Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
475 kB
Datum
11.02.2015
Erstellt
29.01.15, 15:03
Aktualisiert
29.01.15, 15:03
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Jazzin Erftstadt
Der Verein – Gründung und Historie
Jazzin Erftstadt wurde 2011 in Erftstadt gegründet. Der Verein ist in das Vereinsregister
am AG Köln unter der Nummer VR 17249 eingetragen und als Gemeinnützig im Sinne
der Förderung von Kunst und Kultur anerkannt.
Initiiert wurde die Gründung von dem Erftstädter Musiker Heiner Schmitz, der bis heute
als musikalischer Beirat dem Verein zur Verfügung steht. Mittlerweile hat der Verein
über 30 Mitglieder, unter ihnen viele Erftstädter und Kölner Musiker wie Dietmar Kruse,
Ludwig Nuss (WDR Big Band), Laura Totenhagen (BundesJazzOrchester) und Tim
Sammel (BundesJazzOrchester). Die Initiatoren des Lechenicher Jazz Fests, Volker
Venohr und Günther Haupt, sind ebenfalls Mitglieder des Vereins.
Auftrag und Programm
Der Verein kommt seiner Aufgabe – der Förderung der Kultur der Jazzmusik – vielfältig
nach:
- Im Rahmen von Konzerten wird die ganze Vielfalt der Jazzmusik angeboten,
angefangen bei klassischem Blues und Dixieland über Spielarten wie Big Band
Jazz und Cool Jazz bis hin zu Fusion und zeitgenössischem Jazz.
-
Junge Jazz-Musiker können im Rahmen von Jazzin’-Konzerten als Vorgruppe
auftreten und so Auftrittserfahrung sammeln.
-
Mit den weiterführenden Schulen in Liblar und Lechenich wird eine
Zusammenarbeit mit den Fachkonferenzen angestrebt, um Schülern im Rahmen
des Musikunterrichtes Jazz hautnah erlebbar zu machen und sich mit den
Künstlern bei Konzerten über diese Musik austauschen zu können.
-
Gemeinsam mit „Jazz mit Kick“ wird ein Jazzworkshop an der
Donatusgrundschule in Liblar veranstaltet, bei dem Kinder der ersten bis vierten
Klasse selber Jazzmusik machen und dies im Rahmen eines großen
Abschlusskonzertes aufführen. Über ein ähnliches Projekt gibt es Gespräche mit
der Südschule in Lechenich.
In der Kooperation mit anderen Kulturschaffenden in Erftstadt (wie zum Beispiel dem
Kulturkreis und der Teilnahme bei der Vergabe des Jugendkulturpreises) ist Jazzin’
Erftstadt Teil ein breiten Netzwerkes von Veranstaltern.
Finanzen
Der Verein finanziert seine Arbeit durch Mitgliedsbeiträge, Konzerteintrittsgelder und
Spenden/Fördergelder. Eingenommenes Geld wird gemäß Satzung des Vereins und
Vorstandsbeschlüssen in der folgenden Weise verwendet:
-
Mitgliedsbeiträge werden ausschließlich für die Eigenorganisation des Vereins
sowie Werbe- und Marketingmaßnahmen verwendet. Aus Mitgliedsbeiträgen
werden keine Gagen/Kostenerstattungen bezahlt.
-
Eintrittsgelder werden zur Deckung der Kostenerstattung an Künstler bei
Konzerten verwendet. Dabei gilt folgende Regelung:
o Grundsatz Mindestkostenerstattung 60 € pro Ensemblemitglied: Jazzin’
Erftstadt garantiert den Künstlern für ihren Auftritt bei einem Jazzin’Konzert eine Kostenerstattung in Höhe von 60 € pro Ensemblemitglied,
unabhängig von der Anzahl der anwesenden Gäste. Mit der garantierten
Kostenerstattung sind alle Kosten des Künstlers für den Abend abgegolten
(Fahrkosten, Essens- und Getränkezuschüsse etc.).
o Einnahmen sind niedriger als Kostenerstattung an das Ensemble: Sind die
Einnahmen aus den Eintrittsgeldern niedriger als die dem Ensemble
zugesagte Kostenerstattung, greift Jazzin’ Erftstadt zur Finanzierung auf
Überschüsse aus anderen Konzerten zurück.
o Einnahmen übersteigen die Mindestkostenerstattung an das Ensemble:
Übersteigen die Einnahmen eines Konzertabends die Mindestsumme der
Kostenerstattung für das gesamte Ensemble, wird dieser Überschuss an
die Künstler weitergegeben. Maximal wird jedoch eine Kostenerstattung
in Höhe von 80 € pro Künstler ausgezahlt.
