Daten
Kommune
Kreuzau
Größe
13 kB
Datum
24.04.2007
Erstellt
23.04.08, 19:44
Aktualisiert
04.08.15, 09:58
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Unser Nachbar - das Tierheim für den Kreis Düren
Zum 40. Geburtstag des Tierschutzvereins
In direkter Nachbarschaft zu unserer Gemeinde liegt das Tierheim. Viele unserer Bürger sind
dort oder im angrenzenden Wald als Spaziergänger oder sogar mit ihren Hunden unterwegs.
Kaum einer ahnt, was alles hinter dem Tierheim steckt und dass es für NRW einzigartig ist.
Das Tierheim ist als „Offenes Tierheim“ konzipiert und unterscheidet sich dadurch von allen
anderen Einrichtungen dieser Art in unserem Land. „Offen“ bedeutet, dass es an rund 360
Tagen im Jahr für 7-8 Stunden täglich für Besucher geöffnet ist. Mit freiem Zugang besuchen
viele Familien das Tierheim, und besonders die Kinder können sich über das Leben der Tiere informieren. Aber auch eine ganze Reihe Erwachsener lässt sich durch den Kontakt zu
den Tieren im Heim zu einem Leben mit den selben bewegen. So werden im Tierheim jährlich rund 500 Hunde, 550 Katzen und eine ganze Reihe von Kleinnagern und Vögeln aufgenommen und wieder an neue Besitzer vermittelt. Das Heim ist für den ganzen Kreis Düren
zuständig und somit Servicepartner für die rund 240.000 Einwohner und ihre Tiere. Aber
auch der Schutz der sogenannten Nutztiere und der heimischen Wildtiere liegt den Tierschützern von Burgau am Herzen.
Außergewöhnlich ist das Heim nicht nur wegen der ausgedehnten Öffnungszeiten und einem
freien Zugang. Mit über 50.000 m2 ist es von der Fläche eines der Größten in Deutschland,
und auch die Vielfalt der Tiere ist einzigartig. Dabei legt der Vorstand um Günther Oltrogge
besonderen Wert darauf, dass bis auf wenige Ausnahmen alle Tiere aus Tierschutzfällen
stammen. Ob nun die Grünen Meerkatzen, die aus einer Beschlagnahmung kamen, oder der
Silberfuchs, der aus einer Pelzfarm „entlaufen“ ist, die Tiere haben alle ein Schicksal erlebt.
Nur drei Ausnahmen gibt es aus dieser Regel. Die Rhönschafe sind eine alte Haustierrasse,
die vom Aussterben bedroht ist und unter anderem vom Dürener Tierheim in ihrer Art erhalten wird. Das Damwild wurde aus der Gründerzeit im Jahr 1965 von der damaligen Waldschule übernommen und schließlich die Brakelhühner; sie sind eine alte Haustierrasse, die
ebenfalls fast von der Bildfläche verschwunden ist. Nur im Tierheim und wenigen anderen
Haltungen ist diese Zweihuhnrasse noch zu sehen. Zweihuhnrasse? Ja, diese Tiere sind
nicht wie heute in der industrialisierten Landwirtschaft üblich, als Fleisch gebendes oder Eier
produzierendes Huhn gezüchtet worden, sondern in ihrer alten Art erhalten geblieben. In
dieser Rasse wurde schon in den vergangenen Jahrhunderten das heimische Hofhuhn gesehen.
Um die Versorgung der Tiere und den Service für die Bevölkerung sicher zu stellen, beschäftigt der Tierschutzverein für den Kreis Düren e.V. 10 hauptamtliche Mitarbeiter. Neben der
Tierheimleiterin Heide Lauth und ihrem Mann sind weitere zwei ausgebildete Tierpflegerinnen, vier Auszubildende, ein Zivildienstleistender und eine Bürokraft für den Verein tätig. Sie
werden von rund 30 Ehrenamtlichen unterstützt, die vom Vorstand bis zum Hundeausführer
vielfältige Aufgaben wahrnehmen.
Die Lage im Naherholungsgebiet Burgau beschert dem Tierheim geschätzte 30.000 Besucher pro Jahr. Eine große Zahl, um die der Verein von den Nachbartierheimen beneidet wird.
So viel Zuspruch ist bei den anderen Tierheimen nicht üblich, und dort müssen regelmäßige
Feste veranstaltet werden, um auf sich und die Tiere aufmerksam zu machen. Die starke
Publicity ist für das Dürener Heim jedoch auch eine große Verpflichtung. „Wir stehen sehr
stark im Lichte der Öffentlichkeit“ sagt Jürgen Plinz, im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit
verantwortlich, und fährt fort: „Die Besucher nehmen häufig intensiven Anteil am Zustand
und Schicksal unserer Tiere.“ Schon deshalb legt man im Tierheim besonderen Wert auf
eine tiergerechte Pflege, Sauberkeit und Ordnung.
So ist das Tierheim, in dem vor rund 13 Jahren ein Umbau und Modernisierungsweg begonnen wurde, seiner Zeit als Mustertierheim für den ländlichen Raum gebaut worden. Mit den
innovativen Umbauten in den letzten Jahren und zuletzt der Sanierung und Modernisierung
des Hundehauses erhebt das Heim auch weiter Anspruch, als mustergültig in vielen Teilbereichen zu gelten.
