Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
317 kB
Datum
06.05.2015
Erstellt
23.04.15, 18:43
Aktualisiert
23.04.15, 18:43
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 193/2015
Az.: 51
Amt: - 51 BeschlAusf.: - 51 Datum: 02.04.2015
Kämmerer
Dezernat 4
Dezernat 6
gez. Erner,
Bürgermeister
BM
22.04.2015
Datum Freigabe -100-
gez. Feldmann
Amtsleiter
RPA
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Betrifft:
Termin
06.05.2015
Bemerkungen
zur Kenntnis
Bericht der Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen für den Zeitraum 2013/14
Finanzielle Auswirkungen:
Kosten in €:
Erträge in €:
Kostenträger:
Sachkonto:
Folgekosten in €:
Mittel stehen zur Verfügung:
Jahr der Mittelbereitstellung:
Ja
Nein
Nur auszufüllen, wenn Kostenträger Eigenbetrieb (Immobilien, Straßen, Stadtwerke)
Wird der Kernhaushalt belastet: Höhe Belastung Kernhaushalt:
Folgekosten Kernhaushalt:
Ja
Nein
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den
Beschlussentwurf:
Der Bericht der Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen für den Zeitraum 2013/14 wird zur Kenntnis
genommen.
Begründung:
2-Jahresbericht der Netzwerkoordinatorin Frühe Hilfen (2013/14)
Einleitung
Mit Einführung des Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG) zum 01.12.2012 und der damit
verbundenen gesetzlichen Weiterentwicklung des Kinderschutzes und der verbindlichen
Einführung früher Hilfen sowie verlässlicher Netzwerke wurde durch den JHA der Stadt Erftstadt
am 06.02.2013 die Konzeption der „Frühen Hilfen“ verabschiedet (V 11/2013) und eine neue Stelle
im Jugendamt, Abteilung Soziale Dienste, eingerichtet. Die Stelle beinhaltet die
Netzwerkkoordination, die Begleitung und Beratung junger Familien sowie die Weiterentwicklung
entsprechender Angebote (mit 19,5 Wochenstunden) sowie den präventiven Kinderschutz im
Bereich Kindertagesstätten und Kindertagespflege (mit weiteren 19,5 Wochenstunden). Bereits
2008 wurde in der hiesigen Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes eine 0,5-Stelle
„Guter Start durch frühe Hilfen“ geschaffen, die seit 2012 zu 90 % aus städtischen Mittel finanziert
wird und sich ebenfalls an junge Familien wendet und diese vor allem bei Regulationsstörungen
berät und begleitet.
Nachdem zunächst von 2012 an der Auf- und Ausbau von Netzwerken Früher Hilfen durch das
Bundesfamilienministerium vier Jahre lang im Rahmen eines Modellprojektes befristet gefördert
wurde, hat der Bund inzwischen entschieden, ab 2016 einen dauerhaften Fonds zur Sicherstellung
der Netzwerke Frühe Hilfen und der psychosozialen Unterstützung von Familien einzurichten, für
den er bereits seit 2014 51 Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellt. Die für Erftstadt anteiligen
Bundesmittel betragen jährlich 17.640 € und konnten in voller Höhe verwendet werden.
