Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
333 kB
Datum
23.05.2017
Erstellt
11.05.17, 15:02
Aktualisiert
11.05.17, 15:02
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 220/2017
Az.: 51
Amt: - 51 BeschlAusf.: - 51 Datum: 20.04.2017
gez. Erner, Bürgermeister
Kämmerer
Dezernat 4
Dezernat 6
BM
gez. Feldmann
Amtsleiter
RPA
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Betrifft:
Termin
23.05.2017
Bemerkungen
zur Kenntnis
Bericht der Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen für den Zeitraum 2015/16
Finanzielle Auswirkungen:
Kosten in €:
Erträge in €:
Kostenträger:
Sachkonto:
Folgekosten in €:
Mittel stehen zur Verfügung:
Jahr der Mittelbereitstellung:
Ja
Nein
Nur auszufüllen, wenn Kostenträger Eigenbetrieb (Immobilien, Straßen, Stadtwerke)
Wird der Kernhaushalt belastet: Höhe Belastung Kernhaushalt:
Folgekosten Kernhaushalt:
Ja
Nein
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den
Beschlussentwurf:
Der Bericht der Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen für den Zeitraum 2015/16 wird zur Kenntnis
genommen.
Begründung:
Mit der Änderung der rechtlichen Grundlage durch das Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG)
2012 und der damit verbundenen finanziellen Förderung seitens des Bundes wurde im Jugendhilfeausschuss der Stadt Erftstadt 2013 die Konzeption der Frühen Hilfen verabschiedet. Zunächst
wurde der Auf- und Ausbau von Netzwerken Früher Hilfen durch das Bundesfamilienministerium
vier Jahre lang als Modellprojekt gefördert. Inzwischen hat der Bund entschieden, das finanzielle
Engagement in Höhe von 51 Millionen Euro zu verstetigen. Die für Erftstadt zur Verfügung stehenden jährlichen Bundesmittel in Höhe von 17.640,00 € für das Haushaltsjahr 2015 und 2016 stehen
nun ebenfalls in den kommenden Jahren in voller Höhe zur Verfügung und wurden in diesem Zeitraum in voller Höhe eingesetzt.
Inzwischen sind die Frühen Hilfen gut in der Kinder- und Jugendhilfelandschaft in Erftstadt etabliert. Sie sind im Verständnis und in der Praxis von professionellen Akteuren und Institutionen fest
verankert. In Erftstadt erhalten schwangere Frauen und junge Familien mit Säuglingen und Kleinkindern frühzeitig Unterstützung und Hilfsangebote, die vor allem niederschwellig angelegt sind.
Wenn entsprechende Bedarfe und Belastungen bei den Familien vorhanden sind, können präventive frühe Hilfen, mit ihrem vereinfachten unbürokratischen Zugang, oftmals (kosten)intensivere
Hilfen vermeiden. Dabei sind vor allem zwei Bereiche zu unterscheiden: Die stetige Etablierung
übergreifender Vernetzungsstrukturen vor Ort sowie der Auf- und Ausbau einer breiten und interdisziplinär zusammengesetzten Angebotspalette. Wie dies im Einzelnen in den Jahren 2015/16
aussah, soll im nachfolgenden Bericht des Erftstädter Teams für Frühe Hilfen dargestellt werden.
Diesem Team gehören folgende Institutionen/Personen an:
-
Netzwerkkoordinatorin des Jugendamtes
Servicestelle für Familien (Koordination der Familienzentren)
Fachberatung Präventiver Kinderschutz (Kindertagesbetreuung)
Guter Start durch Frühe Hilfen (EB der Caritas)
Kinder- und Familienkrankenschwester (Honorarkraft)
Abteilungsleitung Soziale Dienste des Jugendamtes
1. Netzwerkkoordination
Die Netzwerkkoordination Frühe Hilfen ist mit 19,5 Wochenstunden durch eine Dipl.Sozialarbeiterin besetzt. Die Koordinatorin organisiert und erweitert die Netzwerkstrukturen vor Ort.
Die verschiedenen Kooperationspartner und Berufsgruppen, wie z.B. Kinderärzte, Hebammen,
Beratungsstellen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, das Jobcenter und der Migrationsfachdienst werden zu einem Dialog zusammengeführt. Ein wichtiges Instrument diesbezüglich ist der
seit 2008 zwei Mal im Jahr tagende Runde Tisch Frühe Hilfen in Erftstadt. Außerdem haben sich
weitere Arbeitskreise und Netzwerktreffen in Erftstadt und im Rhein-Erft-Kreis fest etabliert. Das
zentrale Anliegen aller Akteure ist es, die Versorgung von Familien mit Kindern im Alter von 0-3
Jahren weiter zu optimieren.
