Daten
Kommune
Jülich
Größe
2,7 MB
Datum
14.03.2013
Erstellt
06.03.13, 18:36
Aktualisiert
06.03.13, 18:36
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Jülich
Dezernat V/Stabsstelle Stadtmarketing
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
stadtmarketing@juelich.de
Tel. (0 24 61) 63-4 20
Entwurf Stand: Februar 2013
SEG Jülich mbH & Co. KG
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
seg@juelich.de
Tel. (0 24 61) 63-4 33
Inhalt
VORWORT
1
EINFÜHRUNG
2
1
1.1
1.2
1.3
KOMMUNIKATION UND AUSSENDARSTELLUNG
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Kommunikation und Außendarstellung“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen für den Bereich „Kommunikation und Außendarstellung“
4
7
8
8
2
2.1
2.2
2.3
2.4
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Wirtschaftsförderung“
Ziele für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Jülich
Maßnahmen für den Bereich „Wirtschaftsförderung“
Umsetzungserfordernisse
10
10
11
13
18
3
3.1
3.2
3.3
EINZELHANDEL UND NAHVERSORGUNG
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Einzelhandel und Nahversorgung“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Einzelhandel & Nahversorgung“
19
20
21
22
4
4.1
ÖFFENTLICHE INFRASTRUKTUR, FLÄCHENMANAGEMENT UND VERKEHR
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und Verkehr“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und Verkehr“
24
28
32
32
34
37
5.4
WOHNEN, WOHNFORMEN & BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG
Trends der Immobilienwirtschaft
Bestandsanalyse zum Jülicher Immobilienmarkt
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung“
Maßnahmen im Bereich „Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung“
6
6.1
6.2
6.3
BILDUNG UND BETREUUNG
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Bildung und Betreuung“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Bildung und Betreuung“
41
43
44
44
7
7.1
7.2
7.3
7.4
FREIZEIT, TOURISMUS, HISTORIE UND KULTUR
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Freizeit, Tourismus, Historie und Kultur“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Freizeit, Tourismus und Kultur“
Maßnahmen im Bereich „Historie“
46
49
50
51
53
8
8.1
8.2
8.3
SOZIALES UMFELD UND GESUNDHEIT
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Soziales Umfeld und Gesundheit“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Soziales Umfeld und Gesundheit“
55
57
58
58
9
9.1
9.2
9.3
KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND UMWELT
SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Klimaschutz, Energie und Umwelt“
Entwicklungsperspektiven
Maßnahmen im Bereich „Klimaschutz, Energie und Umwelt“
60
61
62
62
4.2
4.3
5
5.1
5.2
5.3
ANLAGE
29
29
38
Vorwort
Vor Ihnen liegt das „Programm Jülich 2020“ in der Endfassung 11/2012, das auf der Grundlage von Expertengesprächen, Arbeitskreissitzungen und den Ergebnissen vorhandener
Studien erarbeitet wurde. Bei der Arbeit am Programm Jülich 2020 ging es darum, einen
Leitrahmen zu erarbeiten, konkrete Ziele zu formulieren und Maßnahmen für die gesamte
Stadt aufzustellen, um eine Antwort auf die aktuellen und kommenden Herausforderungen
für unsere Stadt zu finden. Mit den formulierten strategischen Zielen der Stadtentwicklung
erhält die Stadt Jülich eine Leitlinie für stadtentwicklungspolitisches Handeln sowie themenund ressortübergreifende Zielsetzungen für die zukünftige Stadtentwicklung.
Das Konzept dient nach seinem Beschluss im Rat im Februar 2013 als Handlungsgrundlage
für Entscheidungen in Politik und Verwaltung bis zum Jahr 2020. Eine regelmäßige Überprüfung und schrittweise Fortschreibung des Konzepts ist dabei vorgesehen.
Ich freue mich, dass wir mit diesem Konzept eine Zusammenfassung der gemeinsamen Ziele vorliegen haben. Diese Ziele dienen als wichtige Orientierung für die künftige Stadtentwicklung. Ich danke auf diesem Weg allen, die am „Programm Jülich 2020“ mitgewirkt, ihre
Meinung und ihr Wissen zum Ausdruck und ihre Vorschläge eingebracht haben.
Heinrich Stommel
Bürgermeister
1
Einführung
Stadtpolitik und damit -entwicklung werden häufig bestimmt von alltäglichen und kurzfristig
zu lösenden aktuellen Problemen. Der Blick auf langfristig anzugehende Ziele, auf zukünftige
Perspektiven und die Auseinandersetzung um Leitbilder und Visionen kommt oft zu kurz.
Der Rat der Stadt Jülich hat im Juni 2011 beschlossen einen Arbeitskreis „Stadtentwicklung“
zu bilden, der sich mit den Leitlinien für die zukünftige Stadtentwicklung beschäftigt. Der Arbeitskreis setzt sich zusammen aus je zwei Vertretern pro Fraktion, StV Faust, den Dezernenten Katarina Esser und Martin Schulz, der Stabsstelle Stadtmarketing sowie Frank Drewes (Geschäftsführer SEG).
Mit dem Konzept „Programm Jülich 2020“ werden die Entwicklungsschwerpunkte und -ziele
der nächsten acht bis zehn Jahre dokumentiert. Grundlage des Konzeptes bilden neun
Handlungsfelder:
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
Kommunikation und Außendarstellung
Wirtschaftsförderung
Einzelhandel und Nahversorgung
Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und Verkehr
Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung
Bildung und Betreuung
Freizeit, Tourismus, Historie und Kultur
Soziales Umfeld und Gesundheit
Klimaschutz, Energie und Umwelt
Diese neun Handlungsfelder spiegeln die wichtigsten Leitlinien der Stadtentwicklung wider.
Für jedes Handlungsfeld wurden eine Stärken/Schwächen – Chancen/Risiken – Analyse
durchgeführt, strategische Ziele und Leitsätze formuliert sowie ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Bei den Maßnahmen werden Aussagen zur inhaltlichen und zeitlichen Priorität gemacht.
Zeitliche Priorität:
Hohe Priorität
Mittlere Priorität
Niedrige Priorität
=
=
=
bis zu 1 Jahr (kurzfristig)
mehr als 1 bis 3 Jahre (mittelfristig)
mehr als 3 Jahre (langfristig)
Mit Hilfe der SWOT-Analyse (SWOT = strengths, weaknesses, opportunities, threats /Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) werden aus den inneren und äußeren Faktoren für die
einzelnen Handlungsfelder Strategieempfehlungen und Handlungsansätze hergeleitet. Es
werden Strategien zur Überwindung der vorhandenen Schwächen und zur Abwehr der absehbaren Risiken der künftigen Entwicklung dargestellt.
Das „Programm Jülich 2020“ ist
- zielorientiert
- umsetzungsorientiert
- ganzheitlich ausgerichtet und umfasst die zentralen kommunalpolitischen Handlungsfelder
- ist auf die Beteiligung lokaler Akteure ausgerichtet
2
Das „Programm Jülich 2020“ wurde federführend durch das Dezernat V – Stabsstelle Stadtmarketing (Katarina Esser, Ingrid Pütz und Julia Huneke) und die Stadtentwicklungsgesellschaft Jülich mbh & Co. KG (Frank Drewes und Martin Gaida) erarbeitet. Weiterhin wurden
relevante Vertreter der Handlungsfelder in die Erarbeitung einbezogen.
Die Bestandsaufnahme als auch die Entwicklung von Zielen und Maßnahmen greifen auf
mehrere in der Vergangenheit erarbeitete Studien zurück. Das Profilierungskonzept zum
Stadtmarketing Jülich inklusive einer Stärken-Schwächen-Analyse von Econ-Consult aus
dem Jahr 2002, das Gutachten von Prof. Dr. Michael Gramm aus dem Jahr 2010 zur „Nahversorgung in den Jülicher Ortsteilen“, der „Demografie- und Sozialbericht“ aus dem Jahr
2010 vom Amt für Familie, Generationen und Integration sowie die Studie von Prof. Dr. Michael Gramm zum Gewerbegebiet Königskamp (2012) dienten insbesondere als Grundlage.
Weitere wichtige Daten zur Durchführung einer fundierten Bestandsanalyse lieferten die IHK
Aachen und der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
In den Arbeitskreisen Marketing und Stadtentwicklung sowie im Lenkungsgremium Stadtmarketing wurden Diskussionen mit Vertretern der Politik, der Wirtschaft, der Verwaltung, der
Wissenschaft und Forschung, des Handels sowie mit Vertretern aus dem sozialen und
touristischen Bereich geführt und dabei ein vielfältiges Meinungsbild über die Aufgabenfelder
sowie den Handlungsbedarf zusammengetragen.
3
1. Kommunikation und Außendarstellung
I. Handlungsfeld: Kommunikation und Außendarstellung
Städte werben mit vergleichbaren Angeboten und Themen um ähnliche bzw. gleiche Zielgruppen und bedienen sich dabei gleicher bzw. ähnlicher Maßnahmen und Kommunikationsinstrumente. Durch den gezielten Einsatz von Marketingmaßnahmen sollten besonders den
Städten neue Impulse in den Bereichen Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Standortwerbung und Öffentlichkeitsarbeit gegeben werden.
Mit dieser Überschneidung wächst die Gefahr, auf dem Markt unterzugehen. Städte sind
gezwungen, sich durch Identifikation besonderer und möglichst einmaliger Standortmerkmale deutlicher gegenüber anderen Orten abzugrenzen und auf sich aufmerksam zu machen.
In diesem Prozess der Positionierung einer Stadt gewinnen zunehmend weiche Standortfaktoren wie Kultur, Freizeitwert und Wohnqualität an Bedeutung, deren Förderung mittel- bis
langfristig auch als Motor für die Wirtschaft und damit eine positive Gesamtstadtentwicklung
fungiert.
Zentraler Grundstein aller Kommunal- und Regionalmarketingprozesse ist die Herausarbeitung eines Stärken- und Schwächenprofils, in dem die Chancen und die Risiken einer kommunalen und regionalen Entwicklung zusammengeführt werden. Im Bewusstsein dieses Profils können dann Maßnahmen zur Standortprofilierung und zur Steigerung der Lebens- und
Erlebnisqualität für Bürger und Besucher entwickelt werden.
Das Wichtigste ist nicht nur die Attraktivität einer Stadt, sondern auch die Tatsache, dass
diese wertvolle Ressource kommuniziert, wahrgenommen und bekannt gemacht werden
muss.
Allgemein zielt Stadtmarketing darauf ab, die Stadt und ihre Leistungen für stadtinterne und auswärtige Zielgruppen aufzuwerten, den Bekanntheitsgrad der Stadt zu erhöhen, das Image und damit auch die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu verbessern.
Grundlage des Stadtmarketingprozesses ist die Entwicklung und Gestaltung des Produkts
und der Marke „Jülich“ als Ganzes, u. a. im Innen- und Außenmarketing. Der Jülicher Claim
„Historische Festungsstadt - Moderne Forschungsstadt“ ist fester Bestandteil des Logos. Der
Claim kann im Allgemeinen das Alleinstellungsmerkmal einer Marke kommunizieren oder ein
Angebot bzw. eine Vision positionieren. Jülich kommuniziert mit diesem Claim seit seiner
Einführung im Jahr 1999 seine markanten Stärken. Der Slogan wurde damals im Initiativkreis
Stadtmarketing entwickelt.
Damit ein Logo eine optimale Wirkung hat und zu einem Wir-Gefühl beiträgt, muss es für
alle verbindlich sein und von allen, d.h. Verwaltung, Vereinen und Unternehmen etc. ange-
4
wandt werden. Im Gestaltungshandbuch (CD Manual) werden Richtlinien zum Gebrauch des
Logos innerhalb der Verwaltungsarbeit und durch nicht-städtische Institutionen festgelegt.
Im zunehmenden Wettbewerb zwischen Städten haben vor allem die Städte einen Wettbewerbsvorteil, die über ein klares Profil verfügen und sich damit von Wettbewerbern abgrenzen können und dies über einen professionellen Marktauftritt kommunizieren. Das Marketing
der Stadt Jülich muss vor diesem Hintergrund nicht nur offensiver betrieben werden, sondern
auch eine stärkere strategische Ausrichtung und Schwerpunktbildung erhalten
Die Schlüsselelemente im Stadtmarketing sind Kommunikation, Koordination und Kooperation. Die Kommunikation ist entscheidend für alle Austauschprozesse nach innen und außen.
Kommunikation nach außen:
zum Aufbau eines klaren Profils der Stadt Jülich
Kommunikation nach innen:
zum Aufbau eines positiven Bewusstseins der Bürger für ihre Stadt
Wie bei Personen werden auch Städte durch optische Erscheinung und Kommunikation
wahrgenommen. Nur wenn alle Einzelteile ein sinnvolles Ganzes ergeben und Worte nicht
leere Hülsen bleiben, sondern mit entsprechendem Inhalt gefüllt werden, ist ein erfolgreiches
Marketing möglich. Unterschieden wird bei der Corporate Identity (CI) zwischen dem
Corporate Design (CD), also der Visualisierung der Stadt-Identität und der
Corporate Communication (CC), der Stadtkommunikation nach innen und außen.
Eine Dachmarke mit einem entsprechenden Claim hat Auswirkungen auf alle Bereiche des
Marketings. Vor allem die Werbung muss aus einem Guss kommen. Plakate, Flyer und andere Werbemittel, aber auch Souvenirs und Anzeigengestaltungen bis hin zum Briefpapier
und dem Internet-Auftritt gilt es aufeinander abzustimmen. Am Layout, der Farbgebung oder
dem Schrifttypus soll der Betrachter auf Anhieb erkennen, dass es sich um Jülich handelt.
Die Imagebildung geschieht bei den Einwohnern einer Stadt vor allem durch Erfahrungen
und Eindrücke, die direkt gesammelt und aufgenommen werden. Das Vorstellungsbild, das
die Bewohner von ihrer eigenen Stadt haben, nennt man Eigenimage. Auswärtige dagegen
entwickeln ein Fremdimage bezüglich einer Stadt. Dieses entwickelt sich durch Erzählungen
und im Besonderen durch Medienberichte. Daher muss das Stadtmarketing verschiedene
Kommunikationsmittel der Werbung einsetzen, wie z. B. ein Werbeprospekt oder eine Homepage im Internet, um so ein positives Bild der Stadt in der Medienlandschaft zu kreieren.
Was muss Jülich kommunizieren, damit die Festungs- und Forschungsstadt ein klares Profil
bekommt und damit an positivem Image gewinnt?
-
-
Jülich soll von allen Unternehmen, Institutionen, Kultur-, Forschungs- und
Verwaltungseinrichtungen, Vereinen und Privatpersonen mit seinen Vorzügen,
Stärken und Besonderheiten nach außen getragen werden.
Vermittlung eines selbstbewussten, eindeutigen und sympathischen Stadtprofils nach
innen und außen
das Profil der Stadt Jülich schärfen und Alleinstellungsmerkmale verdeutlichen
Wir-Gefühl der Bürger stärken
5
Das „Gesicht“ der Stadt Jülich sollte durch die vier folgenden Imagesäulen geprägt werden:
- Stadt der Zukunftstechnologien für den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Jülich
- Hochschul- und Forschungsstadt für den Wissenschaftsstandort Jülich
- Kernthemen Natur, Bewegung/Sport (insbesondere Radtourismus), Energie und Historie für den Tourismusstandort Jülich
- Familienfreundliche Stadt für den Wohnstandort Jülich
Diese vier Imagesäulen bilden im Weiteren die Grundlage oder auch den „roten Faden“, an
dem sich die Stadtentwicklung Jülichs in den verschiedenen Handlungsfeldern ausrichten
sollte.
Welche Imagesäule in der Vermarktung der Stadt herausgestellt wird, hängt von der jeweiligen Zielgruppe ab, die angesprochen werden soll:
- Jülich als Stadt der Zukunftstechnologie und der erneuerbaren Energien ist vor allem
für die Vermarktung als Wirtschaftsstandort und für die Ansiedlung von Unternehmen
entscheidend.
- Jülich als Hochschul- und Forschungsstadt richtet sich primär an Studenten und Wissenschaft, indirekt aber auch an die Wirtschaft.
- Mit den Kernthemen Natur, Bewegung, Energie und Historie werden in erster Linie
auswärtige Besucher angesprochen, um touristische Nachfragepotentiale zu erschließen.
- Die familienfreundliche Stadt Jülich soll vor allem bei Wohnstandortentscheidungen
Beachtung finden.
Welche Imagefacetten und Angebote in der Vermarktung in den Vordergrund gerückt werden, ist wiederum abhängig von den Zielgruppen, die angesprochen werden sollen bzw. von
deren unterschiedlichen Motiven und Bedürfnissen.
Zielgruppen
Marketing- und Werbeziele sind nur so gut, wie sie an Zielgruppen ausgerichtet sind und
diese auch erreichen. Neben den typischen Zielgruppen Bürgerinnen und Bürger oder Unternehmer werden für Jülich spezifische Zielgruppen durch das Stadtmarketing und die SEG
angesprochen. Zum Teil können sich Werbe- und Marketingbotschaften bzw. Werbemedien
für mehrere Zielgruppen eignen. Die Zielgruppen lassen sich im Sinne einer besseren Orientierung in zwei Gruppen (Innen-, Außenmarketing) einteilen.
6
Abb. 1: Wesentliche Zielgruppen Jülichs
Quelle: eigene Darstellung
1.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Kommunikation und Marketing“
Stärken
•
•
•
•
•
•
Stabsstelle Stadtmarketing in der Verwaltung
mit zwei Mitarbeiterinnen
etabliertes städtisches Logo (seit 1998) ist
vorhanden
Logo-Handbuch, das den Gebrauch des städtischen Logos festlegt
Stadtmarketing e.V., der privatwirtschaftliche
Interessen bündelt
eigene kommunale Stadtwerke Jülich (finanzstarker Partner, der eigene Imagekampagne
durchführt)
drei städtische Töchter (SEG, BrückenkopfPark, Stadtwerke), die erhebliche Marketingaktivitäten für ihre Einrichtung UND die Stadt
durchführen
Chancen
• durch neu organisiertes Stadtmarketing können Marketingmaßnahmen gebündelt und effektiver umgesetzt werden
•
Schwächen
•
•
•
•
Defizite in der Außenkommunikation, die
Stärken und Qualitäten der Stadt werden
(noch) nicht genügend nach außen kommuniziert
ausbaufähige Kommunikation zwischen Stadt
und Unternehmen
zu wenig gemeinsame/vernetzte Kommunikation und Distribution von Einzelleistungen
zu wenig konsequente Nutzung des städtischen Logos
Risiken
•
•
zunehmende Wettbewerbsintensität
sinkende finanzielle Handlungs- und Investitionsfähigkeit der Stadt
verstärkter Außenauftritt durch gemeinsame
Marketingmaßnahmen
7
•
Imagegewinn durch verstärkte Stadtprofilierung
•
•
gezielte Vermarktung der Stadtqualitäten
Ausbau der Serviceorientierung städtischer
Dienstleistungen
Die wesentlichen Stärken der Stadt werden in der Öffentlichkeit noch nicht ausreichend
wahrgenommen und müssen entsprechend vermarktet werden, um das Image Jülichs zu
verbessern. Eine geschickte Kombination der positiven Merkmale ergibt das „Profil“ der Stadt
Jülich. Dieses Profil bildet die Klammer für das Marketing nach innen und nach außen, es
wird zum „Markenzeichen“ für die Stadt.
1.2 Entwicklungsperspektiven
-
-
Stadtmarketing als Instrument zum Auf- und Ausbau von Image und Öffentlichkeitsarbeit
Jülich soll mit all seinen Stärken in der Region bekannt sein, dabei ist die Bindung der
eigenen Bürgerinnen und Bürger an ihre Stadt sowie der Umlandbewohner zu stärken.
Die Außendarstellung Jülichs soll engagiert verbessert werden. Die Bürgerinnen und
Bürger sollen sich dabei als gute Botschafter für ihre Heimatstadt verstehen.
Bindung der Bevölkerung, vor allem der Jugend, an die Stadt durch das gesteigerte
Bewusstsein für die Stadt
verstärkte Bewerbung der Jülicher Innenstadt bzw. des innerstädtischen Einzelhandelsangebotes im Umland
die Kommunikation zwischen den einzelnen Interessengruppen in Jülich verbessern
(Verbesserung des Innenmarketings)
Intensivierung aufeinander abgestimmter zielgruppenspezifischer
Vermarktungsaktivitäten der Stadt
klarer, einheitlicher Außenauftritt, auf Grundlage einer angestrebten Positionierung
und Profilierung
Durchführung gemeinsamer Werbekampagnen und Marketingaktionen
1.3 Maßnahmen für den Bereich „Kommunikation und Außendarstellung“
Nr.
1
2
Ziel
Außenmarketing
Maßnahme
Imagebroschüre und Broschüre
„Leben und Wohnen in Jülich“,
Erstellung und Vertrieb
Herausgabe einer englischen
Version der Imagebroschüre
Kommunikation und Arbeitskreis Marketing: EntwickKoordination
lung und Abstimmung von Maßnahmen, Fortführung des Arbeitskreises, Koordination Außenauftritt
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
Stadtmarketing
Stadtmarketing, BrückenkopfPark, SEG, Stadtwerke, Werbegemeinschaft, Stadtmarketing e.V., FZJ, FH, TZJ, DLR,
Pfeifer & Langen GmbH &
Co. KG
8
3
4
Verbesserung der
Informationen nach
außen
Verbesserung Außenmarketing und
Außendarstellung
Werbung in neuen Medien (Facebook-Seite?, youtube)
Internet
o Überarbeitung der städtischen Homepage, regelmäßige Aktualisierung
o Einrichten eines Newsletters
5 Verbesserung AuKonsequente Nutzung des städßenauftritt
tischen Logos auf allen Publikationen, auch von städtischen
Töchtern SEG und BrückenkopfPark und langfristiges Festhalten
am jetzigen Claim „Historische
Festungsstadt. Moderne Forschungsstadt“
6 Verbesserung AuKonzentrierung und Vermarktung
ßenmarketing
der Jülicher Alleinstellungsmerkmale
7 Ausdruck der Welt- Leitfaden für Menschen mit Zuoffenheit der Stadt, wanderungsgeschichte (regelFachkräfteakquise
mäßige Überarbeitung und Herausgabe)
8 Festigung des städ- Beantragung einer amtlichen
tischen Slogans
Zusatzbezeichnung „Festungsund Forschungsstadt“, Anbringung des Namenszusatzes auf
den Ortsschildern
9 Verbesserung AuEntwicklung neuer Merchandißenmarketing
sing-Artikel, z. B.
o Kfz-Kennzeichenhalterung
o Kugelschreiber
o Stofftaschen
o Backwaren in Zitadellenoder Hexenturmform (Herstellung durch örtliche Konditorei)
o T-Shirts
o Münzprägeautomat
o Aufkleber etc.
