Daten
Kommune
Jülich
Größe
348 kB
Datum
30.09.2013
Erstellt
20.09.13, 17:03
Aktualisiert
20.09.13, 17:03
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Jülich – Auf dem Weg zur
demenzfreundlichen Stadt
Stadt Jülich
Dezernat V
Amt für Familie, Generationen und Integration
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
BLenzen@juelich.de
Tel.: 0 24 61 63-239
Entwurf Stand: Juni 2013
Jülich – Auf dem Weg zur
demenzfreundlichen Stadt
1
Demenz – ein Handlungsfeld für die Kommune
Der demografische Wandel in unserer Gesellschaft prägt die öffentliche Diskussion.
Wir werden immer älter. Die Lebensphase, die sich an das Ende der Erwerbsphase
anschließt, verlängert sich mit steigender Lebenserwartung. Das „Leitbild vom
aktiven Altern“ bietet neue Bilder vom Leben im Alter und neue Rollen für Ältere nach
Beendigung der Erwerbsphase. Senioren sind heute vielfach nach Eintritt ins
Rentenalter sehr aktiv, beteiligen sich über das Ehrenamt zivilgesellschaftlich und
möchten mitgestalten. Die Kommunen haben erkannt, die Potenziale des Alters
verstärkt für eine kommunale Entwicklung fruchtbar zu machen. In Jülich lässt sich
diese Entwicklung in den vergangenen 10 Jahren erkennen unter anderem an
Projekten wie „Senioren-ins-Netz“, „Senioren-helfen-Senioren-Reparaturdienst“, „PCHeimservice“.
Allen diesen Projekten ist gemeinsam, dass Senioren ihr
Erfahrungswissen und ihre fachlichen Kompetenzen ehrenamtlich einbringen zur
Unterstützung und zum Nutzen anderer Senioren. Auch gibt es in Jülich einen
Seniorenbeirat, der aktiven Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit bietet, sich an
seniorenpolitischen Themen zu beteiligen und die Bedürfnisse der älteren
Bevölkerungsgruppe in die kommunalen Planungen mit einzubringen. Ebenfalls
initiiert der Seniorenbeirat Projekte von Senioren für Senioren wie „Ehrenamtlicher
Einkaufsdienst“ und die „Akademie 60+“.
Neben dem „Leitbild vom aktiven Altern“ darf aber nicht vergessen werden, dass mit
einer immer höheren Lebenserwartung auch das Risiko steigt für eine Erkrankung
und Pflegebedürftigkeit im Alter. Der ältere Mensch, der pflegebedürftig ist, steht im
starken Gegensatz zum „Leitbild vom aktiven Altern“ (Gronemeyer und Wißmann).
Diese Gruppe der älteren Menschen darf jedoch nicht aus dem Fokus der
öffentlichen Wahrnehmung verschwinden, sondern muss ebenso in den Blick
genommen werden. Eine der zunehmenden Erkrankungen im höheren Alter stellen
die Demenzerkrankungen dar. Zur Zeit leben in Deutschland 1 bis 1,2 Millionen an
Demenz erkrankter Menschen. Modellrechnungen gehen davon aus, dass bis zum
Jahr 2050 in Deutschland die Zahl der von Demenz Betroffenen auf 2,8 Millionen
ansteigen wird. Bezogen auf die Stadt Jülich bedeutet dies, dass voraussichtlich im
Jahr 2030 jeder dritte Jülicher 65 Jahre und älter sein wird, jeder zehnte Jülicher
gehört zur wachstumsstärksten Gruppe der Hochbetagten. (Demografie- und
1
Sozialbericht, 2010). 80 % der an Demenz erkrankten Menschen werden derzeit zu
Hause betreut und gepflegt. (BMG, 2012) Überwiegend nehmen sich Angehörige,
die sich oft selbst schon im fortgeschrittenen Alter befinden, der Aufgabe der
Betreuung ihrer erkrankten Partner, Eltern, Großeltern an. Sind die pflegenden
Angehörigen noch jünger, so stehen sie selbst in ihrer Lebensphase im Berufs- und
Familienleben und müssen die Doppel- und Dreifachbelastung tragen. Die Betreuung
und Pflege demenziell erkrankter Angehöriger erfordert großes Engagement und im
fortgeschrittenen Krankheitsstadium 24 Stunden Tag für Tag den persönlichen
Einsatz der Betreuenden. So wird die Demenz auch als „Familienerkrankung“
beschrieben, denn sie fordert das gesamte Familiensystem heraus und beeinflusst
und verändert das Leben aller Beteiligter. „Geht man also beispielsweise von einer
Zahl von 1.000 Menschen mit Demenz in einer Gemeinde aus, muss eine
Gesamtzahl Betroffener von 2.000 bis 2.500 Personen angenommen werden“
(Gronemeyer und Wißmann).