1.1. Beratung und Betreuung
Dieser Bereich beinhaltet die Beratung und Betreuung junger Familien mit Kindern zwischen 0 und
3 Jahren und von schwangeren Frauen. Im Jahr 2015 wurden 43 Familien mit insgesamt 51 Kindern formlos betreut bzw. in andere Hilfsangebote überwiesen. Davon waren 17 Mütter alleinerziehend. Die meisten Beratungen erfolgten in den Stadtteilen Liblar und Lechenich.
Insgesamt 7 Mal wurde eine Kinderkrankenschwester des Gesundheitsamtes vermittelt. Sie betreute insbesondere Flüchtlingsfamilien in Erftstadt nach der Geburt. Weitergehende Hilfsangebote
für Familien waren u.a. Haushaltshilfen (3) und der Einsatz der Familienpflege der Caritas (2). Eine
gute Kooperation gab es weiterhin mit den Familienzentren vor Ort, mit der Caritas-Beratungsstelle
und dem Projekt „Guter Start durch Frühe Hilfen“ und der hiesigen Lebenshilfe sowie dem Migrationsfachdienst und der Tagespflege.
Im Jahr 2016 wurden 50 Familien mit insgesamt 56 Kindern zwischen 0 und 3 formlos betreut
oder in weitere Hilfsangebote vermittelt. Davon waren 14 Mütter alleinerziehend und 13 Mütter
unter 25 Jahren. Wiederum bestand eine enge Kooperationen mit der Erziehungsberatungsstelle,
den Familienzentren, der Tagespflege und dem Migrationsfachdienst. Zehn Familien hatten einen
Flüchtlingshintergrund. Hier wurden nach der Überweisung durch die Geburtsklinik in Brühl, hier:
KinderZukunft südl. REK, zur Unterstützung Ehrenamtler/innen und eine Kinderkrankenschwester
vom Gesundheitsamt zur Nachsorgebetreuung vermittelt.- Die Zahl der Selbstmelder stieg deutlich. Außerdem überweisen die Kinderärzte und Hebammen nun häufiger junge Familien mit Beratungsbedarf an die Frühen Hilfen. Dies ist auf den inzwischen erhöhten Bekanntheitsgrad zurückzuführen.
Grundsätzlich sind die Hilfebedarfe in den Familien sehr unterschiedlich und bedürfen individueller
Hilfsangebote. Dennoch lassen sich wiederkehrende Problemlagen erkennen. In der Regel fühlten
sich die o. g. Familien und Mütter stark belastet und beklagten fehlende Unterstützungsmöglichkeiten im familiären und erweiterten sozialen Umfeld. Insgesamt stieg die Anzahl der psychisch belasteten Eltern mit und ohne Diagnose an, d.h. es gab 7 Elternteile in 2015 und 11 Elternteile in 2016.
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Als die häufigsten psychischen Erkrankungen wurden benannt: Depressionen, Angststörungen
und Borderlineerkrankungen. Außerdem gab es im Berichtzeitraum eine Mutter mit einem traumatischen Geburtserlebnis und hohem Unterstützungsbedarf. Besondere Themen der Eltern mit dem
Verdacht bzw. der Diagnose einer psychischen Erkrankung waren insbesondere frühkindliche Regulationsstörungen, Fragen zur frühkindlichen Bindungsentwicklung, das Schaffen von sicheren,
sog. „dritten Orten“ für ihre Kinder sowie die Installation unterstützender, praktischer Alltagshilfen,
wie z.B. einer Tagespflege, Familienpflege und Haushaltshilfe.
1.2. Einsatz der Kinder- und Familienkrankenschwester
Die "MuKi-Bude" ist seit 2014 ein spezielles Gruppenangebot für junge Mütter (bis 25 Jahren) und
ihren Kindern. Sie wird durch die o.g. Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenschwester geleitet. Sie stellt inzwischen ein festes Angebot der Frühen Hilfen in Erftstadt dar und wird insgesamt
sehr gut angenommen. Im Jahr 2015 besuchten zehn in der Regel alleinerziehende junge Mütter
mit ihren Kindern die einmal wöchentlich stattfindende Gruppe. 2016 waren es 11 Mütter, die die
Gruppe regelmäßig besuchten. Die Themen der Gruppe werden vor allem durch die Anliegen der
Mütter bestimmt. Wichtig sind hier die Vermittlung von praktischem Wissen, die Stärkung der jungen Mütter in ihrer Rollenfindung aber auch die Bearbeitung von alterstypischen Themen, wie die
Abnabelung vom Elternhaus, Bearbeitung von Generationskonflikten sowie die Vermittlung von
bindungstheoretischem Wissen und das sog. Feinfühligkeitstraining zur Förderung einer sicheren
Bindung zwischen Mutter und Kind.- Die seit 2005 für die Stadt Erftstadt tätige Kinderkrankenschwester wurde 2015/16 im Rahmen der Frühen Hilfen außerdem in insgesamt 19 Fällen auf Honorarbasis, mit einer durchschnittlichen Dauer von 6 Monaten, eingesetzt.