10 Kommunikation
allgemeiner Newsletter zu Ververbessern
anstaltungen und Entwicklungen
in der Stadt
11 Verbesserung
Einführung einer „CityApp“ (mobiStadtinformation
le Stadtinformation mit Beschreibung der Sehenswürdigkeiten,
Notfallliste, für alle Smartphones
mit Internetzugang)
„Informationstafeln“ mit Hinweis
zu Beherbergung und Gastronomie
Stadtmarketing
Stadtmarketing, Bürgermeisterbüro, EDV-Abteilung
Verwaltung, SEG, Brückenkopf-Park, Stadtwerke
Stadtmarketing, SEG, Brückenkopf-Park, Museum Zitadelle, Stadtwerke
Amt 56
Stadtmarketing, Amt 32
Stadtmarketing und weitere
Stadtmarketing
Stadtmarketing
9
2. Wirtschaftsförderung
II. Handlungsfeld: Wirtschaftsförderung
Einhergehend mit der Wiederbesetzung der Stelle „Projektleitung" baut die SEG Jülich die
Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Gesellschaft stärker aus.
Vor diesem Hintergrund soll das hier gekürzt dargestellte Wirtschaftsförderungskonzept die
strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der SEG Jülich als Aufgabenträger der
Wirtschaftsförderung präzisieren. Es werden die Stärken und Schwächen des Standortes
Jülich analysiert und konkrete Maßnahmen zur generellen Förderung und Entwicklung des
Wirtschaftsstandortes Jülich herausgearbeitet.
Das vorliegende Wirtschaftsförderungskonzept berücksichtigt unter anderem die Ergebnisse
einer Projektstudie von Herrn Prof. Dr. Gramm über das Gewerbegebiet Königskamp II. Zwar
bezieht sich die Untersuchung nur auf das Gewerbegebiet Königskamp II, die dort vorgenommene Befragung der ansässigen Unternehmen im Sinne einer Kundenzufriedenheitsanalyse lässt dennoch wertvolle Rückschlüsse auf den gesamten Wirtschaftsstandort Jülich
zu.
Um den Aufbau des Wirtschaftsförderungskonzeptes kurz und übersichtlich zu gestalten,
wird auf Detailuntersuchungen bzw. -angaben weitgehend verzichtet.
2.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Wirtschaftsförderung“
Die Ergebnisse der Bestandsanalyse werden in der folgenden SWOT-Analyse gebündelt.
Die SWOT-Analyse dient der Visualisierung von komplexen Sachverhalten und ist Ansatzpunkt/Leitmatrix für die weitere inhaltliche Fokussierung.
Stärken
•
•
•
•
•
•
diversifizierte Wirtschaftsstruktur und Lagegunst (In-Between-Lage: Aachen-DüsseldorfKöln)
KMUs im Bereich High-Tech, Marktführer in
Spezialmärkten
hohes Fachkräftepotenzial und große Arbeitsplatzzentralität
renommierte und international anerkannte
Forschungslandschaft mit Forschungszentrum
Jülich, Solarthermisches Versuchskraftwerk
des DLR und dem Campus Jülich der FH
Aachen
Kompetenzen in der Solarwirtschaft
Technologiezentrum Jülich als Inkubator
Chancen
•
•
Areal „Merscher Höhe“ als überregional
bedeutsames Gewerbegebiet entwickeln und
vermarkten
stärkere Vernetzung der Forschungseinrichtungen und der lokalen Wirtschaft im Sinne
eines verbesserten Technologietransfers
Schwächen
•
•
•
•
•
•
•
akute Gewerbeflächenknappheit
Finanzsituation der Stadt
ausbaufähige ÖPNV-Anbindung Richtung
Ballungszentren Aachen, Düsseldorf und Köln
unzureichender innerstädtischer Nahverkehr
schlechte Internetanbindung in Gewerbegebieten
Kommunikation der Stadtverwaltung und der
SEG Jülich mit den Gewerbebetrieben ist
ausbaufähig
ausbaufähige Vernetzung der Gewerbetreibenden und der Forschungslandschaft untereinander
Risiken
•
•
•
Fehlschlag notwendiger
Gewerbegebietsentwicklung
Investitionsfähigkeit der Kommune gefährdet
Gewerbegebietsentwicklungen
zunehmender interkommunaler Wettbewerb
um Unternehmen, qualifizierte Arbeitskräfte
10
•
•
•
•
•
Etablierung einer Büroimmobilie ähnlich dem
Technologiezentrum Jülich
Standortmarketing gemeinsam mit Stadtmarketing ausweiten
aktive Gestaltung des demographischen
Wandels durch Forcierung der Bestandsentwicklung und der Ansiedlungswerbung
Ausbau der regionalen Kooperation und Teilnahme an Förderprojekten
•
und Einwohner
kritische Einwohnergröße im Rahmen des
demographischen Wandels nicht unterschreiten (hieraus ergeben sich Probleme für Einzelhandel, Immobilienmarkt, sowie eine sinkende Auslastung der öffentlichen Infrastruktur)
Verbesserung der Schnellbusverbindungen
Aachen-Jülich sowie verbesserte Anbindung
an das Schienennetz: Lückenschluss Linnich
Baal und Reaktivierung der Direktverbindung
Jülich-Aachen
2.2 Ziele für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Jülich
"Historische Festungsstadt - Moderne Forschungsstadt" - der Leitspruch der Stadt Jülich ist
wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Zielsetzungen der Wirtschaftsförderung.
Zum Wohle der Jülicher Bevölkerung und der Wirtschaft verfolgt die SEG Jülich die Zielsetzung, den Wirtschafsstandort Jülich zu sichern und für den zunehmenden Wettbewerb zwischen den Kommunen um Arbeitskräfte, Einwohner und Unternehmen zu stärken. Zentraler
Standortvorteil ist dabei die überragende und international bedeutsame Jülicher Forschungslandschaft und das große Arbeitskräftepotential des Standortes Jülich.
Durch die Förderung und Sicherung einer starken und zukunftsfähigen Wirtschaftsstruktur
sollen Arbeits- und Ausbildungsplätze für die Jülicher Bevölkerung geschaffen und gesichert
und so dem demographischen Wandel entgegengewirkt werden.
Um der Stadt Jülich auch zukünftig finanzielle Handlungsspielräume für notwendige Investitionen zu eröffnen, ist die Sicherung und Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen durch
eine aktive Wirtschaftsförderung eine weitere grundlegende Zielsetzung.
Kommunale Wirtschaftsförderung ist nicht nur von der SEG Jülich zu betreiben, sondern als
bedeutsame Querschnittsaufgabe von der Jülicher Verwaltung, den städtischen Tochtergesellschaften und den städtischen Mitarbeitern/innen als Dienstleistung für die Wirtschaft zu
verstehen und umzusetzen.
Die einzelnen konkreten Entwicklungsziele der Stadt Jülich/SEG Jülich werden im Folgenden
dargelegt und hieran anschließend mit den Maßnahmen zur Zielerreichung hinterlegt.
Ziel 1: Bestandsentwicklung und -sicherung
Die Stadt Jülich strebt eine ausgewogene, zukunftsgerichtete Wirtschaftsstruktur sowie ein
förderliches Wirtschaftsklima an. Oberstes Ziel ist die Sicherung und Schaffung von zukunftsfähigen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Vorrangig ist daher eine aktive Bestandspflege der einheimischen Wirtschaft und die Förderung und die Entwicklung der endogenen
11
Potentiale des Wirtschaftsstandortes. Hierzu zählt im besonderen Maße die Initiierung und
Förderung von Netzwerken der am Wirtschaftsleben beteiligten Akteure. Die Fokussierung
der Wirtschaftsförderung auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) - teils auch mit hochtechnologischer Ausrichtung - hat sich in der Vergangenheit überaus bewährt und sollte auch
in Zukunft die strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung leiten. Dabei ist auch die
Diversifizierung der Wirtschaft weiter sicherzustellen, um den Risiken der aktuellen und möglicher zukünftiger Wirtschafts- und Finanzkrisen durch eine breit aufgestellte Wirtschaft begegnen zu können. Die langfristige Bindung von Fachkräften, die vor Ort ausgebildet werden, ist anzustreben.
Im Rahmen der Bestandsentwicklung ist auch der emotionale Bezug der wirtschaftlichen
Akteure zum Wirtschaftsstandort Jülich zu stärken, um insbesondere über die persönliche
Bindung zu Jülich etwaige Standortentscheidungen zu Gunsten des Standortes Jülich beeinflussen zu können.
Ziel 2: Optimierung der Ansiedlungsförderung
Aufgrund der akuten Gewerbeflächenknappheit ist eine Ausweitung der Ansiedlungsförderung zurzeit nicht sinnvoll. Erst mit fortschreitender Konkretisierung der Gewerbeflächenentwicklung „Merscher Höhe" sollte dies forciert werden, wobei noch eine Diskussion über die
anzusprechenden Wirtschaftsbranchen erfolgen sollte.
Ziel 3: Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur
Die SEG Jülich und die Stadt Jülich verfolgen gemeinsam das Ziel, die wirtschaftsrelevanten
öffentlichen Infrastrukturen zu sichern und so auszubauen, dass sie die Basis für eine positive und tragfähige Entwicklung des Wirtschaftsortes Jülich bilden können.
Konkrete Ansatzpunkte zur Verbesserung der ÖPNV-Anbindung Jülichs an das Umland ist
die Intensivierung des Schnellbus 11 (Verbindung Aachen-Jülich) und eine intensivere Kooperation mit regionalen Verkehrsbetrieben. Des Weiteren ist im Bereich Schienenverkehr
der Lückenschluss Linnich-Baal und die Reaktivierung der Direktverbindung Jülich-KoslarSiersorf-Baseweiler-Aachen hinzuwirken. Die Etablierung eines Jobtickets für Arbeitnehmer
soll unterstützt werden.
Ziel 4: Strategische Gewerbeflächenentwicklung
Die SEG Jülich wird Maßnahmen zur Entwicklung eines modernen und überregional bedeutsamen Gewerbegebietes ergreifen, mit dem Ziel, der Bestandswirtschaft Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten und zukünftig ein aktiveres Ansiedlungsmarketing betreiben zu können.
Parallel hierzu ist auch auf die Vermarktung und Revitalisierung von Bestandsflächen und
Gewerbeimmobilien zu fördern.
Ziel 5: Intensivierung des Technologietransfers
Ein weiterer Ausbau des Technologietransfers zwischen den Jülicher Forschungseinrichtungen und den ortsansässigen Unternehmen ist wünschenswert und sollte zu weiteren Ausund Neugründungen führen bzw. der Bestandswirtschaft neue Wachstumsimpulse liefern.
12
Ziel 6: Standortmarketing
Die SEG Jülich und das Stadtmarketing der Stadt Jülich sollen die Standortmarketingaktivitäten weiter ausbauen. Eine Einbindung aller marketingtreibenden Jülicher Institutionen soll
sichergestellt werden.
Ziel 7: Ausbau der Kooperationen mit regionalen Wirtschaftsförderungspartnern,
Verbänden - Teilnahme an Förderprojekten
Die Kooperation mit anderen Wirtschaftsförderungen aus der Region sollte ausgebaut werden, um positive Impulse für Jülich zu initiieren. Auf Projektebene soll in bestimmten Zukunftsfeldern, vorrangig in den Bereichen Fachkräftemangel, Erneuerbare Energien oder
Tourismusförderung gemeinsame regionale Lösungen erarbeitet und die Zusammenarbeit
gestärkt werden.
Ziel 8: Verbesserung der Kommunikation zwischen Gewerbetreibenden und Stadt
Jülich/SEG Jülich
Die Projektstudie Königskamp II aus dem Jahr 2011 von Herrn. Prof. Dr. Gramm hat ergeben, dass in diesem Bereich noch seitens der Unternehmerschaft Handlungsbedarf besteht.
Die Verbesserung und Intensivierung der Kommunikation durch verschiedene Maßnahmen
der Bestandsentwicklung wird in Zukunft vorangetrieben.
2.3 Maßnahmen im Bereich „Wirtschaftsförderung“
Die im Wirtschaftsförderungskonzept erarbeiteten Maßnahmen sind stark unternehmensfokussiert und auf die Bestandswirtschaft ausgerichtet. Die angespannte Situation des städtischen Haushaltes bietet in Jülich wenig Spielraum für große kostenintensive Wirtschaftsförderungsmaßnahmen. Daher wird bewusst auf die Erarbeitung von kostenintensiven Wirtschaftsförderungsmaßnahmen verzichtet und der Schwerpunkt auf möglichst kostenneutrale
Aktivitäten gelegt. Einzige Ausnahme bildet hierbei die dringend notwendige Entwicklung
eines überregional bedeutsamen Gewerbegebietes. Oberstes Ziel ist es, die Kommunikation
zwischen der Wirtschaftsförderung und den Unternehmern zu verbessern und eine vertrauensvolle Partnerschaft zu etablieren.
2.3.1 Maßnahmen Bestandsentwicklung (Ziel 1)
Die Akquirierung von Unternehmensneuansiedlungen wird auch mit Blick auf den sich verstärkenden Wettbewerb zwischen den Kommunen zunehmend schwieriger. Daher kommt
den Bestandsunternehmen eine überragende Bedeutung für die weitere regionale
Wirtschaftsentwicklung zu. Vor diesem Hintergrund sollten vielfältige Maßnahmen im Bereich
der Bestandsentwicklung ergriffen werden.
13
2.3.1.1 Unternehmensbesuche – „SEG Jülich vor Ort"
Die SEG Jülich beabsichtigt in Zukunft Unternehmensbesuche durchzuführen. Durch die
direkte persönliche Ansprache der Bestandsunternehmen soll die Vernetzung zwischen
Wirtschaft und Wirtschaftsförderung weiter ausgebaut werden. Im Rahmen der Unternehmensbesuche können Probleme und Bedürfnisse der Unternehmen erkannt und ggf. gemeinsame Lösungen mit der SEG Jülich erarbeitet werden.
Mit der Teilnahme des Bürgermeisters bei einzelnen Unternehmensbesuchen – ggf. unter
Einbeziehung der Presse – soll die Bedeutung der Bestandsunternehmen für den Standort
Jülich unterstrichen werden.
2.3.1.2 Unternehmensnahe Veranstaltungsreihe - „SEG Jülich Forum"
Durch eine Veranstaltungsreihe zu unternehmensrelevanten Themen soll der Kontakt zu den
Jülicher Unternehmern intensiviert und vertieft werden. Kooperationspartner der Veranstaltungen sind die FH Aachen Abteilung Jülich, das Technologiezentrum Jülich und das Forschungszentrum Jülich.
Aus den oben skizzierten Unternehmensbesuchen werden sich wohl Themenfelder und Fragen der Unternehmen ergeben, die in Veranstaltungen der SEG Jülich aufgegriffen und behandelt werden können (z. B. Marketing für KMU, Vertriebseffizienz, Steuergesetze, etc.).
Neben einer Veranstaltung zum Thema Breitbandversorgung im Gewerbegebiet Königskamp
II, ist für interessierte Unternehmer eine Besichtigung des DLR-Solarturms in Planung.
Eine weitere Veranstaltungsform könnte die Besichtigung von interessanten Jülicher Unternehmen durch die Bestandswirtschaft sein. Ein entsprechendes Konzept ist derzeit in Erarbeitung. Der von Prof. Dr. Gramm in seiner Projektstudie aufgeführte Kritikpunkt, dass nur
wenige Unternehmen von den Leistungsspektren der umliegenden Unternehmen wissen,
kann so mittelfristig verbessert werden.
2.3.1.3 „Jülicher Kaminabend"
Die SEG Jülich beabsichtigt, einen ein- bis zweimal jährlich stattfindenden Jülicher Kaminabend einzurichten. Die größten und wichtigsten Unternehmen werden in Person der Geschäftsführer oder Eigentümer von der SEG Jülich zu einer hochwertigen Abendveranstaltung eingeladen. Der Kaminabend könnte etwa als Abendessen organisiert werden, das
durch einen interessanten Vortrag (etwa zur zukünftigen Stadtentwicklung Jülichs, etc.) flankiert werden könnte. In offener Atmosphäre sollen die Entscheidungsträger sich untereinander, mit der Wirtschaftsförderung und mit dem Bürgermeister austauschen und Kontakte
knüpfen können. Durch den direkten Kontakt zur Verwaltungsspitze der Stadt Jülich sollen
etwaige Probleme und Wünsche der Unternehmen auf direktem Wege besprochen werden
können.
Die konkreten Abläufe des Kaminabends sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgearbeitet
worden. Mögliche Veranstaltungsorte könnten der Kaiserhof, das Pulvermagazin im Brückenkopf-Park sowie der Innenhof des Technologiezentrums Jülich sein.
Denkbar ist neben einem Kaminabend auch ein zusätzliches Unternehmerfrühstück mit einer
breiter aufgestellten Unternehmenszielgruppe.
14
2.3.2 Maßnahmen „Ansiedlungsförderung" (Ziel 2)
Da sich zurzeit keine frei verfügbaren Gewerbeflächen öffentlich vermarkten lassen, sind
Vermarktungsaktivitäten zunächst zurückzustellen. Sobald geeignete Gewerbeflächen entwickelt sind, wird eine Vermarktung über verschiedenste Medien und Kanäle vorangetrieben
werden. Auch ohne intensive Vermarktungsaktivitäten durch die SEG Jülich bleibt die Nachfrage nach Gewerbeflächen ungebrochen hoch.
2.3.3 Maßnahmen „Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur" (Ziel 3)
2.3.3.1
Verbesserung der Breitbandversorgung
Da für Unternehmen eine schnelle Internetanbindung existenziell ist, muss die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit Netzanbietern und Unternehmen eine zukunftsfähige Internetversorgung sicherstellen.
2.3.3.2
Dienstleitungszentrum/Technologiezentrum am Campus Jülich
Um der derzeitigen Knappheit an kleineren Büro-, Labor- und Lagerflächen in Jülich entgegenzuwirken, wäre es wünschenswert, eine Immobilie ähnlich der des Technologiezentrums
Jülich zu entwickeln. Die Auslastungsquoten des Technologiezentrums Jülich der vergangenen Jahren, die einer Vollauslastung entsprechen, sowie die Anfragen bei der SEG Jülich
belegen den Bedarf der Wirtschaft.
2.3.3.3
Hotelentwicklung und flankierende Projekte der Stadtentwicklung
Der Standort Jülich verfügt über ein breites Angebot an öffentlichen und privaten Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung sollten diese um einen modernen Baumarkt mit ausreichender Verkaufsfläche, eine zusätzliche hochwertige
Nahversorgungseinrichtung (Lebensmittelvollsortimenter) und um ein Hotel der Mittelklasse
ergänzt werden. In den verschiedenen Ansatzpunkten sind bereits erste Konzepte in der
Erarbeitung.
2.3.4 Maßnahmen Strategische Gewerbeflächenentwicklung (Ziel 4)
Der Wirtschaftsstandort Jülich verfügt seit Mitte 2010 über keinerlei nennenswerte Gewerbeflächen. Zur Sicherung und Entwicklung der Bestandswirtschaft ist die zeitnahe Entwicklung
eines hochwertigen Gewerbegebietes zwingend geboten. Der SEG Jülich liegen konkrete
Erweiterungs- und Ansiedlungsvorhaben von Unternehmen vor, die nicht bedient werden
können. Vor diesem Hintergrund sind verschiedene Flächen in Jülich mit Blick auf ihr Entwicklungspotential zu Gewerbeflächen hin untersucht worden. Diese Untersuchung hat
nachdrücklich aufgezeigt, dass die Fläche ehemalige Sendeanlage „Merscher Höhe" den
Standort mit den größten Entwicklungspotentialen darstellt. Mit seiner schnellen Anbindung
an die Autobahn A 44 (5min.) - die Agglomerationen Aachen, Düsseldorf und Köln sind in 30
bis 45 Minuten zu erreichen - und der Lagegunst zum Campus Jülich der FH Aachen, würde
ein Gewerbegebiet „Merscher Höhe" erhebliche überregionale Vermarktungspotentiale bie-
15
ten. Die Lagegunst kann durch eine bessere Anbindung des Areals an den ÖPNV noch weiter gesteigert werden. Für weiterführende Informationen sei auf das Gewerbeflächenkonzept
Jülich der SEG Jülich und der AGIT verwiesen. Die SEG Jülich verhandelt zurzeit mit Flächeneigentümern über einen Grunderwerb im Bereich der „Merscher Höhe". Aufgrund der
Kapitalintensität der angestrebten Gewerbegebietsentwicklung „Merscher Höhe“ kann diese
nur bei finanzieller Beteiligung der Stadt Jülich erfolgen.
Zu prüfen ist, ob und wie die Gewerbegebietsentwicklung mit Blick auf eine etwaige Fördermittelakquise in die Entwicklungsansätze „indeland" oder „Innovationsregion Rheinisches
Revier" eingebunden werden kann. Die Entwicklung sollte daher im regionalen Konsens mit
den angrenzenden Kommunen erfolgen, etwa durch Einbindung des regionalen „Steuerungskreises Gewerbeflächen" der AGIT.