Menschen mit Demenz sind aber nicht nur Erkrankte, die Hilfe und Pflege benötigen.
Sie sind gleichwohl Bürgerinnen und Bürger unserer Kommune wie jede und jeder
der in Jülich lebt. Demnach ist Demenz kein Thema, welches ausschließlich auf
Krankheit und Pflegebedürftigkeit beschränkt werden darf. Es darf nicht
ausschließlich den Spezialisten aus Pflege und Medizin überlassen werden. Demenz
konfrontiert uns alle „mit wichtigen Fragen zu unserem Umgang mit dem Alter, über
die Endlichkeit des menschlichen Daseins und in Bezug auf unsere Haltung
gegenüber Gesellschaftsgruppen, die in besonderer Weise auf unsere Fürsorge
angewiesen sind“ (Aktion Demenz e.V. 2007). Jede und jeder von uns kann eines
Tages selbst an einer Demenz erkranken, Menschen unseres familiären und sozialen
Umfeldes können betroffen sein.
Nach wie vor herrscht in der Öffentlichkeit eher ein sehr lückenhaftes und auch
negatives Bild vor von Demenzerkrankungen. Spricht man über das Thema Demenz,
so löst dies zunächst oft Abwehr und Angst aus. Betroffene und deren Angehörige
sind vielfach allein gelassen mit der Bewältigung des Lebensalltags und oft isolieren
sie sich aus Scham. Demenz stellt in der Öffentlichkeit oft noch ein Tabu dar. Aber
als eine Begleiterscheinung des demografischen Wandels entwickelt sich Demenz zu
einer der ganz großen Herausforderungen für die Gesellschaft und somit auch für
unsere Kommune (Stadt Arnsberg, 2011) (Rothe, 2010).
Die Lebensphase Alter und die Älteren müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet
werden, das heißt, „mit seinen Stärken und Schwächen, Gewinnen und Verlusten,
mit schönen und bunten Seiten, aber auch mit Schattenseiten. Wir dürfen keine
Teilung in Alte, die die Guten und Fitten sind und solche, die uns zur Last fallen,
zulassen.“ (Rothen, 2010)
2
Jülich auf dem Weg zur demenzfreundlichen Stadt – Aufgaben der
Stadtverwaltung
2
Mit dem Wissen über die zu erwartende demografische Entwicklung und den zu
erwartenden Anstieg von demenziellen Erkrankungen in der älteren Bevölkerung
lässt sich feststellen: Menschen mit Demenz gehören dazu. „Die Kernfrage lautet
daher: Wie stellen wir es an, dass Menschen mit Demenz dort gut leben können, wo
sie zu Hause sind? Und wie können sie dabei gesellschaftlich einbezogen bleiben,
anstatt an den Rand gedrängt zu werden?“ (Kreutzner, 2010) In diesem Kontext wird
die Schaffung eines demenzfreundlichen Gemeinwesens zu einer besonderen
Herausforderung für das kommunale Handeln. (Gronemeyer und Wißmann)
Eine wichtige Grundlage für das Handeln und die Rolle der Kommunen leitet sich ab
aus dem Subsidiaritäsprinzip, das ein wichtiges Konzept föderaler Staaten wie der
Bundesrepublik Deutschland ist. Subsidiarität beinhaltet, dass die Entfaltung der
individuellen Fähigkeiten, Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit angestrebt
wird. Aufgaben, Handlungen und Problemlösungen sollen so weit wie möglich
selbstbestimmt und eigenverantwortlich unternommen werden vom Einzelnen, vom
Privaten, von der kleinsten Gruppe oder der untersten Ebene einer
Organisationsform. “Nur wenn dies nicht möglich ist oder mit erheblichen Hürden und
Problemen verbunden ist, sollen sukzessive größere Gruppen, öffentliche Kollektive
oder höhere Ebenen einer Organisationsform die Aufgaben und Handlungen
subsidiär unterstützen und übernehmen.“ (Wikipedia)
Die Bundesregierung hat unter der Federführung des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Bundesministeriums für Gesundheit
in 2012 die „Allianz für Demenz“ initiiert. Sie fördert mit Projektmitteln den Aufbau von
lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz, regionale Netzwerke und
Modellvorhaben zur Unterstützung pflegender Angehöriger. „Denn Kommunen sind
der Ort, an dem wir alle als Nachbarn, als politische Entscheidungsträger, als