1.3. Veranstaltungen
28.10.2015: Planung und Organisation des 1. Erftstädter Fachtags zum Thema "Entwicklungsrisiken im Kleinkindalter vermeiden". Es referierten die Kinderärzte Herr Dr. Selke aus Lechenich,
Herr Mathias Decker aus Liblar, die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Psychiaterin Frau
Dr. von Widdern und Frau Hubert-Fiehn von der Erziehungsberatungsstelle gemeinsam mit Frau
Dick als Netzwerkkoordinatorin. Der Fachtag fand bei den 120 Fachkräften aus der Jugend- und
Gesundheitshilfe im gesamten Rhein-Erft-Kreis eine sehr gute Resonanz und gab den Teilnehmenden noch einmal die Gelegenheit, sich vor Ort weiter zu vernetzen.
Juli 2016: In Kooperation mit den Frühen Hilfen der Erziehungsberatungsstelle fand an zwei aufeinanderfolgenden Vormittagen eine Veranstaltung zum Thema "Signale des Säuglings erkennen" in
den Räumlichkeiten der Hebammenpraxis Kugelrund mit insgesamt zehn interessierten jungen
Eltern statt. Es ist geplant, dieses Angebot zu verstetigen.
01.06.2016: Erster gemeinsamer Fachtag der Frühen Hilfen auf Rhein-Erft-Kreis Ebene zum Thema: "Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf das Fürsorgeverhalten der Eltern und die Bindungsentwicklung der Kinder", vorbereitet u.a. durch die Steuerungsgruppe der Frühen Hilfen im
Rhein-Erft-Kreis und der Erftstädter Netzwerkkoordinatorin.
26.09.2016: Zum Weltkindertag, unter dem Motto: „Kindern ein Zuhause geben“, fand erstmalig
unter der Federführung der Netzwerkkoordinatorin ein bunter Nachmittag mit vielen Spielen und
Aktionen für Kinder im Alter bis 6 Jahren vor dem Rathaus in Liblar statt. Für die Eltern selbst gab
es viele Informationen und Möglichkeiten zum Gespräch. An der Veranstaltung beteiligten sich die
Erftstädter Familienzentren, der Pädagogische Familiendienst, der Allgemeine Soziale Dienst
(ASD), das Team der Frühen Hilfen, die MuKi-Bude und das Gesundheitsamt gemeinsam mit der
Drogenberatung/ Suchtprävention in Brühl und dem Första-Team, die ihre unterstützenden Angebote aktiv vorstellten. Ein Malwettbewerb für alle Kitas zum Thema des Weltkindetages rundete die
Veranstaltung ab. Ermöglicht wurde die Durchführung der Veranstaltung mit Hilfe diverser Sponsoren (Caritas Rhein-Erft-Kreis e.V., Kreissparkasse Köln, REAL Markt, Bauernhof Schumacher,
Buchhandlung Köhl, Drogeriemarkt DM).
2. Familienzentren in Erftstadt
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Die Familienzentren übernehmen seit 2008 mit ihren präventiven Angeboten für junge Familien
eine zentrale Aufgabe im Bereich der Frühen Hilfen und bilden einen wesentlichen Bestandteil im
Erftstädter Präventionskonzept, Eltern niederschwellig zu erreichen. Koordiniert und fachlich begleitet werden sie durch die Servicestelle für Familien des Jugendamtes, die in das Team Frühe
Hilfen eingebunden ist. Aktuell sind in Erftstadt inzwischen 6 Kindertagesstätten vom Land NRW
als Familienzentren zertifiziert bzw. rezertifiziert worden. Ein weiteres Verbundfamilienzentrum ist
über die kath. Kirche zertifiziert. Sie bieten ein umfangreiches Angebot in Fragen der Bildung, Betreuung und Erziehung an. Hierzu gehören u.a. Spielgruppen, Eltern-Kind-Gruppen, verschiedene
themenbezogene Info-Veranstaltungen sowie Integrationsprojekte.
