterricht freigestellt. Neben den klassischen Zielen des Cooldown sollten
die Mädchen auch Vorurteile und Berührungsängste abbauen sowie Toleranz einüben.
Die Teilnehmerinnen lernten Gefühle bei sich und anderen zu erkennen und adäquat damit
umzugehen. Die Mädchen hatten zunächst Schwierigkeiten, mögliche Gefühle zu benennen
und mit konkreten Situationen zu verbinden. Daher benötigte dieser erste Schritt des
Brainstormings viel Zeit.
Sehr intensiv setzten sich die Mädchen mit den Gefühlen „Vertrauen“ und „Wut“
auseinander. Sie übten sich in Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie im positiven Umgang
mit Gefühlen. Als oberstes Ziel galt, dass sich alle wohlfühlten. Durch die Methoden des
Cooldown erfuhren die Mädchen, das sie mit ihren Gefühlen eigenverantwortlich umgehen
können und Entscheidungsgewalt über ihr daraus entstehendes Handeln haben. Rückmeldung
der Lehrer/innen bestätigte eine positive Verhaltensänderung der Mädchen im
Klassenverband.
Schüler helfen Schüler
Paten für Schüler
8 ältere
Patenschüler
30 Patenkinder
30 Std.
Kultur- und Freizeitangebote
Kultur- und Freizeitangebote bieten ebenfalls die Chance, mit den Schülern unbelastet und
losgelöst vom schulischen Kontext in Kontakt zu treten.
Kultur/Medienarbeit
Medienprojekt als
Selbstbehauptungstraining
Altersübergreifend, 10 Tln
32 Std.
90 Min./Woche
Freizeitangebote
Ferienspiele
Mit Elternabend
6-12 Jahre, 60 Tln
Kooperation mit der
Offenen Jugendarbeit
2 Wochen
innerörtlich
Tagesveranstaltungen
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Ferienfahrt
Mit Elternabend
Herbstcamp
Mit Elternabend
Werkstatt Vielfalt
Jugendschutzveranstaltung
Altweiber-Zeltdisco
8-12 Jahre, 40 Tln
Schulübergreifend
für 12-14jährige,
24 Tln
Schulübergreifend
38 Jugendliche
Ab 12 Jahre
Rund 1.800 Tln
Kooperation mit der
Offenen Jugendarbeit
Kooperation von vier
Schulsozialarbeiter/inn
en
Kooperation mit Stadt
Jülich und Offener
Jugendarbeit
Kooperation mit
zahlreichen
Einrichtungen der
Jugendarbeit
1 Woche
außerörtlich
1 Woche
außerörtlich
30 UStd.
Tagesveranstaltung
Die Freizeitangebote werden in der Regel schulübergreifend und in Kooperation mit
verschiedenen Partnern durchgeführt. Die Organisation und Dokumentation werden jeweils
von der Teamleitung übernommen.
•
•
•
•
•
•
Eine Fachkraft beteiligte sich an der Durchführung der zweiwöchigen Ferienspiele in
Jülich mit 60 Kindern/Woche.
Eine Fachkraft begleitete die einwöchige Ferienfahrt in den Sommerferien mit 44
Kindern.
Die Fachkräfte führten eine gemeinsame, schulübergreifende einwöchige
Ferienfreizeit mit 24 Kindern aus bezugsberechtigten Familien durch.
Soziale Arbeit an Schule beteiligte sich am Aktionstag der Jülich
AG/Arbeitsgemeinschaft der offenen Jugendarbeit, der von 60 Jugendlichen besucht
wurde.
Zur Jugendschutzveranstaltung Altweiber-Zeltdisco kamen rund 1.800 Jugendliche,
um unter der Aufsicht von pädagogischen Kräften im geschützten Raum Karneval zu
feiern.
5 Fachkräfte aus der Sozialen Arbeit an Schule und der Jugendarbeit beteiligten sich
an dem, mit Mitteln der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekt „Werkstatt Vielfalt
– Checkpoints Jülich – Ausstellung im öffentlichen Raum“ mit einer Laufzeit von
einem Jahr. Die Teamleitung organisierte die Meilenstein-Veranstaltungen. Die
Fachkräfte trafen sich in Kleingruppen mit den Jugendlichen und arbeiteten an den
Ideen zu ihren Treffpunkten. Die Ergebnisse werden in einer öffentlichen Ausstellung
präsentiert.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Netzwerkpartner
Soziale Arbeit an Schule ist auf die Unterstützung eines breiten außerschulischen Netzwerkes
in den Bereichen Berufsorientierung und Beratung/Lebensberatung angewiesen. In vielen
Fällen ist es notwendig und ratsam, die Ratsuchenden an Fachstellen weiterzuvermitteln:
Rund um die Berufsvorbereitung
Agentur für Arbeit, Jobcom, Berufskollegs, Ausbildungsbetriebe, FAW, IHK,
Handwerkskammern, Sozialwerk Dürener Christen, Sozialwerk Aachener Christen, BGZ
Simmerath usw.
