Daten
Kommune
Jülich
Größe
456 kB
Datum
05.11.2015
Erstellt
04.11.15, 15:01
Aktualisiert
04.11.15, 15:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Diakonisches Werk
des Kirchenkreises
Jülich
Jahresbericht 2014
der Schuldnerberatungen im Kreis Düren
20 Jahre Schuldnerberatung im Kreis Düren
liegen hinter uns. Tausende von Ratsuchenden
haben uns seit der Einrichtung der Schuldnerberatungsstellen im Jahr 1994 um Rat und
Hilfe gefragt. Allein im vergangen Jahr waren
es 1.862 Menschen, die unsere Angebote in
Anspruch genommen haben. Ein Rückgang der
Beratungsnachfragen ist nicht in Sicht.
Im Auftrag der Bundesregierung wurde im Jahr
1994 der 1. gesamtdeutsche Armutsbericht
erstellt. Seitdem hat sich die relative Armut in
Deutschland verdoppelt und betrifft mittlerweile fast jeden 6. Bundesbürger. (Als relativ
arm gelten Menschen, deren verfügbares
Haushaltseinkommen weniger als 60% des
Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung beträgt.)
Im Kreis Düren steigt die Zahl der Empfänger
von Grundsicherungsleistungen (SGB II / XII)
seit Jahren kontinuierlich an und liegt jetzt bei
10,5% der Gesamtbevölkerung, in der Stadt
Düren sogar bei 17,3%. (IT NRW 22.09.2014).
Überschuldung ist einer der harten Indikatoren, an denen Armut gemessen wird.
Der Schuldneratlas 2014 der Creditreform
führt aus, dass im Kreis Düren mit 11,75% vergleichsweise mehr Menschen überschuldet
sind, als im Durchschnitt in NRW und bundesweit (9,9%). Als fünf wichtigste Auslöser für
Überschuldungsprozesse nennt der Schuldneratlas: Arbeitslosigkeit, Trennung / Scheidung, unwirtschaftliche Haushaltsführung,
Krankheit und gescheiterte Selbständigkeit.
Diese Aussagen decken sich mit unseren Erfahrungen. Wenn zu einer bislang tragbaren
Verschuldung mindestens einer der genannten
Auslöser hinzukommt, bedeutet dies in der
Regel, dass die bestehenden Schulden aus
eigenen Kräften nicht mehr getilgt werden
können.
Leitung und Mitarbeitende der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren
Im September feierten wir das 20-jährige Bestehen unserer Beratungsstellen. Bei der Jubiläumsveranstaltung machte der Gastredner
Bernd Jaquemoth, Jurist und Verbraucherschützer, deutlich, dass wir in absehbarer Zeit
nicht darauf hoffen können, dass Überschuldung abnehmen wird. Er zeigte auf, dass die
derzeitigen Freiheiten und vielfältigen Möglichkeiten unseres Wirtschaftssystems immer
auch die Gefahr des Scheiterns beinhalten. Die
Gesellschaft müsse lernen, mit diesem Scheitern umzugehen.
Unsere Beratung ist in den letzten Jahren immer aufwändiger und fachlich anspruchsvoller
geworden. Wir bewegen uns dabei im Spannungsfeld zwischen den immer komplexer
werdenden Rechtsgebieten einerseits und
unserem ganzheitlichen Beratungsansatz andererseits. Einer steigenden Zahl von Ratsuchenden müssen wir zunehmend mehr Inhalte
und umfassendere Zusammenhänge erläutern
und nahebringen. Zudem benötigt Beratung
Zeit, die sich an den Möglichkeiten und dem
Tempo des Ratsuchenden orientiert, damit
Beratung auch wirkt und zum nachhaltigen
Erfolg führt.
Unverzichtbar bleibt für uns, dass die elementaren Beratungsgrundsätze Freiwilligkeit der
Beratung, Vertraulichkeit, Ergebnisoffenheit
sowie Ganzheitlichkeit bewahrt werden.
Im vergangenen Jahr haben uns mehrere
Themen im Besonderen beschäftigt. Die große
Insolvenzrechtsform, die Mitte des Jahres in
Kraft trat, musste umgesetzt werden, aber
auch Veränderungen beim Zwangsvollstreckungsrecht, der Schutz des Existenzminimums bei Kontopfändungen (P-Konto) und
zunehmender Aufklärungsbedarf über zustehende Sozialleistungen nahmen uns in Anspruch.