Alle Familienzentren arbeiten mit zahlreichen Kooperationspartnern zusammen. Hierzu gehören
u.a. die Erziehungsberatungsstelle, die Erftstädter Kinderärzte, der Allgemeine Soziale Dienst des
Jugendamtes und das Frühförderzentrum. Die Angebote sind weitestgehend kostenfrei. Die Honorare für Referenten werden aus dem Sachmittelkonto der Familienzentren gedeckt. Alle vier Jahre
werden die Familienzentren mit einem Gütesiegel-Verfahren überprüft. Das Land NRW fördert
jährlich jedes zertifizierte Familienzentrum mit 13.000 €.
2.1. Neugeborenenbesuche
Die ersten Kontakte zu den Familien werden von den Leiterinnen der Familienzentren durch die
freiwilligen Neugeborenenbesuche geknüpft. Die Eltern werden u.a. eingeladen, die verschiedenen
Angebote im Familienzentrum kennenzulernen. Die Familienzentren sind in den jeweiligen Ortsteilen als Sozialraumpartner anerkannt und nehmen mit ihren zahlreichen Angeboten einen festen
Platz bei der Unterstützung und Begleitung von Familien ein.
2.1.1. Statistik zu den Neugeborenenbesuchen 2015/2016
Familienzentrum Willy-Brandt-Straße (Liblar, Bliesheim)
2015: Kinder gemeldet: 117, Kinder besucht: 100, Quote: 85%
2016: Kinder gemeldet: 123, Kinder besucht: 94, Quote: 76%
Familienzentrum Wilde Zwerge (Köttingen, Kierdorf, Blessem)
2015: Kinder gemeldet: 63, Kinder besucht: 55, Quote: 87%
2016: Kinder gemeldet: 59, Kinder besucht: 39, Quote: 66%
Familienzentrum St. Pantaleon (Erp)
2015: Kinder gemeldet: 19, Kinder besucht: 17, Quote: 89%
2016: Kinder gemeldet: 18, Kinder besucht: 16, Quote: 89%
Familienzentrum Friesheim (Friesheim, Borr, Niederberg)
2015: Kinder gemeldet: 27, Kinder besucht: 21, Quote: 78%
2016: Kinder gemeldet: 18, Kinder besucht: 14, Quote: 78%
Familienzentrum St. Kunibert (Gymnich, Dirmerzheim, Mellerhöfe)
2015: Kinder gemeldet: 47, Kinder besucht: 33, Quote: 70%
2016: Kinder gemeldet: 45, Kinder besucht: 30, Quote: 67%
Familienzentrum St. Kilian (Lechenich, Ahrem, Herrig)
2015: Kinder gemeldet: 91, Kinder besucht: 44, Quote: 48%
2016: Kinder gemeldet: 85, Kinder besucht: 12, Quote: 14%
Quote insgesamt (ohne St. Kilian): 2015 = 82% / 2016 = 75%
Im Familienzentrum St. Kilian gab es seit 2015 drei Langzeiterkrankungen bei dem pädagogischen
Personal der Einrichtung, dazu zählte u.a. auch die Leitung des Familienzentrums. Die Neugeborenenbesuche konnten 2015/16 deshalb nur sehr eingeschränkt stattfinden. Das Amt für Jugend
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und Familie hat mit dem Träger mehrere Gespräche geführt und Unterstützung angeboten. Der
Träger der Einrichtung hat inzwischen reagiert und neues Personal eingestellt. Ab sofort finden die
Besuche wieder regelmäßig statt. Die betroffenen Familien in Lechenich für das Jahr 2016 erhalten ein gesondertes Angebot des Familienzentrums.
3. Fachberatung Präventiver Kinderschutz
Die Fachberatung präventiver Kinderschutz ist mit 19,5 Wochenstunden durch einen Dipl.Sozialpädagogen besetzt. Zielgruppe sind Mitarbeitende in der Kindertagesbetreuung in kommunaler, konfessioneller und freier Trägerschaft im Stadtgebiet Erftstadt. Die Aufgaben bestehen im
Wesentlichen aus 5 Bereichen:
3.1.
Schulungen von Kindertagesstätten, Elterninitiativen, Spielgruppen und Tagespflegepersonen bzgl. des gesetzlichen Schutzauftrages
Es werden mindestens 2-stündige und bis zu 3-tägige Seminare angeboten. In diesen Veranstaltungen wird den Fachkräften vermittelt, wie sie im Rahmen des Schutzauftrages gem. § 8b SGB
VIII vorgehen sollten:
Durchführung von min. 2-stündigen Infoveranstaltungen für 34 Mitarbeitende aus den Kindertagesstätten und Familienzentren (im Berichtszeitraum 2015/16)
Durchführung von 2 3-tägigen Seminaren für 39 Mitarbeitende aus den Kindertagesstätten
und Familienzentren in Erftstadt, davon 3 Personen aus konfessionellen Einrichtungen
Durchführung einer 2-stündigen Informationsveranstaltung für 9 Tagespflegepersonen
3.2.
