Daten
Kommune
Bedburg
Größe
2,9 MB
Erstellt
09.07.09, 02:28
Aktualisiert
09.07.09, 02:28
Stichworte
Inhalt der Datei
Verkehrsentwicklungsplan
Rhein-Erft-Kreis
Zielkonzept ÖPNV
Entwurf
Ingenieurgruppe IVV GmbH & Co. KG
Stand: 22.08.2006
Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung
Inhaltsverzeichnis
1.
Bestand ................................................................................... 1
1.1
4.
Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr.... 44
ÖPNV-Angebot ............................................................... 1
4.1
Produkte und ihre Verkehrsaufgabe ............................. 44
1.1.1 Übersicht 1
4.2
Anpassung an Veränderungen im Schienennetz ......... 55
1.1.2 Schienenverkehr .................................................. 1
4.3
Anschluss Regionalbus - Schiene ................................ 56
1.1.3 Regionalbusverkehr ............................................. 7
1.1.4 Anschluss Regionalbus - Schiene ....................... 9
5.
Entwicklungsperspektiven im P&R- und B&R-Verkehr ... 61
6.
Handlungskonzept............................................................... 65
7.
Anlage................................................................................... 69
1.1.5 P&R- und B&R-Anlagen..................................... 12
1.2
2.
3.
ÖPNV-Nachfrage .......................................................... 16
Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV..... 21
2.1
Infrastrukturausbau ....................................................... 21
2.2
Strukturdatenprognose.................................................. 23
Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr .............. 26
3.1
Grundlagen ................................................................... 26
3.2
SPNV ............................................................................ 26
3.3
Industriebahnen ............................................................ 30
3.4
Stadtbahn...................................................................... 38
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis - Zielkonzept ÖPNV
Bildverzeichnis
Bild 1-1: Bedienungshäufigkeit im Schienennetz (Montag – Freitag, NVZ)
Bild 1-2: Zielwerte für die Raumerschließung durch den Schienenverkehr im Rhein-Erft-Kreis – Mindeststandard (Quelle: NVP 2003 - 2007)
Bild 1-3: Haltestelleneinzugsbereiche im SPNV (Radien je nach Raumkategorie gemäß Bild 1-2 unter Berücksichtigung eines Umwegfaktors)
Bild 1-4: Bedienungshäufigkeit im Regionalbusnetz – ohne Schülerverkehr und AST (Montag – Freitag, NVZ)
Bild 1-5: Bewertungsraster für Umstiegszeiten zwischen Bus und Schiene
Bild 1-6: Anschlussqualität Regionalbus - Stadtbahn (Fahrplan 2005)
Bild 1-7: Anschlussqualität Regionalbus - SPNV (Fahrplan 2005)
Bild 1-8: P&R-Anlagen im Rhein-Erft-Kreis (Bestand) – Quelle: VRS Dezember 2004, Städte des Rhein-Erft-Kreises
Bild 1-9: B&R-Anlagen im Rhein-Erft-Kreis (Bestand) – Quelle: VRS Dezember 2004, Städte des Rhein-Erft-Kreises
Bild 1-10: ÖPNV-Mobilitätsraten im Rhein-Erft-Kreis
Bild 1-11: ÖPNV-Nachfrage im Regionalverkehr
Bild 2-1: Entwicklung der Strukturdaten im Rhein-Erft-Kreis 1998-2015
Bild 2-2: Entwicklung der Mobilität im Rhein-Erft-Kreis
Bild 2-3: Entwicklung der Verkehrsnachfrage im Rhein-Erft-Kreis
Bild 2-4: Entwicklung der räumlichen Verteilung des Verkehrs im Rhein-Erft-Kreis (Quelle: Integrative Verkehrsplanung NRW)
Bild 3-1: Langfristiges Zielkonzept für den SPNV
Bild 3-2: Schienenstrecken im Rhein-Erft-Kreis
Bild 3-3: Konzept „Villebahn“ mit möglicher Verlängerung bis Wesseling
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis - Zielkonzept ÖPNV
Bild 3-4: Perspektiven für Stadtbahnverlängerungen im Rhein-Erft-Kreis rote Linie: „Planung (in der IGVP untersucht)“
Bild 3-5: Überschlägige Abschätzung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung bis Brauweiler (Bestfall)
Bild 3-6: Überschlägige Abschätzung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung bis Habbelrath (Bestfall)
Bild 4-1: Produkte im regionalen Verkehr und ihre Verkehrsaufgabe
Bild 4-2: Übersicht der Linien im geplanten Regionalen Grundnetz (RegioNetz)
Bild 4-3: Liniengrafik des geplanten Regionalen Grundnetzes (RegioNetz)
Bild 4-4: Übersicht der Linien im geplanten regionalen Ergänzungsnetz 1. Ordnung
Bild 4-5: Liniengrafik des geplanten ergänzenden Regionalbusnetzes 1. Ordnung
Bild 4-6: Übersicht der Linien im geplanten regionalen Ergänzungsnetz 2. Ordnung (ohne AST und Bürgerbus)
Bild 4-7: Liniengrafik des geplanten ergänzenden Regionalbusnetzes 2. Ordnung (ohne AST und Bürgerbus)
Bild 4-8: Liniengrafik des geplanten regionalen Gesamtliniennetzes
Bild 4-9: Fahrplanabstimmung zwischen 20’- und 30’-Takt
Bild 4-10: Anschlussmöglichkeiten zwischen Bus und Schiene
Bild 5-1: Geplante Maßnahmen an P&R-Anlagen durch die Kommunen
Bild 5-2: Einzugsbereiche der heute vorhandenen P&R-Anlagen (Radius = 5 km)
Bild 5-3: Geplante Maßnahmen an B&R-Anlagen durch die Kommunen
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis - Zielkonzept ÖPNV
1 Bestand
1. Bestand
1.1 ÖPNV-Angebot
1.1.1
arten (Montag - Freitag, Samstag, Sonntag) und nach Tageszeiten
(Tagesverkehr: Betriebsanfang bis ca. 20.00 Uhr, Abendverkehr:
ca. 20.00 Uhr bis Betriebsende) unterschieden.
1.1.2
Übersicht
Grundlage der Bestandsaufnahme des ÖPNV-Leistungsangebotes
im Rhein-Erft-Kreis ist der VRS-Verbundfahrplan 2005, Fahrplanbereich 9, gültig ab 12.12.2004.
Die im Rhein-Erft-Kreis tätigen Verkehrsunternehmen betreiben im
Kreisgebiet insgesamt 80 Linien im öffentlichen Personennahverkehr. Dabei wird entsprechend der Verkehrsaufgabe unterschieden nach
• 13 Zuglinien,
• 3 Stadtbahnlinien,
• 31 Regionalbuslinien,
• 22 Stadtbuslinien,
• eine (1) Bürgerbuslinie,
• 10 Anruf-Sammeltaxi-Angebote (AST).
Anlage 1 benennt für die Linien im Regionalverkehr die Betriebszeit und die Bedienungshäufigkeit (Takt). Dabei wird nach Tages-
Schienenverkehr
Fahrplanangebot
Die Bedienung der Schienenstrecken übernehmen im Rhein-ErftKreis montags bis freitags 6 RE-Linien, 5 RB-Linien, 2 S-BahnLinien und 3 Stadtbahnlinien. Von Bedeutung für Verflechtungen
zwischen dem Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Köln sind außerdem
3 Stadtbahnlinien (Linie 1, 3 und 4) auf Kölner Stadtgebiet.
Auf den für den Rhein-Erft-Kreis relevanten Schienenstrecken bestehen in der NVZ (ca. 9.00 bis 16.00 Uhr) die in Bild 1-1 dargestellten Bedienungshäufigkeiten. Dabei ergibt sich folgende Situation:
• Alle Haltepunkte (SPNV und Stadtbahn) werden mindestens 2mal pro Stunde bedient (Ausnahme: Bf. Brühl-Kierberg mit einem (1) Halt pro Stunde).
• Auf den SPNV-Strecken erfolgt die Bedienung mit Ausnahme
der Strecke Horrem – Bedburg (nur RB38) durch zwei oder
mehr unterschiedliche Linien.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
1
1 Bestand
• Die höchste Frequenz weisen die Stadtbahnstrecken auf mit
Fahrzeugfolgezeiten von 10 oder 20 Minuten. Durch die Überlagerung von zwei Stadtbahnlinien (Linie 3 und 4) ergibt sich auf
dem Streckenabschnitt Köln-Bocklemünd – Köln-Mitte sogar ein
rechnerischer 5’-Takt.
• Eine ebenfalls hohe Bedienungshäufigkeit weist aufgrund der
Überlagerung von S-Bahn (S12) und zwei RE-Linien (RE1,
RE9) der Streckenabschnitt Düren – Horrem – Köln auf (5 Abfahrten pro Stunde in Horrem, an allen anderen Haltepunkten
20’-Takt).
In der HVZ (ca. 6.00 – 9.00 und 16.00 – 20.00 Uhr) wird die Bedienung im Schienennetz erhöht:
• Durch die S-Bahn-Linie 13, die im Rhein-Erft-Kreis nur in den
Spitzenstunden (6.30 bis 8.00 Uhr und 16.30 bis 17.30) verkehrt, entsteht auf der S-Bahn-Strecke zwischen Horrem und
Köln zusammen mit der S12 zu diesen Zeiten ein 10’-Takt.
den (7.00 – 8.00 Uhr und 16.30 – 18.00 Uhr) im 10’-Takt (statt
20’-Takt).
In der SVZ (20.00 Uhr bis Betriebsende) wird die Bedienung reduziert:
• Die Bedienung der S-Bahn (S12) wird gegen 21.00 Uhr auf einen 30’-Takt reduziert (Buir wird im 60’-Takt bedient) und bis
ca. 02.00 Uhr fortgeführt.
• Auf den RE- und RB-Strecken (Ausnahme ist RB38) wird die
Bedienung zu unterschiedlichen Zeiten auf einen 60’-Takt reduziert (Bedienung nur noch durch eine Linie) und bis ca.
24.00/01.00 Uhr fortgesetzt. Betriebsende der RB 38 ist dagegen bereits gegen 21.00 Uhr.
• Die Stadtbahnen verkehren bis ca. 02.00 Uhr.
• Auf einigen RE- und RB-Strecken entsteht durch einzelne Verstärkerfahrten in Lastrichtung eine höhere Frequenz als in der
NVZ.
• Die Stadtbahnlinie 7 (in Lastrichtung) und die Stadtbahnlinie 16
ab Wesseling in Richtung Köln verkehren in den Spitzenstun-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
2
1 Bestand
Bild 1-1: Bedienungshäufigkeit im Schienennetz (Montag – Freitag, NVZ)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
3
1 Bestand
Raumerschließung
Für die Beurteilung der Raumerschließung des SPNV werden die
Fußwegentfernungen zur Haltestelle gemäß NVP 2003-2007 herangezogen (vgl. Bild 1-2). Durch die Überlagerung dieser Einzugsbereiche mit der besiedelten Fläche in Bild 1-3 ergibt sich die
Erschließungsqualität des heute vorhanden Schienennetzes und
der bestehenden Haltepunkte.
Zielwerte der Erschließungsqualität
Raumkategorie
Zentraler
Bereich
Nebenzentraler
Bereich/ Kernrandbereich
Solitärer
Stadtteil/ Ortsteil
Mittelzentrum
Grundzentrum
Mittelzentrum
Grundzentrum
Mittelzentrum
Grundzentrum
Fußwegentfernung
zur Haltestelle (m)
1000
1200
1200
1200
1500
1500
Die Zielwerte gelten nur für Raumeinheiten mit mehr als 250 Einwohnern/ Beschäftigten
Bild 1-2: Zielwerte für die Raumerschließung durch den Schienenverkehr
im Rhein-Erft-Kreis – Mindeststandard (Quelle: NVP 2003 - 2007)
Entlang der Stadtbahn sind durch die dichte Haltestellenfolge keine Erschließungslücken vorhanden. Entlang der Eisenbahn sind
Erschließungsdefizite in Bedburg, in Erftstadt und in Pulheim erkennbar. Diese werden zum einen durch die Lage der Schienen-
trasse und zum anderen durch die Lage der Haltepunkte zur Siedlungsfläche hervorgerufen.
Bedburg verfügt über nur einen Bahnhof. Dieser kann die nördlich
vom Stadtkern und westlich bzw. östlich der Schienentrasse gelegenen Stadtteile Kaster und Broich nicht erschließen.
In Pulheim verläuft die Schiene am südwestlichen Siedlungsrand
der Kernstadt. Durch diese tangentiale Lage erfüllt der Bahnhof
nur eine einseitige Erschließungsfunktion. Auch die Wohn- und
Gewerbegebiete, die sich im Südosten von Pulheim unmittelbar
entlang der Schiene erstrecken, werden von der Eisenbahn nicht
erschlossen.
In Erftstadt führt die Schienentrasse tangential am Stadtteil Liblar
vorbei. Der nordwestliche Teil von Liblar befindet sich damit nicht
mehr im Einzugsbereich des Bahnhofs.
Erkenntnisse:
Æ Die meisten Schienen-Haltepunkte im Rhein-Erft-Kreis werden im
Tagesverkehr von SPNV und Stadtbahn 2- bzw. 3-mal pro Stunde
und Richtung bedient. Mehr Abfahrten weisen der Bf. Horrem (5)
und die Haltepunkte entlang der Stadtbahn-Strecke Brühl – Köln (6)
auf, weniger Abfahrten sind nur am Bf. Kierberg (1) vorhanden.
Æ Durch die Überlagerung von Linien entsteht auf allen Schienenstre-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
4
1 Bestand
cken eine höhere Bedienungshäufigkeit, jedoch kein regelmäßiges
Taktmuster. Ausnahme ist die Strecke Horrem – Bedburg, die ausschließlich von der RB 38 bedient wird.
Æ Mit Ausnahme der Strecke Horrem – Bedburg (RB 38) wird die
Bedienung der Schienenstrecken bis mindestens 24.00 Uhr fortgesetzt.
Æ Erschließungsdefizite im Schienennetz bestehen in Bedburg-Kaster
und -Broich, in Pulheim und Erftstadt-Liblar.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
5
1 Bestand
Bild 1-3: Haltestelleneinzugsbereiche im SPNV (Radien je nach Raumkategorie gemäß Bild 1-2 unter Berücksichtigung eines Umwegfaktors)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
6
1 Bestand
1.1.3
Regionalbusverkehr
Insgesamt 31 Regionalbuslinien und 2 KVB-Stadtbuslinien verbinden montags bis freitags die Kommunen des Rhein-Erft-Kreises
untereinander und mit den an das Kreisgebiet angrenzenden Städten und Gemeinden. Folgendes Angebot besteht in der NVZ:
• 19 der 31 Regionalbuslinien verkehren ganz oder überwiegend
im Takt (60’-Takt). Die beiden Stadtbuslinien der KVB (Linie 125
und 145) werden im 30’- bzw. 20’-Takt betrieben.
• Auf einigen Streckenabschnitten (überwiegend im Zulauf auf die
Schiene) ergibt sich durch Überlagerung von mehreren Linien
eine höhere Bedienungshäufigkeit (bis zu 4 Fahrten pro Stunde
und Richtung).
Bild 1-4 zeigt die Bedienungshäufigkeit der Regionalbusstrecken in
der NVZ (ohne Linien und Fahrten im Schülerverkehr). In der HVZ
wird die Bedienung im Regionalbusnetz erhöht:
• 11 Regionalbuslinien werden ganz oder abschnittsweise im 30’Takt betrieben.
• Die Linien ohne Taktfahrplan verkehren schwerpunktmäßig
morgens, mittags und am späten Nachmittag.
In der SVZ wird die Bedienung im Regionalbusnetz reduziert bzw.
durch AST-Verkehre ersetzt (z.B. Linien 941, 963).
• 20 Regionalbusse und die beiden Stadtbuslinien der KVB setzen die Bedienung nach 20.00 Uhr fort, überwiegend im 60’Takt.
• 12 Regionalbuslinien stellen die Bedienung gegen 21.00/22.00
Uhr ein. Die anderen 8 Regionalbuslinien und die beiden Stadtbuslinien verkehren maximal bis 01.00 Uhr.
• 7 AST-Linien übernehmen Fahrten zwischen den Kommunen
des Rhein-Erft-Kreises und als Zu-/Abbringer zur Schiene. Das
Bedienungsende ist gegen 24.00/01.00 Uhr.
Erkenntnisse:
Æ Etwa 3/4 der im Regionalverkehr eingesetzten Linien (ohne Linien
mit ausschließlich/überwiegend Schülerverkehr) sind vertaktet.
Æ Durch die Überlagerung von Buslinien entsteht auf einigen Streckenabschnitten eine höhere Bedienungshäufigkeit, jedoch kein regelmäßiges Taktmuster.
Æ In der HVZ wird etwa die Hälfte der vertakteten Regionalbuslinien
ganz oder abschnittsweise auf einen 30’-Takt verdichtet. Diese Linien übernehmen im Wesentlichen Verkehre in/aus Richtung Köln.
Æ Am Abend erfolgt die Bedienung der Städte und Gemeinden durch
eine Kombination aus Regionalbuslinien und AST-Verkehren. Auf
diese Weise sind alle Kommunen bis ca. 24.00/01.00 Uhr erreichbar.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
7
1 Bestand
Bild 1-4: Bedienungshäufigkeit im Regionalbusnetz – ohne Schülerverkehr und AST (Montag – Freitag, NVZ)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
8
1 Bestand
1.1.4
Anschluss Regionalbus - Schiene
Bei der Fahrplangestaltung spielen Umsteigemöglichkeiten zwischen den Linien (Anschlüsse) eine wesentliche Rolle. Die Anschlussqualität im Rhein-Erft-Kreis zwischen Bus und Schiene ist
an 12 Verknüpfungspunkten zwischen Bus und Schiene mit hohem Fahrgastaufkommen untersucht worden. Grundlage sind die
Zielwerte für die Anschlussqualität zwischen ÖPNV-Linien im
Rhein-Erft-Kreis (vgl. NVP 2003 - 2007). Die Zielwerte (Mindeststandard) wurden in ein Bewertungsraster übertragen (vgl. Bild
1-5).
Umstiegszeit
< 4 Minuten
4 bis 10 Minuten
11 bis 15 Minuten
> 15 Minuten
Bewertung
situationsabhängige Einstufung in Kategorie 1 bis 3
zielkonform (Kategorie 1)
akzeptabel (Kategorie 2)
verbesserungsbedürftig (Kategorie 3)
Bild 1-5: Bewertungsraster für Umstiegszeiten zwischen Bus und Schiene
Die Untersuchung bezieht sich auf den Werktagsverkehr (Montag
bis Freitag) und betrachtet die gesamte Betriebszeit. Berücksichtigt wurden nur Regionalbuslinien, die im Takt verkehren, und Verflechtungen mit der Stadt Köln. Getrennt nach den Verkehrmitteln
Stadtbahn und SPNV sind die Ergebnisse nachfolgend dargestellt.
Stadtbahn:
Bedeutende Verknüpfungspunkte zwischen Stadtbahn und Regionalbus sind im Rhein-Erft-Kreis die Haltestellen Frechen Rathaus,
Hürth-Hermülheim, Brühl Mitte/Nord und Wesseling sowie auf Kölner Stadtgebiet die Haltepunkte Bocklemünd und Weiden EKZ. In
Bild 1-6 ist die Qualität der Anschlüsse an den Verknüpfungspunkten in/aus Richtung Köln dargestellt.