In dem folgenden 2-Jahres-Bericht soll ein Überblick über die Tätigkeiten aller beteiligten
Fachkräfte des Teams Frühe Hilfen in Erftstadt für 2013 und 2014 gegeben werden. Dem Team
gehören folgende Institutionen / Personen an:
-
Koordinierungsstelle FH (Jugendamt)
Servicestelle für Familien (Jugendamt)
Präventiver Kinderschutz (Jugendamt)
Guter Start durch Frühe Hilfen (EB, Caritas)
Kinder- und Familienkrankenschwester
Abteilungsleitung Soziale Dienste (Jugendamt)
1. Koordinierungsstelle Frühe Hilfen
1.1. Netzwerkkoordination
Die Netzwerkkoordinatorin begleitet und erweitert die seit 2008 verbindlichen Netzwerkstrukturen
vor Ort, berät die verschiedenen Kooperationspartner und Berufsgruppen der Jugend- und
Gesundheitshilfe, u.a. Ärzte, Hebammen, Beratungsstellen in Erftstadt und im Rhein-Erft-Kreis,
das SPZ und Frühförderzentrum, den sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes,
Familienzentren, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten sowie das Jobcenter Erftstadt und führt
diese zu einem fachlich konstruktiven Dialog zusammen. Im Rahmen dieser Tätigkeit bildet die
Steuerung des Runden Tisches für Frühe Hilfen in Erftstadt, der 2-mal jährlich tagt, und die
Weiterentwicklung der Strukturen und Angebote vor Ort zum Ziel hat, einen zentralen
Schwerpunkt. Beständig werden die vereinbarten Standards überprüft und die vorhandenen
Hilfsangebote für Schwangere und junge Familien mit Kindern von 0 - 3 Jahren miteinander
verknüpft und ausgebaut. Außerdem haben sich in Erftstadt, im Rhein-Erft-Kreis und beim
Landschaftsverband Rheinland inzwischen weitere Netzwerke und Arbeitskreise im Bereich der
Frühen Hilfen etabliert, die in regelmäßigen Abständen tagen, um die Frühen Hilfen auf den
verschiedensten Ebenen weiterzuentwickeln. Daneben hat die Netzwerkkoordinatorin 2013 eine
Weiterbildung zur Safe®Mentorin absolviert, ein Programm, das Eltern darin bestärkt und anleitet,
eine sichere Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen.
1.2. Beratung und Betreuung von jungen Familien
-2-
In 2013 wurden durch die Netzwerkkoordinatorin 16 schwangere Frauen und Familien (mit
insgesamt 18 Kindern zwischen 0 - 3 Jahren) beraten und betreut. Davon waren 10 Mütter
alleinerziehend. Von diesen alleinerziehenden Müttern waren wiederum 4 Mütter unter zwanzig
Jahre alt. In einer Familie kam zusätzlich und längerfristig eine Familienhebamme zum Einsatz, in
zwei anderen Familien eine Familien- und Kinderkrankenschwester (Hilfen gem. § 16 SGB VIII).
In 2014 wurden insgesamt 23 schwangere Frauen und Familien (mit insgesamt 28 Kindern
zwischen 0-3 Jahren) intensiver beraten und betreut. Davon waren wiederum 10 Mütter
alleinerziehend, drei von Ihnen waren unter einundzwanzig Jahre alt. In sieben Familien kam eine
Familien- und Kinderkrankenschwester zum Einsatz, in zwei Familien wurde eine unterstützende
Haushaltshilfe gewährt (Hilfen gem. § 16 SGB VIII).
Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf dieser Familien ist sehr unterschiedlich, es lassen sich
jedoch häufig wiederkehrende Problemlagen erkennen. In der Regel fühlten sich die o.g.
schwangeren Frauen/Familien stark belastet und beklagten fehlende Unterstützungsmöglichkeiten
im familiären wie sozialen Umfeld. Außerdem wurden sog. Regulationsstörungen (bzgl. Schreien,
Schlafen, Füttern) und Partnerschaftsfragen häufiger thematisiert.
1.3. Projekte
Aufgrund der verstärkten Kontaktaufnahme und der Beratungsanfragen durch heranwachsende
junge Mütter wurde 2014 im Rahmen eines durch die Netzwerkkoordinatorin initiierten Projektes
soziale Gruppenarbeit für 5 junge Mütter im Alter von bis zu 23 Jahren angeboten. Geplant und
durchgeführt wurde das Projekt „MuKi-Bude“ (Mutter-Kind-Bude) gemeinsam mit einer Familienund Kinderkrankenschwester, die in das Team Frühe Hilfen eingebunden ist. Die
Themenschwerpunkte in den insgesamt 20 Treffen waren die Vermittlung von praktischem
Wissen, die grundsätzliche Stärkung der jungen Mütter, die Bearbeitung von alterstypischen
Themen sowie die Vermittlung von bindungstheoretischen Aspekten und ein sog.
Feinfühligkeitstraining zur Förderung einer sicheren Mutter-Kind-Beziehung. Diese Gruppe wird
2015 erneut angeboten werden.
In Kooperation mit der Erziehungsberatungsstelle der Caritas fand im Oktober 2014 an zwei
aufeinander folgenden Abenden eine Veranstaltung zum Thema „Signale des Säuglings
erkennen“ im Familienzentrum Willy-Brandt-Straße statt.