Parallel hierzu ist die Revitalisierung und Vermarktung von gewerblichen Bestandsimmobilien und Brachflächen zu verfolgen. Erster Schritt ist hier eine detaillierte Bestandsaufnahme.
2.3.5 Maßnahmen zur Intensivierung des Technologietransfers (Ziel 5)
Aufbauend auf den vorhanden Netzwerken ist der Technologietransfer unter Einbeziehung
überregionaler Partner (Wirtschaftsförderungsinstitutionen, IHK, Technologiezentrum Jülich,
Forschungseinrichtungen) zu intensivieren. Die Erarbeitung konkreter Maßnahmen steht
noch aus, denkbar ist aber eine Projektbeteiligung an dem grenzüberschreitenden
INTERREG-Projekt TeTRRA, bei dem es um praxisbezogenen Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in der Euregio Maas-Rhein geht.
2.3.6 Maßnahmen Standortmarketing (Ziel 6)
Außendarstellung und Standortmarketing für den (Wirtschafts-)Standort Jülich werden zukünftig gemeinsam mit dem Stadtmarketing der Stadt Jülich betrieben (siehe daher auch
Handlungsfeld Kommunikation & Außendarstellung). Durch die regelmäßige Abstimmung der
Akteure können Doppelansprachen vermieden und Arbeitsabläufe effizienter gestaltet werden. Die SEG Jülich wird die neuen Standortmarketingmaterialien (zum Beispiel die Standortbroschüre des Stadtmarketings) aktiv in die Ansprachen von Unternehmen und Bauinteressenten einbinden. Für die Vermarktung des angestrebten Gewerbegebiets „Merscher
Höhe" sind noch zielgruppenspezifische Standortmarketingaktivitäten zu entwickeln. Es werden alle relevanten Marketingkanäle inkl. Internetauftritt genutzt.
2.3.7 Maßnahmen Kooperationen mit regionalen (Wirtschaftsförderungs)Partnern –
Fördermittelprojekte (Ziel 7)
Um die projektgestützte Entwicklung zu intensivieren, ist in Zukunft eine verstärkte Teilnahme an regionalen Projektgruppen nötig. Die SEG Jülich ist bestrebt, in einem sinnvollen
Rahmen auch an einem grenzüberschreitenden, euregionalen INTERREG-Projekt als Partner zu partizipieren. Hierzu wird in Zukunft die Kooperation mit der Regionalen Wirtschaftsförderung für die Region Aachen, AGIT, intensiviert. Ziel ist es, auch von regional verfügbaren Lösungen zu profitieren.
16
2.3.8 Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Gewerbetreibenden und Stadt Jülich/SEG Jülich (Ziel 8)
Die Kommunikation zwischen Gewerbetreibenden, auf der einen Seite und Stadt Jülich bzw.
SEG Jülich, auf der anderen, wird durch intensivere Unternehmenskontakte im Rahmen des
Ausbaus der Bestandsentwicklung verbessert.
Maßnahmenübersicht
Nr.
Ziel
Maßnahme
Priorität
Zuständigkeit/
Akteure
h m n
1
2
3
4
5
Bestandsentwicklung und - Unternehmensbesuche
-sicherung
- Unternehmensnahe
Veranstaltungsreihe
- Jülicher Kaminabend
- wirtschaftsfreundliche
Kommune
Optimierung der Ansied- Verschiedene,
lungsförderung
sobald neue GE-Flächen
verfügbar
Verbesserung der öffent- Verbesserung der Breitbandlichen Infrastruktur
versorgung, Dienstleistungszentrum am Campus Jülich
Hotelentwicklung, flankierende Projekte der Stadtentwicklung, Verbesserung der
ÖPNV-Anbindung
Strategische GewerbeEntwicklung der Merscher
flächenentwicklung
Höhe
Intensivierung des Tech- Netzwerkarbeit, Projekt
nologietransfers
TeTRRA
6
Standortmarketing
7
Ausbau der Kooperationen mit regionalen Wirtschaftsförderungspartnern / Fördermittel
8
Verbesserung der Kommunikation zwischen
Gewerbetreibenden und
Stadt Jülich/SEG Jülich
SEG Jülich, Bürgermeister,
Verwaltung
SEG Jülich
SEG Jülich, Stadt Jülich,
externe Partner
SEG Jülich, Stadt Jülich,
externe Partner
SEG Jülich, Wirtschaftsförderungseinrichtungen
Wissenschaftseinrichtungen
(u.a. FH Aachen + FZ Jülich)
Standortmarketing und Ansiedlungsmarketing sind mit
ausreichendem Vorlauf vor
der Erschließung neuer Gewerbeflächen zu intensivieren.
Kooperation mit IHK und
AGIT, Fachkräftesicherung
Kreis Düren
SEG Jülich
Stadt Jülich - Stadtmarketing
siehe Ziel 1
SEG Jülich
Stadt Jülich - Stadtmarketing
SEG Jülich, Wirtschaftsförderungseinrichtungen, externe
Partner
17
2.4 Umsetzungserfordernisse
Kostenintensive Maßnahmen, wie die zwingend gebotene Gewerbegebietsentwicklung „Merscher Höhe" werden nur bei finanzieller Beteiligung der Stadt Jülich umsetzbar sein.
18
3. Einzelhandel und Nahversorgung
III. Handlungsfeld: Einzelhandel und Nahversorgung
Angebotsanalyse - Einzelhandel in Jülich
Wesentlicher Einzelhandelsstandort ist in Jülich die Innenstadt mit einem guten Besatz an
inhabergeführten Fachgeschäften und Filialisten mit einem breiten Branchenspektrum. In
diesem Bereich konzentrieren sich die Geschäfte v.a. entlang der Kölnstraße, der Marktstraße, der Poststraße, der Großen Rurstraße, der Kleinen Rurstraße, der Düsseldorfer Straße
sowie rund um den Marktplatz. Die größeren Magnetbetriebe wie C&A und Müller konzentrieren sich im mittleren bis östlichen Bereich der Kölnstraße. Der in der Innenstadt eindeutig
dominierende Betriebstyp ist das inhabergeführte Fachgeschäft. Diese tragen zu einem individuellen und vielfältigen Warenangebot in einem mittleren bis gehobenen Preissegment bei.
Abb. 2: Einzelhandel in Jülich – Verteilung der Branchen
Quelle: eigene Erhebung, Stadt Jülich/Stadtmarketing März 2012
19
Branche
Apotheken
Banken & Sparkassen
Blumen/Gartenbedarf
Drogerie/Parfümerie
Juwelier/Uhren/Schmuck
Optiker/Hörgeräte
Bekleidung
Kinderkleidung/Spielwaren
Sportbedarf
Bücher, Schreibwaren, Bürotechnik & Bastelbedarf
Lebensmittel/Feinkost
Haus/Inneneinrichtung
Elektrogeräte & -bedarf/ Foto / Handy
Fahrrad
Gastronomie
Friseur / Nagelstudio
Sonstiges
Die detaillierte Nachfrageanalyse sowie Informationen zu den einzelhandelsrelevanten
Kennziffern sind im Anhang dargestellt.
Nahversorgung in den Ortsteilen
Professor Michael Gramm vom Büro für regionale Strukturentwicklung und Wirtschaftsförderung hat sich 2011 im Rahmen einer von der Stadt Jülich in Auftrag gegebenen Studie mit
dem Thema „Nahversorgung in den Jülicher Ortsteilen“ beschäftigt. Im Ergebnis wurde aufgezeigt, dass es in den Ortsteilen kein ernstzunehmendes Versorgungsproblem auf Grund
des hohen Motorisierungsgrades der Bevölkerung gibt. Ob diese Tatsache auch in Zukunft
noch gilt, ist ungewiss. Derzeit ist nur in Barmen und Koslar ein ortsnaher Versorgungskomfort gegeben. Der Verlust der ortsnahen Versorgung ist ein Symptom für die funktionale Entleerung der Dörfer sowie für einen schleichenden Identitäts- und damit Attraktivitätsverlust.
In Jülich-Barmen ist das DORV-Zentrum, ein sehr moderner und erfolgreicher Tante-EmmaLaden beheimatet. Die Einrichtung wird von Bürgerinnen und Bürgern organisiert, finanziert
und betrieben und sie wurde als Landespilotprojekt NRW mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Insbesondere die Organisation von Seniorenhandwerker- und Seniorenpflegedienst, von
Einkaufsdiensten und die Etablierung einer ortsnahen medizinischen Versorgung bieten den
älteren Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit lebenslang in ihrer sozialen Umgebung
leben zu können.
3.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Einzelhandel und Nahversorgung“
Stärken
•
•
•
vielfältiges Einzelhandelsangebot, einige attraktive Fachgeschäfte, keine (kaum) Leerstände in der Haupteinkaufslage
überdurchschnittlich hohe Kaufkraft = hohes
Einkommensniveau (Index Jülich = 102,5,
Kreis Düren: 96,9)
Nahversorgungssituation der Wohngebiete in
der Kernstadt ist (noch) gut und in den
Ortsteilen ausreichend
Schwächen
•
•
•
gestiegener Wettbewerbsdruck durch die
benachbarten Oberzentren und durch kleinere
Zentren wie Titz, Aldenhoven und Niederzier
wachsender Kaufkraftabfluss zu anderen Einzelhandelsstandorten (Einzelhandelszentralität 2011 = 73,3); Überlagerung und Begrenzung des Marktgebietes durch konkurrierende
Einkaufsstädte (insb. Düren und Aachen)
„Nebenlagenproblematik“, Leerstände in Düs20
•
•
•
•
•
•
•
•
•
ausgewogene Verteilung der Nahversorgungseinrichtungen in der Innenstadt
attraktiver Wochenmarkt, dreimal wöchentlich
viele inhabergeführte Fachgeschäfte und
vergleichsweise viele Spezialgeschäfte (Tee,
Kaffee etc.)
relativ kurze Wege und übersichtliche Innenstadt
Boulevardcharakter der Kölnstraße
ausreichende Anzahl an Parkplätzen
eine aktive Werbegemeinschaft
attraktives Erscheinungsbilder der (meisten)
Geschäfte und der Stadt
DORV-Zentrum Barmen als Beispiel guter
Praxis
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Chancen
•
•
•
Ausbau des Einkaufsimages für Bürger, Umland und Touristen sowie verstärkte Bewerbung des Einzelhandelsangebotes im Umland
bieten wachsende Umsätze für die
Einzelhändler
Ansehen Jülichs als attraktives Mittelzentrum
durch vielfältigen, inhabergeführten Einzelhandel
Nutzung des Walramplatzes in Verbindung
mit dem Stadtwerkeareal als Einzelhandelsstandort
seldorfer Straße und Kleine Rurstraße,
Imageverlust der Lage (leichte Ansätze von
„Trading Down Effekten“)
keine überörtlich bedeutsamen Anbieter in
den Bereichen Baumarkt, Unterhaltungselektronik und Möbel – vorhandene Anbieter haben nach heutigem Maßstab sehr geringe
Verkaufsflächen
geringe Sortimentskompetenz bei jugend- und
trendorientierten (Bekleidungs-)Angeboten
keine einheitlichen Öffnungszeiten der Geschäfte (teilweise Mittagspause)
einige Geschäfte haben keinen barrierefreien
Zugang
geringe Verfügbarkeit an zeitgemäßen Flächengrößen in der Innenstadt, freie Immobilien teilweise in schlechtem Zustand
fehlende Investitionsbereitschaft der Eigentümer von (leerstehenden) Immobilien
überregionale Werbung des Einzelhandels
ausbaufähig
außerhalb der Markttage fehlende Angebotsdichte im Bereich Marktplatz
trennende Wirkung des Marktplatzes
Jülich wird nicht als „Einkaufsort mit Atmosphäre“ gesehen (Ergebnis der ECON-Studie)
Risiken
•
•
•
•
•
•
Konkurrenzangebote in größeren Städten der
Umgebung
zunehmender Internethandel (überregional)
zunehmende Wettbewerbsintensität
Veränderung der Einzelhandelsstruktur (Filialisierung, Nachfolgeproblematik)
Funktionsverlust der Innenstadt/Dörfer und
Verlust der überörtlichen Bedeutung als Einzelhandelsstandort
Vereinzelung von Versorgungsangeboten im
Außenbereich
3.2 Entwicklungsperspektiven
-
Stärkung des Einzelhandels, Bestandspflege und Sicherung eines attraktiven Einzelhandelsangebotes in der Stadt Jülich
Sicherung der Nahversorgungsschwerpunkte
Sicherung einer quantitativ und qualitativ guten Versorgung der Bevölkerung
räumliche Konzentration zentrenrelevanter Sortimente auf das Stadtzentrum
Die Attraktivität eines Einkaufsstandortes bestimmt sich durch die Quantität des Einzelhandelsangebotes (Anzahl der Betriebe, Verkaufsfläche) und seine qualitative Zusam-
21
mensetzung (Vielfalt der Branchen, Sortimentstiefe, Betriebsformen und -konzepte sowie
Betriebsgrößenzuordnungen). Nur durch ein Miteinander dieser beiden Komponenten kann
es gelingen, den Einzelhandelsstandort Jülich attraktiv zu gestalten und auch längerfristig zu
erhalten. Ziel muss daher sein, eine Vielfalt (im oben genannten Sinne) für die Stadt Jülich
zu sichern und weiter auszubauen.
3.3 Maßnahmen im Bereich „Einzelhandel & Nahversorgung“
Nr.
Ziel
1
Wochenmarkt als
Frequenzbringer erhalten und stärken
2
Umsatzsteigerung im
Einzelhandel
3
Stärkung des Kontaktes zwischen Werbegemeinschaft und
Stadtmarketing/Verwaltung
Definition der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in Jülich
4
5
Leerstände verhindern, schnelle Wiedernutzung
6
Förderung Einzelhandel
7
Nachhaltige Aufwertung der Innenstadt
Maßnahme
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
Wochenmarkt
o mehr Qualität
o regionale Anbieter (aus umliegenden Orten)
o Wochenmarkt-Aktionen
(Themenmärkte, Musik,...)
o Aufstellung prüfen und ggf.
neu ordnen
o kooperative Aktionen mit
dem Einzelhandel, Gastronomiebetrieben
o Infoflyer und Plakate
Einrichtung von Internetshops und
Zusammenschluss der Einzelhändler
Regelmäßige Treffen und Austausch der Werbegemeinschaft
und des städt. Stadtmarketings
Stadtmarketing, Werbegemeinschaft, Ordnungsamt, Marktbeschicker
Erstellung eines Einzelhandelskonzeptes, das die Rahmenbedingungen einer geordneten Entwicklung des Einzelhandels festlegt
Aufbau eines präventiven Leerstandsmanagements; Ziel sollte
es sein keinen sichtbaren Leerstand in der Innenstadt zu haben
Bestandsanalyse, um fehlende
Angebote zu ermitteln und gezielt
die entsprechenden Ansiedlungen
zu fördern, Optimierung Branchenmix
Prüfung der Umsetzung von Immobilien- und Standortgemeinschaften (BIDs, Zusammenschluss von lokalen Immobilieneigentümern und Gewerbetreibenden)
SEG, Dez. III, externes
Planungsbüro
Werbegemeinschaft, Einzelhandel
Werbegemeinschaft,
Stadtmarketing
Stadtmarketing, SEG, Immobilieneigentümer, Einzelhandel, Werbegemeinschaft
SEG, Werbegemeinschaft
Stadtmarketing, SEG
22
8
Wegweisung verbessern
9
Verbesserung der
Außendarstellung der
Geschäfte
10 Stärkung der Nahversorgung in den
Ortsteilen
am Brückenkopf-Park / Rur auf
Fußweg Innenstadt hinweisen mit
Minutenangabe
Attraktivierung der Schaufenster
und Fassaden (Fassaden- und
Schaufensterwettbewerb), Information der Händler durch Veranstaltungen und Schulungen
Entwicklung eines gemeinsamen
Projektes
Dezernat III, Werbegemeinschaft, Stadtmarketing e.V.
Werbegemeinschaft,
Stadtmarketing e.V.
Ortsvorsteher, Bürger, Amt
56
23
4. Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und Verkehr
IV. Handlungsfeld: Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und
Verkehr
Immobilienmanagement der Stadt Jülich
Das kaufmännische und das technische Immobilienmanagement der Stadt Jülich sind Ansprechpartner für alle städtischen bebauten wie unbebauten Grundstücke. Die Bandbreite
reicht von Kindergärten, Schulen, Verwaltungsgebäuden über Bürgerhallen bis zu Feuerwachen. Das Hochbauamt sowie das Liegenschaftsamt werden in der Verwaltung derzeit umstrukturiert mit dem Ziel ein technisches und kaufmännisches Immobilienmanagement zu
implementieren. Diese Fachbereiche kümmern sich um den kompletten Lebenszyklus der
städtischen Immobilien – von Ankauf, Planung und Bau über Verwaltung, Vermietung bzw.
Verpachtung, Bewirtschaftung und Unterhaltung bis hin zu möglichen Verkäufen und Rückbauten.
Die Stadt Jülich hat in Ihrem Besitz u. a. zehn Schulgebäudekomplexe, sieben Kindergärten
und 15 Mehrzweckgebäude/Bürgerhallen bzw. Vereinsgebäude. Weitere wichtige Gebäude
sind die beiden Verwaltungsgebäude, Feuerwehrhäuser und Turnhallen. Die Bürgerhallen in
den Dörfern sind zum größten Teil in einem schlechten baulichen Zustand und weisen einen
hohen Sanierungsbedarf auf. Der Haupt- und Finanzausschuss hat 2012 beschlossen eine
Kommission zu bilden, die sich strukturiert mit dem Themenkomplex befasst. Ein „Bürgerhallen-Entwicklungskonzept“, in dem der bauliche Zustand, die Auslastung der Gebäude sowie
Einnahmen und Ausgaben erfasst sind, würde die notwendige Transparenz schaffen, um auf
dieser Basis schrittweise entsprechende Veranlassungen zu treffen.
GIS-basiertes Flächenmanagement und Wissensdokumentation
Flächenmanagement und -entwicklung sind bedeutende kommunale Querschnittsaufgaben.
Diese bedürfen neben einer langfristigen und strategischen Ausrichtung eines institutionalisierten Informationsflusses zwischen den relevanten Akteuren auch einer umfangreichen
Wissensdokumentation. Ein bewährter Lösungsansatz ist der Aufbau einer GIS-gestützten
(geographisches Informationssystem) Datenbank inklusive eines Flächenkatasters. In einer
solchen GIS-gestützten Datenbank sollten zu den einzelnen Flächen wesentliche Grunddaten bzw. Informationen systematisch erfasst und in einem Steckbrief beschrieben werden.
Dieser sollte die wichtigsten Informationen zum Grundstück wie Lage, Größe, Planungsrecht,
Verkehrsanbindung, realisierbare Geschossfläche, Infrastruktur, Ansprechpartner, Verfügbarkeit und Ergebnisse früherer Verhandlungen enthalten. Diese stehen zur Weiterverwendung den relevanten Akteuren digital zur Verfügung.
Nachfolgenutzung freiwerdender Flächen
Zusätzlich zu den bereits brachgefallenen Flächen wie etwa „Ehemaliges Fachhochschulgelände“ werden in den kommenden Jahren durch Nutzungsverlagerungen in Jülich mehrere
innerstädtische Standorte frei.
24
In diesen Fällen gilt es, eine fachliche und politische Diskussion über Nachfolgenutzung bereits frühzeitig zu führen, um die einzelnen Flächen und Entwicklungsansätze im Sinne der
Stadtentwicklung zu bündeln und konzeptionell zusammenführen. Vor diesem Hintergrund
beschränkt sich das vorliegende Programm zunächst auf Benennung der Flächen und eine
Darstellung des aktuellen Projekt- oder Diskussionsstandes.
NAME der Fläche
Ehemalige FH-Fläche
Entwicklungsstatus
Entwicklung eines neuen Stadtquartiers durch die
SEG Jülich projektiert; Verhandlung über Grundstücksaufteilung mit dem BLB laufen zurzeit; Erste
Entwicklungskonzepte in der Erarbeitung
Westlich der Zitadelle
Mögliche Projektentwicklung durch SEG Jülich; Angedacht Realisierung hochwertiger Punkthäuser; Erste
Voruntersuchungen
Nordbahnhof (DKB)
Konkrete Entwicklungsansätze durch DKB sind noch
offen
Immobilien Realschule
Frei ab 2014; Aufstellungsbeschluss Bebauungsplan
erfolgt; Diskussion zur Nachnutzung sollte bis 2014
abgeschlossen sein
Walramplatz
Diskussion über städtebauliche Nutzung ist unter Einbeziehung des Stadtwerkegeländes zu führen
Stadtwerkegelände
Ansiedlung eines Vollsortimenters projektiert
Areal Stadthalle/ alte SchirDiskussion über Nachnutzung der Fläche sollte frühmerschule
zeitig erfolgen; siehe „Westlich der Zitadelle“
Musikschule
Verlagerung der Musikschule in das Schulzentrum
2014; Freimachung und Veräußerung des Areals angestrebt
Areal Studienseminar/Polizei
Diskussion über Nachnutzung steht aus; Kontext zu
Dienstleistungszentrum
Rathaussanierung/-neubau/
Diskussion noch nicht abgeschlossen; BrandschutzDienstleistungszentrum
sanierung Neues Rathaus steht an
Haus Hesselmann
Hotelentwicklung durch SEG Jülich projektiert
Telekomgelände (Merscher
Nachnutzung als Gewerbegebiet angestrebt, GespräHöhe)
che der SEG Jülich mit der Deutschen Telekom stocken jedoch
Sendeanlage „Merscher Höhe“ Strategisches und großflächige Gewerbegebietsentwicklung durch die SEG Jülich; Flächensicherung erfolgt; Erste Umweltprüfung erfolgt 2013
Baumarkt „Von Schöffer Ring“ Bauleitplanverfahren läuft
Öffentliche Plätze
In Jülich bieten der Marktplatz und der Schlossplatz sowohl Raum für größere Veranstaltungen als auch Qualitäten zum Verweilen.