Berufsinfo-Markt im Berufskolleg Jülich mit 60 Ausstellern
Antragstellung B u T
jobcom / Wohngeldstelle / Sozialamt
Netzwerk
Jugendamt, Offene Jugendarbeit, Jugendheime, Jugendparlament, Sozialpädagogische
Familienhilfe, Tagesgruppe, Erziehungsberatung, Sozialwerk, Lotsenstelle, SKF – spielund Lernstuben, Jugendpolizist, Schulseelsorge, Streetwork, Asylbetreuung, Bast e.V.,
Frauen helfen Frauen e.V., Kleine Hände e.V., Integrationsfachdienst Kreis Düren,
Schulpsychologischer Dienst, Sozialpädiatrisches Zentrum, Rurkreisschule, Kinder- und
Jugend-Psychiatrie,
Netzwerk
ambulanter
Hilfen,
Offene
Ganztagsschulen,
Kindertagesstätten usw.
Insgesamt nimmt die Netzwerkarbeit 2-3 Stunden pro Woche in Anspruch, so dass in diesem
Jahr zusammen 288 Stunden Netzwerkarbeit anfielen.
Schulleitung und Lehrerkonferenzen
Soziale Arbeit an Schule muss für eine nachhaltige Wirkung gut im schulischen Kontext
verankert sein. Daher kommt den regelmäßigen Austauschgesprächen eine große Bedeutung
zu. Gespräche tragen dazu bei, dass Probleme, Lösungsstrategien und Bewältigungsansätze
transparent für alle Beteiligten sind. So nahmen die sozialpädagogischen Fachkräfte teil an
− Regelmäßigen Gesprächen mit Schulleitungen
− Lehrerkonferenzen, Elternsprechtage und Klassenpflegschaftssitzungen
− Sitzungen des Kinderschutzteams
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Reflexion und Evaluation
Im Jülich traf sich das Team der Sozialpädagogen/innen regelmäßig mit der Teamleitung, um
die Arbeit zu reflektieren, Fallbesprechungen durchzuführen, neue Lösungsansätze zu
diskutieren und Handlungsstrategien schulübergreifend abzustimmen. Das Team profitierte
von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Ressourcen der einzelnen Fachkräfte und
entwickelte gemeinsam gute Konzepte zum Wohle von Kindern, Lehrkräften und Eltern.
Im vergangenen Jahr gab es
− wöchentliche Teamkonferenzen
− 5 Supervisions-Sitzungen
− Vor- und Nachbereitungen, Dokumentation, Recherche usw.
Ausblick Soziale Arbeit an Schule 2016
Zusammenfassend zeigte sich folgendes Bild:
Die städtischen Schulen werden von etwa 3.700 schulpflichtigen Kindern aus rund 2.643
Familien besucht.
Beinahe jedes dritte Kind nahm an sozialpädagogischen Angeboten und/oder
Beratungsangeboten teil. Dies gilt gleichermaßen für Grundschüler/innen wie für
Schüler/innen der weiterführenden Schulen. Sie suchten bei der Sozialen Arbeit an Schule
Unterstützung, Rat und Hilfe in Konflikt- und Krisensituationen ebenso wie bei Fragen zur
Lebensplanung. Bei den jüngeren Kindern erfolgt die Vermittlung an die Soziale Arbeit an
Schule in der Regel über die Lehrkräfte und die Eltern. Viele Ratsuchende ließen sich auch
auf eine längerfristige Begleitung bei der Lösung der Probleme ein.
Betroffen machen die hohen Zahlen der Kinder und Jugendlichen mit schulischen Problemen
bis hin zur Leistungsverweigerung und passiver Schulverweigerung (30 Fälle). Auch bei den
familiären Schwierigkeiten wie Gewalt und Verwahrlosung (66 Fälle) ist eine deutliche
Zunahme zu verzeichnen. Gleiches gilt für die Fällen mit Verdacht auf
Kindeswohlgefährdung (38 Fälle).
Jede 6. Familie nahm das Beratungsangebot, auch über einen längeren Zeitraum an und etwa
die Hälfte der Lehrkräfte suchte den Kontakt zur Sozialen Arbeit an Schule.
Festgestellt werden kann, dass das Beratungsangebot durch Soziale Arbeit an Schule immer
stärker von den Schulen und Familien als Unterstützung und Ergänzung angesehen wird. Alle
Beteiligten finden die Intervention durch eine zweite pädagogische Profession hilfreich.
Bei den schulmüden und leistungsverweigernden Kindern und Jugendlichen sind häufig
sogenannte "Multiproblemlagen" ursächlich. Das heißt, man hat es hier mit komplexen
Wechselwirkungen unterschiedlicher Faktoren zu tun. Diese liegen sowohl in der
Persönlichkeit des Kindes oder Jugendlichen selbst begründet als auch in seinem sozialen
Umfeld.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Bei den in diesem Bericht aufgeführten Fällen konnten verschiedene Faktoren identifiziert
werden:
• Schüler/innen fehlen zwei Tage, am dritten Tag erscheinen sie wieder. Eine
Schulbesuchsmahnung erfolgt erst ab dem dritten unentschuldigten Fehltag. In diesen
Fällen erfolgt sie nicht.
