Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
2,1 MB
Datum
27.04.2016
Erstellt
18.02.16, 15:05
Aktualisiert
18.02.16, 15:05
Stichworte
Inhalt der Datei
Auswirkungsanalyse
zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes
am Standort Dirmerzheimer Straße in ErftstadtGymnich
für die
Peter und Lutz Richrath Immobilienverwaltung GbR
Im Rauland 132-134
50127 Bergheim
Ihre Ansprechpartner
Wirtschaftsgeogr. Anna Heynen M.A.
Wirtschaftsgeogr. Claus Ciuraj M.A.
(Projektleitung)
Dipl. Geogr. Rainer Schmidt-Illguth
(Niederlassungsleitung)
BBE Handelsberatung GmbH
Goltsteinstraße 87a
50968 Köln
Deutschland
Tel +49 221 789 41 160
Fax +49 221 789 41 169
E-Mail schmidt-illguth@bbe.de
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Urheberrechte, verbleiben bei der BBE Handelsberatung GmbH.
Wissen schafft Zukunft.
Köln, im November 2015
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Inhaltsverzeichnis
1
Aufgabenstellung und methodische Vorgehensweise ....................................................................... 4
1.1
Ausgangssituation und Zielsetzung .................................................................................................. 4
1.2
Methodische Vorgehensweise.......................................................................................................... 4
2
Marktsituation im Drogerieeinzelhandel ............................................................................................... 5
3
Standortseitige Rahmenbedingungen .................................................................................................. 8
3.1
Makrostandort ................................................................................................................................... 8
3.2
Mikrostandort .................................................................................................................................. 11
4
Wettbewerbssituation ........................................................................................................................... 15
4.1
Relevanter Wettbewerb in den zentralen Versorgungsbereichen der Stadt Erftstadt .................. 16
4.2
Wettbewerber außerhalb der zentralen Versorgungsbereichen in der Stadt Erftstadt .................. 19
4.3
Relevanter Wettbewerb in der Stadt Kerpen .................................................................................. 19
5
Nachfrageanalyse - Einzugsgebiet und Kaufkraftpotenzial.............................................................. 22
6
Auswirkungsanalyse............................................................................................................................. 26
6.1
Umsatzleistung des Planvorhabens ............................................................................................... 26
6.2
Umsatzumverteilungseffekte .......................................................................................................... 28
6.3
Städtebauliche Bewertung .............................................................................................................. 32
7
Fazit ........................................................................................................................................................ 35
2
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Umsatzanteile bei Drogeriewaren in Deutschland ...................................................................... 6
Abbildung 2: Distributionsstrukturen bei Drogerie- und Parfümerieartikeln ..................................................... 6
Abbildung 3: Lage der Stadt Erftstadt und zentralörtliche Gliederung ............................................................. 8
Abbildung 4: Einwohner nach Stadtteilen in der Stadt Erftstadt ...................................................................... 9
Abbildung 5: Mikrostandort ............................................................................................................................. 11
Abbildung 6: Siedlungsstruktur und verkehrliche Erreichbarkeit .................................................................... 12
Abbildung 7: Planskizze ................................................................................................................................. 13
Abbildung 8: Zentrale Versorgungsbereiche im Standortumfeld.................................................................... 15
Abbildung 9: Relevante Angebotssituation..................................................................................................... 18
Abbildung 10: Nahversorgungsrelevante Angebotssituation ......................................................................... 20
Abbildung 11: Einzugsgebiet des geplanten Drogeriefachmarktes ............................................................... 24
Abbildung 12: Kaufkraftpotenziale im Einzugsgebiet im Drogeriewarensegment.......................................... 25
Abbildung 13: Umsatzerwartung des Planvorhabens .................................................................................... 27
Abbildung 14: Marktanteile des geplanten Drogeriemarktes im Drogeriewarensegment (Kernsortiment) .... 27
Abbildung 15: Umverteilungseffekte des Planvorhabens ............................................................................... 30
3
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
1 Aufgabenstellung und methodische Vorgehensweise
1.1
Ausgangssituation und Zielsetzung
Im südlichen Ortseingangsbereich von Erftstadt-Gymnich ist auf einem bislang brachliegenden Nachbargrundstück des Rewe-Supermarktes die Ansiedlung eines Drogeriemarktes geplant.
Die Verkaufsfläche des geplanten Drogeriemarktes soll sich auf max. 750 m² belaufen; als Betreiber ist
der Anbieter dm vorgesehen.
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ist aufzuzeigen, ob im Realisierungsfall des Planvorhabens
nachteilige Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit zentraler Versorgungsbereiche und die wohnungsnahe Versorgung in Erftstadt oder Nachbarkommunen zu erwarten wären.
Die BBE Handelsberatung GmbH ist mit der Erarbeitung eines entsprechenden Gutachtens beauftragt
worden. Die Ergebnisse der Analyse werden im Folgenden dargelegt.
1.2
Methodische Vorgehensweise
Die Grundlage der Analyse bilden Recherchen der Gutachter in den Städten Erftstadt und Kerpen. Die
Ergebnisse der Untersuchung basieren insbesondere auf folgenden Datengrundlagen:
■ Durchführung von Vor-Ort-Recherchen zur Bewertung der Mikrostandort-Situation.
■ Erhebung der relevanten Anbieter von Drogeriewaren im Standortumfeld. Hierzu zählen neben
Drogeriefachmärkten und entsprechenden Fachanbietern auch Lebensmittel-Discounter, Superund Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser.
■ Umsatzschätzung für die erfassten Einzelhandelsbetriebe unter Berücksichtigung der standortbezogenen Rahmenbedingungen sowie branchen- und betriebsformenspezifischer Leistungskennziffern.
■ Verwendung von aktuellen Datenmaterialien der BBE Marktforschung (z. B. gemeindebezogene
Kaufkraftkennziffern und sortimentsspezifische Pro-Kopf-Ausgaben).
■ Aufbereitung relevanter sekundärstatistischer Daten und Informationsquellen (u. a. Einwohnerzahlen der Stadt Erftstadt, kommunales Einzelhandelskonzept der Stadt Erftstadt (2011)).
■ BBE-Erfahrungswerte aus ähnlich gelagerten Untersuchungen.
4
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
2
Marktsituation im Drogerieeinzelhandel
Im Bereich der Drogeriewaren hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Vertriebstyp des Drogeriemarktes etabliert, der weitgehend die klassische Drogerie abgelöst hat. So ist die Zahl der Fachdrogerien
bundesweit im Zeitraum von 1980 bis 2010 von über 8.900 auf 2.700 Verkaufsstellen zurückgegangen,
1
während die Drogeriemärkte von knapp 1.500 auf 12.000 Verkaufsstellen angestiegen sind. Bedingt
durch die Insolvenz der Firma Schlecker ist die Zahl der Drogeriemärkte im Jahr 2012 auf ca. 3.855 geschrumpft.
Das Kernsortiment der Drogeriemärkte umfasst die Warenbereiche Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel,
Hygieneartikel, Körperpflegeartikel, Kosmetik und Parfums. Darüber hinaus werden betreiberspezifisch
unterschiedliche Randsortimente zur Ergänzung auf deutlich nachgeordneten Verkaufsflächenanteilen
angeboten (u. a. Bio-Lebensmittel, Tiernahrung / Tierpflege, Unterwäsche / Strumpfwaren, Babybekleidung, Kurzwaren, Haushaltswaren, Kerzen, Fotozubehör, Elektrozubehör, Bilderrahmen, Schreib- und
Spielwaren). Ein Drogeriemarkt führt im Kernsortiment durchschnittlich ca. 5.000 - 8.000 Artikel.
Neben Drogeriemärkten sind in Innenstädten und größeren Stadtteilzentren oftmals auch Parfümerien mit
einem Teilsortiment der Kosmetik, Parfums und Körperpflege vorzufinden. Die Sortimente werden darüber hinaus auch in den innerstädtischen Warenhäusern sowie von den Lebensmittelmärkten angeboten.
Bei Lebensmitteldiscountmärkten liegt die durchschnittliche Artikelzahl bei den relevanten Drogerie- und
Parfümeriesortimenten bei max. 600, bei Supermärkten werden ca. 1.600 Artikel angeboten, so dass der
Lebensmitteleinzelhandel vorwiegend die gängigen Sortimente des Grundbedarfs führt.
Das Drogeriesortiment ist dem kurzfristigen Bedarf zuzurechnen, demgemäß sind Drogeriemärkte gleichermaßen in Innenstädten, Stadtteilzentren und in Verbindung mit dem Lebensmitteleinzelhandel auch an
Nahversorgungsstandorten oder dezentralen Einzelhandelsagglomerationen vorzufinden.
Als wichtige Betreiber haben sich in den letzten Jahren die drei Anbieter dm, Rossmann und Drogerie
Müller herauskristallisiert. Mit der Insolvenz der Firma Schlecker wurde ein grundlegender Strukturwandel
im Bereich der Drogeriemärkte eingeleitet, der mit einer Reduzierung der Anzahl der kleinen Märkte einhergegangen ist und zu einem Bedeutungsgewinn der Drogerieabteilungen der Lebensmittelmärkte geführt hat.
Betrachtet man die Umsatzanteile im Drogeriewarensegment differenziert nach Anbietern lässt sich feststellen, dass mit Abstand höchsten Anteile (rd. 19 %) auf den Betreiber dm entfallen, gefolgt von den
Anbietern Aldi (rd. 12 %) und Rossmann (rd. 11 %) sowie Kaufland (rd. 11 %).
1
Vgl. EHI, Handel aktuell 2009/ 2010, EHI Handelsdaten 2013
5
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 1: Umsatzanteile bei Drogeriewaren in Deutschland
Quelle: Statista, Stand 2012, BBE-Darstellung 2015
Die Distributionsstruktur für Drogerie- und Parfümeriewaren ist dabei wesentlich durch Drogeriemärkte
geprägt, die einen Marktanteil von ca. 37 % halten. Auf Parfümerien / Fachdrogerien entfallen ca. 11 %
der Umsätze und auf die Warenhäuser ca. 2 %. Eine wesentliche Versorgungsbedeutung kommt jedoch
auch dem Lebensmittelhandel (inkl. SB-Warenhäuser) mit einem Marktanteil von ca. 37 % zu.
Abbildung 2: Distributionsstrukturen bei Drogerie- und Parfümerieartikeln
sonstige Anbieter
9%
Frieseur/
Kosmetikstudios
5%
Drogeriemärkte
37%
Lebensmittelhandel/ SBWarenhäuser
37%
Parfümerie/
Warenhäuser Fachdrogerie
2%
11%
Quelle: BBE Handelsberatung, Markt:Monitor Drogeriewaren 2013
6
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Die Filialisten dm und Rossmann verfügen bundesweit zusammen über knapp 3.200 Filialen und haben
2
sich mit Betriebsgrößen i. d. R. von 400 – 800 m² Verkaufsfläche positioniert. Einzig die Firma Drogerie
Müller belegt größere Verkaufsflächen (ca. 800 – 3.000 m² Verkaufsfläche), wobei dies mit einer deutlichen Ausweitung des Sortiments vor allem bei Schreib- und Spielwaren sowie Elektroartikeln einhergeht.
