Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
116 kB
Datum
03.09.2015
Erstellt
13.08.15, 18:43
Aktualisiert
13.08.15, 18:43
Stichworte
Inhalt der Datei
Erfahrungsbericht über die Unterstützung der beiden Realschulen durch
FÖRSTA während des Schuljahres 2014/15
Hintergrund
Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes (BuT) wurden 3 Schulsozialarbeiterinnen in
Erftstadt über einen Zeitraum von ca. 1,5 Jahren beschäftigt. Mit Auslaufen der Bundesförderung
zum 31.12.2013 wurde die Arbeit eingestellt. Beide Erftstädter Realschulen wiesen im Vorfeld
der Einstellung der Schulsozialarbeit in unterschiedlicher Weise auf deren notwendigen
Fortbestand hin. Die Stadt Erftstadt sah aber angesichts der prekären Haushaltslage keine
Möglichkeit, die Schulsozialarbeiterinnen auf städtische Kosten weiter zu beschäftigen.
Gleichwohl sah die Verwaltung einen grundsätzlichen Bedarf von Schulsozialarbeit an den
weiterführenden Erftstädter Schulen. Die Grundschulen und die Förderschule in Friesheim sowie
die jeweiligen OGATAs verfügen durch FÖRSTA bereits seit 01.08.2006 über eine
sozialarbeiterische Unterstützung. Die Hauptschule hat einen eigenen Schulsozialarbeiter. Die
Realschulen und die Gymnasien waren nicht „versorgt“.
Die Verwaltung des Jugendamtes hat deshalb - insbesondere vor dem Hintergrund der 1,5jährigen Schulsozialarbeit (BuT) - gemeinsam mit den Realschulen überlegt, im Rahmen der
vorhandenen Ressourcen den Schulen eine fachliche Hilfestellung zu bieten. Dabei wurde eine
sicherlich für die Schulen nicht ausreichende, aber dennoch unterstützende Form der Hilfe
entwickelt, die vorsah, durch das FÖRSTA-Team und die Erweiterung des FÖRSTA-Konzeptes
an beiden Realschulen jeweils einen Präsenztag durch eine feste Ansprechperson vorzuhalten,
um eine niedrigschwellige Beratung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler sowie der
Lehrkräfte und Eltern zu ermöglichen. In Krisensituationen sollte zudem eine zusätzliche
Kontaktaufnahme auch außerhalb der Präsenztage möglich sein. Gleichzeitig sollte die
qualitative Arbeit an den Grundschulen nicht wesentlich eingeschränkt werden bzw. die
konzeptionelle Ausweitung nicht zu einer Unzufriedenheit und Unterversorgung dieser Schulen
führen.
Verlauf
Ab Mai 2014 haben 2 Kolleginnen des FÖRSTA-Teams jeweils einen Präsenztag an den beiden
Erftstädter Realschulen angeboten und wurden von beiden Schulen sehr freundlich
aufgenommen, bei entsprechender räumlicher Ausstattung und Hilfestellung durch die
jeweiligen Schulleitungen. Der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern musste dagegen erst
langsam aufgebaut werden, gerade auch vor dem Hintergrund der eingeschränkten Präsenzzeiten
und dem damit verbundenen schrittweisen Vertrauensaufbau. In akuten Notsituationen konnten
die Schülerinnen und Schüler jedoch jederzeit mit den Sozialarbeiterinnen in Kontakt treten, was
bei Bedarf auch entsprechend genutzt wurde.
Folgende Probleme wurden schwerpunktmäßig durch die Schüler/innen an die Fachkräfte
herangetragen:
Mobbing
Beziehungsprobleme (z.B. auch Liebeskummer)
Freundschaftsthemen
Schwierigkeiten mit den Eltern
Schwierigkeiten mit einem oder mehreren Lehrern
Versetzungsängste und schulische Probleme
Die Anliegen konnten in der Regel mit 1-3 Fachkontakten zufriedenstellend geklärt werden.
