Daten
Kommune
Linnich
Größe
109 kB
Datum
01.10.2015
Erstellt
18.09.15, 12:16
Aktualisiert
18.09.15, 12:16
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT LINNICH
Beschlussvorlage
Der Bürgermeister
- öffentlich -
Drucksache B-92/2015
Beratungsfolge
Termin
Ausschuss für Kultur, Sport, Generationen und
Soziales
01.10.2015
Dienststelle
Datum:
Sachbearbeiter:
Fachbereich FB1
16.09.2015
Herr Helm
TOP
Aktenzeichen
Zuweisung und Unterbringung von Asylbewerbern, Aussiedlern und Obdachlosen
Finanzielle Auswirkungen
X
Die Vorlage berührt nicht den Etat
Die Vorlage berührt den Etat auf der Einnahmeseite
Mittel stehen zur Verfügung
Hh.-Stelle
Haushaltsausgabereste
Bisher angeordnet
Investitionsprogramm
Verpflichtungsermächtigung
Mittel werden über-/außerplanmäßig bereitgestellt Hh.-Stelle
Deckungsvorschlag:
Gez. Hensen
(Kämmerei)
Beratungsergebnis
Einstimmig
Mit Stimmenmehrheit
Laut Beschlussvorschlag
Abweichender Beschlussvorschlag
Ja _____ Nein _____ Enthaltungen _____
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss nimmt von der Beschlussvorlage Kenntnis und fasst in diesem Zusammenhang
folgenden Beschluss: …
Problembeschreibung/Begründung:
Die Prognose der Bundesregierung, dass im Jahr 2015 mit 300.000 Zugängen asylbegehrender
Menschen zu rechnen ist, wurde im August d. J. durch den Bundesinnenminister De Maizière
dahingehend korrigiert, dass die Bundesregierung 2015 mit nunmehr 800.000 Zugängen rechnet
und damit ein neuer Höchststand erreicht wird.
Die deutschen Behörden hatten 1992 mit etwa 440.000 Asylanträgen den bisherigen Höchststand
gezählt. Danach gingen die Zahlen, auch wegen verschärfter Gesetze, stark zurück – bis auf etwa
30.000 Asylanträge in den Jahren 2006 bis 2009. Seitdem stiegen die Zahlen angesichts vieler
internationaler Krisen aber wieder. 2014 kamen mehr als 200.000 Flüchtlinge nach Deutschland.
Im Zeitraum Januar 2014 bis Juni 2015 sind die Zugänge asylbegehrender Menschen auch in
Linnich um ca. 125 % angestiegen. Im ersten Halbjahr 2015 wurden der Stadt Linnich 26
Menschen zugewiesen.
Die Stadt Linnich unterhält in der Ortschaft Gevenich ein Übergangswohnheim zur Unterbringung
von asylbegehrenden Menschen, Flüchtlingen und Obdachlosen. Die Unterkunft, die in den 50er
Jahren des vorigen Jahrhunderts umgebaut wurde, bietet Platz für maximal 56 Personen. Diese
(neue) Belegungszahl ergibt sich aus einer Begehung der Unterkunft durch das Gesundheitsamt
des Kreises Düren vom 23. März 2015. Das Gesundheitsamt des Kreises Düren ist als untere
Gesundheitsbehörde gem. § 17 des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst des
Landes NRW (ÖGDG NRW) ermächtigt, die Einhaltung der Anforderungen nach den Vorschriften
des Gesetzes in Gemeinschaftsunterkünften für asylbegehrende Menschen zu überwachen.
Neben einigen kleineren baulichen Mängeln wurde insbesondere die Belegung der Unterkunft mit
über 80 Personen reklamiert. Allen Beteiligten war zum Zeitpunkt der Begehung klar, dass diese
hohe Belegung der Unterkunft den massiven Zugangszahlen geschuldet ist. Deutlich zu spüren
war auch, dass sich durch die enorme Anzahl an Menschen in der Unterkunft mit annähernd 16
Nationalitäten Unzufriedenheit und Aggressivität aufbauten. Die Stimmung drohte zu kippen.
Deutlich wurde dies durch einen Besuch von über dreißig Bewohnern bei der Verwaltungsleitung
hier im Rathaus, bei dem deutlich Beschwerde über die Unterbringungszustände geführt wurde.