Die Stadtbahnlinien 1, 3, 4 und 18 (zwischen Brühl und Köln) verkehren tagsüber im 10’-Takt. Bei dieser dichten Taktfolge entstehen bis auf wenige Ausnahmen zielkonforme Wartezeiten von maximal 10 Minuten an den Haltepunkten Brühl-Mitte bzw. Nord,
Köln-Weiden, Hürth-Hermülheim und Köln-Bocklemünd. Abends
verkehren die Linien im 15’-Takt. Hier sind die Anschlüsse ebenfalls überwiegend zielkonform (70%) oder akzeptabel (25%). Die
hohe Anschlussqualität zwischen Regionalbus und den Stadtbahnlinien 1, 3, 4 und 18 ist in Bild 1-6 deutlich zu erkennen.
Für die Anschlüsse zu den Stadtbahnlinien 7 und 16 zeigt Bild 1-6
deutlich schlechtere Ergebnisse.
In den Spitzenstunden zwischen 7.00 und 8.00 Uhr und zwischen
16.30 und 18.00 Uhr verkehren die Stadtbahnlinien 7 (in Lastrich-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
9
1 Bestand
tung) und 16 im 10’-Takt. Hierdurch ergeben sich zielkonforme
Anschlussqualitäten.
Außerhalb dieser Zeiten jedoch werden die Linien 7 und 16 tagsüber im 20’-Takt betrieben. Dadurch, dass die Verdichtung auf den
Regionalbussen (960, 976, 977, 980 und 990) im Gegensatz zu
den Stadtbahnlinien 7 und 16 während der gesamten HVZ besteht,
kann aufgrund der nicht kompatiblen Takte (Stadtbahn: 20’-Takt
und Bus: 30’-Takt) in diesen Zeiträumen nur ein Anschluss pro
Stunde zielkonform oder akzeptabel hergestellt werden. Der zweite Anschluss in der Stunde weist eine geringere Qualität auf.
Die Anschlüsse der nicht verdichteten Regionalbuslinien (710 und
964) sind am Verknüpfungspunkt Frechen Rathaus in der HVZ
überwiegend zielkonform oder akzeptabel.
In der NVZ sind ca. 54% der Anschlüsse zwischen Regionalbus
und den Stadtbahnlinien 7 und 16 zielkonform, 26% akzeptabel
und 20% verbesserungsbedürftig.
In der SVZ verkehren die Stadtbahnlinien 7 und 16 im 30’-Takt.
Hier sinkt der Anteil der zielkonformen Anschlüsse auf ca. 45%.
Ca. 35% der Anschlüsse werden akzeptabel und ca. 20% verbesserungsbedürftig hergestellt.
Bild 1-6: Anschlussqualität Regionalbus - Stadtbahn (Fahrplan 2005)
SPNV:
Bedeutende Verknüpfungspunkte zwischen SPNV und vertaktetem Regionalbusverkehr im Rhein-Erft-Kreis sind die Bahnhöfe
Bergheim, Kerpen-Horrem, Pulheim, Frechen-Königsdorf, Brühl
und Erftstadt. In Bild 1-7 ist die Qualität der Anschlüsse der vertakteten Regionalbuslinien an diesen Verknüpfungspunkten in Richtung Köln dargestellt.
Eine gute Abstimmung zwischen den Fahrplänen von Schiene und
Regionalbus zeigt sich an den Bahnhöfen Pulheim und Erftstadt.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
10
1 Bestand
Mit einem hohen Anteil an verbesserungsbedürftigen Anschlüssen
weisen die Bahnhöfe Brühl und Königsdorf eine relativ schlechte
Anschlussqualität auf.
Beide Haltepunkte (Brühl und Königsdorf) werden durch langlaufende Regionalbuslinien bedient, die im Verlauf ihres Linienweges
an möglichst allen Verknüpfungspunkten gute Anschlüsse zur
Schiene bieten sollen. Hierbei werden im Einzelfall jedoch Kompromisse erforderlich, da sich optimierte Anschlüsse aufgrund der
Busfahrzeit nicht an jedem Bahnhof herstellen lassen. In Königsdorf erlauben außerdem die baulichen Gegebenheiten keine
Standzeiten der Busse. Damit sind die Möglichkeiten der Anschlussherstellung eingeschränkt.
Insgesamt betrachtet werden in den Hauptverkehrszeiten bei den
meisten Anschlüssen zielkonforme (75%) bzw. akzeptable (14%)
Wartezeiten erreicht. 11% der Anschlüsse sind verbesserungsbedürftig. Während der Verdichtung der S12 durch die S13 zwischen
Horrem und Köln zu einem 10’-Takt sind alle Wartezeiten bei einem Umstieg an den Bahnhöfen Horrem und Königsdorf zielkonform. Dadurch, dass die S-Bahn morgens nur für ca. 1,5 Stunden
und nachmittags für ca. eine Stunde verdichtet wird, ergibt sich vor
und nach der Verdichtung auf der S-Bahn durch die Kombination
von 20’-Takt auf der Schiene und 30’-Takt auf den verdichteten
Buslinien die gleiche Problematik wie oben bei dem Übergang
zwischen Stadtbahn und Bus geschildert. In Horrem wird die Situation durch zwei Abfahrten des RE pro Stunde und Richtung verbessert.
Bild 1-7: Anschlussqualität Regionalbus - SPNV (Fahrplan 2005)
In der NVZ werden die Anschlüsse etwas schlechter hergestellt als
in der HVZ. Der Anteil der zielkonformen Anschlüssen liegt bei ca.
69% und der Anteil der akzeptablen Anschlüsse bei ca. 17%. 14%
der Wartezeiten sind verbesserungsbedürftig.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
11
1 Bestand
In der SVZ sinkt der Anteil der zielkonformen Anschlüssen auf ca.
62%. Akzeptable sind ca. 10% und verbesserungsbedürftig ca.
28% der Wartezeiten.
Erkenntnisse:
Æ Regionalbus – Stadtbahn: Verbesserungsbedarf besteht insbesondere an den Verknüpfungspunkten Frechen-Rathaus und Wesseling
- in der HVZ aufgrund der nicht kompatiblen Takte und
- in NVZ und SVZ aufgrund nicht optimal abgestimmter Fahrpläne.
Æ Regionalbus – SPNV: Verbesserungsbedarf besteht insbesondere
an den Verknüpfungspunkten Brühl und Königsdorf, in der SVZ
auch an den anderen Bahnhöfen (ausgenommen Erftstadt) und bei
den Anschlüssen zur S-Bahn in der HVZ (nicht kompatible Takte).
1.1.5
P&R- und B&R-Anlagen
Park & Ride
Bei Park & Ride werden aus Sicht des Nutzers die Vorteile des
individuellen Kraftfahrzeuges als Zubringer mit der schnellen, sicheren und bequemen Beförderung im ÖPNV verknüpft. Der Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV sollte dabei möglichst frühzeitig erfolgen.
Auf dem Gebiet des Rhein-Erft-Kreises befinden sich 24 P&RAnlagen, 15 davon an RE-, RB- und S-Bahn-Haltepunkten und 9
an Stadtbahn-Haltestellen. Jede ans Schienennetz angeschlossene Kommune verfügt über mindestens eine P&R-Anlage, wobei
jeweils alle dort verkehrenden SPNV- und Stadtbahn-Linien erreichbar sind. Insgesamt sind im Rhein-Erft-Kreis mehr als 3.900
P&R-Stellplätze vorhanden. Bild 1-8 zeigt die Lage der P&RAnlagen und die jeweilige Anzahl der dort vorhandenen Stellplätze.
Bike & Ride
Für die Kombination der Verkehrsmittel Fahrrad und ÖPNV wird
der Begriff Bike & Ride verwendet. Hierzu gehört in erster Linie
das Fahrradparken am Bahnhof bzw. an ÖPNV-Haltestellen im
sog. Vor- und Nachtransport. Mit Vortransport wird die Nutzung
des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof bzw. zur ÖPNV- Haltestelle bezeichnet. Der Nachtransport, d.h. die Nutzung des Fahrrades von der Ausstiegshaltestelle bis zum Ziel, ist ein weiterer
Aspekt, um die Transportkette zu schließen. Durch Bike & Ride
kann der Einzugsbereich einer Haltestelle deutlich erhöht werden.
Weiterhin werden auch die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln und die Fahrradvermietung am Bahnhof häufig in diesem Zusammenhang diskutiert.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
12
1 Bestand
Im Rhein-Erft-Kreis stehen insgesamt 31 B&R-Anlagen zur Verfügung, davon liegen 14 an RE-, RB- und S-Bahn-Haltepunkten und
17 an Stadtbahn-Haltestellen. Jede ans Schienennetz angeschlossene Kommune verfügt über mindestens eine B&R-Anlage.
Mit Ausnahme von Hürth sind in jeder Kommune alle verkehrenden SPNV-Linien erreichbar (in Hürth sind nur an den Stadtbahnhaltepunkten B&R-Anlagen vorhanden jedoch nicht am Bahnhof
Hürth-Kalscheuren).
Die insgesamt über 2.800 Stellplätze (Fahrradständer, Fahrradboxen, Plätze in Fahrradstation) verteilen sich auf die B&R-Anlagen
wie in Bild 1-9 dargestellt. Über 1.900 dieser Stellplätze sind überdachte Fahrradständer. An 11 Haltepunkten stehen insgesamt 119
Fahrradboxen zur Verfügung, die gegen eine Gebühr angemietet
werden können. Am Bahnhof Brühl bietet die Radstation 340 wettergeschützte und bewachte Stellplätze gegen Gebühr mit angeschlossener Werkstatt, Fahrradverleih und Verkauf an.
Erkenntnisse:
Æ P&R-Anlagen sind an den meisten Schienenhaltepunkten vorhanden. Alle Städte des Rhein-Erft-Kreises verfügen über mindestens
eine P&R-Anlage. Die Größe der P&R-Anlagen ist sehr unterschiedlich (die Spanne reicht von 23 bis 630 Stellplätzen). Die mittlere Größe liegt bei 164 Stellplätzen pro Anlage.
Æ Fahrradabstellmöglichkeiten sind zwar fast an jedem Haltepunkt
von SPNV und Stadtbahn vorhanden, die Anlagen sind jedoch teilweise veraltet und nicht diebstahlsicher.
Als Standard für eine B&R-Anlage sollte laut NVP SPNV 2002
(VRS) gelten, dass der Fahrradrahmen an der Abstellanlage angeschlossen werden kann, so dass ein hoher Schutz gegen Diebstahl gewährleistet ist. Außerdem sollte eine B&R-Anlage überdacht sein. Diese Standards werden im Rhein-Erft-Kreis nicht an
allen Haltepunkten mit B&R-Anlage eingehalten.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
13
1 Bestand
Bild 1-8: P&R-Anlagen im Rhein-Erft-Kreis (Bestand) – Quelle: VRS Dezember 2004, Städte des Rhein-Erft-Kreises
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
14
1 Bestand
Bild 1-9: B&R-Anlagen im Rhein-Erft-Kreis (Bestand) – Quelle: VRS Dezember 2004, Städte des Rhein-Erft-Kreises
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
15
1 Bestand
1.2 ÖPNV-Nachfrage
Um detaillierte Kenntnisse über die Verhaltensweisen und Wünsche der Bevölkerung zu erhalten und diese als Grundlage für die
Planungen im VEP nutzen zu können, wurde sowohl 1991 im
Rahmen des ersten VEP als auch im März 2003 eine Bevölkerungsbefragung im Rhein-Erft-Kreis durchgeführt (vgl. Zwischenbericht zum Verkehrsentwicklungsplan, 15.12.2003). Entsprechend der Intention einer Bevölkerungsbefragung geben die Ergebnisse Aufschluss über das Mobilitätsverhalten der Bewohner
des Rhein-Erft-Kreises. Nicht abgebildet wird dabei das Mobilitätsverhalten der Einpendler und der Personen im Durchgangsverkehr.
In Bezug auf das Verkehrsverhalten der ortsansässigen Bevölkerung ergeben sich folgende Ergebnisse:
• Das festgestellte Verkehrsaufkommen entspricht einer mittleren
Mobilitätsrate im ÖPNV von 0,28 Fahrten je Einwohner und
Werktag für den Rhein-Erft-Kreis. Damit ist die Anzahl der mit
dem ÖV zurückgelegten Wege gegenüber 1991 (0,31 Fahrten
je Einwohner und Werktag) leicht rückläufig. Bild 1-10 zeigt die
Mobilitätsrate für jede Kommune. Die Stadt Hürth weist mit ca.
0,43 Fahrten pro Einwohner und Werktag eine deutlich über
dem Kreisdurchschnitt liegende ÖPNV-Mobilität auf.
Bild 1-10: ÖPNV-Mobilitätsraten im Rhein-Erft-Kreis
(Quelle: Bevölkerungsbefragung 2003)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
16
1 Bestand
• Der ÖPNV-Anteil ist von 14% auf 11% gesunken („klassischer“
Modal-Split, d.h. ausschließlich Fahrten mit motorisierten Verkehrsmitteln). Bei Fahrten von/nach Köln hat der ÖPNV allerdings an Bedeutung gewonnen (von 19% auf 21%). Im zwischengemeintlichen Verkehr und im Verkehr mit dem Umland
(ohne Köln) verzeichnet der ÖPNV hingegen Einbußen (zwischengemeintlich: -5%, mit dem Umland: -13%).
Die insgesamt leicht rückläufige Bedeutung des ÖPNV im
Rhein-Erft-Kreis ist neben der steigenden Pkw-Verfügbarkeit
auch auf die sinkenden Schülerzahlen und den folglich sinkenden Schülerverkehr zurückzuführen (der ÖPNV-Anteil des Reisezwecks Ausbildung ist von 33% auf 31% gesunken). Diese
Tendenz wird sich in den nächsten 10 Jahren weiter fortsetzen
(vgl. Kap. 2.2).
Mit weiter ansteigendem PKW-Bestand (1998 bis 2015:
+ 20,6%, vgl. Kap. 2.2) wird die Situation für den ÖV zukünftig
nicht einfacher, zumal die Rhein-Erft-Kreis-Bewohner mit dem
Verkehrsfluss und der Erreichbarkeit der Ziele im IV derzeit sehr
zufrieden sind. Es ergeben sich aber auch Chancen für den ÖV,
insbesondere auf stauanfälligen Achsen und in Gebieten mit
begrenztem Parkraum. Dies gilt im Wesentlichen auf Relationen
mit der Stadt Köln. Hier hat der ÖPNV in den letzten 10 Jahren
bereits an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung sollte weiter unterstützt werden durch, etwa durch
• Mit Ausnahme des Reisezwecks Freizeit hat der ÖPNV in allen
Bereichen Marktanteile verloren, allerdings in einem vergleichsweise geringen Umfang.
den bedarfsgerechten Ausbau von P&R-, B&R- und K&RAnlagen,
die optimale Gestaltung von Verknüpfungspunkten,
die Optimierung und Sicherung von Anschlüssen.
Der Reisezweck Freizeit weist als einziger eine positive Entwicklung auf. Eine Ursache hierfür wird u.a. in der hohen Bedeutung Kölns als Freizeitziel zu finden sein. Diese Entwicklung
sollte durch ein attraktives ÖPNV-Angebot weiter unterstützt
werden. Der Bedarf liegt aus Sicht der jungen und erwerbstätigen Bevölkerung hier schwerpunktmäßig am Abend bzw. am
Wochenende, aus Sicht der älteren, immer stärker werdenden
Bevölkerungsschicht (> 64-jährige) aber auch tagsüber. Seitens
des VRS wird deshalb zzt. geprüft, ob Bedarf für die Einführung
eines speziellen „Senioren-Tickets“ im Verbundraum besteht.
• Die Verkehrsmittelwahl innerhalb des ÖPNV hat sich deutlich zu
Gunsten des Schienenverkehrs (SPNV, Stadtbahn) entwickelt
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
17
1 Bestand
(von 24% in 1991 auf 30% in 2003). Der Anteil der P&R-, B&Rund K&R-Verkehre und der Systemwechsler Bus-SPNV bzw.
Bus-Stadtbahn hat sich ebenfalls verbessert.
Die Verlagerung der Verkehrsmittelnutzung innerhalb des
ÖPNV vom Busverkehr zum Schienenverkehr wird insbesondere auf den Ausbau der Angebote auf der Schiene (Inbetriebnahme der S-Bahn, Einführung des ITF) zurückgeführt. Hier
zeigt sich auch die große Bedeutung von geeigneten Verknüpfungen zwischen Busverkehr und Individualverkehr mit dem
SPNV.
Die Rücknahme der direkten Busverbindungen aus dem RheinErft-Kreis bis in die Kölner Innenstadt von 8 Linien (1991) auf
heute nur noch eine Linie (978) hat auch zu der (gewollten) Verlagerung der Fahrgäste auf die Schiene geführt.
In der Bevölkerungsbefragung wurde auch die Zufriedenheit der
Rhein-Erft-Kreis-Bevölkerung mit dem ÖPNV-Angebot untersucht.
Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild:
• Die Bewertung des ÖPNV-Angebotes durch die Rhein-ErftKreis-Bevölkerung fällt relativ gut aus. Dies gilt sowohl für alle
Befragten, als auch für die regelmäßigen ÖV-Nutzer. Es ergeben sich in nahezu allen Bewertungskriterien Übereinstimmun-
gen, auch wenn sich die Stammkunden deutlich zufriedener
zeigen.
• Die Kriterien Fahrzeugausrüstung/Komfort, Haltestellenausstattung und ÖPNV-Angebot/Bedienungshäufigkeit erhalten gute
Bewertungen.
• Verbesserungsbedürftig ist allerdings die Information über das
ÖPNV-Angebot. Haushalte mit Internetzugang sind besonders
unzufrieden mit der ÖPNV-lnformation (Zufriedenheitsrate:
38%).
Seit der Durchführung der Bevölkerungsbefragung ist insbesondere das Fahrgastinformationssystem des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) im Internet kontinuierlich weiterentwickelt worden (z. B. Haustür-Haustür-Auskunft, Routing HaustürHaltestelle, kartografische Darstellungen, Tarifberatung). Das
gegenwärtige Informationsmarketing und der Bekanntheitsgrad
der Internetinformation sollten jedoch hinterfragt und bei Bedarf
weiter verbessert werden.
• Während die regelmäßigen ÖV-Nutzer beim Kriterium ÖPNVErreichbarkeit keinen Handlungsbedarf sehen (Zufriedenheitsrate: 80%), bewertet die Gesamtheit der Rhein-Erft-KreisBevölkerung die ÖV-Erreichbarkeit eher schlecht (Zufriedenheitsrate: 44%). Differenziert man die Bewertungen der ÖV-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
18
1 Bestand
Erreichbarkeit nach Städten und Gemeinden (Basis: Einstufungen aller Personen), fallen die positiven Einstufungen in Hürth
und die weniger positiven Einstufungen in Elsdorf und Bedburg
auf.
Zusammenfassend lassen sich die folgenden Fahrgastzahlen
nennen (Anzahl Personenfahrten/Normalwerktag):
Die relativ schlechte Bewertung der ÖV-Erreichbarkeit ist zum
einen auf Einstufungen der Gelegenheitsnutzer zurückzuführen.