Der Schlossplatz ist ein zentral gelegener attraktiver und wichtiger Erholungsraum für die
Bewohner und Gäste Jülichs. Der Platz wird zudem seit 1996 regelmäßig als Veranstaltungsfläche genutzt, u.a. zur Ausrichtung des Weihnachtsmarktes, der Jugendschutzveran25
staltung an Weiberfastnacht und des Kunsthandwerkerinnenmarktes. Eine Folge der zunehmenden Veranstaltungsdichte sind 16 Jahre nach Ertüchtigung des Platzes Abnutzungsspuren insbesondere auf der Mittelfläche. Aber auch die regelmäßige Nutzung durch Fußgänger
und Radfahrer ist sichtbar. Der Rat der Stadt Jülich beauftragte die Verwaltung einen Arbeitskreis „Schlossplatz“ einzurichten, der inzwischen ein Konzept zur Verbesserung des
Erscheinungsbildes des Schlossplatzes erarbeitet hat (siehe Bericht und Empfehlungen des
Arbeitskreises Schlossplatz).
Der Marktplatz wurde im Rahmen des Programms Jülich `98 umgestaltet und das Pflaster
saniert. Dreimal wöchentlich bauen die Markthändler ihre Stände für den Wochenmarkt auf.
Der Marktplatz dient außerdem als Veranstaltungsfläche für Stadtfeste, Kirmessen und das
Fest der Kulturen. Im Laufe der letzten Jahre wurden die Pflastersteine deutlich beschädigt.
Neue Steine waren nicht mehr lieferbar und deshalb wurde notdürftig geflickt und stellenweise mit Teer ausgegossen, was zu Stolperfallen und einem unschönen Gesamtbild des Platzes führte. 2012 wurde ein Arbeitskreis initiiert, der das Thema Marktplatzumgestaltung und
Maßnahmen zu einer optimalen Aufwertung des Platzes diskutiert.
Verkehr
Die Stadt Jülich verfügt über eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur im Bereich des motorisierten Individualverkehrs. Über die B 56/B 55 und die Autobahn 44 mit zwei Abfahrten ist
Jülich gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Die A 44 bietet eine direkte Verbindung zu den Oberzentren Düsseldorf und Aachen sowie die B 56 zur Kreisstadt Düren.
Während die verkehrliche Erreichbarkeit vor allem die Wettbewerbsfähigkeit als Wirtschaftsstandort und die Funktion Jülichs als Mittelzentrum maßgeblich beeinflusst, leisten die Verkehrssituation und die Mobilitätsangebote innerhalb der Stadt einen wichtigen Beitrag zur
Qualität als Wohnstandort bzw. zur städtischen Lebensqualität.
Abb. 3: Lage Jülichs und Entfernungen zu den Großstädten
Quelle: Stadt Jülich 2012
Aktuell verfolgt die Stadt Jülich das Projekt „Ortsumgehung Koslar“. Die notwendigen Brückenbauwerke wurden bereits errichtet und die komplette Umsetzung ist laut derzeitigem
Planungsstand durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW für 2013/2014 vorgesehen. Die
26
Ortsumgehung wird zu einer deutlichen Reduzierung des Verkehrs in Koslar führen. Die L
14n wird in die Anschlussstelle Jülich West der A 44 einmünden.
Die Entwicklung des Tagesbaus Inden beeinflusst direkt die Verkehrsanbindung Jülichs, da
alle Straßen innerhalb des Tagebaus unterbrochen wurden, wie z. B. die Landesstraße
Kirchberg - Inden. Im Bereich zwischen Weisweiler/Inden und Jülich wurde die L 241 tagebaubedingt unterbrochen. Als Ersatz wurde die L 238 neu angelegt und bietet eine Verbindung von Jülich nach Eschweiler. Die Straße führt in einem Bogen entlang der Abbaufläche.
Es ist geplant nach der Auskohlung, ab etwa 2030, eine direkte Verkehrsverbindung von
Jülich Richtung Süden wieder herzustellen.
Im öffentlichen Regionalverkehr weist Jülich eine unzureichende Anbindung an das Umland
auf. Die Kreisstadt Düren sowie Linnich sind stündlich mit der Rurtalbahn zu erreichen. Mit
dem Schnellbus 11 ist man in 36 bis 59 Minuten in Aachen, abhängig von der Anzahl der
Haltestellen, die angefahren werden. Es bestehen außerdem direkte Busverbindungen nach
Eschweiler, Huchem-Stammeln, Titz, Linnich, Freialdenhoven, Weisweiler, Jackerath und
Düren. Die Anbindung an die Großstädte Aachen, Köln und Düsseldorf ist unzureichend. Die
Städte sind nicht auf dem direkten Weg erreichbar.
Ab 2013 erfolgt eine schrittweise Vervollständigung der Ausrüstung der ca. 200 Bushaltestellen im gesamten Stadtgebiet mit Fahrgastwartehallen. Wo die bauliche Möglichkeit gegeben
ist, wird mittels Profilbordsteinen mit speziell erhöhten Bordsteinkanten die Anfahrt der Haltestellen mit Niederflurbussen gewährleistet, womit ein barrierefreier Zugang für Fahrgäste
ermöglicht wird. Für blinde und gehbehinderte Personen werden über die gesamte Haltestelle taktile und optisch kontrastierende Beläge eingebaut. Der Aus- oder Neubau der Bushaltestellen soll innerhalb eines Zeitraumes von vier Jahren umgesetzt werden.
Die überschaubare Struktur der Jülicher Innenstadt hat im Hinblick auf eine zukunftsfähige,
nachhaltige und urbane Mobilität klare Vorteile. Gemischte Nutzungen und kurze Wege sorgen für eine gute fußläufige Erreichbarkeit aller wichtigen infrastrukturellen Einrichtungen im
Stadtkern. Der hauptsächliche Verkehr läuft über die Große Rurstraße, wo das Verkehrsaufkommen zu den Stoßzeiten sehr hoch ist. Die Verkehrszählung im Jahr 2010 ergab in der
Großen Rurstraße (Höhe Walramplatz) eine durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke von
12.727 Kfz/Tag. Der Anteil des Schwerlastverkehrs lag bei 4,93 %.
Von besonderer Bedeutung für die Erreichbarkeit der Stadt sind die L 253 (Einfallstraße von
Süden und Norden) sowie die L 136 (Einfallstraße von Westen und Osten). Die Stadtteile
sind alle über gut ausgebaute Kreis- und Landesstraßen sowie über Radwege, die meist
entlang der Straßen verlaufen, sehr gut angebunden. Ein Mangel in der Radwegeanbindung
besteht derzeit nur zwischen Jülich und den nordöstlichen Stadtteilen Mersch, Pattern,
Güsten und Welldorf sowie zwischen Merzenhausen und Barmen entlang der Kirchgracht.
Die Jülicher Innenstadt verfügt mit etwa 1.400 Parkplätzen insgesamt über ein gutes Parkplatzangebot. Der Walramplatz, das Parkdeck Zitadelle und das Parkhaus Galeria Juliacum
sind gut ausgeschildert und leicht aus allen Richtungen zu erreichen. Von den größeren
Parkplätzen aus sind alle wichtigen Ziele der Innenstadt fußläufig erreichbar.
27
Abb. 4: Parkplätze in Jülich
Quelle: Stadt Jülich (Grundkarte 2012)
4.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und Verkehr“
Stärken
•
•
•
•
•
•
erhöhte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt
durch Schlossplatz
Jülichs Innenstadt bietet eine gute fußläufige
Erreichbarkeit
insgesamt gute Erreichbarkeit der innerstädtischen Parkplätze
gut ausgebautes Radwegenetz (fahrradfreundlicher Kreis Düren), gute Radwegeverbindungen zwischen Jülich und den meisten
Ortsteilen
direkte Autobahnanbindung durch zwei Autobahnanschlüsse
Haltestelle der Rurtalbahn mit Verbindung
nach Linnich, Düren und Heimbach
Schwächen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Chancen
•
•
städtebauliche Entwicklungspotentiale vorhanden (Walramplatz, Altes Rathaus, Realschule, Düsseldorfer Straße)
Innenentwicklung als Chance
unzureichende ÖPNV-Anbindung Richtung
Ballungszentren Aachen, Düsseldorf und
Köln
keine Verkehrsanbindung an die Aachener
Trasse
verbesserungswürdige und ausbaubare
Stadtmöblierung und Blumendekoration
Pflege und Gestaltung des Schlossplatzes
unbelebter / unattraktiver Marktplatz
öffentliche sanitäre Anlagen zu wenig und
zum Teil in sehr schlechtem Zustand
baulicher Zustand und Attraktivität der Stadthalle
unzureichende Anbindung der Ortsteile mit
ÖPNV, kein Bürgerbus oder Stadtbus
Abhängigkeit vom PKW in den Stadtteilen
hohes Verkehrsaufkommen zu den Stoßzeiten in der Großen Rurstraße
Risiken
•
begrenzte finanzielle Ressourcen zum Ausbau und Ausbesserung öffentlicher Infrastruktur
28
•
•
•
attraktive Lagen im Innenstadtbereich nutzen/entwickeln
Aufwertung des Marktplatzes und des
Schlossplatzes
Impulse durch eine attraktive Gestaltung des
öffentlichen Raums, die private Investitionen
nach sich ziehen
4.2 Entwicklungsperspektiven
-
-
Atmosphäre, Sauberkeit und Sicherheit erhalten und verbessern
Pflege des Stadtbildes und gestalterische Aufwertung für eine gesteigerte Aufenthaltsqualität, insbesondere in der Innenstadt
Optimierung der ÖPNV-Anbindung (insbesondere Schnellbusverbindung nach Aachen, Bahnanbindung nach Hückelhoven-Baal und Verbindung Koslar – Siersdorf –
Alsdorf)
Erschließen und Aufzeigen innerörtlicher Potentiale, Innenentwicklung vor Außenentwicklung falls möglich
GIS-basiertes Flächenmanagement und Wissensdokumentation etablieren
4.3 Maßnahmen im Bereich „Öffentliche Infrastruktur, Flächenmanagement und
Verkehr“
Nr.
Ziel
1
Vorausschauendes
Flächenmanagement
2
Flächenmanagement
3
Geographisches Informationssystem; Wissensdokumentation
4
Verbesserung der
Marktplatzgestaltung
und Erhöhung der Aufenthaltsqualität
5
Verbesserung des Erscheinungsbildes des
Schlossplatzes
Maßnahme
für absehbare Leerstände (wie
z.B. Realschulgebäude und Musikschule) müssen mindestens
drei Jahre vorher Nutzungskonzepte erstellt werden (Realschulgebäude: Vorplanung ab 2014)
Systematische Beobachtung der
brachfallenden und freiwerdenden Grundstücke, vorhandene
Baulücken für eine zukünftige
Wohnnutzung aktivieren ->
nachhaltiger umweltschonender
Umgang mit Ressourcen
Einführung eines Geographischen Informationssystems
Umgestaltung des Marktplatzes,
optische Verschönerungsmaßnahmen, Fortsetzung des AK
Marktplatz und Umsetzung der
Ergebnisse
Umsetzung des Gestaltungskonzeptes der Schlossplatzkommission, Installation moderner
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
SEG, Dez. III, Amt 23,
Politik, Nutzer der Gebäude
SEG, Amt 23, Amt 61
SEG, Dez. III, Amt 23,
Kommunale Datenverarbeitungszentrale RheinErft-Rur (kdvz)
AK Marktplatz, Wochenmarkt-Beschicker, Dezernat III und V, Stadtmarketing, Werbegemeinschaft
Dez. III und V
29
Pflanzkübel, Ausbesserung der
Rasenflächen, Instandsetzung
der Wege, Infotafeln an Denkmälern
6
Verbesserung ÖPNV
Bedarfsgerechte Weiterentwicklung bestehender Mobilitätsangebote, IST-Analyse, Überprüfung der Bedarfslage, Verbesserung der Erreichbarkeit Jülichs
für Einpendler durch optimierte,
nachfragegerechte öffentliche
Nahverkehrsangebote; Schnellbusverbindung zwischen Aachen
und Jülich verbessern
7
Verkehrsberuhigung in Fertigstellung der Ortsumgehung
Koslar
Koslar (L14n) (bereits rechtskräftig)
8
Barrierefreie Stadt
öffentliche Räume (wie z. B.
Wege und Plätze in der Innenstadt) und Wohnumfelder (z. B.
Bürgersteige, Grünflächen) frei
zugänglich und barrierefrei planen und gestalten; Fortsetzung
der Kampagne „Barrierefreie
Stadt“
9
Verbesserung der
Ausbau und Sanierung der vorÖPNV-Infrastruktur
handenen Bushaltestellen in der
Kernstadt und den Stadtteilen,
Bau neuer Wartehäuschen und
Anpassung an Niederflurbusse
(bereits in Planung)
10 Mobilität verbessern
Zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte prüfen und in Schritten
umsetzen (Car-Sharing, Bürgerbus)
11 Anpassung Infrastruktur Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen, systematische Bewertung der Einrichtungen, ihrer Auslastung, ihrer Potentiale, ihrer Kosten und des
Gebäudezustandes
12 Verbesserung InnenAusbau der Stadtmöblierung und
stadtattraktivität
Verbesserung der Begrünung,
ansprechende Stadtmöblierung
sorgt für Atmosphäre und lädt
zum längeren Verweilen ein
13 Bildungseinrichtungen
an den demographischen Wandel anpassen
Schulen sind auf einem
bedarfsgerechten Niveau
aufrecht zu erhalten, neue
Infrastruktureinrichtungen sollten
multifunktional und flexibel
nutzbar gestaltet werden
SEG, Stadtmarketing,
Landkreis, Verkehrsunternehmen, IHK
Amt 66, Straßen NRW
Dezernat III, Amt 56
Amt 60, Amt 66
Amt 60, Amt 56
Amt 23, SEG
SEG, Stadtmarketing,
Dez. III, Stadtmarketing
e.V.
Bildungseinrichtungen,
Amt 40, Amt 23
30
14 Bahnhofsumfeld als
Aufwertung des BahnhofsumfelStadteingang aufwerten des
Dezernat III, Amt 32
15 Erscheinungsbild der
Stadteingänge verbessern
Dezernat III, Stadtmarketing e.V.
Attraktive Eingangssituationen
zur Innenstadt schaffen
31
5. Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung
V. Handlungsfeld: Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung
Die Bereitstellung und Sicherung attraktiven und marktkonformen Wohnraumes ist ein zentrales Instrument der Stadtplanung und -entwicklung. Es ist zu beobachten, dass in den letzten
Jahren die Ansprüche und Wünsche von potentiellen Neubürgern und der Jülicher Bürger an
Wohnraum und Wohnformen deutlich vielschichtiger und komplexer geworden sind. Die sich
immer weiter ausdifferenzierende Marktfrage stellt für die Stadtplanung eine zunehmende
Herausforderung dar, die nur als Querschnittsaufgabe der wesentlichen verwaltungsinternen
Akteure Dezernat III, Dezernat V und der SEG Jülich und unter Einbeziehung der lokalen und
regionalen Immobilienwirtschaft gemeistert werden kann. Gelingt es der Stadt Jülich jedoch
sich immer wieder auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Interessenten einzustellen, wird
dies ein wesentlicher Vorteil im - sich weiter verschärfenden - Wettbewerb um Bürgerinnen
und Bürger sein.
5.1 Trends der Immobilienwirtschaft
Für die Bearbeitung des vorliegenden Handlungsfeldes wurden insgesamt vier Trends unterstellt, die die Immobilienwirtschaft maßgeblich beeinflussen.
5.1.1 Demographischer Wandel - Bevölkerungsrückgang
Auch die Stadt Jülich wird sich den allgemeinen demographischen Entwicklungen stellen
müssen. Seit dem Jahr 2002 hat Jülich gut 1.200 Einwohner verloren. Im ersten Halbjahr
2012 lag der Einwohnerstand bei 33.081 Einwohnern.
Schreibt man den negativen Trend der Bevölkerungsentwicklung fort, würde Jülich 2020 ca.
31.710 (-4 %) und 2030 nur noch ca. 30.430 (-8 %) Einwohner aufweisen.
Abb. 5: Vorausberechnung Bevölkerungsentwicklung in Jülich
Quelle: Stadt Jülich, Demografie- und Sozialbericht, 2010
32
Alle Prognosen weisen daraufhin, dass Jülich in Zukunft weniger Bürger haben wird. Der Anteil junger Menschen wird sinken und der Anteil alter Menschen zunehmen. Gleichzeitig werden immer mehr Jülicher Bürgerinnen und Bürger aus Zuwandererfamilien stammen. Allerdings verdeutlicht die Bandbreite der in Abbildung 5 dargestellten Prognosen auch, dass es
neben einem „worst-case“-Szenario, auch Szenarien gibt, die eine deutlich positivere Bevölkerungsentwicklung darstellen.
Daher wird es für eine möglichst stabile Bevölkerungsentwicklung entscheidend sein, ausreichend bedarfsspezifischen Wohnraum für alle Alters- und Einkommensgruppen zu schaffen
und bereitzustellen.
5.1.2 Energieoptimiertes Bauen
Durch die stetig steigenden Energiekosten ist ein zentraler Trend der Immobilienwirtschaft
die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien und der Bau von Niedrigenergie- und
Passivhäusern.
Da eine energetische Sanierung im Bestand oftmals nicht wirtschaftlich scheint und bauphysikalisch schwierig ist, veräußern vermehrt Eigentümer ihre Bestandimmobilien, um in Neubaugebieten energetisch optimiert und oftmals barrierefrei neu zu bauen.
Als Folge dieses Trends ist zu unterstellen, dass neben energetischen Sanierungsmaßnahmen im Bestand, auch die Investitionen in Immobilien in Neubaugebieten in Zukunft stabil
bleiben oder gar steigen werden. Für Immobilien in Ungunstlagen oder mit einer mäßigen bis
schlechten Bausubstanz, ist mittelfristig allerdings mit einer deutlichen Nachfrageabschwächung zu rechnen.
5.1.3 Immobilienerwerb als Inflationsschutz/Wohlstandssicherung
Die derzeitigen makroökonomischen Rahmenbedingungen im europäischen Wirtschafts- und
Währungsraum, verunsichern die Bevölkerung massiv. Viele Bauherren sehen im Erwerb
oder dem Bau einer Immobilie ein geeignetes Instrument gegen eine mögliche Währungsabwertung und eine Inflation (Betongold). Nach der strategischen Neuausrichtung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im September 2012 geht die SEG Jülich mittelfristig
von einem weiterhin sehr niedrigen Zinsniveau aus. Dieses und die Angst vor einer Inflation
werden die Nachfrage nach Immobilien in den nächsten Jahren massiv stützen.
5.1.4 Barrierefreies Bauen und neue Wohnformen
Es ist zu beobachten, dass die Bauherren zunehmend einen stärkeren Fokus auf eine barrierefreie Ausrichtung ihrer Immobilie legen. Dieser Trend wird durch den demographischen
Wandel weiter verstärkt werden. Gerade die 45- bis 60-jährigen planen oft - etwa nach dem
Auszug der Kinder - ein zweites Mal zu bauen bzw. eine Eigentumswohnung zu erwerben.
Die Mehrzahl dieser Neubauten ist in der Regel altersgerecht. Entsprechend werden kleinere
Bungalowbauten, aber auch hochwertiger Geschosswohnungsbau nachgefragt. Insbesonde-
33
re potentielle „Rückkehrer“, die ursprünglich aus Jülich stammen, bevorzugen solche Wohnformen.
Mit dem Wandel der Familien- und Wohnformen wird eine höchstmögliche Flexibilität der
Wohngestaltung bevorzugt. Daher werden immer stärker generationsübergreifende Wohnformen nachgefragt. Um diesen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, muss sich auch der
Wohnungsbau anpassen und auf der Basis neuer Wohnmodelle Möglichkeiten schaffen für
eine optimale Mischung aus kommunikativen Strukturen, umweltfreundlichem Bauen und
hoher Lebensqualität.
Baugemeinschaften, Wohnprojekte, genossenschaftliches Wohnen, betreute Pflege-WGs
sind sehr unterschiedliche Beispiele bereits erprobter Modelle gemeinschaftlichen Wohnens. Sie stoßen auf ein wachsendes Interesse in der Bevölkerung und gelten gleichzeitig
als Hoffnungsträger für die Stabilisierung von Quartieren, als Baustein der Stadtreparatur
oder sogar als Weg aus einer künftig zu erwartenden Krise der sozialen Sicherungssysteme.
Den Erwartungen stehen allerdings gravierende Probleme bei der Gründung, Grundstückssuche und Finanzierung sowie zum Teil Vorbehalte gegen eine Förderung durch die öffentliche Hand gegenüber. Es bedarf mühsamer, oft jahrelanger Findungsprozesse, bis eine
Gruppe entstanden und ein Projekt verwirklicht ist. Die Begleitung solcher Prozesse durch
die Kommunalverwaltung und andere externe Akteure erfordert einen hohen Kommunikations- und Steuerungsaufwand.
Damit neue Wohnformen den bestehenden Markt konventioneller Wohnformen auch in Jülich sinnvoll ergänzen können, ist zunächst grundsätzlich zu klären, welche Rolle „Neue
Wohnformen“ für die künftige Wohnraumversorgung und Stadtentwicklung in Jülich spielen
können und sollen. Ebenfalls ist zu beantworten, welche Standortbedingungen für das Entstehen neuer Wohnformen erforderlich sind und welche bewährte Formen der Unterstützung
übernommen werden können.
Menschen möchten ihr Leben lang in der gewohnten Umgebung bleiben; dies soll auch in
Jülich möglich sein. Dazu sind neue Konzepte hinsichtlich neuer Wohnformen, Mobilität und
(Nah-)Versorgung erforderlich.