Diese Beschwerde wurde durch mehrere Bewohner auch dem Kreis Düren zugetragen. Bestätigt
wurde dies auch durch zahlreiche Polizeieinsätze, die in dieser Zeit zur Unterkunft nach Gevenich
gefahren werden mussten. Auch seitens der Kreispolizeibehörde wurde die Stadt Linnich gebeten,
die Belegungskapazität der Unterkunft zeitnah zu überdenken.
Nicht zuletzt aus diesem Grunde wurde dem Ausschuss für Kultur, Sport, Generationen und
Soziales im Wege eines zu fassenden Dringlichkeitsbeschlusses im März 2015 u. a.
vorgeschlagen, schnellstmöglich von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Unterkunft in
Linnich-Welz, Fahlenberg 2, anzumieten. Nach Beschlussfassung wurden alle erforderlichen
Maßnahmen ergriffen, um das Gebäude 1 (ehem. Verwaltungsgebäude des Warnamtes)
beziehen zu können. Die Fachbereiche 1 und 2 haben innerhalb weniger Wochen alle Vorgaben
des Kreises Düren realisieren und die Bezugsreife herstellen können. Das Inventar (Möbel,
Schränke, Kühlschränke) wurde zum größten Teil mit vorhandenem Personal aus Bauhof und
Verwaltung in Eigenregie aufgebaut und die Zimmer entsprechend hergerichtet.
Bekanntermaßen wurde der Stadt Linnich inmitten der Vorbereitungen für die neue Unterkunft in
Welz seitens der Bezirksregierung in Köln mitgeteilt, dass in einem leer stehenden Gebäude des
ehem. Polizeiausbildungsinstituts (Haus 7) kurzfristig eine Notunterkunft für 300 Personen
eingerichtet wird. Diese Einrichtung wird durch das Land NRW bzw. durch ein durch das Land
NRW eingesetztes Unternehmen betrieben. Die Kapazitäten der Notunterkunft wurden
zwischenzeitlich auf 500 Personen (Belegung Haus 8) ausgeweitet.
Die Belegungskapazitäten der Notunterkunft (unabhängig von der tatsächlichen Belegung) werden
der Stadt Linnich seit 01. Juni 2015 auf die Quotierung zur Festsetzung der Zuweisungen an die
Kommunen angerechnet. Dies hat zur Folge, dass die Stadt Linnich keine (eigenen) Zuweisungen
erhält, solange die Notunterkunft in Betrieb ist. Diese Regelung gilt nicht bei
Familienzusammenführungen sowie Asylfolgeantragstellern. Nach aktuellen Auskünften der
Bezirksregierung Köln ist der Betrieb der Notunterkunft bis zum 30. November 2015 vorgesehen.
Unterbringungssituation in Linnich:
Die neue Gemeinschaftsunterkunft der Stadt Linnich in Linnich-Welz zur Unterbringung von
asylbegehrenden Menschen und Flüchtlingen ist nach Fertigstellung zum 01. Juni 2015 in Betrieb
genommen worden. 16 Personen sind unmittelbar nach Inbetriebnahme, 3 weitere Personen bis
August 2015 in die Unterkunft eingezogen. Aktuell leben 15 Personen in der Unterkunft in Welz.
Durch Umverteilungen aus der Unterkunft in Linnich-Gevenich nach Linnich-Welz, Abgänge durch
Abschluss des jeweiligen Asylverfahrens und Familienzusammenführungen konnten die
Belegungszahlen der Unterkunft in Linnich-Gevenich auf das vorgegebene Soll reduziert werden.
55 Personen leben aktuell in der Unterkunft in Linnich-Gevenich. Damit ist die Unterkunft -bis auf
einen Platz- voll ausgelastet. Bereits nach wenigen Tagen stellte sich eine Normalisierung des
Zusammenlebens in der Unterkunft in Linnich-Gevenich ein. Beschwerden seitens der Bewohner
zur Belegung der Unterkunft hat es nach der Umverteilung nicht mehr gegeben. Lediglich ein
Polizeieinsatz wegen kleinerer Streitigkeiten wurde erforderlich.
Neben den beiden Gemeinschaftsunterkünften in Linnich-Gevenich (Kapazität 56 Plätze) und
Linnich-Welz (Kapazität 89 Plätze) hat die Stadt Linnich insgesamt 11 Wohnungen, davon 9 auf
dem freien Wohnungsmarkt, angemietet zur Unterbringung von asylbegehrenden Menschen und
Flüchtlingen in Nutzung.