Der von uns ins Leben gerufene „Runder Tisch
Energiearmut im Kreis Düren“ griff das Problem gestiegener Energiekosten und Energiesperren auf. Besonders Haushalte mit geringem Einkommen sind gefährdet. Sie können
nur noch unter größten Anstrengungen ihre
Rechnungen bezahlen. Mit Energiegrundver-
sorgern und weiteren Akteuren sind wir im
regelmäßigen Austausch, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Prävention
Laut Creditreform ist die Zahl junger überschuldeter Menschen (bis 29 Jahre) seit 2004
um 68% gestiegen. Dabei zu sein in der „schönen“ Telekommunikationswelt wird immer
notwendiger, aber eben auch immer teurer.
Und wer das erforderliche Einkommen nicht
hat, dem droht die Schuldenfalle.
Junge Menschen neigen dazu, höhere Risiken
einzugehen. Sie sind also besonders gefährdet.
Finanzkompetenz ist notwendig, um mit den
Verlockungen der Konsumwelt zurecht zu
kommen. Dies fängt schon im Kindesalter an
und setzt sich fort bis in das Erwachsenenleben.
Wir sind deswegen froh, dass es im vergangenen Jahr möglich geworden ist, unsere präventive Arbeit vertraglich längerfristig abzusichern. Unsere hauptamtlichen Präventionsfachkräfte können so gemeinsam mit den bei
uns ehrenamtlich Mitarbeitenden Präventionsveranstaltungen planen und durchführen.
Zielgruppen dieser Arbeit sind im Besonderen
Kinder, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher in
den Familienzentren, sowie Jugendliche und
junge Erwachsene in Schulen und berufsbildenden Maßnahmen.
Ehrenamtlich Mitarbeitende in der Prävention
In unserem Projekt „Kreislauf des Geldes“
setzten sich insgesamt 270 Vorschulkinder mit
dem Thema Geld auseinander. 61 Eltern besuchten unsere Veranstaltungen in den Familienzentren zu verschiedenen Finanz- und Verbraucherthemen.
Im Rahmen der Multiplikatorenschulungen
wurden 54 pädagogische Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter im Bereich der Familienzentren in ihrer Arbeit mit den Familien unterstützt, beraten und geschult.
Die Vermittlung von Finanzkompetenz in den
weiterführenden Schulen erfolgte durch unsere Schulungsreihe „Fit in Finanzen“. Ferner
führten wir verschiedene, auf die Bedürfnisse
der Schulen abgestimmte Workshops rund um
das Thema Umgang mit Geld durch. Unterstützt durch unsere Ehrenamtlichen gelang es,
insgesamt 689 Schülern und Schülerinnen ein
Grundwissen in finanziellen Angelegenheiten
zu vermitteln.
Altersgruppe befindet sich am Beginn eines
Berufslebens und des selbständigen Wirtschaftens. Haushalts- und Familiengründung
stehen an, nicht selten belastet durch eine
schon existierende Schuldensituation. Prävention und Schuldenregulierung greifen hier
Hand in Hand.
Fast 10% der Ratsuchenden sind über 60 Jahre
alt. Bis zum Beginn des Rentenalters ist es
ihnen nicht gelungen, bestehende Verbindlichkeiten zu begleichen, oder es sind aufgrund
des niedrigen Einkommens neue Schulden
entstanden.
Einkommen der Ratsuchenden
Statistik
Im Berichtsjahr bestand die Nachfrage nach
Schuldner- und Insolvenzberatung unverändert auf hohem Niveau fort. Es wurden insgesamt 1.862 Personen persönlich beraten bzw.
haben an mehrstündigen Informationsveranstaltungen zu den Themen „Überschuldung“,
„Schuldnerschutz“ und „Entschuldungsmöglichkeiten“ teilgenommen.
Altersstruktur
600
500
Die Regulierungsspielräume unserer Ratsuchenden sind sehr eng, da die Einkünfte das
Existenzminimum häufig nicht übersteigen.
Dennoch lassen sich viele Schuldner aus
Scham oder wegen des Drucks, den Gläubiger
ausüben, auf Ratenzahlungsvereinbarungen
ein, die kaum einzuhalten sind. Schuldnerberatung wirkt hier regulierend und stabilisierend, da sie den Blick auf die unabdingbaren
Ausgaben lenkt (Miete, Strom etc.) und damit
die Existenz sichert.
400
Insolvenzberatung
300
200
1800
100
1500
0
bis 20 J. bis 30 J. bis 40 J. bis 50 J. bis 60 J. über 60
J.