Aktuelle Marktentwicklungen zeigen, dass neue Drogeriemärkte derzeit insbesondere außerhalb der gewachsenen Innenstädte vielmehr mit einer größeren Verkaufsfläche angesiedelt werden. So fordert beispielsweise der Filialist dm auf seiner Homepage als Standortanforderung für die Ansiedlung eines neuen
Marktes in Fachmarktlage die Mindestgröße von 500 m² ebenerdiger Verkaufsfläche. Der Betreiber
Rossmann erwartet bei der Ansiedlung neuer Märkte eine Verkaufsfläche von 500 bis 800 m².
Das anhaltende Flächenwachstum lässt sich mit den zentralen Anliegen begründen, die Voraussetzungen für eine großzügigere Warenpräsentation, eine verbesserte Kundenführung und eine Optimierung
der internen Logistikabläufe zu schaffen. Insbesondere möglichst breite Gänge sind in diesem Zusammenhang für Drogeriemärkte wichtig, da eine Hauptzielgruppe „Junge Familien“ darstellen, die den Drogeriemarkt häufig mit Babys / Kleinkindern in Kinderwagen aufsuchen. Vor diesem Hintergrund sind unmittelbar zugeordnete Stellplatzanlagen in ausreichender Dimension ebenfalls von immer größerer Bedeutung.
Zudem verfügen die größeren Drogeriemärkte über ein breiteres Randsortiment.
Fazit zu Entwicklungen und Trends im Drogeriewarensegment:
■ Die Vertriebsform des Drogeriemarktes hat in den vergangenen Jahrzehnten die klassische Drogerie abgelöst.
■ Das Kernsortiment ist den nahversorgungsrelevanten Sortimenten zuzuordnen.
■ Nach der insolvenzbedingten Schließung der Schlecker-Filialen zählen dm, Rossmann sowie
Drogerie Müller aktuell zu den wichtigsten Drogeriemarktbetreibern.
■ Gleichzeitig hat der filialisierte Lebensmitteleinzelhandel im Drogeriewarensegment deutliche Zugewinne verzeichnen können und übernimmt aktuell eine entsprechend hohe Versorgungsbedeutung.
■ Bei Neuansiedlungen von Drogeriemärkten lässt sich ein Trend zu immer größer werdenden
Verkaufsflächen feststellen, die mittlerweile Größenordnung zwischen 500 m² bis 800 m² erreichen, wobei Verkaufsflächengrößen von 500 m² und weniger immer seltener realisiert werden.
■ Der in Erftstadt-Gymnich geplante Drogeriefachmarkt soll eine Verkaufsfläche von max. 750 m²
aufweisen. Mit dieser Größe bewegt sich dieser im oberen Mittelfeld moderner Drogeriefachmärkte.
2
Vgl. BBE Handelsberatung, Markt:Monitor Drogeriewaren 2013
7
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
3
3.1
Standortseitige Rahmenbedingungen
Makrostandort
Die Stadt Erftstadt liegt im Süden des Rhein-Erft-Kreises und gehört dem Regierungsbezirk Köln an. Angrenzende Städte und Gemeinden sind Weilerswist und Zülpich im Süden, Nörvenich und Vettweiß im
Westen sowie Kerpen, Hürth und Brühl im Norden und Osten.
Im Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen ist die Stadt Erftstadt als Mittelzentrum ausgewiesen.
Ihr kommt damit in erster Linie die Aufgabe der Versorgung der eigenen Wohnbevölkerung und ihres
Umlandes mit Gütern und Dienstleistungen des Grundbedarfs sowie des gehobenen Bedarfs, teilweise
auch des spezialisierten Bedarfs zu.
Die nächstgelegenen größeren Zentren sind in einer Entfernung von jeweils rd. 20 km Luftlinie die Oberzentren Köln und Bonn.
Abbildung 3: Lage der Stadt Erftstadt und zentralörtliche Gliederung
Quelle: Eigene Darstellung
8
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Die verkehrliche Anbindung der Stadt erfolgt über die Autobahnen A 61 (Venlo – Koblenz - Hockenheim)
und A 553 (Erftstadt – Köln) sowie die Bundesstraße B 265 (Gemünd, Schleiden, Prüm). Darüber hinaus
bestehen durch zahlreiche Landes- und Kreisstraßen weitere Verbindungen in die umliegenden Städte
und Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises. Insgesamt weist somit die Stadt Erftstadt eine sehr gute Anbindung an das überregionale Straßennetz auf.
Auch im Schienenverkehr kann eine gute Anbindung der Stadt Erftstadt an das regionale Umfeld festgestellt werden. Der Bahnhof Erftstadt, welcher sich im östlichen Stadtteil Liblar befindet, wird von den DB
Regionalbahn-Linien RE 12 (Eifel-Mosel-Express), RE 22 (Eifel-Express) und RB 24 (Eifel-Bahn) angefahren. Das Verkehrsangebot des öffentlichen Nahverkehrs wird durch ein gut ausgebautes Busliniennetz
ergänzt, welches dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) angehört.
Das Stadtgebiet von Erftstadt weist eine disperse Siedlungsstruktur auf und gliedert sich in 14 Stadtteile,
in denen insgesamt rd. 51.900 Einwohner leben. Der Siedlungsschwerpunkt ist in den Stadtteilen Liblar
und Lechenich auszumachen, die zwei annähernd gleich große Siedlungskörper aufweisen. Diese werden durch die Autobahn 61 sowie den nahezu parallel verlaufenden Flusslauf der Erft räumlich deutlich
voneinander getrennt.
Die 12 sonstigen Stadtteile verfügen dagegen über deutlich geringere Einwohnerzahlen (siehe nachfolgende Abbildung).
Abbildung 4: Einwohner nach Stadtteilen in der Stadt Erftstadt
Einwohner
Stadtteil
abs.
in %
Ahrem
1.090
2%
Blessem/ Frauenthal
1.920
4%
Bliesheim
3.335
6%
410
1%
Dirmerzheim
2.170
4%
Erp
2.570
5%
Friesheim
2.970
6%
Gymnich/ Mellerhöfe
4.640
9%
520
1%
Kierdorf
3.200
6%
Köttingen
3.730
7%
Lechenich/ Konradsheim
11.740
23%
Liblar
13.060
25%
550
1%
51.905
100
Borr/ Scheuren
Herrig
Niederberg
Stadt Erftstadt gesamt
Quelle: Stadt Erftstadt, Stand: 31.12.2013
Quelle: Einzelhandelskonzept der Stadt Erftstadt (2011), S. 16
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Der Projektstandort ist dem Stadtteil Erftstadt-Gymnich/ Mellerhöfe zuzuordnen, der innerhalb des Stadtgebietes von Erftstadt eine nordwestliche Randlage einnimmt. Mit rd. 4.640 Einwohnern stellt dieser den
drittgrößten Stadtteil dar.
Angrenzende Stadtteile sind der rd. 2 km südöstlich gelegene Stadtteil Dirmerzheim sowie die rd. 3 km
bzw. 4 km entfernt gelegenen, zur Nachbargemeinde Kerpen gehörenden Stadtteile Brüggen und Balkhausen.
Die Leitlinien der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung sind im Einzelhandels- und Zentrenkonzept der
Stadt Erftstadt festgelegt. Hierin ist eine polyzentrische Versorgungsstruktur definiert, die neben den zwei
3
gleichrangigen Stadtteilzentren Ortsmitte Lechenich und dem Erftstadt Center in Liblar noch zwei
Nahversorgungzentren (Ortsmitte Gymnich und Carl-Schurz-Straße/ Liblar) vorsieht.
Während die beiden Stadtteilzentren gemeinsam eine gesamtstädtische Versorgungsfunktion gewährleisten sollen, sollen die Nahversorgungszentren ergänzend hierzu ein umfassendes Angebot im kurzfristigen Bedarf vorhalten. Die abgegrenzten zentralen Versorgungsbereiche übernehmen hinsichtlich ihres
jeweiligen Angebotsspektrums somit unterschiedliche Versorgungsfunktionen.
Darüber hinaus beinhaltet die Zentrenstruktur der Stadt Erftstadt drei ergänzende Nahversorgungsstandorte (den Edeka-Supermarkt an der Theodor-Heuss-Straße, den Edeka-Supermarkt an der AbtHorchem-Straße und den Edeka-Supermarkt am Niederweg in Friesheim).
Neben der räumlichen Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche ist mit dem Einzelhandelskonzept
gleichzeitig auch die „Erftstädter Liste“ zur Definition der nahversorgungs-, zentren- und nicht-zentrenrelevanten Sortimente festgelegt worden. Demnach ist das Kernsortiment des geplanten Drogeriemarktes
den nahversorgungsrelevanten Sortimenten zugeordnet.
Fazit zur Makrostandortanalyse:
■
■
■
■
Sehr gute verkehrliche Erschließung
Mittelzentrum mit rd. 51.900 Einwohnern
Stadtgebiet von Erftstadt weist eine disperse Siedlungsstruktur auf.
Das Gemarkungsgebiet der Stadt Erftstadt erfährt bedingt durch die naturräumlichen wie
auch städtebaulichen Zäsuren (z.B. Flussverlauf der Erft, Verlauf der Autobahn A 61) eine
deutliche Zweitteilung.
■ Der Siedlungsschwerpunkt ist in den Stadtteilen Liblar (13.060 Einwohner) und Lechenich
(rd. 11.740 Einwohner) auszumachen, die in etwa über identische Bevölkerungspotenziale
verfügen. Die Einwohnerzahlen in den sonstigen Stadtteilen fallen deutlich geringer aus.
■ Der Stadtteil Gymnich, in dem sich der Projektstandort befindet, stellt mit rd. 4.640 Einwohnern den drittgrößten Stadtteil innerhalb des Stadtgebietes von Erftstadt dar.
3
Aufgrund der spezifischen Siedlungsstruktur ist auf die Ausweisung eines Hauptzentrums verzichtet worden.
10
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
3.2
Mikrostandort
Lage des Projektgrundstücks und Nutzungsumfeld
Der Projektstandort befindet sich auf einem bisher brachliegenden Nachbargrundstück des ReweSupermarktes im südlichen Eingangsbereich von Erftstadt-Gymnich an der Dirmerzheimer Straße
(L 162), rd. 400 m südöstlich des Nahversorgungszentrums Gymnich.
Abbildung 5: Mikrostandort
Quelle: Eigene Darstellung; Kartengrundlage: www.openstreetmap.de
Das nähere Standortumfeld weist eine heterogene Struktur auf. Im Westen, Norden sowie im Nordosten
sind Wohnnutzungen prägend, während sich im Südosten gewerbliche Nutzungen (u.a. Rewe, Tankstelle, Kfz-Handel) anschließen.