5.2 Bestandsanalyse zum Jülicher Immobilienmarkt
Der Immobilienmarkt in Jülich hat sich in den letzten Jahren als robust erwiesen und in der
jüngsten Vergangenheit hat die Nachfrage nach Baugrundstücken und Eigentumswohnungen deutlich zugenommen. Die hohe Nachfrage beruht auch auf den skizzierten makroökonomischen Rahmenbedingungen, die konservativere Geldanlagemöglichkeiten - wie Immobilien- attraktiver erscheinen lassen. Es ist darüber hinaus aber auch verstärkt gelungen, Jülich
als attraktiven Wohnstandort in der Region Aachen zu positionieren und zu vermarkten. Dies
zeigen auch die regelmäßigen Anfragen Bauinteressierter aus dem Aachener Raum.
Weiter wirken sich die differenzierte Wirtschaftsstruktur und die ortsansässigen Forschungseinrichtungen und die hieraus resultierende überproportionale Arbeitsplatzzentralität positiv
34
auf die Entwicklung des Jülicher Immobilienmarktes aus. Mit der Verfestigung der Arbeitsplatzverhältnisse ist auch ein Zuzugstrend von Einwohnern einhergehend.
5.2.1 Analyse des Immobilienbestands
Bestandsimmobilien
Ein Großteil der Bestandsimmobilien wurde in den 1950er bis1970er Jahren errichtet. Die
Neubauaktivitäten in Jülich sind danach - analog zum Bundestrend - deutlich zurückgegangen. Dies insbesondere in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung, da in dieser
Zeit die Förderung stärker auf die neuen Bundesländer fokussiert wurde.
Es ist festzustellen, dass Baulücken in der Kernstadt und in den Ortslagen bereits in der
Vergangenheit fast vollständig bebaut worden sind. Die Nachfrage nach neueren und hochwertigen Wohneinheiten, die den heutigen Ansprüchen an Wohnformen, Energiekosten und
Grundrissen entsprechen, ist sehr stark gestiegen und kann derzeit in Jülich nicht vollständig
gedeckt werden. Neubauten oder hochwertig sanierte Wohneinheiten können daher in der
Regel zeitnah und zu überdurchschnittlichen Mieten vermietet oder veräußert werden (z. B.
Villa Römerstraße 16 oder Neubauten an der Promenade).
Aufgrund der Jülicher Wirtschaftshistorie gibt es, anderes als etwa in anderen Mittelstädten,
keine kernstädtische Industrie- oder Brachflächen, die für eine innerstädtische Nachverdichtung geeignet wären. Ansatzpunkte bilden jedoch die ehemalige Fachhochschul-Fläche, die
Realschule und der Bereich um die Stadthalle.
Baugrundstücke für Einfamilienhäuser
Wie dargestellt gibt es fast keine Baulücken in der Kernstadt bzw. in den Ortslagen für Einfamilienhäuser. Neue Baugebiete können daher nur an den Randlagen der Kernstadt und
der Ortsteile entwickelt werden. Die SEG Jülich hat nach dem erfolgreichen Abverkauf der
Baugebiete „Alter Sportplatz Koslar“ und „Lindenallee I. BA.“ nur noch einige Einzelgrundstücke in der Vermarktung. Mit den Baugebieten „Ölmühle“, „Lindenallee II. BA.“ sowie der Entwicklung der Fläche „Alte Fachhochschule“ werden attraktive Angebote im Bereich der Kernstadt geschaffen. In den Siedlungsschwerpunkten und den Ortsteilen verfolgt die SEG Jülich
den Ansatz, kleinere nachfragegerechte Baugebiete zu entwickeln. Beispiele sind hier die
Baugebiete „Schulstraße“ in Welldorf und „Donatusweg“ in Kirchberg.
35
Abb. 6: Grundstücksgrößen Baugebiet Ölmühle
Quelle: SEG Jülich, 2012
5.2.2 Zielgruppenanalyse
Die Immobilieninteressenten kommen zum größten Teil aus der Jülicher Bevölkerung, aber
auch aus dem regionalen Umfeld, inklusive den Städten Aachen, Düsseldorf und Köln. Zuwanderungen generieren sich in vielen Fällen aus Einpendlern, die nach Verfestigung ihrer
Arbeitsverhältnisse, auch ihren Lebensmittelpunkt nach Jülich verlagern möchten. Partiell
wird der Wohnstandort Jülich aufgrund der zentralen Lage gewählt, wenn etwa die Arbeitsplätze von Lebenspartner räumlich entgegengesetzt liegen (z. B. Düsseldorf und Düren).
Im Folgenden wird zwischen den Interessenten für unbebaute Baugrundstücke, Bestandsimmobilien bzw. Geschosswohnungsbau (hier vor allem Eigentumswohnungen) unterschieden. Diese Abgrenzung ist in der Praxis nicht in diesem Maße trennscharf.
Zielgruppe: Baugrundstücke
Die Interessenten für Baugrundstücke sind keine heterogene Zielgruppe. Vielmehr weisen
diese recht unterschiedliche, sich jedoch teilweise ergänzende Standortpräferenzen auf.
Hauptsächlich können vier Präferenzen identifiziert werden, die auch den größten Teil der
Nachfrager abbilden. Diese sind wie folgt:
Kernstadtnähe wird gesucht
Baugebiete in den Ortsteilen werden bevorzugt. Oftmals besteht bereits eine emotionale oder familiäre Bindung zum jeweiligen Ortsteil
Grundstückszuschnitte und -größe, recht freie bauliche Vorgaben, Sonnenexposition
etc.
Kaufpreis
36
Zielgruppe: Bestandsimmobilien und Geschosswohnungsbau
Der größte Teil der Nachfrager nach Bestandsimmobilien setzt sich aus Jülicher Bürgern
zusammen. Eine große Nachfragegruppe bilden die Mitarbeiter aus dem Forschungszentrum
Jülich und der Fachhochschule Aachen Abt. Jülich, die mit befristeten Verträgen Mietimmobilien suchen. Nach Entfristung ihrer Arbeitsverhältnisse suchen diese Mitarbeiter verstärkt
Eigentumswohnungen. Die Nachfrage aus der Jülicher Forschungslandschaft geht verstärkt
hin zu gehobenen Wohneinheiten. Diese Nachfrage kann in Jülich zurzeit nicht vollständig
abgedeckt werden. Daneben sucht vermehrt die Bevölkerungsgruppe der 50- bis 70-jährigen
barrierefreie und moderne Eigentumswohnungen, da die Bewirtschaftung von Einfamilienhäusern mit Garten sehr oft eine zu große Arbeitsbelastung darstellt. Eine weitere Zielgruppe
sind „Rückkehrer“, die aus den Ballungsgebieten Köln oder Düsseldorf zurück nach Jülich
kommen wollen.
5.3 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung“
Stärken
•
•
•
•
•
•
•
hohe Arbeitsplatzzentralität
zeitlich befristeter Zuzug junger Bevölkerung (durch FH/FZJ)
attraktives Stadtbild und Umfeld
stark diversifizierte Zuwanderungsgruppen
starke „Innennachfrage“ nach Immobilien
Inklusion/Einbindung ethnischer Gruppen
SEG Jülich als Projektentwickler im Bereich
Wohnen und Bauen
Chancen
•
•
•
•
•
Schwächen
• mäßige ÖPNV-Anbindung
• tendenziell sinkende Einwohnerzahlen
• teilweise zu wenige (hochwertige) und altersgerechte Eigentumswohnungen
• hohe Preissteigerungsraten bei Erschließungsmaßnahmen
• kein Beratungsangebot/ keine Projekte im
Bereich „Neue Wohnformen“
Risiken
Einpendler als Neubürger gewinnen
•
durch kreative bzw. seniorengerechte
Wohnformen und Vielfalt Neubürger und
•
Rückkehrer (ehemalige Jülicher) gewinnen
Jülich als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort stärker positionieren
•
nachhaltiges, energieoptimiertes Bauen im
Bestand und bei Neubauten (z. B. BHKW)
Entwicklung der FH-Fläche zu einem attraktiven Wohnstandort mit breiter Zielgruppe
•
•
städtische Zersiedelung und zunehmende
Flächenversiegelung
Donut-Effekt: Abnehmende Bau- und Modernisierungsmaßnahmen in der Kernstadt
zugunsten von Immobilienprojekten am
Ortsrand
nur eingeschränkte Einflussmöglichkeiten
der Stadt Jülich und der SEG Jülich auf
immobilienwirtschaftliche Rahmenbedingungen des Standortes
Abwanderung von Zielgruppen, die ihre
Wohnvorstellungen nicht realisieren können
zunehmender Verbrauch von Grün- und
Ackerflächen
37
5.4 Maßnahmen im Bereich „Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung“
Die Stadt Jülich als auch die SEG Jülich können nur bedingt auf die immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen einwirken, da diese in erster Linie durch die allgemeine sozioökonomische Entwicklung vorgegeben werden. Als weiterer erschwerender Parameter
kommt der enge finanzielle Spielraum der obigen Akteure hinzu. Um dennoch eine möglichst
aktive und zukunftsfähige Stadtentwicklung sicher zu stellen, sind die Anstrengungen gerade
mit Blick auf den demographischen Wandel zu bündeln. Konkret bedeutet dies, dass mit
strategisch wichtigen Projekten wie etwa der alten Fachhochschulfläche Entwicklungsimpulse für die gesamte Stadtentwicklung generiert werden sollten. Die wesentlichen Maßnahmen
werden im Folgenden dargestellt.
•
Baugebietsentwicklung
Produktdiversifizierung
Die Entwicklung der neuen Wohnbaugebiete sollte sich weitgehend an den Wünschen und
Bedürfnissen der potentiellen Bauherren ausrichten. Da es, wie aufgezeigt, mehrere Zielgruppen mit heterogenen Präferenzen gibt, ist für die Abdeckung der gesamten Nachfrage
die Entwicklung unterschiedlicher Baugebiete (Lage, Preis, Grundstücksschnitte) notwendig.
Marketinginstrumente wie Internetauftritte und Messebesuche verstärken die Außenwahrnehmung des Wohnstandortes Jülich.
Um die Präferenzen der potenziellen Bauinteressenten soweit wie möglich abdecken zu
können, ist bereits bei der Planung der Baugebiete im besonderen Maße auf flexible Grundstücksgrößen und - soweit mit den Zielen der Stadtplanung vereinbar - weiterhin attraktive
Bauvorschriften hinzuwirken.
kontinuierliche Bereitstellung von Baugebieten
Die kontinuierliche Bereitstellung von Baugrundstücken ist ein wesentliches Instrument um
den strukturellen Herausforderungen des demographischen Wandels - etwa durch den Zuzug von jungen Familien oder von Rückkehrern - entgegenzutreten. Eventuelle zukünftige
Nachfragerückgänge, die aus zyklischen Konjunkturentwicklungen resultieren, müssen
grundsätzlich bei der Baugebietsentwicklung mit berücksichtigt werden. Dies kann durch
kleinteiligere Bauabschnitte, Risikopuffer und verstärktes Kundenbeziehungsmanagement
erfolgen.
zukunftsfähige/ wettbewerbsfähige Wärmeversorgung der Baugebiete
Die Etablierung von regenerativen Energien wird auch bei Neubaugebieten eine immer stärkere Gewichtung erhalten. Denkbar ist zum Beispiel eine Nahwärmeversorgung durch
Blockheizkraftwerke (wie etwa im zukünftigen Baugebiet Ölmühle). Die Nutzung von Beratungsdienstleistungen wird bereits bei der Grundstücksveräußerung empfohlen bzw. vermittelt.
38
•
Verbesserung der Bestandsimmobilien
Die Qualität des Immobilienbestandes beeinflusst maßgeblich die Attraktivität einer Stadt als
Wohnstandort. Angesichts rückläufiger Bevölkerungszahlen kommt einer verstärkten Entwicklung des Immobilienbestandes in Form einer qualitätsorientierten Bestandsverbesserung
eine erhebliche Bedeutung zu.
Allerdings können die Stadt Jülich bzw. die SEG Jülich nur (partiell) die Rahmenbedingungen schaffen, die Immobilieneigentümer müssen die tatsächlichen (Bau-)Maßnahmen ergreifen. Die wesentlichen Einflussfaktoren - wie etwa Zinsniveau, Fördermittel oder andere - sind
durch externe Effekte von der Stadt Jülich bzw. der SEG Jülich nicht steuerbar. Durch eine
Weitervermittlung der Interessenten an passende Beratungsstellen können diese - extern
beeinflussten - Faktoren allerdings transparenter gestaltet werden.
•
Projektentwicklung ehemalige Fachhochschulfläche
Die ehemalige Fachhochschulfläche zeichnet sich durch ihre überaus attraktive Lage im
Stadtgebiet aus und bietet optimale Voraussetzungen für eine hochwertige Quartiersentwicklung. In dieser gilt, es neben klassischen Geschosswohnungsbau auch moderne Wohnformen zu realisieren und eine Quartiersqualität zu erreichen, die eine über Jülich herausgehende Strahlkraft birgt.
Die Entwicklung der ehemaligen Fachhochschulfläche sollte dabei soweit wie möglich auf
den Ideen und Anregungen der „Ideenwerkstatt zur Neugestaltung des ehemaligen Fachhochschulgeländes“ vom November 2011 aufbauen.
Maßnahmen im Bereich „Wohnen, Wohnformen und Bevölkerungsentwicklung“
Nr.
1
2
3
4
5
Ziel
Kontinuierliche und nachfragekonforme Baugebietsentwicklung
Heterogenes Angebot an
Baugebieten
(Lage & Preis)
Schaffung von attraktiven,
nachhaltigen und modernen Wohnraum
Ausreichendes Angebot
an Wohnraum bereit halten
Maßnahme
Strategische Baugebietsentwicklung und
Flächenmanagement, Kundenbeziehungsmanagement (Marktanalyse)
„Produktdiversifikation“ der Baugebiete
Identifizierung und Entwicklung von Flächen für moderne Wohnformen. „FHFläche“ und Fläche „Westlich der Zitadelle“
Wohnraum für ältere Menschen schaffen,
selbständiges und betreutes Wohnen,
Bestandserhebung und Ermittlung des
Bedarfs
Entwicklung Neuer Wohn- Klärung des Stellenwerts, der Standortbeformen um veränderten
dingungen, der Unterstützung Neuer
Wohn- und LebensbeWohnformen
dürfnissen Rechnung zu
Erstellung einer Marktanalyse?
tragen
Beratungsangebot entwickeln
Modellprojekt „Neues Wohnen“
Priorität Zuständigkeit/
Akteure
h m n
SEG Jülich,
Stadt Jülich
SEG Jülich,
Stadt Jülich
SEG Jülich,
Stadt Jülich,
Immobilienwirtschaft
SEG, WOGE
SEG, Amt 56,
Immobilienwirtschaft
39
6
Attraktive Wohnangebote
schaffen
7
Standortmarketing und
Intensivierung der Vermarktung
Zeitgemäße Wohnangebote für niedrige
Einkommensgruppen stärken (öffentlich
geförderte Wohnungsbaumaßnahmen)
Ausbau des kommunalen Internetauftritts
bzgl. der Angebote im Bereich Bauen und
Wohnen
SEG, WOGE
SEG Jülich,
Stadtmarketing
40
6. Bildung und Betreuung
VI. Handlungsfeld: Bildung und Betreuung
Bildung ist eine der wesentlichen Ressourcen für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt und zunehmend ein wichtiger Standortfaktor. Im Wettbewerb der Kommunen um Einwohner und
qualifizierte Arbeitskräfte gehören attraktive Bildungs- und Kultureinrichtungen heute zu den
entscheidenden Kriterien. Jülichs Bedeutung als Bildungs- bzw. Schulstandort kann als eine
herausragende Stärke der Stadt genannt werden. Mit ihrem differenzierten und qualitativ
hochwertigen Schulangebot hat die Stadt die Chance, sich auch im Bildungsbereich als
Stadt mit Perspektive zu profilieren und sich über den regionalen Nahraum hinaus im Wettbewerb mit anderen Kommunen zu behaupten. Seit etwa 40 Jahren ist Jülich Hochschulstadt
und bietet auf dem Campus der FH Aachen zukunftsorientierte Studiengänge.
Gute Bildungsangebote sollten so früh wie möglich zur Verfügung stehen.
In Jülich gibt es 23 Kindergärten, die insgesamt etwa 1.030 Plätze (Stand August 2012) anbieten, davon ca. 470 in den Stadtteilen. Neben sieben städtischen Einrichtungen, zehn Einrichtungen kirchlicher Träger, einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt, einer Einrichtung des
Studentenwerks werden vier Kindergärten von privaten Initiativen betrieben.
Drei Kitas bieten zudem integrative Gruppen an. In Jülich wurde das Betreuungsangebot für
Kinder unter drei Jahren in den letzten Jahren stetig ausgebaut. Fast jede Kindertageseinrichtung bietet inzwischen Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren an. Bis Mitte 2013
wird das Angebot noch weiter erhöht. Bund und Länder haben im „Kinderförderungsgesetz
(KiföG)“ geregelt, dass alle ein- und zweijährigen Kinder ab dem 01.08.2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in Kitas oder in der Kindertagespflege haben. In vielen
Kindergärten werden derzeit Gruppen umstrukturiert, um mehr Betreuungsplätze für unter 3jährige anbieten zu können. Die Versorgungsquote bei den unter 3-jährigen lag in Jülich
2012 bei 43,3 % (und damit 8,3 % über der gesetzlich definierten Zielquote von 35 %) und
die der 3- bis 6-jährigen bei 96,7 %.
In den vier Jülicher Familienzentren finden Familien neben Betreuung und Bildung auch Beratung. Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für qualitativ hochwertige Angebote für Familien. Sie verstehen sich als Partner der Eltern und halten ein vielfältiges Angebot der Familienbildung bereit.
Jülich verfügt über ein sehr gutes Schul- und Bildungsangebot. In der Stadt gibt es fünf
Grundschulen, jeweils eine Haupt- und Realschule (auslaufend bis 2017), eine Sekundarschule, drei Gymnasien, zwei Förderschulen sowie das Berufskolleg und die Fachoberschule
für Ernährung und Hauswirtschaft. Komplettiert wird das Angebot durch das Zentrum für
schulpraktische Lehrerausbildung, die Volkshochschule, die Musikschule und die FH Aachen
Campus Jülich. Die Anzahl der Schüler an Grundschulen, Förderschulen und weiterführenden Schulen lag 2011 bei etwa 5.300.
41
Schüler insgesamt
- Grundschulen
- Förderschulen
- Hauptschule
- Realschule
- Gymnasien
Schuljahr 2011/2012
5.271
1.190 (22,58%)
384 (7,28%)
333 (6,32%)
557 (10,57%)
2.807 (53,25%)
Quelle: IT.NRW, 2012
Am Berufskolleg Jülich wurden im Schuljahr 2010/2011 insgesamt 1.644 Schüler und an der
Fachoberschule für Ernährung 36 Schülerinnen unterrichtet. Am Campus Jülich der FH Aachen studieren etwa 2.700 Studenten. Das Lehrerseminar bildet zur Zeit ca. 450 Referendarinnen und Referendare / Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter aus. Somit dient
Jülich als Bildungsstandort für etwa 10.100 junge Menschen.
Im Jahr 2012 haben insgesamt 324 Schüler die Jülicher Grundschulen verlassen. Dabei verzeichnete das Gymnasium mit 61 % die höchste Übergangsquote, gefolgt von der neuen
Sekundarschule mit 25 %.
In Jülich wird seit vielen Jahren intensiv daran gearbeitet gute Übergänge zu schaffen vom
Kindergarten in die Schule bzw. von der Schule in den Beruf. Es werden mehrere Maßnahmen angeboten, um Jugendliche bei einem erfolgreichen Übergang Schule/Beruf zu unterstützen, wie beispielsweise KOMM auf Tour, Berufsinfo-Markt, Mädchen-Technik-Tag, Schülerfirmen und Schulsozialarbeit.
Sinkende Schülerzahlen und ein verändertes Schulwahlverhalten, erfordern die Überprüfungen des Status quo. Bereits heute ist ein Rückgang der Schülerzahlen in Jülich festzustellen,
der das Schulsystem insgesamt vor neue Herausforderungen stellt. Zunehmende Bedeutung
hat in den vergangenen Jahren die Übermittag- und Nachmittagsbetreuung bekommen. In
Jülicher Schulen wurden hierzu sehr gute Angebote entwickelt, um den Eltern eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. An allen weiterführenden Schulen wird seit
dem Schuljahr 2012/2013 eine Nachmittagsbetreuung angeboten.
Zum Schuljahr 2012/2013 wurde die neue Sekundarschule gegründet. Sie tritt an die Stelle
der bisherigen Hauptschule und der Realschule, die keine weiteren Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen und mit Entlassung der letzten 10er Klassen im Jahr 2017 auslaufen.
Die Stadt Jülich versteht sich als Wissensgesellschaft. Gute Bildungsangebote stehen den
Kleinsten bereits im Kindergarten zur Verfügung. Die Jülicher Kita „Wilde 13“ wurde Anfang
2011 als erste Einrichtung in Jülich zum „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet. Hierbei
wird das Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen schon früh und sehr engagiert
gefördert.
Fünf Jülicher Kitas erhielten 2012 das Zertifikat „Anerkannter Bewegungskindergarten“. Mit
regelmäßigen Bewegungsangeboten und dem Aufbau von Kooperationen zwischen Sportvereinen und Kindertagesstätten soll der Bewegungsarmut von Kindern und deren Folgen
entgegen gewirkt.
42
Die Jülicher Schülerinnen und Schüler werden nicht nur innerhalb ihres Schulgebäudes unterrichtet, sondern können u.a. Geschichte im Museum hautnah erfahren und im „Grünen
Klassenzimmer“ im Brückenkopf-Park die Natur mit allen Sinnen erleben und beobachten.