Zum anderen tragen die weniger positiven Einstufungen aus
den Kommunen Bedburg, Elsdorf, Bergheim, Erftstadt, Kerpen,
Pulheim und Wesseling zu diesem Ergebnis bei. Demgegenüber besteht in den Städten mit Stadtbussystem (Hürth und
Brühl) und in Frechen nur geringer Handlungsbedarf.
• 16.350 (11 %) im Nachbarorts- und Regionalverkehr innerhalb
des Kreises,
• 39.900 (26 %) im Binnenverkehr der kreisangehörigen Städte
und Gemeinden,
• 96.150 (63 %) im kreisgrenzüberschreitenden Nachbarorts- und
Regionalverkehr,
→ insgesamt 152.400 (100 %) im Binnen-, Quell- und Zielverkehr des Kreises.
Die ÖPNV-Verkehrsverflechtungen im Binnen-, Quell- und Zielverkehr des Rhein-Erft-Kreises zeigt das Bild 1-11.
Um einen Überblick über die gesamte Verkehrsnachfrage im
ÖPNV des Rhein-Erft-Kreises zu erhalten, müssen zusätzlich zu
den Verkehren der Rhein-Erft-Kreis-Bevölkerung auch die Verkehre von Personen mit Wohnsitz außerhalb des Rhein-Erft-Kreises
berücksichtigt werden. Zurückgegriffen wird hier auf Verkehrsaufkommens- und Verflechtungsinformationen, die im Rahmen der
VRS-Verkehrserhebung (1999/2000)1 gewonnen wurden.
1
ggf. anhand neuerer verbundweiter Erhebungen zu aktualisieren.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
19
1 Bestand
Erkenntnisse:
Æ Knapp 2/3 der ÖPNV-Nachfrage des Rhein-Erft-Kreises entfällt auf
den kreisgrenzüberschreitenden Verkehr. Die größte Bedeutung
hat dabei die Stadt Köln.
Æ Die ÖPNV-Mobilität der Rhein-Erft-Kreis-Bevölkerung stellt sich in
den verschiedenen Kommunen nicht gleichmäßig dar, sondern
schwankt u.a. in Abhängigkeit von der siedlungsstrukturellen Situation, der Motorisierung und der Qualität des vorhandenen ÖPNVAngebotes. Eine überdurchschnittlich hohe ÖV-Mobilität weisen die
Stadt Hürth und die Stadt Kerpen auf.
Æ Während der ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr insgesamt gesunken
ist, hat der ÖPNV bei Fahrten von/nach Köln an Bedeutung gewonnen. Hier trägt auch die positive Entwicklung des Reisezwecks
Freizeit zu bei.
Æ Die Bewertung des ÖPNV-Angebotes (Fahrzeugausrüstung / Komfort, Haltestellenausstattung und Bedienungshäufigkeit) durch die
Rhein-Erft-Kreis-Bevölkerung fällt relativ gut aus.
Æ Die weniger guten Bewertungen im Bereich Fahrgastinformation
müssen vor dem Hintergrund erheblicher Investitionen des VRS im
Bereich der Internetauskunft relativiert werden. Das gegenwärtige
Informationsmarketing und der Bekanntheitsgrad der Internetinformation sollten aber hinterfragt und bei Bedarf verbessert werden.
Bild 1-11: ÖPNV-Nachfrage im Regionalverkehr
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
20
2 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV
2. Entwicklung der Rahmenbedingungen
für den ÖPNV
2.1 Infrastrukturausbau
Das Land NRW hat eine „Integrierte Gesamtverkehrsplanung
(IGVP)“ durchgeführt und damit alle Infrastrukturplanungen in einem Instrument gebündelt. Ergebnis ist der Verkehrsinfrastrukturbedarfsplan, der als erster Teil der insgesamt 3-stufigen Landesverkehrsplanung den Bedarf an Landesstraßen und Schienenwegen (Bereich SPNV und kommunale Schiene) bis zum Jahr 2015
formuliert. Der für den öffentlichen Personenverkehr relevante Teil
„Schiene“ hat im Jahr 2006 Rechtskraft erlangt und damit den bisherigen ÖPNV-Bedarfsplan aus dem Jahr 1998 ersetzt.
Aus dem Verkehrsinfrastrukturbedarfsplan wird u.a der ÖPNVAusbauplan für die Schienenwege des SPNV und des kommunalen ÖPNV entwickelt, der als mittelfristiges Handlungsprogramm
(5 Jahre) die Umsetzung des Bedarfsplans konkretisiert.
Im Verkehrsinfrastrukturbedarfsplan Schiene 2006 sind für den
Rhein-Erft-Kreis folgende Vorhaben enthalten:
• Indisponible Vorhaben:
Köln, Weiden Bonnstraße - Kerpen, Buir; Streckenausbau
Brühl, Mitte - Brühl, Schwadorf; Streckenausbau
• Vorhaben der 1. Stufe (Vorhaben bis 2015):
Hürth, Hermülheim - Hürth, Zentrum; Verlängerung der
Stadtbahnlinie 19
• Vorhaben der 2. Stufe (Vorhaben nach 2015; Neubewertung
der Vorhaben bei Fortschreibung des Bedarfsplans):
Hürth, Kalscheuren - Bonn, Mehlem (-Remagen); Streckenausbau auf S-Bahnstandard
Köln, Hansaring - Hürth, Kalscheuren; Streckenausbau auf
S-Bahnstandard.
Das ÖPNV-Landesprogramm Infrastruktur baut auf dem derzeit
gültigen ÖPNV-Ausbauplan des Landes NRW (Grundlage: ÖPNVBedarfsplan 1998) auf und konkretisiert die kurzfristigen Förderabsichten des Landes Nordrhein-Westfalen in Infrastrukturmaßnahmen des SPNV und des kommunalen ÖPNV. Folgende Vorhaben
sind im Rhein-Erft-Kreis in das ÖPNV-Landesprogramm 2004 2008 aufgenommen worden:
• Kerpen-Horrem: ZOB,
• Kerpen-Horrem: P&R-Palette (560 + 240 Plätze).
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
21
2 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV
Im ÖPNV-Landesprogramm 2005 - 2009 wurde folgendes Vorhaben im Rhein-Erft-Kreis berücksichtigt (Beschluss durch den Regionalrat der Bezirksregierung Köln vom 9. Dez. 2005):
• Pulheim: Erweiterung von P&R-/B&R-Anlagen mit Zuwegung
am DB-Bahnhof in Pulheim-Stommeln (+71 Plätze).
Darüber hinaus erfolgt die Modernisierung von Bahnhöfen und
Haltepunkten im Rahmen des Landesprogramms „Moderne
Bahnhöfe für NRW“ (Modernisierungsoffensive). Diesbezüglich
hat die Landesregierung im Dezember 2000 mit der DB AG eine
Rahmenvereinbarung zur Modernisierung von mehr als 100 Bahnhöfen in Nordrhein-Westfalen unterzeichnet. Im März 2004 ist diese Rahmenvereinbarung aktualisiert worden. Im Rahmen der Modernisierungsoffensive sollen die Bahnhöfe der KBS 470 „Eifelstrecke“ und KBS 474 „linke Rheinstrecke“ an einheitliche Qualitätsstandards angepasst werden.
Für den Rhein-Erft-Kreis sind die Bahnhöfe Hürth-Kalscheuren,
Kierberg und Brühl einbezogen. Am Bahnhof Erftstadt ist zunächst
nur der Wetterschutz verbessert worden, da ein Zusammenhang
mit der Straßenbaumaßnahme K45n besteht.
hingegen erst nach 2008 in der 2. Stufe der Modernisierungsoffensive modernisiert werden.
Vom Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW (MBV)
wird die Initiative „Bahnflächen und Bahnhöfe zur Stadt machen“ verfolgt. Mit dem Modell NRW ist dort eine integrative Strategie zur Verknüpfung der verschiedenen Programme und Initiativen rund um Bahnhöfe und Bahnanlagen geschaffen worden. In
diesem Rahmen wird nach wie vor die Zielrichtung des inzwischen
eingestellten Aktionsprogramms „100 Bahnhöfe“ systematisch weiterverfolgt. Hier sind die Bahnhöfe Frechen-Königsdorf, KerpenBuir, Kerpen-Horrem und Pulheim-Stommeln einbezogen. Am
Bahnhof Pulheim ist die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes
bereits abgeschlossen.
Erkenntnisse:
Æ Die Möglichkeiten eines Infrastrukturausbaus werden durch den
verfügbaren Finanzrahmen stark eingeschränkt.
Æ Die verschiedenen Landesinitiativen in NRW bewirken aber eine
kontinuierliche Modernisierung und Ergänzung der vorhandenen
Infrastruktur.
Die Modernisierung des Bahnhofs Brühl erfolgt zurzeit. Die Umbaumaßnahmen am Bahnhof Kierberg werden voraussichtlich
2007 abgeschlossen sein. Der Bahnhof Hürth-Kalscheuren soll
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
22
2 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV
2.2 Strukturdatenprognose
Aus Arbeiten im Rahmen der integrierten Gesamtverkehrsplanung
des Ministeriums für Bauen und Verkehr (MBV) des Landes NRW
stehen Prognosewerte zur Strukturdaten- und Verkehrsentwicklung im Rhein-Erft-Kreis zur Verfügung (Bearbeitungsstand Mai
2002). Die erwartete Entwicklung der Strukturdaten wurde seitens
des Landes eng mit den betroffenen Gebietskörperschaften abgestimmt und ist für den Rhein-Erft-Kreis in Bild 2-1 dokumentiert.
Zum Vergleich ist neben den Werten des Rhein-Erft-Kreises die
landesweite Entwicklung (NRW insgesamt) aufgetragen (durch
Verwendung aktualisierter Daten ergeben sich bei den Schulplätzen und den Erwerbstätigen z. T. Unterschiede im Vergleich zu
den Angaben im NVP).
ist durchweg positiv und liegt deutlich über dem Landesmittel. Da
die im Rhein-Erft-Kreis Beschäftigten stärker wachsen als die Erwerbstätigen, ist mit einer Zunahme der Pendlerverkehre (Einpendler) zu rechnen.
Einwohner (gesamt)
0 - 5 Jahre
6 - 9 Jahre
12,3%
15,2%
19,1%
10 - 17 Jahre
18 - 64 Jahre
4,8%
0,4%
1,5%
2,1%
> 64 Jahre
Schulplätze
7,4%
3,2%
Erwerbstätige
Land/ Forstwirtschaft
Bergbau/ verarbeitendes Gewerbe BI/II
25,4%
12,6%
2,3%
2,1%
4,2%
Beschäftigte (gesamt)
Während landesweit bis zum Jahre 2015 in erster Näherung mit
einer Konstanz der Einwohnerzahl (- 0,6%) gerechnet wird, gewinnt der Rhein-Erft-Kreis Einwohner (+ 4,6%). Besonders stark
entwickelt sich die Altersgruppe der über 64-Jährigen (+ 25,4%).
Der erwartete Rückgang junger Menschen (unter 10 Jahre) führt
zu einem Rückgang der Schulplätze (- 2,3%) und damit des Schülerverkehrs.
4,6%
0,6%
7,4%
2,6%
7,7%
1,7%
Handel/ Dienstleistungen (BIII)
PKW
2,2%
3,8%
20,6%
13,8%
Rückgang Zuwachs
Rhein-Erft-Kreis
NRW
Bild 2-1: Entwicklung der Strukturdaten im Rhein-Erft-Kreis 1998-2015
(Quelle: Integrative Verkehrsplanung NRW)
Die Entwicklung der erwerbstätigen Einwohner des Rhein-ErftKreises (Erwerbstätige) und der im Rhein-Erft-Kreis Beschäftigten
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
23
2 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV
Überdurchschnittlich wächst bis zum Jahre 2015 auch die Anzahl
der im Rhein-Erft-Kreis zugelassenen Pkw (+ 20,6%). Während
1998 auf 1.000 Einwohner etwa 520 Pkw entfielen, werden für das
Jahr 2015 etwa 600 Pkw pro 1.000 Einwohner erwartet.
Die Mobilität der Bevölkerung wird ausgedrückt durch die durchschnittliche Anzahl Fahrten pro Einwohner und Werktag. Bild 2-2
zeigt, dass die Mobilität der Rhein-Erft-Kreis-Bewohner weiter
steigt. Im Jahr 2015 unternimmt jeder Einwohner des Rhein-ErftKreises durchschnittlich 2,75 Fahrten pro Werktag (ohne Fuß- und
Radwege).
[Fahrten/ Einwohner und Normalwerktag]
Motorisierter Verkehr
gesamt
1998
Motorisierter
Individualverkehr
1998
Öffentlicher
Personennahverkehr
1998
0,33
2015
0,35
2,47
2015
2,75
2,14
2015
2,40
Bild 2-2: Entwicklung der Mobilität im Rhein-Erft-Kreis
(Quelle: Integrative Verkehrsplanung NRW)
tätsrate im ÖV). Dadurch verschiebt sich der Modal Split weiter
zugunsten des MIV von 86,6% (ÖPNV: 13,4%, 1998) auf 87,3 %
(ÖPNV: 12,7%, 2015).
Als Folge der für den Rhein-Erft-Kreis erwarteten positiven Einwohner- und Mobilitätsentwicklung wird die Anzahl werktäglicher
Fahrten sowohl im MIV als auch im ÖPNV steigen (vgl. Bild 2-3).
Überdurchschnittliche Zuwächse können für den Geschäfts- und
Freizeitverkehr erwartet werden (+ 21,5%). Entscheidende Ursache hierfür dürfte die Altersentwicklung im Rhein-Erft-Kreis sein,
da ältere Menschen eine höhere Freizeitaktivität aufweisen als die
junge und berufstätige Bevölkerung. In Anbetracht des hohen Motorisierungsgrades der Rhein-Erft-Kreis-Bevölkerung können diese
Zuwächse für den ÖPNV nur bei einem attraktiven Angebot gewonnen werden.
Der Berufs- und Ausbildungsverkehr bleibt mit zusammen 63%
aller Fahrten die tragende Säule des ÖPNV. Die sinkenden Schülerzahlen führen jedoch zu einem Rückgang des Ausbildungsverkehrs. Gleichzeitig steigt die Zahl der Berufspendler. Für den
ÖPNV ergibt sich damit einer verstärkten Fokussierung des Angebotes auf die wahlfreie Bevölkerung.
Von der Entwicklung der Mobilität kann der ÖPNV jedoch nicht in
dem Maße profitieren wie der MIV (nahezu unveränderte Mobili-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
24
2 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den ÖPNV
Entwicklung 1998 bis 2015
Anteilswerte 2015
[%]
Fahrten (gesamt)
MIV
ÖPNV
41
Anteilswerte 2015
[%]
+ 17,1%
Regionalverkehr
+ 10,5%
MIV
Pendlerfahrten
ÖPNV
26
Versorgungsfahrten
18
33
19
Geschäfts-/
Freizeitfahrten
+ 10,1%
MIV
35
+ 16,9%
+ 5,2%
32
ÖPNV
Regionalverkehr
+ 15,7%
Orts-/Nachbarortsverkehr
Regionalverkehr
Orts-/Nachbarortsverkehr
+ 19,8%
+ 8,7%
+ 14,6%
MIV ÖPNV
+ 27,5%
MIV
ÖPNV
+ 19,2%
68
+ 9,2%
MIV
ÖPNV
+ 14,7%
Orts-/Nachbarortsverkehr
65
63
Entwicklung 1998 bis 2015
+ 21,5%
MIV ÖPNV
Bild 2-4: Entwicklung der räumlichen Verteilung des Verkehrs im RheinErft-Kreis (Quelle: Integrative Verkehrsplanung NRW)
Bild 2-3: Entwicklung der Verkehrsnachfrage im Rhein-Erft-Kreis
(Quelle: Integrative Verkehrsplanung NRW)
Bezogen auf die räumliche Verteilung des Verkehrs bleibt der (die
Kreisgrenze überschreitende) Regionalverkehr von besonderer
Bedeutung, und zwar sowohl im MIV als auch im ÖPNV. Rund
zwei Drittel aller werktäglichen Fahrten finden im Regionalverkehr
statt und überschreiten die Kreisgrenze (vgl. Bild 2-4). Die größeren Nachfragezuwächse entfallen aber auf den Orts- und Nachbarortsverkehr innerhalb des Rhein-Erft-Kreises. Beide Entwicklungen müssen bei der Angebotsgestaltung im ÖPNV berücksichtigt werden.
Erkenntnisse:
Æ Der Anteil der über 64-Jährigen nimmt bis 2015 deutlich zu.
Æ Die Anzahl der Schüler wird bis 2015 sinken. Damit wird die Bedeutung des Schülerverkehrs weiter rückläufig sein.
Æ Die Anzahl der werktäglichen Fahrten im ÖPNV wird wegen der
positiven Bevölkerungsentwicklung leicht steigen. Die größten Zunahmen werden im Freizeit- und Geschäftsverkehr erwartet. Hier
zeigt sich die Fortsetzung der in der Bevölkerungsbefragung festgestellten Entwicklung.
Æ Der Berufs- und Ausbildungsverkehr behält auch zukünftig mit zusammen 63% (2015) aller Fahrten seine hohe Bedeutung.
Æ Der Regionalverkehr wird auch 2015 mit einem Anteil von über 2/3
am Gesamtverkehr die tragende Säule des ÖPNV sein.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
25
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
3. Entwicklungsperspektiven
nenverkehr
im
Schie-
Für die im regionalen Verkehr eingesetzten Betriebsformen werden nachfolgend Entwicklungsperspektiven (hier zunächst für den
Schienenverkehr) konzipiert.
3.1 Grundlagen
3.2 SPNV
Nahverkehrssysteme müssen der speziellen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur des Raumes Rechnung tragen. Ein attraktives,
funktionsgerechtes und gleichzeitig wirtschaftlich tragbares Nahverkehrsangebot lässt sich am besten durch eine Kombination
verschiedener Betriebsformen erreichen. Grundlage hierfür bildet
eine nach Verkehrsaufgaben differenzierende Produktpalette. Die
Betriebsformen sind hierarchisch aufeinander abgestimmt und
miteinander verknüpft. Im Rhein-Erft-Kreis werden folgende
ÖPNV-Betriebsformen eingesetzt:
Das SPNV-Netz bildet das Rückgrat des überregionalen Nahverkehrs im Rhein-Erft-Kreis und erfüllt eine wichtige Verbindungsfunktion mit dem Umland.
• SPNV: RegionalExpress (RE), RegionalBahn (RB) und S-Bahn
• Kommunale Schiene: Regional-Stadtbahn (Linie 16, 18) und
Stadtbahn (Linie 7)
• Bus: Regionalbus und Stadtbus / Ortsbus
• Besondere Bedienungsformen: Anrufsammeltaxi (AST) und
Bürgerbus
Der Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Sieg (ZV VRS) ist
Aufgabenträger des SPNV. In seinem NVP 2002 hat der ZV VRS
ein Maßnahmenkonzept für die Entwicklung des SPNV aufgestellt.
Unterschieden wird zwischen einem kurz- bis mittelfristigen Maßnahmenkonzept und der langfristigen Verfolgung von Zielkonzepten.