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 6: Siedlungsstruktur und verkehrliche Erreichbarkeit
Quelle: Eigene Darstellung; Kartengrundlage: www.openstreetmap.de
Verkehrlich erschlossen wird der Standort über die Dirmerzheimer Straße (L 162), die im weiteren Verlauf in die Gymnicher Hauptstraße übergeht. Diese stellt eine wichtige innerörtliche Erschließungsstraße
dar und verbindet die westlich der A 61 gelegenen Stadtteile Gymnich, Dirmerzheim, Lechenich im Süden
mit dem Hauptsiedlungskörper des nördlich angrenzenden Mittelzentrums Kerpen.
Der Projektstandort bietet somit zwar eine gute innerörtliche Erreichbarkeit, befindet sich aber abseits
regional bedeutsamer, vielbefahrener Hauptverkehrsstraßen und wird auch vor diesem Hintergrund keine
weiträumige Ausstrahlung entfalten können.
Der am Standort bereits ansässige Vollsortimenter verfügt derzeit über einen dem Eingangsbereich
ebenerdig vorgelagerten Parkplatz mit rd. 80 Stellplätzen. Dieser soll im Zuge der Projektrealisierung um
knapp 50 Stellplätze erweitert werden.
Die dem Projektstandort zugeordnete Bushaltestelle „Maarweg“ wird im Stunden- bzw. Halbstunden-Takt
von der Buslinie 920 (Liblar – […] - Lechenich – Dirmerzheim – Gymnich – Brüggen – […] – Kerpen) angefahren, so dass eine funktionsgerechte Einbindung in das lokale ÖPNV-Netz gegeben ist. Auch für
nicht-motorisierte Kunden aus den umliegenden Wohngebieten ist der Standort gut zu erreichen.
Die Erreichbarkeit ist daher insgesamt als gut einzustufen.
12
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Projektskizze
Als Betreiber des geplanten Marktes ist der Filialist dm vorgesehen, der eine Verkaufsfläche von etwa
750 m² betreiben möchte.
Da es sich hierbei zudem um den umsatzstärkeren der prinzipiell infrage kommenden Anbieter handelt,
stellt dieser Untersuchungsansatz den „Worst-Case“ dar.
4
So realisiert dm im eigenen Filialnetz eine durchschnittliche Umsatzleistung von rd. 3,9 Mio. € je Filiale ,
5
während der Wettbewerber Rossmann aktuell im Durchschnitt einen Filialumsatz von 2,8 Mio. € erreicht.
Abbildung 7: Planskizze
REWE Bestand
Planvorhaben
Quelle: Ten Brinke Projektentwicklung GmbH, Stand: 08.2015
Gemeinsam mit dem benachbarten Supermarkt wird der geplante Drogeriemarkt einen attraktiven Verbundstandort darstellen. Dabei lassen insbesondere die gemeinsame Stellplatzanlage hohe Synergieeffekte erwarten.
Unter Zugrundelegung des aktuellen Sortimentskonzeptes des Betreibers dm, liegt die Angebotsausrichtung des geplanten Drogeriemarktes mit einem Verkaufsflächenanteil von rd. 64 % eindeutig im Bereich
4
5
Quelle: dm-Homepage, Geschäftsjahr 2013/ 2014
Quelle: Rossmann –Homepage, Stand: 2014
13
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
der Drogeriewaren. Insgesamt rd. 36 % werden auf sonstige Sortimente entfallen, von denen die Sortimentsgruppe der (Bio-) Nahrungs- und Genussmittel inkl. Gesundheits- und Fitnesspräparate wiederum
den mit Abstand größten Anteil auf sich vereint. Daneben werden jeweils untergeordnete Flächenanteile
regelmäßig von den Sortimenten Babybekleidung, Tiernahrung/-pflege, Haushaltswaren, Bilderrahmen
und Foto/Optik belegt.
Laut Erftstädter Sortimentsliste ist das projektrelevante Kernsortiment den nahversorgungsrelevanten
Sortimenten zuzuordnen.
Planungsrechtliche Situation
Das Plangebiet liegt im Geltungsbereich des rechtskräftigen Bebauungsplanes Nr. 116 ErftstadtGymnich, Lindgesweg. Die textlichen Festsetzungen des Bebauungsplanes Nr. 116 schließen bisher eine
weitere Einzelhandelsnutzung in diesem Bereich aus.
Das Planvorhaben bedingt daher eine Änderung der bisherigen Festsetzungen. Dies soll im Rahmen
eines Vorhaben- und Erschließungsplanes (vorhabenbezogener Bebauungsplan „Nr. 116 A, Erftstadt6
Gymnich, Drogeriemarkt“) erfolgen .
Ein entsprechender Aufstellungsbeschluss ist am 29.09.2014 vom Rat der Stadt Erftstadt beschlossen
worden; die frühzeitige Bürgerbeteiligung hat am 01.10.2015 im Rahmen einer Abendveranstaltung stattgefunden.
Fazit zum Mikrostandort
■ Der Standort ist keinem ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereich zugeordnet, stellt jedoch faktisch den wesentlichen Angebotsstandort der wohnungsnahen Versorgung in Gymnich dar.
■ Durch die Standortunion mit einem Rewe-Supermarkt wird das direkte Standortumfeld des
Planvorhabens wesentlich von einem Anbieter nahversorgungsrelevanter Sortimente geprägt.
■ Der Projektstandort verfügt über eine gute innerörtliche Erreichbarkeit, befindet sich aber abseits regional bedeutsamer, vielbefahrener Hauptverkehrsstraßen und wird vor diesem Hintergrund nur untergeordnet von „Zufallskunden“ profitieren können.
■ Im Rahmen der vorliegenden Analyse wird als potenzieller Betreiber der Filialist dm unterstellt,
der zurzeit den umsatzstärksten Betreiber im Angebotsformat des kleinflächigen Drogeriemarktes darstellt.
■ Die Genehmigungsfähigkeit des Planvorhabens soll über die Änderung der bisherigen Festsetzungen des Bebauungsplans Nr. 116 im Rahmen eines Vorhaben- und Erschließungsplanes (vorhabenbezogener Bebauungsplan) erfolgen.
6
Quelle: Amtsblatt der Stadt Erftstadt Nr. 23, 29. Jahrgang vom 03.09.2015
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
4 Wettbewerbssituation
Um Aussagen über die wettbewerblichen Rahmenbedingungen und mögliche absatzwirtschaftliche Auswirkungen treffen zu können, ist eine Betrachtung der relevanten Angebotsstrukturen erforderlich.
Da es sich bei dem Planvorhaben um die Ansiedlung eines Drogeriemarktes handelt und der vom Verbraucher in der Regel akzeptierte Zeit- und Wegeaufwand für den (regelmäßigen) Einkauf nahversorgungsrelevanter Sortimente stark begrenzt ist, konzentrieren sich die Wettbewerbsbetrachtungen auf die
nächstgelegenen Angebote in der Stadt Erftstadt sowie auf den südlichen Bereich der Nachbarstadt Kerpen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei die Wettbewerbsstrukturen in den umliegenden zentralen Versorgungsbereichen.
Abbildung 8: Zentrale Versorgungsbereiche im Standortumfeld
Quelle: Eigene Darstellung
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Die Verkaufsflächen der relevanten Einzelhandelsbetriebe wurden von der BBE Handelsberatung GmbH
erfasst und eine Umsatzschätzung vorgenommen. Ausgehend von betriebsformen- bzw. betreiberspezifischen Durchschnittswerten und unter Berücksichtigung weiterer relevanter Einflussfaktoren (u.a. das
ansprechbare Kaufkraftvolumen, die Wettbewerbssituation, die Attraktivität der Anbieter, die Stellplatzsituation etc.) wurden die Umsätze der Betriebe individuell hochgerechnet.
4.1
Relevanter Wettbewerb in den zentralen Versorgungsbereichen
der Stadt Erftstadt
Das im Stadtteil Gymnich, rd. 400 m nördlich vom Projektstandort entfernt gelegene Nahversorgungszentrum Gymnich stellt den dem Projektstandort nächstgelegenen zentralen Versorgungsbereich dar.
Es erstreckt sich entlang der Gymnicher Hauptstraße, beginnend mit dem Kreuzungsbereich Kerpener
Straße und Am Flutgraben im Norden bis zu dem Kreuzungsbereich Sternenstraße und Kunibertusplatz
im Süden.
Den größten Einzelhandelsbetrieb innerhalb des Nahversorgungszentrums stellt der Lebensmitteldiscountmarkt Norma an der Gymnicher Hauptstraße dar, der mit rd. 500 m² allerdings über keine marktgerechte Größendimensionierung verfügt. Ansonsten findet sich nur ein Streubesatz von Ladenhandwerksbetrieben sowie mehreren Dienstleitungs- und Gastronomiebetrieben.
Da innerhalb des Nahversorgungszentrums kein Anbieter im Drogeriewarensegment vorhanden ist, beschränkt sich das entsprechende Angebot auf die Randsortimente des Norma Lebensmittelmarktes und
dürfte sich auf maximal 0,4 Mio. € belaufen.
Rd. 2 km südlich des Projektstandortes befindet sich das Stadtteilzentrum Lechenich. Der Einzelhandelsschwerpunkt ist dort im Wesentlichen entlang der Bonner bzw. der Herriger Straße auszumachen.
Projektrelevant ist hier insbesondere die inhabergeführte Betrieb DroNova-Filiale an der Bonner Straße.
Hierbei handelt es sich um den ehemals als „Ihr Platz“ geführten Betrieb, der seit Anfang 2015 unter dem
7
neuen Franchisekonzept betrieben wird. In Bezug auf die Verkaufsfläche weist der Markt eine vergleichbare Größenordnung wie die in Liblar gelegene dm-Filiale auf, verfügt allerdings über keinen eigenen
Kundenparkplatz.
Als einziger Drogeriemarkt in Lechenich wird er dabei sowohl lokale Versorgungsfunktion übernehmen
als auch die sonstigen in der Ortsmitte vorhandenen Kunden des Stadtteilzentrums ansprechen können.
Darüber hinaus sind neben der Parfümerie Vollmar zudem die Lebensmittelanbieter Norma und Lidl im
Stadtteilzentrum vertreten, die in ihren jeweiligen Randsortimenten Drogeriewaren anbieten.
Insgesamt summiert sich die Verkaufsfläche im Drogeriewarensegment im Stadtteilzentrum Lechenich
auf rd. 400 m², auf denen nach eigener Prognose ein Umsatz von rd. 1,9 Mio. € erwirtschaftet wird.
7
Beliefert werden die einzelnen DroNova-Franchisenehmer von der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG, die v.a. in
Hamburg und im norddeutschen Raum insgesamt knapp 500 eigene Drogeriemärkte betreibt.