„Auch heute noch kommen Vorstände und Tierheimleitungen aus anderen Tierheimen zu
uns, um sich über unser Konzept zu informieren. Vor Kurzem hatten wir sogar Besuch aus
Spanien, wo man sich für unsere Lösungsansätze sehr interessiert hat“ sagt Plinz.
Einer der sicher nachahmenswerten Lösungswege aus Düren ist die der „Zähmung“ von
verwilderten Hauskatzen. Schon viele Jahre werden im Tierheim Kastrationsprogramme für
verwilderte Hauskatzen durchgeführt. Verantwortlich dafür ist Dr. med. vet. Werner Grisko,
der seit der Gründungszeit dem Vorstand angehört und über 35 Jahre lang die Tiere des
Heimes medizinisch versorgt hat.
„Immer wieder kommen Katzen in unser Heim, die nicht an den Menschen gewöhnt sind und
sich nicht als Wohnungskatze eignen“ sagt Dr. Grisko. Nach dem es immer schwieriger wurde, diesen Tieren einen Platz auf einem Bauernhof zu vermitteln, wurde diese Katzengruppe,
ca. 40 Tiere stark in einem neuen Teil des 1999 eingeweihten Toni Dresia Hauses untergebracht. Auf Entscheidung von Dr. Grisko erhielten die Katzen nach einer Eingewöhnungsphase einen Ausgangweg in über 2 Metern Höhe, der für Füchse unerreichbar ist. Schnell
hatten die Katzen den Weg gefunden und bewegen sich seitdem frei unter den Besuchern
des Tierheimes. So verlieren sie nach und nach die Scheu, lassen sich anfassen und werden
zutraulich. „Wenn sich eine Katze gerne hochheben lässt, können wir sie dann doch in eine
Familie vermitteln“ freut sich Dr. Grisko
Von den Gebäuden aus der Gründerzeit stehen nur noch zwei alte Schuppen. Damals wurden sie als Hundezwinger benutzt, heute dienen sie den Wellensittichen und den Kaninchen
als Unterkunft. Ansonsten ist heute kein Gebäude älter als 13 Jahre. 1989 erbaute man zunächst das Hundehaus und den Versorgungstrakt, dem folgte das Katzenhaus. Nach einer
finanziellen Erholungsphase erarbeitete der Vorstand ein Modernisierungskonzept, das heute vollständig umgesetzt ist. Neue Volieren im Eingangsbereich, in denen neben den Meerkatzen auch Großsittiche und Papageien leben, folgten.
Danach wurde ein zentrales Heulager mit Futterraufe direkt auf der Damwildweide errichtet.
Geplant und bauleiterisch umgesetzt wurden alle Hochbaumaßnahmen von Vorstandmitglied
und Architekt Erich Bellschan von Mildenburg. Auch umwelttechnologisch ist das Tierheim
z.B. mit einer Verrieselung des Regenwassers auf dem Stand der Zeit. 1997 wurde für alle
Abwässer eine 650 m lange Druckkanalleitung bis zur städtischen Kanalisation am Schloss
gelegt. Alle Tiefbauarbeiten werden von Vorstandsmitglied Bernd Nork aus dem Ingenieurbüro Nork und Berger geplant und beaufsichtigt. 1999 wurde das Toni Dresia Haus, das nach
seinem Hauptfinanzier benannt wurde, eingeweiht.
Im Jahr 2001 errichtete man einen neuen Offenstall für Pferd, Ponys und Schafe. In ihm
finden interessierte Besucher auch einen artgerecht eingerichteten Hühnerstall, in dem die
Brakelhennen zeigen, wie man Eier legt, ohne in Käfigbatterien eingesperrt zu sein. Für die
meisten Kinder eine Beobachtung, die sie sonst zuvor live nie erlebt haben. Im gerade vergangenen Jahr veränderte sich das Tierheim weiter. Es wurde ein Hundeparcours eingerichtet, damit insbesondere jene Hunde, die aufgrund der Landeshundeverordnung länger als
früher im Tierheim untergebracht sind, eine echte Abwechslung im Tagesablauf erfahren,
aber meist auch Neues aus der Benimmschule erlernen können. Direkt neben dem Parcours
entstand aus „Bauresten“ ein neuer Taubenschlag. Tierheimleiterin Heide Lauth weiß zu berichten, dass besonders zu Zeiten von Wettflügen der Taubenzuchtvereine fast täglich erschöpfte und überforderte Tauben im Tierheim stranden.
Vorläufig letzter Bauabschnitt war die gerade abgeschlossene Sanierung des Hundehauses.
Sie war insbesondere durch über 150% Auslastung notwendig geworden, die durch Inkrafttreten der Landeshundeverordnung entstanden war.
Abschließend bleibt meist die Frage nach dem Geld. Schatzmeisterin Sabine Korte verwaltet
jährlich einen Etat von rund 350.000 Euro, - steigende Tendenz. Von diesem Betrag sind nur
157.000 Euro durch eine Aufwandsentschädigung der Städte und Gemeinden des Kreises
Düren fest gedeckt. Den großen Rest müssen Heim und Verein erwirtschaften und durch
Mitgliedsbeiträge und Spenden decken. „ Eine jährlich neue und anspruchsvolle Aufgabe“
meint Jürgen Plinz.