Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
131 kB
Datum
08.06.2016
Erstellt
25.05.16, 15:01
Aktualisiert
25.05.16, 15:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Archiv
der Stadt Erftstadt
Tätigkeitsbericht
Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
I. Gesetzliche Aufgaben des Stadtarchivs
Zu den zentralen Aufgaben des Stadtarchivs gehören die Übernahme, Erschließung
und
Bewertung
aller
archivreifen
bzw.
archivwürdigen
Informationsträger
kommunaler Provenienz.
Dies umfasst konkret folgende Tätigkeiten:
-
Übernahme aller Informationsträger (Aktenschriftgut, Karten-, Bild-, Film- und
Tonmaterial und maschinenlesbare Datenträger) der Stadt Erftstadt und der
Stadtbetriebe unabhängig vom Schriftgutträger, Bewertung des Schriftguts
nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen, daraus resultierend Freigabe zur
Kassation oder Überführung in das Archiv (Archivwürdigkeit)
-
Erschließung des Archivguts, Erstellung von Findbüchern, sachthematischen
Inventaren
und
anderen
Findbehelfen
zur
Schaffung
optimaler
Benutzungsmöglichkeiten und somit Ermöglichung der wissenschaftlichen und
heimatkundlichen Forschung sowie Nutzung durch Schülerinnen und Schüler
-
Gliederung
der
Bestände
und
Bestandsgruppen,
Darstellung
der
Archivtektonik, Erstellung bzw. Fortentwicklung einer Beständeübersicht
-
Veranlassung von Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten
-
Auswertung der örtlichen Presse und anderer Veröffentlichungen.
Die Schriftgutverwaltung beinhaltet sowohl die Beratung und Betreuung im Rahmen
der Querschnittsfunktion innerhalb der Stadtverwaltung in Fragen der analogen und
digitalen Schriftgutverwaltung, als auch die Mitwirkung bei der Einführung von DVSystemen in der Stadtverwaltung hinsichtlich der Archivfähigkeit zu übernehmender
Daten.
Die Leitung des Archivs – als Bestandteil der Kulturabteilung – obliegt dem
Stelleninhaber
in
eigener
Verantwortung.
Daraus
resultieren
weitere
Aufgabenbereiche, wie z. B.
-
die Vertretung der Interessen des Archivs innerhalb und außerhalb der
Verwaltung
-
die Bestimmung der Ziele, Grundsätze und Richtlinien für die Arbeit des
Archivs in formeller und materieller Hinsicht
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
-
die
Klärung
von
Grundsatzfragen
der
vorarchivischen
Führung
und
Verwaltung von Informationsträgern (Aktenordnung, Aktenplan)
-
die Weiterentwicklung des Fachgebietes und des Schrifttums
-
Erarbeitung der Benutzungsmodalitäten für interne und externe Benutzerinnen
und Benutzer (Benutzungsordnung, Benutzungsantrag, Benutzungssperre,
Aktenausleihe etc.)
-
Entscheidung über Einsatzmöglichkeiten der EDV in allen Bereichen des
Archivs
-
Grundsatzentscheidungen
bezüglich
der
Raum-,
Einrichtungs-
und
Archivtechnikfragen
-
Gewinnung, Betreuung und Anleitung von ehrenamtlichen Mitarbeitern und
Praktikanten.
Aufgrund der akademischen und beruflichen Qualifikationen des Stelleninhabers, als
promovierter Historiker mit den Forschungsschwerpunkten Rheinische Geschichte
und Geschichte der Stadt Erftstadt, werden zahlreiche zusätzliche qualifizierte
Aufgaben wahrgenommen, die weit über den gesetzlichen Anforderungen liegen und
die zu einer quantitativen und qualitativen Aufwertung des Archivs geführt haben.