Das kurzfristige Maßnahmenkonzept ist mit der Realisierung des
Integralen Taktfahrplanes (ITF) bereits umgesetzt. Im mittelfristigen Maßnahmenprogramm – mit einer Laufzeit von etwa 5 Jahren
– sind die Vorhaben des Landesprogramms „Moderne Bahnhöfe
für NRW“ und des Aktionsprogramms „100 Bahnhöfe“ für den
Rhein-Erft-Kreis enthalten. Im langfristigen Zielkonzept sind Vorhaben genannt, deren Realisierbarkeit und Zweckmäßigkeit noch
geprüft werden müssen. Die Zusammenstellung der Vorhaben
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
26
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
dient lediglich zur Sicherung der Option und ist nicht mit einer Verpflichtung zum Ausbau verbunden. Die Maßnahmen des langfristigen Zielkonzepts sind in Bild 3-1 dargestellt.
langfristige Strecken- und Bahnhofsmaßnahmen SPNV
Vorhaben
Maßnahme
KBS 474
„Eifelstrecke“
Einrichtung des 30’-Taktes für alle Stationen zwischen Köln und Euskirchen
längerfristige Einrichtung von S-BahnVerkehren im Rahmen des Projektes „SBahn-Westring Köln“
S-Bahn-Westring Köln
Neubau separater Gleise für den S-BahnBetrieb zwischen Köln-Hansaring und
Hürth-Kalscheuren
Hürth-Kalscheuren - Euskirchen
Infrastrukturausbau im Interesse eines SBahn-Betriebs mit Dieseltriebfahrzeugen
Hürth-Kalscheuren - Bonn
Streckenausbau für einen S-Bahn-Betrieb
Horrem - Bedburg (-Neuss)
Streckenausbau für einen S-Bahn-Betrieb
Bergheim-Zieverich
Verlegung des Bahnhofs
Bedburg
Verlegung des Bahnhofs
Bedburg-Mühlenpark
Neuer Haltepunkt
Hürth-Fischenich
Neuer Verknüpfungspunkt (neue S-Bahn
mit Stadtbahnlinie 18)
Bild 3-1: Langfristiges Zielkonzept für den SPNV
Quelle: NVP SPNV 2002, ZV VRS
Das langfristige Zielkonzept des NVP SPNV enthält u.a. Maßnahmen, die die in der Bestandsaufnahme (Kap. 1.1.2) aufgedeckten
Defizite im Fahrplanangebot beheben können:
• Mit der geplanten Einrichtung eines 30’-Taktes auf der KBS 474
würde die Zahl der Abfahrten pro Stunde und Richtung am Bf.
Brühl-Kierberg auf das Niveau der anderen SPNV-Halte angehoben.
• Durch den Ausbau der Strecke Horrem – Bedburg für den SBahn-Betrieb würde die Bedienungshäufigkeit erhöht und das
Betriebsende von heute 21.00 Uhr auf ca. 24.00 Uhr verschoben. Bis zur Realisierung des S-Bahn-Betriebs sollte aber vor
dem Hintergrund der Zuwächse im Pendler- und Freizeitverkehr
(vgl. Kap. 2.2) bereits die Bedienung der heute verkehrenden
RB38 in Richtung Köln bei festgestelltem Bedarf ausgeweitet
und damit eine kontinuierliche Angebotsverbesserung eingeleitet werden.
• Mit der geplanten Einrichtung des S-Bahn-Betriebs auf den
Strecken Köln – Euskirchen und Köln – Bonn würde das heute
durch die Überlagerung von mehreren Linien unregelmäßige
Taktmuster durch eine gleichmäßige und damit merkbarere Bedienung ersetzt.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
27
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Die Bestandsaufnahme hat neben den bestehenden Defiziten im
Fahrplanangebot auch Erschließungsdefizite entlang der Schiene
in Bedburg-Broich und -Kaster aufgezeigt. Diese können durch
Vorhaben des langfristigen Zielkonzeptes des NVP SPNV entschärft werden:
Mit dem geplanten Haltepunkt am Industriepark Mühlenerft wären im Jahre 2015 ca. 900 Beschäftigte an das Schienennetz
angebunden. Für die Stadtteile Broich, Kaster und Königshoven
würde sich die Reisezeit bei Fahrten in Richtung Neuss leicht
reduzieren.
• Durch die geplante Verlegung des Haltepunktes Bedburg in
Richtung Norden wird die Erschließung der zentralen Bereiche
in Bedburg deutlich und des Stadtteils Broich leicht verbessern.
Mit einem Haltepunkt in Kaster lägen der gesamte Stadtteil
Kaster und etwa ein Drittel des Stadtteils Königshoven im Einzugsbereich der Bahn. Im Jahr 2015 könnten damit ca. 7.500
Einwohner und ca. 400 Beschäftigte an das Schienennetz angeschlossen sein.
• Bedburg-Kaster hatte bis Mitte der 70er Jahre einen eigenen
Haltepunkt. Die Bahnstrecke führte damals von Bedburg aus
über Kaster in den Rhein-Kreis Neuss. In Folge des Braunkohletagebaus wurde die Strecke auf ihre heutige Trasse parallel zur L213 verlegt und führt damit südöstlich an Kaster vorbei.
Ursprünglich vorgesehen war, dass die Bahnstrecke nach Rekultivierung der Tagebauflächen wieder auf ihre alte Trasse mit
Haltepunkt in Kaster verlegt werden sollte (auch im VEP 1993
enthalten). Dieses Vorhaben ist jedoch aufgegeben worden: die
derzeitigen Infrastrukturplanungen (ÖPNV-Bedarfsplan NRW
und langfristiges Zielkonzept des ZV VRS) sehen den Ausbau
der heute vorhandenen Strecke vor mit einem neuen Haltepunkt
am Industriepark Mühlenerft (vgl. Bild 3-1).
Die deutlich höhere Zahl der erschlossenen Einwohner spricht
für eine Führung der Bahnstrecke über Kaster. Nachteil dieser
Variante sind jedoch die hohen Investitionskosten, die durch
den vollständigen Neuaufbau der Infrastruktur für die Bahnstrecke und den Haltepunkt Kaster benötigt werden. Diese Kosten
werden eine Realisierung dieser Variante in absehbarer Zeit
verhindern.
Um die Anbindung von Kaster an die Schiene dennoch zu
verbessern, sollte zusätzlich zu den Haltepunkten Bedburg und
Mühlenerft die Einrichtung eines dritten Haltepunktes in Höhe
der Kreuzung der Neusser Straße mit der L213 untersucht wer-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
28
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
den. Im Einzugsbereich dieses Haltepunktes würde auch ein
großer Teil des Stadtteils Broich liegen.
In Hürth-Fischenich ist im langfristigen Maßnahmenprogramm des
ZV VRS die Einrichtung eines neuen Verknüpfungspunktes im
Verflechtungsbereich der Stadtbahn mit der DB-Strecke Köln –
Euskirchen geplant. Durch einen Umstieg zwischen Stadtbahn und
Eisenbahn an diesem Verknüpfungspunkt würden neue SchienenVerbindungen innerhalb des Rhein-Erft-Kreises und mit der Stadt
Köln aufgespannt. Zum einen wird die Erreichbarkeit von Hürth
und Köln-Süd von Erftstadt und Brühl-West (Bf. Kierberg) aus
durch Umstieg auf die Stadtbahn verbessert. Zum anderen kann
ein Umstieg auf die Eisenbahn die Reisezeit zwischen Brühl-Süd
und Köln je nach Zielgebiet in Köln reduzieren. Ein weiterer Vorteil
des neuen Haltepunktes, ist seine günstige Lage zum Siedlungskörper Hürth-Fischenich im Vergleich zum vorhandenen Haltepunkt. Die Erschließung des Stadtteils Fischenich wird durch den
zusätzlichen Haltepunkt verbessert werden.
Die Verlegung des Bf. Zieverich in Richtung Osten ist schon seit
geraumer Zeit geplant. Durch diese Maßnahme würden die westliche Innenstadt von Bergheim und das Kreishaus besser an die
Schiene angebunden.
In Kap. 1.1.2 wurden Erschließungsdefizite auch in Pulheim und in
Erftstadt-Liblar festgestellt:
• Die tangentiale Lage der Schienentrasse zum Siedlungskörper
in Pulheim und in Erftstadt-Liblar führt zu einer einseitigen Erschließung dieser Stadtteile. Eine Verlagerung der Trassen und
damit eine Verbesserung der Erschließung der bestehenden
Stadtteile lassen sich aufgrund vorhandener Bebauung und hoher Investitionskosten kaum realisieren. Für die weitere Siedlungsentwicklung sollten aber die in unmittelbarer Nähe zu den
Bahnhöfen gelegenen Freiflächen berücksichtigt werden.
• In Pulheim führt die große Ausdehnung des Siedlungskörpers
entlang der Schiene zudem dazu, dass der vorhandene Bahnhof die Wohn- und Gewerbegebiete im Südosten des zentralen
Stadtbereichs nicht erschließen kann. Davon sind ca. 2.500
Einwohner und 3.000 Beschäftigte betroffen. Ein zusätzlicher
Haltepunkt etwa auf Höhe der Bonnstraße könnte hier mittelbis langfristig die Erreichbarkeit der Schiene weiter verbessern.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Auf die Realisierung der Vorhaben des NVP SPNV sollte von Seiten des Rhein-Erft-Kreises hingewirkt werden.
Æ Bei der Realisierung der Vorhaben des NVP SPNV sollte die Verlegung und Neueinrichtung von Haltepunkten, die zu einer Verbesse-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
29
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
rung der Erschließung durch die Schiene führt, und die geplanten
Taktverdichtungen vorrangig verfolgt werden.
Æ Bis zur Einführung des S-Bahn-Betriebs auf der Strecke Horrem Bedburg sollte die Bedienungshäufigkeit der heute verkehrenden
RB38 bei festgestelltem Bedarf erhöht und ggf. abends verlängert
werden.
Æ Mittel- bis langfristig ist die Machbarkeit zusätzlicher Haltepunkte in
Bedburg und Pulheim zu prüfen.
3.3 Industriebahnen
Neben den von RE, RB, S-Bahn und Stadtbahn befahrenen
Schienenstrecken ziehen sich industriell genutzte Bahntrassen
durch den Rhein-Erft-Kreis. Diese bislang nur für den Güterverkehr
genutzten Strecken sind jedoch möglicherweise geeignet, auch im
Personenverkehr befahren zu werden.
Bestand
Die RWE Power AG betreibt mit den beiden zweigleisigen Hauptstrecken Nord-Süd-Bahn und Hambachbahn sowie mit zahlreichen
Anschlussgleisen eine der größten Privatbahnen Deutschlands.
Die Trasse der Nord-Süd-Bahn verläuft von Hürth-Berrenrath
über Frechen-Grefrath, Bergheim-Niederaußem und Grevenbroich-Frimmersdorf (Rhein-Kreis Neuss) zum Tagebau Garzwei-
ler. Die Hambachbahn verkehrt von Bergheim-Niederaußem aus
zum Tagebau Hambach. Angeschlossen ist das Netz der RWE
Power AG an das SPNV-Netz mittels einer Anschlussstrecke zwischen Niederaußem und Rommerskirchen (KBS 490: Köln - Pulheim - Grevenbroich). Verbindungsgleise zum Stadtbahnnetz befinden sich in Frechen (Linie 7).
Eine andere industriell genutzte Schienenstrecke – die so genannte Querbahn – führt von Brühl-Vochem durch die Industriegebiete
in Brühl, vorbei am nördlichen Stadtrand von Wesseling bis zur
Stadtbahntrasse in Wesseling bzw. zum Rheinhafen in KölnGodorf.
Die so genannte Schwarze Bahn schließt in Hürth das Industriegebiet Knapsack an die Gleise der Stadtbahnlinie 18 in HürthHermülheim an.
Außerdem bestehen noch mehrere kurze Gleisabschnitte, die Industriegebiete und Industriebetriebe an das öffentliche Schienennetz anbinden.
Die bis 1995 im Personenverkehr genutzte Strecke Bedburg –
Elsdorf – Düren ist infolge geringen Fahrgastaufkommens stillgelegt worden. Die Trasse wird auf dem Abschnitt Elsdorf – Düren
dem Tagebau Hambach weichen.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
30
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
In Bild 3-2 sind die im Rhein-Erft-Kreis gelegenen Industriebahnen
zusammen mit den heute vom SPNV genutzten Strecken dargestellt.
Heutige Nutzung
Die Werkbahn der RWE Power AG bewältigt auf der Nord-SüdBahn und der Hambachbahn den Transport von Kohle und Abraum zwischen den Tagebaugebieten, den Veredlungsbetrieben,
den Kraftwerken und den Rekultivierungsflächen. An dieses
Schienennetz angeschlossen sind der Tagebau Hambach und der
Tagebau Garzweiler II. Geplant ist der Abbau im Tagebau
Garzweiler II bis ca. 2045 und im Tagebau Hambach bis ca. 2040.
Auf der Querbahn wurde bis 1981 Personenverkehr zwischen
Wesseling und Brühl Mitte betrieben. Heute befahren Güterverkehr
und ein- und ausrückende Stadtbahnfahrzeuge, die vom Betriebshof Wesseling aus auf der Stadtbahnlinie 18 eingesetzt werden,
die Strecke.
Die Schwarze Bahn übernimmt den Güterverkehr in das Industriegebiet Hürth-Knapsack.
Potential im Personenverkehr
Die Eignung der Industriestrecken für den Personenverkehr wird
nachfolgend zunächst für jede Strecke einzeln und anschließend
für Streckenkombinationen abgeschätzt.
1. Einzelstrecken
Die Nord-Süd-Bahn verläuft im Rhein-Erft-Kreis im Wesentlichen
durch unbesiedeltes Gebiet. Die Stadtteile Niederaußem und Oberaußem in Bergheim sowie Berrenrath in Hürth werden am Siedlungsrand von der Trasse tangiert. Die Frechener Stadtteile Habbelrath, Grefrath und Benzelrath werden weiträumig umfahren.
Zwischen den bebauten Flächen führt die Strecke der Nord-SüdBahn überwiegend durch rekultivierte Flächen ehemaliger Abbaugebiete und spannt so eine bislang weder im ÖPNV noch im IV
vorhandene Relation auf. Für den ÖPNV lässt sich aufgrund der
geringen Erschließungsfunktion der Strecke und der Abseitslage
von den Stadtzentren der Städte Bergheim, Frechen und Hürth
keine Verbindungsfunktion erkennen.
Die Hambachbahn verläuft von Niederaußem kommend weiträumig an Bergheimer und Elsdorfer Siedlungskörpern vorbei und
endet am Tagebau Hambach. Diese Trasse weist ebenfalls keine
Erschließungs- und Verbindungsfunktion im Personenverkehr auf.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
31
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Bild 3-2: Schienenstrecken im Rhein-Erft-Kreis
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
32
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Das Anschlussgleis von Niederaußem zur KBS 490 (Köln –
Pulheim – Grevenbroich – Mönchengladbach) in Rommerskirchen
(Rhein-Kreis Neuss) verläuft parallel zur Regionalbuslinie 971. Die
Schienenstrecke kann jedoch den Bergheimer Stadtteil Hüchelhoven und insbesondere die Gemeinde Rommerskirchen durch ihre
im Vergleich zum Straßenverlauf nach Osten verschobene Lage
deutlich schlechter erschließen als die Regionalbuslinie.
Die Verbindungsfunktion der Schienenstrecke ist gegenüber der
Buslinie ebenfalls eingeschränkt, da die Buslinie neben Niederaußem und Hüchelhoven auch Oberaußem und das Zentrum von
Bergheim anbindet. Auf der Schienenstrecke gelingt dies auch
durch die Nutzung eines Abschnitts der Hambachbahn bis Bergheim nicht, da die Hambachbahn den Siedlungskörper von Bergheim weiträumig umfährt.
Die Trasse der Schwarzen Bahn verläuft nach dem Abbiegen von
der Stadtbahnlinie 18 in Hermülheim parallel zum Hürther Stadtteil
Alt-Hürth bis in das Industriegebiet Knapsack. Eine Nutzung dieser
Strecke im Personenverkehr mit Anschluss an die Stadtbahn in
Hermülheim könnte für diese Stadtteile, die eine hohe Konzentration an Einwohnern und Arbeitsplätzen aufweisen, die Erreichbarkeit Kölns verbessern.
Heute erschließen die Stadtbuslinien 713 in regelmäßigem Takt
und 715 und 717 mit einzelnen Fahrten an Schultagen Alt-Hürth
und Knapsack. Die Stadtbahn kann nur durch Umstieg auf eine
andere Buslinie in Hürth Mitte oder durch eine umwegreiche Fahrt
mit der Linie 713 bis Fischenich erreicht werden.
Eine Verbesserung der Erreichbarkeit Kölns von Alt-Hürth und
Knapsack aus wird jedoch durch die geplante Verlängerung der
vorhandenen Stadtbahn bis Hürth Mitte (Stadtbahnlinie 19, vgl.
Kap. 3.4) bereits erreicht werden. In Hürth Mitte wäre dann ein
Umstieg vom Stadtbus auf die Stadtbahn möglich, ohne große
Umwege in Kauf nehmen zu müssen. Der Realisierungszeitpunkt
für diese Maßnahme ist jedoch noch nicht absehbar.
Die Querbahn führt nach dem Verlassen der Stadtbahnlinie 16 in
Wesseling zwischen dem Wohngebiet Berzdorf und dem gleichnamigen Industriegebiet entlang und quert in Brühl zunächst ausschließlich Industriegebiete. Anschlussgleise zur Stadtbahnlinie 18
liegen sowohl in Richtung Köln als auch in Richtung Bonn.
In Wesseling verläuft die Trasse durch heute im AST-Verkehr bediente Gebiete. Das Industriegebiet in Brühl wird durch die Stadtbuslinien 702 und 706 erschlossen. Die Strecke der Querbahn
spannt wie die Regionalbuslinie 990 die Verbindung zwischen
Brühl und Wesseling auf. Der Linienweg der Linie 990 liegt jedoch
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
33
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
deutlich günstiger zu den Siedlungsschwerpunkten als die Trasse
der Querbahn. Anders als die Schiene tangiert die Linie 990 das
Wohngebiet Berzdorf nicht nur, sondern durchquert es. In Brühl
wird das Wohngebiet nördlich der L184 von der Linie 990 bedient
und eine Anbindung an den Bahnhof Brühl ermöglicht. Um keinen
Parallelverkehr zu erzeugen, sollte entweder die Linie 990 beibehalten oder die Querbahn reaktiviert werden. Das höhere Fahrgastpotential der Regionalbuslinie spricht jedoch gegen eine Wiedereinführung von Personenverkehr auf der Querbahn.
2. Strecken-Kombinationen
Eine Verbindung der oben genannten Strecken untereinander oder
mit heute im ÖPNV genutzten Strecken kann die Eignung der Industriebahnen für den Personenverkehr ggf. verbessern.