Arbeitgeber oder als zivilgesellschaftliche Akteure direkt Einfluss nehmen auf die
Gestaltung im Alltag. In lokalen Allianzen sollen sich Partner vernetzen, um durch
konkrete Maßnahmen in der Kommune Einfluss darauf zu nehmen, dass
Demenzerkrankte ebenso wie ihre pflegenden Angehörigen nicht ausgegrenzt
werden, sondern verständnisvoll und einfühlsam ihren Bedürfnissen entsprechend
akzeptiert werden und dort, wo erforderlich, individuelle Hilfe und Unterstützung
erfahren.“ (BMFSFJ 2013)
Die Kommune hat ein Interesse, die Versorgung, Betreuung und Pflege der
demenziell Erkrankten weitestgehend sichergestellt zu sehen. Familiäre und
nachbarschaftliche Bezugssysteme werden kleiner, gerade auch im ländlichen
Raum verändert sich die Infrastruktur z.B. in der Versorgung mit dem alltäglich
Notwendigen. Einpersonenhaushalte werden zunehmen. Familiär Pflegende müssen
effektiv unterstützt werden. „Kollabiert aber der ‚größte Pflegebetrieb der Nation‘1,
schlägt sich das auf kommunaler Ebene in einem erhöhten Bedarf an stationärer
Versorgung und steigenden Sozialausgaben nieder.“ (Gronemeyer und Wißmann)
1
Anmerkung: gemeint ist die die Pflege zu Hause durch Angehörige
3
Gleichzeitig kann sich die Kommune aber nicht nur auf Versorgungsaspekte
beschränken, sondern es wird darum gehen, das Recht auf Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben auch für Menschen mit Demenz zu realisieren. Die soziale
Inklusion hat zum Ziel, jeden Menschen als wichtiges Mitglied der Gemeinschaft
wertzuschätzen, unabhängig von seinen spezifischen Möglichkeiten und
Einschränkungen. (Hinz 2002). Dort wo die Menschen leben, können Teilhabe und
Inklusion konkret erfahren werden. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen
sind in erster Linie ein Klima von Offenheit und Toleranz und im nächsten Schritt das
Schaffen vielfältiger Unterstützungsangebote und Möglichkeiten, bei denen
Menschen mit und ohne Demenz in gegenseitigem Respekt einander begegnen
können. Dies zu ermöglichen stellt eine weitere große Herausforderung für die
Kommune dar. „Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei nicht die Krankheit,
sondern der von einer Demenz Betroffene als Mensch, als Person und als Bürger
eines Gemeinwesens.“ (Gronemeyer und Wißmann)
„Die Qualität der DfK2-Initiative wird davon abhängen, ob es gelingt, gezielt Gruppen
wie Angehörige, bürgerschaftlich Engagierte, Gewerbetreibende und auch
Institutionen und Vereine, die nicht aus dem direkten Umfeld der Pflege und
Altenhilfe stammen, zu motivieren und einzubinden. Unerlässig ist die Bildung einer
effektiven Steuergruppe, die den anzustoßenden Prozess koordiniert und
vorwärtstreibt.“ (Gronemeyer und Wißmann). Betrachtet man bereits erfolgreiche
Projekte wie das Modellprojekt „Arnsberger ‚Lern-Werkstatt‘ Demenz“ (gefördert
durch die Robert-Bosch-Stiftung 2011) so zeigt sich, dass für die Schaffung der
demenzfreundlichen Kommune von erheblicher Bedeutung ist, in wie weit es gelingt,
alle gesellschaftlichen Gruppen und Bereiche des Gemeinwesens mit einzubeziehen
und für das Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Demenz zu sensibilisieren
und zu öffnen. „Denn nur wenn es gelingt, das Vorhaben und seine immensen
Chancen und Möglichkeiten der Teilnahme, Teilhabe und Mitgestaltung in die
Bürgerschaft zu vermitteln, kann sich das Leben der Menschen mit Demenz und ihrer
Angehörigen spürbar verbessern. Und nur dann können künftig Betroffene darauf
hoffen, ein funktionierendes Netzwerk aus professionellen und bürgerschaftlichen
Angeboten in Anspruch nehmen zu können.“ (Stadt Arnsberg, 2011)
In Jülich gibt es bereits ein bestehendes Angebot an Projekten (siehe Punkt 3), die
alle zum Ziel haben, von Demenz Betroffene und ihre Angehörigen zu beraten, zu
unterstützen, zu entlasten.