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
In dem jenseits der A 61 gelegenen Stadtteil Liblar befinden sich zwei zentrale Versorgungsbereiche: das
Stadtteilzentrum Liblar sowie das Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Straße.
Das Stadtteilzentrum Liblar umfasst im Wesentlichen den Standortbereich des Erftstadt-Centers mit
einer Lidl- Filiale, dem gegenüberliegenden Real SB-Warenhaus inkl. Shopzone sowie einem benachbarten dm Drogeriemarkt.
Der dm Drogeriemarkt stellt dabei nicht nur die nächstgelegene, sondern auch die einzige dm-Filiale im
Stadtgebiet von Erftstadt dar. Aufgrund dieses „Alleinstellungsmerkmals“, der Lage im Standortverbund
mit dem größten Lebensmittelmarkt der Stadt Erftstadt sowie des attraktiven Marktauftritts wird das
Marktgebiet dieses Anbieters deutlich über den Stadtteil Liblar hinausreichen, so dass die Filiale von entsprechenden Kaufkraftzuflüssen aus den sonstigen Ortslagen profitieren wird.
Gleichzeitig wird die in Liblar ansässige dm-Filiale den Hauptwettbewerber des in Gymnich geplanten
Drogeriemarktes innerhalb des Erftstädter Stadtgebietes darstellen.
Von großer versorgungsstruktureller Bedeutung ist zudem das über 4.000 m² große Real SB-Warenhaus,
das zugleich über ein umfassendes projektrelevantes Randsortimentsangebot verfügt. Als mit deutlichem
Abstand größter Lebensmittelanbieter in Erftstadt ist auch für diesen Markt von einer gesamtstädtischen
Ausstrahlung auszugehen. Insgesamt beläuft sich das Angebot im Drogeriewarensegment auf rd. 1.060
m², auf denen ein projektrelevanter Umsatz in Höhe von rd. 5,0 Mio. € erwirtschaftet wird.
Das Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Straße befindet sich rd. 1 km nördlich des Stadtteilzentrums
Liblar.
Kundenfrequenzstärkste Betriebe sind dort die Lebensmittelanbieter Rewe und Aldi. Das im Nahversorgungszentrum vorhandene Angebot wird zudem durch mehrere kleinteilige Einzelhandelsbetriebe sowie
Dienstleistungs- und Gastronomieanbieter ergänzt. Ein Drogeriemarkt ist dort nicht vorzufinden. Vor diesem Hintergrund übernehmen die vorhandenen Lebensmittelmärkte auch im Drogeriewarensegment
entsprechend hohe Versorgungsfunktionen.
Das vorhandene Drogeriewarenangebot beschränkt sich auf die im Randsortiment vorgehaltenen Angebote und beläuft sich auf rd. 230 m² bzw. rd. 1,2 Mio. €.
17
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 9: Relevante Angebotssituation
Quelle: Eigene Darstellung
18
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
4.2
Wettbewerber außerhalb der zentralen Versorgungsbereichen in der
Stadt Erftstadt
Außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche sind keine Drogeriefachmärkte vorzufinden. Das projektrelevante Angebot beschränkt sich daher im Wesentlichen auf das im Randsortiment der großen Lebensmittelmärkte geführte Drogeriewarenangebot.
Zu nennen sind diesbezüglich:
■ Rewe an der Dirmerzheimer Straße (Gymnich)
■ Rewe am Kölner Ring (Lechenich)
■ Aldi an der Zunftstraße (Lechenich)
■ Rewe und Netto An der Patria (Lechenich)
■ Norma an der Theodor-Heuss-Straße (Liblar).
4.3
Relevanter Wettbewerb in der Stadt Kerpen8
Das bipolare Hauptzentrum Kerpen ist rd. 5 km nördlich vom Projektstandort entfernt. Während der
südliche Bereich die Straßenzüge Stiftsplatz und Stiftsstraße bis Antoniterstraße, Hahnenstraße bis Alte
Landstraße im Norden und Kirchstraße im Süden, Kölner Straße von Ladenlokal Oberemm - Schmitz bis
zum Kreuzungsbereich Hahnenstraße umfasst, erstreckt sich der nördlicher Teil über den Bereich „Am
Falder“/“Auf dem Bürrig“.
Während im südlichen Bereich des Hauptzentrums neben den projektrelevanten Anbietern Lidl und
Rossmann auch die Bekleidungsanbieter Vögele sowie Hövel Moden die strukturprägenden Einzelhandelsbetriebe darstellen, konzentrieren sich im nördlichen Bereich des Hauptzentrums überwiegend großflächige Angebotsformate. Hervorzuheben sind u.a. das Kaufland SB-Warenhaus, der Elektrofachmarkt
Saturn, das Möbelhaus Roller sowie ein Obi Bau- und Gartenmarkt.
Die im Hauptzentrum Kerpen – nördlicher Teil lokalisierte dm-Filiale stellt im Norden den nächstgelegenen Markt innerhalb des eigenen Filialnetzes und als solches den wesentlichen Wettbewerber innerhalb
der Stadt Kerpen dar. Darüber hinaus wirkt der dm-Markt limitierend auf das Einzugsgebiet der in Gymnich geplanten Filiale ein. Ergänzt wird das projektrelevante Angebot durch die Randsortimentsabteilungen der dort ansässigen Lebensmittelanbieter, wobei insbesondere die Kaufland-Filiale ein umfassendes
Drogeriewarenangebot vorhält.
Demzufolge wird im Hauptzentrum Kerpen mit den modernen Drogeriemärkten dm und Rossmann sowie
den Randabteilungen der Lebensmittelmärkte (Kaufland, Penny, Lidl) ein umfangreiches Drogeriewarenangebot vorgehalten. Die projektrelevante Verkaufsfläche beläuft sich auf insgesamt rd. 1.100 m², auf
denen ein projektrelevanter Umsatz von rd. 5,3 Mio. € generiert wird.
8
Das aus dem Jahr 2008 stammende Einzelhandelskonzept der Stadt Kerpen wird derzeit fortgeschrieben und
befindet sich im (politischen) Abstimmungsprozess. Im Rahmen dieser Untersuchung wird auf das Standortkonzept des (noch) aktuellen Einzelhandelskonzeptes abgestellt.
19
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche, rd. 1,5 km westlich des Hauptzentrums befindet sich
der Fachmarktstandort „Einkaufszentrum Langenich“.
Wesentliche Angebotsüberschneidungen bestehen an diesem Standort insbesondere mit dem dort ansässigen Rossmann-Drogeriemarkt; untergeordnet auch mit den Randsortimenten der Lebensmittelmärkte Aldi und Rewe sowie des Sonderpostenanbieters Thomas Philipps.
In den südöstlichen Stadtteilen Brüggen, Balkhausen und Türnich sind mit Ausnahme der am Türnicher
Marktplatz ansässigen inhabergeführten Ihr Platz-Filiale keine weiteren Drogeriemärkte vorzufinden. Ergänzt wird das projektrelevante Angebot auch hier von den Randsortimenten der vorhandenen Lebensmittelmärkte (Rewe und Lidl in Türnich, Lidl und Netto in Brüggen).
Darüber hinaus bestehen Planungen, in Kerpen-Brüggen einen Rewe Lebensmittelmarkt zu errichten.
Detaillierte Informationen liegen zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Gutachtens nicht vor.
Nach Wettbewerbslagen differenziert, stellt sich die Angebotsstruktur im Drogerie-/ Parfümeriewarensegment wie folgt dar:
Abbildung 10: Nahversorgungsrelevante Angebotssituation
Verkaufsfläche
in m²
Relevante Standorte
Stadtgebiet Erftstadt, davon
Umsatz
in Mio. €
2.420
13,6
420
2,7
Stadtteilzentrum Liblar
1.060
5,7
Nahversorgungszentrum Gymnich
< 100
0,4
Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Str. (Liblar)
230
1,4
Sonstige Lagen (Rewe Dirmerzheimer Str.(Gymnich); Norma und
(Liblar); Rewe Kölner Ring und An der Patria, Netto an der Patria,
Aldi Zunftstr. (Lechenich))
650
3,4
2.640
11,5
1.200
6,4
nördlicher Teil
820
4,2
südlicher Teil
380
2,2
840
3,2
600
1,9
5.050
25,0
Stadtteilzentrum Lechenich
Stadtgebiet Kerpen, davon
Hauptzentrum Kerpen, davon
Einkaufszentrum Langenich
1)
Sonstige Lagen (Lidl, Netto, Heerstr. (Brüggen); Lidl Heerstr., Ihr
Platz, Rewe am Markt (Türnich))
Untersuchungsraum insgesamt
1)
Ohne das Planvorhaben in Kerpen-Brüggen
Quelle: Eigene Berechnungen, Rundungsdifferenzen möglich
20
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Fazit zur Wettbewerbssituation:
■ Die Drogeriewarenausstattung ist nach der insolvenzbedingten Schließung der früheren
Schlecker-Filialen als defizitär zu bewerten – dies gilt auch für Erftstadt-Gymnich sowie den
angrenzenden Stadtteilen (nördliches Stadtgebiet).
■ Im Mittelzentrum Erftstadt sind mit dm/ Liblar und DroNova/ Lechenich nur noch zwei Drogeriemärkte ansässig. Während die dm-Filiale aufgrund der guten verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der Verbundlage mit dem Real SB-Warenhaus derzeit von Kaufkraftzuflüssen
aus dem gesamten Stadtgebiet profitieren dürfte, wird der in Lechenich ansässige Drogeriemarkt vornehmlich Versorgungsfunktion für Lechenich und angrenzende Stadtteile übernehmen können.
■ Aufgrund der insgesamt defizitären Drogeriewarenausstattung wird der ansässige Lebensmitteleinzelhandel in überdurchschnittlichem Umfang Versorgungsfunktionen übernehmen.
Daher werden die vorhandenen Lebensmittelmärkte aktuell einen – im Bundesdurchschnitt
– überproportional hohen Marktanteil im Drogeriewarensegment erreichen.
■ Daneben stellen vor allem die für die in den nördlichen Stadtteilen lebende Bevölkerung nahegelegenen und verkehrlich gut angebundenen Angebotsstandorte in der Nachbarstadt
Kerpen attraktive Versorgungsalternativen dar, die dementsprechend von Kaufkraftzuflüssen aus Erftstadt profitieren werden .
Wie in Erftstadt auch, werden hierbei vor allem die Standorte „Am Falder“ bzw. das Einkaufszentrum Langenich profitieren können.
■ Die Anbieter Ihr Platz (Kerpen-Türnich) und DroNova (Lechenich) werden dagegen vor allem lokale Versorgungsfunktion übernehmen und nur untergeordnet von Kaufkraftzuflüssen
profitieren.
■ Vor dem Hintergrund der vorgefundenen Wettbewerbsstrukturen wird das Planvorhaben
somit grundsätzlich dazu in der Lage sein, eine – im nördlichen Stadtgebiet von Erftstadt –
bestehende Versorgungslücke zu schließen und derzeit abfließende Kaufkraft zukünftig
wohnortnah zu binden.