Im Rahmen eines Gutachtens aus dem Jahr 1997 („Verlängerung
der KBS 481 (Bedburg – Horrem) bis Hürth als „Villebahn“ – Fahrgastprognose“, Ing.-Büro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH) wurde bereits das Fahrgastpotential einer Verlängerung der Schienenstrecke Bedburg – Horrem bis Hürth unter Einbeziehung der NordSüd-Bahn und der Schwarzen Bahn untersucht. Die Untersuchung
umfasste zwei Trassenvarianten:
• Unter dem Namen „Villebahn“ verläuft die Trasse ab Horrem
über die S-Bahn-Gleise der Strecke Köln – Düren bis zum
Kreuzungspunkt mit der Nord-Süd-Bahn. Hier wechselt sie auf
die Güterverkehrsstrecke und folgt dieser bis Hürth-Berrenrath,
wo ein Anschluss an die Schwarze Bahn hergestellt wird. Das
Ende der Untersuchungsstrecke bildet der StadtbahnHaltepunkt Hürth-Hermülheim. Die untersuchte Strecke
(Hauptstrecke) ist in Bild 3-3 gelb hinterlegt dargestellt.
• Als Alternative wurde eine Linienführung untersucht, die ab Horrem in Richtung Süden über stillgelegte Gleise bis KerpenGötzenkirchen führt, anschließend einem neu zu bauenden
Streckenabschnitt entlang des ehemaligen Tagebaus Frechen
folgt und in Frechen nach Passieren der Stadtteile Grefrath und
Habbelrath auf die Nord-Süd-Bahn einschleift. Der weitere Streckenverlauf entspricht der oben beschriebenen Trasse. Der alternative Abschnitt ist in Bild 3-3 gelb gestrichelt dargestellt.
Als Bedienungshäufigkeit wurde der Untersuchung ein 1-StundenTakt zwischen Bedburg und Hürth zugrunde gelegt. Mögliche siedlungsstrukturelle Veränderungen wurden nicht berücksichtigt. Außerdem wurde keine Modifizierung des Busliniennetzes vorgenommen.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
34
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Grenze der
Förderungswürdigkeit, die in NRW im Rahmen des ÖPNVBedarfsplanes bei 2.000 Fahrten/Tag festgelegt worden ist, für die
Streckenverlängerung ab Horrem mit der Hauptstrecke nicht erreicht und mit der alternativen Streckenführung gerade so erreicht
wird.
Vor dem Hintergrund einer ansteigenden Mobilität im Rhein-ErftKreis empfiehlt das Gutachten, langfristig die Option einer Nutzung
durch den Personenverkehr offen zu halten. Bevor weitere Untersuchungen zur betrieblichen und baulichen Machbarkeit und den
erforderlichen Investitionen durchgeführt werden, bedarf es zunächst einer Klärung der Übernahmemöglichkeit bzw. Nutzung der
Schienenstrecken im Personenverkehr.
Aus dem politischen Raum kommt der Vorschlag, die „Villebahn“
ab Hürth-Hermülheim um den Abschnitt der Stadtbahnlinie 18 bis
Brühl-Vochem zu verlängern, anschließend die Querbahn bis
Wesseling zu nutzen und dadurch das im Gutachten ermittelte
Fahrgastaufkommen deutlich zu steigern. Die angedachte Verlängerung ist in Bild 3-3 orange dargestellt.
Eine weitere Steigerung der Fahrgastzahlen wird auch durch die
Verknüpfung der Villebahn mit einer dann ggf. verlängerten Stadtbahnlinie 7 in Frechen, der Verknüpfung mit der DB-Strecke Köln –
Euskirchen am geplanten Verknüpfungspunkt Hürth-Fischenich
(vgl. Kap. 3.2) und einer Anbindung an die DB-Strecke Köln –
Bonn in Brühl erwartet.
Zusammenfassende Bewertung
Durch die verlängerte Villebahn würde eine neue Querverbindung
auf der Schiene aufgespannt, die den Rhein-Erft-Kreis von Bedburg im Nord-Westen bis Wesseling im Süd-Osten durchzieht. Von
Wesseling aus könnte Bonn und von Bedburg aus Neuss und
Düsseldorf erreicht werden.
Mit der Nutzung der verlängerten Villebahn im Personenverkehr
sind enorme Investitionskosten, deren genaue Höhe noch nicht
ermittelt wurde, verbunden. Ein wesentlicher Teil der Gleise ist
zwar vorhanden, jedoch müssen Verbindungen zwischen den verschiedenen Strecken (insbesondere zur Querung der DB-Strecke
in Horrem bzw. bei Wahl der alternativen Linienführung der Bau
eines neuen Schienenabschnitts zwischen Götzenkirchen und Frechen) geschaffen werden. Haltestellen entlang der Industriestrecken müssen gebaut und die Streckeninfrastruktur auf den Personenverkehr abgestimmt werden.
Dem gegenüber steht, dass die Einwohner-, Erwerbstätigen- und
Beschäftigtenzahlen sowie die Mobilität im Rhein-Erft-Kreis auch
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
35
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
in den nächsten 10 Jahren weiter steigen werden (vgl. Kap. 2.2).
Damit wird auch das Potential für die Einrichtung einer neuen
Schienenverbindung steigen. Ein großer Teil der durch die Villebahn aufgespannten Verbindung wird heute von der Regionalbuslinie 960 befahren (Bergheim – Kerpen-Horrem – Frechen –
Hürth), die mit einer Sitzplatzauslastung von über 40% zu den
stärksten Linien im Rhein-Erft-Kreis zählt (vgl. NVP 2003-2007).
Eine direkte Verbindung zwischen Hürth und Wesseling war bereits im VEP 1993 Bestandteil des Konzeptes (Wesseling – Hürth
– Kerpen – Elsdorf – Bergheim, Linie 940), ist jedoch bislang nicht
realisiert worden.
Vor diesem Hintergrund sollte auch aus heutiger Sicht langfristig
die Option offen gehalten werden, die verlängerte Villebahn für
den Personenverkehr zu entwickeln.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Die Trassen der Industriebahnen weisen aufgrund ihrer geringen
Erschließungs- und Verbindungsfunktion einzeln betrachtet kein
ausreichendes Potential im Personenverkehr auf. Insofern ist eine
integrierte Betrachtung der Industriebahn-Trassen erforderlich.
Æ Die Kombination der Industriebahnstrecken untereinander und mit
bereits heute im SPNV genutzten Strecken zur „Villebahn“ erhöht
ihre Eignung für den Personenverkehr. Eine Förderungswürdigkeit
ist jedoch mittelfristig nicht zu erwarten. Vor dem Hintergrund sich
positiv entwickelnder Strukturdaten und einer erwarteten weiter
steigenden Mobilität sollte jedoch die Option offen gehalten werden, diese Schienenstrecke zu einem späteren Zeitpunkt für den
Personenverkehr zu nutzen.
Æ Die Aussagen des Gutachtens zur „Villebahn“ sollten mittel- bis
langfristig überprüft und aktualisiert werden. Hierbei sollte auch eine Verlängerung der „Villebahn“ bis Wesseling Berücksichtigung
finden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
36
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Bild 3-3: Konzept „Villebahn“ mit möglicher Verlängerung bis Wesseling
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
37
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
3.4 Stadtbahn
Geplante Stadtbahnverlängerungen
Die Regional-Stadtbahn (Linie 16 und 18) übernimmt in der nach
Verkehrsaufgaben differenzierten Produktpalette die Flächenerschließung in der Region (innerhalb ihres Bedienungskorridors)
und die Verbindung von Städten und Gemeinden des Ballungsrandes mit dem Ballungskern. Die Stadtbahn (Linie 7) dient der
schnellen Verbindung im Einzugsbereich von Großstädten und der
Erschließung dicht besiedelter Achsen innerhalb von Großstädten.
• Verlängerung nach Frechen-West (Linie 7)
Eine Ausweitung des bestehenden Kölner Stadtbahnnetzes ist an
verschiedenen Stellen mit unterschiedlicher Planungstiefe vorgesehen. Die den Rhein-Erft-Kreis betreffenden Vorhaben sind in
Bild 3-4 dargestellt. Unterschieden wird hier nach den im Rahmen
der IGVP untersuchten Stadtbahnverlängerungen (rot) und möglichen weiteren Verlängerungen (grün).
Im Mai 2006 ist die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 von Weiden
Schulstraße bis zum neuen S-Bahn-Haltepunkt Weiden West in
Betrieb gegangen. Auf diese Weise konnte eine neue Verknüpfung
zwischen S-Bahn und Stadtbahn geschaffen werden. Gleichzeitig
wurde in Weiden West eine neue P&R-Anlage mit zunächst 400
Stellplätzen eröffnet.
Solange die Besiedlung des Neubaugebietes Grube Carl (Grefrather Weg) noch nicht abgeschlossen ist, kann die ÖPNVErschließung bis auf weiteres mit Bussen erfolgen. Langfristig wird
dort jedoch eine Einwohnerzahl von etwa 5.500 Personen erwartet. Für diesen Fall ist eine 1,9 km lange Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 über den derzeitigen Endhaltepunkt FrechenBenzelrath hinaus in das Neubaugebiet Grube Carl vorgesehen.
Eine Erschließung dieses Gebietes durch Verlängerung der Stadtbahn ermöglicht eine umsteigefreie, attraktive Verbindung bis in
die Kölner Innenstadt und wird dazu beitragen, den ÖPNV gegenüber dem IV weiter zu stärken.
Die Bewertung der angedachten Stadtbahnverlängerung der Linie 7 im Rahmen der IGVP hat bei einem ermittelten NutzenKosten-Quotienten von -0,47 dazu geführt, dass die Verlängerung
bis Frechen-West nicht in den Verkehrsinfrastrukturbedarfsplan
aufgenommen werden konnte. Das Vorhaben sollte jedoch im Interesse einer langfristig attraktiven ÖPNV-Erschließung von Frechen
West vom Rhein-Erft-Kreis unbedingt weiterverfolgt werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
38
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
• Verlängerung nach Hürth-Zentrum (Linie 19)
Durch die Führung über eine Güterstrecke (Schwarze Bahn) ab
Hürth-Hermülheim und den Neubau eines 1,5 km langen Streckenabschnittes bis Hürth-Mitte soll die Stadtbahnlinie 19 zum
ZOB im Zentrum von Hürth geführt werden. Hierdurch wird eine
Verknüpfung der Stadtbahn mit allen Linien des Stadtbussystems
in Hürth geschaffen. Die Erreichbarkeit von Köln wird dadurch insbesondere aus den im Süden und Westen gelegenen Hürther
Stadtteilen deutlich verbessert. Das Vorhaben trägt damit zur Attraktivitätssteigerung im ÖPNV bei.
Die Verlängerung der Linie 19 wurde im Rahmen der IGVP mit
einem Nutzen-Kosten-Quotienten von 2,79 bewertet und ist damit
in den Verkehrsinfrastrukturbedarfsplan in die 1. Stufe (Vorhaben
bis 2015) aufgenommen worden.
Die Stadt Hürth hat bereits in der im Bau befindlichen Straße
„Hürther Bogen“ die für den Neubauabschnitt der Stadtbahn notwendige Fläche in Mittellage freigehalten.
Bild 3-4: Perspektiven für Stadtbahnverlängerungen im Rhein-Erft-Kreis
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
39
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Mögliche langfristige Verlängerungen
Über die oben beschriebenen Planungen hinaus sind ggf. weitere
Verlängerungen der Stadtbahn auf dem Gebiet des Rhein-ErftKreises sinnvoll. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Strecken bzw. Streckenabschnitte:
• Verlängerung nach Pulheim-Brauweiler (Linie 1 bzw. 4)
Für eine Ausdehnung des Stadtbahnnetzes bis
Brauweiler sind zwei verschiedene Varianten denkbar:
Pulheim-
• Seitens der Stadt Köln ist langfristig eine Anbindung von KölnWiddersdorf an das Stadtbahnnetz durch eine Verlängerung der
Stadtbahnlinie 4 ab Köln-Bocklemünd in Richtung Westen angedacht. Nach Durchquerung von Widdersdorf wäre eine Verlängerung der Stadtbahn nach Pulheim-Brauweiler möglich.
• Eine ÖPNV-Anbindung von Brauweiler an den ÖPNV-Knoten
Weiden West durch die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 ist
eine mögliche Alternative.
Beide Verbindungen werden heute durch Regionalbuslinien aufgespannt. Die Linie 961 schließt Brauweiler an Köln-Weiden (Stadtbahnlinie 1) an. Die Linie 962 verbindet Brauweiler mit KölnBocklemünd (Stadtbahnlinie 3 und 4).
Zur Ermittlung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung nach
Brauweiler wird hier eine überschlägige Abschätzung durchgeführt
(Bild 3-5). Diese gilt sowohl für die Variante ab Widdersdorf (Verlängerung der Linie 4) als auch für die Variante ab Weiden (Verlängerung der Linie 1). Herangezogen werden die Fahrgastzahlen
auf den Regionalbuslinien 961 und 962 aus der VRSVerkehrserhebung 1999/2000. Die Angaben zum Einwohnerzuwachs bis 2015 sind aus den Daten, die zur Berechnung des IVNetzes herangezogen worden sind, abgeleitet. Die ÖPNV-Mobilität
basiert auf den Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung im RheinErft-Kreis für die Stadt Pulheim. Der gewählte 20’-Takt entspricht
dem tagsüber von der KVB auf den Stadtbahnen gefahrenen
Taktmuster (10-/20-Minutentakt).
Alle für die Ermittlung der Nachfrage getroffenen Annahmen sind
optimistisch gewählt. Es ergibt sich eine maximale Besetzung in
der Spitzenstunde von ca. 160 Fahrgästen pro Fahrt. Dieses
Fahrgastaufkommen entspricht in etwa einem mit allen Sitzplätzen
und wenigen Stehplätzen gefüllten Stadtbahnwagen in der in Köln
üblichen Doppeltraktion oder zwei mit Sitz- und Stehplätzen gut
besetzten Standardlinienbussen. Die durchschnittliche Besetzung
aller im Tagesverlauf durchgeführter Fahrten liegt bei 29 Fahrgäs-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
40
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
ten. Auch bei den positiven Annahmen (Bestfall) ergibt sich damit
ein eher Bus affines Nachfrageniveau.
Die hier ermittelten Nachfragewerte sind grobe Abschätzungen
und bedürfen zu gegebener Zeit einer vertiefenden Untersuchung
(standardisierte Bewertung), die auch die unterschiedlichen Linienführungen der beiden Varianten berücksichtigt.
Bei einem groben Vergleich der Linienführungen der zwei Varianten fällt auf, dass die Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 ab Widdersdorf nach Brauweiler überwiegend durch bebautes Gebiet
führt und die Anbindung des Gewerbegebietes Brauweiler an die
Schiene ermöglicht. Eine Stadtbahnverlängerung der Linie 1 ab
Weiden führt abgesehen von der Querung des Ortsteils Freimersdorf (ca. 150 Einwohner) durch unbebautes Gelände. Die Fahrtzeiten der beiden Varianten bis in die Kölner Innenstadt (Neumarkt)
sind etwa gleich groß und liegen bei ca. 30 Minuten.
Aus Sicht des Rhein-Erft-Kreises wäre damit eine Anbindung von
Brauweiler an die Linie 4 zu bevorzugen. Diese setzt allerdings
zunächst die Verlängerung der Linie 4 bis Köln-Widdersdorf voraus.
Nachfrageelement
Ergebnis
Substitution der heutigen Nachfrage im Busverkehr
1.850
Fahrgäste
Zuwachs durch Einwohnerzuwachs bis 2015
in Brauweiler und Dansweiler
(1.100 Einwohner * 0,26 Fahrten/EW/d)
290
Fahrgäste
Geschätzter Zuwachs durch induzierte Verkehre / neue P&R-Umsteigerströme
(+ 50 %)
1.070
Fahrgäste
Summe Nachfrage
3.210
Fahrgäste
110
Fahrten/d
Anzahl Fahrten je Tag (Mo-Fr),
Takt: alle 20 Min (5.00 - 20.00 h), alle 30 Min
(20.00 - 1.00 h)
Durchschnittliche Besetzung je Fahrt
29
Fahrgäste/Fahrt
Spitzenstundenanteil (geschätzt: 15 %)
480
Fahrgäste/h
Max. Besetzung Spitzenstunde (bei 20’-Takt)
160
Fahrgäste/Fahrt
Bild 3-5: Überschlägige Abschätzung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung bis Brauweiler (Bestfall)
• Verlängerung bis Frechen-Habbelrath (Linie 7)
Die Stadt Frechen hat sich für eine langfristig denkbare Weiterführung der Stadtbahnlinie 7 ab Frechen-West bis nach Habbelrath
bislang alle Optionen offen gehalten.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
41
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Zur Ermittlung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung nach
Habbelrath wird analog zur Verlängerung nach Pulheim-Brauweiler
eine überschlägige Abschätzung durchgeführt (Bild 3-6). Die Herkunft der Daten entspricht den oben genannten Quellen. Habbelrath liegt im Korridor zwischen Kerpen-Horrem und Frechen, der
heute durch die Regionalbuslinien 960, 964 und 976 bedient wird.
Für die Nachfrageermittlung werden die Fahrgastzahlen auf den
Regionalbuslinien 960 und 976 herangezogen. Die Regionalbuslinie 964 bleibt als durchgehende Verbindung zwischen KerpenHorrem und Frechen erhalten, um die aus dem westlichen Kreisgebiet kommenden Verkehre mit Ziel in Frechen nicht vollständig
in Habbelrath zu brechen und um die Erschließung von FrechenGrefrath und Habbelrath zu gewährleisten.
Alle für die Ermittlung der Nachfrage getroffenen Annahmen sind
auch hier optimistisch gewählt. Es ergibt sich eine maximale Besetzung in der Spitzenstunde von ca. 130 Fahrgästen pro Fahrt.
Dieses Fahrgastaufkommen entspricht in etwa einem mit allen
Sitzplätzen gefüllten Stadtbahnwagen in Doppeltraktion oder zwei
mit Sitz- und Stehplätzen besetzten Standardlinienbussen. Der
durchschnittliche Besetzungsgrad liegt bei 23 Fahrgästen pro
Fahrt. Auch bei den positiven Annahmen (Bestfall) ergibt sich damit ein eher Bus affines Nachfrageniveau.
Nachfrageelement
Ergebnis
Substitution der heutigen Nachfrage im Busverkehr
1.640
Fahrgäste
Zuwachs durch Einwohnerzuwachs bis 2015
in Habbelrath
(100 Einwohner * 0,25 Fahrten/EW/d)
30
Fahrgäste
Geschätzter Zuwachs durch induzierte Verkehre / neue P&R-Umsteigerströme
(+ 50 %)
840
Fahrgäste
2.510
Fahrgäste
110
Fahrten/d
Summe Nachfrage
Anzahl Fahrten je Tag (Mo-Fr),
Takt: alle 20 Min (5.00 - 20.00 h), alle 30 Min
(20.00 - 1.00 h)
Durchschnittliche Besetzung je Fahrt
23
Fahrgäste/Fahrt
Spitzenstundenanteil (geschätzt: 15 %)
380
Fahrgäste/h
Max. Besetzung Spitzenstunde (bei 20’-Takt)
130
Fahrgäste/Fahrt
Bild 3-6: Überschlägige Abschätzung der Nachfrage einer Stadtbahnverlängerung bis Habbelrath (Bestfall)
Die hier ermittelten Nachfragewerte sind grobe Abschätzungen
und bedürfen einer vertiefenden Untersuchung (standardisierte
Bewertung). Dies ist jedoch erst notwendig, wenn die Realisierung
des Vorhabens „Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 bis FrechenWest“ absehbar ist.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
42
3 Entwicklungsperspektiven im Schienenverkehr
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Die Verlängerung der Stadtbahnlinie 19 bis Hürth-Zentrum sollte
mit großem Nachdruck weiterverfolgt werden.