In dem o.g. Zeitraum wurde im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Familienwegweiser Frühe
Hilfen Erftstadt neu überarbeitet und als 3. Auflage herausgegeben. Darüber hinaus gab es erste
Planungen, in Kooperation mit dem Berufskolleg Kerpen, einen Flyer für die Frühen Hilfen zu
erstellen sowie ein eigenes Logo zu entwerfen. Grundsätzlich ist vorgesehen, einen eigenen
Internetauftritt im Bereich der Frühen Hilfen zu entwickeln, der die Erftstädter Angebote,
Institutionen und Familienzentren miteinander vernetzt. Dies wird jedoch sowohl personelle und
als auch finanzielle Ressourcen erfordern.
2. Servicestelle für Familien
2.1. Familienzentren
Die Familienzentren übernehmen seit 2008 mit ihren präventiven Angeboten für junge Familien
eine zentrale Aufgabe im Bereich der Frühen Hilfen und bilden einen wesentlichen Bestandteil im
Erftstädter Gesamtkonzept, Eltern niederschwellig zu erreichen. Koordiniert und fachlich begleitet
werden sie durch die Servicestelle für Familien des Jugendamtes, die in das Team Frühe Hilfen
eingebunden ist. Aktuell sind in Erftstadt inzwischen 6 Kindertagesstätten vom Land NRW als
Familienzentren zertifiziert bzw. rezertifiziert worden. Sie bieten ein umfangreiches Angebot in
-3-
Fragen der Bildung, Betreuung und Erziehung an. Hierzu gehören u.a. Spielgruppen, Eltern-KindGruppen, verschieden themenbezogene Info-Veranstaltungen sowie Integrationsprojekte.
Alle Familienzentren arbeiten mit verschiedensten Kooperationspartnern zusammen. Hierzu
gehören u.a. die Erziehungsberatungsstelle, die Erftstädter Kinderärzte, der Allgemeine Soziale
Dienst des Jugendamtes und das Frühförderzentrum. Die Angebote sind weitgehendst kostenfrei.
Die Honorare für Referenten werden aus dem Sachmittelkonto der Familienzentren gedeckt. Alle
vier Jahre werden die Familienzentren mit einem Gütesiegel-Verfahren überprüft. Das Land NRW
fördert jährlich jedes zertifizierte FZ mit 13.000 €.
2.2. Neugeborenenbesuche
Die Erftstädter Familienzentren übernehmen nach einem einstimmigen Beschluss des
Jugendhilfeausschusses vom 23.05.2007 die Neugeborenenbesuche in Erftstadt. Dafür erhalten
sie einen städtischen Zuschuss in Höhe von 4.085 € jährlich. Ausnahme ist das kath. Verbund –
Familienzentrum in Liblar und Bliesheim. Es erhält weder vom Land noch von der Stadt eine
Fördersumme, da es nicht vom Land zertifiziert ist und keine Neugeborenenbesuche durchführt.
Die ersten Kontakte zu den Familien werden von den Leiterinnen der Familienzentren bei den
Neugeborenenbesuchen geknüpft. Die Eltern werden eingeladen, die verschiedenen Angebote im
Familienzentrum kennenzulernen. Die Familienzentren sind in den jeweiligen Ortsteilen als
Sozialraumpartner anerkannt und nehmen mit ihren zahlreichen Angeboten einen festen Platz im
Bereich der Unterstützung und Begleitung von Familien ein.- In 2013 wurden bei insgesamt 385
gemeldeten Neugeborenen durchschnittlich 71 % der Familien erreicht, in 2014 bei 376
Neugeborenen 76 % der Familien. Aufgrund personeller Engpässe konnten diese Zahlen durch
das Familienzentrum St. Kilian (Lechenich) im Berichtszeitraum nicht erreicht werden, sie lagen
hier bei nur 27,5 %.
3. Präventiver Kinderschutz (Kitas)
3.1. Beratung und
Kindersicherheit
Schulung
im
Bereich
Brandschutz/Brandschutzerziehung
und
Die Schulungen durch die präventive Kinderschutzfachkraft haben zum Ziel, Personen, die täglich
in der Betreuung von Kleinst- und Kleinkindern tätig sind, zu befähigen, in einer Notsituation
entsprechend zu handeln und im Rahmen der Gestaltung der Betreuungsräumlichkeiten
Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Dieser Arbeitsbereich wird in enger Kooperation mit der
Freiwilligen Feuerwehr Erftstadt durchgeführt. Bislang wurden 2 Tagesveranstaltungen für
Mitarbeitende der städtischen und konfessionellen Kindertagesstätten und Familienzentren
durchgeführt. Außerdem erfolgten 2 Tagesveranstaltungen für insgesamt 33 Mitarbeitende im
Bereich der Kindertagespflege.
