Daten
Kommune
Kreuzau
Größe
52 kB
Datum
30.03.2011
Erstellt
21.03.11, 13:02
Aktualisiert
04.08.15, 09:58
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 1 zur MV v.
23.02.2011
Initiative „Alles dicht in NRW“
An den Bürgermeister
und die Mitglieder des Rats
der Gemeinde Kreuzau
Bahnhofstraße 7
52372 Kreuzau
Datum
17. Feb. 2011
Dichtheitsprüfung nach LWG 61A
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ramm,
sehr geehrte Mitglieder des Rats der Gemeinde Kreuzau,
leider gibt es in der Frage der Dichtheitsprüfung bislang kaum Signale, die auf eine Entschärfung der
für Ihre Bürger unerträglichen Belastungen hinweisen. Die Ergebnisse der Studie, die Sie gemeinsam
mit anderen Gemeinden beauftragt haben, werden die Situation weiter verschärfen. Zudem wird die Öf
fentlichkeit kaum verstehen, dass Sie mehrere zehntausend Euro Steuergelder investieren für Marke
tingmaßnahmen und Internetauftritte, die den Interessen Ihrer Bürger und Wähler diametral entgegen
stehen. Sie können sich damit nicht Ihrer persönlichen Verantwortung entziehen.
Die öffentlich vorgetragene Argumentation geht an der eigentlichen Kritik vorbei. Es geht hier um ein
Mammutprojekt, das genauso wie das in Stuttgart ohne jede Offentlichkeit in politischen Zirkeln zusam
men mit Experten auf den Weg gebracht wurde, die bei ihrer Beratung regelmäßig auch eigene Interes
sen vertreten. Jedes einzelne der Argumente für die flächendeckende Dichtheitsprüfung ist in hohem
Maße angreifbar. Nicht umsonst hat Niedersachsen die Sache schon gestoppt, andere Länder das Vor
gehen deutlich entschärft.
1. Grundwassergefährdung: Studien wie die der Universität Karlsruhe
(http:/!www.rz.uni-karlsruhe.de! ) zeigen, dass eine Grundwassergefährdung allenfalls in wenigen
Fällen bestehen kann. Natürlich muss dann saniert werden, wenn in besonderen Gefährdungsgebie
ten funktional eine erhebliche Undichtigkeit besteht.
2. Fremdwassereintrag: Hier handelt es sich nicht um ein Umweltproblem, sondern ausschließlich um
ein Problem der Kostenbelastung von Klärbetrieben an die Kommunen. Das muss kaufmännisch ge
löst werden. Im Ubrigen handelt es sich überwiegend um Fixkosten, die die Klärwerke auf die einge
brachten Mengen umlegen. Wenn die Kommunen weniger Abwasser einbringen, steigt notwendiger
weise der Preis je cbm, hätte also in Summe keinen nennenswerten Effekt.
3. geringe Kosten: Genannt werden wenige hundert Euro je Haushalt für die Prüfung. Alle Beispiele,
die mir aus Bekanntenkreis und Presse vorliegen, kommen auf mehrere tausend Euro (z.B.
http://www.an-online.de/ vom 11.12.2009), was für jeden leicht nachvollziehbar ist, der schon einmal
wegen einer Verstopfung den Installateur gerufen hat. Spätestens eine Sanierung, die unter Umwelt
gesichtspunkten in aller Regel sinnlos ist, wird viele Eigenheimbesitzer ruinieren. Es gibt kein gra
benloses Verfahren, für das eine Fachfirma langfristige Garantien übernimmt. Im Gegenteil gibt man
Kunden gegenüber zu, dass Inliner vielleicht 10 Jahre halten. Danach ist damit zu rechnen, dass
diese sich ablösen und zu Verstopfungen führen, die dann tatsächlich das Aufstemmen von Keller
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17. Februar 2011
böden notwendig machen. Das Schadenpoten
tial für NRW nimmt damit katastrophale
Dimen
sionen an.
4. bis zu 90% der Hausanschlüsse sind
undicht: Wieder ein Beispiel aus Niederzier: von
geschätz
ten 50 Anschlüssen der Köttenicher Straße,
an der vorwiegend ältere Reihenhäuser liegen,
musste
nach Auskunft eines Anwohners keiner sanie
rt werden. Wer statistische Methoden beherrscht,
kann
leicht nachrechnen, dass damit nur eine
Sohdquote im kleinen einstelligen Prozentbereic
h verträg
lich ist. Keinesfalls bei noch so pessimistisch
er Deutung der Zahlen kommen nur annähernd
die in
der Presse genannten zustande. Dann aber
wären die Zwangsmaßnahmen mit enormer Kost
enbe
lastung erst recht weit jenseits jeder Verhältni
smäßigkeit.