Durch die Zusammenarbeit der Schulen mit außerschulischen Partnern, wie der FH Aachen
und dem Forschungszentrum ergeben sich für die Schüler spannende Einblicke in die Welt
der Wissenschaft und Forschung. Das Schülerlabor „JuLab“ bietet Tagesveranstaltungen für
Schüler aller Klassen zu aktuellen Jülicher Forschungsschwerpunkten an, um so jungen
Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Das Jugend- und Bildungsinnovationszentrum Science College Overbach in Barmen bietet thematische Schwerpunkte
in den Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das vorrangige
Ziel der Einrichtung ist es, die Lern- und Berufschancen von Kindern und Jugendlichen zu
verbessern. Dies soll einerseits durch ein reichhaltiges Programmangebot von halbtägigen
Kursen bis hin zu mehrtägigen Ferienakademien erreicht werden, andererseits werden Lehrpersonen in neuester Lehrmethodik fortgebildet, die zum Teil am Science College Overbach
entwickelt wird.
Bildung hört in Jülich mit Verlassen der weiterführenden Schule nicht auf. Die Volkshochschule (VHS) und die Initiative „Senioren ins Netz“ ermöglichen ein lebenslanges Lernen und
bieten die Möglichkeit sich neue Kompetenzen anzueignen. Für die VHS Jülicher Land sind
Bildung und Kultur elementare Bestandteile für eine positive Entwicklung des kommunalen
Lebens. Die VHS bietet als kommunales Weiterbildungszentrum ein breites Kursangebot in
den Bereichen der allgemeinen, kulturellen, beruflichen und politischen Weiterbildung. Sie
wird als wichtige kommunale Bildungs- und Kulturvermittlungsinstitution weiterentwickelt. Ein
Schwerpunkt dieser Weiterentwicklung war der Zusammenschluss der Nordkreis-Kommunen
zur VHS Jülicher Land zum 2. Halbjahr 2012.
Die musikalische Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil von Bildung und Erziehung. Die Beschäftigung mit der Musik fördert Kinder ganzheitlich und ergänzt sinnvoll und nachhaltig den
Unterricht der allgemeinbildenden Schulen. Die Jülicher Musikschule hat eine breite Palette
verschiedener Fächer und Kurse in der Instrumental-, Vokal- und Theorieausbildung im Angebot.
Die Jülicher Stadtbücherei ist mit fast 70.000 Besuchern im Jahr eine der am meist besuchten
Einrichtungen der Stadt. Das Kernangebot der Stadtbücherei richtet sich an Kinder, Jugendliche und Familien. So lag der Anteil der Nutzer in der Altersgruppe bis 18 Jahre bei 47,3%.
6.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Bildung und Betreuung“
Stärken
•
•
•
qualitativ und quantitativ gut ausgebaute Kinderbetreuung (offene Ganztagsschulen an allen Grundschulen, Über-Mittag-Betreuung an
allen Schulen der Sekundarstufe !)
dezentrale, vielfältige Angebote verschiedener
Träger im Bereich Kinderbetreuung
sehr gute differenzierte Bildungsinfrastruktur
(Förderschule bis FH), zusätzliche Bildungsangebote (Musikschule, VHS, FH)
Schwächen
•
Nachfrage nach U3-Betreuungsplätzen höher
als das Angebot
43
•
•
•
•
•
•
•
Jülicher Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen
Gründung einer Sekundarschule als zukunftsorientierte Schulform
vielfältige Zusammenarbeit der Schulen mit
den örtlichen und überörtlichen Unternehmen
und wissenschaftlichen Einrichtungen
zahlreiche Möglichkeiten des außerschulischen Lernens (grünes Klassenzimmer, Museum)
Schulsozialarbeiter, in Trägerschaft der Stadt,
seit Januar 2012
Stadtbücherei mit breitem Medienangebot
Angebote der Familien- und Elternbildung
nehmen zu
Chancen
•
•
•
•
Risiken
frühe Bildung schafft die Voraussetzung für
Chancengleichheit und Teilhabe an der Gesellschaft
Inklusion von Schülern/Schülerinnen mit Behinderung
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
berufliche Bildung sichert Lebenschancen und
Voraussetzung für Teilhabe an der Wissensgesellschaft
•
•
Befristungen der Förderprojekte
zunehmend orientierungs- & perspektivlose
Jugend, steigendes Bildungsrisiko bei abnehmender Ausbildungsfähigkeit und steigender Jugendarbeitslosigkeit, niedrige Bildungsabschlüsse von jugendl. Ausländern
(vor allem männlich)
6.2 Entwicklungsperspektiven
-
-
jedes Kind wird entsprechend seiner individuellen Leistungsfähigkeit zum bestmöglichen Abschluss geführt
Qualität der Schulen sichern und verbessern, ein möglichst breit gefächertes Bildungsangebot in allen Bereichen anbieten und weiter entwickeln (auch bei sinkenden
Schülerzahlen)
lebenslanges Lernen durch berufliche Aus- und Weiterbildung und Erwachsenenbildung unterstützen
gute Bildungschancen im Kindes- und Jugendalter als Basis für eine erfolgreiche
Gestaltung des beruflichen und persönlichen Lebensweges
Schaffung von guten Übergängen Kindergarten/Grundschule/weiterführende Schulen/Beruf
Je besser die Bildung der Kinder, desto besser die Zukunftsperspektiven für Kinder
und Gesellschaft.
6.3 Maßnahmen im Bereich Bildung und Betreuung
Nr.
1
Ziel
Berufsorientierung unterstützen
Maßnahme
Priorität Zuständigkeit/Akteure
h m n
Schülerfirmen, Berufsinfo-Markt
Amt 56, weiterführende
weiterhin begleiten und unterSchulen, externe Partstützen
ner
44
2
3
4
5
6
7
Erhöhung der Ausbildungs- Bildungschancen Jüngerer (mit
fähigkeit von Migrantinnen Migrationshintergrund) durch
und Migranten
passgenaue Unterstützungsangebote in Schule, Ausbildung und beruflicher Bildung
verbessern (Fachkräftemangel
abmildern)
Lebenslanges Lernen förAngebote der VHS, Projekt
dern
Senioren ins Netz sowie die
Stadtbücherei unterstützen und
aufrecht erhalten
Einrichtung von KinderBetreuungsplätze für unter
betreuungsplätzen und
3jährige ausbauen und die mit
Anpassung
der Zeit immer größer werdenden „Überkapazitäten“ der Tageseinrichtungen für 3- bis
6jährige auf Grund abnehmender Kinderzahlen schrittweise
an die Erfordernisse der
Betreuung von unter 3jährigen
anpassen
Ausbau der SprachfördeKindertageseinrichtungen inrung
formieren über Notwendigkeiten und Möglichkeiten der
Sprachförderung und Entwickeln bedarfsgerechter Förderkonzepte, Ausbau von Sprachkursen für Mütter
Marketing für Schulstandort Jülichs herausragende Bedeutung als Schul- und Wissenschaftsstandort stärker herausstellen
Schulentwicklungsplanung Weiterentwicklung und Sicherung der (vielfältigen) Jülicher
Schullandschaft
Schulen, Dezernat V,
Agentur für Arbeit, Integrationsrat, Kreis Düren
Amt 56, VHS, Senioreninitiativen, Stadtbücherei
Amt 56, Kreis Düren
Amt 56, VHS, Kindertageseinrichtungen, Schulen
Dezernat V
Dezernat V
45
7. Freizeit, Tourismus, Historie und Kultur
VII. Handlungsfeld: Freizeit, Tourismus, Historie und Kultur
Das Tourismusmarketing verfolgt die Ziele Ankünfte und Übernachtungen auswärtiger Gäste
zu steigern sowie der Ausbau und die Kommunikation touristischer Potentiale. Wesentliche
Zielgruppen sind private Urlaubsreisende, Tagestouristen und Geschäftsreisende. Die wichtigsten Kooperationspartner/Beteiligten im Tourismusmarketing sind die Leistungsträger vor
Ort (gastgewerbliche Betriebe, Veranstalter, Veranstaltungsorte). Durch ein effektives Tourismusmarketing soll Jülich als lohnendes Tagesausflugsziel im Kreis Düren positioniert werden.
In Jülich lag im Jahr 2011 die Zahl der Übernachtungen bei 11783 und die Zahl der Gästeankünfte bei 6.642. Seit dem Höchststand im Jahr 2002 ist die Zahl der Übernachtungen um
9.849 zurückgegangen (siehe Anlage).
Jülich wies laut Statistik im Jahr 2001 eine Kapazität von 207 angebotenen Betten bei sieben
geöffneten Betrieben auf. 2011 belief sich das Bettenangebot auf 142 in 5 geöffneten Betrieben. Mit einer vergleichsweise geringen durchschnittlichen Betriebsgröße und einer schwachen Auslastung (2011: 24,4%), fehlt es insgesamt an einer Basis für den Übernachtungstourismus. Die Betriebe sind kaum in der Lage, eine Eigendynamik zu entwickeln, da auf dieser
Größenebene i.d.R. das Eigenkapital für breiter angelegte Kampagnen oder Wachstumsstrategien fehlt. Größere Modernisierungsmaßnahmen erfolgten 2012 im Hotel Kaiserhof im
Rahmen der Übernahme durch die Rurbau GmbH. Das Haus Overbach befindet sich derzeit
im Umbau und wird ab Frühjahr 2013 mit 90 Betten und mehreren Seminarräumen moderne
Tagungsmöglichkeiten anbieten. Im September 2013 wird das Jugendgästehaus neben dem
Gelände des Brückenkopf-Parks eröffnet. Es wird prognostiziert, dass hier mittelfristig etwa
20.000 bis 25.000 Gäste pro Jahr übernachten werden.
In Jülich herrscht offenkundig ein mangelndes Qualitätsbewusstsein gegenüber den Gästen.
Kein einziger Betrieb in Jülich ist nach den Kriterien des DEHOGA klassifiziert.
Diese Erkenntnis gilt auch für die Gastronomie als Basisfaktor für eine touristische Entwicklung - auch im Ausflugstourismus. Die Suche nach klassifizierten Betrieben der gehobenen
Gastronomie zeigt, dass in Jülich eine gehobene Gastronomie Mangelware ist, so dass eine
gegenseitige Angebotsverstärkung zwischen Attraktionen, Übernachtungsbetrieben und Restaurants praktisch nicht möglich ist. Auch hier mangelt es an Wachstumsimpulsen (Recherche bei Varta-Führer 2009 (www.varta-guide.de), Feinschmecker Hotel & Restaurant-Guide
2009 (www.der-feinschmecker-club.de), Schlemmer Atlas 2009 (www.schlemmer-atlas.de)).
Das Qualitätsbewusstsein gegenüber dem Gast ist unterdurchschnittlich ausgeprägt.
Den Mängeln in der Hotellerie stehen aber auch erhebliche, meist jedoch nicht optimal genutzte Potentiale gegenüber – allen voran die Tagesausflugsziele der Stadt mit überregionaler Bedeutung (Zitadelle, Brückenkopf-Park).
Tagesbesucher sind auch künftig eine Hauptzielgruppe für Jülich. Ziel muss es sein, dass der
Großteil der Urlauber in der Eifel, in Aachen und am Niederrhein auch einen Tagesbesuch
nach Jülich unternimmt.
Potentiale – was bietet Jülich dem Gast?
- Festungsanlage Zitadelle und Museum Zitadelle
o Zitadelle als herausragendes Baudenkmal
46
-
-
-
-
Brückenkopf-Park als attraktives Tagesausflugsziel
(der Brückenkopf-Park schafft eine positive Aufmerksamkeit für den Gesamtauftritt
der Stadt)
Hexenturm (einzig verbliebenes Stadttor)
historische Baudenkmäler in den Stadtteilen
zentrale Lage im Städtedreieck Düsseldorf, Köln und Aachen, sehr gute individuelle
Verkehrsanbindung (A 4, A 44, A 61) und damit gute Erreichbarkeit aus Aachen,
Köln, Düsseldorf
Jülichs Lage in einer einzigartigen „Energieregion“
großes Bevölkerungspotential im Einzugsbereich von einer Stunde Fahrtzeit
Gästeführungen (Festungsbauwerk Zitadelle, Innenstadt, Brückenkopf-Park)
Veranstaltungen (Highlights sind der Kunsthandwerkerinnenmarkt, Weinfest, Flammenzauber)
Stadt am Wasser
Potentiale im aktiv- und naturtouristischen Bereich
o Jülich ist Etappenziel des RurUfer-Radweges, der Wasserburgenroute und
der Grünroute
o lokale Rundwanderwege (Alleenweg, Obstweg, historischer Rundgang, Gewässerweg....) und der Jülicher Pilgerweg
(ungenutzte) Stärken im Tagesausflugsbereich mit Ausflugszielen von überregionaler
Bedeutung
eine starke Basis im (Bau-)Kulturerbe sowie der Lokal- und Regionalgeschichte, geschichtliche Bedeutung als Hauptstadt des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg
Lage an der Römerstraße, Dokumentationszentrum zur Via Belgica wird 2013 in Jülich eingerichtet
großes Nachfragepotential im Bereich Tagungen und Seminare
Jülich ist als touristisches Ziel im Landkreis Düren wettbewerbsfähig zu machen und zu profilieren, und zwar:
- durch Authentizität und prägende Elemente aus den natürlichen, baukulturellen und
kulturellen Potentialen der Stadt und Region durch Verknüpfungen zwischen Stadt
und Zitadelle
- durch den Auf- und Ausbau der touristischen Infrastruktur und Attraktionen
- durch branchenübergreifende Kooperation aller am Tourismus beteiligten Akteure
Dem Touristen sollte ein reichhaltiges aber sorgfältig ausgewähltes „Sortiment“ angeboten
werden können, welches jeglichen Interessensbereich abzudecken vermag. Der Schwerpunkt muss eindeutig auf den Tages- oder auch Kurzzeitreisenden gelegt werden. Es sollte
das Ziel sein die bestehenden Besonderheiten weiter heraus zu kristallisieren sowie sinnvoll
und unverwechselbar einzusetzen.
Kultur
Die Sicherung und Erweiterung der kulturellen Infrastruktur der Stadt bildet einen wichtigen
Schwerpunkt der Stadtentwicklung. Die Weiterentwicklung der kulturellen Struktur der Stadt
beeinflusst als sogenannter „weicher Standortfaktor“ sowohl Standortentscheidungen von
Unternehmen, als auch die Zuzugsentscheidungen von qualifizierten jungen Arbeitskräften
mit einem hohen Anspruch an Freizeitgestaltung.
47
Jülich bietet für seine Bewohner und für Gäste aus der Region ein breites Angebot an Veranstaltungen und kulturellen Ereignissen. Dazu zählen: Stadtfeste mit verkaufsoffenem
Sonntag, Kirmessen, Brauchtumsfeste, Kunsthandwerkerinnenmarkt, Weihnachtsmarkt, Kinderkultursommer, Flammenzauber und Asien-Festival. Ferner finden regelmäßig Ausstellungen, Konzerte sowie Kino- und Theatervorführungen statt. Wichtige Akteure im Jülicher Kulturleben sind der Verein Kultur im Bahnhof, das Museum Zitadelle, das Kulturbüro, der Jazzclub, der Verein Jülicher Schlosskonzerte, der Verein Bühne 80, der Kunstverein und die Vielzahl an Brauchtumsvereinen. Die zahlreichen Kultur- und Brauchtumsvereine sowohl in der
Kernstadt als auch den Ortsteilen sind wichtige Elemente für das kulturelle Leben in der Stadt.
Im Jahr 2012 lud der Seniorenbeirat zum vierten mal zur Akademie 60+ „Altern mit Kultur“
ein. Kunstinteressierte Seniorinnen und Senioren gehen dabei auf Spurensuche nach regionalen Arbeiten und treten in Dialog mit den Kunstschaffenden.
Die Vocalwerksta(d)tt Jülich richtet sich seit Herbst 2012 mit dem Projekt „Singen ist klasse“
an alle musikinteressierten Menschen in der Region. Es ist auf die Dauer von drei Jahren
angelegt und soll bei einer erwarteten erfolgreichen Entwicklung in eine auf Dauer eingerichtete Jülicher Singschule überführen. Die Singschule versteht sich als integrative Institution
musikalischer Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit im kommunalen Raum. Sie will sich
mit ihrer Vokalarbeit auf Dauer zu einem Netzwerk für alle musikinteressierten Menschen der
Region entwickeln, um so städtischen, kirchlichen und auch freien Trägern und Kooperationspartnern ein sehr vielfältiges musikalisches Spektrum zu eröffnen.
Jülich war eine von zehn nordrhein-westfälischen Städten, die 2011 für ihr Konzept zur Stärkung der kulturellen Bildung ausgezeichnet wurde. Mit den Programmen „Kulturstrolche“,
„Kultur und Schule“ und dem Kinderkultursommer konnte das Jülicher Kulturbüro überzeugen.
Mit diesen Projekten ist es Jülich gelungen Kultureinrichtungen für Kinder und Jugendliche zu
öffnen. Das Kulturbüro dient in der Stadt als Koordinierungs- und Kontaktstelle für alle Akteure und Vorhaben im Bereich der kulturellen Bildung.
Jugendliche
Für Jugendliche stehen in Jülich drei innerstädtische und in den Dörfern weitere Treffs zur
Verfügung. Hier können die Jugendlichen ihre Freizeit mit Gleichaltrigen verbringen und ihren Hobbys nachgehen.
Das Jugendparlament (JuPaJü) der Stadt Jülich nimmt Interessen für Jugendliche wahr und
ermöglicht die Beteiligung Jugendlicher an Planungs- und Entscheidungsprozessen in Jülich.
Das JuPaJü initiiert Konzerte und Freizeitaktivitäten.
Der Kulturbahnhof (Kuba) fördert unter anderem als zentraler Anlaufpunkt die Begegnung von
Kindern und Jugendlichen. Hier treffen sich die Jugendlichen bei Partys, Konzerten und
Kleinkunst-Veranstaltungen.
Sport und Freizeit
Ein wichtiger Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge ist die entsprechende Planung, Bereitstellung und Finanzierung von Sportstätten. Jülich liegt mit seinen insgesamt 56 Vereinen,
etwa 11.300 Mitgliedern (bezogen auf 2011) und Sportfreianlagen in jedem Ortsteil über dem
48
Landesdurchschnitt und weist ein vielfältiges Sportangebot auf. Dies ist ein Indiz für die
sportfreundliche Politik der Stadt Jülich und wichtige Voraussetzung für ein an Aktivitäten
und Veranstaltungen reiches Sportleben. Die Jülicher können aus mehr als 25 Sportarten
wählen. Als größte Vereine sind der Jülicher Turnverein 1885 e.V. sowie die Betriebssportgemeinschaft des Forschungszentrums zu nennen. Mit der Erstellung eines Sportstättenentwicklungskonzeptes im Jahr 2011 und eines integrierten Bestandskatasters wurde ein wichtiger Schritt getan, um vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich verändernden Sportsystems dem Bedarf nach einer „zukunftorientierten sportpolitischen Steuerung“ zu entsprechen (siehe „Sportstättenentwicklungskonzept“). Als Information zum Jülicher Sport steht eine übersichtliche Darstellung aller Jülicher Sportvereine samt dem jeweiligen Leistungsspektrum auf den Internetseiten der Stadt Jülich zur Verfügung.
7.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Freizeit, Tourismus, Historie und
Kultur“
Stärken
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Brückenkopf-Park und Zitadelle als Hauptattraktionen der „historischen Festungsstadt“ Jülich
interessante 2.000-jährige Stadtgeschichte
(auch Stadtarchitektur), die sich noch im
Stadtbild ablesen lässt (2013: 775 Jahre
Stadtrechte)
weitläufiges und gut ausgebautes Radwegenetz, Etappenziel RurUfer-Radweg und Wasserburgen-Route
gute Ausschilderung der Attraktionen innerhalb der Stadt (Besucherlenkung)
Bördelandschaft und „Energieregion“
gute Naherholungsmöglichkeiten (Brückenkopf-Park, Sophienhöhe, Rurauen)
breites Sport- und Vereinsangebot (Freibad,
Bundesliga-Tischtennis; moderne Sportstätten
(Kunstrasenplätze)
großer Wohnmobilstellplatz am BrückenkopfPark
vielfältige Kulturangebote, Feste, Kunstausstellungen
Vielzahl an freien Kulturschaffenden, vielfältige Musikszene in Jülich (Bsp. NoiselessKonzerte)
eigenes Kulturmagazin („Herzog“)
Vielzahl an Festen in den Stadtteilen, gelebte
Brauchtumspflege
Jugendheim und Jugendtreffs als Treffpunkt
für Jugendliche
Kinderkultursommer
Jülich ist Geburtsort von Johann Wilhelm
Schwächen
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•
vorhandenes touristisches Potential wird nicht
erkannt und zu genüge ausgeschöpft
Hotelangebot und -nachfrage liegen zum Teil
weit unter regionalen und deutschen Vergleichswerten. Mangel an hochwertiger Gastronomie und Hotellerie
eingeschränkte Attraktivität Jülichs für Kurzund Wochenendurlauber
kaum Angebote zur Durchführung von Tagungen und Seminaren
mangelnde Aufenthaltsqualität auf dem
Marktplatz, zu wenig Gastronomie am Marktplatz
fehlende Touristinformation
fehlende marketingstrukturelle Kooperationsformen mit anderen Tourismusstellen
bisher unzulängliches Marketing für Stadt und
Zitadelle
bestehendes Hallenbad nicht mehr zeitgemäß
kein touristisches Profil und Image
wenig studenten- und jugendorientierte Kulturund Freizeitangebote (vor allem Kino und Disco), daher versprüht Jülich kein jugendliches/studentisches Flair
49
•
Schirmer, Schirmerausstellung im Museum
weitere Jülicher Persönlichkeiten: Christina
von Stommeln, Jan v. Werth, Peter Grünberg
Chancen
•
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•
Bau des Jugendgästehauses – neue Gästegruppen und zusätzlich bis zu 20.000 Übernachtungen/Jahr
Gäste- und Tagungshaus Franz von SalesHof als neuer Tagungsort
großes Nachfragepotential im Bereich Tagungen und Seminare
der Städtetourismus zählt seit einigen Jahren
zu den dynamischsten Segmenten des Tourismussektors und trägt in vielen Städten zunehmend zum wirtschaftlichen Wachstum bei
auf spezifische Stärken besinnen, mehr Authentisches ins Spiel bringen (Aspekte aus
der eigenen Geschichte, Kultur etc.) - dadurch
entsteht unverwechselbares Profil (USP)
die Vielfalt des Angebots erweitern, und eine
möglichst große Bandbreite an Zielgruppen
ansprechen
Innovationsregion Rheinisches Revier und
indeland als Chance einer breiteren touristischen Vermarktung
stärkere touristische Nutzung der vorhandenen hochwertigen Veranstaltungen
Touristinformation als zentrale Anlaufstelle für
Besucher
Ansiedlung der Stelle „Kultur“ innerhalb der
Verwaltung
Via Belgica, Einrichtung eines Dokumentationszentrums
Risiken
•
•
•
•
steigende Erlebnis- und Qualitätsansprüche
der Gäste stehen in einigen Segmenten keine
entsprechenden Angebote gegenüber
Konkurrenz anderer touristischer Destinationen
mangelnde Investitionsbereitschaft
finanzielle Mittel für Kultur werden knapper
7.2 Entwicklungsperspektiven
-
der Bekanntheitsgrad und die Anziehungskraft der Stadt sollen erhöht werden
Ausbau und Kommunikation der touristischen Potentiale
Steigerung der Ankünfte und Übernachtungen auswärtiger Gäste - grundlegendes Ziel
ist die Steigerung des Tourismusgeschehens in Jülich.
durch ein effektives Tourismusmarketing soll Jülich als lohnendes Tagesausflugsziel
im Kreis Düren positioniert werden
Unterkunftsqualität und gastronomisches Angebot verbessern
Außendarstellung verbessern
Intensivierung der touristischen Vermarktung
Einrichtung einer Touristinformation
Historie erleben
Verbesserung der internen und externen Kommunikation
Verbesserung der graphischen Darstellungen: Radfahr- und Wanderpläne, Infotafeln
50
-
-
Konzentration auf thematische Schwerpunkte
o Zitadelle und Brückenkopf – Festungsstadt Jülich
o Natur und Erholung im Brückenkopf-Park
o Kulturelle Veranstaltungen (Kunsthandwerkerinnenmarkt)
o Radtourismus (RurUfer-Radweg, Wasserburgenroute, indeland-Radrouten)
Erhalt, Pflege und Erweiterung von Kultureinrichtungen und Kulturstätten (Stadthalle,
Stadtbücherei, Museum, Stadtarchiv usw.)