Das Archiv ist dadurch im Gegensatz zu den Kreisarchiven in Euskirchen (bis 1975
zuständig) und Bergheim (seit 1975 zuständig) u. a. in der Lage, Anfragen von
Forschungseinrichtungen (insbesondere Lexika, Monographien, Spezialliteratur) zu
erftstädtischen Gegebenheiten präzise und umfassend zu beantworten. Dadurch ist
auch in der Fachliteratur Erftstadt wieder stärker vertreten, was zu einer Steigerung
des
Bekanntheitsgrades
der
Kommune
führt
(Stichwort:
verstärkte
Außenwahrnehmung).
Diese werden im Folgenden näher erläutert.
II. Neuerwerbungen aus Privat-, Firmen- und Vereinsbesitz
(Nachlässe, Sammlungen und Schenkungen)
Ein besonderes Anliegen des Stadtarchivs ist die Akquise. Neben der Sicherung von
Verwaltungsschriftgut ist es das Bestreben des Stadtarchivs, wertvolle Archivalien
und Objekte von stadthistorischer und regionaler Bedeutung aus Privatbesitz für das
Stadtarchiv zu erhalten, um diese ebenfalls dauerhaft der Allgemeinheit und der
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stellen zu können. Diese zusätzliche
Überlieferung dient dazu, die Vielfalt und Entwicklung der Stadt über einen längeren
Zeitraum möglichst umfassend zu dokumentieren.
Diese abgegebenen Bestände von zahlreichen Privatpersonen und Vereinen stellen
eine wichtige Ergänzung zur amtlichen Überlieferung dar.
In den letzten Jahren konnten einige herausragende Sammlungen und Exponate
dauerhaft oder als Dauerleihgabe für das Stadtarchiv gesichert werden, auf die auch
die örtlichen Presse aufmerksam machte, so beispielsweise die stadthistorisch
bedeutende und umfangreiche Foto- und Heimatsammlung Erp (Sammlung Magret
Jüssen), die in Kooperation mit dem LVR-Amt für Rheinische Landesgeschichte &
Volkskunde nach archivischen Gesichtspunkten erschlossen und wissenschaftlich
bearbeitet wird. Ferner erhielt das Archiv aus Privatbesitz den schriftlichen Nachlass
der jüdischen Familie Schwarz aus Lechenich. Ein sog. Geniza-Fund von
überregionaler Bedeutung, der zu gegebener Zeit wissenschaftlich bearbeitet und
evtl. der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.
Auch die traditionsreichen Schützenbruderschaften und alteingesessenen Vereine
bereicherten die Bestände des Stadtarchivs. So übergab die St.-SebastianusSchützenbrüderschaft Lechenich e. V. ihre wertvollen Protokollbücher, die bis 1730
zurückreichen.
Der älteste Verein in Erftstadt, der Männergesangverein Lechenich (gegr. 1850)
übergab als Dauerleihgabe dem Archiv ausgewählte Exponate aus dem ersten
Jahrhundert seines Bestehens, die in eindrucksvoller Weise das facettenreiche
Vereinsleben in der Stadt dokumentieren. Eine kleine Ausstellung ist in diesem Jahr
im Rahmen der Kulturzeit mit einem Konzert des MGV im Anneliese-Geske-Musikund Kulturhaus geplant.
Einige historische Schulchroniken, die für die einzelnen Ortsgeschichten von großer
Wichtigkeit sind, konnten ebenfalls gesichert werden.
Zahlreiche Heimatforscher/-innen und Wissenschaftler/-innen konnten bereits von
diesen Neuzugängen profitieren und neue (Er-)Kenntnisse über die Erftstädtische
Vergangenheit erwerben.
Bemerkenswert sind zudem die dem Archiv aus Privatbesitz übergebenen
archäologische Funde (Steinzeit, Römerzeit und Mittelalter) aus Liblar, Blessem und
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
der Lechenicher Altstadt sowie aussagekräftige Objekte der Industriegeschichte aus
Liblar, die allesamt die umfangreichen Bestände bereichern.