Nun noch zu den mancherorts vorgeschriebe
nen oder diskutierten Prüfverfahren:
1. Druckprüfung: Eine Abwassergrundleitung
ist im Betrieb nur im unteren Bereich über wenige
Zenti
meter benetzt. Nur dort muss sie für im Gefä
lle abfließendes Wasser dicht sein. Damit ist sie
grob
vergleichbar mit den Anforderungen für ein Zieg
eldach, das gegen abfließendes Regenwasser
dicht
sein muss, keinesfalls gegen Druckbelastun
g. Ausnahmen können nur in extrem seltenen Fälle
n
gelten. Nur eine drucklose Durchflussprüfung
ist ein akzeptables Kriterium für Dichtheit (vom Fach
mann dargestellt unter http://www.buerokratie
-irrsinn.de/ ).
2. Hochdruckreinigung: Studien und Expe
rtenberichte zeigen, dass hier ein enormes Scha
denpoten
tial für NRW besteht. Schon bei 80 bar könn
en danach Rohre und Dichtungen beschädigt werd
en. In
vielen Fällen wird die Prüfung den Sanierungsfal
l erst herstellen. Das ist vollkommen inakzepta
bel,
selbst wenn es sich um seltene Fälle handelt.(
Deutsche Bundesstiftung Umwelt im Abschlus
sbe
richt von April 2004 : Umweltschutz durch Verm
eidung unsachgemäßer Hochdruckreinigung von
Abwasserkanälen). Die Schäden für unsere Abw
assersysteme insgesamt werden immens sein.
3. Kamerafahrten : Diese sind ohne vorhergehend
e Reinigung sinnlos.
Und vergessen Sie bitte nicht, dass die Belastun
gen nicht nur die wenigen als wohlhabend angese
henen Hauseigentümer treffen, die das verm
eintlich aus der Portokasse bestreiten. Letztendlich
sind in
viel höherer Zahl Rentner, Witwen, unter Zins
lasten ächzende junge Familien und letztlich natüriich
auch alle Mieter betroffen. Hier liegt sozialer
Sprengstoff und die Lunte haben Sie bereits ang
e
zündet. Für jeden Einzelnen ist es eine Lott
erie, bei der er nur verlieren kann: Wenn er Glüc hat,
k
bleibt es bei den Prüfungskosten. Wenn nicht,
dann kann er sich für viele Jahre auf einer BausteHe
ein
richten, die für ihn und seine Familie vielleicht
nie wieder ein lebenswertes Heim sein wird. Und der
ganze Nervenkitzel wiederholt sich alle 20 Jahre
.
Diese Fakten und noch mehr finden auf der lnter
netseite http://alles-dicht-in-nrw.de/ und denen
an
derer Initiativen. Die Gesamtkosten für NRW
können leicht einen dreistelligen Milliardenbet
rag er
reichen und das ohne der Umwelt nennensw
ert zu nutzen! Damit diskreditieren Sie bei weiten
Teilen der Bevölkerung jede sinnvolle Investitio
n in Schutzmaßnamen.
Wie erklären Sie persönlich, in Kenntnis der Fakt
en, diese Zwangsmaßnahme den betroffenen Bür
gern, die sie direkt oder Ihre Partei gewählt habe
n?
Selbstverständlich kann die Gemeinde Kreuzau
ein Landesgesetz nicht außer Kraft setzen. Nach
ei
nem Erlass vom Oktober 2010 räumt das Land
den Gemeinden aber neue Spielräume ein, die die
Bür
ger deutlich entlasten können. Wenn die Gem
einde Kreuzau das will, kann sie Fristen bis 2023
verlän
gern, Prüfverfahren entschärfen und auf die
generelle Vorlage von Bescheinigungen verzichte
n.
Eine
entsprechende Satzung muss allerdings bis
zum Frühjahr 2011 in Kraft treten, um diese Freiräum
e nut
zen zu können. Da die Gemeinde derzeit zusa
mmen mit anderen Gemeinden im Kreis bis Mitte
2011
eine Satzung von (unabhängigen?) Fachleute
n erarbeiten lässt, ist zu befürchten, dass diese Frist
un
genutzt verstreicht. Um Schaden von Ihren
Bürgern abzuwenden müssen Sie schnell hand
eln. Die
Maßnahmen im Sinne Ihrer Bürger liegen klar
auf der Hand. Sie umzusetzen bedarf es keiner
teuren Studie.
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Mit freundlichen Grüßen
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