Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Erläuterungsbericht zum Masterplan Liblar)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
5,8 MB
Datum
15.12.2015
Erstellt
29.10.15, 15:04
Aktualisiert
29.10.15, 15:04

Inhalt der Datei

Masterplan Erftstadt-Liblar Erläuterungsbericht EN F R U TW PLANUNGSGRUPPE MWM Städtebau Ve r k e h r s p l a n u n g Ti e f b a u Bauassessoren | Stadtplaner | Architekten | Diplom-Ingenieure Masterplan Erftstadt-Liblar 27. Oktober 2015 Auftraggeber Stadt Erftstadt Der Bürgermeister Holzdamm 10 50374 Erftstadt Bearbeitung Planungsgruppe MWM – Auf der Hüls 128, 52068 Aachen Dipl.-Ing. Bernd Niedermeier Dipl.-Ing. (FH) Sandra Wennmacher Dipl.-Ing. Boris Foki Dipl.-Ing. (FH) Jan Siebenmorgen Lena Piepmeyer, B. Sc. Katazyrna Bollig In enger Abstimmung und mit tatkräftiger Unterstützung durch die Verwaltung der Stadt Erftstadt und die engagierte Bürgerschaft Liblar. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 2 INHALTSVERZEICHNIS 1. VORBEMERKUNGEN 9 1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung 9 1.2 Planungsmethodik 11 2. RÄUMLICHE EINORDNUNG UND ENTWICKLUNG 15 2.1 Regionale und stadträumliche Einordnung 15 2.2 Historische Entwicklung 16 2.3 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes 21 3. ANALYSE BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR UND DEMOGRAPHIE 24 3.1 Bisherige Bevölkerungsentwicklung 24 3.2 Altersstruktur 26 3.3 Bevölkerungsprognose 26 4. ANALYSE WIRTSCHAFTSSTANDORT 29 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Wirtschaftsstruktur Gesamtstadt mit Rückschlüssen für Liblar Beschäftigtenstruktur Pendlerbewegungen Fremdenverkehr 29 29 31 33 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 Bestandsanalyse im Einzelhandels- und Zentrenkonzept Analyse Gesamtstadt Analyse Standort Liblar Vertiefende Analyse Stadtteilzentrum Liblar (ErftstadtCenter) Vertiefende Analyse Nahversorgungszentrum „Carl-Schurz-Straße“ 33 34 34 35 36 5. VORGABEN, BINDUNGEN UND PLANUNGEN 38 5.1 Geltendes Planungsrecht 38 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 5.2.8 5.2.9 Tangierende Projekte und Planungen Erlebnisraum Römerstraße Stadtgarten in Liblar Erlebnisroute Villeseen Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“ Entwicklung Bahnhofsgelände Entwicklung Gewerbebrache „Zervos-Gelände“ Entwicklung Ortskernwohnen „Oase am Schloss“ Entwicklung Ortswohnen „Am Stadtgarten“ Klimaschutz und regenerative Energien 41 42 43 44 44 45 46 47 48 50 5.3 Bestehende Zweckbindungen 5.3.1 „Regionale 2010“ 5.3.2 Städtebauförderung Carl-Schurz-Straße und Marienplatz 52 52 53 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 3 6. STÄDTEBAULICHE BESTANDSERHEBUNG UND -ANALYSE 54 6.1 Stadtteilfunktionen und Nutzungsstruktur 54 6.2 Bestandsanalyse im Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar 6.2.1 Fließender motorisierter Individualverkehr (MIV) 6.2.2 Nichtmotorisierter Verkehr 56 56 58 6.3 Stadtstruktur und Stadtbild 61 7. STÄDTEBAULICHE STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE 65 7.1 7.1.1 7.1.3 7.1.4 7.1.5 Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße Handlungsraum 1: Seestraße - Marienplatz Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer-Straße 68 68 70 72 74 7.2 Schwerpunktbereich ErftstadtCenter 7.2.1 Handlungsraum Nord 7.2.2 Handlungsraum Süd 76 76 78 7.4 Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume 80 8. KONZEPTIONELLE AUSSAGEN SEKTORIELLER PLANUNGEN 82 8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Empfehlungen zur Entwicklung der Gesamtstadt Empfehlungen zur Entwicklung des Stadtteilzentrums Liblar (ErftstadtCenter) Empfehlungen zur Entwicklung des Nahversorgungszentrums „Carl-SchurzStraße“ 82 82 82 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 8.2.4 Verkehrskonzept Motorisierter Individualverkehr (MIV) Nichtmotorisierter Verkehr – Fußverkehr Nichtmotorisierter Verkehr – Radverkehr Prioritätenreihung 85 85 88 89 90 9. STÄDTEBAULICHE KONZEPTION 93 9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.1.4 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße Handlungsraum 1: Seestraße – Marienplatz Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer-Straße 84 97 97 99 101 103 9.2 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich ErftstadtCenter 9.2.1 Handlungsraum Nord 9.2.3 Handlungsraum Süd 105 105 107 9.3 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume 108 10. GESAMTMASSNAHME UND UMSETZUNGSFAHRPLAN 110 11. ZUSAMMENFASSUNG 112 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 4 TABELLENVERZEICHNIS: Tabelle 1: Tourismuskenndaten (Erftstadt) 33 ABBILDUNGSVERZEICHNIS: Abbildung 1: Ablauf Planungsprozess und Einbindung der Akteure 11 Abbildung 2: links: Flyer Einladung zur Öffentlichkeitsbeteiligung 12 Abbildung 3: große Beteiligung bei der Bürgerwerkstatt 13 Abbildung 4: links: Flyer Einladung zum Bürgerforum (Masterplan) 14 Abbildung 5: Ausschnitt Regionalplan Köln, Stadtgebiet Erftstadt 15 Abbildung 6: Lage im Raum 16 Abbildung 7: Tranchotkarte 1807 – 1808 17 Abbildung 8: 1. Lageplan 1810 17 Abbildung 9: Topographische Karte 1936 – 1945 M:1:25.000 18 Abbildung 10: Aufnahme 1969 19 Abbildung 11: Aufnahme 2008 19 Abbildung 12: DSK 2012 und Masterplan Untersuchungsraum 21 Abbildung 13: Umbaumaßnahmen am Bahnhof 22 Abbildung 14: Blick auf die Theodor-Heuss-Straße, Bereich Bürgerplatz 22 Abbildung 15: Grünraumverbund Gesundheitsgarten – Stadtgarten – Schloßpark zwischen Carl-Schurz-Straße und ErftstadtCenter 23 Abbildung 16: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Erftstadt (1998-2012) 24 Abbildung 17: Natürliche Bevölkerungsentwicklung, Wanderungen Gesamtveränderung in der Stadt Erftstadt (1998-2012) 25 Abbildung 18: und Bevölkerungsentwicklung im Stadtteil Liblar (1998-2012), nur Hauptwohnsitze 25 Altersstruktur (2012) prozentual im Vergleich (Liblar/ Erftstadt/ Rhein-Erft-Kreis/ NRW) 26 Abbildung 20: Gemeindemodellrechnung Stadt Erftstadt 27 Abbildung 21: Beschäftigtenstruktur in Erftstadt (WZ 2008) zum 30.06.2012 29 Abbildung 22: Entwicklung der Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Erftstadt (WZ 2008) zwischen 2008 - 2012 30 Abbildung 23: Einpendler und Auspendler in Erftstadt zum 30.06.2012 31 Abbildung 24: Einzelhandelssituation Standortbereichen) Abbildung 19: im Stadtteil Liblar (nach 35 Abbildung 25: Zentraler Versorgungsbereich Stadtteilzentrum Liblar 36 Abbildung 26: Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungszentrum „CarlSchurz-Str.“ 37 Abbildung 27: Ausschnitt Flächennutzungsplan (Liblar) der Stadt Erftstadt 38 Abbildung 28: Ausschnitt Übersicht Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen (Liblar) der Stadt Erftstadt 39 Städtebauliches Konzept; Bebauungsplan Nr. 152 E.-Liblar, 41 Abbildung 29: Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 5 Abbildung 30: Der Pavillon der Mansio Erftstadt 43 Abbildung 31: links: Blick auf die Carl-Schurz Straße 43 Abbildung 32: Stadtgarten Liblar 44 Abbildung 33: Bergbaufolgeland- 44 Abbildung 34: Ausbauplanung Bahnhof Erftstadt; Stand März 2014 45 Abbildung 35: Anlage zum Bebauungsplan 46 Abbildung 36: Städtebauliches Konzept; Bebauungsplan 47 Abbildung 37: Übersichtsplan „Schloss-Oase“ Erftstadt-Liblar 47 Abbildung 38: Übersichtsplan „Schloss-Oase“ Erftstadt-Liblar 48 Abbildung 39: Anlageplan, Bebauungsplan Nr. 13I, Erftstadt- Liblar CarlSchurz-Straße 48 Städtebaulicher Entwurf Nr. 13I Erftstadt-Liblar, Carl-SchurzStraße 49 Abbildung 41: Maßnahmenkatalog 51 Abbildung 42: Auszug aus Anlage 1 zum Beschluss vom 15.12.2009 52 Abbildung 43: Auszug aus Plan Sanierungsmaßnahme 53 Abbildung 40: Abgrenzung Untersuchungsraum Abbildung 44: Ausschnitt aus Plan Nr. 2, Gebäude- und Flächennutzung 54 Abbildung 45: Ausschnitt aus Plan Nr. 2, Ge- 55 Abbildung 46: Straßenklassifikation in Liblar 56 Abbildung 47: Bestand/Mängel MIV in Erftstadt-Liblar 57 Abbildung 48: Bestandssituation in der Carl-Schurz-Straße 58 Abbildung 49: Bestand/Mängel Fußverkehr in Erftstadt-Liblar 59 Abbildung 50. Bestand/Mängel Radverkehr in Erftstadt-Liblar 60 Abbildung 51: Ausschnitt aus Plan Nr. 3, Baustruktur (vgl. Anhang) 61 Abbildung 52: Ausschnitt aus Plan Nr. 4 Stadtbild (Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße) 62 Abbildung 53: stadtbildprägende Besonderheiten 63 Abbildung 54: rechts: Blick Platzfläche auf den Marienplatz – eine „unbelebte“ 63 Abbildung 55: Beispiel Verkehrsführung 64 Abbildung 56: Legendenauszug Plan Nr. 5 Stärken- und Schwächenprofil 65 Abbildung 57: Ausschnitt aus Plan Nr. 5.1 Stärken- / Schwächenprofil (Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße) 66 Ausschnitt aus Plan Nr. 5.2 Stärken- / Schwächenprofil (Schwerpunktbereich ErftstadtCenter) 66 Abbildung 59: SWOT-Analyse im Bereich der Carl-Schurz-Straße 67 Abbildung 60: SWOT-Analyse im Bereich des ErftstadtCenters 67 Abbildung 61: Beispiele Handlungsraum 1: Seestraße - Marienplatz 68 Abbildung 62: Beispiele Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz 70 Abbildung 58: Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 6 Beispiele Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – KöttingerStraße 72 Beispiele Handlungsraum 4: Köttinger Straße – Bliesheimer Straße 74 Abbildung 65: Handlungsraum Nord ErftstadtCenter 76 Abbildung 66: Handlungsraum Süd ErftstadtCenter 78 Abbildung 67: Beispiele Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume 80 Abbildung 68: Entwicklungsansätze ErftstadtCenter (Ausschnitt) 83 Abbildung 69: Maßnahmenkartierung MIV Planfall 4 86 Abbildung 70: Maßnahmen Fußverkehr in Erftstadt-Liblar 88 Abbildung 71: Maßnahmen Radverkehr in Erftstadt-Liblar 89 Abbildung 72: Sofortmaßnahmen (Priorität 1) 91 Abbildung 73: Ausschnitt Kurzfristige Maßnahmen (Priorität 2) 91 Abbildung 74: Plan Nr. 6 gesamträumliches Strukturkonzept 93 Abbildung 75: Infrastrukturring Liblar als Alleinstellungsmerkmal 94 Abbildung 76: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße, Handlungsraum 1: Seestraße – Marienplatz 97 Testskizze: mögl. Umgestaltung Brühler Straße – Anbindung Liblarer See 98 Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße, Handlungsraum 2: Marienplatz – ViryChatillon-Platz 99 Abbildung 79: Testskizze: mögl. Umgestaltung Marienplatz 99 Abbildung 80: Testskizze: mögl. Umgestaltung Carl-Schurz-Straße 100 Abbildung 81: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße, Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße 101 Abbildung 82: Testskizze: mögl. Umgestaltung Carl-Schurz-Platz 102 Abbildung 83: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße, Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer Straße 103 Querungshilfe Stadtgarten 104 Abbildung 63: Abbildung 64: Abbildung 77: Abbildung 78: Abbildung 84: Abbildung 85: zur Vernetzung von Gesundheits- und Ausschnitt Plan Nr. 7.2 Zielkonzept Schwerpunktbereich ErftstadtCenter, Handlungsraum Nord ErftstadtCenter 105 Abbildung 86: Testskizze: mögl. Umgestaltung Platz am Hallenbad 106 Abbildung 87: Ausschnitt Plan Nr. 7.2 Zielkonzept Schwerpunktbereich ErftstadtCenter 107 Abbildung 88: Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume 108 Abbildung 89: mögliche Grünwegevernetzung 109 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 7 Abbildung 90: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich CarlSchurz-Straße, Handlungsraum 3 Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße 110 Abbildung 91: Ausschnitt Plan Nr. 8.1 Maßnahmenplan 110 Abbildung 92: Ausschnitt Plan Nr. 9 Umsetzungszeiträume, 111 ANLAGENVERZEICHNIS: Anlage 1: Tabelle „Gesamtkostenübersicht“ Anlage 2: Tabelle „Kostenübersicht entsprechend Mittelabfluss“ Anlage 3: Übersicht „Termine: Bürgerbeteiligung/ Politische Beschlüsse“ Anlage 4: Infoflyer, Präsentation, Dokumentation der Bürgerwerkstatt PLANVERZEICHNIS: Plan 1: Luftbild mit Abgrenzung Untersuchungsgebiet Plan 2: Gebäude- und Flächennutzung Plan 3: Baustruktur Plan 4: Stadtbild (Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße) Plan 5: Stärken- und Schwächenprofil Plan 6: gesamträumliches Strukturkonzept Plan 7: Zielkonzept Plan 8: Maßnahmenplan Plan 9: Umsetzungszeiträume Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 8 1. Vorbemerkungen 1. VORBEMERKUNGEN 1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung Die Stadt Erftstadt mit rund 51.350 Einwohnern liegt im Südwesten Nordrhein-Westfalens. Ihre Lage ist durch den Übergang vom Oberzentrum Köln zum ländlichen Raum gekennzeichnet. Die Stadt wurde 1969 im Rahmen der kommunalen Neugliederung gebildet und besteht heute aus 14 Stadtteilen. Der größte Stadtteil ist Liblar mit knapp 13.000 Einwohnern. Liblar weist eine ausgesprochen dezentrale, polyzentrische Stadtstruktur vor. Dies ist auf eine, verschiedenen Entwicklungsschüben folgende Siedlungsentwicklung zurückzuführen. Neben dem historischen Kern im Bereich Carl-Schurz-Straße entstand mit dem Bergbau ein zusätzlicher Siedlungsbereich im Südosten, Oberliblar genannt. In der weiteren Entwicklung etablierten sich Wohnnutzungen im Zwischenraum, sodass ein gemeinsamer Siedlungskörper entstand und die versorgende Infrastruktur größtenteils am Rand nachgezogen wurde. So entstand auch, dem Leitbild der wachsenden Stadt folgend, der nicht vollendete Zentrumsansatz im Südwesten mit ErftstadtCenter und öffentlichen Einrichtungen (u.a. Rathaus und Hallenbad). Die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel, der demographische Wandel und ein steigender Wettbewerbsdruck führen in Liblar zu Problemlagen die, zwar in ihrer Wirkung mit vielen anderen Innenstädten vergleichbar sind, aber aufgrund der skizzierten strukturellen Besonderheiten sehr spezielle Lösungsansätze erfordern. Insbesondere sind an dieser Stelle zu nennen:        zunehmende Funktionsverluste entlang der zentralen, historisch bedeutsamen (Trassenverlauf der Römerstraße Köln-Trier) ehem. Hauptgeschäftsachse Carl-Schurz-Straße, starke Attraktivitätseinbußen im zentralen Versorgungsbereich (Einordnung als Stadtteilzentrum), mit dem Kern ErftstadtCenter, einem Einkaufszentrum aus den 70er Jahren, dass unter Investitionsstau und mangelnder Aufenthaltsqualität leidet, unklare Nutzungs- und Sanierungsperspektiven für öffentlich Liegenschaften, z.B. im Schulbereich, hohe Verkehrsbelastungen in z.T. sensiblen Stadträumen, die städtebaulichen Entwicklungen entgegenstehen, eine unzureichende Erschließung bzw. schlechte Erreichbarkeit von (vorhandenen, attraktiven) Grün- und Naherholungsräumen, eine nicht zeitgemäße Ausstattung des Bahnhofes sowie eine mangelhafte Integration des Bahnhofareals in die Stadtstruktur, eine mangelhafte stadträumliche Vernetzung der zentralen Innenstadtbereiche untereinander und eine schwierige Orientierung für Besucher. Als Reaktion auf diese Ausgangslage sind in den letzten Jahren verschiedene Projektanstöße und planerische Handlungsbedarfe formuliert worden. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 9 1. Vorbemerkungen Der Masterplan soll als nachhaltiges Handlungskonzept jetzt die verschiedenen Ansätze bewerten, zusammenführen bzw. unter Berücksichtigung aktueller Informationen weiterentwickeln. Im Jahr 2009 hat die Stadt die drängendsten Handlungsfelder und wichtigsten Entwicklungspotenziale zu überblickshaft zusammengestellt. Das Ergebnis wurde in einen Plan mit dem Titel „Integriertes Handlungskonzept Erftstadt-Liblar“ zusammengefasst. Dabei wurden vier Handlungsfelder und dreizehn mögliche Planungen/ Entwicklungspotenziale identifiziert. Darauf aufbauend wurde im Jahr 2012 ein Integriertes Entwicklungskonzept (IEK) für Erftstadt-Liblar durch die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) erarbeitet, das sich besonders auf die vier Handlungsfelder konzentrierte. Zudem wurden einige weitere wichtige Untersuchungen und Konzepte erarbeitet, die nun im Rahmen der Fortführung und Detaillierung des Masterplanes Berücksichtigung finden, u. a. seien an dieser Stelle genannt:  Stadtentwicklungsbericht Demographie, Stadt Erftstadt Umwelt- und Planungsamt, 2006  Integriertes Handlungskonzept Erftstadt-Liblar, Stadtverwaltung, 2009  Einzelhandelskonzept, BBE 2011  Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK 2012  Umsetzung von Maßnahmen zur Herausarbeitung des kulturellen Erbes im Rahmen der Regionale 2010: Kennzeichnungssystem AgrippaStraße (Erlebnisraum Römerstraßen)  Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar, Ingenieurgruppe IVV 2015 Mit dem Masterplan Liblar wird also das Ziel verfolgt, die Planungsmaßnahmen zur Entwicklung des Stadtteils Liblar zu bündeln, Realisierungswege planerisch sowie organisatorisch zu beschreiben und Finanzierungswege aufzuzeigen. Hierzu ist eine ganzheitliche Betrachtung der Themenfelder notwendig. Das heißt, dass alle Überlegungen und Planungsvorschläge unter Berücksichtigung der Vernetzung und gegenseitiger Beeinflussung verkehrlicher, städtebaulicher, wirtschaftlicher und gestalterischer Aspekte diskutiert und bewertet werden müssen, um eine integrierte Gesamtstrategie zu entwickeln, die dem Ziel einer Zukunftssicherung für Erftstadt-Liblar gerecht wird. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 10 1. Vorbemerkungen 1.2 Planungsmethodik Die Erarbeitung des Masterplanes ist in einen komplexen gesamtstrategischen Planungsprozess eingebunden. Eine wichtige Grundlage für die weitere Arbeit am Masterplan bildet das Integrierte Entwicklungskonzept der DSK aus dem Jahr 2012. Neben einer darauf aufbauenden Neubewertung der Situation im Stadtteil kam der parallelen und eng verzahnten Bearbeitung von städtebaulichem Masterplan (MWM) und Verkehrskonzept (IVV) eine besondere Bedeutung zu, da die Lösung der Verkehrsfrage in vielen Bereichen entscheidende Voraussetzung zur Schaffung städtebaulicher Qualitäten ist. Abbildung 1: Ablauf Planungsprozess und Einbindung der Akteure Quelle: eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 11 1. Vorbemerkungen Noch etwas weiter gefasst lässt sich feststellen, dass der Stadtteil Liblar nur dann nachhaltig aufzuwerten ist, wenn es gelingt, sektorale Betrachtungsweisen hinter sich zu lassen und ganzheitlich vorzugehen. D.h., dass alle Überlegungen und Planungsvorschläge unter Berücksichtigung der Vernetzung und gegenseitiger Beeinflussung verkehrlicher, städtebaulicher, wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Aspekte diskutiert und bewertet werden müssen. Um die verschiedenen Blickwinkel bereits im Bearbeitungsprozess unmittelbar berücksichtigen zu können, ist ein umfangreicher Beteiligungs- und Dialogprozess Kernbaustein der Planung. Das bedeutet, dass durch verschiedenste Kanäle, von großen Veranstaltungen bis zu Sprechstunden oder Informationsaustausch im Internet die verschiedensten Formate angeboten werden. So wurde im Rahmen der Konzepterstellung die Beteiligung der Öffentlichkeit in einem Werkstattverfahren geplant, dass neben der Information großen Wert auf die lösungsorientierte Mitarbeit der Bürgerschaft in einem strukturierten Prozess legte. Wichtige Zentrumsakteure (u.a. Einzelhändler, Gastronomen, Immobilieneigentümer) wurden frühzeitig und gezielt angesprochen, um eine breite Basis und starke Verankerung der Konzeption im Quartier von Anfang an zu gewährleisten. Abbildung 2: links: Flyer Einladung zur Öffentlichkeitsbeteiligung Quelle: Stadt Erftstadt rechts: Impressionen der Öffentlichkeitsbeteiligung Quelle: Stadt Erftstadt / eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 12 1. Vorbemerkungen Im Übergang zwischen Bestandsanalyse und der Diskussion erster Lösungsansätze konnten so Ideen und Kritik aus der Öffentlichkeit und von lokalen Akteuren aufgenommen und in den nächsten Schritten berücksichtigt werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese nicht als Störung des Fachplanungsprozesses zu verstehen, sondern ganz im Gegenteil, zu seiner Qualifizierung beitragen. Besonders hervorzuheben ist das Engagement der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Erftstadt-Center e.V. sowie der Interessenund Werbegemeinschaft (IWG) Liblar e.V., die sich kreativ und engagiert in den Planungsprozess mit eingebracht haben. Der Planungsprozess lässt sich grob in drei Phasen unterteilen (vgl. Abbildung 1). Phase 1 – Ermittlung Planungsvorgaben Zu Beginn des Prozesses haben Fachplanungsbüro und Stadtverwaltung eine erste Bestandsaufnahme und -bewertung durchgeführt sowie die aus ihrer Sicht drängendsten Problembereiche ermittelt. Dieser Arbeitstand wurde, zusammen mit den Analyseergebnissen parallel in Arbeit befindlichen Verkehrsuntersuchung im Rahmen einer großen öffentlichen Auftaktveranstaltung vorgestellt. Phase 2 – Strategie/ Programmentwicklung Abbildung 3: große Beteiligung bei der Bürgerwerkstatt Quelle: eigene Darstellung Bei der Bürgerwerkstatt im November 2014 konnten die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Anregungen einbringen und arbeiteten intensiv einen Tag an der Zukunft ihres Stadtteils. Auf dieser Basis wurde die Planungsgruppe MWM beauftragt, den weiteren Planungsprozess mit zu begleiten. Im Rahmen der weiteren intensiven Arbeit und Abstimmung mit Schlüsselakteuren wurde eine thematische und räumliche Ausweitung der Konzeption vorgenommen und ein Untersuchungsraum festgelegt. Des Weiteren war diese Phase davon bestimmt, eine Mängel- Chancenanalyse der verschiedenen Handlungsräume des Untersuchungsgebietes vorzunehmen und gemeinsam (Politik, Verwaltung, Bürgerschaft) getragene Entwicklungsziele zu formulieren. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 13 1. Vorbemerkungen Phase 3 – Maßnahmen/ Realisierung Die dritte Phase war bestimmt von der fachlichen Konkretisierung der Maßnahmenvorschläge und der Abstimmung eines tragfähigen Finanzierungs- und Umsetzungsfahrplans. Den Höhepunkt der Öffentlichkeitsbeteiligung bildete der Tag der Städtebauförderung mit einer bewußtseinsbildenden Führung durch die Carl-Schurz-Straße und einer öffentlichen Vorstellung des Konzeptionsstandes in einer Forumsveranstaltung. Hier wurden die Gesamtmaßnahme sowie die Wirkungszusammenhänge der einzelnen Maßnahmen erörtert und den Bürgerinnen und Bürgern wurde Gelegenheit gegeben, zu sehen, ob und wie ihre Vorschläge im Masterplan berücksichtigt worden sind. Außerdem bot sich während der Veranstaltung allen Interessierten die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und Anregungen in den laufenden Planungsprozess einzubringen. Abbildung 4: links: Flyer Einladung zum Bürgerforum (Masterplan) Quelle: Stadt Erftstadt rechts: Eindrücke des Bürgerforums Quelle: eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 14 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung 2. 2.1 RÄUMLICHE EINORDNUNG UND ENTWICKLUNG Regionale und stadträumliche Einordnung Die Stadt Erftstadt liegt im Südwesten Nordrhein-Westfalens (Rhein-ErftKreis), ca. 20 km südöstlich von Köln und ca. 35 km nordwestlich von Bonn. Das ca. 120 km² große Stadtgebiet grenzt im Norden an die Stadt Kerpen, östlich an die Städte Hürth und Brühl sowie die Gemeinde Weilerswist, im Süden an die Stadt Zülpich und im Westen an die Gemeinden Vettweiß und Nörvenich. Gemäß der zentralörtlichen Gliederung des Landesentwicklungsplanes NRW (LEP – Teil A) ist Erftstadt als Mittelzentrum im ländlichen Raum eingeordnet und übernimmt neben der Versorgung für die eigene Wohnbevölkerung auch überregionale Versorgungsfunktionen. Die unmittelbar angrenzende A1/ A61 wird als großräumige, Oberzentren verbindende Achse dargestellt. Im Regionalplan (RP) Köln, Teilabschnitt Region Köln, sind neben den beiden größten Stadtteilen Liblar und Lechenich/ Konradsheim auch die Stadtteile Erp und Friesheim im Südosten sowie Gymnich, Kierdorf, Köttingen und Bliesheim entlang der Autobahntrasse als Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB) dargestellt. Der Stadtteil Liblar liegt zentral innerhalb des Stadtgebietes. Abbildung 5: Ausschnitt Regionalplan Köln, Stadtgebiet Erftstadt Quelle: Regionalplan Köln, Teilabschnitt Region Köln, Stand: Oktober 2013 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 15 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Über den Autobahnanschluss (AS) Erftstadt der A1/ A61 lassen sich Oberzentren wie Köln oder Bonn (ca. 30 min/ per Auto) erreichen. Über das nahegelegene Autobahnkreuz Kerpen (A4/ A61) besteht auch eine gute Anbindung an die Nachbarländer Niederlande und Belgien über das Autobahnkreuz Bliesheim eine direkte Verbindung in die Eifel bzw. nach Trier und Luxemburg. Regionale Anbindungen bestehen zudem über die Bundesstraße 265, die das Stadtgebiet durchquert und ebenfalls nach Köln und in die Eifel führt. Abbildung 6: Lage im Raum Quelle: Dig. Übersichtskarte NRW 1:250.000 (NRW250), Geobasis NRW Naturräumlich liegt Erftstadt am Rande des Naturparks Rheinland, einem Naherholungsgebiet mit rekultivierter Wald- und Seenlandschaft eines ehemaligen Braunkohlenabbaugebietes. 2.2 Historische Entwicklung Seit dem 1./ 2. Jahrhundert durchquert die römische Fernstraße KölnZülpich-Trier (Agrippastraße) das Stadtgebiet Erftstadts, von der auch heute noch Überreste erhalten sind und als kulturelles Erbe im Erlebnisraum Römerstraße zugänglich gemacht wurden (vgl. a. Kap. 1.1). Zum Schutz dieser Fernstraße wird im 3./ 4. Jahrhundert ein Burgus (Wehranlage) zwischen den südlich von Liblar gelegenen Stadtteilen Friesheim und Erp errichtet. Zwischen dem 4. – 6. Jahrhundert entstehen die ersten fränkischen Siedlungen. Die Wortendung -lar bei Liblar weist auf eine Ortsgründung innerhalb dieses Zeitraumes hin. Zum ersten Mal wird Liblar um 1155 in einer Handschrift des Klosters Deutz erwähnt. Liblar war zu dieser Zeit schon eine Pfarre. Mehrere Klöster und Stifte hatten in Liblar Besitz1. 1 Vgl. Stommel, Karl und Hanna (Bearb.): Quellen zur Geschichte der Stadt Ertstadt, Bd. I. 2. Aufl. Erftstadt 1994, Nr. 16, S. 5-6 sowie http://www.erftstadt.de/web/infos-zuerftstadt/stadtteile/liblar, S. 7 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 16 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Im Jahr 1426 wird erstmals das bis heute den Stadtteil Liblar prägende Schloss Gracht urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert waren die Ritter von Buschfeld Lehnsinhaber von Gracht. Ihr Erben war die Adelsfamilie Wolff Metternich zu Gracht, welche die Burg (Stammsitz bis 1957) zu einem Schloss ausbauten und bereits Anfang des 18. Jahrhunderts einen Schlosspark im streng geometrischen Stil anlegten, der sich an französischen Vorbildern orientierte.2 Abbildung 7: Tranchotkarte 1807 – 1808 Quelle: Stadt Erftstadt Wie die Karte aus dem Zeitraum 1807-1808 zeigt, war Liblar schon zu dieser Zeit ein Siedlungsbereich mit einigem Gewicht, was durch seine Größe (vergleichend zu Blesheim, heute: Bliesheim und Köthingen, heute: Köttingen) und nicht zuletzt durch das ortsprägende Schloss deutlich wird. Der erste Lageplan aus dem Jahr 1810 zeigt im besonderen Maße die wichtigste Verkehrsachse Liblars (heutige CarlSchurz-Straße), die aufgrund ihres historischen Bezugs zur sog. Agrippastraße und durch den räumlichen Zusammenhang mit dem angrenzenden Areal des Schlosses Gracht auch heutzutage noch ein bedeutsames historisches sowie kulturelles Erbe darstellt. Abbildung 8: 2 1. Lageplan 1810 Quelle: Stadt Erftstadt Vgl. Stommel (Quellen, Bd. II), Nr. 937, S. 50 und http://www.schlossgracht.de/geschichte_deutsch.htm Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 17 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Positiv geprägt wird das Straßenbild im zentralsten Abschnitt zusätzlich durch das, dem Schloss gegenüberliegende Ensemble aus Kirche St. Alban und Fronhof. Seit ca. 1730 hatten der Turffabbau (Braunkohleabbau) und die Verarbeitung zu Klütten als Brennmaterialnutzung vielen Einwohnern aus Liblar als Lebensunterhalt gedient, sodass infolgedessen um 1800 auch Auswärtige nach Liblar und Umgebung kamen, um in den Gruben zu arbeiten. Besonders in den kurzen Bachtälern am Hang der Ville nördlich von Liblar trat abbaufähige Braunkohle zu Tage. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Abbau der Braunkohle industriell betrieben. In der Nähe von Liblar nahmen in kurzer Zeit drei Gruben ihren Betrieb auf, die Grube Donatus (1891), Concordia Süd (1898) und Liblar (1899).3 Abbildung 9: Topographische Karte 1936 – 1945 M:1:25.000 Quelle: GEObasis.nrw (http://www.tim-online.de) In diesem Zuge entstand 1898 entstand in der Nähe des Liblarer Bahnhofes (eröffnet 1875) – 1,5 km südöstlich von Liblar – die Bergarbeitersiedlung Donatusdorf, seit 1922 Oberliblar (zweiter Siedlungskern). Arbeitskräfte wurden zumeist von außerhalb (Pfalz, Bayern, Schlesien, Italien, Balkan) angeworben.4 Nach dem Zweiten Weltkrieg verdichtete sich die Siedlungsstruktur zwischen Liblar und Oberliblar (Umwandlung der Schlossländereien in Neubaugebiete nach 1957), was vor allem an der Bereitstellung von Bauland für Heimatvertriebene und Berufspendlerinnen bzw. Berufspendler festzumachen ist. Der drastische Anstieg der Bevölkerungszahl (1801: ca. 400 Einwohner, 1959: ca. 4.300 Einwohner) und die bauliche Verdichtung hat- 3 4 http://www.erftstadt.de/web/infos-zu-erftstadt/stadtteile/liblar, S. 10 Ebenda, S. 11 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 18 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung ten zur Folge, dass seit 1964 nur noch der Ortsname Liblar offiziell geführt wurde. Abbildung 10: Aufnahme 1969 Quelle: Stadt Erftstadt Das schnelle Wachstum setzte sich ebenfalls in südlicher Richtung fort, sodass Liblar zum einwohnerstärksten Stadtteil der heutigen Stadt Erftstadt wurde. Bereits Ende der 1930er Jahre zeichnete sich das Ende der Braunkohleförderung und -verarbeitung im Liblarer Raum ab, sodass schon 1938 die Grube Concordia Süd und in den Nachkriegsjahrzehnten die Grube Donatus (1959) und die Grube Liblar (1961)5 die Brikettproduktion einstellen mussten. Nach dem Ende des Braunkohleabbaus wurde das Gelände rekultiviert und dient heutzutage aufgrund der zahlreich entstandenen Seen (z. B. Liblarer See) als beliebtes Naherholungsziel. Abbildung 11: Aufnahme 2008 Quelle: Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 19 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Neben dem Aspekt der Naherholung gewinnt der Aspekt des kulturellen Erbes immer mehr an Bedeutung für den Tourismus. U.a. ist auf allen Abbildungen dieses Kapitels, ganz gleich aus welcher Epoche, der geradlinige Verlauf der Römerstraße „Agrippastraße“, welche im Stadtteil Liblar mit der Carl-Schurz-Straße zusammenfällt, gut zu erkennen. Ihren Anfang nimmt die bedeutende Agrippastraße in Köln und führt dann geradlinig auf dem Gebiet der Stadt Erftstadt durch den Ortskern Liblars und hinter der Ortslage Frauenthal als Feldweg an Lechenich vorbei. Den Erhalt und die Erschließung des kulturellen Erbes für die Öffentlichkeit hat sich, für diesen speziellen Gegenstand, das Regionale 2010 Projekt „Erlebnisraum Römerstraßen“ zum Ziel gesetzt. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 20 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung 2.3 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Die Stadt Erftstadt hat bereits im Jahre 2009 erste Überlegungen über Ansatzpunkte für ein Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Liblar angestellt und in einem Plan zusammengefasst, der neben vier Handlungsfeldern auch 13 Entwicklungspotenziale aufzeigte. Darauf aufbauend entstand das Integrierte Entwicklungskonzept ErftstadtLiblar5, das im Jahr 2012 von der DSK verfasst wurde. Die vier Handlungsfelder wurden aufgegriffen und als nachfolgend bezeichnete Schwerpunktbereiche näher betrachtet: Abgrenzung Untersuchungsraum 4 1 2 3 Abbildung 12: 5 DSK 2012 und Masterplan Untersuchungsraum Quelle: eigene Darstellung  1. Bahnhof Liblar  2. Theodor-Heuss-Straße  3. ErftstadtCenter  4. Carl-Schurz-Straße Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK, Februar 2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 21 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Im Bereich des Bahnhofs Liblars ist mittlerweile mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen begonnen worden (vgl. a. Kap. 5.2.5). Abbildung 13: Umbaumaßnahmen am Bahnhof Quelle: eigene Darstellung Im Bereich der Theodor-Heuss-Straße sind mit der Wiederansiedlung eines Lebensmitteldiscounters (Sicherung der Nahversorgung) und der Aufwertung des Abschnitts am Bürgerplatz grundlegende Ziele erreicht worden. Abbildung 14: Blick auf die Theodor-Heuss-Straße, Bereich Bürgerplatz Quelle: eigene Darstellung Aus diesem Grund rücken im Masterplan die beiden Schwerpunktbereiche Carl-Schurz-Straße und ErftstadtCenter in den Mittelpunkt, allerdings ohne wichtige funktionale Bezüge innerhalb des gesamten Stadtteils zu vernachlässigen. Die Zuschnitte der Schwerpunktbereiche werden neu festgelegt, sodass die Bezüge zu wichtigen Planungen und Konzepten hergestellt werden können. Letztendlich ist auch die Betrachtung der räumlichfunktionalen Verflechtungen der Bereiche Thema des Masterplans. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 22 2. Räumliche Einordnung und Entwicklung Die in weiß dargestellte Abgrenzung (vgl. Abb. 12) zeigt den Untersuchungsraum für den Masterplan, der insbesondere die Schwerpunktbereiche Carl-Schurz-Straße sowie ErftstadtCenter und den Verflechtungsraum zwischen diesen Schwerpunkten mit dem Freiraumverbund Liblarer Mühlengraben, Gesundheits- und Stadtgarten sowie Schloßpark umfasst. Abbildung 15: Grünraumverbund Gesundheitsgarten – Stadtgarten – Schloßpark zwischen Carl-Schurz-Straße und ErftstadtCenter Quelle: eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 23 3. Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie 3. ANALYSE BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR UND DEMOGRAPHIE Die folgende Analyse zur Bevölkerungs- und Altersstruktur basiert auf den Daten des Landesbetriebs Information und Technik NRW (IT.NRW). Als Betrachtungszeitraum werden die Jahre 2002 - 2012 gewählt. Für einige Aspekte werden längere Zeitreihen herangezogen. Um abweichende Entwicklungen und Auffälligkeiten zu erfassen, werden einzelne Indikatoren mit Daten des Kreisgebietes und des Landes NRW verglichen. Als Stichtag liegt in diesem Fall der 31.12.2012 zu Grunde. Für den Stadtteil Liblar wird ergänzend auf statistisches Material der Stadt Erftstadt zurückgegriffen. 3.1 Bisherige Bevölkerungsentwicklung Aktuell verzeichnet Erftstadt eine Einwohnerzahl von insgesamt rund 51.300 Personen mit Haupt- und Nebenwohnsitz (Stichtag: 30.04.2014). In den zwei größten Stadtteilen Liblar und Lechenich leben rund 24.000 Einwohner, davon 12.893 im Stadtteil Liblar.6 Abbildung 16: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Erftstadt (1998-2012) Quelle: IT.NRW 2014, eigene Darstellung Am Ende der Betrachtungsreihe – zum 31.12.2012 – kam die Gesamtstadt gemäß IT.NRW insgesamt auf 50.478 Einwohner.7 Bis zum Jahr 2002 war die Bevölkerungsentwicklung zunächst durch ein stetiges Wachstum geprägt. Dies ist vor allem durch hohe Wanderungsgewinne zu begründen. Im Jahr 2003 zeichnet sich erstmals eine Stagnation in den Einwohnerzahlen ab, die seit 1999 negativ verlaufende, natürliche Bevölkerungsentwicklung übersteigt nun z.T. die Wanderungsgewinne. 6 7 http://www.erftstadt.de/web/infos-zu-erftstadt/die-stadt-in-zahlen IT.NRW 2014, Stichtag 31.12.2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 24 3. Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie Abbildung 17: Natürliche Bevölkerungsentwicklung, Wanderungen und Gesamtveränderung in der Stadt Erftstadt (1998-2012) Quelle: IT.NRW 2014, eigene Darstellung Bei Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung für den Stadtteil Liblar fallen deutliche Parallelen mit der Kurve der Gesamtstadt ins Auge. Allerdings sind die Ausschläge stärker bzw. weniger nivelliert, sodass ab 2002 ein Rückgang erkennbar ist, der aber ab 2012 in eine Gegenbewegung übergeht. Abbildung 18: Bevölkerungsentwicklung im Stadtteil Liblar (1998-2012), nur Hauptwohnsitze Quelle: Stadt Erftstadt, eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 25 3. Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie 3.2 Altersstruktur Für die städtebauliche Entwicklung einer Kommune sind neben der Bevölkerungsentwicklung auch die Bevölkerungsstruktur und hierbei insbesondere die Altersstruktur von Bedeutung. Abbildung 19: Altersstruktur (2012) prozentual im Vergleich (Liblar/ Erftstadt/ Rhein-ErftKreis/ NRW) Quelle: IT. NRW 2014 und Daten der Stadt Erftstadt Bei der Betrachtung der Altersstruktur zeigen sich deutliche Anzeichen für eine Überalterung der Bevölkerung: Die Gruppe der Altersklassen der unter 5-Jährigen sowie der 20- bis unter 25-Jährigen sind, z.B. im Vergleich zur Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen, nur gering, wenn auch auf Ebene des Stadtteils geringfügig höher als auf Ebene der Gesamtstadt repräsentiert. Hingegen fallen die Anteile der über 65-Jährigen auf Ebene der Gesamtstadt und auf Stadtteilebene deutlich höher aus. In den Altersstufen der über 40-Jährigen ist zudem ein deutlicher Überschuss auf kommunaler Ebene sichtbar, auf Kreis- und Landesebene fallen die Zahlen hier geringer aus. Bei Betrachtung des Stadtteils Liblar fällt zudem die Altersgruppe der 50- bis unter 60-Jährigen auf, die hier nochmals einen deutlich höheren Anteil zeigt. Begründet werden kann dies unter anderem durch die große Anzahl an Baugebieten aus den 70/ 80er Jahren in Liblar.8 Der demographische Wandel ist also in den prozentualen Anteilen der Altersstufen an der jeweiligen Gesamtbevölkerung deutlich ablesbar. 3.3 Bevölkerungsprognose Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik in Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) erstellt für die einzelnen Kommunen innerhalb NRWs sogenannte Gemeindemodellrechnungen zur Abschätzung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung. Das Berechnungsverfahren stützt sich auf eine nach Altersjahren und Geschlecht gegliederte Basisbevölkerung zum Stichtag 01.01.2011 (in Erftstadt 50.553 Einwohner). Für diese Gemeindemodell8 IT.NRW 2014, Stichtag 31.12.2012 und Stadt Erftstadt, Stichtag 31.12.2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 26 3. Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie rechnung ist keine eigene Annahmenbildung der demographischen Komponenten erfolgt, sondern es fließt ausschließlich die Annahmenstruktur der Vorausberechnung auf Ebene der kreisfreien Städte und Kreise in diese Modellrechnung ein. Hier dienen die Geburten und Sterbefälle sowie die Zu- und Fortzüge aus der Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen in NRW 2011 bis 2030/ 2050 als Grundlage für die Bewegungsdaten. Die aus dieser Vorausberechnung hervorgehenden jährlichen Komponenten auf Ebene der Kreise für den Zeitraum 2011 bis 2030 werden in einem Top-Down-Verfahren auf die jeweiligen kreisangehörigen Städte und Gemeinden verteilt.9 Abbildung 20: Gemeindemodellrechnung Stadt Erftstadt Quelle: IT. NRW 2014 Anhand der Gemeindemodellrechnung wird für die Stadt Erftstadt eine Veränderung der Bevölkerungszahlen bis zum Jahr 2030 von -7,1 % prognostiziert (gegenüber 2011). Die Betrachtung des Medianalters10, welches laut Prognose von 46,9 Jahren (2011) auf 51,0 Jahre (2030)11 ansteigt, unterstützt die These der weiter fortschreitenden (Über-)Alterung der Gesellschaft in Erftstadt. Aktuell wird Erftstadt innerhalb des Projektes „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung als Demographietyp 6 „Mittelgroße Kommunen geringer Dynamik im Umland von Zentren und im ländlichen Raum“ eingeordnet. Die Kommunen dieses Typs weisen meist relativ hohe Anteile alter und allein lebender Menschen sowie geringe Anteile von Kindern und Jugendlichen auf. Die Bevölkerungsentwicklung ist im letzten Jahrzehnt weitgehend stabil verlaufen, die meisten Kommunen konnten zunächst sogar Wanderungsgewinne verzeichnen, die die Verluste der natürlichen Entwicklung ausgeglichen haben. Die Vorausberechnung der Bevölkerungszahlen bis 2030 prognostiziert den meisten Städten und Gemeinden des Typs 6 je9 10 11 IT.NRW 2014, Stichtag 01.01.2011 „Das Medianalter teilt die Bevölkerung nach dem Alter in zwei gleichgroße Gruppen: 50 % sind jünger und 50 % sind älter als das Medianalter.“ Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung , 2014 Demographiebericht Erftstadt, Wegweiser Kommune; Bertelsmann Stiftung, April 2014 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 27 3. Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie doch eine Trendwende, da die meisten Kommunen nun schrumpfende Einwohnerzahlen vorweisen.12 Auch auf Basis der aktualisierten Datengrundlagen entsprechen die Ergebnisse weitgehend denen des Integrierten Entwicklungskonzeptes ErftstadtLiblar13 aus dem Jahr 2012. Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich die Nachfrage bzw. die Bedarfe an Wohnraum ändern und soziale sowie technische Infrastruktur der neuen Bevölkerungsstruktur angepasst werden müssen. Der Bedarf an seniorengerechten barrierefreien Wohnen muss demzufolge erhöht werden unter Berücksichtigung einer garantierten Nahversorgung auf kurzen Wegen. In Zukunft wird die Nachfrage nach Altenheimen sowie Pflegeeinrichtungen steigen. Diese Aussagen decken sich weitestgehend auch mit den Schlussfolgerungen des Integrierten Entwicklungskonzeptes Erftstadt-Liblar der DSK. 12 13 Typ 6: Mittelgroße Kommunen geringer Dynamik im Umland von Zentren und im ländlichen Raum, Wegweiser Kommune, Bertelsmann Stiftung, Juli 2012 Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK, Februar 2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 28 4. Analyse Wirtschaftsstandort 4. ANALYSE WIRTSCHAFTSSTANDORT 4.1 Wirtschaftsstruktur Gesamtstadt mit Rückschlüssen für Liblar 4.1.1 Beschäftigtenstruktur Die Analysen zur Beschäftigtenstruktur wurden auf Datengrundlage des IT.NRW erstellt. Es liegen Daten der Jahre 2008 bis 2012 vor, für die Beschäftigtenstatistik liegt als Stichtag der 30.06.2012 zu Grunde. Zum Stichtag 30.06.2012 verzeichnet Erftstadt insgesamt 7.744 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Entsprechend der Gliederung der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 entfällt dabei knapp die Hälfte der Beschäftigten auf den Wirtschaftszweig „sonstige Dienstleistungen“ (ca. 45 %). Jeweils ca. 27 % sind in den Wirtschaftszweigen „Produzierendes Gewerbe“ und „Handel, Gastgewerbe und Verkehr“ beschäftigt. Der Wirtschaftszweig „Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei“ zeigt lediglich einen geringen Beschäftigtenanteil (ca. 1 %). Abbildung 21: Beschäftigtenstruktur in Erftstadt (WZ 2008) zum 30.06.2012 Quelle: IT.NRW 2014 Über lange Zeit ist die Wirtschaftsstruktur in Erftstadt durch die Wirtschaftszweige der Landwirtschaft und den Braunkohlenabbau (Schließung Tagebau und Brikettfabrik 1959) geprägt worden. Heute zeigt Erftstadt einen breiten Branchenmix, welcher durch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen geprägt wird. Zudem kann Erftstadt einige namhafte Firmen aufweisen, die zum Teil bereits auf eine lange Tradition am Standort zurückblicken.14 Insgesamt verfügt Erftstadt über neun Gewerbegebiete, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Die Schwerpunkte befinden sich jedoch in den beiden größten Siedlungsteilen Liblar und Lechenich:15 14 15 Erftstadt Wirtschaftseinblick, arosAgentur für ressourcenoptimiertes Standortmarketing und Stadt Erftstadt Wirtschaftsförderung, 1. Auflage 2011 http://www.erftstadt.de/web/wirtschaft-in-erftstadt/gewerbegebiete Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 29 4. Analyse Wirtschaftsstandort          Lechenich, WirtschaftsPark Erftstadt Lechenich, Siemensstraße/ Dieselstraße/ Daimlerstraße Lechenich, Zunftstraße/ Gildestraße Liblar, Klosengartenstraße/ Behrensstraße Liblar, Am Vogelsang/ Max-Planck-Straße Köttingen, May-Werke Friesheim, Wildweg Friesheim, Niederberger Weg Gymnich, Justus-von-Liebig-Straße Die Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Erftstadt nach Wirtschaftsbereichen (WZ 2008)16 zwischen 2008 – 2012 zeigt vor allem eine Zunahme im Bereich des Dienstleistungssektors. Auch in den anderen Wirtschaftsbereichen ist eine positive Entwicklung erkennbar, jedoch in deutlich geringerem Umfang. Abbildung 22: 16 Entwicklung der Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Erftstadt (WZ 2008) zwischen 2008 - 2012 Quelle: IT.NRW 2014 auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes WZ 2008: Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Ausgabe 2008 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 30 4. Analyse Wirtschaftsstandort 4.1.2 Pendlerbewegungen Die Pendlerstatistik für Erftstadt (zum Stichtag 30.06.2012) kann als ein weiterer Faktor herangezogen werden, um Bedeutung und Ausprägung des Wirtschaftsstandortes einzuschätzen. Entsprechend der Statistik zählt die Stadt 6.079 Berufseinpendlerinnen bzw. Berufseinpendler und 15.963 Berufsauspendlerinnen bzw. Berufsauspendler, sodass sich ein negativer Pendlersaldo von -9.884 ergibt. Trotz der am Standort ansässigen Unternehmen als wichtige Arbeitgeber ist demnach eine Vielzahl der Einwohner außerhalb der Stadtgrenzen tätig. Daraus lässt sich schließen, dass Erftstadt als bedeutender Wohnort am Rande der Oberzentren Köln und Bonn zu betrachten ist. Abbildung 23: Einpendler und Auspendler in Erftstadt zum 30.06.2012 Quelle: IT.NRW 2014, eigene Darstellung Entgegen der Ergebnisse, welche im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes Erftstadt-Liblar17 dargestellt wurden, kann eine negative Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Dienstleistungssektor nicht mehr belegt werden. Der Dienstleistungsbereich stellt den größten Wirtschaftsbereich dar. Begründet werden kann dies insbesondere durch die Nutzung einer aktuelleren Datengrundlage (sowie die Nutzung anderer Quellen). Die Ausführungen hinsichtlich der Pendlerstatistik hingegen können weiterhin unterstützt werden, demnach kann auch folgende Aussage der DSK bestätigt werden: „Dies belegt die hohe Attraktivität und die gute Erreichbarkeit der Stadt und zeigt die Notwendigkeit, attraktive Baulandangebote bieten zu können.“ (vgl. auch Integriertes Entwicklungskonzept ErftstadtLiblar, DSK, S. 25) 17 Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK, Februar 2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 31 4. Analyse Wirtschaftsstandort Neben der Schaffung eines Angebotes an neuen Bauflächen ist gerade die Nutzung von innerörtlichen Brachen oder Bestandsgebäuden durch Umbau oder Sanierung ein vorrangiges Ziel für die weitere Stadtentwicklung. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 32 4. Analyse Wirtschaftsstandort 4.1.3 Fremdenverkehr Aufgrund seiner nicht unbedeutenden Rolle, gerade auch für die Ortskerne, wird der Wirtschaftszweig Tourismus separat betrachtet. Erftstadt verfügt aufgrund der Lage am Rande des Naturparks Rheinland und mit dem VilleSeen-Gebiet (u.a. Liblarer See) über ein großes Naherholungsangebot mit zahlreichen Freizeitaktivitäten. Neben einigen Hotels, Gasthöfen und zwei Tagungsstätten, deren Schwerpunkt überwiegend im Stadtteil Lechenich liegt, befinden sich in Liblar ein Campingplatz (unmittelbar am Liblarer See) und ein Reisemobilstellplatz (Carl-Schurz-Straße). Jahr Betriebe Bettenbestand Übernachtungen 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 12 13 13 11 11 11 11 11 10 10 10 Tabelle 1: 270 280 279 296 297 298 303 302 237 252 221 35182 30448 32786 31522 34857 32901 33510 32146 28913 18581 20220 Durchschnittliche Auslastungsgrad Aufenthaltsdauer der Betten 1,9 35,8 1,8 30,6 1,7 32,8 1,9 33,2 2,3 33,7 2,1 31 2,4 32,5 2,1 35,5 2,1 36,6 2,3 21,8 2,5 26,8 Tourismuskenndaten (Erftstadt) Quelle: IT.NRW 2014 Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Tourismusgäste in Erftstadt lässt darauf schließen, dass die Stadt ein Ziel für Geschäftsreisende, den Tagestourismus und Kurzzeiturlaub darstellt. Abschließend kann festgehalten werden, dass vor allem die Naherholungsgebiete in Liblar (Ville-Gebiet, Liblarer See) eine tragende Rolle für den Tourismus der Gesamtstadt spielen. Eine bessere Vernetzung der Naherholungsräume mit dem Ortskern könnte den Reiz eines Besuchs in Liblar und somit den Tourismus weiter stärken. Aktuell liegen jedoch erhebliche Potenziale zur Erreichung der genannten Ziele brach. 4.2 Bestandsanalyse im Einzelhandels- und Zentrenkonzept Erftstadt ist gemäß der zentralörtlichen Gliederung des Landesentwicklungsplanes NRW als Mittelzentrum im ländlichen Raum eingestuft. Neben der Versorgung für die eigene Wohnbevölkerung werden auch überregionale Versorgungsfunktionen übernommen. Zum Themenfeld Einzelhandel ist 2011 ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept Erftstadt-Liblar18 von der BBE Handelsberatung erarbeitet worden, dessen Ergebnisse im Masterplan Beachtung finden. 18 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 33 4. Analyse Wirtschaftsstandort 4.2.1 Analyse Gesamtstadt Im Rahmen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts Erftstadt-Liblar wurde zunächst der gegenwärtige Zustand der Einzelhandelssituation erfasst und bewertet. Ziel der Analyse war es grundsätzliche Empfehlungen für die weitere Einzelhandelsentwicklung zu entwickeln und dabei zwischen Aussagen für die Gesamtstadt, für die Stadteile bzw. einzelne Versorgungszentren zu differenzieren. Im folgenden Abschnitt werden zunächst die wichtigsten Ergebnisse für die Gesamtstadt in Auszügen dargestellt, da diese durchaus auch für die Einordnung Liblars von Interesse sind:  Insgesamt gibt es 260 Einzelhandels- und Ladenhandwerksbetriebe auf einer Verkaufsfläche von rd. 57.640 m², die jährlich einen Gesamtumsatz von ca. 207,9 Mio. Euro erwirtschaften.  Es sind 32 Leerstände zum Erhebungszeitpunkt vorhanden.  Rund 76 % der vorhandenen Einzelhandelsbetriebe, rd. 84 % des Gesamtumsatzes und 90 % des Gesamtverkaufsflächenbestandes verteilen sich auf die Stadtteile Liblar und Lechenich.  Erftstadt steht mit einem überdurchschnittlichen Kaufkraftniveau von 108,1 % nach der Stadt Pulheim an zweiter Stelle im Vergleich der kreisangehörigen Kommunen.  Mit rd. 38 % ist das größte Kaufkraftpotenzial in der Warengruppe der Nahrungs- und Genussmittel vorhanden. Dies ist insbesondere auf die Vielzahl großflächiger Einzelhandelsangebote zurückzuführen.  Ca. 39 % der Verkaufsflächen und 63 % des Umsatzes entfallen auf die nahversorgungsrelevanten Sortimente. Zentrenprägende Sortimente, wie z. B. Bekleidung, Schuhe und Unterhaltungselektronik liegen mit rd. 24 % Anteil an der Verkaufsfläche und 19 % Umsatz deutlich darunter.  Es zeigt sich eine ausgeprägte Kleinteiligkeit in den vorhandenen Angebotsstrukturen: 12 der 260 Betriebe vereinen fast zwei Drittel der gesamten Einzelhandelsfläche. Rd. 72 % der Betriebe haben lediglich Verkaufsflächen von unter 100 m². 4.2.2 Analyse Standort Liblar Im folgenden Abschnitt werden der Stadtteil Liblar aus Einzelhandelssicht konkreter betrachtet und wesentliche Analyseergebnisse für die Bereiche Carl-Schurz-Straße und ErftstadtCenter herausgestellt. In Liblar können im Wesentlichen die beiden Standortbereiche der CarlSchurz-Straße sowie des ErftstadtCenters voneinander unterschieden werden. Hier ist der Großteil des in Liblar vorhandenen Einzelhandelsangebotes verortet: Rd. 81 % der Einzelhandelsbetriebe sowie rd. 66 % der in Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 34 4. Analyse Wirtschaftsstandort Liblar vorhandenen Verkaufsfläche konzentrieren sich auf diese beiden Standortbereiche.19 Abbildung 24: Einzelhandelssituation im Stadtteil Liblar (nach Standortbereichen) Quelle: Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Im Bereich der Carl-Schurz-Straße hat sich vor allem der an der Köttinger Straße, im Kreuzungsbereich zur Carl-Schurz-Straße bzw. Gartenstraße liegende Verbundstandort von REWE (Vollsortimenter) und ALDI (Discounter) etabliert. Daneben bestehen an der Carl-Schurz-Straße, im Bereich zwischen Bahnhofstraße und Brühler Straße zusätzliche Angebote im nahversorgungsrelevanten Segment. Mit den Neueröffnungen von REWE und ALDI an der Köttinger Straße hat sich der innerörtliche Versorgungsschwerpunkt in den vergangenen Jahren allerdings eindeutig an diesen Standort verschoben.20 4.2.3 Vertiefende Analyse Stadtteilzentrum Liblar (ErftstadtCenter) Das am südwestlichen Siedlungsrand von Liblar gelegen ErftstadtCenter, das in den 1970er Jahren erbaut wurde, verfügt inklusive dem real,- SBWarenhaus mit Shop-Zone sowie dem dm Drogeriemarkt über eine Verkaufsfläche von rund 13.800 m². Von der vorhandenen Verkaufsfläche nehmen Drogeriemarkt und SB-Warenhaus rund 6.770 m² ein. Die Verkaufsfläche für Nahrungs- und Genussmittel beläuft sich auf rund 5.650 m² während Drogeriewaren auf rund 1.120 m² angeboten werden. Im Einzelhandels- und Zentrenkonzept finden sich folgende Aussagen: Das eigentliche ErftstadtCenter ist eine in den 1970er Jahren gebaute ebenerdige Einkaufspassage, das auf der einen Seite stark durch mehrere nicht großflächige Fachmarktkonzepte (TEDi, kik, ZEEMAN, Dänisches Bettenlager, Schlecker, Schuh Palast) und auf der anderen Seite von kleinteiligen, zumeist inhabergeführten Fachgeschäften geprägt wird. Vorgehalten werden somit vornehmlich Angebote aus dem unteren Preis- und Qualitätsgenre, so dass – gerade bei den größeren Betrieben – allenfalls von einer geringen Eigenattraktivität auszugehen ist. Die Sortimentsbereiche Unterhaltungselektronik, Bekleidung, Schuhe, Uhren/ Schmuck sowie Bücher werden dagegen von entsprechenden Fachgeschäften durchaus kompetent angeboten.21 19 20 21 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 ebenda ebenda Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 35 4. Analyse Wirtschaftsstandort Abbildung 25: Zentraler Versorgungsbereich Stadtteilzentrum Liblar Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Das Stadtteilzentrum Liblar umfasst das gesamte Areal des ErftstadtCenters sowie die westlich angrenzenden Gebäudekörper des real,- SBWarenhauses bzw. des dm Drogeriemarktes. Auch das südöstlich gelegene Grundstück des Ärzte- und Gesundheitshauses, des Parkplatzes sowie das benachbarte Grundstück der Feuerwehr ist dem zentralen Versorgungsbereich zuzuordnen. Zusätzlich wird die Parkplatzfläche, die nördlich des ErftstadtCenters gelegen ist, dem zentralen Versorgungsbereich zugeschrieben. Darüber hinaus ist das vornehmlich durch Dienstleistungsbetriebe genutzte Wohn- und Geschäftshaus ebenfalls in den zentralen Versorgungsbereich zu integrieren. Der südlich gelegene Baumarkt wird aufgrund der fehlenden zentrenprägenden Funktion nicht in die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches aufgenommen. Vertiefende Analyse Nahversorgungszentrum „Carl-SchurzStraße“ Als weiterer wichtiger Versorgungsstandort dient die Carl-Schurz-Straße, die auf einer Länge von ca. 900 Metern durch einen losen Besatz verschiedener Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe gekennzeichnet ist. 4.2.4 Aufgrund der vergleichsweise großen räumlichen Ausdehnung und der sich daraus ergebenden unterschiedlichen Besatzdichten in einzelnen Bereichen, kann der Standortbereich der Carl-Schurz-Straße in fünf Teilbereiche untergliedert werden: Seine höchsten Verdichtungen besitzt der Standortbereich zum einen im nördlichen Abschnitt zwischen dem Kreuzungsbereich Bahnhofstraße im Süden und Brühler Straße im Norden sowie im zwischen Kirche, Kreuzungsbereich Grachtstraße sowie der Abzweigung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 36 4. Analyse Wirtschaftsstandort Köttinger Straße gelegenen Areal. An letzteres sind auch der ALDI Lebensmitteldiscounter und der REWE Supermarkt fußläufig angebunden. Sowohl im Bereich südlich der Grachtstraße als auch im zwischen den beiden Verdichtungsansätzen gelegenen Bereich der Carl-Schurz-Straße, dünnen sich die gewerblichen Nutzungen merklich aus, so dass hier vornehmlich reine Wohnnutzungen vorzufinden sind. Aufgrund des geringen räumlichen Zusammenhangs der einzelnen Teilbereiche ergeben sich kaum positive Synergieeffekte, von denen der Standortbereich der CarlSchurz-Straße in seiner Gesamtheit profitieren könnte.22 Insgesamt beläuft sich der Verkaufsflächenbestand auf der Carl-SchurzStraße auf rund 6.400 m². Analog zum ErftstadtCenter macht auch hier der Verkaufsflächenanteil nahversorgungsrelevanter Sortimente (Nahrungsund Genussmittel sowie Drogeriewaren) mit rund 44% den Angebotsschwerpunkt aus. Die räumliche Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Carl-SchurzStraße entspricht in weiten Teilen der Mischgebietsdarstellung im Flächennutzungsplan der Stadt Erftstadt (vgl. Kap. 5.1). Der zentrale Versorgungsbereich erstreckt sich im Wesentlichen vom süd-westlichen Kreuzungsbereich von Gracht- und Carl-Schurz-Straße bis hin zur Einmündung der Brühler Straße in nordöstlicher Richtung. Des Weiteren werden die Grundstücke, die sich entlang der Köttinger Straße bis zu den Standorten Rewe und dem gegenüberliegenden Aldi befinden mit in den zentralen Versorgungsbereich intergiert. Abbildung 26: 22 Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungszentrum „Carl-Schurz-Str.“ Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 37 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen 5. VORGABEN, BINDUNGEN UND PLANUNGEN Für die konzeptionelle Arbeit ist die Kenntnis des vorhandenen Planungsrechtes, von Bindungen und von zukünftigen Vorhaben im Untersuchungsraum von entscheidender Bedeutung. 5.1 Geltendes Planungsrecht Der Flächennutzungsplan ist seit 1999 rechtswirksam und ist in den vergangenen Jahren durch insgesamt 7 Änderungen fortgeschrieben worden. Im Bereich des Stadtteils Liblar stellt der Flächennutzungsplan überwiegend Wohnbauflächen dar. Entlang der Carl-Schurz-Straße und im Bereich des ErftstadtCenters bis hin zur Kreisstraße K44 sind hingegen Mischbauflächen ausgewiesen. Das Rathaus, das Marienhospital ErftstadtFrauenthal, mehrere Schulen, Kindergärten und Kirchen sowie weitere soziale Einrichtungen sind als Flächen für Gemeinbedarf dargestellt. Liblar wird als Siedlungsschwerpunkt gekennzeichnet. Abbildung 27: Ausschnitt Flächennutzungsplan (Liblar) der Stadt Erftstadt Quelle: Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 38 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Die folgende Abbildung zeigt eine Vielzahl an rechtskräftigen Bebauungsplänen und städtebaulichen Satzungen für den Stadtteil Liblar. Im Weiteren folgt nun eine kurze Beschreibung der für den Masterplan relevanten Bebauungspläne und Satzungen: Abbildung 28: Ausschnitt Übersicht Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen (Liblar) der Stadt Erftstadt Quelle: Stadt Erftstadt, Juni 2014 In den für den Masterplan relevanten Schwerpunktbereichen bestehen 18 rechtskräftige Bebauungspläne:  BP 13 D, 1. Änderung: dieser Bebauungsplan umfasst einen Bereich entlang der Carl-Schurz-Straße (Hsnr. 121 – 129) sowie westlich der Grachtstraße. Ziel ist die Schaffung von Planungsrecht für den Bau zweier dreigeschossiger Mehrfamilienhäuser im Bereich der Grachtstraße.  BP 34: dieser Bebauungsplan aus dem Jahre 1960 diente der Sicherung einer geordneten städtebaulichen Bebauung im Bereich der Grachtstraße / Bliesheimer Straße.  BP 35: der Bebauungsplan aus dem Jahre 1960 weist Gemeinbedarf aus, um dem steigenden Bedarf an Schul- und Hallensportflächen gerecht zu werden.  BP 36: im Bereich Mühlenweide dient dieser Bebauungsplan der Sicherung von Straßenverkehrsflächen. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 39 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen  BP 94: der Bebauungsplan umfasst den Bereich zwischen der K45 und der Seestraße und dient der Sicherung als Wohnbaufläche durch den Bau von Wohnhäusern in zweigeschossiger Bauweise.  BP 96: der Bebauungsplan umfasst den Bereich zwischen dem Bahndamm der ehemaligen Bahntrasse Liblar – Horrem und der Straße Am Vogelsang und zielt auf eine wesentliche Verbesserung der städtebaulichen Situation in der bestehenden Gemengelage.  BP 96, 1. Änderung: die Änderung betrifft den Teilbereich „Am Vogelsang“ des Bebauungsplanes Nr. 96 und schafft die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung einer Servicestation für Wohnmobile.  BP 97.2: dieser Bebauungsplan diente der Sicherung einer innerörtlichen Verbindungsstraße (Gustav-Heinemann-Straße / K44) zwischen Liblar und Lechenich.  BP 101: der Bebauungsplan sicherte Flächen für ein Hallenbad und ein Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von rund 6.000 m² westlich der Bliesheimer Straße.  BP 101 A: der Bebauungsplan diente der Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Behebung der städtebaulichen Missstände in den Baublöcken 3 und 4 des Einkaufscenters.  BP 105: der Bebauungsplan sicherte Flächen für die Erweiterung des Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von rund 5.500 m², die Errichtung eines Rathauses und einer Feuer- und Rettungswache sowie von Läden, Büros und Wohnungen.  BP 107: dieser Bebauungsplan diente ebenfalls einer Erweiterung des Kerngebietes um Rathaus, Einkaufscenter, etc.  BP 111: dieser Bebauungsplan diente der Errichtung eines Bau- und Heimwerkermarktes südlich des Einkaufscenters.  BP 111, 1. Änderung: dieser Bebauungsplan diente der Erweiterung des Bau- und Heimwerkermarktes sowie der Errichtung eines Büro- und Ärztehauses an der Gustav-Heinemann-Straße.  BP 113: mit diesem Bebauungsplan sind die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Vollsortimenters an der Köttinger Straße geschaffen worden.  BP 143: der Bebauungsplan diente der Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung des Discounters an der Köttinger Straße.  BP 161: der Bebauungsplan dient der Erweiterung der Wohnbauflächen im Bereich Seestraße.  BP 168: der Bebauungsplan umfasst den Bereich zwischen Spickweg, Bahndamm und Ville-Gebiet und dient der Sicherung als Wohnbaufläche. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 40 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Hinsichtlich der Siedlungsentwicklung in den Schwerpunktbereichen kommt dem Bebauungsplan Nr. 152 eine besondere Bedeutung zu. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 152, E.-Liblar, Brühler Straße soll die planungsrechtliche Grundlage für eine künftige geordnete städtebauliche Entwicklung nördlich der Brühler Str. und westlich der Max-Planck-Str., mit dem zentralen Baustein Gewebebrachen Konversion (ehem. ZervosGelände) geschaffen werden. Ziel der Planung ist es, den Bereich zu erschließen und auf Grundlage der Gesamtkonzeption eine Wohnbebauung mit Einzel- und Doppelhäusern sowie einzelnen Mehrfamilienhäusern zu realisieren. Abbildung 29: Städtebauliches Konzept; Bebauungsplan Nr. 152 E.