Schulungen von Kindertagesstätten, Elterninitiativen, Spielgruppen und Tagespflegepersonen zum Thema „Elterngespräche gut vorbereitet führen
können“
In diesem Arbeitsbereich werden zweistündige, vierstündige und dreitägige Seminare angeboten.
In diesen Veranstaltungen wird den Teilnehmenden vermittelt, wie sie Elterngespräche methodisch, inhaltlich und unter Berücksichtigung von kommunikationswissenschaftlichen Grundkenntnissen vorbereiten können:
3.3.
Durchführung von mindestens 2-stündigen Infoveranstaltungen für 6 Mitarbeitende aus den
Kindertagesstätten und Familienzentren in Erftstadt (neues Angebot)
Durchführung von 2 3-tägigen Seminaren für 30 Mitarbeitende aus den Kindertagesstätten
und Familienzentren in Erftstadt, davon 2 Personen aus konfessionellen Einrichtungen
(neues Angebot)
Regelmäßige Kooperation/Vorsprache
Familienzentren
in
allen
Erftstädter
Kindertagesstätten
und
Teilnahme der Fachberatung präventiver Kinderschutz an einer gesonderten Sitzung der regelmäßig stattfindenden Teamtermine. Vorgestellt wird in einem einstündigen Referat mit anschließender
Frage- bzw. Diskussionsrunde das Vorgehen im § 8a SGB VIII:
3.4.
Teilnahme an 7 Teamsitzungen kommunaler Kindertagesstätten und Familienzentren
Fachliche Beratung von Kindertagesstätten und Familienzentren in Erftstadt
Die Kindertagesstätten und Familienzentren haben die Möglichkeit, mit der Fachberatung, hier als
Kinderschutzfachkraft, eine anonyme Fallberatung gem. § 8b SGB VIII zu tätigen und somit weitere Schritte für das Kindeswohl zu planen, sollten z.B. gewichtige Anhaltspunkte vorliegen oder Anlass zur Sorge bestehen:
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Durchführung von 40 anonymen Fallberatungen in Kindertagesstätten und Familienzentren,
davon 2 Fallbesprechungen in konfessioneller Trägerschaft
3.5.
Unterstützung der VHS und der Fachberatung Tagespflege bei der Qualifizierung von 15
Tagespflegepersonen in 2016
3.6.
Durchführung eines Halbtagesseminars zu Thema „Die Würde des Kindes ist unantastbar“
Geplante Durchführung eines Tagesseminars im Jahr 2017 zum Thema „Prävention sexueller Missbrauch und Schutzauftrag gem. § 8a SGB VIII“
Sonstiges
Planung und Durchführung von 3 Klausurtagen kommunaler Einrichtungen zum Thema
Partizipation (neues Angebot)
Teilnahme an diversen Arbeitskreisen
Unterstützung bei der Planung der Veranstaltung „Weltkindertag 2016“ des Runden Tisches Frühe Hilfen
Unterstützung bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung des Präventionsfaches
„Entwicklungsrisiken in der frühen Kindheit“ des Runden Tisches Frühe Hilfen mit 120
Fachkräften aus dem REK
Erstellung von Listen und Anschreiben von 486 Meldungen des Landeszentrums Gesundheit NRW
Abschluss einer mehrmonatigen Zusatzqualifikation zur systemischen Beratung
4. „Guter Start durch Frühe Hilfen“ (Caritas)
Im Jahr 2015 wurden in der Beratungsstelle Schloßstraße im Rahmen der „Frühen Hilfen“ 54 und
im Jahr 2016 66 Familien beraten. Die Anzahl der Kontakte pro Familie lag zwischen einer Einmalberatung bis hin zu 50 Einzelkontakten.
In den Beratungskontakten wurden, wie konzeptionell vorgesehen, mit den betroffenen Familien
für ihre Situation passende Maßnahmen entwickelt. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der
ressourcenorientierte Ansatz, der die vorhandenen Fähigkeiten der Familien aufgriff. In zahlreichen
Fällen geschah dies auch anhand von Videoaufnahmen der Mutter- bzw. Vater-Kind-Interaktion, in
denen Unterstützung und Ermutigung anhand des Aufzeigens von gelungenen Interaktionen möglich war und Entwicklungsbedarf durch das Beobachten von schwierigen Interaktionen verdeutlicht
werden konnte.