Æ Die Verlängerungen der Stadtbahnlinie 7 bis Frechen-West sollte
langfristig weiterverfolgt werden, abhängig von der Siedlungsentwicklung in Frechen-West.
Æ Die Abschätzung der Nachfrage für eine mögliche weitere Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 bis nach Frechen-Habbelrath ergibt ein
eher Bus affines Nachfrageniveau. Dieses Ergebnis sollte durch eine vertiefende Untersuchung überprüft werden, sobald die Realisierung der Stadtbahn-Verlängerung bis Frechen-West absehbar ist.
Æ Die Abschätzung der Nachfrage für die Stadtbahnverlängerung
nach Pulheim-Brauweiler (Stadtbahnlinie 1 bzw. 4) ergibt ebenfalls
ein eher Bus affines Nachfrageniveau. Die Option für eine Stadtbahnverlängerung sollte jedoch offen gehalten und mittelfristig einer detaillierten Verkehrsuntersuchung unterzogen werden. Für die
Anbindung von Brauweiler ist eine Verlängerung der Stadtbahn von
Widdersdorf (Linie 4) einer Verlängerung von Weiden (Linie 1) aufgrund einer höheren Erschließungswirkung vorzuziehen.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
43
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
4. Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
4.1 Produkte und ihre Verkehrsaufgabe
Das SPNV- und Stadtbahnnetz bildet das Rückgrat des (über-)
regionalen Nahverkehrs im Rhein-Erft-Kreis und erfüllt eine wichtige Verbindungsfunktion mit dem Umland, insbesondere mit der
Stadt Köln. Alle Kommunen des Rhein-Erft-Kreises sind mit Ausnahme der Gemeinde Elsdorf an das Schienennetz angeschlossen. In den Städten Erftstadt und Kerpen ist ein bzw. sind mehrere
Ortsteile an die Schiene angebunden, nicht aber das Stadtzentrum.
Vor diesem Hintergrund und zur Verbindung der Städte, Gemeinden und Ortslagen in der Region außerhalb der Schienenkorridore
ist ein ergänzendes Regionalbusnetz notwendig. Auf diese Weise
werden alle Kommunen durch die Bahn oder durch einen Regionalbus an die Nachbarkommunen und an die Zentren der Region
angebunden. In Korridoren ohne ergänzende Stadtbussysteme
übernehmen die Regionalbusse auch die Ortserschließung.
Nachfolgend wird eine Einteilung des Regionalbusnetzes entsprechend der Verkehrsaufgabe in zwei Teil-Netze vorgeschlagen:
• Regionales Grundnetz (RegioNetz): Die RegioBusse übernehmen großräumige Verbindungsfunktion innerhalb des
Rhein-Erft-Kreises und zu benachbarte Kommunen. Sie sind
möglichst direkt geführt und verkehren regelmäßig (Angebotssystem mit konsequentem 60’-Grundtakt, nachfrageabhängige
Angebotsverdichtungen). Die Linien des RegioNetzes verkehren auch am Samstag und am Sonntag ebenfalls im Takt (60’oder 120’-Takt). Ihre Betriebszeit beginnt am frühen Morgen
und endet am späten Abend bzw. in der Nacht. Sie bilden so
zusammen mit dem Schienennetz ein durchgehendes Angebot
an allen Wochentagen und damit ein merkbares System.
• Regionales Ergänzungsnetz: das regionale Ergänzungsnetz
gliedert sich in zwei Ebenen:
1. Ordnung: Die vertakteten Linien übernehmen auf nachbargemeindlicher Ebene die Anbindungen an Stadtbahn und
S-Bahn sowie an benachbarte Kommunen. Sie verkehren
montags bis samtags regelmäßig mit konsequentem Takt
(60’- oder 120’-Takt). Ob eine Bedienung am Samstagabend
und an Sonntagen stattfindet, richtet sich nach der Nachfragesituation auf den einzelnen Linien. Verkehre am Sonntag
werden ebenfalls im Takt durchgeführt (60’ oder 120’-Takt).
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
44
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
2. Ordnung: Nicht vertaktete Linien übernehmen den Busverkehr auf Relationen mit geringer Nachfrage und auf Relationen mit Schülerverkehr, die nicht durch andere Regionalbuslinien abgedeckt sind. AST-Verkehre ersetzen den Busverkehr in verkehrsschwachen Räumen und zu Zeiten mit
sehr geringer Nachfrage. Das Angebot wird ausschließlich
nachfrageorientiert gestaltet und orientiert sich im Fall des
Schülerverkehrs im Wesentlichen an den Unterrichtsanfangs- und -endzeiten.
Die vorgeschlagenen Produkte des Nahverkehrs im Rhein-ErftKreis und ihre Verkehrsaufgabe sind in Bild 4-1 noch einmal zusammenfassend dargestellt.
Die regionalen Verkehre werden im Rhein-Erft-Kreis auf lokaler
Ebene durch Stadtbussysteme in Brühl und Hürth sowie Stadt-/
Ortsverkehrslinien in Bedburg, Bergheim, Erftstadt, Frechen, Kerpen, Pulheim und Wesseling ergänzt. Auch im lokalen Verkehr
erweitern AST-Verkehre das Busangebot.
Produkt
Bahn
Stadtbahn
RegioBus
Regionalbus
1. Ordnung
Regionalbus
2. Ordnung
Verkehrsaufgabe
(Über)regionaler Schnellverkehr
Taktfahrplan
Regionaler/Städtischer Schnellverkehr
Taktfahrplan
Busverkehr mit regionaler Verbindungsfunktion innerhalb
des Rhein-Erft-Kreises und mit den umliegenden Kommunen
Taktfahrplan
Betriebstage: Montag - Sonntag
Anbindung an die Schiene und an benachbarte Städte
Taktfahrplan
Betriebstage: Montag bis Samstag; Sonntag nur bei entsprechender Nachfrage
Relationen bzw. Zeiten mit geringer Nachfrage sowie mit
Schülerverkehr
bedarfsorientierte Bedienung
Betriebstage: entsprechend der Nachfrage
Bild 4-1: Produkte im regionalen Verkehr und ihre Verkehrsaufgabe
Nachfolgend erfolgt eine Zuordnung der im Rhein-Erft-Kreis verkehrenden regionalen Buslinien zu den verschiedenen Produkten
im regionalen Verkehr (Regionales Grundnetz sowie Regionales
Ergänzungsnetz 1. und 2. Ordnung). Dabei wurde das heute vorhandene Liniennetz zu Grunde gelegt, das über viele Jahre entwickelt und optimiert wurde.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
45
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Die Linien des Regionalen Grundnetzes (RegioNetz) sind mit
Angabe des Linienverlaufs und des Bedienungszeitraumes in Bild
4-2 und grafisch in Bild 4-3 dargestellt. Die heute vorhandenen
Linienwege und Bedienungshäufigkeiten dieser Linien entsprechen im Wesentlichen dem Zielkonzept.
Abweichend von den Anforderungen des RegioNetzes bestehen
heute Unterbrechungen im durchgängigen 60’-Takt durch fehlende
oder vom Taktmuster abweichende Fahrten morgens und mittags
(Linien 920, 961, 963 und 976). Auf der Linie 920 entstehen durch
die alle 120’ stattfindende Schleifenfahrt über Brüggen, Balkhausen und Türnich zusätzlich abschnittsweise leichte Verschiebungen in den Abfahrtszeiten und damit kein konsequenter Takt.
Fahrten mit verkürztem Linienweg (Schülerfahrten, Verstärkerfahrten, Fahrten am Abend oder am Wochenende) treten bei allen Linien auf (Ausnahme ist Linie 960). Dieses Angebot deckt Nachfragespitzen ab bzw. orientiert sich an einer zeitlich bedingten geringeren Nachfrage (z. B. abends oder am Wochenende) und ist aus
wirtschaftlichen Gesichtspunkten erforderlich.
Ziel muss jedoch ein durchgängiger und damit merkbarer 60’Grundtakt ohne Lücken montags bis freitags tagsüber, am Abend
ggf. mit verkürztem Linienweg, und ein 60’- oder 120’-Takt am
Wochenende auf dem Hauptlinienweg bzw. dem nachfragestarken
Ast sein. Vor diesem Hintergrund wird vorgeschlagen, dass die
Linie 920 zukünftig keine Schleifenfahrten über Brüggen, Balkhausen und Türnich durchführt, sondern direkt von Gymnich nach
Kerpen verkehrt und damit einen einheitlichen Linienweg erhält.
Analog zu den Bildern des Regionalen Grundnetzes zeigen Bild
4-4 und Bild 4-5 die Linien des Regionalen Ergänzungsnetzes 1.
Ordnung. Im Wesentlichen entsprechen diese ebenfalls dem Zielkonzept.
Das Taktmuster der meisten Linien des Regionalen Ergänzungsnetzes 1. Ordnung ist heute vorwiegend morgens und mittags unterbrochen. Die Linie 985 verkehrt jede Stunde, jedoch sind die
Abfahrtszeiten insbesondere nachmittags unregelmäßig. Ziel muss
wie beim Regionalen Grundnetz auch hier ein durchgängiger Takt
sein. Einzelne Kurzläufer und Schülerfahrten treten bei den meisten Linien auf und sind nachfragebedingt notwendig.
Die Linien 941 und 975 verkehren heute überwiegend ohne Takt.
Mit einer vertakteten Linie 941 würde die Gemeinde Elsdorf, die
als einzige Kommune des Rhein-Erft-Kreises keinen Schienenanschluss besitzt, eine hochwertige und merkbare Anbindung an die
S-Bahn erhalten. Die Linie sollte daher in das Regionale Ergänzungsnetz 1. Ordnung aufgenommen werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
46
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Die Linie 975 spannt eine Nord-Süd-Verbindung von Bedburg bis
nach Erftstadt auf, bindet an mehrere Bahnhöfe an und hat damit
im Rhein-Erft-Kreis eine wichtige Verkehrsfunktion. Auf einigen
Abschnitten und in bestimmten Zeiträumen verkehrt die Linie heute bereits im Takt. Wünschenswert ist eine Aufwertung der Linie
durch die Einrichtung eines durchgängigen Taktes.
Die Linie 922 verkehrt montags bis freitags in der Hauptverkehrszeit gegenwärtig 2 bis 3-mal pro Stunde und im restlichen Tagesverlauf etwa 1-mal pro Stunde. Die Abfahrtszeiten finden nicht zur
gleichen Minute statt, sondern sind unregelmäßig. Am Wochenende wird die Linie im 120’-Takt betrieben. Als Zubringer zur S-Bahn
in Sindorf für die südlich gelegen Ortsteile von Elsdorf (Widdendorf
und Heppendorf), für den Bergheimer Stadtteil Ahe und für Kerpen
ist eine vertaktete Bedienung wünschenswert. Der Fahrplan der
Linie 922 sollte mit dem der Linie 941 (zwischen ElsdorfWiddendorf und Sindorf parallel geführt) abgestimmt werden.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Der Rhein-Erft-Kreis verfügt heute über ein hochwertiges Angebot
im regionalen Busverkehr. Eine Ausweitung des Angebotes ist vor
dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage kaum zu realisieren.
Æ Die Einrichtung einer hierarchischen Gliederung der Buslinien im
Regionalverkehr ist vor dem Hintergrund produktspezifischer Angebotsstandards (z. B. konstanter Linienweg, Taktfahrplan) und einer
deutlich verbesserten Merkbarkeit zu empfehlen (RegioNetz, regionales Ergänzungsnetz 1. und 2. Ordnung).
Æ Das heute noch vom Zielkonzept abweichende Angebot der Linien
des Regionalen Grundnetzes und des Regionalen Ergänzungsnetzes 1. Ordnung sollte dazu an die jeweiligen Produktstandards anpasst werden.
In Bild 4-6 und Bild 4-7 sind alle Linien dargestellt, die dem Regionalen Ergänzungsnetz 2. Ordnung zugeordnet sind. Ihr Fahrtenangebot richtet sich ausschließlich nach der Nachfrage.
In Bild 4-8 ist das Liniennetz aller im regionalen Verkehr eingesetzten Buslinien noch einmal zusammengefasst dargestellt.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
47
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Linie
Linienverlauf
Betriebstage
Mo-Fr
Sa
So
tags
abends
tags
abends
tags
abends
920
Erftstadt -Liblar - Bliesheim - Lechenich - Gymnich - Kerpen Sindorf - Horrem
X
X
X
X
X
X
960
Bergheim - Horrem - Frechen - Hürth-Mitte - Hürth-Hermülheim
X
X
X
X
X
X
961
Köln-Weiden - Pulheim-Brauweiler - Oberaußem - Bergheim
X
X
X
X
X
X
963
Köln-Weiden - Bergheim - Elsdorf
X
X
X
X
X
X
976
Frechen - Kerpen-Horrem - Kerpen - Kerpen-Buir (- KerpenManheim)
X
X
X
X
X
X
979
Hürth-Hermühlheim - Erftstadt-Liblar - Erftstadt-Lechenich - Erp
- Zülpich
X
X
X
X
X
X
980
Köln-Worringen - Pulheim - Frechen
X
X
X
X
X
X
990
Wesseling - Brühl - Erftstadt-Liblar - Erftstadt-Lechenich
X
X
X
X
X
X
Bild 4-2: Übersicht der Linien im geplanten Regionalen Grundnetz (RegioNetz)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
48
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Bild 4-3: Liniengrafik des geplanten Regionalen Grundnetzes (RegioNetz)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
49
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Linie
Linienverlauf
Betriebstage
Mo-Fr
Sa
So
tags
abends
tags
abends
tags
abends
125
Pulheim-Sinnersdorf - Köln-Esch - Pesch - Longerich - Chorweiler - Weiler
X
X
X
X
X
X
145
Frechen-Bachem - Frechen - Köln-Weiden - Lövenich - Widdersdorf - Bocklemünd
X
X
X
X
X
X
701
Brühl Mitte - Köln-Meschenich - Hürth-Hermühlheim
X
X
X
710
Hürth-Mitte - Stotzheim - Geuel - Frechen
X
X
X
807
Euskirchen - Zülpich-Mülheim - Niederberg - Borr - Friesheim Erftstadt-Lechernich
X
X
X
922
Bergheim Bf - Thorr - Heppendorf - Ahe - Sindorf - Kerpen
X
941
Elsdorf - Kerpen-Sindorf - Kerpen-Horrem
X
X
X
962
Köln-Bocklemünd - Widdersdorf - Brauweiler - Dansweiler Bergheim-Glessen
X
X
X
964
Kerpen-Horrem - Habbelrath - Grefrath - Frechen Rathaus
X
X
X
970
Köln-Bocklemünd - Pulheim - Pulheim-Stommeln - BergheimNiederaußem
X
X
X
971
Bergheim - Oberaußem - Niederaußem - Rommerskirchen
X
X
975
Erftstadt-Liblar - Kerpen - Kerpen-Horrem - Bergheim - Bedburg
- Bedburg-Kaster
X
977
Frechen Rathaus - Kerpen-Türnich - Erftstadt-Liblar
978
985
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Köln Hbf - Hürth-Efferen - Gleuel - Hürth-Berrenrath
X
X
X
X
X
X
Euskirchen - Weilerswist - Brühl Mitte
X
X
X
X
X
X
Bild 4-4: Übersicht der Linien im geplanten regionalen Ergänzungsnetz 1. Ordnung
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
50
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Bild 4-5: Liniengrafik des geplanten ergänzenden Regionalbusnetzes 1. Ordnung
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
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4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Linie
Linienverlauf
Betriebstage
Mo-Fr
tags
212
Nörvenich - Wissersheim - Pingsheim - Herrig - Lechenich
X
213
Nörvenich - Golzheim - Kerpen-Buir
X
228
Müddersheim - Pingsheim - Erftstadt-Herrig - Erftstadt-Lechenich (auf
Schülerverkehr ausgerichtet)
X
276
Düren - Golzheim - Buir/Blatzheim
X
283
Titz-Rödingen - Elsdorf (nur an Schultagen)
X
416
Immerath – Elsdorf (nur an Schultagen)
X
924
Bedburg-Rath - Bergheim
X
939
Bergheim - Zieverich - Manheim - Kerpen-Buir
X
940
Bergheim - Zieverich - Berrendorf - Elsdorf
X
984
(Swistal / Zülpich) Erftstadt - Weilerswist (überwiegend auf Schülerverkehr ausgerichtet)
X
988
Elsdorf - Bedburg (überwiegend auf Schülerverkehr ausgerichtet)
X
abends
Sa
tags
abends
So
tags
abends
X
Bild 4-6: Übersicht der Linien im geplanten regionalen Ergänzungsnetz 2. Ordnung (ohne AST und Bürgerbus)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
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4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Bild 4-7: Liniengrafik des geplanten ergänzenden Regionalbusnetzes 2. Ordnung (ohne AST und Bürgerbus)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
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4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Bild 4-8: Liniengrafik des geplanten regionalen Gesamtliniennetzes
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
54
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
4.2 Anpassung an Veränderungen im Schienennetz
Veränderungen im Schienennetz erfordern eine Überprüfung des
Busliniennetzes, um parallele Verkehre möglichst zu vermeiden
und günstige Verknüpfungen zwischen Bus und Schiene herzustellen.
Die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 von Weiden Schulstraße
bis zum neuen S-Bahn-Haltepunkt Weiden West ist zwischenzeitlich realisiert worden. Die Verknüpfung der Regionalbuslinien 961
und 963 mit der Stadtbahnlinie 1 erfolgt weiterhin an der Haltestelle Weiden Zentrum und damit im zentralen Bereich des Stadtteils
in unmittelbarer Nähe zum Einkaufszentrum in Weiden.
• Verlängerung Stadtbahnlinie 7
Da die Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 bis nach Frechen-West
eine langfristig geplante Maßnahme darstellt, ergibt sich diesbezüglich auf absehbare Zeit kein Anpassungsbedarf im Netz der
Regionalbuslinien in der Stadt Frechen.
• Verlängerung Stadtbahnlinie 19
Geplant ist eine Verlängerung der Stadtbahnlinie 19 in südwestliche Richtung bis zum ZOB in Hürth Mitte. Eine Verknüpfung zwi-
schen der Stadtbahn und den aus Richtung Westen und Süden
kommenden regionalen Buslinien 960 und 979 erfolgt heute an der
Haltestelle Hürth-Hermülheim. Dort enden beide Linien.
Die Linie 960 bedient vor dem Erreichen ihrer Endhaltestelle Hürth
Mitte. Bei der Realisierung der Stadtbahnverlängerung bis Hürth
Mitte sollte abhängig von der zukünftigen Bedienungshäufigkeit
auf der Stadtbahnverlängerung entschieden werden, ob eine Verknüpfung mit der Linie 960 in Hürth Mitte weiterhin in HürthHermülheim erfolgt. Bei einem 10’-Takt auf der Stadtbahn ist eine
Verknüpfung in Hürth Mitte zu empfehlen, um einen möglichst frühen Umstieg auf die Schiene zu ermöglichen. Ein 20’-Takt auf der
Stadtbahn bedeutet ein nicht kompatibles Taktmuster zum 30’Takt des Regionalbusses in der HVZ. In diesem Fall sollte das
Linienende weiterhin an der Haltestelle Hürth-Hermülheim liegen,
wo zusätzlich die Stadtbahnlinie 18 erreicht wird und Umstiege
von/aus Richtung Brühl und Bonn möglich sind.