III. Wissenschaftliche Forschung und historische Bildungsarbeit
Die wissenschaftliche Forschung macht insgesamt über 50% der archivischen
Tätigkeit aus. Hierzu zählt insbesondere:
-
Erforschung
der
Orts-,
Stadt-,
Regional-
und
Landesgeschichte,
Kunstgeschichte, Volkskunde und Archäologie
-
Verfassen, Erstellen, Herausgeben bzw. Mitarbeiten an entsprechenden
Publikationen,
z.
B.
Jahrbuch
der
Stadt
Erftstadt,
Schriften
des
Geschichtsvereins Erftstadt e. V.
-
Konzeption und Durchführung von Ausstellungen (anhand von Objekten aus
städtischem und privatem Besitz)
-
Führungen durch das Archiv bzw. durch Ausstellungen
-
Organisation und Durchführung von Vorträgen zur Stadtgeschichte
-
Publikation von Informationen zum Stadtarchiv und von Findmitteln, auch mit
Content-Management-Systemen im Landesarchivportal „Archive in NRW“
-
Vertretung der Interessen des Archivs in der Öffentlichkeit
-
Betreuung und Unterstützung der wissenschaftlichen und stadthistorischen
Forschung, u. a. bei Examens-, Master- und Dissertationsprojekten
Die Öffentlichkeitsarbeit und historische Bildungsarbeit des Stadtarchivs ist vor allem
geprägt durch den persönlichen Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern. Das
Archiv versteht sich auch als Bildungseinrichtung, die das Interesse und das
Bewusstsein für die Lokalgeschichte wecken und stärken, die regionale Identität
fördern und kompetenter Ansprechpartner in allen Belangen der Stadtgeschichte
sein möchte. Sowohl Bürgerinnen und Bürger vor Ort in den einzelnen Stadtteilen als
auch
Genealogen/-innen,
unterschiedliche
Heimatforscher/-innen,
wissenschaftliche
Historiker/-innen
Forschungseinrichtungen
greifen
oft
und
und
regelmäßig auf das Angebot zurück bzw. nutzen die vielfältigen Bestände des
Archivs.
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
Durch die regelmäßig angebotene Möglichkeit, ein Praktikum im Archiv zu
absolvieren,
werden junge
Studierende
bei ihrer wissenschaftlichen
Arbeit
unterstützt.
Das Stadtarchiv Erftstadt hat sich bisher u. a. mit zahlreichen historischen Vorträgen
beispielsweise an den Kulturtagen und am Stadtjubiläum „45 Jahre Erftstadt“
beteiligt, die gut besucht waren und auf großes Interesse stießen.
In regelmäßigen Abständen bieten kleinere Ausstellungen – die besonders von
Schulklassen unter fachkundiger Führung besucht wurden – Einblick in die
Stadtgeschichte.
Folgende
unterschiedliche
Themenkomplexe
wurden
bisher
behandelt: Migration im Wandel der Zeit, Erster Weltkrieg in Erftstadt, Römische
Funde aus Liblar, Carl Schurz.
Als publizistische Plattform zur Veröffentlichung von stadthistorischen Beiträgen –
zur Wissensvermittlung und Förderung der lokalen Identitätsbildung – dienen u. a.
das „Jahrbuch der Stadt Erftstadt“ und die Schriftenreihe des „Geschichtsvereins
Erftstadt e.V.“.
Ein weiterer wichtiger Tätigkeitsbereich des Archivs stellt die enge Zusammenarbeit
mit dem „Geschichtsverein Erftstadt e. V.“ (gegr. 2002) dar. Der Archivar – qua Amt
Schriftführer – unterstützt inhaltlich und organisatorisch den Verein bei zahlreichen
Veranstaltungen, wozu u. a. wissenschaftliche Vorträge zählen.