Bewährt hat sich weiterhin Beratungstermine in der Beratungsstelle durchzuführen aber auch im
Rahmen aufsuchender Arbeit, in den Haushalt der Familien zu gehen. Dies galt besonders für Familien, die aufgrund ihrer Belastungssituation überfordert waren, kontinuierlich Termine in der Beratungsstelle wahrzunehmen. Alleinerziehende Eltern fühlten sich durch die Beratung unterstützt
und gestärkt in ihrem Erziehungsalltag.
Im Jahr 2016 wurden aufgrund einer Anfrage des Jugendamtes über den Zeitraum von 7 Monaten
wöchentlich 1-2 begleitete Umgänge zwischen einer Mutter und einem 3-jährigen Kind durchgeführt, das aufgrund einer Kindeswohlgefährdung in einer Pflegefamilie untergebracht werden
musste. Neben dem Umgang selbst fanden im Anschluss daran mit der Mutter reflektierende Gespräche statt. Ebenso gab es diesbezüglich einen regelmäßigen, fachlichen Austausch mit den
Kollegen des ASD.
Relativ häufig waren Eltern bei den Klienten vertreten, die sich schon sehr früh, teilweise schon vor
der Geburt des Kindes, getrennt hatten. Deshalb war es wichtig, hier Ansätze der Trennungs/Scheidungsberatung zu integrieren. Aufgrund der guten Vernetzung wurden außerdem Familien
mit vorliegenden Risikofaktoren auf das Angebot aufmerksam:
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Psychisch erkrankter Elternteil
Alkoholproblematik eines Elternteils
Körperliche Erkrankung der Mutter
Paarproblematik, teilweise hochstrittig
Mutter-/Großelternkonflikte
Fehlende Passung von elterlichen Vorstellungen und kindlicher Entwicklung
Unrealistisch hohe Erwartungen eines Elternteils
Sehr junges Alter der Mutter
Eigene Problemgeschichte der Mutter (Heim, Pflegefamilien)
Alleinerziehendensituation
Finanzielle und soziale Notlagen
Frühgeborene und/oder Zwillingskinder
Bei einer Reihe von Familien lagen mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vor. Kooperationen mit
dem Jugendamt und anderen Institutionen begünstigten den Fallverlauf. Insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Team Frühe Hilfe konnten Familien in enger Absprache auch gemeinsam beraten werden und erhielten schnelle und situationsgerechte Hilfen. Durch das Angebot „Babymassage“ war es weiterhin möglich, auch Familien zu erreichen, die zunächst selbst noch keinen Beratungsbedarf sahen, sich jedoch auf das Erlernen der Massagegriffe sowie allgemeine Informationen zur Entwicklung ihres Babys einlassen konnten. In der Regel konnten auf diesem Weg mögliche Ängste vor einer persönlichen Beratung abgebaut werden.
Angebote für Eltern im Rahmen der Elternbildungsarbeit in Familienzentren waren: „Feinzeichen
des Babys – die Möglichkeit, die Signale des Babys zu lesen“ sowie ein Elternabend zum Thema
„Trotzen“.- Speziell für Fachkräfte in der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in Kindertagesstätten gab es ein wiederholt genutztes Beratungsangebot für Fallberatung und Konzeptentwicklung
zur Berücksichtigung entwicklungspsychologischen und bindungstheoretischen Fachwissens.
Rückmeldungen von den Familien und Kooperationspartnern:
„Fühle mich so angenommen wie ich bin.“
„Habe viel gelernt, auch dass ich als Mutter nicht perfekt sein muss.“
„Verstehe mein Kind jetzt besser.“
„Das Zusammensein mit meinem Kind ist jetzt entspannter.“
„Wir Eltern sprechen jetzt mehr miteinander über unser Kind und wie wir mit ihm spielen
können.“
„Ich bin froh, dass ich mich getraut habe, hier Hilfe zu suchen, allein über die Situation zu
sprechen hat schon geholfen.“
„Ich habe gemerkt, ich muss mehr für meine eigene Entwicklung tun, um eine gute Mutter
sein zu können.“
„Gut zu wissen, wen man bei Unsicherheiten fragen kann.“
„Tolle Möglichkeit mit Klienten hierher zu kommen, oder auch in der eigenen Institution den
Kontakt mit uns herstellen zu können, aufgrund der Bereitschaft dort hinzufahren. So können leicht Ängste genommen werden.“
„Kooperation wird leichter.“
„Angebotene Fortbildungen machen sicherer im alltäglichen Kontakt mit Klienten.“
Positive Rückmeldungen gab es außerdem zu der zeitlichen und räumlichen Flexibilität sowie zu der fachlichen Kompetenz hinsichtlich der verschiedensten Entwicklungsthemen
bzgl. der Kinder von 0-3 Jahren.