Zurückgreifend auf die Erfahrungen anderer Kommunen, die bereits im Rahmen von
Modellprojekten (wie z.B. Stadt Arnsberg) erfolgreich den Weg zur Entwicklung einer
demenzfreundlichen Kommune beschreiten, lässt sich festhalten, dass die
Stadtverwaltung in diesem Kontext vor allem folgende Aufgaben hat:
2
Anmerkung: Demenzfreundliche Kommune
4
•
Fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Demenz (am besten
„Schulterschluss“ mit der örtlichen Presse) „Dem Thema ein Gesicht geben.“
•
Bildung einer Steuergruppe zum Thema „Demenzfreundliches Jülich“ mit dem
Ziel der Vernetzung aller Akteure und Betroffenen
•
Initiieren und Moderation der Vernetzung
•
Initiieren und Anstoßen von weiteren Projekten, die möglichst viele
verschiedene Bevölkerungsgruppen und die Betroffenen mit einbeziehen
(siehe Punkt 3)
•
Vorbild geben als Behörde mit Schulungen für die eigenen Mitarbeiter (vor
allem im Kundenverkehr) und als Dienstleister für die Bürger der Stadt
„Aktivitäten für eine demenzfreundliche Kommune benötigen einen langen Atem
und den Fokus auf Verstetigung und Nachhaltigkeit. Gleichwohl können kompakte
(Gießen) oder zeitlich groß angelegte Kampagnen (Ostfildern) die Ideen
besonders nachdrücklich transportieren und ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Bei den Planungen muss jedoch von Beginn an darauf geachtet werden, dass
keine Strohfeuer mit zweifelhafter Wirkung gezündet werden.“ (Gronemeyer und
Wißmann)
3
Bestehende Angebote für Demenzerkrankte in Jülich und Vorschläge für
weitere Maßnahmen und Schritte
3.1
Bestehende Angebote
In Jülich selbst beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren verschiedene Träger der
freien Wohlfahrtspflege wie auch andere Institutionen der Krankenpflege mit dem
Thema Demenz und der Schaffung von Unterstützungsangeboten für Betroffene und
ihre Angehörigen. Die Stadtverwaltung hat in 2010 mit einer Auftaktveranstaltung
„Jülich – Auf dem Weg zur demenzfreundlichen Kommune“ gemeinsam mit
verschiedenen Trägern eine Vernetzung der verschiedenen Akteure und Angebote
angestoßen.