3.2.
Schulung
von
Kindertagesstätten,
Elterninitiativen,
Spielgruppen
und
Tagespflegepersonen bzgl. des gesetzlichen Schutzauftrags (§ 8 a SGB VIII bzw. im
Rahmen der Meldepflichten nach § 47,2 SGB VIII)
Die Schulungen werden ebenfalls durch die präventive Kinderschutzfachkraft im Rahmen von
mehrstündigen und mehrtägigen Seminaren angeboten. In diesen Veranstaltungen wird den
Teilnehmenden vermittelt, wie sie im Rahmen des Schutzauftrages gem. § 8 a SGB VIII bzw. nach
§ 47,2 SGB VIII handeln sollten und welche Verfahrensstandards einzuhalten sind. 2014 wurden
folgende Seminare durchgeführt:
Zweistündige Infoveranstaltung für neue Mitarbeitende in den kommunalen Kindertagesstätten
und Familienzentren (32 Personen)
Vierstündige Infoveranstaltung für Mitarbeitende in den Kindertagesstätten und Familienzentren
in Erftstadt (11 Personen, davon 4 freier Träger)
-4-
Zwei 3-tägige Seminare für Mitarbeitende in den Kindertagesstätten und Familienzentren in
Erftstadt (22 Personen, davon 3 konfessioneller Träger)
Zweistündige Informationsveranstaltung im Arbeitskreis Jugendschutz (13 Personen)
3.3. Regelmäßige Kontakte mit allen Erftstädter Kindertagesstätten und Familienzentren
inkl. Fachberatung im Einzelfall (§ 8 b SGB VIII)
Die städtischen und konfessionellen Kindertagesstätten und Familienzentren sowie
Elterninitiativen und Spielgruppen haben jederzeit die Möglichkeit, mit der Fachkraft präventiver
Kinderschutz (bzw. einer Vertretung) eine anonyme Fallberatung gem. § 8 b SGB VIII
durchzuführen, um eine Einschätzung bzgl. einer möglichen Kindeswohlgefährdung vorzunehmen
und ggf. das weitere Vorgehen zu besprechen. In 2014 erfolgten diesbezüglich 18 anonyme
Fallberatungen.
Außerdem nimmt die Fachkraft an regelmäßigen Teamsitzungen in den Kindertagesstätten und
Familienzentren teil, um das Vorgehen gem. § 8 a SGB VIII in einem einstündigen Referat mit
anschließender Frage- und Diskussionsrunde vorzustellen. Es ist davon auszugehen, dass Ende
2015 die meisten Institutionen aufgesucht werden konnten.
Um diese Schulungen und Beratungen durchzuführen, nimmt die Fachkraft selbst regelmäßig an
Fachtagungen teil und absolvierte 2013/14 eine mehrmonatige Weiterbildung im Bereich
„systemische Beratung von Gruppen und Institutionen“.
4. Guter Start durch Frühe Hilfen (Caritas)
4.1. Beratung
In den Fachkontakten der Erziehungsberatungsstelle werden mit den betroffenen Familien für ihre
Situation passende Maßnahmen entwickelt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der
ressourcenorientierte Ansatz, der die vorhandenen Fähigkeiten der Familien aufgreift und „nutzt“.
In zahlreichen Fällen geschieht das auch anhand von Videoaufnahmen der Mutter- bzw. VaterKind-Interaktion, wodurch Unterstützung und Ermutigung anhand des Aufzeigens gelungener
Interaktionen ermöglich wird und der Entwicklungsbedarf durch das Beobachten von schwierigen
Interaktionen verdeutlicht werden kann.
Die Beratungstermine erfolgen sowohl in der Beratungsstelle als auch im Rahmen aufsuchender
Arbeit bei den Familien in ihrem häuslichen Umfeld. Neu im Angebot ist seit 2014 die sog.
Babymassage, ein bindungsförderndes Angebot, das einen niedrigschwelligen Zugang ermöglicht
und gut angenommen wird.
