Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Leitlinien U3)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
465 kB
Datum
03.02.2016
Erstellt
21.01.16, 15:02
Aktualisiert
21.01.16, 15:02

Inhalt der Datei

Amt für Jugend und Familie Leitlinienkonzept zur Gestaltung der Arbeit in den U3-Gruppen der städtischen Kindertagesstätten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Vorwort Unser Bild vom Kind Die Eingewöhnung Die Bedeutung der Pflege Mahlzeiten Schlafen und Ruhen Räumlichkeiten Spielmaterial Partizipation als Kinderrecht Erziehungspartnerschaft mit den Eltern Haltung der Fachkraft in der U3 Gruppe Der Übergang von der U3 Gruppe in die Ü3 Gruppe 1. Vorwort Diese Leitlinien sind als Ergänzung zu den individuellen Konzepten der Kindertageseinrichtungen der Stadt Erftstadt erstellt worden. Sie wurde in einem U3-Arbeitskreis zusammen mit den pädagogischen Fachkräften der U3-Gruppen entwickelt und legen Qualitätsstandards für die Arbeit in den Einrichtungen der Stadt Erftstadt fest. (wir reden im Folgenden von Fachkräften, zu denen Erzieherinnen und Erzieher, Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger und alle pädagogisch tätigen Kräfte gehören) 2. Unser Bild vom Kind „Bezugspunkt für das Kindeswohl sind die jedem Kind innewohnende Würde, die Anerkennung seiner Individualität und die damit verbundenen unveräußerlichen Grundrechte und Grundbedürfnisse.“ (Deutsche Liga für das Kind) Säuglinge und Kleinkinder sind einzigartig. Sie haben ganz besondere Methoden, sich Wissen über die Welt anzueignen und ihre Umgebung zu erkunden. Altersgerechte Erfahrungen in frühester Kindheit bilden die Grundlage für das Verständnis ihrer Welt. -2- Damit Kinder eine bindungsähnliche Beziehung aufbauen, selbsttätig lernen und sich bilden können, brauchen sie geeignete Rahmenbedingungen: 3. Die Eingewöhnung Um den Übergang von der Familie in die außerfamiliäre Kindertagesbetreuung erfolgreich bewältigen zu können und vor allem als positive Erfahrung für andere Übergänge zu verinnerlichen, sind ein gutes Eingewöhnungskonzept und einfühlsame Fachkräfte erforderlich. Vordergründiger Bezugspunkt ist das Wohl des Kindes und bestimmend für den Zeitablauf der Eingewöhnung. Das Eingewöhnungskonzept in den städtischen Kitas, in Anlehnung an das Berliner Eingewöhnungsmodell, resultiert aus den Erkenntnissen der Bindungstheorie. Hier eine kurze skizzierte Darstellung des Ablaufs:  Nach Erhalt der Platzzusage wird ein Gespräch zwischen Eltern, Leitung und Gruppenfachkräften geführt.  Für das Kind wichtige Rituale werden wenn möglich übernommen.  Inhalte sind der Anamnesebogen des Kindes, sowie Tagesablauf und Rituale in der Gruppe.  Die Eingewöhnungszeit gestaltet sich individuell nach dem Tempo des Kindes, sie kann sich über mehrere Wochen hinziehen.  Es findet eine verbindliche Absprache mit den Eltern darüber statt, wer das Kind in der Eingewöhnungsphase begleitet.  Falls ein Hausbesuch verabredet wird, wird dieser von den Fachkräften der Gruppe durchgeführt.  Die ersten Tage verbringt das Kind eine gewisse Zeit (1-2 Std) mit der Bezugsperson in der Gruppe. In dieser Zeit stellt die Bezugsfachkraft den Kontakt zu dem Kind her.  Unter Anleitung der Bezugsperson übernimmt sie Schritt für Schritt die Wickelsituation, um so dem Kind die Möglichkeiten zu geben, auch hier langsam Vertrauen aufzubauen.  Als nächstes verabschieden die Fachkraft und das Kind für kurze Zeit die Bezugsperson, die sich aber in der Kita ( Elterncafe) aufhält.  Diese Trennungszeit wird dann stets mit dem Blick auf das Kind ausgeweitet.  Die Bezugsfachkraft ermöglicht dem Kind durch professionelles Handeln, auch zu den anderen Fachkräften der Gruppe Kontakt aufzunehmen.  