Inzwischen gibt es im Jahr 2013 in Jülich eine ganze Reihe von Projekten und
Angeboten, die darauf ausgerichtet sind, Betroffene zu beraten, zu informieren, zu
begleiten, zu entlasten und Möglichkeiten der Begegnung zu schaffen. Eine ganze
Reihe dieser Angebote basieren auf ehrenamtlichem Engagement, aber auch auf
Seiten der professionellen Pflege wird an neuen Konzepten gearbeitet um den
Bedürfnissen demenziell Erkrankter gerecht zu werden:
•
in 2010 Start des Projektes „Demenzfreundliche Stadt Jülich“ mit
Auftaktveranstaltung, Fachtagung, Fortbildung für Mitarbeiter der Verwaltung,
5
Öffentlichkeitskampagne
•
in 2011 und 2012 Start des Projektes „Ehrenamtliche Demenzlotsen“ der
Stadt Jülich (Preisträger des Generali Zukunftsfonds)
niedrigschwelliges Informations- und Unterstützungsangebot für Angehörige
demenzkranker Menschen (kostenfreies Angebot)
•
Ende 2012 Fotoausstellung „Gesichter der Demenz“ im Rathaus verbunden
mit Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt „Ehrenamtliche Demenzlotsen“
•
Ende 2012 Gründung einer Selbsthilfegruppe „Froh-Leben“ im Raum JülichNiederzier für Angehörige an Demenz/ Alzheimer erkrankter Menschen durch
die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen
•
Februar 2013 Bewerbung der Stadt Jülich mit dem Projekt „NAH – Netzwerk
ambulanter Hilfen“ für das Bundesprogramm „Anlaufstellen für ältere
Menschen“
•
Anfang 2013 Eröffnung „Café Zuversicht“ unter der Leitung der
Beratungsstelle KOMPASS, Caritasverband Düren, am 1. Sonntag im Monat
Ort der Begegnung und gemeinsamen Beschäftigung (kreativ, thematisch);
Angehörige gemeinsam mit Betroffenen; dient aber auch der Entlastung
Angehöriger, so dass Betroffene ohne Angehörige teilnehmen können (Entgelt
für Betreuung durch professionelle Pflegekräfte)
•
Jeden 1. Montag im Monat angeleiteter Gesprächskreis für pflegende
Angehörige unter der Leitung der Beratungsstelle KOMPASS,
Beratungsangebot rund um Demenz (z.B. Wohnraumgestaltung, Anträge an
Pflegekassen usw.) durch KOMPASS, Caritasverband Düren
•
•
Fortlaufend Kursangebote für pflegende Angehörige, ehrenamtliche
Nachbarschaftshelfer u.ä. zum Umgang, Betreuung, Pflege von demenziell
Erkrankten durch verschiedene lokale Anbieter wie AOK, KOMPASS/Caritas,
Demenz-Servicezentrum für die Region Aachen-Eifel
•
Niederschwelliges Betreuungsangebot für Betreuung Demenzkranker im
häuslichen Umfeld zur Entlastung pflegender Angehöriger
z.B. Verein „Achtsam – geschenkte Zeit“ Ehrenamtlicher Dienst der Diakonie
der Ev. Kirchengemeinde in Düren mit Ansprechpartner für Raum Jülich
•
Mehrere professionelle Pflegedienste im Raum Jülich bieten inzwischen
speziell geschultes Pflegepersonal und zusätzlich auch Angebote für
niedrigschwellige Betreuung für Demenzkranke nach dem
Pflegeneuausrichtungsgesetz
6
•
Januar 2013 Einrichtung eines speziellen Betreuungszimmers für stationäre
Patienten mit Sekundärdiagnose Demenz im St. Elisabeth Krankenhaus in
Jülich; Informationsveranstaltung zum Konzept „Versorgung von
demenzerkrankten Menschen im Akutkrankenhaus“;
das Krankenhaus ist Mitglied in der AG „Demenz im Akutkrankenhaus“ der
kommunalen Gesundheitskonferenz im Kreis Düren
•
Forschungszentrum Jülich GmbH ist Mitglied im Forschungsverbund Person
und Demenz. In 2011 – 2013 Teilprojekt „Wahrnehmung und Anerkennung
personaler Fähigkeiten bei Demenzpatienten“
Teilprojekt im Forschungsverbund 'Person und Demenz' im Programm
„Förderung von Forschung zu den ethischen, rechtlichen und sozialen
Aspekten hochaktueller Fragen in den Lebenswissenschaften“ des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