Sicherung und Ausbau von Kulturveranstaltungen und kulturellen Projekten (Musik,
Theater, Ausstellungen)
Förderung der interkulturellen Begegnung
7.3 Maßnahmen im Bereich „Freizeit, Tourismus und Kultur“
Nr.
Ziel
1
Verbesserung Zusammenarbeit (Innenmarketing)
2
Informationen
3
Sicherung der Qualität von Stadtführungen
Weiterentwicklung
Kulturangebote, Ausbau Kulturvermittlung
und Kulturmarketing
4
5
Tourismusmarketing
und Gästeservice
verbessern
Maßnahme
Kontaktaufnahme zu Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben,
Intensivierung der Information
(Newsletter per Mail etc.), Einbindung der Leistungsträger in den
touristischen Entwicklungsprozess
Infobroschüren, Stadtpläne an
mehreren Stellen in der Stadt auslegen (Gastronomie, Forschungszentrum, Tankstellen, Rathaus,
Geschäfte)
Akquise, Ausbildung und Qualifizierung (Schulungen) von Gästeführern
Einrichtung der Stelle „Kultur“ in der
Verwaltung, Entwicklung eines
Kulturmarketingkonzeptes, Initiierung neuer Kulturangebote für Kinder und Jugendliche; Teilnahme an
Landesprojekten wie Kulturstrolche
und Kultur und Schule, Projekt
Kulturrucksack; Herausgabe und
Pflege des OnlineVeranstaltungskalenders
Einrichten einer eigenständigen
Touristinformation (Kiosk Schlossplatz)
Aufgabenfelder:
- Betreuung der örtlichen Leistungsträger
- Gästebetreuung vor Ort
- Verkauf Souvenirs, Karten
- Buchungs- und Informationsservice
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
Stadtmarketing, tourist.
Leistungsträger
Stadtmarketing
Stadtmarketing, Museum,
Förderverein Zitadelle,
VHS, Geschichtsverein
Kulturbüro
Stadtmarketing
51
6
7
Touristische Angebots- und Infrastruktur
verbessern
Ausbau der Freizeitund Tourismusangebote
8
Tourismusmarketing
und Kommunikation
stärken
9
Verbesserung der
Information
10 Image, Information
11 Kommunikation nach
außen verbessern
12 Entwicklung touristischer Produkte
13 Qualitative Verbesserung des Unterkunftsangebotes
14 Innenmarketing, Förderung der Gastronomie
Hinweis auf Einkehrmöglichkeiten
entlang des RurUfer-Radweges
(Aufstellung von Schildern)
Geführte Themenwanderungen
und Radtouren für Jülicher und
Gäste
Entwicklung neuer Stadtführungen
Entwicklung neuer Themenrouten unter Einbeziehung der
Stadtteile
Kinderstadtführungen
Einbeziehung der Gastronomiebetriebe (z. B. Stadtführung mit
Einkehr in einem Café)
regelmäßige öffentliche geführte
Radtouren (einmal/Monat), in
Kooperation mit Radsportvereinen
Prüfung Radwegeverbindungen
Stadtteile-Stadt
Erstellung und Kommunikation
(Print, Internet) von Angebotsbzw. Servicepaketen für Touristen
(Einzelgäste und Gruppen), Tagesprogramme für Gruppen, Entwicklung eines „Salesguide“ für
Gruppen- und Bustouristik
Zusammenstellung von „Gastgebermappen“ für Hotels und Ferienwohnungen, Auslage im Betrieb zur Information der Gäste
Neubürgerstadtführung, zweimal
jährlich (Frühjahr und Herbst)
Direkt-Mailing an Busunternehmer, Kunst- und Kulturvereine,
Geschichtsvereine
Entwickeln und Anbieten von Tagesarrangements für Gruppen und
Individualgäste
Information der Betriebe über Möglichkeiten der Klassifizierung (DEHOGA, DTV, ADFC bett & bike,
ServiceQualität Deutschland)
Informationsveranstaltungen und
Pressearbeit zur Motivation und
Information der Übernachtungsanbieter
Einrichtung eines Gastronomiestammtisches zwecks Erfahrungsaustausch und Abstimmung
Stadtmarketing e.V.,
Gastronomie, Dez. III
Stadtmarketing,
Radsportclubs, Eifelverein, Museum, Förderverein Festung Zitadelle,
Gastronomie, Geschichtsverein, Stadtmarketing e.V.
Stadtmarketing, touristische Leistungsträger
Stadtmarketing, touristische Leistungsträger
Stadtmarketing, Einwohnermeldeamt, Stadtführer
Stadtmarketing, Museum,
Geschichtsverein
Stadtmarketing, Brückenkopf-Park
Stadtmarketing, SEG
Stadtmarketing, Gastronomiebetriebe, Werbegemeinschaft
52
von Maßnahmen (z. B. Themenwochen)
15 Verbesserung FreiAufwertung des in die Jahre gezeitinfrastruktur
kommenen Hallenbades, alternativ
Neubau
16 Pflege der Radwege- Sauberhalten der Radwegebebeschilderung
schilderung (insb. Grünmetropole)
17 Weiterentwicklung von Förderung von Freizeit- und
Angeboten für JuKulturangeboten für Jugendliche,
gendliche
kooperative Entwicklung neuer
Angebote, Ausweitung / Entwicklung von (kulturspezifischen) Freizeit-, Kultur- und Vergnügungsangeboten für Jugendliche & Studierende
18 Förderung Radtouris- „Jülicher Fahrradtag“, Angebot
mus
einer geführten Radtour, Vorführungen auf dem Marktplatz (Einradfahren, Pedelecs....), Infostände
19 Informationen, VerAusarbeitung von „Informationslängerung der Aufent- Mappen“ und eines „Notfallkoffers“
haltsdauer
für Radfahrer und Touristen die in
gastronomischen Betrieben zur
Verfügung gestellt werden können,
Inhalt z. B. Informationen zu Fahrradhändlern, fahrradfreundlichen
Beherbergungsbetrieben, Unterstellmöglichkeiten, zum ÖPNV und
Ausflugszielen ab Jülich
20 Angebotserweiterung Thematische Kooperationen mit
den Nachbargemeinden) z. B. „Jahr
des Schirmer“, „Energieregion“
Stadtwerke, Verwaltung,
Kreis Düren
Kreis Düren
Verwaltung, Jugendparlament, Kirchen, Kulturbüro, Vereine
Stadtmarketing, ADFC,
Radsportclubs, Fahrradhändler
Stadtmarketing
Stadtmarketing, Museum,
indeland
7.4 Maßnahmen im Bereich „Historie“
Die Nutzung der Potentiale Jülichs aus der Geschichte, seiner Stadtstruktur als Idealstadt der
Renaissance und dem Ensemble seiner Großdenkmäler sollten verstärkt für das Außenmarketing
genutzt werden.
Jülich kann auf eine zweitausendjährige Geschichte zurückblicken. Für das heutige Stadtbild
von nachhaltiger Bedeutung waren die letzten gut 450 Jahre. In der Mitte des 16. Jahrhunderts
beschloss Herzog Wilhelm V. von Kleve-Jülich-Berg den Ausbau Jülichs zur idealen Stadt- und
Festungsanlage. Nach dem großen Stadtbrand von 1547 entstanden Stadt und Schloss in den
Formen der italienischen Hochrenaissance, geschützt von einer bastionierten Festung. In den
folgenden Jahrhunderten waren es vor allem die neuen Wälle und Bastionen, die das Erscheinungsbild der Stadt als europaweit bekannte Festungsstadt prägten.
Die Jülicher Zitadelle ist eine der am besten erhaltenen Festungen der Frühen Neuzeit. Sie
wird als herausragendes Baudenkmal wahrgenommen, jedoch könnte ihr Bekanntheitsgrad
noch gesteigert werden. Daher wird eine bessere touristische Vermarktung der Zitadelle empfohlen.
53
Nr.
Ziel
Maßnahme
1
Angebotserweiterung /
Erweiterung der Zielgruppen des Museums
2
Vermarktung / Koordination
3
Zitadellen-Rundweg
attraktiver gestalten,
zur Nutzung anregen
Bekanntheit Zitadelle
erhöhen, Belebung
Innenstadt, Treffpunkt
schaffen
Bekanntheit Zitadelle
erhöhen, neues Veranstaltungsformat
Schaffung neuer
Attraktionen/Veranstaltungen
Das bereits bestehende Angebot
an Stadtführungen thematisch weiter ausbauen und spezielle
Themenführungen anbieten und
Verknüpfungsmöglichkeiten dieser
mit Gastronomie etc. schaffen
(Baukastenprinzip)
Vertrieb des städtischen Repertoires an Führungen durch das
Stadtmarketing und später die Touristinformation, stärkere Bewerbung
der Stadtführungen
Ausbesserung und Pflege des Zitadellenrundweges, barrierefreie
Begehbarkeit ermöglichen
„Zitadelle Open-Air“, regelmäßige
Konzerte vor dem Schloss, gastronomische Angebote
4
5
6
7
Bekanntheitsgrad erhöhen
8
Häufigere Nutzung der
Schlosskapelle, Herausstellen von besonderen Veranstaltungsorten
Angebotserweiterung +
Netzwerkbildung/stärkung
9
10 Zitadelle verstärkt als
„Naherholungsziel“
nutzen
Priorität Zuständigkeit/Akteure
h m n
Stadtmarketing, Museum, hist. Vereine
Stadtmarketing, Museum
Tiefbauamt, Bauhof
Museum, hist. Vereine
In der Zitadelle wird gespielt, Aufbau mehrerer Spielstationen im
Innenhof, Betreuung durch Vereine
Jazz-Picknick vor dem Schloss,
(z. B. Sonntag von 11 bis 14 Uhr),
Decke und Imbiss werden selbst
mitgebracht, Aufstellen von Bierzeltgarnituren, zusätzlich wenige
Essen- und Getränkestände, z. B.
in Kombination mit verkaufsoffenem Sonntag
Einbindung der Zitadelle in städtische Events / touristische Angebote um die Zitadelle als das historische Bauwerk Jülichs noch stärker
zu etablieren
Vermarktung der Schlosskapelle
als besonderer Veranstaltungsort
intensivieren
Museum, diverse Vereine
statt Vergünstigungen bei dem
jeweils anderen, Einführung eines
Kombitickets BKP und Museum
Zitadelle
Aufstellen von Bänken im Zitadellengraben
Brückenkopf-Park, Museum, Stadtmarketing
Museum, Jazzclub Jülich
Stadtmarketing, Veranstalter
Museum
Bauverwaltungsamt,
Stadtmarketing
54
8. Soziales Umfeld und Gesundheit
VIII. Handlungsfeld: Soziales Umfeld und Gesundheit
Gute Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, vielfältige Angebote für Kinder und Jugendliche, Hilfen in schwierigen Lebenssituationen und ein intaktes soziales Umfeld sind die
Grundlagen für die hohe Lebensqualität in Jülich.
Im Lokalen Bündnis kinder- und familienfreundliches Jülich, das 1999 gegründet wurde, organisieren sich eine Vielzahl von Institutionen. Durch das Bündnis sollen erfolgreiche Kooperationsstrukturen weiter verbessert und ausgebaut werden. Das inhaltliche Spektrum reicht
von der Familienfreundlichkeit der Arbeitswelt, über Stadtentwicklung bis zu Erziehung und
Betreuung. Ein Ziel ist es, die Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und Familien weiter auszubauen. Eines der damals angestoßenen Aktivitäten ist das „Prädikat: familienfreundlich", bei dem Ansätze, Ideen und Projekte prämiert werden, die sich für ein kinder- und familienfreundliches Jülich und um ein besseres Miteinander der Generationen
bemühen,
Wohn- und Freizeitangebote für Senioren sind ein wichtiger Baustein zur Steigerung der Attraktivität und Lebensqualität. Das Altenheim St. Hildegard, die Seniorenwohnungen in der
Berliner Straße, die Seniorenwohnanlage an der Zitadelle, die Seniorenresidenz AlbertEduard-Schröder-Haus und das Leo-Martiné-Haus bieten den notwendigen Komfort für das
Wohnen im Alter. Vor allem in der Innenstadt besteht auf Grund der gesellschaftlichen Entwicklungen ein hoher Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. Viele Menschen möchten
jedoch trotz Krankheit und eingeschränkter Mobilität in ihrer gewohnten Umgebung leben.
Eine wichtige Aufgabe der zukünftigen Stadtentwicklung ist die vorhandene Bedarfslücke zu
schließen und ein selbständiges Wohnen im Alter zu untersützen.
Seniorinnen und Senioren, die im Alter aktiv bleiben wollen, finden in Jülich ein breites Angebot im kulturellen und geselligen Bereich. So hat die Stadt Jülich in den vergangenen Jahren die Projekte „Senioren ins Netz“ und „Senioren helfen Senioren“ erfolgreich entwickelt,
um Seniorinnen und Senioren Kompetenzen im Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechniken zu vermitteln oder durch handwerkliche Hilfen im Haushalt das Leben
etwas zu erleichtern. Der Seniorenbeirat vertritt die Interessen der älteren Bürger gegenüber
der Verwaltung, dem Rat und der Öffentlichkeit und hat u.a. den Seniorentag und den ehrenamtlichen Einkaufsdienst realisiert.
Im Juni 2012 erhielten die ersten ehrenamtlichen Demenzlotsen in Jülich ihre Zertifikate und
nahmen ihre Arbeit auf. Das Projekt „Demenzfreundliche Stadt Jülich“ hat landesweite Anerkennung gefunden und wurde mit einem Preis im Wettbewerb „Bürger.Leben.Kommune
2011“ ausgezeichnet.
Mehrere Auszeichnungen dokumentieren ebenfalls den Erfolg des DORV-Zentrums in Barmen, wie beispielsweise der Robert-Jungk-Reis (2005 und 2009), 365 Tage – Deutschland
Land der Ideen (2006) und Zuhause hat Zukunft (2010).
55
Auf dem Weg zur Inklusion
Ziel der Inklusion ist es, das gemeinsame Leben und Lernen von Menschen mit und ohne
Behinderungen als gesellschaftliche Normalform zu etablieren. Inklusion bedeutet die Umwelt und die Gesellschaft so zu gestalten, dass allen Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend Teilhabe möglich ist. Der seit 1982 bestehende Arbeitskreis für ein inklusives Jülich
bzw. früher der Arbeitskreis Integration setzt sich aus Vertretern von Selbsthilfegruppen, Behinderteneinrichtungen, Politik und Verwaltung zusammen und engagiert sich für die Belange von Menschen mit Handicaps. Im Rahmen der 2009 gestarteten Initiative „Menschen mit
Handicap – herzlich willkommen“ werden kulturelle und öffentliche Einrichtungen, Geschäfte,
Gaststätten und Praxen ausgezeichnet, die eine behindertengerechte Einrichtung sowie einen respektvollen und hilfsbereiten Umgang mit Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen bieten. Ziel dieser Aktion ist es das Bewusstsein der Bevölkerung für Menschen mit einem Handicap zu schärfen und mehr Rücksichtnahme zu entwickeln. Bisher
wurden mehr als 80 Einrichtungen ermittelt, die die Voraussetzungen für den Erhalt des Signets „Menschen mit Handicap – herzlich willkommen!" erfüllen.
Abb. 7: Signet „Menschen mit Handicap – herzlich willkommen!“
Quelle: Stadt Jülich
Die Jülicher zeichnen sich durch eine weltoffene Lebenseinstellung aus, die es Neubürgerinnen und Neubürgern leicht macht Anschluss zu finden und sich schnell mit Jülich zu identifizieren. In Jülich leben über 4.400 Menschen mit Migrationshintergrund aus über 100 Staaten. Etwa jeder siebte Jülicher hat damit eine Zuwanderungsgeschichte (Quelle: Demografieund Sozialbericht 2010). Viele Aktivitäten im Bereich „Interkultureller Austausch & Integration" wurden in Jülich bereits eingeführt, um eine Verbesserung der Teilhabe(chancen) von
Migranten zu ermöglichen, z. B. der Integrationsrat oder das Fest der Kulturen. Der Integrationsrat vertritt die Interessen der ausländischen Bevölkerung in Jülich und ist somit auch Bestandteil im Prozess der politischen Willensbildung. Außerdem berät der Integrationsrat den
Rat der Stadt Jülich und seine Gremien zu Angelegenheiten, Interessen und Problemen der
ausländischen Bevölkerung.
Die Migrantenselbstorganisationen wie beispielsweise der chinesische Kulturverein und der
tamilische Kunst- und Kulturverein engagieren sich für eine lebenswerte Stadt Jülich.
Das im zweijährigen Rhythmus auf dem Marktplatz stattfindende Fest der Kulturen zeichnet
sich aus durch ein buntes Miteinander freundlicher und kooperativer Menschen. 2013 findet
das Fest der Kulturen im September zum dritten Mal statt.
Der integrative Charakter von Sport ist bedeutsam: Sport trägt im großen Maße dazu bei,
dass sich Menschen unterschiedlichster Herkunft zumeist freundschaftlich und fair begeg56
nen. Im KOMM-IN Prozess mit dem Titel „Integration durch Sport“ wurden von der Stadtverwaltung und zahlreichen Kooperationspartnern verschiedene Handlungsansätze auf den
Weg gebracht, die zu einem langfristig angelegten, zielorientierten, strategischen Miteinander führen.
Medizinische Versorgung in Jülich
In Jülich steht mit dem St. Elisabeth Krankenhaus eine leistungsfähige Einrichtung zur medizinischen Versorgung zur Verfügung. Das Krankenhaus existiert bereits seit 1891 an seinem
Standort zwischen Neusser Straße und Kurfürstenstraße und ist ein Grundpfeiler in der medizinischen und pflegerischen Versorgung im Nordkreis Düren. Das Krankenhaus verfügt
über insgesamt 173 Planbetten in mehreren Fachabteilungen. Mit einem eigenen Notarztstandort nimmt das St. Elisabeth Krankenhaus am Rettungsdienst des Kreises Düren teil. Es
besteht zudem eine enge Kooperation mit dem Gesundheitsverbund Jülicher Land. Dieser
betreibt am Krankenhaus eine Notfallpraxis, die den Bürgern der Stadt Jülich und den umliegenden Gemeinden in Notfällen außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzte als Anlaufstelle zur Verfügung steht.
Der vom Amt für Familie, Generation und Integration herausgegebene Seniorenwegweiser
bietet eine Übersicht zu allen Angeboten für ältere Menschen und ein Ärzte- und Apothekenverzeichnis.
8.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Soziales Umfeld und Gesundheit“
Stärken
•
•
•
•
•
•
•
Offenheit und Toleranz der Jülicher Bürger
(auf Grund des Nebeneinanders vieler Nationalitäten)
aktive Integrationsarbeit (Integrationsrat, Fest
der Kulturen)
stabile, sozial ausgewogene Bevölkerung, bei
der die Mittelschicht dominiert
zahlreiche Senioren-Angebote (z. B. Senioren ins Netz)
hohes soziales Engagement bei Vereinen und
Institutionen (Ehrenamt)
Malteser-Krankenhaus und zahlreiche Fachärzte, insgesamt gute medizinische Versorgung
zahlreiche Vereine für verschiedenste Interessen
Chancen
•
•
•
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf durch Erweiterung der Kinderbetreuung
Familienfreundlichkeit als Standortfaktor ausbauen
gelungene Integration von Migranten bietet
gute gesellschaftliche und soziale Perspektiven
Schwächen
•
•
Trading down-Effekt im Nordviertel Jülichs
Bedarfsgerechte Mobilitätsangebote
Risiken
•
•
Internationalisierung: Integrationshemmnisse/-widerstände/-schwierigkeiten, Individualisierungstendenzen, Werte- und Traditionsverlust
Wegfall staatlicher Fördermittel
57
•
zunehmende Nachfrage nach Themen wie
Gesundheit & Prävention, Versorgung(seinrichtungen), Bildungs- & Engagementmöglichkeiten von Senioren
8.2 Entwicklungsperspektiven
-
vital und aktiv im Alter: Angebot für Senioren aufrechterhalten und weiter ausbauen
Schaffung einer (möglichst) barrierefreien Innenstadt
Integration ausländischer Mitbürger weiterhin stärken
Jülich bietet Lebensqualität und Zukunftschancen für alle Generationen
Steigerung der Familien-, Kinder- und Jugendfreundlichkeit und Schaffung bedarfsgerechter und passgenauer Versorgungsangebote
Sicherung und Erweiterung der vorhandenen Strukturen im Jugendbereich (Jugendparlament, offene und mobile Jugendarbeit)
Unterstützung von Unternehmen bei der Schaffung familienfreundlicher Strukturen
8.3 Maßnahmen im Bereich „Soziales Umfeld und Gesundheit“
Nr.