Eltern und Fachkräfte sind im ständigen Austausch über den Stand der Eingewöhnungsphase.  Nach ca 6-10 Wochen findet ein Reflexionsgespräch über die Eingewöhnung statt. -3- 4. Die Bedeutung der Pflege Körperpflege und Wickeln kommt in der U3 Gruppe eine besondere Bedeutung zu. Hier erfährt das Kind ungeteilte, liebevolle und fürsorgliche Aufmerksamkeit sowie sprachliche Zuwendung. In dieser Eins zu Eins – Betreuung - wenn umsetzbar sollte das Kind entscheiden, wer es wickelt - ist dies gut umsetzbar. Es gibt keine festen Wickelzeiten, jedes Kind wird nach Bedarf gewickelt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich im Laufe der Zeit, vor/nach dem Schlafen/Mahlzeiten Wickelzeiten einstellen. Aber kein Kind läuft mit einer vollen Windel herum, grundsätzlich ist 1x vormittags/ 1x nachmittags ein Muss! Der Wickelraum grenzt meist an den Gruppenraum, die Türe mit einem Sichtfenster in Erwachsenenhöhe. Somit ist Wickeln ein Moment der Ruhe vom Gruppengeschehen, die Intimität des Wickelns bleibt gewahrt. Der Einblick für die anderen Erwachsenen im Gruppenraum ist möglich. Ist eine männliche Fachkraft in einer U3 –Gruppe beschäftigt, so ist es selbstverständlich, dass auch er die Kinder wickelt. In kulturell bedingten oder begründeten Ausnahmefällen sind intensive Lösungsgespräche zwischen Eltern und Fachpersonal erforderlich. Windeln, Feuchttücher, ausreichend Wechselwäsche etc. werden von den Eltern mitgebracht und jedes Kind hat seinen eigenen Platz für seine persönlichen Sachen. Medizinische Pflegeartikel und Medikamente dürfen vom Fachpersonal nur nach Absprache und Anweisung eines Arztes verabreicht werden, bei Bedarf (z.B. Wundsein) werden nach Absprache mit den Eltern Pflegeartikel verwendet. Es wird auf ausreichende Hygiene geachtet, dazu gehört die Desinfektion der Wickeloberfläche nach jeder Nutzung und das Tragen von Einmalhandschuhe, sowie das Desinfizieren der Hände. Jeder Wickelbereich hat einen Nassbereich, in dem die Kinder bei Bedarf abgeduscht werden. Im Wickelraum, der gut temperiert ist, hängt der Wickelplan, der Eltern anzeigt, wann ihr Kind gewickelt wurde. 5. Die Mahlzeiten Ihr Frühstück nehmen die Kinder variabel meist bis 10Uhr ein. Ob Frühstücksbuffet oder in der Brotdose von zu Hause mitgebracht, es gelten folgende Grundsätze: Kein Kind sitzt alleine am Tisch. Eine Fachkraft ist für die Begleitung der Kinder am Tisch zuständig. Sie lädt die Kinder zum Frühstück ein, hilft, wo es notwendig ist und sorgt für eine gute Atmosphäre am Frühstückstisch. Getränke sind in der Kita in ausreichender Menge vorhanden und frei zugänglich für jedes Kind. In der Regel Wasser mit oder ohne Kohlensäure, ungesüßter Tee -4- oder Milch in Maßen. Säfte nur in besonderen Ausnahmefällen und diese werden auch nicht von zu Hause mitgebracht. Kinder werden zum Trinken angeregt, Trinkpausen in den Tagesablauf integriert. Wenn Müsli angeboten wird, wird darauf geachtet, dass dieser keine Nüsse enthält. Meist zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr nehmen die Kinder gemeinsam ihr Mittagsmahl ein. Das Essen wird in den meisten Kitas durch eine Fremdfirma geliefert, es ist nahrhaft, kindgerecht und abwechslungsreich. Der Speiseplan, salz – und zuckerarm und nicht zu scharf, wird mit der Kita abgestimmt. Die ganz kleinen Kinder erhalten meist noch Gläschen, die sie von zu Hause mitbringen. Sobald die ersten Zähne da sind, möchten die Kinder aber das gleiche wie alle anderen essen. Sie werden unterstützt, in ihrem Bestreben, alleine zu essen, alleine sich aufzufüllen oder einzuschenken. Ebenso in dem Wunsch aus dem Becher oder Glas zu trinken. Essen soll auch Raum für sinnliche Erfahrung geben, bevor es „geschmeckt“ wird, muss es manchmal auch „gefühlt oder getastet“ werden. Auch diese Erfahrung