21
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
5 Nachfrageanalyse - Einzugsgebiet und Kaufkraftpotenzial
Das Einzugsgebiet umfasst denjenigen Siedlungsbereich, aus dem die Verbraucher überwiegend bzw. zu
großen Teilen das Planvorhaben zum Einkauf aufsuchen werden. Es stellt damit das Gebiet dar, in dem
das Untersuchungsvorhaben eine hohe Versorgungsbedeutung bei nahversorgungsrelevanten Sortimenten übernimmt bzw. übernehmen wird.
Unter Berücksichtigung der Angebots- und Nachfragesituation wird das Einzugsgebiet für das Untersuchungsobjekt abgegrenzt. Dabei sind für die Einkaufsorientierung der Bevölkerung grundsätzlich folgende
Faktoren von Bedeutung:
■ die Häufigkeit der Bedarfsdeckung im geplanten Sortimentsbereich
■ der vom Verbraucher in der Regel akzeptierte Zeit- und Wegeaufwand9
■ die projektrelevante Wettbewerbssituation, wie z. B. die Entfernung und die Attraktivität der relevanten Anbieter im engeren und weiteren Standortumfeld
■ die Attraktivität des Projektvorhabens, die u. a. durch die Dimensionierung, die Leistungsfähigkeit
und den Bekanntheitsgrad des Betreibers bestimmt wird,
■ die Qualität des Projektstandortes, die u. a. die verkehrliche Erreichbarkeit, die Lage zu Siedlungsschwerpunkten sowie ggf. Agglomerationseffekte umfasst,
■ Barrierewirkungen, ausgehend von den topographischen, infrastrukturellen oder baulichen Gegebenheiten,
■ traditionelle Einkaufsorientierungen der Bevölkerung.
Dazu ist anzumerken, dass ein Einzugsgebiet grundsätzlich nicht als statisches Gebilde anzusehen ist,
sondern vielmehr als modellhafte Abbildung eines Teilraumes, aus dem potenziell der wesentliche Kundenanteil eines Betriebes/ Standortverbundes stammt.
Für das Planvorhaben sind folgende Faktoren für die Reichweite des Kundenherkunftsgebietes von Bedeutung:
■ Die für den Drogeriemarkt geplante Verkaufsfläche (max. 750 m²) ordnet sich der am Standort
vorhandenen Verkaufsfläche des Rewe-Marktes (rd. 1.500 m²) deutlich unter.
■ Die räumliche Ausdehnung des Einzugsgebiets wird wesentlich von dem bereits am Standort vorhandenen Rewe-Markt mitbestimmt.
■ Sowohl der Angebotsschwerpunkt des Rewe-Marktes als auch des Planvorhabens liegt in den
nahversorgungsrelevanten Sortimenten, so dass diese Anbieter nur über räumlich begrenzte Einzugsgebiete verfügen. Denn mit zunehmender Häufigkeit der Bedarfsdeckung und abnehmen-
9
Mit zunehmender Häufigkeit der Bedarfsdeckung und abnehmendem spezifischen Wert des nachgefragten
Gutes nimmt der zum Einkauf akzeptierte Zeitaufwand ab. Dem zu Folge sind bei einem Angebot der Grundversorgung die Aktionsradien räumlich enger als bei Angeboten des längerfristigen Bedarfsbereichs (z.B. Möbelsortiment).
22
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
dem spezifischen Wert des nachgefragten Gutes nimmt der zum Einkauf akzeptierte Zeitaufwand
ab.
■ Die Firma dm ist sowohl in Erftstadt-Liblar als auch im Hauptzentrum Kerpen mit attraktiven Filialen vertreten. Diese werden limitierend auf die Ausstrahlkraft der in Erftstadt-Gymnich geplanten
Filiale einwirken.
■ In den umliegenden Ortslagen Lechenich, Liblar, Kerpen-Brüggen sowie dem Hauptsiedlungskörper von Kerpen sind jeweils vergleichbare Angebotsformate vorzufinden. Auch vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass der geplante Drogeriefachmarkt nur ein räumlich eingeschränktes Einzugsgebiet ansprechen kann und demzufolge vornehmlich lokale Versorgungsfunktion
übernehmen wird.
Unter Berücksichtigung der o. g. Aspekte lässt sich aus Gutachtersicht somit ein Einzugsgebiet abgrenzen, das im Wesentlichen die im nördlichen Bereich des Stadtgebietes gelegenen, derzeit unterversorgten Erftstädter Stadtteile Gymnich, Dirmerzheim und Kierdorf mit rd. 10.010 Einwohnern umfasst. Aufgrund der räumlichen Nähe sowie der verkehrlichen Anbindung ist darüber hinaus auch der an ErftstadtGymnich angrenzende Kerpener Stadtteil Brüggen mit rd. 4.660 Einwohnern dem Einzugsgebiet zuzuordnen.
Für die im Einzugsgebiet lebende Bevölkerung stellt der geplante Drogeriemarkt zusammen mit dem
bereits am Standort vorhandenen Rewe-Markt einen verkehrlich gut zu erreichenden, attraktiven (Nah-)
Versorgungsstandort dar.
Insgesamt umfasst das Einzugsgebiet des Planvorhabens ein Bevölkerungspotenzial von rd. 14.670
Einwohnern.
Aufgrund der vorab beschriebenen Wettbewerbsstrukturen im regionalen Umfeld sind dem Einzugsgebiet
darüber hinaus keine weiteren Teilgebiete zuzurechnen.
Über das abgegrenzte Einzugsgebiet hinaus sind zudem „Streuumsätze“ mit Kunden aus den umliegenden Stadtteilen zu erwarten. Diese werden im weiteren Verlauf der Untersuchung als sog. „diffuse Umsatzzuflüsse“ berücksichtigt.
23
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 11: Einzugsgebiet des geplanten Drogeriefachmarktes
Quelle: Eigene Darstellung
Das vorhabenrelevante Kaufkraftvolumen errechnet sich aus der Multiplikation der Bevölkerungszahl
im Einzugsgebiet mit dem statistisch ermittelten Pro-Kopf-Ausgabebetrag von rd. 297 € für das Drogeriewarensegment, gewichtet mit der jeweiligen sortimentsspezifischen Kaufkraftkennziffer für die Stadt Erftstadt bzw. Kerpen.
Die Höhe der Kaufkraftkennziffer wird durch die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung bestimmt. Die
Kennziffer gibt unabhängig von der Größe der Stadt das verfügbare Netto-Einkommen pro Einwohner im
24
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Verhältnis zum Gesamt-Einkommen der Bundesrepublik an, welches für die Ausgaben im Einzelhandel
zur Verfügung steht. Das sortimentsspezifische Kaufkraftniveau der Stadt Erftstadt liegt bei 103,9, in der
Stadt Kerpen dagegen bei 90,2.
Abbildung 12: Kaufkraftpotenziale im Einzugsgebiet im Drogeriewarensegment
Kaufkraft in Mio.
Einwohner
Niveau
Pro-Kopf
in €
Insg.
in Mio. €
Stadt Erftstadt
(Gymnich/ Mellerhöfe,
Dirmerzheim, Kierdorf)
Stadt Kerpen
(Brüggen)
Einzugsgebiet insg.
10.010
103,9
309
3,1
4.660
90,2
268
1,2
14.670
99,5
296
4,3
Quelle: Eigene Berechnungen unter Verwendung der MB-Research-Kaufkraftkennziffern;
Rundungsdifferenzen möglich
Nach den Zahlen der BBE-Marktforschung steht im abgegrenzten Einzugsgebiet im Drogeriewarensegment somit ein Kaufkraftvolumen in Höhe von insgesamt 4,3 Mio. € im Jahr zur Verfügung.
Fazit zum Einzugsgebiet:
■ Das Einzugsgebiet des geplanten Drogeriemarktes wird sich im Wesentlichen auf die nördlichen, aktuell unterversorgten Erftstädter Stadtteile sowie den angrenzenden Kerpener
Stadtteil Brüggen beziehen.
■ Umsätze mit Kunden aus den sonstigen Ortsteilen beschränken sich auf diffuse Streuumsätze.
■ Das nahversorgungsrelevante Kaufkraftpotenzial der im Einzugsgebiet lebenden Personen
beläuft sich auf rd. 4,3 Mio. € p. a.
25
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
6 Auswirkungsanalyse
6.1
Umsatzleistung des Planvorhabens
Die Einschätzung der Umsatzleistung des Planvorhabens bildet die Voraussetzung für die Bestimmung
der zu erwartenden Umsatzumlenkungen und der hierdurch möglicherweise hervorgerufenen städtebaulichen Auswirkungen.
Die Umsatzerwartung des Planvorhabens hängt zunächst von der Verkaufsflächengröße und von der
Sortimentsaufteilung ab. Hinzu kommen aber auch die Gesamtattraktivität des Standortes, die standortbezogene Wettbewerbsintensität, das ansprechbare Kaufkraftpotenzial sowie siedlungsräumliche und
topografische Gegebenheiten.
Als projektrelevant sind hierbei folgende Rahmenbedingungen zu betrachten:
■ Die Dirmerzheimer Straße übernimmt eine bedeutende innerörtliche Erschließungsfunktion für
den Stadtteil Gymnich; gesamtstädtisch bzw. regional ist diese allerdings nicht von Relevanz.
■ Aufgrund der Verbundlage mit dem bereits am Standort ansässigen Rewe-Markt wird das Planvorhaben von Verbundeffekten profitieren können. Zugleich werden aber auch untergeordnet
Wettbewerbsbeziehungen zu dem Rewe-Markt bestehen.
■ Die Wettbewerbsintensität im Drogeriewarensegment im weiteren Standortumfeld des Planvorhabens ist relativ hoch: Sowohl in den Erftstädter Stadtteilzentren als auch in der benachbarten
Stadt Kerpen sind direkte Wettbewerber vorzufinden.
■ In nördlicher und südlicher Richtung stellen die jeweils rd. 6 km entfernt im Kerpener Hauptzentrum (nördlicher Teil) gelegenen bzw. im Stadtteilzentrum Liblar lokalisierten, attraktiven dmFilialen einen limitierenden Faktor im Rahmen der Eigenkonkurrenz dar.
■ Das Planvorhaben soll in einer Zwischenlage zwischen den beiden dm –Filialen angesiedelt werden. Die damit einhergehende Filialnetzverdichtung wird ein bestehendes Versorgungsdefizit
schließen und somit zu einer Veränderung der bestehenden Kunden- und Kaufkraftströme der in
den derzeit unterversorgten Erftstädter Stadtteilen (Gymnich, Kierdorf, Dirmerzheim) lebenden
Bevölkerung führen.