• Manche Eltern entschuldigen ihre Kinder oder legen ärztliche Atteste vor, obwohl
ersichtlich ist, dass keine Krankheit vorliegt. Auch hier erfolgt keine
Schulbesuchsmahnung, da das Fehlen entschuldigt ist.
• In vielen Fällen handelt es sich um eine Mischform aus aktiver und passiver
Schulverweigerung. Die Jugendlichen und Kinder kommen in die Schule, halten sich
im Gebäude oder auf dem Gelände auf bzw. sitzen während der Unterrichtszeit auf
den Fluren. Da sie nicht zum Lernen zu bewegen sind, stören sie manchmal massiv
den Unterricht der eigenen Klasse durch Rein- und Rauslaufen, laute Gespräche auf
den Fluren etc. Sie besuchen also den Schulort, daher kann eine
Schulbesuchsmahnung im üblichen Sinne nicht ausgesprochen werden.
Für jedes einzelne Kind muss ein individueller Lösungsansatz gefunden werden.
Bußgeldverfahren wären nicht zielführend. Schulausschluss vom laufenden Unterricht als
Sanktion wird in extremen Fällen ausgesprochen, führt aber ebenfalls nicht zu einer
dauerhaften Lösung des Problems.
Erfolgreiche Präventions- und Interventionsansätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie
aufeinander abgestimmt werden und die verschiedenen Teilsysteme wie etwa
Erziehungsberechtigte und Jugendamt einbeziehen. Der zentrale Ansatzpunkt für Schule und
Soziale Arbeit an Schule ist die Stärkung der Kinder und Jugendlichen. Sie müssen lernen,
mit sich selbst respektvoll umzugehen und eine realistische Einschätzung von sich selbst zu
entwickeln. Für diese Kinder und Jugendlichen sind Beziehungen zu Personen wichtig, die sie
begleiten und denen sie vertrauen können. Sozialpädagogische Unterstützung kann hier
ansetzen.
Die Inklusion von Kindern in die Regelschule bringt weitere Herausforderungen mit sich. Es
ist sinnvoll, tragfähige Konzepte im Zusammenwirken von Schule, Sozialer Arbeit an Schule
und weiteren Partnern zu entwickeln. Die konkrete Ausgestaltung auf dem Weg zu einem
inklusiven Schulangebot muss mit allen Beteiligten und mit Blick auf die Bedingungen vor
Ort abgestimmt werden.
Inzwischen arbeiten an allen Jülicher Schulen von der Grundschule bis zu den Gymnasien und
dem Berufskolleg sozialpädagogische Fachkräfte. In 2016 wird angestrebt, das Netzwerk und
dessen Synergien zu nutzen, um gemeinsame Konzepte zur Gestaltung der Übergänge – im
Idealfall - vom Kindergarten in die Grundschule bis in die weiterführenden Schulen und in die
Oberstufen/Berufskolleg zu entwickeln.
Weitere Herausforderungen sind mit der Integration der wachsenden Anzahl von Migranten
verbunden. Zurzeit werden ältere Schülerinnen und Schüler in den Internationalen
schulformübergreifenden Klassen (ISK) der Sekundarschule beschult, bis sie genügend
Deutschkenntnisse erworben haben, um dem Unterricht zu folgen.
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Jahresbericht 2015
Soziale Arbeit an Schule - Stadt Jülich 2015
Die Grundschüler werden bisher sofort in den regulären Unterricht eingebunden. Bei fast
allen Kindern und Jugendlichen zeigt sich ein besonderer Handlungsbedarf, da viele
traumatisiert sind bzw. unter vielfältigen Störungen leiden.
In Kürze werden deshalb weitere ISK an der KGS und der GGS Süd sowie am Gymnasium
Zitadelle eingerichtet.
In der Regel begleitet die Asylbetreuung die Kinder und Jugendlichen bis zur Anmeldung in
die Kindertagesstätte bzw. in die Schule. Mit der Überleitung ins Bildungssystem endet der
Aufgabenbereich der Asylbetreuung und es startet der eigentliche Prozess der Integration.
Schule, Soziale Arbeit an Schule, Offene Jugendarbeit und weitere Partner sind dann
gefordert, den Prozess der Integration zu steuern und zu unterstützen.
Für die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen, mit denen Schulen, Soziale Arbeit an
Schule und Offene Jugendarbeit künftig konfrontiert werden, reichen die verfügbaren
Personalressourcen nicht aus. Für eine gelingende Integration ist eine Aufstockung von
Personalressourcen in der Sozialen Arbeit dringend erforderlich.
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Jahresbericht 2015