•
•
Seit 2010 Projekt „Mit uns – demenzfreundlicher Kreis Düren“, gefördert durch
die Robert-Bosch-Stiftung und unterstützt durch die Aktion Demenz e.V.,
initiiert durch die Kreisverwaltung Düren, Amt für Familie, Senioren und
Soziales;
Bildung der ISaR3-Themengruppe Demenz mit regelmäßigen Treffen;
in 2011 Öffentlichkeitskampagne und Veranstaltungsreihe „Aktiv vor Ort“ in
Städten und Gemeinden des Kreises; Einzelaktionen wie Bilderausstellung
und Theatervorführung zum Thema „Demenz“; Schulung „Erste Hilfe Seminar“
für Bedienstete zum Umgang mit demenzkranken Menschen im öffentlichen
Leben;
Im Januar 2012 Herausgabe des Wegweiser Demenz mit Informationen für
demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen im Kreis Düren und
Herausgabe des mehrsprachigen Kurzwegweisers (Flyer) Dement? Oder nur
zerstreut?;
Im August 2012 Herausgabe der 2. Auflage der Literaturempfehlungen zum
Thema „Demenz“
Zum Welt-Alzheimer-Tag veranstaltet die Kreisverwaltung Düren jährlich eine
Informationsveranstaltung mit Fachvorträgen
Diese Auflistung zeigt, dass es inzwischen schon eine ganze Reihe Aktivitäten von
verschiedenen Seiten gibt, um Demenzkranke und ihre Angehörigen zu unterstützen.
Nun gilt es eine weitere Vernetzung dieser Angebote und Akteure miteinander vor
Ort in Jülich voranzubringen, das bereits bestehende breite ehrenamtliche und
professionelle Unterstützungsangebot in der Öffentlichkeit noch mehr bekannt zu
3
Anmerkung: Interessengemeinschaft Seniorenarbeit Raum Düren - Jülich
7
machen und vor allem auch Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen mit und
ohne Demenz im Quartier zu schaffen.
8
3.2
Vorschläge für weitere Maßnahmen und nächste Schritte
3.2.1
Veranstaltung „Jülicher Demenz-Tag“
Durchführung einer Veranstaltung zu der alle am Thema Interessierten eingeladen
werden mit dem Ziel, die bestehenden Angebote für Betroffene und ihre Angehörigen
weiter bekannt zu machen und um sich zu Fachthemen rund um Demenz zu
informieren bzw. über weitere notwendige Initiativen auszutauschen (z.B. mit InfoStänden von professionellen und ehrenamtlichen Angeboten, Fachvorträgen,
Podiumsgesprächen, Filmvorführung u.v.m.)
3.2.2 Einrichtung „Runder Tisch Demenz“/ einer Steuergruppe
Vertreter professioneller und ehrenamtlicher Akteure und Kooperationspartner aus
Presse, Einzelhandel, Werbegemeinschaft, Politik, Kirchen treffen sich 2 bis 4 Mal
jährlich am runden Tisch um Projekte zu initiieren, zu koordinieren und Ressourcen
zu bündeln. Eine Aufgabe wird auch die Vorbereitung und Durchführung einer
(jährlichen) Veranstaltung (wie unter Punkt 3.2.1 beschrieben) sein. Die
Stadtverwaltung hat die Moderatorenrolle des runden Tisches.
3.2.3 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
Für eine gesellschaftliche Öffnung und Entwicklung von Toleranz Menschen mit
Demenz gegenüber ist es wichtig, das Thema „Demenz“ und gesellschaftliche
Teilhabe von Menschen mit Demenz auf vielfältige Weise in den Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit zu bringen. Dies kann z.B. geschehen, in dem eine Kooperation mit
der örtlichen Presse eingegangen wird, die zum Ziel hat, sich differenziert und
respektvoll dieser Themen anzunehmen und Betroffenen eine Stimme zu geben (z.B
Portraits betroffener Menschen, in denen sie ihre Geschichte erzählen; Interviews
mit Fachleuten, regelmäßige Berichterstattung zum Schwerpunktthema und
Vorstellung einzelner Akteure und Angebote usw.).
Einrichtung einer Themenecke „Demenz“ in der Stadtbücherei Jülich mit Literatur für
Erwachsene und Kinder. Veranstaltung von Lesungen zum Thema.