In 2013 wurden insgesamt 55 und in 2014 insgesamt 54 Familien mit Kindern von 0 – 3 Jahren
beraten. Enthalten sind hier auch Beratungen im Kontext von Trennung und Scheidung.
4.2. Unterstützung im Netzwerk (z.B. Elternabende)
Im Grenzbereich zwischen Netzwerkarbeit und direkter Beratungsarbeit angesiedelt sind
Angebote für Eltern im Rahmen der Elternbildungsarbeit in den Familienzentren, an denen meist
auch die Erzieherinnen der Einrichtung teilnehmen:
„Feinzeichen des Babys – die Möglichkeit, die Signale des Babys zu lesen“
Elternabend zum Thema „Trotzen“
Elternabend zur Aufnahme von unter 3-Jährigen im Kindergarten
Speziell für Fachkräfte in der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in Kindertagesstätten gibt es
wiederholte Angebote der Fallberatung und Konzeptentwicklung zur Berücksichtigung des
entwicklungs-psychologischen und bindungstheoretischen Fachwissens.
-5-
5. Kinder- und Familienkrankenschwester (Honorarkraft)
Die seit 2005 für die Stadt Erftstadt tätige Kinderkrankenschwester wurde in den Jahren 2013 und
2014 im Rahmen der Frühen Hilfen in insgesamt 5 Familien auf Honorarbasis, mit einer
durchschnittlichen Dauer von 6 Monaten, eingesetzt. Darüber hinaus erwarb sie in 2014 ihre
Zusatzausbildung zur Familien- Gesundheits- und Kinderkrankenschwester, welche über das
vorhandene Sachmittelkonto mitfinanziert wurde. Außerdem übernahm sie gemeinsam mit der
Netzwerkkoordinatorin die Gruppenleitung der Gruppe für junge Mütter (MuKi-Bude Erftstadt,
s.o.).
6. KinderZukunft südlicher Rhein-Erft-Kreis (Marienhospital Brühl)
Ziel des Projektes „KinderZukunft südlicher Rhein-Erft-Kreis“ ist die Vermeidung von
Kindeswohlgefährdungen bei Kindern von 0 bis 3 Jahren, die Senkung der Säuglingssterblichkeit
und die Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Entwicklung sozial benachteiligter
Kinder bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt. Mit Hilfe eines freiwilligen Screeningverfahrens, d. h.
eines Frage- und Beobachtungsbogens, der in der Geburtsklinik in Brühl von einer speziell
geschulten Kinderkrankenschwester mit den Eltern/Müttern ausgefüllt wird, sollen Familien mit
Risikomerkmalen bereits noch in der Klinik erfasst und an zum Teil aufsuchende
Dienste/Angebote, wie z.B. Familienhebammen, Kinderärzte, Frühförderzentren, Familienzentren,
Erziehungsberatungsstellen und Familienhelferinnen vermittelt werden. Die Familien können so zu
einem frühestmöglichen Zeitpunkt unterstützt und die Eltern in ihrer Erziehungs- und
Beziehungskompetenz gestärkt werden. Inzwischen gibt es dieses Präventionsprojekt an 19
Standorten in NRW.
Der südliche Rhein-Erft-Kreis ist mit den Kommunen Brühl, Wesseling, Hürth und Erftstadt seit
Anfang 2011 in das Multicenterprojekt „KinderZukunft NRW“ eingebunden. Die Finanzierung des
Projektes und der Kinderkrankenschwester (0,5 Stelle) in der Geburtsklinik Brühl erfolgt seit dem
01.01.2013 als Verbundvorhaben aller 4 Kommunen über die o.g. Bundesmittel Frühe Hilfen und
richtet sich jeweils nach der anteiligen Geburtenrate. Diese lag 2013 und 2014 in Erftstadt mit
durchschnittlich 80 Geburten bei 18 %, die eingesetzten Mittel betrugen jeweils ca. 5.800 €.
Insgesamt haben 146 Eltern/Mütter in diesem Zeitraum an dem o.g. Screening teilgenommen,
was einer Teilnahmequote von 91,25 % entspricht. (Die Daten und Zahlen der Kommunen werden
jährlich durch das Institut zur Modernisierung und von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen
(IMO) erhoben und ausgewertet.)
