Daten
Kommune
Jülich
Größe
149 kB
Datum
11.11.2015
Erstellt
30.10.15, 12:09
Aktualisiert
30.10.15, 12:09
Stichworte
Inhalt der Datei
ZIELGERICHTET HILFE FÜR FLÜCHTLINGE LEISTEN
Website „Jülich hilft“ entsteht
VON DOROTHÉE SCHENK [21.10.2015, 07.35 U HR]
W EBSITE "J ÜLICH HILFT " SOLL KÜNFTIG
H ILFSWILLIGE ZU DEN RICHTIGEN
A NSPRECHPARTNERN FÜHREN .
Es ist längst keine Neuigkeit mehr: Nicht vereinzelt erreichen Flüchtlinge Jülich, sondern in
– unvorhersehbarer – großer Zahl. Doris Vogel, Leiterin des Jülicher Sozialamtes, steht mit
ihrem Team täglich vor neuen Herausforderungen: Unterkünfte organisier en, für erste
Ausstattung mit Handtuch, Bettwäsche, Geschirr, Einrichtungsgegenständen und Kleidung
sorgen. Zur Erstausstattung gehören selbstverständlich weder Fernseher noch Smartphone.
Solche Gerüchte treiben Doris Vogel die Zornesröte ins Gesicht. Gera de am "Smartphone"
reibt sich gerne die Volksseele auf. Oft, erklärt sie, ist dieses "Allround -Gerät" eines der
wenigen Dinge, die die Flüchtlinge mitnehmen. Der Grund: Es ist ihre Verbindung zu den
Zurückgebliebenen in der Heimat, die Möglichkeit, sich vo r Ort zu orientieren und Hilfe zu
suchen.
Ebenso erzürnt Doris Vogel das Gerede darüber, dass Mietern Wohnungen gekündigt
wurden, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Fakt ist, dass die Stadt aus privater Hand
oder Unternehmen 60 Wohnungen und Unterkünfte anmietet hat und immer noch auf der
Suche nach weiteren „Bleiben“ ist.
In diesem Monat wurden Jülich bereits 70 Menschen aus Krisengebieten zugewiesen, die
aufgenommen und angemeldet werden müssen. Ein Ende ist nicht absehbar. Nach Stand
Montag, 19. Oktober, waren insgesamt 444 Flüchtlinge bereits in der Kernstadt und auf den
Dörfern angekommen.
Das Thema "Flüchtlinge" ist eine Mammutaufgabe, und trotzdem müssen die
"Standardarbeit" des Sozialamtes wie die Grundsicherung weiter bearbeitet werden: "Wir
versuchen durch enorme Mehrarbeit auch hier alles zeitnah zu erledigen", betont Doris
Vogel. Dabei soll der soziale Friede innerhalb der Jülicher Bevölkerung und der Flüchtlinge
untereinander selbstverständlich erhalten bleiben. Exakt eine Sozialarbeiterin für die
Flüchtlingsarbeit und ein „Bufdi“ sind speziell für die Zusatz -Aufgabe "Flüchtlinge" da.
Zwei weitere Vollzeitstellen für Sozialarbeiter sind derzeit ausgeschrieben. Wann
Dienstantritt sein könnte, ist unklar. Aus Personalmangel rückt die Amtsleit erin abends um
21.30 Uhr auch schon mal selbst aus, um im Krisenfall für Ordnung zu sorgen.
Das gute soziale Netzwerk in Jülich von fairkauf, Möbel und mehr, Kleine Hände,
Arbeitskreis Asyl und Jülicher Tafel ist eine große Hilfe, aber auch die Ehrenamtli chen sind
inzwischen am Ende ihrer Lager- und Leistungsfähigkeit angelangt. Aus dieser Erkenntnis
heraus hat sich im Frühjahr erstmals eine Runde aus Vereinen und Institutionen, die mit
dem Thema Flüchtlinge in Jülich befasst sind, Vertretern der Kirchen u nd der
Stadtverwaltung getroffen. Ziel ist es, auf kurzem Weg anstehende Problemstellungen zu
lösen, vom hohen Sachspendenaufkommen über gezielte Suche nach Sachleistungen,
Unterstützung bei Sprachschwierigkeiten (Wer kann übersetzen…?).
Um einerseits eine Entlastung zu erreichen, andererseits Unterstützungswilligen – sei es
durch Sach-, Geld- oder Zeitspende – die richtigen Ansprechpartner zu geben, wird aus
diesem Kreis eine Website erarbeitet. „Das Rad wird hier nicht neu erfunden“, wie Simon
Diercks, IT-Fachmann und Pfarrer der freien evangelischen Gemeinde erklärt. Er hat mit
Karl Lohmer von der Freiwilligenvermittlung die Homepage „Jülich hilft“ nach bereits
bestehenden Mustern entworfen – ehrenamtlich. In der jüngsten Sitzung der Runde wurde
das Modell einhellig verabschiedet. Zunächst in drei Sprachen soll die Seite nutzbar sein.
Die Finanzierung vom Ankauf der Domain und des Programms bis zu den Serverkosten ist
durch eine Spende bereits gesichert. Geprüft wird jetzt, inwieweit die Stadt Jülich als
„Träger“ die Seite in ihr Portfolio einbinden kann.
Hilfswillige werden daher gebeten, noch etwas Geduld zu haben. Fieberhaft arbeiten die
Ehrenamtlichen derzeit die bereits zur Verfügung gestellten Sachspenden ab. Hierzu gibt es
eine Bitte: Erst nachfragen, was gebraucht wird, um die spärlichen Lagerkapazitäten
richtig nutzen zu können. Das gilt für Fahrräder, Kochgeschirr und Lampen gleichermaßen.
Die Lager von „Möbel und mehr“ sind erschöpft. „Bei uns stehen in jedem Büro und sogar
bis zu den Sanitärräumen Kisten und Säcke“, schildert Dr. Thomas Kreßner vom Träger
Christliches Sozialwerk. Bis zur Türe stapeln sich im „fairkauf“ und bei den „Kleinen
Händen“ die Kleiderspenden. Daher auch von dieser Seite die Bitte: Keine Sommersachen
abgeben. Wer den Aktiven vor Ort die Arbeit erleichtern möchte, sollte die Kleidung
gewaschen und soweit möglich sortiert verpacken nach Größen und nach Geschlecht
abgeben. Auch hier gilt: Bitte erst die Einrichtungen kontaktieren.
Hierzu bitte wenn möglich nicht anrufen, sondern per Mail Kontakt aufnehmen mit
dvogel@juelich.de.