Filmvorführungen zum Thema „Demenz“ im örtlichen KuBa-Kino mit begleitender
Gesprächsrunde durch Fachleute.
3.2.4 Fortbildung der Stadtverwaltung
Die in 2010 durchgeführte Fortbildung für Beschäftigte der Verwaltung insbesondere
mit Bürgerkontakt wurde von vielen Beschäftigten sehr gut angenommen. Eine
solche Fortbildung hat das Ziel, Beschäftigte über „Demenz“ zu informieren, sie für
Bürger mit einer Demenzerkrankung zu sensibilisieren und sie zu schulen im
respektvollen und angemessenen Umgang in und außerhalb der Behörde. Eine
9
Aufnahme in das Fortbildungsprogramm der Stadtverwaltung und eine regelmäßige
Durchführung (z.B. alle 3 Jahre) ist sinnvoll.
3.2.5 Fortbildung weiterer Berufsgruppen
Verschiedene Berufsgruppen vor Ort wie Polizei, Feuerwehr und aus dem
Einzelhandel (z.B. Bäcker, Metzger, Apothekenpersonal, Buchhändler usw.) werden
geschult im Umgang mit Bürgern und Kunden, die demenziell erkrankt sind. Hier
bietet sich zum Beispiel das Demenz-Servicezentrum Region Aachen-Eifel als
Kooperationspartner für die Schulung bestimmter Berufsgruppen an. Ähnlich den
Signets „Barrierefrei“ und „Familienfreundlich“ kann z.B. ein Signet „ Menschen mit
Demenz in unserer Mitte“ den Teilnehmern der Fortbildung als Auszeichnung für ihr
besonderes Engagement für Menschen mit Demenz verliehen werden.
3.2.6 Initiierung intergenerativer Projekte
Intergenerative Projekte haben zum Ziel, junge Menschen, Jugendliche und Kinder,
für das Thema Demenz altersgemäß zu sensibilisieren und Möglichkeiten zu
schaffen, bei denen sich junge Menschen und alte Menschen mit demenzieller
Erkrankung begegnen können. Hier können gemeinsame Projekte initiiert werden in
Zusammenarbeit mit Grundschulen und weiterführenden Schulen einerseits und
Alten- und Pflegeheimen andererseits so wie auch geeignete Projekte für die
Zielgruppe der Kindergartenkinder (z.B. Projekt „demenz@school“ oder Projekt
„KIDzeln“). Für die Quartiersentwicklung sind Familienzentren mit ihren
angeschlossenen KiTas einzubeziehen
um Informationsveranstaltungen für
Familien (mit Eltern und Großeltern) zum Thema Demenz zu veranstalten.
3.2.7 Sport und Kultur nutzen für Begegnung
Angebote aus den Bereichen Sport und Kultur sollen geöffnet werden für die
Teilnahme von Menschen mit Demenz. Dazu ist es erforderlich, z.B. Sportvereine,
VHS und andere Anbieter zu sensibilisieren und für die Öffnung zu gewinnen und zu
schulen im Umgang mit und in den Besonderheiten von Demenzerkrankten. Gerade
auch über Kunst und Kultur kann mit Kreativität ein Zugang zu Menschen geschaffen
werden, die aufgrund ihrer demenziellen Erkrankung in ihren kognitiven Fähigkeiten
zunehmend eingeschränkt sind aber die auf der emotionalen Ebene und über
sinnliche Ausdrucksformen eher noch erreicht werden können. Solche Angebote
sollten immer zum Ziel haben, Menschen mit und ohne Demenzerkrankung
zusammen zu bringen um ein gemeinsames Erleben und Teilhabe am öffentlichen
Leben zu ermöglichen.
3.2.8 Kultursensible Angebote für Demenzkranke mit Migrationsbiografie
Das Thema „Demenz“
betrifft alle Bevölkerungsgruppen und muss somit
kultursensibel betrachtet werden. Jülich wird nicht nur älter sondern auch bunter.