brauchen Kinder. Kinderbesteck liegt an jedem Platz. Selbstverständlich werden Allergien oder religiös/kulturelle Besonderheiten beachtet. Als gesunde Zwischenmahlzeit bietet die Kita Obst und frisches Gemüse an. Den Mahlzeiten in der U3 Gruppe kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind ein soziales Miteinander. Die Fachkraft nimmt am Essen teil (zumindest den „pädagogischen Happen“.) Sie nimmt kein anderes Essen als die Kinder zu sich. Ist Vorbild und gibt Hilfestellung. Kinder werden nicht zum Essen gezwungen und müssen auch nicht probieren, wenn sie etwas ablehnen. 6. Schlafen und Ruhen Die Gestaltung der Schlafzeiten entwickelt sich aus dem Bedürfnis der Kinder. Auch hier gilt, jedes Kind nach seinem Bedarf und seinem eigenen Rhythmus. Im Laufe der Zeit entsteht in den meisten U3 Gruppen eine gemeinsame Schlafenszeit, meist nach dem Mittagessen. Schlafende Kinder werden nur in absoluten Ausnahmefällen geweckt und dann auch nur nach mindestens einer Stunde Schlaf. Ebenso werden Kinder nicht zum Schlaf gezwungen. Im Aufnahmegespräch wird dies den Eltern als klare Regel dargelegt. Die Kinder erfahren einfühlsame Zuwendung während des Einschlafens, damit sie sich fallenlassen können. Sie haben ein Kuscheltier, Schmusedecke oder ihren Schnuller dabei. Rituale von zu Hause werden soweit es geht, berücksichtigt. Jedes Kind hat seinen Schlafplatz, den man aber auch mal tauschen kann. -5- Bettwäsche wird von der Kita gestellt und einmal wöchentlich oder/ und nach Bedarf auf 90° gewaschen. Schlafsack und Gitterbettchen werden je nach Alter und Gewohnheit des Kindes genutzt. Im Schlafraum steht ein Babyphone. 7. Räumlichkeiten Räume sind so gestaltet, dass sie Kinder in ihren Entwicklungsprozessen unterstützen. Sie sind entscheidende Faktoren für die Handlungs- und Erfahrungsspielräume von U3-Kindern. Zudem sind sie nach den gesetzlichen Vorschriften und den Sicherheitsauflagen der Unfallkasse NRW ausgerichtet. Grundsätzlich gilt für die Gestaltung einer U3-Gruppe: • Weniger ist mehr! • Keine Überladung des Raumes! • Der eigentliche Gruppenraum hat wenig Möbel, 1-2 Tische, Stühle (hier haben sich Emmy - Pikler - Stühle bewährt, da sie vielfältig in der Nutzung sind) • Materialschränke, die für Kinder offen erreichbar sind. • Kurzflorige Teppiche, da kleine Kinder gerne auf dem Boden spielen oder einfarbige abwaschbare Bodenplatten. • Schräge Ebenen oder Podeste entsprechend dem Bewegungsdrang der Kinder. • Spiegel und Bilder in Kinderhöhe. • Der Raum ist anregend und altersgerecht gestaltet. • Im Schlafraum steht für jedes Kind ein eigener Schlafplatz, sei es Bettchen, Körbchen oder Podest. Wenn Kinder müde sind, haben sie die Möglichkeit, sich in ihr Bett zurück zu ziehen. • In jedem Schlafraum steht ein Evakuierungsbett (Gitterbettchen auf Rollen). • Der 3. Raum wird als Differenzialraum, als Bewegungsraum oder als Kreativraum genutzt. • Ein eigener Wickel – und Sanitärraum gehört zu jeder U3 Gruppe. Dieser gesamte Spielraum bietet Kindern die Möglichkeit, das zu tun, was sie von sich aus tun möchten und wozu sie aufgrund ihrer Entwicklung bereit sind. 8. Spielmaterial Alle Gegenstände und Materialien müssen auf ihre Sicherheit überprüft sein, ungiftig und ab-waschbar. Auch auf das Siegel „geeignet für Kinder unter 3 Jahren“ sollte geachtet werden. -6- Materialien bieten das, was die Kinder gerade für ihre Selbstbildungsprozesse benötigen, wie: Malstifte , Papier, Kleister und Farbe sind jederzeit frei verfügbar. Knete (ohne Allaun), Pinsel, Schwamm, sowie Scheren werden, anfänglich angeleitet von der Fachkraft, eingesetzt. Alle Materialien sind für die Kinder sichtbar.  Geschichtensäckchen und Bücher, die sprachanregend sind.  Alltagsmaterial wie Kochlöffel und Plastikflaschen.  