1
2
3
4
5
6
7
Ziel
Standortmarketing,
Informationsveranstaltung
Maßnahme
Einrichten eines Stadt-KennenlernTages /Führung durch Jülich (Anfrage ob Interesse bei Zugezogenen bei
der Anmeldung im Einwohnermeldeamt) = Integration der Neubürger
Förderung der
Ausrichtung integrativer Sporttage,
Sportvereine in ihrer Kooperationen zwischen Vereinen
integrativen Wirkung und integrativen Leistungserbringern
intensivieren
Vereinsarbeit förUnterstützung der Vereine
dern
Integration von
Förderung von MigrantenselbstorgaMenschen mit Zunisationen, gemeinsam mit Zugewanderungsgewanderten Begegnungsmöglichkeischichte
ten weiterentwickeln
Teilhabe älterer
Fortführung erfolgreicher SeniorenMenschen fördern
projekte, wie „Senioren ins Netz“ und
Senioren helfen Senioren“
Ehrenamtliche Serviceangebote werden bedarfsgerecht gefördert, weiterentwickelt und kommuniziert, Seniorensport fördern
Teilhabe älterer
Vorhandene Netzwerke und InitiatiMenschen fördern
ven mit Beteiligung von SeniorInnen
verstärkt auf Dienstleistungen und
Angebote (Wohnen, Versorgung,
Pflege) für SeniorInnen ausrichten;
Inklusion
Kampagne „Barrierefreies Jülich“ ist
fortzuführen
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
Stadtmarketing, Amt 56,
Einwohnermeldeamt
Vereine, Migrantenselbstorganisationen,
Amt 56
Verwaltung
Amt 56, Migrantenselbstorganisationen
Amt 56, Seniorenbeirat,
Ehrenamtler
Amt 56, Seniorenbeirat,
Ehrenamtler
Amt 56, Arbeitskreis für
ein inklusives Jülich
58
8
9
Unterstützung und
Begleitung betroffener Familien
Zusammenhalt der
Generationen stärken
10 Lange Selbständigkeit von älteren
Menschen
11 Zusammenhalt der
Generationen stärken
12 Anpassung und
Optimierung des
Pflegeangebotes
Fortführung der Initiative „Demenzfreundliche Stadt Jülich“
Amt 56
Kooperationen zwischen Seniorenwohnanlagen / Altenzentren und
Initiativen / Vereinen / Kindergärten /
weiterführenden Schulen initiieren
bzw. ausbauen und Öffentlichkeitsarbeit ausweiten.
Förderung nachbarschaftlicher Hilfsdienste
Amt 56, Seniorenbeirat,
Initiativen/Vereine, Jugendparlament
Einrichtung offener Tagestreffpunkte,
z. B. in Form von Mehrgenerationenhäusern oder Dorfzentren als Service- und Begegnungszentren im
Stadtteil. Überprüfung der Bedarfslage in den Jülicher Stadt- und Ortsteilen und Entwicklung entsprechender
Angebote in Kooperation mit potenziellen Anbietern.
Gesundheits- und Pflegesektor nachfrage- und bedarfsgerecht weiterentwickeln und ausweiten (Dienstleistungen und Unterstützungsangebote
für SeniorInnen)
Amt 56, Seniorenbeirat,
Freiwilligenvermittlung,
DORV-Zentrum
Ortsvorsteher, freie und
öffentliche Träger, Initiativen/Vereine, Amt 56
Kreis, freie und öffentliche Träger, Amt 56
59
9. Klimaschutz, Energie und Umwelt
IX. Handlungsfeld: Klimaschutz, Energie und Umwelt
Aufgrund der zunehmenden Folgen des Klimawandels ist auch die Stadt Jülich gehalten,
sich intensiver mit dieser Problematik auseinander zu setzen. Hierbei sind nicht nur Maßnahmen zur Bekämpfung der Symptome erforderlich, sondern auch Anpassungsmaßnahmen insbesondere im Bereich der CO2-Reduzierung unumgänglich. Bereits 1995 trat die
Stadt einem Klimabündnis bei, das sich primär die Reduktion der CO2-Emissionen zum Ziel
gemacht hat. Mit dem Beitritt hat sich die Stadt Jülich dem Ziel verpflichtet, alle fünf Jahre
10 % des CO2-Verbrauchs einzusparen. Somit beschäftigt sich die Stadt seit den 1990er
Jahren mit den Möglichkeiten des Klimaschutzes und bindet die Thematik in verschiedenen
Handlungsfeldern mit ein.
Neben kleineren Projekten in der Vergangenheit wurden so zum Beispiel zwischen 2005 und
2010 10 Mio. Euro in die energetische Sanierung der Schulen investiert. Durch die Sanierung
von Sanitärräumen, die Fassadendämmung mit einem Wärmeverbundsystem, die Modernisierung von Heizungs- und Lüftungsanlagen sowie durch neue Fenster- und Beleuchtungssysteme konnte in fünf Jahren der Wasser-, Strom- und Gasverbrauch an Schulen um 35 - 65
% reduziert werden. Weitere 22 Mio. Euro flossen und fließen noch in die umfangreiche energetische Sanierung der Katholischen Grundschule und des Schulzentrums.
Weiteren Maßnahmen der Stadt waren 2011 die Umstellung der Stromversorgung auf ÖkoStrom sowie die Kooperation mit RWE beim Klimaschutzpreis. Dieser wurde Bürgerinnen und
Bürgern, Vereinen und Unternehmen verliehen die sich bewusst mit dem Thema Klimaschutz
auseinandergesetzt und ihre Ideen in Projekten umgesetzt hatten.
Seit 2011 unterstützt die SEG das Projekt „Ökoprofit“ und bindet damit die Wirtschaft in den
Bereich Klimaschutz eingebunden. Unter Ökoprofit ist die Idee zu verstehen, umweltrelevante
und ressourcenschonende Maßnahmen im Betrieb umzusetzen und dabei gleichzeitig messbar die Kosten zu senken.
Im Januar 2013 startete das Projekt „aktiv fürs Klima in Jülich“, das dazu beiträgt den CO2Ausstoß an Schulen und in Kitas zu senken. 16 Schulen und Kitas werden sich innerhalb der
nächsten drei Jahre an Klima- und Ressourcenschutzmaßnahmen beteiligen, um Energiekosten einzusparen und den weiteren CO2-Ausstoß durch ein verändertes Nutzerverhalten zu
reduzieren. Über ein neu eingeführtes Bonus-System werden die erzielten Einsparungen und
das Klimaschutzengagement aller teilnehmenden Schulen und Kitas honoriert. Nach dem
„fifty-fifty“ Modell erhalten die Bildungseinrichtungen 25% der eingesparten Kosten zu ihrer
freien Verfügung.
60
Abb. 8: Signet „Aktiv fürs Klima“
Quelle: Stadt Jülich
Aber auch weitere bauliche Maßnahmen sollen in naher Zukunft umgesetzt werden. In 18
Straßenzügen im Stadtgebiet von Jülich werden 216 HQL-Leuchten durch LED-Leuchten ersetzt. Diese Umstellung bewirkt eine Reduzierung des CO² Ausstoßes von 60 %.
Der städtischen Verwaltung obliegt im Klimaschutz einer Vorbildfunktion und sie ist auf dem
Weg diese zu erfüllen. Das vom Stadtrat Anfang 2011 beschlossene integrierte Klimaschutzkonzept wird bis November 2012 vorliegen. Es formuliert Klimaschutzziele und nennt realistische Maßnahmen, die von den Akteuren in der Stadt umgesetzt werden können. Damit
schafft das Klimaschutzkonzept die Grundlagen für eine ökologisch und ökonomisch ausgewogene und zukunftsweisende Klimaschutzpolitik in Jülich.
9.1 SWOT-Analyse zum Handlungsfeld „Klimaschutz, Energie und Umwelt“
Stärken
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Jülich ist Mitglied im Klimaschutzbündnis
Klimaschutzspezifische Institutionen und Unternehmen (know-how) in Jülich vorhanden
Einrichtung eines Klimabeirates zur Begleitung des integrierten Klimaschutzkonzeptes
Integriertes kommunales Klimaschutzkonzept
wird erstellt
naturwissenschaftliche Schwerpunkte in Kitas
und Schulen
Strom für öffentliche Gebäude 2011 auf Ökostrom umgestellt
Kitas uns Schulen energetisch in sehr gutem
Zustand
durch Projekt „Ökoprofit“ Einbindung der Wirtschaft
Versorgung des neuen Baugebietes „An der
Ölmühle“ mit einem Blockheizkraftwerk
Chancen
•
•
Einrichtung einer Schnittstelle / Klimaschutzmanager
Rücklagen für Photovoltaikanlagen vorhanden
Schwächen
•
•
•
•
•
•
•
städtische Bauten energetisch in veraltetem
Stand
keine direkte Zuständigkeit / Ansprechperson
in der Verwaltung
Interesse in der Öffentlichkeit eher gering
Unübersichtliches Beratungsangebot für
Bauherren und Vermieter
fehlende Sensibilisierung der Ämter (Bspw.:
Sozialamt – sozi. Wohnungsbau)
keine Übersicht über CO² oder Energieverbrauch der Stadt
keine Solarnutzung städtischer Flächen
Risiken
•
•
fehlende Zusagen für Fördergelder
geringe Reaktion der Öffentlichkeit auf Maßnahmen und Beratungsangebote
61
•
•
Klimaschutzkonzept für Jülich
Bürgerbeteiligungsmodelle
9.2 Entwicklungsperspektiven
Durch die Umsetzung von Leuchtturmprojekten und Anwendung hoher Klimaschutzstandards soll die Stadt Jülich Ihrer Vorbildrolle gerecht werden.
Ortsansässige Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger sollen über Öffentlichkeitsarbeit
und Beratung zum Klimaschutz motiviert und bei der Umsetzung von Maßnahmen durch
die Verwaltung aktiv unterstützt werden.
Durch gezielte Aufklärung und Vorbildcharakter der Stadt sollen Bürger und Bürgerinnen
sowie städtischen Mitarbeiter sensibilisiert werden und auf Missstände aufmerksam gemacht werden.
Das kommunale Klimaschutzkonzept soll Wege und Möglichkeiten zur Reduzierung des
Energieverbrauchs und von Treibhausgasen aufzeigen.
Durch den Aufbau von Strukturen und Netzwerken können Maßnahmen gezielter, konsequenter und schneller umgesetzt werden.
Durch den Ausbau erneuerbarer Energien können CO² Ausstöße und Umweltverschmutzung gemindert werden.
-
-
-
9.3 Maßnahmen im Bereich Klimaschutz, Energie und Umwelt
Nr.
Ziel
Maßnahme
1
Reduzierung des
CO²-Ausstoßes an
Schulen und Kitas
Reduzierung der
CO²-Emissionen bei
der Straßenbeleuchtung
Wege zur Reduzierung des Energievierbrauchs
Projekt: Aktiv fürs Klima in Jülich –
Kitas und Schulen sind dabei
Dezernat III, Dezernat V
Kitas & Schulen
Projekt: Sanierung der bestehenden Straßenbeleuchtung durch
Einsatz energieeffizienter LEDTechnik in 18 Straßen
Erstellung eines integrierten kommunalen Klimaschutzkonzeptes
(befindet sich im Aufbau, voraussichtlicher Abschluss Ende 2012)
Einstellung eines Klimaschutzmanagers bei der Stadt Jülich ab
2013
Dezernat III
2
3
4
6
5
7
Schaffung einer
Schnittstelle Energie, Umwelt und
Klimaschutz:
Klimaschutzmanager
Energieeinsparung, Bau eines Blockheizkraftwerks im
CO²-Reduktion
Neubaugebiet „An der Ölmühle“
Energieeinsparung
Erarbeitung eines Energiekonzeptes inkl. Berücksichtigung einer
Nahwärmeversorgung für das ehemalige FH-Gelände
Bau weiterer SolarÄnderung des B.-Plans zum Bau
türme
von zwei weiteren Türmen
Priorität
h m n
Zuständigkeit/Akteure
Dezernat III / Beratungsunternehmen
Dezernat III / Beratungsunternehmen
SWJ, SEG, Amt 61/60
SEG, SWJ
Dezernat III, DLR
62
Anlage
Stadt Jülich
Dezernat V/Stabsstelle Stadtmarketing
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
stadtmarketing@juelich.de
Tel. (0 24 61) 63-4 20
Entwurf Stand: November 2012
SEG Jülich mbH & Co. KG
Große Rurstraße 17
52428 Jülich
seg@juelich.de
Tel. (0 24 61) 63-4 33
III. Handlungsfeld: Einzelhandel und Nahversorgung
Nachfrageanalyse:
Grundlage für die Analyse des Nachfrageverhaltens sind Erhebungen des Stadtmarketing
Jülich e.V. sowie Daten der GfK Geomarketing GmbH.
In den Jahren 2002, 2006 und 2011 wurden durch Mitgliedsbetriebe des Stadtmarketingvereins eine Kundenherkunftserhebung durchgeführt. Das Ergebnis zeigte, dass der überwiegende Anteil der Kunden (2011: 21,5 %) aus Jülich kommt, außerdem aus Linnich (7,4 %),
Aldenhoven (7,0 %), Titz (6,7 %) und Niederzier (3,4 %). Der Anteil der Kunden aus der
Städteregion Aachen lag 2011 bei 2,4 %, aus dem Rhein-Erft-Kreis bei 1,2 % und aus dem
Kreis Heinsberg bei 1,1 %.
Quelle: Rechenschaftsbericht Stadtmarketing Jülich e.V. 2011
Kundeneinzugsgebiet der Jülicher Innenstadt
Dem näheren Einzugsgebiet werden Kommunen zugeordnet, die in direkter Nachbarschaft
zu Jülich liegen. Aus dem Kerneinzugsgebiet (Jülich und Stadtteile) stammen 21,5 % der
Jülicher Kunden und aus dem näheren Einzugsgebiet (Aldenhoven, Linnich, Titz und Niederzier) mit einem Kundenpotential von knapp 50.000 Einwohnern sind es 24,5 %.
1
Quelle: eigene Darstellung, Karte: http://wiki-de.genealogy.net/Kreis_D%C3%BCren
Die Einwohner der Stadtteile kaufen für den täglichen Bedarf hauptsächlich in Jülich ein. Nur
Merzenhausen ist in Richtung Aldenhoven orientiert. Lt. der Studie von Prof. Gramm hat die
Zahl derer, die hauptsächlich in der eigenen Stadt einkaufen in den vergangenen Jahren
jedoch abgenommen. Die Kernstadt hat zwischenzeitlich einen erheblichen Bedeutungsverlust als Haupteinkaufsziel für Lebensmittel erfahren. Im Schnitt sind es aktuell noch etwa
76 %, die die einschlägigen Jülicher Läden als erste Präferenz anführen. Häufig werden
Konkurrenzstandorte wie Aldenhoven, Titz oder Niederzier zum Einkaufen genutzt, da diese
Orte Kombinationskonzepte aus Vollsortimenter, Discounter und ergänzenden Angeboten
vorhalten.
Frequenzmessungen
Im Dezember 2011 wurde (wie auch in den Vorjahren) eine Passantenfrequenzmessung
durch den Stadtmarketingverein durchgeführt. Es wurden an einem Donnerstag und an einem Samstag an jeweils zehn Punkten die vorbeigehenden Besucher gezählt. Donnerstags
wurden zwischen 14.00 und 16.00 Uhr knapp 5.000 Passanten gezählt und samstags zwischen 10.00 und 12.00 Uhr etwa 9.700 Personen. Die erfassten Zahlen sind lt. der Statistik
des Stadtmarketingvereins leicht rückläufig.
Verkehrsmittelwahl
Eine Kundenbefragung des Stadtmarketing Jülich e.V. im Jahr 2007 zeigt bei der Frage „Wie
kommen Sie in der Regel nach Jülich“ im Ergebnis auf, dass über die Hälfte mit dem PKW in
die Stadt kommen, etwa 42 % mit dem Fahrrad oder zu Fuß und nur ca. 5% nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Bei der Frage nach fehlenden Angeboten in Jülich nannten die
Verbraucher am häufigsten ein großes Kaufhaus, ein Bekleidungsgeschäft für Jugendliche
und ein großer Elektronikfachmarkt.
Kaufkraftvolumen im Jahr 2011
Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft belief sich 2011 in Jülich auf 181,0 Millionen Euro. Differenziert nach Hauptwarengruppen entfallen
- auf Nahrungs- und Genussmittel
69,8 Mio. Euro (38,56 %)
- auf Nichtlebensmittel
111,2 Mio. Euro (61,44 %)
2
Quelle: IHK Aachen: Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung, 2012
Zentralitätskennziffer
Im gesamten Einzelhandel von Jülich wurde 2011 eine Bruttoumsatzleistung von 123,5 Mio.
Euro erzielt.
Als wichtige Orientierung für die Versorgungsbedeutung einer Stadt sowie für deren Entwicklungspotential dient die Zentralitätskennziffer. Zur Berechnung der Zentralität erfolgt eine
Gegenüberstellung von Kaufkraft und Umsatz. Dabei deuten Zentralitätswerte von über 100
einen Bedeutungsüberschuss (Zuflüsse aus dem Umland) und Werte unter 100 einen Kaufkraftabfluss an.
Für den Einzelhandel insgesamt beträgt die Zentralitätskennziffer
75,10. €
:
102,50 €
=
73,3
Umsatz in der Stadt Jülich/Einwohner
(Zentralität)
Kaufkraft je Einw.
Der Jülicher Einzelhandel hat somit kaum Ausstrahlungskraft über das Stadtgebiet hinaus.
Der Zentralitätswert ist für das Mittelzentrum Jülich als sehr schlecht zu werten.
Quelle: IHK Aachen: Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung, 2012
3
VII. Handlungsfeld: Freizeit, Tourismus, Historie und Kultur
Touristische Ausgangssituation – Entwicklung der touristischen Zahlen
Jahr
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
Geöffnete BeAuslasDurchschnittliche
herbergungs- Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
tungsgrad
Aufenthaltsdauer
betriebe
der Betten
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
5
142
6642
11783
1,8
24,4
5
142
6416
13399
2,1
25,9
5
142
6361
12491
2,0
24,1
5
142
6446
13523
2,1
26,0
5
142
6805
15008
2,2
28,9
5
143
7499
16720
2,2
32,8
5
139
5960
14743
2,5
29,1
5
139
7579
18100
2,4
35,4
6
184
7884
18858
2,4
28,3
6
196
10462
21632
2,1
29,5
7
207
9441
19035
2,0
25,3
7
209
8427
17469
2,1
25,0
6
189
9182
18591
2,0
29,0
5
159
9614
18134
1,9
31,4
5
159
9753
18393
1,9
31,0
5
160
9301
16820
1,8
28,7
5
160
8930
17480
2,0
30,8
4
133
6438
13025
2,0
26,5
5
144
8035
15947
2,0
30,3
5
144
7970
15960
2,0
32,9
5
144
7679
14670
1,9
28,0
5
143
6589
14070
2,1
27,0
5
143
6928
15792
2,3
30,3
5
143
6290
14649
2,3
32,4
5
143
7606
15396
2,0
29,0
5
146
6881
14906
2,2
28,3
5
146
7028
14487
2,1
27,9
4
Ankünfte und Übernachtungen in Jülich 1985 bis 2011
24000
22000
20000
18000
Anzahl
16000
14000
12000
10000
8000
6000
4000
2000
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
0
Jahr
Ankünfte
Übernachtungen
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2012
Höchststand bei den Übernachtungen war 2002 mit 21.632. Die durchschnittliche Anzahl
Übernachtungen liegt bei 15.966
Durchschnittliche Anzahl der Gästeankünfte: 7.709/Jahr
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 2,1 Tage
Touristische Zahlen im Vergleich
Ankünfte
Übernachtungen
VerändeVerände2005
2010
Veränderung rung in %
2005
2010
Veränderung rung in %
Jülich
5960,00
6416,00
456,00
7,65
14.743,00
13.399,00
-1.344,00
-9,12
LK Düren 114208,00 121206,00
6998,00
6,13
246.856,00
261.803,00
14.947,00
6,05
NRW
16.184.782 18.585.514
2.400.732
14,83 38.438.905,00 42.109.693,00 3.670.788,00
9,55
Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2012
Im Vergleich zum Land Nordrhein-Westfalen hat sich der Tourismus in Jülich deutlich
schlechter entwickelt. Während die Ankünfte in Nordrhein-Westfalen zwischen 2005 und
2010 um 14,83% stiegen und die Anzahl der Übernachtungen um 9,55%, stieg die Anzahl
der Ankünfte in Jülich nur um 7,65%, die Anzahl der Übernachtungen nahm um 9,12% ab.
Mit nur 5 Betrieben (mit über 9 Betten), insgesamt 142 Betten, einer vergleichsweise geringen durchschnittlichen Betriebsgröße und einer schwachen Auslastung (2008: 26%), fehlt es
insgesamt an einer Basis für den Übernachtungstourismus.
5