In dem Berichtszeitraum erfolgten durch die Kinderkrankenschwester bzgl. Erftstädter Familien
zahlreiche „Überweisungen“, u.a. zu Schwangerenberatungsstellen, Nachsorgehebammen,
Gynäkologischen Praxen, Stillgruppen, Babygruppen, Kinderärzten, Familienzentren (u.a.
vorgezogene Babybegrüßung), Schuldnerberatungsstellen, der Adoptionsvermittlungsstelle und
dem Gesundheitsamt des Kreises, den Frühen Hilfen Erftstadt (in 8 Fällen) und dem Allgemeinen
Sozialen Dienst (in 4 Fällen). In 2014 wurde in 43 Fällen eine Nachsorgehebamme vermittelt und
11-mal Kontakt zu dem zuständigen Kinderarzt aufgenommen. In einigen Fällen fehlten in sozial
schwachen Erftstädter Familien Teile der notwendigen Säuglingsausstattung. Diese wurde dann
unbürokratisch organisiert und weitergeleitet.
7. Planungen für 2015/16
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1. Fertigstellung des Flyers „Frühe Hilfen“ und Entwicklung eines Logos bis Juni 2015
2. Organisation und Durchführung des Erftstädter Fachtages „Entwicklungsrisiken in der frühen
Kindheit“ am 28.10.2015
3. Neuauflage der Mutter-Kind-Gruppe (MuKi-Bude) ab April 2015
4. Durchführung weiterer Elternabende zu verschiedenen fachspezifischen Themen (z.B. gesunde
Schlaf-Prophylaxe, sichere Eltern-Kind-Bindung, Signale des Säuglings erkennen) in
Kooperation mit den Familienzentren
5. 4. Neuauflage des Familienwegweisers Frühe Hilfen im Herbst 2015
6. Fortführung und Ausbau des Erftstädter Runden Tisches für Frühe Hilfen 2-mal jährlich
7. Regelmäßige Schulungen und Beratungen von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung
8. Prüfung weiterer Angebote für junge Familien (z.B. offenes Müttercafé, Angebote für junge
Väter) und eines Aufbaus ehrenamtlicher Strukturen
9. Vernetzung der Hilfen, Angebote und Institutionen durch eine gemeinsame Homepage
Ausblick
Die Frühen Hilfen für Familien in Erftstadt haben sich in den letzten Jahren beständig
weiterentwickelt und stellen inzwischen ein festes Angebot für Schwangere, junge Mütter und
Eltern mit Kindern von 0 - 3 Jahren dar. Die Fallzahlen belegen, dass dieses primär präventive
Angebot von Erftstädter Familien gut in Anspruch genommen und aufgrund des niedrigschwelligen
Zugangs frühzeitig genutzt wird.
Das bestehende und sich weiter im Ausbau befindliche Netzwerk verschiedenster Institutionen und
Dienste, organisiert über den Runden Tisch, sowie das o.g. Team Frühe Hilfen bieten hier den
fachlichen Rahmen, um weitere Angebote und Projekte bedarfsgerecht voranzutreiben und über
konkrete Kooperationsvereinbarungen verbindlich festzulegen.
Schon nach den ersten 2 Jahren ist erkennbar, dass die vorhandenen finanziellen und personellen
Ressourcen an ihre Grenzen stoßen und in den nächsten Jahren ein grundsätzlicher Ausbau
dieser Hilfsangebote und Strukturen erforderlich ist, um Erftstadt für junge Familien noch
attraktiver zu machen und im Rahmen eines präventiven Kinderschutzes möglichen
Kindeswohlgefährdungen rechtzeitig vorzubeugen.
Die Förderung der Maßnahmen aus der Bundesinitiative Frühe Hilfen wird ab 2016 von einer
Projektförderung auf eine langfristige Fondsförderung umgestellt. Derzeit finden die
Verhandlungen zu einer neuen Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung zur Ausgestaltung des
Bundesfonds ab 2016 statt. Die Jugendämter werden in einer Veranstaltung am 18.09.15 über
das Förderverfahren ab 2016 und zu weiteren Themen der Frühen Hilfen informiert.
Des Weiteren ist in 2015 die Einführung eines kostenfreien Online-Instrumentes Frühe Hilfen über
die Landeskoordinierungsstelle geplant. Zweck des Instrumentes ist für Kommunen, die OnlineErfassung und öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Angebote Früher Hilfen im Internet sowie
Auswertungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene und Landesebene.
In Vertretung
-7-
(Lüngen)
-8-