Darüber hinaus gehende Einnahmen aus Konzerteintrittsgeldern fließen
dem Verein zu, der damit weniger gut besuchte Konzerte durchführen
kann (Quersubventionierung).
-
Spenden Dritter (z.B. Fördergelder des Rhein-Erft-Kreises, private Sponsoren)
werden in Anlagegüter (Veranstaltungstechnik wie Licht oder Ton) oder in
Marketingmaßnahmen investiert.
-
Auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken werden 2015
vollständig dem Verein zufließen.
Die aktuellen Eintrittsgelder zu Jazzin’-Konzerten betragen:
- 8 € für erwachsene Nichtmitglieder
- 6 € für erwachsene Mitglieder
- 5 € für Schüler, Studenten, etc.
- Jugendliche unter 16 Jahren haben freien Eintritt
Mit dieser Kostenstruktur liegt Jazzin im Durchschnitt der für Jazzkonzerte üblichen
Eintrittsgelder. Allein durch die garantierte „Gage“, die in diesem Umfeld nicht üblich ist,
gelingt es Jazzin’ Erftstadt, auch bekannte Künstler nach Erftstadt zu holen (Christoph
Schlüssel, Markus Bartelt, Ali Claudi).
Bei näherer Betrachtung dieser Zahlen kommt man zu dem Ergebnis, dass das Konstrukt
nur funktioniert, wenn es gelingt, die Nebenkosten eines Konzertes möglichst gering zu
halten und zugleich eine möglichst hohe Zuhörerzahl zu erreichen. Da für den Auftritt
eines Quartettes ein finanzieller Aufwand von mindestens 240 € zu stemmen ist,
müssen 35 zahlende Konzertbesucher (Mitglieder und Nichtmitglieder) anwesend sein.
Eine Erhöhung der Eintrittspreise würde die Kalkulation nicht wesentlich ändern. Also
braucht der Jazz vor allem Zuhörer und eine geeignete Spielstätte, in der die Zuhörer
Platz haben.
Spielstätten – Orte für Jazz in Erftstadt
Grundsätzlich ist es schwierig, passende Spielstätten für Jazzmusik zu finden. Angesichts
der oben dargestellten Kostenstruktur ist es nicht möglich, für ein Konzert eine
Raummiete zu entrichten, da:
-
die Einnahmen aus Eintrittsgeldern gering sind und sich selbst durch Erhöhung
von Eintrittspreisen keine Raummiete finanzieren ließe.
-
somit an der Kostenerstattung der Künstler gespart werden müsse, was die
Auswahl der Künstler weiter einschränkt
-
pro Konzertabend noch weitere Kosten wie GEMA-Abgaben, HaftpflichtVersicherung, Künstlersozialkasse etc. anfallen, die ebenfalls gezahlt werden
müssen
Gaststätten tun sich schwer, ihre Räume kostenfrei anzubieten, da der zu erwartende
Getränkeumsatz nicht besonders hoch sein wird und andere (Stamm-)Gäste sich von der
bisweilen „speziellen“ Musik gestört fühlen könnten (manchmal zu unrecht, manchmal
zu recht).
In der Vergangenheit hat Jazzin’ Erftstadt seine Konzerte hauptsächlich in Kooperation
mit dem Musiker und Gastronom Bobby Nerra in den Gaststätten „Schützbar“ und (nach
Schließung der Schützbar) im „Meilenstein Backstage“ durchgeführt. Vorteilhaft an
dieser Kooperation war und ist, mit Bobby Nerra einen jazzbegeisterten Partner
gefunden zu haben, der die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung stellen konnte.
Ein Problem aus Sicht von Jazzin’ Erftstadt stellt allerdings die Lage des „Meilenstein
Backstage“ dar, welches für Besucher aus den einwohnerstärkeren Stadtteilen Erftstadts
(Liblar und Lechenich) schlecht zu erreichen ist. Die in Köttingen durchgeführten
Konzerte litten daher auch oft unter einer sehr geringen Besucherzahl.