Die Festlegung des zukünftigen Linienendes der Regionalbuslinie
979 sollte nach den gleichen Kriterien wie bei der 960 erfolgen.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Eine Anpassung des Linienverlaufs der Regionalbuslinien 960 und
979 ist bei einer Verlängerung der Linie 19 zu untersuchen.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
55
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
4.3 Anschluss Regionalbus - Schiene
Die Einrichtung von fahrplanmäßigen Anschlüssen zwischen Busund Schienenverkehr ist für den Rhein-Erft-Kreis insbesondere bei
den starken Verflechtungen mit der Stadt Köln von entscheidender
Bedeutung. Die Kölner Innenstadt ist heute im ÖPNV mit Ausnahme einer direkten Busverbindung (Linie 978) nur über die Schiene
zu erreichen. Umstiege zwischen Bus und Schiene ergeben sich
daher auf vielen Relationen.
Problematik bei der Anschlussherstellung
Die Bestandsaufnahme in Kap. 1.1.4 hat gezeigt, dass die Anschlussqualität im Rhein-Erft-Kreis nicht überall befriedigend ist.
Die Herstellung funktionierender Anschlüsse ist allerdings nicht
immer möglich, u. U. sogar unmöglich, da viele Abhängigkeiten
bestehen:
• Mehrere Verknüpfungspunkte im Linienweg
Bei Buslinien, die auf ihrem Linienweg mehr als einen Verknüpfungspunkt bedienen, verhindert die Fahrtzeit zwischen den Verknüpfungspunkten häufig einen Anschluss an allen Übergängen
zur Schiene. In diesen Fällen muss festgelegt werden, welcher
Anschluss Priorität hat, und ggf. durch abschnittsweise parallele
Busverkehre die Umsteigesituation an den anderen Verknüpfungspunkten verbessert werden.
Im Rhein-Erft-Kreis bedienen fast alle Regionalbuslinien mehr als
einen Verknüpfungspunkt mit der Schiene. Hinzu kommt, dass
auch Anschlüsse zu anderen Regionalbuslinien eingehalten werden müssen. Bei der Festlegung welche Verknüpfung zu optimieren ist sollte die Nachfragesituation das entscheidende Kriterium
darstellen. I.d.R. sind Verflechtungen zwischen Bus und Schiene
stärker nachgefragt als Verflechtungen innerhalb des Busnetzes
und sollten deshalb mit Priorität entwickelt werden. Bei den Verflechtungen zwischen Bus und Schiene sind im Rhein-Erft-Kreis
Anschlussbeziehungen morgens in Richtung Köln und abends aus
Richtung Köln vorrangig zu optimieren.
• Nicht kompatible Takte
Die nicht kompatiblen Takte von S-Bahn und Stadtbahn außerhalb
der Spitzenzeiten (20’-Takt) sowie der in der HVZ verdichteten
Regionalbuslinien (30’-Takt) führt dazu, dass nur maximal ein Anschluss pro Stunde zielkonform hergestellt werden kann.
Eine Umstellung der Regionalbuslinien auf einen 20’-Takt in der
HVZ würde optimale Bedingungen für eine Verknüpfung ermöglichen. Aufgrund der heute bestehenden Nachfragesituation ist eine
Ausweitung des Angebotes im Busnetz jedoch kurzfristig kaum
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
56
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
realisierbar. Eine Ausdehnung der Verdichtung zum 10’-Takt auf
der S-Bahn und der Stadtbahnlinien 7 und 16 auf die gesamte
HVZ wird aufgrund der Nachfragesituation ebenfalls kurzfristig
nicht umsetzbar sein. Mittel- bis langfristig ergeben sich vor dem
Hintergrund der bis 2015 prognostizierten Steigerung der Mobilität
im Rhein-Erft-Kreis jedoch bessere Vorraussetzungen für eine
Taktverdichtung.
müsste der Bus 1 bis 5 Minuten vor Abfahrt der Stadtbahn bzw. SBahn am Verknüpfungspunkt ankommen.
Kompatible Takte zwischen Schiene und Bus entstehen auch,
wenn S-Bahn und Stadtbahn im Tagesverkehr entsprechend der
Verkehre am Abend und am Wochenende im 7,5-/15-/30Minutentakt verkehren würden.
Um bereits heute beide Anschlüsse in der Stunde mit möglichst
geringen Wartezeiten herzustellen, müssen die Fahrpläne der
Stadtbahn bzw. S-Bahn und der Regionalbusse aufeinander abgestimmt werden. Die günstigste Variante ergibt sich wie in Bild 4-9
dargestellt, wenn die im 30’-Takt verkehrende Regionalbuslinie
(rot) 1 bis 5 Minuten (je nach Länge der Umsteigewege) nach Ankunft der im 20’-Takt verkehrenden Stadtbahn- bzw. S-Bahn-Linie
(blau) abfährt. Damit ergeben sich für den zweiten Anschluss immer noch zumutbare Wartezeiten von 11 bis 15 Minuten. Die 3.
Stadtbahn- bzw. S-Bahn pro Stunde kann allerdings nicht erreicht
werden. In Gegenrichtung (Umstieg von der Schiene auf den Bus)
Bild 4-9: Fahrplanabstimmung zwischen 20’- und 30’-Takt
• Fahrplanlage der Züge
Die Fahrplanlage der Züge in Richtung 1 zu den Zügen in Richtung 2 ist von entscheidender Bedeutung für die Realisierung von
Anschlüssen. Ein durchgebundener Bus kann – ohne längere Aufenthaltszeiten am Verknüpfungspunkt – entweder einen Anschluss
zur Schiene und einen von der Schiene oder beide Anschlüsse zur
Schiene bzw. von der Schiene herstellen.
Die Realisierung von beiden Anschlüssen zur bzw. von der Schiene ist in Bild 4-10 im Fall A dargestellt: die Züge fahren gleichzeitig
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
57
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
oder leicht Zeit versetzt. Der Bus muss den Verknüpfungspunkt
vor beiden Zügen (a) bzw. nach beiden Zügen (b) erreichen, um
beide Anschlüsse herzustellen.
In Fall B wird ein Anschluss zur Schiene und einer von der Schiene hergestellt: der Bus erreicht den Verknüpfungspunkt zwischen
den Abfahrten der Züge (Zug 2 fährt vor Zug 1 (a) bzw. Zug 2 fährt
nach Zug 1 (b)).
Im Rhein-Erft-Kreis, bei dem die meisten Umsteigebeziehungen
zwischen Bus und Schiene auf die Stadt Köln ausgerichtet sind,
bietet Fall B (a) die günstigste Ausgangslage. Die Buslinie kann
sowohl morgens den Anschluss an den Zug nach Köln als auch
nachmittags den Anschluss vom Zug aus Köln herstellen.
Bild 4-10: Anschlussmöglichkeiten zwischen Bus und Schiene
Liegt Fall A vor, so ist mit einer gleich bleibenden Abfahrtzeit des
Busses über den Tag nur entweder der Anschluss nach Köln (a)
oder von Köln (b) möglich. Um morgens die Umsteigebeziehungen
nach Köln und nachmittags von Köln entsprechend der Lastrichtung zu optimieren, muss eine Verschiebung der Abfahrtszeit im
Tagesverlauf vorgenommen werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
58
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Anschlussinformation und Anschlussgarantie
Über fahrplanmäßige Anschlüsse muss zumindest an den wichtigsten Verknüpfungspunkten informiert werden. Die Einrichtung
geeigneter Anschluss- und Fahrgastinformationssysteme an Verknüpfungspunkten trägt bei
• zur Information der Fahrgäste über die Anschlussverkehrsmittel
und deren Abfahrtszeit,
• zur Reduzierung von verpassten Anschlüssen, indem das Fahrpersonal der Busse bei Fahrplanunregelmäßigkeiten auf der
Schiene in einem gewissen Rahmen seine Abfahrtzeit an die
Verspätung des Zuges anpassen kann und
• zur Erhöhung des Vertrauens der Fahrgäste in die Zuverlässigkeit des Verkehrssystems Schiene – Bus.
Das ReisendenInformationsSystem (RIS) bei der Deutschen Bahn
AG bildet die Datenbasis für die Information über Anschlüsse vom
DB-Verkehr zum kommunalen ÖPNV. Bislang ist RIS im RheinErft-Kreis noch nicht eingerichtet. Seitens des VRS ist am Bahnhof
Overath (Rheinisch-Bergischer Kreis, RB 25) in einem Probebetrieb die Einrichtung einer Anschlussinformationsanlage geplant,
die auf Daten aus RIS zugreift.
Für die Realisierung von Anschlüssen zwischen kommunalen Verkehrsunternehmen sind rechnergesteuerte Betriebsleitsysteme
(RBL) und digitaler Bündelfunk (Regiofunk) eine wichtige Voraussetzung. Im VRS wird digitaler Bündelfunk bislang nur von den
Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) eingesetzt. Eine Ausweitung ist
derzeit nicht absehbar.
Anschlüsse zum Schienenverkehr werden durch die Busse der
RVK heute auf Sicht (einfahrender Zug bzw. zuströmende Fahrgäste) mit einem tageszeitabhängigen Spielraum in den Abfahrtszeiten hergestellt. Wünschenswert ist der Aufbau eines unternehmensübergreifenden Anschlusssicherungssystems, das Fahrplanabweichungen – insbesondere wenn sie im SPNV auftreten – an
den Busverkehr übermittelt. In Kenntnis der Verspätung kann die
Abfahrtszeit der Busse ggf. in einem gewissen Maß angepasst und
so knapp verpassten Anschlüssen vorgebeugt werden.
Die Realisierung von Anschlüssen zu Buslinien mit geringer Bedienungshäufigkeit (z.B. 60’-Takt) ist von besonderer Bedeutung,
da verpasste Anschlüsse hier schnell zu langen Wartezeiten führen. Im Spätverkehr und am Wochenende tritt diese Problematik
ebenfalls auf. Auch im Hinblick auf die in Zukunft steigende Bedeutung des Freizeitverkehrs sollte die Realisierung von Anschlüssen zu diesen Zeiten von besonderer Bedeutung sein.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
59
4 Entwicklungsperspektiven im regionalen Busverkehr
Zur Sicherung von Anschlüssen insbesondere abends und nachts
bieten so genannte „Anschlussgarantien“ eine kundenfreundliche
Lösung. Sollte ein fahrplanmäßiger Anschluss nicht realisiert werden können, wird den betroffenen Fahrgästen ein Taxi für die Weiterfahrt zur Verfügung gestellt. In der Regel werden die anfallenden Kosten vollständig vom Verkehrsunternehmen übernommen.
Anschlussgarantien auf ausgewählten Verbindungen bieten bereits
mehrere Verkehrsunternehmen in NRW an. Anzustreben ist eine
im gesamten VRS-Raum einheitliche Regelung – entsprechend
der verbundweit geltenden Mobilitätsgarantie.
Busbeschleunigung auf der Kreisstraße K25
Ein rechnergesteuertes Beschleunigungs- und Betriebsleitsystem
(RBBL) wurde für die Regionalverkehr Köln GmbH auf der Kreisstraße K25 eingerichtet. Davon profitieren insbesondere die Regionalbuslinie 980 und abschnittsweise die Linien 960 und 710.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Anschlüsse auf stark nachgefragten Relationen und zu stark nachgefragten Zeiten haben Priorität bei der Anschlussoptimierung. Insbesondere sollte die Realisierung von Anschlüssen morgens in
Richtung Köln und abends aus Richtung Köln höchste Priorität haben.
Æ Sofern die Fahrplanlage der Züge einen Anschluss morgens in
Richtung Köln und abends aus Richtung Köln nicht möglich macht,
sollte die Abfahrtzeit der Buslinien im Tagesverlauf geändert werden.
Æ Die Nachfrageentwicklung sollte regelmäßig überprüft werden, um
mittel- bis langfristig durch Angebotsverdichtung möglichst durchgängig kompatible Taktmuster zwischen S-Bahn, Stadtbahn und
Bus einzurichten.
Æ Wartezeiten, die durch nicht kompatible Takte entstehen, sollten
durch eine optimierte Abstimmung der Ankunfts- und Abfahrtszeiten
möglichst gering gehalten werden.
Æ Mit dem Aufbau eines unternehmensübergreifendes Anschlusssicherungssystem sollte begonnen werden.
Æ Auf die verbundweite Einrichtung einer Anschlussgarantie, mindestens für die Abend- und Nachtstunden, sollte hingewirkt werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
60
5 Entwicklungsperspektiven im P&R- und B&R-Verkehr
5. Entwicklungsperspektiven
und B&R-Verkehr
im
P&R-
Die Gestaltung der P&R- und B&R-Anlagen liegt im Aufgabenbereich der Städte und Gemeinden. Nachfolgend werden die durch
die Kommunen geplanten Erweiterungen der P&R- und B&RAnlagen dargestellt. Der jeweilige Realisierungszeitpunkt ist aufgrund der nicht absehbaren Genehmigung von Fördergeldern jedoch noch ungewiss.
Die über die Planungen der Kommunen hinausgehende Einrichtung neuer P&R-Anlagen wird anschließend betrachtet. Angaben
zur Auslastung der Anlagen liegen hierzu nicht vor.
hof, Frechen Kirche, Frechen Rathaus, Frechen Mühlengasse
und Wesseling Süd sowie
• im SPNV der Bahnhof Bergheim Zieverich.
Kommune
Bedburg
Bergheim
Brühl
Erftstadt
Frechen
P&R-Anlagen
In Bild 5-1 sind die von den Städten geplanten Erweiterungen der
P&R-Anlagen aufgeführt. Die angegebenen Realisierungszeitpunkte sind als Anhaltswerte zu verstehen.
Haltepunkte, die nach den derzeitigen Planungen der Kommunen
auch zukünftig über keine P&R-Anlage verfügen werden, sind
• entlang der Stadtbahn die Haltepunkte Hürth Efferen, Brühl
Nord, Brühl Mitte, Brühl Süd, Brühl Schwadorf, Frechen Bahn-
Hürth
Kerpen
Pulheim
Wesseling
Maßnahmen an P&R-Anlagen
Bau einer neuen P&R-Anlage im Zuge der Verlagerung
des Haltepunktes Bedburg. Die Planung sieht zwei Varianten vor (Variante I: 67 Stellplätze, Variante II: 60 Stellplätze).
Erweiterung P&R-Anlage in Quadrath-Ichendorf von 40 auf
60 Stellplätze ca. 2008.
z.Zt. keine Planung
Im Zuge der Osttangente entsteht am Bf. Erftstadt ein
P&R-Parkhaus mit 450 bis 700 Stellplätzen abhängig von
der endgültigen Größe des Parkhauses.
Erweiterung P&R-Anlage am Bf. Königsdorf von 202 auf
435 Stellplätze, 12 K&R-Plätze sollen eingerichtet werden.
z.Zt. keine Planung
Bau eines neuen P&R-Parkhauses in Horrem im Gleisdreieck mit 400 bis 500 Stellplätzen.
Einrichtung von 150 zusätzlichen P&R-Stellplätzen in
Stommeln ca. 2008.
Ersetzen der vorhandenen P&R-Anlage am Haltepunkt
Wesseling-Zentrum durch ein P&R-Parkhaus (1. Baustufe:
200 Stellplätze mit Erweiterungspotential) im Zuge des
Innenstadtkonzeptes Wesseling (2006-2010).
Bild 5-1: Geplante Maßnahmen an P&R-Anlagen durch die Kommunen
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
61
5 Entwicklungsperspektiven im P&R- und B&R-Verkehr
In Bild 5-2 ist die Abdeckung des Rhein-Erft-Kreises durch die
heute vorhandenen P&R-Anlagen dargestellt. Der Einzugsbereich
der P&R-Anlagen ist mit einem Radius von 5 km angesetzt worden, entsprechend einer Zu-/Abgangszeit von bis zu 10 Minuten.
Bild 5-2 zeigt, dass P&R-Anlagen entlang der Schienenstrecken im
Rhein-Eft-Kreis flächendeckend vorhanden sind. Vor diesem Hintergrund besteht kein Bedarf an zusätzlichen P&R-Anlagen.
Um einen über die Ausbaupläne der Kommunen hinausgehenden
möglichen zusätzlichen Bedarf an Stellplätzen festzustellen, sollte
an den heute vorhandenen Anlagen – vorzugsweise in Zusammenarbeit mit dem VRS – eine Auslastungsuntersuchung durchgeführt werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
62
5 Entwicklungsperspektiven im P&R- und B&R-Verkehr
Bild 5-2: Einzugsbereiche der heute vorhandenen P&R-Anlagen (Radius = 5 km)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
63
5 Entwicklungsperspektiven im P&R- und B&R-Verkehr
B&R-Anlagen
Bild 5-3 zeigt die durch die Städte geplanten Maßnahmen an B&RAnlagen.
Kommune
Bedburg
Bergheim
Brühl
Erftstadt
Frechen
Hürth
Kerpen
Pulheim
Wesseling
Maßnahmen an B&R-Anlagen
Im Zuge der Verlegung des Bahnhofs entsteht eine neue
B&R-Anlage (Anzahl Stellplätze steht noch nicht fest).
In Quadrath-Ichendorf entstehen 15 neue Stellplätze ca. im
Jahr 2008.
z.Zt. keine Planung
Im Zuge der K45n entsteht am Bf. Erftstadt eine neue
B&R-Anlage (Anzahl Stellplätze steht noch nicht fest).
Frechen-Bahnhof: +3 Fahrradboxen (2005/2006)
Erweiterung B&R-Platz am Bf. Königsdorf von 70 auf 168
Stellplätzen
Erweiterung der B&R-Anlage am Haltepunkt Kiebitzweg
um ca. 40 überdachte Stellplätze in 2005/2006
Am Bf. Kerpen-Horrem sind 120 zusätzliche B&RStellplätze geplant.
Erweiterung um 100 Stellplätze mit Überdachung in Stommeln ca. im Jahr 2008.
evtl. Verlegung der B&R-Anlage am Hp. Wesseling Zentrum im Zuge des Innenstadtkonzeptes Wesseling (20062010)
nahme z. B. Wesseling-Süd) sowie an ausgewählten Haltestellen
des RegioNetzes eine B&R-Anlage vorzuhalten, deren Stellplätze
diebstahlsicher und möglichst überdacht sind.
Empfohlene Maßnahmen:
Æ Zur Abklärung des Bedarfs an zusätzlichen P&R-Stellplätzen sollte
ein Auslastungsmonitoring an den vorhandenen P&R-Anlagen erfolgen.
Æ Der Rhein-Erft-Kreis sollte darauf hinwirken, dass an jedem Schienenhaltepunkt und an ausgewählten Haltestellen des RegioNetzes
eine diebstahlsichere und möglichst überdachte B&R-Anlage zur
Verfügung steht.