Unter Berücksichtigung der vorgenannten Rahmenbedingungen prognostizieren die Gutachter für den
10
geplanten Drogeriefachmarkt einen Umsatz von insgesamt maximal rd. 3,9 Mio. €. Der weit überwiegende Anteil des zu erwartenden Umsatzes wird dabei auf die nahversorgungsrelevanten Sortimente
Drogeriewaren (rd. 2,6 Mio. €) und Lebensmittel (rd. 0,6 Mio. €) entfallen. Ein Umsatz in Höhe von insgesamt rd. 0,7 Mio. € wird mit sonstigen Sortimenten erwirtschaftet werden. Hierunter sind insbesondere die
Sortimente Babybekleidung, Tiernahrung/-pflege, Kerzen, Strumpfwaren, Bilderrahmen und Foto/Optik zu
verstehen.
10
Damit entspricht die zu erwartende Umsatzleistung dem durchschnittlichen Filialumsatz des Anbieters dm.
Quelle: dm-Homepage, Geschäftsjahr 2013/ 2014
26
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 13: Umsatzerwartung des Planvorhabens
Sortiment
Umsatzerwartung
in Mio. €
Drogeriewaren
2,6
Nahrungs- und Genussmittel
0,6
Nahversorgungsrelevante Sortimente
3,2
Sonstige Sortimente
0,7
Gesamt
3,9
Quelle: Eigene Berechnungen; Rundungsdifferenzen möglich
Vor dem Hintergrund der sortimentsbezogenen Umsatzstruktur wird in der weiteren Untersuchung zunächst das Drogeriewarensegment einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Bezogen auf das im Einzugsgebiet vorhandene sortimentsspezifische Kaufkraftpotenzial würde der geplante Drogeriemarkt durchschnittlich knapp 50 % binden (müssen). Unter Berücksichtigung der im Kapitel Marktsituation im Drogerieeinzelhandel dargelegten Distributionskanäle, der Lagebeziehungen sowie
der vorhandenen Wettbewerbssituation ist dieser Wert als unrealistisch hoch zu erachten.
Vor diesem Hintergrund ist der Prognoseansatz, den durchschnittlichen Filialumsatz anzusetzen, als
Worst-Case zu bewerten.
Abbildung 14: Marktanteile des geplanten Drogeriemarktes im Drogeriewarensegment
(Kernsortiment)
Umsatzherkunftsgebiete
erwarteter
Umsatz
in Mio. €
Umsatzanteil
in %
Kaufkraftpotenzial
in Mio. €
Kaufkraftbindungsquote
in %
Einzugsgebiet
2,1
80
4,3
48
diffuse Herkunft
0,5
20
./.
./.
Planvorhaben gesamt
2,6
100
./.
./.
Rundungsdifferenzen möglich
Quelle: eigene Prognose und Berechnungen
Es ist davon auszugehen, dass mit rd. 80 % der Großteil des zu erwartenden Umsatzes mit Kunden aus
dem Einzugsgebiet erzielt wird und rd. 20 % des Umsatzes (rd. 0,5 Mio. €) als Streuumsatz mit Kunden
aus den außerhalb des Einzugsgebietes gelegenen Wohnorten sowie Zufallskunden generiert wird.
27
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
6.2
Umsatzumverteilungseffekte
Im Hinblick auf die absatzwirtschaftlichen Auswirkungen ist der im Drogeriewarensegment zu erwartende
Umsatz des Planvorhabens als maßgebliche Bewertungsgröße heranzuziehen, der Auslöser für Veränderungen von Kaufkraftströmen sein kann und in deren Folge sich ggf. Auswirkungen auf bestehende
Angebotsstrukturen ergeben können.
Ausgehend vom Status quo werden die Veränderungen der Kaufkraftströme im Rahmen einer Kaufkraftstrom-Modellrechnung simuliert. Das Prognosemodell berücksichtigt folgende Faktoren:
■ Einwohnerzahlen und einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Untersuchungsgebiet
■ Zeitdistanzen im Einkaufsverkehr zwischen den Kundenwohnorten im Untersuchungsgebiet und
den relevanten Wettbewerbsstandorten
■ Standorte, Dimension und Attraktivität der relevanten Wettbewerber
■ Agglomerationseffekte am Planstandort.
Auf der Basis dieser Prognose können Aussagen darüber getroffen werden, welche Standorte durch die
Realisierung des Planvorhabens in welchem Umfang durch Umsatzeinbußen in den relevanten Sortimentsbereichen betroffen sind.
Anzunehmen ist dabei, dass der Umsatz, der im Realisierungsfall am Planstandort gebunden wird,
zwangsläufig Anbietern an anderer Stelle verloren geht. Denn weder ein erweiterter noch ein neuer Anbieter vergrößert den verfügbaren "Kaufkraftkuchen", sondern sorgt lediglich für eine räumliche Umverteilung des Umsatzes. Dies ist grundsätzlich als Ausdruck zulässigen Wettbewerbs zu sehen, kann aber für
die Genehmigungsfähigkeit des Planobjektes eine Rolle spielen, wenn dadurch nachteilige Auswirkungen
auf zentrale Versorgungsbereiche und die wohnortnahe Versorgung in Erftstadt und in den umliegenden
Kommunen ausgelöst werden können.
Bei der Einschätzung der zu erwartenden Umsatzverlagerungseffekte werden folgende Annahmen zugrunde gelegt:
■ Die durch die Einzelhandelsplanung hervorgerufenen Umsatzverlagerungen gehen in erster Linie
zu Lasten derjenigen Wettbewerber, die eine vergleichbare Marktpositionierung und Angebotsausrichtung mit dem geplanten Drogeriemarkt aufweisen.
■ Mit zunehmender Entfernung des Projektstandortes nimmt die Stärke der Umsatzverlagerungseffekte ab. Dies bedeutet, dass relevante Einzelhandelsbetriebe im näheren Umfeld des Projektstandortes stärker von Umsatzverlagerungen betroffen sind als weiter entfernt gelegene Einzelhandelsbetriebe.
■ Dieser Annahme liegt die Tatsache zugrunde, dass für den Verbraucher die Attraktivität von Einzelhandelsbetrieben mit zunehmender Zeitdistanz und des hiermit verbundenen steigenden Zeitund Kostenaufwandes geringer wird. Die Zeitdistanzempfindlichkeit der einzelnen Sortimente ist
jedoch unterschiedlich und wird wesentlich durch den Warenwert und die Häufigkeit der Nachfrage bestimmt.
■ So weisen insbesondere Güter des täglichen Bedarfs wie - z. B. Drogeriewaren - aufgrund des relativ niedrigen Warenwertes sowie der relativ hohen Einkaufsfrequenz eine hohe Zeitdistanzemp-
28
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
findlichkeit auf. Die Folge hiervon ist, dass bereits nach relativ kleiner Zeitdistanz die Nachfrage
nach nahversorgungsrelevanten Gütern deutlich abnimmt.
■ Aktuell stellt im Stadtgebiet von Erftstadt v.a. neben der im Stadtteilzentrum ansässigen einzigen
dm-Filiale auch die Randsortimentsabteilung des Real SB-Warenhauses den Angebotsschwerpunkt im Drogeriewarensegment dar. Darüber hinaus fungieren auch die in der Nachbarstadt Kerpen gelegenen Drogeriemärkte (Hauptzentrum Kerpen, Einkaufszentrum Langenich) als verkehrlich gut erreichbare Einkaufsalternativstandorte. Hinzu kommt auch die umfangreiche Randsortimentsabteilung von Kaufland (Hauptzentrum Kerpen-nördlicher Teil), in der ebenfalls projektrelevante Sortimente vorzufinden sind.
■ Aufgrund der defizitären Drogeriewarenausstattung in den Erftstädter Stadtteilen Gymnich, Dirmerzheim und Kierdorf bestehen hier derzeitig hohe Kaufkraftabflüsse, die vor allem bei den verkehrlich gut zu erreichenden Drogeriemärkten (v.a. dm/ Erftstadt-Liblar und Kerpen und Rossmann/Kerpen-Langenich) zu entsprechenden (Mehr-)Umsätzen führen. Darüber hinaus ist davon
auszugehen, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil der im Einzugsgebiet vorhandenen Drogeriewarenkaufkraft im Randsortiment der ortsansässigen Lebensmittelmärkte gebunden wird.
■ Der geplante (dm) Drogeriemarkt nimmt eine Zwischenlage zwischen den beiden dm-Märkten im
Norden (Kerpen-Hauptzentrum (nördlicher Teil) und Süden (Erftstadt-Stadtteilzentrum Liblar) ein.
Dies wird zu einer Verschiebung der jeweiligen Marktgebiete und damit zu Kannibalisierungseffekten innerhalb des eigenen Filialnetzes führen.
■ Das Planvorhaben wird in einem hohen Maße bislang an umliegende Standorte abfließende Kaufkraft zukünftig wohnortnah binden können.
Die vorstehenden Annahmen haben im Hinblick auf die durch die geplante Ansiedlung des dm-Marktes
zu erwartenden Umsatzverlagerungen folgende Konsequenzen:
29
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
Abbildung 15: Umverteilungseffekte des Planvorhabens
Umsatzverlagerungen im
Drogeriewarensegment
Umsatz
in Mio. €
Relevante Standorte
in Mio. €
in %
Stadtgebiet Erftstadt, davon
13,6
1,5
11
Stadtteilzentrum Lechenich
2,7
0,2
8
Stadtteilzentrum Liblar
5,7
0,8
13
Nahversorgungszentrum Gymnich
0,4
< 0,1
14
Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Str. (Liblar)
1,4
< 0,1
6
Sonstige Lagen, davon
3,4
0,4
12
0,7
0,3
41
2,7
0,1
4
11,5
0,8
7
6,4
0,5
8
nördlicher Teil
4,2
0,4
9
südlicher Teil
2,2
0,1
6
3,2
0,2
7
1,9
< 0,1
4
25,0
2,3
10
Diffuse Umverteilung
./.
0,3
./.
Umverteilungseffekte insgesamt
./.
2,6
./.
Rewe Dirmerzheimer Str.(Gymnich)
Sonstige Wettbewerber
(Norma (Liblar); Rewe Kölner Ring und An der Patria,
Netto An der Patria, Aldi Zunftstr. (Lechenich))
Stadtgebiet Kerpen, davon
Hauptzentrum Kerpen, davon
Einkaufszentrum Langenich
Sonstige Lagen
1)
(Lidl, Netto/ Brüggen; Lidl, Ihr Platz, Rewe/ Türnich)
Untersuchungsraum insgesamt
Quelle: Eigene Berechnungen, Rundungsdifferenzen möglich
Der prognostizierte Drogeriewarenumsatz des geplanten Anbieters wird sich auf etwa rd. 2,6 Mio. € belaufen, wovon der überwiegende Teil innerhalb von Erftstadt umverteilt wird.