Die Konzertreihe „JazzMiles&More vibrations“ im Herbst 2014 spielte Jazzin’ Erftstadt in
Kooperation mit der Musikschule in den Räumen des Anneliese Geske Musik- und
Kulturhauses. Hier haben wir mit dem EMP-Raum und angrenzender Cafeteria eine für
Musiker und Publikum perfekte Spielstätte gefunden. Für viele Besucher ist das Konzert
fußläufig zu erreichen, für Autofahrer stehen hinreichend Parkplätze in direkter Nähe
zur Verfügung. Die Akustik im Raum ist sehr gut und das Platzangebot genau richtig.
Auch von Seiten der Konzertbesucher wird der neue Raum sehr gut angenommen. Bei
den ersten vier Konzerten, die in diesen Räumen durchgeführt wurden, konnte Jazzin’
Erftstadt jeweils mehr als 30 Besucher zu den Konzerten begrüßen. Das macht viel Mut
und Hoffnung.
Für die kommenden Konzerte können wir uns im Sommer neben der Nutzung des EMPRaumes auch Auftritte auf der Außenfläche (Atrium) vorstellen. Damit wären auch Open
Air Konzerte als ein weiteres Jazz-Highlight in Erftstadt möglich.
Warum braucht Jazz Förderung?
Jazzmusik stellt fraglos nur eine Nische des gesamten Spektrums von Musik dar. Weil
insbesondere die jüngeren Spielarten des Jazz eine Auseinandersetzung des Zuhörers
mit der Musik, dem Künstler und dem Instrument erfordern (also gerade nicht „easy
listening“ sind), ist das interessierte Publikum im Vergleich zu anderen Musiksparten
zahlenmäßig nicht groß, aber dafür treu und vielfältig interessiert1.
Dieses Publikum wiederum ist für Veranstalter und wie auch Fördernde sehr
interessant. Der Verein „Jazzkultur Olten“ (www.jazzkultur.ch) hat das Zielpublikum für
Jazzkonzerte wie folgt charakterisiert:
Frauen und Männer im Alter ab 30
Jazzkenner und Musikliebhaber
überdurchschnittliche Bildung
überdurchschnittliches Einkommen
interessiert an kulturellen Veranstaltungen
urbanes Publikum
hohe Kaufkraft
Folgt man dieser Liste, kann es nur im Interesse aller Fördernden sein, dieses Publikum
zu bedienen, zu halten und zu vergrößern. Viele (auch gerade kleinere) Kommunen
haben das für sich erkannt und erregen mit der Veranstaltung von Jazz-Festivals
überregionales Aufsehen (Burghausen, Heppenheim, Hürth, Bingen).
Dennoch hat Jazz es schwer, Förderer zu finden. Thomas Krüger, Präsident der
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), hat dies in einer Rede im Jahr 2012 wie
folgt beschrieben:
„Enttäuschend sind nach wie vor die Rahmenbedingungen für öffentliche
Auftritte. [...] Es fehlt zu oft an potenten, risikobereiten Spielstätten und einem
unterstützenden Umfeld. Gerade der vielgestaltige Jazz und sein
experimentelles Potential brauchen über die kalten Mechanismen des Marktes
hinweg passionierte, mutige und überzeugte Veranstalter, Vermittler und
Vermarkter, sowie verlässliche öffentliche Förderung und Unterstützung. [...]
Nachwuchsbands haben oft lange Wege, ja Umwege zu gehen, um ihr Publikum
zu erreichen.“2
Nun, „passionierte, mutige und überzeugte Veranstalter“ gibt es in Erftstadt, sei es das
Trio um Volker Venohr, welches das „Lechenicher Jazzfest“ veranstaltet, oder eben die
Mitglieder von Jazzin’ Erftstadt, welche mit mehr als 25 Konzerten pro Jahr eine
Konzertreihe etabliert haben, die ihresgleichen in der Region sucht.
Was fehlt, ist die Spielstätte.
Wir freuen uns daher sehr, wenn uns die Stadt Erftstadt die Räume im Anneliese Geske
Musik- und Kulturhaus im Rahmen einer Raumförderung weiterhin kostenlos zur
Verfügung stellt. Eine solche Förderung wird von der Klaus Geske Musik- und
Kulturstiftung befürwortet.
1
Einfach gesagt: Mit dem Platzkonzert eines Blasorchesters erreicht man zahlenmäßig mehr Besucher.
Deren Bindung an diese Musik ist aber relativ gering.
2 Thomas Krüger, „Free Tunes – über die gesellschaftliche Bedeutung der Jazzmusik in Deutschland“, Rede
vom 08.11.2012, www.bpb.de