Bild 5-3: Geplante Maßnahmen an B&R-Anlagen durch die Kommunen
Zusätzlich zu der Erweiterung der vorhanden B&R-Anlagen sollte
das Ziel verfolgt werden, an möglichst jedem SPNV-Halt (Aus-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
64
6 Handlungskonzept
6. Handlungskonzept
Ein Verkehrsentwicklungsplan ist das strategische Instrument der
kurz-, mittel- und langfristigen Verkehrsplanung. Als solches geht
der VEP deutlich über die kurzfristig, d.h. auf ca. 5 Jahre angelegte Rahmenkonzeption eines Nahverkehrsplans hinaus und bildet
die Grundlage für eine zielgerichtete Fortschreibung des NVP.
Die aufgezeigten Entwicklungsperspektiven des VEP lassen sich
in kurzfristige Maßnahmen (Perspektive bis 5 Jahre), mittelfristige
Maßnahmen (Perspektive 5 bis 10 Jahre) und langfristige Maßnahmen (Perspektive mehr als 10 Jahre) unterteilen.
Die kurzfristige Entwicklung des regionalen ÖPNV im RheinErft-Kreis sollte im Rahmen der anstehenden Fortschreibung des
NVP konkretisiert werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die zu erwartenden Kürzungen der Transfermittel für
den SPNV (mit der Folge von möglicherweise spürbaren Angebotseinschränkungen) und dem zunehmenden wirtschaftlichen
und politischen Druck, ÖPNV-Leistungen verstärkt im Wettbewerb
zu vergeben, dürfte dabei folgenden Maßnahmenbereichen besondere Bedeutung zukommen:
→ Neuausrichtung des regionalen Busverkehrs an einheitlichen
produktspezifischen Angebotsstandards (RegioNetz, regionales
Ergänzungsnetz 1. und 2. Ordnung) im Interesse einer deutlich
verbesserten Merkbarkeit und – damit verbunden – verbesserten Fahrgastattraktivität (Basis: aktuelles Leistungsvolumen).
→ Auslastungsanalyse der vorhandenen Leistungsangebote auf
der Basis aktueller Zählwerte (möglichst kursscharf).
→ Kostenoptimierung der vorhandenen Leistungsangebote, u.a.
durch Überprüfung der gegenwärtigen Betriebsform. Dabei sollte insbesondere an einen verstärkten Einsatz von Taxibussen,
Anruf-Sammeltaxi und ggf. Bürgerbussen gedacht werden. Besonders sollten die Angebote zu nachfrageschwachen Zeiten
(z. B. Abend, Wochenende) überprüft werden.
→ Optimierung der Anschlüsse Bus-Schiene, insbesondere an
Haltestellen mit hohem Umsteigerpotenzial sowie auf stark frequentierten Umsteigebeziehungen. Auf die Einrichtung einer
verbundweiten Anschlussgarantie, mindestens für die Abendund Nachtstunden, sollte hingewirkt werden.
→ Der Aufbau eines unternehmensübergreifenden Anschlusssicherungssystems zur Realisierung von Anschlüssen vom SPNV
auf den kommunalen Verkehr sollte angestrebt werden. Die dafür erforderliche Datenbasis über die aktuelle Verspätungslage
im SPNV steht seit Sommer 2006 bereit und wird fortan in das
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
65
6 Handlungskonzept
elektronische Fahrplanauskunftssystem ASS des VRS einbezogen.
→ Potenzialanalyse mit Hilfe eines zzt. im Auftrag des VRS entwickelten Programmsystems mit dem Ziel, Angebotslücken im
ÖPNV zu erkunden und die Wirkungen angebotsverbessernder,
aber auch angebotseinschränkender Maßnahmen zu quantifizieren (Entscheidungsgrundlage zur Bewertung des vorgeschlagenen Maßnahmenprogramms).
Die mittelfristige Entwicklung des regionalen ÖPNV im RheinErft-Kreis sollte an folgenden Maßnahmen ausgerichtet werden:
• Regionaler Schienenverkehr
→ Die Verlegung und Neueinrichtung von Haltepunkten und die
geplanten Taktverdichtungen führen zu einer Verbesserung der
Erschließung durch die Schiene und sollten deshalb vorrangig
verfolgt werden. Dabei sollte auch die Einrichtung zusätzlicher
Haltepunkte in Bedburg und im Süden von Pulheim geprüft
werden.
→ Bis zu einer möglichen Einführung des S-Bahn-Betriebs auf der
Strecke Horrem – Bedburg sollte die Auslastung der heute verkehrenden RB38 beobachtet, die Bedienungshäufigkeit bei Bedarf erhöht und die Betriebszeit am Abend ggf. verlängert werden.
→ Eine Nutzung der Industriebahnstrecken durch Personenverkehr sollte offen gehalten werden. Personenverkehr ist hier jedoch kurz- bis mittelfristig nicht wirtschaftlich zu betreiben. Der
entscheidende Grund liegt in der geringen Erschließungswirkung der Schienenstrecken und der dadurch bedingten unzureichenden Nachfrage bezogen auf den Einsatz von Schienenverkehrsmitteln.
→ Die Verlängerung der Stadtbahnlinie 19 bis Hürth-Zentrum sollte mit Nachdruck weiterverfolgt werden.
→ Die Option einer Stadtbahnverlängerung nach PulheimBrauweiler (Stadtbahnlinie 1 bzw. 4) sollte offen gehalten werden. Für die Anbindung von Brauweiler ist eine Verlängerung
der Stadtbahn von Widdersdorf (Linie 4) einer Verlängerung von
Weiden (Linie 1) aufgrund einer höheren Erschließungswirkung
vorzuziehen. Die zu erwartende Verkehrsnachfrage und die
verkehrswirtschaftliche Situation sollten vertiefend untersucht
werden.
• Regionaler Busverkehr
→ Auslastungsmonitoring der vorhandenen Leistungsangebote im
regionalen und lokalen Busverkehr vor dem Hintergrund der erwarteten Strukturdatenentwicklung, insbesondere im Schüler-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
66
6 Handlungskonzept
verkehr. Ziel ist die bedarfsgerechte Weiterentwicklung von Liniennetz, Linienbedienung und Betriebsform.
→ Weiterentwicklung des Liniennetzes im regionalen Busverkehr
(regionales Grundnetz und regionales Ergänzungsnetz
1. Ordnung) mit dem Ziel möglichst umwegfreier, d.h. direkt geführter regionaler Verbindungen. Dabei sollten die abweichenden Linienwege soweit wie möglich auf einer Stammlinie zusammengeführt werden (Basis: mittelfristig erforderliches Leistungsvolumen).
→ Mit Verlängerung der Linie 19 muss das Liniennetz des regionalen Busverkehrs (Linien 960 und 979) überprüft und angepasst
werden.
→ Die Nachfrageentwicklung im regionalen Busverkehr sollte regelmäßig überprüft werden, um mittel- bis langfristig durchgängig möglichst kompatible Taktmuster zwischen S-Bahn, Stadtbahn und Bus zu erreichen.
• P&R- und B&R-Verkehr
→ Auslastungsmonitoring der vorhandenen Park&Ride-Plätze mit
dem Ziel der Fortschreibung der Ausbauplanung P&R (vorzugsweise verbundweit in Zusammenarbeit mit dem VRS).
→ Auslastungsmonitoring der vorhandenen Bike&Ride-Plätze mit
dem Ziel der Fortschreibung der Ausbauplanung B&R. Der
Rhein-Erft-Kreis sollte zudem darauf hinwirken, dass an jedem
Schienenhaltepunkt sowie an ausgewählten Haltestellen des
RegioNetzes eine diebstahlsichere und möglichst überdachte
B&R-Anlage zur Verfügung steht.
Die langfristige Entwicklung des regionalen ÖPNV im RheinErft-Kreis sollte an folgenden Maßnahmen ausgerichtet werden:
→ Vor dem Hintergrund sich positiv entwickelnder Strukturdaten
und einer erwarteten weiter steigenden Mobilität sollte die Option einer Nutzung der Industriebahnstrecken im Personenverkehr gutachterlich noch einmal untersucht werden. Dabei wird
die integrierte Betrachtung der Industriebahnstrecken unter Einschluss bereits heute im SPNV genutzter Strecken (Projekt „Villebahn“) empfohlen. Hierbei sollte auch eine Verlängerung der
„Villebahn“ bis Wesseling Berücksichtigung finden.
→ Die langfristigen Vorhaben des Nahverkehrsplans Schiene
(Aufgabenträger VRS) zum Streckenausbau sollten vom RheinErft-Kreis unterstützt werden.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
67
6 Handlungskonzept
→ Die Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 bis Frechen-West sollte
abhängig von der Siedlungsentwicklung im Bereich Grube Carl
weiterverfolgt werden.
→ Die zu erwartende Nachfrage einer darüber hinausgehenden
Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 nach Frechen-Habbelrath
sollte nach Realisierung der Verlängerung bis Frechen-West im
Rahmen einer vertiefenden Untersuchung ermittelt werden.
Das vorstehende Handlungskonzept bezieht sich auftragsgemäß
auf den regionalen Schienen- und Busverkehr, ihre Verknüpfungspunkte und Zubringersysteme (P&R, B&R). Entwicklungskonzepte
für den lokalen ÖPNV werden dadurch nicht abgedeckt und sollten
bei Bedarf im Rahmen lokaler Entwicklungskonzepte erarbeitet
werden. Ebenso müssen Entwicklungsperspektiven bzgl.
• Haltestellenausstattung und Fahrzeugausrüstung,
• ÖPNV-Beschleunigung,
• Qualitätssicherung und -controlling,
• Fahrgastinformation,
• Service und Marketing
weiterführenden Arbeiten überlassen bleiben.
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
68
7 Anlage
7. Anlage
Regionales ÖPNV-Angebot im Rhein-Erft-Kreis (Stand: Fahrplan 2005)
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
69
7 Anlage
Linie
Linienverlauf
Montag - Freitag
Takt (min)
BA-20
Uhr
Samstag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
BA-20
Uhr
Sonntag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
Betriebszeit
BA - BE
SPNV
RE 1
Aachen - Düren - Köln - Leverkusen - Düsseldorf - Dortmund - Hamm
60
60
05.00-01.00
60
60
06.00-03.00
60
06.00-01.00
RE 5
Koblenz - Bonn - Köln - Düsseldorf - Emmerich
60
60
05.00-21.00
60
60
07.00-21.00
60
08.00-21.00
RE 8
Koblenz - Linz - Bonn-Beuel - Troisdorf - Flughafen Köln/Bonn - Köln - Pulheim
- Rommerskirchen - Mönchengladbach
60
60
05.00-01.00
60
60
05.00-02.00
60
06.00-02.00
RE 9
Aachen - Düren - Köln - Troisdorf - Siegburg - Au (Sieg) - Betzdorf - Siegen Gießen
60
60
06.00-21.00
60
-
08.00-20.00
60
09.00-20.00
RE 12
Köln - Erftstadt - Euskirchen - Kall - Jünkerath - Gerolstein - Trier
120
120
07.00-21.00
120
120
07.00-21.00
120
07.00-23.00
RE 22
Köln - Erftstadt - Euskirchen - Kall - Jünkerath - Gerolstein
120
-
07.00-20.00
120
-
08.00-20.00
120
10.00-20.00
RB 24
Köln - Erftstadt - Euskirchen - Kall
60
60
05.00-01.00
60
60
05.00-01.00
60
06.00-01.00
RB 26
Köln - Brühl - Bonn - Bonn-Mehlem - Remagen - Koblenz - Boppard
60
60
04.00-01.00
60
60
04.00-04.00
60
04.00-01.00
RB 27
Mönchengladbach - Pulheim - Köln - Troisdorf - Bonn-Beuel - Linz - Koblenz
60
60
05.00-21.00
-
-
-
-
-
RB 38
Horrem - Bergheim - Bedburg
Köln - Bergheim - Bedburg - Neuss - Düsseldorf
60
60
60
60
06.00-21.00
05.00-21.00
60
60
60
06.00-21.00
60
07.00-21.00
RB 48
Wuppertal - Solingen-Ohligs - Köln - Brühl - Bonn - Bonn-Mehlem
60
60
06.00-22.00
60
60
06.00-22.00
60
09.00-22.00
S 12
Düren - Horrem - Köln - Troisdorf - Siegburg - Hennef - Au (Sieg)
20
30
05.00-02.00
30
30/60
05.00-04.00
30/60
05.00-02.00
S 13
Horrem - Köln - Flughafen Köln/Bonn - Troisdorf
20
-
07.00-09.00
16.00-18.00
1 Fahrt
1 Fahrt
04.00-05.00
01.00-02.00
2 Fahrten
04.00-05.00
01.00-02.00
7
Frechen-Benzelrath - Marsdorf - Rudolfplatz - Neumarkt - Deutz - Poll - Porz Zündorf
10/20
20/30
04.00-02.00
30
30
04.00-02.00
30/60
05.00-02.00
16
Bad Godesberg - Bonn - Wesseling - Sürth - Köln Hbf - Zoo/Flora - Mülheim Buchheim
10/20
30/60
04.00-02.00
30
30/60
04.00-04.00
30/60
04.00-02.00
18
Bonn Hbf - Bornheim - Brühl - Hürth - Klettenberg - Köln Hbf - Nippes - Chorweiler
10/20
30
04.00-02.00
15/30
30/60
04.00-04.00
30/60
05.00-02.00
Stadtbahn
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
70
7 Anlage
Linie
Linienverlauf
Montag - Freitag
Takt (min)
BA-20
Uhr
Samstag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
BA-20
Uhr
Sonntag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
Betriebszeit
BA - BE
Bus
125
Pulheim-Sinnersdorf - Köln-Esch - Pesch - Longerich - Chorweiler - Weiler
30
60
05.00-01.00
30/60
60
05.00-01.00
60
07.00-01.00
145
Frechen-Bachem - Frechen - Köln-Weiden - Lövenich - Widdersdorf Bocklemünd
20
30
05.00-23.00
30
30
05.00-23.00
30
12.00-23.00
212
Nörvenich - Wissersheim - Pingsheim - Herrig - Lechenich
kein Takt
-
06.00-19.00
kein Takt
-
06.00-19.00
-
-
213
Nörvenich - Golzheim - Kerpen-Buir
60
-
06.00-10.00
15.00-19.00
-
-
-
-
-
228
Müddersheim - Pingsheim - Erftstadt-Herrig - Erftstadt-Lechenich (auf
Schülerverkehr ausgerichtet)
3 Fahrten
-
07.00-14.00
-
-
-
-
-
276
Düren - Golzheim - Buir/Blatzheim
kein Takt
-
06.00-19.00
-
-
-
-
-
283
Titz-Rödingen - Elsdorf (nur an Schultagen)
4 Fahrten
-
06.00-15.00
-
-
-
-
-
416
Immerath – Elsdorf (nur an Schultagen)
kein Takt
-
07.00-14.00
-
-
-
-
-
701
Brühl Mitte - Köln-Meschenich - Hürth-Hermühlheim
60
60
06.00-21.00
60
-
06.00-14.00
-
-
710
Hürth-Mitte - Stotzheim - Geuel - Frechen
60
60
06.00-21.00
60
-
08.00-18.00
-
-
807
Euskirchen - Zülpich-Mülheim - Niederberg - Borr - Friesheim - ErftstadtLechernich
60
60
06.00-21.00
120
-
06.00-15.00
-
-
920
Erftstadt -Liblar - Bliesheim - Lechenich - Gymnich (- Brüggen - Türnich) Kerpen - Sindorf - Horrem
~ 60
~ 60
05.00-24.00
~ 60
~ 60
05.00-01.00
~120
07.00-24.00
922
Bergheim Bf - Thorr - Heppendorf - Ahe - Sindorf - Kerpen
kein Takt
60
05.00-21.00
120
-
06.00-20.00
120
09.00-18.00
924
Bedburg-Rath - Bergheim
kein Takt
-
06.00-19.00
-
-
-
-
-
939
Bergheim - Zieverich - Manheim - Kerpen-Buir
6 Fahrten
-
07.00-17.00
-
-
-
-
-
940
Bergheim - Zieverich - Berrendorf - Elsdorf
kein Takt
-
05.00-19.00
-
-
-
-
-
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
71
7 Anlage
Linie
Linienverlauf
Montag - Freitag
Takt (min)
BA-20
Uhr
Samstag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
BA-20
Uhr
Sonntag
Betriebszeit
Takt (min)
20 UhrBE
Betriebszeit
BA - BE
941
Elsdorf - Kerpen-Sindorf - Kerpen-Horrem
kein Takt
1 Fahrt
05.00-22.00
kein Takt
-
05.00-20.00
-
-
960
Bergheim - Horrem - Frechen - Hürth-Mitte - Hürth-Hermülheim
30/60
60
04.00-23.00
60
60
05.00-23.00
120
09.00-23.00
961
Köln-Weiden - Pulheim-Brauweiler - Oberaußem - Bergheim
30/60
60
04.00-24.00
60
60/120
06.00-02.00
120
08.00-01.00
962
Köln-Bocklemünd - Widdersdorf - Brauweiler - Dansweiler - BergheimGlessen
30/60
60
05.00-22.00
60
60
06.00-22.00
120
10.00-19.00
963
Köln-Weiden - Bergheim - Elsdorf - Titz-Rödingen
30/60
60
05.00-23.00
60
60/120
06.00-24.00
60/120
08.00-23.00
964
Kerpen-Horrem - Habbelrath - Grefrath - Frechen Rathaus
60
60
06.00-22.00
60
-
09.00-15.00
-
-
970
Köln-Bocklemünd - Pulheim - Pulheim-Stommeln - BergheimNiederaußem
30/60
60
05.00-21.00
60
-
06.00-16.00
-
-
971
Bergheim - Oberaußem - Niederaußem - Rommerskirchen
60
60
05.00-22.00
120
1 Fahrt
07.00-22.00
120
11.00-18.00
975
Erftstadt-Liblar - Kerpen-Horrem - Bergheim - Bedburg - BedburgKaster
kein Takt
kein Takt
05.00-01.00
kein Takt
kein Takt
05.00-02.00
kein Takt
07.00-24.00
976
Frechen - Kerpen-Horrem - Kerpen - Kerpen-Buir (- Kerpen-Manheim)
~30/60
60/~120
04.00-01.00
60
60
05.00-24.00
120/180
09.00-22.00
977
Frechen Rathaus - Kerpen-Türnich - Erftstadt-Liblar
30/60
60
05.00-22.00
60
-
06.00-20.00
-
-
978
Köln Hbf - Hürth-Efferen - Gleuel - Hürth-Berrenrath
30/60
60
05.00-24.00
60/120
60/120
06.00-24.00
120
11.00-23.00
979
Hürth-Hermühlheim - Erftstadt-Liblar - Erftstadt-Lechenich - Erp - Zülpich
30/60
60
05.00-01.00
60
60
06.00-01.00
120
07.00-21.00
980
Köln-Worringen - Pulheim - Frechen
30/60
60
05.00-23.00
60
60
05.00-24.00
120
08.00-23.00
985
Euskirchen - Weilerswist - Brühl Mitte
~60
~60
05.00-22.00
60/120
60/120
07.00-21.00
~120
08.00-22.00
988
Elsdorf - Bedburg (überwiegend auf Schülerverkehr ausgerichtet)
kein Takt
-
06.00-19.00
-
-
-
-
-
990
Wesseling - Brühl - Erftstadt-Liblar - Erftstadt-Lechenich
30/60
60
04.00-22.00
60
60/120
06.00-23.00
60/120
08.00-21.00
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
72
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis – Zielkonzept ÖPNV
73