-Liblar, Brühler Straße Quelle: Stadt Erftstadt Auffällig ist, dass weite Teile der Carl-Schurz-Straße, nach Aufhebung des unter städtebaulichen Gesichtspunkten nicht mehr tragfähigen Bebauungsplans Nr. 13, nicht mehr den Bestimmungen eines gültigen Bebauungsplanes unterliegen. In diesem Bereich sind also derzeit die Inhalte des §34 Baugesetzbuch (BauGB) anzuwenden. Im Hinblick auf die Ziele des Masterplanes kann es notwendig werden, Planungsrecht für bestimmte Stadträume oder Maßnahmen anzupassen bzw. neu zu schaffen. Der konkrete Bedarf sowie die voraussichtliche Vorgehensweise werden zu einem späteren Zeitpunkt, im Zuge der konkreten Maßnahmenbeschreibungen, formuliert. 5.2 Tangierende Projekte und Planungen In den vergangenen Jahren sind für den Masterplan Liblar bedeutende Projekte in die Realisierung gegangen bzw. es wurde mit konkreten Planungen begonnen. Zu diesen Projekten, welche in den Gesamtkontext zu stellen sind und synergetische Wirkungen entsprechend den Zielsetzungen des Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 41 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Masterplans erzielen, zählen auch interkommunale Projekte der öffentlichen Hand sowie private Projekte. Eine Auswahl der bedeutendsten Projekte und Planungen dieser Art, von deren Umsetzung positive Effekte für den Untersuchungsraum erwartet werden, werden im folgenden Abschnitt kurz vorgestellt: Projekte „Regionale 2010“:  Erlebnisraum Römerstraße  Stadtgarten in Liblar (RegioGrün)  Erlebnisroute Villeseen (RegioGrün)  Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“ (RegioGrün) weitere städtebauliche Entwicklungsprojekte:  Entwicklung Bahnhofsgelände  Entwicklung Gewerbebrache „Zervos-Gelände“  Entwicklung Ortskernwohnen „Oase am Schloss“  Entwicklung Ortswohnen „Am Stadtgarten“ Planungsziele und Plankonzepte in Hinblick auf den Klimaschutz  Regeneratives Energiekonzept Stadt Erftstadt, 2014 5.2.1 Erlebnisraum Römerstraße Das mit EU- und Landesmitteln geförderte Projekt Erlebnisraum Römerstraße | Agrippastraße – Via Belgica lässt ab 2014 die römischen Fernstraßen im Rheinland wieder „erfahrbar“ werden. Die hiesigen Abschnitte der Agrippastraße (von Köln nach Lyon) werden damit für die Zukunft gesichert und für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht. Auf einer Rad- und Wanderroute, die auf oder nahe am historischen Verlauf der beiden Straßen geführtwird, wird der Erlebnisraum für Gäste spürbar gemacht. Zahlreiche Informationstafeln an den Sehenswürdigkeiten entlang der Route erschließen sowohl die römische Besiedlung als auch Denkmäler jüngerer Zeit. Durch Liblar deckt sich der Verlauf der historischen Römerstraße weitgehend mit der Trasse der Carl-Schurz-Straße, was einen wichtigen Aspekt für die weitere städtebauliche Entwicklung des Ortskerns sowie für Umgestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum darstellt. In Erftstadt-Liblar wurden neben den Informationsstelen, von denen sich eine im Zentrum am Carl-Schurz-Platz befindet, ein kleiner Rast- und Informationspunkt im Bereich der Seestraße sowie die Mansio Erftstadt westlich des Marienhospitals errichtet. Der Pavillon der Mansio Erftstadt wurde auf der dafür bereits im Frühjahr 2013 hergerichteten Fläche am südwestlichen Ende der Carl-Schurz-Straße aufgestellt. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 42 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Die Errichtung der Mansio als Informations- und Umsteigepunkt vom Auto aufs Fahrrad ist mit einer Fahrradabstellanlage, einer Abstellfläche für Pkws und einem Aufenthaltsbereich ausgestattet worden. Abbildung 30: Der Pavillon der Mansio Erftstadt Quelle: Stadt Erftstadt Abbildung 31: links: Blick auf die Carl-Schurz Straße rechts: Blick auf die „Agrippastraße“ in Richtung Carl-Schurz-Straße Quelle: Stadt Erftstadt 5.2.2 Stadtgarten in Liblar Auf dem grünen Weg durch Liblar vervollständigt der neue Stadtgarten die Grünachse vom Schlosspark Gracht über den Gesundheitsgarten um das Marienhospital bis zur Erftaue. Beim Teilprojekt „Stadtgarten Liblar“ wird deutlich, dass durch RegioGrün auch Grünflächen gesichert werden können, da es zunächst Überlegungen gab, das Areal zu bebauen. Die ehemals als Ackerland genutzte Fläche wurde als Parkanlage mit Wegen und zentralem Platz gestaltet, sodass die Planungsabsicht, die Fläche als verbindendes Element zwischen Schlosspark Gracht und dem Gesundheitsgarten bzw. den Grünanlagen um das Krankenhaus ‚Marienhospital’ als verbindendes Element zu entwickeln, im Jahr 2013 realisiert wurde. Durch die Parkgestaltung wurde ein wichtiger Lückenschluss im Biotopverbund in der vorhandenen Grünachse in Liblar erreicht. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 43 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Abbildung 32: 5.2.3 Stadtgarten Liblar Quelle: www.regio-gruen.de Erlebnisroute Villeseen Die ‚Erlebnisroute Villeseen’ erschließt für Radfahrerinnen und Radfahrer den Südwestkorridor und verbindet die Lupenräume untereinander. Sie verläuft durchgängig vom Decksteiner Weiher am Äußeren Kölner Grüngürtel bis zur Erftaue an der Gymnicher Mühle, der Erftaue und Rotbachaue nach Süden folgend bis zum Friesheimer Busch und über die Ville zurück zum Decksteiner Weiher. Auf Erftstädter Stadtgebiet ist die Errichtung von 5 Informationspunkten auf Plätzen mit Aufenthaltsqualität entlang der Route im Bereich Liblarer See (Seestraße), am Bahnhof Erftstadt, in Gymnich, in Lechenich und in Bliesheim realisiert worden. Durch diese Erlebnisroute wird ein maßgeblicher Teil in der historischen Entwicklung des Stadtteils Liblar zugänglich gemacht, da die Villeseen wie bereits im Kapitel 2.2 beschrieben, durch den Liblar stark prägenden Braunkohletagebau entstanden sind. Dieser Aspekt wird zuAbbildung 33: sätzlich als Schwerpunkt des Erlebnisweges „Tagebaufolgelandschaft“ thematisiert. 5.2.4 Bergbaufolgelandschaften Quelle: www.regiogruen.de Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“ Das Projekt Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“ macht die Geschichte der Villeseenlandschaft wieder erlebbar und „erfahrbar“. An ausgewählten Stationen wird über die unterschiedlichen zeitlichen Ansätze der forstlichen Rekultivierung, ihre Ziele und auch ihre Folgen informiert. Weiterhin sollen die Belange des Naturschutzes im Gebiet und vor allem auch die Abbau- Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 44 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen geschichte thematisiert werden. Auf Erftstädter Stadtgebiet sind im Bereich Liblar und entlang vorhandener Waldwege in der Ville zur Qualifizierung der Wegeverbindung sieben Wegweiser zur besseren Orientierung und sieben Informationstafeln realisiert worden. Neben den Projekten der „Regionale 2010“ sind nachfolgend beschriebene Projekte ebenfalls von großer Relevanz für den Masterplan. 5.2.5 Entwicklung Bahnhofsgelände Abbildung 34: Ausbauplanung Bahnhof Erftstadt; Stand März 2014 Quelle: Stadt Erftstadt Eine Planung, die von Seiten der Stadt bereits länger verfolgt wird, nun aber in die Realisierungsphase eingetreten ist, ist die Neuordnung und Umgestaltung des Bahnhofsbereichs in Liblar. Mitte Januar 2015 begannen die Arbeiten an der Modernisierung, welche Maßnahmen unterschiedlicher Schwerpunkte umfasst. Neben technischen Maßnahmen, wie beispielsweise die Modernisierung des Mittelbahnsteigs an den Gleisen 2/3 auf künftig 170 Metern Länge und neuer Höhe von 76 Zentimetern für einen barrierefreien Ein- und Ausstieg, werden auch Maßnahmen im Rahmen des Grünraumkonzeptes im Bereich Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 45 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen des Bahnhofs sowie die Umsetzung eines Lichtkonzeptes berücksichtigt. Neugebaut werden zudem eine Personenunterführung (PU), Rampen- und Treppenanlagen und Bahnsteigdächer auf beiden Seiten. Die gesamten Maßnahmen werden voraussichtlich Ende 2016 abgeschlossen sein. Die Umgestaltung des Bahnhofes in Liblar ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung des wichtigsten ÖPNV-Verknüpfungspunktes in der Gesamtstadt Erftstadt. 5.2.6 Entwicklung Gewerbebrache „Zervos-Gelände“ Abbildung 35: Anlage zum Bebauungsplan Nr. 152, E.-Liblar, Brühler Straße Quelle: Stadt Erftstadt Mit der Änderung und Vergrößerung des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes Nr. 152, E.-Liblar, Brühler Straße, soll eine weiterführende bauliche Entwicklung der Teilfläche - im Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche dargestellt - zu Wohnbauzwecken realisiert werden (vgl. a. Kap. 5.1). Es handelt sich hierbei im Kern um das ehemalige Betriebsgelände der Firma Zervos sowie um umgebende Flächen: zum einen geht es um die sich im Besitz der Stadt Erftstadt befindlichen Grundstücke entlang der Carl-Schurz-Straße sowie der Max-Planck-Straße (Ville-Express, Reisemobilstellplatz) und zum anderen um das Betriebsgelände der Firma Preiter. Da der Pachtvertrag des Ville-Express zum 31.12.2015 ausläuft und keine Fortführung der Nutzung beabsichtigt ist, wird die Fläche, auf der Lok und Wagons stehen, ebenso wie das Betriebsgelände der Firma Preiter, der Fläche zur geplanten baulichen Nutzbarmachung zu Wohnzwecken zugeführt. Die Verwaltung hat aktuell einen städtebaulichen Vorentwurf auf Grundlage des beschriebenen Geltungsbereichs erarbeitet. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 46 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Abbildung 36: Städtebauliches Konzept; Bebauungsplan Nr. 152 E.-Liblar, Brühler Straße Quelle: Stadt Erftstadt Es ist vorgesehen, eine ein- bis zweigeschossige Einfamilienhausbebauung mit freistehenden Einfamilien- und Doppelhäusern sowie ggf. zwei bis drei Mehrfamilienhäusern zu entwickeln. Der Vorentwurf ist so konzipiert, dass insbesondere hinsichtlich der Bauweise (freistehendes Einfamilienhaus, Doppelhaus) im weiteren Planverfahren und bei der Planrealisierung Spielraum für entsprechende Änderungen bzw. Anpassungen besteht. Die Planung entspricht den Zielen des Masterplanes insoweit, dass der Ortskern durch die Erweiterung der Wohnfunktion gestärkt und durch die Verbesserung der Durchlässigkeit (im Gegensatz zum „Gewerberiegel“) eine optimalere Vernetzung des Siedlungsraumes mit dem Naherholungsraum „Ville-Seen“ erreicht wird. 5.2.7 Entwicklung Ortskernwohnen „Oase am Schloss“ Abbildung 37: Übersichtsplan „Schloss-Oase“ Erftstadt-Liblar Quelle: Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 47 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Geplant ist eine barrierefreie dreigeschossige Mehrfamilienhausbebauung mit Satteldach und Pultdach (Stadthäuser) sowie eine zweigeschossige Bebauung mit ausgebautem Satteldach an der Bahnhofstraße als Bestandsergänzung (s. Abbildung 38). Die Erschließung soll über die Fritz-ErlerStraße mit unmittelbarer Zufahrt zur geplanten Tiefgarage erfolgen, sodass der als Platz ausgebildete innere Bereich als weitgehend „autofreie Zone“ Gestaltungsspielräume für eine hohe Aufenthaltsqualität eröffnet. Abbildung 38: Übersichtsplan „Schloss-Oase“ Erftstadt-Liblar Quelle: Stadt Erftstadt Die Planung entspricht den Entwicklungszielen für die künftige städtebauliche Neuordnung und Revitalisierung der Carl-Schurz-Straße und deren Umfeld. Im Arbeitskreis zum Masterplan Liblar wurde die Planung - vorbehaltlich einiger Anpassungspunkte - bereits zustimmend zur Kenntnis genommen. 5.2.8 Entwicklung Ortswohnen „Am Stadtgarten“ Abbildung 39: Anlageplan, Bebauungsplan Nr. 13I, Erftstadt- Liblar Carl-Schurz-Straße Quelle: Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 48 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Im Plangebiet ist durch einen Investor die Errichtung eines Seniorenzentrums, von betreutem Wohnen, einem Appartementhaus und von gefördertem Wohnraum geplant. In der Zwischenzeit wurde der Planentwurf auf der Grundlage des vorgestellten Bebauungsvorschlags und in Abstimmung mit dem Investor und dem beauftragten Architekturbüro fortentwickelt. Die Planungen wurden der Öffentlichkeit am 24.06.2015 vorgestellt. Abbildung 40: Städtebaulicher Entwurf Nr. 13I Erftstadt-Liblar, Carl-Schurz-Straße Quelle: Stadt Erftstadt Die Bebauung soll sich zum einen entlang der Carl-Schurz Straße erstrecken, in deren Verlauf mehrere marode Bestandsgebäude abgerissen und durch ein 3-geschossiges Mehrfamilienhaus ersetzt werden, zum anderen soll der hintere Bereich in Richtung Stadtgarten mit 2-3-geschossiger Wohnbebauung und dem 3-geschossigen Seniorenpflegezentrum entwickelt werden. Aus Sicht des Masterplans ist das beschriebene Projekt geeignet, gerade für den von Leerständen und Mindernutzungen stark durchzogenen Bereich der Carl-Schurz-Str., zwischen Köttinger und Bliesheimer Straße, dringend notwendige Impulse zu geben. Außerdem kann die mit diesem Projekt u. a. vorgesehene Realisierung eines Seniorenzentrums als wichtiger Schritt in Bezug auf den demographischen Wandel, bzw. für die in Kapitel 3 beschriebene Nachfrage an altersgerechtem Wohnen eingestuft werden. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 49 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen 5.2.9 Klimaschutz und regenerative Energien Um energieeffiziente und flächensparende Siedlungs- und Nutzungsstrukturen sowie eine verstärkte Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien zur Verringerung des Strom- und Wärmebedarfs, des CO2-Ausstoßes (Minderung des Treibhaus-Effektes) zu erreichen, sind vielfältige Anforderungen zu beachten. Es gilt vor allem frühzeitig auf eine Anpassung der Infrastrukturen sowie der Siedlungs- und Freiraumstrukturen an den Klimaschutz hinzuwirken und Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang vor allem eine reduzierte Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen und die Umsetzung des flächenpolitischen Ziels der Bundesregierung (bundesweiter Flächenverbrauch <30 ha/ Tag bis 2020).23 Ein nachhaltiges Flächenmanagement kann hier u. a. durch Wiedernutzung von brachgefallen Flächen, Baulücken sowie die Nachverdichtung erreicht werden. Auch weitere Aspekte wie die Einführung des Energiepasses für Gebäude oder die stetige Verschärfung der gesetzlichen Mindeststandards im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV)-Novellierungen 2007, 2009 und 2014 verdeutlichen die Anforderungen zum Klimaschutz durch energetische Sanierung des Gebäudebestandes und eine energetisch hochwertige Erstellung von Neubauten. Dabei sind aber gleichzeitig für das Gebäude selbst sowie das stadträumliche Umfeld die baukulturelle Qualität zu wahren und gestalterische Auswirkungen zu beachten (z. B. Denkmalschutz). Dies trifft insbesondere auf eine bautechnisch und ökologisch sinnvolle äußere Wärmedämmung und Photovoltaikanlagen zu. Die Stadt Erftstadt hat im Jahr 2014 ein Regeneratives Energiekonzept erarbeitet, in dem für die Stadt Erftstadt folgende Klimaschutzziele entworfen worden sind:   Bilanzielle Stromautarkie bis zum Jahr 2030 Steigerung der regenerativen Wärmeerzeugung auf 20% bis zum Jahr 2030 und auf 45% bis 205024 Die quantitativen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn es gelingt, Bürger und städtische Akteure zum Handeln zu aktivieren. Nur durch ihre Unterstützung lässt sich eine klimafreundliche Energieversorgung realisieren. Dieser Aspekt wird in den nachstehend qualitativen Zielsetzungen berücksichtigt: 1) Mobilisierung von Bürgern und städtischen Akteure für Erneuerbare-Energien-Projekte 2) Steigerung des Anteils der Eigenstromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 3) Starke Berücksichtigung von Erneuerbaren Energien bei Bestandsund Neubauprojekten 23 24 http://www.bmub.bund.de/P2220/; Stand: 16.07.2014 Regeneratives Energiekonzept Stadt Erftstadt, Juni 2014 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 50 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Da die Stadt Erftstadt über umfangreiche Potenziale zum Ausbau Erneuerbarer Energien verfügt, ist in Hinblick auf eine stringente Umsetzung ein Maßnahmenkatalog angefertigt worden. Der Maßnahmenkatalog führt zunächst übergeordnet zu betrachtende Maßnahmen auf, die eine verstärkte Berücksichtigung von Erneuerbaren Energien im Bestand und Neubau vorsehen. Die weiteren Maßnahmen formulieren konkrete Maßnahmen und Projekte, die den Ausbau Erneuerbarer Energien begünstigen. Dabei spielt insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit eine entscheidende Rolle. Denn es muss gelingen, Bürger und städtische Akteure für die Umsetzung von Maßnahmen und Projekten zu gewinnen. Nur durch ihre Unterstützung wird es möglich sein, die ehrgeizigen Ziele zum Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen. Darüber hinaus ist ihre Einbindung erforderlich, um die Akzeptanz gegenüber Erneuerbare Energien zu erhöhen.25 Abbildung 41: Maßnahmenkatalog Quelle: Regeneratives Energiekonzept Stadt Erftstadt Die Bedeutung des städtischen Beitrages zum Klimaschutz ist unumstritten. Darüber hinaus können durch kommunale Strategien oder die vorbildhafte Durchführung eigener kommunaler Projekte (Sanierungen etc.) in diesem Themenfeld auch private Akteure zum nachhaltigen Handeln motiviert werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Querschnittsthema Klimaschutz auch Gegenstand des Masterplanes Liblar ist. Deutlich ablesbar wird dies u. a.    25 beim Entwicklungsgrundsatz Innen- vor Außenentwicklung (z.B. Reaktivierung Betriebsgelände Zervos für Wohnen), bei der Schaffung kurzer Wege und attraktiver Wegeverbindungen zur Förderung des nicht motorisierten Verkehrs oder bei der geplanten Verknüpfung von Beratungen bzw. Förderungen von privaten Maßnahmen zur Stadtbildverbesserung mit energetisch sinnvolle Maßnahmen. Regeneratives Energiekonzept Stadt Erftstadt, Juni 2014 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 51 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen 5.3 Bestehende Zweckbindungen Projekte, deren Finanzierung im Rahmen früherer Fördermaßnahmen ermöglicht wurde, unterliegen einer Zweckbindungsfrist. In dieser zeitlichen Frist dürfen die Maßnahmen nicht zweckentfremdet, d.h. umgestaltet werden. Nur in seltenen, gut begründeten Fällen können Ausnahmen möglich sein. In Liblar sind Zweckbindungen auf zwei Fördermaßnahmen größeren Umfangs vorhanden. Im Rahmen regionaler Strukturentwicklung wurden in Liblar Projekte der „Regionale 2010“ aus den Bereichen RegioGrün sowie Erlebnisraum Römerstraße gefördert. Darüber hinaus unterliegen auch die Städtebaufördermaßnahmen im Bereich Carl-Schurz-Straße (Abschnitt zwischen Köttinger Straße und Bahnhofstraße sowie der Marienplatz) einer Zweckbindung.26 5.3.1 Maßnahmen im IHK unterstützen Vernetzung „Regionale 2010“ Abbildung 42: Auszug aus Anlage 1 zum Beschluss vom 15.12.2009 Stadtumbaugebiet und Projektpunkte der Regionale 2010 Quelle: Stadt Erftstadt Der Förderung der städtebaulich-landschaftsgestalterischen Interventionen wurde als Gebietskulisse ein Stadtumbaugebiet gem. § 171 b Baugesetzbuch zugrunde gelegt. Das Projekt Erlebnisraum Römerstraße wird durch Land und EU gefördert. Der Bewilligungszeitraum dieses Projekts lief bis zum 31.12.2014. Bei einer Zweckbindung von 20 Jahren endet der Zeitraum voraussichtlich mit Ende des Jahres 2034. Die erläuterten Projekte im Bereich RegioGrün sind ebenfalls Planungen im Rahmen der „Regionale 2010“. Das Projekt erhält Zuwendung des Landes aus Landes- und Bundesmitteln und Mittel der EU „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007-2013 (EFRE) - Ziel 2-Programm“. Der Bewilligungszeitraum wurde bis 31.12.2014 festgesetzt. Bei einer 26 Städtebauförderung Liblar, Laufende Förderungen/ Zweckbindungen aktueller Förderprjekte, Stand 12.08.2014 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 52 5. Vorgaben, Bindungen und Planungen Zweckbindung von 20 Jahren endet der Zeitraum voraussichtlich mit Ende des Jahres 2034. Hinsichtlich der Projektinhalte vergleiche auch Kapitel 5.2.1 bis 5.2.4. 5.3.2 Städtebauförderung Carl-Schurz-Straße und Marienplatz Bei diesen Teilabschnitten handelt es sich zum einen um den engeren Bereich des historischen Kerns (Bereich Carl-Schurz-Platz, Kirchenvorplatz St. Alban und ehem. Kloster) sowie um den Bereich des Marienplatzes. Für die Bauabschnitte „Umbau Carl-Schurz-Straße; 1. Bauabschnitt Umgestaltung Marienplatz“ und „Umbau Carl-Schurz Straße; 2. Bauabschnitt, Umgestaltung der Bahnhofstraße bis Köttinger Straße“ wurden am 30.05.1995 bzw. am 27.06.1995 Förderanträge bei der Städtebauförderung eingereicht und später bewilligt. Mit den Zuwendungsbescheiden 05/36/95 vom 24.07.1995 (1. Bauabschnitt) und 05/08/96 vom 16.07.1996 (2. Bauabschnitt) wurde eine Zweckbindungsfrist von 25 Jahren mitgeteilt. Da diese Maßnahme erst im Jahr 2020 / 2021 aus der Zweckbindung entlassen ist, wird eine enge Abstimmung mit der zuständingen Förderbehörde als notwendig erachtet. Die Entwicklungsziele des Masterplans sind mit den damaligen Planungsabsichten in Einklang zu bringen. Abbildung 43: Auszug aus Plan Abgrenzung Untersuchungsraum Sanierungsmaßnahme Erftstadt-Liblar, Altstadt Quelle: Stadt Erftstadt Abbildung 43 zeigt die Abgrenzung des Untersuchungsraumes für Vorbereitende Untersuchungen gem. §136 in Verbindung mit §141 BauGB zur Einleitung von städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen für das umgrenzte Gebiet sowie die Straßen Gartenstraße, Grüner Weg und Köttinger Straße. Der entsprechende Beschluss im Rat der Stadt Erftstadt erfolgte am 24.03.2009. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 53 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse 6. STÄDTEBAULICHE BESTANDSERHEBUNG UND -ANALYSE 6.1 Stadtteilfunktionen und Nutzungsstruktur Im April 2014 wurde zur Untersuchung der Stadtteilfunktionen und der Nutzungsstruktur eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Aufbauend auf der im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes Erftstadt-Liblar27 durchgeführten Bestandsaufnahme diente diese insbesondere der Aktualisierung der kartierten Nutzungen und konzentrierte sich überwiegend auf die Bereiche Carl-Schurz-Straße und ErftstadtCenter. Anhand der kartographischen Darstellung lassen sich sowohl die städtebauliche Struktur als auch die räumlichen Nutzungsschwerpunkte erkennen: Der überwiegende Anteil der Flächennutzung in Liblar ist dem Wohnen zuzuordnen. Einzelne Schulen, Kindergärten, Kirchen und weitere soziale Einrichtungen sind als Wohnfolgenutzungen entsprechend eingegliedert. Lediglich im Norden und im Osten grenzen Gewerbegebiete an. Der Siedlungsbereich Liblar umschließt das Schloss Gracht, eines der ältesten Schlösser Nordrhein-Westfalens, mit weitläufigen Grünflächen. Im Schloß selbst ist heute eine private Nutzung (European School of Management and Technology) untergebracht28. Im Westen befindet sich das Marienhospital Erftstadt-Frauenthal. Östlich an den Siedlungskörper schließt das Erholungsgebiet um den Liblarer See an. Der Bahnhof Erftstadt (in Liblar), am südöstlichen Stadtteilrand gelegen, wird derzeit modernisiert. Abbildung 44: Ausschnitt aus Plan Nr. 2 Gebäude- und Flächennutzung Bereich Carl-Schurz-Platz (vgl. Anhang) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Entlang der historischen Achse der Carl-Schurz-Straße finden sich neben Wohngebäuden auch einige Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsnutzungen, die sich jedoch über die gesamt Länge der Straße zwischen der Bliesheimer Straße und der Max-Planck-Straße verteilen. Bei 27 28 Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK, Februar 2012 Campus der ESMT European School of Management and Technology Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 54 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse detaillierter Betrachtung zeigt sich, dass sich die Carl-Schurz-Straße anhand der Nutzungen in fünf Abschnitte unterteilen lässt. Davon sind drei Abschnitte, östlich der Brühler Straße, zwischen der Köttinger Straße und der Bahnhofstraße sowie westlich der Grachtstraße überwiegend durch Wohnnutzungen geprägt. An den Abschnitten zwischen der Bahnhofstraße und Brühler Straße sowie um den Knotenpunkt Köttinger Straße finden sich hingegen noch Mischnutzungen sowie Dienstleistungs- und Gastronomieangebote. Festzustellen ist allerdings, dass der gesamte Besatz deutliche Lücken aufweist, vor allem in dem Bereich zwischen der Bliesheimer Straße und der Grachtstraße, die bei Zunahme standort- bzw. funktionsgefährdend werden können. Zudem zeichnet sich ein beginnender Trend mit zunehmenden Nutzungen, die nicht der Standortqualität entsprechen, ab. Dies kann bei Fortführung zu einem deutlichen Imageverfall des Standortes Carl-Schurz-Straße beitragen. Abbildung 45: Ausschnitt aus Plan Nr. 2 Gebäude- und Flächennutzung Bereich ErftstadtCenter (vgl. Anhang) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Im Bereich des ErftstadtCenters sind neben Gemeinbedarfs- und öffentlichen Einrichtungen, wie dem Rathaus der Stadt Erftstadt und dem Hallenbad, vor allem Einzelhandelsbetriebe anzutreffen. Das ErftstadtCenter ist in Verbindung mit dem angrenzenden Vollsortimenter Real und dem Drogeriemarkt als größter Versorgungsstandort im Stadtgebiet zu betrachten und bildet den Angebotsschwerpunkt im Nahversorgungsbereich. Ergänzend sind hier neben Gütern des kurzfristigen Bedarfs auch Güter des mittelfristigen Bedarfs vorhanden. Unmittelbar angrenzend finden sich weitere Gemeinbedarfseinrichtungen wie die Feuerwehr und die Musikschule. Wie erwartet bestätigen die aktuellen Bestandserhebungen die im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes Erftstadt-Liblar29 bereits dargestellte Situation bzw. dargestellten Entwicklungstendenzen. So wurde z.B. bereits in 2012 die Entwicklung mehrerer Abschnitte der Carl-Schurz-Straße zu monofunktionalen Nutzungen (z.B. Wohnen) deutlich. Im Gegensatz hierzu sind größere Veränderungen für den Bereich des ErftstadtCenters zu verzeichnen, u.a. ist die Delta-Passage zwischenzeitlich umgebaut und ein Discounter angesiedelt worden. 29 Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, DSK, Februar 2012 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 55 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse 6.2 Bestandsanalyse im Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar Die Erarbeitung des Masterplans Erftstadt-Liblar erfolgte in enger Verzahnung mit der Erstellung eines Verkehrskonzeptes für den Stadtteil. Die Ergebnisse dieses Verkehrsgutachtens, das von der Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung IVV erarbeitet wurde, sind damit auch Bestandteil des Masterplans. Besonders zu betonen ist eine, im Rahmen der Erstellung des Verkehrskonzeptes durchgeführte Haushaltsbefragung, die aufschlussreiche Erkenntnisse im Hinblick auf folgende Punkte zu Tage förderte:   6.2.1 Aktuelles Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zur Schaffung einer Datengrundlage für die Verkehrsplanung Ermittelte Mobilitätskenndaten als Grundlage für die Verkehrsprognose 2025 sowie für die Wirkungskontrolle der zu erarbeitenden Maßnahmenkonzeption Fließender motorisierter Individualverkehr (MIV) Der Stadtteil Liblar verfügt über vier Hauptverkehrsstraßen, die eine hohe Bedeutung für die überregionale und regionale Anbindung übernehmen:     B265 – liegt nördlich des Stadtteils Liblar L163 – verläuft in nordsüdlicher Richtung durch den Stadtteil K45 – führt ebenfalls in nordsüdlicher Richtung durch Liblar K44 – verläuft südlich von Liblar Während die B265 zum einen als Zubringer der A1/ A61 und der A4 dient und zum anderen über die Stadt Hürth unmittelbar nach Köln führt, binden die L163, die K45 und die K44 in regionaler Funktion an andere Stadtteile in Erftstadt an. Abbildung. 46: Straßenklassifikation in Liblar Quelle: Ingenieurgruppe IVV Aachen Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 56 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse Abbildung 47 vermittelt einen Überblick über das Untersuchungsnetz, welches im Verkehrskonzept berücksichtigt wurde. Hier werden alle Straßen mit Verkehrsbedeutung sowie alle Straßen mit bereits bekannten Problemen dargestellt. Abbildung 47: Bestand/Mängel MIV in Erftstadt-Liblar Quelle: Ingenieurgruppe IVV Aachen Erste Verkehrserhebungen im August 2014 belegen hoch belastete Straßenabschnitte (B265, Carl-Schurz-Straße, L163 Bliesheimer Straße), Straßenabschnitte mit mittlerem Verkehrsaufkommen (Carl-Schurz-Straße, L163 Bliesheimer Straße, K44, K45) und stark belastete Knotenpunkte (L163 Köttinger Straße / Carl-Schurz-Straße und L163 Bliesheimer Straße / Theodor-Heuss-Straße). Neben dieser erhöhten Verkehrsbelastung ergeben sich vor allem auch auf der Carl-Schurz-Straße Nutzungskonflikte verschiedener Verkehrsmittel und Netzunterbrechungen im Bereich der östlichen Wohngebiete und der Brühler Straße. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 57 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse Abbildung 48: Bestandssituation in der Carl-Schurz-Straße Quelle: eigene Darstellung Zusätzliche Defizite im bautechnischen Zustand, die sich u. a. durch mangelhafte Oberflächengestaltung, fehlerhafte Fahrbahndimensionierung und unzureichende Sichtverhältnisse begründen lassen sollen im Maßnahmenkonzept Berücksichtigung finden. 6.2.2 Nichtmotorisierter Verkehr Fußgängerverkehr Für den Fußgängerverkehr sind die zentralen Einrichtungen gut und lückenlos erreichbar. Die Gehwege sind meist beidseitig vorhanden und ausreichend dimensioniert. Zudem gibt es eine hohe Anzahl sinnvoll positionierter und ausreichend gesicherter Querungsmöglichkeiten. Daneben existieren auch rein fußläufige Verbindungen.30 Jedoch gibt es auch Bereiche, in denen zu schmale und unaufgeräumte Nebenflächen nicht für alle Personengruppen, insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen, geeignet sind. Dies betrifft insbesondere Bereiche der Bliesheimer Straße, der Köttinger Straße und der Carl-Schurz-Straße. Eine Verbesserung der Beleuchtung bzw. der Sichtverhältnisse sollte ebenfalls in Bereichen der Carl-Schurz-Straße, der Merowingerstraße, des Schlunkweges, der Bliesheimer Straße und der Bahnhofstraße erfolgen. Außerdem sind einige neue Querungshilfen zu schaffen bzw. vorhandene zu prüfen.31 Die Kennzeichnung und Ausweisung der fußläufigen Wegebeziehungen ist teilweise durch den Pflanzenbewuchs verdeckt und für Ortsfremde schwer wahrnehmbar, so dass die Orientierung für Besucher schwierig ist. Die nachstehende Grafik zeigt die Konfliktbereiche auf, die sich innerhalb des Fußverkehrs in Liblar ergeben: 30 31 Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar, Ergebnisbericht, IVV, August 2015 ebenda Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 58 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse Abbildung 49: Bestand/Mängel Fußverkehr in Erftstadt-Liblar Quelle: Ingenieurgruppe IVV Aachen Radverkehr Auch im Radwegenetz verfügt Liblar über gut ausgebaute Verbindungen, durch die viele zentrale Einrichtungen beinahe lückenlos erreichbar sind. Jedoch ist auch hier in einigen Bereichen die Radwegdimensionierung anzupassen, z. B. an der Bliesheimer Straße, der Köttinger Straße und der Bahnhofstraße. Ebenso kann die Beleuchtung bzw. Sichtverhältnisse verbessert werden, z. B. an der Carl-Schurz-Straße, der Merowingertstraße, dem Schlunkweg, der Bliesheimer Straße und der Bahnhofstraße. An Abschnitten der Theodor-Heuss-Straße, des Schlunkweges und der Bahnhofstraße können vorhandene Radverkehrsanlagen durch eine Neuordnung sicherer geführt werden. Außerdem kann das Radwegenetz durch die Schließung vorhandener Lücken noch ausgebaut werden.32 Dadurch soll ein sog. Hauptnetz entstehen, das auf Schülerinnen und Schüler-, Pendle- 32 Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar, Ergebnisbericht, IVV, August 2015 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 59 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse rinnen und Pendler sowie Freizeitradverkehr ausgerichtet ist. Schulen, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen sowie der Bahnhof sollen dadurch schnell und sicher erreichbar gemacht werden, was nicht zuletzt mit einer konsequenten Beschilderung (inkl. Entfernungsangaben) einhergeht.33 Die Bestand- und Mängelkarte verdeutlicht die bestehenden Konfliktbereiche innerhalb des Radverkehrs. Abbildung 50. 33 Bestand/Mängel Radverkehr in Erftstadt-Liblar Quelle: Ingenieurgruppe IVV Aachen Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar, Ergebnisbericht, August 2015 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 60 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse 6.3 Stadtstruktur und Stadtbild Der Stadtteil Liblar ist in weiten Teilen durch eine neuzeitliche Baustruktur geprägt. Die bereits im Kapitel 2.2 beschriebene historische Entwicklung findet damit ihren deutlichen Niederschlag in der Stadtstruktur Liblars (vgl. Abbildung 51). Dementsprechend ist kein einzelnes Zentrum auszumachen. Bauliche Verdichtungen bzw. größere Strukturen, die für Zentrenentwicklungen stehen, finden sich an der Carl-Schurz-Straße, im Bereich des Bürgerplatzes sowie im Bereich des ErftstadtCenters. Abbildung 51: Ausschnitt aus Plan Nr. 3 Baustruktur (vgl. Anhang) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ausgehend von der durch ein heterogenes Bild geprägten Carl-SchurzStraße (historischer Siedlungskern, gründer- und neuzeitliche Überformung), schließen in südlicher Richtung zunächst Reihenhaus- und Einfamilienhausstrukturen an. Der zentrale Bereich des Siedlungskörpers ist durch eine hohe Verdichtung mit vielgeschossigen Mehrfamilienhäusern (z.T. Punkthochhäuser) und der Ausgestaltung eines Quartierszentrums mit Nahversorgung geprägt (Theodor-Heuß-Straße, Bürgerplatz). Den südlichen Rand mit dem Übergang in die Landschaft bilden organische Baustrukturen. Den südwestlichen Abschluss des Siedlungskörpers bildet der nicht vollständig umgesetzte Zentrumsansatz ErftstadtCenter mit den da- Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 61 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse zugehörigen Gemeinbedarfseinrichtungen (ursprünglich sollte dieser Bereich durch eine weitere Siedlungsentwicklung im Westen umschlossen werden). Neben den bedeutsamen Straßenachsen (z.B. Carl-SchurzStraße, Köttinger Straße, Bahnhofstraße, Bliesheimer Straße) sind die als Fuß- und Radwegeverbindungen gesicherten ehem. (Klein-)bahntrassen als Freihaltebereiche deutlich in der Baustruktur ablesbar. Allgemein lässt sich die dezentrale Stadtstruktur Liblars aus der Historie heraus, durch die beiden Siedlungskerne (Liblar und Oberliblar) sowie durch den dynamischen Bedeutungsgewinn im Zuge des Braunkohletagebaus (vgl. a. Kap.2.2) begründen. Aufgrund dieser historischen Entwicklung wird das Stadtbild von Erftstadt-Liblar im stadthistorischen sowie soziokulturellen Sinn besonders durch die Carl-Schurz-Straße geprägt, der hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Ortsidentität ein besonderes Gewicht zukommt. Abbildung 52: Ausschnitt aus Plan Nr. 4 Stadtbild (Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Die Bebauung entlang der Carl-Schurz-Straße ist überwiegend in geschlossener Bauweise ausgeführt. Allerdings treten hier immer wieder Leerstände, Baulücken bzw. Brachflächen oder aus der Flucht zurückversetzte Gebäude auf (aufgehobener Bebauungsplan Nr. 13, der große Gebäudehöhen/ -massen unter gleichzeitigem Abrücken von der ursprünglichen Gebäudeflucht vorsah), die Irritationen hervorrufen und das Stadtbild stören. Der mittlere Abschnitt der Carl-Schurz-Straße, zwischen Köttinger Straße und der Straße Zum grünen Weg beherbergt stadtbildprägenden Altbestand in engem räumlichem Zusammenhang. Dort finden sich u.a. das Schloss Gracht, die Kirche St. Alban, der historische Frohnhof, ein ehem. Klostergebäude, ein Gasthaus im neugotischen Stil sowie ein altes Fachwerkhaus. Die Gebäude sind als Baudenkmale eingetragen und wirken einzeln, aber insbesondere in ihrer Gesamtheit identitätsstiftend für Bewohner und Besucher Liblars. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 62 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse Abbildung 53: stadtbildprägende Besonderheiten rechts: Blick auf die Kirche links: Schloss Gracht Quelle: eigene Darstellung Die weiteren Abschnitte der Carl-Schurz-Straße nach Osten wie auch nach Westen sind durch ein uneinheitliches, von Leerständen und unangepassten Werbeanlagen geprägtes Straßenbild gekennzeichnet. Insbesondere sind Maßstabssprünge in Geschossigkeit und Kubatur, unpassende Materialverwendung sowie Überformung von Fachwerkfassaden als Störfaktoren häufig anzutreffen. Festzustellen ist, dass Mängel im Fassadenbild oft mit einer insgesamt vernachlässigten Bausubstanz und entsprechendem Sanierungsbedarf einhergehen. Abbildung 54: rechts: Blick auf den Marienplatz – eine „unbelebte“ Platzfläche links: gestörtes Fassadenbild (Maßstabsprünge, unpassende Materialverwendung) Quelle: eigene Darstellung Hinzu kommt, dass der wenig begrünte, zergliederte und in weiten Teilen rein funktional ausgebaute Straßenraum (außer Bereiche Carl-SchurzPlatz/ Kloster sowie Marienplatz) nicht dazu geeignet ist, das Bild zu beruhigen und zu einer Aufenthaltsqualität beizutragen. Die z.T. sehr engen Straßenabschnitte werden vom motorisierten Individualverkehr dominiert, sodass das historische Potenzial des Stadtteils sowie seine Angebote nur sehr eingeschränkt erfahrbar sind. In diesem Kontext wird auch das Potenzial der Platzfolge Marienplatz, ViryChatillon-Platz und Carl-Schurz-Platz nicht annähernd ausgeschöpft. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 63 6. Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse Abbildung 55: Beispiel Verkehrsführung rechts: hoher Verkehrsflächenanteil mit Trennwirkung links: monotoner, versiegelter, wenig durchgrünter Straßenraum Quelle: eigene Darstellung Einige (Fuß-)Wege und Durchgänge verbinden die Carl-Schurz-Straße auf kurzem Wege mit den angrenzenden Siedlungsbereichen. Diese sind jedoch eher zweckmäßig gestaltet und bieten nur mäßig bis gar keine Möglichkeit den öffentlichen Raum zum Aufenthalt und Verweilen zu nutzen. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 64 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7. STÄDTEBAULICHE STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE Im Stärken- und Schwächenprofil wird anhand der Bestandsanalyse aus den vorherigen Kapiteln und den Ergebnissen der Öffentlichkeitsbeteiligung mit einer einfachen Symbolsprache ein Überblick über die im Untersuchungsraum ermittelten städtebaulichen Defizite und Potenziale gegeben (vgl. auch Pläne Nr. 6.1 und 6.2). Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass Erftstadt-Liblar eine gute Wohnattraktivität in zentraler Lage der Region Köln-Bonn mit überdurchschnittlich guten Verkehrsanbindungen bietet. Neben diesen positiven Standortfaktoren existieren im Untersuchungsraum jedoch auch deutliche Schwächen und Defizite, die eine nachhaltige Entwicklung des historischen „Zentrums“ von Liblar (Carl-Schurz-Straße) sowie des neuzeitlichen „Versorgungszentrums“ um das ErftstadtCenter empfindlich stören. Abbildung 56: Legendenauszug Plan Nr. 5 Stärken- und Schwächenprofil Quelle: eigene Darstellung 2015 Beispielhaft für die Gesamtbetrachtung im Stärken-Schwächen-Profil soll nachfolgend jeweils ein zentraler Planausschnitt der Schwerpunktbereiche Carl-Schurz-Straße sowie ErftstadtCenter näher betrachtet werden. Im zentralen Stadtraum der Carl-Schurz-Straße zwischen Bahnhofstraße und Köttinger Straße fällt die hohe Dichte an städtebaulichen Potenzialen ins Auge. Insbesondere die denkmalwerte, prägende historische Bausubstanz mit den Landmarken Kirche St. Alban und Schloss Gracht sind hier zu nennen. Als weiteres Potenzial, dass nicht räumlich zu fassen ist, soll an dieser Stelle die IWG Liblar e.V. (Interessen- und Werbegemeinschaft) erwähnt werden, die als aktiver Akteur und Multiplikator eine wichtige Rolle im Umbauprozess übernehmen kann. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 65 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Abbildung 57: Ausschnitt aus Plan Nr. 5.1 Stärken- / Schwächenprofil (Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Gleichzeitig kommt im Stärken-Schwächen-Profil zum Ausdruck, dass städtebauliche Missstände und Defizite die Potenzialentfaltung verhindern. So sind z.B. Gebäude bzw. Ladenlokale leerstehend, Sichtachsen verstellt (z.B. Wahrnehmbarkeit des Schlosses von der Carl-Schurz-Straße aus), stadträumliche Bezüge nicht hergestellt sowie funktionale und gestalterische Mängel im öffentlichen Raum festzustellen. Abbildung 58: Ausschnitt aus Plan Nr. 5.2 Stärken- / Schwächenprofil (Schwerpunktbereich ErftstadtCenter) Quelle: eigene Darstellung, 2015 Bei der Betrachtung des Planausschnittes zum ErftstadtCenter wird deutlich, des sich dieses Versorgungszentrum vor allem durch sein ansprechendes Warenangebot für den kurzfristigen und mittelfristigen Bedarf auszeichnet. Die Zentralität des Schwerpunktbereichs wird durch Gemeinbedarfseinrichtungen, wie beispielsweise das städtische Hallenbad und Gastronomieangebote weiter gestärkt. Als ergänzendes Potenzial, dass nicht räumlich zu fassen ist, ist eine aktive Gemeinschaft von Eigentümern und Gewerbetreibenden zu nennen, die sich in einer ISG (Immobilien- und Standortgemeinschaft Erftstadt-Center e.V.) formiert haben. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 66 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Den genannten Potenzialen stehen allerdings starke Defizite gegenüber. Diese sind insbesondere an der schwierigen Erreichbarkeit für nichtmotorisierte Kundinnen und Kunden (u.a. Trennwirkung der Bliesheimer Straße), den funktionalen und gestalterischen Defiziten im Freiraum, einer in die Jahre gekommenen Bausubstanz sowie leerstehenden Geschäftsflächen festzumachen. Wesentliche Aspekte dieser Stärken-Schwächen Analyse decken sich mit der im Jahr 2012 durch die DSK erstellten SWOT-Analyse: Abbildung 59: SWOT-Analyse im Bereich der Carl-Schurz-Straße Quelle: Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, 2012, S. 78 Abbildung 60: SWOT-Analyse im Bereich des ErftstadtCenters Quelle: Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar, 2012, S. 80 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 67 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.1 Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße Die im Rahmen des Materplans identifizierten räumlichen Schwerpunktbereiche werden nachfolgend näher charakterisiert. Um eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen wird der Schwerpunktbereich der Carl-SchurzStraße in mehrere Handlungsräume unterteilt: 7.1.1 Handlungsraum 1: Seestraße - Marienplatz Abbildung 61: Beispiele Handlungsraum 1: Seestraße - Marienplatz Quelle: Planungsgruppe MWM / Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 68 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale Grün- und Freiraumverbund Liblarer See/ Ville-Seen: Naherholungs- und Freizeitangebote Barrierefreie Wohnangebote große Potenziale für weitere innerörtliche Verdichtung (u.a. ehem. Betriebsgelände der Fa. Zervos) historische Straßenachse Römerstraße und Blickachse zur Landmarke Kirchturm St. Alban Schwächen und Defizite Unter- und fehlgenutze Flächen in integrierter Lage u. a Gewerbebrache Zervos, Ville-Express unnötig hoher Anteil an Verkehrsflächen (fließender und ruhender Verkehr dominieren den Straßenraum) endlos erscheinender Straßenraum ohne optischen Halt Gestaltungs- und Pflegedefizite – monotoner und trister Gesamteindruck hoher Anteil versiegelter, dunkler Oberflächen unzureichende Anbindung an das Ville-Gebiet mit Liblarer See (fehlende Fuß-/ Radwegeverbindung histor. Achse Brühler Str.) nicht ablesbare, unattraktive Stadteingangssituation (insbesondere KVP Carl-Schurz-/ Max-Planck-Str.) unattraktive Gehwegsituation, kaum Aufenthaltsmöglichkeiten Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 69 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.1.3 Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Abbildung 62: Beispiele Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Quelle: Planungsgruppe MWM Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 70 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale hohe Dichte an gastronomischen Betrieben prägende historischer Bausubstanz (z.B. ehem. Post, ehem. Schulgebäude/ heute VHS) kulturelle Angebote wie z.B. VHS Marienplatz mit großer bespielbarer Platzsituation historische Straßenachse Römerstraße Schwächen und Defizite Dominanz des motorisierten Verkehrs im Straßenraum hochversiegelter, wenig durchgrünter Straßenraum, dunkle bituminöse Oberflächen, trister Gesamteindruck unnötig hoher Anteil an Verkehrsflächen (fließender und ruhender Verkehr dominieren den Straßenraum) uneinheitliches Fassadenbild (u.a. Materialverwendung, unsensible Überformung historischer Substanz) Störwirkung durch unangepasste Architektur, Maßstabsbrüche und Werbeanlagen hoher Anteil an Leerständen und mindergenutzter Bausubstanz unbelebter Eindruck, keine Korrespondenz mit angrenzenden Nutzungen (u.a. Brandwände, Rückseite Ränge) Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 71 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.1.4 Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Abbildung 63: Beispiele Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Quelle: Planungsgruppe MWM Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 72 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale historischer Ortskern (eingeschränkt) erlebbar hoher Anteil an historischer Bausubstand (z. B. Kirche St. Alban, Frohnhof, ehem. Kloster) unmittelbare Nähe zu Schloss Gracht und zum Schlosspark bespielbare Platzsituationen gutes Nahversorgungsangebot (unmittelbare Nähe zu Vollsortimenter und Discounter in der Köttinger Straße) Nähe zu Bildungseinrichtungen (Schulzentrum) historische Straßenachse Römerstraße Schwächen und Defizite hoher Anteil an versiegelten Verkehrsflächen (fließender und ruhender Verkehr dominieren den Straßenraum) Straßenraum zeigt einen monotonen und tristen Gesamteindruck unzureichende Verkehrssicherheit durch hohes Verkehrsaufkommen in engem Straßenquerschnitt (z.B. Bereich Kloster) Dominanz motorisierter Verkehr Mangel an attraktiven Aufenthaltsmöglichkeiten fehlende Blickbeziehungen/ Sichtachsen (u.a. zu Schloss Gracht) historisches Ensemble nicht ausreichend in Wert gesetzt hoher Anteil an Leerständen (z. B. Kloster) und zum Teil mindergenutzte Bausubstanz Mängel im Fassadenbild (u.a. unansehnliche Brandwände) Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 73 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.1.5 Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer-Straße Abbildung 64: Beispiele Handlungsraum 4: Köttinger Straße – Bliesheimer Straße Quelle: Planungsgruppe MWM Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 74 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale Nähe zum Stadtgarten Grünraumverbund Stadtgarten – Schlosspark in weiten Teilen erhaltene Maßstäblichkeit der Bebauung, z.T. noch wenig entfremdete historische Bausubstanz historische Stadtachse Römerstraße Schwächen und Defizite Alt- bzw. Innenstadteingang nicht ablesbar rein technisch-funktionaler Fahrbahnausbau (fließender Verkehr dominiert den Straßenraum) hochversiegelter, wenig durchgrünter Raumeindruck, dunkle bituminöse Oberflächen, tristes Gesamtbild unzureichende Verkehrssicherheit am Knotenpunkt Carl-SchurzStraße und Köttinger Straße sehr hohe Verkehrsbelastung hoher Anteil an Leerständen Rückzug Handels- und Dienstleistungsnutzungen (Leerstände und Funktionsverlust) mangelhafte Grünraumvernetzung (u.a. schwierige Orientierung u. Trennwirkung Grachtstraße zw. Stadtgarten und Schlosspark) Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 75 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.2 Schwerpunktbereich ErftstadtCenter 7.2.1 Handlungsraum Nord Abbildung 65: Handlungsraum Nord ErftstadtCenter Quelle: Planungsgruppe MWM Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 76 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale starkes, freuquenzerzeugendes Angebot im kurzfristigen Bedarf (z.B. SB-Warenhaus, Discounter, Drogeriemarkt) hohe Angebotsdichte, fußläufig gut erreichbar relativ guter Angebotsmix (mit Gastronomie, Dienstleistungen, Gemeinbedarfseinrichtungen) hoher Anteil an abwechslungsreichem, kleinteiligem, inhabergeführtem Facheinzelhandel Fußgängerbereiche sorgen für konfliktfreien Aufenthalt gutes Stellplatzangebot öffentliche Einrichtungen (Rathaus) Freizeitangebot (z.B. Hallenbad) Schwächen und Defizite lückenhafte Nutzungsstruktur und z.T. großflächiger Leerstand negativer, trister Eindruck durch nicht mehr zeitgemäße Freiraumgestaltung Mängel in Bausubstanz und Fassadenbild schlechte Vernetzung des Kernbereichs ErftstadtCenter mit Umfeld (z.B. mit SB-Warenhaus) unattraktive Ansicht auf das Center von der Bliesheimer Straße aus (Hinterhofsituation/ Ladezonenbereich) undefinierte Centereingangssituationen und schwierige Orientierung im Center ruhender Verkehr wirkt ungeordnet (insbesondere Bereich Gustav-Heinemann-Straße) starke Trennwirkung Bliesheimerstraße, heterogene, nicht zusammenwirkende Außenräume kaum (attraktive) Aufenthaltsmöglichkeiten und Rastpunkte schlechte Erreichbarkeit für Fußgänger und Radverkehr Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 77 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.2.2 Handlungsraum Süd Abbildung 66: Handlungsraum Süd ErftstadtCenter Quelle: eigene Darstellung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 78 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale vorhandene Zentrumsansätze mit Musikschule und Dienstleistungskomplex Flächenpotenzial Feuerwache (Verlagerung an geeigneteren Standort) ankommende Fuß- und Radwegeachsen (z.B. ehem. Bahnlinie) und Nähe zum Grünraumverbund (Liblarer Mühlengraben) Schwächen und Defizite nicht-zentrenrelevante Nutzungen stehen urbaner Zentrenausbildung entgegen (u.a. reine Wohnnutzung, Feuerwache) zergliederter Raumeindruck, schwierige Orientierung (u.a. Erschließungssystem, Parkplatzflächen) heterogene, nicht zusammenwirkende Außenräume (z.B. Umfeldgestaltung Musikschule komplett isoliert) starke Trennwirkung der Bliesheimer Straße, keine Fortführung von ankommenden Wegebeziehungen unsicher und unattraktiv wirkender Kreuzungsbereich GustavHeinemann-Straße / Schleidener Straße fehlende Raumfassungen, keine definierten Straßen- und Platzräume Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 79 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse 7.4 Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume Abbildung 67: Beispiele Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume Quelle: eigene Darstellung, Stadt Ertsftadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 80 7. Städtebauliche Stärken-Schwächen-analyse Stärken und Potenziale innerörtliche Grün- und Parkflächen hochwertiger Frei- und Grünraumverbund entlang des Baches „Liblarer Mühlengraben“ Landschaftserlebnis mit Freiflächenverbund (Großteils landwirtschaftliche Flächen) bis zur Erftaue Netzwerk bis zum östlichen Siedlungsrand mit hochwertigem Erholungsraum (Liblarer See, Ville-Gebiet) vorhandenes Fußwegenetz Schwächen und Defizite fehlende Durchgängigkeit der Wege, z.B. südlich des Marienhospitals/ Gesundheitsgartens (Privatgrundstücke) schwierige Orientierung, fehlende Kennzeichnung von Einstiegspunkten (z.B. im Bereich ErftstadtCenter) fehlende Rast- bzw. Ruhemöglichkeiten bzw. Bewegungs- und Spielangebote nicht mehr zeitgemäße Spielplatzausstattung (Bereich SBWarenhaus) Trennwirkung von Hauptverkehrsachsen Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 81 8. Städtebauliche Konzeption 8. KONZEPTIONELLE AUSSAGEN SEKTORIELLER PLANUNGEN Wie bereits in der Bestandsanalyse beschrieben (vgl. Kap. 4.2 bzw. 6.2), wurden zur Klärung wichtiger Sachverhalte, ohne die die Realisierbarkeit der städtebaulichen Zielsetzungen in Frage stehen würde, zwei sektorale Konzepte erstellt.   Einzelhandels- und Zentrenkonzept Verkehrskonzept Die konzeptionellen Kernaussagen werden in den nachfolgenden Kapiteln in Auszügen dargestellt. 8.1 Einzelhandels- und Zentrenkonzept34 8.1.1 Empfehlungen zur Entwicklung der Gesamtstadt Zielsetzung ist die gesamtstädtische Versorgungsfunktion der beiden Stadtteilzentren Lechenich und Liblar zu sichern und damit die wohnortnahe Versorgung zu stärken. Darüber hinaus soll sich die Verteilung des nichtzentren relevanten großflächigen Einzelhandels auf städtebaulich geeignete Standorte im Stadtgebiet konzentrieren. Neben den strukturellen Entwicklungen des Einzelhandels sind die vorhandenen bzw. zu entwickelnden Standortbereiche mittels gemeinsamer Marketingaktivitäten zu stärken und profilieren. 8.1.2 Empfehlungen zur Entwicklung des Stadtteilzentrums Liblar (ErftstadtCenter) Die künftige Entwicklung des Stadtteilzentrums Liblar wird im Wesentlichen davon abhängen, in welchem Maße die Ausstrahlungskraft des ErftstadtCenters gesteigert werden kann. Dazu bietet die Entwicklung der „DeltaLiegenschaft“ vielfältige Ansatzpunkte, die die Attraktivität des gesamten Standortbereiches steigern könnte. Im westlichen Teil – der sog. DeltaPassage - ist die Ansiedlung eines Discountmarktes angedacht. Dieser wird das Lebensmittelvollsortiment des SB-Warenhauses arrondieren und zusätzliche Kundenfrequenz erzeugen. Um Synergieeffekte für die umliegenden Geschäftslagen des Centers zu generieren, sollte der Eingangsbereich des Discounters in den räumlichen Bezug zum inneren Bereich des Centers gesetzt werden. Der Umbau der sog. Delta-Liegenschaft mit der Ansiedlung des Discountermarktes konnte in der Zwischenzeit realisiert werden (vgl. a. Kap. 7). Im östlichen Teil der Delta-Liegenschaft sind zunächst die vorhandenen Flächen zu arrondieren. Ggf. ist hier ein Teilabriss des vorhandenen Gebäudebestandes vonnöten, um Einzelhandelsflächen für attraktive Fachmarktkonzepte zu schaffen. Denn große, modern zugeschnittene Einzelhandelsflächen sind die Grundvoraussetzung um weitere Kundenmagnete 34 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Stadt Erftstadt, BBE Handelsberatung, Februar 2011 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 82 8. Städtebauliche Konzeption anzusiedeln. Hierbei könnte es sich in erster Linie um ein größeres Fachmarktkonzept aus dem Modesegment oder dem Bereich der Unterhaltungselektronik handeln: In letzterem fließen derzeitig rd. 10 Mio. EUR aus dem Stadtgebiet, die als Kaufkraftpotenzial grundsätzlich zur Verfügung stehen, derzeitig allerdings nicht durch den örtlichen Einzelhandel gebunden werden können. Zudem lassen sich die dafür benötigten Einzelhandelsflächen im Erftstadt-Center – im Gegensatz zum Stadtteilzentrum in Lechenich – vergleichsweise einfach realisieren. Abbildung 68: Entwicklungsansätze ErftstadtCenter (Ausschnitt) Quelle: BBE Handelsberatung, Februar 2011 Auch dieses Umstrukturierungsprojekt ist zwischenzeitlich angegangen worden. Leider stockt aber derzeit die Umsetzung, da nach der, für die neuen Fachmarkträume vorgesehene Nutzer (ein örtlicher Elektronikfachmarkt) Insolvenz anmelden musste. Aktuell laufen intensive Bemühungen des Immobilienmanagements der Stadt in Zusammenarbeit mit privaten Akteurinnen bzw. Akteuren, um diese Schlüsselflächen adäquat zu besetzen. Darüber hinaus ist auch das Gebäudeobjekt im Südosten des ErftstadtCenters neu zu strukturieren und den Flächenansprüchen moderner Einzelhandelsbetriebe anzupassen. Gleichzeitig sollte die bestehende „Hinterhof“-Situation im Bereich der ehemaligen Anlieferungszone des Supermarktes aufgehoben und baulich attraktiviert werden. Den zuvor skizzierten Aus- und Umbau vorausgesetzt, bilden sich so auch neue Ansieldungspotenziale für attraktive, kleinteilige Einzelhandelsstrukturen im nördlichen Teil des Erftstadt-Centers. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 83 8. Städtebauliche Konzeption Gestärkt werden sollte der Standortbereich des Erftstadt-Centers zudem durch eine Neuordnung des Parkens, insbesondere im Bereich der Eingangszonen. Das große Parkraumangebot in ringförmiger Anordnung um das Center, stellt einen großen Standortvorteil dar und sollte künftig noch besser erschlossen werden 8.1.3 Empfehlungen zur Entwicklung des Nahversorgungszentrums „Carl-Schurz-Straße“ Das Nahversorgungszentrum „Carl-Schurz-Straße“ soll zukünftig der (Nah-)Versorgung des nördlichen Teils von Liblar sowie der unmittelbar angrenzenden Stadtteile Köttingen (rd. 3.700 Einwohner), Blessem (rd. 1.500 Einwohner) und Frauenthal (rd. 170 Einwohner) mit zusammen insgesamt rd. 8.200 Einwohnern dienen. Die planerische Zielsetzung bei der Entwicklung des Nahversorgungszentrums besteht ableitend insbesondere in der langfristigen Sicherung des nahversorgungsrelevanten Angebotes. Darunter werden u. a. bestandssichernde Maßnahmen für die beiden Lebensmittelanbieter (Aldi und REWEMarkt) verstanden, die als wesentliche Träger der Nahversorgung auch in Zukunft gesichert werden sollen. Im Nahversorgungszentrum Carl-Schurz-Straße lässt sich aktuell allerdings kein zwingender Handlungsbedarf diesbezüglich erkennen. Perspektivisch sollten sich Angebotsausweitungen an der Einwohnerentwicklung im zugewiesenen Versorgungsbereich orientieren. Auch in den sonstigen Sortimenten sollte der jetzige Bestand im Wesentlichen gesichert werden. Ein wesentlicher Ausbau im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente würde zudem in Konkurrenz zu den prioritär zu entwickelnden Stadtteilzentren in Liblar bzw. Lechenich stehen und ist demnach nicht weiter zu verfolgen. Auch in den sonstigen Sortimenten sollte der jetzige Bestand im Wesentlichen gesichert werden. Ein wesentlicher Ausbau im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente würde zudem in Konkurrenz zu den prioritär zu entwickelnden Stadtteilzentren in Liblar bzw. Lechenich stehen und ist demnach nicht weiter zu verfolgen. Zukünftige Entwicklungspotenziale im Bereich der Carl-Schurz-Straße bestehen aus Sicht der Gutachter vor allem als attraktiver Wohnstandort. Darüber hinaus besteht durch einen Ausbau des gastronomischen Angebotes - maßgeblich im nördlichen Teil der Carl-SchurzStraße – die Möglichkeit, sich dementsprechend zu profilieren und ggf. als „Gastronomiemeile Erftstadts“ zu vermarkten. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 84 8. Städtebauliche Konzeption Verkehrskonzept35 8.2 In diesem Kapitel werden die konzeptionellen Kernaussagen, welche in enger Verzahnung mit den städtebaulichen Gesichtspunkten aus dem Masterplan erarbeitet wurden auszugsweise dargestellt: Im Vordergrund des Verkehrskonzeptes steht, die festgestellten Mängel (vgl. Kap. 6.2) in allen Verkehrsarten zu beseitigen und damit die notwendige Mobilität aller Bürger stadtverträglich zu gewährleisten. Eine stadtverträgliche Mobilität beinhaltet, dass die unterschiedlichen Verkehrsmittel ihren Stärken und typischen Einsatzfeldern entsprechend gewählt werden und dadurch die Beeinträchtigung der Anwohner, der öffentlichen Einrichtungen sowie von Natur und Landschaft soweit möglich minimiert wird. 8.2.1 Motorisierter Individualverkehr (MIV) Für das Maßnahmenkonzept im MIV wurden deshalb folgende Ziele aufgestellt:  Verbesserung der Verkehrssituation auf der Carl-Schurz-Straße und den angeschlossenen Straßen,  Vermeidung der bereits beschriebenen Konfliktsituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern, besonders in den Knoten Carl-SchurzStraße/ Köttinger Straße, Carl-Schurz-Straße/ Bahnhofstraße und Köttinger Straße/ Gartenstraße,  Reduzierung von Umwegfahrten durch Schließen von Netzunterbrechungen oder Verkehrsreorganisation. Die Erarbeitung des Maßnahmenkonzeptes erfolgt in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten. In einem planungsbegleitenden Abstimmungsprozess konnte aus 4 im Folgenden dargestellten, aufeinander aufbauenden Planfällen sowie der Wirkungsanalyse der jeweils eingeflossenen Maßnahmen auf das Untersuchungsnetz ein abschließendes Maßnahmenkonzept für den MIV entwickelt werden: 35  Planfall 1: Einrichtung von Kreisverkehren an verschiedenen kritischen Knoten,  Planfall 2: Zusätzlich Prüfung von Öffnung bisheriger Netzunterbrechungen zur Vermeidung gegenwärtiger Umwegfahrten,  Planfall 3: Zusätzlich Prüfung von neuen Netzunterbrechungen zur Vermeidung gegenwärtiger Durchfahrtsverkehre,  Planfall 4: Zusätzlich Einrichtung von Einbahnstraßen zu Konfliktreduzierung auf kritischen Streckenabschnitten und Knoten. Verkehrskonzept Erftstadt-Liblar, Ergebnisbericht, IVV, August 2015 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 85 8. Städtebauliche Konzeption Abbildung 69: Maßnahmenkartierung MIV Planfall 4 Quelle: Verkehrskonzept, Ingenieurgruppe IVV, August 2015 Die Wirkungsanalyse der Planfälle 1-4 führt zu folgenden Erkenntnissen:  Die Anlage von 6 Kreisverkehren führt zu einer verträglichen und leistungsfähigen Abwicklung des Verkehrs.  Durch die Verlängerung der Max-Planck-Straße kann der Verkehr aus Kierdorf, Köttingen und den nördlichen Wohngebieten in Erftstadt-Liblar gezielt zur P+R Anlage am Bahnhof geführt werden. Die Öffnung der Brühler Straße und der Verbindung zwischen Am Vogelsang und Max-Planck-Straße führt zu einer direkten Ableitung des Quell- und Zielverkehrs der dortigen Wohngebiete ins überörtliche Straßennetz.  Die Sperrung der Grachtstraße verdrängt noch mehr Verkehr auf die L163 Bliesheimer Straße. Da die Grachtstraße bereits durch die Kreisverkehrsmaßnahmen deutlich entlastet wird, ist eine Sperrung nicht notwendig.  Die Einbahnstraßenregelung in der Carl-Schurz-Straße entschärft den Knoten Köttinger Straße / Carl-Schurz-Straße in hohem Maße. Die Auswirkungen sind extrem kleinräumig und im Wesentlichen in Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 86 8. Städtebauliche Konzeption der Gartenstraße und Zum Grünen Weg spürbar. Bei dieser Lösung sind die Kreisverkehre Köttinger Straße/ Carl-Schurz-Straße und Bahnhofstraße/ Carl-Schurz-Straße nicht notwendig. Das abschließende Maßnahmenkonzept MIV stellt eine Kombination der wirkungsvollsten Maßnahmen dar. Einrichtung von Kreisverkehrsanlagen an den Knoten  L163 Bliesheimer Straße/ Carl-Schurz-Straße,  L163 Bliesheimer Straße/ Theodor-Heuss-Straße,  K45 Bahnhofstraße/ K45 Schlunkweg (Mini-Kreisverkehrsanlage) und  Köttinger Straße/ Gartenstraße (Mini-Kreisverkehrsanlage). Öffnung für Kfz-Verkehr  Brühler Straße, Anschluss an Max-Planck-Straße und  Max-Planck-Straße, Anschluss an Am Vogelsang. Verlängerung Max-Planck-Straße  Erschließungsstraße bis P+R Anlage Bahnhof Erftstadt. Ergänzend ist im Maßnahmenkonzept folgende Maßnahme enthalten:  Eine Einengung der Fahrbahn auf der Carl-Schurz-Straße zwischen Grachtstraße und Köttinger Straße soll mehr Freiraum für Einzelhandel und Gastronomie bieten und die Aufenthaltsqualität für zu Fuß Gehende im historisch wertvollen Umfeld erhöhen. Die Maßnahme steht im Einklang mit der deutlichen Reduzierung des KfzAufkommens im Zuge der vorangegangenen Maßnahmen. Maßnahmen im Probebetrieb Nach der Einrichtung einer Kreisverkehrsanlage und gesicherter Querungsmöglichkeiten für den Rad- und Fußverkehr im Kreuzungsbereich/ Knoten Köttinger Straße/ Gartenstraße sollen zur Konfliktlösung im Bereich Knoten Carl-Schurz-Straße/ Köttinger Straße drei unterschiedliche Maßnahmen im Probebetrieb mit einer Laufzeit von jeweils mindestens 6 Monaten durchgeführt werden, um die verkehrliche Umfeldwirkung sowie die Akzeptanz durch die Bevölkerung bewerten zu können.  