Zu den einzelnen Heimat- und Geschichtsvereinen vor Ort – die mit der Homepage
des Stadtarchivs verlinkt sind – bestehen ebenfalls enge Kontakte. Auf Initiative der
Kulturabteilung finden regelmäßig Gesprächsrunden statt, die u. a. auf eine bessere
Vernetzung untereinander und den Wissenstransfer abzielen. Mittelfristig dienen
diese Kontakte vor allem dazu, die stadthistorisch relevanten Bestände vor Ort in die
Bestände des Stadtarchivs zu integrieren, um diese fachgerecht zu erschließen und
somit einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Verschiedene Veranstaltungen fanden zudem auch in Kooperation mit dem
Arbeitskreis der Archivare im Rhein-Erft-Kreis, der „Bürgerstiftung Erftstadt e. V.“ und
einzelnen Schulen statt. Seit 2015 besteht zwischen dem Archiv der Stadt Erftstadt
und der Gottfried-Kinkel-Realschule eine Bildungspartnerschaft. Bisher fanden u. a.
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
eine Führung zum Geburtshaus von Carl Schurz und eine gemeinsame Ausstellung
zu Carl Schurz und Gottfried Kinkel in der Schule statt.
IV. Archivleitung und archivfachliche Aufgaben
Die zentrale Archivaufgabe der Bewertung und Übernahme von städtischem
Schriftgut wird insbesondere durch Schriftgutaussonderungen des Ratsbüros, der
Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, des Rechts- und Ordnungsamtes, des
Standesamtes, des Schulverwaltungsamtes sowie des Personalrates und einiger
Schulen erfüllt.
Das Archiv der Stadt Erftstadt ist ein wichtiger und integraler Bestandteil der
Stadtverwaltung und dementsprechend mit anderen Ämtern und Abteilungen
vernetzt. Insbesondere mit der Pressestelle, der Unteren Denkmalbehörde, dem
Planungsamt, der Wirtschaftsförderung und der Seniorenbeauftragten gibt es
aufgrund von inhaltlichen Überschneidungen eine intensive Zusammenarbeit.
Zu
den
archivischen
Aufgaben
zählen
ferner
die
Familienforschung
und
Erbenermittlung im Auftrag von legitimierten Dritten.
Die inhaltliche und wissenschaftliche Erschließung und Erfassung umfangreicher
Bestände wird ebenfalls fortgeführt.
Die kontinuierliche und zeitnahe Auswertung der lokalen Presse gehört ebenfalls zu
den Aufgaben des städtischen Archivs. Neben der kontinuierlichen Pflege der
Personendatenbank wird die Verzeichnung und Digitalisierung der umfangreichen
Fotosammlung des Stadtarchivs fortgesetzt.
V. Restaurierungsmaßnahmen
Die Restaurierung von restaurierungsbedürftigen Archivalien zählt zum Bereich der
Archivpflege.
Als in einem Archivbestand Schimmelbefall festgestellt wurde, musste umgehend
gehandelt werden. Es wurde nicht nur die Restaurierung der Archivalien veranlasst,
sondern auch die Ursache – die extrem schwankenden Temperatur- und Klimawerte
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Archiv der Stadt Erftstadt: Tätigkeitsbericht
in den Magazinräumen des Archivs – mittels Einbau einer Klimaanlage behoben
(Einbau Frühjahr 2015).
VI. Stadthistorische Archivbibliothek:
Die Bibliothek mit dem Themenschwerpunkt Erftstadt, Rhein-Erft-Kreis, Kreis
Euskirchen, Rheinische Landesgeschichte, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,
Kunst- und Verwaltungsgeschichte steht nicht nur den Archivmitarbeitern und dem
Mitarbeitern der Stadtverwaltung unentgeltlich zur Verfügung, sondern kann auch
von allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. Ihr Bestand
umfasst mehr als 4.000 Bände und wird durch gezielte Neuwerbungen und dank
privater Spenden ständig erweitert.
VII. Erfordernisse für die Zukunft
Das Stadtarchiv Erftstadt verfügt über keinen eigenen Benutzerbereich und der
einzige Benutzertisch steht im Büro des Leiters. Ein räumlicher Ausbau des Archivs
könnte mittelfristig zur Verbesserung des Serviceangebotes beitragen.
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