Insgesamt stehen zurzeit (Stand: September 2015) 121 asylbegehrende Menschen und
Flüchtlinge in Betreuung durch die Stadt Linnich. Davon entfallen 92 Menschen auf die Stadt
Linnich. Zu beachten ist, dass von den der Stadt Linnich unmittelbar zugewiesenen Flüchtlingen
64 im laufenden Asylverfahren stehen (Aufenthaltsgestattung) und 28 vollziehbar zur Ausreise
verpflichtet sind (Duldung). 13 Menschen entfallen auf die Gemeinde Titz und 17 auf die
Gemeinde Inden. Aufgrund einer akuten Notlage der Gemeinde Inden wurden im September
kurzfristig 7 Personen in die Unterkunft Linnich-Gevenich aufgenommen.
Bedingt durch die in Linnich betriebene Notunterkunft des Landes NRW und den sich daraus
ergebenden Zuweisungsstopp hat sich die Situation in den Unterkünften entspannt und die
Stimmung entsprechend verbessert. Beide Unterkünfte konnten durch eingegangene
Spendenzahlungen mit Internetzugängen (Freifunkrouter) ausgestattet werden, was ebenfalls zu
einer erheblichen Verbesserung der Stimmung bei den Bewohnern beigetragen hat. Der in
Linnich-Welz eingerichtete Gemeinschaftsraum mit Fernsehen und Tischtennisplatte wird rege
genutzt. Aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen kann im täglichen Ablauf wieder verstärkt
auf die soziale Betreuung der Flüchtlinge eingegangen werden. Gemeinsam mit dem Initiativkreis
Asyl, der die Flüchtlingsarbeit in Linnich unterstützt, konnten viele Projekte angestoßen und
umgesetzt werden. Drei Sprachkurse, die komplett durch Ehrenamtler angeboten werden, werden
rege in Anspruch genommen. Das Engagement der Mitwirkenden im Initiativkreis Asyl und der
Bürgerinnen und Bürger, die mit Sach- und Geldspenden mithelfen, ist großartig und
ungebrochen.
Ausblick:
Die Nachbarkommunen der Stadt Linnich signalisieren, dass die Zuweisungen und der Intervall
der Zuweisungen stetig ansteigend sind. Aus den Kommunen Inden und Titz erreichen die Stadt
Linnich wöchentlich Anfragen, ob die bestehenden Öffentlich-rechtlichen Vereinbarungen wieder
aktiviert und asylbegehrenden Menschen und Flüchtlinge aus Titz und Inden auch wieder in
Linnich untergebracht werden können. Bislang wurde -bis auf eine Ausnahme für die Gemeinde
Inden- davon abgesehen. Zwar hätte die Stadt Linnich bei einer Belegungskapazität von 188 zur
Verfügung stehenden und zurzeit 121 belegten Plätzen freie Kapazitäten, jedoch ist stets im
Hinterkopf zu behalten, dass allein der Stadt Linnich bei Nichtbestehen der Notunterkunft bis dato
ca. 65 neue Personen zugewiesen worden wären. Damit wäre die neue Unterkunft in Linnich-Welz
bereits zum Jahresende 2015 voll ausgelastet. Die Entscheidung für oder gegen das Aufleben-
lassen der Öffentlich-rechtlichen Vereinbarungen, für oder gegen das Abstoßen von Wohnungen,
die auf dem freien Wohnungsmarkt angemietet wurden und ferner auch Überlegungen, die im
Zusammenhang mit der von der Bundesimmobilienverwaltung angemieteten Unterkunft in Welz,
ehem. Warnamt, stehen, müssen in Überlegung des Fortbestands bzw. in enger Absprache mit
der Bezirksregierung in Köln getroffen werden. Eine verbindliche Aussage, die über den 30.
November 2015 hinausgeht, konnte die Bezirksregierung bis zum heutigen Tage nicht treffen.
Folglich ist es schwierig, hier einen Ausblick bis zum Jahresende bzw. in das 1. Halbjahr 2016 zu
wagen.
Auf Wunsch der Stadt Linnich findet wöchentlich ein Treffen mit den Verantwortlichen der
Notunterkunft (Vertreter der Bezirksregierung, Betreiberfirma und Sozialdienst) und dem
Wachleiter der Polizei Jülich statt, um alle Beteiligten auf aktuellem und gleichem Kenntnisstand i.
S. Notunterkunft in Linnich zu halten. Die Belegung der Notunterkunft liegt dauerhaft bei ca. 500
Personen. Sobald nähere Informationen, insbesondere zur Nutzungsdauer, vorliegen, wird die
Stadtverwaltung dies entsprechend mitteilen.
Witkopp