Absolut werden sich die höchsten Umverteilungen mit rd. 0,8 Mio. € bzw. rd. 13 % auf die innerhalb des
Stadtteilzentrums Liblar ansässigen projektrelevanten Anbieter konzentrieren. Diese werden sich in erster
Linie gegenüber der dort vorhandenen dm-Filiale auswirken. Aufgrund der derzeitig defizitären Drogeriewarenausstattung wird dieser verkehrlich gut zu erreichende Anbieter allerdings derzeit hohe Kaufkraftzuflüsse – auch aus den nördlichen Stadtteilen von Erftstadt – zu verzeichnen haben, so dass er als sehr
umsatzstark einzuschätzen ist. Nach erfolgter Projektrealisierung wird sein Umsatz maximal auf ein leicht
unterdurchschnittliches Niveau fallen, so dass er auch zukünftig immer noch wirtschaftlich tragfähige
Umsatzleistungen generiert. Die Betriebsaufgabe dieses Anbieters ist somit –trotz deutlicher Wettbewerbsverschärfung- nicht zu erwarten.
Auch gegenüber der Randsortimentsfläche des Real SB-Warenhauses im Stadtteilzentrum Liblar werden
sich Umverlagerungen einstellen. Da dieser Anbieter aber neben den nahversorgungsrelevanten Sorti-
30
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
menten auch ein umfassendes Nonfood Angebot vorhält, sind ausreichend Spielräume vorhanden, um
auf Umsatzeinbußen in einzelnen Angebotssegmenten mit Sortimentsumstellungen zu reagieren.
Darüber hinaus werden auch die im Stadtteil Erftstadt-Gymnich ansässigen Lebensmittelmärkte Norma
und Rewe von Umsatzeinbußen in Höhe von insgesamt rd. 0,3 Mio. € betroffen sein, wobei der am Planstandort gelegene Rewe Markt deutlich höhere Umsatzverluste zu verzeichnen haben wird. Die sortimentsspezifischen Umverteilungsquoten liegen bei (deutlich) über 10 %. Bezogen auf den jeweiligen
Gesamtumsatz relativieren sich die Umlenkungen jedoch weitestgehend: Mit Umsatzeinbußen in Höhe
von rd. 3 – 4 % (Norma) bzw. 5 - 6 % (Rewe) werden sich keine geschäftsgefährdenden Größenordnungen ergeben, so dass beide Märkte auch weiterhin oberhalb der Rentabilitätsgrenze betrieben werden
können.
Für den Rewe-Markt ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass der geplante Drogeriefachmarkt den derzeitigen Solitärstandort von Rewe zukünftig versorgungsstrukturell aufwerten, zu höheren Frequenzen führen
und dadurch perspektivisch stabilisieren wird.
Umsatzeinbußen werden auch die im Stadtteilzentrum Lechenich (v.a. DroNova, Norma, Lidl) bzw. im
Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Straße (v.a. Aldi, Rewe) vorhandenen Anbieter zu verzeichnen
haben. Mit sortimentsspezifischen Umverteilungsquoten von 6 – 8 % ist der wirtschaftliche Fortbestand
dieser Wettbewerber aber auch weiterhin gewährleistet.
Untergeordnet werden auch die sonstigen, außerhalb der zentralen Versorgungsbereichen von Erftstadt
ansässigen Lebensmittelmärkte von Umlenkungseffekten betroffen sein. Mit insgesamt rd. 0,2 Mio. €
bzw. rd. 4 % werden sich hier einzelbetrieblich jedoch nur geringe Größen ergeben, aus denen Betriebsgefährdungen durchgängig auszuschließen sind.
Die Umverlagerungen gegenüber den Anbietern im Stadtgebiet von Kerpen werden insgesamt eine Umsatzgröße von max. 0,9 Mio. € erreichen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um das „Zurückholen“
derzeit aus dem Einzugsgebiet abfließender Kaufkraft, die zukünftig wohnortnah gebunden werden kann.
Von Umsatzumlenkungen werden demnach vor allem diejenigen Wettbewerber betroffen sein, die derzeit
von der defizitären Drogeriewarenausstattung in Erftstadt profitieren. Die einzelbetrieblich höchsten Umsatzeinbußen werden sich dabei gegenüber der im Hauptzentrum Kerpen, nördlicher Teil, ansässigen
dm-Filiale einstellen. Auch die Rossmann-Drogeriemärkte (Hauptzentrum Kerpen, südlicher Teil/ Einkaufszentrum Langenich) werden von Umsatzeinbußen betroffen sein. Die Betriebsaufgabe einer der
Anbieter ist aber nicht zu erwarten. Denn unter Berücksichtigung der Angebotsstruktur im Untersuchungsraum sowie der ansprechbaren Bevölkerungs- bzw. Kaufkraftpotenziale im jeweiligen Marktgebiet
werden diese Anbieter auch nach erfolgter Wettbewerbsverschärfung weiterhin oberhalb der Rentabilitätsschwelle betrieben werden können.
Gegenüber allen sonstigen Anbietern (v.a. Ihr Platz in Türnich, Lebensmittelmärkte in Türnich, Brüggen)
wird nur eine geringe Umsatzgröße umverteilt. Aufgrund der geringen Höhe der prognostizierten Umverteilungseffekte ist nicht davon auszugehen, dass hierdurch einzelne Wettbewerber in ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit gefährdet werden.
Außerhalb des Untersuchungsraumes wird ein Umsatzanteil von max. 0,3 Mio. € im Rahmen einer diffusen Umverteilung generiert, der vor allem auf die am Standort zu erwartenden Streuumsätze zurückzuführen ist. Aufgrund der geringen Höhe der prognostizierten Umverteilungseffekte sowie der Vielzahl an
31
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
potenziellen Wettbewerbsbetrieben ist nicht davon auszugehen, dass hierdurch einzelne Wettbewerber in
ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit gefährdet werden.
Für das Lebensmittelsegment ist von folgendem Sachverhalt auszugehen: Das von dm vorgehaltene
Lebensmittelangebot umfasst neben (Bio-)Lebensmitteln, Tee, Getränken und Säften auch Süßwaren
und Nahrungsergänzungspräparate. Vor dem Hintergrund der vorgefundenen Angebotsstrukturen werden diese derzeit v.a. von den großen Vollsortimentsbetrieben vorgehalten.
Aufgrund der vergleichsweise geringen Umsatzgröße von insgesamt rd. 0,6 Mio. € (vgl. Abbildung 13)
werden die entsprechenden Umlenkungen bei den einzelnen Marktteilnehmern mit kaum wahrnehmbaren
Umsatzeinbußen einhergehen. Einzig der benachbarte Rewe-Markt wird mit rd. 0,1 – 0,2 Mio. € von
quantifizierbaren Umverlagerungen betroffen sein.
6.3
Städtebauliche Bewertung
Für die städtebauliche Bewertung des Vorhabens ist entscheidend, ob durch die induzierten Umsatzverlagerungseffekte zentrale Versorgungsbereiche in ihrer Funktionalität geschädigt werden oder die Nahversorgung in Wohngebieten nachteilig beeinflusst wird. Dies wäre dann zu unterstellen, wenn infolge der
geplanten Ansiedlung des Drogeriemarktes solche Betriebe geschlossen werden, die für die Funktionsfähigkeit bestehender Versorgungszentren wichtig sind, ohne dass adäquate Nachnutzungen realisiert
werden können.
Die BBE Handelsberatung GmbH vertritt die gutachterliche Einschätzung, dass durch die aktuell
geplante Ansiedlung des Drogeriemarktes in Erftstadt-Gymnich – unter dem Vorbehalt fehlender
Entwicklungsmöglichkeiten im Nahversorgungszentrum von Gymnich – keine nachteiligen Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche in Erftstadt sowie in den umliegenden Städten
und Gemeinden zu erwarten sind.
Folgende Gründe sprechen zusammenfassend für diese Einschätzung:
■ Der Planstandort befindet sich außerhalb des im Einzelhandelskonzept abgegrenzten Nahversorgungszentrums Gymnich, das als solches Versorgungsfunktion für die in Gymnich bzw. dem benachbarten Dirmerzheim lebende Bevölkerung übernehmen soll.
■ Aufgrund des nur begrenzten Marktpotenzials wird kein weiterer Drogeriemarkt in Gymnich rentabel zu betreiben sein.
■ Im kommunalen Einzelhandelskonzept wird eine Öffnung außerhalb des abgegrenzten Zentrums
gelegener Areale für den nahversorgungsrelevanten Einzelhandel an die Bedingung geknüpft,
dass „Standortalternativen in der Ortsmitte ausgeschlossen werden müssen.“
Hierbei haben zwar Überlegungen zur Neuaufstellung des ortsansässigen Norma-Marktes im
Vordergrund gestanden, im Grundsatz dürfte dies aber auch für den geplanten Drogeriemarkt gelten.
■ Diesbezüglich ist festzuhalten, dass die im Einzelhandelskonzept hierfür empfohlenen mindergenutzten Flächen im Bereich des Parkplatzes an der Kreissparkasse seit Verabschiedung des
kommunalen Einzelhandelskonzeptes im Oktober 2011 noch keiner neuen Nutzung zugeführt
worden sind. Auch sind diesbezüglich keine Planungen bekannt. Die im Einzelhandelskonzept für
Gymnich vorgeschlagene, die Nahversorgungssituation stabilisierende Entwicklung (Explizit: Neu-
32
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
ansiedlung eines „marktfähigen“ Discounters bzw. Verlagerung Norma) hat somit trotz positiver
planerischer Voraussetzungen nicht stattgefunden.
■ Auch dass die Stadt Erftstadt das aktuelle Planverfahren zur Ansiedlung eines Drogeriemarktes
bereits begonnen hat spricht aus Sicht der BBE Handelsberatung GmbH dafür, dass das im Ein11
zelhandelskonzept vorgeschlagene Standortareal an der Kreissparkasse nicht verfügbar ist.
■ Das Planvorhaben sieht die Ansiedlung eines Drogeriemarktes in einer für Neubauten marktüblichen Größendimensionierung vor (max. 750 m²).
■ Neben dem Kernsortiment Drogeriewaren sowie Nahrungs- und Genussmittel werden in untergeordnetem Umfang sonstige Nonfood-Sortimente (u.a. Tierfutter, Babybekleidung, Haushaltswaren,
Fotoartikel) angeboten.
■ Der Angebotsschwerpunkt des Planvorhabens ist gemäß „Erftstädter Sortimentsliste“ eindeutig in
den nahversorgungsrelevanten Sortimenten auszumachen.
■ Vor dem Hintergrund eines – seit dem Rückzug der Schlecker-Filiale – fehlenden Drogeriemarktes
im Stadtteil Gymnich ist davon auszugehen, dass auf diese Betriebsform ausgerichtete Kunden
sich derzeitig nicht wohnortnah versorgen können und vor allem auf die verkehrlich gut zu erreichenden Angebotsstandorte in Erftstadt-Liblar („Erftstadt-Center“) bzw. dem benachbarten Kerpen
(„Erft-Karree/EKZ Langenich) ausweichen.