Einbahnstraßenregelung (in einem ersten Probelauf soll für einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten eine Einbahnstraßenregelung in der Carl-Schurz-Straße zwischen Köttinger Straße und K45 Bahnhofstraße in Richtung K45 Bahnhofstraße eingeführt werden (siehe Planfall 4))  Linksabbiegeverbot (alternativ zur Einbahnstraßenregelung soll ein Linksabbiegeverbot aus der Carl-Schurz-Straße in Richtung L163 Bliesheimer Straße im Probebetrieb ausgewiesen werden) Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 87 8. Städtebauliche Konzeption  8.2.2 Lichtsignalanlage (In einem dritten Probelauf soll eine Lichtsignalanlage im Knoten Carl-Schurz-Straße/Köttinger Straße eingerichtet werden) Nichtmotorisierter Verkehr – Fußverkehr Abbildung 70 zeigt eine Übersicht der Maßnahmen, die u.a. zur Behebung vorhandener Konflikte des Fußwegenetzes im Zusammenhang mit dem motorisierten Individualverkehr beitragen soll. Abbildung 70: Maßnahmen Fußverkehr in Erftstadt-Liblar Quelle: Verkehrskonzept, Ingenieurgruppe IVV, August 2015 Der Anteil des Fußverkehrs am Gesamtverkehr beträgt in Erftstadt-Liblar gegenwärtig durchschnittliche 22 Prozent und soll weiter zugunsten des Umweltverbundes (Fuß, Rad, ÖPNV) gesteigert werden. Hierzu muss die Qualität der Fußwege und die Aufenthaltsqualität für zu Fuß Gehende in Erftstadt erhöht werden. Die wenigen, vorhandene Lücken sollen geschlossen sowie Querungsanlagen an notwendigen Stellen eingerichtet bzw. gesichert werden. So soll ein durchgängiges Fußwegenetz geschaffen werden. Weiterhin ist langfristig eine Reduzierung der Verkehrsbelastung im historischen Kernbereich rund um Carl-Schurz-Straße (zwischen Grachtstraße und Bahnhofstraße) und K45 Bahnhofstraße (zwischen Carl-SchurzStraße und Jahnstraße) anzustreben. Durch eine geringere Verkehrsbelastung kann die Trennwirkung reduziert und die Aufenthaltsqualität und Sicherheit für zu Fuß Gehende deutlich erhöht werden. Dieses Ziel kann durch die Entwicklung eines Hauptnetzes im Fußverkehr erreicht werden. Sämtliche Kindergärten, Schulen, das ErftstadtCenter (EKZ), der Bahnhof, Versorgungs-/Freizeiteinrichtungen, Erholungsräume sowie der historische Bereich sollen schnell und sicher auf asphaltierten Wegen zu Fuß erreichbar sein. Das Hauptnetz soll eine zielführende, konsequente Beschilderung Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 88 8. Städtebauliche Konzeption (inkl. Entfernungsangaben) ausweisen und die zu Fuß Gehenden auf direkten, ungefährlichen und attraktiven Fußwege bündeln. 8.2.3 Nichtmotorisierter Verkehr – Radverkehr Abbildung 71 zeigt eine Übersicht der Maßnahmen, die u.a. zur Behebung vorhandener Konflikte des Radwegenetzes im Zusammenhang mit dem motorisierten Individualverkehr beitragen soll. Abbildung 71: Maßnahmen Radverkehr in Erftstadt-Liblar Quelle: Verkehrskonzept, Ingenieurgruppe IVV, August 2015 Der Radverkehr wird mit einem Anteil von 15 Prozent am Gesamtverkehr bereits überdurchschnittlich genutzt. Dennoch soll das Verkehrsmittel Rad noch präsenter im Stadtbild verankert werden und so zu einer weiteren Verlagerung vom MIV zugunsten des Fahrrads führen, insbesondere für innörtliche Wege. Für ein durchgängiges Radwegenetz sollen die noch vorhandenen Mängel beseitigt werden und Netzunterbrechungen geschlossen werden. Dieses Ziel kann durch die Entwicklung von Hauptachsen in einem Hauptverkehrsnetz erreicht werden. Das Hauptnetz ist auf Schüler-, Pendler sowie Freizeitradverkehr ausgerichtet. Sämtliche Schulen, der Bahnhof und die Versorgungs-/Freizeiteinrichtungen sollen schnell und sicher auf asphaltierten Wegen mit dem Fahrrad erreichbar sein. Eine zielführende, konsequente Beschilderung (inkl. Entfernungsangaben) soll das Hauptnetz ausweisen und den alltäglichen Radverkehr auf radfahrfreundlichen Hauptachsen bündeln. Das Hauptnetz sollte nach ERA 2010 außerdem folgende Merkmale aufweisen:  Geeignete Gehwegdimension nach EAE, EAHV und RAS-Q, insbesondere bei paralleler Führung von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden,  Konsequente barrierefreie Ausgestaltung der Querungsmöglichkeiten, Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 89 8. Städtebauliche Konzeption  Für mobilitätseingeschränkte Personen geeignete Oberflächen (z.B. Vermeidung Kopfsteinpflaster),  Verfügbarkeit von Radabstellanlagen in ausreichender Anzahl an den wichtigen Zielen   Ausreichende Beleuchtung,  Regelmäßiger Grünschnitt. Durchgängiger Winterdienst, Die Hauptachsen verlaufen in Nord-Süd-Ausrichtung entlang der Köttinger Straße/ Grachtstraße/ L163 Bliesheimer Straße und der Carl-SchurzStraße sowie in West-Ost-Ausrichtung entlang der Brühler Straße/MaxPlanck-Straße, der Bahnhofstraße/K45 Schlunkweg, Theodor HeussStraße und dem Promenadenweg. Der Bereich Carl-Schurz-Straße zwischen Köttinger Straße und K45 Bahnhofstraße soll über Carl-Schurz-Platz und Fritz-Erler-Straße erfolgen und Schülerinnen und Schülern eine sichere Anfahrt des Schulzentrums ermöglichen. Damit sind sämtliche zentralen Einrichtungen lückenlos erreichbar. Gleichermaßen werden der Naturpark Rheinland (Ville) über K45 Schlunkweg und das Naherholungsgebiet Liblarer See über Am Hahnacker und Brühler Straße sowie überörtliche Verbindungen in die Stadtteile Blessem (entlang Radmacherstraße), Bliesheim (entlang L163 und K45), Frauenthal (entlang Frauenthaler Straße) und Köttingen (entlang Köttinger Straße) in das Hauptnetz aufgenommen. Zur Ergänzung und Weiterverteilung des Hauptnetzes wird ein Nebennetz definiert. Hier finden Freizeit- und Gelegenheitsradfahrende ein ergänzendes, attraktives Wegeanbot. Auch das Nebennetz soll eine durchgängige Beleuchtung und Wegweisung aufweisen, sofern es Teil des übergeordneten Wegweisungsnetzes (hier NRW-Radverkehrsnetz) ist. 8.2.4 Prioritätenreihung Um Politik und Verwaltung einen Handlungsrahmen für die Umsetzung der im Verkehrsentwicklungsplan vorgeschlagenen Maßnahmen zu geben, ist eine Prioritätenreihung der Maßnahmen erarbeitet worden. Die Bewertung und Einstufung der Einzelmaßnahmen erfolgt anhand einer Einstufung von Wirkung bzw. Dringlichkeit und anfallendem Aufwand bzw. Kosten hinsichtlich der Verbesserung von  Stadtgestalt und Aufenthaltsqualität,    Erschließung und Erreichbarkeit, Verkehrsentlastung, Verkehrssicherheit und Verkehrsflussqualität. Die Dringlichkeitsbewertung erfolgt aus rein verkehrsstädtebaulicher Sicht unter der Voraussetzung, dass alle aufgeführten Maßnahmen sinnvoll sind. Verschiebungen durch andere Aspekte (Förderung, Zusammenhang mit anderen städtebaulichen Maßnahmen etc.) sind möglich. Anhand einer Einstufungsmatrix ergeben sich: Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 90 8. Städtebauliche Konzeption  4 sofort umzusetzende Maßnahmen (Priorität 1),    18 kurzfristig umzusetzende Maßnahmen (Priorität 2), 9 mittelfristig umzusetzende Maßnahmen (Priorität 3), 1 langfristig umzusetzende Maßnahme (Priorität 4). Abbildung 72: Sofortmaßnahmen (Priorität 1) Quelle: Verkehrskonzept, Ingenieurgruppe IVV, August 2015 Neben diesen vordringlich umzusetzenden Maßnahmen, die eine hohe Wirkung und ein hohes Lösungspotenzial der Konflikte mit überschaubaren Kosten mit sich ziehen, sind auch folgende Maßnahmen der Prioritätenstufe 2 für die Schwerpunktbereiche „Carl-Schurz-Straße“ sowie „ErftstadtCenter“ maßgeblich. Abbildung 73: Ausschnitt Kurzfristige Maßnahmen (Priorität 2) Quelle: Verkehrskonzept, Ingenieurgruppe IVV, August 2015 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 91 8. Städtebauliche Konzeption Die im Rahmen des Verkehrskonzeptes erarbeiteten Leitziele werden mit den städtebaulichen Zielsetzungen gekoppelt, sodass die in den folgenden Kapiteln beschriebenen Lösungswege einer Reflexion und starken Verflechtung verkehrstechnischer und städtebaulicher Maßnahmen zugrunde gelegt werden können. Durch diese integrative und vernetzte Ausarbeitung der differenzierten Maßnahmen (Verkehr, Städtebau), greift eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die für die Ausführung der Leitziele im Gesamtzusammenhang maßgeblich ist. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 92 8. Städtebauliche Konzeption 9. STÄDTEBAULICHE KONZEPTION Die Städtebaulichen Zielsetzungen wurden auf Basis der Ergebnisse der allgemeinen Bestandsanalysen, dem Stärken- und Schwächen-Profil des Untersuchungsraums, der vertieften Betrachtung einzelner Handlungsräume, auf Grundlage begleitender Konzepte und der Öffentlichkeitsbeteiligung entwickelt. In einer Gesamtschau werden die städtebaulichen Zielsetzungen im Strukturkonzept abstrahiert dargestellt. In der Plansprache benutzt es dazu einen Mix aus symbolhafter sowie flächiger Darstellung. Abbildung 74: Ausschnitt Plan Nr. 6 gesamträumliches Strukturkonzept Ausschnitt Carl-Schurz-Platz Quelle: eigene Darstellung, 2015 Deutlich ablesbar ist die polyzentrische Struktur des Stadtteils Liblar. Diese wird durch verschiedene Stadtbereiche besonderer Prägung definiert: Urbane Räume, historisch und neuzeitlich Grün- und Freiräume Räume mit sozialer und technischer Infrastruktur Liblar zeigt damit eine, im Gegensatz zur in konzentrischen Kreisen gewachsenen Stadt, eher untypische Stadtstruktur. Besondere bzw. bedeutende Funktionen, wie Nahversorgung, ÖPNV-Einrichtungen, soziale / kulturelle Infrastrukturen und Naherholungsbereiche liegen in einem Infrastrukturring um die zentral gelegenen Wohngebiete angeordnet. Begründen lässt sich diese Besonderheit durch die historische Entwicklung Liblars (vgl. a. Kap. 2.2). Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 93 8. Städtebauliche Konzeption Abbildung 75: Infrastrukturring Liblar als Alleinstellungsmerkmal Quelle: eigene Darstellung Die verschiedenen Schwerpunktbereiche besitzen zwar bereits heute eine charakteristische Ausprägung, weisen aber Handlungsbedarfe in verschieden starker Ausprägung auf, um den Ansprüchen an eine langfristig zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung genügen zu können. Leitgedanke für den Stadtteil Liblar ist es, die in der polyzentrischen Stadtstruktur angelegten Potenziale zu nutzen, durch gezielte Entwicklung zu stärken und mit geeigneten Vernetzungsmaßnahmen aus der, zunächst als Nachteil wahrgenommenen, Struktur ein Alleinstellungsmerkmal, einen positiv belegten Infrastrukturring Liblar zu entwickeln. Dabei gilt es städtebauliche Missstände und Defizite, die der beschriebenen perspektivischen Entwicklung im Weg stehen zu beseitigen. Liblar verfügt über drei urban geprägte Bereiche mit zentralen Funktionen: die Carl-Schurz-Straße bildet den historischen Kern und Identifikationspunkt für den Stadtteil, das ErftstadtCenter das neuzeitliche Versorgungszentrum und der Bereich Bürgerplatz (nicht im Infrastrukturring enthalten) einen wichtigen Ergänzungsstandort zur wohnortnahen Versorgung. Hinzu kommen der Bahnhof mit seiner stadtweiten Bedeutung als ÖPNVVerknüpfungspunkt sowie der bedeutende Naherholungsraum Ville-Seen. Wie bereits in den Kapiteln 2.3 sowie 5.2 dargestellt sind in den Bereichen Bürgerplatz als auch Bahnhof Maßnahmen in der Umsetzung bzw. realisiert, sodass sich die Konzeption entsprechend der Untersuchungsgebiets- Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 94 8. Städtebauliche Konzeption abgrenzung auf die Schwerpunktbereiche „Carl-Schurz-Straße und „ErftstadtCenter“ konzentriert. Die historischen Qualitäten der Carl-Schurz-Straße als ehem. Römerstraße, mit dem bedeutsamen Ensemble um die Kirche St. Alban und das Schloss Gracht sowie weiterer denkmalwerter Bausubstanz sollen wieder zur Geltung gebracht werden. Hierzu gilt es die verschiedenen Abschnitte der Carl-Schurz-Straße freiraumplanerisch aufzuwerten. Neben einer einheitlichen Gestaltung der Oberflächen, einer Gliederung des Straßenraums und einer Reduzierung der Fahrbahnquerschnitte zugunsten von Nebenanlagen bzw. Aufenthaltsqualität steht vor allem die Abfolge der drei Plätze (Marienplatz, ViryChatillon-Platz, Carl-Schurz-Platz) im Vordergrund der Überlegungen. Im Zusammenspiel mit dem Verkehrskonzept Liblar sollen Verkehrsbelastungen reduziert bzw. gleichmäßiger verteilt werden, sodass Straßen- und Platzräume Raum für Sondernutzungen und Außengastronomie bieten können und dadurch belebt werden. Durch Herstellung von Blickbeziehungen und die Vernetzung von Stadträumen (z.B. unter Einbeziehung der Bereiche Fritz-Erler-Straße oder Am Hahnacker) gewinnt das Zentrum an Tiefe. So rücken Schloss Gracht, Schulzentrum oder VHS wieder in die erste Reihe und werden Imagefaktoren für den Stadtteil. Durch gezielte Entwicklung des Wohnstandortes, insbesondere im östlichen und westlichen Bereich der Carl-Schurz-Straße, im Bereich nicht mehr tragfähiger Einzelhandelslagen oder von Brachflächen (z.B. Zervosgelände), wird die historische Stadtachse auch in den Abendstunden belebt und die zentralen nun entsprechend konzentrierteren Angebote gestärkt. Eine wichtige Zielsetzung des Konzeptes ist die Verbesserung der Vernetzung des Stadtteils mit dem Naherholungsgebiet Ville/ Liblarer See. Hierzu sollen, durch aufgreifen einer alten Stadtachse, der Brühler Straße, eine neue Fuß- und Radwegeanbindung geschaffen und vorhandene Anbindungen attraktiviert werden. Im Bereich des ErftstadtCenters gilt es, entsprechend der Empfehlungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes leerstehende Geschäftsflächen möglichst kurzfristig mit einem ergänzenden Angebot zur Abrundung des Sortiments und damit deutlichen Attraktivitätssteigerung zu besetzen. Parallel sind die Freiräume des Centers funktional und gestalterisch aufzuwerten und die Orientierung für Kundinnen bzw. Kunden und Besucherinnen und Besucher ist zu verbessern. Der nicht vollendete Zentrumsansatz im Süden des ErftstadtCenters ist fortzuführen. D.h. für das Areal, einschließlich der Feuerwache und der Musikschule sind städtebauliche Perspektiven zu entwickeln, die vor einer grundlegenden Neuordnung (auch der Erschließungssituation) nicht zurückschrecken. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 95 8. Städtebauliche Konzeption Für beide stadtstrukturellen Schwerpunktbereiche gilt es das vorhandene private Engagement aufzugreifen und zu unterstützen. Neben den Aktivposten IWG Liblar und ISG ErftstadtCenter sind aber auch Maßnahmen zur gezielten Unterstützung privater Haus- und Grundeigentümer zu entwickeln, welche diese für tragfähige Nutzungen und nachhaltige Bestandsmodernisierungen interessieren und befähigen. Die Bliesheimer Straße, welche neben ihrer überörtlichen Verkehrsfunktion auch als Verbindungsachse zwischen der Carl-Schurz-Straße und dem ErftstadtCenter dient, soll auch für die Nutzung durch Radfahrerinnen und Radfahrer (Lückenschluss Radwegenetz) verbessert und in ihrer trennenden Wirkung reduziert werden. Letzteres gilt insbesondere für die Vernetzung des Grün- und Freiraumverbundes im Bereich Gesundheits- und Stadtgarten sowie für die Fuß- und Radanbindung des ErftstadtCenters an die Siedlungsbereiche. Einzelne qualitätvolle grüne Trittsteine, wie der Schlosspark, der Stadtgarten und der Gesundheitsgarten bilden parallel zur Carl-Schurz-Straße eine grüne Achse vom Ville-Gebiet bis zum Liblarer Mühlengraben. Die Verbesserung der funktionalen als auch der räumlich-gestalterischen Vernetzung durch Schließung der letzten Lücken und möglichst barrierefreien Ausbau mit Spiel- und Rastpunkten für alle Generationen ist ein großes Anliegen des Masterplans. Zusammen mit den Wegeverbindungen auf den ehem. (Klein-)bahntrassen kann so ein durchgängiger Grün- und Naherholungsraum um und durch Liblar geschaffen werden. Zusammenfassend geht es also um:  die Neuausrichtung bzw. Anpassung der Infrastruktur an künftige Bedarfe,  die Sicherung und Modernisierung prägender Bausubstanz im Hinblick auf künftige Ansprüche (u.a. an Wohnraum),  die Pflege und Aufwertung des Stadtbildes zur Stärkung der Identität,  die Inwertsetzung der historischen Achse der Carl-Schurz-Straße mit einer erlebbaren Abfolge von Platzräumen,  die Förderung stadtverträglichen Verkehrs,  die städtebauliche Neuordnung von Quartieren zur Stärkung des Wohnstandortes bzw. zur Sicherung der Versorgung,  die Weiterentwicklung, Sicherung und Aufwertung der Frei- und Grünräume (im Verbund),  die Einbindung, Vernetzung und Motivation lokaler (privater) Akteure. Die formulierten Zielsetzungen werden nachfolgend für die einzelnen Handlungsräume präzisiert und vertiefend dargestellt. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 96 8. Städtebauliche Konzeption 9.1 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich Carl-Schurz-Straße 9.1.1 Handlungsraum 1: Seestraße – Marienplatz Abbildung 76: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße, Handlungsraum 1: Seestraße – Marienplatz Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Nutzung der Flächenpotenziale (Schwerpunkt Wohnen) Aufwertung des öffentlichen Straßenraumes durch Reduzierung des Fahrbahnquerschnittes / Straßenraumgliederung und Stärkung der Aufenthaltsqualität Kennzeichnung des Stadteinganges Nordost / Aufwertung KVP Aufwertung/ Beseitigung der, das ortstypische Gesamterscheinungsbild, störenden Fassaden/ Gebäude (Ortsbildpflege/ Fassadenberatung) Verbesserung der Anbindung an den Landschaftsraum (VilleGebiet), u.a. über die Brühler Straße „Landschaftsfenster“ Im Bereich der Carl-Schurz-Straße zwischen Seestraße und Marienplatz soll das vorhandene Flächenpotenzial (z. B. Zervos-Gelände – vgl. Kapitel 5.2.6) vor allem zur Verdichtung resp. Ergänzung neuer Wohnbebauung dienen. Außerdem soll das Stadtbild durch die Motivation privater Akteure verbessert werden, dies betrifft insbesondere die Vorgartenflächen im nördlichen Bereich der Carl-Schurz-Straße, die Rückführung des überdimensionierten Einmündungstrichters der Klosengartenstraße durch ergänzende Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 97 8. Städtebauliche Konzeption Bebauung und die Wiederherstellung/ Aufwertung überformter historischer Fassaden. Parallel gilt es den Straßenraum der Carl-Schurz-Straße neu zu gliedern, die Dominanz der Fahrbahn zurückzunehmen und durch ein abgestimmtes Freiraumkonzept (Oberflächen, Begrünung, Beleuchtung, Mobiliar) die Aufenthaltsqualität im Hinblick auf die umgebende Wohnnutzung zu stärken. Im Bereich des KVP Carl-Schurz-Straße/ Max-Planck-Straße soll durch Installation eines Informationsleitsystems und gestalterische Eingriffe eine ablesbare Stadteingangssituation entstehen, die Orientierung bietet. Abbildung 77: Testskizze: mögl. Umgestaltung Brühler Straße – Anbindung Liblarer See Quelle: Planungsgruppe MWM/ Landers Architekten Der angrenzende Naherholungsraum (Ville-Gebiet) soll über die Brühler Straße zugänglich gemacht werden. So soll eine enge Verzahnung des Siedlungsbereiches mit dem Grünraum neue Qualitäten für Liblar erschließen. In diesem Zuge kann der Durchstich durch den Damm der ehemaligen Bahntrasse (Relikt des Braunkohletagebaus) genutzt werden um die Historie in Wert zu setzen (vgl. auch Kapitel 5.2.3 und 5.2.4). Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 98 8. Städtebauliche Konzeption 9.1.2 Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Abbildung 78: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße, Handlungsraum 2: Marienplatz – Viry-Chatillon-Platz Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Aufwertung des öffentlichen Straßenraumes durch Reduzierung des Fahrbahnquerschnittes / Straßenraumgliederung und Stärkung der Aufenthaltsqualität Straßenraumgestaltung im Hinblick auf Außengastronomie/ Sondernutzungen Neuordnung ruhender Verkehr / Nutzung Parkplatz Am Hahnacker fördern Bedeutungszuweisung / Aufwertung des Marienplatzes Aufwertung/ Beseitigung der, das ortstypische Gesamterscheinungsbild, störenden Fassaden/ Gebäude (Ortsbildpflege/ Fassadenberatung) Stärkung des VHS-Standortes, z.B. ergänzende Angebote/ Bebauung, Bürgerschaftstreff/ -café Verbesserung der verkehrlichen Situation in der Carl-SchurzStraße, u. a. durch Stärkung des nichtmotorisierten Verkehrs Abbildung 79: Testskizze: mögl. Umgestaltung Marienplatz Quelle: Planungsgruppe MWM/ Landers Architekten Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 99 8. Städtebauliche Konzeption Schwerpunkte im Handlungsraum 2 bilden der Marienplatz sowie die mittlere Carl-Schurz-Straße mit dem vorhandenen Gastronomie und Handelsbesatz. Der Marienplatz soll zukünftig zu einem lebendigen Kommunikationsraum werden. In diesem Sinne ist die Stärkung des VHS-Standorts erklärtes Ziel. Außerdem sind die Platzkanten neu zu definieren und dem Platz zugewandte bzw. sich zum Platz öffnende Gebäude und Nutzungen zu ergänzen. Trotzdem behält der Platz seine multifunktionale Nutzbarkeit (z.B. Märkte, Kulturveranstaltungen) bei und findet seine Rolle in der Abfolge der „Altstadtplätze“. Zur weiteren Entwicklung und Konzeptkonkretisierung ist ein Wettbewerbsverfahren angedacht, dass alle drei Platzsituationen (Marienplatz, Viry-Chatillon-Platz und Carl-Schurz-Platz) einbezieht. Abbildung 80: Testskizze: mögl. Umgestaltung Carl-Schurz-Straße Quelle: Planungsgruppe MWM/ Landers Architekten Im weiteren Verlauf der Carl-Schurz-Straße ist der Straßenraum neu zu gliedern und die Korrespondenz der beiden Straßenseiten ist zu verbessern. D.h. ein Ausbau unter verkehrsberuhigenden Gesichtspunkten, raumfassende Begrünung wo möglich und die Umsetzung eines durchgängigen Gestaltungs-, Beleuchtungs- und Stadtmobiliarkonzeptes sind vorgesehen. Großer Wert ist dabei in Abstimmung mit dem Verkehrskonzept auf komfortable Begehbarkeit und Barrierefreiheit zu legen. Da dieser Abschnitt durch große Maßstabssprünge in der Bebauung, sehr unterschiedliche Architektur(alter) und uneinheitliche Werbeanlagen sehr heterogen wirkt, kommt insbesondere der Arbeit mit den privaten Hausund Grundeigentümern sowie den Gewerbetreibenden besondere Bedeutung zu. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 100 8. Städtebauliche Konzeption 9.1.3 Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Abbildung 81: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße, Handlungsraum 3: Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Aufwertung des öffentlichen Straßenraumes mit Verbesserung der Verkehrssicherheit vor allem im Bereich des Knotenpunktes Carl-Schurz-Straße und Köttinger Straße / Straßenraumgliederung und Stärkung der Aufenthaltsqualität Verbesserung der verkehrlichen Situation in der Carl-SchurzStraße, u. a. durch Stärkung des nichtmotorisierten Verkehrs Straßenraumgestaltung im Hinblick auf Außengastronomie / Sondernutzungen Bedeutungszuweisung / Aufwertung des Viry-Chatillon Platzes und des Carl-Schurz-Platzes Aufwertung/ Beseitigung der, das ortstypische Gesamterscheinungsbild, störenden Fassaden/ Gebäude (Ortsbildpflege/ Fassadenberatung) Herausarbeitung von Blickbeziehungen Anpassung des Schulzentrums an künftige Bedarfe und Umgestaltung im Hinblick auf Quartiersöffnung, Barrierefreiheit und energetische Aspekte Nutzung vorhandener Flächenpotenziale zur baulichen Verdichtung bzw. Ergänzung Städtebaulich kommt im Handlungsraum 3 der Verzahnung der CarlSchurz-Straße mit Schloss und Schlosspark große Bedeutung zu. Neben einer Umgestaltung des Carl-Schurz-Platzes (geplanter Wettbewerb „Altstadtplätze“) und der Fritz-Erler-Str. ist der Freistellung von Sichtachsen Kernbaustein der Konzeption. Durch Entspannung der Verkehrsverhältnisse im Knotenpunkt Carl-Schurz-Straße/ Köttinger Straße sowie im engen Straßenabschnitt vor dem Kloster (vgl. Kapitel 8.2) kann die historische Mitte mit der Kirche St. Alban, dem Frohnhof, dem Kloster und weiteren prägenden Gebäuden wieder „gefahrlos“ erlebbar gemacht werden. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 101 8. Städtebauliche Konzeption Eine Minderung der Verkehrsbelastung und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität kommen in diesem Bereich auch der geplanten Ergänzung von innerstädtischem Wohnen im Bereich des ehem. Klosters oder dem Projekt „Oase am Schloss“ (vgl. Kapitel 5.2.7) zugute. Abbildung 82: Testskizze: mögl. Umgestaltung Carl-Schurz-Platz Quelle: Planungsgruppe MWM/ Landers Architekten Entsprechend dem Carl-Schurz-Platz soll auch der Viry-Chatillon-Platz durch Aufwertung an Bedeutung gewinnen und neu inszeniert werden. Gezielte Maßnahmen wie z. B. Zugewinn an Aufenthaltsqualität durch Stadtmobiliar und verbesserte Bedingungen für Außengastronomie tragen zu einem neuen Erscheinungsbild bei. Entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der öffentlichen Räume hat das Ergebnis der Probephase zu verschiedenen Verkehrsvarianten in diesem Bereich (vgl. Kapitel 8.2). Städtebaulich wird eindeutig die auch von IVV empfohlene Variante mit einer Einbahnstraßenregelung zwischen Köttinger Straße und Bahnhofstraße bevorzugt, da diese die geringste Inanspruchnahme von wertvollen Freiräumen für Verkehrsanlagen auslöst. Zur besseren Verkehrsabwicklung aber auch gleichzeitig zur Temporeduzierung und Kennzeichnung des zentralen Ortskerns soll der Knoten Köttinger Straße/ Gartenstraße als Kreisverkehrsplatz umgebaut werden. Damit verbessern sich die Verkehrssicherheit und die Attraktivität dieses Bereichs (mit den hochfrequentierten Märkten von Aldi und REWE) für Fußgängerinnen bzw. Fußgänger und Radfahrerinnen bzw. Radfahrer. Entsprechend seiner Bedeutung nimmt das Schulzentrum einen großen Flächenanteil des Handlungsraums 3 ein. Das Areal soll zum Quartier stärker geöffnet und z.B. mit der VHS am Marienplatz räumlich als auch von der Angebotsseite her stärker verknüpft werden. Hierzu gilt es Gebäude und Anlagen an künftige Bedarfe anzupassen und insbesondere Aspekte wie Barrierefreiheit und Energieeffizienz zu betrachten. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 102 8. Städtebauliche Konzeption 9.1.4 Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer-Straße Abbildung 83: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße, Handlungsraum 4: Köttinger-Straße – Bliesheimer Straße Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Kennzeichnung des Stadteinganges West Aufwertung des öffentlichen Straßenraumes mit Verbesserung der Verkehrssicherheitt Verbesserung der verkehrlichen Situation in der Carl-SchurzStraße, u. a. durch Stärkung des nichtmotorisierten Verkehrs Straßenraumgestaltung im Hinblick auf Außengastronomie / Sondernutzungen Aufwertung/ Beseitigung der das ortstypische Gesamterscheinungsbild störenden Fassaden/ Gebäude (Ortsbildpflege/ Fassadenberatung) Dieser Abschnitt der Carl-Schurz-Straße weist deutliche Funktionsverluste auf. Entwicklungsziel ist es, den Bereich als innerstädtischen Wohnstandort zu entwickeln und durch das Projekt „Wohnen am Stadtgarten“ (vgl. Kapitel 5.2.8) sowie durch eine verbesserte Verzahnung mit den Naherholungs-/ Grünräumen südlich der Carl-Schurz-Straße Impulse zu setzen. Parallel sollen Immobilieneigentümer unterstützt werden ihre Gebäude im Hinblick auf zeitgemäßen Wohnraum umzubauen und die Fassaden aufzuwerten Die Gestaltung des öffentlichen Straßenraums orientiert sich auch in diesem Bereich an einem einheitlichen Gestaltungskanon und gliedert die Achse der Carl-Schurz-Straße durch Stadtmobiliar und Grünakzente. Gestaltung und Bebauung (u.a. Tankstelle) sind derzeit am Knotenpunkt L163 Bliesheimer Straße/ Carl-Schurz-Straße nicht geeignet eine Eingangssituation für den historischen Ortskern zu markieren. In Abstimmung mit dem Verkehrskonzept soll durch die Anlage eines prägnanten Kreisver- Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 103 8. Städtebauliche Konzeption kehrsplatzes und durch bauliche bzw. grünpflegerische Maßnahmen ein städtebauliches Zeichen gesetzt werden, das Kunden und Besuchern Orientierung bietet. Abbildung 84: Querungshilfe zur Vernetzung von Gesundheits- und Stadtgarten Quelle: Stadt Erftstadt Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 104 8. Städtebauliche Konzeption 9.2 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich ErftstadtCenter 9.2.1 Handlungsraum Nord Abbildung 85: Ausschnitt Plan Nr. 7.2 Zielkonzept Schwerpunktbereich ErftstadtCenter, Handlungsraum Nord ErftstadtCenter Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Differenzierung und Aufwertung der Außenbereiche des Centers Lichtkonzept Center Sicherung des Einzelhandelsstandortes / Impulse für Neuausrichtung der Geschäftswelt, Förderung Nutzungsmix Verbesserung der Verankerung des ErftstadtCenters im Quartier Neuordnung ruhender Verkehr Verbesserung der Orientierung Herstellung von Sichtachsen Verbesserung der Vernetzung von Center, SB-Warenhaus und Umfeld Betonung/ Gestaltung der Centereingänge Insgesamt gilt es das ErftstadtCenter besser mit dem östlich der Bliesheimer Straße gelegenen Siedlungsbereichen zu verknüpfen, um die Erreichbarkeit ohne die Nutzung eines PKWs zu verbessern. Die Außenwirkung des Centers soll durch die Aufwertung der Eingangssituationen, die Umgestaltung des nördlichen Platzbereichs und die Neugliederung der zur Bliesheimer Straße orientierten Erschließungsbereiche verbessert werden. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 105 8. Städtebauliche Konzeption Neben der Professionalisierung des, durch die ISG gestützten Centermanagements und seiner Vernetzung mit der IWG Liblar (Geschäftsflächenund Leerstandsmanagement für den Gesamtstandort) sollen im Rahmen des Konzeptes auch die öffentlichen Räume im ErftstadtCenter zeitgemäß umgestaltet werden. Hier ist dringender Handlungsbedarf geboten um das Center in einer konzentrierten Aktion neu zu positionieren und zukunftsfähig zu machen. Die Freiraumgestaltung verfolgt das Ziel, Barrieren abzubauen, einen komfortablen Flanierteppich durch das Center zu legen, die markanten Platzsituationen herauszuarbeiten und dort zum Verweilen einzuladen. Durch die Einbindung vorhandener Angebote (z.B. Gastronomie) und die Ergänzung von Aufenthalts- und Spielangeboten soll der Bereich allen Generationen gerecht werden. Abbildung 86: Testskizze: mögl. Umgestaltung Platz am Hallenbad Quelle: Planungsgruppe MWM/ Landers Architekten Nähere Erläuterungen zur Sicherung des Einzelhandelsstandortes, hinsichtlich einer Neuausrichtung der Geschäftswelt bzw. zur Förderung des Nutzungsmixes – und damit auch ein roter Faden für alle Akteure, wie ISG, Centermanagement oder Immobilienmanagement der Stadt – finden sich im Einzelhandels- und Zentrenkonzept (vgl. Kapitel 8.1). Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 106 8. Städtebauliche Konzeption 9.2.3 Handlungsraum Süd Abbildung 87: Ausschnitt Plan Nr. 7.2 Zielkonzept Schwerpunktbereich ErftstadtCenter Handlungsraum Süd ErftstadtCenter Quelle: eigene Darstellung, 2015 Ziele Weiterentwicklung des Zentrumsansatzes und Integration der Musikschule Differenzierung der Außenbereiche des Centers Aufwertung der Platzanlagen Herstellung von Sichtachsen Gestaltung der Centereingänge Verbesserung der Orientierung Herstellung von Wegebeziehungen und Vernetzungen (u.a. im Bereich Bliesheimer Str./ Musikschule) Vorrangiges Ziel im südlichen Bereich des ErftstadtCenters ist die städtebauliche Weiterentwicklung des vorhandenen Zentrenansatzes. Hierzu gilt es ein schlüssiges Gesamtkonzept über den Bestand zu legen und dementsprechend die reinen Wohnnutzungen sowie den Standort der Feuerwache in Frage zu stellen (geplanter Wettbewerb „Alte Feuerwache“ mit Machbarkeitsstudie). Des Weiteren soll die Wegevernetzung über die Bliesheimer Straße zum östlich des ErftstadtCenters gelegenen Siedlungsbereich ergänzt und so die Integration des Centers in das Quartier verbessert werden. Durch die gestalterische Aufwertung der Eingangssituationen sollen Besucherinne bzw. Besucher und Kundinnen bzw. Kunden begrüßt und die Orientierung erleichtert werden. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 107 8. Städtebauliche Konzeption 9.3 Städtebauliche Ziele Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume Abbildung 88: Schwerpunktbereich Frei- und Grünräume Quelle: eigene Darstellung Ziele Grünraumgestaltung mit lebendiger, am Bach „Am Mühlengraben“ orientierter Wegeführung Bessere Verbindung der Grünraumabschnitte (Gesundheitsgarten, Stadtgarten, Schlosspark, Liblarer See) untereinander Installation eines Info-/Leitsystem Rast- bzw. Ruhemöglichkeiten Bewegungs- und Spielangebote für alle Generationen Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 108 8. Städtebauliche Konzeption Der Lückenschluss im Frei- und Grünraumverbund bezieht sich im Wesentlichen auf den Bereich zwischen den Nahversorgungszentren Carl-SchurzStraße sowie ErftstadtCenter und bietet das Potenzial zum Aufbau einer Grünachse, die entlang des Baches „Am Mühlengraben“ verläuft und über den Gesundheits- sowie Stadtgarten (vgl. auch Kapitel 5.3.1) bis in den historischen Ortskern reicht. Unter Berücksichtigung der Anschlussverbesserung des hochwertigen Naherholungsraumes Ville-Seen (Handlungsraum 1) und des Ringschlusses für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr über den Landschaftsraum bzw. die ehem. Bahntrassen im Osten und Süden kann ein absolutes Alleinstellungsmerkmal entwickelt werden. Abbildung 89: mögliche Grünwegevernetzung Quelle: eigene Darstellung Damit eine Nutzung dieser Wegeverbindung für alle Nutzergruppen möglich und attraktiv wird, soll zur Erleichterung der Orientierung ein Info-/ Leitsystem installiert werden, das neben einer sinnvollen und einfach lesbaren Beschilderung die Historie in Wert setzt. Im Vordergrund steht also die Führung auf direktem Weg (Grunderwerb im Bereich des Marienhospitals) sowie die Anlage von Rast- und Spielpunkte zur Attraktiviätssteigerung für alle Generationen. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 109 9. Gesamtmaßnahme und Umsetzungsfahrplan 10. GESAMTMASSNAHME UND UMSETZUNGSFAHRPLAN Im Zielkonzept (vgl. a. Plan Nr. 7.1 / 7.2) wurden in einer Gesamtschau die städtebaulichen Zielsetzungen abstrahiert dargestellt. Darauf aufbauend wurden konkrete Maßnahmen entwickelt, die die vorhandenen Qualitäten sichern und fördern sowie den aufgezeigten Mängeln entgegenwirken. Abbildung 90: Ausschnitt Plan Nr. 7.1 Zielkonzept Schwerpunktbereich Carl-SchurzStraße, Handlungsraum 3 Viry-Chatillon-Platz – Köttinger-Straße Quelle: eigene Darstellung, 2015 Der Maßnahmenplan (vgl. a. Plan Nr. 8) verortet insbesondere die bestimmten Räumen zugeordneten Maßnahmen. Die hier aufgeführten Einzelmaßnahmen sind entsprechend den übergeordneten Zielsetzungen in Themenfelder gegliedert und mit Ordnungsnummern versehen. Eine Übersicht der Gesamtmaßnahme in tabellarischer Form ist der Anlage (1) zu entnehmen. Zusätzlich wurde für jede Maßnahme ein sogenanntes Maßnahmenblatt mit detaillierter Beschreibung und den wichtigsten Fakten erstellt. Abbildung 91: Ausschnitt Plan Nr. 8.1 Maßnahmenplan Ausschnitt: Bereich Carl-Schurz-Straße Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Sanierungsgebiet Masterplan Erftstadt-Liblar West Seite 110 9. Gesamtmaßnahme und Umsetzungsfahrplan Quelle: eigene Darstellung, 2015 In einem intensiven Abstimmungsprozess wurde ein vorläufiger Umsetzungsfahrplan für die Gesamtmaßnahme erarbeitet. Dieser berücksichtigt die Abhängigkeiten der Einzelmaßnahmen untereinander als auch zu anderen (synergetischen) Maßnahmen im Sanierungsgebiet (z. B. Sanierung der Leitungsinfrastruktur) sowie die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kommune. In Räumlicher Hinsicht gibt Plan Nr. 9 Auskunft über den geplanten Ablauf der Maßnahme, eine Übersicht über den voraussichtlichen Mittelabfluss ist der Tabelle in Anlage 2 zu entnehmen. Abbildung 92: Ausschnitt Plan Nr. 9 Umsetzungszeiträume, Ausschnitt: Bereich Carl-Schurz-Straße Quelle: eigene Darstellung, 2015 Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 111 10. Zusammenfassung 11. ZUSAMMENFASSUNG Liblar ist mit rund 13.000 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern der größte Stadtteil von Erftstadt. Kennzeichnend ist eine ausgeprägt polyzentrisch angelegte Stadtstruktur. Diese ist auf eine, verschiedenen Entwicklungsschüben folgende Siedlungsentwicklung zurückzuführen. Neben dem historischen Kern im Bereich Carl-Schurz-Straße entstand mit dem Bergbau ein weiterer Siedlungsbereich im Südosten. In der weiteren Entwicklung etablierten sich Wohnnutzungen im Zwischenraum, sodass ein gemeinsamer Siedlungskörper entstand und die versorgende Infrastruktur größtenteils am Rand nachgezogen wurde. So entstand auch, dem Leitbild der wachsenden Stadt folgend, der nicht vollendete Zentrumsansatz im Südwesten mit ErftstadtCenter und öffentlichen Einrichtungen (u.a. Rathaus und Hallenbad). Die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel, der demographischen Wandel und ein steigender Wettbewerbsdruck führen in Liblar zu Problemlagen die, zwar in ihrer Wirkung mit vielen anderen Innenstädten vergleichbar sind, aber aufgrund der skizzierten strukturellen Besonderheiten sehr spezielle Lösungsansätze erfordern. Insbesondere sind an Defiziten an dieser Stelle zu nennen:  zunehmende Funktionsverluste entlang der zentralen, historisch bedeutsamen (Trassenverlauf der Römerstraße Köln-Trier) ehem. Hauptgeschäftsachse Carl-Schurz-Straße,  starke Attraktivitätseinbußen im zentralen Versorgungsbereich (Einordnung als Stadtteilzentrum), mit dem Kern ErftstadtCenter, einem Einkaufszentrum aus den 70er Jahren, dass unter Investitionsstau und mangelnder Aufenthaltsqualität leidet,  unklare Nutzungs- und Sanierungsperspektiven für öffentlich Liegenschaften, z.B. im Schulbereich,  hohe Verkehrsbelastungen in z.T. sensiblen Stadträumen, die städtebaulichen Entwicklungen entgegenstehen,  Minder- bzw. fehlgenutzte (Brach-)Flächen sowie strukturelle Defizite im Ortsgefüge  Gefährdung der historisch wertvollen Bausubstanz  Mangelhafte Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und unattraktive Straßen-/ Platzanlagen (speziell für Fußgänger)  eine unzureichende Erschließung bzw. schlechte Erreichbarkeit von (vorhandenen, attraktiven) Grün- und Naherholungsräumen,  eine nicht zeitgemäße Ausstattung des Bahnhofes sowie eine mangelhafte Integration des Bahnhofareals in die Stadtstruktur,  eine mangelhafte stadträumliche Vernetzung der zentralen Innenstadtbereiche untereinander und eine schwierige Orientierung für Besucher. Neuordnung ZOB „Wahrer Ort des Ankommens“ Der in einem breit angelegten Beteiligungsprozess erarbeitete und abgestimmte Masterplan Erftstadt-Liblar skizziert eine Gesamtperspektive für Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM | Aachen Stand 27.10.2015 Masterplan Erftstadt-Liblar Seite 112 10. Zusammenfassung die nachhaltige Entwicklung des Stadtteils. Ziel ist es, durch die entwickelten Maßnahmen den Funktions- und Strukturschwächen in Liblar entgegenzuwirken und den Stadtteil als Versorgungs-, Kultur- und Wohnstandort zukunftsfähig zu gestalten. Der Masterplan baut dabei auf einer Reihe von Untersuchungen und Gutachten (u.a. Verkehrskonzept und Einzelhandels- und Zentrenkonzept) sowie auf den Informationen aus der Bürgerschaft auf. Die Vielschichtigkeit der Problemlagen erfordert eine ganzheitliche Vorgehensweise, die Aspekte aus den Handlungsfeldern Städtebau, Verkehr/ Mobilität, Wirtschaft/ Nahversorgung, Umwelt/ Naherholung/ Tourismus, sowie Gesellschaft / Soziales / Kultur berücksichtigt und dabei insbesondere die Einbindung und Motivation Privater in den Blick nimmt. Folgende Prämissen werden mit dem Konzept verfolgt:  Stärkung sowohl des Nahversorgungszentrums Carl-Schurz-Straße als auch des Stadtteilzentrums ErftstadtCenter sowie Verstärkung der Profilbildung  Gezielte Verbesserung des Branchenmixes und Gegensteuerung zu Leerständen bzw. zum Wandel hin zu monofunktionalen Nutzungen oder minderfrequentierten Nutzungen  Verbesserung der Ortsstruktur durch Entwicklung der Neuordnungsbereiche sowie sinnvolle Ergänzung der Ortskernfunktionen und des -angebotes  Nachhaltige Nutzung der z.T. wertvollen historischen Bausubstanz  Verbesserung der räumlichen Verknüpfung der innerörtlichen Straßen-/ Platzabfolgen (Marienplatz, Viry-Chatillon-Platz, Carl-SchurzPlatz)  Aufwertung des Ortsbildes durch qualitativ hochwertige Freiraumgestaltung und die Motivation sowie Unterstützung Privater  Steigerung der Aufenthaltsqualität auf öffentlichen Straßen und Plätzen  Verbesserung der Erreichbarkeit und der verkehrlichen Situation gerade im Hinblick auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer  Schaffung eines qualitativ hochwertigen Grün- und Freiraumverbundes durch Lückenschlüsse und gezielte Attraktivierung für alle Generationen  Breite Akzeptanz und Motivation Privater durch Transparenz und Mitwirkungsmöglichkeiten während des gesamten Planungs- und Umsetzungsprozesses Mit der Ausrichtung auf gemeinsame Ziele und der Bündelung der Aktivitäten werden knappe Ressourcen sinnvoll eingesetzt, privates Kapital mobilisiert und so eine größtmögliche Hebelwirkung erzielt. Im Hinblick auf eine realistische Umsetzungsperspektive wurden die genannten Punkte mit konkreten Maßnahmen unterlegt. Diese sind soweit Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 113 10. Zusammenfassung definiert, dass eine tragfähiges Kostengerüst aufgestellt und ein realistischer Umsetzungsfahrplan entwickelt werden konnte. Das Finanzierungskonzept ist zwar mit der mittelfristigen Finanzplanung der Kommune abgestimmt, allerdings ist die Stadt zur Umsetzung der umfangreichen Gesamtmaßnahme auf Unterstützung durch Bund und Land angewiesen. Zusammen mit den intensiven politischen Beratungen, der vielfältigen Öffentlichkeitsbeteiligung und den erwarteten Investitionen von Privaten liegt ein abgestimmtes und breit getragenes Zukunftsprogramm für den Stadtteil Liblar vor, das es nun konsequent umzusetzen gilt. Stadt Erftstadt Planungsgruppe MWM I Aachen Masterplan Erftstadt-Liblar Stand 27.10.2015 Seite 114