Naturmaterialien.  Bälle, Spiegel, Tunnel, Podeste in verschiedenen Höhen.  Rollenspielmaterialien wie Puppen, Autos, Kleidung. U3 Kinder benötigen weniger Tisch- und Gesellschaftsspiele, sondern Materialien, die die Sinne anregen, ihrem Forscherdrang entgegenkommen und es auch ermöglichen, sich zurück zu ziehen. Für die Fachkraft ist es vordergründig, die Selbstbildungspotenziale und die situationsorientierte Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und Raum und Material dementsprechend altersgemäß einzusetzen. Spiel ist die elementarste Form des Lernens. Sie gründet auf Freude, Neugier, Freiheit und Spontanität. Das eher beiläufige Lernen im Spiel entwickelt sich im Laufe der U3-Kitazeit mehr und mehr zum spielerischen Lernen, dem mehr systematische Begleitung und Zielorientierung zuteilwird. 9. Partizipation als Kinderrecht Kinder haben unabhängig von ihrem Alter ein Recht auf Partizipation. Auch die Fachkräfte der U3-Gruppen stehen in der Verantwortung, der Partizipation von Kindern einen festen Platz einzuräumen, denn je jünger Kinder sind:  desto weniger können sie selbst Beteiligungsrechte einfordern,  desto größer ist die Verantwortung der Fachkräfte, Kindern Partizipation zu ermöglichen,  desto höher sind die Ansprüche daran, wie Partizipation methodisch umgesetzt werden kann,  desto wichtiger ist es, über die pädagogische Grundhaltung nachzudenken, die das eigene Handeln bestimmt. 10. Erziehungspartnerschaft mit den Eltern Zum Wohle des Kindes ist es besonders erforderlich, wenn Fachkräfte und Eltern in einem regen Austausch stehen. -7- Die Erziehungspartnerschaft entwickelt die bestehenden Konzepte zur Elternarbeit weiter, sie fokussiert die gemeinsame Verantwortung für das Kind und sieht eine intensivere Mitwirkungs- und Kommunikationsqualität vor. Hier stehen also Information und Austausch, Stärkung der Elternkompetenz und Beratung, sowie eine wertschätzende, gleichwertige Haltung im Vordergrund. Nur wenn Eltern sich offen und vertrauensvoll angenommen fühlen, können sie dies auch an ihr Kind weitergeben. 11. Haltung der Fachkraft in der U3 Gruppe Der Einsatz der Fachkraft in der U3 Gruppe erfolgt;  aus deren Überzeugung, Professionalität und Weiterbildungsbereitschaft,  sowie aus der Klärung der eigenen Berufsidentität im Hinblick auf die erforderlichen neuen Aufgaben,  er erfordert ein hohes Maß an Reflexions- und Beobachtungsfähigkeit, Sensibilität, Empathie und Respekt den Eltern und Kindern gegenüber. Dazu gehören folgende Grundsätze:  Die Fachkraft hat eine wertschätzende Haltung Eltern und Kindern gegenüber.  Sie lässt dem Kind Zeit, sich in seinem eigenen Tempo auszuprobieren und sich zu entwickeln.  Sie gibt dem Kind und den Eltern Sicherheit durch transparentes, planbares und einfühlsames Verhalten.  Sie schafft eine Umgebung, in der das Kind seine Erfahrungen und Entwicklung steuern kann.  Sie lässt es erforschen und experimentieren.  Sie fördert die Entwicklung durch gezielte Beobachtung, sprachliche Begleitung und alltagsintegrierte Sprachbildung.  Sie ist bereit und in der Lage, die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und professionell darauf zu reagieren. 12. Der Übergang von der U3-Gruppe in die Ü3-Gruppe Entscheidend ist, dass das Kind die Übergangsphase entsprechend seiner Ressourcen, bisherigen Erfahrungen und seinem Temperament in seinem individuellen Tempo bewältigen kann. Geeignet sind die Formen der Begleitung der Fachkräfte, die Kindern Einblick in ihr zukünftiges Umfeld geben, wie Besuche mit und ohne den Bezugsfachkräften, gemeinsam gestaltete Projekte, Ausflüge etc.. Auch für Eltern ist diese Übergangsphase mit Herausforderungen und viel Informationsbedarf verbunden. Stand: Dezember 2015