■ Grundsätzlich wird der geplante Drogeriemarkt somit in der Lage sein, ein in den nördlichen Stadtteilen von Erftstadt bestehendes Versorgungslücke schließen zu können.
■ Bei den mit der Projektrealisierung zu erwartenden Umsatzverlagerungen wird es sich daher in
erster Linie auch um das „Rückholen“ bislang abfließender Kaufkraft handeln.
■ Durch den geplanten Drogeriemarkt wird es nach Einschätzung der BBE Handelsberatung somit
zu einer deutlichen Verbesserung der wohnortnahen Versorgung in den nördlichen Stadtteilen von
Erftstadt kommen: Denn zukünftig würde in Gymnich mit einem Lebensmittel-Discounter (Norma),
einem Vollsortimenter (Rewe) und dem geplanten Drogeriemarkt ein umfassendes nahversorgungsrelevantes Angebot vorgehalten werden.
■ Umsatzumverlagerungen im Zuge der Projektrealisierung werden insbesondere diejenigen Anbieter hinzunehmen haben, die derzeit am stärksten von der defizitären Drogerieausstattung bzw. der
aus dem Einzugsgebiet abfließenden Kaufkraft profitieren.
Zu einem wesentlichen Teil werden die zu erwartenden Umsatzumverlagerungen innerhalb des
eigenen Filialnetzes stattfinden und die in etwa gleich weit entfernt gelegenen dm-Filialen in Erftstadt-Liblar bzw. Kerpen betreffen. Eine Betriebsaufgabe dieser als umsatzstark zu bewertenden
Filialstandorte ist nicht zu erwarten.
■ Hohe sortimentsbezogene Umverteilungsquoten werden sich auch gegenüber den in Gymnich
ansässigen Lebensmittelmärkten ergeben. Bezogen auf den jeweiligen Gesamtumsatz werden
diese mit 3 – 5 % aber keinesfalls geschäftsgefährdende Größendimensionen einnehmen.
Somit wird auch der in zentraler Lage von Gymnich ansässige Norma-Discountmarkt weiterhin
oberhalb der Rentabilitätsschwelle betrieben werden können.
■ Auch sonstige Wettbewerber werden durch das Planvorhaben nicht in ihrem wirtschaftlichen Fortbestand gefährdet sein.
11
Den im Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Erftstadt erfolgten Standortempfehlungen haben ausschließlich städtebaulich-funktionale Aspekte zu Grunde gelegen. Eine tiefergehende Überprüfung der einzelnen Potenzialflächen im Stadtgebiet (tatsächliche Verfügbarkeit, Baurecht, Denkmalschutz etc.) hat nicht
stattgefunden.
33
Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
■ Aufgrund der geringen Umverlagerungen gegenüber Standorten außerhalb des Untersuchungsraumes ist auch nicht davon auszugehen, dass hier die Funktionsfähigkeit zentraler Versorgungsbereiche oder der wohnungsnahen Versorgung beeinträchtigt wird und die Zutrittschancen von
Betrieben gleicher Marktausrichtung durch das Planvorhaben eingeschränkt werden.
■ Die Randsortimente des Drogeriemarktes (u. a. Nahrungs- und Genussmittel, Baby- und Kinderbekleidung, Tiernahrung, Fotoartikel) stellen eine Abrundung des vorgehaltenen Kernsortiments
dar. Aufgrund des nur geringen Umsatzvolumens je Sortiment sind städtebaulich relevante Auswirkungen auszuschließen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass sich die zu erwartenden Wettbewerbswirkungen auf eine Vielzahl von Betrieben beziehen werden.
■ Im Fazit stellt das Planvorhaben eine sinnvolle Entwicklung der wohnungsnahen Versorgung für
das nördliche Stadtgebiet von Erftstadt dar, die keine nachteiligen Auswirkungen auf die benachbarten zentralen Versorgungsbereiche und die wohnungsnahe Versorgung erwarten lässt.
Im Sinne der im Einzelhandelskonzept für Gymnich formulierten Entwicklungsempfehlungen wäre
allerdings zunächst zu prüfen, ob nicht innerhalb des Nahversorgungszentrums für die Aufnahme
eines modernen Drogeriemarktes infrage kommende Flächenpotenziale vorhanden sind.
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
7 Fazit
■ Im südlichen Ortseingangsbereich von Erftstadt-Gymnich ist auf einem bislang brachliegenden
Nachbargrundstück des Rewe-Supermarktes die Ansiedlung eines Drogeriemarktes mit einer
Verkaufsfläche von max. 750 m² geplant.
■ Der Projektstandort befindet sich außerhalb eines im Rahmen des kommunalen Einzelhandelskonzeptes abgegrenzten zentralen Versorgungsbereiches.
■ Durch den unmittelbar benachbarten Rewe-Markt wird das direkte Standortumfeld des Planvorhabens wesentlich von einem Anbieter nahversorgungsrelevanter Sortimente geprägt.
■ Im Zuge der Wettbewerbsanalyse konnte aufgezeigt werden, dass sich die relevante Angebotsstruktur in Erftstadt räumlich differenziert darstellt. Während im südlichen Bereich der Stadt Erftstadt mit den innerstädtisch gelegenen Drogeriemärkten sowie der umfangreichen Randsortimentsabteilung des Real SB-Warenhauses ein entsprechendes Angebot vorgehalten wird, beschränkt sich das Angebot im nördlichen Stadtgebiet hingegen im Wesentlichen auf die Randsortimente der dort vorhandenen Lebensmittelmärkte.
■ Aufgrund dieser als defizitär zu bezeichnenden Ausstattung im Drogeriesegment ist demnach davon auszugehen, dass derzeitig hohe Kaufkraftabflüsse aus den nördlichen Erftstädter Stadtteilen
in Richtung der im Stadtteil Liblar ansässigen Angebotsstandorte bestehen. Auch die in der Nachbarstadt Kerpen gelegenen Drogeriemärkte – insbesondere im Erft-Karree sowie dem Einkaufszentrum Langenich - fungieren als verkehrlich gut erreichbare Einkaufsalternativstandorte. Darüber hinaus werden die ortsansässigen Lebensmittelmärkte (Rewe, Norma) aktuell einen – im
Bundesdurchschnitt – überproportional hohen Umsatzanteil im Drogeriewarensegment erreichen.
■ Das projektrelevante Einzugsgebiet des Planvorhabens umfasst daher im Wesentlichen die Erftstädter Stadtteile Gymnich, Dirmerzheim und Kierdorf. Darüber hinaus ist dem Einzugsgebiet aufgrund der räumlichen Nähe sowie der guten verkehrlichen Anbindung auch die östlich gelegene
Ortslage Kerpen-Brüggen zuzuordnen.
■ Für die im Einzugsgebiet des Planvorhabens lebende Bevölkerung wird das im Verbund mit dem
Rewe-Markt agierende Planvorhaben einen verkehrlich gut zu erreichenden, attraktiven (Nah-)
Versorgungsstandort darstellen.
■ Im Einzugsgebiet des Planvorhabens leben insgesamt rd. 14.670 Einwohner, die im Drogeriewarensegment über ein Nachfragevolumen von insgesamt rd. 4,3 Mio. € verfügen.
■ Es wurde aufgezeigt, dass von dem im Worst-Case-Szenario maximal zu erwartenden Gesam-
tumsatz des Planvorhabens (rd. 3,9 Mio. €) etwa 3,2 Mio. € in den nahversorgungsrelevanten Sortimenten erwirtschaftet werden. Der Angebotsschwerpunkt des Planvorhabens liegt mit rd. 2,6 Mio. € dabei eindeutig im Kernsortiment Drogeriewaren.
■ Die geplante dm-Filiale nimmt eine Zwischenlage zwischen den beiden dm-Märkten im Norden
(Kerpen-Hauptzentrum (nördlicher Teil) und Süden (Erftstadt-Stadtteilzentrum Liblar) ein. Die
Realisierung des Planvorhabens wird zu einer Verschiebung der jeweiligen Marktgebiete und damit zu Kannibalisierungseffekten innerhalb des eigenen Filialnetzes führen.
■ Vor diesem Hintergrund werden die zu erwartenden Umsätze in hohem Maße gegenüber den
nächstgelegenen dm-Filialen umverteilt und dort mit entsprechend hohen Umsatzeinbußen einhergehen.
■ Allerdings kann beiden Märkten derzeit eine hohe Umsatzleistung zugesprochen werden. Nach
erfolgter Wettbewerbsverschärfung wird diese auf ein maximal leicht unterdurchschnittliches Niveau fallen, so dass auch zukünftig immer noch wirtschaftlich tragfähige Umsatzleistungen gene-
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Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Erftstadt
riert werden. Eine Gefährdung der Funktionsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche ist daher
nicht zu erwarten.
■ Hohe sortimentsbezogene Umverteilungsquoten werden sich auch gegenüber den in Gymnich
ansässigen Lebensmittelmärkten (Rewe, Norma) ergeben. Bezogen auf den jeweiligen Gesamtumsatz werden diese mit 3 – 5 % aber keinesfalls geschäftsgefährdende Größendimensionen
einnehmen.
Somit wird auch der in zentraler Lage von Gymnich ansässige Norma-Discountmarkt weiterhin
oberhalb der Rentabilitätsschwelle betrieben werden können.
■ Umsatzumlenkungen in einer betriebsgefährdenden Größenordnung gegenüber sonstigen Wettbewerbern in zentralen Versorgungsbereichen der Stadt Erftstadt oder in Nachbarkommunen sind
ebenfalls auszuschließen.
■ Außerhalb zentraler Versorgungsbereiche gelegene Wettbewerber werden im Zuge der Projektrealisierung durchgängig nicht existenziell gefährdet sein.
■ Es konnte aufgezeigt werden, dass mit der Projektrealisierung bestehende Kaufkraftabflüsse reduziert und zukünftig wohnortnah gebunden werden.
■ Insgesamt betrachtet stellt der geplante Drogeriemarkt - unter dem Vorbehalt fehlender Entwicklungsmöglichkeiten im Nahversorgungszentrum von Gymnich - versorgungsstrukturell somit eine
sinnvolle Entwicklung der derzeit defizitären wohnungsnahen Versorgung im nördlichen Stadtgebiet von Erftstadt dar. Diesbezüglich konnte aufgezeigt werden, dass das Planvorhaben dazu in
der Lage sein wird, zukünftig zu einer umfassenden Nahversorgung in Gymnich beizutragen und
bestehende Kaufkraftabflüsse perspektivisch wohnortnah binden zu können, ohne dass negative
Auswirkungen im Sinne von § 11 Abs. 3 BauNVO auf zentrale Versorgungsbereiche in Erftstadt
und dem Umland sowie auf der wohnortnahen Versorgung dienende Angebotsstandorte zu erwarten sind.
Köln, im November 2015
BBE Handelsberatung GmbH
i. V. Anna Heynen
i. V. Rainer Schmidt-Illguth
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