5. KinderZukunft südlicher Rhein-Erft-Kreis (Marienhospital Brühl)
Ziel des Projektes ist die Vermeidung von Kindeswohlgefährdungen bei Kindern von 0 bis 3 Jahren, die Senkung der Säuglingssterblichkeit und die Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Entwicklung sozial benachteiligter Kinder bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt. Mit
Hilfe eines freiwilligen Screeningverfahrens, d. h. eines Frage- und Beobachtungsbogens, der in
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der Geburtsklinik in Brühl von einer speziell geschulten Kinderkrankenschwester mit den Eltern/Müttern ausgefüllt wird, sollen Familien mit Risikomerkmalen bereits noch in der Klinik erfasst
und an zum Teil aufsuchende Dienste/ Angebote, wie z.B. Familienhebammen, Kinderärzte,
Frühförderzentren, Familienzentren, Erziehungsberatungsstellen und Familienhelferinnen vermittelt werden. Die Familien können so zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt unterstützt und die Eltern in ihrer Erziehungs- und Beziehungskompetenz gestärkt werden. Inzwischen gibt es dieses
Präventionsprojekt an 19 Standorten in NRW.
Der südliche Rhein-Erft-Kreis ist mit den Kommunen Brühl, Wesseling, Hürth und Erftstadt seit
Anfang 2011 in das Multicenterprojekt „KinderZukunft NRW“ eingebunden. Die Finanzierung des
Projektes und der Kinderkrankenschwester in der Geburtsklinik Brühl (0,5 Stelle) erfolgt seit dem
01.01.2013 als Verbundvorhaben aller 4 Kommunen über die o.g. Bundesmittel Frühe Hilfen und
richtet sich jeweils nach der anteiligen Geburtenrate.
Diese lag 2015 und 2016 in Erftstadt mit durchschnittlich 90 Geburten bei 18 %, die eingesetzten
Mittel betrugen jährlich ca. 6000 €. Insgesamt haben 181 Frauen in den vergangenen 2 Jahren in
dieser Klinik entbunden. Fast alle Mütter haben in diesem Zeitraum an dem o.g. Screening teilgenommen (Quote: 91,25%). In dem Berichtszeitraum erfolgten durch die Kinderkrankenschwester
zahlreiche „Überweisungen“, u.a. zu Schwangerenberatungsstellen, Nachsorgehebammen, Gynäkologischen Praxen, Stillgruppen, Babygruppen, Kinderärzten, Familienzentren (u.a. vorgezogene
Babybegrüßung), Schuldnerberatungsstellen, Adoptionsvermittlungsstelle und dem Gesundheitsamt des Kreises, den Frühen Hilfen Erftstadt (in 42 Fällen).
In den Jahren 2015 und 2016 wurden wiederum häufig Nachsorgehebammen vermittelt (in 70 Fällen), und 26-mal Kontakt zu dem zuständigen Kinderarzt aufgenommen. Im Marienhospital Brühl
haben in den vergangenen zwei Jahren auch zunehmend „Flüchtlingsmütter“ entbunden. Dies
stellte die dort tätige Kinderkrankenschwester vor besondere Herausforderungen: In insgesamt 74
Fällen musste zwecks Kontaktaufnahme ein/e ehrenamtlich tätige/r Dolmetscher/ Übersetzer/in
gefunden werden, was sich teilweise als sehr aufwendig gestaltete. Außerdem fehlten in 9 Fällen
Teile der notwendigen Säuglingsausstattung. Diese wurde dann unbürokratisch und kosten neutral
organisiert und an die Familien weitergeleitet.