(Demografie- und Sozialbericht, 2010). Immer mehr
ältere Menschen mit
Migrationshintergrund ziehen nach Ende der Erwerbsphase nicht mehr in ihr
10
Herkunftsland zurück sondern entscheiden sich, ihren Lebensabend in Deutschland
in der Nähe der jüngeren Generation ihrer Familie zu verbringen. Es ist wichtig, in
den Dialog zu gehen mit den Mitbürgern mit Migrationshintergrund um ihre
Bedürfnisse hinsichtlich geeigneter Unterstützungsangebote zu erfahren und sie mit
einzubeziehen in die Entwicklung solcher. Die Landesinitiative Demenz-Service
bietet über ihr überregionales Demenz-Servicezentrum für Demenzkranke mit
Migrationshintergrund
und ihre Angehörigen kultursensible Informations- und
Schulungsangebote, die sich z.B. an türkische Kulturgemeinden richten.
3.2.9 Kirchengemeinden als Kooperationspartner
Wichtige Kooperationspartner in der Kommune sind die Kirchen. Gerade die
katholischen Pfarrgemeinden und die Evangelische Kirchengemeinde in Jülich haben
über ihre Gemeindestrukturen engen Kontakt zu älteren Menschen und Familien.
Über ihre Arbeit in der Gemeindepastoral und Seelsorge erhalten die Haupt- und
Ehrenamtlichen Einblick in die Lebensumstände von Betroffenen und ihren
Angehörigen. Die Kirchen bieten vielfältige religiöse und kulturelle Angebote. Das
kirchliche Gemeindeleben bietet Orte und Möglichkeiten der Begegnung und der
Teilhabe von Menschen mit und ohne Demenz.
3.2.10 Evaluation
Eine Evaluation der Projekte und eine Bedarfsermittlung z.B. durch Befragungen und
Interviews betroffener Personenkreise und professioneller wie auch ehrenamtlicher
Akteure ist vorgesehen.
In jedem Fall ist es unerlässlich, die von Demenz betroffenen Menschen in Jülich
frühzeitig mit einzubeziehen in Projektplanungen.
Literaturverzeichnis
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Dörfer, Städte und Gemeinden in Orte, die ein besseres Leben mit Demenz
ermöglichen? Ein praktischer Vorschlag für lokale Aktivitäten. Berlin/Gießen. 2007
Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Wenn das Gedächtnis nachlässt.
Ratgeber: von der Diagnose bis zur Betreuung. Berlin. 2008
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), Zweiter
Demografiegipfel der Bundesregierung – Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Allianz für
Menschen mit Demenz“. Auszug aus der Gipfelbroschüre „Jedes Alter zählt“ des
Zweiten Demografiegipfels am 14.5.2013. S. 29 – 33.
11
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Forschungszentrum Jülich GmbH, Forschungsverbund Person und Demenz in:
http://www.fz-juelich.de/inm/inm8/DE/Forschung/Drittmittel/Demenz/verbund_artikel.html
Gronemeyer, R. und Wißmann, P. in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Initiieren –
Planen-Umsetzen. Handbuch der kommunalen Seniorenpolitik. S. 207-219
Hinz, A., Von der Integration zur Inklusion – terminologisches Spiel oder
konzeptionelle Weiterentwicklung?. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 53. 2002. S. 354361. Zitiert nach: Gronemeyer, R. und Wißmann, P. in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.):
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Kreutzner, G., Aktiv werden! In: Demenz. 05/2010. S. 30-32.
Rothe, V., Es tut sich was! In: Demenz. 05/2010. S. 26-29.
Rothen, H.-J., Wir dürfen keine Teilung zulassen! In: Demenz. 05/2010. S. 33-35.
Robert-Bosch-Stiftung, Bereichsleiterin Satrapa-Schill, Almut In: Stadt Arnsberg
(Hrsg.), Arnsberger „Lern-Werkstadt“-Demenz. Handbuch für Kommunen. Arnsberg.
2011
Stadt Arnsberg (Hrsg.), Arnsberger „Lern-Werkstadt“-Demenz. Handbuch für
Kommunen. Arnsberg. 2011
Stadt Jülich (Hrsg.), Demografie- und Sozialbericht. Jülich. 2010
Wikipedia online Enzyklopädie, http://de.wikipedia.org/wiki/Subsidiarit%C3%A4t
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