Betrachtet man die Altersstruktur, so sind wie in den vergangenen Jahren auch - die
meisten Ratsuchenden zwischen 31 und 50
Jahre alt.
Deutlich wird aber auch, dass 18% unserer
Ratsuchenden unter 30 Jahre alt sind. Diese
1200
900
600
300
0
Gesamtzahl der
Ratsuchenden
hiervon
Insolvenzberatung
hiervon
Antragstellung
Für 827 Ratsuchende kam in 2014 ein Insolvenzverfahren als Entschuldungsmöglichkeit in
•
Betracht. Neben der Aufklärung über die Abläufe und die Bedingungen sind die Auswirkungen des Verfahrens zu bedenken, damit
Ratsuchende eine tragfähige Entscheidung
treffen können, ob dieser Weg für sie umsetzbar ist. 304 Ratsuchende haben im vergangenen Jahr einen Insolvenzantrag gestellt, es
handelte sich um 246 Verbraucherinsolvenzanträge und um 58 Regelinsolvenzanträge.
Pfändungsschutz-Konto (P-Konto)
451 Ratsuchende haben wir wegen einer Kontopfändung und der daraus resultierenden
Probleme beraten. Schnelles Handeln ist in
diesen Fällen immer erforderlich, da die Existenz akut gefährdet ist, weil Ratsuchenden der
Zugang zu ihrem unpfändbaren Einkommen
versperrt ist. Hier wirken sich die komplizierten gesetzlichen Regelungen des Kontopfändungsrechtes erschwerend aus.
Eine kurzfristige Terminvergabe für eine PKonto-Beratung und der meist damit verbundenen Ausstellung einer entsprechenden Bescheinigung wurde von uns stets gewährleistet.
Weitere Tätigkeiten
Neben den geschilderten Schwerpunkten haben wir uns in weiteren Arbeitsbereichen engagiert:
• Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Teilnahme an
der bundesweiten Aktionswoche der
Schuldnerberatung; Presseartikel zum
Thema P-Konto und Bildungs- und Teilhabepaket)
• Multiplikatoren-Schulungen (z.B. AG Schulden, AK Soziales, Vorträge bei anderen Beratungsstellen)
• Begleitung und Schulung weiterer Ehrenamtlicher
• Leitung diverser Arbeitskreise und Mitarbeit in Gremien zur Vernetzung und Lobbyarbeit
• Wahrnehmung von Supervision, Fortbildungen und Fachtagungen
Ausblick
In den kommenden Jahren rechnen wir mit
der weiteren Zunahme an überschuldeten
Senioren. Bereits jetzt melden sich immer
mehr Ratsuchende im Rentenalter, die mit den
geringen Renteneinkünften ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Unsere
Aufgabe wird es sein, ein auf die besonderen
Bedürfnisse dieser Personengruppe zugeschnittenes Angebot zu entwickeln und den
Zugang hierzu zu ermöglichen.
Danke
Wir bedanken uns - auch im Namen der Ratsuchenden - bei unseren Vertrags- und Kooperationspartnern, die nun schon seit vielen
Jahren die Fortsetzung der Arbeit sichern. Diese sind der Kreis Düren, das Land NordrheinWestfalen, der Sparkassen- und Giroverband,
die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Jülich,
die Sparkasse Düren, die IG Metall.
Nicht unerwähnt bleiben sollen an dieser Stelle unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Ihnen gilt unser besonderer
Dank. Ihr Einsatz und Ihr Engagement bereichern unsere Arbeit.
Evangelische Gemeinde zu Düren
Wilhelm-Wester-Weg 1B, 52349 Düren
Tel.: 02421 / 188-130, Fax: 02421 / 188-210
schuldenberatung@evangelische-gemeindedueren.org
www.schulden-insolvenzberatung-dueren.de
Spendenkonto: KD-Bank e.G., Duisburg,
IBAN DE85 3506 0190 1010 9020 17,
BIC: GENODED1DKD
Verwendungszweck: „Schuldenberatung Düren“
Diakonisches Werk
des Kirchenkreises Jülich
Schirmerstraße 1a, 52428 Jülich
Tel.: 02461 / 9756-0, Fax: 02461 / 9756-22
schuldnerberatung.juelich@diakonie-juelich.de
www.kkrjuelich.de
Spendenkonto: KD-Bank e.G., Duisburg
IBAN: DE75 3506 0190 1010 1870 16
BIC: GENODED1DKD
Verwendungszweck: „Schuldnerberatung Jülich“