6. Planungen für 2017/2018
Durchführung weiterer Elternabende zu verschiedenen fachspezifischen Themen in Kooperation mit den Familienzentren (z.B. gesunde Schlaf-Prophylaxe, sichere Eltern-Kind-Bindung,
Signale des Säuglings erkennen)
Fortführung und Ausbau des Erftstädter Runden Tisches für Frühe Hilfen. Intensivierung
der Kontakte zu der Gesundheitshilfe vor Ort
Prüfung weiterer Angebote für junge Familien (z.B. offenes Müttercafé, Angebote für junge
Väter)
Aufbau ehrenamtlicher Strukturen in den Frühen Hilfen zur niedrigschwelligen Unterstützung von Familien mit kleinen Kindern ohne eigenes soziales Netzwerk
Einführung des kostenlosen Onlineportals „Frühe Hilfen NRW“ in Erftstadt
Eruierung der Angebotslandschaft und ggfs. Schaffung standardisierter Hilfsangebote (Patenschaften o.ä.) speziell für junge Kinder mit psychisch erkrankten Elternteilen im Vorfeld und
zwecks Vermeidung einer drohenden Kindeswohlgefährdung, sollten diesbezüglich finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Die Stadt Erftstadt ist im Verbund des Rhein-Erft-Kreises ausgewählt worden, um eine von
vier Modellregionen im Rheinland für das Projekt "Teilhabechancen für Kinder verbessern Kooperation von Frühförderstellen und Tageseinrichtungen für Kinder stärken", zu sein. Neben der beschlossenen Weiterbeschäftigung der Therapeuten in drei Kindertageseinrichtung
dient dieses Vorhaben dazu, dass Kinder, deren Entwicklung verzögert und deren Teilhabe
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am Leben in der Gemeinschaft gefährdet ist, eine verlässliche und optimal aufeinander abgestimmte sowie verzahnte Unterstützung von Leistungen für individuelle Bedarfe erhalten.
Prüfung und ggf. Beteiligung an einem Forschungsprojekt, im Rahmen der Kooperation
„Netzwerk Kinderzukunft“. Ziel dieses möglichen Projektes ist die Verbesserung der bestehenden Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung über die bisherige Regelversorgung, der Abbau der Versäulung von Hilfen und die qualitativen Weiterentwicklung.
Digitale Medien haben inzwischen Einzug in alle Familien unterschiedlicher Bildungsschichten gehalten. Besonders die mobilen Medien haben erhebliche Auswirkungen auf die Familiendynamik und die Beziehungsgestaltung allgemein. U.a. wird das Thema Bindungserleben
und neue Medien ein Schwerpunkt der weiteren Arbeit des Teams der Frühen Hilfen sein.
Ausblick
Der Verwaltungsvorstand der Stadt Erftstadt hat in seiner Sitzung vom 08.11.16 beschlossen, eine
Interessensbekundung für das Programm „Kein Kind zurücklassen – Für ganz NRW!“ einzureichen. Das Amt für Jugend und Familie hat in enger Abstimmung mit der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes ein Konzept zur Weiterentwicklung der Erftstädter Präventionskette
dem Land vorgelegt. Leider hat die Stadt Erftstadt keinen Zuschlag zur Aufnahme in das erweiterte Programm „Kein Kind zurücklassen“ erhalten. Die Bewerbung wurde ausdrücklich vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gelobt und
signalisiert, sollte das Programm nach der Landtagswahl um weitere Kommunen erweitert werden,
dass die Stadt Erftstadt dann berücksichtigt wird.
Die Frühen Hilfen für Familien in Erftstadt haben sich in den letzten Jahren beständig weiterentwickelt und stellen inzwischen ein festes Angebot für Schwangere, junge Mütter und Eltern mit Kindern von ca. 0 - 3 Jahren dar. Die Fallzahlen belegen, dass dieses primär präventive Angebot von
Erftstädter Familien sehr gut in Anspruch genommen und aufgrund des niedrigschwelligen Zugangs frühzeitig genutzt wird.
Das bestehende und sich beständig weiter im Ausbau befindende Netzwerk unterschiedlichster
Institutionen und Dienste, organisiert über den Runden Tisch, sowie das Team Frühe Hilfen bieten
hier den fachlichen Rahmen, um weitere Angebote und Projekte bedarfsgerecht „voranzutreiben“
und über konkrete Kooperationsvereinbarungen verbindlich festzulegen. Die vorhandenen Mittel,
vor allem die personellen Ressourcen des Jugendamtes, reichten aktuell allerdings nicht mehr
aus. Mit der beschlossenen Umwandlung von 19 Wochenstunden aus dem Bereich „Första“ in den
Bereich der „Frühen Hilfen“ wird diesem gewachsenen Bedarf ab 2017 kostenneutral Rechnung
getragen.
Ein weiterer, grundsätzlicher Ausbau der bestehenden Hilfsangebote und Strukturen ist grundsätzlich erforderlich, um Erftstadt für junge Familien noch attraktiver zu machen und im Rahmen eines
präventiven Kinderschutzes möglichen Kindeswohlgefährdungen frühzeitig vorzubeugen.
In Vertretung
(Lüngen)
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