-2-
Die Anliegen der Lehrkräfte bezogen sich schwerpunktmäßig auf folgende Bereiche:
Schulverweigerung
Informationen über gruppendynamische Prozesse
Fachlicher Austausch zu einzelnen Jugendlichen
Klärung der persönlichen Haltung der Lehrkraft
Teilnahme an Elternsprechtagen
Außerdem wurde das Angebot auch von den Eltern genutzt. Diese gingen sowohl aus eigener
Motivation auf die Schulsozialarbeiterinnen zu als auch durch Vermittlung der Lehrkräfte. Sie
holten sich vor allem Rat in Bezug auf Erziehungsschwierigkeiten und den Umgang mit ihren
pubertierenden Kindern. Bei den Elternsprechtagen gab es deshalb auch eine entsprechende
Präsenz der Kolleginnen des FÖRSTA-Teams an den jeweiligen Schulen. Außerdem erfolgte in
Einzelfällen eine (umgehende) Kontaktaufnahme mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD),
um eine Risikoeinschätzung vorzunehmen bzw. weitergehende Hilfen einzuleiten.
Mitte Oktober 2014 erkrankte dann eine Kollegin langfristig. Daraufhin wurde mit den
Schulleitungen abgesprochen, die Präsenzzeiten durch eine Kollegin auf jeweils einen Vormittag
pro Schule zu reduzieren. Im März und April 2015 fiel diese Kollegin wegen einer RehaMaßnahme ebenfalls aus. In diesem Zeitraum gab es in Absprache mit den Realschulen keine
festen Präsenzzeiten an den Schulen, sondern lediglich die Möglichkeit der Kontaktaufnahme im
Bedarfsfall. Vor diesem Hintergrund müssen die folgenden Zahlen eingeordnet und interpretiert
werden. Im Grundschulbereich kam es aufgrund dessen ebenfalls zu einem reduzierten Angebot.
Zahlen und Fakten
(Schuljahr 2014/15)
Fachkontakte mit Schüler/innen:
Fachkontakte mit Lehrer/innen:
Fachkontakte mit Eltern:
Fachkontakte gesamt:
Längere Beratungsprozesse:
74
82
23
179
18
(> 3 Kontakte)
Fachkontakte/ Überweisungen an ASD:
9
Fachkontakte pro Präsenztag (Schüler):
Fachkontakte pro Präsenztag (Lehrer):
3-4
4-5
Fachkontakte Mädchen/Jungen (%):
50/50
Fallzahlen Grundschulbereich (Familien): 33
Fazit
Mit Rückblick auf das Schuljahr 2014/15 ist festzustellen, dass die Erweiterung des FÖRSTAKonzeptes bzgl. der Realschulen eine gute, aber nicht ausreichende Alternative darstellt und die
Versorgung dieser Schulen mit „eigenen“ Schulsozialarbeiterstellen nicht ersetzen kann.
Unabhängig von den oben erwähnten Mittel- und Langzeiterkrankungen, die die Situation
zusätzlich in dem o.g. Zeitraum beeinträchtigt haben, ist der Bedarf beider Schulen als deutlich
höher einzustufen und durch jeweils einen Präsenztag pro Woche nicht abzudecken. Die o.g.
-3-
Fallzahlen belegen, dass Schüler, Lehrer und Eltern das Angebot „Schulsozialarbeit“ zunehmend
und beständig mit einer umfangreichen Themenpalette in Anspruch nehmen und für sich nutzen.
Aufgrund dessen wäre die grundsätzliche Präsenz von Schulsozialarbeiterinnen und
Schulsozialarbeitern an diesen Schulen (unter Einbeziehung der Gymnasien) sehr sinnvoll und
böte den Vorteil, dass die allg. Beratung und Projektarbeit sowie die dadurch entstehende
Vertrauensbasis zu den Schülern und Lehrern beständig vertieft und ausgebaut werden könnte.
Insgesamt hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass durch das schulsozialarbeiterische Angebot
an den Realschulen vor Ort, die grundsätzliche Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe
verstärkt wurde und Schulsozialarbeit oftmals als Bindeglied zwischen diesen beiden Systemen
fungiert, mit dem Vorteil frühzeitiger Interventionsmöglichkeiten sowie niedrigschwelligeren
und weniger kostenintensiven Hilfestellungen.
Somit ist zu begrüßen, dass das Land NRW für die Jahre 2015-2017 Mittel zur Finanzierung
sozialer Arbeit an den Schulen und für die sozialraumorientierte Jugendarbeit für Bildung und
Teilhabe zur Verfügung stellt.